Annika Schmidt (31.10.2024): “ … In dem Lied „Sonderzug nach Pankow“ singt Udo Lindenberg in der vierten Zeile: „Ich muss da was klärn mit eurem Oberindianer“. Mit Oberindianer war SED-Herrscher Honecker gemeint. …“ | https://www.prisma.de/news/stars/Aufregung-um-Udo-Lindenberg-Song-Text-wird-zensiert,49979254 | https://de.wikipedia.org/wiki/Sonderzug_nach_Pankow
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“ … Sein Song „Sonderzug nach Pankow“ hatte 1983 für viel Aufregung im Westen wie im Osten gesorgt. Das Lied war eine freche Aufforderung an die Genossen, ihn in der DDR auftreten zu lassen – vergebens. Als er im Oktober 1983 das erste und einige Mal in der DDR singen durfte, war sein „Sonderzug nach Pankow“ nicht erlaubt. …“ | https://www.rbb-online.de/doku/die_rbb_reporter/beitraege/sonderzug-nach-pankow.html (31.01.2015)
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“ … Doch für die Verantwortlichen des Humboldt Forums ist die Verwendung des Wortes in der Gegenwart nicht mehr angebracht. «Nach einer offenen Diskussion mit den Chören und der künstlerischen Leitung haben wir entschieden, das Lied ‚Sonderzug nach Pankow‘ zu singen und hierbei das Wort, das aus heutiger Sicht diskriminierend wahrgenommen werden kann, auszulassen.» – Gegenüber der deutschen Bild-Zeitung führten sie aus: «Auch wenn das Wort in dem Lied in seiner Entstehungszeit 1983 eine metaphorische Konnotation hatte – und es sich damals satirisch-kritisch auf Erich Honecker bezog – sind wir uns auch bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklingt.» …“ | https://www.watson.ch/international/deutschland/376530110-zensur-von-lindenberg-klassiker-in-berlin-sorgt-fuer-aufregung (30.10.2024)
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butlerparker, 31.10.2024 05:14: “ … Gerade weil bestimmte Begriffe nicht mehr angebracht sind, ist es ganz wichtig, diese genau so stehen zu lassen, wie sie einmal geschrieben oder gesungen oder gemalt wurden.Wie will man aus der Vergangenheit lernen, wenn man sie nicht mehr authentisch abbildet. So kann man dann sagen: „so war das damals, heute haben wir das überwunden“. Dabei dann noch kurz zu Karl May. Hätten die weissen Siedler in den USA die Indianer so gesehen + behandelt wie Karl May sie gesehen hatte, so wäre dieser Völkermord niemals geschehen. …“
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Overton Window, 30.10.2024 10:17: “ … Eine weitere Steilvorlage für die AfD. …“
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user7690077J (31.10.2024): “ … Faszinierend, wie die ganzen Rechtsausleger, die Lindenberg bis jetzt für seine klaren Bekenntnisse gegen die AfD gehasst haben, plötzlich Lindenbergs Musik plötzlich zum Weltkulturerbe erklären und sich aufführen, als würde man den Kölner Dom zur Tiefgarage umbauen …“ | https://www.merkur.de/politik/heftige-reaktionen-zensur-von-udo-lindenberg-song-grotesk-und-geschichtsvergessen-93385103.html#id-Comments
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Ali mini äntli 30.10.2024 09:39: “ … In meiner Kindheit war „Indianer“ ein äusserst positiver Begriff, da er mit Freiheit und einfachem Leben verbunden war. Es war die Sehnsucht nach einem freien Land. Dass dies nichts mit der realen Welt der „first Nations“ zu tun hatte wurde mir erst später bewusst. … Oberindianer hat in diesem Song von Udo gar nichts mit der Ureinwohner von Amerika zu tun. …“
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„Winnetou – 1. Teil“ (Harald Reinl, 1963)
// „Atmosphärisch recht dicht inszeniert, etwas hölzern in der Darstellung.“
// – Kölner Stadt-Anzeiger
// https://de.wikipedia.org/wiki/Winnetou_1._Teil
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Tobias Dirr (11.12.2023): “ … Für einen kleinen Jungen war die Winnetou-Filmreihe gute Unterhaltung. Sie hat mich mitgenommen in eine Welt, die ich nicht kannte und die es so natürlich auch niemals gegeben hatte. Die Filme und deren literarische Vorlagen entstammen der Fantasie eines Mannes, der die Regionen, in die er seine Leser mitnahm, zunächst nie besuchen wollte. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts – ein paar Jahre vor seinem Tod – bereiste Karl May den Orient und später Amerika – er soll bei seiner Rückkehr mehr oder weniger desillusioniert gewesen sein. … Ob die Filme besonders gut oder besonders schlecht waren, kann ich heute kaum mehr beurteilen. Aus filmkritischen Perspektive lässt sich zumindest festhalten, dass es sich nicht um filmische Meisterwerke handelt. … Und trotzdem ist die Winnetou-Filmreihe für einen Teil der Gesellschaft zum Phänomen geworden. Für jenen Teil nämlich, der sich Samstagabends millionenfach vor den Fernseher gesetzt hat … Die Winnetou-Begeisterung … hat [ ] viel zu tun mit vererbter Gewohnheit. …“ | Aus: „60 Jahre Winnetou – Woher kommt der Erfolg?“ | https://www.br.de/nachrichten/kultur/das-phaenomen-winnetou,TxxDDmp
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Doris Akrap am 1.9.2024 zu Clemens Meyer: „Die Projektoren“. (2024, 1.056 Seiten): “ … Karl May. Der ebenfalls [wie Clemens Meyer] aus Sachsen stammende Schriftsteller hatte immer behauptet, der von ihm erfundene weiße Freund von Winnetou, Old Shatterhand, sei keine fiktive Figur, sondern er selbst. … Die Filmfigur Winnetou ist allerdings ganz ohne solch Hochstapelei zu einer realen Figur geworden. Kaum ein Kind, das mit diesen Filmen groß wurde, das nicht der Meinung war, Winnetou gäbe es, und kaum ein erwachsener Deutscher, dessen Bild von den Indianern nicht vom Bild dieser deutschen B-Movie-Filme geprägt ist. Verfilmt wurden dessen Romane über den Häuptling der Apachen ausgerechnet in Jugoslawien, vor allem im südlichen Teil des kargen und unwirtlichen kroatischen Gebirgsmassivs Velebit, dessen Name so viel bedeutet wie „Großes Wesen“, also als hätte sich den Namen Karl May ausgedacht, um ihn irgendwie indianisch klingen zu lassen. … Bei seinen Reisen in dieses Gebirge erfuhr [Clemens Meyer], dass rund um die bizarre Felsformation Tulove Grede, die jeder erkennt, der die Winnetou-Filme gesehen hat, sich bis heute ein vermintes Feld befindet. Und zwar nicht als Metapher. …“ | https://taz.de/Neuer-Roman-von-Clemens-Meyer/!6033439/
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“ … Nicht die Tiefe der menschlichen Psyche, sondern die des kulturellen Gedächtnisses ist unauslotbar. … Die Geschichte hat immer eine verborgene Dimension, die sich der bewussten Wahrnehmung auf kollektiver Ebene entzieht. … Wir müssen [ ] diese Dimension nicht in der individuellen Psyche, sondern im kulturellen Gedächtnis lokalisieren, in das jeder einzelne auf seine Weise hineingeboren und hineinsozialisiert wird. Nicht die Kultur ist Ausdruck oder Symptom einer psychischen Grundaustattung, sondern umgekehrt: in den je individuellen psychischen Strukturen prägen sich kulturell vermittelte Übertragungen aus. Das kulturelle Gedächtnis wird nicht phylogenetisch [https://de.wikipedia.org/wiki/Phylogenese] vererbt, sondern ontogenetisch erworben [https://de.wikipedia.org/wiki/Ontogenese], aber nicht nur durch bewusstes Lernen, sondern über Spracherwerb, Kommunikation, komplexe interaktive Prozesse, die weit über das bewusst Erlebte und Verarbeitete hinausgehen. …“ | Aus: Jan Assmann „Das kulturelle Gedächtnis und das Unbewusste“ In: Buchholz, Michael ; Gödde, Günter (Hrsgg.): Das Unbewußte in aktuellen Diskursen. Anschlüsse. Gießen 2005, S. 368-392 (Bibliothek der Psychoanalyse ; Das Unbewusste 2) | https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/3394/ | https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/3394/1/Assmann_Kulturelle_Gedaechtnis_2005.pdf
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Kontext #1:
“ … C.G. Jung definierte das kollektive Unbewusste als den überpersönlichen Bereich des Unbewussten: Es sei der „Teil der Psyche, der von einem persönlichen Unbewussten dadurch negativ unterschieden werden kann, daß er seine Existenz nicht persönlicher Erfahrung verdankt und daher keine persönliche Erwerbung ist“. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Kollektives_Unbewusstes // https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturgeschichte
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Kontext #2:
[Identitätspolitik (Kulturelles Unterbewusstsein)#8…] (Veröffentlicht am 23 August 2022)
“ … Phantasmen sind Schutzmechanismen. … Eines der Hauptprobleme bei vermeintlicher „kultureller Aneignung“ ist stets die Frage wer sich wann, wo und mit welchem recht zum Richter aufschwingt. … Wenn einem der Unterschied zwischen Realität und Fiktion und Spiel nicht klar ist … Kinder haben ein Recht auf Naivität und Stereotypen, das ist ein Teil von Kunst. … Die Wahrheit liegt halt zwischen der Darstellung als gesichtsloser Feind und der Verklärung des edlen Wilden. … Der Tod Winnetous lässt Tränen fließen. Was hier entworfen wird, ist ein autobiographischer Gründungsmythos, der die politische Unschuld der eigenen Kindheit verteidigen möchte. … „
Link –> https://www.subf.net/fraktallog/?p=20455
…
Nachtrag #1
“ … In der „Abendschau“ des RBB äußerte sich ein Chormitglied zu der ganzen Diskussion um den „Oberindianer“. Für „die alten Ossis“ sei das Lied „so eine Art Kultsong“ gewesen, sagte Sänger Eberhard Licht. „Und wir waren einfach nicht einverstanden, dass wir das nicht singen dürfen.“ Das haben sie dann doch getan – im Humboldt-Forum im rekonstruierten Stadtschloss an der Stelle des früheren Palasts der Republik, wo im Oktober 1983 schon Udo Lindenberg beim „Rock für den Frieden“ auf der Bühne gestanden hatte. Nur den „Sonderzug nach Pankow“, mit dem er den „Oberindianer“ Erich Honecker um einen Auftritt in Ost-Berlin gebeten hatte, den wollte die DDR-Führung damals nicht hören. Lindenberg nahm darauf Rücksicht. …“ | Aus: „Sinneswandel im Humboldt-Forum: Chöre singen beim Lindenberg-Hit doch „Oberindianer““ Ingo Salmen (17.11.2024) | https://www.tagesspiegel.de/berlin/sinneswandel-im-humboldt-forum-chore-singen-beim-lindenberg-hit-doch-oberindianer-12721508.html
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Jeanne_d_Arc 17.11.24 16:56: “ … Was aber hängen bleibt ist, dass sich das Humboldt Forum mit der Diskussion lächerlich gemacht hat. …“
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GEO65 17.11.24 19:25 @Jeanne_d_Arc am 17.11.24 16:56: “ … Aber nur beim Stammtisch… „
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kimaugustin 17.11.24 19:43 @GEO65 am 17.11.24 19:25: “ … Nö, auch bei den Indianern …“
usw.
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