Schlagwort: Macht

[Zur Theorie der Macht (Wikileaks #17) … ]

Stefan Krempl (03.02.2020): “ … Melzer [https://de.wikipedia.org/wiki/Nils_Melzer] hat im Interview mit dem Schweizer Magazin „Republik“ erstmals Details seiner Erkenntnisse über die Vorverurteilung und Verhaftung Assanges publik gemacht. Er kommt zum Schluss: „Vier demokratische Staaten schließen sich zusammen, USA, Ecuador, Schweden und Großbritannien, um mit ihrer geballten Macht aus einem Mann ein Monster zu machen, damit man ihn nachher auf dem Scheiterhaufen verbrennen kann.“ Es handle sich um einen „Riesenskandal und die Bankrotterklärung der westlichen Rechtsstaatlichkeit“ … „Ich traute meinen Augen nicht: Nach Aussagen der betroffenen Frau selber hat es nie eine Vergewaltigung gegeben. Und nicht nur das: Die Aussage dieser Frau wurde im Nachhinein ohne ihre Mitwirkung von der Stockholmer Polizei umgeschrieben, um irgendwie einen Vergewaltigungsverdacht herbeibiegen zu können. Mir liegen die Dokumente alle vor, die Mails, die SMS.“ … Das „wirklich Erschreckende“ ist für den Beobachter so „der rechtsfreie Raum, der sich entwickelt hat: Mächtige können straflos über Leichen gehen, und aus Journalismus wird Spionage. Es wird ein Verbrechen, die Wahrheit zu sagen. „. …“ | https://www.heise.de/newsticker/meldung/Assange-UN-Folterexperte-wirft-Behoerden-konstruierte-Vergewaltigung-vor-4652122.html

Nils Melzer (31.01.2020) : “ … Darf ich von vorn beginnen? Ich spreche fliessend Schwedisch und konnte deshalb alle Original­dokumente lesen. …“ | Nils Melzer im Interview | —> https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange

“ … Nach Angaben der schwedischen Tageszeitung „Dagens Nyheter“, die am Samstag online über […] die Vorwürfe Melzers gegen Schweden berichtete, wollten sich weder Justizminister Morgan Johansson noch die Staatsanwaltschaft äußern. …“ | Aus: „Wie UN-Experte Melzer Wikileaks-Gründer Assange entlastet“ Sven Lemkemeyer (09.02.2020) | https://www.tagesspiegel.de/politik/schweden-lehnt-kommentar-ab-wie-un-experte-melzer-wikileaks-gruender-assange-entlastet/25517070.html

Milosz Matuschek (23.01.2020): “ … Assange wurde oft als paranoid bezeichnet. Dabei sollte man beachten, dass er seit Jahren in einer kafkaesken Situation ist, in der alles unterhalb der Schwelle von Paranoia wohl dem Reich der Naivität zuzuordnen wäre. …“ | https://www.nzz.ch/feuilleton/julian-assange-freiheitsheld-und-mann-im-ausnahmezustand-ld.1533798?reduced=true

[Seelische Vorgänge #2… ]

“ … Philosophische Anthropologie (Anthropologie = Menschenkunde, von Anthropos „der Mensch“ und -logie) ist die Disziplin der Philosophie, die sich mit dem Wesen des Menschen befasst. … Wo Menschen sich zu einem Rätsel oder Problem werden, sich selbst befragen oder in Frage stellen und die eigene Existenz betreffende Annahmen oder Antworten entwickeln, berühren sie das Feld der philosophischen Anthropologie. … Nach den Entwicklungen in der Psychologie, der Biologie und der Evolutionstheorie bedurfte es für Cassirer zur Beantwortung der Frage, was der Mensch sei, eines neuen Schlüssels. Diesen sah Cassirer in der Bedeutungstheorie der symbolischen Formen. Erkenntnis findet nicht nur begrifflich in der Sprache statt, sondern auch durch Mythen, in der Religion und in der Kunst. Auch Geschichte, Wissenschaft, Technik und Politik haben ihre eigenen symbolischen Formen. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophische_Anthropologie (15. Februar 2018)

John William Waterhouse „Sleep and his Half-brother Death“ (1874)

“ … John William Waterhouse (1849 – 1917) war ein britischer Maler, der sowohl dem Akademischen Realismus als auch der Gruppe der Präraffaeliten zugerechnet wird. […] „Über die Ausgeburten von Waterhouse urteilten die Kritiker mal euphorisch, mal vernichtend. Ein Kritiker maulte, das Personal seiner Bilder entstamme weder „Träumen noch dem Tageslicht“; ein anderer schwärmte, die Kunst von Waterhouse lebe „in einer selbsterschaffenen Welt“. In einem Punkt waren sich also alle einig: Der 1847 in Rom geborene Maler hatte eine Welt geschaffen, die sich weder dem Phantastischen noch der Wirklichkeit zuordnen ließ. In seiner Malerei erhielten Hexen, Mischwesen und Märchenfiguren ein neues Zuhause. Er war ein Meister darin, dem Außerordentlichen eine beiläufige, selbstverständliche Gestalt zu geben.“ – Julia Voss in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 23. Juli 2009 …“ …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/John_William_Waterhouse (17. April 2018)

“ … Mit dem Todestrieb führte Sigmund Freud einen seiner umstrittensten Begriffe in die Theorie der Psychoanalyse ein. Der Todestrieb – oft auch im Plural die Todestriebe – bildet den Gegenpol zu den Lebenstrieben (Eros). … Eine besondere Rolle bei der Entwicklung der Konzeption des Todestriebs spielte für Freud dabei die Erfahrung des Ersten Weltkriegs, der ein bis dahin noch nie erlebtes Ausmaß an menschlicher Zerstörungslust offenbarte. Erich Fromm analysierte in seiner Schrift Anatomie der menschlichen Destruktivität (1973) unter anderem Adolf Hitler und Heinrich Himmler als „destruktive“, auf pathologische Weise vom Todestrieb beherrschte Charaktere. … Lacan weicht jedoch von Freuds Konzeption entscheidend ab, wenn er den Todestrieb nicht als einzelnen Trieb versteht, sondern als Aspekt, der jedem Trieb innewohnt. Auch identifiziert er den Todestrieb nicht mit der Rückkehr zum Anorganischen, also einen vorkulturellen Zustand der Natur, sondern als Bestandteil von Kultur selbst: Der Todestrieb ist für ihn kein biologischer Begriff, sondern gehört der „symbolischen Ordnung“ an. (vgl. Evans: Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse, S. 307 f.) Im Anschluss an Lacan deutet auch Slavoj Žižek den Todestrieb: „Der Freudsche Todestrieb hat nicht das geringste mit dem Verlangen nach Selbstvernichtung, nach einer Rückkehr zur anorganischen Abwesenheit jeglicher Lebensspannung zu tun; er ist vielmehr genau das Gegenteil des Sterbens – ein Name für das ‚untote‘, ewige Leben selbst, für das schreckliche Schicksal, im endlosen Wiederholungskreislauf des Umherwandelns in Schuld und Schmerz gefangen zu sein. Das Paradox des Freudschen ‚Todestrieb‘ ist folglich, daß Freud damit dessen genaues Gegenteil bezeichnet, nämlich die Art, wie die Unsterblichkeit innerhalb der Psychoanalyse erscheint, einen unheimlichen Exzeß des Lebens, einen ‚untoten‘ Drang, der über den (biologischen) Kreislauf von Leben und Tod, von Entstehen und Vergehen hinaus persistiert. Die eigentliche Lehre der Psychoanalyse ist, daß das menschliche Leben nie einfach ’nur Leben‘ ist: Menschen sind nicht einfach lebendig, sie sind besessen von dem seltsamen Trieb, das Leben exzessiv zu genießen, und hängen leidenschaftlich an einem Überschuß, der hervorsticht und den normalen Gang der Dinge zum Scheitern bringt.“ …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Todestrieb (25. April 2018)

[KLAUS-DIETMAR HENKE, Professor am Institut für Geschichte der TU Dresden. Der Zeithistoriker war vier Jahre lang Forschungschef der Gauck-Behörde, seit 1997 ist er Direktor des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Henke, 54, veröffentlichte unter anderem das Standardwerk „Die amerikanische Besetzung Deutschlands“] „DAS BÖSE – NUR BANAL?“ (03.09.2001): “ … Hannah Arendt begann sich dem Phänomen des Staatsmordes und seinen Exekutoren zunächst in ihren berühmten Reflexionen über den Totalitarismus zu nähern, die sie noch im Krieg aufnahm und Anfang der fünfziger Jahre der Öffentlichkeit vorlegte. Sie begriff totalitäre Herrschaft als Angriff auf das Wesen des Menschen. Da für Hitler und Stalin alle Höherentwicklung an den eisernen Gesetzen des Rassen- beziehungsweise des Klassenkampfes hing, folgte daraus die gezielte Zurückdrängung der menschlichen Pluralität und Individualität als logische und politische Konsequenz. Eigenwillig, wie er ist, steht der Mensch einer beschleunigten Durchsetzung der historischen oder biologischen Gesetzmäßigkeiten nur im Wege. Deswegen macht der Totalitarismus nichts weniger als den Versuch, die universale Idee der menschlichen Würde und der unveräußerlichen Menschenrechte selbst zu beseitigen, um damit die Entfaltung der angeblichen Gesetze von Natur oder Geschichte zu erleichtern.
Brennpunkt dieses Versuchs, die Autonomie des Einzelnen zu zerstören, die menschliche Natur umzuformen, ja den Störfaktor Mensch „überflüssig zu machen“, ist für Hannah Arendt das System der Lager. Der Terror dort, der die Ideologie eines binären Freund-Feind-Denkens abstützt, dient dem Regime weniger zu praktischen Zwecken als vielmehr zur Demonstration, dass es keine Begrenzung mehr dafür anerkennt, was Menschen einander antun dürfen.
Weil die Philosophin in den Lagern Laboratorien des stalinistischen und nationalsozialistischen Totalitarismus zur Beseitigung einer kommunikativen Welt sah, ohne die kein Individuum existieren kann, bediente sie sich zur vorläufigen Bezeichnung des Ungeheuerlichen des Kantschen Begriffes vom „radikal Bösen“. Was in den Lagern geschah, konnte nicht mehr auf die üblichen niedrigen menschlichen Motive zurückgeführt werden. Es lag außerhalb jeder moralischen Dimension und war damit menschlichem Begreifen letztlich entzogen – vorstellbar allenfalls als Ausdruck des altvertrauten metaphysischen Kampfes zwischen Gut und Böse.
Dieses apokalyptische Bild gab einerseits eine atemberaubende Ahnung von dem unbegrenzten Verfügungsanspruch totalitärer Herrschaft, von ihrer Dynamik, ihrer ungebremsten Produktion immer neuer „Feinde“ und damit zugleich ein eindringliches Gegenbild des demokratischen Verfassungsstaates. Andererseits nahm die Perspektive einer Bedrohung des Menschseins und der Suche nach universellen Gegenmitteln eine so hohe Ebene der Abstraktion ein, dass Hannah Arendt, die die Essenz und die Tendenz totalitärer Herrschaft idealtypisch und „nur“ in äußerster gedanklicher Zuspitzung freilegen wollte, gleichsam den historischen Boden unter den Füßen zu verlieren drohte.
Nationalsozialismus und Stalinismus (von dem sie wenig wusste) mit ihrem Lagerkosmos waren nicht nur in manchem ähnliche, sondern eben auch höchst verschiedenartige Regime. Auschwitz war gewiss aus dem Totalitarismus, aber vor allem aus dem Antisemitismus geboren, aus moderner instrumenteller Rationalität und aus deutschen Wurzeln, aus anonymer Bürokratie und nationalsozialistischer Ideologie. … Gerade weil die strukturelle Gewalt totalitärer Herrschaft in der Analyse der Philosophin weithin täterlos geblieben war, ließ sie es sich nicht entgehen, einen der vermeintlichen Haupttäter des Nationalsozialismus persönlich in Augenschein zu nehmen. Als Israel den aus Argentinien entführten Adolf Eichmann 1961 vor Gericht stellte, fuhr sie als Berichterstatterin nach Jerusalem. Die Theoretikerin des Totalitarismus wollte sich mit seiner Praxis vertraut machen und die unverhoffte Gelegenheit nutzen, einen von „diesen Leuten“ aus der Nähe zu beobachten. Ihre Artikelserie für den „New Yorker“ veröffentlichte sie 1963 als Buch. Im Jahr darauf erschien die Studie in Deutschland: „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“.
In Jerusalem wurde der Prozessbeobachterin augenblicklich bewusst, dass es ein Irrweg war, den Judenmord als letztlich metaphysisches Geschehen zu deuten und Täter wie Eichmann zu bösen Dämonen zu machen. … Ihr Einblick in die Organisation des Judenmords und die Motivlage des Angeklagten ließen Hannah Arendt nun auf der rationalen Erklärbarkeit des „größten Unheils unseres Jahrhunderts“ bestehen. Damit befreite sie sich nach 20 Jahren auch von dem Alpdruck, die Menschheit könne von ähnlichem Unheil heimgesucht werden, ohne es begreifen und wieder kaum bekämpfen zu können. Hannah Arendts „Bericht von der Banalität des Bösen“ war der freimütige Versuch, dem Teuflischen mit kühlem Kopf zu begegnen. … Nach einigen Anfechtungen begann Eichmanns Gewissen systemkonform zu arbeiten, „weil die Stimme des Gewissens in ihm genauso sprach wie die Stimme der Gesellschaft, die ihn umgab“, schrieb Hannah Arendt. Sein privater kategorischer Imperativ (wie er sagte), allein nach dem „Gesetz“ des Führers zu handeln, verschmolz mit dem Gebot der geltenden Offizialmoral, angesichts schwerer mörderischer Pflicht nicht „weich“ zu werden. … Neue Erlösungsprogramme werden sich kaum in der Requisite des 20. Jahrhunderts bedienen. Aber genügend Komplizen kann das extrem Böse auch heute finden, wenn es sich nur in den Mantel des sittlich Gebotenen hüllt. …“ | http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-20017823.html

“ … Arendt betont, dass die Sprache der Nazis darauf aus war, Zusammenhänge auch vor den Tätern selbst (vor anderen ohnehin) zu verschleiern, um Gewissensreste, die manche Täter anfangs noch haben mochten, zu beruhigen. Das gilt hier für das Wort „Sache“ oder allgemein für die typische Tarnsprache der Zeit, z. B. „Endlösung“ für den Massenmord an Juden. Nach Arendt hatte Eichmann diese verdinglichte Sprache noch im Prozess, zwanzig Jahre nach seiner Tätigkeit, vollkommen verinnerlicht und wendete sie in den Verhören vor Avner Less und vor Gericht ständig an. … Ihre Zusammenfassung des Prozesses lautet: „In diesen letzten Minuten war es, als zöge Eichmann selbst das Fazit der langen Lektion in Sachen menschlicher Verruchtheit, der wir beigewohnt hatten – das Fazit von der furchtbaren Banalität des Bösen, vor der das Wort versagt und an der das Denken scheitert.“ … Schulze Wessel kommt zu dem Ergebnis, dass die „Banalität des Bösen“ keine Verharmlosung der Nazitaten ist, sondern im Gegenteil eine Radikalisierung der antisemitischen Ideologie; Eichmann inszenierte sich selbst in Jerusalem nur als willenloses Werkzeug eines „Führerwillens“, als Mann ohne Eigenschaften. Nach Avner Werner Less, der Eichmann 275 Stunden lang verhörte, hat Hannah Arendt verkannt, dass Eichmanns Aussagen ein Lügengewebe gewesen sei. Eichmanns Verteidigungsstrategie habe darin bestanden, die Richter von der Unwichtigkeit und Geringfügigkeit seiner eigenen Person zu überzeugen. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Eichmann_in_Jerusalem (Stand: 20. Mai 2018)

“ … Was wir als gut oder böse erleben, hat einen Bezug zu unserer Lebensgeschichte. … “ („Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stets das Böse, was man läßt!“ (Wilhelm Busch) – Familienwerte und -normen im Blick der Generationenweitergabe, Margit Wegener ) — “ … Im Märchen sind Böse und Gut immer klar voneinander zu unterscheiden – möchte man meinen. Aber ist das wirklich immer so? …“ (Märchenseminar: Böse und Gut aus der Sicht eines Märchens, Gideon Horowitz) — “ … Erlöse (oder befreie) uns von dem Bösen. Aber Leben ohne Böses ist kaum vorstellbar – zu schön, um wahr zu sein. Wir wären wie die Träumenden. …“ (Erlösen, Eindämmen, Abgeben – Das Gute als Verzicht, Wolfgang Teicher) — „Good people go to heaven, bad people everywhere“ (Psychodramaseminar), Dorothea Ensel und Prof. Dr. Peter Wertz-Schönhagen … [Textfraktale aus: „Zwischen Böse und Gut – vom Umgang mit Urkräften“, Arbeitstagung 2017 in Lindau (Bodensee) vom 29.10. bis 2.11.2017 – Internationale Gesellschaft für Tiefenpsychologie e.V., http://junggesellmuc.de/wp-content/uploads/2017/07/Tagungsprogramm-igt-2017.pdf]

(2. Januar 2017): “ … Was genau verstehen Sie unter dem Bösen? – Haller: Für mich gehören dazu immer fehlende Empathie, Sadismus und das Herstellen und Ausnutzen eines einseitigen Machtverhältnisses, wie es im Krieg sehr ausgeprägt ist oder bei Terroranschlägen, die sich gegen Unschuldige richten. Aber das Böse an sich ist natürlich keine Kategorie für die Psychiatrie. …“ | Andreas Lebert und Katrin Zeug „“Jeder Mensch hat in sich seine Abgründe““ (2. Januar 2017) | https://www.zeit.de/zeit-wissen/2017/01/psychologie-psychiater-gericht-gutachten-verbrecher-interview

Fritz Riffer (Ärztlicher Leiter am Psychosomatischen Zentrum Eggenburg-Gars. Dort findet am Freitag der Jahreskongress zum Thema „Mensch Beziehung Störung“ statt) [5. Juni 2018]: “ … Die Gegenüberstellung von Liebe und Aggression lässt sich anhand von Märchen gut erläutern … Im Märchen ist die Spaltung besonders gut dargestellt, weil die guten und die bösen Eigenschaften meist auf zwei Personen verteilt sind. Es gibt eine böse Hexe und eine gute Fee. Deshalb lieben Kinder Märchen auch so. Obwohl sie wissen, dass ihre Mutter beide Eigenschaften in einer Person vereint, ist es einfacher, diese getrennt zu denken. … Auch wir haben den Wunsch in uns, eine Einteilung in Gut und Böse zu finden, das beruhigt. Man denke nur an die Politik. Die meisten von uns haben eine für sich gute und eine böse Partei. Was als gut oder böse bewertet wird, hängt vom persönlichen Standpunkt ab. Diese Aufteilung machen wir alle täglich, sie gibt uns Orientierung. Die Kunst ist, nach dem Auseinanderhalten auch wieder zusammenführen zu können. Bei Diskussionen heißt das: Ich habe diesen Standpunkt, aber kann die Argumente der Gegenseite wahrnehmen und zulassen. Es geht um das Ausmaß der Spaltung und die Fähigkeit, sie zu überwinden. Menschen mit Borderlinestörung tun sich damit schwer. … Ohne für das Gegenüber nachvollziehbar zu sein, schwanken die Betroffenen zwischen Idealisierungen und Entwertungen, loben in den Himmel, oder werden – scheinbar ohne Anlass – aggressiv. Der amerikanische Präsident ist ein gutes Beispiel dafür. … Er hat aus meiner Sicht eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, die mit der Borderlinestörung ganz eng verwandt ist. Bei kleinen Anlässen gibt es ein großes Gewitter, er idealisiert und entwertet, sodass die Öffentlichkeit aus dem Staunen gar nicht herauskommt. Auf der anderen Seite hat er Angst, die sich in einer enormen Kränkbarkeit zeigt. Trump sagt über sich, er sei ein stabiles Genie. Das ist der Narzisst. Er entschuldigt sich nicht, leidet auch nicht an seinem Verhalten. Das ist der Unterschied zur Borderlinestörung. …“ | Aus: „Borderline: Nur Gut oder nur Böse sehen“ – Interview: Bernadette Redl | https://derstandard.at/2000080923523/Borderline-Nur-Gut-oder-nur-Boese-sehen

Gerichtspsychiater Reinhard Haller (02.04.2012): “ … Jemandem ins Gesicht zu schauen, heißt, ihn nicht töten zu können, lautet ein berühmtes Philosophenwort. Wenn man den anderen entmenschlicht, das ist immer passiert, wenn es um lebensunwertes Leben, um geborene Verbrecher, um unnütze Esser und so weiter gegangen ist. Wenn sehr viel Macht eingesetzt wird, also wenn die Machtverhältnisse ganz einseitig sind, und wenn man den Moralinstinkt, der in jedem Menschen irgendwo vorhanden ist, in allen Kulturen weiß man, Töten ist nicht in Ordnung. Das ist ein Verbrechen. Wenn der übersprungen wird, dann, glaube ich, dann können wir sagen, ist das Böse ganz besonders nahe. Und es kommt noch ein Faktor hinzu, das ist die Autorisierung des Bösen. Also dass vollkommen normale Menschen zu schrecklichen KZ-Wärtern oder zu Mitgliedern eines Erschießungskommandos bei Massenerschießungen geworden sind, die daneben liebevolle Familienväter und fürsorgliche Söhne und so weiter sind, unter dieser Autorisierung des Bösen kommt aus ihnen etwas heraus, was sie wahrscheinlich selbst nie vermutet hätten. …“ | http://www.deutschlandfunkkultur.de/das-boese-beginnt-dann-wenn-der-mensch-sich-nicht-in-andere.954.de.html?dram:article_id=147128

“ … Mit Der Luzifer-Effekt … schlägt [Philip Zimbardo] den Bogen von den Details des weltberühmten Stanford Prison Experiment bis zu den grausamen Geschehnissen im Gefängnis von Abu Ghraib im Irak, und es offenbart verstörende Wahrheiten: über physische und psychische Gewalt, über Misshandlungen und Folter, über Kriegsverbrechen und Massenmorde – und über die Menschen, die sie ausführen, anordnen, ermöglichen oder zulassen. … Zimbardos These: Nicht die Veranlagung bringt gute Menschen dazu, Böses zu tun, sondern die Situation, in der sie sich befinden oder in die man sie versetzt. Die Macht der Umstände schafft Täter und Opfer, und in oft diffusen Verantwortungsgeflechten verlieren moralische Maßstäbe allzu leicht ihr Fundament … Der „Banalität des Bösen“ setzt Zimbardo die „Banalität des Heldentums“ entgegen. …“ | https://www.j-k-fischer-verlag.de/Gesundheit/Psychologie/Der-Luzifer-Effekt–3770.html (2016)

“ … Häufig ist der Schicksalsglaube religiös eingebettet oder ausgeformt. Die Annahme, das Schicksal des Menschen liege in der Hand Gottes oder eines übermächtigen göttlichen Wesens und werde von ihm bestimmt oder zumindest geführt, findet man im Glauben an die göttliche Vorsehung, der etwa im Islam und im Christentum eine wichtige Rolle spielt. Je nachdem wie viel Entscheidungsspielraum dabei dem freien Willen des Menschen gegenüber dem vorbestimmten oder vorgesehenen Schicksal zugestanden wird, gehen diese Vorstellungen recht weit auseinander … Philosophisch ist die Stellung und Bewertung des Zufalls von Bedeutung, der im Schicksals- und Vorsehungsglauben häufig als göttliche oder schicksalhafte Fügung verstanden oder gedeutet und teils – wie im konsequenten Determinismus – als nicht existent abgelehnt wird („es gibt keine Zufälle“). Im Unterschied zu deterministischen Vorstellungen betont der Schicksalsglaube jedoch die Unausweichlichkeit nur des Ergebnisses (der „Bestimmung“) eines Vorgangs oder einer Biografie, billigt dem Individuum jedoch mitunter durchaus die Möglichkeit freier Willensentscheidungen zu, mit denen es den Eintritt des vorbestimmten Ergebnisses freilich nicht beeinflussen, jedenfalls nicht verhindern kann. Klassische Beispiele für dieses paradoxe Moment in der schicksalgläubigen Weltauffassung finden sich in der antiken Sagenwelt, etwa in den Geschichten des Ödipus oder des Odysseus, deren Protagonisten in ihren Handlungen frei sind und alles unternehmen, um ihrer (durch Orakel prophezeiten) schicksalhaften Bestimmung zu entgehen, letztlich aber gerade dadurch ihr vorherbestimmtes Schicksal selbst realisieren. … Einig sind sich das schicksalgläubige und das deterministische Weltbild indes in der Betonung der Unausweichlichkeit und Alternativlosigkeit der Realität. Das kann zu einer eher passiven, schicksalergebenen (fatalistischen), bisweilen gleichgültigen oder − auch ethisch – indifferenten Lebenseinstellung führen und das Streben nach Selbstbestimmung und Weltveränderung als Illusion begreifen lassen. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Schicksal (16. Dezember 2017)

[Ordnung, Herrschaft und Interessen #32… ]

“ … Unter einer Vorratsdatenspeicherung … versteht man die Speicherung personenbezogener Daten durch oder für öffentliche Stellen, ohne dass die Daten aktuell benötigt werden. Sie werden also nur für den Fall gespeichert, dass sie einmal benötigt werden sollten. In der rechtspolitischen Debatte bezieht sich der Begriff meist auf die Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikations-Verbindungsdaten. Diese betrifft die Verpflichtung der Anbieter von Telekommunikationsdiensten zur Registrierung der Verbindungsdaten von elektronischen Kommunikationsvorgängen, ohne dass ein Anfangsverdacht oder eine konkrete Gefahr besteht (Speicherung bestimmter Daten auf Vorrat). Erklärter Zweck der Vorratsdatenspeicherung ist die verbesserte Möglichkeit der Verhütung und Verfolgung von schweren Straftaten. …“ (06/2015)
https://de.wikipedia.org/wiki/Vorratsdatenspeicherung

europarl.europa.eu, (13-02-2014): “ … Edward Snowden zufolge war der Wunsch nach einer öffentlichen Debatte über das Verhältnis von Sicherheit und Menschenrechten ein wichtiger Faktor für seine Entscheidung, die NSA-Dokumente zu veröffentlichen. …“ | http://www.europarl.europa.eu/news/de/news-room/content/20140212STO35701/html/NSA-Skandal-im-EP-%C3%9Cberwachung-gr%C3%B6%C3%9Fte-Herausforderung-f%C3%BCr-Menschenrechte

“ … Justizminister Maas war selbst skeptisch, musste sich aber dem Willen von Parteichef Sigmar Gabriel beugen. …“ | Aus: „Heiko Maas verteidigt Gesetz zu Vorratsdatenspeicherung“ Gregor Mayntz und Eva Quadbeck (12. Juni 2015) | http://www.rp-online.de/politik/deutschland/heiko-maas-verteidigt-gesetz-zu-vorratsdatenspeicherung-aid-1.5159785

Moritz.Grattke, 14.06.2015 18:58 Uhr: “ … Psychopathen und Paranoide können die Menschheit nicht vor religiösen Irren/MörderInnen und wirtschaftlichen Kriminellen bewahren, erst recht nicht eine Demokratie vor destruktiven Einflüssen schützen, solange die BeschützerInnen eben selbst paranoid und ohne Vernunft und demokratischem Verstand arbeiten. …“ | http://www.zeit.de/2015/24/abhoer-skandal-bnd-politiker-angst/seite-2?commentstart=89#cid-4872413

“ … Maas‘ Strategie: Er redet das Gesetz klein. Die Speicherfristen seien kurz, zehn Wochen, bei den besonders sensiblen Standortdaten nur vier. Das neue Gesetz, sagt Maas, habe „mit Abstand die niedrigsten Speicherfristen, die es in ganz Europa gibt“. Deutlich niedriger auch als die sechs Monate Speicherfrist, die das alte, vom Bundesverfassungsgericht 2010 gekippte Gesetz vorsah. … Sein Fazit: „Ich bin davon überzeugt, dass das Gesetz vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand haben wird.“ Wenn nicht, so muss man Maas wohl verstehen, würde das Gericht sich selbst widersprechen. … Der Justizminister konzentriert sich darauf, lückenlos nachzuweisen, warum es keinen vernünftigten Grund gebe, gegen das neue Gesetz zu sein. Was Maas dagegen kaum erklärt: welchen Grund es eigentlich gibt, dafür zu sein. … [es gab] Zitate, in denen Maas erklärt[e], dass die Vorratsdatenspeicherung gegen das Recht auf Privatheit und den Datenschutz verstoße, dass es keine Beweise für ihren Nutzen gebe, dass sie in Frankreich die Pariser Anschläge vom Januar nicht verhindert habe. „Recht hat der Justizminister!“, ruft Korte nach jedem Zitat. [Maas] sitzt mittlerweile auf der Regierungsbank, vertieft in sein Smartphone. …“ | Aus: „“Es ist ein Drama““ Paul Munzinger (12. Juni 2015) http://www.sueddeutsche.de/politik/bundestagsdebatte-ueber-vorratsdatenspeicherung-es-ist-ein-drama-1.2517655

„… Die Vorratsdatenspeicherung würde auch zu mehr Überwachung von Journalisten führen. Das wäre eine Einschränkung von Freiheit und Rechtsstaat“. Seine Argumente von vor wenigen Monaten holen Justizminister Maas jetzt ein. … Vizekanzler Gabriel hatte im März Druck auf Maas ausgeübt, der immer ein erklärter Gegner der Vorratsdatenspeicherung gewesen war. … Massive Kritik kommt unter anderem auch von Teilen der SPD und da vor allem vom linken Flügel und den Netzpolitikern. …“ | Aus: „Vorratsdatenspeicherung im Bundestag: Ein harter Tag für Heiko Maas“ (12.06.2015) | http://www.heise.de/newsticker/meldung/Vorratsdatenspeicherung-im-Bundestag-Ein-harter-Tag-fuer-Heiko-Maas-2689833.html

gweihir, 12.06.2015 21:16: “ … Fuer Ueberzeugungen muss man notfalls Opfer bringen. Der Justizminister versteht das anscheinend nicht. Er haette sich diesem Druck widersetzen muessen, notfalls bis zum Ruecktritt. So wird sein Ablehnen der VDS nur zu einer unwichtigen personelichen Meinung, nicht zu einer „Ueberzeugung“ …“ | http://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/Vorratsdatenspeicherung-im-Bundestag-Ein-harter-Tag-fuer-Heiko-Maas/Fuer-Ueberzeugungen-muss-man-notfalls-Opfer-bringen/posting-20904937/show/

Chaironea, 12.06.2015 16:18: “ …
|| O/4 schrieb am 12.06.2015 16:06:
|| Re: Sollen wir nun Mitleid mit Maas haben?
|| Ich denke schon.

… Mit dem Menschen hätte ich Mitleid, wenn es für ihn definitiv keine andere Möglichkeit gegeben hätte. Aber die gab es. Frau Leutheusser-Schnarrenberger hat das vorgemacht [Sabine Leutheusser-Schnarrenbergers Rücktritt aus persönlichen Gründen – sie wollte die Entscheidung der Bundesregierung zum Einsatz des „großen Lauschangriffs“, der später vom Bundesverfassungsgericht gekippt wurde, nicht mittragen … https://de.wikipedia.org/wiki/Sabine_Leutheusser-Schnarrenberger]. Offensichtlich reicht es bei ihm menschlich dazu nicht. … Es geht hier nicht um die Frage, was andere von ihm politisch fordern, sondern darum, aufrecht zu unserer Verfassung zu stehen. Ich denke, das ist die Mindestanforderung an einen Minister, vor dem man Achtung haben kann. … “ | http://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/Vorratsdatenspeicherung-im-Bundestag-Ein-harter-Tag-fuer-Heiko-Maas/Re-Sollen-wir-nun-Mitleid-mit-Maas-haben/posting-20904244/show/

fr.osch, 12.06.2015 16:05: “ … Großartiges Beispiel für die Verselbständigung von Macht. Gegen jede Vernunft und sogar die selbst vorgebrachten Argumente handelt das kleine Rädchen im Getriebe des Machtapparats konform zu den Vorgaben der Mächtigen. Ein Mensch mit Rückgrat wäre zurückgetreten … aber es geht hier nicht um den aufrechten Gang, sondern um Machterhalt … und natürlich um die unaufhaltsame Umsetzung der Agenda. … Es war [ ] nicht eine „Laune“ von SPD-Chef Sigmar Gabriel … Mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun, mit dem Gewissen der Abgeordneten, dem alleine sie unterworfen sind, auch nicht. … Der Fraktionszwang besorgt den Rest. Marionetten sind das, allesamt, ohne jede Selbstachtung erledigen sie jeden noch so absurden Frondienst. … profillos, austauschbar, charakterlos. Dementsprechend kann es auch gar nicht mehr um Inhalte gehen oder Fakten oder Argumente. Das Ergebnis steht sowieso bereits fest, es folgen ein paar Scheindiskussionen, Folklore zur Beschwichtigung des Souverän, ein wenig Drama für die Kameras, die Hofberichterstatter zitieren dankbar, eifrig und eilfertig, Schmierentheater eben. Das ist Politik in einer modernen Demokratie, man mag es kaum glauben, wie tief wir gesunken sind. …“ | http://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/Vorratsdatenspeicherung-im-Bundestag-Ein-harter-Tag-fuer-Heiko-Maas/Grossartiges-Beispiel-fuer-die-Verselbstaendigung-von-Macht/posting-20904192/show/

// …Laut eines Ergebnispapiers der Hinterzimmergespräche mit der Telekom, das heise online vorliegt, drängen die Ermittler und Geheimdienste auf eine Speicherdauer von 180 Tagen für IP-Adressen und Login-Daten, die Verbindungsdaten bei einem Festnetzgespräch sowie im Mobilfunkbereich überdies die Standortkennung sowie „gegebenenfalls Kartennummer (IMSI) oder Kennung der Endeinrichtung (IMEI)“. Die Telekom soll sich bereit erklärt haben, die entsprechenden persönlichen Daten für diese Zeitlänge zu archivieren. … “ (heise.de, 14.03.2005) etc. … // — Aus: „Absprachen über Vorratsdatenspeicherung lösen Empörung aus“ (14.03.2005 17:11), Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/57507

// [COMMUNICATIONS LASER #17 – Vorratsdatenspeicherung… ]
// Eine Kontextsammlung zur Vorratsdatenspeicherung
==> http://www.subf.net/forum/index.php/topic,153.0.html

[Ordnung, Herrschaft und Interessen #17… ]

Volker Weidermann (19.08.2013): “ … Er [Hans Magnus Enzensberger, 83] staunt darüber, dass offenbar eine Mehrheit der Bevölkerung überhaupt nicht zu verstehen scheint, was das bedeutet, wenn datensammelnde Weltkonzerne und Geheimdienste so eng kooperieren. Dass die Menschen überhaupt nicht ahnen, was für eine Macht das bedeutet. … “ | http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/faz-net-fruehkritik/in-der-ard-enzensberger-zu-snowden-ein-held-des-21-jahrhunderts-12537881.html

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Alan Rusbridger, (The Guardian, Monday 19 August 2013): “ … The detention of Miranda has rightly caused international dismay because it feeds into a perception that the US and UK governments – while claiming to welcome the debate around state surveillance started by Snowden – are also intent on stemming the tide of leaks and on pursuing the whistleblower with a vengeance. That perception is right. … The state that is building such a formidable apparatus of surveillance will do its best to prevent journalists from reporting on it. Most journalists can see that. But I wonder how many have truly understood the absolute threat to journalism implicit in the idea of total surveillance, when or if it comes – and, increasingly, it looks like „when“. …“ | http://www.theguardian.com/commentisfree/2013/aug/19/david-miranda-schedule7-danger-reporters

nAK (20.08.2013): „Die haben einfach noch nicht mitbekommen, dass der deutsche Innenminister bereits letzte Woche das Ende der Debatte erklärte.“ | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32976542

„Guardian: Britische Regierung forderte Zerstörung von Snowden-Material“ (20. August 2013, http://derstandard.at): “ … Chefredakteur Rusbridger schrieb weiter, zwei Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes GCHQ hätten im Gebäude der Zeitung die Zerstörung von Festplatten überwacht. Dies sei einer der „bizarrsten Augenblicke“ in der langen Geschichte des „Guardian“ gewesen. … Rusbridger wurde nach eigenen Angaben zunächst vor etwas mehr als zwei Monaten von einem sehr hohen Beamten der Regierung von Premierminister David Cameron kontaktiert. Bei zwei darauffolgenden Treffen sei die Rückgabe oder Zerstörung allen Materials, an dem das Blatt arbeite, gefordert worden. Vor gut einem Monat habe er einen Anruf der Regierung erhalten, in dem es geheißen habe: „Ihr hattet Euren Spaß: Jetzt wollen wir das Zeug zurückhaben.“ Bei weiteren Treffen sei die Forderung die selbe geblieben: zerstören oder zurückgeben.
Rusbridger habe erklärt, der „Guardian“ könne nicht weiter an dem Thema arbeiten, wenn die Forderung erfüllt werde. Der Regierungsmitarbeiter habe gemeint: „Ihr hattet Eure Debatte. Es gibt keinen Grund, noch mehr zu schreiben.“ … Unterdessen sorgt die neunstündige Festsetzung des brasilianischen Ehepartner von „Guardian“-Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald, der Snowdens Dokumente veröffentlicht hatte, am Londoner Flughafen Heathrow weiter für politischen Wirbel. Die USA sollen von den Briten im Vorhinein informiert worden sein, dass Greenwalds Partner auf der Passagierliste einer Maschine nach Brasilien stand. Dem Weißen Haus soll außerdem mitgeteilt worden sein, dass man für eine Verhörung bereit sei. Die US-Regierung, die Snowden wegen seiner Enthüllungen der Spähprogramme der amerikanischen und britischen Nachrichtendienste vor Gericht stellen möchte, wies jegliche Beteiligung an dem Vorfall in London von sich. „Die Vereinigten Staaten sind (…) nicht involviert“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest, am Montag in Washington. …“ | http://derstandard.at/1376534003370/Guardian-Regierung-fordert-Zerstoerung-von-Snowden-Material

Black Eyed (20.08.2013): „Man schwankt zwischen „das darf doch wohl nicht wahr sein“ und „überrascht mich auch nicht mehr“ … “ | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32976867

Joerg A. (20.08.2013): „Wo sind denn jetzt die ganzen besorgten, freiheitsliebenden, westlichen Politiker abgeblieben? Stumm? …“ | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32976966

Bluediver (20.08.2013): “ … „Ihr hatte Eure Debatte. Es gibt keinen Grund, noch mehr zu schreiben.“ Wo sind wir da gelandet, wenn die Regierung einer Zeitung vorschreibt, worüber berichtet werden darf? …“ | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32978355

Curbuser (20.08.2013): „…ein Anti-Terror-Gesetz, das eine Festnahme ohne richterliche Anordnung und ohne Recht auf juristischen Beistand ermöglicht.“ Ach ich liebe den Rechtsstaat…. | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32979979

Bustardo (20.08.2013): „Hätten unsere Regierungen manieren, würden sie uns wenigstens zum essen einladen bevor sie uns fickt!“ | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32979003

Klarname der NSA bekannt (20.08.2013): „Wann kommt endlich der Counter „Heute verhinderte Terroranschläge“ in der Passage am Karlsplatz?“ | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32979080

aktuelle Epoche: DesInformationszeitalter (20.08.2013): „Da gibts mal einen Tropfen Wahrheit und die Staatsterroristen zucken total aus.“ | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32979108

robking (20.08.2013): „man muss also von orten wie hongkong und brasilien aus operieren, oder zuflucht in der ecuadorianischen botschaft oder in russland suchen, wenn man die europ. und amerikanische öffentlichkeit über die verbrechen ihrer regierungen aufklären will. die dürfen in der zwischenzeit so ziemlich alles. folterlager, uneingeschränktes abhören, jeden ohne grund festsetzen und verhören, demonstrationen niederknüppeln, aufdecker im gefängnis verrotten lassen (manning), drohnenangriffe in einem dutzend länder, mit denen man sich gar nicht im krieg befindet, usw … “ | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32979148

grimey (20.08.2013): „In Russland hätte man Miranda aufgrund seiner sexuellen Ausrichtung verhaftet.“ | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32979255

Horst Köhler (20.08.2013): „wie in einem schlechten blockbuster. und ich bin absolut gegen die verblockbusterung der realität… “ | http://derstandard.at/plink/1376534003370/32978546

[Ordnung, Herrschaft und Interessen… ]

“ … Setzt nicht jeder Sprechakt, jedes Wort, das wir wählen, eine Entscheidung voraus, die aus dem persönlichen und gesellschaftlichen Kontext stammt? … Faktische Diskursordnungen sind Diskursregeln, die sich beziehen auf Sprechweisen (z. B. auf die „großen Erzählungen“), aber auch auf Sehweisen (z. B. auf die Geschichte des ärztlichen Blickes), auf Denkweisen (z. B. auf den Bruch zwischen Hesiod und Piaton), auf Handlungsweisen und Handlungstechniken. Man kann sagen, sie beziehen sich auf das, was man üblicherweise … Kultur und deren Produkte zu nennen pflegt. Anders gesagt: Die Diskursordnungen und -regelungen sind praktische Imperative, mit denen die Macht des wuchernden Diskurses produktiv kontrolliert, selektiert, organisiert und kanalisiert werden soll. Insofern sind Diskurse einerseits auf Macht gerichtet, wie sie andererseits als bestimmte Gestaltungen und Gestalten der Macht erscheinen. Die Diskurstheorie ist im Prinzip eine Machttheorie, aber keine Staatstheorie. … Alle Diskurse kommen in dem Grundzug überein, daß sie „Einschließungs- und Ausschließungsspiele“ sind. D. h. die Regelungen der Diskurse ziehen als ihre wichtigste Leistung Grenzen, z. B. zwischen dem, was sichtbar ist, und dem, was unsichtbar ist; oder zwischen dem, was als denkbar gilt und dem, was als undenkbar gilt … Foucault entfaltet ein Modell, das – bei aller Provokation – für unsere Situation heute eine (erschreckende) Paßgenauigkeit aufweisen könnte: das Modell einer Welt, aus der der Mensch des Humanismus aus ihrem Zentrum herausgesprengt, und das einer Geschichte, die nicht mehr von souveränen Subjekten gemacht und beherrscht wird. … “ | Aus: „Prof. Dr. Egon Schütz: Diskurs, Macht, Identität. Foucaults Analyse des „Willens zum Wissen“ als gegenhumanistische Provokation“ (1995) | http://www.egon-schuetz-archiv.uni-koeln.de/47.pdf

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“ … Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi genießt künftig Immunität. Nach der Abgeordnetenkammer stimmte am Dienstag auch der Senat einem Gesetz zu, das die vier ranghöchsten Politiker vor Strafverfolgung schützt. 171 Senatoren stimmten für das Gesetz, 128 dagegen, es gab sechs Enthaltungen. Damit muss Berlusconi die Justiz bis zum Ende seiner fünfjährigen Amtszeit nicht mehr fürchten. Gegen den italienischen Premier läuft derzeit ein Verfahren in Mailand wegen des Verdachts auf Korruption. Kritiker sagten, das Gesetz sei auf Ministerpräsident Berlusconi zugeschnitten worden. Seit Wochen versucht er, durch neue Gesetzgebungen einer Verurteilung zu entgehen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, 1997 dem britischen Anwalt David Mills 600 000 Dollar bezahlt zu haben, damit dieser in Prozessen gegen Berlusconis Medienkonzern Mediaset Falschaussagen macht. …“ | Aus: „Italien – Immunität für den Cavaliere“ (23.07.2008) |http://www.sueddeutsche.de/politik/italien-immunitaet-fuer-den-cavaliere-1.586539

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“ … Ein Gericht in Minsk befand Sannikow für schuldig, nach der Abstimmung „massive Unruhen“ geschürt zu haben. …“ | Aus: „Lukaschenkos Justiz schickt Oppositionsführer ins Straflager“ (15.5.2011) | http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/urteil-haft-weissrussland

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“ … Die Bush-Regierung behauptet, sie sei ein nützliches und unverzichtbares allerletztes Mittel. Angeblich habe Khalid Scheich Mohammed, der „Architekt“ des Terrorangriffs auf die USA am 11. September 2001, erst unter Waterboarding weitere Anschlagspläne gestanden. CIA-Direktor Michael Hayden untersagte das Waterboarding kurz nach seiner Ernennung 2006. Nach jetziger Rechtslage müssten die Verhörer die Zustimmung des Präsidenten und des Justizministers einholen, wenn sie die Methode anwenden wollen. … “ | Aus: „USA: Folter per Gesetz“ (Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 13.03.2008) | http://www.tagesspiegel.de/politik/international/usa-folter-per-gesetz/1187208.html

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“ … Besonderen Wert legt die Behörde von Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) auf die Feststellung, es sei „nicht zutreffend“, dass Beamte der Bundespolizei die saudi-arabischen Grenzschützer an Geräten von EADS ausbilden. Weiter hinten in dem Schriftstück heißt es dann aber, die Daten der Überwachungstechnik würden in Lageräume übertragen, „die dem Grenzschutz unterstehen“. Und noch weiter hinten räumt das Ministerium ein, dass die Auslandszulagen für die Beamten mit einem Umweg über die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) von EADS bezahlt werden. … “ | Aus: „Demokratie-Export à la Merkel“ Von Felix Helbig (07. Juli 2011) | http://www.fr-online.de/politik/panzer-deal-demokratie-export—la-merkel,1472596,8641376.html

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Jakob Augstein, Das System schlägt zurück (20.08.2012): „… Es ist in unserem System nicht vorgesehen, dass die Leute ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen: „Dafür haben wir Parlamente und Gerichte, also den Rechtsstaat“, sagte „Zeit“-Mitherausgeber Josef Joffe damals, als WikiLeaks die State-Departement-Files veröffentlicht hatte. Aber Folter in Abu Ghuraib, das Waterboarding in den CIA-Gefängnissen, das Niedermähen unbewaffneter Zivilisten in Afghanistan – vieles von dem, was die USA in den vergangenen Jahren in gefährliche Nähe zu den Unrechtsregimen im Nahen Osten, zu China und zur untergegangenen Sowjetunion gebracht hat, kam an den Tag, weil sich Leute wie Julian Assange nicht auf „Parlamente und Gerichte“ verlassen haben. In unserem System sollen die Leute alle paar Jahre ihre Stimme abgeben – und dann schweigen. … Nach den WikiLeaks-Veröffentlichungen haben Mastercard und Visa die Spendenabwicklung für die Organisation verweigert und Amazon hat die WikiLeaks zur Verfügung gestellten Server-Kapazitäten zurückgezogen. Einfach so. Das System wird durch sein Geflecht aus Herrschaft und Interessen bestimmt und gehalten wird es durch die Überzeugung der stillschweigenden Mehrheit, dass alles seine Ordnung hat. …“ | http://www.spiegel.de/politik/ausland/julian-assange-das-vertrauen-in-den-rechtsstaat-ist-zerbrochen-a-850936.html

[Bilder und Machtspiele… ]

Und wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts zu befürchten

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(1) Wikileaks-Verdächtigem drohen 52 Jahre Haft (SZ, 07.07.2010)
=> http://www.sueddeutsche.de/digital/anklage-vor-us-kriegsgericht-wikileaks-verdaechtigem-drohem-jahre-haft-1.971241

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(2) US-Behörden suchen Wikileaks-Gründer Assange (15.6.2010)
=> http://www.zeit.de/digital/internet/2010-06/wikileaks-assange-verteidiger-armee

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(3) kafkaesk
=> http://de.wikipedia.org/wiki/Kafkaesk

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(4) […] SZ: … Auf den Basaren in Tschetschenien kursieren grausame Videos. Ist also unser Abscheu vor den Bildern aus dem Irak nur die Reaktion friedensverwöhnter Mitteleuropäer, wie der Soziologe Wolfgang Sofsky sagt?

Theweleit: Es mag hart klingen, aber mich haben diese Bilder nicht besonders entsetzt. Ich habe solche Szenen im Kopf, etwa aus den KZ’s, aus Splatter- und Pornofilmen. Wir können diese Bilder verdrängen, aber dann geben wir uns jener Illusion hin, die die harmlosen Ausgaben der Tagesschau verbreiten: dass wir in einer halbwegs zivilisierten Welt leben. Aber eine Öffentlichkeit, die immer noch so tut, als hätte sie nicht gewusst, welche Verwüstungen der Krieg anrichtet, ist scheinheilig. Neu ist einzig die Zirkulation im Internet, in den elektronischen Medien, in Zeitungen.

SZ: Muss man diese Bilder zeigen?

Theweleit: Ich bin dafür, dass man sie zeigt. Wenn man sie in einem Kontext nach dem Motto „Oh, wie entsetzlich“ sieht, dann bleiben sie belanglos. Wenn man sich aber klarmacht, dass das ein Strang unserer Zivilisation ist, dass unsere Gesellschaft dieses ökonomisch-militärische Gewaltpotenzial hat, dass es global angewandt wird, dann können sie eine politische Diskussion in Gang setzen.

SZ: Ausgerechnet in der Region, wo der erste Golfkrieg klinisch saubere Bilder lieferte, dringt nun der Körper des Soldaten in seiner Sinnlichkeit und Verletzlichkeit über die Bilder seiner Zerstörung wieder ins Bewusstsein.

Theweleit: Für mich hat der Krieg diese Dimension der Sinnlichkeit und der Zerstörung nie verloren. Mit welchem Recht konnten wir sie auch verdrängen?“ …

Aus: „Theweleit im Interview: „Wir müssen diese Bilder zeigen““
Ein Interview von Sonja Zekri (SZ vom 13. Mai 2004)
=> http://www.sueddeutsche.de/politik/philosoph-theweleit-im-interview-wir-muessen-diese-bilder-zeigen-1.636012

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The controversial website WikiLeaks collects and posts highly classified documents and video. Founder Julian Assange, who’s reportedly being sought for questioning by US authorities, talks to TED’s Chris Anderson about how the site operates, what it has accomplished — and what drives him. …

Julian Assange: Why the world needs WikiLeaks
=> http://www.ted.com/talks/lang/eng/julian_assange_why_the_world_needs_wikileaks.html