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Marker Italiens: “ … die Semantik von ‚Klischee‘ ähnlich wie jene von ‚Stereotyp‘ [umfasst] das Moment des Visuellen: Zunächst handelt es sich um eine Bezeichnung für einen „vorgefertigte[n] Druckstock für Abbildungen“, die im landläufig verbreiteten, übertragenen und pejorativen [abwertenden] Sinn benutzt wird für „vorgeprägte Wendungen, abgegriffene, durch allzu häufigen Gebrauch verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden“. … Wir alle sind sofort „im Bilde“, wenn wir eine Gondel und eine Karnevalsmaske oder das Kolosseum und eine rote Vespa sehen. …“ | Marita Liebermann – Ikonen und Klischees (Veröffentlicht von De Gruyter 14. November 2023) | https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/qufiab-2023-0005/html
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„Josephine Baker – Klischee und Ikone“ (Sa 20.01.2024): “ … Jean-Ulrick Désert, Künstler: „Es ist Josephine Baker – und gleichzeitig es ist nicht Josefine Baker. Man könnte sagen, es ist eine Göttin – eben eine schwarze Madonna“ – Josefine Baker kämpft im französischen Widerstand. Dafür wird sie von Charles de Gaulle geehrt. Als Zeichen des Friedens adoptiert sie 12 Kinder. Sie wird zu einer Ikone der Menschlichkeit – darauf bezieht sich Jean Ulrick Désert. …“ | https://www.rbb-online.de/rbbkultur-magazin/archiv/20240120_1830/baker-josephine-ausstellung-berlin-kuenstlerin-taenzerin-ikone-neue-nationalgalerie.html
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“ … In den Cypress Studios, so heißt die Filmsociété, floppt der aktuelle, mit einer rothaarigen schwarzen Schauspielerin besetzte Meerjungfrauenfilm. Die Hauptdarstellerin Sal O’Myé vulgo Salome (Safira Robens) soll die Twitter-Massen mit einer Gegenkampagne beschwichtigen: schnell für Instagram posen mit einem rothaarigen, aber weißen Typen. Dieser heißt, frei nach Nestroy, Titus Fox (Moses Leo) und ist gar nicht weiß, sondern „whitefaced“ und der Neffe des Produzenten CC (anspielend auf das Theaterimperium des Nestroy-Zeitgenossen Carl Carl), gespielt von Ernest Allan Hausmann. … Titus wiederum will einen Film über Rassismus drehen, aber nur mit Weißen (deshalb Whitefacing), was der exaltierten Managerin Ignatia von Cypressenburg (Zeynep Buyraç) nicht gewinnbringend erscheint. Im Hintergrund agiert das Cypressenburger Filmorchester in Gestalt einer Pianistin (Ming), die sich immer wieder aus dem Kostümfundus für „Asian Characters“ bedient. Die Inszenierung stellt diverse rassistische Muster aus und übersteigert sie ins Absurde. …“ | Aus: „Uraufführung: Kulturelle Aneignung in Nestroys Filmstudios“ In „Cypressenburg“ im Burgtheater-Kasino macht Isabelle Redfern aus der Posse „Talisman“ eine didaktische Diskriminierungsgroteske | Margarete Affenzeller (14. April 2024) | https://www.derstandard.at/story/3000000215787/kulturelle-aneignung-in-nestroys-filmstudios
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“ … 1979 trug Bo Derek im Film 10 Zöpfe (Cornrows) mit eingeflochtenen Muscheln. Die Frisur wurde als modern wahrgenommen und dadurch populär. Noch Jahre später bezeichnete Kim Kardashian ihre geflochtenen Haare als Bo-Derek-Braids, da sie durch die blonde weiße Schauspielerin berühmt gemacht worden seien. Tatsächlich wurden sie so schon seit Jahrhunderten vom Volk der Fulbe in der Sahelzone Afrikas getragen. … [Elemente der ägyptischen Kultur wurden von der hellenistischen Kultur angeeignet. Griechen ahmten im Athen der Perikleszeit den persischen Lebensstil nach.] … Die Literaturwissenschaftlerin Anja Hertz erkennt in der kulturellen Aneignung die Gefahr, Kultur zu sehr als etwas Einheitliches und klar Begrenztes zu sehen. Kultur sollte aber eher als etwas Dynamisches wahrgenommen werden. Die Vorstellung, Kultur als klar trennbar oder statisch zu sehen, würde der Argumentation rechter Bewegungen gleichen. Dort dürften verschiedene Kulturen koexistieren, sich aber nicht durchmischen. … “ | https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturelle_Aneignung
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„… Und wer will bestreiten, dass Menschen Kulturwesen seien, die in ihre Kultur ,verstrickt‘ sind, welche sie prägt und sie in vielfältiger Weise „unterschiedlich“ macht? Daran ist nichts auszusetzen, die Frage ist nur: Welche Geschichte, und welche Kultur? Historisches Denken und historische Forschung sind in dem Masse Produkte der Aufklärung, wie sie versuchen, Legenden von angeblichen „Ursprüngen“ und behauptete „Traditionen“ durch historisches Wissen zu ersetzen. Auf dieses kann man sich zweifellos beziehen – aber es bietet nicht mehr die tröstliche Gewissheit von Ursprungsmythen. Dasselbe gilt für die Kultur: Dass diese immer „ethnisch“ sei, kann mit guten Gründen bestritten werden. Denn Kultur entsteht, wie Generationen von Geisteswissenschaftlern gezeigt haben, durch Kontakt, Austausch und Überlagerung mit anderen „Kulturen“ (die ihrerseits nichts Stabiles sind) und verändert sich dabei ständig. …“ | Aus: „Der alte Hass auf die Aufklärung. Die Neue Rechte von Arnold Gehlen bis Botho Strauß“ Philipp Sarasin (2019) | Quelle: https://geschichtedergegenwart.ch/der-alte-hass-auf-die-aufklaerung-die-neue-rechte-von-arnold-gehlen-bis-botho-strauss/
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“ … „Narzissmus der kleinen Differenzen“ nannte Sigmund Freud in seiner Abhandlung Das Unbehagen in der Kultur (1930) „eine bequeme und relativ harmlose Befriedigung der Aggressionsneigung“. In allen menschlichen Gemeinschaften sei feindliche Missgunst unter ansonsten gleichgestellten Menschen nicht aufzuheben. Es erleichtere aber den gemeinschaftlichen Zusammenhalt, wenn die Aggression, statt nach innen, auf benachbarte, nahestehende Gemeinschaften gerichtet werde. In harmloser Form äußert sich der Narzissmus der kleinen Differenzen in Rivalitäten zwischen benachbarten Völkern (Portugiesen gegen Spanier), Regionen (Bayern gegen Preußen) oder Städten (Köln gegen Düsseldorf). …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Narzissmus_der_kleinen_Differenzen
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Wolfgang Schmidbauer (25. März 2024): “ … In der Studentenrevolte um 1968 haben die kommunistischen Gruppen – Maoisten, Leninisten, Stalinisten, Trotzkisten – einander weit mehr gehasst, als sie die Unpolitischen oder die Reaktionären gehasst haben. Das hängt mit Erwartungshaltungen zusammen. Menschen, die uns ähnlich sind, enttäuschen Erwartungen viel radikaler als Personen, die uns fernstehen und von denen wir „nichts Besonderes erwarten“. … „Es ist immer möglich, eine größere Menge von Menschen in Liebe aneinander zu binden, wenn nur andere für die Äußerung der Aggression übrigbleiben“, schreibt Sigmund Freud in seinem Essay „Das Unbehagen in der Kultur“. …“ | https://www.zeit.de/zeit-wissen/2024/02/narzissmus-unterschiede-sigmund-freud-aehnlichkeit-rivalitaet
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