"Wohnungskrise zwischen Luxuswohnungen, Airbnb und verfallenen Hütten" (Betriz Ramalho da Silva, 11.01.2022)
Wohnungsmarkt Lissabon gilt als europäische Boomtown. Menschen und Kapital aus der ganzen Welt zieht es in die portugiesische Hauptstadt, die Mieten explodieren – mit katastrophalen Folgen für Mieter*innen und das soziale Stadtgefüge ...
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/wohnungskrise-zwischen-luxuswohnungen-airbnb-und-verfallenen-huettenWealthy overseas buyers lured by ‘golden visas’ helped create a city where workers struggle to find homes
by Beatriz Ramalho da Silva
https://www.theguardian.com/world/2021/dec/22/luxury-homes-short-lets-and-shacks-inside-lisbons-housing-crisis---
"Explosion der Bodenpreise: Friede den Baugruben, Krieg den Goldgruben" (Benjamin Knödler | Ausgabe 08/2022 )
Bodenpreise Ein unbebautes Stück Land ist heute oft Millionen wert – vor allem in den Städten. Gleichzeitig steigen die Mieten immer weiter. Was bedeutet das für den urbanen Raum? Und vor allem: Was kann man dagegen tun? ... Um satte 2.308 Prozent sind die Baulandpreise zwischen 1962 und 2017 im bundesdeutschen Durchschnitt angestiegen. Im Durchschnitt, das heißt: mancherorts weniger, anderswo, und vor allem in den Städten, mehr. Besonders deutlich zeigt das der Blick auf das Extrembeispiel München. Zwischen 1950 und 2017 stiegen die Baulandpreise dort um sagenhafte 39.390 Prozent. Von durchschnittlich drei Euro auf 1.876 Euro pro Quadratmeter. ...
https://www.freitag.de/autoren/bennyk/so-wird-wohnen-wieder-bezahlbar---
"Kriegsmittel „Urbizid“: Über die Zerstörung der Städte" (Ulrich van Loyen | Ausgabe 13/2022 )
Urbizide Von Mariupol gingen in den letzten Wochen Bilder von zerstörten Häuserfronten, ausgebrannten Autos und zerbombten Infrastruktur um die Welt. Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn die Städte ausgelöscht werden? ... Als Michael Moorcock 1963 den Begriff des „Urbizids“, des Stadtmords, kreierte, wollten er und andere Stadtsoziologen ihn eigentlich für die Gewalt der Umstrukturierung und Ghettoisierung in westlichen Metropolen reservieren. Also für Eingriffe, die häufig aus der Perspektive der administrativen Eliten angeordnet werden und die die subkutane Verflechtung, den Lebensnerv eines Ortes – oft genug kennt man ihn nicht, bevor man ihn durchschneidet – zerstören. Verkehrsknotenpunkte, Plätze, Boulevards, aber auch Schulen, Krankenhäuser, Parks machen aus einer Stadt mehr als eine Siedlung, sie verleihen ihr historische und räumliche Perspektive, und sie vermitteln zwischen der Intimsphäre des Einzelnen, seinem Selbstbild, seinen Wünschen – und dem Raum, in den er sie hineinträgt. Urbizide sind Angriffe auf das Leben selbst, auf seine Möglichkeit, sich zu regenerieren. Sie sind Früchte des Hasses nicht weniger als des Weltverlusts: dort, wo Eliten oder Militärs an Modellen operieren, die das Wirkliche nur vertreten.
Städte seien, so der Kolumbianer Eduardo Mendieta, „lebende Gebilde“, deren Werden und Vergehen sich rationaler Planung entziehen. Dennoch scheint es verwundbare Zonen zu geben, an denen man eine Stadt so treffen kann, dass sie danach „tot“ ist, ihre Wiederbelebung künstlich erscheint, man eine Art zweiter Stadt um die tote zu errichten hat. Urbizide sind also auch Historisierungsmaschinen, in einem Eroberungskrieg bereiten sie die Kolonialisierung der kollektiven Erinnerung an der Stelle vor, wo die spätere Macht sich ansiedeln wird. Dem Urbizid zu entgehen, das vermögen indes die Menschen, die die gemordete Stadt in sich an einen anderen Ort tragen und dort wiedererstehen lassen. So könnte es sein, dass man sich aus ihrer Umklammerung und sie aus der Umklammerung ihrer Zerstörer befreit. Die klassische und die moderne griechische Literatur stehen dafür ein. In Mariupol, heißt es, lebten zuletzt 10.000 Griechen. ...
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/grosny-aleppo-mariupol-angriff-auf-die-seele-der-staedte"Einstiger „Köpi“-Wagenplatz erneut besetzt – Gelände nach Stunden geräumt" (16.04.2022)
Protest gegen den „Köpi“-Eigentümer: Autonome drangen am Karfreitag auf das Gelände ihres alten Symbolprojekts ein, Sympathisanten versammelten sich davor. Pascal Bartosz Alexander Fröhlich
Der Konflikt um eines der letzten linken Symbolprojekte in Berlin ist am Karfreitag wieder aufgeflammt: Das Areal des früheren Wagenplatz an der Köpenicker Straße im Bezirk Mitte wurde am Abend besetzt. Bis zu 20 Männer und Frauen überwanden um circa 18.30 Uhr die Zäune zu dem Grundstück, sie zündeten Feuerwerk, Knallkörper und Rauchtöpfe, beschallten das Areal mit Musik und hissten Transparente. Es folgten Reden auf Deutsch und Englisch.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/linkes-symbolprojekt-in-berlin-einstiger-koepi-wagenplatz-erneut-besetzt-gelaende-nach-stunden-geraeumt/28257346.html ... Wir sind hier, um zurückzufordern, was uns gehört. Es war nicht nur ein Stück Land für uns. Es war unser Zuhause, es war Familie, es war ein Ort, um Menschen aus der ganzen Welt willkommen zu heißen, um voneinander zu lernen und sich zu unterstützen, zum wachsen und sich verbinden. Auf ganz einfache und wundervolle Art, war es unsere Gemeinschaft und unser Leben. Und nun wurde unsere Gemeinschaft auseinander gerissen und mehr als alles andere wollen wir wieder zusammen sein.
6 Monate sind vergangen seit der scheiß Räumung des Køpi Wagenplatzes und es hat sich nichts verändert. Der Platz ist immer noch leer, bis auf einige angeheuerte Idioten, die den Platz bewachen, der voll ist mit den Trümmern, die einst unser Zuhause und unser Leben waren.
Das Angebot der Stadt und Howoge wurde nicht entworfen, um uns zu unterstützen, es sollte uns eher in eine Zwickmühle treiben, in der wir auf unakzeptable Weise auseinander gebracht werden sollten. Es gab das Angebot 70 Prozent der Fläche abzutrennen und uns den kläglichen Rest zu überlassen, um dort ein paar Wägen unterzubringen. Das lehnten wir ab. Der Wagenplatz sind wir alle oder niemand und wir bleiben eine Familie, die jetzt gezwungenermaßen getrennt und in der Stadt verteilt ist und wir suchen immer noch einen Platz, an dem wir wieder zusammen leben können.
Ein weiteres Mal wurde ein Wagenplatz direkt neben dem Køpi Gebäude geräumt. Das letze Mal vor 23 Jahren war es die Räumung des Mad Max Wagenplatzes rechterhand der Køpi. Ein Altersheim sollte dort gebaut werden und wie nach unzähligen anderen Räumungen lag das Grundstück brach und nach DREIUNDZWANZIG Jahren ist dort immer noch nur eine leere Gebäudehülle, die für viele von uns ein Zuhause sein könnte. Wird das auch die Zukunft des Køpiplatzes sein?
Wie unser Platz, stehen die Projekt Räume der Meuterei und vom Syndikat nach deren Räumungen leer. Auch die Liebig34 ist noch unbewohnt, während die Menschen der Rigaer 94 konstant Angriffen der Stadt ausgesetzt sind. Wir sind hier um DIE große Frage zu stellen: WOZU? Warum verlieren Menschen ihr Zuhause und ihre Projekt Räume, ihr Leben und echte Verbindungen? Für gar nichts?!
Das sind nur einige Beispiele aus der letzten Zeit. Wir finden, dass wir es verdienen, fair behandelt zu werden und für alle anderen, die in den letzten Jahren Räumungen ausgesetzt waren, fordern wir Neuunterbringung und einen Ort für alle Kamerad:innen aus Berlin und in der ganzen Welt, um dort etwas fabelhaftes und selbstbestimmtes erschaffen zu können.
Es ist offensichtlich, dass die Taktiken der letzten Jahre darauf abzielen unsere Bewegung aus ihren Wurzeln zu heben und uns zu ermüden, mit sich wiederholenden Angriffen auf unsere Art zu leben. Aber das wird nicht funktionieren. Unsere gebündelte Wut schweißt uns zusammen in angstfreierer Solidarität.
Wir ruhen nicht in Frieden oder geben uns zufrieden bis anerkannt wird, dass man uns nicht einfach räumen und unter den Teppich kehren kann, als würde es uns nicht geben. Gehorsam und lautlos. Nein! Wir bleiben überzeugt von autonomen Plätzen und Gemeinschaften und führen unsere Art zu leben weiter, egal mit welchen Konsequenzen.
Viva Køpiplatz! Viva autonome frieraume ! One struggle, one fight!
https://kopibleibt.noblogs.org/post/2022/04/15/we1/