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(08.09.2020): “ … Attila Hildmann bezeichnete Ballwegs Videos in einer Sprachnachricht auf seinem Telegram-Kanal als „Dolchstoß der Freimaurer“. …“ | https://www.welt.de/politik/deutschland/article215262338/Streit-bei-den-Querdenkern-Ich-ertrage-es-nicht-mehr.html | https://de.wikipedia.org/wiki/Attila_Hildmann
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Hans B.: „… Reichsflugscheibenbeobachter vs. Impfgegner vs. GEZ-Bekämpfer. Jetzt wird’s endlich spannend. …“
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Sanfter Riese: “ … „… Der „Querdenken“-Initiator sei Teil einer „Freimauererorganisation“, „die ganz eng steht zum englischen Königshaus, den Windsors“. […] So langsam wird es schräg. […] Wie kommt man auf sowas? …“
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“ … Für Depenheuer ist der religiöse ebenso wie der politische Mythos … ein „zusammengezogenes Weltbild“, das auf „Angst vor … , Unübersichtlichkeit und Orientierungslosigkeit“ antwortet und Kohärenz sowie ein Gefühl des „Aufgehobenseins“ und der Identität durch Ausblendungsstrukturen und Reduktion von Komplexität stiftet. … Für Samuel Salzborn ist das Ziel der politischen Mythen letztlich die Versöhnung der Gegensätze, die Auflösung von Ambivalenzen, also eine Art symbolisches Konfliktmanagement. … “ | https://de.wikipedia.org/wiki/Mythos#Mythos_in_Soziologie,_Staats-_und_Geschichtswissenschaft (September 2020)
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“ … Der Romantiker verortet einen Bruch, der die Welt gespalten habe in die Welt der Vernunft, der „Zahlen und Figuren“ (Novalis), und die Welt des Gefühls und des Wunderbaren. …“ | Aus: „Romantik“ (wikipedia, 12. Dezember 2009)
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Christian Schröder (31.08.2020): “ … Als am 28. Februar 1933 der Reichstag brannte, wurden die Flammen zum Fanal des Untergangs. … Vorhergesagt worden war der Reichstagsbrand von Erik Jan Hanussen. Der „Hellseher“ hatte das Übernatürliche zum erfolgreichen Geschäftsmodell gemacht. In seiner „bunten Wochenschau“, einer astrologischen Zeitschrift mit einer sagenhaften Auflage von 140 000 Exemplaren, schrieb er von einem bevorstehenden kommunistischen Anschlag. Als er am 26. Februar 1933 in der Lietzenburger Straße einen „Palast des Okkultismus“ eröffnete, orakelte er über einen Großbrand. … Hanussen hieß in Wirklichkeit Hermann Chajm Steinschneider, er war auch kein Däne – wie er behauptete -, sondern Österreicher und hatte seine Karriere als Zauberkünstler begonnen. Obwohl er Jude war, begeisterte er sich für Hitler. Hanussen/Steinschneider ist im März 1933 von einem SA-Kommando verhaftet und „auf der Flucht“ erschossen worden. … Die Verbindung von Esoterik, Verschwörungstheorien und Rechtsextremismus, wie sie sich bei der von der Initiative Querdenken 711 veranstaltete Berliner Corona-Demonstration zeigte, hat eine lange Tradition. Sie reicht mindestens ins 19. Jahrhundert zurück, im Kern handelt es sich bei dem ideologischen Amalgam um eine Gegenbewegung zur Moderne und ihren Zumutungen. Dabei flossen Heilserwartungen und Fortschrittsskepsis ineinander, immer schon ging es um alternative Wahrheiten. Auf komplizierte Fragen mussten einfache Antworten gefunden werden. Manchmal wurden sie auch von Toten gegeben, die bei spiritistischen Sitzungen zu reden begannen. Esoterik, im Altgriechischen der Begriff für Innerlichkeit, bezeichnet einen anti-intellektuellen Weg zur Erkenntnis, der nur demjenigen zugänglich ist, der sich spirituell öffnet. Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, von dem Historiker Joachim Radkau „Zeitalter der Nervosität“ genannt, war eine Ära rasanten technischen Aufschwungs, boomender Industrialisierung und mäandernder Sinnsuche. Zwar waren Dampflok, Telegraf und das elektrische Licht erfunden worden. Doch was fehlte, war Orientierung. … Esoterik ist eine Form der Gegenaufklärung. Sie unterliegt Moden, alles kehrt irgendwann wieder. Um 1900 war der Wunsch nach einem radikalen Neuanfang, nach Umdenken und Alternativen besonders groß. In der Lebensreformbewegung bündelten sich Sehnsüchte. Zu ihrem Symbol wurde der Monte Verità , Berg der Wahrheit, im Schweizer Kanton Tessin. Dort trafen sich Pazifisten, Vegetarier, Aussteiger, Theosophen und Sonnenanbeter und schufen eine modellhafte, auf Partizipation und Gleichheit beruhende Kommune. … Auch Erich Mühsam reiste an, sah sich aber von seiner Vision eines „großen sozialen Versuchs“ enttäuscht. Den Ernährungsregeln widmete er ein Schmähgedicht: „Wir essen Salat, ja wir essen Salat / Und essen Gemüse von früh bis spat. / Auch Früchte gehören zu unsrer Diät./ Was sonst noch wächst, wird alles verschmäht.“ … Verzicht zu üben, aufs Land zu ziehen und sich selbst zu ernähren, das blieb der Versuch, eine Utopie im Kleinen zu verwirklichen. Während der Weimarer Republik ließen sich mitunter linke gleich neben rechten Projekten nieder. „Heimland“ nannte sich eine völkische Siedlung bei Rheinsberg, ins Leben gerufen von einem antisemitischen Publizisten. Nur wenige Kilometer weiter bei Neuruppin orientierte sich die Handwerkerkommune Gildenhall an sowjetischen Wirtschaftsformen und der Bauhaus-Ästhetik. … “ | https://www.tagesspiegel.de/kultur/esoterik-und-extremismus-geister-die-sie-rufen/26144918.html
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Rebekka Reinhard und Thomas VaÅ¡ek (Januar 2020): “ … Es war ein ungewohnt polemischer Ton, den Immanuel Kant (1724-1804) da anschlug. Wer Geister sehe, der sei wohl ein „Kandidat fürs Hospital“. Einschlägige Visionen beruhten offenbar auf einem „hypochondrischen Wind in den Eingeweiden“, der bloß die falsche Richtung genommen hätte, nämlich aufwärts statt abwärts. Die Zielscheibe von Kants Spott war ein gewisser Emanuel Swedenborg (1688-1772), ein schwedischer Wissenschaftler und Theosoph, einer der berühmtesten Esoteriker seiner Zeit. Für das „Wunderbare“ hatte der nüchterne Kant nie viel übrig. Weder habe er je an Geister geglaubt noch sich auf Friedhöfen gefürchtet, schrieb er einmal in einem Brief; stets sei er der gesunden Vernunft gefolgt. … Der Wunsch nach Heilung, Transformation, Wiederverzauberung ist größer denn je – dies hat längst auch der überzeugte Rationalist Jürgen Habermas anerkannt. Schon 2001, im Jahr von 9/11, nannte Habermas unsere Gesellschaft „postsäkular“. … Nicht mehr die Vergötterung einer jenseitigen Macht, sondern etwas, das man mit dem österreichisch-amerikaÂnischen Soziologen Thomas Luckmann (1927-2016) die „Sakralisierung des Ich“ nennen kann, macht den Kern der – käuflichen – modernen Spiritualität aus. Wessen Ego durch Kurse, Seminare und den Austausch mit einer Community von spirituell Gleichgesinnten eine neue Heimat findet, kann sich der Bedeutsamkeit seiner Existenz versichern, ohne seinen Lebensstil gleich fundamental infrage stellen zu müssen. Projekte der Selbsttransformation sind keine historische Neuigkeit. Für die Stoiker der Spätantike etwa war die Arbeit an der eigenen Person ein lebenslanger Prozess, wie Michel Foucault (1926-1984) gezeigt hat. Ritualisierte mentale und körperliche Übungen (askésis) der Selbstsorge dienten dazu, die „Wahrheit“ (aletheia) eines bestimmten Ethos gleichsam sukzessive aus sich herauszuschälen: „Unter Spiritualität verstehe ich das“, so Foucault, „was sich sehr genau auf den Zugang des Subjekts zu einer bestimmten Seinsweise bezieht und auf die Transformationen, die das Subjekt durchlaufen muss, um zu dieser Seinsweise zu gelangen.“ … “ | https://www.zeit.de/kultur/2020-01/esoterik-reki-energie-coaches-aberglaube-philosophie/komplettansicht
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tin-pot #8 “ … »Viele halten Esoterik für irrational, Aberglauben, Mumpitz. Doch zugleich boomt der Markt« — Ich verstehe nicht, wieso hier mit »doch zugleich« ein Widerspruch unterstellt wird. Wäre da »folglich« nicht realistischer? …“
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Focksegel #8.1: “ … Scheinbar ist der Markt auch für ZON wichtig. Anders ist so etwas wie das oben geschriebene kaum zu erklären. …“
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Simplicio #18: “ … Ich habe vor Jahren Mal einen kritischen Vortrag über Esoterik gehalten. Die örtliche Esoterikszene vom Heilsteineverkäufer bis zum Pendler bis zum Reiki- Fan hatte sich versammelt, um dagegen zu halten. Auf soviel Dummheit bin ich nie wieder getroffen. …“
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azdesertman #19: “ … Religion entspringt also „allein einer göttlichen Offenbarung“. Hört sich sehr esoterisch an. …“
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“ … „Der religiöse Mythos“, meint Jung, „tritt uns als eine der größten und bedeutendsten Errungenschaften entgegen, welche den Menschen die Sicherheit und Kraft geben, vom Ungeheuren des Weltganzen nicht erdrückt zu werden“ (Jung 1973: 295). …“ | Bruchstück aus: „RELIGION ALS FORSCHUNGSGEGENSTAND DER TIEFENPSYCHOLOGIE“ von Sigrun Roßmanith
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“ … Die Mondverschwörung ist ein deutscher Dokumentarfilm von Regisseur Thomas Frickel aus dem Jahr 2011. … Dennis Mascarenas, Chefreporter des deutschsprachigen amerikanischen Fernsehsenders DDC-TV, soll herausfinden, was die Deutschen mit dem Mond vorhaben. Ausgehend von der Frage, wem der Mond denn eigentlich gehört, gerät er bei seiner Recherche-Reise über anfänglich harmlose und teilweise auch rein kommerzielle Spielarten der Mond-Gläubigkeit mit jedem neuen Interview tiefer in eine Parallel-Welt der Esoterik und der Verschwörungstheorien, bis er zuletzt auf die extremen Weltbilder der rechten Esoterik stößt und sich – selbst schon leicht verwirrt – in Neuschwabenland auf die Suche nach angeblich dort vorhandenen „reichsdeutschen Basen“ macht. …“ | http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Mondverschw%C3%B6rung
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Sebastian Hammelehle (08.08.2020): “ … [... mythengestättigt, der Gott des Lichts auf der einen Seite, auf der anderen der des Rauschs und des Wahns. …] Thomas Mann hat in seinem berühmten, 1918 erschienenen Buch „Betrachtungen eines Unpolitischen“ zwischen der Zivilisation des Westens und der Kultur der Deutschen unterschieden. Er bezog sich dabei auf den Philosophen Friedrich Nietzsche. Bei Nietzsche ging es um „das Apollinische“ und „das Dionysische“, mythengestättigt, der Gott des Lichts auf der einen Seite, auf der anderen der des Rauschs und des Wahns. Darunter machte es Nietzsche nicht. Er hatte ja auch den „Übermenschen“ populär gemacht, der im weiteren Verlauf der Geschichte noch eine gewisse Rolle spielen sollte. Rational, so folgerte Mann, seien die Westmächte. Das Deutsche Reich folge einer anderen Tradition, dem irrationalen Denken der Romantik. Nun war die deutsche Romantik in erster Linie eine kulturgeschichtliche Epoche des 19. Jahrhunderts. Doch sie hat den im Bildungsbürgertum herrschenden Zeitgeist noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt – und damit auch die Politik. Von Nietzsche führt eine Linie zu esoterischen, mystisch tönenden Autoren wie dem Dichter Stefan George. Und von dessen Jüngern schließlich zu den Nazis. Goebbels sprach von der „stählernen Romantik“ des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das magische Denken diskreditiert, vom Wahn wollten die Deutschen nun fürs Erste nichts mehr wissen. …“ | Quelle: https://www.spiegel.de/kultur/corona-proteste-in-stuttgart-politische-esoterik-a-e0d064f1-952c-4afc-b835-be9267ce4949
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Julius Geiler (31.08.2020): “ … Die Frau rief „Wir haben gewonnen“ und „Vor diesem Gebäude steht keine Polizei mehr“ – dann rief sie dazu auf, die Treppen zum Reichstag hochzusteigen. „Wir holen uns hier und heute unser Hausrecht“, schrie sie von der Bühne. Kurz darauf setzte sich die Masse von Rechtsextremen, Coronaleugnern und Reichsbürgern in Bewegung. Was danach passierte, beschäftigt am Montag nach der Demo ganz Deutschland. … Nach Tagesspiegel-Informationen handelt es sich um Tamara K., eine szenebekannte Heilpraktikerin aus der Eifel. Im Internet wirbt K. mit ihren Fähigkeiten: Unter anderem kenne sie sich in Massagen, Psycho- und „Metalltherapie“ aus, aber auch in der Behandlung mit Bachblüten sowie in „Krebstherapie“ sei sie erfahren. Nach eigenen Angaben ist sie Mitglied im „Verband unabhängiger Heilpraktiker“. … Laut Michael Klarmann, Journalist und Beobachter der rechten Szene in der Eifel-Region, sei K. in den sozialen Netzwerken immer wieder durch das Teilen von verschwörungsideologischen Inhalten sowie vertretener Reichsbürgerideologie aufgefallen. … Wörtlich rief K. von der Bühne: „Wir schreiben heute hier in Berlin Weltgeschichte. Guckt euch um, die Polizei hat die Helme abgesetzt. Vor diesem Gebäude (gemeint ist der Reichstag, Anm. d. Red) und Trump ist in Berlin. Die ganze Botschaft ist hermetisch abgeriegelt, wir haben fast gewonnen. Wir brauchen Masse. Wir müssen jetzt beweisen, dass wir alle hier sind. Wir gehen da drauf und holen uns heute, hier und jetzt unser Hausrecht. Wir werden gleich diese komischen kleinen Dinger brav niederlegen und gehen da hoch und setzen uns friedlich auf Treppe und zeigen Präsident Trump, dass wir den Weltfrieden wollen und dass wir die Schnauze gestrichen voll haben. Wir haben gewonnen.“ … In dem Video kündigt sie an, „dass wir morgen vereint dafür sorgen werden, dass diese BRD-Fake-Regierung abgewickelt wird. Wir wollen den Friedensvertrag.“ … In K.s Heimatort Roetgen selbst weiß man wenig über die Frau mit den Dreadlocks. … Lediglich zwei Bewertungen hat sie auf Google vorzuweisen. Beide User vergeben einen von fünf Sternen. Einer schreibt dazu: „vorsichtig formuliert: schräg drauf.“ … “ | https://www.tagesspiegel.de/berlin/heilpraktikerin-aus-der-eifel-das-ist-die-frau-die-zum-sturm-auf-den-reichstag-rief/26142914.html
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[ Nachtrag #1: “ … Was hier greift, ist pure Religionspsychologie: Eine gegen die Mehrheit gerichtete Mythologie wird unter den Gläubigen durch digitale, finanzielle und schließlich tatsächliche Opfer-Taten inszeniert, bekräftigt und missionarisch verkündigt. An die Stelle von gefühlter Machtlosigkeit – in der Sprache der Psychologie: „mangelnder Selbstwirksamkeit“ – treten die lokale Organisation und der Traum, die bestehende Ordnung zu stürzen und einer großen Wahrheit zum weltweiten Durchbruch zu verhelfen. … Baden-Württemberg hat starke Traditionen des Platonismus geerbt – vor allem den Verschwörungsmythos, nach dem der Mensch von Gauklern in einer Höhle gefangen wäre und eines starken Befreiers bedürfe. In zunächst süddeutschen Werken des frühen Buchdrucks wie dem „Hexenhammer“ von 1486 wurden antisemitische und frauenfeindliche Verschwörungsmythen verbunden: Juden und „Hexen“ sollen demnach heimliche Verschwörungen mit dem Teufel betreiben, den „Hexensabbat“ begehen und aus getöteten Kindern „Hexensalbe“ gewinnen. Genau dieser wahnwitzige Verschwörungsmythos tauchte ab 2017 zunächst in den USA als „Adrenochrom-Weltverschwörung“ wieder digital auf und wurde nicht zuletzt durch badenwürttembergische Prominente wie den Sänger Xavier Naidoo publikumswirksam propagiert. … Im 20. Jahrhundert trat zudem – mit dem Beginn der Waldorfschul-Bewegung in Stuttgart – die global erfolgreiche Anthroposophie hinzu, die sich auf platonische Sichten und Lehren ihres Gründers Rudolf Steiner (1861-1925) beruft und nicht selten in einem Spannungsverhältnis zu empirischen Wissenschaften und insbesondere Impfungen steht. Aus der Schweiz propagiert schließlich der Sektengründer Ivo Sasek einen massiven, christlichen Antisemitismus, nach welchem es sich bei Covid-19 um eine durch den jüdischen Holocaust-Überlebenden George Soros finanzierte „Biowaffe“ handele. Entsprechend haben viele religiöse, weltanschauliche und esoterische Bewegungen im Südwesten inzwischen mit der Ausbreitung von Verschwörungsmythen auch in den eigenen Reihen zu ringen. Es sind also weniger positive Überzeugungen, als vielmehr die gemeinsame Angst vor einer vermeintlichen Weltverschwörung durch ferne „Eliten“, die insbesondere in Süddeutschland – aber längst nicht mehr nur hier – ganz unterschiedliche Personengruppen zu einer sogenannten „Querfront“ zusammenbinden: Esoterikerinnen, Impfgegner, Umweltaktivistinnen, Rechtsextreme, Reichsbürger, Yoga-Anhänger, Linksrevolutionäre, Globalisierungskritikerinnen und Friedensaktivisten beteiligen sich an Corona-Protesten. Gemeinsam werfen sie gewählten Regierungen, Medien, Wissenschaften und internationalen – oft jüdischen – Akteuren Weltverschwörung vor und wenden sich gegen Rationalität, Verantwortung, wissenschaftliche Erkenntnisse und demokratische Auseinandersetzung. Das Motiv der „Corona-Diktatur“ taucht auf den Querdenken-Demos immer wieder auf. Auf Plakaten und in Parolen wird in unterschiedlichen Variationen davon gesprochen, dass Grundrechte durch die Corona-Maßnahmen entzogen würden, dass immer mehr unbegründete Zwänge herrschten und dass die Bevölkerung von Eliten und der Regierung hinters Licht geführt würde. Es ist immer wieder von der Freiheit die Rede, die beschnitten oder ganz abgeschafft würde. Einige der genutzten Motive – wie das antisemitische Anheften von sogenannten „Judensternen“ (zur Selbstinszenierung als Opfer einer vermeintlichen Vernichtungspolitik) – sind älter als die Querdenken-Bewegung und tauchten bereits vereinzelt bei Protesten gegen Dieselfahrverbote auf. All das klingt modern und aktuell, ist jedoch tatsächlich sehr alt. Der Antisemitismus wurzelt schon in der Antike, als sich das Judentum als erste Religion des Alphabetes herausbildete. …“ | Aus: „Verschwörungsmythologische Tendenzen in der Corona-Krise: „Die Demokratie wird Schaden nehmen““ Dr. Michael Blume (2. September 2020) | https://www.ruhrbarone.de/verschwoerungsmythologische-tendenzen-in-der-corona-krise-die-demokratie-wird-schaden-nehmen/189626]
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tobi_t 12:29 Uhr: “ … Diese Szenerie belegt ja ganz schön, dass diese ganze Demo wie ein Freiluft-Kindergarten mit schwer erziehbaren Kindern wirkte. Die Bilder vom Bundestag sind allerdings nicht schön. Es sieht so aus, als ob die Bundesrepublik zu einer ehemaligen sowjetischen Republik mutiert ist, die destabilisiert werden soll. Es fehlen nur noch die grünen Männchen ;) …“
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royalflush 31.08.2020, 14:36 Uhr: “ … Bei den Grünen in Krefeld, beim Institut für politische Schönheit und bei Jan Böhmermann läuft so etwas unter „Satire“. Selbst Schuld, wenn man es ernst nimmt. …“
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lilli90 12:56 Uhr: “ … Unter einer Website zur alternativen Therpaeutensuche liest man, dass Tamara K. anthroposophische Medizin betreibt. …“
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provinzler 31.08.2020, 16:18 Uhr: “ … „Die Welt sieht endlich, was in unserem Land abgeht. – Ja endlich sieht die Welt, wie durchgeknallte Esoteriker … den Schulterschluss mit den übelsten Rechtsextremen suchen und mit ihnen gemeinsame Sache machen wollen. …“
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Palolo 12:57 Uhr: “ … Tamara K. möchte dem Tagesspiegel am Telefon keinerlei Details über ihr Privatleben verraten. Das ist ja unerhört! …“
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Motoko 12:37 Uhr: “ … In gesellschaftlichen Stress-Situationen erschafft sich „der historische Moment“ (oder das was manche dafür halten) im guten als auch im schlechten ihre Charaktermasken. Es sind die selbsternannten „Volkstribunen“, die sich auf eine heilige Mission zur Erlösung (gegen Heiden / für das Vaterland) befinden. Sei es Lutz Bachmann bei der Pegida oder nun Michael Ballweg bei den Corona-„Rebellen“. Und natürlich finden sich auch mehr oder weniger „erwachte“ und „erleuchtete“ (oder durchgeknallte) Jünger und Boten, die die frohe oder schlechte Kunde allen kundtun. … Und so offenbart sich nun Tamara K., die Wissende. Wir dürfen gespannt sein, welche weiteren „Heilsbringerrin“ uns die brodelnde Mengelage bescheren wird. …“
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marla44 14:13 Uhr: “ … „Lediglich zwei Bewertungen hat sie auf Google vorzuweisen. Beide User vergeben einen von fünf Sternen. Einer schreibt dazu: „vorsichtig formuliert: schräg drauf.„ – Das ist Journalismus wie er seien muss! …“
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Harzgeist 13:30 Uhr: “ … Die Frau mag merkwürdig und verschroben sein, Ansichtsache und ihr gutes Recht. …“
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Bronstein 13:46 Uhr: “ … Veganer, Heilpraktiker, Homöopaten, Telepaten, Impfgegner, Waldorfler, Weltfriedensapostel, Hellseher, Strahlenwarner … De facto ist es die Fortsetzung der Irrenoffensive der frühen 1970er. …“
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PaAllgZ 14:09 Uhr: “ … In Deutschland sind seit dem 18. Jahrhundert Megatonnen an esoterischer Literatur produziert, gelesen und in Bücherregale einsortiert worden. Mit schweren Folgen. […] Um zu beurteilen, ob die Protagonistinnen und Protagonisten im Kopf noch ganz echt sind, hilft nur das Faivre-Paradigma: Antoine Faivre [https://de.wikipedia.org/wiki/Antoine_Faivre] versteht Esoterik als bestimmte Art und Weise des Denkens [‚Antoine Faivre stellte 1992 die These auf, dass man die Esoterik als eine Denkform (frz. forme de pensée) betrachten könne, die im Gegensatz zu wissenschaftlichem, mystischem, theologischem oder utopischem Denken steht.‘ https://de.wikipedia.org/wiki/Esoterik#Esoterik_als_Denkform:_Das_Faivre-Paradigma]:
[Denken]:
* in Entsprechungen
* in lebendiger Natur
* in Imagination und Meditation
* Erfahrungen der Transmutation (Erleuchtung, 2. Geburt u.a.).
Zusammen mit fehlender Kommunikation mit „Nicht-Gleichgesinnten“ und der zwangsläufig einhergehendern mangelnden Falsifikation der Narrative, entsteht in den Köpfen vor den Bildschirmen an den Internet-Endgeräten ein Endzeit-Szenario eines neuen Mittelalters: Die Menschen spiegeln sich selbst, bestätigen sich und gebären immer neue Repräsentationen, die Kontroll-Illusionen enthalten und zu Schlußfolgerungen führen, die vernünftig gebildete Menschen und Kommunikationswissenschaftler nur als „Verschwörungstheorien“ beschreiben vereinfachen können.
Tatsächlich ist die offene Gesellschaft zerfallen, in eine Vielzahl narrativer Wirklichkeiten und Erzählwelten. Die Zivilisation driftet so in den IRRSINN! Bunte Fahnen kaschieren nur das Chaos in den Köpfen! Die Lage ist so deppert, so fatal und so schrecklich komisch, dass nur noch ein GROSSES HOMERISCHES LACHEN den geistigen Kehraus der verpeilten Narrative bringen kann! …“
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“ … Homerisches Gelächter ( „unauslöschliches Gelächter“) bezeichnet das Gelächter, das der sagenhafte epische Dichter der Griechen Homer in der Ilias (1, 599) und der Odyssee (8, 326) die Götter anstimmen lässt. Es wird als lautes, nicht enden wollendes Gelächter beschrieben. … Gelächter []], welches für sterbliche Menschen als Donner zu hören war. Dabei ist nicht ganz zu klären, über wen …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Homerisches_Gel%C3%A4chter
Nachtrag #1
Ulrike Baureithel | Ausgabe 37/2020: “ … Von der Bühne herab und vor der russischen Botschaft stachelte die aus der Eifel stammende Heilpraktikerin [Tamara K.] die Demonstrierenden an, ihr „Hausrecht“ im Reichstag zu reklamieren und die Treppe zu besetzen. Würde man den Zusammenhang nicht kennen, würde man die Frau mit den langen Haaren, den Bändchen am Arm und dem verwaschenen blauen Hemd auf einer Demo gegen die Castor-Transporte verorten oder bei einer „Ende Gelände“-Aktion. Sie könnte ein nachgeborenes Relikt jener enttäuschten Generation sein, die sich in den 1970er und 1980er Jahren in Landkommunen zurückgezogen hatte, um den Weg nach innen anzutreten und mittels gesunder Ernährung und Pendeln der Wahrheit näher zu kommen.
Auch Tamara K. bietet auf ihrer Internetseite diverse mehr oder weniger obskure Therapien an – doch sie ist eine Aussteigerin ganz anderer Art. Sie steht den Reichsbürgern nahe, die das Gewaltmonopol des Staates nicht anerkennen und sich der Bundesrepublik nicht zugehörig fühlen. In Berlin fabulierte Tamara K. vom Besuch Donald Trumps in der nahen US-Botschaft und forderte ihn auf, zusammen mit Putin sofort einen Friedensvertrag für Deutschland abzuschließen. Später wird sie mit der rechtsextremen Sturmspitze die Reichstagstreppen hochstürmen.
In der Etappe weht währenddessen die Pace-Regenbogenfahne neben der Reichsfahne. Darunter vermischt sich, man weiß es, ein illustres Völkchen aus Impfgegnern und Gates-Hassern, Fake-News-Propagandisten und Verschwörungsgläubigen, Esoterikern und Bibellesern, Nihilisten und Heilssuchenden, Mitläufern und Missionaren. Was sie eint, sind die erklärte Staatsferne und das Misstrauen. Ihr Wille zur „Tat“, und sei es nur der trotzige Verzicht auf Maske und verordneten Abstand, durchdringt sie. Das ist kein neues Phänomen. Zwar sind die kleinen und großen Prediger, die vor 100 Jahren die Straßenecken der Städte bevölkerten und ihre Jünger um sich scharten, heute ins Internet abgewandert. Doch erst hier, auf der „Demo“, finden die Gemeinden zusammen zur leiblichen Selbstvergewisserung.
„Inflationsheilige“ nannte der Historiker Ulrich Linse 1982 jene aus dem Ausnahmezustand nach dem Ersten Weltkrieg hervorgegangene Sozialbewegung, in der sich Zivilisationsflüchtige und Naturapostel, Anarchisten und Christus-Sucher, lebensreformerische Schwärmer und Asketen, linke Umstürzler und rechte Trommler zusammenfanden, um sich als Erlöser anzudienen. „Inflationsheilige“ deswegen, weil die Entwertung der Mark in den ersten Jahren der Weimarer Republik nicht nur materielle Sicherheiten zerstörte, sondern auch tradierte Wertmaßstäbe so sehr ins Wanken brachte, dass die radikal antimoderne Bewegung rasch Zuspruch fand. […] Das jahrmarktähnliche Predigerwesen beobachtete Oskar Maria Graf schon in der Zeit der Münchner Räterepublik: „Christenmenschen predigten in Versammlungen, Nacktkulturanhänger verteilten ihre Kundgebungen, Individualisten und Bibelforscher, die den Anbruch des tausendjährigen Reichs verkündeten, und Käuze, die für Vielweiberei eintraten, eigentümliche Darwinisten und Rassentheoretiker, Theosophen und Spiritisten trieben ein harmloses Unwesen“, zitiert Volker Weidermann in seinem Buch Träumer den bayrischen Schriftsteller und Aktivisten. Die angenommene „Harmlosigkeit“ wird sich bei zumindest einem damals agierenden, wenig wahrgenommenen Protagonisten, Adolf Hitler, als folgenreicher Irrtum erweisen. … “ | https://www.freitag.de/autoren/ulrike-baureithel/stuttgart-du-jerusalem
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WuMing | Community (14.09.2020): “ … Zwischenzeitlich huldigte die SS in ihren Ordenburgen den arisch-germanischen Okkultismus und machte sich fit für den Massenmord. …“
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