Schlagwort: Film

[Caligula (Stiefelchen)… ]

Caligula
[Malcolm McDowell in Caligula, USA/Italien 1979]

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[…] Da die antiken Quellen Caligula praktisch einhellig als wahnsinnigen Gewaltherrscher beschreiben und sich zahlreiche Skandalgeschichten um die Person des Kaisers ranken, ist er wie kaum eine zweite Herrscherpersönlichkeit der Antike zum Gegenstand belletristischer und populärwissenschaftlicher Bearbeitungen geworden. […] Die antiken Quellen bezeichnen die Herrschaft des Caligula bzw. die Person selbst häufig und praktisch einhellig als „wahnsinnig“. Fraglich ist jedoch, ob es sich bei dieser Bezeichnung regelmäßig um eine psychopathologische Kategorie im modernen Sinne handelt: Das vielleicht authentischste Zeugnis des Philon über seine Gesandtschaftreise schildert den Kaiser als arrogant und zynisch, jedoch nicht als psychotisch. Trotzdem finden sich bei demselben Autor erste Hinweise auf den Wahnsinn des Kaisers (Leg. 11(76); 13(93)). Seneca überliefert, hauptsächlich während seiner von Caligula mitverschuldeten Verbannung, Bilder grausamer Folterungen und Hinrichtungen des Kaisers, die ihn als Sadisten beschreiben (Sen. ira 3,18-19). Seneca definiert außerdem den Begriff des Wahnsinns als Entartung eines Tyrannen, ohne dabei Caligula namentlich zu erwähnen (Sen. clem. 1,25). Flavius Josephus gebraucht den Begriff des Wahnsinns zur Charakterisierung des Kaisers mehrere Male, jedoch ist nicht genau zu unterscheiden, ob er damit auf eine tatsächliche psychische Störung anspielt oder eher die Willkürhandlungen des Kaisers pejorativ bezeichnet.[21] Sueton, der in der Tradition antiker Biographie steht, den Charakter einer Person aus ihrer Herrschaft zu konstruieren, schildert Caligula ein halbes Jahrhundert später explizit als geisteskrank, indem er seine Darstellung mit pathologischen Auffälligkeiten Caligulas verbindet.[22] Spätere Quellen argumentieren ähnlich (Cassius Dio; Eutropius, Breviarium ab urbe condita 7,12).

Die für künstlerische Bearbeitungen des Tyrannen-Stoffes wegweisende Theorie des Cäsarenwahnsinns ist erstmalig in einem 1894 erschienenen Essay von Ludwig Quidde dargelegt: Caligula sei im Verlauf seiner Herrschaft größenwahnsinnig und geisteskrank geworden, was ein Resultat der praktisch inzestuösen Familienpolitik der julisch-claudischen Kaiserfamilie sei. Obwohl auch antike Autoren von einer Degenerierung sprechen, ist ihnen eine genetische Ursache völlig unbekannt: Die römische Gesellschaft berief sich auf das Konzept des mos maiorum (der Sitten der Vorfahren), das die Verdienste einer angesehenen Ahnenreihe automatisch auf Nachgeborene übertrug. Quidde ließ sich also vom naturwissenschaftlichen Fortschritt und nicht zuletzt vom darwinistischen Ansatz seiner Zeit inspirieren. Der Essay war außerdem als indirekte Kritik an Wilhelm II. gedacht. …

Aus: „Caligula“ (29. Mai 2009)
=> http://de.wikipedia.org/wiki/Caligula

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Caligula (dt. Untertitel: Aufstieg und Fall eines Tyrannen)
ist ein Film aus dem Jahre 1979:

[…] Die Premieren-Kino-Lauflänge von angeblich 210 Minuten wurde später für einige Länder mehr als halbiert, um eine Altersfreigabe ab 18 Jahren zu ermöglichen. Da diese Kürzungen durch die jeweiligen Filmverleiher ohne Rücksprache mit dem Regisseur vorgenommen wurden, und es obendrein mehr als ein Dutzend Schnittfassungen gibt, ist nicht mehr klar erkennbar, ob Brass ursprünglich ausschließlich eine Beschreibung des römischen Sittenlebens plante. Ein Indiz hierfür mag jedoch die renommierte Darstellerriege sein – Mimen von Weltrang wie Malcolm McDowell, Peter O’Toole, John Gielgud und Helen Mirren. In der jetzigen Version (in Deutschland auf von der FSK nicht geprüften und indizierten PAL-Videos ca. 142 Minuten lang) liegt das Schwergewicht jedenfalls auf einer Aneinanderreihung von Sex-, Gewalt- und Sadismusszenen und der bis dato arg umstritten gebliebene Streifen wird nicht selten sogar als richtiger Pornofilm bewertet, obgleich sowohl die juristisch geprüfte und indizierte VHS-Kassette als auch die ebenfalls indizierte DVD um einige Sex- und Gewaltszenen entschärft wurden. Die Schnitte waren notwendig geworden, weil die Juristenkommission der SPIO in der ungeschnittenen Veröffentlichung (sie entspricht der ungeprüften Constantin-Fassung) eine strafrechtliche Relevanz festgestellt hatte. … […] Caligula stieß weltweit auf harsche Kritik, sowohl von Filmkritikern als auch von Zuschauern. Oft wurde dem Film vorgeworfen, ein pornografisches und spekulatives Machwerk zu sein. Dieser Meinung schloss sich auch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien an, die den Film, wie weiter oben bereits erwähnt, indizierte. Der amerikanische Filmkritiker Roger Ebert bezeichnete den Film als schamlosen Müll und setzte ihn auf die Liste der von ihm meistgehassten Filme. Andere Kritiker äußerten sich ähnlich.

Die mitwirkenden Schauspieler Malcolm McDowell und Peter O’Toole distanzierten sich schon bald nach Veröffentlichung von dem Film. McDowell führte später sein Mitwirken auf sein damaliges Drogen- und Alkoholproblem zurück. …

Aus: „Caligula (Film)“ (29. November 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Caligula_(Film)

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Kontext #1
Film, Zensur und Tabu… (Notizen)
subfrequenz.net/forum/index.php/topic,222.0.html

Kontext #2
Gewalt + Persönlichkeitsstörungen… (Notizen)
http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,214.0.html

Kontext #3
Spurensuche und innere Abgründe… (Notizen)
http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,223.0.html

Kontext #4
Porn Studies… (affektive Involvierung)
subfrequenz.net/forum/index.php/topic,451.0.html

Kontext #5
Aspekte von Macht… (Notizen)
http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,100.0.html