Schlagwort: DIE ZEIT

[Zeit im Bild #49 … ]

“ … Eine demokratische Öffentlichkeit herzustellen, war im Nachkriegsdeutschland ein gewagtes Unterfangen. Gerade erst der Hitlerdiktatur entwachsen, hatte die Bundesrepublik mit vielfachen Belastungen zu kämpfen: mit der Beharrungskraft obrigkeitsstaatlicher Mentalitäten und nationalsozialistischer Eliten, mit dem provisorischen Charakter des eigenen Staates und dem Krisengefühl der Zeitgenossen. Unter diesen Bedingungen brauchten Massenmedien und Medienpolitik Jahrzehnte, um sich der Demokratie anzupassen. Die Besatzer scheiterten mit dem Versuch, kritische Öffentlichkeit von oben zu verordnen. Erst mit Verzögerung, seit Ende der 50er Jahre, gelang die Überwindung autoritärer Traditionen. Neben der allmählich einsinkenden Erfahrung politischer und wirtschaftlicher Stabilität trieb dabei vor allem der Generationswechsel im Journalismus den Wandel voran. …“ | Zu: Christina von Hodenberg: Konsens und Krise – Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit 1945-1973 | Wallstein Verlag, Göttingen 2006
ISBN 9783835300293 | https://www.perlentaucher.de/buch/christina-von-hodenberg/konsens-und-krise.html

Frank Werner (5. Mai 2021): “ … Gegen die Politik der Wiedergutmachung ritt die ZEIT zu Beginn der Fünfziger wütende Attacken; jüdische Emigranten, die sich um Rückerstattung ihres Vermögens bemühten, wurden verdächtigt, sich am „Volkseigentum“ bereichern zu wollen. Einen jüdischen Rückkehrer traf der Zorn des Chefredakteurs in besonderer Weise: Robert Kempner. Der Hauptankläger im Nürnberger Wilhelmstraßen-Prozess zog Ernst von Weizsäcker zur Rechenschaft, den ehemaligen Staatssekretär im Auswärtigen Amt, der bei der ZEIT vehemente Fürsprecher fand. Weizsäcker galt den Rechtsnationalen als Symbolfigur der zu Unrecht beschuldigten deutschen Machteliten. … Vehement kritisierte die ZEIT die alliierten Kriegsverbrecherprozesse. Auch Marion Gräfin Dönhoff plädierte für eine Amnestie. … Im ersten Nachkriegsjahrzehnt profilierte die ZEIT sich nahezu einstimmig als Bollwerk gegen die Besatzungsmächte, stand weit rechts von der Adenauer-CDU und noch nicht auf dem Boden liberal-demokratischer Grundsätze. … Vergangenheitspolitisch durchlebte also auch die ZEIT „lange Fünfzigerjahre“ [Als „lange fünfziger Jahre“ (Abelshauser 1987) bezeichnet der Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser die Periode der späten Nachkriegszeit bis Mitte der 1960er Jahre in der BRD …]. Bei der Liberalisierung der politischen Kultur in Deutschland war sie, wie die Historikerin Christina von Hodenberg schreibt, nicht Schrittmacher, sondern Nachhut. … “ | https://www.zeit.de/2021/19/marion-graefin-doenhoff-die-zeit-nuernberger-prozesse-journalismus-nachkriegszeit/komplettansicht

Odysseus51 #50: “ … Eine sehr aufschlussreiche und auch überraschende zeitungsgeschichtliche Rückschau. …“

Sonneundmond #9: “ … Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel über die (unrühmlichen) Anfänge der ZEIT. Interessant auch, weil sie ein Teil des gesellschaftlichen Klimas damals gut wiedererleben lassen. …“

wulewuu #56: “ … Seit 1962 im Alter von 15 Jahren las ich regelmäßig DIE ZEIT und so auch die Leitartikel von Gräfin Dönhoff. Da war selbst mir von Beginn an klar, dass hier immer auch der Geist des stockkonservativen preußischen Landadels sprach, welcher mit einer liberalen Demokratie recht wenig anzufangen wusste. … Gottseidank gab es auch damals andere Stimmen …“

[DIE ZEIT angesichts der drastischen Aufnahmen… ]

DIE ZEIT, Jochen Bittner | Andrea Böhm (30.10.2011):
Dieser Krieg war gerecht – Eine Bilanz der Intervention in Libyen
… Die erste Militäraktion gegen ein Regime im Namen der Schutzverantwortung ist zu Ende. Unterm Strich war sie erfolgreich. …“

ikonaut
30.10.2011 um 19:37 Uhr
… diese überschrift manifestiert die menschenverachtende überheblichkeit des „westens“ […] niemals können anonymisierte tötungen zahlloser unschuldiger aus fliegenden hightechmaschinen gerecht sein. …

Gekürzt. Bitte verzichten Sie bei Kritik am Autor auf Beleidigungen und Unterstellungen. Danke, die Redaktion/jz

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talwer
Mr.T
30.10.2011 um 20:19 Uhr
Entmenschlichter Surrealismus
Es widerstrebt mir tatsächlich dieses Pamphlet überhaupt zu kommentieren. Jedoch kann man diese Zurschaustellung eines entmenschlichten Journalismus nicht so stehen lassen. Dieser schockierend naiv-surrealen Darstellung ist wahrscheinlich nur mit schockierenden Realitäten zu begegnen:

Ich warne, es sind extrem schockierende Aufnahmen von den unschuldigen jüngsten Opfern dieses Kolonialkrieges, aber vielleicht kann man nur so verwirrtes Gedankengut ordnen:

[LINK ZENSIERT]

Gekürzt. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir angesichts der drastischen Aufnahmen nicht auf dieses Video verlinken möchten. Danke, die Redaktion/jz

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VertigoEchos
30.10.2011 um 21:05 Uhr
R E A L
@Redaktion: Die Realität kann schockierend sein. Das Massaker aber als gerecht zu betiteln ist noch schockierender.

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VertigoEchos
30.10.2011 um 20:51 Uhr
… mit welch zynischer Arroganz hier argumentiert wird, ist nicht mehr tragbar. … Viele Medien wagen sich nun neu an das Thema Libyen. Der Spiegel und die Welt berichten über Gräueltaten der Rebellen, die Einführung der Scharia durch Dschalili und … so manches was bisher unter Verschluss gehalten wurde. Die Rückkehr zur Vielehe und die Entrechtung der Frauen mag Frau Böhm nicht zu kommentieren. Sicherlich wäre sie auch nicht bereit unter diesem Regime zu leben.

Kritik von Menschenrechtlern
Libysche Milizen terrorisieren Gaddafi-Anhänger (30.10.2011)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,794879,00.html

Das befreite Libyen ist mit Gott und sich allein (30.10.2011)
http://www.welt.de/politik/ausland/article13688509/Das-befreite-Libyen-ist-mit-Gott-und-sich-allein.html

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VertigoEchos
30.10.2011 um 20:57 Uhr

… der Artikel ist pietätlos und verachtenswert. Leider steht er unwidersprochen in der Printausgabe der Zeit.

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lusus.ingenii
31.10.2011 um 3:21 Uhr

Kein Krieg ist gerecht!

Wer noch glaubt, dass dieser Krieg gerecht war, der sollte sich mal die nachfolgenden Bilder aus Sirte ansehen. So sieht kein gerechter Krieg aus. Diese Stadt wurde bewusst zerstört und die Nato war dabei Erfüllungsgehilfe. Was ist mit den Menschen passiert die in Sirte wohnten? Die Einwohnerzahl bewegt sich bei etwas über 135.000 Menschen. Wo sind diese Menschen geblieben und was haben sie zu berichten? Wo sind die kritischen Journalisten die Fragen stellen?

http://i.dailymail.co.uk/i/pix/2011/10/14/article-2049108-0E5CF30E00000578-204_964x618.jpg

http://previous.presstv.ir/photo/20111029/gholami20111029162030530.jpg

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cafedelsur
31.10.2011 um 5:19 Uhr
Dieser Krieg war gerechtfertigt

Dieser Krieg war, wenn schon nicht gerecht, so doch gerechtfertigt, zumindest aus Sicht westlicher Korporationen (und der ihnen willfährigen Politiker). Ihnen eröffnen sich jetzt im reichsten Land Afrikas mit seiner zerstörten Infrastruktur hervorragende Möglichkeiten zum schnellen Profit.

„Western security, construction and infrastructure companies that see profit-making opportunities receding in Iraq and Afghanistan have turned their sights on Libya, now free of four decades of dictatorship. Entrepreneurs are abuzz about the business potential of a country with huge needs and the oil to pay for them, plus the competitive advantage of Libyan gratitude toward the United States and its NATO partners.” (New York Times)

Western Companies See Prospects for Business in Libya
By SCOTT SHANE, Published: October 28, 2011
http://www.nytimes.com/2011/10/29/world/africa/western-companies-see-libya-as-ripe-at-last-for-business.html

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ljamschin
31.10.2011 um 10:32 Uhr

Unverbrämter Kampfjournalismus
Ist es möglich, dass Holtzbrinck transatlantisch remote controlled wird?
Die Personalstruktur des Hauses legt das ja nahe.

Eine Überschrift, die derart apodiktisch das Ergebnis langwieriger historischer Forschung vorwegnimmt, sollte stilgetreu von jener markanten Passage aus Liszts Les Preludes umrahmt werden!

Zu: „Dieser Krieg war gerecht“ Von Jochen Bittner | Andrea Böhm (30.10.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/44/Libyen-Intervention

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Hintergrundrauschen:

“ … Mit seinen Ölvorkommen ist der Maghrebstaat auf dem afrikanischen Kontinent im Human Development Index führend[8] und weist mit Bulgarien, Brasilien oder Russland vergleichbare Werte auf,[9] gehörte jedoch zu den Ländern mit der meistverbreiteten Korruption.[10] Die Organisation Reporter ohne Grenzen listete Libyen in ihrer Rangliste der Pressefreiheit im Jahr 2010 auf dem 160. von 178 Plätzen.[11] Willkürliche Verhaftungen, Misshandlungen und Folterungen von Oppositionellen waren an der Tagesordnung.[12] … “

Aus: „Bürgerkrieg in Libyen“ (29. Oktober 2011)
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Libyen | http://de.wikipedia.org/wiki/Libyen

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Chronik des Bürgerkriegs in Libyen
http://de.wikipedia.org/wiki/Chronik_des_B%C3%BCrgerkriegs_in_Libyen

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Internationaler Militäreinsatz in Libyen 2011
http://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Milit%C3%A4reinsatz_in_Libyen_2011

[Billige Schminke auf einem toten Gesicht… ]

Jan Ross [Redakteur Politik DIE ZEIT], 6.10.2011:
“ …. Der Afghanistankrieg war kein Fehler, er war richtig. … Der Afghanistankrieg ist vielleicht (durch die Art, wie er geführt wurde), falsch geworden. Aber von Anfang an falsch gewesen ist er nicht. … “
http://www.zeit.de/2011/41/Afghanistan

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* Andreas_Albrecht
* 06.10.2011 um 21:20 Uhr
Dieser Artikel schießt den Vogel ab. Da vertritt der Autor im Vorspann eine klare und provozierende Meinung(„Der Krieg war richtig“) und ich denke: ok, starker Tobak da bin ich mal gespannt, fang an zu lesen und dann kommt – nichts. Kein einziges Argument, nicht einmal eine Begründung der Meinung, nur leeres, teilweise unverständliches Geschwafel und pure Behauptungen wie diese: „(…) In Wirklichkeit hätten weder die Amerikaner den Krieg einfach vermeiden noch die Europäer sich heraushalten können (..)“. Umd warum nicht? Keine Antwort.
Oder diese: “ (…) Es gibt aber noch eine andere Art Ignoranz, eine pazifistische Totalverdammung, die sich um die konkreten Menschen und ihr Schicksal kaum mehr schert.“ Ach so ist das. Militärische Gewalt ist eigentlich ein Akt der Meschlichkeit und mit Bomben und Drohnen zeigt man wahres Interesse an „konkreten Menschen“. Wie aufmerksam! …

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* DieWelle
* 06.10.2011 um 20:24 Uhr
… billige Schminke auf einem toten Gesicht!

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* Timo K
* 06.10.2011 um 22:35 Uhr
Natürlich war der Krieg richtig.
Aber haben Sie, Jan Ross, doch bitte den Schneid uns wirklich zu sagen, warum der Krieg richtig war. Wegen der Rohstoffe in Afghanistan. … Krieg wird aus einem Grund geführt, und der ist auch voll und ganz ok – wenn man so eine mittelalterliche Gesellschaft sein will, wie wir es wohl in unserem Bündnis mit den USA sind, aber geführt wird er immer mit dem Ziel, Gebiete bzw. die dort vorhandenen Rohstoffe zu erobern.

Man kann natürlich noch eine andere Art Krieg führen, das ist der Kampf gegen den inneren Schweinehund, den Mittelaltertypen in uns.
Dann erfindet man sich entweder ein paar schöne Scheingründe (die ja sogar teilweise als Nebeneffekt eintreffen, Sie argumentieren ja genau damit) für den Krieg, oder ist zumindest so ehrlich und lässt direkt die Sau raus und sagt was an Edelmetallen grad so Sache ist.

Wer hier das Land verrät, und unter welch lächerlichem Deckmäntelchen …
Verrückte Welt

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* Coolie
* 06.10.2011 um 22:56 Uhr
In einem Krieg stirbt zuerst die Wahrheit, daher ist es reine Spekulation darüber entscheiden zu wollen, ob es richtig oder falsch war, in Afghanistan einzumarschieren. Die „Wahrheiten“ für diesen „robusten Einsatz“ kann der Autor bei denjenigen erfragen, die politisch und materiell profitiert haben.

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* Timo K
* 06.10.2011 um 23:57 Uhr
Zensur, warum?
Entfernt. Anmerkungen zur Moderation senden Sie gern an community@zeit.de Danke, die Redaktion/mk

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* superguppi
* 07.10.2011 um 8:46 Uhr
Da will wohl einer Karriere machen
Der Chef-Bellizist soll wohl gehen.

[…] Die wahren Kosten des Kriegs
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Die-wahren-Kosten-des-Kriegs/story/20403896

«225’000 Tote – vier Billionen Dollar»: Das ist die Kurzformel einer Berechnung der menschlichen und ökonomischen Kosten der Kriege, mit denen die USA seit Oktober 2001 den Terrorismus bekämpfen. Die Zahlen stammen von der Brown-Universität in Rhode Island, die ihr Wissen über die Kriegskosten auf der eigens dafür erstellten Webseite The Costs of War präsentiert. Untersucht wurden insbesondere die Kriege in Afghanistan und im Irak.

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* gelesen.ueberflogen
* 07.10.2011 um 9:56 Uhr

Zum ersten Weltkrieg wurden Pazifisten inhaftiert, mundtot gemacht mit Publikationsverboten. Heute verkehrt man einfach die Tatsache, dass Krieg dasjenige Mittel ist, welches Kriegsofper produziert und zwar willentlich (denn, dass weiß man einfach). Stellen Sie sich ihrer Verantwortung: jeder Kriegsbefürworter ist ein Befürworter von Opfern von Kriegen. …

Quelle: http://www.zeit.de/2011/41/Afghanistan?commentstart#comments