[Die Auslagerung von Gefühlen #2… ]

Carsten Otte (31.8.2023): “ … Bov Bjerg räumt Seite für Seite nahezu jede politische Debatte ab, die in letzter Zeit geführt wurde. … Durch die Kriege und Naturkatstrophen gibt es viele Flüchtlinge, die in Auffanglagern wie Neuschwanstein oder Neulübeck interniert sind. Und leider sind wieder die Falschen gekommen. Die Vorweiner aus den untergegangenen Niederlanden oder dem politisch implodierten Österreich sind nämlich äußerst unbeliebt. Es hat sich hingegen herumgesprochen, dass die Menschen aus Westafrika eine „gewisse natürliche Melancholie mit sich“ bringen, um dann einen Tod „fachgerecht und mitreißend zu beweinen“. … Der Blick in die Zukunft liest sich [ ] als düster-visionärer Komplementärtext, der keine Hoffnung mehr anbietet auf die Gesundung der menschlichen Seele. … “ | https://www.swr.de/swr2/literatur/swr2-lesenswert-magazin-20230910-1705-02-bov-bjerg-der-vorweiner-100.html

(20.09.2023): “ … In „Der Vorweiner“ beschreibt er eine nach Bürgerkriegen und Naturkatastrophen zerrüttete Menschheit, die durch ihren ständigen Überlebenskampf abgestumpft und empathielos geworden ist. Übrig bleiben emotionale Wracks, die persönliche Bindungen durch rein zweckorientierte Dienstleistungen ersetzen. …“ | https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/kuenstler-kaempfen-gegen-lukaschenko-sendung-vom-20-09-2023-100.html
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CLS (31. August 2023): “ … Bov Berg schreibt eine Dystopie … Kann eine Dystopie komisch sein? … Menschen sind in Schichten eingeteilt. A. wie Anna gehört zu den Privilegierten, zu denen, die Geld bezahlen, um Gartenarbeit zu machen oder ein Fenster reparieren zu dürfen und für die ein Vorweiner völlig normal ist. Denn für die „normalen Menschen“ – so sieht sie, die Elite, sich – werden Gefühle ausgelagert. So auch Trauer, was als zivilisatorischer Fortschritt betrachtet wird. Im Unterschied zur Niederschicht, die tatsächlich noch lacht (wie primitiv) klappert die Elite mit den Zähnen oder hält ein Schild hoch: „Lachen“. …“
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gHack (Donnerstag, 31. August 2023):“ … Die Premium-Überlebenden wie Bovs Protagonistin Anna müssen ihre Emotionen sehr gut im Griff haben und weil es eigentlich niemanden mehr gibt, der ihre Probleme nachvollziehen kann und sie betrauert, wenn sie sterben, rekrutieren sie sich aus dem Flüchtlingspool (sic!) einen der titelgebenden Vorweiner. … Der Text steht in der Tradition von Jonathan Swift, die zeitgenössischen politischen Diskurse kommen mit Clownsnasen und borisjohnsonesken Perücken daher, sogar das Wetter ist ein Witz. Am Grunde des erzählerischen Mahlstroms bewegt sich ein Geröll aus sehr realen Emotionen … Es geht um Scham und Verdrängung in einer Dimension, deren Umrisse auch Sprachmeister wie Bov Bjerg derzeit nur mit den Mitteln der Farce umreißen können. …“ | https://eh.antville.org/stories/2313043/

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