“ … Friedrich Nietzsche schreibt im Text „Die Obskuranten“ (1879) … : „Das Wesentliche an der schwarzen Kunst des Obskurantismus ist nicht, daß er die Köpfe verdunkeln will, sondern daß er das Bild der Welt anschwärzen, unsere Vorstellung vom Dasein verdunkeln will. […] Spitzfindige Metaphysiker, welche die Skepsis vorbereiten und durch ihren übermäßigen Scharfsinn zum Mißtrauen gegen den Scharfsinn auffordern, sind gute Werkzeuge eines feineren Obskurantismus. …“ | „Obskurität“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Obskurit%C3%A4t
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“ … Im Lauf des 18. Jahrhunderts etablierten die Naturwissenschaften Erkenntnisse im Gegensatz zur Bibel. Obskurantismus und Szientismus standen sich nun als Pole polemischer Kritik gegenüber. … Die Geschichtsschreibung wurde der neue Ort gesellschaftsweiter Kontroversen um die historische Selbstverortung. …“ | Aus: „Aufklärung“ (29. Juli 2024) | https://de.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung
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Januar 2021: Unterstützer von US-Präsident Trump im Kapitol.
-> https://www.wz.de/politik/tuebinger-professor-michael-butter-zu-verschwoerungstheorien_aid-77282401
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“ … In der Antike war es üblich, sich Völker und Gruppen aus der Sagenwelt als Ahnen zu wählen, um sich auf eine ältere Vergangenheit zu berufen, als es der Wirklichkeit entsprach …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Herkunftssage
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“ … Totem ist ein Begriff aus der Ethnologie für Symbole oder Gruppenabzeichen, die eine mythisch-verwandtschaftliche Verbindung zwischen einem Menschen bzw. einer Gruppe und einer bestimmten Naturerscheinung darstellen. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Totem
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“ … Kritik des reaktionären Denkens (08.05.2024 – 18:15 Uhr: Prof. Dr. Robert Hugo Ziegler) -… [Unter reaktionären Denken] ist … eine bestimmte weltanschauliche und atmosphärische Prägung [zu verstehen], die leicht zum Faschismus hin anschlussfähig ist. Reaktionäres Denken beruht (wie sich z.B. anhand von Carl Schmitt und Martin Heidegger zeigen lässt) auf einem Misstrauen gegenüber der Wirklichkeit, mit der etwas ganz grundsätzlich nicht zu stimmen scheint, und es sucht sein Glück dagegen in Geschichten und Bildern, die einen starken Affekt auslösen können. Die Darstellung dieser Denkform ist zwar auch schon ihre Kritik: Von einem solchen Ausweichen vor dem Realen ist nicht viel zu erwarten. Leider ist sie aber dadurch noch nicht erledigt. … “ | Aus: Veranstaltungen 2024: 12. Juni 2024 – Dr. Tomoki Sakata: „Die Spannung zwischen Wissenschaft und Mythos“ | https://fgph-bamberg.de/ (Fränkische Gesellschaft für Philosophie, Stand 06.08.2024)
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“ … Den Begriff ‚Ursprungsmythos‚ hat der Theologe Paul Tillich 1933 in einer kämpferischen Schrift gegen die politische Romantik vor allem der Nationalsozialisten eingeführt. Er kritisiert damit ideologische Vorstellungen von einem mächtigen Ursprung politischer Verhältnisse im Boden, Blut oder der Natur einer sozialen Gruppe. Tillich versteht dabei „das ursprungsmythische Bewusstsein […als] die Wurzel alles konservativen und romantischen Denkens in der Politik“ (Tillich, 1933: 18). Zwar spricht Tillich den Ursprüngen eine tatsächliche Macht über die verschiedenen Formen politischer und menschlicher Existenz zu, aber die menschliche Freiheit, die ihm eine bewusste Veränderung des Bestehenden ermöglicht, könne die Macht des Ursprungs aufheben. „Wo dieses Bewusstsein sich durchsetzt, ist die Ursprungsbindung grundsätzlich gelöst, der Ursprungsmythos grundsätzlich gebrochen“ (Tillich, 1933: 19). Das Denken in mächtigen Ursprüngen ist Tillich zu Folge jedoch nicht nur ein Merkmal der politischen Romantik, sondern zugleich eine zentrale Eigenschaft mythischer Weltauffassungen: „Aller Mythos ist Ursprungsmythos, Antwort auf die Frage nach dem Woher und Ausdruck des Stehens im Ursprung und in der Gebundenheit an seine Macht“ (Tillich, 1933: 18). Die Macht des Ursprungs beruht, wie Mircea Eliade hervorhebt, im mythisch-religiösen Denken auf seiner Heiligkeit. Denn ein Mythos erzählt nicht nur, „wie eine Realität entstand, sei es nun die totale Realität, der Kosmos, oder nur ein Teil davon, eine Insel, eine Pflanzenart, eine menschliche Einrichtung“ (Eliade, 1957: 57), sondern er gibt einen „Bericht über das, was die Götter und Heroen am Anfang getan haben“ (Eliade, 1957: 56). Somit ist ein Ursrprungsmythos immer auch Offenbarung über die Schöpfertätigkeit der Götter und die durch ihre Tat geheiligten Schöpfungen.
Das Zentrum einer ursprungsmythischen Geisteshaltung besteht in der These, dass die Herleitung eines Gegenstandes aus seiner heiligen Entstehung diesen Gegenstand zugleich erklärt und legitimiert. Ursprungsmythen dienen so der Identitätskonstruktion von Kollektiven. Indem ein Ursprungsmythos über die Entstehung und Geschichte sozialer oder natürlicher Phänomene Auskunft gibt, erklärt er sie nicht nur genetisch, sondern er rechtfertigt sie auch in ihrem Sound-nicht-anders-sein. Daher ist der Mythos beschreibend, erklärend und vorschreibend zugleich. Er behauptet das aktuelle Selbstverständnis einer Gruppe als historische und letztlich natürliche Notwendigkeit. Daraus ergibt sich die legitimatorisch-konservative Funktion von Ursprungsmythen. …“ | Aus: „Der Ursprungsmythos der Vernunft“ – Zur Genealogie der griechischen Philosophie als Abgrenzung vom Mythos (2006) – Von M.A. Helmut Heit (geboren 1970), Fakultät für Geistes und Sozialwissenschaften der Universität Hannover| https://www.repo.uni-hannover.de/bitstream/handle/123456789/6756/522002889.pdf
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“ … Wo die Vernunft in Schockstarre gerät, kann mythisches Denken an ihre Stelle treten. … „In allen kritischen Augenblicken des sozialen Lebens des Menschen sind die rationalen Kräfte, die dem Wiedererwachen der alten mythischen Vorstellungen Widerstand leisten, ihrer selbst nicht mehr sicher. In diesen Momenten ist die Zeit für den Mythus wieder gekommen.“ So schrieb der Philosoph Ernst Cassirer in seinem Buch „Vom Mythus des Staates“, das 1946, ein Jahr nach seinem Tod, in den USA erschien. … Cassirer [sah] im „mythischen Denken“, [etwas] auf das die Menschen in Krisenzeiten leichter zurückfielen: Das mythische Bewusstsein sei „durch die Intuition unmittelbarer Beziehungen zwischen Mensch und Dingen charakterisiert“, so Recki, „und damit gibt es auch keine Abstraktions- und keine Reflexionsdistanz. … Mythisches Bewusstsein ist besessen von der Macht der Bilder, der Macht der Namen und von der Macht der von ihren Eindrücken ausgelösten Emotionen.“ Im [Führerkult, im] Ahnenkult und der Rassenideologie des Nationalsozialismus aktualisiere sich für Cassirer dieses „archaische Denken“. … Für Recki ist Cassirers Ansatz auch heute noch aufschlussreich, nicht zuletzt im Hinblick auf die Mythenbildung in zahlreichen Verschwörungserzählungen … Ebenso erkennt sie Spuren mythischen Denkens aber auch im „Erstarken identitärer Diskursstrategien“, so zum Beispiel „in der Vorstellung, wer sich auf sein Gefühl beruft – das Gefühl, benachteiligt, beleidigt, nicht genügend beachtet zu sein – hätte diesseits aller Argumentation schon per se recht.“ …“ | Aus: „Mythisches Denken in Zeiten der Krise“ zu Birgit Recki (10.10.2021) | https://www.deutschlandfunkkultur.de/philosophische-flaschenpost-ernst-cassirer-mythisches-100.html
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“ … Wir Menschen müssen allmählich erkennen, dass unsere Lebenswirklichkeit das Produkt unserer Formgebung durch Sprache, Phantasie, Rechtsgefühl, Erkenntnis (u.a.) ist. Wenn wir das verstehen, dann müssen wir uns in einem nächsten Schritt als Formgeber (homo symbolicus) verstehen und damit auch die Verantwortung für die mediale Gestaltung unserer Lebenswirklichkeit übernehmen. Cassirer betont immer wieder, dass diese nicht eine Gegebenheit ist, die wir vorfinden und der wir uns anpassen müssen (wie dies andere Lebensformen in ihren jeweiligen Umwelten tun), sondern dass unsere Lebenswirklichkeit ein symbolisches Universum ist, das von uns gestaltet wird und für dessen Gestaltung wir verantwortlich zeichnen müssen. Cassirer hat trotz der widrigen Lebensumstände der 1930er und 1940er Jahre zu keinem Zeitpunkt die Hoffnung aufgegeben, dass wir Menschen durch Erkenntnis der symbolischen Struktur unserer Lebenswirklichkeit und in der Konsequenz der Selbsterkenntnis als Schöpfer unserer Symbolwelten prinzipiell befähigt sind, die Humanisierung unserer Kultur(en) zu leisten. Unter Kulturphilosophie versteht Cassirer die Arbeit an dieser Option trotz des permanenten Einspruchs der sozialen Wirklichkeit, die von Widersprüchen, Konflikten, Hass und Gewalt sowie anderen Üblichkeiten geprägt ist. … er unternimmt den Versuch, das allmähliche Aufbrechen eines im mythischen Erzählen befangenen Zustandes durch das Erwachen der Erkenntnis von der eigenen Gestaltungsmacht und Verantwortlichkeit nachzuzeichnen. Diese Geschichte wird über hunderte von Seiten entfaltet und ist nicht in jedem Detail fesselnd. Eindrücklich ist die Konsequenz mit der Cassirer sein Programm der Idealisierung der menschlichen Lebenswirklichkeit durch die Entfaltung der menschlichen Kräfte verfolgt. Dabei liegt die Pointe darin, dass Mythos und Logos nicht entgegengesetzte Mächte sind. Vielmehr steht die Fähigkeit zur Selbstdistanzierung des Menschen damit zusammen, dass er seiner bloßen Wirklichkeit Optionen einer möglichen Welt entgegenstellt. Dem wirklichen, aktualen Menschen tritt das Bild vom möglichen, zukünftigen Menschen entgegen. Der erste Schritt der Selbstdistanzierung geschieht bildhaft, es ist die Fähigkeit zur emotionalen, bildhaften Wirklichkeitsgestaltung, die den Menschen schon auf einer frühen Stufe seiner Kulturentwicklung Abstand nehmen lässt von seiner bloß faktischen Existenz. … Cassirer gibt uns als Person einen Hinweis darauf, dass die Erbschaft der Aufklärungszeit, die Ideale der Französischen Revolution und des Humboltschen Humanismus auch in dunklen Zeiten nicht aufzugeben ist. …“ | Prof. Dr. Gerald Hartung / Interview Uwe Blass (28.09.2020) | https://www.uni-wuppertal.de/de/transfer/wissenschaftskommunikation/jahr100wissen/2020/ernst-cassirer-ein-aussergewoehnlicher-philosoph/
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“ … Cassirers Symbolbegriff hat den grundlegenden Sinn, uns klarzumachen, daß für uns aufgrund der geistigen Produktivität, die unsere Gattung auszeichnet, im Prinzip alles zum Träger von Bedeutung werden kann: Ein Symbol liegt in jeder Art von »Sinnerfüllung des Sinnlichen«, und die regelmäßigen und typischen Arten dieser Sinnerfüllung nennt Cassirer symbolische Formen.
Im Kontext der Philosophie der symbolischen Formen, die in drei Bänden 1923, 1925 und 1929 erschienen ist, behandelt Cassirer als solche typischen Formen menschlicher Kulturerzeugung ausdrücklich die Sprache, den Mythos und die Religion, die Wissenschaft und die Kunst, schließlich die Geschichte, die Technik und die Wirtschaft. Und es gehört zu den spannenden Fragen der Forschung, inwiefern es ihm gelungen ist, auch die Moral und das Recht, diese kulturellen Systeme der normativen Orientierung, im Ganzen der symbolischen Formen angemessen zu repräsentieren. …“ | Ernst-Cassirer-Arbeitsstelle – Prof. Birgit Recki – Philosophisches Seminar, Universität Hamburg: „Ernst Cassirer, Goethe, Hamburg – und was wir an einer »Hamburger Ausgabe« haben“ (Datum?) | https://www.warburg-haus.de/alt/eca/recki.html
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Symbol, Myth, and Culture : Essays and Lectures of Ernst Cassirer, 1935-1945
by: Cassirer, Ernst, 1874-1945. Publication date: 1979
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