– Angelika Waller in Das Kaninchen bin ich (1964/65) –
Jörg Taszman (10.08.2012): “ … Nach dem Mauerbau 1961 findet in der DDR auf kulturellem Gebiet eine kurze Tauwetterperiode statt. Bisher ungeliebte Autoren dürfen Bücher veröffentlichen und bei der DEFA entstehen Filme über den Alltag in der DDR, die durchaus kritische Fragen stellen. Auch Kurt Maetzig dreht 1965 mit „Das Kaninchen bin ich“ ein bemerkenswertes Werk, das kritisch die Rolle eines DDR-Richters hinterfragt, der einen jungen Mann wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Ausgerechnet die 19-jährige Schwester des Inhaftierten verliebt sich in den Karrieristen und entlarvt den Mann dann aber als Opportunisten. Wie fast die gesamte Jahresproduktion 1965 wird auch „Das Kaninchen bin ich“ zusammen mit Filmen wie „Spur der Steine“ auf direkte Weisung der SED verboten. Das Parteimitglied Kurt Maetzig übt in einem Brief öffentliche Selbstkritik, um weitere Filme drehen zu können. …“ | https://www.dw.com/de/filmregisseur-kurt-maetzig-mit-101-gestorben/a-6415163
“ … „Kaninchenfilme“ nannte die SED jene Werke, die angeblich die sozialistischen Werte untergruben und darum einkassiert wurden. Der Spottname basiert auf diesem Film von Kurt Maetzig …“ | https://www.cinema.de/film/das-kaninchen-bin-ich,1305703.html
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“ … Das Kaninchen bin ich ist eine 1964/65 vom DEFA-Studio für Spielfilme, Gruppe „Roter Kreis“, verfilmte Literaturadaption von Regisseur Kurt Maetzig, die auf dem Roman Maria Morzeck oder Das Kaninchen bin ich von Manfred Bieler basiert. Der Schwarzweißfilm war bis 1990 in der DDR verboten, da er sich kritisch mit dem Sozialismus – insbesondere mit der Strafjustiz – auseinandersetzte. … Kurt Maetzig, der Regisseur des Films [:] … „Ich war unbeschreiblich enttäuscht, dass ich nicht durchkam mit diesem Film, dessen Premiere schon vorbereitet war, der gelungen war und der für eine Sache stand, die mir so sehr am Herzen lag, nämlich eine Demokratisierung unseres ganzen Lebens, ein Schritt hin zu einem demokratischen Sozialismus. Das war der Kerninhalt. Und das als unmöglich zu erleben, war die größte Enttäuschung überhaupt für mich. […] Es betrifft alle meine Filme nach dem 11. Plenum, nach dem Kaninchen. Danach habe ich noch irgendwie mit den Flügeln geschlagen und noch dies und jenes zuwege gebracht, aber das war nichts Vernünftiges. […] Man hat mir wohl das Rückgrat gebrochen und ich wusste dann auch, das[s] ich aufhören muss.“ … “ | https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Kaninchen_bin_ich | https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Maetzig
… Was bleibt, ist einerseits der Mythos des Vaters und andererseits ein Vater, der wirkt, ohne dass wir wissen, dass er wirkt. …
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“ … die Anzahl der nach dem Krieg in den deutschen Kinos aufgeführten Western ist beachtlich: Zwischen 1948 und 1960 sind mehr als 650 Western erstaufgeführt worden, fast ein neuer Western pro Woche. …“ | Aus: „Der US-amerikanische Western in den deutschen Kinos (1933-1960): Eine Filmografie – Zusammengestellt von Jonas Wegerer“ | Quelle: https://berichte.derwulff.de/0128_11.pdf
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“ … Mit dem „Wilden Westen“ erschufen sich die Amerikaner ihren nationalen Gründungsmythos, der im Western unzählige Male heraufbeschworen wurde. Martin Weidinger zeigt, dass in Western-Filmen bestimmte Vorstellungen über Gemeinschaften – von der kommunalen bis zur staatlichen Ebene – vermittelt und Rollenangebote und Identitätsmodelle für Frauen und Männer bereitgestellt werden. …“ | Aus: „NewsLetter 82: Männerforschung“ (onb.ac.at, 18.11.2006)
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Johannes Ehrmann [* 1983 in Saarbrücken] (28. März 2025): “ … Generationen von Westdeutschen wie ich (und gewiss auch Ostdeutsche) haben den USA gegenüber seit 1945 das gespürt, was die zweite Trump-Regierung … in Rekordzeit zertrümmert: ein familiäres Urvertrauen. … “ | Quelle: https://www.zeit.de/familie/2025-03/sehnsuchtsort-usa-image-liebe-abschied
“ … Young Billy Young – You better watch your gun (Burt Kennedy, 1969): … Nach einem Missgeschick in Mexiko wird der hitzköpfige junge Scharfschütze Billy Young (Robert Walker Jr.) von seinem Partner verlassen und muss sich selbst durchschlagen. Er findet einen Verbündeten in dem erfahrenen Revolverhelden Ben Kane (Robert Mitchum), der ihm aus der Patsche hilft und ihn unter seine Fittiche nimmt. … Der Film zeichnet Billy als naiven, aufbrausenden und leicht zu beeinflussenden, aber im Grunde netten Kerl, für den Ben Gefallen findet und den er auf den rechten Weg zu bringen versucht. Möglicherweise, weil er in dem jungen Kerl Elemente aus seiner eigenen Vergangenheit wiedererkennt, aber auch, weil Billy ihn, wie wir schließlich in oft wiederholten Rückblenden erfahren, an seinen eigenen Sohn erinnert, der … niedergeschossen wurde. Die Handlung ist abgedroschen … Kennedy greift auf Füllmaterial zurück, recycelt abgedroschene Klischees über einsame Gesetzeshüter, die in einer von Kriminalität geplagten Stadt für Ordnung sorgen, und lässt … Angie Dickinson … im Wesentlichen ihre klassische Rolle der Hure mit dem Herz aus Gold aus Rio Bravo (1959) wiederholen. Dennoch bleibt etwas Warmes und Anziehendes durch die Vertrautheit des Stoffes zurück. … [Und dazu kommt die] unkonventionelle, fast schon Calypso-artige Filmmusik von Shelly Manne, bei der Robert Mitchum das Titelthema singt. …“ | Andrew Pragasam | Source: https://www.thespinningimage.co.uk/cultfilms/displaycultfilm.asp?reviewid=8314
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“ … [ –>> [Gedankenübernahme / Einschub: „Dennoch bleibt etwas Warmes und Anziehendes durch die Vertrautheit des Stoffes zurück.„] ] … C.G. Jung definierte das kollektive Unbewusste als den überpersönlichen Bereich des Unbewussten: Es sei der „Teil der Psyche, der von einem persönlichen Unbewussten dadurch negativ unterschieden werden kann, daß er seine Existenz nicht persönlicher Erfahrung verdankt und daher keine persönliche Erwerbung ist“. … Dem Bewusstsein erscheinen die Archetypen als typische, häufig zu beobachtende Verhaltensmotive und symbolische Vorstellungen, die sich in der Gesellschaft auch als kulturelle Narrative, Gegenstände und/oder Rituale manifestieren. Die Motive verschiedener Märchen, Mythen und ihr Auftreten in der Kunst und im Traum über verschiedene Epochen, Sprachen und Kulturen hindurch wurden von Jung als empirische Grundlage für seine Theorie der Archetypen herangeführt. Jung hat mit seiner Auffassung vom kollektiven Unbewussten auch Theorieelemente der Völkerpsychologie und Ethnologie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts weiterentwickelt und er berief sich u. a. auf die Arbeiten von Lucien Lévy-Bruhl (1857–1939) … siehe auch den Begriff des Kollektivbewusstseins. [“ … Allgemein ist auch die Rede von Volksseele, Kollektivseele, kollektiver Mentalität, Gruppenseele und anderen Gesamtheiten geistiger Eigenschaften eines sozialen Gebildes. Das Kollektivbewusstsein bringt die „Objektivität des sozialen Geschehens“ gegenüber den individuellen Motivationen der Menschen zum Ausdruck.“ …| https://de.wikipedia.org/wiki/Kollektiv#Kollektivbewusstsein ] …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Kollektives_Unbewusstes | Lucien Lévy-Bruhl (1857-1939) –> https://de.wikipedia.org/wiki/Lucien_L%C3%A9vy-Bruhl
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Sidney Schering (2025): “ … Staubige Straßen, klapprige Bretterbuden und trockene, weitläufige Landschaften: Das gehört genauso zur Western-Ikonografie wie Pferde und knurrige Revolverhelden. Doch auch halbseidige Casinos und mit blutigem Eifer verfolgte Glücksspiele lassen sich schwer aus dem Genre wegdenken … “ | https://www.filmstarts.de/nachrichten/1000119210.html
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“ … Sehen ist nach Freud sowohl mit Vorstellungen verbunden, die mit den Sexualtrieben assoziiert sind, als auch mit Vorstellungen, die auf die Ich- bzw. Selbsterhaltungstriebe zurückgehen. Den Trieben wird durch diese Aussage Freuds eine entscheidende Rolle bei der visuellen Wahrnehmung zugesprochen. Entscheidend ist weiterhin, daß der Einfluß der Triebe über Vorstellungen vermittelt ist, die widersprüchlich sein können, beziehungsweise einen (unbewußten) Konflikt begründen. … // … Wie verhält es sich nun mit der Verbindung von sehen und wissen, beziehungsweise Schaulust und Wißbegierde? …“ | Aus: E. Rövekamp: „Sehen – Das Unheimliche sehen: Psychoanalyse des Blicks“ (2005) | Quelle: https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/4621 // https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/4621/3_kap3.pdf?sequence=4&isAllowed=y
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Martin Canine (2025): “ … Angie Dickinsons Rolle [„Young Billy Young“ (1969)] hat etwas an sich, was sie über den restlichen Film hinauserhebt. Sie spielt als Lily Beloit nur eine Nebenrolle und besitzt nicht sonderlich viel Screentime, und dennoch steckt in ihren Sätzen und Blicken mehr Emotion, mehr Echtheit und mehr Komplexität als im filmischen Konstrukt ringsherum. Es sind Blicke voll stillem Hass. Blicke einer Frau, die über Jahre, vielleicht ihr ganzes Leben lang, mental und körperlich verstümmelt wurde, und ihrem Peiniger, ihrem „Besitzer“ physisch aber nicht mental gefügig wird. Da ist ein Fass kurz vor dem Überlaufen. In einer Szene wird sie von ihrem „Schatz“ aufs Bett geworfen und mit einem Gürtel ausgepeitscht. … Es gleicht einer Bestrafung aus der Antike. Als „notwendige“ Konsequenz für Fehlverhalten. … Der Grund, weshalb diese Gräueltaten vor sich gehen? Ein Mann war bei ihr, und er vermutet, dass dieser die Nacht bei ihr verbracht hat. Die gute alte Eifersucht also. … Ich finde auch hier die Psychologie des Mannes interessant. … Es scheint hier die Frau eher den Status einer Trophäe zu besitzen, die man zwar gerne herzeigt und mit ihr prahlt, man jedoch nur alleine besitzen will. Siegmund Freud hätte sicher großen Spaß an diesen wenigen Momenten gehabt, genauso wie ich, wenn ich mir ausmale, wie kaputt dies Partnerschaft doch sein muss. … Es handelt sich um einen gewöhnlichen US-amerikanischen Western, wie es ihn zu Hauf gab, mit all den Inhalten und Schablonen, die man aus besagtem Genre kennt. … [Aber] Lily Beroit […] ist der Kaviar im fettigen aber schmackhaften Burger, die Goldmünze in der Schatulle voller Spielgeld oder eine einzelne Fliese aus Platin im Badezimmer voller Keramik. Es sind Szenen so rau, so intensiv, wie sie in einem derartig seichten Unterhaltungsfilm eigentlich nicht auftreten. …“ | Quelle: https://www.moviepilot.de/movies/der-gnadenlose-raecher
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“ … Mit dem verlorenen Krieg brach 1945 in Deutschland ein Männlichkeits- und, mehr noch, ein Identitätsmodell zusammen. Die Niederlage, die sich in den Nachkriegsjahren in der Suche nach neuen Identifikationsformen spiegelte, fand ihren Ausdruck auch in den Kinos der Bundesrepublik. Hier war der amerikanische Western zu sehen; er lief, weil die Amerikaner den Krieg gewonnen hatten. Dieses Genre, das häufig als typisches Beispiel der Amerikanisierung des deutschen Kinos angeführt wird, war jedoch zunächst einer Aneignung der deutschen Zuschauer unterworfen, die einen eigenen Zugang zum Western entwickelten. Einerseits transformierten die deutschen Zuschauer in ihrem Sehen den amerikanischen Western, aber andererseits transformierte auch der Western seine Rezipienten. Der Gang ins Kino und in einen Western in den fünfziger Jahren der Bundesrepublik lässt sich nicht einfach als Eskapismus oder Konsum beschreiben. Vielmehr ermöglichte der Western die Produktion einer populären Mythologie, die die komplexe Widersprüchlichkeit einer Zeit der Modernisierung und Umbrüche abfedern konnte. Das Sehen des Western in den fünfziger Jahren war Flucht in die imaginierte Einfachheit einer Vergangenheit, die heimlich die Bewältigung der Komplexität der neuen Situation einübte. Jonas Wegerers Studie Der nahe Fremde erzählt keine Genregeschichte, sondern die Geschichte von Wahrnehmung und Wirkung des Western in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. …“ | Zu: Jonas Wegerer: „Der nahe Fremde: Der amerikanische Western in den Kinos der Bundesrepublik Deutschland(1948-1960)“ | Quelle: https://www.ibidem.eu/en/Series/Liberal-Arts/Film-and-Media-Studies/Der-nahe-Fremde-Der-amerikanische-Western-in-den-Kinos-der-Bundesrepublik-Deutschland-1948-1960.html
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“ … Die Innovation Freuds lag sicherlich darin … die Logik des Unbewussten zu begreifen und zu nutzen, um daraus das Prinzip seiner Forschung abzuleiten. … Das Unbewusste manifestiert sich ohne Zutun, man braucht es nicht zu suchen, sondern man muss es erkennen, dort wo es sich zeigt. Man muss dazu die eigenen Überzeugungen überwinden können, man muss fähig sein, sowohl für die Spekulation als auch die Phänomene der Wahrnehmungswelt bereit zu sein, ohne gleichzeitig sich von den eigenen Spekulationen wie auch den beobachtbaren Phänomenen restlos überzeugen zu lassen. … // … Was bleibt, ist einerseits der Mythos des Vaters und andererseits ein Vater, der wirkt, ohne dass wir wissen, dass er wirkt. …“ | Aus: „Die Verwerfung bei Freud und Lacan“ Georg Augusta (2005) | Quelle: https://services.phaidra.univie.ac.at/api/object/o:1308004/download
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“ … Iser nimmt den Prozess der Konstruktion und Rezeption fiktiver Welten in der Literatur unter die Lupe. Das Fiktive, das Imaginäre und das Reale stehen nach ihm in einer „dreistelligen Beziehung“ zueinander (vgl. Iser 1991: 18). Anstatt von einer absoluten Dichotomie ‚real‘ vs. ‚fiktiv‘ auszugehen, widmet sich Iser der Frage, wie Elemente des Realen und des Imaginären einander im Fiktiven überlagern … Man könnte zum Beispiel fragen, welche Stereotype bei der Kategorie ‚Western‘ heute im Vordergrund stehen und weshalb gerade diese Stereotype so präsent geblieben sind. …“ | Aus: Joachim Hoffmann (2013), „Spiel mir das Lied vom Western – Die Problematik der Konzeptualisierung historischer Entwicklungen von Genres“ | Quelle: https://www.film.uzh.ch/dam/jcr:00000000-5d8c-2e4d-0000-000001d1f84a/Masterarbeit_Hoffmann_2013.pdf
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Marian Wilhelm (20.8.2024): “ … Der Western wurde schon oft totgesagt. Mythen über die imaginierte amerikanische Geschichte geben heute, im Zeitalter futuristischer Superhelden, nichts mehr her, hieß es. Der Wilde Westen sei längst zersiedelt und auserzählt. Und doch taucht alle paar Jahre ein einsamer Reiter am Kino-Horizont auf und erzählt vom vorletzten Jahrhundert – oft in Form postmoderner und postheroischer Kommentare. … Dass der Western nie alt wird, wie André Bazin behauptet, stimmt heutzutage wohl nicht mehr. …“ | Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000233071/kevin-costner-und-das-western-revival-mitten-im-us-wahlkampf
Jean-Pierre Léaud in „L’amour en fuite“ (François Truffaut, 1978)
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“ … Liebe auf der Flucht ist der letzte Film aus dem Antoine-Doinel-Zyklus. Truffaut hatte die einzigartige Chance, Filmmaterial aus zwanzig Jahren fiktiver Biographie zu verwenden, so dass Liebe auf der Flucht das Skelett für üppige Rückblenden … bildet. …“ | Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liebe_auf_der_Flucht
-.- “ … Für den schüchternen Jungen [François Truffaut] ist die Literatur ein geheimer Fluchtort. Er richtet eine Barrikade von Wörtern um sich auf. 1946 – er ist gerade 14 Jahre alt – verläßt Francois die Schule. Er beginnt kurz eine Schweißerlehre, landet wegen ein paar kleiner Diebstähle in einem Besserungsheim. Von den Zumutungen eines sturen Erziehungsbetriebs, von den Ausreißversuchen, von den Verlockungen der großen Boulevards erzählt er 13 Jahre später in seinem ersten Film »Sie küßten und sie schlugen ihn«. Da erscheint zum ersten Mal Antoine Doinel auf der Leinwand, Truffauts filmisches Alter ego. … Der knapp 15-jährige Truffaut gründet im Quartier Latin einen Filmklub, den »Cercle Cinemane«. Die Sache geht gründlich schief, Truffaut sitzt einem Schwindler auf, der die versprochenen Fritz-Lang-Filme nie liefert. … »Meine Schreibmaschine führt ein Eigenleben, ich habe den Eindruck, an ihr zu hängen wie an einem Tier« (1976). Depressionen, Todesängste und Selbstmordgedanken haben Truffaut sein ganzes Leben begleitet. 1978 schreibt er an den Romancier und Kritiker Jean-Louis Bory (der sich einige Monate später das Leben nimmt): »Diese Seelenschmerzen, die wie Todesqualen sind, das Gefühl, in ein schwarzes Loch zu fallen, nicht mehr zu existieren, diese Irrealität der Gesichter, denen man auf der Straße begegnet, all das habe ich selbst schon verspürt, ebenso die Gewißheit, anderen nicht begreiflich machen zu können, was sich in einem abspielt, den Verlust des Konkreten, diese stumpfsinnige Leere.« … “ | Zu: „Zu: Francois Truffaut: »Briefe 1945 – 1984«. Herausgegeben von Gilles Jacob und Claude de Givray. Aus dem Französischen von Robert Fischer. Köln, 736 Seiten | Aus: „Das Leben ist ein Roman“ Hans-Christoph Blumenberg (09.09.1990) | Quelle: https://www.spiegel.de/kultur/das-leben-ist-ein-roman-a-ce5a3d6d-0002-0001-0000-000013501509 -.-
“ … [Jean-Pierre Léaud war] François Truffauts Lieblingsheld Antoine Doinel, fünf Filme und zwanzig Jahre lang. … So viel plötzlicher Ruhm, der ein Legendenleben lang halten sollte und den der Halbwüchsige 1959 in Cannes so feierte: „Das ist alles Wahnsinn hier, ich weiß schon gar nicht mehr, wie mein Leben ausgesehen hat vor dem Festival.“ … Und wie lebte Léaud nachher? So unstet vielleicht wie der narzisstische Frauennichtversteher Antoine Doinel, den Truffaut als sein Alter Ego erfand. So filmverrückt und filmverschlungen wie der intellektuell versponnene Jungregisseur, der in Bernardo Bertoluccis „Letztem Tango in Paris“ die Welt ausschließlich durchs Objektiv wahrnimmt und doch unbedingt die ungemein physische Maria Schneider heiraten will. So nervtötend auch wie der brüllend komische, komisch brüllende Starschauspieler in Truffauts „Amerikanischer Nacht“, der mitten im Identitäts- und Liebeschaos schon mal Kollegenseelen wie Hotelzimmer zertrümmert. … Vage Vermutungen, genährt durch Léauds lebenslanges Mantra, recht eigentlich nur in seinen Filmen zu existieren. Verbürgt immerhin ist eine manifeste Lebenskrise, nach François Truffauts frühem Tod 1984. …“ | Aus „Der Mann aus Vergangenheit“ Jan Schulz-Ojala (05.05.2014) | Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/der-mann-aus-vergangenheit-8135455.html
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“ … in Auseinandersetzungen konnte [François Truffaut] mächtig ausholen. Legendär ist seine Entzweiung mit Jean-Luc Godard, die ihren Ausgang in der Frage nahm, wie man Filme zu machen habe in den politisch aufwühlenden 1960er-Jahren. Eine politische „Instrumentalisierung“ von Filmen lehnte Truffaut ab, während sich Godard explizit als politischer Aktivist positionierte. Selbst als Godard nach vielen Jahren einen Brief an Truffaut schrieb, der auf eine gewisse auch selbstironische Art eine neuerliche Begegnung zu initiieren versuchte, antwortete ihm Truffaut mit einer bissigen „Abreibung“ – es blieb beim Bruch. … Er rief einen Filmklub ins Leben, ohne dafür Geld zu haben, und klaute einmal die nötige Filmkopie für eine Vorführung, weil man sie ihm auf anderem Weg verwehrt hatte. Er meldete sich freiwillig für den Militärdienst in Indochina, desertierte aber kurz vor dem Abtransport und tauchte unter, bis man ihn festnahm und unehrenhaft entließ. Und trotz einer Ehe, den anschließenden vielfachen Beziehungen und Affären insbesondere mit seinen Hauptdarstellerinnen, die er öfter umgarnte, besuchte er auch bis wenige Jahre vor seinem Tod Prostituierte. Er brauchte zeitlebens die Zuwendung von Frauen. … Als François Truffaut 1984 aufgrund eines Hirntumors starb, riss es ihn tatsächlich aus dem blühenden Leben, denn Filmideen hatte er noch viele, eine Autobiografie hatte er angefangen zu schreiben. …“ | Aus: „François Truffaut (1932–1984): Kindheit – eine Zeit schmerzlicher Erinnerungen“ Uwe Britten (2022) | Quelle: https://www.aerzteblatt.de/archiv/francois-truffaut-1932-1984-kindheit-eine-zeit-schmerzlicher-erinnerungen-70782ad4-bd14-4a2c-bbc0-03d22f2964bb
Dieter Wunderlich: “ … Ein junges Paar verbringt die Ferien in einem Landhaus an der Côte d’Azur. Das erotische und müßiggängerische Idyll wird zerstört, als unerwartet ein alter Freund der beiden mit seiner Tochter auftaucht und sich hinter der Fassade der Freundschaft Eifersucht, Hass und Rachegefühle aufbauen … Die Vierecksgeschichte „Der Swimmingpool“ wirkt wie ein Kammerspiel. Das Geschehen spiegelt sich vorwiegend in den Mienen und Gesten der hervorragenden Schauspieler ab. …“ | Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Deray_swimmingpool.htm
-.- Der Swimmingpool (Originaltitel: La Piscine) ist ein Film von Jacques Deray. Er lief am 31. Januar 1969 in den französischen und am 8. März 1970 in den bundesdeutschen Kinos an. | https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Swimmingpool
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Matthias Lerf (23.07.2022): “ … [Als] «La piscine» von Jacques Deray … letzten Sommer, zusammen mit Klassikern wie «Casablanca», wieder in einem New Yorker Programmkino gezeigt wurde, musste die vorgesehene Laufzeit Woche um Woche verlängert werden, so gross war der Andrang. … “ | Quelle: https://www.tagesanzeiger.ch/am-pool-mit-romy-schneider-und-alain-delon-153088860251
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Louis Deluigi (23.07.2022): „Das war einer der wenigen Filme, bei denen ich schon in der Pause das Kino verliess. Am liebsten wäre ich schon kurz nach dem Intro gegangen, aber als damals schon sehr empathischer Mensch, wollte ich die anderen Besucher nicht stören. …“ -.- J. Steimle (23.07.2022): “ … @Louis Deluigi: Und was hat Sie dermassen gestört? …“ -.- Hans Meier_4 (23.07.2022): “ … @Louis Deluigi: Mehrheitlich schaue ich mir einen Film nur ein einziges Mal an. „La piscine“ … sehe ich jedoch sehr gerne alle paar Jahre mal wieder an. …“ -.- Louis Deluigi (23.07.2022): “ … @Hans Meier_4: Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. …“ -.- Anna Katharina Laggner (15.08.2020): “ … „Der Swimmingpool“ (La Piscine) hat selbst maßgeblich die Klischees des französischen Kinos, konkreter, der Nouvelle Vague geprägt. Damals aber war es Avantgarde, dass eine nackte Romy Schneider (unglaublich schön) sich auf den gelangweilt zur Seite blickenden Alain Delon (unglaublich schön) legen und ihn fragen kann, „Was denkst du?“ … [Blicke] und Liebe. Mir fällt keine Gattung des Kinos ein, die eine ähnliche Meisterschaft im intellektuellen Aufpimpen entwickelt hat wie die Nouvelle Vague. Es ist großartig. Großartig langweilig, großartig schön und großartig untergegangen. … Man kann [ ] sich [den Film] wegen seiner [ ] 60er-Jahre-Ausstattung anschauen, wegen Romy Schneider und Alain Delon natürlich, ja vielleicht sogar wegen der Langeweile. Denn es zeugt von Großzügigkeit, von einem ganz und gar anderen Verständnis von Unterhaltung und Zeit, wie wenig in dem Film – immerhin ein Thriller mit einem Mord – tatsächlich passiert. …“ | Quelle: https://fm4.orf.at/stories/3006065/ -.-
“ … Das Verhältnis von Kunstwerk und Welt bzw. Alltag ist dasjenige einer wechselseitigen Spiegelung, einer Reflexion – wenigstens beim gelungenen Kunstwerk. Daraus folgt, daß das Subjekt, das eine ästhetische Erfahrung macht, gerade das alltägliche ist, weil nur dieses die vom Kunstwerk aufgespannte Welt in sich spiegeln kann. Wenn es stabile ästhetische Gestalten des Subjekts geben sollte, dann wäre die ästhetische Erfahrung solcher Subjekte bloß affirmativ und nicht negativ: sie wäre l’art pour l’art ohne jeglichen subjektverändernden Effekt. Grundlage der Negativität der ästhetischen Erfahrung ist die Differenz zwischen Kunst und Leben, die in der ästhetischen Erfahrung schmerzvoll oder auch lustvoll bewußt wird. Es gibt also eine wechselseitige Spiegelung von empirischer Welt/Alltag und Parallelwelt/Alternativwelt (etwa im Roman). … Die ästhetische Erfahrung ist also eine Kontingenzerfahrung: ich erfahre die gegebene Welt einerseits als nicht die einzige, die möglich ist, und andererseits als entgegen dem Schein ihrer natürlichen Notwendigkeit nicht notwendig. Ein auf dieser (wenn man so will) Einsicht, die in der ästhetischen Erfahrung gewonnen werden kann – und die vielleicht nicht von Dauer ist, sondern immer wieder neu erfahren werden muß – aufbauendes aktives Verhalten des Subjekts ist das, was Friedrich Schlegel als „Ironie“ bezeichnet: das ästhetische Verhalten ist das (manchmal lustvolle) Spiel mit möglichen und wirklichen Welten oder Selbstverhältnissen. …“ | Jens Szczepanski „Subjektivität und Ästhetik“ (Gegendiskurse zur Metaphysik des Subjekts im ästhetischen Denken bei Schlegel, Nietzsche und de Man, Erschienen 2007 im transcript Verlag) | Quelle: https://www.transcript-verlag.de/shopMedia/openaccess/pdf/oa9783839407097.pdf
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“ … Psychoanalytische Filmtheorie versucht in erster Linie herauszuarbeiten, wie das Unbewusste die Rezeption von Filmgeschehen unterstützt, bzw. wie Film und Kino unbewusste, irrationale Prozesse beim Betrachter auslösen und Filmschauen so zu einer lustvollen Erfahrung werden lassen. Wenn der Film, wie seit jeher behauptet, in die Nähe des Traums gerückt werden kann, so muss es möglich sein, ihm mit Mitteln der Psychoanalyse (analog einer Traumdeutung) beizukommen. … das Kino und die Psyche. … Die klassische psychoanalytische Filmtheorie begann bereits 1916 mit der Veröffentlichung von Hugo Münsterbergs Studie Das Lichtspiel. Sie bedient sich vor allem der Konzepte Sigmund Freuds, als das wichtigste Konzept sei hier der das unbewusste Verarbeiten ödipaler oder narzisstischer Strukturen genannt. Daneben gibt es seit den 1970er Jahren die auf den Theorien des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan aufbauenden Ansätze, die von Filmwissenschaftlern wie Laura Mulvey und Christian Metz aufgegriffen wurden. Wichtige Aspekte sind hierbei Identifikation und Symbolik sowie Lacans auf dem Konzept des Spiegelstadiums beruhende Konzeption des Imaginären. Auffallend bei der Beschäftigung mit psychoanalytischer Filmtheorie ist die nahezu ausschließliche Beschäftigung mit Filmen des klassischen narrativen Erzählkinos (besonders beliebt sind hierbei die Filme Alfred Hitchcocks), während Überlegungen etwa zum Avantgarde- und Experimentalfilm meist völlig unberücksichtigt bleiben. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Psychoanalytische_Filmtheorie (26. April 2024)
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“ … Einmal abgesehen von der allgemeinen, kulturbedingten Scheu der Wissenschaft, über etwas so Flüchtiges und schwer Darstellbares wie Gefühle zu sprechen, gibt es für das, was man die Verspätung der Debatte nennen könnte, in Bezug auf die Filmwissenschaft auch systematische Gründe. Bis in die Fünfzigerjahre verfolgte der filmtheoretische Diskurs hauptsächlich das Ziel, den Film als Kunst zu legitimieren. … Das Kino wurde – gleich den Gefühlen – gesellschaftlich ausgegrenzt und fand als Kultur kaum Anerkennung. In dieser Ausgegrenztheit musste es der starken Hand, der Führerpersönlichkeit, den politischen und ökonomischen Steuerungssystemen unterworfen werden. In der kinematografischen Emanzipation der Gefühle geht es um die Lösung aus diesem gesellschaftlichen Mechanismus – eine Lösung des Kinos, seiner Filme und der Kinogänger. Sie kann nur von innen heraus geschehen, aus dem Innern des Kinos, der Filme und dem Innern der Zuschauerin. Eine Wissenschaft, die diesen Prozess fördert, fällt aus dem Rahmen. … Wenn man jedoch, die Phänomene der Massenkultur vor Augen, … [die] verlorene Wahrheit der Gefühle wiederzufinden sucht, wird die Schlussfolgerung der Wissenschaft zur Fiktion. … Lenk (Lenk, Elisabeth. Die unbewusste Gesellschaft. München 1983) spricht dem Traum einen freien Umgang mit den Gefühlen zu, der uns heute im Wachen ganz und gar fehlt. Denn unser waches Leben ist von der Unterdrückung der Gefühle geprägt, die damit ihre Macht beileibe nicht verloren haben. Vielmehr wirken sie im Rücken unseres Bewusstseins, sie steuern uns unbewusst. Statt dass wir sie bestimmen, werden wir von ihnen determiniert. Das gilt auch und gerade für die bewusste Arbeit des Wissenschaftlers. Aus dem Traum hingegen erwächst uns die Möglichkeit, Gefühle vor uns zu haben, sie zu lenken, mit ihnen zu spielen. Der Traum bricht mit unserer emotionalen Determinierung, er ist «in Situationen, da wir bei Tage Gefühle erwarten, gefühllos», er kümmert sich «um die hochwichtigen Fragen, die uns bei Tage beschäftigen, einfach nicht, […] während andere scheinbar neben sächliche Dinge ihn heftig erregen.» Der «ästhetisch Mündige» hat sich aus der Klammer der Gefühle, aus den affektiven Schemata der Gesellschaft gelöst und dafür gerade die Gefühle für sich, für sein Bewusstsein gewonnen. Für die Literaturwissenschaftlerin engt sich das Spektrum «ästhetischer Mündigkeit» auf Individuen – Künstler und solche, die ihnen nahe sind – ein, während sie mit dem Traum doch gerade jedem diese Möglichkeit zuschreibt. Das bleibt ein Widerspruch, den die Anerkennung der ästhetischen Möglichkeit des Films – nicht als Kunst, sondern als Massenkultur des Kinos – löst. …“ | Aus: Matthias Brütsch, Vinzenz Hediger, Ursula von Keitz u.a. (Hg.): Kinogefühle. Emotionalität und Film (Marburg: Schüren, 2005) | https://mediarep.org/bitstream/handle/doc/19092/Bruetsch_ea_2005_Kinogefuehle_ZF_12_.pdf
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“ … Die ikonische Wende trat vor mehr als 25 Jahren mit einer radikalen These auf: Geist und Kultur sind nicht nur sprachlich, sondern in ebenso fundamentaler Weise bildlich verfasst. Gemälde, Filme und Fotografien, Karten, Diagramme und Zeichnungen eröffnen eigenständige Zugänge zur Welt und zum kollektiven Selbstverständnis der Menschen. Der Blick zurück ist zugleich ein Blick nach vorne: Ist es gelungen, die traditionellen Gräben zwischen Ästhetik und Wissenschaft zu verschieben? …“ [Zu: „Nach der ikonischen Wende – Aktualität und Geschichte eines Paradigmas, Jonas Etten, Julian Jochmaring – Kulturverlag Kadmos Berlin 2021.“ | https://www.zem-brandenburg.de/en/publikationen/nach-der-ikonischen-wende-2/]
“ … Was heißt es eigentlich normal zu sein? Dieser Frage geht Bernardo Bertolucci in „Der Konformist“ basierend auf der Romanvorlage von Alberto Moravia nach. Die Tragödie eines Mannes, den Trauma und Schuld dazu treiben wie alle anderen sein zu wollen. … Am eindrucksvollsten ist [ ] nicht unbedingt … der Inhalt des Films, sondern die stilisierte Schönheit seiner Bilder. Die sind geprägt von klaren Linien und perfekter Symmetrie. Kameramann Vittorio Storaro und Bertolucci haben den Film bis ins kleinste Detail durchdesignt, jede Szene perfekt konstruiert. Licht und Schatten spielen eine große Rolle in der von Film Noir inspirierten Ästhetik des Films. In einer Szene fallen Schatten durch heruntergezogene Jalousien wie Gitterstäbe auf Marcellos Gesicht und den Boden. Sie kreieren einen visuellen Käfig, die Höhle in der sich Marcello befindet. … Auch die Räume reflektieren das Innenleben der Charaktere. Die Szenen in Rom, im Büro der Minister, finden in riesigen fast leeren Räumen statt. Sie sind eine Reflexion der ideologischen Leere des Faschismus. Trotz ihrer Größe wirken sie klaustrophobisch und einengend. … Bertolucci hat […] einen Film über den Faschismus der 30er gemacht, wollte damit auch seine Gegenwart, die 70er reflektieren. Insgesamt ist „Der große Irrtum“ aber ein Film dessen Aussagen zeitlos sind und sich auch noch in unserer Gegenwart widerspiegeln. … “ | Quelle: https://www.m945.de/der-grosse-irrtum-1970/ -.- “ … Italien in den späten 30er Jahren. Marcello Clerici (Jean-Louis Trintignant), ein Intellektueller aus dem Großbürgertum sehnt sich nach einem Leben in „Normalität“. Er heiratet eine attraktive aber durchschnittliche Frau und schließt sich Mussolinis Faschisten an. Auf seiner Hochzeitsreise nach Paris erhält er den Auftrag, seinen ehemaligen Professor, der bei Mussolinis Machtantritt aus Italien geflüchtet ist, zu töten. Bernardo Bertolucci verküpft die Stimmung im faschistischen Italien mit einer freudianischen Analyse der Kindheitstraumata Marcellos. …“ | Quelle: https://www.film.at/der_gro_e_irrtum -.- Pierluigi Puccini (2024): “ … Die Geschichte eines Mannes, der dem Teufel in seiner Verzweiflung die Hand schüttelte und versuchte, um jeden Preis vor seinem wahren Selbst davonzulaufen. …“ -.- farronstrife (2016): “ … „Der Konformist“ kam mir wie ein Film vor, der sich mit einer Reihe gegensätzlicher Ideale auseinandersetzt: Religion vs. Atheismus, Homosexualität vs. Heterosexualität (und insbesondere die religiösen Konnotationen von Homosexualität – die Glaubensvorstellungen des frühen 20. Jahrhunderts, die bis heute fortleben, die Feindseligkeit gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen), das Starre und das Sorglose und auf der oberflächlichsten Ebene Faschismus und Antifaschismus. …
… In dem, was hauptsächlich durch Rückblenden erzählt wird, wechseln wir zwischen der Sichtweise eines italienischen Faschisten, Marcello, hin und her, der beauftragt wird, nach Paris zu reisen und seinen ehemaligen Professor zu eliminieren, einen Mann, der jetzt ein Antifaschist in Paris ist und als solcher eine Bedrohung für das faschistische Regime Italiens darstellt. Marcello sehnt sich nach einem „normalen Leben“, wie er es nennt – einer gesunden Ehe, Kindern und einem Leben als Jedermann. Doch er … verliebt sich aber in die Frau seines Opfers. Untreue, unwissentlich verschmähte Liebhaber, falsche Freundschaften zwischen einem Lehrer und seinem Schüler, zwielichtige Motive – all dies kulminiert im tragischen Höhepunkt des Films, der sich in verschneiten Wäldern abspielt. …
Und danach wird Marcello zu einem ganz normalen Menschen. Er bleibt mit seiner langweiligen Frau verheiratet, bekommt ein Kind und gibt am Ende anscheinend den Faschismus auf. Er wird jetzt als religiöser Mann gesehen, obwohl er sich Jahre zuvor zum Atheisten erklärt hat (wieder diese Polarität, das offensichtliche Potenzial für veränderte Ansichten/Ideale). Aber was mich am meisten überrascht hat, ist vielleicht die angedeutete latente Homosexualität, die Marcello möglicherweise sein ganzes Leben lang unterdrückt hat. Die letzte Einstellung ist sicherlich ein starkes Argument dafür. … [Der Film] … ist zugleich auffallend schön und bösartig trostlos. …“ | Aus: „[Netflix Club] Bernardo Bertolucci’s „The Conformist“ (1970) Reactions & Discussion Thread“ | Quelle: https://www.reddit.com/r/TrueFilm/comments/4a5v8k/netflix_club_bernardo_bertoluccis_the_conformist/
Marc Vetter (16.01.2025): “ … Für Lynch war […] das Absurde oder Unheimliche nicht etwas, das man künstlich hinzufügt, sondern etwas, das bereits in der Realität vorhanden ist und nur entdeckt werden muss. Natürlich ist das auch unsere Welt, und die Kraft seiner Bilder lebt davon, dass wir es erst einmal nicht wahrnehmen wollen. …“ | Quelle: https://www.rollingstone.de/david-lynch-nachruf-2907441/
// “ … In seinem Aufsatz Das Unheimliche aus dem Jahr 1919 begründet Sigmund Freud seine Annahme einer unbewussten Seelentätigkeit. … Das Unheimliche ist [ ] „nichts Fremdes oder Neues, sondern etwas dem Seelenleben von alters her Vertrautes, das ihm nur durch den Prozess der Verdrängung entfremdet worden ist“. Die Verdrängung der Unausweichlichkeit der eigenen Sterblichkeit und des Todes, gerade auch gesellschaftlich durch Religionen, führt so zum Unheimlichen des Motivs der Wiederkehr der Toten, von Geistern und Gespenstern … “ | Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Unheimliche (20. Juni 2024)
“ … [Die Filme] von David Lynch … konfrontieren uns mit seltsamen Traumlandschaften, bevölkert von bizarren Charakteren [und] obskuren Symbolen … Lynch, der einmal in einem Interview sagte: „Ich liebe die Traumlogik“, würde sicherlich Sigmund Freuds berühmter Behauptung zustimmen, dass „die Psychoanalyse angesichts des Problems des schöpferischen Künstlers ihre Waffen niederlegen muss“. …“ | Zu: „Freud/Lynch: Behind the Curtain, Editors: Jamie Ruers and Stefan Marianski (2022)
Fellinis Casanova (Originaltitel: Il Casanova di Federico Fellini) Federico Fellini (1976)
“ … Das Meer ist aus Plastikfolien und man sieht die Schnur, woran der Mond aufgehängt ist, manchmal auch die Klebestellen an Donald Sutherlands künstlichem Kinn. Trotzdem – und auch deshalb, denn es passt perfekt, Realismus ist hier niemandes Ziel – ist diese grausig-schöne Casanova-Romanze für mich einer der wunderbarsten Filme, die je gedreht wurden….“
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“ … Obwohl Fellini ein bekennender Jungianer ist, kann ein Großteil seiner Arbeit durch die Filmtheorie erhellt werden, die üblicherweise mit der Arbeit von Sigmund Freud in Verbindung gebracht wird. Viele moderne Formen der Filmtheorie, die auf der Psychoanalyse basieren, betonen die Parallele zwischen dem Filmeschauen und Träumen in menschlichen Denkprozessen. … Einer der größten Unterschiede, die Freud zwischen den irrationalen Prozessen des Unbewussten und der Rationalität des Vorbewussten anmerkt, ist, dass die Sprache erst im späteren der beiden Bereiche des Geistes vorhanden ist [(in der Rationalität des Vorbewussten: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Vorbewusste)]. … Das Unbewusste denkt nicht und spricht nicht; es stellt sich in Bildern dar; umgekehrt bleibt jedes Bild anfällig für die je nach Fall unterschiedlich starke Anziehungskraft des primären Prozesses und seiner charakteristischen Verkettungsmodalitäten [Mit Primärprozess werden in mancher psychoanalytischen Literatur alle Vorgänge des unbewussten Seelenlebens bezeichnet, die nach dem Lustprinzip ablaufen. Freud, der den Begriff im letzten Kapitel der Traumdeutung der Sache nach eingeführt hat, spricht in seinem Werk durchgängig von Primärvorgang.]. Die Sprache selbst … unterliegt oft dieser Anziehungskraft, wie wir in der Poesie sehen, und Freud hat gezeigt, dass Träume oder bestimmte Symptome Repräsentationen von Wörtern als Repräsentationen von Dingen behandeln. … (Der imaginäre Signifikant [Das besondere Verhältnis des Kinopublikums zum Film resultiert für [Metz] daraus, dass der Film dazu bestimmt ist, ausschließlich in der imaginativen Tätigkeit des Rezipienten zu »existieren«.]) …“ | From: „DREAM SPACE; A STUDY OF ARCHITECTURE IN FELLINI“, Benjamin Toth (2001; pdf; 56 Pages) | Quelle: https://scholarship.tricolib.brynmawr.edu/server/api/core/bitstreams/30927a5e-2719-4e96-8ac3-81f9250583a5/content -.- // Kontexte: // Apparat, Code und Text, bilden die Objektseite des Kinos … // „Figur, Traum Der imaginäre Signifikant von Christian Metz auf deutsch“ // Christian Metz (2000) Der imaginäre Signifikant. Psychoanalyse und Kino. // Von Lars Nowak, 01.02.2002 // https://nachdemfilm.de/reviews/figur-traum-der-imaginaere-signifikant-von-christian-metz-auf-deutsch // Christian Metz (1931 – 1993) französischer Filmtheoretiker und // Begründer der linguistischen Filmsemiotik in Frankreich. // https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Metz_(Filmwissenschaftler) …
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“ … Die zentrale Bedeutung, die Freud dem Unterschied zwischen vorbewusst und unbewusst gab, hängt mit seiner Definition des Unbewussten zusammen, die nicht mehr, wie zu seiner Zeit gängig, als bloße Abwesenheit von Bewusstsein oder als „nicht bewusst“ definiert wurde, sondern als ein System des psychischen Funktionierens, das völlig anderen Gesetzen unterworfen ist. …“ | Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Vorbewusste
Peter Zander (23.04.2022): “ … Sie lümmeln gern auf einem Dach herum. Und gucken hinauf in den Himmel über Berlin. Das ist durchaus symbolisch zu verstehen: Die beiden jungen Männer schauen zuversichtlich in die Zukunft. Fühlen sich auch etwas über den Dingen. Und werden doch immer wieder von dem Staat, in dem sie leben, auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. „Berlin um die Ecke“ wagte 1965 einen neuen kritischen Blick auf die Wirklichkeit der jungen DDR. …“ | https://www.morgenpost.de/kultur/article235146173/Berlin-um-die-Ecke-Spaeter-Triumph-eines-Verbotsfilms.html
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“ … [In Zeiten der Systemkonfrontation zwischen Ost und West, insbesondere auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, war man auf keiner Seite interessiert, das Leben beim jeweils weltanschaulichen Gegner differenziert zu sehen. ] … Zu den Bonmots, die Filmautor Wolfgang Kohlhaase gern pflegt, gehört sinngemäß folgendes: Die Politik hatte sich bei den Künstlern die Wirklichkeit bestellt, aber wenn es diese dann gab, folgte die Strafe auf dem Fuße. – Kohlhaase weiß, wovon er spricht; mit Berlin um die Ecke (1965/66, Gerhard Klein) war er direkt vom Filmverbot betroffen. Das war nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED, als im Laufe eines halben Jahres elf Gegenwartsfilme in den Tresor wanderten und viele gar nicht erst gedreht werden durften. Mit ihrer Produktion hatte die DEFA 1965/66 einen Panoramablick auf die Gesellschaft gewagt, nicht vom Standpunkt außenstehender Alleswisser, sondern aus der Perspektive engagierter Solidarität. Doch gerade das war den Kulturverwaltern nicht geheuer. …“ | Aus: Klaus-Dieter Felsmann „Inszenierte Realität. DEFA-Spielfilme als Quelle zeitgeschichtlicher Deutung“ (DEFA-Stiftung, Berlin 2020)
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“ … Von dem vernichtenden Kahlschlag des 11. Plenums sollte sich das Filmwesen der DDR nie mehr ganz erholen, das Vertrauen zwischen den Künstlern und der Partei war endgültig zerstört. Nur langsam ging es bei der DEFA wieder aufwärts. Ein Bericht des Ministeriums für Staatssicherheit gab die Stimmung und Verunsicherung unter Künstlern wie auch Funktionären wieder: „Würden ,risikolose und politisch eindeutige‘ – gemeint im Sinne von konfliktlosen und einfachen – Filme produziert, erziele man damit keine Resonanz in der Bevölkerung. …“ | https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/26959/ddr-alltag-im-film-verbotene-und-zensierte-spielfilme-der-defa/ -.-
Das 11. Plenum des ZK der SED nach dem VI. Parteitag fand in der Zeit vom 15. bis zum 18. Dezember 1965 statt und war eine Tagung des ZK der SED, welche eine Zäsur in der Entwicklung der DDR bedeutete…. https://de.wikipedia.org/wiki/11._Plenum_des_ZK_der_SED -.-
… Theorien sind … sind Ausdruck einer aneignend-deutenden und konstruktbildenden Tätigkeit endlicher Geister, ‚unseres‘ Geistes. … (Günter Abel) – »Die Gnomenwelt lacht uns eigentlich aus mit unserem würgenden, ringenden Verstande, mit dem wir so dies oder jenes manchmal erfassen, während die Gnomen gar nicht nachzudenken brauchen.« (Rudolf Steiner, 2. November 1923)
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“ … [wir sollten in der Lage sein] … zwischen einer zufälligen und einer notwendigen Unwissenheit eine scharfe und definitive Trennungslinie zu ziehen. …“ | Aus: Rogério Lopes „Naturalismus und Interpretationismus – Einige Bemerkungen zu Abels Interpretationsphilosophie“ (2018) | https://philarchive.org/archive/LOPNUI (pdf)
“ … Astronomen erwarteten für das Jahr 1169 den großen Crash, weil sich damals alle Planeten in einem einzigen Sternbild – der Waage – versammelten. … Ähnliches am 1. Februar 1524: An diesem Datum begegneten sich die Planeten Jupiter, Saturn und Mars im Sternbild der Fische – die Sintflut stehe bevor, hieß es. 20.000 Londoner sollen sicherheitshalber auf die umliegenden Hügel geflohen sein. …“ | Quelle: https://www.evangelisch.de/inhalte/1373/21-12-2012/knapp-daneben-endzeit-visionen-von-nostradamus-co
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“ … Oakland – Der Weltuntergang ist nicht verschoben, er fällt aus. Zu dieser späten Erkenntnis kommt der US-Prediger Harold Camping. Der 90-jährige Apokalyptiker aus Kalifornien hatte jahrzehntelang vor dem Jüngsten Gericht gewarnt – und dieses auch terminiert. Nun ruderte Camping zurück und gab sich prophezeiungsmüde: Er sehe keine neuen Hinweise auf ein baldiges Ende der Erdbevölkerung. Weiterhin würde er auch nicht mehr nach weiteren Zeichen für die Apokalypse Ausschau halten. Laut seiner ursprünglichen Berechnung sollte die Welt bereits 1988 ihren Betrieb einstellen. Als es in dem Jahr nicht zu der erwarteten Katastrophe kam, gab er den 21. Mai 2011 als neue Endzeit an. Da dieses Datum ebenfalls ohne Armageddon verstrich, folgte der 21. Oktober des vergangenen Jahres als Ausweichtermin. Auch dieser Tag ging ohne ernsthaften Weltuntergang über die Bühne. Campings treue Anhänger waren aufgrund der nicht eintreffenden Apokalypse am Boden zerstört. … Camping gestand auf seiner offiziellen Web-Seite ein, durch die Geschehnisse am 21. Mai Demut gelernt zu haben. „Wir müssen offen zugeben, dass wir keine neuen Hinweise auf das Ende der Welt haben“, teilte der 90-Jährige mit. Die von den Mayas für den 21. Dezember 2012 prophezeite Apokalypse ließ er unkommentiert. …“ | Aus: „Das Ende der Welt fällt aus“ (10.03.2012) | Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/untergangs-prophet-das-ende-der-welt-faellt-aus-a-820550.html // https://de.wikipedia.org/wiki/Harold_Camping
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“ … Prinzessin Märtha Louise heiratet [“ … Märtha Louise, Prinzessin von Norwegen (* 22. September 1971 in Oslo) ist eine Angehörige des norwegischen Königshauses und Geistheilerin. … Ihre Aktivitäten als Geistheilerin und Verwendung des Titels „Prinzessin“ in ihrer Geschäftstätigkeit wurden in Norwegen immer wieder kontrovers diskutiert. …“ | Quelle: Märtha Louise von Norwegen https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=M%C3%A4rtha_Louise_von_Norwegen&oldid=248260735 | (Datum des Abrufs: 1. Januar 2025, 23:52 UTC)] … Durek Verret ist, falls das jemand hier noch nicht wusste, hauptberuflich Schamane. Er scheint Antworten auf alle gesundheitlichen, spirituellen und sonstige Fragen zu haben. Gwyneth Paltrow soll Kundin bei ihm sein. … Interessierte Beobachter wissen natürlich, dass Märtha Louise bis vor ein paar Jahren eine Schule betrieb, wo man mit seinen eigenen Engeln in Kontakt kommen konnte. Dieses Projekt beendeten sie und ihre Geschäftspartnerin 2019, aber die spirituelle menschliche Reise bleibt Märtha Louises zentrales Thema. „Ich mag sie. Und wenn sie mit Engeln spricht – warum nicht“, sagt meine Freundin M. Dem Bräutigam misstraut sie allerdings eher. „Er behauptet, er könne Krebs und Corona heilen“, erklärt sie ihr Bauchgefühl. … “ | Aus: Anne Diekhoff Nordeuropa-Korrespondentin „Skandälchen um Gin und Esoterik“ (4.8.2024) | Quelle: https://taz.de/Norwegens-Prinzessin-im-Hochzeitsfieber/!6025005&s=Esoterik/
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Elizabeth Teissier: “ … In Krisen sucht der Mensch nach dem Übernatürlichen. … Es gibt gerade eine große Zivilisationskrise, und ich glaube, dieser beengende Rationalismus wird explodieren. … Das Interesse an Astrologie steigt mit der Unsicherheit einer Gesellschaft. … Die Astrologie hat mich wirklich verführt. In meinem Horoskop habe ich alles wiedergefunden: Probleme, die ich mit meinem Vater hatte, und auch bestimmte Dinge, die mir widerfahren sind. Als ich 19 war, lebte ich hier in Genf. Zusammen mit einer Freundin hatte ich einen sehr schlimmen Autounfall. Wir haben uns überschlagen. Anhand meines Horoskops habe ich festgestellt, dass die Jungfrau von Orléans wie ich auch am 6. Januar geboren ist. Und dass sie mit 19 Jahren verbrannt wurde – wie auch ich mit 19 Jahren fast gestorben wäre. Ich war sechs Monate lang eingegipst. Da dachte ich: wie interessant! … Mitterrand hat mich auch um Rat gefragt, wann er andere Staatschefs anrufen oder treffen soll. Zum Beispiel George Bush, den amerikanischen Präsidenten. …“ | Aus: „“Mitterrand wollte immer wissen: ‚Wann sterbe ich?'“ (1. Januar 2025) | Quelle: https://www.zeit.de/zeit-magazin/2025/01/elizabeth-teissier-astrologie-francois-mitterrand-praesidenten-genf // https://de.wikipedia.org/wiki/Elizabeth_Teissier –
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Hanussen (ein Film des ungarischen Filmregisseurs István Szabó aus dem Jahr 1988)… Gegen Ende des Ersten Weltkrieges erholt sich der Frontsoldat Klaus Schneider (Klaus Maria Brandauer) im Lazarett seines Mentors Dr. Bettelheim von einer Kopfverletzung. Er erkennt dabei seine Fähigkeit, den Willen anderer Leute zu beeinflussen und zukünftige Dinge zu erahnen. Unter dem Namen Erik Jan Hanussen tritt er zunächst in Wien und später in Berlin auf. Er bewegt sich fortan unter den „oberen Zehntausend“, ist aber noch vollkommen arglos, als er Adolf Hitler als nächsten Reichskanzler vorhersagt. Der erklärtermaßen unpolitische Hanussen gewinnt mehr und mehr an Berühmtheit, wird sich aber der Gefährlichkeit und der Verantwortung seiner Begabung zu langsam bewusst. So wird ihm seine Voraussage des Reichstagsbrandes zum Verhängnis [Als er den Reichstagsbrand voraussieht, wird er von den Nationalsozialisten zum Verräter erklärt, obwohl viele ihn für einen Nationalsozialisten gehalten haben, und in der Nacht vom 24. auf den 25. März 1933 von der SA ermordet, wozu wohl auch seine jüdische Herkunft beigetragen hat. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Hanussen_(1988) (22. Dezember 2022)] … | Quellen: https://www.cinema.de/film/hanussen,1294469.html | https://www.amazon.de/Hanussen-Blu-ray/dp/B0B3K74BC8
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Bild aus Hanussen (R: István Szabó: „Profeta“, 140 Minuten, Erscheinungsjahr 1988)
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“ … Erik Jan Hanussen, eigentlich Hermann Chajm Steinschneider (1889 – 1933), war ein unter anderem als „Hellseher“ bekannter österreichischer Trickkünstler. … Obwohl er sich in seinem Buch Meine Lebenslinie selbst als Hochstapler enttarnt und sogar seine Tricks veröffentlicht hatte, betätigte er sich später als Hellseher. Er versuchte auch viele Jahre, eine eigene „Schule des Okkultismus“ zu gründen, was ihm letztlich aber nie gelang [Das österreichische Militär bildete er im Wünschelrutengehen aus.]. Er verbesserte das klassische Hellsehkunststück „Zettellesen“ und machte in der Presse spektakuläre Vorhersagen, wobei er Zufallstreffer groß herausstellte. Mit Hilfe okkultistischer Beratungsgespräche erwarb Hanussen auch gesellschaftliche Kontakte. Im Februar 1928 wurde Hanussen vor dem Kreisgericht in Litomerice (Leitmeritz) (Tschechoslowakei) des hundertfachen Betruges angeklagt, weil er den „Schwachsinn“ (gemeint ist: die Dummheit oder Naivität) von Gutgläubigen ausgenutzt habe. Der Prozess dauerte mehr als zwei Jahre und wurde bis in die USA verfolgt. Im Mai 1930 wurde Hanussen schließlich freigesprochen mit der Begründung, ein „nicht schwachsinniger“ Mensch müsse damit rechnen, dass ein Hellseher sich irren kann. [Im Urteil vom 27. Mai 1930 heißt es wörtlich: „Wenn aber ein Mensch, der nicht schwachsinnig ist, zum Hellseher geht, um Erkenntnisse kraft einer geheimnnis- oder rätselvollen Seeleneigenschaft zu erlangen, kann [er] unmöglich mit voller Sicherheit hundertprozentige Wahrheit erwarten und darf sich nicht beklagen, wenn er eine irrige Antwort erhält. Sein Verhältnis zum Hellseher erinnert an gewisse Glücksanträge, bei denen sich auch niemand beschweren darf, wenn er eine Niete zieht“. Zitiert nach Wilfried Kugel: Hanussen – Die wahre Geschichte des Hermann Steinschneider (1998)] … [Am 26. Februar 1933 soll bei der Eröffnungsfeier seines „Palastes des Okkultismus“ die von ihm engagierte Schauspielerin Maria Paudler „Feuer, Flammen, Verbrecher am Werk!“ deklamiert haben. Als dann einen Tag später – in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar – der Reichstag abbrannte wurde diese Aussage als dessen Vorhersage interpretiert.] …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Erik_Jan_Hanussen (10. November 2024)
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Gabriele Bondy (08.06.2011): “ … C. G. Jungs Interesse galt allen Aspekten der Gesellschaft wie des Individuums, von den dunklen Seiten der Persönlichkeit (dem „Schatten“) bis zu religiös-magischen Phänomenen. Von Freud trug ihm das nach einer kurzen Phase der Zusammenarbeit den Vorwurf ein, er bewege sich mit seiner Auffassung des Unbewussten im „schwarzen Schlamm des Okkultismus„. … Jung seinerseits kritisierte Freuds Fixierung auf die Sexualität und formulierte mit den Archetypen als Urbildern in der Seele aller Menschen die Idee des kollektiven Unbewussten. Jungs Differenzierung in extra- und introvertierte „psychologische Typen“, die sich in Denken, Fühlen, Intuition und Empfinden voneinander unterscheiden, sind inzwischen in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Und auch in der therapeutischen Praxis lebt Jungs Werk weiter: die Analytische Psychotherapie wird bis heute zur Behandlung von Neurosen und Psychosen eingesetzt. …“ | Quelle: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/psychologie/carl-gustav-jung-dossier100.html -.-
“ … „Enthüllte Briefe“ (DER SPIEGEL 32/1970, 02.08.1970): “ … Nicht zuletzt um die Psychoanalyse für die (damals überaus schockierte Öffentlichkeit »akzeptabler« zu machen, suchte Jung nach anderen Erfahrungen im Unbewußten. Den Sexual-Trieb drängelte er mit der Theorie eines dominierenden »religiösen Instinkts« beiseite, und statt auf frühkindliche Sexualerlebnisse stieß er im Unbewußten seiner Patienten auf »Archetypen“: Urbilder und Mythen, die sich in allen Menschen, also »kollektiv«, als Erbe vorfinden lassen sollen. Aber auch Geistererscheinungen beschäftigten ihn — das Mißtrauen Freuds, der ohnehin Religion als »Okkultismus« verdammte, wuchs. … “ | https://www.spiegel.de/kultur/enthuellte-briefe-a-d7bb1724-0002-0001-0000-000044418244 // [ “ … „Ich erinnere mich noch lebhaft, wie Freud zu mir sagte“, berichtet C. G. Jung, „,Mein lieber Jung, versprechen Sie mir, nie die Sexualtheorie aufzugeben. Das ist das Allerwesentlichste. Sehen Sie, wir müssen daraus ein Dogma machen, ein unerschütterliches Bollwerk.‘ (…) Etwas erstaunt fragte ich ihn: ,Ein Bollwerk – wogegen?‘ Worauf er antwortete: ,Gegen die schwarze Schlammflut –‘ hier zögerte er einen Moment, um beizufügen: ,des Okkultismus‘. [Sigmund Freud war der Meinung, dass er das, was er für objektive Wissenschaft hielt, gegen Unwissenschaftlichkeit und Okkultismus verteidigen musste. „Build the wall“ also zwischen die aufklärende Wissenschaft und die schmutzige Schlammflut der Spiritualität.]“ …“ | Zu „Schwarze Schlammflut des Okkultismus oder Chance?“ – Rezensent(en): Fabian Chmielewski, DOI: 10.1055/a-0661-3463, Psychiatrische Praxis 2018; 45(06): 329 – 330 | Quelle: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-0661-3463?innerWidth=412&offsetWidth=412&device=desktop&id=&lang=de] -.- “ … Gefühle auf Kollisionskurs … So alt und unentrinnbar das Erlebnis kollidierender Gefühle ist, so erstaunlich neu ist der Begriff selbst. Geprägt hat ihn 1910 der Schweizer Psychologe Eugen Bleuler. … Ambivalenz beschrieb er zugleich drei Erscheinungsformen eines Phänomens, das er als Hauptmerkmal der Schizophrenie definierte. … Zu den ersten, die das analytische Potenzial des neuen Begriffs erkannten, gehörte Sigmund Freud. Für ihn waren ungelöste Gefühlsambivalenzen ein maßgeblicher Auslöser seelischer Erkrankungen. Auch in der Analytischen Psychologie seines Wegbegleiters und Gegenspielers C. G. Jung spielten Ambivalenzerfahrungen eine zentrale Rolle: Jung bezeichnete die Fähigkeit, das Widersprüchliche der eigenen Persönlichkeit zu erkennen, anzunehmen und zu bejahen als wesentliches Ziel des menschlichen Reifungsprozesses. Beide Ansätze gelten noch heute: Ambivalente Regungen und Gedanken prägen unser Dasein. …“ | Quelle: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/psychologie/ambivalenz-konflikt-gefuehlskollisions-100.html (26.10.2016)
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Mr_Gee (4. August 2006): “ … Es muss viele Interpretationen geben können, wenn es überhaupt eine geben können soll. … Wie ist das jetzt mit dem Fürwahrhalten, der Episteme kantscher Prägung des Meinens, des Glaubens und des Wissens? …“ | –> https://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntnistheorie -.- “ … Sätze und Theorien sind nicht Effekte und nicht passive Spiegelung einer in der Natur herrschenden Wesensstruktur. Sie sind Ausdruck einer aneignend-deutenden und konstruktbildenden Tätigkeit endlicher Geister, unseres Geistes. … “ | Aus: Günter Abel – „Interpretationswelten: Gegenwartsphilosophie jenseits von Essentialismus und Relativismus“ [S.308] (Suhrkamp Verlag, 1995)
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“ … Deutschlands schmerzhafter Eintritt in die Moderne löste viele widersprüchliche Gefühle aus. Aufregung und Angst vor der „Entzauberung der Welt“ überwogen, als die Deutschen erkannten, dass der Triumph der Wissenschaft und der Vernunft die Nation materiell mächtig gemacht, sie aber spirituell verarmt hatte. Viele Deutsche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, die ihre Welt neu verzaubern wollten, reagierten darauf, indem sie sich einer Vielzahl paranormaler Glaubensvorstellungen und Praktiken zuwandten – darunter Theosophie, Astrologie, parapsychologische Forschung, Graphologie, Wünschelrutengehen und Geistheilung. Die deutsche okkulte Bewegung war kein bloßes Randphänomen, sondern hatte eine wahrhaft nationale Präsenz und umfasste Hunderte von Clubs, Unternehmen, Instituten und Verlagen, die okkulte Waren und Dienstleistungen anboten und konsumierten. In „A Science for the Soul“ untersucht die Historikerin Corinna Treitel die Anziehungskraft und Bedeutung des deutschen Okkultismus in all seinen Spielarten zwischen den 1870er und 1940er Jahren und verortet seine Dynamik im Kampf der Nation mit der Modernisierung und der Unzufriedenheit der Öffentlichkeit mit dem wissenschaftlichen Materialismus. Der Okkultismus, so Treitel, diente als Brücke zwischen traditionellen religiösen Überzeugungen und den Werten einer zunehmend wissenschaftlichen, säkularen und liberalen Gesellschaft. Auf Grundlage einer Fülle von Archivmaterial beschreibt Treitel die Einzelpersonen und Gruppen, die an der okkulten Bewegung teilnahmen, rekonstruiert ihre Organisationsgeschichte und untersucht die wirtschaftlichen und sozialen Faktoren, die für ihren Erfolg verantwortlich waren. Auf dieser Grundlage wendet sich Treitel der Frage zu, wie die Deutschen das Okkulte in drei praktischen Bereichen nutzten: in der Theosophie, wo okkulte Studien zur spirituellen Erleuchtung eingesetzt wurden; in den Künsten, wo okkulte Bewusstseinszustände den kreativen Prozess von avantgardistischen Malern, Schriftstellern und Tänzern befeuerten; und die angewandten Wissenschaften, wo Fachleute aus Psychologie, Strafverfolgung, Ingenieurwesen und Medizin okkulte Techniken anwendeten, um typische Probleme der Moderne zu lösen. Abschließend betrachtet Treitel die widersprüchlichen Bedeutungen, die der Okkultismus für die Zeitgenossen hatte, indem er sich auf die antispiritistischen Kampagnen der nationalen Presse, der protestantischen und katholischen Kirche, der lokalen und nationalen Regierungen und des Nazi-Regimes konzentriert, das die Bewegung nach Jahren des Wechsels zwischen Affinität und Antipathie gegenüber dem Okkultismus 1945 schließlich zerschlug. „A Science for the Soul“ untersucht durchgehend den deutschen Okkultismus in seinem breitesten kulturellen Umfeld als Schlüsselaspekt der deutschen Moderne und bietet neue Einblicke in die Art und Weise, wie die Deutschen die Herausforderung bewältigten, in der Moderne ein sinnvolles Leben zu führen. …“ | Zu: Corinna Treitel „A Science for the Soul: Occultism and the Genesis of the German Modern“ Johns Hopkins University Press; Illustrated Edition (2004), Sprache: Englisch (288 Seiten) | [Professor Treitel (https://artsci.washu.edu/faculty-staff/corinna-treitel)] -.-
Joseph Hirsch (July 9, 2018): “ … Fast jeder interessiert sich für Okkultismus. Dieses Interesse kann von Skeptizismus und dem Wunsch, verschiedene Formen der Hellsichtigkeit und psychischer Phänomene zu entlarven, über staatlich finanzierte Forschungen im Bereich angewandten Okkultismus (hauptsächlich für Krieg und Spionage) bis hin zu denen am anderen Ende des Spektrums reichen, die ihr Leben der Suche nach einem Stein der Weisen/dem ultimativen Wissen widmen, das sie durch die Analyse esoterischer Dinge von Sternzeichen bis hin zur Kabbala zu erlangen hoffen. Die Rolle des Okkultismus in der deutschen Geschichte ist aus mehreren Gründen besonders komplex und heikel. Erstens gibt es Deutschlands viel diskutierten Sonderweg, mit dem (im Gegensatz zu anderen westeuropäischen Nationen) die deutsche Gesellschaft, Zivilisation und Psyche sich der Aufklärung widersetzten und tiefer in ihre Bedeutung (und Konsequenzen) eintauchten. Die Grenzen zwischen Wissenschaft und Religion, dem Materiellen und dem Metaphysischen, die vermutlich bis zu Goethe zurückreichen, haben deutsche Denker, Künstler, Gelehrte und Wissenschaftler über mehrere Generationen hinweg gequält, manchmal bis zum Wahnsinn (und wohl bis zum Völkermord). Die Art und Weise, wie der deutsche Okkultismus angeblich mit dem Nationalsozialismus zusammenhing, macht das Thema auch zu einem Minenfeld, durch das Corrinna Treitel, das muss man sagen, ihr Bestes tut, um zu navigieren. Man kann also sehen, warum Dr. Corrina Treitel mit „Eine Wissenschaft für die Seele“ eine Menge Arbeit vor sich hat. Sie geht mit vollem Einsatz an die Sache heran, und obwohl das Buch zeitweise brillant ist (insbesondere im letzten Drittel), ist das Werk als Ganzes nicht ganz stimmig. Einige Abschnitte würden sich gut als wissenschaftliche Artikel eignen; andere wären gute Themen für Seminare und Konferenzen. Im Großen und Ganzen ist „Eine Wissenschaft für die Seele“ jedoch unkonzentriert, manchmal ermüdend, langatmig und ja, langweilig. Wie schafft man es, die Niederlage aus dem Rachen eines eigentlich spannenden und faszinierenden Wunderschlunds zu reißen? Ein Teil des Problems besteht meiner Meinung nach darin, dass Akademiker und Gelehrte so große Angst vor dem Stigma haben, das mit der Beschäftigung mit Okkultismus einhergeht, dass sie das Bedürfnis verspüren, ihre eigene Faszination (und ihr Staunen) für das Thema herunterzuspielen, um nicht wie einer der hilflosen Hinterwäldler zu wirken, die dieses Zeug ernst nehmen. Der Philosoph Colin Wilson zum Beispiel ist ein Musterbeispiel dafür, wie schnell man bei den schönen Menschen der Intelligenzia in Ungnade fallen kann, wenn man von etwas Ernstem (in Wilsons Fall dem Existenzialismus) zu etwas nicht ganz so Ernstem (in Wilsons Fall dem Okkultismus) übergeht. Ich mache Treitlel keinen Vorwurf für ihr umsichtiges Vorgehen, aber in den Passagen, in denen ich spürte, dass sie dem Ruf einer stärkeren Anziehungskraft folgte, kann man die Schmetterlingspuppe für ein viel spannenderes Buch zu diesem Thema erkennen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich protestiere nicht aus Skepsis (ich bin selbst Skeptiker); es geht mir nur um die Trockenheit des für uns alle, Laien und Fachleute, vielleicht spannendsten Themas. Trotzdem ein Lob dafür, dass Sie versucht haben, einen verdammt großen Berg zu erklimmen und dort oben in der seltsamen Stratosphäre ihr Gleichgewicht zu halten. … // Almost everyone is interested in the occult. This interest can range from skepticism and a desire to debunk various forms of clairvoyance and psychic phenomena, to government-funded research into applied occultism (mostly for war and espionage), all the way down to those at the other end of the spectrum who devote their lives to the search for some philosopher’s stone/ultimate knowledge they hope to acquire by parsing esoterica ranging from astrological signs to the Kabbalah. The place of the occult in German History is especially complex and thorny for a couple of reasons. Firstly, there is Germany’s much-discussed Sonderweg („Special Path“) by which (contra other Western European nations) the German society, civilization, and psyche both resisted the Enlightenment and plunged deeper into its meaning (and consequences). Probably going all the way back to Goethe, the borders between science and religion, the material and the metaphysical, vexed German thinkers, artists, scholars, and scientists for several generations, sometimes to the point of madness (and arguably to the point of genocide). The way the German occult supposedly dovetailed with Nazism also makes the subject a minefield, which, it must be said, Corrinna Treitel does her best to navigate. You can see then, why Dr. Corrina Treitel has her work cut out for herself in „A Science for the Soul.“ She makes a concerted go of it, and while the book is intermittently brilliant (particularly in the final third) the work doesn’t quite cohere as a whole. Some sections would make good scholarly articles; others would be good subjects for seminars and conferences. Taken in Toto, though, „A Science for the Soul“ is unfocused, sometimes tedious, long-winded, and yes, boring. How does one manage to snatch defeat from the jaws of what should be an inherently-exciting and fascinating maw of wonder? Part of the problem, I think, is that academics and scholars have so much fear of the stigma that comes with treating the occult, that they feel the need to underplay their own fascination (and wonder) with the subject, in order not to seem like one of the hapless rubes who takes this stuff seriously. The philosopher Colin Wilson, for example, is an object lesson in how quickly one can fall from grace with the beautiful people in intelligentsia when they go from something deemed serious (Existentialism in Wilson’s case) to something not-quite-serious (the occult, in Wilson’s case). I don’t blame Treitlel for her circumspect treading, but in those passages where I sensed her heeding the call of some stronger pull, one can see the chrysalis for a much more exciting book on the subject. Understand, it isn’t skepticism that I protest (I’m a skeptic myself); it’s just the dryness of what is perhaps the juiciest of all subjects for all of us, lay or professional. Still, kudos for trying to scale a heck of a mountain and maintaining her equipoise high up there in the strange stratosphere. … // “ | Source: https://www.goodreads.com/book/show/1727201.A_Science_for_the_Soul
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“ … Okkultismus (von lateinisch occultus ‚verborgen‘, ‚verdeckt‘, ‚geheim‘) ist eine unscharfe Sammelbezeichnung für verschiedenste Phänomenbereiche, Praktiken und weltanschauliche Systeme, wobei okkult etwa gleichbedeutend mit esoterisch, paranormal, mystisch oder übersinnlich sein kann. … In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts konnte sich der Okkultismus in fast allen seinen Spielarten in Deutschland recht frei entfalten und erfreute sich wachsender Beliebtheit. Es gab zwar Gegner wie die Katholische Kirche, und speziell in Bayern gab es einen „Gaukelei“-Paragraphen im Strafgesetzbuch, der eine Handhabe bot, etwa Handleser und Astrologen strafrechtlich zu verfolgen, aber insgesamt entwickelte sich Toleranz für „das Okkulte“. Auch einige führende Nationalsozialisten waren an okkulten Themen interessiert. So nahm Rudolf Heß [https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_He%C3%9F] regelmäßig die Dienste von Astrologen, Magnetheilern und Hellsehern in Anspruch. Heinrich Himmler förderte den Ariosophen Karl Maria Wiligut als seinen „privaten Magier“ [https://de.wikipedia.org/wiki/Ariosophie] und Hellseher. Dieser hatte eine eigene Variante eines Geschichtsmythos von übermenschlichen arischen Vorfahren entwickelt. Wiligut wurde Leiter der Abteilung Vor- und Frühgeschichte der SS und trug zum Ausbau der Wewelsburg als SS-Zeremonienstätte bei. 1939 wurde er jedoch – unter anderem wegen des Bekanntwerdens einer früheren Schizophrenie – aus der SS ausgeschlossen. Für Adolf Hitler waren dagegen Okkultisten bereits in Mein Kampf (1925/26) ein Haufen von Wirrköpfen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden okkultistische Vereinigungen als „staatsfeindliche Sekten“ eingestuft. Die wichtigsten Anklagepunkte waren, dass Okkultisten den für den Nationalsozialismus zentral bedeutenden Rassismus ablehnten und speziell die Theosophen sogar eine „allumfassende Bruderschaft der Menschheit“ propagierten und dass sie, ähnlich wie die Freimaurer, angeblich eine „gefährliche“ Beeinflussung der Volksmassen betrieben. Ab 1935 ist eine strafrechtliche Verfolgung okkultistischer Aktivitäten dokumentiert, und 1937 wurden durch einen Erlass des Innenministeriums alle Freimaurerlogen, theosophischen Vereine und verwandten Gruppierungen verboten. Die Situation verschärfte sich weiter, nachdem im Mai 1941 Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß auf eigene Faust nach Großbritannien geflogen war, um Friedensverhandlungen anzuregen. In einer umgehend durch den Propagandaminister Joseph Goebbels gestarteten Kampagne wurde Heß als Geisteskranker bezeichnet, der aufgrund des Einflusses von Astrologen, Mesmeristen und anderen Okkultisten unter Halluzinationen leide. Es folgten umfassende Polizeiaktionen gegen Astrologen, Spiritisten, Anthroposophen und alle Anhänger ähnlicher Richtungen einschließlich der völkischen Ariosophen mit der Anordnung, diese Personen zur Zwangsarbeit zu verurteilen oder in Konzentrationslager einzuliefern und ihre Publikationen und sonstige Materialien zu beschlagnahmen. …“ | Aus: „Okkultismus“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Oktober 2024, 05:02 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Okkultismus&oldid=249141614 (Abgerufen: 22. Dezember 2024, 17:42 UTC) | // https://de.wikipedia.org/wiki/Okkultismus
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“ … In Deutschland sind Rudolf Steiner und die Anthroposophie [https://de.wikipedia.org/wiki/Anthroposophie] vielen Menschen ein Begriff, nicht zuletzt wegen Waldorfschulen, Demeter oder Weleda. Doch nur den wenigsten dürfte die Geschichte dieser Bewegung bekannt sein. … Obwohl sich die Anthroposophie trotz einiger Konflikte wie dem Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft 1935 lange mit dem nationalsozialistischen Regime arrangieren konnte, gewannen ihre Kritiker letztlich Überhand. Nachdem Rudolf Heß 1941 nach England geflogen war, nutzten Gestapo und SD die Gunst der Stunde, um gegen ihre seit langem verhassten Feinde, Okkultismus und Esoterik, vorzugehen. Da Heß angeblich von anthroposophischen Lehren verführt worden sei, richtete sich die Kampagne maßgeblich gegen die Anthroposophie: zahlreiche Institutionen wurden verboten, Schriftgut beschlagnahmt und manche Anhänger/innen verhaftet. Damit war die anthroposophische Bewegung im Nationalsozialismus nahezu zerschlagen. Überzeugend führt Staudenmaier aus, dass dieser Konflikt eine solche Zuspitzung erfuhr, gerade weil eine ideelle Nähe zwischen anthroposophischem und nationalsozialistischem Gedankengut bestand, nicht etwa Distanz. Im Nationalsozialismus wurde die Anthroposophie als eine Konkurrentin empfunden, die es zu beseitigen galt – ähnlich wie bei der „Nacht der langen Messer“ 1934. Dennoch, so Staudenmaiers Fazit, sei es der Anthroposophie bis 1941 erstaunlich gut gelungen, sich an das „Dritte Reich“ anzupassen. Auch dafür macht er Affinitäten zwischen beiden Weltanschauungen verantwortlich. … Luzide arbeitet Staudenmaier den spirituellen bzw. spiritualistischen Rassismus („spiritual racism“) der anthroposophischen Bewegung heraus, wie er bereits von ihrem Gründungsvater, Rudolf Steiner (1861–1925), vertreten wurde. Er zeigt, dass dieser spirituelle oder esoterische Rassismus nur im Kontext der deutsch-österreichischen Kulturkritik der Jahrhundertwende zu verstehen ist. Rudolfs Steiners intellektueller Werdegang und damit auch zentrale Positionen der Anthroposophie, so Staudenmaiers These, waren stark von rassistisch-nationalistischen Ansichten des Fin de Siècle geprägt [Fin de Siècle: https://de.wikipedia.org/wiki/Fin_de_Si%C3%A8cle]. … So waren [ ] Anthroposophen von der welthistorischen Sendung der Deutschen überzeugt und predigten eine unerlässliche Erneuerung bzw. Wiedergeburt des deutschen Volks. In diesen Zusammenhang ist auch Staudenmaiers These zu verorten, dass esoterische Weltanschauungen wie die Anthroposophie keine absonderlichen Randphänomene der Moderne seien, sondern ebenso wie der Nationalsozialismus integrale Bestandteile ihrer zeitgenössischen Kultur. … [Das] Buch [Peter Staudenmaier. Between Occultism and Nazism: Anthroposophy and the Politics of Race in the Fascist Era. London: Brill Academic Publishers, 2014. 430 S., ISBN 978-90-04-26407-6. ] … stellt eine Mahnung dar, stärker zwischen biologistischen, kulturalistischen und spiritualistischen Rassenkonzeptionen zu differenzieren, als es bisweilen in der Forschung der Fall ist. Außerdem widersprechen die Befunde jüngeren Bemühungen vor allem im angloamerikanischen Raum, esoterische und okkultistische Strömungen seit 1900 einseitig zu progressiven und emanzipatorischen Alternativen zur hegemonialen Moderne zu verklären. …“ | Aus: “ Peter Staudenmaier Between Occultism and Nazism: Anthroposophy and the Politics of Race in the Fascist Era. London: Brill Academic Publishers, 2014. 430 S., ISBN 978-90-04-26407-6. Reviewed by Michael Seelig, Published on H-Soz-u-Kult (January, 2016) | Quelle: https://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=45992 // https://www.h-net.org/reviews/showpdf.php?id=45992 // –> https://www.marquette.edu/history/directory/peter-staudenmaier.php
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Siehe auch —> Peter Staudenmaier „Der Deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit Volkischer Bewegung und Nationalsozialismus“ (2012). History Faculty Research and Publications —> https://epublications.marquette.edu/hist_fac/90 // —> https://www.researchgate.net/publication/326464292_Der_deutsche_Geist_am_Scheideweg_Anthroposophen_in_Auseinandersetzung_mit_volkischer_Bewegung_und_Nationalsozialismus // –> “ … [Mit beispielloser Klarheit offenbarten sowohl die globale Krise der Covid-19-Pandemie als auch die ideologische Legitimierung der russischen Invasion in der Ukraine das Nebeneinander und den Gegensatz von szientistisch-rationalistischen und nicht-wissenschaftlich-esoterischen Welterklärungen im 21. Jahrhundert. Vermeintlich marginale alternative Deutungsmuster erwiesen sich plötzlich als massentauglich, und Weltanschauungen, die aus rationalistischer Sicht zutiefst widersprüchlich erschienen, wurden plötzlich akzeptabel. Die dadurch ausgelösten Kontroversen lehren uns, inwieweit Menschen gesellschaftlichen und politischen Einfluss gewinnen können, die behaupten, Einsichten in verborgene Kausalzusammenhänge zu haben. Solche Verschwörungstheoretiker und andere intellektuelle Brandstifter können als die politischen Propheten unserer Zeit gelten. Doch wäre es zu kurzsichtig, sie mit den selbsternannten Propheten und Prognostikern in einen Topf zu werfen, die im Laufe der Geschichte aufgetaucht sind. Die Beiträge dieses Bandes widmen sich daher den Zusammenhängen zwischen den Sphären des Politischen und des Prophetischen von der Antike bis in die Neuzeit und veranschaulichen anhand von Beispielen eine immense Heterogenität geistiger Haltungen.] // … With unprecedented clarity, both the global crisis of the Covid 19 pandemic and the ideological legitimization of the Russian invasion of Ukraine revealed the juxtaposition and opposition of scientistic-rationalistic and non-scientific-esoteric explanations of the world in the 21st century. Supposedly marginal alternative patterns of interpretation suddenly revealed themselves to be suitable for the masses, and world views that seemed deeply contradictory from a rationalist point of view suddenly became acceptable. The controversies this triggered teach us to what extent social and political influence can be gained by people who claim to have insights into hidden causal connections. Such conspiracy theorists and other intellectual arsonists can be regarded as the political prophets of our time. But it would be too short-sighted to lump them together with the self-declared prophets and forecasters who have emerged throughout history. The contributions in this volume are therefore devoted to the connections between the spheres of the political and the prophetic from antiquity to modern times, using examples illustrating an immense heterogeneity of intellectual attitudes. … // “ See: „Rudolf Steiner and the Great War: Karma, Clairvoyance, and the German Spiritual Mission“, [Peter Staudenmaier in Christian Hoffarth, ed., Prophecy, Prognosis, and Politics from Antiquity to the Modern Age (Frankfurt: Klostermann, 2022), 239-54], November 2022, DOI:10.5771/9783465135166-239 In book: Prophetie, Prognose und Politik / Prophecy, Prognosis and Politics | https://www.researchgate.net/publication/365801874_Rudolf_Steiner_and_the_Great_War_Karma_Clairvoyance_and_the_German_Spiritual_Mission
“ … Aufgrund der rassentheoretischen Passagen in seinem Werk wird Steiner teilweise der Völkischen Bewegung zugerechnet. So schreibt etwa der Historiker Helmut Zander, Steiner habe eine Reihe seiner Begriffe dem völkischen Diskurs entnommen. Zwar relativiert Zander die Zugehörigkeit zum völkischen Diskurs selbst wieder, sieht bei Steiner aber eine unaufgelöste Ambivalenz. Der Historiker resümiert: „Neben und in den humanistischen Vorstellungen unter Anthroposophen findet sich weiterhin die völkische Tradition.“ Der Journalist Wolfgang Purtscheller bezeichnet Steiner als „Nationalisten völkischer Prägung mit verschwörungstheoretischem Hintergrund“. Der Historiker Clemens Esser dagegen bestreitet, dass Steiner überzeugter Rassentheoretiker und Antisemit gewesen sei. Zwar gebe es namentlich aus den Jahren bis 1918 verschiedene entsprechende Äußerungen von ihm, doch habe der Eklektiker Steiner immer Anleihen bei anderen Publizisten gemacht, etwa bei Ernst Haeckel, der Darwins Abstammungslehre in Deutschland popularisierte. Wenn man ihm diese Übernahmen nicht anrechne, verliere „auch der oft traktierte Antisemitismusvorwurf an die Adresse Steiners einiges von seiner Dramatik“. Der Theologe Matthias Pöhlmann weist darauf hin, dass diese relativierende Erklärung von Steiners rassentheoretischen Aussagen als bloße Anleihen an die zeitgenössische Publizistik im Widerspruch steht zu seinem Anspruch, seine Aussagen würden auf Erkenntnissen basieren, zu denen er auf übersinnlichem Weg gekommen sei und die daher überzeitliche Gültigkeit beanspruchen könnten. Pöhlmann sieht in der Praxis an Waldorfschulen auffällige Allianzen mit Reichsbürgern und Rechtsextremen; im anthroposophischen Milieu seien bis in die Gegenwart rassetheoretische Implikationen der steinerschen Aussagen und insbesondere Verschwörungstheorien verbreitet. … Als Reaktion auf die Kritik verabschiedete die Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen am 28. Oktober 2007 in Stuttgart die sogenannte Stuttgarter Erklärung [… In der Erklärung heißt es unter anderem, die Freien Waldorfschulen seien sich bewusst, „dass vereinzelte Formulierungen im Gesamtwerk Rudolf Steiners nach dem heutigen Verständnis nicht dieser Grundrichtung entsprechen und diskriminierend wirken.“ Der Bund der Freien Waldorfschulen hat sich in der Vergangenheit häufig mit „Gerichtsverfahren, Gegendarstellungsbegehren und Unterlassungsansprüchen“ gegen kritische Berichterstattungen – teils schon im Vorfeld – gewehrt. Waldorfkritische Journalisten und Autoren berichteten unter anderem von Protestaufrufen, Beschimpfungen und Diffamierungen. Helmut Zander folgend, stellten sich die Waldorfschulen „vielfach nolens volens“ [„gewollt oder ungewollt“, „unfreiwillig“, „wohl oder übel“, „notgedrungen“, „zwangsläufig“] den Debatten; der häufige Schritt, Streitigkeiten vor das Gericht zu bringen sei „hinsichtlich einzelner Polemiken nachvollziehbar, [hinterlasse aber] insgesamt den Eindruck, dass sich Waldorfpädagogen mit Kritik weiterhin oft schwertun.“ …]. …“ | Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Anthroposophie#Rassismus_und_Antisemitismus (Aus: „Anthroposophie“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. November 2024, 15:39 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Anthroposophie&oldid=250039263 (Abgerufen: 25. Dezember 2024, 12:56 UTC))
// Kontext: Stefan Hunglinger: „Demeter und der NS-Staat – Braune Stellen am Gemüse“ Der Demeter-Verband feiert 100 Jahre biodynamische Landwirtschaft. Über NS-Verbindungen führender Funktionäre spricht man da nicht gern (23.6.2024) –> https://taz.de/Demeter-und-der-NS-Staat/!6015895&s=Esoterik/ -.- Manzdi: 25.06.2024, 10:11 Uhr: “ … Ein Ausflug in die Geschichte. Soll hier [„Demeter und der NS-Staat – Braune Stellen am Gemüse“] ein ökologischer Verband denunziert werden? Mir fehlt hier ein Bezug zur heutigen Zeit. Denn wenn man weit genug in die Zeit des NS-Regimes zurückblickt, so erkennt man überall braune Stellen. Auch aktive Vertreter des Reichsnährstands mit tiefbrauner Gesinnung sind nach 1945 aktive Gestalter des Deutschen Bauernverbands geworden. Der Reichsnährstand spielte über seine Kreisbauernschaften vielerorts eine signifikante Rolle bei der Umsetzung der nationalsozialistischen Arisierungspolitik. So waren er bzw. seine Mitglieder verantwortlich für die Erfassung, Organisation und Durchsetzung der Enteignung und des Verkaufs jüdischen Eigentums. Insofern gibt es auch braune Stellen an den Mastschweinen. …“ -.-
roneu: 25.06.2024, 10:58 Uhr @Manzdi: “ … … oder, um es noch etwas pointierter zu sagen, WO gab es in Deutschland in der Nachkriegszeit keine braunen Stellen? Erwähnenswert wäre das Ganze ja nur, wenn es vergleichbare Verbände gäbe, die da anders durchgegangen wären. Insofern scheint mal wieder das Anthro-bashing im Vordergrund zu stehen, schade eigentlich. …“ -.- hakf34: 25.06.2024, 21:34 Uhr @roneu: “ … Nur zur Einordnung. Roneu ist Teil der anthroprosphischen Bewegung. Und natürlich ist es etwas anderes, wenn es um eine Weltanschauung, die mit den Wurzelrassen als elementare Grundgerüst, mit Rassismus tief verwurzelt ist. Ein Verband kann natürlich immer von unterschiedlichen Strömungen beeinflusst sein. Aber bei einem, auf hellserische Erkenntnisse basierenden Weltanschauung, kann nicht einfach mal der Kern der Ideologie geändert werden. …“ // Kontext: —> [“ … Wurzelrasse (englisch root race) ist ein Konzept aus der esoterischen Kosmogonie der modernen Theosophie. Bekannt wurde es vor allem durch Helena Petrovna Blavatsky (1831–1891) und ihr 1888 erschienenes Werk The Secret Doctrine (deutsch: Die Geheimlehre). Darin entfaltet sie die Vorstellung einer in die kosmische Evolution eingebundenen Entwicklung von insgesamt sieben „Menschenrassen“, die nacheinander auf verschiedenen Kontinenten entstanden wären oder noch entstehen würden. Jede Wurzelrasse unterteilte Blavatsky in sieben „Unterrassen“. Die germanische Unterrasse der arischen (fünften) Wurzelrasse definierte sie als die gegenwärtig höchste Stufe dieser Entwicklung, die von einer kommenden Unterrasse amerikanischer Herkunft abgelöst werden würde. Blavatskys Rassenlehre bot verschiedenen, auch obskurantistischen und rassistischen Strömungen Anknüpfungspunkte und einen reichen Schatz an Mythen und Symbolen. … Im Zuge seiner Lösung von der Theosophie ab 1907 verwendete Rudolf Steiner die Begriffe „Wurzelrasse“ und „Unterrasse“ nicht mehr. Stattdessen schrieb er von „Epochen“, „Hauptzeiträumen“ und „Zeitaltern“ bzw. „Kulturepochen“, „Kulturperioden“ und „Kulturzeitalter“ … “ | https://de.wikipedia.org/wiki/Wurzelrasse ] –
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“ … Gnome, Sylphen, Undinen, Salamander und andere Elementarwesen wurden von Menschen früherer Zeiten konkret erlebt. Ein Ausdruck davon findet sich in vielen Volksmärchen. Heute wird der Zugang zum Wesenhaften in der Natur wieder gesucht. Rudolf Steiner weist auf Wege hin, wie dieser Zugang gefunden werden kann und welche Bedeutung er für die Zukunft hat. »Die Gnomenwelt lacht uns eigentlich aus mit unserem würgenden, ringenden Verstande, mit dem wir so dies oder jenes manchmal erfassen, während die Gnomen gar nicht nachzudenken brauchen.« Rudolf Steiner, 2. November 1923 …“ | Quelle: https://www.geistesleben.de/Wissenschaft-und-Lebenskunst/Anthroposophie/Geistige-Wesen-in-der-Natur.html (Stand 01/2025)
-.- “ … Rudolf Steiner (1861 – 1925) war ein österreichischer Schriftsteller, Theosoph und Begründer der Anthroposophie. … Der Historiker Clemens Escher sieht in Steiners Äußerungen bis 1918 einen für den Wilhelminismus typischen Hang zur Abgrenzung von Deutschlands angeblichen „Reichs- und Erbfeinden“, zu denen für Steiner neben Franzosen, Jesuiten und Sozialisten eben auch Schwarzafrikaner und Juden gezählt hätten. Gleichwohl sei er weder überzeugter Rassentheoretiker noch Antisemit gewesen, sondern ein Eklektiker, der sich aus den diskursiven Angeboten seiner Zeit und seiner Umwelt bedient habe. Zur Frage, ob es einen Rassismus bei Steiner gibt, kam Helmut Zander 2007 zu dem Schluss: „Wenn Rassismus die Bindung wichtiger Elemente der Anthropologie an augenblicklich existierende Rassen bedeutet, seien diese biologisch oder spirituell definiert, dann kann man Steiner als Rassisten bezeichnen.“ Er differenzierte aber auch: „Mit manchen Äußerungen wird der Rassismus manifest, mit anderen hat Steiner sich explizit vom Rassismus seiner Umwelt distanziert.“ Inzwischen haben Vertreter der anthroposophischen Bewegung mehrmals Stellung zu den Vorwürfen genommen. Eine differenzierte Zusammenfassung der Problematik, vom anthroposophischen Standpunkt aus, gaben Ramon Brüll und Jens Heisterkamp im sogenannten Frankfurter Memorandum. Die neueste Stellungnahme von anthroposophischer Seite erfolgte im Juni 2021. Der Religionswissenschaftler Julian Strube resümiert, dass Steiner in seiner Lehre (die sich über die Jahre durchaus wandelte) ein seinem Verständnis nach „spirituelles“ Rassenkonzept mit einem „nationalistischen deutschen Sendungsbewusstsein“ verbunden habe. Zwar sei dies vergleichsweise universalistisch und wenig aggressiv gewesen, doch nennt er es „auch weitaus weniger unschuldig als dies manche Anhänger der Anthroposophie in der Retrospektive darzustellen versuchen“. …“ | Aus: „Rudolf Steiner“ Bearbeitungsstand: 29. November 2024, 06:21 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Rudolf_Steiner&oldid=250786779 (Abgerufen: 28. Dezember 2024, 15:05 UTC) // –> https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Steiner
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“ … Die Frage ist letztendlich, als wie stabil unser Begriffsschema betrachtet werden soll. … Allein durch den Skeptizismus werden wir in die Lage versetzt, die These der Exklusivität bzw. der prinzipiellen Nichthintergehbarkeit unseres Begriffsschemas teilweise zu relativieren. … Es geht dem Interpretationisten hauptsächlich darum, für seine Position einen begrifflichen Rahmen zu schaffen, in dem man sich weder rein aprioristisch noch bloß konventionalistisch orientieren muss. … Abel [:] „Zwar können wir aus einzelnen Interpretationen heraus- und damit in andere eintreten. Nicht aber können wir die Interpretativität als solche noch einmal skeptisch hintergehen. Ein solcher Zweifel würde sich selbst den Boden der Sinnhaftigkeit entziehen. Denn zwar besteht die Antwort auf die Zweifel an bestimmten Interpretationen in anderen Interpretationen. Der Zweifel aber an der Interpretativität als solcher hätte immer wieder nur die Interpretativität selbst zur Antwort. Doch der interne Skeptizismus möchte ja, wie betont, gar nicht ‚hinter‘, sondern möglichst tief in den Interpretationscharakter des Welt-, Fremd- und Selbstverständnisses hineingelangen. Der philosophische Skeptizismus kommt in der Interpretationsphilosophie, in die er führt, zugleich auch zu sich selbst.“ … Kant … hatte versucht zu zeigen, dass es für die Skeptiker, welche er mit einer „Art Nomaden, die allen beständigen Anbau des Bodens verabscheuen“ gleichsetzt, keine Heimat des Denkens gibt und dass die „Befriedigung der mit sich selbst veruneinigten reinen Vernunft“ nur dann möglich wird, wenn man von der skeptischen Zensur der Vernunft in die eigentliche Kritik übergeht. Dieser Übergang setzt jedoch voraus, dass wir prinzipiell in der Lage sind, zwischen einer zufälligen und einer notwendigen Unwissenheit eine scharfe und definitive Trennungslinie zu ziehen. …“ | Aus: Rogério Lopes „Naturalismus und Interpretationismus – Einige Bemerkungen zu Abels Interpretationsphilosophie“ (2018) | https://philarchive.org/archive/LOPNUI (pdf)
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Der Essentialismus (auch Essenzialismus, von lat. essentia „Wesen“) ist in der Philosophie die Auffassung, dass Entitäten notwendige Eigenschaften besitzen. … | https://de.wikipedia.org/wiki/Essentialismus
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Der Naturalismus ist die Auffassung, dass die Welt als ein rein von der Natur gegebenes Geschehen zu begreifen ist. Er geht davon aus, dass alles natürliche Ursachen hat und dass es nichts Übernatürliches gibt. … | https://de.wikipedia.org/wiki/Naturalismus_(Philosophie)
“ … Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1922 von Friedrich Wilhelm Murnau in fünf Akten. Der Stummfilm ist eine – nicht autorisierte – Adaption von Bram Stokers Roman Dracula und erzählt die Geschichte des Grafen Orlok (Nosferatu), eines Vampirs aus den Karpaten, der in Liebe zur schönen Ellen entbrennt und Schrecken über ihre Heimatstadt Wisborg bringt. Nosferatu gilt als einer der ersten Vertreter des Horrorfilms und übte mit seiner visuellen Gestaltung einen großen Einfluss auf das Genre aus. Zugleich gilt das Werk mit seiner dämonischen Hauptfigur und seiner traumartigen, gequälte Seelenzustände spiegelnden Inszenierung als eines der wichtigsten Werke des Kinos der Weimarer Republik. Der Film sollte nach einem verlorenen Urheberrechtsstreit 1925 vernichtet werden, überlebte aber in unzähligen Schnittversionen und ist heute in mehreren restaurierten Fassungen verfügbar. … Noch im Jahr der Uraufführung bemühte sich Bram Stokers Witwe Florence Stoker, gegen die … begangene Urheberrechtsverletzung vorzugehen. … Im Juli 1925 entschied das Berliner Gericht letztinstanzlich, dass das komplette Filmmaterial inklusive aller Kopien von Nosferatu zu vernichten seien. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Nosferatu_%E2%80%93_Eine_Symphonie_des_Grauens(Stand: 8. November 2024)
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“ … Doch ebenso wahr ist, dass jede Gegenwart schlecht darin ist, abzuschätzen, was für die Zukunft interessant sein wird. …“ Titus Blome (9. Dezember 2024)
“ … Das Internet ist für immer. … Archive verschwinden, Onlinebibliotheken werden geschlossen, ganze Felder digitaler Kultur gehen für immer verloren. … Das gilt nicht nur für obskure Provinzen des Internets. 38 Prozent aller Webseiten, die 2013 existierten, waren laut einer Studie des Pew Research Center im Oktober 2023 nicht mehr verfügbar. Es geht so weit, dass 54 Prozent aller Artikel in der englischsprachigen Wikipedia mindestens eine Onlinequelle nennen, die nicht mehr existiert. Die Studie nennt das „digital decay“ – digitalen Verfall. … Das Internet ist für immer, solange es sich rechnet – und nicht viel rechnet sich für immer. Die digitale Welt könnte ein perfektes Archiv sein, doch seine Verwalter heute sind keine Bibliothekare, die Kultur um ihretwillen bewahren, sondern Manager, die Erhalt oder Zugang gegen Profit abwägen. Nicht alle kulturellen Erzeugnisse müssen erhalten werden, das stimmt. Doch ebenso wahr ist, dass jede Gegenwart schlecht darin ist, abzuschätzen, was für die Zukunft interessant sein wird. …“ | Aus: „Internet Archive: „Für immer“ ist ein großes Wort“ Titus Blome (9. Dezember 2024) | Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2024-11/internet-archive-abschaltung-zugang-speicherung
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“ … [Telepolis löscht alle früheren Texte] … [Es sind] Mehr als 50.000 Artikel betroffen. … Ex-Chefredakteur und Autoren äußern scharfe Kritik. … Bereits im Februar hatte Telepolis allen vor 2021 erschienenen Artikeln pauschal eine distanzierende Warnmeldung (,,Disclaimer“) vorangestellt, wonach diese Texte ,,möglicherweise in Form und Inhalt nicht mehr den aktuellen journalistischen Grundsätzen der Heise Medien und der Telepolis-Redaktion“ entsprächen. Gegenüber Multipolar hatte Neuber damals erklärt, er könne ,,nicht alle Inhalte, die vor meiner Zeit als Chefredakteur erschienen sind, überarbeiten (lassen)“ und sich daher für den Warnhinweis entschieden. Nach Kritik war dessen Formulierung später stillschweigend geändert worden. … Unter dem aktuellen Beitrag, der über die Löschung der Artikel informiert, ist, anders als bei Telepolis üblich, das Leserforum abgeschaltet worden. Kommentare sind nicht möglich. Auf dem X-Kanal des Portals, wo kommentiert werden kann, wurde der Beitrag nicht ausgespielt. …“ | Aus: „Telepolis löscht alle früheren Texte“ Multipolar (6. Dezember 2024) | Quelle: https://overton-magazin.de/top-story/telepolis-loescht-alle-frueheren-texte/ | — | Telepolis ist ein deutschsprachiges Onlinemagazin … Es geht auf ein gleichnamiges Kulturprojekt zurück, das 1995 vom Medienlabor München entwickelt wurde. Telepolis informiert seither über die gesellschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen und kulturellen Aspekte des digitalen Zeitalters. Dazu zählen beispielsweise Internetregulierung und Massenüberwachung. Das Onlinemagazin ist eines der ältesten Angebote zu Themen der Netzkultur. Verschiedentlich wird dem Magazin vorgeworfen, Verschwörungstheorien eine Plattform zu bieten | https://de.wikipedia.org/wiki/Telepolis | Kontext: https://www.spiegelkritik.de/2024/12/08/medienreaktionen-auf-archiv-loeschung-bei-telepolis/ -.- “ … Myspace ist ein mehrsprachiges werbefinanziertes soziales Netzwerk … Im März 2019 wurde bekannt, dass MySpace alle Fotos, Videos und Audiodateien verloren hat, die in den Jahren 2003 bis 2016 hochgeladen wurden. Ursache war nach eigenen Angaben ein missglückter Serverumzug. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Myspace // “ … Über Nacht wurde das digitale Leben der Myspace-User ausgelöscht, Fotos und Blogs offline gestellt. Ein Szenario, das vor zwei Jahren undenkbar schien. …“ | https://www.stern.de/digital/online/massenloeschung-bei-myspace-wenn-die-digitalen-erinnerungen-ploetzlich-weg-sind-3790412.html (Jens Wiesner, 20. Juli 2013)
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“ … The rise of streaming platforms and temporary licensing agreements means that sound recordings, books, films, and other cultural artifacts that used to be owned in physical form, are now at risk—in digital form—of disappearing from public view without ever being archived. … When digital materials are vulnerable to sudden removal —whether by design or by attack — our collective memory is compromised, and the public’s ability to access its own history is at risk. Vanishing Culture: A Report on Our Fragile Cultural Record aims to raise awareness of these growing issues. The report details recent instances of cultural loss, highlights the underlying causes, and emphasizes the critical role that public-serving libraries and archives must play in preserving these materials for future generations. By empowering libraries and archives legally, culturally, and financially, we can safeguard the public’s ability to maintain access to our cultural history and our digital future. …“ | Source: https://archive.org/details/vanishing-culture-report/page/43/mode/2up | From: „Vanishing Culture: A Report on Our Fragile Cultural Record“ Luca Messarra; Chris Freeland; Juliya Ziskina, Publication date: 2024-10-30 | Source: https://archive.org/details/vanishing-culture-report/mode/2up
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Kontext:
“ … Seite 404 … ist die Seite, auf die Sie gelangen, wenn Sie was suchen, was vorher drin war im Netz, jetzt aber gelöscht wurde. Depublizieren heisst das im Fachjargon. …“ | https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Das-Loeschen-von-Internet-Archiven,depublizieren101.html | “ … HTTP 404 ist ein Statuscode des Hypertext Transfer Protocol (HTTP). Er wird von einem Webserver als Antwort zurückgegeben, wenn unter dem vom Webbrowser angeforderten Uniform Resource Locator (URL) kein Dokument vorhanden ist, das heißt die Webseite oder Datei ist nicht vorhanden. Der Fehlercode kann auch verwendet werden, wenn ein Server nicht bekannt geben will, ob er die angeforderten Informationen hat. …“ –> https://de.wikipedia.org/wiki/HTTP_404
Depublizieren ist das Entfernen von Internetseiten aus dem öffentlich zugänglichen Bereich … Der Begriff „Depublizieren“ oder „Depublikation“ wird außerdem verwendet, wenn umstrittene oder fehlerhafte Online-Inhalte aus dem öffentlich zugänglichen Bereich entfernt werden. … https://de.wikipedia.org/wiki/Depublizieren
“ … France, Paris … „Der Kampf auf der Insel“ stellt eine Zeit wieder her, die sowohl weit weg als auch intim ist: Raucher zünden sich gegenseitig höflich von einem Auto zum anderen die Zigarette an, wenn sie an einer roten Ampel die Gelegenheit dazu haben; Der Flüchtling Clément geht in das nicht mehr existierende Kino Cinéac-Montparnasse. …“ | https://www.dvdfr.com/dvd/c167072-combat-dans-lile.html
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Nicki-Nacki-Nanu (27. Februar 2018) zu „Der Kampf auf der Insel“ (Alain Cavalier, 1962): “ … Die Klarheit der von Rappeneau geschriebenen Dialoge, die simple Schönheit der Bilder, die (für damalige Verhältnisse) unkonventionelle Montage (Pierre Gillette) machen »Le combat dans l’île« zu einem unvergesslichen Stück cinéma vérité [Cinéma vérité >> https://de.wikipedia.org/wiki/Cin%C3%A9ma_v%C3%A9rit%C3%A9]. Schlichte Alltäglichkeiten, wie zum Beispiel der Gang Romy Schneiders in eine Apotheke oder die Autofahrt aufs Land, haben [ … ] Magie … Einige Szenen entstanden in Louis Malles Appartement in der Rue Boissière 84, es gab keinen Requisiteur, keine Studiobeleuchtung. Auch dadurch wurde ein faszinierender Realismus erzeugt, den es zu dieser Zeit so nur im französischen und englischen Kino gab und für den es im zeitgenössischen Kino keine Entsprechung mehr gibt. … Cavalier und Malle verknüpfen ihr politisches Anliegen mit einer Liebesgeschichte. Leicht verklausuliert schildert »Le combat…« die Bestrebungen der OAS (Organisation de l’Armée Secrète | Organisation der geheimen Armee >> https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_de_l%E2%80%99arm%C3%A9e_secr%C3%A8te), einer 1961 gegründeten französischen Untergrundbewegung, die für den Verbleib Algeriens bei Frankreich kämpfte. Ihren Anschlägen fielen tausende Algerier zum Opfer. … „
Zedda Zogenau (2021): “ … Da hat Alain Cavalier zu Beginn der 1960er Jahre einen sonderbar eindrücklichen Film gedreht. Anne (Romy Schneider) und Clement (Jean-Louis Trintignant) sind jung verheiratet, sie ehemalige Schauspielerin, er Sohn eines reichen Firmenbesitzers. Doch in Papas Fußstapfen will Clement nicht treten, lieber hat er sich der rechtsextremen Truppe von Serge (Pierre Asso) angeschlossen. Bald soll Clement sein erstes Attentat auf einen allzu linken Gewerkschaftsführer verüben. Der Schuss gelingt auch, doch Serge hat ihn übel hintergangen. Gemeinsam mit Anne kommt Clement bei einem Kumpel aus dem Algerien-Krieg unter. Dieser Paul (Henri Serre) ist in vielem das genaue Gegenteil von Clement: frisch verwitwet, Besitzer einer kleinen Druckerei, die drei Lehrlinge ausbildet. Als Clement dem flüchtigen Serge nach Südamerika hinterherhetzt, um ihn endgültig zu richten, nähern sich Anne und Paul immer mehr an. Als Clement nach vollendeter Hinrichtung Serges zurückkehrt, bleibt nur eine letzte Auseinandersetzung mit dem Nebenbuhler Paul: Der Kampf auf der Insel … Beide Männer sind durch den Einsatz in Algerien mit Waffen vertraut, beide sind im Haushalt auf eine weibliche Hand angewiesen, sind also noch sehr im althergebrachten Leben eines Mannes gefangen. Aber sie haben unterschiedliche Entscheidungen aus dieser Ausgangssituation heraus getroffen. Und das macht diesen Film – trotz einer nervtötenden Erzählerstimme – zu einem immer noch interessanten Zeitdokument. …“ | https://www.moviepilot.de/movies/der-kampf-auf-der-insel
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José Arroyo (2013): “ … „Le Combat dans l’île“ (Alain Cavalier, France, 1962) … ist eine politische Allegorie, die wie eine melodramatische Liebesgeschichte – und zugleich als Film Noir inszeniert wird … „Le Combat dans l’îsle“ verdient es, gesehen zu werden, und zwar wegen der Schönheit seiner Bilder, der Intensität der erzeugten Stimmung, der Sparsamkeit, mit der die beiden Attentate dargestellt werden, ebenso wegen der außergewöhnlichen Leistungen von Schneider und Trintingant – ihrer komplexen und aufregenden Darstellung sexueller Anziehung. … Clément und Paul sind seit ihrer Kindheit Blutsbrüder. Der Film verwendet sie als strukturelle Gegensätze in der Erzählung; Clément ist klein, Paul groß; der eine lebt in der Stadt, der andere in einer alten Mühle auf dem Land; der eine ist verheiratet, der andere verwitwet; der eine ist rechts, der andere immerhin ein Demokrat. Der eine verliert Anne, der andere gewinnt sie; der eine verbietet ihr die Schauspielerei, der andere bietet ihr die Plattform, auf der sie glänzen kann. … “ | https://notesonfilm1.com/2013/12/13/le-combat-dans-lile-fire-and-ice-alain-cavalier-france-1962/
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Rolf Schüler „Variationen über Romy Schneider“ (22.1.1993): „… Clément (Jean-Louis Trintignant) hat seine Schwierigkeiten, Anne (Romy Schneider) nach Hause zu bringen. Sie ist leicht beschwipst, fahrig und geistreich, das Gegenteil seiner gefaßten Gewalt. Er haßt diese Verspieltheit, auch ihr offenes Begehren, das der Alkohol seinem strangulierenden Zugriff entzieht. … Die außerordentliche elliptische und diskontinuierliche Montage ist wie ein Kommentar zur unheilvollen Beziehung zweier Menschen, die in verschiedenen Bahnen leben. …“ | https://taz.de/!1634001/
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Jacko Kunze (Stand 03.12.2024): “ … Vordergründig steht das Schicksal von Anne, die ihre Träume und die eigene Identität einer unglücklichen Beziehung mit ihrem eifersüchtigen, gewalttätigen und ihr – wie sich herausstellt – letztlich völlig fremden Ehemann Clement (Jean-Louis Trintignant) untergeordnet hat. Als er seine Maske fallen lässt, bietet sich ihr unverhofft eine neue Chance mit dem komplett gegensätzlichen Paul (Henri Serre). Während Clement ihr einen unfreiwilligen Ausflug aus dem beengten, nicht gerade goldenen Käfig gewähren muss, findet sie im Schoß des verständnisvollen, sensiblen und friedfertigen Paul ein Stück weit zu sich selbst zurück. Ein Glück auf Zeit, denn – das nimmt der Titel des Films (auch im französischen Original, wortwörtlich übersetzt) bereits vorweg – am Ende wird es auf die Konfrontation hinauslaufen. Auf das männliche Duell um eine Frau. Ganz klassisch-primitiv. Doch hinter dieser Geschichte schlummert noch ein ganz anderer Kampf. … Freunde, im weitesten Sinne sogar Brüder [„Blutsbrüder“], dividierten sich während des Algerieneinsatzes moralisch wie von der allgemeinen Weltanschauung auseinander. Stellvertretend für die Gesellschaft, in der die einen die Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien als schwere Niederlage betrachteten, während die anderen es als Schritt in eine neue, freiere Welt befürworteten. Diese beiden Ideologien duellieren sich am Ende ebenso wie „einfach“ nur zwei Männer, die dieselbe Frau lieben. Die politische Tragweite von Der Kampf auf der Insel scheint nur der austauschbare Auslöser für die Entwicklung des Plots zu sein, ist dabei jedoch der subversiv verschleierte Kern der Handlung, mit dem sich der Film auf eine hochinteressante, andere Ebene hievt, die mehr zu erzählen hat als eine reine Dreiecksgeschichte mit dem unvermeidlichen Zweikampf der Alpha-Tiere. …“ | https://www.moviebreak.de/film/der-kampf-auf-der-insel
Ray Charles – In the Heat of the Night — //– Movie’s Opening Sequence & End Credits — „The opening song to the acclaimed film of the same name, ‚In the Heat of the Night‘ opens the film and accompanying soundtrack with a slice of real, rural backwoods gospel. Lyrically, one of the key lines is ‚In the heat of the night/I’m feeling motherless somehow,‘ which clearly illustrates the main character’s dilemma of being in the wrong place at the wrong time. The main melody is guided by Charles‘ funky piano work and is buttressed by then-session ace Billy Preston’s powerful, soulful organ trills. The underlying sense of drama that is so much a part of the film is reflected perfectly in this song, and the Ray Charles Singers add to this with a stately grace.“ (Matthew Greenwald, All Music Guide) –> https://youtu.be/1GWJ7I0UhYQ
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