… „Wikileaks-Kritiker sehen sich nunmehr bestätigt, dass die Plattform eben doch sensible Daten preisgibt und orientierungslosen Terroristen eine Auswahl möglicher Anschlagsziele an die Hand gibt.„
06.12.2010 16:27 Uhr, miss iro nie sagt:
was ist eigentlich aus den terrormeldungen der letzten woche geworden?
kann ich jetzt wieder auf den weihnachtsmarkt?
06.12.2010, 16:38 Uhr, Olle Kamellen sagt:
„Wikileaks-Kritiker sehen sich nunmehr bestätigt, dass die Plattform eben doch sensible Daten preisgibt und orientierungslosen Terroristen eine Auswahl möglicher Anschlagsziele an die Hand gibt.“
Mit „Wikileaks-Kritiker“ meint der Autor dieses Beitrags vermutlich in erster Linie sich selbst. Sonst hätte er ganz gepflegt einen Namen, ein Zitat einflechten können. Also zitiert er anonym … die eigenen Gedanken.
Aus: „Sylts Bedeutung für Amerikas nationale Sicherheit“ (D. Alexander, 6.12.2010)
=> http://www.welt.de/politik/ausland/article11427041/Sylts-Bedeutung-fuer-Amerikas-nationale-Sicherheit.html
-.-
[Zitat aus: „Wir Untertanen“ Von Jakob Augstein [ * ], 03.12.2010]:
… „Wissen ist keine ÂGefahr für die Demokratie, staatliche Desinformation schon. … Und warum reagieren so viele Journalisten so mürrisch auf die Wikileaks-Veröffentlichungen? Es wäre „am Ende das beste gewesen, die Datenflut wäre nie aus den Computern gequollen“ hat die Süddeutsche Zeitung geschrieben. Die Bild war der Meinung, Verantwortung sei den „Online-ÂAnarchos“ ein Fremdwort: „Sie handeln schlicht kriminell.“ Und Zeit-Herausgeber Josef Joffe wünscht sich „keinen Ein-Mann-Rächer, der nach eigenem Geschmack entscheidet, was zu veröffentlichen sei. Dafür haben wir Parlamente und Gerichte, also den Rechtsstaat.“ – Normalerweise rechtfertigen staatliche Stellen mit solchen Worten die Knebelung der Presse. Es ist ernüchternd, sie von Journalisten zu hören. Das embedding, das als kluge PR-Strategie der amerikanischen Armee im Irak-Krieg begann, ist hier weit gediehen. Ein Journalist, der die Wikileaks-Daten zuerst unter dem Gesichtspunkt der nationalen, oder – schlimmer noch – westlichen Sicherheit sieht, hat sich selbst erfolgreich zu Bett gebracht – und die Pressefreiheit gleich mit.
Nur zur Erinnerung: Die Folter in Abu Ghraib, das Waterboarding in den CIA-Gefängnissen, das Niedermähen unbewaffneter Zivilisten in Afghanistan – all das, was die USA in gefährliche Nähe zu den Unrechtsregimen im Nahen Osten, zu China und zur untergegangenen Sowjetunion gebracht hat, ist eben nicht durch „Parlamente und Gerichte“ an den Tag gekommen…
… Wir haben weiß Gott wenig Grund, unseren Politikern zu trauen. Und es gibt – von der vergleichweisen Lappalie des Stuttgarter Hauptbahnhofs bis hin zur welterschütternden Datenflut aus dem State Department – eine Reihe von Hinweisen dafür, dass die Bürger buchstäblich nicht mehr bereit sind, alles mitzumachen. Sie wissen längst, dass im Arcanum staatlicher Hoheit keine höhere Weisheit am Wirken ist… „
MeisterderO schrieb am 03.12.2010 um 14:46
Lieber Jakob Augstein,
was mir zunächst auffiel war, dass Sie sich hintergründig-süffisant mit Ihrem Titel auf Heinrich Mann’s Roman „Wir Untertanen“ beziehen.
Heinrich und Thomas Mann, obwohl beide aus einem großbürgerlichen Elternhaus stammten, waren, soweit mir bekannt, zeitlebens engagierte Verfechter der Demokratie und der Meinungsfreiheit.
Sie haben es in Ihrem Artikel gut auf den Punkt gebracht.
Die Frage stelle ich mir nämlich auch: Warum schreibt ein Teil der Journaille gegen die eigenen Interessen an?
Futterneid? Angst vor den Zeitungsverlegern? Sorge, dass das Internet die Printpresse zerstören könnte? Furcht vor neuen Wegen?
Wer unseren Politikern noch glaubt, muss naiv oder Masochist sein. …
Trundil schrieb am 03.12.2010 um 17:20
Bitte mehr von solchen Artikeln, auch in anderen Medien! Ich hab den Kampagnen-, Ablenkungs- und Verdummungsjournalismus eben so satt wie die Hofberichterstattung!!!
Magda schrieb am 04.12.2010 um 10:56
Sehr schön tobt sich der Nationalsender DeutschlandradioKultur aus:
Zwei Links dazu: www.dradio.de/dkultur/sendungen/kommentar/1330852/Deutschlandfunk-Chefredakteur spricht vom pompös inszenierten Datendurchfall.
Oder: Rainer Burchardt meint unter dem Titel: „Emsige Depechen“ (lustig, lustig)
www.dradio.de/dkultur/sendungen/kommentar/1334225/„Mit anderen Worten: Mit dem digitalen Zeitalter ist die Ära der Geheimdiplomatie mit einem Aplomb beendet worden. Überspitzt ließe sich formulieren: Metternich war vorgestern, Al Kaida gestern. Zu den altmodischen, nicht minder bedrohlichen Gefährdungen kommen jetzt eben die digitalen, kaum kontrollierbaren und schon gar nicht zu verhindernden Enthüllungen hinzu. Naive nennen dies eine demokratische Transparenz.“
Herrlich, wie der Leute zu Naivlingen stilisiert, die das journalistische Aufbläen und Gatekeepertum nicht so heiß finden wie er.
Virulente Frage bleibt: Was wird aus dem Journalismus unter diesen Bedingungen. Statt rumzuräsonieren und sich in Machtnähe und auf talkshow-Sesseln zu räkeln, sollten die mal neu nachdenken. …
general ludd schrieb am 04.12.2010 um 18:33
… endlich reflektiert mal einer, dass es nicht um die konkrete peinlichkeit westerwelles oder dergleichen geht, sondern um eine tiefgreifende veränderung der gesellschaft, die sich hier bahn bricht, und die niederzuschlagen die mächtigen einige sympathien kosten wird, falls man das so noch sagen kann.
Aus: „Wir Untertanen“ Von Jakob Augstein
Thema: Wikileaks | 03.12.2010 14:00
=> http://www.freitag.de/politik/1048-wir-untertanen
-.-
Notiz: eingebetteter Journalismus
=> http://de.wikipedia.org/wiki/Embedded_Journalist
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