[Babelsberg… ]

[…] 1926 wird für Fritz Langs Großfilmproduktion Metropolis das inzwischen „Marlene Dietrich Halle“ genannte Großatelier hochgezogen. 1929 folgt das erste deutsche Tonfilmatelier, „Tonkreuz“ genannt wegen seiner gekreuzten Bauform: Melodie des Herzens mit Willy Fritsch entsteht dort, der erste deutsche komplett vertonte Spielfilm.

Der deutsche Film aus Babelsberg erreicht Weltgeltung, konkurriert mit Hollywood. Und dorthin gehen auch die Stars: Marlene Dietrich einen Tag nach der Premiere ihres Welterfolgs Der blaue Engel am 2. April 1930. Der UFA-Produzent Erich Pommer und Regisseure wie Lang, Lubitsch, Siodmak, Wilder, Zinnemann verlassen Deutschland, das auf dem Weg ins Dritte Reich ist, und machen Hollywood endgültig zum strahlenden Fixstern am Kintopp-Himmel.

In Deutschland selbst wird der Abstieg Babelsbergs kaum bemerkt. Propagandaminister Joseph Goebbels arisiert und verstaatlicht die Filmindustrie. Der Produktionsmotor dreht hochtourig im kulturellen Leerlauf. Tausend Filme spucken die Babelsberger Hallen aus während des Tausendjährigen Reiches, das von 1933 bis 1945 dauert: Lustspiele, Durchhaltefilme. Mit der Kapitulation wird das Babelsberger Vermögen beschlagnahmt und bis 1953 zwangsverwaltet. Babelsberg liegt nun in der DDR, die frisch gegründete Defa macht hier die Filme. Nach der Wiedervereinigung ersteht Studio Babelsberg neu; Weltgeltung wird es wohl nie mehr beanspruchen können: Heute werden auf dem Gelände im Auftrag von Fernsehsendern Telenovelas wie Bianca und Julia am Fließband gedreht.

[Aus: „Babelsberg: Niedergang einer Filmlegende“ von Frank Sauerland (www.kino-zeit.de) / Quelle: babelsberg-niedergang-einer-filmlegende.html]

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