Schlagwort: Echo Continental

[Zeit im Bild #42 … ]

[Der Reifenhersteller Conti leistete sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine besonders anspruchsvolle Hausmitteilung. Für seine Werkszeitschrift „Echo Continental“ heuerte er namhafte Künstler und junge Talente an – und Erich Maria Remarque als Werbetexter.] | Quelle: https://www.spiegel.de/geschichte/fruehe-werbung-a-948416.html (Fred Bergmann, 04.09.2009)

“ … Im März 1928 bekam [Erich Maria Remarque] vom S. Fischer Verlag eine Ablehnung für die eingereichten Entwürfe Im Westen nichts Neues [https://de.wikipedia.org/wiki/Im_Westen_nichts_Neues], aber im August ein Bestätigungsschreiben und den Vertrag für die Veröffentlichung vom Ullstein Verlag. Am 10. November begann der Vorabdruck in der Vossische Zeitung, und am 15. November 1928 erhielt Remarque seine fristlose Kündigung vom Hugenberg-Konzern. … Nationalsozialistische Schlägertrupps im Auftrag des Gauleiters Joseph Goebbels verhinderten die deutsche Uraufführung des oscargekrönten Hollywood-Antikriegsfilms Im Westen nichts Neues am 4. Dezember 1930 in Berlin. Aus dem gesamten Reichsgebiet wurden Störaktionen gemeldet, so dass der Film schließlich am 11. Dezember durch die deutsche Filmprüfstelle verboten wurde. Ab Frühsommer 1931 durfte der Film „für bestimmte Personenkreise und in geschlossenen Veranstaltungen“ gekürzt wieder gezeigt werden, einige Monate später wurde er noch stärker gekürzt wieder allgemein freigegeben. Die Produktionsfirma musste sich überdies verpflichten, „zukünftig auch im Ausland nur noch diese von den deutschen Zensurbehörden genehmigte Fassung zu zeigen“. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde Im Westen nichts Neues endgültig verboten. …“ | https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Maria_Remarque (September 2020)

Manfred Orlick (26.09.2020): “ … Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden Remarques Romane verboten und im Mai 1933 als „literarischer Verrat am Soldaten des Ersten Weltkriegs“ den Flammen der Bücherverbrennung übergeben. … am 18. August 1943 steht die Gestapo vor ihrer Tür. Elfriede soll einer Kundin gegenüber wehrkraftzersetzende Äußerungen gemacht haben (u.a. „sie glaube nicht mehr an den Endsieg“ oder „der Führer habe die gefallenen Soldaten auf dem Gewissen“). Es folgen wochenlange Verhöre. Obwohl es keine eindeutigen Beweise für die Anschuldigungen gibt, verhängt der Volksgerichtshof unter Vorsitz des berüchtigten Roland Freisler („Ihr Bruder ist uns leider entwischt – Sie aber werden uns nicht entwischen“) am 29. Oktober die Todesstrafe und dauernden Ehrverlust. Zwei Gnadengesuche werden zurückgewiesen und Elfriede Scholz wird am 16. Dezember 1943 durch das Fallbeil hingerichtet.
Ihr Bruder Erich lebt zu dieser Zeit in New York, dank seiner Tantiemen als Emigrant der Luxusklasse. Erst im Juni 1946 erfährt er von dem Schicksal seiner Schwester. …“ | https://literaturkritik.de/ein-vielgelesener-chronist-deutschen-geschichte-20-jahrhunderts-neuerscheinungen-50-todestag-erich-maria-remarque,27208.html

Wilhelm v. Sternburg (24.09.2020): “ … Remarque selbst erlebte den Untergang der „Welt von Gestern“ in Vernichtungskriegen, barbarischen Diktaturen und der Ermordung des europäischen Judentums. Ideologie und Hass überwältigten die Vernunft. Auch wenn Remarque bis in die 1940er Jahre hinein immer wieder betonte, seine Bücher sollten „weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein“ – so in der berühmten Vorbemerkung von „Im Westen nichts Neues“ -, blieb er ein hochpolitischer Autor. Er schrieb Zeitromane. Seine Figuren erleben das sinnlose Sterben an den Fronten („Im Westen nichts Neues“), den dramatischen Überlebenskampf in den Jahren der Weimarer Republik („Der Weg zurück“, „Der schwarze Obelisk“), das Schicksal im erzwungenen Exil („Liebe Deinen Nächsten“, „Arc de Triomphe“), die Grausamkeiten der KZ-Schergen („Der Funke Leben“), die Verbrechen der deutschen Wehrmacht in Russland („Zeit zu leben und Zeit zu sterben“). Remarque schrieb über die Wirklichkeit in den Konzentrationslagern, als die deutsche Nachkriegsgesellschaft sich noch mit großem Selbstmitleid ahnungslos gab, und er erzählte 40 Jahre vor der Eröffnung der Wehrmachtsausstellung in Hamburg von den Mordaktionen deutscher Soldaten an der russischen Zivilbevölkerung.
Remarques Pazifismus und sein humanistisches Bekenntnis geben seinem Werk angesichts der weltweiten Rückkehr von Krieg, Massenflucht und politischer Radikalisierung eine immense Aktualität. … Und in einem Brief an einen Jugendfreund aus dem Jahr 1957 bekennt er: „Ich habe gestern mein Lebens-Credo auf drei Worte zusammengestellt: Unabhängigkeit – Toleranz u. Humor.“ … Auch das machte ihn zu einem Mann der Moderne: Seit seinen frühen Osnabrücker Tagen, spätestens aber seit seinen Kriegserlebnissen an der Westfront des Ersten Weltkriegs blieb er ein Suchender und angesichts der Katastrophen, die zu sehen er sich nicht verweigerte, ein pessimistischer Humanist. …“ | https://www.fr.de/kultur/literatur/remarque-mein-lebens-credo-in-drei-worten-unabhaengigkeit-toleranz-humor-90052534.html