"Belebung eines Kieler Viertels: Kunst in der ausgeräumten Filiale" Frank Keil (2. 9. 2016)
Draußen wird viel getrunken, drinnen gibt es Kunst: In einem früheren Schlecker-Markt in Kiel Gaarden werden seit drei Jahren zeitgenössische Arbeiten ausgestellt. ...
Man kann aber auch einfach ein paar Schritte gehen und sich umschauen. Dann wird man einen Stadtteil erleben, mit Ecken und Kanten, geprägt von charmanter Altbaustruktur, also noch nicht seelenlos durchsaniert. Zugleich könnte man zwischen den kleinen Geschäften auffällig viele Spielhallen bemerken, mit den üblichen zugeklebten Scheiben. Und dann stolpert man vielleicht über den Aufsteller des örtlichen Beerdigungsinstituts – mit dem Hinweis „Sterbegeldversicherung geschützt vor den Sozialbehörden“. Wenn auf dem Vinetaplatz Wochenmarkt ist, sitzen daneben Frauen auf dem bloßen Boden, kaum noch brauchbaren Trödel vor sich – vielleicht greift ja doch irgendjemand zu. Jeder Euro zählt.
Unübersehbar: Am Beginn der Elisabethstraße, Ecke Preetzer Straße, hat die offene Drogenszene ihr Zuhause, links und rechts die dazugehörigen Dienstleister: Arztpraxen mit Suchtschwerpunkt und mobile Hilfsdienste. „Einmal im Jahr rückt die Polizei an“, erzählt Lindner, „dann ist Razzia, dann werden jede Menge Platzverweise erteilt, die werden in den darauffolgenden Tagen auch überprüft und durchgesetzt, aber dann beruhigt sich wieder alles und es geht weiter wie bisher – bis zum nächsten Jahr.“
„Das Schöne an dem Viertel ist, dass das Leben auf der Straße stattfindet“, sagt Schlagheck. „Wobei ich den Sozialromantikern sagen muss, dass es hier keine bunte, harmonische Multikultigesellschaft gibt. Die verschiedenen Gruppen leben weitgehend nebeneinander her.“ Beide kennen sich aus, sie wohnen in Gaarden und das nicht erst seit eben. Beide sagen, man gehe „hier miteinander um, wie normale Menschen miteinander umgehen sollten“. ...
https://www.taz.de/!5334080/Werftstadt-Café - Gaardens Reparaturcafé
Abfallvermeidung, Energieeinsparung und Recycling - Themen, die immer wieder unseren Alltag bestimmen. Ein Grund, warum die Gaardenerinnen und Gaardener aus der Not eine Tugend gemacht und das erste Gaardener Reparatur-Café ins Leben gerufen haben.
Wackelige Stühle, defekte Toaster oder stumme Radios werden hier wieder fit gemacht. Ganz nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ lernen die Besucherinnen und Besucher, ihre mitgebrachten Dinge in der temporären Selbsthilfewerkstatt zu reparieren. ...https://www.youtube.com/watch?v=xpHEJu0PtH0---
"Kämpfen um Katzheide" Esther Geißlinger (3. 8. 2015)
KIEL taz | Die Möwen haben Katzheide entdeckt. Sie landen im Schwimmerbecken und flattern über die Wiese des Kieler Freibades. Dass überhaupt noch Menschen den Möwen den Platz streitig machen, sei ein Erfolg, so sehen das Ulrich Hühn, Hartmut Jöhnk und Kirstin Warschau. Sie sind Vorstandsmitglieder des Vereins „Katzheide Ja!“, der den dauerhaften Erhalt des Traditionsbades im Stadtteil Gaarden sichern will.
Das Bad Katzheide, in dem diese Saison nur das Nichtschwimmerbecken benutzt werden darf, könnte 2017 ganz geschlossen werden. Denn dann eröffnet einige Kilometer entfernt ein neues Sport- und Freizeitbad. Schon jetzt ist das Millionenprojekt umstritten. Die Gegner wollen alte Bäder erhalten, statt das neue zu finanzieren. Ein Bürgerbegehren läuft.
Kiel und seine Bäder, das ist ein Dauerproblem. Für die 242.000 Einwohner stehen im Winter zwei Hallenbäder und im Sommer vor allem die Ostsee zur Verfügung: Die Stadt wirbt für den Steg ins Meer mit dem „herrlichen Blick auf die Kieler Förde und Schwimmen in reinem Ostseewasser“ – also chlorfrei.
2008 wurde das denkmalgeschützte Lessingbad geschlossen, es war für den heutigen Badebetrieb nicht mehr geeignet. Aber auch die anderen Bäder, darunter Katzheide und das Hallenbad Gaarden, sind stark sanierungsbedürftig. So entstand der Plan für das neue Zentralbad, das am Ende der Kieler Förde, an der Schnittstelle zwischen Kiel-West und Kiel-Ost, liegt.
„Wir haben nichts gegen das Bad“, sagt Hühn. „Soll hingehen, wer will.“ Doch als Ersatz für Katzheide tauge es nicht: „In Gaarden leben Menschen, die wenig Geld haben und die im Freibad Urlaub machen“, sagt Hühn. Es gehe um soziale Integration – und um die eigene Familiengeschichte, fügt Kristin Warschau hinzu, die als Kind in Katzheide schwimmen lernte.
Stadtrat spricht von Bakterien und Schimmel
Der Vorwurf des Vereins „Katzheide Ja“ geht so: Die Stadt lasse das Bad verfallen, um es endgültig schließen zu können. „Wir machen das Bad nicht kaputt, es ist kaputt“, widerspricht Stadtrat Gerwin Stöcken (SPD), zuständig für Soziales, Gesundheit und Sport. In der Juli-Sitzung der Ratsversammlung trug er die Probleme vor: Schimmelpilz wuchert auf der PVC-Folie des Schwimmerbeckens und Bakterien gefährden die Gesundheit der Badenden. Nach „aufwändigen mikrobiologischen Befunden“ sei immerhin die Teil-Öffnung möglich, auch dank des übergroßen Einsatzes von Bademeistern und Reinigungspersonal.
Jene, die Katzheide schließen wollen, argumentieren, das Freibad habe stetig sinkende Besucherzahlen. Stark genutzt werde das Bad „nur in den Sommerferien und das nur bei gutem Wetter“, sagt etwa der SPD-Abgeordnete André Wilkens.
„Schon klar, warum“, sagt Kristin Warschau. „Die Wassertemperatur wurde gesenkt – das hält viele ab.“ Gleichzeitig habe das Bad seltener geöffnet, Frühschwimmen wurde bereits 2014 nicht mehr angeboten.
Hartmut Jöhnk, der früher bei der Stadtverwaltung auch für die Bäder zuständig war, ärgert, dass zu wenig Geld in die Unterhaltung fließt. „Politiker wollen gern was Neues eröffnen, statt zu erhalten“, sagt er. Rund 17 Millionen Euro sollte das neue Sport- und Freizeitbad kosten, also etwa so viel wie die Sanierung der alten Bäder gemeinsam. Aber schon jetzt ist klar, dass der Neubau mindestens 26 Millionen verschlingen wird. Kritik gab es dafür unter anderem vom Bund der Steuerzahler.
Um Katzheide zu erhalten, sammelt der Verein Unterschriften. Kommen knapp 9.000 zusammen, kann im Herbst ein Bürgerbegehren starten. ...
http://www.taz.de/!5217214/Katzheide: JA!
Anfang 2015 wurde der Verein „Katzheide: JA!“ gegründet. Er setzt sich für den Erhalt des Freibads Katzheide in Kiel-Gaarden ein. Im Zuge der Eröffnung des neuen Sport- und Begegnungsbads plante die Stadt Kiel die Schließung des Freibads. Viele Gaardenerinnen und Gaardener und Kielerinnen und Kieler waren nicht mit diesen Plänen einverstanden. Aus dem Engagement entstand der Wunsch mit einem Verein einen formalen Ansprechpartner zu haben, der zum einen mit der Stadt in den Dialog treten, aber auch Aktionen organisieren um für den Erhalt des Bades zu werben. ..."Katzheide: Verkleinerung vorerst vom Tisch" Posted by ursulashelton in Allgemein, Stadtteile, Themen (20 Jul 2016)
https://kielaktuell.wordpress.com/2016/07/20/katzheide-verkleinerung-vorerst-vom-tisch/---
"Die Freibäder werden wieder hübsch" Aus der Redaktion des Flensburger Tageblatts (vom 12. Oktober 2017)
Kiel will das beliebte Freibad Katzheide auf dem Ostufer für 1,8 Millionen Euro zukunftsfähig machen. Und nur wenige Kilometer weiter, in Raisdorf, soll das Freibad für 3 Millionen Euro saniert werden. Das passiert in drei Etappen – im ersten Abschnitt wird die gesperrte Wasserrutsche wiederhergestellt. ... Wichtige Impulse für die Freibäder im Großraum Kiel: Die Landeshauptstadt will das beliebte, aber in die Jahre gekommene Freibad Katzheide auf dem Kieler Ostufer für 1,8 Millionen Euro sanieren. Und gleich nebenan, in Schwentinental, hat die Stadtvertretung am Mittwochabend ein Drei-Millionen-Programm zur Modernisierung ihres Raisdorfer Freibades beschlossen. Dabei soll auch die seit der Saison 2015 gesperrte Wasserrutsche wiederhergestellt werden.
Die 103 Meter lange Rutsche war einst die Attraktion. Von der Wiedereröffnung versprechen sich die Stadt und die Stadtwerke Schwentinental (SWS) als Träger des Bades große Anziehungskraft. „Jede zusätzlich verkaufte Eintrittskarte wird das Minus veringern“, erklärte gestern Bürgermeister Michael Stremlau. Gegenwärtig sorgt das Bad für ein jährliches Defizit von einer Viertelmillion Euro. Deshalb ist die Sanierung finanziell ein harter Angang: Die Stadt wird erstmals einen Schuldenstand von 25 Millionen Euro erreichen, schätzt Stremlau.
Die Grundsatzentscheidung pro Freibad hat bereits mit der Kommunalwahl im Frühjahr 2018 zu tun. Eine von den Grünen initiierte Unterschriftenkampagne machte mobil für den Erhalt des Freibades und strebte – ähnlich wie vor zwei Jahren die Bewegung „Katzheide Ja!“ in Kiel – ein offizielles Bürgerbegehren an. Favorisiert wurde ein kompletter Neubau in Form eines Naturbades. Kostenpunkt: rund 4,3 Millionen Euro.
Treiben lassen aber wollten sich SPD, CDU und die Wählergemeinschaft SWG keinesfalls. Sie machten sich stark für das von SWS-Geschäftsführer Jens Wiesemann vorgelegte Konzept einer konventionelle Sanierung für drei Millionen Euro, verteilt über drei Jahre. Das hat den Charme, dass die fälligen Arbeiten außerhalb der Badesaison ausgeführt werden. Im ersten Schritt könnte bereits im Frühjahr 2019 die beliebte Wasserrutsche wieder benutzt werden.
Laut Wiesemann besteht beim Natur- oder „Ökobad“ das Risiko des „Kippens“. Dann muss es für zwei, drei Tage geschlossen werden, weil die Selbstreinigung nicht hinterherkommt. Außerdem lasse sich das Wasser nicht so gut erwärmen wie in üblichen Becken. Drittes Argument: Bislang konnten die SWS Verluste beim Bad mit Gewinnen aus der Energieversorgung verrechnen, auch weil das Blockheizkraftwerk die nötige Energie liefert. Doch mit dem Naturbad-Neubau wäre es fraglich, ob das Finanzamt künftig diese Querfinanzierung anerkennt. Hunderttausende von Euros stehen auf dem Spiel.
All dies überzeugte die allermeisten Stadtvertreter. Lediglich der Grüne Andreas Müller bezweifelte die Seriosität des beteiligten Ingenieurbüros („Die haben ja nicht mal eine Homepage“) und verglich die Planung gar mit dem umstrittenen Projekt „Stuttgart 21“. Die Reaktion kam prompt. Volker Sindt (SPD) warf den Grünen vor, die Bürgerinitiative zu instrumentalisieren. Uwe Bartscher (SWG) griff Müller mit den Worten an: „Sie sind der Bremser. Sie kriegen kalte Füße.“ Norbert Scholtis (CDU) fand sogar, dass man angesichts der „abstrusen Äußerungen“ mit dem Kollegen Müller „viel zu höflich“ umgeht. Am Ende sprachen sich 18 Stadtvertreter für die von Wiesemann skizzierte Sanierung aus, verbunden mit der Erwartung, dass Stadt und SWS eine finanziell solide Lösung finden. Einzig die Grünen und der Vertreter von WIR (Wir in Raisdorf) enthielten sich.
Für Katzheide zeichnet sich eine Lösung bereits ab. Auf 1,8 Millionen Euro beziffert der Kieler Stadtrat Gerwin Stöcken den Sanierungsaufwand für das 1960 erstellte Freibad. Details wollte er gestern Abend im Schul- und Sportausschuss vorstellen. Kleine Anmerkung: Bei der politische Debatte um das Bürgerbegehren hatte die Stadt die Sanierungskosten 2014 noch auf 10,4 Millionen Euro taxiert. Doch wie es scheint, geht’s auch für einen Bruchteil dieser Summe.
https://www.shz.de/regionales/kiel/die-freibaeder-werden-wieder-huebsch-id18061211.html