Schlagwort: Trümmerfilm

[In jenen Tagen (1947) … ]

In jenen Tagen (Episodenfilm von Regisseur Helmut Käutner, 1947)

Eva Pfister (25.03.2008): “ … [Helmut Käutner] „Ich nahm das Mittel der Verfremdung, nämlich die Geschichte eines Autos, um von einem relativ neutralen Standpunkt die Dinge zu erzählen, denn unsere Wut, unsere Verzweiflung und unser Hass auf das, was gewesen war, wäre nicht in der Lage gewesen, eine Geschichte zu erzählen, die richtig wär. Das wäre dann nur: Ja, jetzt wo ihr dürft, da brüllt ihr los.“ … In den 60er und 70er Jahren arbeitete Helmut Käutner vermehrt als Theaterregisseur, auch als Schauspieler sah man ihn auf der Bühne und in Fernsehfilmen. Auf die Entwicklung des westdeutschen Kinos nach dem Krieg sah er mit Resignation zurück: „Es wurde eine allgemeine Banalität, und es gab eigentlich keinen künstlerischen oder politischen Film mehr, sondern nur noch eine Art von, ja: Unterhaltung. Die wertvollen Ansätze dieser ersten Zeit sind im Grunde verloren gegangen.“ … “ | https://www.deutschlandfunk.de/auf-umwegen-zum-film.871.de.html?dram:article_id=126190

“ … Nach der Zerschlagung der Ufa, konnte man im besetzten Deutschland nur Filme drehen, wenn man eine Produktionsfirma hatte. Käutner gründete daher die Camera-Film, um IN JENEN TAGEN realisieren zu können. Er drehte mit einem Minimum an Aufwand und Personal unter widrigsten Bedingungen außerhalb der Ateliers und wurde deshalb – gemeinsam mit Wolfgang Staudte – zum Begründer des »Trümmerfilms« und zum Hoffnungsträger des deutschen Films nach 1945. … Auf den Internationalen Filmfestspielen von Locarno wurde IN JENEN TAGEN ausgezeichnet, doch das deutsche Publikum war an »Trümmerfilmen« nicht interessiert und der Film floppte an der Kinokassa. …“ | https://www.film.at/in_jenen_tagen

“ … In sieben Episoden wird die Zeit des Nationalsozialismus dargestellt. Eine Rahmenhandlung hält die Episoden zusammen: Am Beginn und am Ende des Films schlachten auf einem Rummelplatz der Nachkriegszeit zwei Männer ein altes Auto aus und unterhalten sich darüber, ob es „in jenen Tagen“ Menschen und Menschlichkeit gegeben habe. Das Auto mischt sich, nur für den Kinozuschauer hörbar, in das Gespräch und erzählt die folgenden sieben Episoden aus seiner „Lebenserfahrung“ in Form von Rückblenden, um die fragliche Menschlichkeit zu bezeugen. …“ | http://www.geschichte-projekte-hannover.de/filmundgeschichte/deutschland_nach_1945/zeitgenossische-spielfilme/die-filme-3/in-jenen-tagen-2.html

“ … Das Lexikon des internationalen Films bezeichnet In jenen Tagen als „(film-)historisch wichtige[n] Film, der in knapp-präziser Charakterisierung und geschickter Aufbereitung der Zeitatmosphäre die Frage stellt, was es heißt, Mensch zu sein.„. Käutners Neigung zu oberflächlicher Symbolik schwäche jedoch gelegentlich den Gesamteindruck. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/In_jenen_Tagen_(1947)

“ … Durch seine Aufnahmen des Nachkriegsalltags, überliefert der Trümmerfilm interessante Einsichten und Eindrücke einer Nachkriegsgesellschaft, bei denen es sich, […] um keine identisch abgebildete Wirklichkeit handelt, aber „sie geben Zugang zu den jeweiligen historischen Werten, Normen und Reflexionen unbewusster kollektiver Wunsch- und Traumvorstellungen oder Frustrationen.“ Natürlich sei auch an dieser Stelle erwähnt dass, Filmbilder „niemals die ganze Wirklichkeit, sondern nur bewusst oder unbewusst ausgesuchte Bruchstücke eines Ausschnittes einer gesellschaftlichen Wirklichkeit zeigen.“ … Wie sooft im deutschen Nachkriegsfilm, verzichtet „In jenen Tagen“ (1947) auf die explizite Darstellung von nationalsozialistischen Tätern. …“ | Aus: „“Geschichte“ als Kulisse? – Analyse der Ausstattung von so genannten Trümmerfilme“ – Verfasser Michael Hochwarter (Wien, im März 2009) | https://core.ac.uk/download/pdf/11585422.pdf

[ … und über uns der Himmel (1947)]

“ … Kino-Filme deuten manchmal enorm präzise eine Zeit-Stimmung…“ – Gerhard Bliersbach (Aus: „Film – So grün war die Heide – Die gar nicht so heile Welt im Nachkriegsfilm“, Ausgabe 1989)

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“ … Der kreuzbrave Hans Richter ist im Trümmer-Berlin unter die Räder geraten: Er betreibt finstere Geschäfte auf dem Schwarzmarkt. Sein Sohn, der verwundet aus dem Krieg heimkehrt, ist da bitter empört, schafft es aber, den Papa wieder auf den tugendsamen Weg zu bringen. Natürlich spielt dabei auch die Kriegerwitwe Lotte Koch eine Rolle und der Wiederaufbau-Geist floriert ganz wacker… Josef von Bakys „… und über uns der Himmel“ ist eine schwache Schnulze und allenfalls als zeitgeschichtliches Dokument tauglich. …“ | http://www.prisma.de/filme/…-und-ueber-uns-der-Himmel,198759 (Autor?, Datum?)

“ … Die Neu- bzw. Wiedergewinnung einer Zukunftsperspektive, die der Protagonist des Films nach erfolgter Katharsis für sich findet, entspricht der realen, äußerlich beobachtbaren Entwicklung hin zur politisch weitgehend abstinenten Nachkriegsgesellschaft. Diese ist rein privatistischer Natur. Das Kollektiv löst sich wieder auf, die Befreiung von den Widrigkeiten der Zeit ist allein durch die individuelle moralische Leistung einzelner, das private Glück ist nur im Schoß der Familie möglich. … Bakys Film gewährt neben atmosphärisch dichten Alltagsbildern der deutschen Nachkriegssituation vor allem einen Einblick in vermutlich weithin vorhandene Stimmungen, akzeptierte Vorstellungen und Werthaltungen innerhalb der Bevölkerung in der unmittelbaren Nachkriegszeit: Selbstmitleid, Lethargie, später dann selbstbezogene Geschäftigkeit und Konzentration auf den materiellen Wiederaufbau. Hierfür ist der Film, trotzdem oder gerade weil dies von seinen Herstellern nicht intendiert war, eine aussagekräftige Quelle. …“ | Aus: „Filmanalyse – Dramaturgie und filmästhetische Gestaltung“ | –>> http://www.geschichte-projekte-hannover.de/filmundgeschichte/deutschland_nach_1945/zeitgenossische-spielfilme/die-filme-3/und-uber-uns-der-himmel/filmanalyse-2.html

Nachtrag (2017): „…UND ÜBER UNS DER HIMMEL ist der erste deutsche Nachkriegsfilm, der unter Lizenz der US-amerikanischen Besatzungsmächte produziert wurde. Er gilt zugleich auch als der erste deutsche Starfilm nach Ende des Zweiten Weltkriegs. … Das „Lexikon des Internationalen Films“ bezeichnet …UND ÜBER UNS DER HIMMEL als „durch oberflächlichen Optimismus und schwülstige Wiederaufbau-Tendenz gekennzeichnet“. Dem negativen Ton dieser Einschätzung mag ich mich nicht anschließen – der Film und Albers machen einfach zu viel Spaß! -, aber sie enthält dennoch eine treffende Aussage. …UND ÜBER UNS DER HIMMEL ist tatsächlich ein „optimistischer“ Film und er leistet alleine im Vorspannlied all das, wofür viele andere Trümmerfilme dieser Ära ihre ganze Laufzeit brauchen: den Übergang von der Larmoyanz zum puren Wiederaufbauoptimismus. … Von einer selbstmitleidsgetränkten Selbstbeschreibung als völlig hilflose Opfer unkontrollierbarer Kräfte („Er weht uns hin und her“) bis zum strahlend-naiven Appell an den Wiederaufbau („Wir fangen alle von vorne an“) in zwei Minuten! …“ | Aus: „Hans räumt die Trümmer weg: Kurzbesprechung …UND ÜBER UNS DER HIMMEL“ Manfred Polak (Dienstag, 26. August 2014), https://whoknowspresents.blogspot.de/2014/08/hans-raumt-die-trummer-weg.html

// „… und über uns der Himmel“ (1947)
// ->> http://de.wikipedia.org/wiki/%E2%80%A6_und_%C3%BCber_uns_der_Himmel
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// „Trümmerfilm“
//->> http://de.wikipedia.org/wiki/Tr%C3%BCmmerfilm
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// Josef von Báky (* 23. März 1902 in Zombor; +28. Juli 1966 in München)
// ->> http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_von_B%C3%A1ky

Hintergrundrauschen: // „Hans Albers: Leinwand und Privatleben“ Eine Dokumentation von Dagmar Wittmers aus dem Jahre 2005, die nicht nur das künstlerische Schaffen von Hans Albers bespricht, sondern auch sein Privatleben eingehend beleuchtet. Besonders interessant sind die Originalinterviews mit einigen Zeitzeugen, darunter die greise (und mittlerweile verstorbene) Ilse Werner. >> https://www.youtube.com/watch?v=wVZ1Xw1UXy8