[Wirklichkeitsbezug #11 … ]

„Wir bewegen uns auf eine neue Klassenspaltung zu, die nicht mehr auf Geld beruht, sondern auf der Fähigkeit, seinen kritischen Geist einzusetzen und Informationen zu sortieren.“ – Umberto Eco, Jean-Claude Carrière, Stephen Jay Gould, Jean Delumeau: „Das Ende der Zeiten“, DuMont Verlag Köln 1999
-.-
Rüdiger Suchsland „Der Zynismus moderner Massenmedien“ (18. Juni 2022): “ … es geht gar nicht mehr darum, dass die Journalisten in ihrer Arbeit bewusst manipulieren – sondern darum, dass sie gar nicht mehr begreifen, dass man auch anders über das Weltgeschehen berichten könnte, als in der Abfolge von politischer Krise und moralischer Klarheit. Oder dass die Journalisten wenigstens verstehen, dass man die Dinge durchaus verschieden beurteilen könnte, dass es Wirklichkeit, Gewissheit und Wahrheit (leider) in den Medien, jenseits dem von ihnen Gezeigten nicht gibt, und dass es eben um diese Darstellung von Ungewissheit und Unklarheit, um Irritation, nicht Beruhigung, um Kompexitätssteigerung, nicht -reduzierung gehen müsste. … “ | https://www.heise.de/tp/features/Der-Zynismus-moderner-Massenmedien-7144919.html?seite=all
-.-

Screenshot: n-tv (23.06.2022)
-.-

Axel Schmidt („Medien und Medienkommunikation“, 2018): “ … Medien leisten nicht nur einen über unmittelbare Situationen hinausgehenden Kontakt, sondern sie sind im Falle medialer (insbesondere massenmedialer) Produkte zu dem kulturelle Artefakte, die etwas anderes zeigen als sich selbst. … “ | https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/7075/file/Schmidt_Medien_und_Medienkommunikation_2018.pdf
-.-
Klaus Beck („Harry Pross – Signalökonomie und „neue Kommunikationspolitik“, 2015): “ … Adorno und Benjamin, Lippmann und McLuhan – was haben sie und andere „Klassiker“ der Medien- und Kommunikationswissenschaft heute noch zu sagen? … Harry Pross begreift im Anschluss an Ernst Cassirer, Charles Sanders Peirce und Susan K. Langer den Menschen als das Wesen, das Symbole gebraucht und sich damit grundlegend vom Tier unterscheidet. Als Menschen leben wir in einer symbolisch konstruierten Welt von Bedeutungen: „Es führt kein Weg von Mensch zu Mensch, von ihm zu anderen Lebewesen und zur Natur als über Zeichen“ (Pross 1996:32). Für Pross ist unsere Realität – ganz im Sinne von Berger und Luckmann – gesellschaftlich konstruiert (vgl. Beth/Pross 1976: 110). … Die Sprache (mit dem Stimmlaut als ihrem physikalischen Träger) fungiert bei Prossals ein elementares, primäres Medium des unmittelbaren persönlichen Gesprächs, das sich funktional so grundlegend von anderen Formen der medientechnisch vermittelten Kommunikation unterscheidet, dass er es für „das wichtigste Kommunikationsmittel der abendländischen Geschichte“ (Pross 1967:14) und bis heute für unersetzlich hält (vgl.Pross 1972b:23), … Die sekundären Medien Schrift, Musik, Druck und Graphik unterscheiden sich qualitativ von den primären, weil sie auf physikalisches Gerät für die Produktion und den Transport der Zeichen angewiesen sind. Auch Feuer- und Rauchzeichen, Flaggen und Wimpel, Brief und Plakat zählen als historische und aktuelle Medien zu den sekundären Medien … Die tertiären Medien benötigen technische Apparate und Netze für Produktion, Transport und Rezeption der Signale. Neben den von Pross genannten Telegraph, Telefon, Fernschreiber, Radio, Television und Film zählen hierzu alle elektronischen und digitalen Medien (vgl. Pross 1996: 38, 108). … Die journalistischen Regeln der Selektion, Platzierung, Formatierung, Reduktion auf visuelle Oberflächenreize bis hin zum „Medienkitsch“ sind der Signalökonomie geschuldet, erschweren aber Reflexion und Erkenntnis: „Kitsch zielt auf Zeitgewinn. Die Wahrheit aber braucht Zeit“ (Pross 1983b:7). „Die elektronischen Medien aber sind ihrer Struktur nach auf Flüchtigkeit angelegt. Mehr Zuschauer heißt mehr „universelle Metaphern“ ins Programm und zeitlich kürzen bis zum Bedeutungsverlust. Daraus entsteht dann global über Satelliten, was man in der Unterhaltung wie in der Information „internationalen Kitsch“ nennen muß“ (Pross 1984: 14-15). Die Signalökonomie steht im engen Zusammenhang zur ritualisierten Medienkommunikation, die „durch geregelte Wiederholung … Ordnung in die Praktiken der Kultur[bringt], indem sie die organische Lebenszeit der Subjekte in gleiche Mitteilungen einbindet“ (Pross 1983a:8) und damit – auf effiziente Weise – synchronisiert. Die leichtverständliche „Wiederholung des Momentanen als aktuelles Element unterliegt der minutiösen Ökonomie der Signale“ (Pross 1983a:11). … Pross [begreift] „die sozialeFrage … nicht nur [als] eine ökonomische, nicht nur eine politische, sie ist vor allem eine publizistische Frage, eine des Umgangs mit Medien, eine Frage der Wahrnehmungsweisen und der Vergegenwärtigungskompetenz“ (Pross 1972b:52). Heutzutage würden wir eher von Agenda Setting, Priming und Framing oder gar von der „Filter Bubble“ (Pariser 2011) sprechen. … Grundlegend ist die anthropologische Sicht des Menschen als Mängelwesen und animal symbolicum (Cassirer). … Historisch und analytisch gilt es, die Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten selbstbestimmter Kommunikation zu ermitteln, normativ geht es darum, die größtmögliche Selbstbestimmung in der Kommunikation durchzusetzen, auch und gerade gegen eine fremdbestimmte Indienstnahme durch Staat oder Unternehmen. Kommunikationsfreiheit ist, wenn man die Systematik von Pross ernst nimmt, unteilbar: als innere und äußere Presse- bzw. Medienfreiheit ist sie grundlegend für den publizistischen Prozess der sekundären und tertiären Medien, aber auch als Selbstbestimmung auf der Ebene der primären Medien genießt sie bei Pross höchste Priorität. …“ | https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/1615-634X-2015-4-489/titelei-inhaltsverzeichnis-jahrgang-63-2015-heft-4?page=1

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert