Schlagwort: Freud

[Das Reale, das Symbolische und das Imaginäre #46… ]

O Brother, Where Art Thou? – Eine Mississippi-Odyssee (Coen-Brüder, 2000)

“ … Durch eine Verkettung seltsamer Umstände, an denen sie scheinbar keine Schuld haben, werden [die] Helden hartnäckig vom Schicksal verfolgt. …Die Filme der Coens sind Symphonien des Scheiterns. Sie erzählen von Männern, die ihre Chance ergreifen wollen, doch im Zuge einer seltsamen Folgerichtigkeit münden ihre Wege ins Unheil. Die Helden der Coen-Brüder sind Unglücksraben, aber keine psychisch auffälligen Menschen. Dennoch liegt über ihrem mittelmäßigen Leben ein eigentümlicher Fluch, eine verhängnisvolle Ausweglosigkeit, in der man eine zwanghafte Struktur vermuten kann. Einem solch rätselhaften Phänomen näherte sich Sigmund Freud in seinem Aufsatz Jenseits des Lustprinzips von 1920 an, in dem er die Wirksamkeit eines eigentümlichen Wiederholungszwangs auch bei solchen Menschen beobachtet, die er als nicht-neurotisch bezeichnet. … »Es macht bei diesen [Menschen] den Eindruck eines sie verfolgenden Schicksals, eines dämonischen Zugs in ihrem Erleben« (a. a. O.). Freud gibt Beispiele von Wohltätern, die von ihrem Schützling immer wieder nach einiger Zeit im Groll verlassen werden, und von Männern, die regelmäßig vom besten Freund verraten werden; es gibt Liebende, bei denen jedes zärtliche Verhältnis zum Weibe dieselben Phasen durchmacht und zum gleichen Ende führt. … Von »Schicksalsneurose« spricht Freud nicht explizit, denn klinisch gesehen handelt es sich nicht um ein eigenständiges Krankheitsbild. … “ | Aus: „Peter Bär, Gerhard Schneider – Die Coen-Brüder: Im Dialog: Psychoanalyse und Filmtheorie Band 11“ (2014 )

Angela Zierow (2000): “ Im Coen’schen Heimatfilm „O Brother, Where Art Thou?“ [dient] Minnesota [ ] in den Südstaaten der 30er, als [Kulisse für] Homers „Odyssee“ … Um einen fantastischen Schatz zu bergen, türmt [ein] Trio, besteht Abenteuer mit einem Bibel verkaufenden Zyklopen (John Goodman), einem manisch-depressiven Gangster (Michael Badalucco), [mit] schönen Sirenen. Und nimmt mit einem Gitarristen (Chris Thomas King), der seine Seele an den Teufel verkauft hat, eine Bluegrass-Hitsingle auf. Ah, ja. Wer dazwischen den Ku-Klux-Klan in Busby-Berkeley-Manier zu schwarzem Blues über den Rasen tanzen lässt, kann einfach nicht von dieser Welt sein. …“ | https://www.cinema.de/film/o-brother-where-art-thou,1295795.html // https://en.wikipedia.org/wiki/Busby_Berkeley

“ … „O Brother, Where Art Thou?“ … eine gewohnt virtuose Inszenierung vermitteln fast so etwas wie eine Lehrstunde in Sachen Geschichtenerzählen in bewegten Bildern. Aber irgendwie ist es genau diese atemberaubende Perfektion, das absolut lückenlos korrespondierende Ineinandergreifen des gesamten filmsprachlichen Vokabulars, die eine Barriere schafft und auf Distanz hält. Das bewundernde Staunen über diesen in vielerlei Hinsicht sagenhaften Film konstituiert sich allein im Kopf des Zuschauers, sein Herz wird kaum angesprochen. Dabei ist „O Brother…“ ein zum Brüllen komischer Film. Erzählt wird eine freie Version von Homers Odyssee. …“ | https://www.spielfilm.de/filme/12274/o-brother-where-art-thou-eine-mississippi-odyssee/kritik

Martin Glauser (02.05.2016):“ … Eines der vielen schönen Dinge an „O Brother Where Art Thou?“ ist die Bluegrass-Musik. Das ist nicht die moderne Country-Sülze, sondern Musik wie ranzige Speckschwarten, gelbe Zähne und Filzbärte. …“ | https://www.cineman.ch/movie/2000/OBrotherWhereArtThou/review.html

San Andreas (Hamburg, 10. Februar 2010):“ … Gegen Ende erhascht der Zuschauer einen Blick auf eine Kuh auf einem schwimmenden Dach – ein Bild, dass man so oft nicht zu Gesicht bekommt. Ebenso wird niemand, der den Film gesehen hat, jemals „Dapper Dan“-Haarpomade vergessen, und den Unterwasser-Tanz Dutzender „Dapper Dan“-Döschen. …“ | https://www.umblaetterer.de/2010/02/10/o-brother-where-art-thou/

[Zwischen Lust und Melancholie #1… ]

„Among Fields of Crystal“ – 3:24
Piano and electric piano: Harold Budd
Other instruments, treatments: Brian Eno

The Plateaux of Mirror is a 1980 album by ambient musicians Harold Budd and Brian Eno. This is the second installment of Eno’s Ambient series which began in 1978 with Ambient 1: Music for Airports
–> https://en.wikipedia.org/wiki/Ambient_2:_The_Plateaux_of_Mirror

// “ „Das Vergnügen, sich selbst schlecht zu machen, übertrifft bei Weitem dasjenige, schlecht gemacht zu werden.“ E. M. Cioran (1973) … Freuds Denken hätte nicht so viel Erfolg gehabt, hätte es sich lediglich um eine Theorie psychischer Störungen gehandelt. Indem er das Pathologische analysierte, zielte Freud darauf ab, das Pathos bloßzulegen, aus dem wir alle bestehen. … Wir sollten nie vergessen, dass bei Freud das Psychische immer mit dem Außer-Psychischen getränkt ist, das Subjekt ist niemals rein. Freud sagt, dass das Ich nicht Herr im eigenen Haus ist, und damit verleiht er Rimbauds Verdikt Je est un Autre Körper. Tatsächlich ist das Haus des Ichs immer besetzt vom Nicht-Ich. Ein Teil ist das Über-Ich, der andere ist das Es. Es ist „das Fleisch“ – wie die Theologen es nannten – als sinnliches Begehren; und dieses Fleisch ist im Haus des Ichs vertreten durch Phantasien, Gefühle und Gedanken, die alle unpassend sind, weil Es ein aufdringlicher Fremder bleibt, ein unwillkommener Gast des Ichs. … Ich bin immer gleichzeitig von beiden bedingt – vom Gewissen jenseits meines Bewusstseins und von der ungebärdigen Unbewusstheit des Fleisches. Zum Glück kommandiert uns das Über-Ich nicht immer in unserem Haus herum, nicht jeder ist depressiv. Unsere Selbstachtung ist der Beweis dafür, dass das Über-Ich uns, wenigstens zeitweise, verschont. Wenn wir unserem Ich-Ideal gerecht werden, ruht das Über-Ich. Der Melancholische hingegen verliert seine Selbstachtung: Sein Über-Ich, der mitleidlose padre padrone, wütet in seinem eigenen Haus und zwingt ihn zu Boden. Aber warum wird der Melancholische vom eigenen Ideal verfolgt? Vielleicht ist das melancholische Subjekt auf sein eigenes Ideal neidisch? …“
Aus: „Freuds Annäherung an Trauer und Melancholie – und danach“ Benvenuto, Sergio., Psychotherapie-Wissenschaft [online], Jahrgang 1 Nummer 2 (7 Juni 2011) | Quelle: http://www.psychotherapie-wissenschaft.info/index.php/psy-wis/article/view/35/151

[The transformation from dream to film… ]

8 1/2
[Picture source: „8 1/2“ directed by Federico Fellini (1962)]

[…] However, it wasn’t the writings of Freud that he looked to for inspiration, but those of one of his contemporaries, Carl Gustav Jung. […] Fellini’s interest in Jung was crucial to the development of his signature filmmaking style. Apparently, when faced with the daunting task of creating a follow-up to La Dolce Vita, Fellini began studying Jung and realized a new creative potential that resulted in the production of 8 ½. To him, „dreams and fantasies represented a way of gaining access to an imaginative world of greater significance, otherwise known as the collective unconscious. The symbols and archetypes contained in the collective unconscious provided Fellini with a new vocabulary of imagery that could be used to appeal to viewers on an emotional, rather than simply visual level.
[…] When asked about inspiration, both personal and in general, Fellini provided the following response:
„What do we mean by inspiration? The capacity for making direct contact between your unconscious and your rational mind. When an artist is happy and spontaneous, he is successful because he reaches the unconscious and translates it with a minimum of interference. The transformation from dream to film takes place in the awakened conscious state, and it’s clear that consciousness involves intellectual presumption which detracts from creativity.
This paper will examine the psychoanalytical themes present in four of Fellini’s films“…

From: „Psychoanalysis & the Films of Federico Fellini“ by Mark Hayes (2005); pdf; 32 pages; Pace University]
Source: http://digitalcommons.pace.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1011&context=honorscollege_theses

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[…] „Auf der Suche nach einer geeigneten Methode, um die Bedeutung der verschiedenen Darstellungsformen in den Filmen Fellinis herauszufinden, fällt Jan Bergs medienübergreifende „Typologie der szenischen Darstellung“ ins Auge. Sein Begriff des „Schau-Ereignis“ thematisert nicht nur „traditionell der Kunstsphäre zugeordnete ästhetische Phänomene“, sondern bezieht auch „populäre Schaukünste“ mit ein. Dies scheint besonders geeignet für das Werk Fellinis, welches „the tumblers, the jugglers and the clowns“ in das italienische Nachkriegskino brachte.“

Aus: „Form und Bedeutung der innerfilmischen szenischen Attraktionen bei Federico Fellini“
Von Daniel Fritsch (Diplomarbeit – Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis – an der Universität Hildesheim; pdf; 99 Seiten; 2002) | Quelle: http://web1.bib.uni-hildesheim.de/edocs/2006/507665112/doc/507665112.pdf

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[…] „The main aspect of Fellini’s work relevant to this study is the fact that he emphasizes that the way we perceive our surrounding environment is composed of a variety of complex factors including all of our senses as well as our thought process and memory…“

From: „DREAM SPACE; A STUDY OF ARCHITECTURE IN FELLINI“
by Benjamin Toth (2001; pdf; 56 pages) | Quelle: http://thesis.haverford.edu/2/01/2001TothB.pdf