[…] Ein archetypisches Symbol zeichnet sich dadurch aus, dass es ein mehrdeutiges Gebilde ist, welches Assoziationen zu geistigen Ideen auslöst.
[…] Archetypen beruhen auf einer Instinktgrundlage und stellen eine Art von „arttypischen Programmen“ dar. Sie haben sich evolutionär entwickelt, in dem Sinne, dass instinktives Verhalten die Kultur und Bewusstseinsentwicklung des Menschen prägte und dass bestimmte psychische Strukturelemente für das Überleben der Art von Vorteil waren, die dann als archetypische Strukturen über Jahrtausende sich entwickelten und vererbt wurden.
Beispiele für ein solches instinktgeprägtes Verhalten sind verschiedene Lebensphasen wie Kindheit und Jugend oder zwischenmenschliche Beziehungen wie das Mutter-Kind-Verhältnis oder die Partnerwahl, jedoch auch das Erforschen der Umwelt, Erlernen der Sprache, Teilnahme am wirtschaftlichen Leben, Verhältnis zur Religion und die Übernahme von sozialer Verantwortlichkeit.
In vielen wissenschaftlichen Disziplinen wurde mittlerweile erforscht, inwiefern die menschliche Spezies von arttypischen unbewussten Strukturen geprägt wird. Anzuführen wären hier unter anderen die Ethologie, die Anthropologie, die Linguistik, die Gehirnforschung, die Soziobiologie, die Psychiatrie, die Kognitionspsychologie, die Evolutionspsychologie und die experimentelle Traumforschung. In diesen Bereichen entstanden für archetypische Strukturen Ausdrücke wie ‚angeborene Auslösemechanismen, Verhaltenssysteme, Tiefenstrukturen, psychobiologische Reaktionsmuster, tief homologe neurale Strukturen, epigenetische Regeln und Darwinsche Algorithmen‘.
[…] Der Begriff (lat. archetypum, gebildet zu griech. archetypon – Übersetzung: Urbild; Urform) verweist in der philosophischen Verwendung zuerst auf Platon und seinen Begriff der Idee, der damit die metaphysische Wesenheit meint, die den Dingen innewohnt.
Archetypus wurde als Terminus von René Descartes und John Locke in die Philosophie eingeführt. Die Urbilder (Archetypi) sind die Grundlage für Vorstellungen.
Bei Locke existieren die Urbilder auch außerhalb des erkennenden Subjekts (in: Versuch über den menschlichen Verstand). Der subjektive Idealist George Berkeley dagegen erkennt den Achetypus außerhalb des erkennenden Subjekts nicht an.
Immanuel Kant verwendete den Begriff Archetypus im Zusammenhang mit „natura archetypa“. Er bezeichnete damit die urbildliche Natur, die der Mensch bloß in der Vernunft erkennt und deren Gegenbild in der Sinnenwelt die nachgebildete (natura ectypa) darstelle (in: Kritik der praktischen Vernunft).
[Aus: „Archetypus“ http://de.wikipedia.org/wiki/Archetypus (Stand: 13.12.2005)]
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