Schlagwort: Walter Benjamin

[Von des Tanzes Wahnsinnwogen #9… ]

Christoph Spengel (Universität Mannheim, 97. Jahrgang, 2017 · Heft 7 · S. 454–455): “ … Wie es geschehen konnte, dass Cum/Ex-Geschäfte mit Leerverkauf mehrere Jahrzehnte nicht unterbunden wurden, sollte ein 2016 vom Deutschen Bundestag eingesetzter Untersuchungsausschuss klären. Der am 23. Juni 2017 vorgelegte Abschlussbericht ist aus mehreren Gründen erschütternd. Erstens dokumentieren die Ergebnisse der Ausschussarbeit eindrucksvoll, dass das Nichtaufgreifen dieser Cum/Ex-Geschäfte auf eine überaus bedenkliche Mischung aus einem Desinteresse der politischen Führungsebene, einer nicht vorhandenen Governance im Bundesfinanzministerium (BMF), unsäglichen Verquickungen des BMF mit dem Bundesverband deutscher Banken, fachlichen Fehleinschätzungen des BMF sowie einer mangelhaften Abstimmung zwischen dem BMF und einzelnen Unterbehörden wie etwa mit der Finanzmarktaufsicht und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) herrührte. … Erschütternd ist am Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses außerdem, dass die Ausschussmehrheit aus CDU, CSU und SPD abschließend zu dem Ergebnis kommt, dass dieser Untersuchungsausschuss nicht erforderlich gewesen sei, da man einem kriminellen Netzwerk aus Banken, Beratern und Anwälten ausgeliefert war. Die Aufarbeitung dieses größten Steuerskandals in der Geschichte der Bundesrepublik, in den nachweislich rund 40 deutsche Banken, darunter mehrere Landesbanken, die intensiv mit einigen wenigen ausländischen Großbanken zusammengearbeitet haben, verwickelt waren, will man also der Steuerfahndung, den Staatsanwaltschaften und den Gerichten überlassen. … “ | https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2017/heft/7/beitrag/kollektivversagen-cumcum-cumex-und-hopp.html

“ … In der „Cum-Ex“-Affäre um angeblich verschenkte Millionen Euro Steuergeld in Hamburg haben die Haupteigentümer der Warburg Bank die Vorwürfe der Einflussnahme auf Steuerangelegenheiten als „gehaltlose Unterstellungen“ zurückgewiesen. …“ | Aus: „Warburg: Cum-Ex-Vorwürfe sind „gehaltlose Unterstellungen““ (16. Februar 2020) | Quelle: https://www.wiwo.de/politik/deutschland/steuerbetrugs-vorwuerfe-warburg-cum-ex-vorwuerfe-sind-gehaltlose-unterstellungen/25551082.html
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(9. Juni 2023): “ … Die in den Cum-Ex-Skandal verwickelte Hamburger Warburg Bank ist mit weiteren Steuernachforderungen in Höhe von fast 100 Millionen Euro konfrontiert. Diesmal geht es jedoch nicht um Cum-Ex-, sondern um sogenannte Cum-Cum-Geschäfte. …“ | https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-06/cum-cum-geschaefte-finanzamt-hamburg-wartburg-bank
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boingboing: “ … Entfernt. Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Redaktion/mf …“
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geber: “ … Die versammelten ZEIT Artikel zum Thema: https://www.zeit.de/thema/cum-ex Hatte allein für CumEx ein Gesamt-Betrugsvolumen von 100 MILLIARDEN EUR abgespeichert, kann auch in der Print-Ausgabe der ZEIT gestanden haben. Das entspricht immerhin 2000(!)EUR, um die jeder der ca. 50Mio. Steuerzahler hierzulande geprellt wurde. … in anderen Medien liest man gar nichts mehr dazu. … „
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Marcel Fratzscher (16. Juni 2023): “ … Eine neue Analyse des Economist zeigt einen massiven Anstieg der Vermögen von Milliardärinnen und Milliardären, nicht nur in der Corona-Pandemie, sondern stetig seit den Neunzigerjahren [https://www.economist.com/international/2023/05/02/the-2023-crony-capitalism-index]. Im Gegensatz dazu waren Staaten in den vergangenen 200 Jahren nie so stark verschuldet wie heute. Für Bildung, Gesundheit, eine leistungsfähige Infrastruktur, Klimaschutz und viele andere zukunftsweisende Aufgaben fehlt das Geld. Die politisch Verantwortlichen haben sich bisher geweigert, den Widerspruch zwischen einerseits wachsenden Defiziten bei Daseinsvorsorge und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und andererseits einer enormen Konzentration von Vermögen aufzulösen. …“ | https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-06/vermoegen-milliardaere-steuern-ungleichheit-deutschland/komplettansicht

Liony “ … Ich komme mir teilweise vor wie in einem neo-feudalen System, in dem die Spleens von Superreichen unhinterfragt unkritisch angehimmelt werden und der fehlende Nutzen bzw. der massive Schaden für die Allgemeinheit (allein die CO2-Bilanz von Privatjets) ausgeblendet wird. Die jeweiligen Betreffenden glauben auch noch allen Ernstes, all diese Extras stünden ihnen zu oder hätten gar etwas mit ihren herausragenden Persönlichkeiten zu tun. Und bei jedem „Einschnittchen“ (z.B. eben bei Privatjets) hat die untere Mitte der Bevölkerung Angst, dass der Einschnitt morgen beim eigenen Opel Corsa auch ankäme. … Ich erlebe tagtäglich so viele Menschen, die im Mindestlohnbereich mit 2 oder 3 Jobs versuchen, ihren Familien ein halbwegs erträgliches Leben zu ermöglichen, für die wenige € schon einen Riesen Unterschied machen. Mich treibt schon sehr um, wie sehr zunehmende Ungleichheit einen Staat in vieler Hinsicht vulnerabler macht, auch gerade die sozialen Folgen. … Dr. med. L. Bönhof …“

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Kai Schöneberg (7.6.2023): “ … In den vergangenen zehn Jahren habe die [Deutsche Bank] insgesamt mehr als 23,5 Milliarden Euro extra an Vorstand und Mitarbeitende gezahlt, gut dreimal so viel wie der Gesamtgewinn der Bank in diesem Zeitraum und trotz immenser Verluste in einigen Jahren. Das zeigt eine Auswertung der Nichtregierungsorganisation Finanzwende. …“ | https://taz.de/NGO-kritisiert-Deutsche-Bank/!5936354/
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Grauton Mittwoch, 18:11: “ … Gibt es irgendein rationales Argument für diese Vergütungen? …“
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“ … Sicher, die betroffenen Finanzakteure haben versagt. … Es ist sinnlos, bei den Betroffenen Reue oder therapeutische Einsicht zu erwarten. …“ | Aus: „Psychologie der Finanzkrise – Die verrückte Mär vom irren Markt“ (23.10.2008) | https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/psychologie-der-finanzkrise-die-verrueckte-maer-vom-irren-markt-a-585425.html
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“ … E-Mails von Standard-&-Poor’s-Angestellten, die von der Financial Crisis Inquiry Commission ausgewertet wurden, legen nahe, dass zumindest ein Teil der Mitarbeiter die Krise kommen sah: “Let’s hope we are all wealthy and retired by the time this house of cards falters. :o)” >> „Lasst uns hoffen, dass wir alle reich und im Ruhestand sind, wenn dieses Kartenhaus in sich zusammenfällt. :o)“ – E-Mail eines Angestellten von Standard & Poor’s (2006) …“ | („Weltfinanzkrise 2007–2008“, https://de.wikipedia.org/wiki/Weltfinanzkrise_2007%E2%80%932008)
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Simon Langemann / Robert Pausch (15. Juni 2023): “ … Was Menschen dazu bringt, radikal rechte Parteien zu wählen, ist mittlerweile ziemlich gut erforscht. Unbestritten ist, dass es sich in der Regel um eine Mischung aus kulturellen und ökonomischen Faktoren handelt. Dass AfD-Wähler keine oder sehr viel weniger Migranten und Flüchtlinge aufnehmen wollen, ist bekannt. Hinzu kommt oft ein Gefühl individueller Verunsicherung: Wer Angst um seinen Job hat, womöglich in der Vergangenheit schon einmal seine Arbeit verloren hat und nun mit Flüchtlingen um eine Sozialwohnung konkurriert, neigt häufiger dazu, seine Stimme der AfD zu geben, als ein Lehrer mit Eigentumswohnung. „Ein treibender Faktor hinter dem Aufstieg rechter Parteien ist die ökonomische Unsicherheit“, sagt Tarik Abou-Chadi, der an der Oxford-Universität zu Rechtspopulismus in Europa forscht. … Es seien allerdings weniger die Ärmsten, die die AfD wählen, argumentiert der Mannheimer Politologe Denis Cohen in einem Aufsatz, sondern vielmehr Angehörige der Mittelschichten, die die Angst vor sozialem Abstieg und Statusverlust umtreibe. …“ | https://www.zeit.de/2023/26/afd-umfragehoch-waehler-forschung
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Georg Diez (27. September 2022): “ … Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Büchern, die ziemlich klar und überzeugend beschreiben, was der versteckte Fokus des gegenwärtigen Faschismus ist: die Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008, auch die Große Rezession genannt. Zur Erinnerung: Die Krise wurde erzeugt durch radikale Deregulation, durch künstliche Blasen etwa im Immobilienbereich, durch betrügerische Praktiken, Spekulation, Gewinnstreben, Gier – und die Lösung war, denen, die schuld waren an dem Ganzen, existenziell zu helfen, während die, die die Opfer der Scharaden waren, die Rechnung bezahlen mussten. … Dass es im frühen 21. Jahrhunderts zu solch massiven antidemokratischen Umbrüchen kommt, schreibt der britische Politikwissenschaftler Jonathan Hopkin in seiner eindrucksvollen Studie Anti-System Politics, liegt am „Versagen des Neoliberalismus, ökonomischen Wohlstand für mehr als nur die Wenigen zu schaffen und sich demokratisch einbetten zu lassen“. … so beschreibt es auch Philip Mirowski in dem Buch Untote leben länger. Warum der Neoliberalismus nach der Krise noch stärker ist; so beschreibt es Mark Blyth in Austerity. The History of a Dangerous Idea; so beschreibt es Clara Mattei in The Capital Order. How Economists Invented Austerity and Paved the Way to Fascism, das im November erscheint und sich speziell mit dem italienischen Beispiel befasst. Und die Warnungen waren ja da. Das, was der Politikwissenschaftler Yascha Mounk einmal „illiberale Demokratien“ genannt hatte, also etwa die EU in ihrem Mangel an demokratischer Legitimation, verselbständigte sich in den 2010er-Jahren. … Das ist die Welt, die wir zugelassen haben. Wir leben immer noch in den Ruinen von 2008. …“ | https://www.zeit.de/kultur/2022-09/italien-schweden-rechtsruck-kapitalismus-neoliberalismus
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Rafael Lutz (04.05.2019): “ … die Medienschaffenden seien durch ihre meist gutbürgerliche Sozialisation einer eigenen Selbstzensur ausgesetzt, die es ihnen verunmöglicht, aus ihrer westlichen Wahrnehmung der Welt zu entfliehen. Ein Beispiel: Die Terroranschläge vom 11. September 2001. An sie kann sich noch heute fast jeder erinnern. Berechtigterweise sei die westliche Welt empört gewesen angesichts dieses Verbrechens. Es starben 2973 Menschen. Von den mehr als 17’000 Kindern unter zehn Jahren, welche am selben Tag in der südlichen Hemisphäre am Hunger und seinen unmittelbaren Folgen gestorben waren, wie es jeden Tag der Fall ist, «von ihnen hat praktisch niemand gesprochen», meint [Jean] Ziegler zu seiner Enkelin. Wer trägt die Schuld an dieser kognitiven Dissonanz, diesem falschen Bewusstsein? Die «Kosmokraten» und Herren dieser Welt, denen es gelingt, uns einzureden, dass sie das Gemeinwohl vertreten würden. Die Ketten werden nicht mehr um die Füsse gelegt, sondern sind bereits in unserem Kopf. Deshalb sei es heute auch einfacher, sich das Ende der Welt als das Ende des Kapitalismus vorzustellen. Die «neoliberale Wahnidee» beherrscht uns mittlerweile alle, glaubt Ziegler. …“ | Quelle: https://www.infosperber.ch/freiheit-recht/menschenrechte/was-am-kapitalismus-so-schlimm-ist-kurz-erklaert/ // https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Ziegler
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Steffen Mau (2017): “ … die Spreizung auf dem Arbeitsmarkt ist ein Muster, das wir in allen westlichen Gesellschaften finden. Das ist eine Auswirkung der Globalisierung, die die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern auf den Arbeitsmärkten vertieft. Dazu kommt der Effekt, den Piketty in seinem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ analysiert hat: Die Einkommen aus Kapital steigen stärker als die aus Arbeit. …“ | https://taz.de/Soziologe-ueber-Ungleichheit/!5468036/
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curiouscat (22.08.2021):: “ … „Christoph Butterwegge: … „Eine „marktwirtschaftlich“ organisierte, kapitalistische und am Neoliberalismus orientierte, von Ökonomisierungs-, Kommerzialisierungs-, Privatisierungs- und Deregulierungstendenzen gekennzeichnete Gesellschaft wie unsere basiert auf der Ungleichheit als wesentlichem Strukturelement. Seit geraumer Zeit ist die wachsende Ungleichheit das Kardinalproblem unserer Gesellschaft, wenn nicht der ganzen Menschheit. … [Quelle] …“ Ich hätte mir noch mehr Ausführungen über den wachsenden Gehaltsunterschied zwischen Vorstand und Arbeitern gewünscht und auch mehr Erklärungen dazu. Immerhin können wir nur etwas ändern wenn die Menschen verstehen was und wieso Kapitalistische neoliberale Politik den meisten Menschen schadet und es in Deutschland trotzdem nicht vernünftig im öffentlichen Diskurs behandelt wird. …“

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Ein anderer Aspekt:

„… Weder eine andere Politik noch eine andere Wirtschaft ist möglich ohne eine andere Subjektivität, ein anderes Selbstverständnis. Der Kapitalismus dauert an, weil er ein mentaler Zustand ist. …“ | Aus: „Die Zurichtung des Homo Oeconomicus“ le Bohémien (Walter Beutler, 30. April 2013) | Quelle: http://le-bohemien.net/2013/04/30/die-zurichtung-des-menschen-durch-den-neoliberalismus/

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Der Kapitalismus ist nicht nur aus einer religiösen Mentalität hervorgegangen, – wie es Max Weber in seiner berühmten Studie »Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus« klassisch dargestellt hat –, sondern er ist selbst ein durch und durch religiöses Phänomen. Marc Jongen (2007)

Klaus Englert (01.05.2019): “ … der Glaube [gilt] gemeinhin als etwas höchst Irrationales, etwas nicht mit der Vernunft Ebenbürtiges. Seit der Philosophie Platons ist der Glaube auf einer unteren geistigen Stufe angesiedelt. Platon urteilt, er sei für den philosophischen Diskurs ungeeignet, weil er uns von der Wahrheit entfernt. Und selbst der protestantische Philosoph Søren Kierkegaard behauptete noch im 19. Jahrhundert: „Credo quia absurdum“, „ich glaube, weil es widersinnig ist.“ Kierkegaard hob immer wieder das Irrationale und Paradoxe des Glaubens hervor. Mit dieser philosophischen Tradition ist die Rationalität der calvinistischen Religion schwerlich in Einklang zu bringen. Für die Calvinisten sind Innerlichkeit und Weltlichkeit, Glauben und wirtschaftliches Handeln eng verknüpft: Zweckrationales Handeln steht bei ihnen an oberster Stelle. „Was für den Nicht-Gläubigen irrational aussieht, ist für den Gläubigen hochrational: Er hält sich rational zu seinem Bedürfnis, von der Welt erlöst zu werden und das Heil zu erlangen. … sagt Gangolf Hübinger … Zweckrationales Handeln bei Calvinisten und Puritanern heißt: Religiöses und wirtschaftliches Handeln sind gleichermaßen vom Erfolgsstreben bestimmt … Weber spricht in der Studie „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ sogar vom „Leitmotiv des Kapitalismus“. … für den Calvinisten ist der persönliche Lebensweg vorherbestimmt durch Gottes weisen Ratschluss. Und dieser Ratschluss ist durch den eigenen Willen nicht zu beeinflussen. Dazu Dieter Birnbacher: „Max Weber betont in seinen Darstellungen, wie paradox dieser Glaube ist. Man muss ja vernünftigerweise sagen, wenn die Prädestinationslehre gilt, dann ist jeder unabhängig davon erwählt oder nicht erwählt, ob er in der Welt das oder das Schicksal erleidet. Es ist von Geburt an festgelegt, welchen Erfolg er in der Welt hat. Also, wie sollte er durch Erreichen des Erfolgs die Fügung Gottes nachträglich beeinflussen können. Das ist rational gesehen absurd. Entweder ich bin fatalistisch dazu gezwungen zu sagen, alles ist vorherbestimmt, was ich in meinem Leben erreiche – ich kann mich anstrengen oder nicht anstrengen –, oder ich gestehe zu, dass ich die Freiheit habe, mein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Und da ist die metaphysische Frage, ob Gott das vorhergesehen und vorausgefügt hat.“ … Für den Calvinisten ist der Zweifel nicht vorgesehen. Denn wer zweifelt, der ist nicht fest in seinem Glauben verankert. Es fehlt ihm an Selbstgewißheit. Der, der zweifelt, rüttelt an seiner von Gott gegebenen Auserwähltheit. … Weber … fragt nicht nur, wie ist Religion durch die Ökonomie bedingt, sondern auch: Wie wird Religion für die Ökonomie relevant. … “ | Aus: „Das stahlharte Gehäuse des Kapitalismus“ | Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/max-weber-das-stahlharte-gehaeuse-des-kapitalismus-100.html
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“ … Der Kapitalismus ist nicht nur aus einer religiösen Mentalität hervorgegangen, – wie es Max Weber in seiner berühmten Studie »Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus« klassisch dargestellt hat –, sondern er ist selbst ein durch und durch religiöses Phänomen. Die kapitalistische Religion hat drei wesentliche Eigenschaften: Erstens ist sie eine reine Kultreligion, das heißtes gibt keine Theologie und keine Dogmatik, es gibt also keinerlei theoretische Rechtfertigung. Zweitens: dieser Kult ist permanent, er kennt keinen Feiertag – auch wenn das deutsche Ladenschlussgesetz sich immer noch gegen diese Einsicht zu sträuben versucht. Und drittens: dieser Kult wirkt nicht erlösend oder versöhnend, sondern verschuldend und letztlich auch zerstörend. … “ Aus: „Der göttliche Kapitalismus: Ein Gespräch über Geld, Konsum, Kunst und Zerstörung“ Marc Jongen (2007)

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“ … Das Buch [‚Kapitalismus als Religion‚] ist eine Sammlung verschiedener Beiträge von Soziologen, Philosophen, Ökonomen und Literaturwissenschaftlern. Zentrales Thema ist ein Fragment des Philosophen Walter Benjamin (1892 – 1940) mit dem Titel „Kapitalismus als Religion“, das nach seinem Tod veröffentlicht worden ist. Es umfasst gerade einmal drei Buchseiten und beginnt mit dem Satz (S. 15): „Im Kapitalismus ist eine Religion zu erblicken, d.h. der Kapitalismus dient essentiell der Befriedigung derselben Sorgen, Qualen, Unruhen, auf die ehemals die sogenannten Religionen Antwort gaben.“ Und etwas weiter schreibt Benjamin (S. 16): „Darin liegt das historisch Unerhörte, dass Religion nicht mehr Reform des Seins sondern dessen Zertrümmerung ist. …“ | Kommentar zu: Dirk Baecker – Kapitalismus als Religion Taschenbuch (2002)
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“ … Detail of the first six days of creation …“ | Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Creation_according_to_Genesis

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“ … Creatio ex nihilo (lateinisch: Schöpfung aus dem Nichts oder Schöpfung aus nichts) bezeichnet die Erschaffung der Welt bzw. des Universums voraussetzungslos aus dem Nichts. … Der Begriff entstand in der frühchristlichen Theologie (Tatian und Theophilos von Antiochien) in Auseinandersetzung mit der griechischen Philosophie. Diese setzte seit Melissos einen ewigen und ungeordneten Stoff (Chaos) voraus, da aus nichts unmöglich etwas werden kann („ex nihilo nihil fit“). Aus monotheistischer Sicht ist Gott die alleinige Ursache für die Erschaffung der Welt. …“ | Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Creatio_ex_nihilo (3. Juni 2023)
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„… In seinem 2003 erschienen Roman Cosmopolis beschreibt der US-amerikanische Autor Don DeLillo einen Tag im April des Jahres 2000, an dem das Leben des 28-jährigen Milliardärs und Währungsspekulanten Eric Packer endet. Packer bricht mit einer luxuriösen gepanzerten Limousine in das Armenviertel seiner Kindheit auf, um dort den Friseur zu besuchen; die Fahrt, an deren Ende er erschossen werden wird, gestaltet sich zur Höllenfahrt … / … / … Mit dem Tod des kommenden Gottes bleibt nur der säkulare Weltzustand der Verzweiflung übrig. Es ist jene Realität, auf welche DeLillos Eric Packer aufprallt, nachdem er die virtuellen Märkte und den schützenden Kokon seiner Limousine verlassen hat … Oder, wie Jochen Hörisch es ausdrückt: „Man soll, man muss dran glauben, sonst kann die schockierende Entdeckung drohen, dass Deckungen von Geldwerten a priori instabil sind. Glaube ist gedeckt – durch Glaube; Geld ist gedeckt – durch Geld bzw den Glauben an Geld“ (Hörisch 2013: 200) … In seinem Essay Philosophie des Geldes heißt es, das Geld sei nicht nur der (Ab-)Gott der Gegenwart, Mammon, sondern das Geld habe „in seiner psychologischen Form bedeutsame Beziehungen gerade zu der Gottesvorstellung […] Der Gottesgedanke hat sein tieferes Wesen darin, daß alle Mannigfaltigkeiten und Gegensätze der Welt in ihm zur Einheit gelangen, daß er nach dem schönen Worte des Nikolaus von Kusa die Coincidentia oppositorum ist. Aus dieser Idee, daß alle Fremdheiten und Unversöhntheiten des Seins in ihm ihre Einheit und Ausgleichung finden, stammt der Friede, die Sicherheit, der allumfassende Reichtum des Gefühls, das mit der Vorstellung Gottes und daß wir ihn haben, mitschwebt Unzweifelhaft haben die Empfindungen, die das Geld erregt, auf ihrem Gebiete eine psychologische Ähnlichkeit mit diesen“ (Simmel 1989a: 305) … [Es] bedarf [ ] wohl [ ] weniger einer Religionskritik in Bezug auf den Kapitalismus als vielmehr einer Kritik derjenigen Rationalität, die Irrationales produziert, wie im Voodookapitalismus der Finanzmärkte, der aus einem spekulativen Nichts Reichtum für Wenige und Elend für Viele erzeugt, eine creatio ex nihilo, die keine neue Welt schafft, sondern die bestehende zerstört, denn, um abschließend Hegel zu zitieren: „Abstraktionen in der Wirklichkeit geltend machen, heißt, Wirklichkeit zerstören “ (Hegel 1970: 331f ) … “ | Aus: Verlag Westfälisches Dampfboot, Heft 182, 46. Jg. 2016, Nr. 1, 113 – 120 Andreas Arndt: Kapitalismus als Religion? | Quelle: https://www.prokla.de/index.php/PROKLA/article/download/103/82/165 — // https://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismus_als_Religion
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Heinz-Richard Hey (1926 – 2004): “ … Aber längst wissen wir doch, jede Religion, die sich im Alleinbesitz der Wahrheit wähnt, ist im Kern aggressiv, nährt religiösen Wahnsinn. Das gilt ebenso für die modernen säkularisierten Religionen. Stalin, Hitler, Mao, Pol Pot samt ihren Gefolgsleuten waren, so verstanden, religiöse Wahnsinnige. … Wir alten Europäer … könnten inzwischen ja mal anfangen, uns zu fragen, warum wir immer noch rücksichtslosen Wirtschaftsmanagern und trügerischen Seelenheiltyrannen so viel Macht über uns einräumen. …“ | Aus „Die schlafende Schöne in Formalin und andere frühe Erinnerungen.“ Ullstein, München 2003.
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Aaron selbst wird fortgezogen
Von des Tanzes Wahnsinnwogen,…

// Aus: „Das goldene Kalb“ Heinrich Heine (1797-1856)
// https://www.textlog.de/heine-gedichte-goldene-kalb.html

[Schatten #22… ]

The Old Dark House (James Whale, 1932)
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“ … „Einen der denkwürdigsten Filme“ nannte Walter Benjamin den Streifen in einem Brief an Theodor W. Adorno und seine Frau Gretel. „Solltet Ihr den in irgendeiner Retrospektive noch aufspüren, so versäumet ihn keinesfalls.“ …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/The_Old_Dark_House_(1932)
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“ … Das Haus ob ein vertrautes oder nicht versinnbildlicht meist die eigene, höchstpersönliche ‚Wohnung‘ des Träumers, bzw. sein Ego, seine Persönlichkeit. Fast immer verweist ein Haus im Traum auf die Seele, auf die Art und Weise, wie der Träumende sein Leben ‚baut‘, und auf seine innere Befindlichkeit. Die verschiedenen Räume und Bereiche innerhalb eines Hauses stehen dabei für die Persönlichkeitsanteile und für die Erfahrungen des Träumenden. Es gibt Aufschluß über unsere innere und äußere Verfassung. Schon bei Artemidoros stellt es im übertragenen Sinn den menschlichen Körper dar. Aufschlußreich ist dabei die Art des Hauses. …“ | http://www.traumdeuter.ch/texte/3749.htm

[Das Verhältnis des Kunstwerks zu seinem Gegenstand #5]


Aura Dies Hard (Or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Copy)
—> https://stiftung-imai.de/videos/katalog/medium/2086

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“ … [Aura Dies Hard (Or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Copy) – Year 2010, Videonale VIDEONALE.13, Length 00:14:10, Format 4:3, Country USA, Language English] … The narrator of Nate Harrison’s video essay challenges the traditional notion of video as a dematerialized form of art. During his visits to an exhibition on the history of video art, the narrator starts questioning the claim of the exhibition’s curatorial text that video art has always put an emphasis on the performative aspect of the genre rather then on the production of a discrete and precious art object.
He also points out that since the 1960s, which marks the beginning of video art, there has emerged a hierarchy of copies, ranging from a whole array of authorized video pieces such as master-, exhibition- or archival copies, to bootlegged copies illegally reproduced in violation of authorship or distribution rights. Thus the art world has developed new rituals of duplication, preservation and distribution that clearly show that a video art carrier can often be viewed as a repository of aura: Walter Benjamin’s notion of authenticity, characteristic of traditional works of art.
The narrator’s words are illustrated with a sequence of video excerpts from 48 of the best-known video and performance artists who he has seen in the exhibition and copies of whose work he actually has stored in his personal video archive. (Olena Chervonik) …“ | https://archive.videonale.org/en/videos/aura-dies-hard

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“ … [Zu: Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Kommentar von Detlev Schöttker. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2007. 254 Seiten, ISBN-13: 9783518270011] … Noch stärker als Fotografie und Schallplatte habe aber der Film die künstlerische Produktion und Rezeption verändert. … Zugleich aber werde der Zuschauer durch die transitorische Betrachtung des vielfach zerstückelten Filmbilds auch mit dem Optisch-Unbewussten konfrontiert, also mit Dingen, die beim Produktionsprozess gar nicht bemerkt worden seien, nun aber eine unbeabsichtigte Wirkung entfalten können. … Der Band problematisiert nicht die Hoffnungen, die Benjamin mit der technischen Medienrevolution verband, nämlich die Demokratisierung der Kunst, die den Verfall der Aura wettmache. „Jeder heutige Mensch kann einen Anspruch vorbringen, gefilmt zu werden“, meinte Benjamin (noch nicht ahnend, dass sich dieser Anspruch erst im Zeitalter der Webcam und des Fotohandys wirklich massenhaft einlösen lassen würde). „Damit ist die Unterscheidung zwischen Autor und Publikum im Begriff, ihren grundsätzlichen Charakter zu verlieren.“ Ob das wirklich so ist, scheint fraglich. …“ | Arnd Beise „Verlust der Aura, oder: Film ist Fortschritt: Eine Studienausgabe von Walter Benjamins „Kunstwerk“-Aufsatz von 1939″ (Archiv / Nr. 2, Februar 2008 / Kultur- und Medienwissenschaft) | https://literaturkritik.de/id/11571
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“ … Es ist bekannt, daß das Wort Aura oft, besonders von Theosophen, benutzt wurde, als Benjamin diesen Begriff in seine Ästhetik eingeführt hat. Und wir wissen aus dem Protokoll seines Haschischversuchs Anfang März 1930, daß er heftige Abneigung gegen den üblichen Gebrauch des Wortes hegte. Es scheint mir daher fast selbstverständlich zu sein, daß der Begriff für ihn zunächst fast nur negative Konnotationen hatte. Die erste Sinnstufe des Begriffs der Aura bei Benjamin ist etwas, was das Kunstwerk oder das Ding mit seiner Autorität der Einmaligkeit als Atmosphäre umgibt: eine Atmosphäre unnahbarer Ferne. „Aura“ in diesem Sinn ist seit dem vorigen Jahrhundert mehr und mehr verloren gegangen. Die Entwicklung der Reproduktionstechnik vernichtete allmählich die Einmaligkeit des Dinges, und zugleich bedrohte das Verlangen der modernen Massen, alles in die Nähe zu rücken, jene auratische Ferne. Es war Baudelaire, der sich als erster des Verfalls der Aura vollauf bewußt gewesen ist. „Es ist entscheidender Wert auf Baudelaires Bemühung zu legen, desjenigen Blicks habhaft zu werden, in dem der Zauber der Ferne erloschen ist.“ (V 396) … Bürger versuchten auf sentimentale Art, die Aura zu konservieren. Eine Aura, welche in den Augen derer auftaucht, die in der Warenwirtschaft eine Einfühlung in den Tauschwert (einerseits durch den Starkult, andererseits durch den Konsumentenkult) versuchten, ist nach Benjamin falsch. Die zweite Sinnstufe des Begriffs der Aura hat mit dieser Pseudo Aura zu tun. Die Pseudo-Aura hafte nicht nur Werken an, die von Anfang an als Waren hergestellt werden. Auch die „reine“ Kunst sei degeneriert, welche die alte Aura zu erhalten trachte. Denn unter den modernen Verhältnissen, in denen sich alles notwendig in Ware verwandle, müsse ein „auratisches“ Kunstwerk, gegen seinen Willen, zu einem Werk „fünften Ranges“ werden . Als Beispiel für Künstler, welche die Situation nicht begriffen und das Auratische bis zum Unwesen forcierten … Die Schwelle zwischen der künstlerischen und der vorkünstlerischen Erfahrung ist genau die zwischen der Herrschaft des Identifikationsmechanismus und den Innervationen der objektiven Sprache von Objekten. Wie es der Schulfall von Banausie ist, wenn ein Leser sein Verhältnis zu Kunstwerken danach reguliert, ob er mit darin vorkommenden Personen sich identifizieren kann, so ist die falsche Identifikation mit der unmittelbaren empirischen Person das Amusische schlechthin. Sie ist das Herabsetzen der Distanz bei gleichzeitigen isolierenden Konsum der Aura als „etwas Höherem“. … Aber noch einmal gesagt: brauchen wir hier das Wort [Aura] und den Begriff überhaupt noch? …“ | „Der Begriff der Aura bei Benjamin und Adorno“ Osamu Nomura (Kyoto University, 1992) | https://core.ac.uk/download/pdf/39310322.pdf
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“ … Der Banause wird als abwertende Bezeichnung gebraucht, mit der den Betroffenen ein Mangel an Intellekt, Feingefühl oder Bildung unterstellt wird; im Besonderen wird „Kunst“- oder „Kulturbanause“ als Vorwurf gegen ein fehlendes Kunstverständnis gebraucht. … Die Bezeichnung Banause wurde von der im antiken Griechenland üblichen Bezeichnung bánausos abgeleitet, was ursprünglich „der am Ofen Arbeitende“ bedeutete (von altgriechisch baúnos „Ofen“), später im weiteren Sinne „(Kunst-)Handwerker“, schließlich „gewöhnlich, gemein, vulgär“. Damit wurden von Teilen der aristokratischen Oberschicht alle diejenigen abwertend benannt, die nicht „frei geboren“ waren und ihren Lebensunterhalt durch körperliche Arbeit verdienen mussten. Dazu gehörten neben den Handwerkern auch jene Künstler, welche die „praktischen Künste“ (lateinisch artes mechanicae) ausübten. Der Zugang zu den „freien Künsten“ (artes liberales) blieb diesen Schichten verwehrt. In der aristokratischen Oberschicht der antiken Gesellschaft waren nur jene Tätigkeiten gesellschaftlich akzeptiert, die nicht von Erwerbsabsichten geprägt waren. … Egon Friedell schrieb dazu in den 1930er Jahren in seiner Kulturgeschichte Griechenlands: „Der griechische Begriff des Banausen ist nicht ganz leicht zu umschreiben. Sein Gegensatz ist weder der Kopfarbeiter (denn unsere Gelehrten mit ihren Laboratorien und Archiven hätten für Banausen gegolten) noch der sogenannte «freie Beruf» (denn auch die meisten Künstler galten dafür), sondern als banausisch ist alles verrufen, was Zweck hat, was für Geld geschieht, was man machen muss, was deformiert, was übermäßig anstrengt. […] Die Lyriker waren vom Stigma der Banausie nicht betroffen, obgleich sie ihre Siegeslieder für Geld machten, und zwar auf Bestellung irgend eines reichen Rennstallbesitzers, den sie dann mit Begeisterung andichteten (was wieder wir höchst banausisch finden würden).“ … “ | https://de.wikipedia.org/wiki/Banause

[Das Reale, das Symbolische und das Imaginäre #47… ]

Bild via https://intuitiveencyclopedia.wordpress.com/2015/11/22/part-xlviii-phantasmagoria-walter-benjamin-passagenwerk/


“ … Wenn man davon ausgeht, daß »jede Wahrheit ihr Haus, ihren angestammten Palast, in der Sprache hat« (GB II, 409), dann kommt der Terminologie eine entscheidende Bedeutung zu. Der terminus (lat. für „Grenzstein“) markiert eine Grenze, die dem Denken einen Spielraum erschließt, es dadurch ermöglicht. …“ | Aus: „WALTER BENJAMINS KONZEPT DES EINGEDENKENS“ – Über Genese, Stellung und Bedeutung eines ungebräuchlichen Begriffs in Benjamins Schriften – vorgelegt von STEFANO MARCHESONI geb. in Rovereto (Italien) – Fakultät I: Geisteswissenschaften der Technischen Universität Berlin (Berlin, 2015) | https://d-nb.info/1076082211/34

“ … Der Fetisch drückt in nahezu exemplarischer Weise eine Sehnsucht nach Unmittelbarkeit aus. Indem ein Subjekt einem Objekt Kräfte zuschreibt, verkörpert das Objekt Glauben, Normen und Werte des Subjekts und bringt es in die Position des Fetischisten. Plötzlich scheinen Dinge auch etwas mit Menschen zu tun zu haben und nicht nur Menschen mit ihnen. … Die Phantasmagorie gilt heute als romantische Leitmetapher, um das neue Lebensgefühl des 19. Jahrhunderts anschaulich zu machen. Der Terminus tauchte gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Paris auf und ging auf eine damals neue Technologie zurück: Mit ihm wurden die neuartigen Darbietungen der „Laterna magica“ benannt. Die technische Apparatur wurde nun vor dem Publikum versteckt, und mit Hilfe von Spiegeln, Musik, Rauch, Elektrizität, Stimmenprojektion und anderen theatralischen Mitteln stellte man spukartige Effekte her. Die so produzierten Trugbilder erlangten schnell große Popularität, und die Zauberlaterne avancierte zum Massenmedium des 19. Jahrhunderts. … Das Phänomen der Phantasmagorie eröffnet eine Perspektive, die es erlaubt, sich mit den sozialen und affektiven, historischen und materiellen, ästhetischen und technischen Aspekten der Wirklichkeit auseinanderzusetzen, ohne auf den Fetisch zurückzugreifen. … Die Dinge üben einen Zauber auf die menschliche Wahrnehmung aus. … Die Phantasmagorie kann auch als kritisches Werkzeug dienen. Sie enthält sowohl ein verzauberndes wie ein entmystifizierendes und aufklärendes Element. Es ist gerade dieser doppelte Charakter, der die Phantasmagorie nicht nur zu einem modernen und profanen, sondern auch zu einem kritischen Begriff macht. In der Moderne kann sie eine Alternative zum magischen Fetisch bieten. …“ | Aus: „Christine Blättler, »Phantasmagorie statt Fetisch: Zur modernen Signatur der Dinge«, in Phantasmata: Techniken des Unheimlichen, hg.v. Martin Doll, Rupert Gaderer, Fabio Camilletti und Jan Niklas Howe, Cultural Inquiry, 3 (Wien: Turia + Kant, 2011), S. 259-74 | https://www.ici-berlin.org/oa/ci-03/blaettler_phantasmagorie-statt-fetisch.pdf

[The Passages of Walter Benjamin… ]


The Passages of Walter Benjamin…


Alexander Kluge interviews Michael Jennings about Walter Benjamin


Walter Benjamin hinterließ bei seinem Tod ein unvollendetes, gewaltiges Manuskript – das Passagen-Werk. Auf über 1.000 Seiten versammelte Benjamin Materialien und Beobachtungen, die das 19. Jahrhundert charakterisieren. Könnte man heute eine solche Inventarliste für das 21. Jahrhundert wiederholen? Was wäre eine Hauptstadt des 21. Jahrhunderts? Stünde an der Stelle, wo einst das Eisen dominierte, heute das Silizium? Was ist im 20. und 21. Jahrhundert so anders?
Prof. Dr. Burkhardt Lindner im Gespräch mit Alexander Kluge.

http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Benjamin

[Zum Sandwich-Man… ]

„Der Sandwichman ist die letzte Inkarnation des Flaneurs.“
Gefunden bei: Walter Benjamin – „Das Passagen-Werk“ – Aufzeichnungen und Materialien: Der Flaneur, hrsg. von Rolf Tiedemann, (Erster Band), Suhrkamp Frankfurt am Main 1983

Sandwich-Man
http://de.wikipedia.org/wiki/Sandwich-Man

Walter Benjamin (geb. 1892 in Berlin †26. September 1940 in Portbou)
„Das Passagen-Werk“ (1927-1940)
http://archive.org/details/GesammelteSchriftenBd.5