Kategorie: Gedanken.Memo

[Schallwellen und Empfindungsapparat… ]

Übermittlungen durch Schallwellen. Ferngesteuerte Empfindsamkeit oder Gefühlsduselei? – Ein Fluch oder ein Mysterium?

Was es genau ist, weiß ich nicht zu sagen. Es ist wohl von Person zu Person individuell kodiert. Das Hören. Manchmal passiert gar nichts. Wie Nebenbeigedudel im Supermarkt.

Doch es gibt diese Ausnahmen, diese Momente – selten passiert es: bestimmte Schallwellen/Musikstücke fahren mir so nachdrücklich in den Empfindungsapparat, das es mir kaum möglich ist mich der zusätzlichen Ansammlung von Tränenflüssigkeit zu erwehren.

Das lässt mich im Grunde ratlos zurück.

[Bemerkung 6.53… ]

[…] “ … In einem wahrscheinlich Mitte Oktober 1919 geschriebenen Brief an Ludwig von Ficker sagt Wittgenstein: „Die Arbeit ist streng philosophisch und zugleich literarisch, es wird aber doch nicht darin geschwefelt.“ …

… [Tractatus, 6.53] „Die richtige Methode der Philosophie wäre eigentlich die: Nichts zu sagen, als was sich sagen läßt, also Sätze der Naturwissenschaft – also etwas, was mit Philosophie nichts zu tun hat -, und dann immer, wenn ein anderer etwas Metaphysisches sagen wollte, ihm nachzuweisen, daß er gewissen Zeichen in seinen Sätzen keine Bedeutung gegeben hat. diese Methode wäre für den anderen unbefriedigend – er hätte nicht das Gefühl, daß wir ihn Philosophie lehrten – aber sie wäre die einzig streng richtige.“ …

Dabei macht die Bemerkung 6.53 schlagend deutlich, daß Wittgenstein nicht daran denkt, sich an die von ihm selbst für richtig erkannte Methode der Philosophie zu halten. Denn der Tractatus besteht keineswegs aus Sätzen der Naturwissenschft … . Es wäre aber ein kurzsichtiges Missverständnis, wollte man Wittgenstein die Absicht unterstellen, die Philosophie solle überhaupt abgeschaft werden.“ …

Aus: „Wittgenstein – Eine Einführung“ von Joachim Schulte
S.59, 62 (Reclam Universal-Bibliothek, 1989)

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Das Buch [Philosophischen Untersuchungen] richtet sich gegen die Philosophie der idealen Sprache, die neben Bertrand Russell und Rudolf Carnap vor allem Wittgenstein selbst noch im Tractatus vertreten hatte.
… „Unsere Sprache kann man ansehen als eine alte Stadt: Ein Gewinkel von Gässchen und Plätzen, alten und neuen Häusern, und Häusern mit Zubauten aus verschiedenen Zeiten; und dies umgeben von einer Menge neuer Vororte mit geraden und regelmäßigen Straßen und mit einförmigen Häusern.“ (Philosophische Untersuchungen 18)

Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Philosophische_Untersuchungen (14. Februar 2010)

[Regelmäßig überrascht… ]

Wenn beim Aufsuchen der vielstimmigen inneren Meinungen nicht Milde im Umgang mit der Welt aufkommen will, so liegt es wohl an der aufbrausenden Debatte im Parlament der Seele. Regelmäßig bin ich überrascht und umgehauen, ob all der Dinge die existieren. Es ist schon etwas wahres daran, dass die Gedanken kommen wenn SIE es wollen. Aber ob sie sich in den entsprechenden Gehirnwindungen nur mit Mühe und Not für eine kurze Weile festkrallen können, oder sich dort zuhause fühlen – das haben sie aber womöglich nicht allein in der Hand. Die Gehirnlandschaften sind jedem Menschen eigentümlich gegeben – und die Landschaft verändert sich mit jedem Erlebnis auf’s neue. Zeit lagert sich ab. Die Augen sehen das gleiche anders. Morgens um 4:00 blicke ich durch das Schaufenster von einem bereits geschlossenen Schnellimbiss. Dort sitzt eine Frau müde und zusammengesunken auf einem Stuhl. Raucht nach einer anstrengenden Arbeitsnacht eine Zigarette. Bewegungslos stützt sie ihren Kopf auf die linke Hand und schaut mit der Zigarette in der rechten durch den Fußboden, ganz durch den Erdball hindurch.

[Ontologisierung + Identitätspolitik… ]

“ … Als Identitätspolitik von dominanten Gruppen bezeichnet man Vorstellungen zur Gestaltung der gesellschaftlichen und staatlichen Verhältnisse, die die Subjekte dadurch bindet, dass sie sie auf die Verwirklichung einer „im Wesen liegenden“ Norm verpflichtet. Als Normen in diesem Zusammenhang können z.B. gelten Frau-sein, Deutsch-sein, Weiß-sein etc. Dieser Festschreibung auf etwas konstruiert Wesentliches, also der so genannten „Ontologisierung„, von bestimmten Eigenschaften sozialen Ursprungs, führt für Kritiker in letzter Konsequenz zu ausgrenzenden totalitären und Weltanschauungen und Handlungskonzepten. Demgegenüber versucht die Identitätspolitik der dominierten Gruppen zu einem „Wir-Gefühl“ zu finden, um emanzipatorische Forderungen zu entwickeln und durchzusetzen. Es geht in den dominierten Gruppen darum, sich selber zu repräsentieren und den von außen auferlegten Zuschreibungen eine Selbstdefinition entgegenzusetzen. Dies schließt gegebenenfalls eine Politik der Separation mit ein. Ein Konzept von Identitätspolitik ist die „Positive Diskriminierung“ oder auch „affirmative action“. Identitätspolitik in diesem Sinne fordert nicht nur Anerkennung für die dominierten Gruppen, sondern auch Bildungszugänge, soziale Mobilität, etc.. Auch die Standpunkt-Theorie basiert auf Identitätspolitik, da sie behauptet, dass die Gewinnung von Erkenntnis sozial situiert sei, dass die dominierte Gruppe ein besserer Ort zur Erkenntnisgewinnung / -produktion sei. …“
Aus: „Identität“ (06/2006) | Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Identit%C3%A4t]

[Vomit-Action (Otmar Bauer, 1969)… ]

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Otmar Bauer Zeigt Vomit-Action, 1969

http://www.ubu.com/film/vienna_actionists.html // [UbuWeb is a completely independent resource dedicated to all strains of the avant-garde, ethnopoetics, and outsider arts.]

Otmar Bauer, „Verlegenheitskünstler, Aktionist und Mitbegründer der Kommune Friedrichshof“ liest aus seinen neu erschienenen autobiographischen Notizen … „die Voraussetzung für eine selbstständige Entwicklung sahen wir in der freiheit keinen Beruf zu wählen, keine Rolle, auch nicht die des Künstlers anzunehmen – frei sein von Beziehungen, keine Eifersucht mehr, und die Kinder sollen selbstständig aufwachsen.“ – „wie konnte das passieren?, fragen die Leute, wenn ich über den gescheiterten Kommuneversuch berichte, es war weniger als ein Kommuneversuch, wir haben Mühl die Hergottsrolle aufgedrängt.“ Otmar bauer nimmt in „1968“ zu den Themen Studentenbewegung in Wien, Underground, Wiener Aktionismus, Kommune Friedrichshof und anderem mehr Stellung. …“ | Anmerkungen zu „1968 – autobiografische Notizen“ (Otmar Bauer, 2004) | Teilweise aus: http://www.konfrontationen.at/29.5.2004/ob.html

Hintergrundrauschen // … Die Aktionsanalytische Organisation (AAO), auch als AA-Kommune, Muehl-Kommune oder Friedrichshof-Gruppen bezeichnet, war eine etwa 1970 aus einer Wohngemeinschaft entstandene Kommune, die von dem Aktionskünstler Otto Muehl gegründet wurde. … http://de.wikipedia.org/wiki/Aktionsanalytische_Organisation

// „Kurze Geschichte der Kommune Friedrichshof – Versuch eines Überblicks“
Im Jahr 1970, gründete der damals 45-jährige Künstler Otto Muehl eine Kommune und nahm etwa ein Dutzend junger Menschen in seine Wohnung in der Praterstraße auf. … | http://www.friedrichshof.at/z/File/Kurze-Geschichte-der-Kommune-Friedrichshof.pdf

// http://www.archivesmuehl.org/bio.html | http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Muehl

// “ … Otto Mühl, der Zampano vom Friedrichshof, ein Vorläufer der Dieter Bohlens und Heidi Klums? Es sieht ganz so aus. Wie bitter die Dialektik von Befreiung und Zwang ist, beginnt man gerade erst zu ahnen. …“ Aus: „Die Tage der Kommune“ (Cristina Nord, 24.10.2013) | http://www.taz.de/!126068/

[Der Kampfplatz dieser endlosen Streitigkeiten… ]

“ … Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann; denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.

In diese Verlegenheit gerät sie ohne ihre Schuld. Sie fängt von Grundsätzen an, deren Gebrauch im Laufe der Erfahrung unvermeidlich und zugleich durch diese hinreichend bewährt ist. Mit diesem steigt sie (wie es auch ihre Natur mit sich bringt) immer höher, zu entfernteren Bedingungen. Da sie aber gewahr wird, daß auf diese Art ihr Geschäft jederzeit unvollendet bleiben müsse, weil die Fragen niemals aufhören, so sieht sie sich genötigt, zu Grundsätzen ihre Zuflucht zu nehmen, die allen möglichen Erfahrungsgebrauch überschreiten und gleichwohl so unverdächtig scheinen, daß auch die gemeine Menschenvernunft damit im Einverständnisse steht. Dadurch aber stürzt sie sich in Dunkelheit und Widersprüche, aus welchen sie zwar abnehmen kann, daß irgendwo verborgene Irrtümer zum Grunde liegen müssen, die sie aber nicht entdecken kann, weil die Grundsätze, deren die sich bedient, da sie über die Grenze aller Erfahrung hinausgehen, keinen Probierstein der Erfahrung mehr anerkennen. Der Kampfplatz dieser endlosen Streitigkeiten heißt nun Metaphysik.

…“ | Aus: „Kritik der reinen Vernunft“ (1st Edition) by Immanuel Kant (German; Erste Fassung 1781) / Quelle: —> 8ikc110.txt“ rel=“noopener“ target=“_blank“>http://www.gutenberg.org/dirs/etext04/8ikc110.txt“>8ikc110.txt

[Zur Verwertungszentrifuge… ]

[…] Weil romantische Grenzen zwischen Kunst und Kommerz, Sponsoring und Korruption, Ware und Werbung, redaktionellem und Anzeigenteil unter unseren Augen verschwinden? […] Beim jetzt erreichten Tempo der Verwertungszentrifuge nach „Entschleunigung“ oder „Kontrolle“ zu rufen, wäre ein ebenso hilfloser Ausdruck „linker Melancholie“ (Walter Benjamin) wie das Gefasel von der „Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft“ aus dem Munde deutscher Sozialdemokraten. Solche Leute kritisieren den Kapitalismus und kommen im Kino erst zum Hauptfilm. Damit sie bloß verpassen zu sehen, wie neue Körperbilder und Warenästhetiken generiert und in Umlauf gebracht werden.
Aus: ‚Strategien des Product Placement im Pop‘
Von KLAUS WALTER (fr-aktuell.de, 04.05.2005)

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[…] „wie eben diese Wünsche in der Distributionssphäre vermittels Warenästhetik oder als Abziehbild der Reklame den Produzenten an die Wunschverdrängung erinnern, also zum Kauf, zur Triebbefriedigung anreizen, […] wie der Produzent als Konsument sich doch wieder nur den Verlust seiner selbst, den Akt der Es-Verstümmelung [Freud], das Ergebnis seiner materiellen Produktion einverleibt. Ihm ist der Selbstverlust Bedingung seiner Existenz“ [….]
Über das Buch: ‚Neurose und Klassenkampf‘ (von Michael Schneider)
Quelle: http://www.schneider-michael-schriftsteller.de/Sachbuecher4.htm

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„Viele Verbraucher verwenden Konsumgüter für ihre Identitätsbildung und benützen sie darüber hinaus zur Selbstdarstellung. Welche Auswirkung diese Einstellung nicht nur auf die Psyche des Menschen hat, sondern auch ganz stark die finanzielle Situation des einzelnen beeinträchtigen kann, beweisen Statistiken des Österreichischen Kreditschutzverbandes. …“
Aus: „Der private Konsum und die Verschuldung“ (1999)
Autorin G. Bauer (Diplomarbeit)

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[Literatur Memo:] Wolfgang Fritz Haug, Zur Kritik der Warenästhetik, in: Ders., Warenästhetik, Sexualität und Herrschaft. Gesammelte Aufsätze, Frankfurt am Main 1972, S.11-30. Vgl. zu dieser Frage auch die hochinteressante Rekonstruktion der Wunschfabrikation in dem sozialwissenschaftlichen Tavistock-Institute der 1950er Jahre, in dem die kulturkritisch meist in nur oberflächlicher Kenntnis gebrandmarkte „Bedürfnisproduktion “ tatsächlich praktiziert wurde, Peter Miller/Nikolas Rose, Mobilizing the Consumer. Assembling the Subject of Consumption, in: Theory, Culture & Society 14, 1 (1997), S.1-36.

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[suchmaschienen fraktale:] […]
Identität gibt uns Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“
nämlich vorwiegend Spaltung, Projektion und Verleugnung, …
welche Aspekte seiner Identität er offen legt
Der Traum von der Freiheit, sich selbst zu erfinden oder Identität als Erzählung.
dem Nebeneinander-bestehen von Verleugnung und Anerkennung.
Er nennt diese Teilfunktionen und Komplexe der Psyche auch „psychische Organe“
Doch wenn die Verleugnung der eigenen Verschwörungstheorie nicht als…
keine eigene, unverwechselbare Identität mehr zu spüren…
Neigung zu illusorischen Utopien und einer Verleugnung der Realität…

[Religions-Setzbaukasten… ]

Wie sieht [ein] Religions – Setzbaukasten aus?…

  • das junge Mädchen, das nachdem es liebevoll seinen verstorbenen Wellensittich im Garten beerdigt hat, andächtig vor dem Grab steht
  • die Mutter, die ihr einziges Kind bei einem Verkehrsunfall verloren hat, und in der Kirche eine Kerze für sie anzündet, obwohl sie selbst viele Jahre keine Kirche mehr von innen gesehen hatte
  • der Spieler in der Spielbank, der ein Glücksamulett tragend, am Roulett – Tisch seine Chips flüchtig mit den Lippen berührt bevor er sie einsetzt
  • der Direktor, der sein Büro mit den aus dem Afrika- Urlaub mitgebrachten Medizinmann – Utensilien schmückt
  • der Abiturient, der bei der schriftlichen Prüfung gelegentlich in die Hosentasche greift, um seinen Glückstein zu umfassen
  • der US – Präsident, der beim Amtseid die Hand auf die Bibel legt
  • der südamerikanische Fussball- Profi, der sich bekreuzigt und sein Amulett küsst, nachdem er das entscheidende Tor erzielt hat, und in der nachfolgenden Pressekonferenz erklärt, er widme dieses Tor der Madonna, die er um Hilfe angefleht habe, als seine Karriere wegen einer Knie- Verletzung vorzeitig beendet schien
  • der Fabrikarbeiter muslimischen Glaubens, der unter den Blicken seiner verständnislosen Kollegen sein Mittagsgebet auf einem mitgebrachten Gebetsteppich verrichtet
  • die Jugendlichen, die zur Sonnwendfeier sich um ein großes Holzfeuer versammeln um zu Musik und Tanz das mitgebrachte Bier trinken
  • der Fernfahrer, der ein Hufeisen an der Kühlerhaube und ein Bild des heiligen Christophorus am Seitenfenster angebracht hat
  • der Frührentner, der am liebsten Mystery- Serien ansieht, Däniken -Bücher liest, und sich heimlich ein Pendel nebst Gebrauchsanleitung schicken lies
  • der Bürgermeister, der am Wahlsonntag zum Gottesdienst in der Kirche seine Glückskrawatte trägt, die er schon bei seinem ersten Wahlsieg getragen hatte
  • der Akademiker, den in seinem Ägypten- Urlaub beim Anblick der Pyramiden ein unheimliches Gefühl befällt, das ihn nicht mehr loszulassen scheint
  • oder der Manager, der vor wichtigen Entscheidungen das Grab seines Vaters aufsucht um sich dort seelischen Beistand zu holen
  • japanische Shintoisten feiern begeistert Weihnachten
  • Halloween schwappt über den grossen Teich, die europäische Jugend ist begeistert
  • Sonnwendfeiern erfreuen sich besonderer Popularität
  • in den neuen deutschen Bundesländern hält sich hartnäckig die atheistische Initiationsfeier „Jugendweihe“ als Alternative zur kirchlichen Konfirmation und Kommunion
  • das allgemeine Interesse an fernöstlichen Religionen nimmt zu
  • steigende Nachfrage nach Talismanen und Amulette weltweit
  • Voodoo – Praktiken halten in der westlichen Gesellschaft Einzug
  • esoterische Seminare aller Art sind ausgebucht
  • Wallfahrten zu Externsteinen und anderen „magischen Orten“ erfreuen sich grosser Beliebtheit
    und was geschieht im Umfeld der staatlich geförderten „Kultbetriebe“?
  • am 6. Mai 2001 geht die Nachricht um die Welt, als erster Papst der Geschichte betet Papst Johannes Paul II in einer Moschee. Dafür wäre er vor 600 Jahren exkommuniziert worden.
  • seit den 80er Jahren zahlt die katholische Kirche der USA klaglos 800 Millionen Dollar an Entschädigungen und Schmerzensgeld an die Familien sexuell missbrauchter Messdiener (Süddt. Zt., 13.7.98)
  • die „Encyclopedia of American Religions“ listet 1.584 verschiedene religiöse Organisationen allein in den USA auf
  • Am 27. Januar 2000 wurde in Berlin die Bautafel für das Holocaust- Denkmal enthüllt. Es gilt ausschliesslich den ermordeten Juden in der Zeit zwischen 1938 – 1945, nicht aber der Juden, die im Namen der christlichen Religion ermordet wurden, geschweige denn anderer Verfolgter.
  • eine politische Diskussion um den Begriff „Leitkultur“ wird geführt, womit wohl die „christlich- abendländische“ gemeint ist. Auf nichtchristliche und humanistische Ideale wird keine Rücksicht genommen.
  • eine Umfrage im Jahr 1997 hat ergeben, dass 87% der Amerikaner glauben, dass sie in den Himmel kommen werden, auch wenn dieselbe Umfrage feststellte, dass nur 67% der Bevölkerung daran glauben, dass es einen Himmel gibt.“

Bruchstücke aus: „Ansichten über Gott – Annotationen eines Heiden“ von Conny Meier (27. März 2005 ?) Quelle: http://www.gratis-webserver.de/Prometheus/2.html

[Die Auslagerung von Gefühlen… ]

„[…] Am Beispiel des Dosengelächters in Fernsehkomödien versucht Slavoj Zizek dieses Phänomen zu erklären: So wie, Lacan zufolge, der Chor im antiken Theater die Funktion hatte, anstelle der Betrachter Furcht und Mitleid zu empfinden, dem Zuschauer den Gefühlsausbruch also habe abnehmen sollen, lache das Fernsehgerät nach jeder Pointe selbst, damit der Zuschauer nicht emotional reagieren müsse. Vergnügen entsteht somit, indem ein Ding automatisch für den Konsumenten reagiert…
[…] Die Auslagerung von Gefühlen, Gedanken und Überzeugungen, die Möglichkeit, psychische Zustände in fremde Körper oder Automaten zu verlagern, läßt denn auch Robert Pfaller von einem gegenwärtigen Wandel zur Interpassivität im kulturellen Verhalten sprechen. Interpassive Personen genießen nicht selbst und treiben einen großen Aufwand, um dem Genuß zu entkommen; in einer Strategie der Ersatzhandlungen engagieren sie Personen oder Geräte, die an ihrer Stelle genießen. …“

Bruchstück aus: „Der Erzähler und der Cyberspace von Walter Grond“
Quelle: http://www.lesen.action.at/grond/cyb.htm

[„Entweder-Oder“ außer Kraft setzen… ]

[…] Der französische Philosoph Jacques Derrida ist in der Nacht zum Samstag gestorben. Er erlag im Alter von 74 Jahren in einer Pariser Klinik einem Krebsleiden der Bauchspeicheldrüse. Der Autor von „Die Schrift und die Differenz“ begründete in den 60er Jahren den Dekonstruktivismus.
[…] Nach Überzeugung des Pariser Gelehrten beruht die westliche Philosophie auf der falschen Annahme, dass man sich auf die wahre und unverrückbare Bedeutung von Worten und Begriffen verlassen könne. Mit der als Dekonstruktivismus bekannt gewordenen Methode versuchte Derrida stattdessen nachzuweisen,
dass es unmöglich ist, eine definitiv gültige Bedeutung von Texten zu ermitteln. Diesem Ansatz liegt die These zu Grunde, dass kein Gedanke und kein Konzept in Reinform vermittelbar ist. Eine objektiv wahre Deutung von Texten sei deshalb unmöglich.
[…] Am Bekanntesten ist er als Querdenker und Begründer des Dekonstruktivismus. Diese Analysemethode wandte er auf Literatur, Linguistik und Philosophie, aber auch auf Gesetzestexte und Architektur an. Im Fokus seiner Arbeit stand die Sprache. Er erkannte, dass diese mehrere Ebenen und daher auch mehrere Bedeutungen hat. Laut Derrida ist Sprache keinesfalls direkte Kommunikation.
[…] Der Kern seines Denkens war die Annahme, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Verschiedene, auch sich widersprechende Deutungen betrachtete er gleichzeitig als wahr. Um dies zu beweisen, wendete Derrida eine Methode an, die als Dekonstruktivismus bekannt wurde. Dabei werden Texte so zerlegt, dass keine \“wahre Interpretation\“ mehr möglich ist. Die Dekonstruktion hat den Diskurs der siebziger und achtziger Jahre geprägt. Derridas Texte, die Denk- und Gattungsgrenzen in Frage stellen und mit Begriffen spielen, wurden von vielen als unverständlich angesehen.

Bruchstück aus: „Französischer Philosoph Derrida in Paris gestorben“ (Frankfurter Rundschau, 10.10.2004)
Quelle: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/boulevard/?cnt=522708

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[…] Und der Autor eines Textes muss nicht der Autor von dessen Botschaft sein. Ziel seiner Denkschule ist es, das geschriebenen Wort von den sie einschränkenden Sprachstrukturen zu befreien, und so die Grenzen der Textinterpretation zu öffnen.
[…] Einige seiner wichtigsten Veröffentlichungen: „Gewalt und Metaphysik“(1964) „Die Schrift und die Differenz“ (1972) „Semiologie und Grammatologie“ (1975) „Die Postkarte. Von Sokrates bis an Freud und jenseits“(1980) „Aufzeichnungen eines Blinden“ (1996) „Marx‘ Gespenster“ (1995) „Geschichte der Lüge“ (1997)

Bruchstücke aus: „Ein Meister der Dekonstruktion“ (09.10.2004)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/896/40856/

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[…] dass Dekonstruktion nicht nur Destruktion und nicht Konstruktion, sondern, in einer paradoxen Bewegung, beides meine: Dass sie Systeme und Hierarchien zerstört, um sie in einer neuen, offenen Ordnung wieder aufzubauen, um mit dem freiwerdenden Material zu spielen, das die Gegensätze wie Kultur und Natur, und sogar Mann und Frau, als kulturelle Setzungen entlarve…
[…] Er zeigte […] Wege der Öffnung, neue Perspektiven, Werkzeuge, um die Totalisierung des Denkens, das Entweder-Oder außer Kraft zu setzen.

Bruchstück aus „Adieu, D.“ Niklas Maak (10.10.2004)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,322427,00.html

[Abstrakte Kunst… ]

„[…] wurde [ ] den Künstlern der Sozialistische Realismus einfach abverlangt – sonst gab es keine Aufträge oder sogar Sanktionen -, lief die Einflußnahme im Westen verdeckter, aber kaum weniger massiv ab. […] Während seines Amerikaaufenthaltes 1955 hatte Fuchs Visionen und wie er 40 Jahre später erst erzählt, ein Gotteserlebnis gehabt. „Man kann doch niemanden sagen, dass einem Gott erschienen ist. und Darüber kann man auch nicht schreiben. Ich will ja nicht in eine psychiatrische Anstalt kommen. …“
Bruchstücke aus: „Ernst Fuchs – Das Einhorn zwischen den Brüsten der Sphinx“
Franz Krahberger über Gerhard Habartas Biografie von Ernst Fuchs (Datum?)
Quelle: http://ejournal.thing.at/Kritik/fuchs.html

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„[…] waren die Künstler damit aber gleich auf der Gehaltsliste der CIA? Keineswegs, viel mehr mussten die Verbindungen über viele Jahre geheim gehalten werden, da Motherwell, Rothko oder Pollock schon wegen ihres ungeheuren Eigensinns zwangsläufig nicht mit dem CIA zusammen gearbeitet hätten. …“
Bruchstück aus: „Die Macht der Bilder – Abstract Art, das MoMA und der Kalte Krieg“
Quelle: http://www.deutsche-bank-kunst.com/art/2004/3/d/2/208-4.php

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„[…] Die Verfassung der DDR gebot Meinungsfreiheit. Freiheit des Denkens. Eigentlich eine Banalität. Aber Denken ist nicht zur Selbstbefriedigung in einem Monolog bestimmt. Es muß sich artikulieren, der gesellschaftlichen Prüfung und Praxis stellen. Wie, wenn es nun artikuliert wird – in einer Diskussions-„Gruppe“ von mehr als zwei Personen? Wenn dort z.B. querdenkende Ansichten zur realitätsfremden Politik der SED-Führung artikuliert werden und man nicht davor „zurückschreckt“, persönliche Konsequenzen aus offenkundiger Politikunfähigkeit und Realitätsferne der sprachlosen und unwilligen Führung zu fordern? Oder wenn vielleicht in Privatwohnungen („Gruppe“!) Ausstellungen von Kunstwerken veranstaltet werden, die nicht eben dem Musterbild sozialistischen Realismus entsprechen, sondern abstrakte Kunst sind…“

Bruchstück aus: „Zwie-Gespräch Nr. 27 (1995), Seite 14 – 32“
von Wolfgang Hartmann, Quelle: http://www.mfs-insider.de/Zwiegespr/VielfIM.htm

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„[…] Wozu sollte abstrakte Kunst nütze sein, wenn nicht als Herausforderung für Phantasie und Imagination? Der beste Beleg hierfür ist die Tatsache, dass phantasielose Menschen abstrakte Kunst als »Schrott« abtun oder gar verbieten. …“
Bruchstück aus: „INTELLIGENCE INCREASE, I²“
Quelle: http://www.smilenow.de/s10002.htm

[NO GURU NO METHOD NO MASTER… ]

„…[Bei] Kunst und Liebe gibt es Gebiete, in denen die ihnen beiden konstitutive Eigengesetzlichkeit ihre Gültigkeit einbüßt: in der Warenförmigkeit und in der Prostitution. […] Wahrhaft autonome Kunst, das ist der ethische Kerngedanke der modernen Ästhetik, unterscheidet sich von der Ware dadurch, dass man sie nicht konsumieren, sondern allein anerkennen kann. Darin ähnelt sie nicht nur einem anderen Subjekt eher als einem dinglichen Objekt. Das Verhältnis zu ihr ist überdies einem Ideal von Liebe nachgebildet, bei der die erste Phase bloßer Verliebtheit überwunden, die rosa Brille euphorisch hemmungsloser Projektion auf den anderen abgelegt ist und dieser bedingungslos als anderer angenommen wird. Liebe existiert diesem Ideal zufolge nur unter den Bedingungen solcher Bedingungslosigkeit: sofern sie den anderen nicht zum Besitz macht, ihn weder idealisiert (das Idol der Persönlichkeit ist die Spiegelung von Besitz, sagt Adorno) noch zum Eigentum erklärt. Am Beginn wahrer Liebe steht demnach eine Erfahrung von Unverfügbarkeit der andere ist nicht für mich. Das negative Gegenstück hierzu ist der käufliche Liebesdienst. Denn dieser besteht nicht zuletzt darin, dass sich die Prostituierte dem Kunden als Screen für dessen Projektionen zur Verfügung stellt. Eben deshalb ist sie für diesen auch, anders als die Geliebte, austauschbar. Als Tabula rasa subjektiver Projektionen ist sie nichts als „sein“ Objekt. …“ | Aus: „DIE LIEBE ZUR KUNST UND DEREN VERKENNUNG – Adornos Modernismus“ von JULIANE REBENTISCH (Heft Nr. 52 / December 2003 „Liebe“) | https://www.textezurkunst.de/52/die-liebe-zur-kunst-und-deren-verkennung-adornos-/

“ … Um sich der Unterwerfung unter die gegebenen Verhältnisse die Ökonomisierung des Kulturellen, die Effizienzlogik, die Popularisierung kritischer Diskurse, die Verdummung öffentlicher medialer Räume entgegenzustellen […][…][Die] Repolitisierung des Kunstfelds, die, wie kürzlich Suely Rolnik, eine Psychoanalytikerin und Professorin aus Sao Paulo, formuliert hat, Kreativität mit Widerständigkeit zu verbinden sucht. Die globale Maschinerie des Kapitalismus funktioniert nämlich genau umgekehrt sie versucht unablässig, Kreativität und Widerstand voneinander zu trennen. … Nach der Idealvorstellung postindustrieller staatlicher Politik verwandeln sich Bildungseinrichtungen in effiziente, leicht kontrollierbare Managementschmieden, die anstelle denkender Bürger/innen neue Generationen von Konsument/innen (heute sanft „User“ genannt) und einsatzbereiter Bürokraten hervorbringen. Genau darum bestehe ich auf einer Repolitisierung des Kunst- und Kulturbereichs. Man kann, wie ich finde, kaum von einem offenen demokratischen Projekt der Kunst sprechen, wenn man nicht zugleich auch wieder an die Möglichkeit einer radikal-künstlerischen Erfahrung denkt, die sowohl als „open source“, als frei zugängliche Quelle, funktionieren könnte als auch die Möglichkeit eines Sprungs hin zu einer radikal-politischen Erfahrung innerhalb einer größeren Community birgt. Wir leben heute in einer Welt, die nur im Sinne eines oberflächlichen Trends multikulturell, tatsächlich aber ganz und gar nicht offen genannt werden kann. … Der Zuhälter, den wir … im kapitalistischen Kunstsystem erblicken können, kann aus einem „Engel“ in der Kunst schnell eine Hure machen. … “ | Bruchstücke aus: UMFRAGE – NO GURU NO METHOD NO MASTER – ZUR METHODE UND ZUKUNFT DER LEHRE – CHARLES HARRISON / ASTRID KLEIN / HANS HAACKE / THOMAS BAYRLE / GARETH JAMES / JUDITH HOPF / ALBERT OEHLEN / ERAN SCHAERF / MARINA GRZINIC / ROBERTO OHRT / RENÉE GREEN / JOHN MILLER / ALEXANDER ROOB) | Quelle: http://www.textezurkunst.de/NR53/tzk53_Umfrage2.htm

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