[Wirklichkeitsbezug #28… ]

… Theorien sind … sind Ausdruck einer aneignend-deutenden und konstruktbildenden Tätigkeit endlicher Geister, ‚unseres‘ Geistes. … (Günter Abel)

»Die Gnomenwelt lacht uns eigentlich aus mit unserem würgenden, ringenden Verstande, mit dem wir so dies oder jenes manchmal erfassen, während die Gnomen gar nicht nachzudenken brauchen.« (Rudolf Steiner, 2. November 1923)

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… [wir sollten in der Lage sein] … zwischen einer zufälligen und einer notwendigen Unwissenheit eine scharfe und definitive Trennungslinie zu ziehen. …“ | Aus: Rogério Lopes „Naturalismus und Interpretationismus – Einige Bemerkungen zu Abels Interpretationsphilosophie“ (2018) | https://philarchive.org/archive/LOPNUI (pdf)

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„Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ (1960)
// https://de.wikipedia.org/wiki/Die_1000_Augen_des_Dr._Mabuse
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“ … Gert Fröbe spielt einen Kommissar, der nur an die Fakten glaubt, der Cornelius und seiner Wahrsagerei selbst dann nicht glaubt, wenn es keine andere Erklärung zu geben scheint. …“ | Quelle: http://www.eskalierende-traeume.de/100-deutsche-lieblingsfilme-57-die-1000-augen-des-dr-mabuse-1960/

“ … Überhaupt ist Mabuse die Verschwörungstheorie, auf die alles zutrifft. Mordanschläge, Verschwörungen, technischer Fortschritt, spiritistische Sitzungen, das Mystische wie das Weltliche bekommen durch ihn Sinn. …“ | http://www.eskalierende-traeume.de/100-deutsche-lieblingsfilme-57-die-1000-augen-des-dr-mabuse-1960/
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“ … Astronomen erwarteten für das Jahr 1169 den großen Crash, weil sich damals alle Planeten in einem einzigen Sternbild – der Waage – versammelten. … Ähnliches am 1. Februar 1524: An diesem Datum begegneten sich die Planeten Jupiter, Saturn und Mars im Sternbild der Fische – die Sintflut stehe bevor, hieß es. 20.000 Londoner sollen sicherheitshalber auf die umliegenden Hügel geflohen sein. …“ | Quelle: https://www.evangelisch.de/inhalte/1373/21-12-2012/knapp-daneben-endzeit-visionen-von-nostradamus-co

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“ … Oakland – Der Weltuntergang ist nicht verschoben, er fällt aus. Zu dieser späten Erkenntnis kommt der US-Prediger Harold Camping. Der 90-jährige Apokalyptiker aus Kalifornien hatte jahrzehntelang vor dem Jüngsten Gericht gewarnt – und dieses auch terminiert. Nun ruderte Camping zurück und gab sich prophezeiungsmüde: Er sehe keine neuen Hinweise auf ein baldiges Ende der Erdbevölkerung. Weiterhin würde er auch nicht mehr nach weiteren Zeichen für die Apokalypse Ausschau halten. Laut seiner ursprünglichen Berechnung sollte die Welt bereits 1988 ihren Betrieb einstellen. Als es in dem Jahr nicht zu der erwarteten Katastrophe kam, gab er den 21. Mai 2011 als neue Endzeit an. Da dieses Datum ebenfalls ohne Armageddon verstrich, folgte der 21. Oktober des vergangenen Jahres als Ausweichtermin. Auch dieser Tag ging ohne ernsthaften Weltuntergang über die Bühne. Campings treue Anhänger waren aufgrund der nicht eintreffenden Apokalypse am Boden zerstört. … Camping gestand auf seiner offiziellen Web-Seite ein, durch die Geschehnisse am 21. Mai Demut gelernt zu haben. „Wir müssen offen zugeben, dass wir keine neuen Hinweise auf das Ende der Welt haben“, teilte der 90-Jährige mit. Die von den Mayas für den 21. Dezember 2012 prophezeite Apokalypse ließ er unkommentiert. …“ | Aus: „Das Ende der Welt fällt aus“ (10.03.2012) | Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/untergangs-prophet-das-ende-der-welt-faellt-aus-a-820550.html // https://de.wikipedia.org/wiki/Harold_Camping

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“ … Prinzessin Märtha Louise heiratet [“ … Märtha Louise, Prinzessin von Norwegen (* 22. September 1971 in Oslo) ist eine Angehörige des norwegischen Königshauses und Geistheilerin. … Ihre Aktivitäten als Geistheilerin und Verwendung des Titels „Prinzessin“ in ihrer Geschäftstätigkeit wurden in Norwegen immer wieder kontrovers diskutiert. …“ | Quelle: Märtha Louise von Norwegen https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=M%C3%A4rtha_Louise_von_Norwegen&oldid=248260735 | (Datum des Abrufs: 1. Januar 2025, 23:52 UTC)] … Durek Verret ist, falls das jemand hier noch nicht wusste, hauptberuflich Schamane. Er scheint Antworten auf alle gesundheitlichen, spirituellen und sonstige Fragen zu haben. Gwyneth Paltrow soll Kundin bei ihm sein. … Interessierte Beobachter wissen natürlich, dass Märtha Louise bis vor ein paar Jahren eine Schule betrieb, wo man mit seinen eigenen Engeln in Kontakt kommen konnte. Dieses Projekt beendeten sie und ihre Geschäftspartnerin 2019, aber die spirituelle menschliche Reise bleibt Märtha Louises zentrales Thema. „Ich mag sie. Und wenn sie mit Engeln spricht – warum nicht“, sagt meine Freundin M. Dem Bräutigam misstraut sie allerdings eher. „Er behauptet, er könne Krebs und Corona heilen“, erklärt sie ihr Bauchgefühl. … “ | Aus: Anne Diekhoff Nordeuropa-Korrespondentin „Skandälchen um Gin und Esoterik“ (4.8.2024) | Quelle: https://taz.de/Norwegens-Prinzessin-im-Hochzeitsfieber/!6025005&s=Esoterik/



Elizabeth Teissier: “ … In Krisen sucht der Mensch nach dem Übernatürlichen. … Es gibt gerade eine große Zivilisationskrise, und ich glaube, dieser beengende Rationalismus wird explodieren. … Das Interesse an Astrologie steigt mit der Unsicherheit einer Gesellschaft. … Die Astrologie hat mich wirklich verführt. In meinem Horoskop habe ich alles wiedergefunden: Probleme, die ich mit meinem Vater hatte, und auch bestimmte Dinge, die mir widerfahren sind. Als ich 19 war, lebte ich hier in Genf. Zusammen mit einer Freundin hatte ich einen sehr schlimmen Autounfall. Wir haben uns überschlagen. Anhand meines Horoskops habe ich festgestellt, dass die Jungfrau von Orléans wie ich auch am 6. Januar geboren ist. Und dass sie mit 19 Jahren verbrannt wurde – wie auch ich mit 19 Jahren fast gestorben wäre. Ich war sechs Monate lang eingegipst. Da dachte ich: wie interessant! … Mitterrand hat mich auch um Rat gefragt, wann er andere Staatschefs anrufen oder treffen soll. Zum Beispiel George Bush, den amerikanischen Präsidenten. …“ | Aus: „“Mitterrand wollte immer wissen: ‚Wann sterbe ich?'“ (1. Januar 2025) | Quelle: https://www.zeit.de/zeit-magazin/2025/01/elizabeth-teissier-astrologie-francois-mitterrand-praesidenten-genf // https://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_Teissier

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Hanussen (ein Film des ungarischen Filmregisseurs István Szabó aus dem Jahr 1988)… Gegen Ende des Ersten Weltkrieges erholt sich der Frontsoldat Klaus Schneider (Klaus Maria Brandauer) im Lazarett seines Mentors Dr. Bettelheim von einer Kopfverletzung. Er erkennt dabei seine Fähigkeit, den Willen anderer Leute zu beeinflussen und zukünftige Dinge zu erahnen. Unter dem Namen Erik Jan Hanussen tritt er zunächst in Wien und später in Berlin auf. Er bewegt sich fortan unter den „oberen Zehntausend“, ist aber noch vollkommen arglos, als er Adolf Hitler als nächsten Reichskanzler vorhersagt. Der erklärtermaßen unpolitische Hanussen gewinnt mehr und mehr an Berühmtheit, wird sich aber der Gefährlichkeit und der Verantwortung seiner Begabung zu langsam bewusst. So wird ihm seine Voraussage des Reichstagsbrandes zum Verhängnis [Als er den Reichstagsbrand voraussieht, wird er von den Nationalsozialisten zum Verräter erklärt, obwohl viele ihn für einen Nationalsozialisten gehalten haben, und in der Nacht vom 24. auf den 25. März 1933 von der SA ermordet, wozu wohl auch seine jüdische Herkunft beigetragen hat. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Hanussen_(1988) (22. Dezember 2022)] … | Quellen: https://www.cinema.de/film/hanussen,1294469.html | https://www.amazon.de/Hanussen-Blu-ray/dp/B0B3K74BC8

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Bild aus Hanussen (R: István Szabó: „Profeta“, 140 Minuten, Erscheinungsjahr 1988)

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“ … Erik Jan Hanussen, eigentlich Hermann Chajm Steinschneider (1889 – 1933), war ein unter anderem als „Hellseher“ bekannter österreichischer Trickkünstler. … Obwohl er sich in seinem Buch Meine Lebenslinie selbst als Hochstapler enttarnt und sogar seine Tricks veröffentlicht hatte, betätigte er sich später als Hellseher. Er versuchte auch viele Jahre, eine eigene „Schule des Okkultismus“ zu gründen, was ihm letztlich aber nie gelang [Das österreichische Militär bildete er im Wünschelrutengehen aus.]. Er verbesserte das klassische Hellsehkunststück „Zettellesen“ und machte in der Presse spektakuläre Vorhersagen, wobei er Zufallstreffer groß herausstellte. Mit Hilfe okkultistischer Beratungsgespräche erwarb Hanussen auch gesellschaftliche Kontakte. Im Februar 1928 wurde Hanussen vor dem Kreisgericht in Litomerice (Leitmeritz) (Tschechoslowakei) des hundertfachen Betruges angeklagt, weil er den „Schwachsinn“ (gemeint ist: die Dummheit oder Naivität) von Gutgläubigen ausgenutzt habe. Der Prozess dauerte mehr als zwei Jahre und wurde bis in die USA verfolgt. Im Mai 1930 wurde Hanussen schließlich freigesprochen mit der Begründung, ein „nicht schwachsinniger“ Mensch müsse damit rechnen, dass ein Hellseher sich irren kann. [Im Urteil vom 27. Mai 1930 heißt es wörtlich: „Wenn aber ein Mensch, der nicht schwachsinnig ist, zum Hellseher geht, um Erkenntnisse kraft einer geheimnnis- oder rätselvollen Seeleneigenschaft zu erlangen, kann [er] unmöglich mit voller Sicherheit hundertprozentige Wahrheit erwarten und darf sich nicht beklagen, wenn er eine irrige Antwort erhält. Sein Verhältnis zum Hellseher erinnert an gewisse Glücksanträge, bei denen sich auch niemand beschweren darf, wenn er eine Niete zieht“. Zitiert nach Wilfried Kugel: Hanussen – Die wahre Geschichte des Hermann Steinschneider (1998)] … [Am 26. Februar 1933 soll bei der Eröffnungsfeier seines „Palastes des Okkultismus“ die von ihm engagierte Schauspielerin Maria Paudler „Feuer, Flammen, Verbrecher am Werk!“ deklamiert haben. Als dann einen Tag später – in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar – der Reichstag abbrannte wurde diese Aussage als dessen Vorhersage interpretiert.] …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Erik_Jan_Hanussen (10. November 2024)

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Gabriele Bondy (08.06.2011): “ … C. G. Jungs Interesse galt allen Aspekten der Gesellschaft wie des Individuums, von den dunklen Seiten der Persönlichkeit (dem „Schatten“) bis zu religiös-magischen Phänomenen. Von Freud trug ihm das nach einer kurzen Phase der Zusammenarbeit den Vorwurf ein, er bewege sich mit seiner Auffassung des Unbewussten im „schwarzen Schlamm des Okkultismus„. … Jung seinerseits kritisierte Freuds Fixierung auf die Sexualität und formulierte mit den Archetypen als Urbildern in der Seele aller Menschen die Idee des kollektiven Unbewussten. Jungs Differenzierung in extra- und introvertierte „psychologische Typen“, die sich in Denken, Fühlen, Intuition und Empfinden voneinander unterscheiden, sind inzwischen in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Und auch in der therapeutischen Praxis lebt Jungs Werk weiter: die Analytische Psychotherapie wird bis heute zur Behandlung von Neurosen und Psychosen eingesetzt. …“ | Quelle: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/psychologie/carl-gustav-jung-dossier100.html
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“ … „Enthüllte Briefe“ (DER SPIEGEL 32/1970, 02.08.1970): “ … Nicht zuletzt um die Psychoanalyse für die (damals überaus schockierte Öffentlichkeit »akzeptabler« zu machen, suchte Jung nach anderen Erfahrungen im Unbewußten. Den Sexual-Trieb drängelte er mit der Theorie eines dominierenden »religiösen Instinkts« beiseite, und statt auf frühkindliche Sexualerlebnisse stieß er im Unbewußten seiner Patienten auf »Archetypen“: Urbilder und Mythen, die sich in allen Menschen, also »kollektiv«, als Erbe vorfinden lassen sollen. Aber auch Geistererscheinungen beschäftigten ihn — das Mißtrauen Freuds, der ohnehin Religion als »Okkultismus« verdammte, wuchs. … “ | https://www.spiegel.de/kultur/enthuellte-briefe-a-d7bb1724-0002-0001-0000-000044418244 // [ “ … „Ich erinnere mich noch lebhaft, wie Freud zu mir sagte“, berichtet C. G. Jung, „,Mein lieber Jung, versprechen Sie mir, nie die Sexualtheorie aufzugeben. Das ist das Allerwesentlichste. Sehen Sie, wir müssen daraus ein Dogma machen, ein unerschütterliches Bollwerk.‘ (…) Etwas erstaunt fragte ich ihn: ,Ein Bollwerk – wogegen?‘ Worauf er antwortete: ,Gegen die schwarze Schlammflut –‘ hier zögerte er einen Moment, um beizufügen: ,des Okkultismus‘. [Sigmund Freud war der Meinung, dass er das, was er für objektive Wissenschaft hielt, gegen Unwissenschaftlichkeit und Okkultismus verteidigen musste. „Build the wall“ also zwischen die aufklärende Wissenschaft und die schmutzige Schlammflut der Spiritualität.]“ …“ | Zu „Schwarze Schlammflut des Okkultismus oder Chance?“ – Rezensent(en): Fabian Chmielewski, DOI: 10.1055/a-0661-3463, Psychiatrische Praxis 2018; 45(06): 329 – 330 | Quelle: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-0661-3463?innerWidth=412&offsetWidth=412&device=desktop&id=&lang=de]
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“ … Gefühle auf Kollisionskurs … So alt und unentrinnbar das Erlebnis kollidierender Gefühle ist, so erstaunlich neu ist der Begriff selbst. Geprägt hat ihn 1910 der Schweizer Psychologe Eugen Bleuler. … Ambivalenz beschrieb er zugleich drei Erscheinungsformen eines Phänomens, das er als Hauptmerkmal der Schizophrenie definierte. … Zu den ersten, die das analytische Potenzial des neuen Begriffs erkannten, gehörte Sigmund Freud. Für ihn waren ungelöste Gefühlsambivalenzen ein maßgeblicher Auslöser seelischer Erkrankungen. Auch in der Analytischen Psychologie seines Wegbegleiters und Gegenspielers C. G. Jung spielten Ambivalenzerfahrungen eine zentrale Rolle: Jung bezeichnete die Fähigkeit, das Widersprüchliche der eigenen Persönlichkeit zu erkennen, anzunehmen und zu bejahen als wesentliches Ziel des menschlichen Reifungsprozesses. Beide Ansätze gelten noch heute: Ambivalente Regungen und Gedanken prägen unser Dasein. …“ | Quelle: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/psychologie/ambivalenz-konflikt-gefuehlskollisions-100.html (26.10.2016)

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Mr_Gee (4. August 2006): “ … Es muss viele Interpretationen geben können, wenn es überhaupt eine geben können soll. … Wie ist das jetzt mit dem Fürwahrhalten, der Episteme kantscher Prägung des Meinens, des Glaubens und des Wissens? …“ | –> https://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntnistheorie
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“ … Sätze und Theorien sind nicht Effekte und nicht passive Spiegelung einer in der Natur herrschenden Wesensstruktur. Sie sind Ausdruck einer aneignend-deutenden und konstruktbildenden Tätigkeit endlicher Geister, unseres Geistes. … “ | Aus: Günter Abel – „Interpretationswelten: Gegenwartsphilosophie jenseits von Essentialismus und Relativismus“ [S.308] (Suhrkamp Verlag, 1995)

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“ … Deutschlands schmerzhafter Eintritt in die Moderne löste viele widersprüchliche Gefühle aus. Aufregung und Angst vor der „Entzauberung der Welt“ überwogen, als die Deutschen erkannten, dass der Triumph der Wissenschaft und der Vernunft die Nation materiell mächtig gemacht, sie aber spirituell verarmt hatte. Viele Deutsche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, die ihre Welt neu verzaubern wollten, reagierten darauf, indem sie sich einer Vielzahl paranormaler Glaubensvorstellungen und Praktiken zuwandten – darunter Theosophie, Astrologie, parapsychologische Forschung, Graphologie, Wünschelrutengehen und Geistheilung. Die deutsche okkulte Bewegung war kein bloßes Randphänomen, sondern hatte eine wahrhaft nationale Präsenz und umfasste Hunderte von Clubs, Unternehmen, Instituten und Verlagen, die okkulte Waren und Dienstleistungen anboten und konsumierten. In „A Science for the Soul“ untersucht die Historikerin Corinna Treitel die Anziehungskraft und Bedeutung des deutschen Okkultismus in all seinen Spielarten zwischen den 1870er und 1940er Jahren und verortet seine Dynamik im Kampf der Nation mit der Modernisierung und der Unzufriedenheit der Öffentlichkeit mit dem wissenschaftlichen Materialismus. Der Okkultismus, so Treitel, diente als Brücke zwischen traditionellen religiösen Überzeugungen und den Werten einer zunehmend wissenschaftlichen, säkularen und liberalen Gesellschaft. Auf Grundlage einer Fülle von Archivmaterial beschreibt Treitel die Einzelpersonen und Gruppen, die an der okkulten Bewegung teilnahmen, rekonstruiert ihre Organisationsgeschichte und untersucht die wirtschaftlichen und sozialen Faktoren, die für ihren Erfolg verantwortlich waren. Auf dieser Grundlage wendet sich Treitel der Frage zu, wie die Deutschen das Okkulte in drei praktischen Bereichen nutzten: in der Theosophie, wo okkulte Studien zur spirituellen Erleuchtung eingesetzt wurden; in den Künsten, wo okkulte Bewusstseinszustände den kreativen Prozess von avantgardistischen Malern, Schriftstellern und Tänzern befeuerten; und die angewandten Wissenschaften, wo Fachleute aus Psychologie, Strafverfolgung, Ingenieurwesen und Medizin okkulte Techniken anwendeten, um typische Probleme der Moderne zu lösen. Abschließend betrachtet Treitel die widersprüchlichen Bedeutungen, die der Okkultismus für die Zeitgenossen hatte, indem er sich auf die antispiritistischen Kampagnen der nationalen Presse, der protestantischen und katholischen Kirche, der lokalen und nationalen Regierungen und des Nazi-Regimes konzentriert, das die Bewegung nach Jahren des Wechsels zwischen Affinität und Antipathie gegenüber dem Okkultismus 1945 schließlich zerschlug. „A Science for the Soul“ untersucht durchgehend den deutschen Okkultismus in seinem breitesten kulturellen Umfeld als Schlüsselaspekt der deutschen Moderne und bietet neue Einblicke in die Art und Weise, wie die Deutschen die Herausforderung bewältigten, in der Moderne ein sinnvolles Leben zu führen. …“ | Zu: Corinna Treitel „A Science for the Soul: Occultism and the Genesis of the German Modern“ Johns Hopkins University Press; Illustrated Edition (2004), Sprache: Englisch (288 Seiten) | [Professor Treitel (https://artsci.washu.edu/faculty-staff/corinna-treitel)]
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Joseph Hirsch (July 9, 2018): “ … Fast jeder interessiert sich für Okkultismus. Dieses Interesse kann von Skeptizismus und dem Wunsch, verschiedene Formen der Hellsichtigkeit und psychischer Phänomene zu entlarven, über staatlich finanzierte Forschungen im Bereich angewandten Okkultismus (hauptsächlich für Krieg und Spionage) bis hin zu denen am anderen Ende des Spektrums reichen, die ihr Leben der Suche nach einem Stein der Weisen/dem ultimativen Wissen widmen, das sie durch die Analyse esoterischer Dinge von Sternzeichen bis hin zur Kabbala zu erlangen hoffen. Die Rolle des Okkultismus in der deutschen Geschichte ist aus mehreren Gründen besonders komplex und heikel. Erstens gibt es Deutschlands viel diskutierten Sonderweg, mit dem (im Gegensatz zu anderen westeuropäischen Nationen) die deutsche Gesellschaft, Zivilisation und Psyche sich der Aufklärung widersetzten und tiefer in ihre Bedeutung (und Konsequenzen) eintauchten. Die Grenzen zwischen Wissenschaft und Religion, dem Materiellen und dem Metaphysischen, die vermutlich bis zu Goethe zurückreichen, haben deutsche Denker, Künstler, Gelehrte und Wissenschaftler über mehrere Generationen hinweg gequält, manchmal bis zum Wahnsinn (und wohl bis zum Völkermord). Die Art und Weise, wie der deutsche Okkultismus angeblich mit dem Nationalsozialismus zusammenhing, macht das Thema auch zu einem Minenfeld, durch das Corrinna Treitel, das muss man sagen, ihr Bestes tut, um zu navigieren. Man kann also sehen, warum Dr. Corrina Treitel mit „Eine Wissenschaft für die Seele“ eine Menge Arbeit vor sich hat. Sie geht mit vollem Einsatz an die Sache heran, und obwohl das Buch zeitweise brillant ist (insbesondere im letzten Drittel), ist das Werk als Ganzes nicht ganz stimmig. Einige Abschnitte würden sich gut als wissenschaftliche Artikel eignen; andere wären gute Themen für Seminare und Konferenzen. Im Großen und Ganzen ist „Eine Wissenschaft für die Seele“ jedoch unkonzentriert, manchmal ermüdend, langatmig und ja, langweilig. Wie schafft man es, die Niederlage aus dem Rachen eines eigentlich spannenden und faszinierenden Wunderschlunds zu reißen? Ein Teil des Problems besteht meiner Meinung nach darin, dass Akademiker und Gelehrte so große Angst vor dem Stigma haben, das mit der Beschäftigung mit Okkultismus einhergeht, dass sie das Bedürfnis verspüren, ihre eigene Faszination (und ihr Staunen) für das Thema herunterzuspielen, um nicht wie einer der hilflosen Hinterwäldler zu wirken, die dieses Zeug ernst nehmen. Der Philosoph Colin Wilson zum Beispiel ist ein Musterbeispiel dafür, wie schnell man bei den schönen Menschen der Intelligenzia in Ungnade fallen kann, wenn man von etwas Ernstem (in Wilsons Fall dem Existenzialismus) zu etwas nicht ganz so Ernstem (in Wilsons Fall dem Okkultismus) übergeht. Ich mache Treitlel keinen Vorwurf für ihr umsichtiges Vorgehen, aber in den Passagen, in denen ich spürte, dass sie dem Ruf einer stärkeren Anziehungskraft folgte, kann man die Schmetterlingspuppe für ein viel spannenderes Buch zu diesem Thema erkennen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich protestiere nicht aus Skepsis (ich bin selbst Skeptiker); es geht mir nur um die Trockenheit des für uns alle, Laien und Fachleute, vielleicht spannendsten Themas. Trotzdem ein Lob dafür, dass Sie versucht haben, einen verdammt großen Berg zu erklimmen und dort oben in der seltsamen Stratosphäre ihr Gleichgewicht zu halten. … // Almost everyone is interested in the occult. This interest can range from skepticism and a desire to debunk various forms of clairvoyance and psychic phenomena, to government-funded research into applied occultism (mostly for war and espionage), all the way down to those at the other end of the spectrum who devote their lives to the search for some philosopher’s stone/ultimate knowledge they hope to acquire by parsing esoterica ranging from astrological signs to the Kabbalah.
The place of the occult in German History is especially complex and thorny for a couple of reasons. Firstly, there is Germany’s much-discussed Sonderweg („Special Path“) by which (contra other Western European nations) the German society, civilization, and psyche both resisted the Enlightenment and plunged deeper into its meaning (and consequences). Probably going all the way back to Goethe, the borders between science and religion, the material and the metaphysical, vexed German thinkers, artists, scholars, and scientists for several generations, sometimes to the point of madness (and arguably to the point of genocide). The way the German occult supposedly dovetailed with Nazism also makes the subject a minefield, which, it must be said, Corrinna Treitel does her best to navigate.
You can see then, why Dr. Corrina Treitel has her work cut out for herself in „A Science for the Soul.“ She makes a concerted go of it, and while the book is intermittently brilliant (particularly in the final third) the work doesn’t quite cohere as a whole. Some sections would make good scholarly articles; others would be good subjects for seminars and conferences. Taken in Toto, though, „A Science for the Soul“ is unfocused, sometimes tedious, long-winded, and yes, boring. How does one manage to snatch defeat from the jaws of what should be an inherently-exciting and fascinating maw of wonder? Part of the problem, I think, is that academics and scholars have so much fear of the stigma that comes with treating the occult, that they feel the need to underplay their own fascination (and wonder) with the subject, in order not to seem like one of the hapless rubes who takes this stuff seriously. The philosopher Colin Wilson, for example, is an object lesson in how quickly one can fall from grace with the beautiful people in intelligentsia when they go from something deemed serious (Existentialism in Wilson’s case) to something not-quite-serious (the occult, in Wilson’s case). I don’t blame Treitlel for her circumspect treading, but in those passages where I sensed her heeding the call of some stronger pull, one can see the chrysalis for a much more exciting book on the subject. Understand, it isn’t skepticism that I protest (I’m a skeptic myself); it’s just the dryness of what is perhaps the juiciest of all subjects for all of us, lay or professional. Still, kudos for trying to scale a heck of a mountain and maintaining her equipoise high up there in the strange stratosphere. … // “ | Source: https://www.goodreads.com/book/show/1727201.A_Science_for_the_Soul

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“ … Okkultismus (von lateinisch occultus ‚verborgen‘, ‚verdeckt‘, ‚geheim‘) ist eine unscharfe Sammelbezeichnung für verschiedenste Phänomenbereiche, Praktiken und weltanschauliche Systeme, wobei okkult etwa gleichbedeutend mit esoterisch, paranormal, mystisch oder übersinnlich sein kann. … In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts konnte sich der Okkultismus in fast allen seinen Spielarten in Deutschland recht frei entfalten und erfreute sich wachsender Beliebtheit. Es gab zwar Gegner wie die Katholische Kirche, und speziell in Bayern gab es einen „Gaukelei“-Paragraphen im Strafgesetzbuch, der eine Handhabe bot, etwa Handleser und Astrologen strafrechtlich zu verfolgen, aber insgesamt entwickelte sich Toleranz für „das Okkulte“. Auch einige führende Nationalsozialisten waren an okkulten Themen interessiert. So nahm Rudolf Heß [https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_He%C3%9F] regelmäßig die Dienste von Astrologen, Magnetheilern und Hellsehern in Anspruch. Heinrich Himmler förderte den Ariosophen Karl Maria Wiligut als seinen „privaten Magier“ [https://de.wikipedia.org/wiki/Ariosophie] und Hellseher. Dieser hatte eine eigene Variante eines Geschichtsmythos von übermenschlichen arischen Vorfahren entwickelt. Wiligut wurde Leiter der Abteilung Vor- und Frühgeschichte der SS und trug zum Ausbau der Wewelsburg als SS-Zeremonienstätte bei. 1939 wurde er jedoch – unter anderem wegen des Bekanntwerdens einer früheren Schizophrenie – aus der SS ausgeschlossen. Für Adolf Hitler waren dagegen Okkultisten bereits in Mein Kampf (1925/26) ein Haufen von Wirrköpfen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden okkultistische Vereinigungen als „staatsfeindliche Sekten“ eingestuft. Die wichtigsten Anklagepunkte waren, dass Okkultisten den für den Nationalsozialismus zentral bedeutenden Rassismus ablehnten und speziell die Theosophen sogar eine „allumfassende Bruderschaft der Menschheit“ propagierten und dass sie, ähnlich wie die Freimaurer, angeblich eine „gefährliche“ Beeinflussung der Volksmassen betrieben. Ab 1935 ist eine strafrechtliche Verfolgung okkultistischer Aktivitäten dokumentiert, und 1937 wurden durch einen Erlass des Innenministeriums alle Freimaurerlogen, theosophischen Vereine und verwandten Gruppierungen verboten. Die Situation verschärfte sich weiter, nachdem im Mai 1941 Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß auf eigene Faust nach Großbritannien geflogen war, um Friedensverhandlungen anzuregen. In einer umgehend durch den Propagandaminister Joseph Goebbels gestarteten Kampagne wurde Heß als Geisteskranker bezeichnet, der aufgrund des Einflusses von Astrologen, Mesmeristen und anderen Okkultisten unter Halluzinationen leide. Es folgten umfassende Polizeiaktionen gegen Astrologen, Spiritisten, Anthroposophen und alle Anhänger ähnlicher Richtungen einschließlich der völkischen Ariosophen mit der Anordnung, diese Personen zur Zwangsarbeit zu verurteilen oder in Konzentrationslager einzuliefern und ihre Publikationen und sonstige Materialien zu beschlagnahmen. …“ | Aus: „Okkultismus“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Oktober 2024, 05:02 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Okkultismus&oldid=249141614 (Abgerufen: 22. Dezember 2024, 17:42 UTC) | // https://de.wikipedia.org/wiki/Okkultismus

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“ … In Deutschland sind Rudolf Steiner und die Anthroposophie [https://de.wikipedia.org/wiki/Anthroposophie] vielen Menschen ein Begriff, nicht zuletzt wegen Waldorfschulen, Demeter oder Weleda. Doch nur den wenigsten dürfte die Geschichte dieser Bewegung bekannt sein. … Obwohl sich die Anthroposophie trotz einiger Konflikte wie dem Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft 1935 lange mit dem nationalsozialistischen Regime arrangieren konnte, gewannen ihre Kritiker letztlich Überhand. Nachdem Rudolf Heß 1941 nach England geflogen war, nutzten Gestapo und SD die Gunst der Stunde, um gegen ihre seit langem verhassten Feinde, Okkultismus und Esoterik, vorzugehen. Da Heß angeblich von anthroposophischen Lehren verführt worden sei, richtete sich die Kampagne maßgeblich gegen die Anthroposophie: zahlreiche Institutionen wurden verboten, Schriftgut beschlagnahmt und manche Anhänger/innen verhaftet. Damit war die anthroposophische Bewegung im Nationalsozialismus nahezu zerschlagen. Überzeugend führt Staudenmaier aus, dass dieser Konflikt eine solche Zuspitzung erfuhr, gerade weil eine ideelle Nähe zwischen anthroposophischem und nationalsozialistischem Gedankengut bestand, nicht etwa Distanz. Im Nationalsozialismus wurde die Anthroposophie als eine Konkurrentin empfunden, die es zu beseitigen galt – ähnlich wie bei der „Nacht der langen Messer“ 1934. Dennoch, so Staudenmaiers Fazit, sei es der Anthroposophie bis 1941 erstaunlich gut gelungen, sich an das „Dritte Reich“ anzupassen. Auch dafür macht er Affinitäten zwischen beiden Weltanschauungen verantwortlich. … Luzide arbeitet Staudenmaier den spirituellen bzw. spiritualistischen Rassismus („spiritual racism“) der anthroposophischen Bewegung heraus, wie er bereits von ihrem Gründungsvater, Rudolf Steiner (1861–1925), vertreten wurde. Er zeigt, dass dieser spirituelle oder esoterische Rassismus nur im Kontext der deutsch-österreichischen Kulturkritik der Jahrhundertwende zu verstehen ist. Rudolfs Steiners intellektueller Werdegang und damit auch zentrale Positionen der Anthroposophie, so Staudenmaiers These, waren stark von rassistisch-nationalistischen Ansichten des Fin de Siècle geprägt [Fin de Siècle: https://de.wikipedia.org/wiki/Fin_de_Si%C3%A8cle]. … So waren [ ] Anthroposophen von der welthistorischen Sendung der Deutschen überzeugt und predigten eine unerlässliche Erneuerung bzw. Wiedergeburt des deutschen Volks. In diesen Zusammenhang ist auch Staudenmaiers These zu verorten, dass esoterische Weltanschauungen wie die Anthroposophie keine absonderlichen Randphänomene der Moderne seien, sondern ebenso wie der Nationalsozialismus integrale Bestandteile ihrer zeitgenössischen Kultur. … [Das] Buch [Peter Staudenmaier. Between Occultism and Nazism: Anthroposophy and the Politics of Race in the Fascist Era. London: Brill Academic Publishers, 2014. 430 S., ISBN 978-90-04-26407-6. ] … stellt eine Mahnung dar, stärker zwischen biologistischen, kulturalistischen und spiritualistischen Rassenkonzeptionen zu differenzieren, als es bisweilen in der Forschung der Fall ist. Außerdem widersprechen die Befunde jüngeren Bemühungen vor allem im angloamerikanischen Raum, esoterische und okkultistische Strömungen seit 1900 einseitig zu progressiven und emanzipatorischen Alternativen zur hegemonialen Moderne zu verklären. …“ | Aus: “ Peter Staudenmaier Between Occultism and Nazism: Anthroposophy and the Politics of Race in the Fascist Era. London: Brill Academic Publishers, 2014. 430 S., ISBN 978-90-04-26407-6. Reviewed by Michael Seelig, Published on H-Soz-u-Kult (January, 2016) | Quelle: https://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=45992 // https://www.h-net.org/reviews/showpdf.php?id=45992 // –> https://www.marquette.edu/history/directory/peter-staudenmaier.php

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Siehe auch —> Peter Staudenmaier „Der Deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit Volkischer Bewegung und Nationalsozialismus“ (2012). History Faculty Research and Publications —> https://epublications.marquette.edu/hist_fac/90 // —> https://www.researchgate.net/publication/326464292_Der_deutsche_Geist_am_Scheideweg_Anthroposophen_in_Auseinandersetzung_mit_volkischer_Bewegung_und_Nationalsozialismus // –> “ … [Mit beispielloser Klarheit offenbarten sowohl die globale Krise der Covid-19-Pandemie als auch die ideologische Legitimierung der russischen Invasion in der Ukraine das Nebeneinander und den Gegensatz von szientistisch-rationalistischen und nicht-wissenschaftlich-esoterischen Welterklärungen im 21. Jahrhundert. Vermeintlich marginale alternative Deutungsmuster erwiesen sich plötzlich als massentauglich, und Weltanschauungen, die aus rationalistischer Sicht zutiefst widersprüchlich erschienen, wurden plötzlich akzeptabel. Die dadurch ausgelösten Kontroversen lehren uns, inwieweit Menschen gesellschaftlichen und politischen Einfluss gewinnen können, die behaupten, Einsichten in verborgene Kausalzusammenhänge zu haben. Solche Verschwörungstheoretiker und andere intellektuelle Brandstifter können als die politischen Propheten unserer Zeit gelten. Doch wäre es zu kurzsichtig, sie mit den selbsternannten Propheten und Prognostikern in einen Topf zu werfen, die im Laufe der Geschichte aufgetaucht sind. Die Beiträge dieses Bandes widmen sich daher den Zusammenhängen zwischen den Sphären des Politischen und des Prophetischen von der Antike bis in die Neuzeit und veranschaulichen anhand von Beispielen eine immense Heterogenität geistiger Haltungen.] // … With unprecedented clarity, both the global crisis of the Covid 19 pandemic and the ideological legitimization of the Russian invasion of Ukraine revealed the juxtaposition and opposition of scientistic-rationalistic and non-scientific-esoteric explanations of the world in the 21st century. Supposedly marginal alternative patterns of interpretation suddenly revealed themselves to be suitable for the masses, and world views that seemed deeply contradictory from a rationalist point of view suddenly became acceptable. The controversies this triggered teach us to what extent social and political influence can be gained by people who claim to have insights into hidden causal connections. Such conspiracy theorists and other intellectual arsonists can be regarded as the political prophets of our time. But it would be too short-sighted to lump them together with the self-declared prophets and forecasters who have emerged throughout history. The contributions in this volume are therefore devoted to the connections between the spheres of the political and the prophetic from antiquity to modern times, using examples illustrating an immense heterogeneity of intellectual attitudes. … // “ See: „Rudolf Steiner and the Great War: Karma, Clairvoyance, and the German Spiritual Mission“, [Peter Staudenmaier in Christian Hoffarth, ed., Prophecy, Prognosis, and Politics from Antiquity to the Modern Age (Frankfurt: Klostermann, 2022), 239-54], November 2022, DOI:10.5771/9783465135166-239
In book: Prophetie, Prognose und Politik / Prophecy, Prognosis and Politics | https://www.researchgate.net/publication/365801874_Rudolf_Steiner_and_the_Great_War_Karma_Clairvoyance_and_the_German_Spiritual_Mission

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// Rezensiert für H-Soz-Kult von Michael Seelig, Philipps-Universität Marburg –> Neuere Geschichte: P. Staudenmaier: Between Occultism and Nazism [Zu: Peter Staudenmaier „Between Occultism and Nazism. Anthroposophy and the Politics of Race in the Fascist Era“ Erschienen London 2014: Brill Academic Publishers (430 Seiten)] | https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-21498 // –> https://meinclio.clio-online.de/open/pdf/publicationreview/reb-21498/ (pdf)
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“ … Aufgrund der rassentheoretischen Passagen in seinem Werk wird Steiner teilweise der Völkischen Bewegung zugerechnet. So schreibt etwa der Historiker Helmut Zander, Steiner habe eine Reihe seiner Begriffe dem völkischen Diskurs entnommen. Zwar relativiert Zander die Zugehörigkeit zum völkischen Diskurs selbst wieder, sieht bei Steiner aber eine unaufgelöste Ambivalenz. Der Historiker resümiert: „Neben und in den humanistischen Vorstellungen unter Anthroposophen findet sich weiterhin die völkische Tradition.“ Der Journalist Wolfgang Purtscheller bezeichnet Steiner als „Nationalisten völkischer Prägung mit verschwörungstheoretischem Hintergrund“. Der Historiker Clemens Esser dagegen bestreitet, dass Steiner überzeugter Rassentheoretiker und Antisemit gewesen sei. Zwar gebe es namentlich aus den Jahren bis 1918 verschiedene entsprechende Äußerungen von ihm, doch habe der Eklektiker Steiner immer Anleihen bei anderen Publizisten gemacht, etwa bei Ernst Haeckel, der Darwins Abstammungslehre in Deutschland popularisierte. Wenn man ihm diese Übernahmen nicht anrechne, verliere „auch der oft traktierte Antisemitismusvorwurf an die Adresse Steiners einiges von seiner Dramatik“. Der Theologe Matthias Pöhlmann weist darauf hin, dass diese relativierende Erklärung von Steiners rassentheoretischen Aussagen als bloße Anleihen an die zeitgenössische Publizistik im Widerspruch steht zu seinem Anspruch, seine Aussagen würden auf Erkenntnissen basieren, zu denen er auf übersinnlichem Weg gekommen sei und die daher überzeitliche Gültigkeit beanspruchen könnten. Pöhlmann sieht in der Praxis an Waldorfschulen auffällige Allianzen mit Reichsbürgern und Rechtsextremen; im anthroposophischen Milieu seien bis in die Gegenwart rassetheoretische Implikationen der steinerschen Aussagen und insbesondere Verschwörungstheorien verbreitet. … Als Reaktion auf die Kritik verabschiedete die Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen am 28. Oktober 2007 in Stuttgart die sogenannte Stuttgarter Erklärung [… In der Erklärung heißt es unter anderem, die Freien Waldorfschulen seien sich bewusst, „dass vereinzelte Formulierungen im Gesamtwerk Rudolf Steiners nach dem heutigen Verständnis nicht dieser Grundrichtung entsprechen und diskriminierend wirken.“ Der Bund der Freien Waldorfschulen hat sich in der Vergangenheit häufig mit „Gerichtsverfahren, Gegendarstellungsbegehren und Unterlassungsansprüchen“ gegen kritische Berichterstattungen – teils schon im Vorfeld – gewehrt. Waldorfkritische Journalisten und Autoren berichteten unter anderem von Protestaufrufen, Beschimpfungen und Diffamierungen. Helmut Zander folgend, stellten sich die Waldorfschulen „vielfach nolens volens“ [„gewollt oder ungewollt“, „unfreiwillig“, „wohl oder übel“, „notgedrungen“, „zwangsläufig“] den Debatten; der häufige Schritt, Streitigkeiten vor das Gericht zu bringen sei „hinsichtlich einzelner Polemiken nachvollziehbar, [hinterlasse aber] insgesamt den Eindruck, dass sich Waldorfpädagogen mit Kritik weiterhin oft schwertun.“ …]. …“ | Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Anthroposophie#Rassismus_und_Antisemitismus (Aus: „Anthroposophie“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. November 2024, 15:39 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Anthroposophie&oldid=250039263 (Abgerufen: 25. Dezember 2024, 12:56 UTC))

// Kontext: Stefan Hunglinger: „Demeter und der NS-Staat – Braune Stellen am Gemüse“ Der Demeter-Verband feiert 100 Jahre biodynamische Landwirtschaft. Über NS-Verbindungen führender Funktionäre spricht man da nicht gern (23.6.2024) –> https://taz.de/Demeter-und-der-NS-Staat/!6015895&s=Esoterik/
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Manzdi: 25.06.2024, 10:11 Uhr: “ … Ein Ausflug in die Geschichte. Soll hier [„Demeter und der NS-Staat – Braune Stellen am Gemüse“] ein ökologischer Verband denunziert werden? Mir fehlt hier ein Bezug zur heutigen Zeit. Denn wenn man weit genug in die Zeit des NS-Regimes zurückblickt, so erkennt man überall braune Stellen. Auch aktive Vertreter des Reichsnährstands mit tiefbrauner Gesinnung sind nach 1945 aktive Gestalter des Deutschen Bauernverbands geworden. Der Reichsnährstand spielte über seine Kreisbauernschaften vielerorts eine signifikante Rolle bei der Umsetzung der nationalsozialistischen Arisierungspolitik. So waren er bzw. seine Mitglieder verantwortlich für die Erfassung, Organisation und Durchsetzung der Enteignung und des Verkaufs jüdischen Eigentums. Insofern gibt es auch braune Stellen an den Mastschweinen. …“
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roneu: 25.06.2024, 10:58 Uhr @Manzdi: “ … … oder, um es noch etwas pointierter zu sagen, WO gab es in Deutschland in der Nachkriegszeit keine braunen Stellen? Erwähnenswert wäre das Ganze ja nur, wenn es vergleichbare Verbände gäbe, die da anders durchgegangen wären. Insofern scheint mal wieder das Anthro-bashing im Vordergrund zu stehen, schade eigentlich. …“
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hakf34: 25.06.2024, 21:34 Uhr @roneu: “ … Nur zur Einordnung. Roneu ist Teil der anthroprosphischen Bewegung. Und natürlich ist es etwas anderes, wenn es um eine Weltanschauung, die mit den Wurzelrassen als elementare Grundgerüst, mit Rassismus tief verwurzelt ist. Ein Verband kann natürlich immer von unterschiedlichen Strömungen beeinflusst sein. Aber bei einem, auf hellserische Erkenntnisse basierenden Weltanschauung, kann nicht einfach mal der Kern der Ideologie geändert werden. …“ // Kontext: —> [“ … Wurzelrasse (englisch root race) ist ein Konzept aus der esoterischen Kosmogonie der modernen Theosophie. Bekannt wurde es vor allem durch Helena Petrovna Blavatsky (1831–1891) und ihr 1888 erschienenes Werk The Secret Doctrine (deutsch: Die Geheimlehre). Darin entfaltet sie die Vorstellung einer in die kosmische Evolution eingebundenen Entwicklung von insgesamt sieben „Menschenrassen“, die nacheinander auf verschiedenen Kontinenten entstanden wären oder noch entstehen würden. Jede Wurzelrasse unterteilte Blavatsky in sieben „Unterrassen“. Die germanische Unterrasse der arischen (fünften) Wurzelrasse definierte sie als die gegenwärtig höchste Stufe dieser Entwicklung, die von einer kommenden Unterrasse amerikanischer Herkunft abgelöst werden würde. Blavatskys Rassenlehre bot verschiedenen, auch obskurantistischen und rassistischen Strömungen Anknüpfungspunkte und einen reichen Schatz an Mythen und Symbolen. … Im Zuge seiner Lösung von der Theosophie ab 1907 verwendete Rudolf Steiner die Begriffe „Wurzelrasse“ und „Unterrasse“ nicht mehr. Stattdessen schrieb er von „Epochen“, „Hauptzeiträumen“ und „Zeitaltern“ bzw. „Kulturepochen“, „Kulturperioden“ und „Kulturzeitalter“ … “ | https://de.wikipedia.org/wiki/Wurzelrasse ]

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“ … Gnome, Sylphen, Undinen, Salamander und andere Elementarwesen wurden von Menschen früherer Zeiten konkret erlebt. Ein Ausdruck davon findet sich in vielen Volksmärchen. Heute wird der Zugang zum Wesenhaften in der Natur wieder gesucht. Rudolf Steiner weist auf Wege hin, wie dieser Zugang gefunden werden kann und welche Bedeutung er für die Zukunft hat. »Die Gnomenwelt lacht uns eigentlich aus mit unserem würgenden, ringenden Verstande, mit dem wir so dies oder jenes manchmal erfassen, während die Gnomen gar nicht nachzudenken brauchen.« Rudolf Steiner, 2. November 1923 …“ | Quelle: https://www.geistesleben.de/Wissenschaft-und-Lebenskunst/Anthroposophie/Geistige-Wesen-in-der-Natur.html (Stand 01/2025)

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“ … Rudolf Steiner (1861 – 1925) war ein österreichischer Schriftsteller, Theosoph und Begründer der Anthroposophie. … Der Historiker Clemens Escher sieht in Steiners Äußerungen bis 1918 einen für den Wilhelminismus typischen Hang zur Abgrenzung von Deutschlands angeblichen „Reichs- und Erbfeinden“, zu denen für Steiner neben Franzosen, Jesuiten und Sozialisten eben auch Schwarzafrikaner und Juden gezählt hätten. Gleichwohl sei er weder überzeugter Rassentheoretiker noch Antisemit gewesen, sondern ein Eklektiker, der sich aus den diskursiven Angeboten seiner Zeit und seiner Umwelt bedient habe. Zur Frage, ob es einen Rassismus bei Steiner gibt, kam Helmut Zander 2007 zu dem Schluss: „Wenn Rassismus die Bindung wichtiger Elemente der Anthropologie an augenblicklich existierende Rassen bedeutet, seien diese biologisch oder spirituell definiert, dann kann man Steiner als Rassisten bezeichnen.“ Er differenzierte aber auch: „Mit manchen Äußerungen wird der Rassismus manifest, mit anderen hat Steiner sich explizit vom Rassismus seiner Umwelt distanziert.“ Inzwischen haben Vertreter der anthroposophischen Bewegung mehrmals Stellung zu den Vorwürfen genommen. Eine differenzierte Zusammenfassung der Problematik, vom anthroposophischen Standpunkt aus, gaben Ramon Brüll und Jens Heisterkamp im sogenannten Frankfurter Memorandum. Die neueste Stellungnahme von anthroposophischer Seite erfolgte im Juni 2021. Der Religionswissenschaftler Julian Strube resümiert, dass Steiner in seiner Lehre (die sich über die Jahre durchaus wandelte) ein seinem Verständnis nach „spirituelles“ Rassenkonzept mit einem „nationalistischen deutschen Sendungsbewusstsein“ verbunden habe. Zwar sei dies vergleichsweise universalistisch und wenig aggressiv gewesen, doch nennt er es „auch weitaus weniger unschuldig als dies manche Anhänger der Anthroposophie in der Retrospektive darzustellen versuchen“. …“ | Aus: „Rudolf Steiner“ Bearbeitungsstand: 29. November 2024, 06:21 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rudolf_Steiner&oldid=250786779 (Abgerufen: 28. Dezember 2024, 15:05 UTC) // –> https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Steiner

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“ … Die Frage ist letztendlich, als wie stabil unser Begriffsschema betrachtet werden soll. … Allein durch den Skeptizismus werden wir in die Lage versetzt, die These der Exklusivität bzw. der prinzipiellen Nichthintergehbarkeit unseres Begriffsschemas teilweise zu relativieren. … Es geht dem Interpretationisten hauptsächlich darum, für seine Position einen begrifflichen Rahmen zu schaffen, in dem man sich weder rein aprioristisch noch bloß konventionalistisch orientieren muss. … Abel [:] „Zwar können wir aus einzelnen Interpretationen heraus- und damit in andere eintreten. Nicht aber können wir die Interpretativität als solche noch einmal skeptisch hintergehen. Ein solcher Zweifel würde sich selbst den Boden der Sinnhaftigkeit entziehen. Denn zwar besteht die Antwort auf die Zweifel an bestimmten Interpretationen in anderen Interpretationen. Der Zweifel aber an der Interpretativität als solcher hätte immer wieder nur die Interpretativität selbst zur Antwort. Doch der interne Skeptizismus möchte ja, wie betont, gar nicht ‚hinter‘, sondern möglichst tief in den Interpretationscharakter des Welt-, Fremd- und Selbstverständnisses hineingelangen. Der philosophische Skeptizismus kommt in der Interpretationsphilosophie, in die er führt, zugleich auch zu sich selbst.“ … Kant … hatte versucht zu zeigen, dass es für die Skeptiker, welche er mit einer „Art Nomaden, die allen beständigen Anbau des Bodens verabscheuen“ gleichsetzt, keine Heimat des Denkens gibt und dass die „Befriedigung der mit sich selbst veruneinigten reinen Vernunft“ nur dann möglich wird, wenn man von der skeptischen Zensur der Vernunft in die eigentliche Kritik übergeht. Dieser Übergang setzt jedoch voraus, dass wir prinzipiell in der Lage sind, zwischen einer zufälligen und einer notwendigen Unwissenheit eine scharfe und definitive Trennungslinie zu ziehen. …“ | Aus: Rogério Lopes „Naturalismus und Interpretationismus – Einige Bemerkungen zu Abels Interpretationsphilosophie“ (2018) | https://philarchive.org/archive/LOPNUI (pdf)

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Der Essentialismus (auch Essenzialismus, von lat. essentia „Wesen“) ist in der Philosophie die Auffassung, dass Entitäten notwendige Eigenschaften besitzen. … | https://de.wikipedia.org/wiki/Essentialismus

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Der Naturalismus ist die Auffassung, dass die Welt als ein rein von der Natur gegebenes Geschehen zu begreifen ist. Er geht davon aus, dass alles natürliche Ursachen hat und dass es nichts Übernatürliches gibt. … | https://de.wikipedia.org/wiki/Naturalismus_(Philosophie)


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