Schlagwort: Gustav Ichheiser (1925)

[Subjekt & Objekt #7… ]

“ … Jaspers beschreibt den von ihm gemeinten Sachverhalt wie folgt: “ … Allen […] Anschauungen ist eines gemeinsam: sie erfassen das Sein als etwas, das mir als Gegenstand gegenübersteht, auf das ich als auf ein mir gegenüberstehendes Objekt, es meinend, gerichtet bin. Dieses Urphänomen unseres bewußten Daseins ist uns so selbstverständlich, daß wir sein Rätsel kaum spüren, weil wir es gar nicht befragen. …“ [Einführung in die Philosophie. München 1953, S. 24f.] …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Subjekt-Objekt-Spaltung (28. Februar 2018)

Gustav Ichheiser (1925): “ … Zwar werden ästhetische Gebilde im ästhetischen Erleben erst wirklich, aber sie erhalten ihren Sinn und Wert nicht von diesem Erleben her, sondern vielmehr umgekehrt dieses von jenem. Nur durch Anerkennung solcher gegenständlichen, seelenunabhängigen »Geltungsquellen« kann der »überpsychologische« Wert des Ästhetischen gerechtfertigt werden. … Die Auseinandersetzung zwischen Seele und Welt, zwischen dem also, was »von innen« kommend, mit eigenen Tendenzen, Spannungen, Forderungen, Wollungen, Sehnsüchten geladen, sich auswirken will, am Vorgefundenen zur Durchbildung zu gelangen sucht, und dem, welches als ein Fremdes hineinragt und als ein schlechthin unabhängiges Gegenüber, als eigengesetzlicher Gegenstand in strenger Passivität widerspruchslos hingenommen werden muß — diese Auseinandersetzung kann, beide mal sinnvoll, in zwei polar entgegengesetzten Richtungen erfolgen, die in voller begrifflicher Klarheit auseinander gehalten werden müssen, mag auch die Wirklichkeit mannigfache Durchkreuzungen beider ergeben: Entweder sucht die Seele sich gleichsam auszulöschen und in strenger Sachlichkeit die eigengesetzliche Ordnung des Gegenständlichen unverfälscht zur Kenntnis zu nehmen, zu bestimmen, logisch darzustellen, zuletzt vielleicht »durch Gehorsam« zu beherrschen — dies der Weg der Wissenschaft; von dieser Intention aus müssen die eigenen Gefühle, Einstellungen, schöpferische Ungleichmäßigkeiten der erkennenden Seele als etwas bewertet werden, das überwunden, ausgeschaltet werden muß, das nicht sein sollte, weil es der Norm der Sachlichkeit zuwider ist und die Reinheit des dem Gegenstande verpflichteten Verfahrens trübt, indem eben jene subjektiven Faktoren in verhängnisvoller Weise sich zwischen das erkennende Subjekt und den zu erkennenden Gegenstand einschieben; oder aber wird gerade die ungefüge seelenunabhängige Eigengesetzlichkeit des Gegenstandes als etwas erlebt, das der sinnvollen Erfüllung der die Seele bewegenden Angelegtheiten, Sehnsüchte im Wege steht, dessen Sachlichkeit der seelisch geforderten Umformung sich widersetzt, so daß die Seele aus dieser spröden, fremdgesetzlichen Sphäre verwiesen, mit wunderbar ursprünglicher Gewalt aus formbarem Material eine Phantasiewelt erzeugt, die ihrer eigenen fordernden Gesetzlichkeit entspricht — dies der Weg der Kunst.
Der Sinn also der seelischen Haltung je nachdem, ob es sich um wissenschaftliche oder ästhetische Intentionen handelt, ist nicht nur beide mal verschieden, sondern geradezu entgegengesetzt. …“ | Aus: „Bemerkungen – Die ästhetische Geltung“ Gustav Ichheiser (1925), ZEITSCHRIFT FÜR ÄSTHETIK UND ALLGEMEINE KUNSTWISSENSCHAFT – HERAUSGEGEBEN VON MAX DESSOIR ACHTZEHNTER BAND, STUTTGART – VERLAG VON FERDINAND ENKE, 1925 Nr. 18 | http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/zaak18_1925/0001/image // https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Ichheiser