„The Cathedral of Erotic Misery“ 1924-37, Merzbau (destroyed), Kurt Schwitters | via
—
„… Kurt Schwitters an K. S. Dreier, Oslo, 24.07.1937
„Ich bin traurig, Sie nicht in meinem Atelier haben begrüssen zu können. Aber Sie wissen es wohl von Helma, dass ich aus rein persönlichen Gründen, bei denen wohl auch meine Kunst eine Rolle spielt, nicht nach Hause zurückkommen konnte und kann. Ich bin gezwungen, wie viele meiner Volksgenossen, im Ausland zu leben. …“
–
“ … Kurt Schwitters an K. T. Steinitz, Oslo, 15.02.1938
… Ich habe einige Bedenken, ob man mir einen neuen deutschen Pass ausstellt, da inzwischen die Gestapo aus mir unerklärlichen Gründen schon 5 Mal nach mir gefragt hat. … Gleichzeitig sende ich Dir einen Brief der Galerie Nierendorf aus Berlin mit. Da das etwa eine Finte und Falle der Gestapo sein könnte, obgleich mir die Reichsfachschaft ausdrücklich erlaubt hat, im Atelier abstrakt zu malen und bei eventuellen Anfragen auch solche als Kulturbolschewismus bezeichneten Bilder zu verkaufen. Man kann ja nicht wissen, ob nicht inzwischen ein Gesetz gekommen ist, welches das unter hohen Strafen verbietet. …“
—
“ … Kurt Schwitters (* 20. Juni 1887 in Hannover; †8. Januar 1948 in Kendal, Cumbria, England) war ein deutscher Künstler, Maler, Dichter, Raumkünstler und Werbegrafiker, der unter dem Kennwort MERZ ein dadaistisches „Gesamtweltbild“ entwickelte. Seine Werke umfassen die Stilrichtungen Konstruktivismus, Surrealismus und Dadaismus, dem sie aber nur durch Gegensätzlichkeit ähnlich waren. Aus heutiger Sicht zählt Schwitters zu den einflussreichsten Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts. ..“ | —> https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Schwitters
—
… Adolph Hitler in „Mein Kampf“: …“Eine der ersichtlichsten Verfallserscheinungen des alten Reiches war das langsame Herabsinken der allgemeinen Kulturhöhe, wobei ich unter Kultur nicht das meine, was man heute mit dem Worte Zivilisation bezeichnet. Diese scheint im Gegenteil eher eine Feindin wahrer Geistes- und Lebenshöhe zu sein. Schon vor der Jahrhundertwende begann sich in unsere Kunst ein Element einzuschieben, das bis dorthin als vollkommen fremd und unbekannt gelten durfte. Wohl fanden auch in früheren Zeiten manchmal Verirrungen des Geschmackes statt, allein es handelte sich in solchen Fällen doch mehr um künstlerische Entgleisungen, denen die Nachwelt wenigstens einen gewissen historischen Wert zuzubilligen vermochte, als um Erzeugnisse einer überhaupt nicht mehr künstlerischen, sondern vielmehr geistigen Entartung bis zur Geistlosigkeit. Zu ihnen begann sich der später freilich besser sichtbar werdende politische Zusammenbruch schon kulturell anzuzeigen. Der Bolschewismus der Kunst ist die einzig mögliche kulturelle Lebensform und geistige Äußerung des Bolschewismus überhaupt. Wem dieses befremdlich vorkommt, der braucht nur die Kunst der glücklich bolschwewisierten Staaten einer Betrachtung zu unterziehen, und er wird mit Schrecken die krankhaften Auswüchse irrsinniger und verkommener Menschen, die wir unter den Sammelbegriffen des Kubismus und Dadaismus seit der Jahrhundertwende kennenlernten, dort als die offiziell staatlich anerkannte Kunst bewundern können. Selbst in der kurzen Periode der bayerischen Räterepublik war diese Erscheinung schon zutage getreten. Schon hier konnte man sehen, wie die gesamten offiziellen Plakate, Propagandazeichnungen in den Zeitungen usw. den Stempel nicht nur des politischen Verfalls, sondern auch den des kulturellen an sich trugen. So wenig etwa noch vor sechzig Jahren ein politischer Zusammenbruch von der jetzt erreichten Größe denkbar gewesen wäre, so wenig auch ein kultureller, wie er sich in futuristischen und kubistischen Darstellungen seit 1900 zu zeigen begann. Vor sechzig Jahren wäre eine Ausstellung von sogenannten dadaistischen „Erlebnissen“ als einfach unmöglich erschienen, und die Veranstalter würden in das Narrenhaus gekommen sein, während sie heute sogar in Kunstverbänden präsidieren. Diese Seuche konnte damals nicht auftauchen, weil weder die öffentliche Meinung die geduldet noch der Staat zugesehen hätte. Denn es ist Sache der Staatsleitung, zu verhindern, dass ein Volk dem geistigen Wahnsinn in die Arme getrieben wird. …“
Aus: „merzheft.de, die Onlineblätter zu Kurt Schwitters im Besonderen und Dada im Allgemeinen…“ | –> http://www.merzheft.de/dada-ind-4.htm
Kommentare