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„Berlin um die Ecke“ (DDR 1965) [ein Film, der] noch während des Rohschnitts verboten wurde. Die „Hauptverwaltung Film“ nannte 1966 als Grund u. a. „Anarchismus in der Arbeit“. Tatsächlich geht es um zwei Freunde, die ihre Lederjacken und Mädchen lieben und im Betrieb bei den Vorgesetzten anecken. Der Film wurde 1990 fertiggestellt und zwar so, dass die Wunden seiner Entstehung sichtbar blieben. …“ | https://www.cinema.de/film/berlin-um-die-ecke,1311346.html // https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin_um_die_Ecke
// https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Klein_(Regisseur)
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Peter Zander (23.04.2022): “ … Sie lümmeln gern auf einem Dach herum. Und gucken hinauf in den Himmel über Berlin. Das ist durchaus symbolisch zu verstehen: Die beiden jungen Männer schauen zuversichtlich in die Zukunft. Fühlen sich auch etwas über den Dingen. Und werden doch immer wieder von dem Staat, in dem sie leben, auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. „Berlin um die Ecke“ wagte 1965 einen neuen kritischen Blick auf die Wirklichkeit der jungen DDR. …“ | https://www.morgenpost.de/kultur/article235146173/Berlin-um-die-Ecke-Spaeter-Triumph-eines-Verbotsfilms.html
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“ … [In Zeiten der Systemkonfrontation zwischen Ost und West, insbesondere auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, war man auf keiner Seite interessiert, das Leben beim jeweils weltanschaulichen Gegner differenziert zu sehen. ] … Zu den Bonmots, die Filmautor Wolfgang Kohlhaase gern pflegt, gehört sinngemäß folgendes: Die Politik hatte sich bei den Künstlern die Wirklichkeit bestellt, aber wenn es diese dann gab, folgte die Strafe auf dem Fuße. – Kohlhaase weiß, wovon er spricht; mit Berlin um die Ecke (1965/66, Gerhard Klein) war er direkt vom Filmverbot betroffen. Das war nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED, als im Laufe eines halben Jahres elf Gegenwartsfilme in den Tresor wanderten und viele gar nicht erst gedreht werden durften. Mit ihrer Produktion hatte die DEFA 1965/66 einen Panoramablick auf die Gesellschaft gewagt, nicht vom Standpunkt außenstehender Alleswisser, sondern aus der Perspektive engagierter Solidarität. Doch gerade das war den Kulturverwaltern nicht geheuer. …“ | Aus: Klaus-Dieter Felsmann „Inszenierte Realität. DEFA-Spielfilme als Quelle zeitgeschichtlicher Deutung“ (DEFA-Stiftung, Berlin 2020)
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“ … Von dem vernichtenden Kahlschlag des 11. Plenums sollte sich das Filmwesen der DDR nie mehr ganz erholen, das Vertrauen zwischen den Künstlern und der Partei war endgültig zerstört. Nur langsam ging es bei der DEFA wieder aufwärts. Ein Bericht des Ministeriums für Staatssicherheit gab die Stimmung und Verunsicherung unter Künstlern wie auch Funktionären wieder: „Würden ,risikolose und politisch eindeutige‘ – gemeint im Sinne von konfliktlosen und einfachen – Filme produziert, erziele man damit keine Resonanz in der Bevölkerung. …“ | https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/26959/ddr-alltag-im-film-verbotene-und-zensierte-spielfilme-der-defa/
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Das 11. Plenum des ZK der SED nach dem VI. Parteitag fand in der Zeit vom 15. bis zum 18. Dezember 1965 statt und war eine Tagung des ZK der SED, welche eine Zäsur in der Entwicklung der DDR bedeutete….
https://de.wikipedia.org/wiki/11._Plenum_des_ZK_der_SED
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Liste der DEFA-Spielfilme (1946-1995)
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_DEFA-Spielfilme
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