[Aus dem Bilderbuch des Wahnsinns #3 …]

Und wer Aktien besitzt, der erlebt Aufregung und möglichen Schrecken beim Börsenbericht oder beim Lesen der täglich ins Haus flatternden Tabelle.

Screenshot vom 02.06.2025 [https://www.wiwo.de/finanzen/geldanlage/vermoegen-sichern-so-schuetzen-sie-ihre-ersparnisse-und-ihr-depot-im-fall-eines-kriegs/100120813.html]

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“ …Welches sind die Bedingungen dafür, gerade einen bestimmten Aspekt zu sehen? … Interessant ist […], dass wir durchaus zum Fällen verschiedener Urteile berechtigt sind. Und zwar ohne „einen Denk- oder Beobachtungsfehler“ zu machen. …“ | Aus: „Über „Aspektsehen“ und dessen enge Verwandtschaft mit dem „Erleben der Bedeutung eines Wortes““ Marc Müller, Berlin, Germany | https://wab.uib.no/agora/tools/alws/collection-6-issue-1-article-34.annotate

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“ … „Der Ausdruck eines Aspektwechsels ist Ausdruck einer neuen Wahrnehmung und zugleich der Unveränderlichkeit der Wahrnehmung.“ … Die Kriterien dafür, ob jemand die verschiedenen Aspekte eines Bildes tatsächlich wahrnimmt, basieren auf dem, was Wittgenstein “fine shades of behaviour.” nennt. Diese Feinheiten drücken eine Vertrautheit aus, die nicht nur aus dem Verständnis entsteht, dass das Bild für mehrere Dinge verwendet werden kann, sondern auch daraus, es tatsächlich als das eine und dann als das andere zu sehen. …“ | From „Aspect Perception and Understanding the Meaning of Words in Wittgenstein’s Philosophical Investigations“ (L. Davies · 2011) | Source: https://journals.uvic.ca/index.php/sophia/article/view/10711/2882

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“ … Aspektblindheit ist ein Zustand, den Wittgenstein postuliert, um einen Kontrast zur Erfahrung von Aspektwechseln zu schaffen. … Im wahrsten Sinne des Wortes raubt die Aspektblindheit den Betroffenen die Fähigkeit, das Unheimliche des Alltäglichen wahrzunehmen …“ | From: „Chapter 5 Aspect-Blindness in Religion, Philosophy, and Law: The Force of Wittgensteinian Reading“ Christopher C. Robinson (2022) | Source: https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9780748642137-007/html

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Kontext (Aspekt) #1

“ … Wir leben in einer Welt der Widersprüche, die immer größer werden. … Durch meine letzte Ukraine-Reise wurde mir wieder sehr bewusst, dass wir zwei Flugstunden von Berlin einen Krieg haben … Ich habe ein bisschen den Glauben an die Menschheit verloren durch das, was ich alles gesehen und erlebt habe. Wir werden, glaube ich, an unserer eigenen Dummheit vergehen. Weil wir nur uns selbst sehen. …“ | Aus: „ProSieben-Reporter Thilo Mischke im Gespräch: „Wir werden an Dummheit vergehen““ Tatjana Kerschbaumer (25.01.2021) | Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/prosieben-reporter-thilo-mischke-im-gespraech-wir-werden-an-dummheit-vergehen/26850276.html

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Kontext (Aspekt) #2

“ … Wahnhaft sind Menschen nicht nur wegen organischer Schäden, sondern auch wegen Einengung ihres Werthorizontes, wenn sie hartnäckig die höheren Werte ausblenden und sich nur auf niedere Werte fixieren. Spinoza (1633-1677) nennt in seiner „Ethik“ (1678) auch solche Menschen „wahnsinnig“, die ihren dürftigen Leidenschaften ausgeliefert sind: „… Wenn der Habsüchtige an nichts anderes denkt als an Gewinn oder Geld, der Ehrgeizige an Ruhm usw., so werden diese nicht für wahnsinnig gehalten, da sie … eher für hassenswert gelten. In Wahrheit aber sind Habsucht, Ehrgeiz usw. Arten des Wahnsinns, mögen sie auch nicht zu den Krankheiten gezählt werden“. … “ | Aus: „Geld, Macht und die menschliche Psyche“ – Ringvorlesung Energie – Umwelt – Gesellschaft; Referent: Dr. med. et phil. Gerhard Danzer, Privatdozent f. Psychosomatik u. medizinische Anthropologie, Charité, Humboldt-Universität Berlin (2002-12-04)

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Kontext (Aspekt) #3

“ … die britische Premierministerin Margaret Thatcher [prägte 1987 den Satz] …: „There’s no such thing as society“, also: So etwas wie Gesellschaft gibt es nicht, oder einfacher: Jeder ist sich selbst der Nächste. Was wir heute erleben, lässt sich durchaus lesen als die Prägung, die diese Ideologie im „Gesellschaftscharakter“ vieler Menschen hinterlassen hat. …“ | Aus: „Kapitalismus: Der geformte Mensch“ Stephan Hebel ( 21. Oktober 2016)

Kontext (Aspekt) #4

“ … Weder eine andere Politik noch eine andere Wirtschaft ist möglich ohne eine andere Subjektivität, ein anderes Selbstverständnis. Der Kapitalismus dauert an, weil er ein mentaler Zustand ist. …“ | Aus: „Die Zurichtung des Homo Oeconomicus“ le Bohémien (Walter Beutler, 30. April 2013) | Quelle: http://le-bohemien.net/2013/04/30/die-zurichtung-des-menschen-durch-den-neoliberalismus/

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Kontext (Aspekt) #5

“ … Symbolische Universen werden geschaffen, um die geschaffene institutionelle Struktur zu legitimieren. Symbolische Universen sind eine Reihe von Überzeugungen, die „jeder kennt“, und zielen darauf ab, die institutionalisierte Struktur für den Einzelnen plausibel und akzeptabel zu machen – der sonst die zugrunde liegende Logik der Institution möglicherweise nicht verstehen oder ihr nicht zustimmen würde. Als ideologisches System bringt das symbolische Universum „alles an seinen richtigen Platz“. Es liefert Erklärungen dafür, warum wir Dinge so tun, wie wir es tun. …“ | Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/The_Social_Construction_of_Reality (11 October 2016)

Kontext (Aspekt) #6


“ … Versuchen Sie mal in sich als aufgeklärt begreifenden ökonomischen Milieus zu sagen, Leute, ihr glaubt so an die „Invisible hand“ (an die „unsichtbare Hand des Marktes“) wie religiöse Leute an die Hand Gottes glauben. Ihr seid die letzten Theologen und die letzten religiösen Fundamentalisten in der wissenschaftlichen Sphäre, dann werden sie nicht auf viel Sympathie treffen. Aber genauso ist das Wort gemeint, das die ökonomische Aufklärung weit hinter der theologischen Aufklärung her ist. Man kann drauf verzichten, auf den lieben Gott zu setzen und an ihn zu glauben. Wer aber nicht an die „Invisible hand des Marktes“ glaubt, der wird keinen Lehrstuhl in der VWL oder in der BWL bekommen. …“ | Aus: „Die Irrationalität in der Ökonomie: „Wir haben ein sexualisiertes, ein gläubiges Verhältnis zum Geld““ Jochen Hörisch im Gespräch mit Christian Rabhansl (20.01.2018) | Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-irrationalitaet-in-der-oekonomie-wir-haben-ein.1270.de.html?dram:article_id=408796

Kontext (Aspekt) #7

“ … Und wer Aktien besitzt, der erlebt Aufregung und möglichen Schrecken beim Börsenbericht oder beim Lesen der täglich ins Haus flatternden Tabelle. … Zynismus: Für viele ist er bereits eine letzte Zuflucht geworden, als die bitterste Variante der Abkehr vom politischen Interesse. … “ | Aus „Die täglichen Schrecken des Weltgeschehens – Wie lässt sich die tägliche Text- und Bilderflut verarbeiten?“ Tilmann Moser (2014) | Quelle: https://www.tilmannmoser.de/site/neue_texte/die-taeglichen-schrecken-des-weltgeschehens.html

(usw.)

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