Der Peugeot 504 Familiale
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Subjektive Kamera. Wir reisen zurück. Wir bewege uns in kreisenden Bewegungen zum Jahr 1978. Wir befinden uns auf dem Dorf (genauer in Revensdorf, Schleswig Holstein). Wir sehen die Erinnerungen eines 5 jährigen. Der noch nicht ausgewachsene „Pontus“, ein kleiner Bernhardiner, hechelt und liegt dösend an der Haustürschwelle. Es ist Frühling. Das Sonnenlicht tänzelt durch die Blättern einer Linde. Gegenüber wurde eben erst der Holzzaun des Raiffeisengeländes mit dunkelbrauner (giftiger) Xyladecor Holzschutzfarbe gestrichen. Die Mutter hat Kindbettfieber. Der Arzt ist gerade weggefahren. Es ist ganz still im Haus. Der kleine Bruder liegt mit geballten Fäusten schlafend in einem kleinen Bett mit Blümchenmusterbettbezug. Hier vermischen sich die Bilder: Die Nachbarn schlachten im Hinterhof ein panisch schreiendes (fiependes) Schwein. Es bekommt (wie sie sagen) „eins auf den Deckel“ – vor meinen ungewarnten Augen. Der Dackel der Nachbarn kläfft. Schon werden ihm die Augen hingeworfen, die er augenblicklich kaut und schluckt. Ich laufe um die Ecke. Ich bin hin – und hergerissen. Will ich die Schlachtung weiter beobachten? Jetzt fließt, nach einem Schnitt am Hals, das Blut vom toten Tier, das hier und da noch zuckt, in einem Plastikeimer. Ich möchte lieber Radfahren. Ich habe ein Klapprad. Es passt zusammengeklappt gut in den großen Kofferraum. Man kann einfach die Sitze umklappen. Die Sitze von „unserem“ weißen Peugeot 504 Familiale. Wenn wir mit dem Fünftürer irgendwo hinfahren, sind wir meisten „spät dran“. Die längliche Gestalt, die Innenatmosphäre, die Sitze, die Anzeigen, die Armaturen, die Geräumigkeit, das alles fasziniert mich. In der Erinnerung steht er immer in der sandigen Hauseinfahrt – und wartet auf uns. Im Rückblick, wird der Peugeot zu einer Zeitmarke der eigenen Familiengeschichte. Ein Objekt aus der Lebenswelt einer Familie, die es nicht mehr gibt. Der Wagen wurde – trotz meines vehementen (aber eben nur kindlichen) Protestes – bald verkauft. Er würde zu schnell rosten. Die Holme wären bereits betroffen, sagte mein Vater. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir ihn retten müssen. Aber nun ist der Wagen immerhin ein Exponat in meinem Lebensmuseum. Ich stelle mir vor, wir alle könnten jeweils nach unserem Tod, durch ein solche Museum laufen, wo jedes bedeutungsaufgeladene Ding seinen Platz hat.
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