Schlagwort: 1924

[Zeit im Bild #62 … ]

Étienne Œhmichen mit dem Oehmichen Hubschrauber Nr. 2 am 4. Mai 1924 in Valentigney (1 km Rundflug) | via https://www.heise.de/hintergrund/11-November-1922-Erstflug-der-hmichen-No-2-Urahn-aller-Drohnen-7335904.html
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“ … Œhmichen war außerdem Biologe und befasste sich mit dem Funktionsprinzip von Insektenflügeln, besonders von Libellen. Er wurde Ende der 1930er Jahre als Professor für Biologie an das Collège de France nach Paris berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung lehrte. Seine schriftlich und fotografisch festgehaltenen Beobachtungen des Vogel- und Insektenfluges dienen heutigen Wissenschaftlern der Biomechanik als Grundlage für weitergehende Forschungen im Bau von flexiblen Rotorblättern. … “ | Étienne Œhmichen (1884 – 1955) –> https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89tienne_%C5%92hmichen

[Zur Begegnung mit Phantomen #11… ]

„Orlacs Hände (1924): “ … Bei einem Eisenbahnunglück verliert ein bekannter Konzertpianist beide Hände. Ihm werden gegen sein Wissen die Hände eines Mörders transplantiert. Nach der Operation kommt es im Umfeld des Pianisten plötzlich zu einigen Morden – und nach und nach wächst in ihm der Verdacht, dass seine neuen Hände die Täter sein könnten. … Die von Licht und Schatten geprägter Bildsprache thematisiert den Kontrollverlust des eigenen Körpers und verdichtet dadurch mit traumtänzerischer Sicherheit eine der ältesten Horrorvisionen des menschlichen Bewusstseins. …“ | https://www.moviebreak.de/film/die-unheimlichen-hande-des-doktor-orlac

“ … [R: Robert Wiene, 1924] … Der Film wurde am 25. September 1924 für Deutschland zugelassen, jedoch mit der Einschränkung eines Jugendverbotes. Ein Antrag des sächsischen Innenministeriums vom 10. Januar 1925, wo eine Zensur des Films gefordert wurde, da dieser „geeignet sei, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gefährden. […] Gestützt auf ein Gutachten des Landeskriminalamts Dresden erachtet es die Sächsische Regierung nicht für angängig, die inneren Einrichtungen und Hilfsmittel der Kriminalpolizei, insbesondere das Fingerabdruckwesen, in aller Öffentlichkeit bekannt zu machen, weil dadurch die Bekämpfung des Verbrechertums erschwert werde. Unangebracht sei ferner die Darstellung von Mitteln, die es dem Verbrecher ermöglichen, seine Spuren zu verwischen und die Polizei zu täuschen.“ Der Zensurantrag wurde von der Oberprüfstelle abgelehnt, da ein von ihr vernommener Sachverständiger des Polizei-Präsidiums Berlin den Sachverhalt als unrealistisch bezeichnet hat. … Die Oberprüfstelle räumte zwar ein, dass der Film, wenn er eine realistische Methode zur Fälschung von Fingerabdrücken, sofern es sie gäbe, darstellen würde, bedenklich für die öffentliche Sicherheit wäre, stellte aber abschließend fest, dass es sich bei der im Film gezeigten Methode nur um ein „Hirngespinst“ handeln könne. …“ | Aus: „Orlac’s Hände“ | Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Orlac%E2%80%99s_H%C3%A4nde (10. Januar 2022)

“ … Auch wenn Orlac nicht als verwundeter Soldat vom Krieg, sondern als verunfallter Pianist von einer Konzerttournee heimkehrt, ist kaum Dechiffrierungsarbeit vonnöten, zahlreiche Passagen des Films als allegorische Anverwandlung des Weltkriegstraumas zu interpretieren. … Bemerkenswert ist auch, dass Orlac nebst seinem […] Trauma (Unfallschock und Transplantation) die Nachwirkungen eines hinzugesetzten, mittransplantierten Traumas erlebt und von Phantomen heimgesucht wird, die auf eine Vergangenheit referieren, die nicht die seine ist, die er aber als die seine anzunehmen und zurückzuphantasieren beginnt. … „Das Phantom ist [ ] auch ein metapsychologisches Faktum. Das heißt, nicht die Gestorbenen sind es, die uns heimsuchen, sondern die Lücken, die aufgrund von Geheimnissen anderer in uns zurückgeblieben sind. […] Das Phantom ist eine Bildung des Unbewußten, deren Eigentümlichkeit darin besteht, daß sie niemals bewußt geworden ist, und zwar ist sie hervorgegangen aus dem […] Übergang aus dem Unbewußten eines Elternteils ins Unbewusste eines Kindes.“ (Nicolas Abraham, „Aufzeichnungen über das Phantom. Ergänzung zu Freuds Metapsychologie“, in: Psyche. Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen 45, 8 (1991), S. 691-698: 692. [Frz. OA 1978.]) … Am Ende von Orlac’s Hände steht ein ordnungsstiftendes Phantasma, das Phantasma einer wiederhergestellten Identität und Integrität …“ | Aus: „Wittmann, Matthias: Hand/Gemenge. Über sichtbare und unsichtbare Hände in Robert Wienes Psychothriller ORLAC’S HÄNDE (1924). In: Hannelore Bublitz, Irina Kaldrack, Theo Röhle u.a. (Hg.): Unsichtbare Hände. Automatismen in Medien-, Technik- und Diskursgeschichte. Paderborn: Fink 2013 (Schriftenreihe des Graduiertenkollegs „Automatismen“), S. 61-89. | https://mediarep.org/bitstream/handle/doc/4665/Unsichtbare_Haende_61-89_Wittmann_Hand_Gemenge_.pdf



// Robert Wiene (* 27. April 1873 in Breslau; +  15. Juli 1938 in Paris)
// https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Wiene

// Hans Walter Conrad Veidt (* 22. Januar 1893 in Berlin; +  3. April 1943 in Hollywood, Kalifornien, USA)
// https://de.wikipedia.org/wiki/Conrad_Veidt

[Traum als Katalysator… (André Breton)]

[…] Der Gedanke an alle menschliche Aktivität macht mich lachen.
Dialog 1: André Breton in seiner Wohnung, zappt am Radio, schnappt folgende Worte auf:
Radiostimme: …. im Studio den amerikanischen Surrealismusexperten Hal Foster.
Foster (mit stark amerikanischem Akzent): Hello.
R: Herr Foster, können Sie uns ihre Hauptthesen erläutern?
F: Mein main interest galt der dunklen Seite der surrealistischen Bewegung um Andre Breton in den 20er Jahren.
André Breton (murmelnd): Was ist denn das für … (dreht lauter)
R: Können Sie das genauer erklären?
F: You see, die story beginnt 1916, im ersten world war. Breton war eine Assistent an der neuropsychiatrischen Klinik in Saint-Dizier. Er behandelte einen Soldaten, der fest daran glaubte, der Krieg sei ein Fake, eine Täuschung. Er bildete sich ein, daß die Wunden make-up seien, und die Leichen aus der Pathologie geliehen.
André Breton: Woher weiß er …
F: Das hat den jungen Breton schwer beeindruckt: da war ein Mensch, der durch einen Schock in eine andere Realität hineinkatapultiert wurde. Und diese Realität war somehow eine Kritik der Wirklichkeit. Sie brachte die Absurdität des Krieges auf den Punkt.
R: (betroffen): Ja, unglaublich. […]

Aus: „Als die Surrealisten noch recht hatten.
Gespräche mit André Breton“ (Autor?, Datum ?, Hypertext-Radio)
Quelle: kubiss.de/kultur/info/freieszene/ht-radio/sur-manu.htm

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“ … Traum als Katalysator zur Vereinigung zweier Welten, einer inneren und einer äußeren. Auch die Romantiker hatten den Traum schon zu ihrem Thema gemacht, jedoch unter anderen Vorzeichen. Der Surrealismus sieht den Traum mit dem Lustprinzip verbunden als Möglichkeit zur Wunscherfüllung. Im Unterschied zur wissenschaftlichen Anwendung richten die Surrealisten ihr Traumprogramm auf ein poetisches Ziel: dabei geht es nicht um die Erhellung des Bewußten durch das Unbewußte, sondern um den ausdrücklichen Vorrang des Unbewußten. …“

Aus: „André Breton : Manifest des Surrealismus (1924)“
Quelle: schlingensief.com/downloads/manifest.pdf