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ART ON THE NET [KUNST IM NETZ] => Architektur (Urbanismus | Raum) [Verortung] => Topic started by: Link on April 21, 2011, 01:05:44 PM

Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on April 21, 2011, 01:05:44 PM
The Urban Journalism Network is a network of European journalists, media outlets and data analysts, that is dedicated to researching common challenges faced by European cities.
https://urbanjournalism.org/

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"Stadtsoziologie von Henri Lefebvre: Die beschädigte urbane Gesellschaft" Klaus Englert (29.6.2021)
Der Soziologe Henri Lefebvre kritisierte die autogerechte Stadt und den Verlust öffentlicher Räume. ... Lefebvres Diagnose: Dort, wo lediglich Wohngebiete und Wohnkomplexe, wo Zentren für Kommerz, Institutionen für wirtschaftliche und politische Macht entstanden, konnte sich keine Urbanität ausbreiten. Henri Lefebvre erkannte, dass das Auseinanderdriften von leerem Zentrum, einer Neustadt aus Eigentumssiedlungen und den abgehängten, verarmten Banlieues zwangsläufig zum Hass auf die Stadt führte. Während Stadtsoziologen seinerzeit Planungs- und Verwaltungsfragen lediglich als statistisch-empirisches Material behandelten, interessierten sich Marxisten allenfalls für die ,,Wohnungsfrage". ...
https://taz.de/Stadtsoziologie-von-Henri-Lefebvre/!5783043/ (https://taz.de/Stadtsoziologie-von-Henri-Lefebvre/!5783043/)


Henri Lefebvre (* 16. Juni 1901 in Hagetmau, Département Landes; † 29. Juni 1991 in Navarrenx, Département Pyrénées-Atlantiques) war ein französischer marxistischer Soziologe, Intellektueller und Philosoph. Er galt als einer der ,,Väter" der Pariser Studentenunruhen im Mai 1968.  ... Lefebvre wurde als Kritiker moderner Städte bekannt. Aus seiner Sicht waren Städte technokratische Gebilde, die das gesellschaftliche Leben fragmentieren und lähmen, was ursächlich in der funktionalistischen städtischen Ausrichtung auf kapitalistische Produktionsverhältnisse begründet sei. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Henri_Lefebvre (https://de.wikipedia.org/wiki/Henri_Lefebvre)

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Urbanistik (auch Stadtforschung) bezeichnet das interdisziplinäre Studium von Städten unter ökonomischen, sozialen, geographischen, verwaltungswissenschaftlichen, kulturellen und städtebaulichen, aber auch zunehmend unter ökologischen Gesichtspunkten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Urbanistik

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"Forum Stadtgeschichte 2022: Konfliktfeld Stadt – Historische Perspektiven"
Organisatoren: Dorothee Brantz, Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU), Berlin; Kirsten Heinsohn, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)
Ort: Hamburg - Mit dem diesjährigen Forum Stadtgeschichte setzte die Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU) ihre Tradition der Nachwuchstagung fort. Unter dem Motto ,,Konfliktfeld Stadt – Historische Perspektiven" stellten neun Doktorand:innen ihre Projekte in der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg zur Diskussion. ...
https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-130391 (https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-130391) | https://gsu-stadtgeschichte.com/

https://stadthist.hypotheses.org/category/aktuelles

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"Georg Simmel: Die Grossstädte und das Geistesleben"
ex: Die Grossstadt. Vorträge und Aufsätze zur Städteausstellung. (Jahrbuch der Gehe-Stiftung Dresden, hrsg. von Th. Petermann, Band 9, 1903, S. 185-206, Dresden)
http://socio.ch/sim/verschiedenes/1903/grossstaedte.htm

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City Limits | Laurence Hyde | 1971 | 28 min
This short documentary features acclaimed author and activist Jane Jacobs' forthright, critical analysis of the problems and virtues of North American cities. Jacobs orients her fascinating observations around Toronto, to which she moved after leaving New York City because Toronto "is a city that still has options ... it hasn't made so many mistakes that it's bound to go downhill." Her remarks, made in 1971, are prescient yet earnest and will interest all urban stakeholders. This colourful city film, accompanied by an upbeat, jazzy soundtrack, is a must-see for all civic and community groups—indeed, for all urban dwellers worldwide.
    Urbanism
    Social Issues
    Transportation
https://www.nfb.ca/film/city_limits/



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"Wegen Wohnungsnot und "Entmietung" So entstand die Hausbesetzerszene in Berlin" (22.05.2018)
Die Hausbesetzerszene entstand in den 1970ern aus Wohnungsnot und ,,Entmietung" von Altbaukiezen. Stefan Jacobs
Die Besetzung eines leer stehenden Hauses im Frankfurter Westend im September 1970 gilt als erste Hausbesetzung in Deutschland. Zwei weitere Gebäude folgten wenig später – und im Jahr darauf die ersten auch in Berlin. Hier hatte der Senat Mitte der 1960er Jahre mit der sogenannten Flächensanierung begonnen: Ganze Kieze wurden nach und nach ,,entmietet", damit die Altbauten später großflächig abgerissen und durch Neubauten im Stil des Märkischen Viertels oder des Neuen Kreuzberger Zentrums am Kottbusser Tor ersetzt werden konnten. ...
https://www.tagesspiegel.de/berlin/wegen-wohnungsnot-und-entmietung-so-entstand-die-hausbesetzerszene-in-berlin/22587090.html

Eine Hausbesetzung ist die widerrechtliche Inbesitznahme eines fremden, leerstehenden Gebäudes und seine Verwendung als Wohnraum oder Veranstaltungsraum.
... Die frühen Hausbesetzungen Anfang der 1970er Jahre waren meist sporadische, Gelegenheiten nutzende Aktionen, die auf lokale, auch soziale Problemsituationen zurückzuführen waren und seltener im Zusammenhang mit Stadtzerstörung standen. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Hausbesetzung

dérive - Zeitschrift für Stadtforschung
http://www.derive.at/

Studien zu HETEROTOPIE, NOMADOLOGIE, PSYCHOGEOGRAPHIE
Guy Debord hat in seiner "Einführung in eine Kritik der städtischen Geographie" Psychogeographie als die experimentelle Erforschung der Umwelt und ihrer Auswirkungen definiert. Es ist die Frage danach, welchen Einfluss die geographische Umgebung auf die Wahrnehmung, das psychische Erleben und das Verhalten hat. Techniken und Methoden der Psychogeographie sind das Umherschweifen, Driften bzw. ein Dérive. Damit verbunden ist das Verlaufen oder das Sammeln, Protokollieren, Kartographieren und Zweckentfremden von Fundstücken, Gesprächen mit Passanten, Sounds etc.. Mit anderen Worten lassen sich darunter Techniken und Methoden des achtsamen oder eiligen Durchquerens von städtischen oder ländlichen Zonen verstehen. ...
http://nowhere-nowhere.org/

raumlaborberlin
yes we do love the great ideas of the 60s 70s and the optimism which is inherent in changing the world at the stroke of a pen to the better. but we strongly believe that complexity is real and good and our society today does need a more substantial approach. therefore our spacial proposals are small scale and deeply rooted in the local condition.... BYE BYE UTOPIA!
http://raumlabor.net/


Wir, BewohnerInnen des Hauses Fuldastrasse 31/32, Weichselplatz 8/9 in Berlin-Neukölln, wehren uns gegen die Verdrängung aus unserem Haus. Die neuen HausbesitzerInnen wollen umfangreiche Moderni- sierungsarbeiten durchführen, für uns bedeutet dies steigende, unbezahlbare Mieten. ...
https://fuldaweichsel.wordpress.com/

Gentrification Blog
Nachrichten zur Stärkung von Stadtteilmobilisierungen und Mieter/innenkämpfen...
https://gentrificationblog.wordpress.com/

Zwangsräumungen gemeinsam verhindern (Berlin)
Das Bündnis Zwangsräumung verhindern...
...besteht aus Leuten die Mieterhöhungen, Verdrängung und Zwangsräumungen nicht weiter hinnehmen wollen. Wir sind solidarisch mit Betroffenen und engagieren uns für die Abschaffung von Zwangsräumung im Allgemeinen und im Einzelfall.

https://zwangsraeumungverhindern.nostate.net/ (https://zwangsraeumungverhindern.nostate.net/)

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Die Kleinhaussiedlung am Steinberg ist eine denkmalgeschützte Wohnanlage im Berliner Ortsteil Tegel des Bezirks Reinickendorf. Erbaut wurde die Siedlung in den Jahren 1919 und 1920 durch den Berliner Architekten und Stadtbaumeister Ernst Hornig. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Kleinhaussiedlung_am_Steinberg

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Siedlung Am Steinberg ,,Stonehill Gardens" in Berlin-Reinickendorf: Die Angst wohnt in Klein-Kleckersdorf
3.12.2014 - 16:34 , Uwe Aulich
Was die Mieter derzeit erleben, nennt man in Friedrichshain, Kreuzberg und Wedding schon seit Jahren Gentrifizierung – eine Vertreibung der ansässigen Bewohner durch Mieterhöhungen und Luxusmodernisierung. Natürlich wissen Kolbe und die anderen Mieter, dass ihre Häuser sanierungsbedürftig sind. Aber wenn man eine Instandsetzung verlange, ,,dann erhält man als Antwort, dass jetzt kein Geld ausgegeben werde, weil die Häuser bald modernisiert würden", sagt der 84-jährige Günter Tepper. ...
Michael Roggenbrodt ist der stellvertretende Geschäftsführer des Berliner Mietervereins. Er sagt: ,,Die Hausverwaltung agiert mit einer Vergraulungstaktik." Das weist die I.D. Fondskonzept von sich. Gegen den Willen des Mieters sei bisher kein Reihenhaus modernisiert worden. Es sei nur eine einzige Modernisierungsankündigung versendet worden und ein einziger Prozess anhängig. Dieser Prozess betrifft nach Informationen der Berliner Zeitung eine 80-jährige Frau, die krank ist. Deren Miete soll sich nach der Modernisierung auf 1667 Euro vervierfachen. ...
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/siedlung-am-steinberg-stonehill-gardens-in-berlin-reinickendorf-die-angst-wohnt-in-klein-kleckersdorf-li.37592

Siedlung am Steinberg - Die Zermürbetaktik geht weiter (28.02.2018)
Der Kampf der Mieter aus der Siedlung am Steinberg (,,Kleinkleckersdorf") ist vor Gericht weiter erfolgreich. Kürzlich hat der Bundesgerichtshof den äußerst weitgehenden Umbauplänen ihres Eigentümers einen Riegel vorgeschoben. ... ,,Ein schönes Urteil, das uns natürlich freut", meint Hartmut Lenz, einer der langjährigen Mieter aus der denkmalgeschützten Siedlung. Doch der Eigentümer, die ,,Am Steinberg Entwicklungsgesellschaft mbH" lässt nicht locker und verklagt die Mieter weiter auf Duldung. Noch im Dezember wurde vor Gericht eine abgespeckte Modernisierungsankündigung vorgelegt. ,,Der Eigentümer will nicht gewinnen, sondern uns vergraulen", sagt Lenz. Einige seien bereits ausgezogen: ,,All die Jahre mit an den Haaren herbeigezogenen Abmahnungen, Kündigungen und Gerichtsterminen zerren an den Nerven, viele halten diese Belastung nicht mehr aus." ...
https://www.berliner-mieterverein.de/magazin/online/mm0318/siedlung-steinberg-zermuerbetaktik-geht-weiter-031813a.htm

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"Charlottenburg Alternativentwurf für Neubau am Zoo bleibt chancenlos" Cay Dobberke (10.12.2014)
Als Investor Hines den Siegerentwurf für seinen Neubau in der Joachimsthaler Straße präsentierte, hielt sich die Begeisterung unter Bezirkspolitikern in Grenzen. Jetzt wurde der zweitplatzierte Entwurf vorgestellt. Es gab viel Lob – außer vom Investor und dem Bauamt. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/kudamm-blog/charlottenburg-alternativentwurf-fuer-neubau-am-zoo-bleibt-chancenlos/11092854.html
Title: Zur Urbanistik & Psychogeographie...
Post by: Link on April 21, 2011, 01:11:19 PM
Psychogeography is an approach to geography that emphasizes playfulness and "drifting" around urban environments. It has links to the Situationist International. Psychogeography was defined in 1955 by Guy Debord as "the study of the precise laws and specific effects of the geographical environment, consciously organized or not, on the emotions and behavior of individuals."...
https://en.wikipedia.org/wiki/Psychogeography

Die Psychogeographie untersucht, welchen Einfluss die architektonische oder geographische Umgebung auf die Wahrnehmung, das psychische Erleben und das Verhalten hat. Die Psychogeographische Forschung findet dabei an der Schnittstelle der Fachgebiete Kunst, Architektur, Geographie und Psychologie statt. Der Begriff wurde vor allem von der Künstlergruppe Situationistische Internationale geprägt, in der die vormalige London Psychogeographic Society aufging...
http://de.wikipedia.org/wiki/Psychogeographie

psychogeography
http://de.urbandictionary.com/define.php?term=psychogeography

Essay: Introduction to a Critique of Urban Geography
by Guy-Ernest Debord (1955)
http://library.nothingness.org/articles/SI/en/display/2

The Flaneur Society was created in response to Walter Benjamin's book Berlin Childhood Around 1900. In it he explores the concept of the Flaneur, one who wanders without destination. ...
http://flaneursociety.tumblr.com/

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Pruitt-Igoe war ein städtisches Wohnungsbauprojekt in St. Louis, Missouri. Es wird in den USA häufig als Beispiel für Fehlschläge im sozialen Wohnungsbau und der Stadterneuerung verwendet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pruitt-Igoe

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the Pruitt-Igoe Myth
What happened in Pruitt-Igoe has fueled a mythology repeated in discussions of many urban high-rise projects. Violence, crime, and drugs, so the story goes, plagued the housing project from nearly the beginning as it became a "dumping ground" for the poorest city residents. According to one standard account, it was quickly torn apart by its residents who could not adapt to high-rise city life.
Widely circulated images of "Pruitt-Igoe" reveal this legacy. Vandalized hallways. Acres of broken windows. A building imploded. These images of destruction are periodically interrupted by images of a different kind: hopeful images of a massive, newly-built housing complex in the mid-fifties, the scale and grandeur of the buildings reflecting the optimistic spirit out of which Pruitt-Igoe came.
The quick, unexamined transition from hope to disillusionment is the standard structure of the Pruitt-Igoe narrative. But there is another Pruitt-Igoe story, another approach.
http://www.pruitt-igoe.com/

http://vimeo.com/user4817953

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Interkiezionale - Solidarität mit allen räumungsbedrohten Projekten!
Wir haben an dieser Stelle eine Karte mit verschiedensten Akteur*innen, die direkt oder indirekt an der Verdängung und Räumung der bedrohten Projekte beteiligt sind oder davon profitieren. Mehr Adressen findet ihr in der Berliner Liste. ...
https://interkiezionale.noblogs.org/

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kArL HeLgA eV. WAGEnpLAtZ
Als soziokultureller Freiraum ist karlhelga ein offener, queerer und unkommerzieller Begegnungs- und Vernetzungsort für Freund*innen, Nachbar*innen, Besucher*innen jeden Alters, Musiker*innen und Künstler*innen von lokal bis international. ...
https://karlhelga.noblogs.org/ (https://karlhelga.noblogs.org/)

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Die ,,Wagengruppe Schlagloch" hat sich Ende 2016 aus einem lockeren Zusammenschluss von Menschen zusammengefunden, um einen neuen Wagenplatz in Kiel zu gründen. Daraus entwickelte sich eine feste Gruppe mit derzeit 16 Bewohner_innen, unterschiedlicher Herkunft, Alters, Geschlechts und sexueller Orientierung. Jeder Wagenmensch lebt im individuell ausgebauten LKW oder Bauwagen. Zusätzlich gibt es eine Freifläche, die gemeinschaflich genutzt und gestaltet wird. Für die Zukunft wünschen wir uns außerdem gemeinschaftlich nutzbare Räume oder Wagen. Diese können ebenso Menschen zur Verfügung stehen, die nicht auf dem Wagenplatz leben.
Für uns als Gruppe bedeutet Wagenleben, leben in einer solidarisch wirtschaftenden Gemeinschaft, unter ökologischen, sowie kulturellen und sozialpolitischen Gesichtspunkten. Sozialpolitische Belange bedeuten für uns beispielsweise Solidarität mit anderen sozialen Kämpfen innerhalb und außerhalb der Stadt zu zeigen. In Bezug auf Kiel bedeutet die sozialpolitische Auseindersetzung die Entwicklung eines kritischen Blicks auf die Handlungen der Stadtpolitik. Gerade die Wohnraumpolitik ist sehr gewinnorientiert ausgerichtet, und als Gruppe suchen wir immer wieder verschiedene Möglichkeiten, unsere Kritik daran öffentlich zu machen. ...
https://schlagloch.blackblogs.org/

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Maik Novotny - Architektur Stadt Text
https://maiknovotny.com/

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AutonomeGeschichte
@RadicalPast
Heute vor 51 Jahren: Die erste (längere) Hausbesetzung der BRD findet in Frankfurt statt.
10:33 vorm. · 19. Sep. 2021
https://twitter.com/RadicalPast/status/1439507817728200705 (https://twitter.com/RadicalPast/status/1439507817728200705)

1.4 1970-79: Hausbesetzungen in der BRD
Im Frankfurter Stadtteil Westend findet am 19. September 1970 eine der ersten Besetzungen in der BRD statt. Auch in anderen Städten, etwa in Köln, Düsseldorf, München, Hannover und Göttingen, wurden ab 1969/70 Häuser besetzt. Ihre Zuspitzung erhalten die Häuserkämpfe allerdings in den sozialdemokratisch regierten Städten Frankfurt und Hamburg. Während die radikale Linke in der Hansestadt mit der halb-militärischen Belagerung und extrem brutalen Räumung des Hauses Eckhoffstr. 39 im Mai 1973 eine traumatische Niederlage erlebt, entwickelt sich in Frankfurt im Anschluß an die Besetzung der Eppsteiner Str. 47 so etwas wie eine breite soziale Bewegung. Die von 1970 bis 1974 andauernden Häuserkämpfe und Mietstreiks in der Mainmetropole gehören während der gesamten siebziger Jahre bundesweit zu den wichtigsten Entwicklungen in diesem Bereich und sollen deshalb an dieser Stelle intensiver betrachtet werden. ...
https://archiv.squat.net/duesseldorf/Dipl_Int-1_4.html (https://archiv.squat.net/duesseldorf/Dipl_Int-1_4.html)
Title: Die Stadt...
Post by: Link on August 14, 2011, 01:49:06 PM
Dr. Andrej Holm Videovortrag: Zusammenhänge von Gentrifizierung, Subkultur und Kulturproduktion
Matthias Hoffmann
In Österreich hielt der Stadtsoziologe Dr. Andrej Holm im Februar 2011 einen anderthalb stündigen Vortrag mit dem Thema "So haben wir das nicht gemeint. Gentrification, Protest und Subkultur", der auch online abrufbar ist -- see below. Im Vortrag wird erklärt, welche Zusammenhänge zwischen Szenen/Subkulturen, Gentrifizierung und Kulturproduktion ("Pionierdilemma") bestehen.
https://www.youtube.com/watch?v=TI6wGw7UZi8 | https://de.wikipedia.org/wiki/Andrej_Holm

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Wolfgang Kaschuba: STADTKULTUR: IM RAUMKAMPFMODUS?
STADTKULTUR: IM RAUMKAMPFMODUS? - "Nach seinem "geplanten Tod" in den Nachkriegsjahren verkörpert der Öffentliche Raum heute (wieder?) das wichtigste "Labor" unserer Zivilgesellschaften. Deren Repräsentationen und Interventionen, deren Sozial- und Kulturprojekte von der Mieter- bis zur Flüchtlingsinitiative, vom Stadtstrand bis zum Urban Gardening haben in den letzten Jahren eine regelrechte urbane Kulturrevolution bewirkt. Dies nützt Einheimischen wie Migranten wie Touristen. Aber es schafft auch situative Konfrontationen wie strategische Zielkonflikte."...
https://www.youtube.com/watch?v=7SDRTqltuA8

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Buch: "Die Kultur der Stadt" (2015)
Autor: Walter Siebel, Taschenbuch: 475 Seiten (Verlag: Suhrkamp Verlag, ISBN-13: 978-3518126981)
Siebels Buch versucht eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Stadtkultur. Er diagnostiziert eine Umbruchsituation, in der die bürgerliche Stadt, wie wir sie seit langem kennen, von neuen Formen abgelöst zu werden scheint, die ein stärkeres Gewicht auf die Pluralität legen. Die Pluralisierung der Stadtkultur, die Kultivierung der Ökonomie und die Ökonomisierung der Kultur – jene wechselseitigen Austauschprozesse sind charakteristisch für jenen Lebensraum, den wir Stadt nennen und der sich heute mehr denn je in einer ungekannten Komplexität ausformt und funktional differenziert....
http://www.kulturbuchtipps.de/archives/1596


Vortrag von Walter Siebel (Universität Oldenburg) mit dem Titel "Was heißt Urbanität?" an der Technischen Universittät Wien im Jänner 2012. Was macht solche Blasiertheit zu einer urbanen Tugend? Was macht die besondere Qualität von Stadt, ihre Urbanität, aus? Darauf Antworten zu finden ist schwierig -- Walter Siebel wird in seinem Vortrag vier Besonderheiten einer urbanen Stadt vorschlagen: Die Stadt als Maschine zur Entlastung von Arbeit, die Stadt als Ort, an dem Fremde wohnen, die Stadt als Ort einer besonderen Kreativität und die Ambivalenz der urbanen Stadt. Außerdem wird der Frage nach der Planbarkeit der urbanen Stadt nachgegangen. Walter Siebel ist Universitätsprofessor für Soziologie mit Schwerpunkt Stadt- und Regionalforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. (Veröffentlicht am 14.11.2012) ...
https://www.youtube.com/watch?v=SS-hRwuvXws

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Polis is an inclusive blog about cities around the world. The name is an adaptation of its meaning as city-state, representing a virtual gathering place where anyone can address an international community. We offer multimedia posts on diverse urban-related themes, encouraging submissions from experts and enthusiasts alike. Founded in 2009, Polis is a volunteer effort dedicated to facilitating dialogue and collaboration toward improving the quality of life in cities. We embrace theory and practice, observation and engagement, research and development, critique and creativity. ...
http://www.thepolisblog.org/

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Das Recht auf Stadt ist ein Anspruch, der erstmals 1968 vom französischen Soziologen und Philosophen Henri Lefebvre in seinem gleichnamigen Buch Le droit à la ville erhoben wurde. ... Seit der Jahrtausendwende wurde Lefebvres Forderung von ganz unterschiedlichen Seiten verstärkt aufgegriffen. In zahlreichen Städten formierten sich unter dem Motto Recht auf Stadt sozialen Protestbewegungen ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Recht_auf_Stadt


Die neoliberale Stadt ist gescheitert. Immer mehr Bewohner_innen wehren sich gegen wuchernde Mieten, Investorenarchitektur, Standortmarketing und urbane Segregation. ...
http://www.rechtaufstadt.net/ | http://wiki.rechtaufstadt.net/index.php/Start


"Recht auf Stadt": 3.000 Demonstranten erwartet"  (30.01.2015)
http://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Recht-auf-Stadt-3000-Demonstranten-erwartet,demonstration512.html


,,Nehmen wir uns das Recht auf Stadt! Es liegt auf der Straße, es hängt in Bäumen und versteckt sich unter Pflastersteinen", so wurde im Juni 2009 zu den Recht-auf-Stadt-Tagen ins Centro Sociale geladen. Seitdem ist in Hamburg viel passiert, das ,,Recht auf Stadt" wurde sich massenhaft genommen. ...
http://wiki.rechtaufstadt.net/index.php/Start


Unter dem Slogan «Recht auf Stadt» haben sich in den letzten 10 Jahren rund um den Globus vielfältige Bündnisse formiert. Wir sind Teil dieser Bewegung. Wir setzen uns für ein Recht auf Stadt für alle ein und unter «alle» verstehen wir in erster Linie diejenigen, denen dieses Recht heute verwehrt wird. Denen das «Recht auf Stadt» und somit das Recht auf aktive und gleichberechtigte Teilhabe und Gestaltung der urbanen Gesellschaft verwehrt wird, weil sie zu arm sind, weil sie die falsche Staatsbürgerschaft haben, weil keine Lobby für sie eintritt und weil sie keine Macht haben. ...
http://rechtaufstadt.at/

Recht auf Stadt München
https://rechtaufstadtmuc.wordpress.com/

Recht auf Stadt Hamburg
http://www.rechtaufstadt.net/

Recht auf Stadt - Freiburg
http://www.rechtaufstadt-freiburg.de/

Recht auf Stadt Potsdam
http://www.rechtaufstadt-potsdam.de/

Recht auf Stadt – Köln
http://rechtaufstadt-koeln.de/

Das stadt.labor ist eine öffentliche Plattform, welche Fragen zur Stadtentwicklung kritisch analysiert und debattiert. Unser Ziel ist es politisch seriös und gleichzeitig unterhaltsam-provokativ Themen aufzugreifen und Probleme aufs Tapet zu bringen. Mehrheitlich konzentrieren wir uns dabei auf die Situation in der Stadt Zürich. ...
http://www.stadtlabor.ch/

Recht auf Stadt – CH
http://www.rechtaufstadt.ch/

labitzke-areal
http://www.labitzke-areal.ch/

"Nach Blockade-Aktion: Strafbefehle für Labitzke-Besetzer" Fabian Baumgartner (6.8.2014)
http://www.nzz.ch/zuerich/stadt-zuerich/strafbefehle-fuer-labitzke-besetzer-1.18357915


solara: ... wann begreifen die leute in der schweiz dass leider nicht jeder die chance hatte gebildet zu sein? dass nicht jeder will so ein leben zu leben im luxus? das menschen verschieden sind und jeder das recht haben sollte wenigstens ein bisschen so zu leben wie man will? ausserdem ist das kunst und kultur neben so einer hässlichen architektur die die schweiz sonst zu bieten hat. eine schande ist das!!!!!!
zu: "Jetzt beginnt der Abbruch - Das Labitzke-Areal ist geräumt" André Müller (7.8.2014)
http://www.nzz.ch/zuerich/steht-die-raeumung-des-labitzke-areals-bevor-1.18358190

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Auf-dem-LabitzkeAreal-beginnt-der-Abbruch/story/14339225

"Labitzke-Areal geräumt: Die farbige Festung ist gefallen" Katrin Schregenberger (7.8.2014)
Am Donnerstagvormittag hat die Stadtpolizei Zürich das besetzte Labitzke-Areal gestürmt. Die Abbrucharbeiten begannen, noch während die letzten Besetzer von der Polizei verhaftet wurden. ...
http://www.nzz.ch/zuerich/stadt-zuerich/die-farbige-festung-ist-gefallen-1.18358640

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Urbanism in Vienna. Events & current debates on urbanism inside and outside of Vienna.
http://urbanizm.net/

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Right to the City (RTTC) emerged in 2007 as a unified response to gentrification and a call to halt the displacement of low-income people, people of color, marginalized LGBTQ communities, and youths of color from their historic urban neighborhoods. We are a national alliance of racial, economic and environmental justice organizations. ...
http://righttothecity.org/

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Der öffentliche Stadtraum droht als lebenswerter Raum unter Anderem durch den motorisierten Verkehr, Überwachung, Kommerzialisierung und Privatisierung in seiner freien Nutzung eingegrenzt zu werden. Er ist ähnlich einem Landschaftsschutzgebiet ein besonders schützenswerter Raum. Es gibt Phänomene, Rituale, Besonderheiten, die nur im öffentlichen Raum existieren und die auf lange Sicht durch seine Reduzierung zu verschwinden drohen. Der Verein für Freie Stadterforschung setzt sich zum Ziel das Städtische zu bewahren. Wir sind eine Organisation deren Mitglieder sich gerne frei im Stadtraum bewegen dort experimentieren und deshalb einen freien Zutritt zu unserem ,,Experimentierfeld Stadt" einfordern. ...
http://stadterforschung.de

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Leerstände melden. Für mehr Transparenz und neue Möglichkeitsräume in der Stadt!
http://www.leerstandsmelder.de/

INURA ist ein Netzwerk von Leuten, die in Stadtforschung und -aktion involviert sind und eine kritische Attitude gegenüber den Entwicklungen teilen. Das heisst, das Netzwerk besteht aus AktivistInnen und ForscherInnen aus Nachbarschafts- und Umweltgruppen, Universitäten und öffentlichen Verwaltungen, die Erfahrungen austauschen und gemeinsame Forschung betreiben wollen.
Themen von INURA sind grosse Stadterneuerungsprojekte, die Entwicklung der Peripherie, Partiziation und Planung, soziale Bewegungen, Wohnungsbau, Verkehr, Urbane Renaissance etc. Die Forschung ist verbunden mit lokalen Aktivitäten und Vorgängen und wird international verglichen. INURA ist eine nicht-regierungs- und non-profit Organisation mit einer selbsorganisierenden und nicht-hierarchischen dezentralisierten Struktur. Die Konferenzen werden jedes Jahr von Mitgliedern in den verschiedenen Städten organisiert und durchgeführt.
http://www.inura.org/

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Harlem: The Unmaking of a Ghetto by Camilo Jose Vergara
Published on Feb 28, 2014
Writer-photographer Camilo José Vergara's deeply personal Harlem: The Unmaking of a Ghetto is an unprecedented record of urban change. Vergara, a MacArthur fellow, will talk about the neighborhood he chronicled for 43 years, documenting segregation, poverty, and crime, and eventually, economic recovery, gentrification, and racial integration. Eric Washington, author of Manhattanville: Old Heart of West Harlem; Phil Bicker, senior photo editor at Time; and Sharon Zukin, professor of sociology at the Graduate Center, join in the discussion. Co-sponsored by the Gotham Center for New York City History. ...
https://www.youtube.com/watch?v=OOg_C_RNPfA

Title: Wiederstand, Wohn - und Kulturprojekte...
Post by: Link on January 31, 2015, 02:10:10 PM
Teepeeland ist ein offenes nichtkommerzielles und demokratisches Nachbarschafts-, Wohn- und Kulturprojekt. Hier leben Menschen, jenseits gesellschaftlicher Zwänge aus unterschiedlichen Generationen und Nationen in einer Gemeinschaft zusammen. Sie werfen damit zentrale Fragen des Zusammenlebens von Menschen in der Großstadt auf. Die Bewohner des Teepeelands gehen sehr verschiedenen Berufen und Tätigkeiten nach. Intern gibt es eine stakte Struktur. So werden alle Entscheidungen basisdemokratisch auf einem wöchentlichen Plenum herbeigeführt. ... (Stand 03/2015)
https://teepeeland.wordpress.com/


"Teepee Land" - Veröffentlicht am 18.08.2014
Eine Aussteiger-Kommune ganz ohne Suff und Randale ...
https://www.youtube.com/watch?v=ujj07LkV8Yc

"Kommune Teepeeland in Berlin: Zelte am Spreeufer müssen Zaun weichen" von Thomas Lackmann, Angie Pohlers (17.03.2015)
Lange war es friedlich im Teepeeland auf der Eisfabrik-Brache in Mitte. Nun ließ der Eigentümer des Nachbargrundstücks einige Zelte unter Aufsicht der Polizei abbauen - und einen Zaun ziehen. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/kommune-teepeeland-in-berlin-zelte-am-spreeufer-muessen-zaun-weichen/11515198.html

"Streit um Berliner Mauer am Spreeufer Hilfe! Unsere Mauer kommt weg" Thomas Lackmann (05.08.2014)
Eine Initiative möchte das Stück Grenze an der Eisfabrik retten – der Bezirk plant hier einen Uferweg. Ein Rundgang im Hippie-Schmuddel an der Schillingbrücke. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/streit-um-berliner-mauer-am-spreeufer-hilfe-unsere-mauer-kommt-weg/10290376.html


"Steigende Mieten in Berlin: Politik scheitert an Lösungen für günstigen Wohnraum" Ralf Schönball (12.04.2015)
Die Schere zwischen den vielen neuen und teuer angebotenen Miet- und Eigentumswohnungen sowie dem dafür viel zu kleinem Budget der vielen zehntausend Wohnungssuchenden geht immer weiter auf. Stadtsoziologe Andrej Holm sagt: ,,Wohnungen für über zehn Euro gibt es genug, es fehlen aber 120 000 leistbare Wohnungen in der Stadt". Vier Wände also für Minijobber, Alleinerziehende, Krankenschwestern, für das ganze große Heer von Geringverdienern in Berlin. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/steigende-mieten-in-berlin-politik-scheitert-an-loesungen-fuer-guenstigen-wohnraum/11622824.html

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Wagentruppe Treibstoff
Der Wagenplatz Treibstoff, hat sich aus einer Gruppe von ArbeiterInnen, KünstlerInnen, StudentInnen, Eltern und HandwerkerInnen im Sommer 2009 gebildet. Alle haben sich bewusst dazu entschlossen, auf diesem Wege ihre unterschiedlichen Ziele zu verwirklichen.
Wir wollen auf der Grundlage mobiler Lebens- und Arbeitsräume eine Kulturwerkstatt aufbauen und Raum erschließen zur Bereicherung des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt- dies und vieles mehr verstehen wir unter dem Begriff ,,Wagenplatz". Ziel unseres Vereins ist die Förderung von Kunst, Politik und Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des transkulturellen Dialogs.
Das Wagenleben schafft ein Bewusstsein für den Umgang mit Ressourcen. Vor allem knappe und wertvolle Ressourcen werden in einem ganz anderen Ausmaß und viel bewusster verwendet. Das Wagenleben ist im Vergleich zum Leben in einer Mietwohnung ökologisch viel nachhaltiger und somit ein wertvoller Beitrag für sein Umfeld.
Der Wagenplatz Treibstoff ist eine Gemeinschaft von Menschen die sich für ein gemeinsames Leben auf Rädern entschieden haben.

"Wagentruppe "Treibstoff": "Wir stehen auf der Straße"" Elisabeth Mittendorfer (31. Oktober 2013)
Fünfmal hat die Wiener Wagengemeinschaft in den vergangenen zwei Monaten ihren Standort gewechselt. Doch bleiben darf sie nirgends
https://www.derstandard.at/story/1381370565611/wagentruppe-treibstoff-wir-stehen-auf-der-strasse (https://www.derstandard.at/story/1381370565611/wagentruppe-treibstoff-wir-stehen-auf-der-strasse)

[Wien] Wagentruppe Treibstoff – Ein Neubeginn der Wiederholungen!
October 3, 2015 machorka   
https://machorka.espivblogs.net/2015/10/03/wien-wagentruppe-treibstoff-ein-neubeginn-der-wiederholungen/ (https://machorka.espivblogs.net/2015/10/03/wien-wagentruppe-treibstoff-ein-neubeginn-der-wiederholungen/)

"Wagengruppen wieder auf Platzsuche" (2015)
Ein Umzug wider Willen steht Wiener Wagenplätzen bevor: Bei den alternativen Lkw- und Wohnwagen-Siedlern in Neu-Marx läuft der Mietvertrag aus, bei jenen in der Seestadt Aspern wird die Dauerkundgebung nicht länger akzeptiert.
https://wien.orf.at/v2/news/stories/2755368/ (https://wien.orf.at/v2/news/stories/2755368/)

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Zomia – ein Wagenplatz in Hamburg
Bewohner_innen von Bauwagenplätzen haben es überall schwer, eine dauerhafte Anerkennung ihrer Wohnform zu erreichen. Sie sind auf Duldungen seitens der Politik angewiesen, die wenn überhaupt nur zeitlich begrenzt gewährt werden. In Hamburg ist die Räumung von Bambule, Wendebecken, Parkplatz Braun und anderen nicht vergessen: Wagenplätze sind in Hamburg seit Jahren hoffnungslos überfüllt, einige hundert Menschen stehen an der Bordsteinkante, wohnen in Hinterhöfen oder im Umland. ...
https://zomia.blackblogs.org/


Bambule war der Name eines Bauwagenplatzes im Hamburger Karolinenviertel. Er wurde am 4. November 2002 von der Polizei geräumt, nachdem der Hamburger Senat mit dem zuständigen, umstrittenen Innensenator Ronald Schill entschieden hatte, diese Wohnform nicht mehr zu dulden. Die Entscheidung war in der Hansestadt heftig umstritten. ... Während einer Demonstration für den Erhalt des Bauwagenplatzes verprügelten drei thüringische Polizisten im Jahr 2002 zwei Zivilpolizisten aus Schleswig-Holstein und verletzten diese. Sie hielten die beiden Polizisten in szenetypischer Kleidung für gewalttätige Demonstranten. Vorausgegangen waren Auseinandersetzungen in der Demonstration. Die Zivilpolizisten hatten, bevor sie zu Boden gebracht wurden, das gemeinsame Kennwort "Mondlicht" gerufen, das die anderen Beamten angeblich nicht gehört hatten. ... (3. Juli 2015)
https://de.wikipedia.org/wiki/Bambule_%28Wagenplatz%29

S C H I L L E R N D E Z E I T E N
ein Film ueber Bauwagen, Bambule, Senat und Meinungen
Dokumentarfilm 65 min, Regie: Skrollan Alwert, Hamburg/Germany 2003

Schillernde Zeiten - ein Film über Bauwagen, Bambule, Senat und Meinungen
Der Film "Schillernde Zeiten" ist Dokument der Geschehnisse seit diesem kältesten Tag im Jahr. Der Film nimmt keinesfalls Vollständigkeit für sich in Anspruch, hierzu ist einfach zu viel passiert. Zur Entstehung des Films ist zu sagen, dass die FilmemacherInnen selbst aus einer relativ unbefangenen und außenstehendenden Position zu agieren begannen, niemand je in einer Wagenburg gelebt, noch im Hamburger Senat gesessen hat. Die schwere Brisanz dieser Thematik, die letztendlich das Thema der Selbstbestimmung von Menschen integriert, brachte eine Lawine ins Rollen, der sich auch die FilmemacherInnen nicht entziehen konnten. Neben Bildern andauernder monumentaler Demonstrationen, sind eine Flut vielstimmiger Meinungen und Emotionen von Betroffenen und Außenstehenden eingefangen. Wenn der Film somit zur Erweiterung des Blickfeldes anregen kann, schätzen die Filmemacher sich glücklich. Keine Demonstration ohne Musik, weswegen auch dieser Film eine
gewisse musikalische Prägung erhalten hat.
Regie: Skrollan Alwert
https://youtu.be/ZTzuk2xEgjw (https://youtu.be/ZTzuk2xEgjw)

http://hamburgvonderrolle.weebly.com/08-schillernde-zeiten.html (http://hamburgvonderrolle.weebly.com/08-schillernde-zeiten.html)

"Bambule auf der Leinwand" Markus Flohr (31.1.2003)
Schillernde Zeiten ist im Besten Sinne 60 Minuten Hamburger Kulturprogramm, der Film gewordene Schulterschluss zwischen den Bambulis, Lindenbergs, Strombergs und St. Pauli-Fans dieser Stadt. An seine Grenzen stößt der Film allerdings, wo er den private Lebensstil eines guten Dutzend Menschen zum Politikum zu machen sucht, und noch die blank geputzte Bauwagentoilette deren Integrität beweisen soll. ...
https://taz.de/Bambule-auf-der-Leinwand/!818795/ (https://taz.de/Bambule-auf-der-Leinwand/!818795/)

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"Wagenburg wehrt sich" (16.6.2014)
DEMO Bauwagenplatz Borribles in der City Nord will Luxus-Neubauten nicht ohne Ersatzfläche weichen
https://taz.de/Wagenburg-wehrt-sich/!338913/ (https://taz.de/Wagenburg-wehrt-sich/!338913/)

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Aus der Besetzung des Gieszerradwegs Ende Oktober 2012 entstand der Wagenplatz der Initiative Jetze Wagenplätze am Karl-Heine-Kanal in Leipzig-Lindenau. Seit November sind wir nun dort und derweil sieht es wohl aus, als würden wir erstmal hier bleiben ...
http://jetzewagenplaetze.noblogs.org/

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Wir, eine Gruppe von überwiegend jungen Menschen, wollen im Leipziger Osten unsere Vorstellung von einem selbstbestimmten, selbstverwalteten, solidarischen Hausprojekt verwirklichen. Dazu wird momentan das frisch erworbene Haus in der Wurzner Str. 2 in Leipzig Reudnitz bewohnbar gemacht. ...
http://wurze.de/ | http://wurze.de/blog/

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Rixdorfer Kiezforum
Nachbarschaftliche Organisierung in Berlin Neukölln
Das Rixdorfer Kiezforum ist ein Diskussions- und Handlungsraum von Menschen, die sich mit dem Kiez rund um den Richardplatz von Berlin-Neukölln verbunden fühlen. Unser Ziel ist eine Stadtentwicklung, die menschenwürdiges Leben in sozialer Sicherheit, Freiheit und kultureller Vielfalt ermöglicht. ...

http://rixdorf.org/

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Wir, die Stadtteilinitiative WEM GEHÖRT KREUZBERG sind ein Zusammenschluss von Menschen aus dem Chamisso-, Großbeeren-, Graefekiez und Umgebung. Wir sind aktiv gegen Verdrängung durch steigende Mieten, Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen, Luxusmodernisierungen, spekulativen Leerstand, und die massive Zunahme von Ferienwohnungen vor Ort, sowie gegen die menschenverachtende Politik der Privatisierung und Ausbeutung weltweit. ...
http://www.wem-gehoert-kreuzberg.de/

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Everyone in Berlin creates the city as we know it. Every day we shape and build our homes, our streets, our neighborhoods. Everyone in her or his own way. As everywhere in Berlin neighborhoods are transforming – including the Wedding. These changes are associated with numerous problems. Mainly because a few want to earn of what all are creating together. Homes are being sold or renovated, rents are increasing. If accommodations can no longer be afforded you have to move in outer districts or in the worst case, your flat will be evicted. ...
https://www.unverwertbar.org/ | http://haendewegvomwedding.blogsport.eu/

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Gemeinsam gegen Sozialabbau, Verdrängung und den Ausverkauf der Stadt... (Berlin)
http://wirbleibenalle.org/

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"Abschied von einer Legende"
Veröffentlicht am 28. Januar 2015 von Jan Zombik
Viele kennen das Inter1: Das altgediente Wohnheim auf dem Mainzer Uni-Campus ist berühmt für seine Offenheit, seine Community und internationale Kultur. Fast 50 Jahre lang beherbergte es Generationen von Studierenden. Jetzt soll das Inter1 nach dem Willen des Studierendenwerks Mainz endgültig geschlossen werden. ...
https://www.zwischenze.it/abschied-einer-legende/


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Die Rote Flora existiert seit 1989 als besetztes politisch-kulturelles Zentrum. In den 21 Jahren ihres Bestehens gab es immer wieder Phasen, in denen der Versuch einer gewaltsamen Beendigung des Projektes durch die Stadt unmittelbar bevorzustehen schien. Doch während sieben Innensenatoren kamen und wieder gingen, ist die Rote Flora geblieben.
https://www.rote-flora.de/blog/ (https://www.rote-flora.de/blog/)

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on April 24, 2015, 09:04:23 AM
"Gefahrengebiet Schluss mit dem Theater" Frank Drieschner (23. April 2015)
Die Polizeiaktionen in einem angeblichen "Gefahrengebiet" im Schanzenviertel Anfang vergangenen Jahres stellt man sich am besten zusammen mit linker Randale und Bürgerprotest als doppelte Inszenierung vor: eine Bühne, aber zwei Ensembles, die vor zwei unterschiedlichen Arten von Publikum auftreten.  ...
http://blog.zeit.de/hamburg/schluss-mit-dem-theater/

",,Die sollen erstmal kommen"" Jan Zombik (5. Mai 2015)
Etwa 50 Menschen haben sich am frühen Abend des 4. Mai vor der Liebfrauengemeinde  in der nördlichen Neustadt versammelt. Hierhin hatte der Vorstand der Mainzer Wohnbau die Bewohner_innen der Soemmeringstraße 48-54 zu einer nicht-öffentlichen Mieter_innenversammlung geladen. Die betreffenden Gebäude sollen abgerissen werden. Eine Entschädigung gibt es dafür nicht, alternative Wohnungen bietet die Wohnbau den Mieter_innen nicht an. Um gegen die geschlossene Versammlung zu protestieren, hatten die Betroffenen die solidarische Öffentlichkeit eingeladen. ...
https://www.zwischenze.it/die-sollen-kommen/

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"Gentrifizierung in San Francisco - Willkommen in der Hyperzivilisation" Johannes Kuhn, San Francisco (24. Juni 2015)
Je nach Schätzung verlassen zwischen 5000 und mehr als 20 000 Bewohner im Jahr San Francisco - in der Regel unfreiwillig. Weil sie sich die Miete nicht mehr leisten können oder aus ihrer Wohnung geklagt werden. ... Die Stadt mit ihren 850 000 Einwohnern feiert Homosexualität und die freie Wahl des Geschlechts als Teil der Identität. Sie setzt konsequent auf erneuerbare Energien und plant, spätestens 2020 den eigenen Müll zu 100 Prozent zu recyceln. Die Zahl der Elektro- oder Hybrid-Fahrzeuge, der Bio-Läden und Öko-Restaurants ist beeindruckend.
San Francisco ist jedoch auch eine überforderte Stadt. Sie leidet wie der Rest der USA an einer maroden Infrastruktur. Bei Regen kann in einigen Bezirken schon mal der Strom ausfallen; die öffentlichen Verkehrsmittel sind hoffnungslos überfüllt und veraltet. Vor allem aber leidet San Francisco an Ungleichheit: 5460 Bürger besitzen ein Vermögen von je mehr als 30 Millionen Dollar; etwa 7000 San Franciscans sind obdachlos, viele davon haben psychische Krankheiten.
Morgens erheben sich die Obdachlosen aus ihren Pappkarton-Schlafquartiers und nur wenige Meter weiter stehen die Gruppen der Tech-Arbeiter am Straßenrand und warten auf die Spezial-Busse, die sie direkt zu Google, Facebook, Yahoo oder Apple bringen. Die Stadt ist längst mit dem Silicon Valley verschmolzen, zum Zentrum und Versuchslabor der Tech-Kultur geworden. Von Lebensmitteln und Shopping-Artikeln über Massagen bis zum medizinischen Marihuana - alles lässt sich per Smartphone ordern und in zehn bis 60 Minuten in Empfang nehmen.
Der Komfort dieser Hyperzivilisation macht eine Konfrontation mit der Realität für Tech-Arbeiter theoretisch überflüssig. ...
Viele Menschen sind ratlos und haben Angst. Einige verstehen nicht, was gerade passiert, weil sie nur an einer Gegenwart Interesse haben, in der sich beliebig viele Realitäten ausblenden lassen. Andere sind sich unsicher, was San Francisco gerade ist und künftig sein wird. ...

http://www.sueddeutsche.de/leben/gentrifizierung-in-san-francisco-willkommen-in-der-hyperzivilisation-1.2528338

"These Are the Faces of San Francisco's Homelessness Crisis" Photography by Phoebe Heaton / Text by Keith A. Spencer (2016)
The greatest power of the photograph is its ability to pause time. Things that we would not dare stare at for more than a fleeting moment are made still by the shutter — frozen in a moment, forever, compelling us to return to them again and again. Homelessness is a crisis that needs to be frozen. It is something that is, from our perception, always fleeting. We look for a second, drop a coin or look away, and then we forget. ...
https://thebolditalic.com/these-are-the-faces-of-san-franciscos-homelessness-crisis-8fd3750edacc

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"Wir sind das Gemüse" Jan Brandt (7. Juli 2015)
Es ist Mittwoch, ein warmer Sommerabend, die Sonne scheint, voller Kampfeslust gehe ich die Wrangelstraße entlang. Die Wrangelstraße, die vom Mariannenplatz zur Taborkirche reicht, ist zurzeit ständig in den Medien. Wegen Bizim Bakkal. Bizim Bakkal ist Türkisch und heißt "Unser Lebensmittelladen". Bizim Bakkal ist der letzte Gemüseeinzelhändler in der Gegend, die letzte Bastion gegen Konzerne, die Globalisierung, die durchkommerzialisierte Stadt. Jetzt soll Bizim Bakkal schließen. Der neue Eigentümer des Hauses mit der Nummer 77 hat der Familie Çalişkan, die seit 28 Jahren im Erdgeschoss Gemüse verkauft, gekündigt. Ende September soll sie raus. Das will die Nachbarschaft nicht zulassen. Seit fünf Wochen gibt es Proteste. Jeden Mittwoch versammeln sich mehr und mehr Menschen vor Bizim Bakkal und demonstrieren dafür, dass er bleibt, wo er ist. ...
http://www.zeit.de/freitext/2015/07/07/bizim-bakkal-wrangelkiez-berlin/

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"Gentrifizierung: Ihr kriegt uns hier nicht raus" Jana Gioia Baurmann (12. Juli 2015)
Im "Horrorhaus" in Berlin stinkt es, überall liegt Müll, ständig ist die Polizei da. Der Eigentümer benutzt offenbar Roma, um Altmieter zu vergraulen. Doch eine Frau wehrt sich. ... Das Haus ist 2012 verkauft worden, Eigentümer ist seitdem die G 87 Grundbesitz GmbH. Repariert wird schon lange nichts mehr, weil das Haus gewinnbringend weiterverkauft werden soll – dafür müssen die 19 Bestandsmieter raus. Die Roma sind kein Problem, ihre Verträge sind befristet. ...
http://www.zeit.de/2015/26/roma-haus-berlin-grunewaldstrasse

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Seit der Besetzung 1990 gibt es in der Linienstrasse 206 ein lebendiges, politisches Wohnprojekt. In den vergangenen 22 Jahren gab es immer mal neue Eigentümer_innen, die versuchten ihre Vorstellung davon mit dem Haus Profit zu machen umzusetzen. So auch die neuen Eigentümer Frank Wadler und Bernd-Ullrich Lippert: Nach erzwungenen Hausbesichtigungen und diversen von ihrer Seite abgelehnten Gesprächsangeboten kamen jetzt die ersten Abmahnungen, Kündigung und zu einem seit Herbst 2012 anhaltenden Rechtsstreit. Das ist eine klare Kampfansage, die wir selbstverständlich nicht unbeantwortet lassen!...
http://linie206.blogsport.de/

http://linie206verteidigen.blogsport.de/

http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/linkes-wohnprojekt-linie206-zwei-wohnungen-in-linienstrasse-geraeumt/13574262.html

"Wohnprojekt geräumt: "Linie206" war das letzte umkämpfte Haus in Mitte" Gerd Nowakowski (10.05.2016)
Vor 26 Jahren wurde die "Linie206" besetzt - am Dienstag wurde sie von der Polizei geräumt. Das Berliner Haus und seine Bewohner wirkten schon im vergangenen Sommer wie aus der Zeit gefallen. ... Das heruntergekommene Gemäuer wirkt wie aus einer anderen Welt; einer, die Berlin auch einmal war. Ein Fremdkörper in der ,,Spandauer Vorstadt", die heute als Inbegriff der Gentrifizierung gilt, wo seit dem Mauerfall die Sanierungen und steigenden Mieten den größten Teil der ehemaligen Bewohner verdrängt haben.
,,Wir gehen nicht, wir bleiben", sagt Johannes, ein schlanker Mann in T-Shirt und Jeansjacke, bestimmt. Er und die übrigen Bewohner sehen sich als Mitglieder des letzten umkämpften Hausprojekts in Berlin. Besetzt wurde die ,,Linie206" im Mai 1990, in jenen wilden Zeiten nach dem Mauerfall, als sich die bürokratische Ordnung gewissermaßen eine Auszeit nahm, weil die alten SED-Kader sich lieber unsichtbar machten und die neuen Kräfte noch nicht in ihre Rolle gefunden hatten. Die Häuser denen, die drin wohnen, hieß es da, was besonders für jene galt, in denen niemand lebte, weil die DDR sie hatte verkommen lassen. Also zogen dort Menschen ein, die eben diese Hinterlassenschaften des zusammengebrochenen DDR-Sozialismus als durchaus fruchtbar für ihre eigenen Utopien sahen.
Es ist schwer, mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen. Ein offenes Haus ist das nicht. Es braucht mehrere Besuche, um hineinzukommen: jedes Mal langes Ausharren vor dem Eingang, bis endlich wer öffnet – aber nur einen Spalt breit. Immer wieder eine Abfuhr; das Plenum müsse beraten, heißt es. Dann, im fünften Anlauf, gibt es doch Einlass und die Möglichkeit zu einem Gespräch. Allerdings unter Auflagen. Keine Fotos von den Wohnungen und vom Hof, keine von den Bewohnern, auch keine Nachnamen, so hat es das Plenum entschieden. Man wisse ja nie, was die andere Seite plant. Die andere Seite, das sind die Eigentümer dieses bunten Hauses. ... ,,Wir haben einen undogmatischen, linksradikalen und anarchistischen Anspruch", – so haben sie sich mal in einer Selbstdarstellung beschrieben – ,,und versuchen, ein möglichst selbstbestimmtes, hierarchiefreies Leben zu realisieren." Wie schwer so etwas im Alltag sein kann, trotz wöchentlichen Plenums, kann man ahnen. ...  Das Thema Stadtzerstörung sei doch aktuell wie nie, sagt Johannes. Trotzdem stoße man damit in der Stadt auf ,,taube Ohren". Da komme er sich vor wie ein ,,altmodischer Revoluzzer", sagt er, was aus seinem Mund irgendwie merkwürdig klingt. Wie sich die Stadt verändert habe, dafür ,,geben wir nicht denen die Schuld, die im St. Oberholz sitzen", beteuert er.
,,Wir wollen kein Stück vom Kuchen, wir wollen die ganze Bäckerei", unter diesem Motto feiern dieser Tage einige ehemals besetzte Häuser den wilden Ost-Berliner Sommer vor 25 Jahren. Um die ganze Bäckerei aber geht es längst nicht mehr, sie müssen mit den Krümeln zufrieden sein. Mitte 1990 gab es in Ost-Berlin nahezu 120 besetzte Häuser, geduldet vom Ost-Berliner Magistrat. Erst ab August galt auch in den Ost-Bezirken die sogenannte ,,Berliner Linie", nach der neu besetzte Häuser innerhalb von 24 Stunden geräumt werden. Bewohnern bis dahin besetzter Häuser wurden dagegen Verträge angeboten. Die Besetzer der Linie 206 waren schon 1990 für Mietverträge – und konnten damals nicht ahnen, dass diese bis heute die Existenz des Projekts sichern würden. ... Wie es enden könnte, irgendwann, haben die Bewohner der ,,Linie206" nicht weit entfernt täglich vor Augen, auf der anderen Seite des Rosenthaler Platzes. Dort wurde 2010 das ehemals besetzte Haus ,,Brunnen183" geräumt. Auch hier wurden vom Gericht die Mietverträge für nichtig erklärt. Heute existiert die Fassade mit dem Spruch ,,Wir bleiben alle" nur noch als Postkartenmotiv. Seit Ende 2014 steht auf der nun schwarz gestalteten Fassade des inzwischen sanierten Hauses in meterhohen goldenen Lettern ,,183". Es wirkt fast wie ein arroganter Hinweis, dass dies goldene Zeiten für Spekulanten sind.
http://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/wohnprojekt-geraeumt-linie206-war-das-letzte-umkaempfte-haus-in-mitte/12180220.html

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Kirche von Unten, Kremmener Straße 9-11 (Berlin)
Vielmehr bildet das Verantwortungsbewußtsein jedes Einzelnen die Grundlage für einen partnerschaftlichen Umgang miteinander und läßt in der Gruppe keine Hierarchien zu. Dem liegt unser Anspruch zugrunde, keine Strukturen zu dulden, die andere Menschen unterdrücken. Dieser Idealfall muß allerdings im Beziehungsgeflecht unserer Gruppendynamik immer wieder aufs neue erkämpft und hinterfragt werden. Die Erfahrungen aus solchen Auseinandersetzungen erzeugen eine spezielle Form des Miteinander-Umgehens in der VV und lassen diese besonders schüchternen Außenstehenden häufig als abgeschottete, verschworene Gemeinschaft erscheinen. Die KvU ist aber weder eine Therapiegruppe für Althippies, Anarchopunks und andere seltsame Sitzengebliebene, noch will sie sich zum Billigst-, Veranstaltungs- und Saufort bestimmen lassen. Sie ist allenfalls eine Mischung aus beidem. Die spezifischen Würze jedoch ergibt sich aus der sensiblen Basissuppe unserer sozialen und politischen Vorstellungen, deren unbeirrter praktischer Anwendung und nicht zuletzt einem wohldosierten Spritzer Bier. ...
http://kvu.blogsport.de/

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Wir sind Kotti & Co – die Mietergemeinschaft vom Kottbusser Tor in Berlin Kreuzberg. Wir sind ca. 20 Peronen im engeren Kreis (Kerngruppe) – plus Familien und  Verwandte – und natürlich unsere Freunde und Freundinnen. Darüber hinaus gibt es viele die sich bei unserem Protesthaus (Gecekondu) engagieren oder wieder andere die eher im Hintergrund uns mit ihrer Stadt- und Mietenpolitischen Expertise zu Rat stehen. Desweiteren gibt es seit Mitte 2013 eine Jugend AG (Kotti-Youth) mit ca. 15-20 Mitgliedern. Alles weitere entnehmt bitte unseren Veröffentlichungen auf dieser Webseite...
http://kottiundco.net

Der Kotti-Shop ist ein experimenteller, non-profit Kunst- und Projektraum, im Erdgeschoss des Neuen Kreuzberger Zentrums, direkt am Kottbusser Tor in Berlin.
Er betreibt eine eigene kleine Druckwerkstatt "Copyroboter" mit maschinellen Siebdruckmaschinen....
http://kotti-shop-blog.tumblr.com/ | http://www.kotti-shop.net/

...

"Raub und Schläge am Kottbusser Tor in Berlin Selbst für Kreuzberg zu krass" Hannes Heine (18.02.2016)
Seit 30 Jahren gehört das Kottbusser Tor zu den Berliner Problemplätzen. Nun ist es richtig gefährlich geworden. 50 Prozent mehr Überfälle, 100 Prozent mehr Diebstähle. Ex-Hausbesetzer und türkische Gastronomen haben genug. ...


"Kriminalität in Berlin-Kreuzberg Wachschutz soll für Sicherheit am Kottbusser Tor sorgen" Jörn Hasselmann (15.03.2016)
Die Hausverwaltungen am Kottbusser Tor wollen einen Wachschutz bezahlen, damit sich die Mieter sicherer fühlen. 20.000 Euro monatlich soll das kosten. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/kriminalitaet-in-berlin-kreuzberg-wachschutz-soll-fuer-sicherheit-am-kottbusser-tor-sorgen/13320636.html

Quoteonkelrie
    15.03.2016 07:26 Uhr

Das ist Sache der Polizei
Die Hausverwaltungen werden das nicht aus eigener Tasche bezahlen, sondern auf die Mieter umlegen. Die sozial Schwachen sollen nun auch noch eine originäre Staatsaufgabe selbst bezahlen. Warum bezahlen eigentlich die Politiker ihren Personenschutz nicht aus der eigenen Tasche, wenn die Polizei ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen kann?




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Unser Bündnis besteht aus unterschiedlichen Gruppen, Organisationen und Individuen, die gemeinsam gegen die Politik der sozialen Ausgrenzung in Berlin protestieren und für eine soziale und solidarische Stadt kämpfen. ...
https://bsolidarischestadt.wordpress.com/



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Friedrichshain-Blog - Berlin Friedrichshain & Kreuzberg
http://friedrichshainblog.de/


MieterInnen aus der Palisadenstraße 41-46 gegen ihre Verdrängung durch hohe Mieten... Wir sind die MieterInnen aus der Palisadenstraße 41-46 in Berlin-Friedrichshain. Wir stehen vor großen Mieterhöhungen, die unsere Renten bei Weitem übersteigen. Wir wehren uns dagegen, weil die Wohnung mehr als ein Sack Kartoffeln ist, den man auf dem Markt erwirbt. ...
http://palisaden-panther.blogspot.de/

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ABRISSBERLIN vernetzt Menschen und Initiativen gegen Abrisspolitik und Privatisierung – für Aufbruch und Ausbrüche! Gegen Stadtlifting. Für den Mut zur Unordnung am Sehnsuchtsort Berlin. ...
http://www.abriss-berlin.de/

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"In Hamburgs Bahnhofsviertel sterben die Spelunken"  Lorenz Hartwig (August 13, 2015)
Henrik Malmström: Als meine damalige Freundin und ich 2010 eine günstige Wohnung in der Robert-Nhil-Straße gefunden haben, war draußen auf der Straße die Prostitution in vollem Gange. In einem ersten Projekt habe ich von meinem Wohnzimmerfenster aus die Frauen fotografiert. Dann führte mich meine Neugier in die Kneipen. ...
https://www.vice.com/de/read/hansaplatz-st-georg-kneipe-henrik-malmstroem-332

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"Steht's noch? Architektur und Abriss in Hamburg (3): Mach's gut, altes Haus!" Hanno Rauterberg (DIE ZEIT Nº 31/2015)
Zertrümmert, zerlegt und zerbröselt: Hamburgs Geschichte ist eine Geschichte aus Staub und Asche. Kein alter Stein, so scheint es, darf auf dem anderen bleiben. Was Brände und Kriege nicht erledigen, geht in den Schlachten der Immobilienwirtschaft unter. Hamburg, so schrieb einst Alfred Lichtwark, der erste Direktor der Kunsthalle, "hätte die Stadt der Renaissance sein können, des Barock und des Rokoko. Doch alle diese Schätze wurden stets begeistert dem Kommerz geopfert."
Die Statistiken geben Lichtwark noch immer recht. Längst hat die Abrissbirne auch weite Teile der Gründerzeit vernichtet, noch nicht mal mehr zehn Prozent aller Gebäude in Hamburg sind heute älter als 100 Jahre. ... Im Grunde ist so ein Haus ja auch nur ein Mensch. Und wenn kein Mensch, dann zumindest ein sehr eigentümliches Ding, weil es uns, die Bewohner, umschließt und umfasst, weil es belebt wird und damit selbst zu leben beginnt und eine eigene Geschichte birgt.
In alten Häusern ist etwas verwahrt, das die Gegenwart nicht künstlich produzieren kann, man könnte es den Geist der Verbundenheit nennen. Weil so ein betagtes Bauwerk schon ganz andere Zeiten gesehen hat, weil sich ihm viele Spuren des gelebten Lebens eingeschrieben haben, setzt es die Menschen in Beziehung: mit anderen, mit einer Vergangenheit, vielleicht sogar mit sich selbst.
Alte Häuser können wie Erbstücke sein, die man auch dann noch mit sich trägt, wenn man nicht weiß, was sie ihren früheren Besitzern wirklich bedeuteten. Man verwahrt sie: aus einem Gefühl der Demut heraus.
Kostbar wird so ein altes Haus eben nicht allein aus materiellen Gründen. Kostbar ist es, weil es die eigene Lebensspanne überragt – es war schon da, und es wird noch da sein. Es lässt Menschen spüren: Sie leben nicht allein aus sich heraus. Sie dürfen sich anlehnen an das, was auf sie kam. Dürfen sich daran reiben, können darüber staunen. Im Angesicht alter Häuser weitet sich der Blick auf das, was allen eigen ist: geteilte Geschichte, im Guten wie im Schlechten. Und vermutlich deshalb empfinden manche den Abriss eines Bauwerks als eine Form von kollektiver Enteignung. Der Mensch ist ja, immer noch, ein spürendes Wesen. Es verlangt ihn nach Zugehörigkeit, nach Kontemplation, nach dem Schönen – und all das vermögen alte Häuser zu bieten.
Erst im Umgang mit ihnen zeigt sich, was der Gegenwart wichtig ist. Was bedeutet ihr die Treue zu sich selbst und also zur eigenen Vergangenheit? ...
http://www.zeit.de/2015/31/architektur-alte-gebaeude-abreissen-erhalten

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on August 18, 2015, 12:07:36 PM
Vor fünf Jahren haben Menschen die erste Plattform in die Bäume des Waldes gezogen, um ihn zu besetzen. ... Derzeit gibt es über 30 Baumhäuser im Wald. Wenn wir dicht aneinaderrücken haben wir über 70 Schlafplätze in den Bäumen. Die meisten Baumhäuser befinden sich in Baumhausdörfern, das heißt, dass mehrere Bäume in der Luft durch Walkways verbunden sind. ... Wir engagieren uns gegen die Zerstörung der Umwelt, gegen das Kapital und gegen den Staat. Die staatlichen Organisationen versuchen mit vielen Mitteln unseren Widerstand zu unterbinden. Egal, ob sie Menschen verprügeln, mit Geldstrafen überziehen oder einsperren: Mit unserer Solidarität sind wir stärker als sie.
https://hambacherforst.org/| https://hambacherforst.org/blog/ | https://twitter.com/hambibleibt?lang=de

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Reiche 63a
Die Reiche 63a ist ein linkes Hausprojekt in Kreuzberg, das seit 20 Jahren in seiner jetzigen Form existiert und, wie viele andere Projekte, akut in seiner Existenz bedroht wird.
Hier wohnen nicht nur etwa 25 Menschen, wir stellen auch Räume bereit, die von anderen Menschen und Gruppen für Info-Veranstaltungen, Gruppentreffen und kulturelle Veranstaltungen, wie Kino, Partys, Konzerte,... genutzt werden.
Auch wenn unser Haus natürlich unser Haus ist (und bleibt, sollen die doch selber umziehen!), gehört es juristisch der Firma Heymann und Kreuels. Von dieser hat es im Rahmen der Legalisierung 1990 das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg (BA) gemietet und dann an uns weiter vermietet. Der Vertrag sieht keine Kündigung durch das BA vor. Nun versucht der Bezirk jedoch durch eine Feststellungsklage aus dem Vertrag rauszukommen, um damit den Weg zu einer Räumungsklage zu bereiten. ...
http://reiche63a.blogsport.de/

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Reichenberger 114 - Stop Gentrification!
Die Reichenberger Straße 114 ist ein Mietshauskomplex in Berlin-Kreuzberg, dessen Bewohner_innen sich gegen Verdrängung durch Luxusmodernisierung und Umwandlung in Eigentumswohnungen wehren. ACHTUNG RISIKOKAPITAL - WIR BLEIBEN ALLE! Reichenberger Strasse 114 is a tenement building in Berlin-Kreuzberg, whose residents resist expulsion through luxury modernization and condominium conversion. BERLIN ASPIRE F*** OFF - WE WILL STAY!
https://reichenberger114.blogspot.de/

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linien142 | Blog der Mieter Linien 142 in Berlin Mitte
Privater Blog der Mieter Linien 142 in Berlin Mitte – wer hier kauft, verdrängt Menschen aus ihrem langjährigem Lebensraum
Gentrifizierung ist ein Wort ohne Emotionen. Es kann nicht beschreiben was Betroffene erleben und wie sich fühlen. Dieser private Blog soll darüber berichten. ...
https://linien142.wordpress.com/

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"Londons Superreiche verändern die Stadt: Krösus und seine Kinder" Marion Löhndorf (16.8.2015)
Schon lange zieht London die Begüterten an. Aber in dem Mass, da der städtische Raum knapper und teurer wird und die Ansprüche an den Lebensstandard wachsen, wird ihre Präsenz spürbarer.  ...
http://www.nzz.ch/feuilleton/kroesus-und-seine-kinder-1.18596134

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"Deutscher Immobilienmarkt: Wohnungsnot hier, Leerstand dort" Henrik Mortsiefer (19.08.2015)
In Großstädten wie Berlin wird zu wenig gebaut, in einigen ländlichen Regionen zu viel. Eine Studie zeigt: Allein in Berlin fehlen am Ende des Jahrzehnts 55.000 Wohnungen. ...
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/deutscher-immobilienmarkt-wohnungsnot-hier-leerstand-dort/12209404.html

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"Kippt Duisburger Bauwagenplatz durch grünen Bezirksvertreter?"
In Duisburg, Ruhrgebiet | Am 27. August 2015 | Von Thomas Meiser
In Duisburg soll von Seiten der Stadtverwaltung ein seit Jahrzehnten bestehender Bauwagenplatz geräumt werden. Darüber wird heute nachmittag die Bezirksvertretung Homberg beschliessen. Doch ausgerechnet CDU und FDP sind nun dagegen. Während die SPD-Bezirksvertreter für die Räumung eintreten. Und ein grüner Architekt ist das Zünglein an der Waage. Neigt er den Genossen in Sachen Räumung zu? ... Das neueste Kapitel der Schlacht von Goliath gegen David ist das vom Bauwagenplatz in Duisburg-Homberg.
Der wurde einst von Barfuss-Hippies auf dem Gelände des jetzigen Innenhafens aufgezogen und durfte nach massiver Intervention von grünen Jugend- und Kulturpolitikern auf eine linksrheinische Brachfläche der Kommune in Duisburg-Homberg umziehen.
Niemanden hat die Wagenburg dort gestört. Im Gegenteil: Die wechselnden Siedler, durchgängig hippieeske junge Leute haben sich in der Nachbarschaft viele Freunde gemacht. Weil sie mitanpackten. Dann kamen kommunale Liegenschaftsverwalter zu der Einschätzung: Die Wagenburg wäre fehl am Platze, sie störe, sie müsse weg. ...
http://www.ruhrbarone.de/kippt-duisburger-bauwagenplatz-durch-gruenen-bezirksvertreter/112605

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"Berlin-Alexanderplatz: Künstler protestieren gegen Leerstand" Thomas Loy (17.09.2015)
Das Haus der Statistik am Alexanderplatz steht leer, schon seit Jahren. Warum kann man dieses Gebäude nicht für Künstler und Flüchtlinge nutzen? In einer neuen Kampagne werden solche Orte "markiert". Die ,,Allianz bedrohter Berliner Atelierhäuser" (ABBA) hat auf dem Alexanderplatz für ,,alternative Formen der Immobiliennutzung" demonstriert. Mit einem Fassadenplakat wurde auf den Leerstand im Haus der Statistik aufmerksam gemacht. Dort könnten ,,Räume für Kunst, Kultur und Soziales" entstehen. Auch der Club Stattbad aus Wedding würde gerne dort einziehen, sagte Florian Schmidt, Atelierbeauftragter des Berufsverbands Bildender Künstler (bbk).
Das Haus der Statistik soll abgerissen werden, um Platz für neue Hochhäuser zu schaffen. Konkrete Baupläne gibt es aber noch nicht. Das Angebot vom Bund, das Bürohaus vorübergehend als Flüchtlingsheim zu nutzen, habe das Land abgelehnt, so Schmidt. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-alexanderplatz-kuenstler-protestieren-gegen-leerstand/12331552.html

AbBA - Allianz bedrohter Berliner Atelierhäuser
Arbeitsplätze für Künstlerinnen und Künstler (erhalten!)
bezahlbar, langfristig, vielfältig, innerstädtisch.
http://abbanetzwerk.tumblr.com/

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Valentina Ferrandes is an italian artist living in Berlin. Her video and sound pieces explore possible connections
between micro-narratives, landscapes and urban geography. Valentina presented her project "Berg", an exploration of the former Teufelsberg Listening Station, involving a video and a GPS triggered soundscape for mobil devices (available on itunes, free).
Artist talk by Valentina Ferrandes - valentinaferrandes.com Duration 44min49sec | http://scopesessions.org/
sound explorations visualmicronarratives urbangeography berlin 2014 | http://www.valentinaferrandes.com/BergSound.html
https://vimeo.com/89011441

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"Der Traum ist aus ...!"
Am 12./13./14. November 2015 jährt sich die Räumung der besetzten Häuser in der Mainzer Straße zum 25sten Mal und damit auch der Beginn vom Ende der zweiten großen HausbesetzerInnenbewegung in Berlin. Die damaligen Redakteure der Ostberliner Zeitschrift telegraph waren in diesen drei Tagen zu jeder Stunde vor Ort. Sowohl hinter, als auch vor den Barrikaden. Neun Tage nach der Räumung erschien der telegraph 16/1990. In diesem wurde die Räumung spontan zum Schwerpunkt.  ...
http://www.ostblog.de/2015/11/der_traum_ist_aus.php

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on December 15, 2015, 10:02:11 AM
Wrangelstraße 66: "Gentrifizierung in Kreuzberg Bezirk stoppt Verdrängung durch Spekulanten im Wrangelkiez" Karin Schmidl (14.12.2015)
Die Mieter in der Wrangelstraße 66 können langfristig in ihren Wohnungen bleiben. Das war ungewiss, weil eigentlich sämtliche Wohnungen an eine Gesellschaft in Luxemburg verkauft wurden. Doch dann stoppte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg das Geschäft. ... In der Wrangelstraße 66 in Kreuzberg ist die Freude groß. Nicht nur auf das bevorstehende Weihnachtsfest, sondern vor allem wegen einer Sicherheit, die die 30 Mieter seit Monaten sehnlichst vermisst haben: Nach dem Verkauf ihrer Wohnungen an eine Aktiengesellschaft in Luxemburg mussten sie damit rechnen, dass sie irgendwann raus müssen. Dass der 1907 errichtete Fünfgeschosser entmietet, teuer saniert und dann als Filetstück weiterverkauft wird.
Dieses Prozedere scheint jetzt abgewendet. Kurz vor Ablauf der dafür vorgesehenen Frist hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sein Vorkaufsrecht für das Haus Wrangelstraße 66 angemeldet. ...

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/gentrifizierung-in-kreuzberg-bezirk-stoppt-verdraengung-durch-spekulanten-im-wrangelkiez-,10809148,32925766.html

Die Masche, es insbesondere langjährigen Mietern, die noch keine High-End-Beträge für ihren Wohnraum bezahlen, in ihrer Wohnung möglichst unangenehm zu gestalten und sie durch unterlassene Instandsetzungsmassnahmen und irrwitzige Kündigungsschreiben zum Auszug zu bewegen, um offensichtlich frisch saniert neu vermieten zu können, hat bislang leider bei mehreren Mietern des Hauses funktioniert: Viele sind nicht mehr da. Einige wussten sich nicht zu wehren oder haben kapituliert und sind ausgezogen. Menschenfreundlich ist das nicht. So werden langjährig gewachsene Kiezstrukturen zerstört, genauso wie menschliche Beziehungen innerhalb dieser Gegenden geschädigt werden. Vergessen wird dabei, wie wichtig es ist, sich auf etwas verlassen zu können. Zum Beispiel darauf, dass das M99 Gemischtwarenladen mit Revolutionsbedarf auch morgen noch einfach DA ist. Weil es dazu gehört, weil es einzigartig ist und ganz profan einfach auch, weil es schon immer da war! ...
http://www.bizim-kiez.de/blog/

Schlagwort: Wrangelstraße 66
http://peter-nowak-journalist.de/tag/wrangelstrase-66/


"Mit einen Mietwal gegen Miethaie" (Samstag, 14. November 2015)
Vor einigen Monaten sorgte die Bizim-Bakkal-Bewegung im Kreuzberger Wrangelkiez für großes mediales Interesse. Nachdem bekannt geworden war, dass ein Gemüseladen in der Wrangelstraße 77 gekündigt wurde, mobilisierten NachbarInnen über Internet den Protest und gingen jeden Mittwoch auf die Straße (MieterEcho Online berichtete).  In den letzten Wochen war es um die Bizim-Bakkal-Bewegung still geworden. Doch am 11.11. meldete sie sich mit einem Lichterumzug zurück. Ca. 400 MieterInnen trafen sich vor dem Gemüseladen, dessen Zukunft noch immer ungewiss ist. Die Wrangelstr. 77 GmbH hat zwar die Kündigung zurückgenommen, doch ein neuer Mietvertrag ist bis heute nicht unterschrieben. ...
http://peter-nowak-journalist.de/tag/wrangelstrase-77/

...

Gefahrengebiet: "Verfahren vom Tisch - Der umstrittene Angriff" Kai von Appen (4. 1. 2016)
Ein vermeintlicher Angriff auf die Hamburger Davidwache führte zum größten Gefahrengebiet der Stadtgeschichte. Das Verfahren wurde eingestellt. ... HAMBURG taz | Für die Hardliner unter den Polizeibeamten lieferte der vermeintliche Angriff den perfekten Rückenwind zum Agieren nach den Ausschreitungen bei der Soli-Demo für die Rote Flora eine Woche zuvor: Angeblich hätten 40 Autonome am Abend des 28. Dezember 2013 an der Davidwache einen Polizisten schwer verletzt. Der umstrittene Vorfall war der maßgebliche Grund, weshalb die Polizei vor zwei Jahren die gesamte westliche Innenstadt zum ,,Gefahrengebiet" erklärte. Doch ob es diese Attacke gegen die Davidwache überhaupt jemals gegeben hat, ist weiterhin ungeklärt. ,,Das Ermittlungsverfahren ist eingestellt worden", sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nana Frombach. ...
https://www.taz.de/!5266077/

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"Großdemo für Berliner Hausprojekt: Cheerleader mit Müllsäcken" Moritz Wichmann (7. 2. 2016)
BERLIN taz | ,,Mal gucken, wie weit sie es schaffen", sagt ein Anwohner skeptisch-belustigt, als die Demo schnellen Schrittes mit dem halb vermummtem Frontblock loszieht. Deutlich mehr als die ursprünglich 200 angemeldeten Teilnehmer sind am Samstag zur Demo für die Rigaer 94 und gegen die Polizeikontrollen in der Rigaer Straße gekommen.
,,Rebellische Strukturen verteidigen, solidarische Kieze schaffen", fordert das Fronttransparent, inklusive Anarchie A. Dem Aufruf der Veranstalter, keine Parteifahnen mitzuführen, wird Folge geleistet, Berliner Hausprojekte aber halten Transparente in die Höhe. Für sie ist die Demonstration Auftakt zur nächsten Runde im Berliner Häuserkampf, weil in den nächsten Monaten gleich mehrere Projekte wie etwa der Kiezladen in der Friedelstraße in Neukölln räumungsbedroht sind. ...

http://www.taz.de/Grossdemo-fuer-Berliner-Hausprojekt/!5272092/

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Herzlich willkommen auf der Seite der Arbeitsgruppe Möbel Kraft bei der BUND-Kreisgruppe Kiel.
Seit August 2010 arbeiten Teile der Verwaltung Kiels und Möbel Kraft an der Errichtung eines Möbelzentrums zusammen mit dem Discounter Sconto auf dem Kleingartengelände Prüner Schlag am Westring. Dieses seit dem Bekanntwerden im Sommer 2011 höchst umstrittene Vorhaben hat im März 2014 zum bisher 1. Bürgerentscheid Kiels geführt. Ein Planungsstopp konnte jedoch aufgrund der knappen Niederlage von 47.5%: 52.5% der Stimmen nicht herbeigeführt werden. Damit geht der vorgeschriebene Weg eines Bauleitverfahrens jetzt in die entscheidende Runde der Entwurfsauslegung und Öffentlichkeitsbeteiligung. Dabei sollte, wenn Bürgerbeteiligung erst gemeint ist, ein ehrlicher Abwägungsprozess stattfinden und nicht nur Investorenwünsche  berücksichtigt werden. Alle KielerInnen können sich hier beteiligen.
https://ttkielblog.wordpress.com/

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Let's get walking
Jane Jacobs (1916-2006) was an urbanist and activist whose writings championed a fresh, community-based approach to city building. Read more about her here.
Everyone knows something about where they live. Every perspective is important to building vibrant and healthy cities. Click here to read about who you can help reach out to locally to build the Jane's Walk movement in your city or town. ...
http://janeswalk.org/

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Gleimstraße 52, Berlin
Prenzlauer Berg, Pankow, Berlin: Einblicke hinter die Kulissen
https://gleim52-berlin.blogspot.de/

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Wins59 - für ein sozialverträgliches Sanierungskonzept
Das Haus ist aufgrund seines Originalzustands inzwischen eine touristische Attraktion. Auch die Mieterstruktur ist, in diesem weitestgehend durchgentrifizierten Bezirk eine Rarität. Hier wohnen 75 Menschen aus Ost und West, Familien, Studenten, normale Arbeitnehmer ebenso wie Selbstständige, Bezieher von Sozialleistungen und auch ältere Leute, die seit 30-40 Jahren in diesem Haus leben.
Wir sind keine Hausbesetzer: Wir sind treue Mieter, die hier seit Jahren ihren Lebensmittelpunkt haben!
https://winsstrasse59.wordpress.com/

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AUGUSTSTRASSE
http://auguststrasse-berlin-mitte.de/

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Kopenhagener 46, das Jahnke-Haus im Prenzlauer Berg, Berlin
Dieser Blog dokumentiert den Zusammenprall einer Berliner Hausgemeinschaft mit sehr tüchtigen Geschäftsmännern, die viel Geld verdienen wollen. Und dies tut die Christmann Unternehmensgruppe – u.a. auch Eigentümerin der  Winsstraße59 – bekanntlich mit großer Leidenschaft. Dabei wird sie rechtlich von STEINPILZ Rechtsanwälten vertreten. Keine kleine Nummer ...
Dieser Blog soll auf ein sanierungsbedürftiges Gesetz hinweisen das Mieterinnen und Mieter in Deutschland sämtlichen Investoren völlig schutzlos ausliefert, ganze Viertel verändert und soziale Strukturen zerstört.
Ein Zeitzeugnis über den (tristen) Wandel Berlins.
Das Haus in der Kopenhagener Strasse 46 erfuhr 1986 eine Rekomaßnahme. Elektrische Anlagen, Gasversorgung und das Dach wurden erneuert und/oder instand gesetzt. Einige Wohnungen im Vorderhaus hatten bereits eigene Bäder, im Seitenflügel und Hinterhaus gab es noch einen größeren Bestand von Außentoiletten. Das Haus ging an eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft, die zur Aufgabe hatte einen großen Prozentsatz privatisieren.
1999 erwarb dann Jens Jahnke die Immobilie. Seinerzeit war der Kiez noch grau und bald hielten die Pioniere Einzug...Wir zum Beispiel ...
https://kopenhagener.wordpress.com/

kop46 Kopenhagener 46 – Life goes on!
Wohnen in Berlin! - Leben in der Kopenhagener Straße.
Das 1906 erbaute Haus war bis vor kurzem noch voll vermietet.
Hier wohnten, lebten und arbeiteten Menschen aus 4 Kontinenten.
Als die Kopenhagener 46 zum Mai 2013 verkauft wird, haben 29 große und 16 kleine Menschen hier ihr zu Hause.
Sie sind zwischen 2 Monaten und 76 Jahren alt. Einige sind hier geboren.
Sie wohnen hier seit 52 Jahren und seit 2 Monaten.
Zwei Jahre später stehen in der Kopenhagener Straße Wohnungen zum Verkauf.
Wo sind die Menschen jetzt? Hatten sie keine Lust mehr, am Mauerpark zu wohnen? Und warum? Was ist hier geschehen?
https://kop46.wordpress.com/

Willibald-Alexis-Str. 34 - WAX 34
(30. März 2016): Nix los mehr hier? Stimmt! Die WAX34 ist nun, auch mit aktiver Unterstützung einiger Vertreter des sozial-alternativen Milieus, fast vollständig in die spekulative Wohnraum-verwertungsmaschinerie integriert. Selbstverwalteten Wohnraum wird es hier niemals geben, bezahlbare Wohnungen sind vernichtet worden oder werden es in absehbarer Zeit sein.
Aber immerhin, durch die praktische Solidarität vieler Freunde und Bekannter und unserem Zusammenhalt als Hausgemeinschaft konnten wir einige Kaufinteressenten von ihrem Vorhaben abbringen und den Ausverkauf verzögern. ...

https://willibald-alexis-strasse34.blogspot.de/
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on April 04, 2016, 09:56:13 PM
"Farbe, Steine und Feuer gegen die Stadt der Reichen!"
Verfasst von: Autonome Gruppen. Verfasst am: 29.05.2016 - 20:39. Geschehen am: Sonntag, 29. Mai 2016.
Wir haben uns in der Alten Jakobstraße ein Stelldichein gegeben um unsere Wut über Ausgrenzung, Vertreibung, Kontrolle und Verachtung gegenüber einer Stadt der Reichen mit Farbe, Steinen und Feuer sichtbar zu machen. ...
https://linksunten.indymedia.org/de/node/180538

Quote"die Reichen"
Verfasst von: anonym. Verfasst am: Mo, 30.05.2016 - 10:12.
sind schon ein eklatanter Bestandteil des Problems, denn "die Reichen" sind es, die den Kapitalismus nach ihren Bedürfnissen organisieren. Der Kapitalismus entsteht eben nicht von selbst aus irgendwelchen Sachzwängen heraus, sonders es ist ein menschengemachtes System, und einige Menschen haben eben einfach mehr Einfluss, Macht und Möglichkeiten. Und zur Veränderung muß man den Hebel genau dort ansetzen, alles andere sind Nebelkerzen oder Geschwätz aus dem Theorieseminar.

Quoteoh man..
Verfasst von: anonym. Verfasst am: Mo, 30.05.2016 - 12:58.
"die reichen" sind genauso wie alle anderen den prinzipien des kapitalismus unterworfen und ich würde sogar behaupten die schicht die sich mit am stärksten selbst ausbeutet, weil sie die prinzipien am stärksten verinnerlicht hat.
und nur weil eine person viel ökonomisches kapital hat, heißt es ja noch lange nicht, dass sie auch viel soziales, symbolisches, whatever kapital hat oder in der lage ist ihr ökonomisches kapital in diese umzusetzen: der vom hauseigentümer beauftragte gerichtsvollzieher kann noch so oft klingeln und fordern, wenn an der tür 200 solidarische menschen sitzen, zum beispiel.
und wenn es mir um die verteilungsfrage ginge, dann könnte ich auch meine stimme an die LINKE bei der nächsten wahl abgeben. das ist es aber nicht. das problem ist, wie ja schon geschrieben wurde, dass der kapitalismus nicht untergeht, nur weil "die reichen" nicht mehr existieren, oder eine bank entglast wurde, oder ein manager jetzt arbeitsfrei ist. der kapitalismus wird dann untergehen, wenn wir nicht mehr nach diesen prinzipien handeln, die sich inzwischen auf alle institutionen der gesellschaft ausgedehnt hat.


Quote"den Prinzipien unterworfen..."
Verfasst von: anonym. Verfasst am: Di, 31.05.2016 - 07:45.

So ein Schwachsinn. Die Reichen haben Handlungfreiheit, im Gegensatz zum Arbeitnehmer oder Hartz4-Empfänger. Die Reichen können sich entscheiden, ob sie weiterhin die Arbeitskraft anderer zur eigenen Profitmaximierung nutzen, das Systen mit Gesetzen entsprechend ausgestalten ... oder ob sie ihr Vermögen für was Sinnvolles spenden und ihr zukünftiges Leben in der Arbeiterklasse verbringen und ihr politisches Wirken einer besseren Gesellschaft widmen. Die sogenannten "Sachzwänge" gelten nur insofern, dass ein Kapitalist gegen den anderen konkurriert um noch weiter nach oben zu kommen. Dazu ist er aber in keinster Weise gezwungen, so wie ein einfacher Arbeiter oder Hartzer den strukturellen Zwängen ausgesetzt ist. Bei der Gentrifizierungsfrage ist die Lage völlig eindeutig, denn es gibt keinerlei Zwang für Wohnungseigentümer, die Mieten zu erhöhen und Leute rauszuschmeißen.


Quoteschön,
Verfasst von: ich noch mal. Verfasst am: Mo, 30.05.2016 - 23:06.

wo verdammt nochmal bleiben denn jetzt eure konstruktiven vorschläge und alternativen zu aktionen wie diesen?

kein wort, das weiterhilft. euer dämliches pseudohumanistengelalle ist unterm strich destruktiver als es ein brennendes auto je sein kann. und dem schwachkopf, der da behauptet, daß die kapitalisten am bemitleidenswertesten von allen seien, da sie am meisten in das rat race investieren müßten (oder gar dafür arbeiten müßten- als ob man mit arbeit je reich werden würde), kann ich nur raten, sich vielleicht mal mit dem wesen des kapitalismus/bürokratie/mehrwertschaffung/unterdrückungsstrukturen etc.pp. auseinanderzusetzen- ich empfehle marx, graeber, chomsky etc.- bevor er sich hier selbst weiter lächerlich macht.

an die truppe, die das schöne feuerwerk da veranstaltet hat:
chapeau und weiter so. laßt euch von diesen sesselfurzenden ewignörglern nicht beeindrucken, die sich ja nur schönreden wollen, daß sie mit dem nächsten nachttanzrave viiiiiel revolutionärer als ihr seien, um ihr kleinbürgeliches ärschchen nicht in gefahr zu bringen. vorbestraft arbeitet sich das nach den sturm- und drangjahren nämlich schlecht in papas anwaltskanzlei.

ps.:
ich übrigens einer der alten nichtverhandler und meine hütten- ja, es waren im laufe der bewegung mehrere- sind alle ehrenvoll geräumt worden, wie im übrigen alle nichtverhandler. erzähl hier also keinen scheiß. wenn dann z.b. sone maulaufreißer wie die luckauer (wo ja auch neben der herrnhuther die halbe goltz gelandet war, alles mordsmilitante) sich noch vor torschluß damals schandverträge der übelsten art andrehen haben lassen, dann waren die eben keine nichtverhandler mehr und wurden massiv gedisst, sogar in der radi. wenn du damals am start warst, solltest du das eigentlich wissen. also: welche hütte war denn nun nichtverhandler und hat heute vertrag oder sogar eigentum an ihrer hütte? fakten oder schnauze halten!


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"Vandalismus in Berlin-Mitte "Autonome Gruppen" rechtfertigen Randale"  Jörn Hasselmann (30.05.2016)
"Autonome Gruppen" haben sich auf einer linksextremistischen Webseite zur Randale in der Alten Jakobstraße in Mitte bekannt. Dort brannten in der Nacht zu Sonntag mehrere Autos, Häuser wurden beschädigt. ... Am späten Sonntagabend ist auf der linksextremistischen Internetseite "indymedia" ein Bekennerschreiben zu den Anschlägen in Mitte in der Nacht zu Sonntag veröffentlicht. Darin heißt es: "Wir haben uns in der Alten Jakobstraße ein Stelldichein gegeben um unsere Wut über Ausgrenzung, Vertreibung, Kontrolle und Verachtung gegenüber einer Stadt der Reichen mit Farbe, Steinen und Feuer sichtbar zu machen." Unterzeichnet ist das Schreiben mit nur mit "Autonomen Gruppen". Begründet wird die nächtliche Randale so: "Die Luxusneubauten stehen für eine Stadtentwicklung zu Gunsten der Reichen und zeigen offenkundig die Trennung in Teilhabende und Ausgeschlossene: Während die einen in ihren Appartments der gefühlsvollen Inszenierung italienischer Lebensqualität fröhnen wird der Pöbel durch Überwachungskameras fern gehalten." Ob die Selbstbezichtigung authentisch ist, bleibt unklar. ... Auf der linksextremistischen Internetseite ,,Indymedia" war der Baubeginn im Oktober 2014 registriert worden. Der bundesweit tätige Konzern errichtet auf dem ehemaligen Mauerstreifen 102 Eigentumswohnungen, die in diesem Jahr bezogen werden sollen. ,,Die Preise werden eine breite Zielgruppe ansprechen", hatte ein Firmensprecher vor drei Jahren dem Tagesspiegel gesagt, genannt wurden Quadratmeterpreise von 4000 bis 5000 Euro.
,,Jeden Tag schönes Erleben" steht in großen Lettern auf einem Werbeschild der Patrizia, es blieb unbeschädigt. Einem Mieter von der anderen Straßenseite reicht das Erlebte. ,,Bloß hier wegziehen", schimpft er in sich hinein.
SPD, CDU und Grüne verurteilten die Attacke. ,,Linksextremisten sind Feinde der Demokratie. Sie verstehen nur den Haftrichter", twitterte der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber. "Diese linksautonomen Feuerteufel gehören alle in die JVA Tegel." Die Grünen warfen Innensenator Frank Henkel (CDU) eine fehlende "durchdachte Strategie" vor. "Die Polizei scheint nachts weniger unterwegs zu sein", behauptete der Abgeordnete Benedikt Lux. Der Abgeordnete kündigte an, den Anschlag im nächsten Innenausschuss zu thematisieren.
In den vergangenen Monaten haben Linksextremisten in verschiedenen Bezirken randaliert, unter anderem in der Neubausiedlung am Gleisdreieckpark. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/vandalismus-in-berlin-mitte-autonome-gruppen-rechtfertigen-randale/13656262.html

QuoteDaW, 30.05.2016 11:43 Uhr

Was für Idioten
Gewalt und Aufrufe dazu sind durch nichts zu rechtfertigen. Ihrer (vermeintlichen) Sache haben sie einen Bärendienst erwiesen, letztlich profitieren nur "A"fD, PEGIDA & Co davon - und können mal wieder super whataboutism betreiben. Danke, ihr selbsternannten Retter der Welt ...


Quoteapnoe, 30.05.2016 12:19 Uhr

Antwort auf DaW vom 30.05.2016 11:43 Uhr
Was ich mich immer wieder frage:
Inwiefern bauen diese Autonomen Gruppen (bzw. ihre Mitglieder) eigentlich noch darauf, den Rückhalt der Massen zu haben, für die sie eigentlich kämpfen wollen? Oder haben sie sich in ihrer Rechtfertigungsblase schon so abgeschottet, dass der Kampf gegen das System schon als Selbstzweck durchgeht, bei dem die "Befreier" ganz ohne die "Befreiten" auskommen?


QuoteSuOm, 30.05.2016 11:27 Uhr

Meine Güte was für Deppen. Als ob solche Aktionen irgend etwas ändern würden. Viel mehr zieht man sich noch weiter den Zorn der Gesellschaft zu und verliert dadurch mehr und mehr den Fokus auf die Probleme der Stadt.


Quotelahaine, 30.05.2016 10:25 Uhr

Luxusbewohner
Was erwartet der Autor dieses Artikels, sollen die Leser des Tagesspiegels sich jetzt solidarisch fühlen mit den Bewohnern teurer Eigentumswohnungen oder großer Autos?


QuoteFrauenarzt, 30.05.2016 10:32 Uhr

Antwort auf lahaine vom 30.05.2016 10:25 Uhr

Tagesspiegel-Leser
sollten Brandanschläge ablehnen, erst recht solche zur Vertreibung von Menschen aus ihrem Zuhause. Das sollte unser kleinster gemeinsamer Nenner sein. Ist es aber wohl leider nicht.


Quotefritz, 30.05.2016 10:39 Uhr

Antwort auf lahaine vom 30.05.2016 10:25 Uhr
Solidarität mit Verbrechensopfern ist selbstverständlich.

Wohlhabende sind kein Freiwild für Gewalttäter, die es zu nichts gebracht haben und aus Wut und Neid das zerstören, was sie nicht haben können.


Quotevicym
    30.05.2016 11:05 Uhr

Antwort auf lahaine vom 30.05.2016 10:25 Uhr
Die meisten Eigentumswohnungen werden vermietet, und es haben definitiv keine "großen" Autos gebrannt. Und das der vorhandene Supermarkt ebenfalls etliches abbekommen hat, wurde garnicht berichtet.

Das sind einfach nur verzogene Gören, die keinen Funken Anstand haben. Nur noch bekloppt!


Quotehabimmerrecht, 30.05.2016 11:55 Uhr

Antwort auf lahaine vom 30.05.2016 10:25 Uhr
Ja, ich bin solidarisch. Ab welcher Höhe des monatlichen Einkommens mein Solidaritäts-Gefühl sinken sollte, lassen Sie mich bitte wissen.


QuoteRobertCrumb, 30.05.2016 08:39 Uhr

Das ist der Preis für die Politik des Establishment,den ganzen Wohnungsmarkt den gesetzlosen Immobilienhaien zu überlassen.
Praktisch ganze Bevölkerungsschichten werden an den Stadtrand vertrieben um Platz für die Neureichen zu machen.


QuoteFrauenarzt, 30.05.2016 09:46 Uhr

Antwort auf RobertCrumb vom 30.05.2016 08:39 Uhr
Das ist einfach nur das Werk von gewohnheitsmäßigen Randalierern. Die kleinen Leute, gegen die sich deren Terror richtet, sind keine "Immobilienhaie", sie müssen für ihr kleines bisschen Wohlstand und Sicherheit für ihre Kinder hart arbeiten, sich vielleicht sogar verschulden. Und nun zünden ein paar gesetzlose Idioten diesen "Neureichen" die Styropor-Fassaden und Untere-Mittelklasse-Wagen an. Mich würde nicht wundern, wenn diese Hass- und Neidverbrecher, die für ihre krude Ideologie Menschenleben aufs Spiel setzen, selber in einem der begehrten Innenstadtbezirke hausen.


QuoteAdeleSandrock
    30.05.2016 19:42 Uhr

Antwort auf RobertCrumb vom 30.05.2016 19:12 Uhr
Effekt
Und Sie glauben tatsächlich, daß die Welt besser und gerechter wird, wenn diese Lumpen marodierend durch die Straßen ziehen und anderen das zerstören, was die sich erarbeitet haben?
Welchen Effekt erhoffen Sie sich dadurch für ihren Techniker und die Verkäuferin? Ich kann mir nicht vorstellen, daß die solche Kriminellen beauftragen würden, um ihre Interessen zu vertreten.


QuoteRobertCrumb, 30.05.2016 20:51 Uhr

Antwort auf AdeleSandrock vom 30.05.2016 19:42 Uhr
Nein
das nicht aber vielleicht wird auch mal quer gedacht und sozialistisch,denn die Werte der Gesellschaft können nur von Dauer sein wenn sie für Alle gemacht sind.


QuoteElena66
    30.05.2016 21:48 Uhr

Antwort auf RobertCrumb vom 30.05.2016 20:51 Uhr
Stecken lassen
Haben wir gesehen, wie gut das in der DDR und anderen sozialistischen Ländern funktioniert hat.

Wenn man mehr Wohnraum in den Innenstädten will, dann geht das nur durch private und öffentliche Investitiionen. Berlin ist klamm, da geht also soviel nicht, sonst hätte man wohl auch nicht so umfassend privatisiert.

Bauen ist aber nun mal teuer, zumal in begehrten Lagen. Wenn da jemand günstigen Wohnraum will, dann klappt das nur, wenn man dem Investor die Möglichkeit gibt, diese Sozialwohnungen durch teurere Wohnungen querzufinanzieren. Sei es durch höhere Mieten, als Eigentumswohnung oder indem man die Nutzung als Ferienwohnung erlaubt. Oder aber man lässt den Investor 3 Stockwerke draufsatteln, dann rechnet sich das auch. Mietpreisbremse, das Verbot von Ferienwohnungen und die notorische Weigerung des Senats, die Traufhöhe zu erhöhen führen dazu, dass es nicht oder nur mit sehr hohem finanziellen Risiko möglich ist, profitabel zu bauen (nicht schnappatmen, so sind Geschäftsleute, die wollen immer was für ihr Geld zurück, das gilt selbst für Kioskbesitzer, die einem einzelne Gummibärchen für das Doppelte des Einkaufspreises verkaufen). Und was dann passiert, sieht man an der Curvy-Brache, wo der Bauherr sich nun entschlossen hat, doch lieber keine Wohnungen zu bauen (weder niedrig- noch hochpreisige), sondern lieber ein Geschäftshaus.

Und der Wohnungsmangel wächst ....


QuoteMuhkuhhh, 29.05.2016 15:41 Uhr

Was drückt sich darin aus?
Natürlich sind solche Vorgänge ohne wenn und aber zu verurteilen! Autos in Brand zu stecken, Gebäude zu beschädigen und generell Verwüstungen anzurichten sind nicht zu tolerieren und muss für den Fall, dass diese Menschen erwischt werden auch entsprechend bestraft werden.

Aber: In solchen Taten drückt sich etwas aus! Und diesen Dingen auf den Grund zu gehen ist mindestens so wichtig, wie die Täter ausfindig zu machen...
Wo auch immer man in dieser Stadt unterwegs ist , entstehen nur noch Luxuswohnungen und werden Bauwerke hochgezogen, die einfach teuer aussehen und unglaublich hässlich sind. Sie bringen zum Ausdruck, dass hier ohne viel Geld nichts geht.
Wenn man durch die Gegend nahe dem Spittelmarkt läuft,ist es ganz genau so. Teure Bauten und nur noch Luxus, Luxus.....
Kann es nicht sein, dass es für ganz viele Menschen dafür erhebliches Unverständnis gibt? Dass Menschen mit " normalem Gehalt" sich fragen, was das alles soll?
Hier einfach mal so zu tun, als ob hier nur ein paar linksextremistische Spinner unterwegs sind, die Chaos und Verwüstung anrichten wollen, ist viel zu oberflächlich und zeigt, dass viele Politiket dieser Stadt gar kein angemessenes Bild ihrer eigenen Stadt haben. Und die Grünen machen es sich wie immer ganz einfach. Schuld ist die Polizei. Das ist echt Quatsch und wahnsinnig kurzsichtig. ...


Quotenochnefrage
    29.05.2016 18:03 Uhr

Linkspopulismus
Es ist doch immer wieder interessant, Lesermeinungen zu lesen:

    In solchen Taten drückt sich etwas aus!

Das hätte mal jemand über sie Brandstiftungen der rechten Verbrecher sagen sollen ...


Quotemotmax
    29.05.2016 11:48 Uhr

Sprachrohr für Scharfmacher?
Die Kommentare von Tom Schreiber offenbaren entweder eine absurde Profilierungssucht um sich plump als nächster Law and Order Innensenator zu empfehlen oder eine ungesunde neurotische Fixierung auf sein Thema, was beides nicht sonderlich sympatisch wirkt.
Bevor es irgendwelche konkreten Hinweise gibt, benennt er pauschal eine Gruppe von Mitbürgern als schuldig und hat auch schon eine angemessene Strafe zu empfehlen.

Ich erinnere Fälle in der jüngeren Geschichte, wo interessierte staatliche sowie andere Kreise einen sogenannten "Linksextremismus" geschürt bzw. radikalisiert und instrumentalisiert haben.

Die Bezeichnung "Linksextremisten" ist historisch schon oft in verschiedener Weise angewendet worden, oft hat es dann grausame Verfolgungen gegen irgendwelche unliebsamen Personengruppen gegeben, auch in rechten wie in sogenannten kommunistischen Regimen.

Die Presse hat eine grosse Verantwortung, Scharfmachern nicht Sprachrohr zu sein lieber Tagesspiegel ...


Quotegreg, 29.05.2016 13:54 Uhr

Antwort auf motmax vom 29.05.2016 11:48 Uhr
Würden Sie bei einem Vorfall, der mutmaßlich rechtsextrem ist und als solcher auch zu erkennen ist, genauso argumentieren?


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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 19, 2016, 10:47:51 AM
Das Mercure Hotel Potsdam (früher: Interhotel Potsdam) ist ein im Jahr 1969 fertiggestelltes Hotel aus der Zeit der DDR, das von der Interhotel-Kette betrieben wurde. Nach der Wende gelangte es in das Eigentum der Mercure-Kette, die den Plattenbau sanieren und auf den nun üblichen Ausstattungsstandard umbauen ließ. Es steht an der Langen Brücke und grenzt an den Lustgarten. ... Der Vorsitzende des DDR-Staatsrats Walter Ulbricht gab 1967 den Auftrag, eine ,,sozialistische Stadtkrone" in Potsdam zu bauen. Das Hotelgebäude wurde als Prestigebau durch ein Architektenkollektiv unter der Leitung von Sepp Weber verwirklicht und sollte höchsten internationalen Standards entsprechen. Für die Fertigstellung kamen einige Baugeräte aus dem kapitalistischen Ausland zum Einsatz. Das Haus bietet über 420 Gästezimmer in 17 Etagen und wurde als erstes Hotel der DDR mit 20 Fernsehern ausgerüstet. Prominente wie Karlheinz Böhm, Audrey Landers und Zsa Zsa Gabor waren hier Gäste. ... (20. November 2015)
https://de.wikipedia.org/wiki/Mercure_Potsdam


"Städtebau: Potsdam sind im Fall "Hotel Mercure" die Hände gebunden" Katrin Starke (12.05.2012)
Für viele ist der 17-geschossige Bau ein architektonischer Schandfleck. Vergleichbare Gebäude der Ost-Moderne sind schon niedergerissen. ... Gäbe es nur eine Möglichkeit, die Potsdamer Bauverwaltung würde wohl selbst die Abrissbirne in Schwung setzen, um das ehemalige "Interhotel" an der Langen Brücke abzureißen. Und stünde damit nicht allein. Das 1969 erbaute Hochhaus, das heute als Mercure-Hotel Gästen in 210 Zimmern Vier-Sterne-Qualität bietet, ist vor allem denen ein Dorn im Auge, die sich einem historischen Stadtbild verschrieben haben. Plattenbau gegen klassizistische Fassade – in Potsdam wird derzeit kontrovers über das Erbe der DDR-Architektur diskutiert. ... Das Haus, das Hotelbetreiber Accor gemietet hat, befindet sich im Eigentum der US-Investmentgesellschaft Blackstone. Klipp will auf seine Chance warten. Die könnte Ende des Jahres kommen. Der Betreibervertrag läuft im Dezember aus. Noch steht nicht fest, ob Accor verlängern wird. "Die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Aber wir sind in guten und konstruktiven Gesprächen mit dem Vermieter. Immerhin ist der Standort des Hotels herausragend", erklärt Accor-Sprecher Michael Kirsch. Der SED-Prestigebau im Zentrum der Stadt ist nur ein Posten auf Klipps Liste der zur Disposition stehenden Objekte der Ost-Moderne. Umstritten deshalb, weil sie "in einer bestimmten Zeit ganz bewusst gegen den Stadtgrundriss gebaut wurden", sagt Klipp. ...  Dass beispielsweise das ehemalige Kulturhaus des früheren Ministeriums für Staatssicherheit in Golm unter Denkmalschutz stehe, belege, dass in Potsdam unverkrampft und unideologisch mit der DDR-Architektur umgegangen werde. "So etwas wie in Berlin kann in Potsdam nicht so schnell passieren", spielt Klipp auf den Abriss des "Ahornblatts" an der Fischerinsel an. Im Jahr 2000 war der von Ulrich Müther entworfene Schalenbau zur Bestürzung vieler Berliner dem Erdboden gleichgemacht worden. In Potsdam dagegen sei das Werk des Schalenbau-Pioniers, das Café "Seerose", geschützt.
18 Gebäude aus der DDR-Zeit genießen in Potsdam den gleichen Status. Vergleichsweise viele, wie das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege bescheinigt. "Zu wenige", sagt dagegen Thomas Hintze, Chef der Bürgerinitiative "Pro Brauhausberg". Das Terrassencafé Minsk hat der Potsdamer dabei vor Augen. Von der Pracht des 1977 zum 60. Jahrestag der Oktoberrevolution eröffneten Restaurants mit einer Außenterrasse, die Platz für 110 Gäste bot, ist kaum etwas geblieben. Seit gut 15 Jahren pfeift der Wind durch die Fensterhöhlen, haben Sprayer und Randalierer ihre Spuren am Gebäude hinterlassen. Kein schöner Anblick, wie Hintze zugibt. "Aber das 'Minsk' hat etwas zu erzählen. Für viele Alteingesessene bedeutet es ein Stück Identität." Der 41-Jährige erinnert an die ungewöhnliche Baugeschichte. ...
http://www.morgenpost.de/brandenburg/article106294437/Potsdam-sind-im-Fall-Hotel-Mercure-die-Haende-gebunden.html


"Potsdamer Interhotel: Kann das weg?" Anne Hähnig (16. Juni 2016)
Das einstige Potsdamer Interhotel soll abgerissen werden. Beim Streit darüber geht es um mehr als nur um ein Gebäude – es tobt ein Kulturkampf: Wer bestimmt, wie diese Stadt künftig aussieht? ... "Sozialistische Notdurftarchitektur" hat der in Potsdam lebende TV-Moderator Günther Jauch das Mercure einmal genannt. Und der Schauspieler Jörg Hartmann sagte: "Kein Mensch mit einem Schönheitsempfinden kann solche Bauten dauerhaft wollen." Auch Kai Diekmann wollte, dass es verschwindet. Tatsächlich soll das Mercure abgerissen werden: Die Stadtverordnetenversammlung hat im März beschlossen, das Gebäude zu kaufen, um es später wegreißen zu können. Denn es ist, wie selbst Hoteldirektor Wesolowski sagt, "von außen nicht gerade ein Schokoladenhohlkörper". Es sieht also nicht eben verführerisch aus – und direkt gegenüber steht eines der prächtigsten Häuser Potsdams: das wiederaufgebaute Stadtschloss. Deshalb, finden die Kommunalpolitiker, passe das Mercure dort nicht hin, zumal es mit seinen 60 Metern Höhe alle anderen Gebäude um Längen überragt. Es soll einem Park weichen, und dieser Park soll "Wiese des Volkes" heißen.
Doch diese Rechnung wurde ohne das Volk gemacht, denn das wehrt sich: gegen den Abriss, gegen die Stadt, gegen die Prominenten. Es gibt eine Bürgerinitiative, die ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht hat. Das richtet sich gegen den Abriss des Mercure und zweier weiterer DDR-Gebäude in der Innenstadt. Etwa jeder zehnte Potsdamer hat schon unterzeichnet, die Zahl der Unterstützer liegt aktuell bei 16.000. Das sind 2.000 mehr, als notwendig wären. Mit Unterstützung der Linken wurden Unterschriften vor allem in den Plattenbauvierteln der Stadt gesammelt. Die kleinen Leute unterschreiben für den Erhalt eines in die Jahre gekommenen Luxushotels. Das ist Potsdamer Ironie.
Längst ist die Zukunft des Mercure eines der wichtigsten Themen in dieser Stadt, die zuletzt eine enorme Anziehungskraft auf die Reichen und Prominenten ausgeübt hat; so sehr wie wohl keine andere in Deutschland: Viele, die Ruhm und Geld haben, wollen hier leben. Nah an Berlin und doch in entrückter Schönheit. Der Streit um das Mercure ist so auch ein Streit zwischen alten Potsdamern und neuen. ...
http://www.zeit.de/2016/26/potsdamer-interhotel-abriss-kulturkampf/komplettansicht


"Stadtgestaltung in Potsdam Das Hotel Mercure bleibt stehen" Henri Kramer (19.09.2016)
Der jahrelange erbitterte Konflikt um die Gestalt der Potsdamer Mitte kann ein Ende finden: Der Abriss des Hotel Mercure ist für die kommenden Jahre vom Tisch. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtgestaltung-in-potsdam-das-hotel-mercure-bleibt-stehen/14547746.html


Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 22, 2016, 04:45:31 PM
"Berlin-Friedrichshain: Polizeieinsatz in der "Rigaer 94" - Eigentümer lässt Fahrräder entfernen" Christian Vooren (22.06.2016)
Die Berliner Polizei führt am Mittwochvormittag einen Einsatz im linksalternativen Wohnprojekt in der Rigaer Straße 94 in Friedrichshain durch.
"Der Einsatz läuft seit 7.30 Uhr", hieß es bei der Polizei. Die Hausverwaltung habe um Unterstützung gebeten, weil Bauarbeiter im Haus Baumaßnahmen durchführen sollen. Es gehe um Brandschutz, die Räumung von Fluchtwegen und die Entfernung von Sperrmüll, sagte ein Sprecher. "Wir schützen die Bauarbeiter. Sie sind zuletzt wiederholt bedrängt und beleidigt worden." Man sei aber nicht da, um Wohnungen zu durchsuchen oder Personen festzunehmen. ... Das Wohnprojekt in der Rigaer Straße gilt als Treffpunkt von Linksextremisten, es kommt es immer wieder zu Angriffen auf Polizeistreifen und politische Gegner. Zuletzt war die Polizei im Januar dieses Jahres in dem Wohnprojekt im Einsatz - zuvor war ein Kontaktbereichsbeamter direkt vor dem Haus angegriffen worden. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-friedrichshain-polizeieinsatz-in-der-rigaer-94-eigentuemer-laesst-fahrraeder-entfernen/13769300.html

QuoteMcSchreck 15:20 Uhr
oje, wenn ein Eigentümer in seinem Eigentum an Flüchtlinge vermieten will, ist das also "Besetzer gegen Flüchtlinge ausspielen". ....


...

Das Haus an der Rigaer Straße 94 im sogenannten ,,Nordkiez" (Samariterviertel) in Berlin-Friedrichshain ist ein aus einer illegalen Hausbesetzung entstandenes Wohnobjekt, das als eines der letzten Häuser in Berlin zu großen Teilen auch heute noch besetzt ist. In den Räumlichkeiten befindet sich die Hausbesetzerkneipe Kadterschmiede, die nicht öffentlich zugänglich ist. ....
https://de.wikipedia.org/wiki/Rigaer_Stra%C3%9Fe_94

https://rigaer94.squat.net/ | https://rigaer94.squat.net/chronik/

"Erklärung der Rigaer 94 zu den heutigen Ereignissen"
Verfasst von: Rigaer94. Verfasst am: 13.01.2016 - 21:35. Geschehen am: Mittwoch, 13. Januar 2016
https://linksunten.indymedia.org/de/node/165191

Bullen in Rigaer94
Verfasst von: Rigaer94. Verfasst am: 22.06.2016 - 08:07. (unmoderiert) Kommentare: 24
Bullen in der Kadterschmiede seit 7:00Uhr wollen sie wohl räumen...
QuotePresseinformation Begehung Rigaer Str.94
Verfasst von: Hausverwaltung Pawel Kapica. Verfasst am: Mi, 22.06.2016 - 10:06.
Am 22. Juni 2016 werden wir als beauftragte Hausverwaltung im Auftrag der Eigentümergesellschaft Lafone Investments Ltd. eine Begehung des Hauses Rigaer Str. 94 in Berlin-Friedrichshain durchführen.
Im Ramen der Begehung werden der nicht ausgebaute Dachbodendes Vorderhauses sowie zwei zweckentfremdete Flächen im Erdgeschoss des Quergebäudes und des Seitenflügels geräumt. Gleichzeitig werden vorhandene Mängel im Brandschutz sowie der Verkehrssicherheit in den Treppenhäusern behoben und der Hof von Sperrmüll, darunter 20-30 alte Kühlschränke, entsorgt.
Von insgesamt 30 Wohnungen im Haus sind derzeit noch sieben Wohnungen besetzt. Laute dem Berliner Melderegister sind in diesen 7 Wohnungen auch keine Bewohner gemeldet. Bei den beiden zu räumenden Flächen handelt es sich jedoch um keinen genutzten Wohnraum.
Im Jahr 2015 wurden Reinigungskräfte und Hausmeister von Bewohnern unter Gewaltandrohung des Vorderhauses verwiesen. Im selben Jahr wurden ein Räumungsversuch des widerrechtlich bestzten Vorderhaus- Dachbodens wosie weitere Begehungen von Bewohnern des Seitenflügels/ Quergebäudes und deren Sympathisanten unter Gewaltandrohung verhindert.
Die Eigentümergesellschaft hat deshalb über einen Rechtsanwalt für die Begehung am 22.6.2016. die Berliner Polizei um Unterstützung gebeten.
Die beiden zu räumenden Flächen im Erdgeschoss werden ab sofort instandgesetzt und an Flüchtlinge mit regulären Mietverträgen zu Konditionen des Berliner Mietspiegels als Wohnraum vermietet.
In Veröffentlichungen der Berliner Presse und im Internet wurde verbreitet, dass in den Treppenhäusern Schäden und Mängel der Verkehrsicherheit und des Brandschutzes vorliegen. Sollte dies zutreffen, müssen diese Mängel aus Haftungsgründen im Auftrag der Eigentümerschaft behoben werden. Obwohl das Bezirksamt offiziell darüber informiert wurde, hat es keine entsprechenden Kontrollen oder Maßnahmen ergriffen. Die Eigentümerschaft steht jedoch in der Verantwortung solche Mängel abzustellen.
Das Angebot zum Kauf des Hauses Rigaer Str. 94 durch die Unterstützung der Edith Maryon Stiftung haben die jetztigen Bewohner seinerzeit mit dem Hinweis auf "ihren politischen Kampf" abgelehnt und sich somit gegen eine Übernahme dieser Verantwortung enschieden.
Hausverwaltung Pawel Kapica
QuoteKorrektur
Verfasst von: anonym. Verfasst am: Mi, 22.06.2016 - 14:16.
Hausverwaltung Kapica ist nur "vorgeschoben".
Organisatorisch verantwortlich für den heutigen Einsatz ist weiterhin die "BELIMA - Berliner Liegenschaften Management GmbH & Co. KG" aus der Arndtstraße 34, 10965 Berlin.
https://linksunten.indymedia.org/en/node/153892

https://linksunten.indymedia.org/de/node/182744

"Berlin / Brandenburg: 22.06.2016Polizei schon wieder im linken Hausprojekt Rigaer 94" ( 22.06.2016)
Polizei: Amtshilfe für die Hausverwaltung / Bewohner: Auch Kneipe »Kadterschmiede« betroffen / Beamte und Handwerker mit Gerät unterwegs...
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1016144.polizei-schon-wieder-im-linken-hausprojekt-rigaer.html


"Polizeieinsatz in der Rigaer Straße: Linke Szenekneipe geräumt" Volkan Agar (Berlin, 22. 6. 2016)
Mit der Unterstützung von 300 Polizisten, privaten Security-Mitarbeitern und Handwerkern begann am Mittwochmorgen um 7.30 Uhr die Räumung einer Werkstatt und der Szenekneipe ,,Kadterschmiede" in der Rigaer 94 in Friedrichshain. ...
https://www.taz.de/Polizeieinsatz-in-der-Rigaer-Strasse/!5312427/

"Nach Einsatz in Rigaer Straße in Friedrichshain Nächtliche Randale: Autos angezündet, Steine geworfen"
Karin Christmann (tagesspiegel.de, 23.06.2016)
Nach dem Polizeieinsatz in der "Rigaer 94" am Mittwoch gab es in der Nacht zu Donnerstag Randale in mehreren Bezirken: Autos brannten, Bankfilialen wurden attackiert. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/nach-einsatz-in-rigaer-strasse-in-friedrichshain-naechtliche-randale-autos-angezuendet-steine-geworfen/13774948.html

QuoteIchGlaubeGarNichtsMehr 23.06.2016 09:26 Uhr
Was für Helden - einen Roller umschmeißen und ein BVG Häuschen kaputt machen.
Und diese Leute wollen uns ein anderes Gesellschaftsmodell vorleben...


Quotewohltemperiert 23.06.2016 07:57 Uhr
Na, das ist doch mal wieder etwas!!!
Rechtsfreier Raum - Teekesselchen [https://de.wikipedia.org/wiki/Teekesselchen (https://de.wikipedia.org/wiki/Teekesselchen)]


...

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 24, 2016, 01:29:21 PM
"Wir sind verdammt wütend – und das ist gut so!" Arno Kleinebeckel (23.06.2016)
Linker Mob randaliert in Berlin und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung – Aufruf zur Gewalt per Internet. ... Die BZ zitiert den Berliner Innenpolitiker Benedikt Lux (Grüne), er sprach von einer schlimmen Eskalationslage: "Sie lässt mich ratlos werden. Gewalt kann niemals Mittel der politischen Auseinandersetzung sein. Wir brauchen eine Politik, die konsequent für Anwohner (...) streitet." ...
http://www.heise.de/tp/artikel/48/48630/1.html

Quote
    Tobias Conradi, 23.06.2016 20:48


Benedikt Lux: Gewalt kann niemals Mittel der politischen Auseinandersetzung sein
Ein Mitglied der Kriegspartei "B90/Grüne".

Wie war das mit den Bomben auf Jugoslawien?

https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Allied_Force#V.C3.B6lkerrechtliche_Beurteilung

https://www.google.com/search?q=%22Es+begann+mit+einer+L%C3%BCge%22

https://de.wikipedia.org/wiki/Hufeisenplan (Hoax)

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (23.06.2016 20:50).


Quotealbert992, 23.06.2016 22:46

Informativer Artikel

Hab alles gelesen und weiß jetzt eigentlich nicht, was dort warum los war.
Könnten Sie da nochmal drübergehen, bitte?

Sonst schau ich bei Bild.


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"Wir sind verdammt wütend – und das ist gut so! Solidarität mit der Rigaer94"
Verfasst von: Schwarzer Kadter. Verfasst am: 23.06.2016 - 02:22. Geschehen am: Mittwoch, 22. Juni 2016. Kommentare: 16
https://linksunten.indymedia.org/de/node/182896

"Chaoten-Mob randaliert auf Berlins Straßen" - Wut zu Widerstand
Verfasst von: (A). Verfasst am: Do, 23.06.2016 - 08:27.
,,In Pankow brannte in der Glaßbrennerstraße ein Fahrzeug", sagte ein Polizeisprecher. In der Finnländischen Straße (Pankow) standen Baumaschinen in Brand, in der Wohnanlage Dora-Benjamin-Park zündeten Unbekannte weitere Autos an. An Bankfilialen in der Beusselstraße und am Halleschen Ufer wurden Fensterscheiben eingeworfen. ,,Festnahmen gab es nicht", sagte der Sprecher.
Quelle: http://www.bz-berlin.de/berlin/chaoten-mob-randaliert-auf-berlins-strassen

QuoteRefugees welcome??
unmoderiert
Verfasst von: Anouk. Verfasst am: Fr, 24.06.2016 - 11:52.

Liebe menschen der Rigaer!
Wenn ihr euch "Refugees welcome" auf die Fahne schreibt, dann setzt es auch so um!
Dann setzt euch mit dem Investor und Henkel hin und macht einen Vertrag!
Das was ihr jetzt macht mit Widerstand und Steine schmeißen macht euch nicht grad authentisch in Sachen Wilkkommenskultur, sonst schreibt das nächste mal mit Sternchen refugees welcome, aber nur unter gesonderten Bedingungen! Es war klar das es so kommen wird. Viele andere bewohner mussten wegen der Flüchtlingskrise ihre Häuser wechseln. Und die Flüchtlige brauchen jetzt ein dach über dem Kopf und ncht für ein paar Tage eine dusche!

Klar gibt es viel leerstand! der leerstandsmelder ist voll! Aber gerade bei euch möchte mal doch meinen das ihr die Flüchtlinge willkommen heißt! Ansonsten wäre es wichtig gewesen, sich auch mal kritischer mit dem Thema auseinanderzusetzen! Denn es gibt da noch mehr zu beachten! Zeigt eure Willkommenskultur jetzt. Was soll sonst ein refugee davon halten? Die denken ja ihr seid rechts! Das wars dann wohl mit der willkommenskultur! Tschö mit ö! Denkt mal drüber nach!


Quoteunmoderiert
Verfasst von: oskar. Verfasst am: Fr, 24.06.2016 - 12:24.

Das gegenseitige Ausspielen der Interessen der Gruppen, die du hier ausgemacht hast, führt zu nichts.

Gegenvorschlag:
Gemeinsam mit den Flüchtlingen "Spontanbesetzungen" organisieren und solidarisch bleiben.



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"Großeinsatz gegen linkes Hausprojekt: Hausverbot für Polizisten" Manuela Heim (Berlin, 28. 6. 2016)
BERLIN taz | In der Rigaer Straße schaukelt sich die Stimmung hoch. Die permanente, vermutlich noch Wochen andauernde Präsenz dutzender Beamter wird von vielen AnwohnerInnen als Provokation betrachtet. Ein Konflikt rund um die Kiezbäckerei zeigt die Angespanntheit bis auf die höchste politische Ebene.
Am Mittwoch vergangener Woche hat der Eigentümer Teile des linken Hausprojektes Rigaer 94 von Bauarbeitern ausräumen lassen. Die Arbeiter rückten mit einem privaten Sicherheitsdienst sowie 300 Polizeibeamten an. Eine Gefahrenanalyse habe ergeben, dass das Polizeiaufgebot nötig sei, um die Arbeiter zu schützen, rechtfertigte Innensenator Frank Henkel (CDU) den Einsatz.
In den vergangenen Jahren war es eigentlich eher ruhig geworden in der ehemals heiß umkämpften Rigaer Straße. Trotzdem hatte die Polizei ihre Strategie im Herbst geändert und mit diversen Großeinsätzen, Straßensperrungen, verdachtsunabhängigen Personenkontrollen und Hausbegehungen den Druck erhöht. ,,Wir sorgen hier gerade nicht für Balance", so ein Polizeibeamter gegenüber Anwohnern.
Die aktuellen Bauarbeiten dauern an, die Polizeiabsperrung vor dem Haus auch. Am Sonntagabend war nun ein Mieter aus dem Vorderhaus der Rigaer 94 von der Polizei vor den Augen seiner Kinder niedergerungen und festgenommen worden. Wie die Kinder und AugenzeugInnen berichten, habe es Gerangel um ein Handy gegeben, mit dem die Kinder Polizeibeamte filmten. Der Familienvater soll erhebliche Verletzungen davongetragen haben.
Bewohner und Sympathisanten gaben hierzu am Montagabend eine Kundgebung vor dem benachbarten Hausprojekt Liebigstraße 34. Von SprecherInnen und aus den Reihen der rund 300 Anwesenden waren sowohl substanzielle Kritik am Vorgehen der Polizei als auch Hasstiraden und Beschimpfungen zu hören. ...
http://www.taz.de/Grosseinsatz-gegen-linkes-Hausprojekt/!5313654/

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 27, 2016, 10:56:56 AM
"Angst vor Verdrängung im Reuterkiez" Sylvia Baumeister (18.06.2016)
Neukölln. Weil sie höhere Mieten und Verdrängung fürchten, haben sich die Mieter von 170 Wohnungen zwischen der Nansen-, Fram- und Pannierstraße in einer Initiative gegen eine Zwangsversteigerung zusammengeschlossen. Zwar wurde der Termin kurzfristig abgesagt, beruhigt sind die Mieter aber dennoch nicht. ... der Milieuschutz im Reuterkiez, der es dem Bezirk ermöglicht, mietsteigernde Luxussanierungen zu untersagen, könne letztlich Sanierungen nicht verhindern, die dann doch zu höheren Mieten führen. ,,Das können sich viele der jetzigen Bewohner, die im Mittelwert etwa 5 Euro bruttokalt pro Quadratmeter zahlen, nicht leisten." Nur ein Erwerb der Immobilien durch eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft könne starke Mietsteigerungen verhindern. Kurzfristig kam dann die Absage der Versteigerung. Nach Auskunft von Florian Hintze sei diese nicht mehr nötig, da sich die Erben jetzt geeinigt hätten. Die Mieter beruhigt das dennoch nicht. Eine Sprecherin: ,,Wir wurden bisher gar nicht informiert und fordern daher mehr Transparenz, einen Mieterbeirat und Gespräche zwischen allen Beteiligten an einem Tisch."...
http://www.berliner-woche.de/neukoelln/wirtschaft/angst-vor-verdraengung-im-reuterkiez-d103442.html

UNSER BLOCK BLEIBT!
Wir sind ungefähr 300 Nachbarinnen und Nachbarn, alt und jung, Alt- und Neu-Neuköllner, die alle im Häuserblock Fram-, Nansen-, Pflüger-, Pannierstraße wohnen. Es gibt einen Innenhof mit Gewerbefläche, dort arbeitet eine Gruppe von Künstlern und Künstlerinnen seit Jahren in ihren Ateliers. Anfang Mai 2016 haben wir durch Zufall erfahren, dass die Häuser in der Fram-, Nansen- und Pannierstraße (und möglicherweise auch in der Pflügerstraße) zwangsversteigert werden sollen. ... Kurzer historischer Exkurs: Unsere Häuser wurden in den 1920er Jahre vom Bauunternehmer Lindow errichtet. Die Baufirma Lindow hatte jahrzehntelang auf der Gewerbefläche im Innenhof ihren Sitz. Nach dem Tod des Firmengründers erbten seine drei Kinder zu gleichen Teilen die Häuser und Grundstücke, die zu ,,Unserem Block" gehören. Jahrzehntelang waren die Häuser in Familienbesitz. Weil Neukölln als ,,Bronx von Berlin" galt und niemand hier wohnen wollte, standen die Wohnungen manchmal mehrere Jahre lang leer, bevor sie neu vermietet werden konnten. Das begann sich vor ca. 10 Jahren zu ändern. ....
https://unserblockbleibt.wordpress.com/ | http://twitter.com/unserblock

https://unserblockbleibt.wordpress.com/aus-den-medien/

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"Neukölln: Unser neuer Kiez" Thomas Lindemann (23. Juni 2016)
Der Grund für den Umzug waren die Mieten. Für uns fünf war es in unserem gentrifizierten Bio-Stadtteil zu teuer – mein Frau und ich arbeiten freiberuflich. Als ich einmal eine Vermieterin fragte, warum sie fast doppelt so viel verlange, wie der Mietspiegel vorsieht, nannte sie mich einen "Korinthenkacker" und sagte, "an Leute wie Sie vermieten wir nicht". In Berlin-Neukölln fanden wir eine günstige Wohnung, nach zwei Jahren Suche. Zwar beginnt auch hier die sogenannte Aufwertung, die schicken Bars kommen und die Austauschstudenten aus Barcelona und New York. Aber im Kern bleibt es das, was viele einen "Problemkiez" nennen. Denn mehr als ein Drittel der Einwohner ist arm, der Migrantenanteil liegt bei gut der Hälfte, die Eckkneipen sind schon morgens mit (übrigens deutschen) Zechern gefüllt. Die linksliberalen Familien, die früher unser Umgang waren, meiden solche Gegenden wie der Teufel das Weihwasser. ...
http://www.zeit.de/2016/25/neukoelln-berlin-schulen-kinder-konflikte/komplettansicht


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"Szeneladen "M99" in Kreuzberg Ein Überbleibsel eines wilden Berlins" Johannes Laubmeier (20.01.2016)
Im Kiez ist er Kult. Hans-Georg Lindenau und sein Laden in der Manteuffelstraße sind Überbleibsel eines wilderen Berlins. Jetzt sind beide nicht mehr erwünscht. Doch er verkauft weiter ,,Revolutionsbedarf". Nur der Bedarf für Revolution ist nicht mehr so groß wie früher. ... Seit 30 Jahren betreibt Hans-Georg Lindenau, den jeder hier nur HG nennt, seinen linken Szeneladen M99 in Berlin-Kreuzberg. Verknitterte Kleidungsstücke und Schuhe liegen in Kisten vor den Fenstern im Schnee, daneben eine alte Kaffeemaschine und ein paar Bücher. Die Ladenfront sieht aus, als wäre das Innere durch Fenster und Türen nach außen gequollen. Als wären die Räume im Erdgeschoss des Eckhauses zu klein, um zu fassen, was der Laden bietet: ,,M99 – Gemischtwarenladen mit Revolutionsbedarf", steht unter den Fenstern im ersten Stock, in Schwarz auf Gelb, von Hand geschrieben. ... Das Geschäft ist eines der Letzten seiner Art. Einen wie Hans-Georg Lindenau gibt es ohnehin nicht noch mal. Beide, Laden und Lindenau, sind in der Manteuffelstraße nicht mehr erwünscht. Die Kündigung des Vermieters ist rechtskräftig. Lindenau ist trotzdem noch da. Welcher echte Revolutionär schert sich schon um die Regeln des Systems?... 1985 hat Lindenau das M99 als Copyshop und alternativen Buchladen gegründet. Nicht sein erstes Projekt. Seit er 18 ist, war er, der gebürtig aus Franken kommt, in der Hausbesetzerszene Westberlins aktiv. Seine Wohnsitze im Laufe der Jahre, ein Best-of der Hausbesetzerszene: Kuckuck, Schrippenkirche, Rauch-Haus. Wohnraum ohne Staat, gegen das System.
... Alles lange her. Geschichten über Revolution beginnen in Kreuzberg heute oft mit: ,,Weißt du noch?"
Lindenau ist vielleicht der Letzte, der den Kampf nie aufgegeben hat und auch kurz vor dem Rentenalter willens ist, einen neuen anzufangen.
Im Rollstuhl sitzt Lindenau seit 1989. In diesem Jahr, so sagt er das selbst, starb er. Nach seiner Mauerflucht plagte ihn die Angst. Er fühlte sich verfolgt, von Staatsschutz und System. Immer, wenn die gefühlte Bedrohung überhand nahm, kletterte er durch ein Fenster in die Kirche am Lausitzer Platz und wartete, bis es vorbei war. Suizidprävention nennt er das. Eine Zeit lang ging es gut. Dann, an einem Tag im September, sprang Hans-Georg Lindenau vom Dach. Warum, weiß er nicht. Mehrere Wochen lag er im Koma. Als er wieder aufwachte, war er querschnittsgelähmt.
... Die Tür in der Manteuffelstraße 99 scheppert wieder und ein Mann mit langen, grauen Haaren und Schnauzbart zwängt sich durch die Gänge auf Lindenau zu. Er kennt ihn, auch er war Hausbesetzer. Sie beginnen, sich über früher zu unterhalten. In welchem Haus warst du wann? Wer war da noch? Ah, damals! Ja, da war ich schon weg. Fachsimpeln. Irgendwann, als die Geschichten ausgehen, fragt Lindenau den Mann: ,,Sag mal, kennst du das auch, dass viele von denen, die früher dabei waren, heute tot sind?"...
http://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/szeneladen-m99-in-kreuzberg-ein-ueberbleibsel-eines-wilden-berlins/12812980.html


"Verdrängung aus dem Kiez: Keine freiwillige Räumung der M99" (27. 6. 2016)
Am 9. August 2016 wird um 9 Uhr eine Gerichtsvollzieherin die Ladenräume des Kreuzberger Gemischtwarenladens mit Revolutionsbedarf (M99) in der Manteuffelstraße 99 mit Polizeiunterstützung räumen. Das ist der Inhalt eines Schreibens, das dem Ladenbetreiber Hans-Georg Lindenau, auch als HG bekannt, am vergangenen Wochenende zugestellt wurde. Magnus Hengge von der Bizim-Initiative hatte in den letzten Monaten versucht, die Räumung durch einen Dialog mit Behörden und Eigentümern abzuwenden. ,,Es gab einige positive Signale, daher ist die Festlegung des Termins doch überraschend", sagt er.
Im März war ein von Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann moderierter runder Tisch gescheitert, weil die Eigentümer den Räumungstitel nicht zurücknehmen wollten. Im Mai verfassten NachbarInnen dann einen Aufruf für den Verbleib des M99 im Kiez. Die Initiative Bizim Kiez, die sich im letzten Jahr gegen die Verdrängung von MieterInnen und Projekten aus dem Kiez gegründet hat, warnte davor, dass mit dem M99 ein weiteres Stück des rebellischen Kreuzberg verschwinden würde. Sie erinnerte auch daran, dass HG, der den Laden seit 1988 betreibt und nach einem Unfall auf den Rollstuhl angewiesen ist, mit der Räumung auch seine Wohnung verlieren würde.
HG denkt auch jetzt nicht ans Aufgeben. ,,Ich hoffe bis zur letzten Minute, dass die Räumung verhindert wird, und werde den Laden nicht freiwillig räumen", erklärte er der taz. ...
https://www.taz.de/Verdraengung-aus-dem-Kiez/!5313428/

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 30, 2016, 03:19:43 PM
"Rigaer Straße Wie der Häuserkampf den Wahlkampf befeuert" Andreas Kopietz (30.06.16)
Der Ton ist schon eine Weile rau in der ,,Rigaer94", wie das linke Szeneobjekt europaweit genannt wird. Es ist nicht irgendein Haus, es ist eines der letzten Projekte der Hausbesetzerszene, die in Berlin blühte wie in kaum einer anderen Stadt – zuerst in den Achtzigerjahren in West-Berlin und dann noch mal in den Neunzigern im Osten der Stadt.
Längst steht die Rigaer Straße 94 in Friedrichshain für den Wandel Berlins: Für Investoren ist sie ein lästiges Überbleibsel aus anderen Zeiten, für Linksautonome eine der letzten Inseln, die ihnen die ,,Freiräume" gewähren, wie sie das nennen. Ringsum sind die Fassaden saniert, die Mieten hoch. Die Bewohner der ,,Rigaer 94" und ihre Sympathisanten reklamieren für sich, die Vorhut zu sein im Kampf gegen die Verdrängung einkommensschwacher Bevölkerungsschichten – im Kampf Arm gegen Reich.
... Am Abend jenes Tages demonstrierten in Kreuzberg vermummte Linksautonome. In der Nacht zündeten sie Autos an, bewarfen Fassaden mit Steinen und zertrümmerten BVG-Wartehäuser. In sechs Tagen zählte die Polizei 100 Straftaten. Auf der Internetseite Indymedia feierten Sympathisanten diese Taten. Der Widerstand solle in alle Stadtgegenden getragen werden, hieß es. Danach brannten sechs Autos in Zehlendorf, an den Zaun einer Villa sprühte jemand ,,Rigaer bleibt". In Pankow flogen 30 Pflastersteine auf ein Polizeiauto, weshalb Innensenator Frank Henkel (CDU) von versuchtem Mord spricht und sogar das Wort ,,Terror" gebraucht. Ebenso markig sprach die andere Seite von ,,Bullenterror".
... Verschärft hat sich die Lage in der Gegend schon vor Jahren. Seit Anfang 2011 das benachbarte linke Wohnprojekt Liebigstraße 14 geräumt wurde, kommt es immer wieder zu Sachbeschädigungen. Ein Streifenpolizist berichtet von fingierten Notrufen, die Polizisten anlocken sollen. Auf die würde dann mit Steinen geworfen. An den Fenstern der Streifenwagen klebt jetzt eine Spezialfolie, an der Steine abprallen.
Auch auf den Baustellen rings um die Rigaer Straße brennen Dixi-Toiletten, Baumaterial und Bagger, werden renovierte Fassaden mit Farbbeuteln beworfen. Die Polizei erklärte den Kiez schon Ende vergangenen Jahres intern zum ,,Kriminalitätsbelasteten Ort" und fuhr ihre Präsenz hoch. ,,Die linksextremistische Szene hat der Stadt eine Kampfansage gemacht", sagt Innensenator Henkel. Mit seinem Polizeichef vereinbarte er am Dienstag die Gründung einer Ermittlungsgruppe namens ,,LinX", was wohl dynamisch klingen soll. Sie ist beim Staatsschutz angesiedelt und besteht aus 14 Beamten. Diese sollen die Straftaten aufklären, die es seit der Teilräumung vor einer Woche gegeben hat. Die Gewerkschaft der Polizei sähe die knappen Ressourcen lieber in anderen Bereichen eingesetzt. Die Linkspartei wirft Henkel vor, die Gewalteskalation zum Teil seiner Wahlkampfstrategie zu machen. Fünf Jahre lang habe Henkel wenig gegen Brandstiftungen an Autos getan. Nun aber, vor der Abgeordnetenhauswahl im September, werde er aktiv, kritisiert der Fraktionsvorsitzende Udo Wolf. ...
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/rigaer-strasse-wie-der-haeuserkampf-den-wahlkampf-befeuert-24317006

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"Müller und Henkel streiten über Umgang mit der Rigaer" Sigrid Kneist und Gerd Nowakowski (04.07.2016)
Die Krawalle in der Rigaer Straße entzweien die Koalition: Der Regierende Bürgermeister fordert Gespräche, die CDU reagiert empört. Nun schaltet sich die Bezirksbürgermeisterin ein.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/linksextremismus-in-berlin-mueller-und-henkel-streiten-ueber-umgang-mit-der-rigaer/13828824.html

QuoteSchmalhans 08:51 Uhr (5.07.2016)
Weniger Martinshorn, weniger Helis, und die Kinder können wieder schlafen.
Die Polizei muss gegen Brandstiftung vorgehen, und sie muss gegen Nötigung von Bauarbeitern vorgehen. Aber nicht mit 200 Beamten. Die fehlen dann woanders. Und nicht mit Hubschraubern, die mehr Leute vom Schlafen abhalten als alle Autononmenpartys zusammen.
Und das ständige Martinshorn nervt auch. Ich wohne in einer Parallelstraße, und es macht überhaupt keinen Sinn, die Proskauer mit Martinshorn hochzuheizen, wenn man in die Rigaer will. Erstens gibt es da keine echte Kreuzung, wo das nach Stvo vielleicht sinnvoll wäre. Zweitens steht die Rigaer sowieso voll mit Polizei, so dass 3 Sekunden Verzögerung für einen weiteren Wagen nicht entscheidend sind. Drittens sind die Delikte in der Rigaer nicht Straßenkriminalität, sondern anderer Natur.

Die Polizei patrouilliert auch in meiner Straße, wo überhaupt keine Hausprojekte sind.
Es geht Henkel ganz klar darum, optisch und akustisch Präsenz zu zeigen. Die Anwohner sollen wissen, dass die Rigaer ganz ganz gefährlich ist! Und dass Frank was dagegen tut! Das wirkt allerdings hilflos bis unbeholfen.
Für den Wahlkampf ist Henkel die Eskalation sehr recht, und die autonome Szene freut sich auch, mal wieder vorgeführt zu bekommen, dass die Polizei willkürlich handelt.
Ich hätte gerne, dass die Beamten an Orten eingesetzt werden, wo sie nötiger sind. Gibt da ja genügend von. Und ich hätte gerne einen Innensenator, der nicht auf Kosten der Anwohner Wahlkampf macht.


Quotejonnyrotten 07:16 Uhr (5.07.2016)
Wer gerade auch Kleinwagen von Leuten anzündet, die nicht viel haben und wahrscheinlich auch nicht teilkasko versichert sind, ist für mich Abschaum. Diese Hohlköpfe haben mit  Linken nichts zu tun. ...


...

"Bilder: Die Rigaer Straße im Wandel der Zeit" (90 Bilder, Stand 07/2016)
http://www.tagesspiegel.de/suchergebnis/fotostrecken/?sw=Rigaer
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on July 10, 2016, 10:19:22 PM
"Nach Krawallen in Berlin-Friedrichshain Frank Henkel bleibt kompromisslos" Jörn Hasselmann (10.07.2016)
Berlin erlebte am Samstag die nach Polizeiangaben gewalttätigste Demonstration seit fünf Jahren. Wie kam es zu dieser Eskalation und wie reagiert die Politik?.... http://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-krawallen-in-berlin-friedrichshain-frank-henkel-bleibt-kompromisslos/13855806.html

"(B) Demonstration "Rigaer 94 verteidigen! Investor*innenträume platzen lassen!" + Dezentrale Aktionen [Eine Einschätzung]"
Verfasst von: Autonome Gruppe. Verfasst am: 10.07.2016 - 18:52. Geschehen am: Samstag, 09. Juli 2016.
Die Schweine sprechen heute von der "aggressivsten und gewalttätigsten Demonstration der zurückliegenden fünf Jahre in Berlin." ...
Es soll angeblich 123 verletzte Schweine geben. Wir hoffen das stimmt, wenn wir das auch stark bezweifeln. Mögen es beim nächsten Mal 234 verletzte Schweine sein!  ...

https://linksunten.indymedia.org/de/node/184675

QuoteVerfasst von: anonym. Verfasst am: So, 10.07.2016 - 20:21.
Schweine sind Schweine. .. und natürlich darf geschossen werden...

QuoteWomit du dich von jeglichem Konsens
Verfasst von: anonym. Verfasst am: So, 10.07.2016 - 20:53.

... Hör auf Henkel und der Springerpresse unter falscher Flagge Material zu liefern. Keine politische Gruppierung spricht für Schusswaffen auf Demonstration oder bei Aktionen, auch nicht die R94. Also Tummel dich bitte woanders kleiner Troll.

Irgendwo bei einem Schützenvereinsheim, einer Wehrsportgruppe oder auf Playstation.
Und das Schweine schlecht riechen ist Fleischfresserpropaganda!


QuoteWie die Verfasser schon sagten ...
Verfasst von: anonym. Verfasst am: So, 10.07.2016 - 20:33.

Schweine sind Schweine! Polizisten verhalten sich nicht wie Menschen, sondern wie Roboter.





Quote(A)
Verfasst von: anonym. Verfasst am: So, 10.07.2016 - 20:21.
Schweine sind Schweine. .. und natürlich darf geschossen werden...


Quotewortwahl 2
Verfasst von: anonym. Verfasst am: So, 10.07.2016 - 20:35.

Schweine, echt jetzt? Verständliche Wut und Abscheu dem ausführenden Organ des Staates gegenüber wird durch die Gleichsetzung mit sehr liebenswerten (noch nicht mal agressiven) und intelligenten Tieren total entwertet . Check your priviliges !


...


"Linksextremismus: Durchgreifen oder mit der Szene reden?" (ZEIT ONLINE, dpa, mm, 10. Juli 2016)
123 Polizisten sind in Berlin bei Krawallen von Autonomen verletzt worden. Jetzt streitet die Politik: Die CDU will hart durchgreifen, die SPD mit Teilen der Szene reden. ... Am 22. Juni hatten Polizisten Teile des linken Wohnprojektes – die Dachböden und die illegal betriebene Hausbesetzerkneipe Kadterschmiede – geräumt. Das wurde als Kampfansage des Staates "auf unsere Strukturen" gewertet. Außerdem ging es den Demonstranten offenbar um die von Kritikern sogenannte Gentrifizierung von Friedrichshain im Allgemeinen und der Rigaer Straße im Besonderen. ...
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-07/linksextremismus-krawalle-berlin-friedrichshain-streit-grosse-koalition

QuoteJuliett Tango Two #2

"Durchgreifen oder mit der Szene reden"?

Wer Gewalt ausübt, um seine krude politische Ideologie durchzusetzen, der disqualifiziert sich für Gespächsrunden. Diese Gwalt-Brüder gehören in den Knast.

QuoteGerry10 #2.1

Naja, der Mann ist gewählt, so leicht bekommen Sie den nicht in den Knast....


Quote
andrerae #2.2

Hihihihi



QuoteShinee #2.3

Das sind besorgte Bürger, die um ihre Existenz fürchten.
Ich hoffe, Siggi zieht den Baumwollpulli an und redet mit den Leuten.
Alles andere wäre undemokratisch.



QuoteUnermüdlich #4.1

++ Mit Radikalen, die Polizisten angreifen und verletzen, kann nicht geredet werden - ohne Ausnahme! Die Devise lautet keine Gewalt, wer das nicht kann, dem darf die Hand nicht gereicht werden! ++

Keine Gewalt?
Henkel hat im Januar auf die erstbeste Gelegenheit gewartet, massiv zu reagieren, um sich der linksradikalen Szene in Berlin GEWALTSAM zu entledigen, weil ohne widerständische linke Szene die Gentrifizierung schneller geht.
Dazu wurde dann das umschubsen(!) eines knöllchenschreibenden Polizisten vor der R94 zum brutalen Gewaltakt hochstillisiert (der Beamte war nachweislich nicht verletzt worden und konnte seinen Dienst fortsetzen) woraufhin knapp 500 Polizisten die R94 stürmten und dort u.a. rechtswidrig die Heizkohle zu beschlagnahmen...willkürliche "Begehungen" und Beschlagnahmen finden seitdem ständig statt...
Wenn Henkel keine Gewalt will, sollte er vielleicht selbst darauf als Mittel der Profitinteressendurchsetzung - nichts anderes ist die Räumung der R94 - verzichten.


QuoteJustcallmeFrank #5

Dazu sollte man erwähnen, dass die Räumung des besetzten Hauses deswegen durchgesetzt werden soll, um dort Flüchtlingswohnungen zu errichten.

Das die Linke nun dagegen gewaltsam vorgeht, lässt die stets bemühte internationale Solidarität etwas bigot erscheinen.

Abgesehen davon, bin ich der Meinung das hier mit harter Hand durchgegriffen werden sollte. Reden funktioniert bis zu einem gewissen Grad, wenn dann aber die Partei mit der geredet wird, ihr verhalten nicht ändern will, müssen Konsequenzen gezogen werden, will man sich nicht unglaubwürdig machen.


Quote
das rote Eichhörnchen #5.2

Erst vollständig informieren:

Der Hauseigentümer ist bekannt dafür, dass er Flüchtlingsunterkünfte einrichtet... natürlich auf Kosten des Staates, um erst den großen Reibach zu machen, und dann in spätestens 6 Monaten wird das Gebäude auf Staatskosten Luxussaniert.

Aber klar: Die Linken sind alle verblendet.


Quotedas rote Eichhörnchen #5.6

Das hätten Sie doch nicht extra erwähnen müssen. Diese gewaltaffinenen Extremlinken haben selbstverständlich gute Gründe bei ihnen Flüchtlinge abzulehnen. Ist doch klar.

Da wunder ich mich doch, dass ausgerchnet die Rechten kein Herz für ihre Landsleute haben. Da werden blutsdeutsche Bürger von einem windigen Investor aus dem Ausland auf die Straße gesetzt, aber von den Kammeraden kommt nicht der leiseste Aufschrei.




QuoteThomas Klein #10

Mit Terroristen und Kleinkindern verhandelt man nicht!
Genau das nämlich seid ihr, ihr Chaoten: Terroristen mit dem Horizont eines Kleinkindes.



QuoteAnopheles Muckenschnabel
#19  —  vor 52 Minuten 11

" Der Protest richtete sich gegen die seit Längerem andauernde Polizeipräsenz rund um von Autonomen bewohnte Häuser in der Rigaer Straße und gegen die Teilräumung eines besetzen Hauses. "

Verhandeln oder durchsetzten?
Kann das überhaupt eine Frage sein?

Egal, ob libanesische Großfamilien ganze Stadtteile zu ihrem Hoheitsgebiet machen, oder Rechte "national befreite Zonen" ausrufen, oder eben die Linken Straßenzüge für sich beanspruchen und Häuser besetzen - der Staat muss sich durchsetzen, sonst dankt er ab.
Ohne Staat aber herrscht die pure Macht des Stärkeren.
Das Grundgesetz verliert sein Gültigkeit.
Das können wir nicht zulassen.

Dass unabhängig davon Misstände behoben werden müssen, ist davon völlig unberührt.
Wenn Wohnungsnot herrscht bei denen, die sich keine Luxusimmobilien leisten können, dann hat das Gemeinwesen ein Problem.
Frankfurt hatte mal Schwierigkeiten, Busfahrer anzuheuern, weil die sich die Mieten in der Stadt von ihrem Gehalt nicht leisten konnten.
Das trifft dann alle.

Aber Faustrecht dürfen wir nicht zulassen.
Auf keinen Fall und auf keinem Gebiet.


QuoteFatimah #21

Diskutieren!
Selbstverständlich sind die Autonomen ruhigen Gesprächen zugänglich und werden dann alle ungesetzlichen Handlungen einstellen.

Oder etwa nicht?


QuoteMysteriousStranger #23

Wer keine Argumente hat, greift zur Gewalt.
Als Polizist hat man es nicht leicht, denn man ist das gemeinsame Feindbild von Links- und Rechtsextremen. Die viel zu liberale Politik in Berlin hat leider dazu geführt, dass sich solche Ideologien ausprägen konnten. Andererseits hat man das Pulverfass Gentrifizierung (besonders in Szenevierteln wie Friedrichshain oder Prenzlauer Berg) zu lange unterschätzt. Selbstverständlich entstehen Frust und Wut, wenn Geringverdiener die Wohnung oder den Bezirk verlassen müssen, weil der Hausherr lieber an Parvenüs oder verwöhnte Studenten vermietet.


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"Berlin: Auseinandersetzungen über Rigaer Straße schaukeln sich hoch" Thomas Pany (11.07.2016)
Polizei berichtet von "aggressivster und gewalttätigster Demonstration seit fünf Jahren". Autonome sprechen von "Schweinen" ...
http://www.heise.de/tp/artikel/48/48786/1.html

QuoteTwistie2015, Bettina Hammer,11.07.2016 11:42

Deprimierend

"Als die Menschen die Frankfurter Allee erreichten, und die Demospitze bereits in die Voigtstraße einbog, setzten sich erste behelmte Schweine an die Demo, um diese provokant zu begleiten. Dies wurde von Teilnehmern entschlossen mit Stein & Flaschenwürfen beantwortet, woraufhin diese sich wieder entfernen mussten"

also, egal wie provokant jemand das empfindet, Steinewürfe auf Objekte und vor allen Dingen auf Personen sind für mich ein absolutes "No Go". Da muss man nicht darüber diskutieren, dass die Polizei sich oft auch mehr als nur daneben benimmt usw, aber mit Steinen zu werfen ist wohl für manche mittlerweile völlig okay, so nach dem Motto "aber die haben doch eh den Helm und sind gepolstert, da ist das doch okay, da passiert nichts".


QuoteBrunnenkresse, 11.07.2016 14:57

O.K., das ist ja dann wohl geklärt.

Wer andere Menschen als "Schweine" ansieht und sich den Einsatz von Heckenschützen, also einer der heimtückischten Tötungsmöglichkeiten für seine Gegner herbeisehnt, hat sich soeben selbst aus der Zivilisation verabschiedet.


...

"Rigaer Straße Anwohner wollen Konflikt entschärfen" Thomas Rogalla (11.07.16)
,,Das ist enttäuschend, aber wir lassen uns nicht beirren, einen vernünftigen Ausweg aus dem Konflikt zu finden", sagt Döhler. Denn es gebe letztlich nur eine Chance, aus der Konfrontation herauszukommen: ,,Durch vorbehaltlose Gespräche mit allen Beteiligten"– den Bewohnern des umkämpften Hauses Rigaer Straße 94, der Polizei, des Bezirks und der Anwohner, zu denen Döhler, der um die Ecke in der Liebigstraße wohnt, gehört.
Wie viele andere Nachbarn ist er seit langem von den ,,polizeilichen Maßnahmen" genervt, zu denen ständige Präsenz von Mannschaftswagen und Ausweiskontrollen gehören, die oft als willkürlich wahrgenommen werden. ,,Viele im Quartier haben es satt, dass wir in den Medien nur noch als Kampfgebiet dargestellt werden", kritisiert der Aktivist, der trotz des derzeitigen Aufmuskelns von beiden Seiten Chancen für eine Gesprächslösung sieht. ...
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/rigaer-strasse-anwohner-wollen-konflikt-entschaerfen-24380070
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on July 11, 2016, 10:20:45 PM
"Räumung der Cuvry-Brache verhindern!" R. Heinsmann (23.07.2012)
Die Kreuzberger Cuvry-Brache, die zuletzt wegen eines ,,freien Camps" in den Schlagzeilen war oder wegen des Rückziehers des BMW-Guggenheim-Labs, soll am 24.07.2012 geräumt werden. ... Hier leben Menschen, die keinen anderen Platz gefunden haben oder zusammen mit vielen anderen aus einer sterilen Wohnsituation ausgebrochen sind, um ihre Vorstellung von gemeinschaftlichem Leben zu verwirklichen. Hier tanzen, reden, essen, trinken und streiten Yuppies und Leute ohne Wohnung, Atzen und Studies, Touries und Nachbarn, bei Livemusik, Theater und Lesungen in und am ,,Reäuberläb".
Anfangs schienen die Eigentümer (Nieto GMBH+Co und Ritter Finest Real Estate) die Nutzung des Geländes zu dulden, doch am 18.07.2012 schrieben sie einen Brief an die Menschen auf der Brache, in dem sie ankündigten, das Gelände ,,frei" räumen zu lassen und drohten mit Anzeige wegen Hausfriedensbruch für alle Verbleibenden. Zu vermuten steht, das sie ein wachsendes Geschwür an ihrem Profit nicht hin nehmen wollen und das Vertrauen in den Kiez verloren haben... Seit 15 Jahren steht das Gelände frei und ist Gemeinschaftsgut! Der Bebauungsplan für das Gelände stammt aus der Steinzeit des Neoliberalismus und gehört versenkt. ...
https://de.indymedia.org/2012/07/332934.shtml

Di, 24/07/2012 - Die Kreuzberger Cuvry-Brache ist bisher nicht geräumt worden (Stand 14:00 Uhr).  Bauarbeiter, welche die Zugänge durch Zäune sichern wollten, zogen unverrichteter Dinge wieder ab. Zwei Hubschrauber beobachteten das Camp aus der Luft, ansonsten hielt sich die Polizei weitestgehend zurück. ...
http://www.xhain.net/news/2012/cuvry-brache-bisher-nicht-geraeumt-die-party-geht-weiter

"Bunker, Club, Brache Die Geschichte der Cuvry-Brache" Karin Schmidl (13.07.2014)
Auf dem gut 12.000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Cuvrystraße, Schlesischer Straße und Spree standen einst ein Bunker und ein paar Lagerhallen. Vor knapp 20 Jahren begann dort das Jugend- und Kulturprojekt Yaam seine Arbeit, eine der ersten Strandbars der Stadt entstand dort. 1998 musste das Yaam weichen, weil gebaut werden sollte. ...
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/bunker--club--brache-die-geschichte-der-cuvry-brache-1546724


"Cuvrybrache für alle!" (2012)
Am Spreeufer im Herzen des Wrangelkiezes liegt mitten im sogenannten ,,MediaSpree"-Gebiet eine seit langem unbebaute Brachfläche. Irgendwann im Mai kamen einige Anwohner_Innen der Cuvry-Brache/Ecke Schlesische Straße auf die Idee, den bevorstehenden Sommer im Zelt an der Spree zu begrüßen. Das war eine einleuchtende Idee und so wuchs das Camp bis heute auf über 30 Zelte an. AnwohnerInnen organisierten am 2. Juni ein großes Fest. Dann gesellte sich das ,,RäuberLab" dazu, eine kostenlose und unkommerzielle Kultur-Kneipe. Die Eigentümer wollten das Gelände bis zum 24. Juli räumen lassen – jedoch: sie können weder ein Nutzungskonzept für das Gelände vorweisen (was nach der sog. Berliner Linie Voraussetzung ist für eine Räumung ) noch gibt es Akzeptanz dafür, das das Gelände nach einer möglichen Räumung – wie in den letzten 15 Jahren – wieder ungenutzt vor sich hin rotten würde. Zudem ist seit dem Rückzug von BMW-Guggenheim-Lab die Aufmerksamkeit der Medien groß. So stehen die Chancen gar nicht mal schlecht, die Cuvrybrache als Gemeinschaftsfläche zu erhalten. ...
https://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/cuvrybrache_fuer_alle.html


"Cuvry-Brache in Berlin: Sie leben in der Lücke" Carolina Ambrosi (4. Juli 2014)
Ohne Toiletten, Duschen und Strom wohnen mehr als hundert Menschen auf einer Brache in Berlin-Kreuzberg. Sie kämpfen mit Drogen und Müll – und dafür, bleiben zu dürfen. ... Ein "Getto" wurde die Cuvry-Brache offiziell noch nicht genannt. Doch von Berlins erster "Favela", einem "Slum" und einer "Dreck-Siedlung" war die Rede. Der Besitzer des Geländes will dem nun ein Ende machen, die Brache zu einem Teil des neuen Kreuzberg machen. Er soll die Räumung beantragt haben, will eine Wohnanlage, eine Kita und einen Supermarkt bauen. Darüber machen sich die Bewohner aber wenig Sorgen. "Es gibt immer wieder Gerüchte, dass geräumt werden soll, passiert ist bisher aber noch nichts", erzählt einer in der Männerrunde am Ufer. Ein anderer scherzt: "Wir brauchen Benzin und Altöl, dann errichten wir einen brennenden Graben gegen die Bullen." Doch dieses "wir" gibt es nicht auf der Brache, nicht alle ziehen an einem Strang. "Ich nehme alle mit offenem Herzen auf", sagt Mark. Das Aber folgt aus der Runde: "Die sollen sich hier nicht so breit machen!" Ein anderer erwidert: "Ich bin ja nicht rechts, aber wenn ein Flugzeug die mal alle wieder da hinbringen würde, wo sie hergekommen sind ... Da hätte ich nichts dagegen."
Ob er damit die polnischen Wanderarbeiter und Pfandsammler oder die Sinti- und Roma-Familien meint, sagt er nicht. Auf der Brache leben die Menschen eng aneinander, aber auch räumlich getrennt. In Ufernähe stehen Zelte und zwei Hütten. Hier leben die, die freiwillig gekommen sind, um gegen das System zu kämpfen, wie Mark. Vor zwei Jahren waren sie die ersten, die ihre Zelte hier aufschlugen. An der Seite zur Cuvrystraße ist eine kleine Siedlung entstanden, Hütten aus Holz und Wellblech reihen sich aneinander. ...
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2014-07/cuvry-brache-kreuzberg/komplettansicht


"Cuvry-Brache in Kreuzberg geräumt - Berlins Favela ist nicht mehr" (19. 9. 2014)
Die Brache an der Spree, wo seit mehreren Jahren Menschen in Zelten und Hütten lebten, wird nach einem Feuer geräumt und dem Eigentümer übergeben. ... Polizei und Eigentümer nutzten die Gelegenheit und sperren die Brache ab: Sie lassen niemanden der vor dem Feuer geflüchteten Bewohner wieder auf das Gelände. Vor allem Roma-Familien, überwiegend aus Bulgarien, Obdachlose und Flüchtlinge, aber auch Menschen auf der Suche nach alternativen Lebensformen hatten das verwilderte Gelände zwischen Schlesischer Straße und Spreeufer bebaut und bewohnt. ... Die EinwohnerInnen hätten das Gelände nach dem Brand freiwillig verlassen, so die Polizei: Der Bezirk habe zugesichert, sich um Angebote für Unterkünfte zu kümmern. Bezirkssprecher Sascha Langenbach bestätigt das der taz am Telefon: Es seien Listen mit Anlaufstellen verteilt und die PolizistInnen angewiesen worden, die AnwohnerInnen darüber zu informieren. Gemeinsam mit den Sozialämtern aller Berliner Bezirke werde man sich um alternative Unterbringungsmöglichkeiten für die nun obdachlosen BrachenbewohnerInnen bemühen, ein Mitarbeiter des Bezirksamtes sei dafür vor Ort. ...
Auf die Brache werden sie jedenfalls nicht mehr zurückkönnen. Zwar baut die Polizei am Nachmittag die Gitter ab, doch man werde vor Ort bleiben, bis der Eigentümer das Gelände selbstständig sichern könne, so die Sprecherin. Noch am Freitag wolle der mit Baggern kommen und die Hütten abreißen, meint einer der Wartenden. Nein, das solle erst am Montag geschehen, glaubt ein anderer. Was dann mit dem Grundstück geschieht, weiß auch der Vertreter Friedrichshain-Kreuzbergs nicht...
http://www.taz.de/!5032815/


"Senat will weiter mit Investor verhandeln - Tauziehen um die Kreuzberger Cuvrybrache" (29.03.16)
Es wirkt, als habe sich der Berliner Senat bei den geplanten "Cuvryhöfen" verzockt. Vom Investor Süßkind, der auf dem freiliegenden Bauland an der Spree vor allem Büros und Lofts bauen wollte, forderte er mindestens 25 Prozent Sozialwohnungen. Daraufhin kippte Süßkind vorerst seine Baupläne. Doch der Senat will weiterverhandeln.  ...
http://www.rbb-online.de/wirtschaft/beitrag/2016/03/verhandlungen-senat-investor-cuvrybrache-kreuzberg.html


"Umstrittene Cuvryhöfe in Berlin-Kreuzberg - Hallo, Cuvry, ist da wer?" Melanie Berger (10.07.2016)
Beste Ecke in Kreuzberg: Das berühmte Camp ist seit zwei Jahren Geschichte. Der Senat sagt nun: ,,Bis zum Winter hat der Investor noch Zeit, dann ...". Der Anruf bei Terra Contor endet nach wenigen Sekunden. ,,Wir geben dazu keinen Kommentar ab", sagt eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung. Das Unternehmen gehört dem Münchener Investor Artur Süßkind, er ist Eigentümer der Cuvrybrache in Kreuzberg, die vor gar nicht so langer Zeit mal im Mittelpunkt stand und ,,Favela" genannt wurde. Passiert da eigentlich was? ... Unweit dem Schlesischen Tor, umgeben von Clubs, Bars und Cafés, standen auf dem Brachland bis 2014 Zelte und Wellblechhütte. Darin hausten Obdachlose, Aussteiger und Idealisten, die mit dem ganzen ,,Geld-Scheiß", wie es eine ausdrückte, nichts zu tun haben wollten. Nach der Räumung durch 120 Polizisten im September 2014 muss das Gelände bewacht werden, damit es sich die damaligen Bewohner nicht zurückholen. Wochenlang gab es kein anderes Thema: Die einen wollten die ,,Freie Cuvrybrache" retten, andere waren froh, dass das Müll- und Schnapslager endlich aufgeräumt wurde. Die berühmten Graffiti an der Wand wurden durch einen Mittelfinger auf schwarzem Grund ersetzt.  ... Der Investor plante dort 250 Luxuswohnungen, Büros und Läden, der Senat wollte einen Uferweg, eine Kita und 25 Prozent Sozialwohnungen. Die geforderte soziale Infrastruktur war dem Artur Süßkind aber zu viel. Süßkind wollte die Quote von 25 Prozent Sozialwohnungen nicht erfüllen, mehr als zehn Prozent sei nicht drin, hieß es. Es ist bereits der dritte Bauplan für die Cuvrybrache, der seit den 90ern gescheitert ist. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/umstrittene-cuvryhoefe-in-berlin-kreuzberg-hallo-cuvry-ist-da-wer/13856144.html

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on July 13, 2016, 12:50:48 PM
"Gerichtsverhandlung wegen Kadterschmiede" (12.07.2016)"
https://rigaer94.squat.net/2016/07/12/b-gerichtsverhandlung-wegen-kadterschmiede/

Quote[...] Juristischer Erfolg für das linke Berliner Wohnprojekt in der Rigaer Straße 94 im Stadtteil Friedrichshain: Laut der Zivilkammer des Berliner Landgerichts war der Polizeieinsatz zur Teilräumung rechtswidrig.

Das Gericht bestätigte vorläufig die Nutzungsrechte des klagenden Vereins "Freunde der Kaderschmiede". Damit muss der von der Polizei beschützte Hauseigentümer, das Unternehmen Lafone Investments Limited, die Räumlichkeiten bis zur endgültigen Klärung der Besitzverhältnisse wieder freigeben.

In der mündlichen Verhandlung stellte Richterin Nicola Herbst fest, dass der Hauseigentümer vor dem Polizeieinsatz am 22. Juni weder einen Räumungstitel vorgelegt noch einen Gerichtsvollzieher bei der Vollstreckung mitgebracht hatte. Damit sei das Vorgehen der Lafone Investments und der Polizei rechtlich nicht gedeckt gewesen, sagte Herbst.

Der massive Polizeieinsatz hatte in den vergangenen Wochen zu heftigen Auseinandersetzungen mit Linksautonomen und Linksradikalen geführt, der am Wochenende in einer der gewalttätigsten Demonstrationen der vergangenen Jahre in der Hauptstadt gipfelte. Dabei wurden nach Polizeiangaben über 120 Beamte verletzt. In Bezugnahme auf die Rigaer 94 gab es zudem zahlreiche Brandanschläge auf Autos im gesamten Berliner Stadtgebiet, sowie Attacken auf Immobilienbüros und andere Einrichtungen.

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU), der den Polizeieinsatz zu verantworten hat, ist für seine harte Linie gegenüber der linksautonomen Szene bekannt. Er hatte sich zuletzt trotz der Aufforderung von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) gegen Gespräche mit der Szene ausgesprochen. Nach den Ausschreitungen vom Wochenende war auch Müller von seiner Position abgerückt.

In der Nachbarschaft des Hauses Rigaer 94 im Samariterkiez war die massive Polizeipräsenz seit der Teilräumung auf mitunter scharfe Kritik gestoßen. Der Kiez gehört zu den angesagtesten und kinderreichsten Gegenden Berlins.

Die zahlreichen Sympathisanten aus der linken Szene, die sich im Saal des Amtsgerichts Tempelhof-Kreuzberg eingefunden hatten, quittierten das vorläufige Urteil mit lautem Jubel. "Wir haben gewonnen - ich hoffe, dass die Berliner Polizei das jetzt versteht", sagte der Anwalt des Vereins, Lukas Theune. Die Rechtsvertreter des Hausbesitzers waren der Verhandlung ferngeblieben.

Theune kündigte an, das Nutzungsrecht seiner Mandanten mithilfe eines Gerichtsvollziehers schnellstmöglich durchsetzen zu wollen. Bis zur gerichtlichen Klärung der Besitzrechte will der Verein mögliche Nutzungsüberlassungstitel aus früheren Zeiten klären. Wegen der seit den Neunzigerjahren mehrfach wechselnden Besitzverhältnisse und der wechselnden Hausnutzer sei die Rechtslage unklar, sagte Theune.

cte/flo/AFP


Aus: "Berlin: Räumung von Wohnprojekt in Rigaer Straße war rechtswidrig" (13.07.2016)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/berlin-raeumung-von-wohnprojekt-in-rigaer-strasse-war-rechtswidrig-a-1102815.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/berlin-raeumung-von-wohnprojekt-in-rigaer-strasse-war-rechtswidrig-a-1102815.html)

"Rigaer Straße 94 Teilräumung war illegal - Linksautonome gewinnen vor Gericht" (13.07.16)
Die Zivilkammer erklärte die Teilräumung des alternativen Wohnprojektes am 22. Juni, die unter anderem die Kneipe "Kadterschmiede" betraf, für illegal. Die Räume dürfen nun wieder genutzt werden, bis auf den Garten. ...
http://www.berliner-zeitung.de/politik/rigaer-strasse-94-teilraeumung-war-illegal---linksautonome-gewinnen-vor-gericht--24388162

"Randale in der Rigaer: Jetzt reden Anwohner" Timo Kather und Jana Demnitz (12.07.2016)
Anwohner der Rigaer Straße fordern ein Ende der "sinnlosen Polizeieinsätze" und eine "transparente Informationspolitik" vom Senat. Die Polizei führt nun keine Personenkontrollen auf dem Gehweg mehr durch. ... "Wir fordern Klarheit über den Umfang und die Dauer der Polizeimaßnahmen und eine transparente Informationspolitik", sagte eine Sprecherin der Anwohner. Man fühle sich zunehmend als "Spielball politischer Machtspiele", alle Anwohner der Rigaer Straße hätten unter den "sinnlosen Polizeieinsätzen" zu leiden. ... Ein weiterer Redner kritisierte die Berichterstattung der Medien. Diese sei tendenziös und teilweise verleumderisch. "Hier wird eine Gewalt herbeigeredet, die es hier faktisch gar nicht gibt", sagte der Mann unter dem Applaus der Umstehenden. Man werde weiter auf einem Dialog mit dem Senat beharren. "Wir werden uns dabei nicht beirren lassen", hieß es.
Tatsächlich allerdings gingen die Randale in Friedrichshain auch in der Nacht zu Dienstag weiter. In der Rigaer Straße traten zwei Männer die Außenspiegel von insgesamt sieben geparkten Autos ab, in der Karl-Marx-Allee wurden die Scheiben eines Immobilienbüros eingeworfen. An der Fassade wurden die Slogans ,,R94" und ,,ACAB" hinterlassen. ...
Henkel teilte via Pressemitteilung mit: "Wenn Polizisten angegriffen und Bauarbeiter bedroht werden, wenn fremdes Eigentum zerstört wird, dann muss der Staat handeln. Ich werde es nicht zulassen, dass irgendwo in unserer Stadt rechtsfreie Räume entstehen."...

http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-friedrichshain-randale-in-der-rigaer-jetzt-reden-anwohner/13864300.html

"Bewohnerin der Rigaer Straße berichtet von Polizeischikanen" Christian Vooren (12.07.2016)
Ausweiskontrollen, Absperrungen, Polizeihubschrauber über dem Dach: Eine Bewohnerin der Rigaer Straße 94 schildert ihre Eindrücke der letzten Wochen und Monate....
http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-friedrichshain-bewohnerin-der-rigaer-strasse-berichtet-von-polizeischikanen/13867606.html

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on July 18, 2016, 09:15:17 AM
"Brandstiftungen in Berlin Zahlreiche Autos im Stadtgebiet angezündet" Ingo Salmen (19.07.2016)
In der Nacht zu Montag haben in Prenzlauer Berg, Neukölln, Köpenick und Marzahn Autos gebrannt. Die Umstände deuten teils auf politische Hintergründe hin. Die Serie von Brandstiftungen an Autos in Berlin hält an. In der Nacht zu Montag gingen gleich in mehreren Bezirken Autos in Flammen auf. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/brandstiftungen-in-berlin-zahlreiche-autos-im-stadtgebiet-angezuendet/13889450.html

http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/berlin-friedrichshain-baumschulenweg-brandserie-reisst-nicht-ab-dixitoilette-und-porsche-in-flammen/13874644.html

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"Abrechnung mit der Rigaer Straße Keine Nacht für niemand!" Ein Leidensbericht. von einer, die auszog (18.07.2016)
Fünfeinhalb Jahre lang ließ sich unsere Autorin in der Rigaer Straße den Schlaf rauben. ... Hier wohnen Sie in einer ruhigen, von Bäumen gesäumten Wohnstraße mit wenig Durchgangsverkehr. So beschreibt ein Immobilienmakler, der kürzlich eine Wohnung annoncierte, die Rigaer Straße. Nachbarn haben einander den Link zugemailt, sie haben ihn mit Smileys versehen, mit Sätzen wie ,,Die müssen es ja wissen", oder mit Fragen: ,,Hoffnung?" - ,,Eine Prophezeiung?" Einer scherzt, dass ,,wenig Durchgangsverkehr" ja im Grunde immer häufiger stimme - nämlich dann, wenn die Polizei wieder einmal die Straße abgesperrt hat oder brennende Barrikaden die Durchfahrt blockieren.
War die Rigaer Straße je eine ruhige Wohnstraße? Es muss lange her sein. In den fünfeinhalb Jahren, die ich dort gelebt habe, jedenfalls nicht. ...
März 2015, kurz vor meinem Auszug. Ich wache auf, weil es plötzlich taghell ist, obwohl der Wecker kurz vor vier Uhr morgens anzeigt. Das Licht kommt von riesigen Hochleistungsscheinwerfern, mit denen die Polizei die Häuserfassaden ableuchtet - sie scheinen direkt in unser Schlafzimmer. Randalierer haben einen großflächigen Stromausfall im Bezirk zum Anlass genommen, Sperrmüllfeuer auf der Straße zu entfachen, den Lidl zu plündern und die Scheiben der nahegelegenen Commerzbank-Filiale einzuschmeißen. Jetzt sucht die Polizei die Täter. Wenig später kreist ein Polizeihubschrauber über unseren Köpfen - und weckt noch die letzten, die dickere Vorhänge haben als wir.
...Kotze, Scherben, Scheiße. So fällt an schlechten Tagen meine Zusammenfassung des Ortes aus, an dem ich gewohnt habe. Gute Erinnerungen werden überlagert von zu vielen schlechten. Zermürbt haben mich nicht die großen Zusammenstöße, die dieser Tage die Schlagzeilen dominieren, sondern die vielen alltäglichen Nächte, in denen auf der Straße vor unserem Haus gegrölt wurde, in denen Bierflaschen zu Bruch gingen, Männer in unseren Hauseingang pissten. Einmal, das ist vielleicht zwei Jahre her, habe ich mitgezählt. Acht Mal lösten sich binnen einer Stunde Menschen aus der Traube vor dem Haus gegenüber, um die Straßenseite zu wechseln und an unsere Tür zu pinkeln. Morgens war der Gestank im Flur so durchdringend, dass man immerhin nicht Gefahr lief, ungewarnt in die Urinlache zu treten. War die Tür nicht richtig verschlossen, fanden wir mitunter auch andere Hinterlassenschaften vor. Sie stammten ziemlich offensichtlich nicht von den zahlreichen Hunden - die kackten nur auf die Bürgersteige. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/abrechnung-mit-der-rigaer-strasse-keine-nacht-fuer-niemand/13892014.html

QuoteViehdoktor 07:38 Uhr
Sie hat nicht verstanden, dass der Kiez gegen solche wie sie verteidigt werden soll, die die Kleinstadt im wilden gefährlichen Berlin haben wollen. Es gibt die Kreativität nicht ohne Freiheit und dass ist auch die Freiheit sich danebenzubenehmen. Die, die ganz andere Lebensweisen haben, gehören in Berlin dazu, zumal sie ja auch gewöhnlich aus dörflicher Strenge hierhergekommen sind um Freiheit zu erleben. In den noch günstigen Kiezen ist Raum für diesen Schmelztiegel, der die gewünschte Vielfältigkeit ausmacht, Gentrifizierung durch die, die aufgrund ihres Geldes nah dran an Vielfalt und Kreativität sein wollen ohne dazuzugehören zerstören das.
Die Gentrifizierer suchen die aufregende Freiheit zm Zugucken aus ihrer Spießeridylle. Wasch mich aber mach mich nicht nass, ich will nur die "Buntheit", die mir gefällt, doofe Farben müssen weg.
Ich wohne gerne im spießigsten Bezirk Berlins, als gebürtiger Berliner brauche ich keine zugezogene Coolness. Hier spielt niemand im Hof Geige, hier hört man höchstens Etüdengeklimper und das nur zu erlaubten Zeiten. Hier gibt es keine hippen Kneipen und in dem richtig guten Café treffen sich die Rentner. Deren Berliner Schnauze reicht mir an Unterhaltung und freiheitlicher denken als die Jungspießen tun sie oft genug auch. Wenn ich mehr Kneipen will, schwinge ich mich aufs Fahrrad und fahre abends zurück.
Hauptsache die Gentrifizierer entdecken nicht diese Gegenden und überziehen sie mit Coolness und noch teureren Mieten, leider gibt es schon Ansätze, wenn dann alles kaputt ist ziehen die Gentrifizierer weiter.
Schön für die Rigaer, dass es dort einer weniger ist, hier ist sie nicht willkommen.

QuoteEginhard 09:17 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Viehdoktor 07:38 Uhr
hmmh, also wenn Linksautonome im Suff grölen und sich in den Hauseingängen "entleeren", dann ist das eine andere Lebensweise? gilt das auch für Obdachlose? oder ist es da dann nur ekelhaft?


QuoteThogra 09:17 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Viehdoktor 07:38 Uhr
Wildpinkeln also als politische Aussage? Denn im Artikel beschrieben Menschen geht es einfach um Selbstbespassung verbunden mit der kulturellen Unfähigkeit, Toiletten zu benutzen!



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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on July 21, 2016, 09:59:53 AM
Quote[...] Vor der Sitzung hat Christopher Lauer, Innenpolitiker der Piratenfraktion, neue Vorwürfe gegen die Polizei, aber auch gegen Henkel erhoben. Wie andere Politiker auch hatte Lauer am Mittwoch Akten eingesehen. Er kommt zu dem Schluss, die Initiative zu weiteren Polizeieinsätzen nach jenem vom Januar sei nicht vom Eigentümer, sondern von der Polizei selbst ausgegangen. Interne Mails legten diesen Schluss nahe. So sei die Polizei aktiv auf den Eigentümer zugegangen und habe ihn ermuntert, um Hilfe zu bitten. Von sich aus habe die Polizei den möglicherweise mangelhaften Brandschutz im Haus thematisiert, obwohl ein solches Thema eigentlich in der Zuständigkeit des Bezirks liege. Lauer sagte, die Berliner Polizei habe sich "vollkommen verselbstständigt" und nehme den Innensenator nicht ernst. Er erneuerte seine Rücktrittsforderung an die Adresse von Henkel. Dieser sei erst am Vorabend des geplanten Einsatzes informiert worden, Lauer spricht von einem "massiven Versagen bezüglich der Dienstaufsicht". Ob die Vertreter der anderen Oppositionsparteien diese Vorwürfe teilen und wie sich Senator Henkel dazu äußert, wird die Ausschusssitzung ab 10 Uhr ergeben.

... Die Hausverwaltung hatte den Polizeischutz namens des Eigentümers schon am 20. Mai beantragt, um Teile des Gebäudes in der Rigaer Straße 94 zu inspizieren und zu entmüllen.  Nach Einschätzung der Polizei konnte der Eigentümer glaubhaft machen, dass es keine fremden Besitzansprüche gebe. Der Verein ,,Kadterschmiede", der 2003 gegründet wurde und der Teile des Hauses seit Jahren nutzt, war der Polizei angeblich nicht bekannt. Und so kamen die Juristen der Berliner Polizei zu dem Schluss, dass es rechtens sei, zur Gefahrenabwehr die Bauarbeiter und privaten Sicherheitsleute zu beschützen, die am 22. Juni in das Gebäude eindrangen. Rechtsgrundlage war das Allgemeine Sicherheits-und Ordnungsgesetz (ASOG).


Aus: "Sondersitzung zu Polizeieinsatz in Berlin-Friedrichshain Henkel steht harte Befragung zu Rigaer bevor"
Ulrich Zawatka-Gerlach und Karin Christmann (21.07.2016)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/sondersitzung-zu-polizeieinsatz-in-berlin-friedrichshain-henkel-steht-harte-befragung-zu-rigaer-bevor/13905896.html (http://www.tagesspiegel.de/berlin/sondersitzung-zu-polizeieinsatz-in-berlin-friedrichshain-henkel-steht-harte-befragung-zu-rigaer-bevor/13905896.html)

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"Bauwagenplatz in Duisburg-Homberg droht das endgültige Aus" Daniel Wiberny und Bodo Malsch (09.08.2016)
Dem Bauwagenplatz an der Ehrenstraße in Homberg droht nach einem länger andauernden Streit mit der Stadt nun das endgültige Aus. Das Landgericht Duisburg teilte dem Verein für Experimentelles Wohnen mit, dass seine Berufung gegen die Kündigung des Geländes durch Beschluss abgelehnt werden soll. ...
Aus der Anwaltskanzlei, die die Bauwagenleute vertritt, hieß es, dass eine Stellungnahme vorbereitet werde. Die Stadt hält sich deshalb derzeit noch bedeckt. ,,Wir warten jetzt erst einmal ab, was in den nächsten zwei Wochen passiert und schauen dann weiter", sagte Sprecherin Susanne Stölting.
An der Einstellung, dass die Wagenburg-Bewohner den Platz räumen müssen, habe sich aber nichts geändert. Das dann frei werdende Gelände soll voraussichtlich durch den Abenteuerspielplatz Tempoli genutzt werden.
Die Stadt hatte zuletzt die Vertragsverhandlungen für einen Verbleib der Bauwagenleute auf deutlich kleinerer Fläche für beendet erklärt. Die Fronten seien verhärtet, die Vorstellungen zu gegensätzlich. ...
https://www.derwesten.de/staedte/duisburg/bauwagenplatz-in-duisburg-homberg-droht-das-endgueltige-aus-id12084124.html

Quote10.08.2016, 00:57
Bauwagenplatz in Duisburg-Homberg droht das endgültige Aus
von Sommerabend | #1

Die SPD und die Grünen, die diese Vertreibung vom Bauwagen-Gelände vom Zaun gebrochen haben, können sich nach Abschluss der rechtlichen Vervollstreckung anschließend gegenseitig auf die Schultern klopfen. Endlich zu einer Endlösung vorgestoßen... und etwas beseitigt, das nicht in die Gehirnwindungen von Provinzpolitikern passt.



Quote10.08.2016, 04:07
Bauwagenplatz in Duisburg-Homberg droht das endgültige Aus
von weltenbummler92 | #2

Der Bauwagenplatz passt nicht mehr ins Weltbild unserer Stadtspitze. Das er seit über 21 Jahren Bestand und auch eine andere Lebenseinstellung als Grundlage hatte, ist egal. Das es in Duisburg auch kein alternatives Gelände gibt, ist zusätzlich nur schwer zu verstehen.

Am Bahnhof ist es doch auch möglich. Dort wollte man das Umweltamt haben. Dafür wird die Mercatorstraße deutlich verkleinert und über 80ige Alleebäume gefällt.
Oder die Planungen für eine kleine neue Feuerwache, damit ein großes BMW-Autohaus eine Zufahrt erhält und gebaut werden kann.

Somit zeigt sich, wo ein Wille zur Umsetzung ist, da passiert auch was...


Der Bauwagenplatz Duisburg ist ein ein Wohnprojekt in Duisburg Homberg, getragen von dem Verein "Experimentelles Wohnen e.V."
Die Stadt Duisburg reichte laut eigener Aussage in der WAZ vom 13.8.2015 die Räumungsklage ein.
Richter Hilland gibt uns drei Monate um den Bauwagenplatz zu räumen. Nach dem 31.5.2016 werde vollstreckt so sein Tenor. ...

http://bauwagenplatzduisburg.blogsport.eu/

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on September 07, 2016, 12:20:08 PM
[2016] Von London bis New York gilt Berlin plötzlich als "the place to be". Das weckt Begehrlichkeiten.
Jeder will hier wohnen und viele wollen sich hier eine Wohnung kaufen, die – verglichen mit ,,zu Hause" – spottbillig ist. Ehemaliger staatlicher Wohnungs-bestand wird privatisiert und Mietwohnungen werden zu Eigentum. Welten prallen aufeinander und Paralleluniversen tun sich auf. Andreas Wilcke hat diesen Vorgang vier Jahre lang durchleuchtet. ...
http://www.diestadtalsbeute.com/

""Die Stadt als Beute": Ausverkauf einer Großstadt" Gunda Bartels (7. September 2016)
Für die Dokumentation "Die Stadt als Beute" beobachtete Andreas Wilcke jahrelang den Berliner Wohnungsmarkt. Nun erzählt er unaufgeregt von Gier und politischer Ignoranz. ... Im Gegensatz zu skandalisierenden Fernsehdokus über Immobilienspekulation, die einer eindimensionalen Täter-Opfer-Logik folgen, oder zu Betroffenheitsfilmen wie Katrin Rothes mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Doku Betongold, herrscht in Die Stadt als Beute jedoch ein unaufgeregter Erzählton, der die neoliberalen Marktmechanismen umso eindrücklicher freilegt. Wilcke betätigt sich als stiller Beobachter des Gentrifizierungsprozesses, der in der Kombination aus politischer Ignoranz, professioneller Gier und menschlicher Ohnmacht der Skandal aller großen Städte ist – in Berlin samt den Folgen für Altmieter, Nachbarschaften, soziale Mischung quasi in Echtzeit zu besichtigen.  ... Oder wie es einer der vielen, Wilcke und seiner Kamera erstaunlich offen gegenübertretenden Makler formuliert. "Ich vertreibe Einkommensschichten, die sich die teure Mitte nicht leisten können, an den Rand." Das sei ein internationales Phänomen, das er persönlich gar nicht schlecht finde. "Wenn ich in Madrid vom Flughafen in die Innenstadt fahre, wird es immer schöner!" Nur in Berlin gebe es, bedingt durch die einstige Teilung, noch immer hässliche Schmuddelecken mit einkommensschwachen Bewohnern mitten in der Stadt. "Das ist in 50 Jahren komplett erledigt." ...
Der Regisseur macht von der Presse bis zum Booking alles selbst. Cutter, Dramaturgen und Rudolf Moser von den Einstürzenden Neubauten, der die atmosphärisch dichte Filmmusik komponiert hat, haben noch kein nennenswertes Honorar gesehen. Und es war nicht schön, was Wilcke sich beim Abklappern der Kinobetreiber in Ermangelung eines Verleihs so anhören musste. Zwei der Abfuhren hat er sich gemerkt: "Filme wie Ihre verstopfen das Kino." Und "Kino ist was für Filme mit einer klaren Marketingstrategie." ...
Wilcke verabscheut als Anhänger des Direct Cinema Urteile im Dokumentarfilm genauso  wie Inszenierungen, persönliche Betroffenheit oder einen investigativen Reportagestil, aber das merkt man dem Film fast gar nicht an. Obwohl er die Wut und Verzweiflung der durch Brachialsanierungen terrorisierten Mieter durchaus zeigt. Allerdings nicht in dem Menschenschicksale ausbeutenden Stil, der beim Zuschauer nur einen "Verpuffungseffekt" triggere, sagt er. "Einmal aufregen und das Thema ist wieder weg."
Wilcke dagegen will, dass Film und Thema in den Köpfen bleiben. Deswegen hat er so lange hingesehen und zugehört. ...
http://www.zeit.de/kultur/film/2016-09/immobilienmarkt-mietmarkt-berlin-dokumentarfilm/komplettansicht

Quotesecret77 #6

Ich habe 16 Jahre in der Rigaer Str in berlin gewohnt, fast gegenüber dem ach so bösen X-B. Warum die so Radau gemacht haben, dürte spätestens nach dem Film auch dem größten Verfechter des freien Marktes klar sein.
Dass "mein Haus" ua von denen gekauft und zu Eigentumswohnungen umgestaltet wurde, denen Berlin damals den Rundfunk Nalepastraße - eigentlich viele Millionen wert - damals für ein Taschengeld verschachert hat, dass ist schon seltsam.
Wieviel an Schmiere an Beamte geflossen ist, das wird wohl nie rauskommen, egal bei welchem Bauvorhaben in Berlin.


QuoteRaLiWiWi #7

Einmal mehr ein kleiner Ausschnitt wie auch die SPD-Politik die Interessen der Mehrheit der Menschen ignoriert und sie den wenigen Kapitalbesitzern bedingungslos ausliefert

Obwohl ich mich noch immer etwas darüber amüsiere wie sich die Alternativlos-Marktkonformen-Einheitsparteien Europas und ihre Medien über den rasanten Aufstieg der Neo-Rechten in Europa heuchlerisch echauffieren, da diese doch nur das Produkt ihrer eigenen verfehlten Politik seit 1980 sind , dämmert es allmählich auch mir, dass daraus durchaus sehr unangenehmes entstehen könnnte

Nur wo liegt die politische Alternative

-auf der einen Seite rückwärtsgewannte Nationalisten mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem Rassismus

-auf der anderen Seite europäische Parteien bei denen zumindest die jeweiligen Parteispitzen sehr offen dafür eintreten die Länder EU Europas mit CETA, TTIP, TISA nahezu bedingunslos den Interessen der internationalen Konzerne aus zu liefern und Demokratie und zukünftige tiefgehende politische Gestaltungsfähigkeit völkerrechtlich abgesichert zu verhindern

Hätte ich denn nicht zwei Töchter in den frühen 20-ern könnte ich mich ja beruhigt auf meinen Alters-Zynismus zurück ziehen und das ganze Trauer-Schauspiel neutral beobachten


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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on October 02, 2016, 11:21:35 AM
"Mietrecht: Raus!" Christian Salewski (29. September 2016)
Wie Wohnungskäufer das Mietrecht aushebeln, um arme Mieter loszuwerden. ... [Für ihre 36 Quadratmeter beträgt die Kaltmiete 267 Euro im Monat. Der Unternehmer, der die Wohnung gekauft hat, vermietet noch zwei andere im boomenden Karlsruhe. Er preist sie in Inseraten als "exklusiv" an und verlangt für ein 20-Quadratmeter-Zimmer in einer möblierten "Business-WG" mehr als 700 Euro im Monat. ] ... Besonders ausgeprägt ist das Kündigungsrisiko dort, wo der Wohnungsmarkt heißläuft, also in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München. Laut Paritätischem Wohlfahrtsverband Berlin sind inzwischen alle Felder der sozialen Arbeit betroffen, von der Eltern-Kind-Einrichtung bis zur Demenz-WG. Ein besonders krasser Fall ist die Einrichtung "Die Zwiebel", die sich um suchtkranke und essgestörte Frauen kümmert, die häufig auch Opfer von Gewalt wurden. Ein internationaler Investor kaufte das Haus in Berlin-Moabit, in dem "Die Zwiebel" untergebracht ist, und nutzte das Gewerbemietrecht, um 2014 gleich zwölf Wohnungen zu kündigen und Räumungsklagen zu erheben. Die Einrichtung stand vor dem Aus. Der Trägerverein Prowo entschloss sich zu kämpfen. ...
http://www.zeit.de/2016/39/mietrecht-wohnungskaeufer-kuendigungen-gerwerbeflaechen-sozialtraeger/komplettansicht


QuoteKommentist #12

Es ist billiger Linkspopulismus, wenn man sich einredet, dass der Staat das Problem mit noch mehr Gängelung der Vermieter aus der Welt schaffen könnte. Nicht alle Vermieter sind Heuschrecken und die Gesetze bevorteilen Mieter schon heute extrem.

Wer privat die ein oder andere Eigentumswohnung vermietet, der weiß, dass die Rendite nach allen Kosten überschaubar und das Risiko (Mietnomaden, etc.) recht hoch ist. Für die großen Heuschrecken, denen der Staat massenweise Sozialwohnungen weit unter Wert zugeschachert hat, ist die Rendite zwar viel höher, aber bei neuen Gängelungsgesetzen erwischt es halt überlicherweise alle. Im schlimmsten Fall gelingt es den Heuschrecken durch Lobbyarbeit sogar noch, sich bestimmte Vorteile gegenüber Privatvermietern zu sichern. Nein, danke.

Quoteartefaktum #12.1

@Kommentist

>> Nicht alle Vermieter sind Heuschrecken und die Gesetze bevorteilen Mieter schon heute extrem. <<

Die im Artikel angesprochenen Investoren allerdings schon. Und die scheinen mit der staatlichen "Gängelung" ja kein Problem zu haben, sonst würden sie ja nicht investieren.



QuoteI have a dream #14

In diesem Land muss bald ein Gesetz erscheinen, die die einfache Menschen von den Investoren schützt. Es gibt keine Ethische Grundlage für diese Menschen, sie sind einfach blind, arrogant und oft fühlen sie sich "bessere Menschen" als die anderen. Es kann nicht sein dass das Geld alles entscheidet und überall regiert. Bis diese Menschen (ich meine die Investoren) aufwachen, und verstehen dass das Geld das sie haben, nicht um ihr eigenes Wohl sonders für das gesamte Wohl da ist, und sie haben einfach die Gnade über dieses Mittel zu bestimmen, muss eine staatliche Kontrolle stattfinden. Sonst, es kommen noch mehr Skandalen, Unruhen, Krawallen, Ausländerfeindlichkeiten, Extremisten ect, alles Erscheinungen einer sozial- und menschen-unfreundlichen Gesellschaft.


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"Entmieterstadt Berlin: Die Geschichte vom Häuserkampf in Wedding" Thomas Loy (10.10.2016)
Ihr halbes Leben wohnen die Menschen in dem unscheinbaren Altbau in Gesundbrunnen. Jetzt sollen sie raus. Der neue Eigentümer braucht die Wohnungen angeblich für seine Töchter.  ... Sie wissen, dass sie nicht die einzigen sind, die es erwischt. Überall steigen die Mieten, werden Häuser saniert, müssen Menschen ihren Kiez verlassen, weil sie sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können. Das war ja großes Wahlkampfthema. Alle seien sie schon bei ihnen gewesen, SPD, Linke, Grüne, Piraten. Die Politiker hätten sich ihre Geschichte angehört und versprochen sich zu kümmern. Vor der Wahl wollte sogar CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel einen Brief an Marc J. schreiben. Henkel ist direkter Nachbar, hat die hintere Remise im Hof gemietet, als Bürgerbüro. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/entmieterstadt-berlin-die-geschichte-vom-haeuserkampf-in-wedding/14662780.html

Quoteplus8 10.10.2016, 11:04 Uhr
Wenn ich das Geflenne der üblichen Mieterschützer höre, komme ich mir wie in einem Flashback in die 80er zurück versetzt vor:

Die ständigen abseitigen Diskussionen über Mieterschutz und Eigenbedarf kamen schon damals ständig aus (West-)Berlin - und ich habe heute partout kein Verständnis mehr dafür!

Bis in die 2000er Jahre hinein war Wohneigentum in Berlin spottbillig zu haben - trotz seinerzeit höherer Kreditzinsen hätten die Mieter sehr wohl den Kauf des Hauses als ETW Anlage "stemmen" können.

Und nein: Mietverträge begründen eben keine Eigentumsrechte, sondern immer nur Besitzrechte!

Bitte jetzt auch nicht mit dem bei Berliner Linken abgedroschenen Argument "Eigentum verpflichtet" kommen! Kein Eigentümer einer Immobilie ist verpflichtet, seine Immobilie dauerhaft unter Marktwert zu vermieten!

Ebenso selbst schuld, wenn Mieter den Mietgegenstand auf eigene Kosten sanieren und sich dafür im Gegenzug vom Vermieter keine Kompensationen einräumen lassen. Dann hätten sich die Mieter eben eine sanierte Wohnung mieten sollen!


Quotelotta 07:31 Uhr
ja, liebe foristen...es ist garkein problem von 8.50€ mindestlohn - brutto wohlgemerkt - einen brauchbaren betrag für die alterrsversorgung wegzulegen, auf ein eigenheim zu sparen und natürlich so ganz nebenbei auch noch was übrig zu haben für brot und brötchen.
wo lebt ihr eigentlich, liebe leute?????
schon mal was von empathie, miteinander und humanismus gehört? darauf hat sich unsere gesellschaft  mal gegründet und gut funktioniert.
all den klugscheissern - sorry - hier empfehle ich mal, sich über die folgen der gentrifizierung zu informieren. vielleicht kapiert ihr dann, wo die reise hingeht?! kann übrigens gut sein, auch mal für euch! ...


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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on October 18, 2016, 12:25:50 PM
"Günstiger Wohnraum: Jedes Jahr 10 000 Sozialwohnungen weniger in NRW"  (17. Oktober 2016)
... Der Bestand an Sozialwohnungen ist in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen fünf Jahren um über 50 000 geschrumpft. Wie das Bauministerium mitteilte, gab es in NRW im vergangenen Jahr nur noch knapp 477 000 Sozialwohnungen. Im Vergleich zum Höchststand, 1979, ist das weniger als ein Drittel von einst über 1,6 Millionen Sozialwohnungen. ... Insgesamt fehlen nach Modellberechnungen in NRW bis 2020 rund 400 000 neue Wohnungen. Davon müssten mindestens 300 000 in Mehrgeschoss-Bauten errichtet werden - nicht zuletzt, weil sich die zusätzliche Nachfrage durch Flüchtlinge nicht mit Einfamilienhäusern decken lasse, argumentiert das Bauministerium. Der zusätzliche Bedarf an preiswertem Wohnraum allein durch Flüchtlinge wird in NRW auf rund 120 000 Wohnungen taxiert.
Der höchste Bedarf besteht weiterhin in den Großstädten entlang der Rheinschiene: Düsseldorf, Köln, Bonn sowie in den Universitätsstädten Bielefeld, Münster, Dortmund, Essen und Aachen - mit Auswirkungen auf das jeweilige Umland. Der geringste Bedarf besteht in ländlichen Räumen, wo es manchmal sogar schon dauerhaften Leerstand gibt - etwa in Südwestfalen, im Hochsauerland und Siegerland sowie in einigen Bereichen des nördlichen Ruhrgebiets.
http://www.rp-online.de/nrw/panorama/immer-weniger-sozialwohnungen-in-nrw-aid-1.6331445


"Leben in der Platte" Robert Kaltenbrunner (09. April 2017)
Im gleichen Maße, wie sich vielerorts die Frage nach bezahlbarem Wohnraum mit Vehemenz stellt, wird der Wohnungsbau augenscheinlich erneut zum Gegenstand von Rationalisierungsbestrebungen. Die Industrialisierung des Bauens, lange Zeit - und mit dem Fingerzeig auf realsozialistische Metastasen - als Krebsgeschwür der modernen Architektur verteufelt, scheint angesichts der derzeitigen Rahmenbedingungen erneut die Geister zu beflügeln. Das mag zwar manch ungute Assoziation auslösen, aber der Entwicklungsdruck wirkt schier übermächtig. Relativierend sollte man insofern auf ein Jahrhundert zurückblicken, in dessen höchst unterschiedlichen Phasen das Schreckgespenst "Wohnungsnot" immer wieder an die Wand gemalt wurde. Denn so drängend die derzeitigen Probleme auch sein mögen, neu und einzigartig sind sie nicht. Viele Akteure und Strömungen mussten unter dem Druck der Verhältnisse bereits mehrmals darauf hinarbeiten, Behausungen in ausreichender Menge und zu erschwinglichen Kosten verfügbar zu machen: Politiker und Parteien (zur Legitimation ihrer selbst), die (Bau)Industrie (weil sich mit solchen Modernisierungsimpulsen Geld machen und die Voraussetzung für künftige Absatzmärkte schaffen ließ) und weite Kreise der Bevölkerung (aus naheliegenden Gründen). ...
https://www.heise.de/tp/features/Leben-in-der-Platte-3674863.html


"Besetztes Möbel-Kraft-Gelände in Kiel : Wohnwagengruppe lässt Ultimatum zur Räumung am Prüner Schlag verstreichen"  Andrea Lange (8. Mai 2017)
Der Grundstückseigentümer Möbel Kraft wollte die Bauwagenleute loswerden. Doch die lassen sich davon nicht beirren. Kiel | Ein Wohnwagengruppe besetzt seit Ende April den Prüner Schlag in Kiel. Sie wollen sich ein Stück Freiraum in der Landeshauptstadt erkämpfen. Doch für das Grundstück gibt es andere Pläne. Dort soll ein neues Einrichtungshaus von Möbel Kraft gebaut werden. Den Besetzern wurde daher ein Ultimatum vom Grundstückseigentümer gestellt. Bis Sonntag sollten sie das Areal verlassen haben. Daran hielten sie sich nicht. Auch am Montag harrten die Besetzer mit ihren Wohnwagen weiter aus. Das bestätigte Ralph Göttsche von Möbel Kraft gegenüber shz.de.
Bisher sei nichts passiert und alle Besetzer seien noch auf dem Gelände, sagte Göttsche. Die Gruppe hatte zuvor erklärt, man verlasse das Areal, wenn ihnen die Stadt eine adäquate Alternative anbiete. Das ist bisher nicht geschehen. ...
https://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/wohnwagengruppe-laesst-ultimatum-zur-raeumung-am-pruener-schlag-verstreichen-id16769816.html

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"Massenproteste gegen Moskaus Abrisspläne" (14.05.2017)
Tausende Menschen sind in Moskau gegen ein gigantisches Umbauprogramm auf die Straße gegangen. Bürgermeister Sergej Sobjanin will rund 4500 marode Plattenbauten aus der Nachkriegszeit abreißen lassen, mehr als eine Million Menschen sollen neuen Wohnraum erhalten. Doch das forsche Vorgehen der Behörden trifft auf Widerstand, viele rechtliche und finanzielle Fragen sind ungeklärt. An der genehmigten Kundgebung am Sonntag nahmen nach Angaben der Veranstalter 30.000 Menschen teil, die Polizei sprach von nur 8000. Auch prominente Oppositionelle wie Alexej Nawalny und Grigorij Jawlinski kamen zu der Demonstration.
Mit den fünfstöckigen industriell gefertigten Häusern linderte die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg die schlimmste Wohnungsnot. Doch so schlecht die Bauqualität ist, hängen heute viele Moskauer an diesen Wohnungen. Durch die Privatisierung sind sie Eigentümer geworden. Viele fürchten eine zwangsweise Enteignung, bei der sie aus innenstadtnahen, grünen Vierteln in Hochhausviertel am Rand Moskaus umgesiedelt werden. ...
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/moskau-massenproteste-gegen-abriss-von-wohnungen-a-1147633.html
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on May 23, 2017, 03:26:05 PM
Bricoleurbanism
urbanism - landscape - ideas - theory - whimsy
An ongoing series of reflections on the city, the landscape and the fields that manipulate them from the perspective of urban design, landscape architecture, Toronto and Canada. ...
http://www.bricoleurbanism.org/

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"Immobilien-Deal in Berlin-Kreuzberg - Zalando zieht mit 34.000 Quadratmetern auf die Cuvry-Brache" Daniel Marschke (11.04.2017)
In nur acht Jahren ist das Berliner Start-Up Zalando zu einem der größten deutschen Online-Händler geworden - mit entsprechend großem Flächenbedarf. Bald wird Zalando auch an der Cuvrystaße sein - dort, wo vor kurzem noch sozialer Wohnungsbau geplant war.
https://www.rbb-online.de/wirtschaft/beitrag/2017/04/berlin-friedichshain-kreuzberg-cuvrystrasse-zalando-mietet-riesige-bueroflaeche.html

Die Cuvry-Graffiti waren zwei großflächige Fassadenbilder des italienischen Street-Art-Künstlers Blu, die zu den bekanntesten Graffiti in Berlin gehörten. Sie befanden sich an zwei Brandwänden am Rand der sogenannten Cuvrybrache in Berlin-Kreuzberg. Das Dorf aus Zelten und Hütten auf der Brache hatte als ,,Berlins erster Slum" regelmäßig für Schlagzeilen gesorgt, bis es im September 2014 nach einem Brand geräumt wurde.  ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Cuvry-Graffiti

"Rückwärtsdemo gegen Zalando" Dinah Riese (23. 5. 2017)
Unter lautem Gejaule und Geheule schiebt sich die Prozession am Montagabend durch die Schlesische Straße in Kreuzberg. An der Spitze des Zuges gehen sechs SargträgerInnen. Oder am Ende des Zuges, genau kann man es nicht sagen – denn der Trauermarsch, der den Geist Kreuzbergs und der Cuvrybrache zu Grabe trägt, geht rückwärts. ... ,,Wir übergeben einen Sarg und den Geist von Kreuzberg an die Spree. Zwei Millionen Träume sind hier zerplatzt und machen Platz für den Gewinner mit der schlechtesten Idee", ruft Leumund ins Megafon. Und: ,,Die Galgen hängen tiefer. Ein Schwan fällt vom Dach." Ein Touristenboot fährt vorbei. ,,Wir trauern hier! Es ist sehr traurig", ruft Leumund ihm über das Wasser hinweg zu. Hinter ihm stimmen die Trauernden in lautes Wehklagen ein. ,,Zalando – ham wa nicht bestellt", ruft eine Frau, alle anderen stimmen mit ein. ,,Nebenbei könnten ja auch Leute den Bauzaun anzünden oder aufs Gelände eindringen", sagt Leumund, während er mit einem ,,Burn, Zalando burn"-Schild wedelt. ,,Das hat dann aber nichts mit uns zu tun". Am Ende der Veranstaltung wird die Polizei trotzdem seine Personalien aufnehmen – weil er angeblich zu Straftaten aufgerufen habe, wie die Bergpartei in einer Pressemitteilung erklärt.
,,Ich bin ein ehemaliger Bewohner der Freien Cuvry", sagt ein Mann ins Megafon – einen ,,Gastprediger" nennt Leumund ihn. ,,Ich hatte meine Hütte unter dem großen Baum, der dort drüben stand und den es heute auch zu betrauern gilt." Er ruft die Anwesenden auf, weiter gegen die Bebauung der Brache zu protestieren. ,,Wer heute bei Zalando Schuhe bestellt, trampelt morgen auf der Cuvry herum."
Am Ende des Trauermarsches findet sich die Prozession wieder am Ausgangsort zusammen – an der Spree. Langsam senkt sich der Sarg ins Wasser. ,,Keine Schrippen für Zalando" skandiert die Menge. Mit einem lauten Platschen landet der Sarg in der Spree, ein letztes mal setzt lautes, realdadaistisches Wehklagen auf Kommando ein. Ein zufällig vorbeifahrendes Schlauchboot hilft anschließend, den Sarg zu bergen. Angesichts der voranschreitenden Verdrängung im Kiez wird es wohl noch mehr Anlässe für Beerdigungen geben. ...
https://www.taz.de/Protest-gegen-Verdraengung-in-Kreuzberg/!5403037/

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"Die Stadt muss radikaler werden" Interview: Katrin Lange (23.03.2017)
Interview mit dem Copenhagenize-Gründer Mikael Colville-Andersen.
Ich glaube gar nicht, dass es so etwas wie Fahrradkultur gibt. Ich bin nur ein Mann mit seinem Team, der glaubt, dass das Fahrrad das mächtigste Werkzeug in unserem Werkzeugkasten ist, wenn wir urbanes Leben verbessern wollen. ...
https://www.greencity-magazin.de/die-stadt-muss-radikaler-werden/

Bicycle Culture by Design: Mikael Colville-Andersen at TEDxZurich (Published on Nov 28, 2012)
https://www.youtube.com/watch?v=pX8zZdLw7cs

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https://da.wikipedia.org/wiki/Kampen_om_Byggeren (https://da.wikipedia.org/wiki/Kampen_om_Byggeren)

https://www.dfi.dk/viden-om-film/filmdatabasen/film/kampen-om-byggeren (https://www.dfi.dk/viden-om-film/filmdatabasen/film/kampen-om-byggeren)

Kampen om Byggeren
Franco Invernizzi, Jes Bonde, Danmark, 1980
46 min. DK/Dokumentarfilm
https://www.dfi.dk/viden-om-film/filmdatabasen/film/kampen-om-byggeren (https://www.dfi.dk/viden-om-film/filmdatabasen/film/kampen-om-byggeren)

Sangen om Byggeren (1980)
Diasshow med billeder fra kampen om Firkantens byggelegeplads på Nørrebro.
https://youtu.be/ckw72xLcBjM (https://youtu.be/ckw72xLcBjM)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on May 29, 2017, 05:48:20 PM
In Alternativlos Folge 40 reden wir mit Andrej Holm über Stadtentwicklung und Gentrifizierung. (29.5.2017)
Mit halbwegs aktuellen Browsern könnt ihr das direkt im Browser hören (Dauer: zwei Stunden, 32 Minuten)...
https://alternativlos.org/40/

Andrej Holm (* 8. Oktober 1970 in Leipzig) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler mit den Themenschwerpunkten Stadterneuerung, Gentrifizierung und Wohnungspolitik. ... Von 1990 bis 1997 studierte Holm an der Humboldt-Universität zu Berlin Sozialwissenschaften und wurde 2004 mit einer Arbeit zum Thema ,,Restrukturierung des Raumes und gesellschaftliche Macht im Sanierungsgebiet" promoviert. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Andrej_Holm

Als Gentrifizierung (engl. gentry ,,niederer Adel"), auch Gentrifikation, im Jargon auch Yuppisierung, bezeichnet man den sozioökonomischen Strukturwandel bestimmter großstädtischer Viertel im Sinne einer Attraktivitätssteigerung für eine neue Klientel und dem anschließenden Zuzug zahlungskräftiger Eigentümer und Mieter. Damit verbunden ist der Austausch ganzer Bevölkerungsgruppen. Der teilweise als politisches Schlagwort verwendete Begriff ist in der Stadtforschung von Bedeutung und theoretisch nach wie vor nicht eindeutig erklärt. Interessant ist unter anderem, wieso und wo sie nicht stattfindet. Unter anderem ist durchaus umstritten, ob steigende Wohnungspreise Ursache oder Wirkung des Austauschprozesses sind. Erste Gentrifizierungsanzeichen finden sich immer schon vor den preislichen Änderungen im Wohnungsmarkt. Als wichtig gelten ebenso die Unterschiede im Habitus, im Geschmack, in den sozialen und kulturellen Ausdrucksweisen und symbolhaft inszenierten Konsumgewohnheiten von Neuankömmlingen und der bestehenden Einwohnerschaft im öffentlichen Raum. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Gentrifizierung

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on May 31, 2017, 07:32:01 AM
"Möbel-Kraft-Gelände Prüner Schlag wurde geräumt" Niklas Wieczorek (29.05.2017)
Am Montagvormittag war es soweit: Etliche Polizisten sind am Prüner Schlag am Möbel-Kraft-Gelände vorgefahren und begleiteten eine Gerichtsvollzieherin. Sie brachte den Brief: Die Besetzer müssen von der Ausgleichsfläche. Ein vierwöchiges Wagencamp fand ein friedliches Ende. ... Die Atmosphäre war ruhig: Polizisten und Besetzer standen sich zwar gegenüber, dabei blieb es aber auch. "Das lief alles ganz friedlich ab", sagte Oliver Pohl von der Polizei in Kiel. Ralph Göttsche von Möbel Kraft sagte dazu: "Die Besetzer sind immer gut informiert gewesen." Gespräche fanden schließlich darüber statt, wie die großen Wagen ohne Antrieb das Gelände verlassen sollten. Als ein Unimog eintraf, wurde aber auch diese letzte Herausforderung bewältigt. Fakten seien jetzt geschaffen, sagte Möbel-Kraft-Vertreter Göttsche zum Ende der Arbeiten gegen 13 Uhr. Die Besetzer hoffen durch den friedlichen Abzug weiterhin Gespräche mit der Stadt ermöglicht zu haben - schließlich sind sie noch immer auf der Suche nach einem Wagenplatz. ...
http://www.kn-online.de/News/Nachrichten-aus-Kiel/Moebel-Kraft-Gelaende-Die-Besetzung-in-Kiel-ist-vorbei

"Besetztes Möbel-Kraft-Gelände : Prüner Schlag in Kiel wurde geräumt" (29. Mai 2017)
Am Montagvormittag kam die Gerichtsvollzieherin. Die Wohnwagengruppe ,,Schlagloch" packte ihre Sachen. ... Die Räumungsaktion war ein ,,begleiteter freiwilliger Rückzug", nachdem die Gerichtsvollzieherin um 10 Uhr den Vollstreckungsbescheid überreicht hatte. Zwar lag dieser schon Mitte vergangener Woche vor, aber Möbel Kraft hatte sich gemeinsam mit der Gerichtsvollzieherin, der Stadt Kiel und der Polizei darauf geeinigt, die Feiertage abzuwarten und erst am Montag das Areal räumen zu lassen.
Laut Göttsche haben die Bewohner ihre Sachen sofort gepackt und den Standort mit den Wagen verlassen. Gegen 13 Uhr waren die Räumungsarbeiten beendet. Nun stehen die ehemaligen Besetzer am Hasseldieksdammer Weg und beraten wohl, wie es weiter geht. Die Stadt zeigt sich nach wie vor verhandlungsbereit, was die Suche nach einer für alle Beteiligten opportunen Lösung betrifft. Möbel Kraft hat angekündigt, das Gelände ab sofort bewachen zu lassen.
https://www.shz.de/regionales/kiel/pruener-schlag-in-kiel-wurde-geraeumt-id16931726.html

"Kiel: Räumung der Wagengruppe Schlagloch + Demo" (30.05.2017)
Am Montag den 30.5. wurde der Wagenplatz Schlagloch auf dem ehemaligen Kleingartengelände Prüner Schlag - heute Möbelkraft Baugelände – durch eine Gerichtsvollzieherin in Begleitung von etwa 50 PolizistInnen zwangsgeräumt. Die BesetzerInnen wollten mit der Besetzung u.a. auf eine ,,fehlgeschlagene Stadtpolitik, die sich nicht an den Bedürfnissen der Menschen, wie z.B. nach bezahlbarem Wohnraum, richtet" aufmerksam machen. Hintergrund ist der Konflikt um den Bau eines Möbel Kraft Möbelhauses auf dem Kleingartengelände. ...
https://linksunten.indymedia.org/en/node/213908

"Wagengruppe Schlagloch-Räumung – Sponti heute 17 Uhr" Wagengruppe SchlaglochVeröffentlicht (29. Mai 2017)
Wir wurden geräumt! Haufenweise Cops, Möbel Kraft Vertreter und eine Gerichtsvollzieherin sind heute Morgen angetanzt um unseren Wagenplatz zu räumen. Wir haben das Gelände friedlich geräumt und stehen nun mit unseren Wagen auf der anderen Straßenseite. Möbel Kraft, die Stadt und ihre Ordnungshüter*innen erhöhen den Druck auf uns. Zusätzlich zur Anzeige wegen Hausfriedensbruch gibt es nun ein zivilrechtliches Verfahren, mit dem die Räumung unseres Platzes erwirkt wurde. Die Kosten dieses Verfahrens werden wir tragen müssen, sagte uns ein Vertreter von Möbel Kraft mit dem Hinweis wie teuer so ein Verfahren werden könnte. Diese und weitere überflüssige Sticheleien von Seiten Möbel Krafts wurden durch ein privates Sicherheitsunternehmen ergänzt, das mit einem Fahrzeug seit Mittwoch unsere Einfahrt blockiert. Es ist offensichtlich, dass diese Methoden uns einschüchtern sollen, da wir uns geweigert haben uns selbst zu räumen und zurück in die Unsichtbarkeit zu verschwinden. ...
http://schlagloch.blogsport.eu/2017/05/29/wagengruppe-schlagloch-raeumung-sponti-heute-17-uhr/

QuoteH.W. Lang sagt:   
29. Mai 2017 um 23:19

Hier wurde eine Chance vertan, lösungsorientiert zu einer Beilegung des Konflikts zu kommen.
Statt dessen wurden Ultimaten gesetzt, Bedingungen gestellt – alles reine Machtspiele.
Möbel-Kraft hat es versäumt, durch ein moderates und flexibles Verhalten bei den Kielern Sympathiepunkte zu gewinnen. Dumm.
Ulf Kämpfer, eigentlich als Mediator geschult, hat sich durch die Bedingung, erst müsse das Gelände geräumt werden, eigener Handlungsoptionen beraubt. Dumm.

Kiel ist eine Stadt, die mit Universität und Fachhochschule junge Leute anzieht. Aber sie muss jungen Leuten darüber hinaus auch etwas bieten. Sie muss bunt sein, sie muss Flair haben. Sonst bleiben die jungen Leute weg und gehen nach Hamburg oder Berlin.
In Berlin gibt es in jeder Straße einen Hinterhof, in dem Startups oder alternative Projekte vor sich hin werkeln. Was ist mit Kiel? Ein Provinznest. Man setzt auf Delmenhorstisierung oder Raisdorfisierung: Baumarkt – Möbelmarkt – Supermarkt – Getränkemarkt...
Wie wäre es mit Amsterdamisierung und Kopenhagenisierung? Bauwagenkolonien, Hausboote, alternatives Leben, nicht nur ,,geduldet" (also eigentlich nicht gewollt), sondern aktiv unterstützt?


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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on May 31, 2017, 10:23:33 AM
"Dienstleistungszentrum in Zürich zu teuer: Die UBS verlagert Jobs nach Biel" Daniel Imwinkelried (31.5.2017)
Erneut wird die UBS Arbeitsplätze aus Zürich an einen anderen Standort in der Schweiz verlagern. Vor einem halben Jahr gab die Bank bekannt, dass sie im Herbst in Schaffhausen ein sogenanntes UBS Business Solution Center eröffnen werde. In diesem Gebäude hat es Platz für 500 Angestellte. Heute Mittwoch wird die UBS mitteilen, dass in Biel ebenfalls ein solches Dienstleistungszentrum entstehen soll. Mittelfristig werden in der Berner Stadt 600 Arbeitsplätze entstehen. ... Motiv dieser Verlagerung sind die Kosten, vor allem für die Löhne und die Mieten. Offenbar sieht es die UBS-Führung nicht mehr als sinnvoll an, gewisse Arbeitsplätze in Zürich anzubieten und dafür hohe Aufwendungen in Kauf zu nehmen. ...
Mit dieser Regionalisierung verfolgt die UBS in der Schweiz eine ähnliche Politik wie auf globaler Ebene. Seit einigen Jahren betreibt die Bank, wie andere international tätige Grossunternehmen, im Ausland sogenannte Shared-Service-Center. Deren Angestellte erledigen unterschiedliche Büroarbeiten in den Bereichen Zahlungsverkehr, IT, Personalwesen, Buchhaltung oder Publikationen.
Beliebte Standorte für solche Zentren sind Indien und Polen. In beiden Ländern ist auch die UBS mit Shared-Service-Centern präsent, und diese werden auch weiter ausgebaut. In den polnischen Grossstädten Krakau und Wroclaw beschäftigt die Bank mittlerweile 3500 Mitarbeiter.
https://www.nzz.ch/wirtschaft/dienstleistungszentrum-in-zuerich-zu-teuer-die-ubs-verlagert-jobs-nach-biel-ld.1298500

"Jobverlagerung der UBS: Die Stadt der Hochqualifizierten" Daniel Imwinkelried (31.5.2017)
... In Biel, wo die Mietpreise für Wohnungen und Büros so niedrig sind wie wohl in keiner anderen mittelgrossen Schweizer Stadt, wird sie Ende 2018 einen ähnlichen Hub wie in Schaffhausen eröffnen. Mit solchen regionalen Verlagerungen ist die UBS in der Schweiz zwar anderen Firmen voraus, im Ausland gibt es aber ähnliche Trends. Ausgeprägt ist die Entwicklung in London, wo der Finanzsektor wie in Zürich ein grosses Gewicht hat. Und wie in der Schweizer Metropole nehmen manche Londoner Firmen die hohen Mietpreise als Belastung wahr. Das hat Banken dazu bewogen, Arbeitsplätze nach Birmingham und Manchester zu verlagern. ...
https://www.nzz.ch/meinung/jobverlagerung-der-ubs-die-stadt-der-hochqualifizierten-ld.1298442

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"Großbrand in Londoner Hochhaus: Mindestens zwölf Tote, dutzende Verletzte" Sebastian Borger aus London (14. Juni 2017)
Das mehr als 40 Jahre alte kommunale Wohnhaus war erst im vergangenen Jahr um umgerechnet 9,8 Millionen Euro renoviert und dabei mit einer zusätzlichen Isolierungsschicht versehen worden. Eine Bewohnerinitiative berichtete von mehreren Versuchen, die Gemeinde sowie die beteiligten Baufirmen auf mögliche Brandgefahren hinzuweisen. Dazu gehörten der Mangel an Fluchtwegen sowie das Fehlen klarer Instruktionen im Brandfall. Offenbar könne "nur ein katastrophaler Zwischenfall" die Verwaltungsfirma, die vom Bezirk beauftragt wurde, zur Vernunft bringen, schrieben die Aktivisten im vergangenen November. ... Das Feuer dürfte ein politisches Nachspiel haben. Der Königliche Bezirk Kensington und Chelsea wird seit Jahrzehnten von den Konservativen regiert. Er umfasst neben dem Kensington-Palast, wo Prinz William mit seiner Familie wohnt, einige der reichsten Viertel der Hauptstadt. Dort sind Immobilien kaum unter einigen Millionen Pfund zu bekommen. Der Norden des Bezirks, wo das Feuer wütete, gehört zu den ärmsten Vierteln des Landes. Viele der Opfer dürften Einwanderer aus den früheren britischen Kolonien sein, offenbar lebten auch mehrere Philippiner im Grenfell Tower. ...
Das 24-stöckige Wohnhaus Grenfell Tower in North Kensington im Westen von London wurde im Jahr 1974 fertiggestellt. Ursprünglich bestand das Hochhaus aus 120 Wohnungen, sieben weitere wurden bei einem späteren Umbau hinzugefügt.
Verwaltet wird das Gebäude von der Kensington and Chelsea Tenant Management Organisation (KCTMO) für den Stadtbezirk Kensington and Chelsea. Die Baufirma Rydon beendete im Juli 2016 Sanierungsmaßnahmen in einer Größenordnung von 8,7 Millionen Pfund (9,88 Mio. Euro). Darin enthalten waren eine Erneuerung der Fassade und der Fenster. Außerdem seien eine neue Heizungsanlage sowie ein Rauchabzugs- und Ventilationssystem eingebaut worden, ist auf der Webseite der Firma nachzulesen.
Rydon betonte, man sei geschockt über die Feuerkatastrophe. Alle baulichen Maßnahmen seien gemäß den geltenden Vorschriften für Brandschutz, Sicherheit und Gesundheit durchgeführt worden. Die Firma wolle die Ermittlungen der Behörden zur Brandursache voll unterstützen.
Die Fassadenverkleidung wurde von der Firma Harley Facades angebracht. Ein Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Reuters, zum jetzigen Zeitpunkt könne er keinen Kommentar abgeben, weil ihm noch keine Informationen zum Hergang des Unglücks vorlägen.
Eine Anrainer-Vereinigung, die Grenfell Action Group, wies darauf hin, dass sie mehrfach die Brandsicherheit des Hochhauses kritisiert habe. "Alle unsere Warnungen trafen auf taube Ohren. Wir haben vorhergesagt, dass eine solche Katastrophe unausweichlich und nur eine Frage der Zeit ist", schrieb die Gruppe am Mittwoch auf ihrer Internetseite.
KCTMO soll die Bewohner angewiesen haben, im Fall eines Feuers in der Wohnung zu bleiben, sofern der Brand nicht im eigenen Apartment oder am Gang davor ausbricht. "Grenfell ist gemäß strengster Brandschutzbestimmungen gebaut worden", so die Gebäudeverwaltung in einem Newsletter vom Juli 2014. "Die neuen Eingangstüren zu jeder Wohnung können einem Feuer bis zu 30 Minuten standhalten, ausreichend Zeit bis zum Eintreffen der Feuerwehr."
https://derstandard.at/2000059243260/Grossbrand-in-Londoner-Hochhaus-Mindestens-sechs-Tote-dutzende-Verletzte


"Großbrand in London: Die Mieter sahen es kommen" Bettina Schulz, London (14. Juni 2017)
Der Brand in Kensington bringt Behörden und Politik in Bedrängnis. Seit Jahren gab es Kritik an den Zuständen, die Warnungen wurden ignoriert. ... Der Großbrand in London hat furchtbare Erinnerungen geweckt: ein Hochhaus in Flammen, Menschen in den oberen Stockwerken, verzweifelt, weil sie nicht fliehen können, sogar springen und Kinder aus dem Fenster werfen, um sie zu retten. Kensington, London – das ganze Land steht unter Schock. Fast mehr noch als bei den Terror-Anschlägen, denn die Toten, die die Feuerwehr über die nächsten Tage bergen wird, wären noch am Leben, hätte nur irgendjemand auf die Bewohner gehört, auf ihre Warnungen, ihre Bitten, ihr Flehen – immer alles umsonst.
Wer auf der Schnellstraße an Wohnblocks vorbei in Richtung des Luxusviertels Notting Hill fuhr, wunderte sich: Wer muss hier wohnen, in diesen schäbigen 70er-Jahre-Blocks, 24 Stock hoch, so dicht gedrängt und unzugänglich eingekeilt zwischen Autobahn, Hochtrassen, Sportzentren, Zuglinien, so nah und doch weit weg von den weißgetünchten Villen in Chelsea nur wenige Straßenblocks weiter?
Hinter diesem katastrophalen Ereignis steht viel mehr als nur der Zufall, dass irgendjemand möglicherweise beim Kochen nicht aufgepasst hat oder ein Fernseher einen Kurzschluss hatte, irgendeine Küche in Brand geraten ist, irgendjemand die Feuertüren nicht geschlossen hatte. Dieser Brand zeigt, wie katastrophales Missmanagement einer Stadtbehörde, die angesichts enormer Budgetkürzungen genau an der falschen Stelle Geld spart, eines der schwersten Unglücke in London zu verantworten hat. Weder schien nach Aussagen der Bewohner der Feueralarm in dem Wohnblock zu funktionieren, noch konnten die Wagen der Feuerwehr nah genug an das Gebäude heranfahren, geschweige denn Barrieren und Türen öffnen, um den Brand vom Inneren des Hochhauses zu löschen.  ... Der Großbrand in Kensington symbolisiert daher den gewaltigen Gegensatz von Arm und Reich im Land, der vielleicht nirgends so extrem zu sehen ist wie hier: Am einen Ende des Bezirks streiten sich Millionäre darum, wie sie unter ihre Luxusvillen noch ein Schwimmbad und ein Kino bauen, obwohl sie kaum zu Hause sind, geschweige denn wählen, und einige Straßenzüge weiter leben Familien in slumartigen Wohnblocks, die so gefährlich sind, wie man es sonst nur in der Dritten Welt findet.
http://www.zeit.de/gesellschaft/2017-06/grossbrand-london-grenfell-tower-einsparungen-missmanagement/komplettansicht

GRENFELL TOWER FIRE
Posted on June 14, 2017
ALL OUR WARNINGS FELL ON DEAF EARS and we predicted that a catastrophe like this was inevitable and just a matter of time. ...
https://grenfellactiongroup.wordpress.com/2017/06/14/grenfell-tower-fire/

"Tories reject move to ensure rented homes fit for human habitation" (Tuesday 12 January 2016)
Labour amendment to housing bill, aimed at holding landlords to account, is defeated as minister claims it would push up rents ... Conservative MPs have voted against proposed new rules requiring private sector landlords to ensure their properties are fit for human habitation.
A Labour amendment to the government's housing and planning bill, designed to ensure that all rented accommodation was safe for people to live in, was defeated by 312 votes to 219 on Tuesday, a majority of 93.
"The majority of landlords let property which is and remains in a decent standard. Many landlords go out of their way to ensure that even the slightest safety hazard is sorted quickly and efficiently," said the shadow housing minister, Teresa Pearce, who proposed the amendment.
"So it is even more distressing when we see reports of homes which are frankly unfit for human habitation being let, often at obscene prices."...
https://www.theguardian.com/society/2016/jan/12/tories-reject-move-to-ensure-rented-homes-fit-for-human-habitation

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"Londoner Hochhausbrand: Regierung soll Brandschutz-Empfehlungen ignoriert haben" (18.06.2017)
Premierministerin Theresa May steht schwer unter Druck. Wütende Demonstranten stürmten am Freitag das Rathaus von Kensington und bedrohten May bei einem Besuch am Brandort. "Schande über dich", "Feigling" und "May muss weg", riefen sie. Die Regierungschefin hatte bei einem ersten Besuch am Brandort nicht mit Bewohnern gesprochen, sondern war schnell wieder verschwunden. Auch hatte die Regierung bei der Betreuung der Betroffenen versagt. Die Unterstützung sei "nicht gut genug" gewesen, räumte May nun ein. Schwerer noch wiegt der Vorwurf, dass die konservative Vorgängerregierung von David Cameron seit Jahren Empfehlungen von Brandschutzexperten ignoriert habe. Der Brand sei vermeidbar gewesen, schrieb Londons Bürgermeister Sadiq Khan im "Observer". Der Labour-Politiker warf den Konservativen jahrelange Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus vor.
Laut "Observer" hat die Regierung schon nach einem Brand im Lakanal House 2009 versäumt, die Feuerschutzvorschriften zu verschärfen. Ein Ermittlungsbericht hatte dies 2013 empfohlen. Alle Forderungen nach Gesetzesänderungen seien abgeblockt worden, sagte Ronnie King, ehemaliger Feuerwehrmann und heute Vorsitzender des Parlamentsausschusses für Brandschutz, dem Blatt.
Untersuchungen würden wohl nicht ausreichen - "es muss wohl erst eine Katastrophe passieren", sagte King. Bei dem Lakanal-House-Brand waren sechs Bewohner ums Leben gekommen. Die Ursachen klingen ähnlich wie beim Grenfell Tower: "unsichere Renovierungsarbeiten, mangelhafter Brandschutz, keine Sprinkleranlagen, und Bewohner wurden aufgerufen, in ihren Wohnungen zu bleiben, obwohl das Feuer rasch um sich griff", schreibt der "Observer".
"Sowohl Konservative als auch New Labour waren stets abgeneigt, wenn es darum ging, Schutzbestimmungen zu erlassen, selbst wenn der Bedarf daran groß war", hatte der "Guardian" vor wenigen Tagen kritisiert. Dagegen sei das politische Establishment stets zugänglich gewesen für Wirtschaftsverbände und deren Wünsche nach Abschaffung bestehender Sicherheitsbestimmungen. "Deregulierung dieser Art ist ein Kernteil der neoliberalen Ideologie, der sowohl die Konservativen als auch New Labour unter Tony Blair erlagen."
Der Labour-Abgeordnete David Lammy hat die Polizei und die Regierung inzwischen aufgefordert, alle Dokumente zur Renovierung des Grenfell Towers sicherzustellen. Der Abgeordnete, der eines der Opfer kannte, sagte, er sei besorgt, dass die Unterlagen vernichtet würden, bevor die Beweissicherung beginne. Die Hochhausbewohner befürchteten eine Vertuschung der Wahrheit. Das Vertrauen in die Behörden sei massiv gesunken.
Bürgermeister Khan schrieb im "Observer", viele Hochhäuser aus den Sechziger- und Siebzigerjahren entsprächen nicht den heutigen Sicherheitsstandards. Als Lösung bleibe vielleicht nur der Abriss.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/grenfell-tower-regierung-hat-brandschutz-empfehlungen-jahrelang-ignoriert-a-1152679.html

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 15, 2017, 09:49:05 AM
Architects for Social Housing (ASH) was set up in March 2015 in order to respond architecturally to London's housing 'crisis'. We are a working collective of architects, urban designers, engineers, surveyors, planners, film-makers, photographers, web designers, artists, writers and housing campaigners operating with developing ideas under set principles. ...
https://architectsforsocialhousing.wordpress.com/

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The Radical Housing Network is made up of groups fighting for housing justice, based in London.
http://radicalhousingnetwork.org/

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In the heart of the Urban Dandy is the fate and the conflict of the bohemian, to become preoccupied with the things he/she shuns – materialism and money. They must survive, after all. They mustn't be a burden, they must contribute, they must identify and add to the chorus when injustice is uncovered.
Identifying with the downtrodden, the poor and the dandies, the human, those who won't back down and those that capitulate under pressure. The Urban Dandy embraces the contrasts and colours that create a fully vibrant city-scape of peoples.
The eyes of the Urban Dandy look deep into the spectre of failure. The integrity of the work takes our energy, likes and hits, fame and fortune do not. It's a slow-rise, an awakening, a connecting of voices: I hear you, you hear me...
The scope of the Urban Dandy is local and global. Big Ideas. Not anti-capitalist, or pro-socialist; not dogmatic, pro-truth. Art of word, authenticity, not glorifying poverty, glory in human beings, looking at context, our area. Not vacuous superficiality...Wholesome. You too, our ears, your thoughts. The truth you can say. Word is bond. Life in motion – Truth again.
https://urbandandylondon.com/

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Commonly known as the 'Westway', the A40(M) elevated motorway was built between 1964 and 1970. Its construction was highly controversial, as it caused huge destruction to a tightly-knit community and was essentially a failed experiment in alleviating congestion with an elevated ring-road around the entire of London. Through its construction a stretch of 23-acres of derelict land was created beneath it.
http://www.westway23.org/

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"Umwandlung in Eigentum: Berlin verliert immer mehr Mietwohnungen" Ralf Schönball (11.07.2017)
Niemanden trifft die Wohnungsnot in Deutschland so hart wie die Berliner, heißt es in einem von der Wohnungswirtschaft veröffentlichten Bericht. Das liegt auch daran, dass Bauträger in der Stadt Mietshäuser kaufen und aufteilen, um die Mietwohnungen in Eigentumsobjekte umzuwandeln und zu verkaufen. Das Geschäft bringt hohe Gewinne.
Doch eine brandneue Aufstellung des Senats zeigt: Im vergangenen Jahr gingen der Mieterstadt Berlin dadurch genauso viele Wohnungen verloren wie Bauträger insgesamt neu fertig gestellt haben.
Besonders brisant: Ausgerechnet in Gebieten, die unter Schutz stehen, weil dort viele Menschen mit geringen Einkünften leben, läuft das Geschäft mit den Umwandlungen besonders gut, und ,,so wird der Milieuschutz teilweise ausgehebelt", sagt Katrin Schmidberger, wohnungspolitische Sprecherin der Grünen.
Sie hatte die Anfrage an den Senat gestellt, dessen Antworten nun das ganze Ausmaß des Problems offenbaren: Knapp 13.000 Mietwohnungen wandelten Hauseigentümer im vergangenen Jahr in Eigentumsobjekte um. Das sind fast so viele Wohnungen, wie im ganzen vergangenen Jahr neu gebaut wurden und den Wohnungsbestand mehrten (13.800) – laut Amt für Statistik. Und 2800 Wohnungen, die künftig nicht mehr Mietern, sondern Eigentümern nutzen, befinden sich in Gebieten mit Milieuschutz.
... Zurzeit können Eigentümer umgewandelte Wohnungen nach sieben Jahren verkaufen. Weil die Objekte vorher oft aufwendig saniert werden und die Kosten dafür auf die Mieten umgelegt werden, könnten sich viele alteingesessene Kiez-Bewohner die Objekte nicht mehr leisten.
Deshalb müsse das Geschäft mit den Umwandlungen, durch das Spekulanten Wohnungen für das Zwei- bis Vierfache des ursprünglichen Preises verkaufen können, endlich gestoppt werden, sagt Schmidberger.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/umwandlung-in-eigentum-berlin-verliert-immer-mehr-mietwohnungen/20038046.html

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"Demo in der Innenstadt Rund 300 für sozialen Wohnraum in Kiel" Niklas Wieczorek (22.07.2017)
Das Ende der Suche nach einem Wagenstellplatz der Gruppe Schlagloch scheint indes nah: Die Stadt hat den ehemaligen Besetzern des Möbel-Kraft-Geländes ein vorbehaltliches Flächenangebot unterbreitet, das jetzt Aktivisten und Ämter prüfen. Es handelt sich dabei um eine Fläche nahe dem Aubrook, wie Michael Saitner, Verhandlungsführer der Stadt aus dem Büro des Oberbürgermeisters am Freitag bestätigte. Sollte es keine Bedenken der Behörden geben, wäre eine Verlegung der Wagen möglich.
Voraussetzung der Stadt ist dabei weiterhin, dass die Wagengruppe einen Verein gründet, mit dem eine vertragliche Grundlage zur Flächennutzung möglich wäre, so Saitner. Aus der Wagengruppe hieß es am Mittag: ,,Es müssen beide Seiten alles prüfen." Will heißen: Die Aktivisten sitzen an ihrem derzeitigen Standort am Ende der Hofteichstraße zusammen und diskutieren über den vorgeschlagenen Platz und ihre Zukunft als Wagengruppe. Jeden Abend werde geredet, so die Gruppe. ...
http://www.kn-online.de/News/Nachrichten-aus-Kiel/Demo-in-der-Innenstadt-Rund-300-fuer-sozialen-Wohnraum-in-Kiel
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on September 14, 2017, 01:18:29 PM
"Wohnungsmarkt in Dortmund: Arm werden per Mieterhöhung" Andreas Wyputta (13. 9. 2017)
Nach München und Hamburg, Köln und Berlin wird jetzt auch das Ruhrgebiet teuer. ... DORTMUND taz | Für die MieterInnen der LEG Wohnen NRW GmbH in Dortmund war es ein Schock: In den Briefkästen ihrer Häuser zwischen Sonnenplatz, Neuem Graben und der Großen Heimstraße landete im Mai Post des Vermieters. Zwar sollte die betont positiv klingen: ,,Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir an Ihrem Haus Modernisierungsarbeiten durchführen werden", schrieb die Tochter der börsennotierten LEG Immobilien AG an die BewohnerInnen des Häuserblocks in unmittelbarer Nähe des angesagten Dortmunder Kreuzviertels.
Gleichzeitig aber kündigte die ehemals gemeinnützige Landesentwicklungsgesellschaft, die 2008 von der schwarz-gelben NRW-Landesregierung des CDU-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers privatisiert worden ist, massive Mieterhöhungen an: Zwischen 30 und 47 Prozent sollen die Mieten je nach Wohnungsgröße steigen. ... Der grüne Bundesparlamentarier Markus Kurth versucht dagegen erst gar nicht, falsche Hoffnungen zu wecken: Natürlich sei die Modernisierungsumlage für Unternehmen wie die LEG eine ,,Lizenz zum Gelddrucken", sagt er – und wirbt für die von seiner Partei geforderte Deckelung der Umlage auf Höhe der eingesparten Energiekosten. Allerdings: Das ,,riesige börsennotierte Unternehmen" LEG sei gerade für einzelne Abgeordnete ,,politisch schwierig zu erreichen. Ich mache mir da überhaupt keine Illusionen", warnt der grüne MdB. ,,Ich verstehe überhaupt nicht, wie ein Unternehmen wie die LEG überhaupt privatisiert werden konnte", sagt deshalb Mieterin Christine Twittmann ...
https://www.taz.de/Wohnungsmarkt-in-Dortmund/!5444629/

QuoteHannibal Corpse, 14.09.2017 (01:10)

Krieg den Hütten - Friede den Palästen!


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"USA: Größtes Casting der US-Geschichte" Kathrin Werner, New York (14. September 2017)
Was es bedeutet, wenn Amazon Milliarden investiert und Zehntausende den Wohnungsmarkt einer mittelgroßen Stadt bedrängen, kann man an Seattle ablesen, dem derzeitigen Hauptsitz: Im August ist der Preis für ein Einfamilienhaus im Vergleich zum Vorjahr um 18,2 Prozent gestiegen. Autofahrer verbrachten 2016 im Schnitt 55 Stunden im Stau.
Amazon hat in Seattle mehr Büroflächen als die nächsten 40 Arbeitgeber zusammen. Die Einwohnerstruktur sieht mehr und mehr aus wie die Tech-Industrie insgesamt: vor allem junge, weiße Männer sind zugezogen. Amazon ist ein Turbo-Gentrifizierer.
... Einziger Zweck der Ausschreibung sei, die Kommunen dazu zu bringen, einander mit Steuergeschenken zu übertrumpfen. Im Ausschreibungsprospekt sagt Amazon: "Bitte listen Sie alle angebotenen Subventionen auf."
Das Wettbieten um Unternehmensstandorte ist kein neues Spiel. Im Jahr 1993 hat Mercedes-Benz Angebote für das erste Werk in Nordamerika gesammelt - am Ende gewann Alabama. Kritiker rechneten vor, dass jeder einzelne Arbeitsplatz den Südstaat 200 000 Dollar koste, so viel muss ein Fabrikarbeiter erst einmal verdienen. Doch die Daimler-Fabrik wuchs, Zulieferer siedelten sich an, dann folgten andere Autobauer. Danach wurden die Angebote immer aberwitziger. Wisconsin hat für eine Display-Fabrik von Foxconn gerade Zuschüsse von drei Milliarden Dollar abgenickt und Umweltregeln ausgehebelt. Am 19. Oktober läuft Amazons Angebotsfrist ab, das milliardenschwere Casting geht in die nächste Runde. ...
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/usa-groesstes-casting-der-us-geschichte-1.3664960

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"Gentrifizierung: Kaffee am Außenposten"  Lukas Hermsmeier, Brooklyn  (5. November 2017)
Familien der unteren Mittelschicht müssen wegziehen, weil Zwei-Zimmer-Wohnungen im Schnitt nun 2.100 Euro Monatsmiete kosten. Softwareentwickler, Kulturwissenschaftsstudenten und Journalisten aus Manhattan, Melbourne oder Berlin rücken dafür ein. Clinton Hill und Bed-Stuy sind im vergangenen Jahrzehnt vornehmer, aber vor allem weißer geworden. Zwischen 2000 und 2010 stieg die Zahl der Weißen in Bed-Stuy laut Zensus von 2,4 auf 15 Prozent. Heute dürften es 20 Prozent sein, mindestens.
Gentrifizierung nennt man das. Ein inflationär gebrauchtes Wort, ein allzu präsenter Vorgang. In Brooklyn, in Neukölln, im Osten von London oder Paris, überall, wo die Jungen und Begabten hinziehen. Sprechen wir über Gentrifizierung, schwingt oft Fatalismus mit: Sie passiert halt, so wie der Hudson River fließt und die New Yorker Taxis gelb sind.
... Erbittert ist Coates nicht nur, weil vor allem "Schwarze weggefegt wurden", sondern auch, weil Gentrifizierung ein beschönigender Name für Vorherrschaft der Weißen sei. "Wer das Wort Gentrifizierung benutzt, lügt unmittelbar", behauptet der Kulturkritiker, der als Korrespondent für die Monatszeitschrift The Atlantic arbeitet. Coates ist mit diesem Gedanken nicht der Erste, aber zurzeit vielleicht der Berühmteste. In der Times-Bestsellerliste liegt We Were Eight Years in Power auf den oberen Plätzen.
Amerikas große Lüge, die Vertuschung seines rassistischen Wesens – für Coates zeigt sie sich im Euphemismus "Gentrifizierung".
http://www.zeit.de/kultur/2017-11/gentrifizierung-brooklyn-bedford-stuyvesant-rassismus

QuoteTeilzeitsarkast #8

Gentrifizierung hat zunächst einmal, ob in den USA oder hier, mit ökonomischer Ungleichheit zu tun. Und die vererbt sich aus verschiedenen Gründen (Bildungszugang, Habitus, soziale Beziehungen) allzuoft durch die Generationen.

In den USA korreliert diese oben-unten-Struktur historisch stark mit der Hautfarbe. Insofern hat dort Gentrifizierung zwar "mit Rassismus zu tun", aber diese Fokussierung trägt eher zur Vernebelung als zur Klarheit bei. Aber über die Ökonomie möchte ja niemand mehr reden.


QuoteMehowSri #8.2

Keiner will mehr über Klassen sprechen. Dabei würde ja nur herauskommen, dass ein Großteil der Dauerempörten zur oberen Mittelschicht oder gar Oberschicht gehört. Man spricht halt lieber über 'white privilege' als über Klassenprivilegien.


QuoteAPoK #8.3

Daher auch die Formulierung, "Junge und Begabte" zögen zu. An anderer Stelle ist u.a. von "Kulturwissenschaftsstudenten" die Rede. Können die sich eine Wohnung in Brooklyn leisten, weil sie so begabt sind?


...

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on November 28, 2017, 03:59:59 PM
Quote[...] Seit mehreren Tagen räumen die Behörden im Süden von Peking Sammelunterkünfte und improvisierte Wohnungen. Schätzungsweise Zehntausend Menschen sind betroffen, sie stehen plötzlich ohne Bleibe da.

Einige haben Peking fluchtartig verlassen, viele andere kampieren mit Sack und Pack irgendwo auf der Straße, und das bei Temperaturen unter null Grad.

Betroffen sind quasi ausschließlich Arbeitsmigranten aus anderen chinesischen Provinzen und ihre Familien. Viele haben Kinder. Ohne diese sogenannten Wanderarbeiter läuft in chinesischen Großstädten quasi nichts: Sie liefern Pakete aus, bedienen in Restaurants und arbeiten auf Baustellen oder als Wachleute.

Seit rund einer Woche werden diese Menschen nun aus ihren Wohnheimen geworfen. Auslöser: Ein Brand in einer der Unterkünfte, bei dem vor zehn Tagen 19 Menschen ums Leben kamen.

Diesen Vorfall nutzt die Pekinger Stadtregierung nun, um andere vermeintlich unsichere Unterkünfte zu räumen. Polizisten, Feuerwehrleute aber auch viele spontan angeheuerte Rausschmeißer forderten Bewohner der betroffenen Wohnungen auf, diese binnen Stunden zu räumen. Viele Wohnungen wurden komplett zerstört, nachdem sie geräumt wurden.

"Ich habe keine Angst zu sterben", sagt diese Bewohnerin des betroffenen Stadtviertels in einem Internetvideo eines Pekinger Aktivisten. "Wenn sie mich hier vertreiben und meine Wohnung zerstören wollen, verteidige ich mich meinem Küchenmesser!"

Die staatlichen Medien Chinas schweigen zu all diesen Vorfällen. In den Online-Netzwerken kursieren unzählige Berichte, Fotos und Videos, die häufig aber schnell gelöscht werden von den chinesischen Zensoren.


Aus: "China: Zwangsräumungen in Peking sorgen für Entsetzen" Steffen Wurzel (28.11.2017)
Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/china-zwangsraeumungen-in-peking-sorgen-fuer-entsetzen.1773.de.html?dram:article_id=401750 (http://www.deutschlandfunk.de/china-zwangsraeumungen-in-peking-sorgen-fuer-entsetzen.1773.de.html?dram:article_id=401750)

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Quote[...] Rammstein-Keyboarder Flake erkennt das Berlin seiner Kindheit nicht wieder. ,,Der Bezirk jetzt und die Straßen meiner Kindheit haben nichts mehr miteinander zu tun", sagte Flake, der im Stadtteil Prenzlauer Berg lebt, der ,,Süddeutschen Zeitung" am Freitag. ,,Es ist, als sei die Wohnung in eine andere Stadt gesetzt worden. Nürnberg vielleicht. Es gemahnt mich hier vieles an eine westdeutsche Kleinstadt."

Der 1966 geborene Flake, der mit bürgerlichem Namen Christian Lorenz heißt, lebt nach eigenen Worten seit einigen Jahren wieder in dem Haus, in dem er aufgewachsen ist. ,,Ich musste im Kopf mit dem Gedanken abschließen, dass das der Prenzlauer Berg ist, den ich kenne und geliebt habe", sagte er. ,,Es leben inzwischen sehr viele unangenehme Menschen hier." Die Arbeiter und die alten Leute könnten sich die Mieten nicht mehr leisten und seien weggezogen. Man lebe hier in einer Blase von reichen Menschen.

Deutschlands international bekannteste Rockband hatte sich 1994 gegründet. Mit einigen Musikern spiele er seit 1983 zusammen. ,,Ich habe mit ihnen mehr Zeit verbracht als mit meinen Eltern oder meinen Kindern oder meinen Frauen", sagte Flake. ,,Es klingt kitschig und abgedroschen, aber Rammstein ist auch Heimat." (dpa)

Quoteuyyy 09:26 Uhr

    Man lebe hier in einer Blase von reichen Menschen.

Und ist selber Teil der Blase, der die hohen Mieten zahlt und damit die Leute verdrängt, die er hier scheinheilig bemitleidet.


...


Aus: "Prenzlauer Berg Rammstein-Keyboarder Flake kritisiert Gentrifizierung in Berlin" (19.01.2018)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/prenzlauer-berg-rammstein-keyboarder-flake-kritisiert-gentrifizierung-in-berlin/20866936.html (http://www.tagesspiegel.de/berlin/prenzlauer-berg-rammstein-keyboarder-flake-kritisiert-gentrifizierung-in-berlin/20866936.html)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on January 30, 2018, 12:04:39 PM
BLACK TRIANGLE
Es klingt wie eine Justizposse: Die Deutsche Bahn als Eigentümerin des Areals betreibt seit Längerem die Zwangsvollstreckung aus einer erlassenen einstweiligen Verfügung des Landgerichts. Danach wurde den Besetzern aufgegeben, die Grundstücksfläche ,,zugänglich zu machen, zu räumen und herauszugeben sowie es zu unterlassen, sie zu betreten oder zu befahren". Nach Angaben des Unternehmens befinden sich auf dem Grundstück ,,für den Bahnbetrieb notwendige Anlagen, die eine ständige Zugänglichkeit erfordern". ... Wir sind ein anarchistisches und damit selbstbestimmtes Projekt.  Wir verwalten uns selbst, brauchen dazu keinen Staat und keine  gesellschaftliche Ordnung, noch sonst eine hegemoniale Machtstruktur.  Mit diesem Grundsatz leben wir seit Juni 2016  zusammen auf dem  angeblichen Eigentum der Deutschen Bahn. Tatsaechlich sind wir  Bewohner*innen eines Gebaeudes das seit 20 Jahren leer steht. Fuer uns ist es selbstverstaendlich, verlassene Orte nicht nach ihrem Besitzanspruch (in  diesem Fall vertreten durch die Deutsche Bahn), sondern den Moeglichkeiten diese gemeinsam zu nutzen, zu verstehen. Freien Raum zu erschaffen und bestehenden zu nutzen, vor dem Zerfall zu schuetzen und  vor Spekulation zu bewahren muss Teil eines antikapitalistischen Kampfes sein.
https://btle.blackblogs.org/

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"Protestaktion: Künstlerkollektiv zündet Polizeiauto an" (monopol-magazin.de, 5.2.2018)
Die Aktion "Visionäre Ruinen" des Kollektivs Frankfurter Hauptschule ist Teil der Jahresausstellung der Frankfurter Städelschule und richtet sich laut der Künstlergruppe gegen die Verdrängung von Drogensüchtigen aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Seit einiger Zeit ist dort eine knapp 150 Personen starke Sondereinheit der Polizei stationiert, die mit Großrazzien und täglichen Kontrollen gegen die Drogenszene vorgeht.
Laut einer Pressemitteilung der Künstler wurde die "Skulptur in Form eines Polizeiautos" am 1. Februar im Bahnhofsviertel platziert, wo es die Aufmerksamkeit diverser Passanten auf sich gezogen haben soll. Woher der Streifenwagen stammte, steht nicht in der Mitteilung. Nach elf Stunden habe die Polizei den Wagen abschleppen lassen. Das Anzünden des Wagens ist in einem Video auf der Facebook-Seite der Künstler zu sehen. Ein weiteres Video, in dem die Aufnahmen aus dem Bahnhofsviertel zu sehen sind, ist für den 7. Februar angekündigt. Das ausgebrannte Polizeiauto und die Vollversion des Videos mit dem Titel "242 Titel besser als Martin Kippenberger" soll vom 8. bis 11. Februar beim Rundgang der Frankfurter Städelschule zu sehen sein; sowie vom 8. März bis 5. Mai in der Ausstellung "Kunst der Revolte. Revolte der Kunst" im Studierendenhaus der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Eine Sprecherin der Frankfurter Hauptschule: "Das Bild von Junkies, die mit Spritze im Arm auf der Straße liegen, ist nur die Nachtseite von verspiegelten Bankentürmen. Der gesellschaftliche Schmerz wird im Bahnhofsviertel sichtbar und das ist gut so. Anstatt Drogensüchtige aus dem Blick der Öffentlichkeit zu drängen, sollte man ihr Elend noch viel greller ausstellen. Wir sind erst zufrieden, wenn das Bahnhofsviertel fest im Griff von Junkies ist. Wir wollen völlig vercrackte Zombiehorden, die mit abgesägten Schrotflinten durch die Münchener Straße patroullieren, während der Rauch von ausbrennenden Einsatzwagen sich mit dem warmen Licht der Abendsonne mischt."
Das Künstlerkollektiv Frankfurter Hauptschule machte 2015 mit einer Heroin-Performance im Frankfurter Bahnhofsviertel auf sich aufmerksam und 2016 mit dem Aufruf, Liebesschlösser von Frankfurts zentraler Fußgängerbrücke abzuknacken. Zum harten Kern des Kollektivs sollen um die zehn Mitglieder zählen, darun­ter Studen­ten der HfG-Offen­bach, der Städel­schule und der Hoch­schule für Musik und bildende Kunst.
https://www.monopol-magazin.de/kuenstlerkollektiv-zuendet-polizeiauto

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"Projekt ,,Freetopia" Leben mit Entbehrungen, dafür draußen und frei" Claudia Kabel (06.02.2018)
Benjamin und Nicole Nover leben seit Jahren illegal im Wald. Jetzt wollen sie ein alternatives Wohnprojekt gründen. ... Nur zwei Freunde kennen den verschlungenen Weg in das geheime Camp von Benjamin und Nicole Nover. Das Paar lebt seit mehreren Jahren illegal im Wald bei Darmstadt. Auf einem schwer begehbaren Hügel, gut verborgen hinter Brombeergestrüpp, Ahorn, Robinien und Birken steht ein 2,20 mal 1,80 Meter großes Zelt – ein Gewächshaus aus dem Baumarkt. Es ist Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bibliothek und Werkstatt in einem. Daneben gibt es noch ein kleineres Igluzelt für Vorräte.
Das heiße Wasser blubbert auf dem Gaskocher. Nicole und Benjamin sitzen im Schneidersitz auf ihren Isomatten, die fast die ganze Grundfläche des mit einer grünen Plane verhängten Raumes einnehmen. Ihre Hunde Kamil und Bigos springen vergnügt umher. An Möbeln gibt es sonst nur noch ein Regal, voll mit Büchern, Spielen und Hausrat. Es ist kalt draußen, doch hier drin reicht der kleine Gaskocher, um die Temperatur angenehm hochzubringen.
,,Wenn es noch kälter wird, stellen wir ein kleineres Zelt zum Schlafen auf", erklärt der 37-Jährige und überbrüht Kaffee. Auf dem einflammigen Kocher brutzelt der Hobbykoch auch gerne mal Braten mit Knödeln, wie er stolz berichtet. Doch heute gibt es Schoko- und Erdbeertorte – ein Geschenk. Die beiden haben kaum Einkünfte. Mit dem Verkauf der Straßenzeitung verdienen sie sich das bisschen, was sie brauchen. Ab und zu schreibt Benjamin Artikel. Auch Kinderbücher, Cartoons und ein Memoryspiel hat er produziert, während er auf Platte war. Leider sei der Verlag pleitegegangen.
Wasser und Strom gibt es im Camp nicht. Handys und sonstige Geräte betreiben sie über Powerbanks, die sie regelmäßig in der Teestube, einer Darmstädter Einrichtung für Wohnungslose, aufladen. Eine einzelne batteriebetriebene Lampe an der Decke beleuchtet alles. Und abends reicht der Saft auch noch, um gemütlich einen Film auf dem Handy zu gucken. ,,Wir sind glücklich und haben alles, was wir brauchen", sagt Benjamin.
... Doch jetzt steht eine neue Ära, ein neues Projekt an: Sie nennen es ,,Freetopia". Benjamin hatte die Idee, nachdem er bei einer Reality-Show namens Youtopia teilgenommen hatte, die über das Internet ausgestrahlt wurde. ,,Wir versuchen, gemeinsam eine bessere Lebensform zu entwickeln, um uns selber und der Gesellschaft zu zeigen, dass man in der heutigen Zeit zusammenhalten, gemeinsam wirken und handeln, vieles teilen, machen und erreichen kann, ohne dass jeder nur sein eigenes Wohlergehen in den Vordergrund stellt", erklärt er. Dafür suchten sie seit Jahren ein Grundstück mit einem Gebäude. Ohne Eigenkapital eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Doch jetzt haben sie in Bad Hersfeld einen alten Bauernhof gefunden, den sie nutzen dürfen. ,,Es ist ein Versuch", sagen die beiden. Nicole freut sich schon darauf, das heruntergekommene Gebäude herzurichten. Die Natur sei nicht weit weg, es gebe keine direkten Nachbarn. ... Noch warten sie auf die Zusage des Amtes in Bad Hersfeld. Doch dann kann das Projekt starten. Alles, was mitkommt, ist bereits gepackt und wartet auf den Abtransport. Aber in einem sind sie sich sicher: ,,Wir werden definitiv das Leben im Freien vermissen!"
http://www.fr.de/rhein-main/projekt-freetopia-leben-mit-entbehrungen-dafuer-draussen-und-frei-a-1441152,0#artpager-1441152-0

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on February 06, 2018, 03:34:19 PM
"Nomaden im Prüner Schlag" abutimon (Juni 24, 2017)
Im Mai dieses Jahres [2017] bekam der einsame Pächter von Parzelle 556 für einige Wochen Gesellschaft, und zwar in Gestalt der Wagengruppe ,,Prüner Schlagloch", welche ein Areal ganz in der Nähe von Parzelle 556 besetzt hatte (etwa den ursprünglichen Parzellen 516-519 entsprechend). Allerdings hat der Eigentümer des Geländes nach wenigen Wochen die Wagengruppe wieder vertrieben, worauf sie auf den unbefestigten Parkstreifen entlang des Hasseldieksdammer Weges umzog; und auch dort wurde sie rasch vertrieben, diesmal durch das Kieler Ordnungsamt.
Es wird wohl niemand ernstlich geglaubt haben, daß diese kurzzeitige Besetzung an dem Schicksal der ehemaligen Kleingartenanlage etwas würde ändern können. Einigermaßen erstaunt bin ich aber doch über das Ausmaß der Aggressivität, die diese eher belanglose Episode bei einigen Lesern der ,,Kieler Nachrichten" ausgelöst hat. So schreibt ein Leser namens ,,Limonade" im Online-Forum, bei den Mitgliedern der Gruppe handele es sich um ,,Kriminelle", deren Fahrzeuge man ,,beschlagnahmen und zerstören" solle; und der Leser ,,Hauke Haien" zürnt über die ,,Wanderchaoten, die (...) in der Regel von unseren Steuergeldern leben".
Unsere Gesellschaft betrachtet bestimmte Konzepte als fundamental, so etwa die Seßhaftigkeit oder die Möglichkeit, Privatbesitz an Grund und Boden zu erwerben. Diese Konzepte werden nicht hinterfragt, obwohl sie bei anderen Völkern und zu anderen Zeiten keine Gültigkeit hatten, bzw. haben. In ihrer ursprünglichen Lebensweise waren wohl fast alle Menschen Nomaden, und das Land gehörte niemandem, bzw. allen. Manche wurden dann seßhaft, andere nicht. Aber die Seßhaften vermochten es, allmählich Raum und Zeit zu parzellieren und in Güter zu verwandeln, an denen man exklusives Eigentum erwerben kann, wenn man es geschickt anstellt. Das Hilfsmittel, mit dem man die Zeit anderer Menschen in Besitz nimmt, heißt übrigens ,,Geld", ich werde gleich darauf zurückkommen. Als Folge wurde die nomadische Lebensweise zunehmend erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht, da die Nutzung von Raum und Zeit durch unzählige Regeln, Bedingungen und ,,alternativlose" Sachzwänge immer weiter eingeschränkt wurde; aber die menschliche Kreativität findet bekanntlich immer Auswege.
Schwerwiegender aber ist, daß die Gesellschaft der Seßhaften schon bald begonnen hat, abweichende Lebensweisen als falsch, verkehrt, unanständig, ... eben ,,kriminell" zu verurteilen. Wer nicht nach unseren Regeln, Bedingungen und Sachzwängen lebt, drückt dadurch ja implizit aus, daß man auch anders leben könnte und daß unsere Lebensweise also vielleicht gar nicht die allein richtige und seligmachende wäre. So etwas wollen wir nicht hören und dulden. Und so haben wir unsere Lebensweise in Gesetze gegossen, durch die eine abweichende Lebensweise rasch zum Verbrechen, zum crimen, erklärt wird.
Und so ist es also, um beim Thema zu bleiben, verboten worden, sich irgendwo mit einem Bauwagen hinzustellen und darin zu wohnen, selbst wenn es keinen konkret stört. Ein Grenzfall stellen höchstens noch Wohnmobile auf Campingplätzen dar. Strenggenommen darf man auch in denen nicht dauerhaft wohnen, aber wer es doch tut, kann damit unter Umständen jahrelang durchkommen. Man bewegt sich ja sozusagen in einer ,,Grauzone", schließlich zahlt man Geld für die Nutzung eines offiziell zugelassenen Campingplatzes. Und wer bezahlt, akzeptiert damit gewissermaßen die herrschende Wirtschafts- und Rechtsordnung.
Der KN-Leser ,,Limonade" schreibt weiterhin, die Besetzer hätten ,,kein Recht auf einen Stellplatz (sie können einen mieten oder kaufen – Punkt!)". Und auch ,,Hauke Haien" macht sich Sorgen um ,,unsere Steuergelder". Damit wird die Ursache dieser zuvor erwähnten Aggressivität erkennbar: Wir seßhaften Normalbürger müssen für alles und jedes bezahlen, und um dazu imstande zu sein, müssen wir womöglich einen Großteil unserer Lebenszeit für einen ungeliebten Job opfern – und dann sollen es alle anderen Menschen gefälligst genauso schlecht haben wie wir selbst. Dieses Bewertungsmotiv entspricht aus psychologischer Sicht also der Mißgunst, bzw. dem Neid, oder aus christlicher Sicht der ,,invidia", einer der sieben Todsünden.
Neid und Mißgunst liegen natürlich dem Eigentümer des Geländes wie auch der Stadtverwaltung ganz fern, sie setzen nur geltendes Recht um; aber das wird Herrn oder Frau ,,Limonade" nicht davor schützen, weiterhin Tag für Tag einen verhaßten Job verrichten zu müssen, und folglich wird er oder sie auch weiterhin übellaunig reagieren, wenn andere Menschen andere Lebensmodelle suchen und finden. ...
https://parzelle556.wordpress.com/2017/06/24/nomaden-im-pruener-schlag/

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"Aktivisten in Wellsee So kommt die Wagengruppe über den Winter" Niklas Wieczorek (06.02.2018)
Die ,,Wagengruppe Schlagloch" hat seit August auf einer Grünfläche an der Edisonstraße in Wellsee Stellung bezogen – und ist trotz winterlicher Herausforderungen auch im Januar zufrieden und optimistisch. Beim Gespräch in einem der Wagen wird deutlich, worauf die derzeit neun Mitglieder hoffen.
Kiel. "Es ist natürlich nicht der innerstädtische Freiraum, den wir uns erhofft haben", sagt eine Bewohnerin. Für viele Dinge im Alltag sei der Standort "nicht praktikabel". Die meisten Wege erledige die Gruppe mit dem Fahrrad. Und jetzt im Winter seien einige Vorzüge der Freifläche nicht mehr so leicht nutzbar: Komposttoilette, Holzschuppen zum Trocknen oder eine Feuertonne werden noch gebraucht, aber das kuschelige Sofa verwaist und vereist. ,,Wir treffen uns eher in den Wagen", sagt eine zweite Bewohnerin. Aber darinnen ist es dank Holzöfen mollig warm. Fernab anderer Bebauung sei das Heizen mit Holz kein Problem.
Seitdem sie im August nach Wellsee weiterzogen, gab es die Vereinbarung mit dem Büro des Oberbürgermeisters, weiterhin Ideen für einen künftigen Wagenplatz auszutauschen. Eine Diskrepanz zeigt sich hier: Vorschläge in zweistelliger Zahl habe man eingereicht, so die zweite Bewohnerin. Von der Stadt heißt es: "Von der Wagengruppe liegen uns aus 2017 ein und ab Mitte Januar vier weitere Flächenvorschläge vor." Die zuständigen Ämter der Stadt prüften diese Flächen und letztlich entscheide die Selbstverwaltung.
In Hauptausschuss und Ratsversammlung hatte zuletzt CDU-Fraktionschef Stefan Kruber im November kritisiert, dass lediglich eine einseitige Nutzungserlaubnis von der Stadt erteilt worden sei. Sein Einwand, es sei kein Pachtvertrag zustande gekommen, hat sich inzwischen allerdings überholt: "Wir haben gerade einen Mietvertrag unterschrieben", sagt eine Bewohnerin. Bis Mitte Mai gelte dieser, und bis dahin wollen Gruppe und Stadt eine neue Station gefunden haben.
Nach KN-Informationen zahlt die Wagengruppe, die kurz vor einer formell juristischen Vereinsgründung steht, monatlich einen niedrigen dreistelligen Betrag für die Fläche. Laut Stadt ist diese als Verkehrs- und Grünfläche im Flächennutzungsplan geführt. Sie könne langfristig zum A21-Bau als Anschlussstelle, Regenrückhaltung oder Ausgleichsfläche genutzt werden. Bis dahin muss die Wagengruppe längst weitergezogen sein.
http://www.kn-online.de/Kiel/Aktivisten-in-Kiel-Wellsee-So-kommt-die-Wagengruppe-ueber-den-Winter

Forum KN:
http://forum.kn-online.de/showthread.php?t=14313002

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"Kiel Gaarden: Wagengruppe macht Ernestinenstraße frei" Niklas Wieczorek (11.06.2018)
Das Ultimatum der Stadt Kiel hat offenbar Wirkung gezeigt: Wie die städtische Pressestelle am Montagnachmittag unter Berufung auf das Ordnungsamt mitteilte, hat die Wagengruppe Schlagloch ihren jüngsten Stellplatz an der Ernestinenstraße in Gaarden verlassen. Wohin, das ist noch unklar. ...
http://www.kn-online.de/Kiel/Kiel-Gaarden-Wagengruppe-Schlagloch-macht-Ernestinenstrasse-frei

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Wagengruppe Schlagloch - für mehr freiräume in kiel
https://schlagloch.blackblogs.org/

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on March 03, 2018, 10:55:27 AM
"Wagenplätze in Leipzig: Einheizen für die Unabhängigkeit" Katharina Müller-Güldemeister (3. 3. 2018)
Im Winter bestimmt der Ofen den Rhythmus in der Wagenburg. Sehnsucht nach einer Wohnung kommt dennoch nicht auf. Ein Besuch.
LEIPZIG taz | An einem Tag, an dem die Minusgrade in Leipzig zweistellig sind, trägt Siegrun in ihrem umgebauten Lkw-Anhänger nur ein Spaghettiträgerhemd. Ihr Freund Samdi hat den Ofen zum Bollern gebracht und so ist es eher zu warm als zu kalt. Der Ofen ist eine Spur zu potent für das bisschen Wohnraum – das zur Frage, ob man sich denn nicht den Arsch abfriert zur Eisblumenzeit auf dem Wagenplatz.
Um welchen der knapp 20 Wagenplätze in Leipzig es sich handelt, soll nicht genannt werden. ,,Das müsste erst im Plenum besprochen werden", sagt ein Bewohner. Private Geschichten seien aber okay. Siegrun und Samdi gewähren gerne Eintritt in ihr kompaktes Reich, das sich durch Treppe, Wand und Vorhang in Küche, Wohnstube und Schlafzimmer gliedert. ...
http://www.taz.de/Wagenplaetze-in-Leipzig/!5485779/

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"Jobber auf dem großen Treck" Heike Buchter (28. Februar 2018)
Tausende US-Amerikaner verlassen ihr Zuhause und leben im Auto. Manche Arbeitgeber werben gezielt um diese mobilen Kräfte. ... Wie viele der modernen Wanderarbeiter kann sich auch er keine Krankenversicherung leisten. "Die Regierung hat uns in die Gosse gekickt und überlässt uns unserem Schicksal", sagt er. ... Für Meyers sind die bedrängten Trucker nur ein Beispiel dafür, wie in den USA die Arbeiter ausgebeutet werden. Von einem normalen Gehalt könnten Familien nicht mehr leben, sagt sie, und weil beide Eltern ständig arbeiteten, würden die Kinder in staatlichen Schulen und Krippen erzogen. "So haben sie uns unter Kontrolle", setzt sie hinzu. ... urchschnittlich sind amerikanische Pendler heute 30 Minuten lang zwischen Arbeit und Wohnort unterwegs, fast doppelt so lange wie vor 30 Jahren. Außerhalb der Metropolen gibt es so gut wie keinen öffentlichen Nahverkehr, also sind die meisten auf das Auto angewiesen. Das wiederum erhöht die Lebenshaltungskosten.
Am Ende arbeite man nur, um zu wohnen, sagt Justin Burke. Der 32-Jährige will ein solches Dasein vermeiden. Wie sein Vater vor ihm fing er gleich nach der Highschool bei Chrysler an. Zehn Jahre arbeitete er in der Autofabrik. Als zunehmend Jobber angeheuert wurden, die für weniger Lohn arbeiteten, sah Burke keine Zukunft mehr dort. Er kündigte und zog nach Denver, wo er für den Fahrdienst Uber arbeitet.
Er ist zum RTR gekommen, um seine künftige Existenz als Wanderarbeiter vorzubereiten. Burke und die anderen Teilnehmer sind nicht allein mit ihren Zweifeln an den Verheißungen von Besitz und Konsum, nach denen so viele Amerikaner lange strebten. Ihre Antwort – der Verzicht auf einen festen Wohnsitz – ist eine der radikalsten, die es in den USA gibt. "Das hier", sagt Burke und zeigt auf die Wohnwagen, Busse und Transporter, die zwischen den Saguaro-Kakteen stehen, "das hier ist eine Rebellion."
http://www.zeit.de/2018/10/mobiles-leben-usa-arbeit-auto-rubber-tramp/komplettansicht

QuoteI_bins #4

"Die Aussteiger kommen aus allen Branchen und Berufen. Da sind der ehemalige Besitzer eines Friseursalons und die quirlige Endfünfzigerin, die bis zur Pensionierung Polizistin war. Da ist der Baustellenleiter sowie der Manager einer Fluggesellschaft, der sich nun als mobiler Kreativer im Online-Marketing verdingt. Ein ehemaliger Bibliothekar aus New York ist dabei genauso wie der Betonmischer aus Alaska."

Die wenigsten sind tatsächlich "Aussteiger", sondern zu dem Leben gezwungen. Sonst würden komplett untergehen und als Obdachlose ihr Dasein fristen.
Mit der Bezeichnung "Aussteiger" wird das ganze nur glorifiziert. Gewollt?


QuoteModernesLeben #4.1

Nein - ein bißchen Mode ist es auch:
http://tiny-houses.de/

In Deutschland geht es aber schwieriger, da das Baurecht eigentlich ein billiges Bauen bewußt verhindert. Der einzige Kompromiss, ist es hier die Häuschen auf deiner Art "Wohnwagenplattform" mobil zu errichten. Auch Hausboote werden in Deutschland, anders als in den Niederlanden, eher behindert.

Es sind aber 2 Paar Schuhe, ob es aus Not oder Mode als attraktiv angesehen wird, so zu leben. Die im Artikel beschriebene im PRIUS-lebende Person, ist da schon besonders
und exotisch.


QuoteGMsecondbest #4.2

Es ist wohl beides. Amerikaner ticken da oft etws anders. Freiwillige Aussteiger und zu diesem Leben gezwungene mischen sich und oft ist es auch in einer Person wohl eine Mischung aus beiden Antrieben. Wenn sie wüssten wie viele Rentner in den USA ohne Not in (in oft sehr teuren) Wohnmobilen ihren Lebensabend verbringen, einfach weil die Mobiltät einen andern Stellenwert dort hat. Sie müssen da schon die europäische Brille etwas abnehmen.


Quote
marcelmuellberg #7

Wanderarbeiter auf amerikanisch...


QuoteIlmo #10

Kommt nur mir das so vor, oder wirkt dieser Artikel extrem euphemistisch? Letztendlich sind das doch halbe obdachlose. Wenn man in einem PKW "wohnt" und von einem Parkplatzwächterjob zur nächsten Rübenernte eiert, klingt das nicht wie ein romantisches "Zigeunerleben", sondern eher nach ziemlicher Not.
In einen Joghurtbecher urinieren und jedes Mal kurz bevor er überschwappt umzufüllen. Na vielen Dank.
Versteht mich nicht falsch, ich finde "alternative" Lebensmodelle toll, aber die Menschen in dem Artikel kämpfen doch in Wirklichkeit ums nackte Überleben, in einem Land was kein Sozialleistungen kennt wie wir sie haben.


Quoteetm #12

Mir kommt das wie eine Art gehobene Obdachlosigkeit vor - immerhin haben sie ihr Leben noch halb unter Kontrolle und einen trockenen Platz zum schlafen (im Winter aber kalt, es sei denn - ab nach Süden).
Vielleicht sollten deutsche Obdachlose sich das abgucken, statt in Betonwüsten zu pennen. Alte Lieferwagen kosten auch nicht so viel wie Wohnmobile.

Ich habe als Student mehr als zwei Monate im Auto geschlafen (bzw. an Waldrändern, wohin ich abends zum Pennen hinausfuhr), bis ich einen Platz in einer WG gefunden habe. Gelegentlich habe ich während dieser Zeit aber auch bei Kommilitonen übernachtet, wenn das Wetter schlecht war.


Quotesamueldora #16

Die Amerikaner waren schon immer selbstverantwortlicher und mobiler, wenn es darum ging, auf wirtschaftliche Entwicklungen zu reagieren. Das ist auch nötig bei dem für unsere Verhältnisse schwachen bis nicht vorhandenen staatlichen Unterstützungssystem.

Diese Rubber Tramps sind eine moderne Form von Wanderarbeitern. Auch ein Form von American Way of Life. Aber bestimmt nicht American Dream. Trotzdem bewundere ich es, wie sie in der Lage sind, die wenigen positiven Seiten daran herauszustellen, anstatt zu lamentieren und nach dem Staat zu rufen.


QuotePassionsefeu #18

Ein interessanter Artikel.
Auf den ersten Blick kommt es romantisch rüber: in einem schön ausgebauten Wohnmobil oder Skoolie durch die Gegend zu fahren, mal hier und mal dort zu leben, über das Web zu arbeiten oder gelegentlich lokal...

Aber schaut man genauer hin, dann ist das bei vielen Leuten doch nicht so recht überzeugend mit der Romantik und Freiwilligkeit.
Häufiger ließt man, dass sich die Betreffenden ,,früher" schon lange und in anstrengenden Jobs abgerackert haben, dann aber arbeitslos wurden, es Krankheits- oder Todesfälle in der Familie gab, keine Krankenversicherung vorhanden war und ist...

Und obwohl es zweifellos ,,rollende Paläste" gibt und ich auch nicht dran zweifel, dass es Menschen gibt, die wirklich gerne als moderne Nomaden leben, scheint es mir bei vielen doch eher so, dass sie sich mit ihrer Situation nur arrangiert haben und sie notgedrungen eingegangen sind.


QuoteAllesKeinProblem #20

Das reichste Land der Erde ist das, über das da geschrieben wurde.

Zeigt wieder mal, dass an der Definition von Reichtum für eine Gesellschaft was faul sein muss, wenn man nach einem ordentlichen Arbeitsleben in einen Joghurtbecher pinkeln und als Wanderarbeiter weiterleben muss.

Ich hoffe, der eine oder andere Regierungspolitiker in Deutschland liest solche Artikel, während er dabei mit hilft, die Schere zwischen Arm und Reich auch hier weiter zu öffnen zum Wohle von Aktionären und Unternehmenserben.


QuoteTomtell #21

In Niedersachsen herrschen im Sommer ähnliche Verhältnisse in der Fleischindustrie. Osteuropäer hausen unter Plastikplanen in Wäldern. Mitten in Deutschland. Menschenverachtend, furchtbar.


QuoteGenerationFacebook #23

Vor der US Wahl gab es ne Reportage im WDR, wo eine Frau mit 2 Kindern gezeigt wurde, die in nem Auto gelebt haben. Das ist bei den wenigsten freiwillig.
Überall auf der Welt nennt man sowas Wanderarbeiter, die durch alle Systeme der Welt ganz unten stehen.


...
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on May 14, 2018, 09:42:32 AM
Quote[...] Ganze Häuserblöcke lasse man erst verfallen, um sie dann teuer zu sanieren und die Kosten auf die Mieter umzuwälzen. In Pankow kennt man das unter anderem in den Wohnanlagen Grellstraße, Topsstraße oder Bleicheröderstraße. Renditen von knapp acht Prozent ergeben sich durch die Bewirtschaftung und Modernisierung heruntergekommener Mietshäuser, schreibt mein Kollege Ralf Schönball in seinem Artikel, ganz legal und vom Gesetzgeber belohnt. Die Kosten der ,,energetischen Sanierung", können nämlich zu elf Prozent auf die Miete aufgeschlagen werden, die Klimawende müssen so die Finanzschwächsten zahlen. Und zwar nicht nur, bis die Bauinvestition abgegolten ist, sondern lebenslang. Die Mieterhöhung werde ,,nie wieder rückgängig gemacht", so der Mieterbund. Er fordert nun, die Umlage der Modernisierungskosten auf Mieter von elf auf vier Prozent zu senken. Widerstand dagegen kommt vor allem von der vermieternahen CDU.

So schwinden die günstigen Wohnungen in Berlin immer weiter, um knapp sechs Prozent sank der Bestand an Sozialwohnungen allein im vergangenen Jahr. Laut IBB-Bericht liegt die mittlere Miete in Berlin inzwischen bei 10,32 Euro kalt pro Quadratmeter. Pankow liegt mit 10,86 Euro/m² auf Rang vier – eine Steigerung um 1,40 Euro oder 15 Prozent in nur zwei Jahren. Die Eigentumswohnungen in Pankow sind sogar die zweitteuersten der Stadt. 4176 Euro kostet der Quadratmeter im Mittel. Nur Mitte ist noch teurer.

Je citynäher, desto teurer. Das ist das grobe Muster im Bezirk, ob Eigentums- oder Mietwohnung. Prenzlauer Berg ist wie erwartet ganz vorn – besonders viel Moos braucht man dort innerhalb des S-Bahn-Rings mit durchgehenden Höchstwerten von 12 Euro (Miete) oder 4500 Euro und mehr (Eigentumswohnung) pro Quadratmeter.

...


Aus: "Pankow" Christian Hönicke (11.05.2018)
Quelle: https://leute.tagesspiegel.de/pankow/intro/2018/05/11/44042/ (https://leute.tagesspiegel.de/pankow/intro/2018/05/11/44042/)

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Quote[...] Aus Protest gegen knappen und zu teuren Wohnraum wurden in Berlin mehrere Häuser besetzt. In Neukölln und Kreuzberg wurden Gebäude von der Polizei geräumt. ... In Berlin sind Hausbesetzer aus Protest gegen die prekäre Lage am Wohnungsmarkt in mehrere leerstehende Gebäude eingedrungen. Insgesamt seien acht Häuser betroffen, teilte die Polizei mit. In sechs Fällen handelte es sich demnach jedoch nur um "Scheinbesetzungen". Die Polizei habe dort keine Personen angetroffen. Aus den Fenstern seien aber Transparente gehängt worden – möglicherweise als "Ablenkungsmanöver", sagte ein Polizeisprecher.

In den Berliner Stadtteilen Neukölln und Kreuzberg räumte die Polizei besetzte Gebäude. Gegen 56 Personen werde wegen Hausfriedensbruch ermittelt, sagte ein Sprecher der Polizei. Zuvor hatte die Eigentümerin des Hauses in der Bornsdorfer Straße 37b, die landeseigene Stadt und Land Wohnungsbaugesellschaft, ein schriftliches Räumungsbegehren beantragt.

Die Aktivisten kritisierten die Räumung des Neuköllner Hauses. "Einige Personen wurden beim gewaltsamen Eindringen der Polizei verletzt", hieß es in einer Mitteilung. Ein Sprecher der Polizei hatte dagegen angegeben, dass alles friedlich verlaufen sei.

Auch in der Reichenberger Straße im Stadtteil Kreuzberg war die Polizei mit einem Großaufgebot vor einem besetzten Haus präsent. Die Hausbesetzer hatten dort Transparente angebracht mit Aufschriften wie "Polizeigewalt ein Ende setzen" oder "Die Häuser denen, die sie brauchen". Auch der Besitzer dieses Hauses habe ein Räumungsbegehren gestellt, teilte die Polizei mit. In Kreuzberg und Neukölln waren nach Angaben der Besetzer in und vor den Häusern jeweils etwa 100 Menschen vor Ort.

Ein Sprecher der Besetzer kritisierte, Zehntausende Menschen in der Hauptstadt seien wohnungslos und ein immer größerer Teil des Einkommens müsse für steigende Mieten aufgewendet werden. Angesichts der vorherrschenden Gentrifizierung sei es "illegitim, dass Häuser leer stehen", sagte er.

Laut einer Mitteilung wollen die Hausbesetzer etwa in der Bornsdorfer Straße in Neukölln einen "offenen, unkommerziellen Kiezraum" und "selbstverwalteten Wohnraum" in 40 Wohnungen und Gewerberäumen schaffen. Das Haus stehe seit Jahren leer. Es habe bereits Verhandlungen mit dem Eigentümer, einem Landeswohnungsunternehmen, gegeben. Es seien auch schon Möbel in das Haus getragen worden.

Wie die Aktivisten weiter mitteilten, habe man mindestens neun Häuser besetzt, etwa in Kreuzberg, Neukölln und Friedrichshain. Die Besetzungen seien auf Dauer angelegt, hieß es weiter. Im Internet war die Aktion zuvor unter dem Stichwort #besetzen angekündigt worden, ohne jedoch genaue Standorte zu nennen.

In manchen Fällen gehe es um Gebäude im Besitz von Landeswohnungsunternehmen, hieß es von Seiten der Polizei. Da damit klar sei, dass eine Besetzung vom Eigentümer nicht geduldet werde, werde in diesen Fällen der weitere Zugang beschränkt.

QuoteSchlagdraufundschlus #11

Der Mut der Verzweiflung. Berlin ist inzwischen zum Alptraum für Mieter geworden. ...


QuoteBe back Again #11.1

Sie waren noch nie in München...


QuoteOmnibot #13

Aus meiner Sicht wünschenswert wenn die Hausbesetzer-Szene wieder in Berlin aktiv werden würde. In den 70er Jahren haben sie schließlich viele Altbauten vor der Kahlschlagsanierung gerettet und damit einen echten Meilenstein für eine sozialere Stadtentwicklungspolitik gelegt. ...


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Aus: "Gentrifizierungsgegner besetzen Häuser in Berlin" (20. Mai 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-05/berlin-hausbesetzungen-protest-gentrifizierung-mieten-wohnungen (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-05/berlin-hausbesetzungen-protest-gentrifizierung-mieten-wohnungen)

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Quote[...] In Berlin müssen Wohnungssuchende mittlerweile für eine 60 bis 80-Quadratmeter-Wohnung im Schnitt 76 Prozent mehr bezahlen als 2008, in München werden 15 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter bei Neuvermietung fällig. Sozialverbände warnen, dass die steigenden Wohnkosten ein Armutsrisiko darstellen. Über eine Million Haushalte in den Großstädten haben schon jetzt nach Abzug der Miete weniger Geld zum Leben, als wenn sie den Hartz-IV-Regelsatz bekämen. Die Zahl der verfügbaren Sozialwohnungen ist den vergangen Jahren drastisch gesunken, obwohl die Zahl der Anspruchsberechtigten steigt.

... Eine Stadt muss ein Gemeinwesen sein und bleiben, sie darf nicht Goldgrube für Spekulanten sein. Wenn Flächen jahrelang brach liegen, weil Landbanker ihr Geld im Schlaf verdienen wollen, dann muss eine Kommune etwas dagegen tun. In Berlin sind die Bodenpreise in den vergangenen fünf Jahren um 345 Prozent gestiegen, die Verkaufspreise für Neubauwohnungen nur um 60 Prozent. Warum also bauen, sagen sich die Landbanking-Spezialisten, wenn Nichtstun mehr Rendite bringt? Das kann, das darf ein Gemeinwesen nicht hinnehmen. Städte müssen anders funktionieren als Wetten auf Schweinehälften.

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Aus: "Prantls Blick: Wie Wohnen wieder bezahlbar wird" (29. April 2018)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/prantls-blick-wie-wohnen-wieder-bezahlbar-wird-1.3961851 (http://www.sueddeutsche.de/politik/prantls-blick-wie-wohnen-wieder-bezahlbar-wird-1.3961851)


Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 03, 2018, 07:57:26 PM
Quote[...]  Die Preise für selbst genutztes Wohneigentum sind im vergangenen Jahr deutschlandweit um 5,4 Prozent gestiegen. Das berichtete die Welt am Sonntag unter Berufung auf eine Studie des Bundesverbands der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Damit sei der Anstieg noch einmal höher ausgefallen als in den Vorjahren mit 4,9 Prozent (2016) und 3,2 Prozent (2015).

Einen deutlichen Sprung machten die Preise der Studie zufolge erneut in den Ballungsgebieten. In den sechs größten Städten betrug der Anstieg zufolge 11,6 Prozent. "Der Preisauftrieb übertraf damit in den Großen-6 erneut die Wachstumsraten wichtiger Fundamentaldaten wie das verfügbare Einkommen oder die Mieten", zitiert die Zeitung aus dem Bericht, der unter anderem auf Marktdaten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken basiert.

Spitzenreiter in dieser Gruppe sind demnach Berlin, München und Hamburg mit einem Preiswachstum von bis zu 200 Prozent seit 2007. Preistreiber seien weiterhin "der hohe Zuzug nach Deutschland und insbesondere in die Städte, das historisch niedrige Zinsniveau und die gute Konjunktur in Deutschland".

Zugleich nimmt die Erschwinglichkeit von Wohneigentum dem Bericht zufolge immer weiter ab. In den sechs größten Städten seien die Wohneigentumspreise um 55 Prozent stärker gewachsen als die verfügbaren Einkommen.

Allerdings steigen der Studie zufolge mittlerweile auch die Preise in ländlichen Regionen. "Der Aufschwung am Immobilienmarkt hat an Breite gewonnen", zitiert die WamS aus dem BVR-Papier. Die Durchschnittspreise auf dem Land seien 2017 um 4,8 Prozent gestiegen – nach 4,2 und 2,7 Prozent in den beiden Jahren davor.

Ein Risiko für das Finanzsystem besteht der Studie zufolge trotz der hohen Preise und der zunehmenden Kreditvergabe allerdings nicht. Das Volumen der Wohnkredite wachse zwischen 3,5 und 4 Prozent pro Jahr und damit nur wenig stärker als die Wirtschaft. Die private Verschuldungsquote liege unter 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und liefere "keine Hinweise auf eine übermäßige Kreditvergabe".

QuoteTechniker2 #26

Freut mich zu hören, ich bin Immobilienbesitzer....


QuoteK70-Ingo #26.1

Dito. Wir haben alles richtig gemacht.



QuoteTerrurist #5

Gute Nachrichten für Eigentümer und für das Handwerk - schlechte für die Mieter.


QuoteSar Van #9

Die zwei Klassen Gesellschaft wird noch weiter gefestigt, im Vergleich sind die Reallöhne in den letzten 10 Jahren um ca. 8-10% gestiegen. Diesen Sprung sehen wir in den Immobilienpreisen in nur einem Jahr. 


Quote19koepi71 #9.3

"im Vergleich sind die Reallöhne in den letzten 10 Jahren um ca. 8-10% gestiegen ..." Nachdem sie die zwanzig Jahre davor zurückgegangen sind. Wir sind heute auf dem Niveau von 1993. Eine Schande.


QuoteTanjatarnan #15

Es ist nicht verwunderlich, dass durch die Geldpolitik der EU mit ihren extrem niedrigen Zinsen die Anleger mit Immobilien versuchen, den Wert ihres Kapitals zu erhalten. Das eigentliche Problem ist, dass der Euro durch diese EU- Geldpolitik an Wert verliert. Noch eklatanter wird dies, wenn Italien weitere finanzielle Hilfe fordern wird. Jeder, der dies erkennt, legt sein Geld möglichst in Substanzwerten also Immobilien oder zB Gold an. Automatisch steigen dann die Preise...


QuoteHausmeister112 #24

So, dann möchte ich mal als ,,Erbe" dazu etwas sagen. Meine Familie besitzt mehrere Immobilien und ich inzwischen drei und die blauäugige Betrachtung mit der einige Menschen hier Urteilen hat mich veranlasst mich hier anzumelden. Aussagen wie Erbschaft mit 100 Prozent besteuern machen mich gelinde gesagt krank. In meiner Familie verwalten wir Immobilien, wir bewundern was vorherige Generation aufgebaut haben und pflegen es. Vielleicht habe ich deshalb als ,,reicher" Erbe schon mit 16 die Hausflure für die ach so Lieben Mieter geputzt und kümmere mich deshalb bis heute darum das für Sie alles läuft... was ich in den letzten 20 Jahren erleben durfte sprengt hier den Rahmen aber soviel möchte ich doch berichten, ich habe Häuser und Wohnungen von deutschen Messi's Räumen dürfen, ein deutscher der die Miete über längere Zeit nicht zählte hat mir gedroht mich umzubringen (die Polizei hat mir abgeraten meine Miete einzufordern da der Herr Polizeibekannt wegen Körperverletzung war), ich hatte Mieter die Vorsätzlich Wohnungen 3 mal in einem Monat unter Wasser gesetzt haben, libanesische Familienclans die mir den Zugang zum Hausflur versperrt haben mit der Drohung ich wüsste ja nicht was Sie so in der Wohnung haben... ich hatte Brände, Vandalismus, Beschimpfungen und alles andere vorstellbare inklusive einer Dame die sich im Alter 12 Katzen anschaffte und Passanten auf der Straße mit Kot bewarf... Es gibt auch andere Mieter ... Es gibt auch andere Mieter, solche die Ihre Wohnungen renoviert zurückgeben, solche die Jahre später noch schreiben wie schön das Mietverhältnis war oder solche die mir sogar zum Abschied etwas geschenkt haben oder die Wohnung noch mal ordentlich geputzt haben... Ich habe also für mein Erbe genug getan Denke ich und wenn meine Mutter mit 70 mal vorbeikommt und im Innenhof Zigaretten aufsammelt find selbst ich das bewundernswert... Fakt ist Vermieter sein ist auch kein Zuckerschlecken und die Zeiten werden nicht einfacher... bis vor drei Jahren haben wir in den Häusern in der Berliner Innenstadt immer einen Anteil von 10% Arbeitslosen gehabt... Nachdem ich 4 von den Wohnungen innerhalb von 2 Jahren räumen dürfte da die Mieter ,,umgeräumt" in das Gefängnis umgezogen sind ist damit nun auch Schluss... Die Mieterschutzgesetze machen die Sache für mich auch nicht günstiger warum muss ich Gegenstände die jemand zurücklässt ewig einlagern? Warum kann ich nicht mehr vereinbaren das der Mieter beim Auszug renoviert? Nur einige Beispiele wie sich der Staat einmischt die Menschen für unselbstständig erklärt und die Kosten für alle damit in die Höhe treibt... Grundsteuer, Straßenreinigungsgebühren, Strom, versiegelte flächenkosten, neue Heizungsanlagen (die Wirtschaft muss ja laufen) Unsinnige Gesetze für Kunst am Bau, Winterdienst in 1,20m breite, Gesetze über Gesetze welche die Mieten in die Höhe treiben... unabhängig davon ob ich als Vermieter auch nur 5€ mehr in der Tasche habe.
Bin ich heute reicher als vor 20 Jahren als Vermieter? Jein, Ja wenn ich jetzt an einen namenlosen Investor verkaufen würde, aber durch die Mieteinnahmen? Ein klares Nein, wir werden sehen was mich die Neuerung der Grundsteuer in Zukunft noch kosten wird. Enteignung bringt hier gar nichts, das weiß ich da mein Opa in der DDR enteignet wurde und es 20 Jahre dauerte um den Kredit abzuzahlen den ich aufnehmen musste um das FDGB Ferienheim (ein Denkmal) wieder in einen benutzbaren Zustand zurückzuführen. Manche Leute im speziellen der Staat sollten einfach keine Immobilien besitzen, da muss ich mir nur die Schulen oder die Dutzenden bis heute leer stehenden Wohnungen in Kasernengeländen in Berlin Spandau ansehen.


QuoteMastershark #29

Ein wichtiger Preistreiber ist sicher der Rückzug der öffentlichen Hand aus der Wohnungswirtschaft. Eine Gesellschaft wie VONOVIA hält heute große Wohnunsbestände, die früher einmal den städtischen Wohnungsbaugesellschaften gehörten, dann durch die Hände diverser Heuschrecken gereicht wurden un schliesslich von Vonovia oder anderen großen Gesellschaften eingesammelt wurden. Privatisierung war jahrzehntelang das Mantra allen politischen Handelns mit dem Ergebniss, dass nun Rendite der wesentliche Faktor ist. Erstaunlicherweise konnten private Interessenten diese Wohnungen nie zu Konditionen erwerben, die den Preisen nahekommen, die die großen Investorengesellschaften eingeräumt wurden, von Ungleichbehandlung bei der Grunderwerbsteuer will ich gar nicht reden.
Somit kann Mietwohnraum kaum noch preisgünstig sein, denn dann erzielen die Investoren oder ihre Shareholder keine Gewinne oder Dividenden.
Im Neubaubereich erlebe ich in einer mietpreisgeplagten Stadt wie Kiel, dass Grundstücke nahezu immer an Projektentwickler gehen, die dort massiv in sündhaft teure Eigentumswohnungen investieren. Damit kann man solche Grundstücke zu Gold machen, schafft aber keinen Quadratmeter Wohnraum zu moderaten Mietpreisen. Auch da hätte die öffentliche Hand eine Möglichkeit einzugreifen



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Aus: "Immobilienpreise : Wohneigentum bundesweit teurer geworden" (3. Juni 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-06/immobilienpreise-wohneigentum-deutschlandweit-anstieg-wohnungen-haeuser (https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-06/immobilienpreise-wohneigentum-deutschlandweit-anstieg-wohnungen-haeuser)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 05, 2018, 07:44:23 AM
Quote[...] Wohnen wird immer teurer: In München, Frankfurt am Main, Hamburg, Stuttgart und Berlin sind die Ausgaben für eine Wohnung seit 2011 am stärksten gestiegen. Von 3.000 bis über 5.000 Euro im Jahr mussten Mieter in diesen Städten im Schnitt mehr für ihre Wohnungen bezahlen. Für Drei- und Vierzimmerwohnungen wird in deutschen Großstädten mittlerweile oft ein ganzes Nettogehalt fällig. Aber wer angesichts solcher Preise lieber auf Eigentum ausweichen möchte – sofern er oder sie dafür das erforderliche Eigenkapital aufbringen kann –, ist mit enorm hohen Grundstücks- und Immobilienpreisen konfrontiert. Denn auch die Preise für selbst genutztes Wohneigentum sind in Großstädten in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert. In München, Berlin und Hamburg zahlen Erwerber heute durchschnittlich 200 Prozent mehr für eine Immobilie als noch im Jahr 2007.

Die Lage auf dem Miet- und Immobilienmarkt ist so angespannt, dass mehr Menschen Sympathien auch für illegale Antworten auf das Wohnungsproblem hegen, wie etwa Hausbesetzungen. Das gilt zumindest für Berlin, wo vor Kurzem Häuser wieder besetzt wurden: 53 Prozent der Berlinerinnen und Berliner sehen darin ein legitimes Mittel, um auf das Thema Wohnungsnot aufmerksam zu machen, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa im Auftrag der Berliner Zeitung.

Die Aktivisten wollten mit den Besetzungen in Berlin gegen die prekäre Lage am Wohnungsmarkt protestieren. Immerhin wird in Berlin zwar sehr viel gebaut, aber oft werden teure Luxusimmobilien geschaffen, die für die normale Bevölkerung kaum erschwinglich sind. Und während die teuren Eigentumswohnungen teilweise lange leer stehen, bis sie verkauft werden, steigt die Zahl der Wohnungslosen in der Hauptstadt. Zugleich locken die hohen Profite auf dem Berliner Immobilienmarkt Investoren an, die Grundstücke vor allem für Spekulationsgeschäfte erwerben und weiterverkaufen. So fehlen Grundstücke, auf denen bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden könnte.

Die Berliner Zeitung wollte in ihrer Umfrage auch wissen, ob die Sympathisantinnen und Sympathisanten illegaler Hausbesetzungen einem bestimmten Lager zugehören. Das überraschende Ergebnis: Selbst unter den CDU-Anhängern sprach sich mehr als jeder Vierte (26 Prozent) für Hausbesetzungen aus. Besonders groß war die Zustimmung unter Wählerinnen und Wählern der Linkspartei (83 Prozent) und Anhängerinnen und Anhängern der Grünen (77 Prozent). Unter den Befragten, die sich der SPD zuordnen, befürwortete jeder Zweite Hausbesetzungen als Mittel im Kampf gegen die Wohnungsnot. 

Rein rechtlich ist die Sache klar: Wer in eine Immobilie oder auf ein Grundstück gegen den Willen des Eigentümers eindringt, macht sich nach Paragraf 123 Strafgesetzbuch (StGB) wegen Hausfriedensbruch strafbar. In der Umfrage der Zeitung sprachen sich immerhin 43 Prozent der Befragten dafür aus, dass die Polizei illegale Hausbesetzungen zunächst dulden und mit den Besetzern verhandeln sollte.

Übrigens: Für deutsche Haushalte ist die Belastung durch Miet- und Immobilienpreise nicht gestiegen. Das zeigt eine neue Auswertung von Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorgenommen hat. Demnach ist zwar der durchschnittliche Anteil der Mietkosten seit 1996 gestiegen, aber auch die Einkommen sind heute höher: Während die Deutschen 1996 noch 20,6 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgaben, waren es im Jahr 2016 22,3 Prozent. Zu erklären ist dieser Wert damit, dass Wohnen auf dem Land und in Kleinstädten sogar etwas günstiger geworden ist. In den Großstädten dagegen geben die Menschen im Schnitt zwischen 40 und mehr als 60 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen aus.

QuoteMadame Trippel-X #1

> Immerhin wird in Berlin zwar sehr viel gebaut, aber oft werden teure Luxusimmobilien geschaffen, die für die normale Bevölkerung kaum erschwinglich sind.

Das klingt so, als ob preiswertes Wohnen in einer der angesagtesten Städte des Planeten ein Menschenrecht wäre. Wohnraum ist ein knappes gut, auf dem Land ist Wohnen billig. Immer dieses Gejammer, es hat auch nicht jeder einen Porsche. Vermutlich befürworten 83% der Linkspartei-Wähler auch Autodiebstahl.


Quotemittsommer #1.28

Das Recht auf bezahlbaren Wohnraum, die Nähe zu öffentlichen und sozialen Einrichtungen, sowie zum kulturellen Leben ist für Sie also - bildlich gesprochen - der Diebstahl eines Porsches.


QuoteRechtsNeoKonservativeLeitlinie #1.13

Das Neoliberale Vollhansel Wohnen als Luxus bezeichnen ist ehrlich, aber zeugt von fehlenden Kompetenzen im Gesellschaftlichen Bereich.


QuoteWalter Plinge #1.29

Ich glaube Sie haben den Poster falsch verstanden. Dieser wollte ausdrücken, dass es verschiedene Gründe geben kann, warum man in Berlin wohnen möchte. Das war eine Replik auf den OP, der meinte das halt nicht jeder in "der angesagtesten Stadt der Welt" leben könne.


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Aus: "Wohnungsnot schafft Sympathien für Hausbesetzer" Tina Groll (4. Juni 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-06/illegale-hausbesetzungen-studie-immobilienpreise (https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-06/illegale-hausbesetzungen-studie-immobilienpreise)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 13, 2018, 02:13:42 PM
Quote[...] Leipzig - Sie nennen ihre Kommunen ,,Wildwuchs" oder ,,Jetze Wagenplätze". Die Namen sind Programm. Es dürften wohl schon mehrere hundert Leipziger sein, die sich gegen steingemauerte vier Wände und für ein Leben im Wagen und im Grünen entschieden haben. Doch diese Wohnform kollidiert zu oft nicht nur mit bestehenden Konventionen, sondern auch dem Recht. Der Stadtrat versucht sich jetzt an einer Lösung dieses Konfliktes, die aber nicht unumstritten ist – und mittlerweile auch die Rechtsaufsicht auf den Plan gerufen hat.

,,Uns ist es wichtig, Rechtssicherheit auf beiden Seiten zu schaffen", sagt CDU-Stadtrat Achim Haas. Ausgerechnet die CDU, die in der Vergangenheit gern mal gegen ,,Wagenburgen" motzte, setzt sich nun dafür ein, dass die Kommune Mietverträge mit den bislang nur geduldeten Gemeinschaften abschließt und diese somit legalisiert. ,,Wir haben nichts gegen alternative Lebensformen", betont Haas. Es müsse nur alles in geordnete Bahnen kommen. Am Mittwoch soll der Stadtrat über den Vorschlag beschließen.

,,Bislang wissen wir doch gar nicht, wer dort im Einzelnen wohnt, ob es schulpflichtige Kinder gibt. Wir wollen auf diese Weise auch vermeiden, dass illegal Strom bezogen oder Müll verbrannt wird", erläutert der CDU-Politiker. Die Bewohner von Wagenplätzen, die sich auf städtischen Grundstücken befinden, sollen demnach einen Verein gründen und einen Vertrag mit der Stadt abschließen. ,,Wir nehmen damit die Bewohner der Wagenplätze in die Pflicht", sagt Haas. Darin enthalten seien Auflagen etwa zur Strom- und Wasserversorgung, zur Abwasser- und Abfallentsorgung, zum Brandschutz und zur Meldepflicht. Es würden konkrete Ansprechpartner benannt. Und für den Fall, dass Vereinbarungen verletzt oder die Nachbarschaft etwa durch Lärm terrorisiert werde, reklamiere die Stadt ein Sonderkündigungsrecht für sich. ,,Das wird Signalwirkung haben", ist Haas überzeugt.

Allerdings in die falsche Richtung, befürchtet Nicole Wohlfahrt. Die SPD-Stadträtin hat mächtig Bauchschmerzen mit dem Plan. Für sie ist die Besetzung öffentlicher Flächen – und so haben im Grunde alle Wagenplatz-Kommunen mal angefangen – schlicht inakzeptabel. Nur einmal, im Jahr 2015, ließ die Stadt eine in Paunsdorf über Nacht entstandene Wagensiedlung räumen. Das Dilemma: Wagenplätze liegen in einer juristischen Grauzone. Selbst die Baubehörde räumt ein, dass sie für die Kommune sehr schwierig zu handhaben sind, da das Bauplanungs- und Bauordnungsrecht diese Wohnform nicht kennt.

,,Es ist weniger als eine rechtliche Grauzone", sagt hingegen Wohlfahrt. ,,Ich habe erhebliche Zweifel an einer Verpachtung von städtischen Grundstücken zu Wohnzwecken, wenn das aus baurechtlichen Gründen gar nicht zulässig ist. Und das ist bei den Wagenplätzen der Fall." Während beispielsweise jeder Häuslebauer – ob er will oder nicht – sein Grundstück ans öffentliche Abwassernetz anschließen muss, bestehe der Anschlusszwang für Wagen-Siedlungen nicht. Wohlfahrt sieht darin keine stringente Stadtpolitik. ,,Wir drohen einerseits den Senioren der Amalie in Paunsdorf die Räumung an, weil ihre Wohnanlage baurechtlich dort nicht zulässig ist", sagt sie, ,,andererseits unternimmt die Stadt bei den Wagenplätzen, die ebenfalls unzulässig sind, nichts."

Im vergangenen Jahr schloss die Stadt bereits einen Mietvertrag mit einer Wagenplatz-Kommune ab. Die Vereinbarung mit dem Verein ,,Wildwuchs" über ein 2902 Quadratmeter großes Geländes an der Saarländer/Alte Salzstraße in Kleinzschocher soll nun Pilotcharakter haben. 61 Cent pro Quadratmeter zahlt die Wagenplatz-Kommune pro Jahr dafür an die Stadt.

Aufgrund mehrerer Beschwerden hat sich inzwischen die Landesdirektion den Fall genauer angeschaut und daraufhin bei der Stadt ,,die Einhaltung des öffentlichen Baurechts angemahnt", wie ein Sprecher der Rechtsaufsicht erklärt. Die Behörde hat erhebliche Zweifel. ,,Insbesondere der Verstoß gegen den Baugenehmigungsvorbehalt und die wohl fehlende bauplanungsrechtliche Zulässigkeit" erscheint ihr von Bedeutung. Denn die Stadt stößt mit diesem Präzedenzfall ein Tor für weitere Wagenplätze weit auf. Andere Grundstückseigentümer könnten danach ,,ebenfalls ohne Abklärung der baurechtlichen Belange" private Grundstücke einfach an Wagenplatz-Gruppen vermieten. Selbst an Orten, wo es möglicherweise der Stadt gar nicht passt. Mit den Mietverträgen allein, so ist die Landesdirektion überzeugt, löst die Stadt das Problem nicht. Sie müsse vielmehr die erforderlichen baurechtlichen Verfahren durchführen. Die Stadtverwaltung habe der Landesdirektion inzwischen mitgeteilt, so der Sprecher, ,,dass sie die Rahmenbedingungen für eine rechtlich vertretbare Lösung derzeit gutachterlich prüfen lässt".



Aus: "Stadtpolitik Wohnkultur oder Rechtsbruch? Leipzig will Wagenplätze mit umstrittenen Verträgen aus der Illegalität holen" Klaus Staeubert (08.03.2017)
Quelle: http://www.lvz.de/Leipzig/Stadtpolitik/Leipzig-will-Wagenplaetze-mit-umstrittenen-Vertraegen-aus-der-Illegalitaet-holen (http://www.lvz.de/Leipzig/Stadtpolitik/Leipzig-will-Wagenplaetze-mit-umstrittenen-Vertraegen-aus-der-Illegalitaet-holen)


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QuoteTrotz des Runs auf Baugrundstücke bleibt die Zahl der Wagenplätze konstant. Da die Gefahr einer Räumung immer besteht, will die Linke neue Plätze schaffen. ... Angesichts der explodierenden Mieten sind Wagenplätze die wohl letzte konsequente Art sich dem Wahnsinn des Wohnungsmarktes zu entziehen. In alten Bauwägen und ausgebauten Bullis lebt es sich dabei mitunter durchaus heimeliger als in so mancher Mietkaserne; und gemeinschaftlicher als in großen Häuserblocks sowieso.

Vor allem eine Szene aus Anarchisten, Linken und Hippies hat diese Lebensform für sich kultiviert. Dies – und die nicht kommerzielle Nutzung von wertvollem Grund und Boden, oftmals auf Grundstücken, die gar nicht zum Wohnen vorgesehen sind – erklären auch, wieso viele Plätze mit der dauerhaften Gefahr leben, geräumt zu werden.

Wie aus einer kleinen, bisher unveröffentlichen Anfrage der Linken-Abgeordneten Katalin Gennburg, stadtentwicklungspolitische Expertin ihrer Fraktion, hervorgeht, sind dem Senat derzeit 17 Wagenburgsiedlungen bekannt: Sechs davon in Friedrichshain-Kreuzberg, also in bester City-Lage. Drei Plätze befinden sich in Pankow, je zwei in Neukölln, Mitte, Lichtenberg und Treptow-Köpenick. Zu den bekanntesten gehören die Plätze am Mariannenplatz (Kreuzdorf) und neben dem linksalternativen Hausprojekt Köpi.

Trotz des Runs auf Grundstücke durch Investoren und inzwischen auch der Stadt hat sich die Anzahl in der jüngeren Vergangenheit nicht weiter verringert. In Pankow organisiert der Bezirk derzeit sogar die Erweiterung eines bestehenden Wagendorfes in der Pankgrafenstraße – das Grundstück hatte der Liegenschaftsfonds dem Bezirk überlassen.

In Lichtenberg erhielten die Wagendörfler vom KosmoLaut e.V. im Januar einen Ersatzplatz nachdem sie ihre angestammte Fläche wegen Baumaßnahmen räumen mussten. Einige Monate zuvor hatte die Bezirksverordnetenversammlung beschlossen, alternative Wohnformen, darunter auch Wagenburgen, zu fördern.

Auch die rot-rot-grüne Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag auf Initiative der Linken einen Passus aufgenommen, in dem es heißt: ,,Die Koalition sucht nach Lösungen, um für Menschen auf sogenannten Wagenplätzen Sicherheit für ihre Lebensform zu schaffen und den derzeitigen Zustand der Duldung zu beseitigen."

Die Antwort auf die Anfrage, die der taz exklusiv vorliegt, klingt dagegen deutlich nüchterner: ,,Der Senat weiß um die Existenz der Wagenplätze. Die Entscheidung über eine Duldung liegt jedoch bei dem jeweiligen zuständigen Bezirk." Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Plätze und Wagenplatzkultur trifft der Senat demnach ,,keine".

Für Gennburg sind das enttäuschende Antworten. Nichts zu tun, sei ,,genau der falsche Weg", so die Abgeordnete. Sie fordert: ,,Wir müssen an dem Ziel festhalten, mehr Plätze zu schaffen und dafür sorgen, dass bestehende Plätze eine Perspektive haben."

Die Idee eines Wagenplatzgesetzes wird nach Kritik aus der Szene derweil nicht weiter verfolgt. Dies würde Auflagen etwa zur Wasserversorgung und dem Brandschutz mit sich bringen, die für die Wagenbewohner letztlich mehr Probleme bereiten. Wagenplätze sind stets, so sagt es auch Gennburg, in einer rechtlichen Grauzone. Härter formuliert es der Senat: ,,Es gibt keine und ,,kann keine Duldungskriterien geben."

Dennoch existieren viele Plätze bereits seit Jahrzehnten. Dabei kann die potentielle Bedrohung schnell konkret werden, wie zuletzt beim Platz in der Kreuzberger Ratiborstraße. Auf dem Areal, das auch den Biergarten Jockel und Handwerksbetriebe beheimatet, soll eine Modulare Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) entstehen.

Obwohl die Nutzer gemeinsam an einer Lösung arbeiten, die die bestehende Nutzung mit den Flüchtlingen vereint, soll es in Senatskreisen den Wunsch geben, dass die Wagenburg weichen muss. ,,Wir sind untereinander solidarisch und lassen uns nicht auseinanderreißen oder ausspielen", sagt Moritz Metz, der Sprecher der Initiative.

Der ,,Schwarze Kanal" in der Treptower Kiefholzstraße hatte im vergangenen Jahr schon einen Teil seiner Fläche für eine MUF abgegeben. Die Bewohner teilen sich das Grundstück nun mit den Geflüchteten. Platz für neue Bewohner bleibt da nicht mehr.

Derweil gäbe es auch in der wachsenden Stadt noch Potentiale für den steigenden Platzbedarf der Wagenplatz-Szene. Wo jetzt neue Stadtquartiere entwickelt werden sollen, wie etwa im Blankenburger Süden, werden mitunter noch 20 Jahre vergehen, bis tatsächlich gebaut wird. Für Gennburg eine gute Möglichkeit, Wagenburglern einen temporären Raum zu geben. Auch in der Europacity am Hauptbahnhof gäbe es noch unbebaute landeseigene Flächen. ,,Ein Wagenplatz da wäre ein angemessener Gegenpart zu den Prunkhochhäusern", so Gennburg.


Aus: ""Bauwagen trotzen der Gentrifizierung" Erik Peter (Berlin, 13. 4. 2018)
Quelle: https://www.taz.de/!5495621/ (https://www.taz.de/!5495621/)

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Quote[...] DARMSTADT - Wunderschön fällt die Herbstsonne durch bunt gefärbtes Laub ins Bauwagenfenster von Martina Heim und André Schober. Im Garten stehen Fahrräder, Schubkarren und ein ausrangiertes Schaukelpferd der Kinder. Eine Idylle wie aus dem Bilderbuch.

Man hört das Gackern von Hühnern - und eine Motorsäge. Plötzlich verstummt das Geräusch, es ist ganz still auf dem 1200 Quadratmeter großen Gelände zwischen Lichtenbergschule, Kleingärten und Tennisclub. Zwischen zwei Bäumen lugt eine junge Frau hervor: Jilly Latumena. Sie gehört seit drei Jahren zu den Bewohnern von "Diogenes" - mit fast 28 Jahren einer der ältesten der fünf Bauwagensiedlungen in Darmstadt.

Rund 80 Menschen leben derzeit auf Wagenplätzen, die inzwischen längst kein Provisorium mehr sind. In Darmstadt haben sich die Rebellen von einst zu Vertretern einer etablierten Wohnform entwickelt, die mit der Stadt Darmstadt einen zuverlässigen Vertragspartner gefunden hat. "Wir unterstützen diese alternative Wohnform", sagt Oberbürgermeister Jochen Partsch. Die Siedler zahlten nicht nur pünktlich ihre Pacht sowie Gebühren für Strom, Wasser und Abfall. "Vor allem zeigen sie, dass alternatives Wohnen in unserer Stadt möglich ist." Dies werde er auch weiterhin unterstützen.

Eine Aussage, die Balsam ist auf der Seele der Bauwagensiedler wie Jilly Latumena, die Ruhe und Naturnähe gesucht und bei "Diogenes" gefunden hat. Beruflich ist die Sprecherin der Bauwagensiedler bei der Handwerkskammer in Mainz eingespannt, in ihrer Freizeit engagiert sie sich für weitere alternative Wohnprojekte. Mit "Diogenes"-, "Klabauta"- und "Baba-Jaga"-Bewohnern hat sie den Verein Wohnwerk gegründet. Dessen Ziel ist ein neuer, vierter Wagenplatz auf städtischem Gelände, auf dem nicht nur alternativ gelebt, sondern auch ein gesellschaftlicher Beitrag erfüllt werden soll. Dazu zählen öffentliche Angebote wie eine Reparaturwerkstatt, kulturelle Veranstaltungen oder die Zusammenarbeit mit Foodsharing Darmstadt. Das Einzige, was der Initiative noch fehlt, ist ein Gelände. Davon weiß auch der OB, der mit dem Verein in Kontakt steht. "Wir sondieren derzeit unterschiedliche Grundstücke", sagt er. Zwei seien ausgeschieden, zwei Flächen in der Prüfung.

Die Nachfrage nach Wagenplätzen ist auf jeden Fall da. Erstens sei man nicht von Vermietern abhängig, "auch bietet das gemeinschaftliche Leben Rückhalt", sagt Latumena. Ihr Zuhause ist ein mit 20 Quadratmeter recht geräumiges Domizil mit Schreibtisch, Kommode, Ausziehbett, Podest, Bücherregal, Kachelofen, Bildern an der Wand und Tüchern an der Decke.

In der Außenküche steht das Geschirr vom Vorabend - ungespült. "Der Abwasch muss sich lohnen", sagt die 33-Jährige. Mit Strom und Wasser wird sparsam gehaushaltet. Da die Bauwagenbewohner so autark wie möglich leben wollen, erzeugen sie den Strom größtenteils über Solarzellen und Windräder. Regenwasser wird gesammelt, Trinkwasser im Sommer von einer Kleingartenanlage und im Winter mit Kanistern von der Lichtenbergschule geholt. Da überlegt man zweimal, ob man spült oder nicht. Einig sind sich die Bauwagensiedler auch bei der Umsetzung ihrer Werte: bezahlbares und gemeinschaftliches Wohnen, kreative Selbstbestimmung und umweltbewusstes Leben.

Dafür muss man nicht das Nichtstun pflegen. Auch die Diogenes-Bewohner sind berufstätig, finanzieren ihren Lebensunterhalt, unterstützen mit einem "Krötenkonto" Bewohner von Bauwagensiedlungen, die ihre Plätze räumen müssen, und stecken Geld in Projekte wie etwa die Puppentheatertage, die Diogenes-Bewohnerin Susanne Kanzler einmal im Jahr organisiert. Dann pilgern die Darmstädter aufs Gelände an den Kleingärten, es gibt Getränke und Gespräche auf Hollywoodschaukeln oder in der Sommerküche, die auch an diesem Morgen tipptopp aufgeräumt ist.

Rosen auf dem Tisch, Gläser im Schrank, Gewürze in Weinkisten-Regalen: Auf Strukturiertheit wird großen Wert gelegt. Das Zusammenleben ist organisiert, Dienste wie Abwasserbehälter kontrollieren oder Hygienewagen reinigen werden akribisch in einem Kalender festgehalten. Gemeinsam werden Reparatur- und Gartenarbeiten erledigt, Regenrinnen gesäubert, Holz gehackt. Diskutiert wird auch, am Lagerfeuer oder beim Pizzabacken. Doch bei aller Idylle ist klar: "Gemeinschaft ist herausfordernd," sagt Latumena. Das Plenum verlaufe nicht immer harmonisch, oft werde kontrovers diskutiert - etwa darüber, was Luxus und was ökologisch, privat oder gemeinschaftlich sei, ob zum Solarstrom noch städtischer Strom benötigt wird oder nicht.

Auch bei Diogenes gibt es Bewerber um einen Wagenplatz. 30 bis 40, schätzt Latumena, werden pro Jahr in den Siedlungen abgelehnt. Denn die meisten, die einmal angekommen sind, bleiben



Aus: "Hippie war gestern: Rund 80 Menschen leben auf Wagenplätzen in Darmstadt" (04.11.2017)
Quelle: http://www.echo-online.de/lokales/darmstadt/hippie-war-gestern-rund-80-menschen-leben-auf-wagenplaetzen-in-darmstadt_18296572.htm (http://www.echo-online.de/lokales/darmstadt/hippie-war-gestern-rund-80-menschen-leben-auf-wagenplaetzen-in-darmstadt_18296572.htm)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 14, 2018, 05:01:35 PM
",,Niemand ist so an Legalisierung interessiert wie wir": Wagenplatz-Bewohner wollen Perspektive" (16. Januar 2018)
Für legale Wagenplätze sprachen sich jetzt Bewohner des Wagenplatzes in der Straße am Steinbach in JEna aus. ... Bundesweit gebe es Beispiele von kommunal legalisierten Wagenplätzen – so etwa in Kiel, Lüneburg, Rostock oder Hannover. Die Stadt prüft bis Ende Januar alternative Standorte, am Donnerstag ist der Wagenplatz Thema im Stadtrat. Auf der Homepage der Radaue ist ein Countdown zu finden: Bis zum Duldungsende vergehen noch sechs Wochen. ...
https://jena.otz.de/web/jena/startseite/detail/-/specific/Niemand-ist-so-an-Legalisierung-interessiert-wie-wir-Wagenplatz-Bewohner-wollen-912202515

Aufgrund von vielen Missverständnissen und Vorurteilen die wagenbewohnenden Menschen immer wieder entgegenschlagen, wollen wir uns hier mal bisschen Vorstellen: Wir, das Wagenplatzprojekt ,,Rad*Aue" sind eine Gruppe von aktuell 11 Personen die gemeinsam auf einem alten Schotterplatz im Jenaer Norden in beweglichen Behausungen (Ausgebauten LKWs, Bau- bzw. Campingwägen) leben. Wir sind ein Teil der Stadt.
Entgegen der oft anzutreffenden Vorstellung sind wir weder alle Anfang 20, noch sind wir alle Student_innen und zum Geldverdienen gehen wir tatsächlich auch arbeiten. Unser Alltag ist dabei so verschieden wie bspw. der von Menschen die gemeinsam einen großen Mietwohnungsblock wohnen. Wir alle haben aber irgendwann in unserem Leben beschlossen, in einen Wagen zu ziehen, was uns letztlich auch zusammengebracht hat.
https://radaue.de/

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"Alibi-Zwischennutzung gegen Besetzung" (26.03.2015)
Der Verein Shift Mode diente dem Kanton als Begründung für die Räumung des Wagenplatzes. Dieser unterstützte den Verein auch noch mit kräftigen Finanzspritzen. ... Gross angekündigt hatte der gemeinnützige Verein Shift Mode sein Projekt «Holzpark Klybeck», bei dem vier grosse Holzhallen zur kulturellen Nutzung entstehen sollten. «Wir wollen unseren Teil zur Entwicklung des Quartiers beitragen», liess Shift Mode-
Sprecherin Katja Reichenstein im April vergangenen Jahres vielversprechend verlauten. Fast genauso feierlich verkündete der Regierungsrat den Entscheid über die Zukunft des ehemaligen Migrol-Areals an der Uferstrasse und kürte den Verein Shift Mode, der auch für die Zwischennutzung der Lady Bar an der Klybeckstrasse zuständig ist, zum Sieger des Auswahlverfahrens. Doch getan hat sich kaum etwas. ... Pikant: Gegen eine radikale Vorgehensweise war damals auch Katja Reichenstein von Shift Mode: «Wir haben klar kommuniziert, dass wir kein Problem gehabt hätten, wenn der Wagenplatz seine vorherigen 6000 Quadratmeter behalten hätte. Unser Projekt hätte trotzdem durchgeführt werden können.» (Basler Zeitung)
https://bazonline.ch/basel/stadt/Alibi-Zwischennutzung-gegen-Besetzung/story/14601177

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"Aufregung um Wagengruppe bei Seestadt Aspern" (27.03.2017)
Die Nachbarn sehen sie nicht gern: Die Bewohner des ,,Wagenplatz Gänseblümchen" am Rand der Seestadt Aspern. Sie würden Müll verbrennen und keine Abgaben für Wasser und Kanal bezahlen, sind die Anschuldigungen. ...
http://wien.orf.at/news/stories/2833282/

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"Wagenplatz muss weg   - Stattpark Olga: "Wir sind älter, reifer und spießiger"" Jasmin Menrad (11.06.2018)
München - Wo geht ihr auf die Toilette? Habt ihr WLAN? Könnt ihr duschen? Friert ihr im Winter? Diese Fragen stellen Menschen, die zum ersten Mal zum Wagenplatz Stattpark Olga in Obersendling kommen. Jeden Donnerstag lernen im Schnitt 30 Menschen die Olgas kennen. Nochmal so viele kommen regelmäßig zum Platzcafé am Donnerstag: Biertragerlsteigen, Konzerte, Vorträge, Fahrradwerkstatt, Tischtennisturnier, Lesungen – um hier einen schönen Abend zu verbringen, braucht man nicht viel Geld. "Sobald die Menschen näher an uns herankommen, interessieren sie andere Dinge als die Frage, wo wir auf die Toilette gehen", sagt Peter, der seit 20 Jahren im Wagen lebt und von Anfang an bei der Olga dabei ist – also seit April 2011. Doch jetzt ist die Zukunft des Wagenplatzes in Gefahr.
Bei dem Projekt geht es – das betonen sie alle: Peter, Frank, Merlin und Julie – nicht um günstiges Wohnen, sondern darum, die Möglichkeit einer anderen Gesellschaft aufzuzeigen. Ob sie die AZ zum Gespräch empfangen, haben die Olgas im dienstäglichen Plenum entschieden, so wie jede Entscheidung, die das Projekt betrifft.
"Gemeinschaft ist uns wichtig. Wir probieren aus, was miteinander geht und treffen Entscheidungen im Konsens", sagt Peter. Das tragen die Olgas auch nach außen. Jeden Donnerstag beim Café und jeden Tag in die Nachbarschaft. "Andauernd kommt einer mit einem Platten vorbei und dann gehen wir hin und flicken zusammen das Radl", sagt Merlin. Beim nächsten Mal kann der Nachbar sein Radl womöglich schon selbst reparieren. Ihr Ideal von einer antikapitalistischen Gesellschaft versuchen sie jeden Tag neu zu verhandeln und zu leben. Einige Nachbarn waren erst skeptisch, glaubten, dass da Sandler ohne Arbeit kommen, die günstig ihren Trailerpark auf einer städtischen Fläche aufstellen.

Bis die Olgas ihre selbst ausgebauten Lastwagen und Bauwagen angeschleppt haben. Bis sie Gärten angelegt haben voll Gemüse und Obst. Bis ihr Veranstaltungsraum gebaut war, in den sie regelmäßig einladen. Bis die Hühner in dem umzäunten Gelände pickten und die Kinder aus der Nachbarschaft die Olga als großen Abenteuerspielplatz entdeckten.
Bis der Umsonstladen stand. Das ist jener Teil der Olga, der immer zugänglich ist und ein Treffpunkt fürs Viertel und darüber hinaus. Ein großer Schrank vor dem Gelände, in dem Kleidung, Bücher, Gläser, Toaster und Kaffeemaschine zum Mitnehmen stehen. Alles gut erhalten und ständig wieder aufgefüllt und mitgenommen von den Menschen aus dem Viertel.
In der Aschauer Straße hatten die Olgas mit 15 Leuten begonnen, waren dann zwei Jahre in der Tumblinger Straße und sind seit zwei Jahren mit 20 Erwachsenen und sechs Kindern von null bis 17 Jahren beim Ratzinger Platz. Das Projekt ist generationenübergreifend, und wenn die Familie sich vergrößert, wird einfach ein Wagen dazugestellt.
Ein weiteres Olga-Kind ist gerade unterwegs. Nur, wo es aufwachsen wird, das wissen die Olgas nicht. Denn Ende August endet ihr Mietvertrag – und sie haben noch keinen neuen Standort in der Stadt.
Zwei Flächen in Freiham hat das zuständige Kommunalreferat dem Wohn- und Kulturprojekt angeboten. "Es wird insgesamt immer schwerer, so gerne wir das unterstützen", sagt Bernd Plank vom Kommunalreferat. Die Gruppe aber sieht ihr Projekt gefährdet, wenn die Wagen nicht in zentraler Lage stehen können. "Am Stadtrand würden nur die immerselben Menschen kommen", sagt Merlin. All die Menschen aus der Aschauer-, der Tumblinger- und der Boschetsriederstraße würden nicht rausfahren, Neugierige aus der Innenstadt würden nicht eben mal vorbeikommen.
Sie haben viele Unterstützer bei der Stadt, auch Grüne und SPD machen sich für sie stark. "Der einzige Weg ist, konstruktive Gespräche zu führen und zu überzeugen", sagt Julie.
Gespräche führen können sie. Wer länger mit den Olgas zusammensitzt, der bemerkt, dass sie einander immer aussprechen lassen, aufeinander eingehen, oft die Punkte wiederholen, in denen sie sich einig sind und respektvoll die Uneinigkeiten diskutieren. Frank fasst das Experimentierfeld Olga so zusammen: "Die Frage, die wir ständig aufs Neue verhandeln, ist, wie wir basisdemokratisch zusammenleben können, obwohl wir völlig unterschiedliche Menschen sind."
Wer die Olgas näher kennenlernt und inzwischen erfahren hat, dass sie mehrere Toiletten haben, Internet, eine Gemeinschaftsdusche und im Winter wegen der Holzöfen in den Wagen schwitzen, den interessiert mehr, wie sich so ein Projekt verändert und wie es funktionieren kann. Merlin vergleicht den Prozess mit einer Beziehung: "In der anfänglichen Euphorie glaubt man, dass man am selben Strang zieht und wenn man dann merkt, dass das gar nicht so ist, dann probiert man, dass man es hinkriegt, an einem Strang zu ziehen."
Mittlerweile sind sie schon lange in einer Beziehung, wünschen sich, sesshaft zu werden, eine längere Zwischennutzung als zwei Jahre zu finden. "Wir sind nicht mehr das mobile Projekt vom Anfang", sagt Merlin. "Wir sind mehr Leute, mehr Familien. Wir sind älter, reifer – und spießiger."
https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.wagenplatz-muss-weg-stattpark-olga-wir-sind-aelter-reifer-und-spiessiger.38fc1d1e-e3a6-43e0-b30e-a7c596e446e1.html

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"Alternatives Wohnen So steht es um den Wagenplatz in Jena-Löbstedt" Olaf Nenninger (17. Februar 2018)
Bezahlbarer Wohnraum ist in Thüringen wohl nirgendwo so knapp wie in Jena. In Löbstedt im Norden der Stadt direkt an der Saale bewohnt ein gutes Dutzend Leute deswegen Bauwagen. Doch die Duldung durch die Stadt läuft ab. ... Bis Ende Februar kann niemand einen neuen Standort für die Wagenplatzbewohner aus dem Hut zaubern. Alles deutet darauf hin, dass die Stadt die Duldung so lange verlängern muss, bis ein neuer Standort gefunden ist. Mehr als 40 Grundstücke wurden bereits gemeinsam mit den Ämtern diskutiert und im Anschluss wieder verworfen. Wahrscheinlich müsste Jenas Flächennutzungsplan geändert werden. Die Mühlen der Bürokratie mahlen bekanntlich langsam. Das könnte sich als Glücksfall für Melgo und Wagenbürger am Steinbach 16 erweisen. ...
https://www.mdr.de/thueringen/ost-thueringen/jena/wagenplatz-jena-loebstedt-100.html

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",,Gleis X"-Leute bangen um den Wagenplatz" Simone Schwalm (26.04.2018)
Saunawagen, Gemüsebeete und die Theke ,,Zur faulen Ente": Nahe des 
 Jägertunnels befindet sich der Wagenplatz des Vereins ,,Gleis X", um dessen Fortbestehen die Mitglieder nach der Kündigung durch die Stadt Marburg bangen. ... Die ,,Gleis X"-Leute wollen jedoch nicht weg und können die Kündigung nicht nachvollziehen. Daher möchten sie ,,Gespräche mit den Bürgermeistern führen" und ihr Konzept vorstellen. Denn sie sind der Ansicht, dass es auch im Interesse der Stadt sein könnte, dass sie als ,,Bereicherung der kulturpolitischen Szene Marburgs" bestehen bleiben. ... ,,Wir würden gern legal hier wohnen dürfen", sagt Miri.
Denn das sei der Ursprungsgedanke gewesen, als die Mitglieder 2012 nach einem Grundstück suchten: Die Vision eines Wagenplatzes als Wohnort und sozialem Raum in der Stadt Marburg. ...
http://www.op-marburg.de/Marburg/Nach-Kuendigung-durch-die-Stadt-Gleis-X-Leute-wollen-nicht-weg

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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 26, 2018, 09:32:50 AM
Der Kiezladen Friedel54 ist ein selbstverwaltetes, soziales Zentrum im Norden Neuköllns. Kiezladen bedeutet Raum zum Kennenlernen, Ausspannen, Weiterbilden und Experimentieren. Konkret bedeutet das regelmäßig abends Essen und Getränke für Spende, kostenlose Mietrechtsberatung, Vorträge und Workshops, Filme und Dokus, Tresen- und Cocktailabende, Brunch und Cafés, sowie Kicker, Umsonstladen und Siebdruckwerkstatt. Alles mit freiem Eintritt und alles in einer Atmosphäre, die möglichst niemanden ausgrenzt und in einem umkommerziellen und selbstverwalteten Rahmen.
Der Kiezladen wird nicht von einem kleinen Personenkreis betrieben, sondern von einem Kollektiv aus Einzelpersonen und – aktuell – über 15 Initiativen, Gruppen und Projekten aus einem breiten politischen, sozialen und kulturellen Spektrum. Gemeinsam organisieren wir den Alltag, füllen den Raum mit Veranstaltungen und Angeboten und immer wieder wird das so entstandene Netzwerk auch für Projekte außerhalb des Ladens genutzt. Wir entscheiden alles zusammen und gleichberechtigt, es gibt keine Chefs, oder Menschen mit besonderen Privilegien. Dabei sind wir kein geschlossener, oder fester Kreis. Jede*r kann sich hier einbringen und wir freuen uns immer über neue Gesichter, Projekte und Ideen.
Jede*r ist hier willkommen. Wir schauen nicht auf Aussehen, Einkommen, sexuelle Orientierung, rechtlichen Status oder sonstige Schubläden. Wir wollen einen Raum, in dem sich möglichst jede*r wohlfühlen und ausleben kann und alle rücksichtsvoll miteinander umgehen. Damit niemand, der akut oder immer knapp bei Kasse ist, ausgeschlossen wird, nehmen wir grundsätzlich keinen Eintritt für Veranstaltungen und bieten Speisen und Getränke auf Spendenbasis an. Das bedeutet das wir Vorschläge haben, wie viel jede*r zahlen kann, es aber niemand muss, wenn es gerade nicht drin ist. Unsere Kicker kosten kein Geld und wir haben einen kleinen Umsonstladen, wo Menschen Dinge ohne Gegenleistung mitnehmen können, die andere nicht mehr brauchen.
Der Kiezladen ist auch keine Blase, oder reiner Selbstzweck. Wie alle aktiven Gruppen und Initiativen in ihren eigenen Projekten, so mischen wir uns auch als Kiezladen immer wieder in gesellschaftliche Prozesse, oder Ereignisse ein. Insbesondere durch unsere Lage im "angesagten" Reuterkiez – und ganz aktuell, unsere eigene Kündigung – , streiten wir auf vielen Ebenen für selbstbestimmtes Wohnen und Leben und eine solidarische Stadt von unten. Wir sind solidarisch mit den vielen kleinen und großen Kämpfen, die um uns herum stattfinden und unterstützen diese, soweit wir können. (Stand 06/2018)
https://friedel54.noblogs.org/

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"Klapperfeld in Frankfurt ,,Tägliche Provokation für den Rechtsstaat"" Danijel Majic (04.07.2018)
Retourkutsche per Plakat: Aktivisten antworten mit Sarkasmus auf die anhaltende Diskussion um das Klapperfeld in Frankfurt. ... Die Aktion war kurz und ihre Außenwirkung beschränkt. Kaum hatten Sympathisanten der Initiative ,,Faites votre jeu" – die das ehemalige Polizeigewahrsam Klapperfeld nahe der Konstablerwache als selbstverwaltetes Zentrum nutzt – Ende voriger Woche die an der Außenwand des Gebäudes angebrachten Plakatwände mit eigenen Botschaften versehen, waren diese auch schon wieder überklebt. Die Aktivisten aber hielten die Aktion in einem Video fest, das nun im Internet abrufbar ist. Und damit verbreiten sich auch ihre Botschaften.
Die im Video in weiße Arbeitsanzüge gekleideten Aktivisten nämlich haben beschlossen, auf die anhaltende Diskussion um das autonome Zentrum in der Innenstadt, das CDU und FDP am liebsten räumen lassen würden, mit Sarkasmus zu antworten. ,,Das Graffito an der Klapperfeld-Fassade ist eine tägliche Provokation für den Rechtsstaat", steht nach getaner Arbeit unter anderem auf einer der Plakatwände zu lesen. Weiter unten wird Frank Richter, Vizepräsident des Frankfurter Amtsgerichts, für dieses ,,wunderschöne Kompliment" gedankt. Und das ,,Graffito", über das sich Richter und bürgerliche Lokalpolitiker erbost hatten, ist ebenfalls abgebildet, vor allem der umstrittene Schriftzug: ,,Niemand muss Bulle sein."
,,Wir haben uns sehr über diese solidarische Aktion gefreut", erklärt Matthias Schneider von ,,Faites votre jeu". Auch wenn man nicht genau wisse, wer die Initiatoren gewesen seien. Nach dem Auftauchen des Graffitos an der Außenwand des Klapperfelds waren in den vergangenen Tagen erneut Rufe nach einer Schließung des linken Zentrums lautgeworden.
Unter anderem forderten Vertreter der CDU, das Gelände für die Erweiterung der Justizbehörden zu nutzen. Davon ist im neuesten Vorschlag der Frankfurter SPD indes keine Rede. Die Stadtverordnete Birgit Puttendörfer sprach sich für den Erhalt der von ,,Faites votre jeu" eingerichteten Erinnerungsstätte im Klapperfeld aus. Allerdings schlägt sie vor, bislang nicht genutzte Teile des Gebäudes als Atelierflächen an Künstler zu vermieten. Die Mieteinnahmen könnten dem Erhalt des Gebäudes zugutekommen.
http://www.fr.de/frankfurt/klapperfeld-in-frankfurt-taegliche-provokation-fuer-den-rechtsstaat-a-1537297

Video: "Neugestaltung der Plakatwände am ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld"
https://vimeo.com/277868117

Im August 2008 besetzten Angehörige der Initiative »Faites votre jeu!« das ehemalige Jugendzentrum in der Varrentrappstraße 38. Ein selbstverwaltetes, unkommerzielles Zentrum entstand. Nach einigen Monaten der Besetzung, Anfang des Jahres 2009, drohte die Stadt Frankfurt der Initiative mit der Räumung des Gebäudes. Die Initiative war jedoch trotz dieser Räumungsandrohung nicht bereit, das von ihr besetzte Haus zu verlassen und damit ihr Projekt aufzugeben. Gegen die Mitwirkenden der Initiative wurden Strafanzeigen gestellt. Nach langen Verhandlungen wurde ein Ersatzobjekt angeboten: das ehemalige Polizeigefängnis Klapperfeld. ...
http://www.klapperfeld.de/

Die Initiative »Faites votre jeu!« ist ein Zusammenschluss vorwiegend junger Menschen, die jenseits etablierter Strukturen ein gemeinsames Interesse an kultureller, künstlerischer und politischer Arbeit verbindet. Die Initiative ist als Reaktion auf die voranschreitende, repressive Umstrukturierung des städtischen Raumes entstanden und soll Brüche in der gesellschaftlichen Totalität aufzeigen und so einen möglichen Gegenentwurf zu den vorherrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen darstellen. Die Initiative ist ein offener Zusammenschluss von Einzelpersonen und Gruppen und steht allen interessierten Menschen offen. Konsens ist, dass Antisemitismus, Homophobie, Rassismus und Sexismus und andere reaktionäre und menschenverachtende Denkmuster und Verhaltensweisen nichts in den gemeinsamen Zusammenhängen verloren haben und im Widerspruch zum erklärten Ziel der Entwicklung selbstbestimmter, emanzipativer Politik und Kultur stehen.
... Ein selbstverwaltetes, unkommerzielles Zentrum ist entstanden. Es ist zu einem Treffpunkt für Menschen geworden, die hier gemeinsam an Kunst- und Kulturprojekten arbeiten und bietet Raum für politische Diskussionen, Lesungen und Veranstaltungen....
http://faitesvotrejeu.blogsport.de/

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"Nach Räumung in der Bornsdorfer Straße - "Stadt und Land"-Chef beharrt auf Anzeige gegen Hausbesetzer" (22.05.18)
Mehrere Stunden lang hatten Aktivisten am Sonntag ein teils leerstehendes Haus in Neukölln besetzt, dann wurde das Eigentum der "Stadt und Land" geräumt. Deren Chef will die Besetzer zur Verantwortung ziehen, entgegen dem Wunsch der Bausenatorin. ... Die Hausbesetzung in der Bornsdorfer Straße in Neukölln am Sonntag hat Konsequenzen: Gegen 56 Männer und Frauen wird nun wegen Hausfriedensbruch ermittelt - davon rückt Ingo Malter, der Chef der Eigentümerin "Stadt und Land", auch nicht ab, entgegen des Wunschs der Bausenatorin Karin Lompscher (Linke). Er hatte die Strafanzeige am Sonntag gestellt, nach sechs Stunden langen und letztlich gescheiterten Verhandlungen mit den Besetzern.
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft hatte das Haus vor drei Jahren von einem Investor gekauft - die Hälfte der Wohnungen ist unbewohnbar und steht leer, das Haus soll saniert werden. "Ich hätte mich darauf eingelassen, dass wir über ein Wohnprojekt sprechen und uns ernsthaft bemühen, dieses Projekt in den Beständen der 'Stadt & Land' stattfinden zu lassen. Hier im Gebäude aber erst nach der Sanierung - unter der Maßgabe, dass man sofort und vollständig das Gebäude verlässt", sagte Malter am Dienstag dem rbb. Er habe einen Polizeieinsatz vermeiden wollen, dies sei aber nicht möglich gewesen. Mit dem Strafantrag sei er nur seiner rechtlichen Verpflichtung nachgekommen. ...
Lompscher hatte Malter gebeten, die Anzeige gegen diejenigen zurückzuziehen, die das Gebäude friedlich verlassen hätten und gleichzeitig Verständnis für die Besetzer geäußert. Der Protest gegen überteuerten Wohnraum zeige, dass es in großen Städten für Menschen mit niedrigen Einkommen schwerer werde, eine Wohnung zu finden. "Vor diesem Hintergrund ist die Motivlage der Besetzerinnen und Besetzer, ein deutliches politisches Zeichen zu setzen, nachvollziehbar", sagte Lompscher am Montag. Trotzdem könne die Besetzung strafrechtliche Konsequenzen haben. Das ist nun der Fall.
Auch in der Koalition hat die Aktion ein Nachspiel - denn die Partner bewerten sie offensichtlich sehr unterschiedlich. Der innenpolitische Sprecher der Berliner SPD, Frank Zimmermann, kritisierte die Äußerungen der Bausenatorin am Dienstag. "Ich halte es für äußerst bedenklich, wenn wir anfangen, politisch zu entscheiden, ob ein Hausfriedensbruch verfolgt wird oder nicht. Das ist Sache der Justiz, der Antragsteller. Von vornherein auf den Strafverfolgungsanspruch zu verzichten, halte ich für abenteuerlich", sagte Zimmermann dem rbb.
Auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) stellte sich am Dienstag klar gegen Grüne und Linke, die Verständnis für die Besetzer haben. "Hausbesetzungen sind kein probates Instrument, sie verletzen Recht und Gesetz. Und das können wir nicht zulassen", ließ sich Müller zitieren. ...
https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/05/berlin-hausbesetzung-neukoelln-kreuzberg-kritik.html



Title: Re: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on July 17, 2018, 10:54:54 PM
"Kaufpreise für Wohnungen in Berlin um mehr als 15 Prozent gestiegen" (17. Juli 2018)
In deutschen Großstädten sind die Preise für Eigentumswohnungen im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. In der Hauptstadt Berlin verteuerten sich die Wohnungen besonders stark, zeigen Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken, über die die Zeitschrift Finanztest berichtete.
Die Preise für Wohnungen in Berlin stiegen demnach von Ende 2016 bis Ende 2017 im Schnitt um 15,6 Prozent. Frankfurt am Main liegt mit einem Anstieg von 12,5 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von Hamburg (11,4), Stuttgart (11,3) sowie Köln (10,8 Prozent). Im bundesweiten Schnitt hätten Käufer von Eigentumswohnungen Ende 2017 sieben Prozent mehr zahlen müssen als ein Jahr zuvor. Basis der Berechnungen sind tatsächlich abgeschlossene Kaufverträge, nicht Annoncen oder Maklerumfragen.
Orte, an denen Wohnimmobilien nicht oder nur wenig teurer wurden, gibt es nach den ausgewerteten Daten nur noch in Ostdeutschland. Zum Beispiel kosteten Eigentumswohnungen in Frankfurt (Oder) binnen Jahresfrist nur 0,9 Prozent mehr, im Raum Görlitz 1,7 oder im Kreis Vorpommern-Greifswald 2,1 Prozent.
... Neben dem Trend zur Geldanlage in Sachwerte treiben vor allem die extrem niedrigen Zinsen sowie die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt die Nachfrage nach Immobilien an. Zugleich hält die Anzahl der Neubauten nicht mit der Nachfrage Schritt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte erst kürzlich vor der potenziellen Gefahr einer möglichen Immobilienblase. Der Preisanstieg bei Immobilienpreisen habe in Deutschlands "dynamischsten Städten eine genaue Beobachtung verdient", hieß es in einem IWF-Länderbericht. Die globale Finanzkrise 2008/2009 hatte ihren Ausgangspunkt auf dem US-Immobilienmarkt, wo die Preise nach jahrelangem Boom kollabierten. ...
https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-07/immobilienmarkt-berlin-wohnungen-kaufpreise-anstieg

QuoteHans mit Wurst #8

Interessant wäre es einmal die Käufer aufzuschlüsseln. Hat da der normale Bürger sich den teuren Traum vom Eigenheim erfüllt oder machen hier große Investoren und Holdings ihren Reibach?


QuoteDurex #8.5

Es sind in erster Linie Kapitalgesellschaften und Rentenfonds, die die Immobilien - auch Wohneigentum - in Deutschland aufkaufen, da D. verhältnismäßig preiswert in diesem Segment war, und man bei Wohnungen davon ausgehen kann, dass immer Kapitalertrag (Miete) reinkommt.
Seitdem auf den Kapitalmärkten dank Dragis Nullzinspolitik es keine Zinsen mehr gibt, wird halt in andere, ertragreichere Gebiete investiert.
Was sollen Rentenfonds auch machen, wenn sie ihren Einzahlern (das können durchaus einige der Mieter sein) im Alter ein Plus gewähren wollen?


QuoteMowKow #8.6

Nicht nur die - Inzwischen haben auch ausländische Privatleute den deutschen Immobilienmarkt als Investmentvehikel für sich entdeckt
In meinem Eingangsbereich (Neubau 12/2017, München) gingen 4 von 16 Wohnungen an Chinesen die Diese vermutlich noch nie in ihrem Leben gesehen haben (ausser im Hochglanzprospekt)
Wer wissen will wohin die Reise geht braucht sich nur in Sydney oder London mal umschauen


QuoteFür mehr Substanz #9

Wohneigentumquote Deutschland: 51%
Wohneigentumquote Griechenland: 73%

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155734/umfrage/wohneigentumsquoten-in-europa/

...


QuoteK. Wumm #9.5

Wohneigentumquote Schweiz: 42%
Wohneigentumquote Rumänien: 96%

Und nun?


Quoteahlibaba2 #10

Die Blasenbildung in Immobilienvermögen ist unübersehbar. Offenkundig reagiert unsere allseits geschätzte Regierung auf diese Verwerfungen nicht, weil sie die Blasenbildung in etwas Wünschenswertes umgedeutet hat. Sind nicht die Immobilienpreise jahrelang gar nicht gestiegen? Besitzen die Deutschen nicht im Durchschnitt im europäischen Vergleich ein nur geringes Vermögen? Sorgt nicht die Vermögenspreisinflation erst für den "Megaboom" in deutschen Großstädten, unterstützt nicht die Teuerung der Lebensverhältnisse erst den Zwang zur Arbeit und den Druck zur Lohninflation? Der Zynismus, den Ökonomen an den Tag legen, wenn sie dieses Phänomen umarmend kapitulieren, kennt keine Grenzen. Die Immobilienpreisinflation ist das, was redliche Ökonomen vor einigen Jahren noch nicht nachhaltiges Wirtschaften genannt hätten. Doch was interessiert sie ihr Geschwätz von gestern?

Auch ist offenkundig, dass gerade in Berlin die Stadt an der Immobilienblase verdient, indem sie Steuereinnahmen aus den Immobilientransaktionserlösen bezieht. Es besteht in Berlin ein krasses System von Fehlanreizen, die eine politische Begrenzung der Blasenbildung behindern. 30.000 Leute leben in Berlin auf der Straße, aber die neu gebaute Wohnfläche ist rückläufig. Das ist stadtplanerisch eine Kapitulation.

"Deutschlands erstes Slum" in Kreuzberg wird übrigens derzeit mit Luxuswohnungen bebaut. Die Regierung hat die Behausungen dieser Leute einfach platt gemacht, wie in einem Drittweltland.


Quotemounia #10.1

So ist es. Schöne Grüße aus Kreuzberg.


QuoteGemütsarmer #10.2

Vor der Wende war Berlin ein Bundesland oder Stadtstaat. Nachdem Berlin zur Hauptsstadt würde hatte das in vielerlei Hinsicht Konsequenzen. Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin. Umzug grösser Teile der Administration und Verwaltung plus Ministerien. (Natürlich wurde den Bonnern versprochen das die Ministerien und Verwaltungen in Bonn bleiben nur wer glaubt den Blödsinn dass dies auf Dauer so bleibt es ist nur eine Frage der Zeit bis alle Verwaltungen etc. in Berlin zentralisiert werden). Umzug der Botschaften, der Landesvertretungen, der Fachverbände, der Lobbygruppen etc. Das sind schon Zigtausende Gutverdiener mit Anhang die plötzlich nach Berlin kommen die über viel Geld verfügen. Allein das treibt schon kräftig die Preise nach oben. Dann weitere Zigtausende junge Personen als Zuzug die im Medien, Internetbuisness tätig sind. Dann Zuwanderung von Flüchtlingen, Zuzug von Personen die vom Land in die Stadt wollen. Hier raus resultiert zwangsläufig eine Wohnungsknappheit da Flächen und Wohnraum begrenzt sind und egal was die Politik macht solange der Zuzug anhält werden die Preise steigen. Das einzige was helfen würde wäre eine Abwanderung aus der Stadt.


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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on August 02, 2018, 02:11:09 PM
"Prenzlauer Berg mit Hochhäusern" sunflower22a (12.07.2018)
New York war mal spannend, aufregend, the city that never sleeps, eine Katastrophe, ein Haufen Dreck, überall Kriminelle, Kulturmetropole, the center of the universe, die Stadt der Subkultur, ein Magnet für alle Kreativen, what have you. Aber eines, das war NY noch nie: langweilig. Durchschnitt. Jetzt, es ist soweit. Eine Stadt voller obszön reicher Leute und voller obszön armer Menschen. ...
https://sunflower22a.wordpress.com/2018/07/12/prenzlauer-berg-mit-hochhausern/

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Wagenburg Karlsruhe
[Stand: 2018:] Unter dem Motto "Raus aus der Innenstadt, weg von Beton, Asphalt und dicken Mauern. Das Leben selbst organisieren." sind im Jahr 1992 vier Personen mit ihren Wägen auf eine Wiese am Stadtrand von Karlsruhe gezogen.
Es folgten 2 ½ Jahre politischer Auseinandersetzungen. Zunächst wollten sowohl die damals ach so liberale Stadtverwaltung, als auch OB Seiler die Wagenburg mit allen Mitteln verhindern. Einige Umzüge, Räumungen und eine ,,Zwangseinweisung" auf den Landfahrerplatz. Diesem wilkürlichen Hin- und Hergeschubse und dem Versuch einer Art ,,Ghettoisierung" von Menschen die mit unterschiedlichen Vorstellungen auf Rädern wohnen, wurde mit viel Kreativität, Durchhaltevermögen, Öffentlichkeitsarbeit, Charme, Witz und Frechheit erfolgreich begegnet. So konnte letztendlich mit Zustimmung des Gemeinderates und gegen den Willen des OBs eine Duldung der Wagenburg auf einem Platz in der Haid- und Neu- Straße erkämpft werden. Die Anzahl der Personen war zu diesem Zeitpunkt auf acht angestiegen.
Nun gab es endlich Zeit und Ruhe, die eigenen Ideen in die Tat umzusetzen. In einer Gemeinschaft aus ca. zehn Personen möchte man das alltägliche Leben in Eigenregie gestalten. Dabei spielen ökologische und ökonomische Aspekte eine große Rolle. Keine Anbindung an die öffentliche Strom- und Wasserversorgung, um einen sparsamen und direkten Umgang mit natürlichen Ressourcen zu ermöglichen. Heute wird das Brauchwasser aus einem Brunnen gepumt und der Strom über Solarenergie gewonnen. Selbst auf Fernsehen, Internet und Telefon muss nicht verzichtet werden. Die Gestaltung des Platzes, der Gemeinschaftswägen wie Küche, Bad-, und Klowagen sowie des Zusammenlebens werden in regelmäßigen Plena besprochen.
Und doch bleibt für jede einzelne Person die Möglichkeit den eigenen Wagen und Wohnraum individuell zu gestaltten. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Seit Neunzehn Jahren steht die Wagenburg jetzt in der Haid- und Neu- Str.. Momentan besteht unsere Gemeinschaft aus ca. 10 Personen unterschiedlichsten Alters, zwischen 1 und 50 Jahren. Auf einer Wiese mit angrenzendem kleine Waldstück, zwischen Bäumen und Feldern können wir den Alltag auf naturnahem Gelände genießen.
Um auch die nächsten 20 Jahre in der Haid-und Neu-Straße wohnen zu können, ist unser Durchhaltevermögen und Eure Unterstützung gefragt. Wir bleiben!
https://wabuka.wordpress.com/
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on August 15, 2018, 10:17:23 AM
Quote[...] Die Reportage aus der ,,Frontal"-Redaktion beschreibt die Gründe für die Explosion der städtischen Mieten und die Folgen für die Mieter. ... Im November letzten Jahres hat die ZDF-Reihe ,,37 Grad" drei Familien vorgestellt, die sich das Leben in der Stadt nicht mehr leisten konnten; ,,Zu teuer, zu klein, schon weg" hieß die Reportage. ,,Es ist überall dasselbe", hieß es damals: ,,In den Metropolen spielen die Mietpreise verrückt. In den vergangenen Jahren sind sie geradezu explodiert." Die Redaktion von ,,Frontal 21" reicht nun mit ,,Teurer Wohnen" einen der Hauptgründe für eine Entwicklung nach, die vor dreißig Jahren eingesetzt hat. Damals begann die Regierung Kohl, sich aus dem sozialen Wohnungsbau zurückzuziehen. Die neoliberale Überzeugung, der Markt werde es schon richten, entpuppt sich im Nachhinein als fatale Fehlentscheidung, für die die Mieter, die auf Unterstützung angewiesen sind, nun büßen müssen.
Das Reporterteam rund um das federführende Autorenpaar Martina Morawietz und Michael Haselrieder hat zwölf Monate lang mehrfach die Bewohner eines Hauses in der Berliner Lützowstraße besucht. Nach vier Jahrzehnten ist dort 2017 die Mietpreisbindung gefallen; der Besitzer, eine Investorengruppe, darf jetzt die ortsüblichen Mieten verlangen. Das Haus im Bezirk Tiergarten und somit in bester Lage wird derzeit grundsaniert; anschließend werden die Mieten selbstredend erheblich steigen. ,,Leben heißt Veränderung", heißt es fast schon zynisch im entsprechenden Schreiben an die Hausbewohner, die ein Modernisierungszuschlag von 74 Prozent erwartet.
Die Besitzer spekulieren darauf, dass die Wohnungen für ,,urbane Freigeister" frei werden, wie es auf ihrer Website heißt. Als das ,,Frontal"-Team im Juni das letzte Mal in der Lützowstraße war, hatten die meisten Mieter das Haus bereits verlassen. Protagonisten der Reportage sind diejenigen, die sich nicht vertreiben lassen wollen; kein Wunder, dass sie mit ihrem Mut zum Widerstand an die unbeugsamen Gallier aus den ,,Asterix"-Comics erinnern.
Während sich ,,37 Grad" sonst gern auf einzelne Schicksale konzentriert und das große Ganze dabei meist ausspart, sorgen Morawietz und Haselrieder auch für das nötige Hintergrundwissen. In anschaulichen Grafiken verdeutlichen sie die großstädtischen Entwicklungen der letzten Jahre: Die Mieten steigen, die Zahl der Sozialwohnungen nimmt ab. Gesprächspartner aus verschiedenen Fachbereichen erläutern, warum die politischen Gegenmaßnahmen verpuffen: weil beispielsweise die Mittel für die von der Bundesregierung ausgerufene ,,Wohnraumoffensive" viel zu niedrig seien. Wirkungslos sei auch die sogenannte Mietpreisbremse.
Sie besagt, dass Mieten in einem angespannten Wohnungsmarkt höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen dürfe. Das könne aber nicht funktionieren, wenn sich viele Menschen schon diese Vergleichsmieten gar nicht leisten könnten. Als Alternative stellen Morawietz und Haselrieder das ,,Münsteraner Modell" vor: In der ostwestfälischen Stadt werden städtische Grundstücke nur an Investoren vergeben, die eine niedrige Startmiete garantieren.
Bei allem Respekt vor dem Engagement der Autoren, die den Betroffenen in der Lützowstraße im Verlauf der diversen Besuche sicher näher gekommen sind, als das üblicherweise der Fall ist: Wie so viele Reportagen dieser Art enthält auch ,,Teurer Wohnen" ein paar Aspekte, die überflüssig sind oder den optischen Erzählfluss stören. Ein Frühjahrsausflug an die Côte d'Azur zur Immobilienmesse in Cannes hat zwar sicher Spaß gemacht, aber sein Beitrag zur Wahrheitsfindung ist doch recht überschaubar.
Das völlig unergiebige Interview mit der zuständigen Wohnungsbausenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) hätte sich sicher auch in Berlin führen lassen und wäre dann womöglich ergiebiger gewesen. Immer wieder blödsinnig, aber als Stilmittel nicht auszurotten sind auch die gänzlich unnötigen Zwischenschnitte auf die Hände eines Gesprächspartners. Vermutlich sollen die Gesten für ein wenig optische Dynamik sorgen, deshalb werden Interviews auch gern beim Autofahren geführt. Das ging diesmal natürlich nicht, schließlich ist ja die Botschaft des Films, dass die Menschen ihre Wohnungen nicht verlassen wollen. Zum Glück gibt es noch so ein Versatzstück: die Zubereitung des Mittag- oder Abendessens.
Dabei hat die Reportage solche Tricks ebenso wenig nötig wie die Suggestivfragen (,,Und war das für sie ein Schock?"), denn einige der Mieter sind interessante Persönlichkeiten, deren Schicksal automatisch zur Empathie anregt. Die Maßnahmen der Hausverwaltung wirken ohnehin schikanös: Wer sich nicht vertreiben lassen wollte, musste damit leben, dass es regelmäßig kein Wasser gab oder dass im Winter die Heizung ausfiel; der Aufzug ist ohnehin ständig außer Betrieb. Kurz vor Weihnachten kam die Ankündigung, dass die Toiletten ab Januar nicht mehr benutzt werden dürften;  als Alternative haben die Hausbesitzer auf dem Parkplatz Dixie-Klos aufgestellt.



Aus: " ,,Teurer Wohnen", ZDF ,,Für urbane Freigeister"" Tilmann P. Gangloff (13.08.2018)
Quelle: http://www.fr.de/kultur/netz-tv-kritik-medien/tv-kritik/teurer-wohnen-zdf-fuer-urbane-freigeister-a-1562114 (http://www.fr.de/kultur/netz-tv-kritik-medien/tv-kritik/teurer-wohnen-zdf-fuer-urbane-freigeister-a-1562114)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on August 16, 2018, 11:00:29 AM
Quote[...] ,,Leben heißt Veränderung" – mit diesen Worten teilte der Eigentümer des Wohnhauses an der Lützowstraße/Ecke Genthiner Straße in Tiergarten seinen Mietern mit, dass er sich dazu entschlossen habe, die Mietwohnungen in Eigentum umzuwandeln. Außerdem wird das Haus umfassend saniert, so dass die Mieten danach um bis zu 74 Prozent steigen. Dabei werden Fassaden gedämmt, die Fenster erneuert und die Heizanlage modernisiert. Auch Asbest müsse entfernt werden, teilte der Investor mit. Die Mieter hat er aufgefordert, sich für die Zeit der Bauarbeiten eine Bleibe, zum Beispiel bei Verwandten, zu suchen, einige sind bereits ganz ausgezogen. Doch eine Gruppe von etwa 35 Bewohnern bleibt standhaft und weigert sich, ihr Zuhause zu verlassen. Unter ihnen: Wolfgang Hoth, 81, dessen Miete von knapp 800 auf fast 1250 Euro steigen soll.

Einer am 7. August vorgestellten Kurzstudie des Berliner Mietervereins zufolge ist Hoths Geschichte kein Einzelfall. Die Auswertung der Mieten von 200 Befragten, allesamt Mitglieder des Vereins, habe gezeigt, dass die Miete nach einer Modernisierung immens steige. Um annähernd 2,50 Euro pro Quadratmeter im Zeitraum zwischen 2013 und 2016. Damit sei die durchschnittliche Nettokaltmiete, gemittelt auf alle Bezirke auf 7,14 Euro pro Quadratmeter gestiegen.

Das ZDF-Magazin Frontal 21 hat die Bewohner des Hauses Lützowstraße/Ecke Genthiner Straße über ein Jahr im Kampf gegen den Investor begleitet. Der Beitrag lief am Dienstag im ZDF und ist jetzt in der Mediathek zu finden. Nach den Recherchen des Magazins wurde der in den 70er-Jahren errichtete Komplex mit 96 Sozialwohnungen im Jahr 2016 verkauft – kurz bevor die Sozialbindung auslief. Neuer Eigentümer wurde eine Firma namens ,,Bluerock Opportunities 3 Limited Partnership", die ihren offiziellen Sitz in Manchester hat, de facto aber aus Liechtenstein und der Schweiz gesteuert wird. Die ZDF-Reporter fanden im Internet auch ein Angebot für einen Fonds, der damit wirbt, Mehrfamilienhäuser in Berlin zu kaufen, daraus Eigentumswohnungen zu machen und diese zu verkaufen. Genau das, was hier in Tiergarten und in vielen anderen Orten Berlins gerade passiert.

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Aus: "Mieter in Tiergarten werden durch Sanierung verdrängt" Laura Hofmann (15.08.2018)
Quelle: https://leute.tagesspiegel.de/mitte/macher/2018/08/15/53865/mieter-in-tiergarten-werden-durch-sanierung-verdraengt/ (https://leute.tagesspiegel.de/mitte/macher/2018/08/15/53865/mieter-in-tiergarten-werden-durch-sanierung-verdraengt/)

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Quote[...] 40 Prozent mehr Miete als im Jahr 2014 bezahlen Düsseldorfer im Jahr 2017. Während der Quadratmeter im 1. Halbjahr 2014 noch bei 7,85 Euro lag, kostete er im 1. Halbjahr 2017 11 Euro. Das geht aus einer Analyse des Immobiliendienstleisters JLL hervor. Kein Wunder, dass immer mehr Haushalte damit kämpfen, die Miete zu bezahlen. Vor allem für Familien mit kleinerem Einkommen ist das ein Problem, weil ihnen sonst wegen der hohen Preise nicht genug Geld für den Alltag bleibt. Abhilfe könnten beziehungsweise sollten Sozialwohnungen schaffen. Das sind Wohnungen in staatlich geförderten Bauprojekten, die eine niedrige Miete bei gutem Wohnungsstandard garantieren. Doch während die Zahl derer wächst, die sich die Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt nicht leisten können, sinkt die Zahl der Sozialwohnungen in NRW. Wurde 2016 noch der Neubau von 9301 Sozialwohnungen gefördert, waren es 2017 nur noch 7230. Das entspricht einem Rückgang von 22 Prozent. Das geht aus einer Unterrichtung der Bundesregierung über die Verwendung der Kompensationsmittel für die soziale Wohnraumförderung im Jahr 2017 hervor.

Der Trend geht auch am Rheinland nicht vorbei. In Düsseldorf ist die Zahl der Sozialwohnungen seit 2010 um rund 67 Prozent zurückgegangen. ...

,,Hauptgrund für diese Entwicklung ist, dass immer mehr Wohnungen aus der Bindung fallen", sagt Thomas Nowatius, Leiter des Amtes für Wohnungswesen in Düsseldorf. Wer eine Sozialwohnung baut, der wird vom Staat gefördert. Das gilt für kommunale Wohnungsgesellschaften genauso wie für private Investoren. Im Gegenzug unterliegt die Wohnung bestimmten Vorgaben, an wen vermietet wird und wie hoch der Mietpreis maximal sein darf. Nach 15 bis 25 Jahren, läuft diese Bindung aus. Die Wohnung kann dann als normale Wohnung vermietet werden. Das Konzept geht also nur auf, wenn immer weiter Sozialwohnungen nachgebaut werden. ,,In der Vergangenheit sind jedoch mehr Wohnungen in Düsseldorf gebaut worden als heute", sagt Nowatius. Düsseldorf ist nicht alleine betroffen.  ...



Gerhard Kuhn von der Universität Stuttgart beschäftigt sich hauptsächlich mit Fragen des sozialen Wohnungsbaus, und weiß warum die Städte versäumt haben, nachzubauen. ,,Die meisten Sozialwohnungen wurden in Deutschland in den 70er-Jahren gebaut. Es gab so viele, dass sie teilweise leer standen oder teurer waren, als Wohnungen auf dem freien Markt. Also wurde ab den 80ern immer weniger gebaut." Ende der 80er Anfang der 90er prognostizierten die Demographen auch noch einen Rückgang der Bevölkerungszahlen. ,,Entsprechend dachte man, dass die Wohnungsfrage geklärt sei und vernachlässigte die Wohnungspolitik." In der Folge war der Immobilienmarkt in Deutschland lang ziemlich entspannt. Sozialer Wohnungsbau war kein Thema. Um genau zu sein, war es sogar ein Thema, dass der Bund lieber loswerden wollte.

2006 stimmten Bundestag und Bundesrat der Föderalismusreform zu und entschieden damit, dass Sozialwohnungen ab sofort Ländersache sind. Die Förderungen dafür wurden zwar nicht abgeschafft. Nach der aktuellen Regelung sind sie aber nicht zweckgebunden. Das heißt, wenn NRW beispielsweise lieber Schulden abbauen will als Sozialwohnungen zu bauen, können mit der Förderung für Sozialwohnungen genauso gut Schulden getilgt werden. Von dieser Möglichkeit wurde deutschlandweit auch viel Gebrauch gemacht.

Leidtragende all dieser Versäumnisse sind die privaten Haushalte, denn die Nachfrage nach Sozialwohnungen sinkt nicht, sie steigt. ,,Die Dramatik liegt darin, dass das Mietproblem längst nicht mehr nur marginale Gruppen wie Senioren oder Kranke betrifft", sagt Kuhn. ,,Krankenschwestern, Polizisten, Menschen mit normalen Einkommen eben können sich die aktuellen Mieten nicht mehr leisten."

Fast vier von zehn Mieter-Haushalten in Deutschland müssen mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben. Etwa jeder sechste Haushalt zahlt sogar mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens für die Bruttokaltmiete. ...



Aus: "Mangel in NRW: Wo sind die Sozialwohnungen hin?" Susanne Hamann (15. August 2018)
Quelle: https://rp-online.de/nrw/panorama/nrw-wo-sind-die-sozialwohnungen-hin_aid-24372401 (https://rp-online.de/nrw/panorama/nrw-wo-sind-die-sozialwohnungen-hin_aid-24372401)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on August 27, 2018, 06:32:12 PM
Quote[...] Berlin ist begehrt. Das hat Folgen: Seit Jahren meldet der Gutachterausschuss einen Rekord nach dem nächsten bei den Bodenpreisen. Sowohl der Umsatz der gehandelten Immobilien insgesamt als auch die Quadratmeterpreise kennen nur eine Richtung – aufwärts. Höhepunkt vor kurzem: Die Vervierfachung der Bodenpreise im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg – innerhalb nur eines Jahres. Das Nachsehen haben die Mieter, vor allem Neumieter. Seit 2008 sind die Angebotspreise um 104 Prozent gestiegen. ,,Berlin ist heute doppelt so teuer wie vor zehn Jahren", meldete das Internetportal Immowelt.de in dieser Woche. In keiner anderen deutschen Stadt sind die Preise so explodiert wie an der Spree. ...


Aus: "Goldgräberstimmung bei Immobilien: Berlin will sich gegen Spekulanten wehren"  Albert Funk, Heike Jahberg, Ralf Schönball (27.08.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/goldgraeberstimmung-bei-immobilien-berlin-will-sich-gegen-spekulanten-wehren/22951994.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/goldgraeberstimmung-bei-immobilien-berlin-will-sich-gegen-spekulanten-wehren/22951994.html)

QuoteRVahrenkamp 16:36 Uhr
Bei Nullzinspolitik und laschen Schwarzgeldkontrollen sind explodierende Immobilienpreise kein Wunder. Ganz Europa kauft in Berlin ein. Ich hatte Abgeordneten eine Spekulationssteuer auf Mehrfamilienhäuser vorgeschlagen, um die Nachfrage zu dämpfen- aber leider keine Antwort erhalten.


Quotederbrenner 15:51 Uhr
Die "Nachricht" ist doch wohl Satire in Reinform. Mindestens die letzten 20 Jahre hat der Berliner Senat völlig tatenlos zugesehen, wie sich Kapitalgesellschaften aus aller Welt die Stadt unter den Nagel gerissen haben. Ein Narr, wer nun auf Läuterung und Besserung der skandalösen Zustände auf dem Wohnungsmarkt hofft. 


Quotean-1 13:14 Uhr
Großinvestoren kaufen und kaufen. Wo das Geld so billig zu haben ist ...

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on September 05, 2018, 10:33:35 AM
Quote[...] er Wald am Rheinischen Braunkohletagebau ist teilweise von Tagebau-Gegnern und Waldschützern besetzt. Jetzt rückt die Polizei mit einem großen Aufgebot vor.

... NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte am Montag in Düsseldorf gewarnt, dass man es im Hambacher Forst mit ,,extrem gewaltbereiten Linksextremen" zu tun habe, die aus dem ganzen Bundesgebiet und dem benachbarten europäischen Ausland anreisten. ,,Diese selbst ernannten Umweltschützer wollen nicht Bäume retten, sondern den Staat abschaffen", sagte Reul. RWE sei Eigentümer des Hambacher Forstes, habe das Recht, den Wald zu roden und wolle davon demnächst Gebrauch machen. ,,Wir wissen's nicht genau, aber wenn der Tag dann kommt, dann muss die Polizei eben dafür sorgen, dass dieses Recht durchgesetzt werden kann."

Die Aktivisten vor Ort wiesen Reuls Vorwürfe zurück. ,,Die Polizei versucht, die komplette Bewegung zu kriminalisieren und zu diffamieren", sagte Emil Freytag von der ,,Aktion Unterholz". Er verwies darauf, dass die Polizei den Hambacher Forst als ,,gefährlichen Ort" definiert habe und seitdem Personen ohne konkreten Anlass kontrollieren könne. Die Polizei hatte diese Maßnahme damit begründet, dass aus dem Wald heraus Straftaten verübt würden.

...


Aus: "Braunkohletagebau: Polizei rückt in besetzten Hambacher Forst vor" (05.09.2018)
Quelle: http://www.fr.de/politik/braunkohletagebau-polizei-rueckt-in-besetzten-hambacher-forst-vor-a-1576956 (http://www.fr.de/politik/braunkohletagebau-polizei-rueckt-in-besetzten-hambacher-forst-vor-a-1576956)

QuoteBZW

Das kommt dabei heraus ,wenn man jahrelangen Rechtsbruch
duldet.
Die Besetzung des Hambacherforst ist meiner Meinung nach
eine Straftat ,weil sich diese verblendeten Kinder sich auf
privaten Grundstücken befinden.
Dieses illegale Treiben hätte schon seit Monaten beendet
werden müssen.
Diese s.g. Aktivisten handeln nach ihren eigenen ideologischen
Moralvorstellungen und wollen der Gesellschaft ihren Willen aufzwingen, ganz
abgesehen davon dass ihr Handeln völlig sinnlos ist, da das Klima bestimmt nicht durch den Abbau des Deutschen Tagebaus
beinflusst wird.

Der Abbau der Braunkohle ist politisch und Vertraglich geregelt.
Es wurden mit zig Millionen Euro, eine Autobahn verlegt Orte
umgesiedelt, Grundwasserhaltungen gebaut usw. usw..
Es kann doch nicht sein, dass wegen ein paar fehlgeleiteten
jungen Menschen ,die meinen dadurch das Weltklima beeinflussen zu können all das aufgegeben
werden soll .
Langsam verliere ich wirklich den Glauben an unseren
Rechtsstaat.


Quoteshizzobi @BZW

Fehlgeleitet sind eher die, welche Wald roden wollen um mit der gewonnenen Kohle die Luft noch mehr zu verpesten..
Aber gut jedem seine Meinung.


QuoteThomas

Der Staat für dreckige Energie und gegen Öko und Wald. Die Bilder der Räumung werden bleiben und später ihre Wirkung entfalten. ...


Quotekantig

Hoffentlich haben die under-cover Verfassungsschützer vorher sichergestellt, dass keine Braunen mehr im Wald sind. Aber schön zu sehen, dass Polizeigrosseinsätze doch noch stattfinden - müssen halt die "richtigen" Bedrohungen sein, so wie z.B. Menschen auf Bäumen.


QuoteHerr Nord

wenn es schon "extrem gewaltbereite Linksextreme" braucht, um so offenkundigen Unsinn wie Braunkohletagebau in Zeiten sich erwaermenden Klimas etwas entegegenzusetzen, dann wirft das ein armseligen Licht auf den Rest der Gesellschaft. ...


...
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on September 19, 2018, 09:33:43 AM
Quote[...] Berliner zahlen weniger fürs Wohnen als Einwohner von München oder Wien. Dies gilt nach einer Studie des digitalen Haus- und Wohnungsvermittlers ,,Immoscout" auch noch, wenn der Aufwand für Miete und Nebenkosten in Verhältnis zu der der Kaufkraft der jeweiligen Städte gestellt wird. Für Entwarnung sorgen die Zahlen trotzdem nicht: Mit Wohnkosten von 46 Prozent fließt fast jeder zweite verfügbare Euro für die Unterkunft.

Alarmierend ist dabei vor allem der Trend: Innerhalb von nur einem Jahr stiegen die anteiligen Wohnkosten in Berlin von 40 auf 46 Prozent. Noch stärker stiegen die Wohnkosten allerdings in München: um neun Prozent auf 55 Prozent. Die Wiener zahlen sogar einen Prozentpunkt mehr fürs Wohnen.

Zugrundegelegt haben die Forscher die Kosten für eine 80 Quadratmeter große Wohnung, die in Berlin nach Daten des Vermittlungsportals rund 8784 Euro im Jahr kostet – das entspricht einer Monatsmiete von 732 Euro, gut neun Euro je Quadratmeter. In Hamburg kostet eine gleich große Wohnungen zwar deutlich mehr (9870 Euro), dafür verdient man an der Alster aber besser (23 858 Euro). Deshalb müssen die Hamburger inzwischen sogar anteilig weniger fürs Wohnen bezahlen (41 Prozent) als die Berliner.

Allerdings zahlten die Berliner vor zehn Jahren nur 5,20 Euro je Quadratmeter für eine freie Wohnung – heute sind es 9,50 Euro, fast doppelt so viel. In Neukölln sei die Miete sogar um 143 Prozent gestiegen, sagt Jan Hebecker von Immoscout. Die Kaufpreise explodierten sogar: 900 Euro je Quadratmeter kosteten Wohnungen seinerzeit, heute sind es 3900 Euro. Im Berliner Durchschnitt sind es nur 100 Euro weniger, von Spandau bis Zehlendorf.

...


Aus: "Berliner geben 46 Prozent des Einkommens für Wohnen aus" Ralf Schönball (18.09.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/ansteigende-mietpreise-berliner-geben-46-prozent-des-einkommens-fuer-wohnen-aus/23070316.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/ansteigende-mietpreise-berliner-geben-46-prozent-des-einkommens-fuer-wohnen-aus/23070316.html)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on October 16, 2018, 12:07:13 PM
Quote[...] Herr Appenzeller, Sie sind mit Ihrem Planungsbüro in Städten weltweit aktiv. Sind wir Berliner besonders von der Wohnungsnot betroffen?

Markus Appenzeller: Nein, das ist ein globales Problem. Überall, wo ich hinkomme, ob in China, in Afrika oder in Europa, gibt es kaum noch bezahlbaren Wohnraum in Städten. Durch den großen Drang in die Innenstädte werden vor allem die unteren Einkommensschichten verdrängt. Diese Dynamik wird durch einen zweiten Trend zusätzlich angeheizt.

Und der wäre?

Stadtentwicklung ist mittlerweile ein globalisiertes Geschäftsfeld, in das immer mehr Geld fließt. Man trifft immer wieder auf die gleichen Player, die an verschiedensten Stellen der Welt investieren. Ich war diese Woche in Nairobi, da ist ein Projektentwickler aus London mit Investoren aktiv, die wir aus Russland und den USA kennen.

War das nicht schon immer so?

Nein. Früher waren Projektentwickler beschränkt auf ein Land oder eine Region. Heute suchen sie sich gemeinsam mit Investoren zunehmend weltweit interessante Objekte, mit denen man gute Rendite erzielen kann. Seit fünf, sechs Jahren ist auch Deutschland im Fokus.

Wenn so viel gebaut wird, müsste dadurch der Wohnraum nicht billiger werden?

Ein Großteil der Preissteigerungen hat nichts mit der realen Nachfrage nach Wohnraum zu tun. Die gibt es, doch der explodierende virtuelle Immobilienmarkt kommt nun als Preistreiber hinzu. Er hat nicht mehr den Stadtbewohner als Mieter und Endverbraucher im Fokus. Sondern Investoren, die ihr Geld anlegen wollen. Die Folgen sind absurd: Man baut komplett am realen Bedarf vorbei und schafft Wohnraum, der im Zweifel gar nicht als Wohnraum gedacht ist, sondern nur als Geldanlageobjekt. Zum Beispiel werden bevorzugt kleine Wohnungen gebaut, um den Einstiegspreis gering zu halten. Je kleiner die Wohnung, desto interessanter ist sie als reines Investment.

Bedroht dieses globale Geschäft die lokalen Stadtgesellschaften?

Ja. Internationalen Investoren ist es im Gegensatz zum klassischen Hauseigentümer relativ gleichgültig, welche lokalen Folgen ihr Handeln hat. Sie haben nur zwei Entscheidungskriterien: die Rendite und die Sicherheit für ihr Kapital, die ihnen der Ort bieten kann. Die Stadt wird vom Wohn- und Lebensraum zu einem Finanzmodell für umherschwirrendes Geld, das Anlagemöglichkeiten sucht. Ich bin grundsätzlich Optimist, aber ich mache mir da schon Sorgen.

Welche Folgen befürchten Sie?

Der Neid und der Kampf ums Überleben in der Stadt wird größer werden. Auch die Nationalismustendenzen und latente Ausländerfeindlichkeit in manchen Vierteln sind ein Zeichen für diesen wachsenden sozialen Unfrieden. Die Politik hat inzwischen erkannt, dass das ein Problem ist, der Wohnungsgipfel zeigt das. Aber wenn man nicht schnell deutliche Schritte unternimmt, besteht aus meiner Sicht ein reales Risiko, dass sich das zu einem explosiven Gemisch aus ökonomischem Druck, Zukunftsangst und Xenophobie entwickelt.

Wenn so viele Städte von diesen Gefahren bedroht sind, warum gibt es zwar internationale Immobilienmessen, aber keinen internationalen Städtegipfel?

Es fehlt tatsächlich ein Format, in dem man Lösungen für das weltweite Problem entwickelt. Leider sehe ich nicht, dass eine globale Städteallianz entsteht. Jede Stadt wurschtelt für sich, auch weil sie natürlich untereinander im Wettbewerb stehen und um Investitionen buhlen.

Bekommen Sie selbst unmoralische Bauangebote?

Jede Menge. Ein Projektentwickler wollte auf Madeira für britische Anleger bauen. Die brauchen dann keine Steuern auf Gewinne mit den Wohnungen zu zahlen. Das lehnen wir ab, obwohl es finanziell interessant wäre. Wir wollen Architektur und Strukturen für echte Menschen in echten Städten schaffen. Unser Büro ist deshalb eher im kostengünstigen Massenwohnungsbau aktiv. In manchen Städten ist das mittlerweile eher ein Nischenmarkt geworden.

Wo zum Beispiel?

In London etwa wird schon lange nicht mehr für Londoner gebaut, sondern fast nur noch für ausländische Anleger. Chinesische Firmen lassen für vermögende Chinesen bauen, die ihr Geld entweder direkt in Wohnungen oder in Anteile an einem Immobilienfonds investieren. Der Verkauf läuft meist in China ab, die Wohnung ist also auf dem lokalen Markt gar nicht verfügbar. Inzwischen sieht man dieses Vertriebsmodell in immer mehr Städten, auch in Berlin.

Aber diese Objekte werden doch trotzdem nachher als Wohnraum vermietet.

Nicht unbedingt. Je nach Modell wird eine Wohnung durch die Vermietung für Anleger sogar weniger wert. Einerseits, weil sie dann schwieriger zu verkaufen ist. Außerdem besteht das Risiko, dass sie durch die real erwirtschaftete Miete abgewertet wird. Man schätzt, dass in China ein Drittel der Wohnungen leer steht. In Schanghai oder Peking gibt es bei Wohnungen Wertsteigerungen von mehr als 50 Prozent im Jahr – da gibt es keinerlei ökonomische Notwendigkeit, sie zu vermieten.

Was tut man dann damit?

Man lässt sie drei Jahre leer stehen und verkauft sie wieder. Diese Auswüchse des Renditekapitalismus sieht man weltweit. Es besteht das Risiko, dass sich die Innenstädte dadurch komplett entleeren und nur noch Arbeitsplätze, Tourismus und Dienstleistungen übrig bleiben.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe fordert deshalb, spekulative Renditejäger im Zweifel zu enteignen.

Man braucht in jedem Fall Regeln, die solche Praktiken unattraktiv machen. Im Grundgesetz ist die Sozialbindung des Eigentums formuliert. Wenn ich Wohnraum leer stehen lasse, ist das nicht sozial. Das muss unter Androhung hoher Strafen verhindert werden, im schlimmsten Fall bis zur Enteignung. Hier sind auch die Regierungen gefragt, da einzelne Städte in ihren gesetzgeberischen Möglichkeiten überfordert sind.

Wie im Fall der umstrittenen Modernisierungsumlage.

Die muss abgeschafft werden. Sie ist schon in ihrer Grundidee absurd. Dabei werden notwendige Werterhaltungsmaßnahmen als Modernisierung umgedeutet und auf die Mieter umgelegt. Eigentlich müsste es genau umgekehrt sein: Mieten müssten automatisch sinken, wenn diese Maßnahmen ausbleiben.

Sollte man auch per Gesetz verhindern, dass Krankenkassen oder Rentenfonds in den virtuellen Markt investieren und bei der Preistreiberei mitmachen?

Zumindest Institutionen, die Geld aus staatlichen Töpfen bekommen, sollten solche Anlagestrategien nicht gestattet werden. Es ist eine schizophrene Situation, wenn die öffentliche Hand als Player und Antreiber solcher Praktiken und gleichzeitig als Regulierer auftritt.

Solche Gesetzesänderungen dauern lange. Was kann die Lokalpolitik ad hoc tun, um die Stadt nicht zum Spielball von Investoreninteressen werden zu lassen?

Selber aktiv werden. Zum Beispiel durch eigenen sozialen Wohnungsbau. Viele Städte verkaufen Grund und Boden noch immer zum Höchstgebot – das ist ein weiterer Schlüsselfaktor für die Preissteigerung. Die Lokalpolitik muss sich auch inhaltlich besser wappnen gegen Investoren, die von der Stadt profitieren wollen.

Wie denn?

In den letzten Jahren ist die Weltwirtschaft deutlich komplexer geworden. Gerade in der Lokalpolitik ist die Gefahr groß, dass Entscheidungen aus gutem Glauben und teilweise auch Naivität gefällt werden. Man sollte sich deshalb Experten aus der Branche in die Stadtplanungsämter holen, damit man hier auf Augenhöhe kämpfen kann.

Gilt das auch für Berlin?

Ganz besonders. Berlin steht vor einer riesigen Herausforderung. Die internationalen Kapitalströme fließen extrem schnell und treffen auf Stadtentwicklungsprozesse, die sehr langsam ablaufen. In Berlin ist dadurch eine Dynamik entstanden, die viel größer als in etablierten Immobilienkapitalmärkten wie Hamburg oder Frankfurt ist. Berliner bekommen die Effekte durch den Mietwohnungsanteil von 85 Prozent viel stärker in kurzer Zeit zu spüren als Bewohner anderer Städte mit höherem Eigentumsanteil. Berlin muss schnell gezielte Gegenstrategien entwickeln.

Welche könnten das sein?

Die Stadt könnte dafür sorgen, dass bestimmte Projekte nicht mehr genehmigungsfähig sind. Das erfordert ein Umdenken bei Baugenehmigungen.

Ausgerechnet Sie als Architekt verteidigen trotz des Baudrucks den investitionskritischen Ansatz der Berliner Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher?

Man darf nicht einfach alles durchwinken. Baugenehmigungen sind bisher vor allem eine technische Angelegenheit. Aber man sollte auch ökonomische und soziale Aspekte betrachten. Ich plädiere dafür, die Baugenehmigung auch vom Finanzierungsmodell und dem angesprochenen Marktsegment abhängig zu machen.

Was soll das bringen?

So hätte man mehr Einfluss darauf, was tatsächlich realisiert wird. Hier kommt die Sozialbindung des Eigentums zum Tragen: Wohnungsbau muss einen positiven Beitrag für das Zusammenleben in der Stadt leisten. Was der Stadtbevölkerung hilft, sollte genehmigt werden – alles andere nicht.

Finanzexperten kündigen das Ende des Booms an. Sinken die Immobilienpreise, wenn die Kreditzinsen wieder steigen?

Nicht automatisch. Der Teilmarkt mit billigem geliehenen Geld könnte in den nächsten zehn Jahren zwar kleiner werden. Dann dürfte es eine Preiskorrektur geben, die die Mietsteigerungseffekte etwas abmildert. Andererseits bleibt der reale Drang in die Städte erhalten. Und es wird weiter Anleger geben, die sichere Investitionsmöglichkeiten suchen. Für die spielt das Zinsniveau eine untergeordnete Rolle. Wenn man das ändern will, dann braucht es politischen Willen.

Müssen wir uns in Berlin künftig also trotzdem mit weniger Platz begnügen?

Ich denke schon. Es ist global gesehen nicht die Norm, dass eine vierköpfige Familie auf 120 Quadratmetern lebt. Mit steigenden Preisen bei stagnierenden Einkommen verkleinert sich der Wohnraum.

Markus Appenzeller leitet das Planungsbüro MLA+ mit Büros in Berlin, London, Moskau, China und Brasilien. Außerdem lehrt er Stadtplanung an der Amsterdamer Academie für Architektur.


Aus: "Wohnungspolitik "Berlin muss sich wappnen gegen Investoren"" Christian Hönicke (16.10.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/wohnungspolitik-berlin-muss-sich-wappnen-gegen-investoren/23189758.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/wohnungspolitik-berlin-muss-sich-wappnen-gegen-investoren/23189758.html)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on October 30, 2018, 12:21:23 PM
Quote[...] Der deutsche Immobilienmarkt ist lukrativ – auch für Kriminelle. Schätzungsweise 25 Milliarden Euro werden hier im Jahr gewaschen. 

Bargeld ist tabu. ,,Ich kriege E-Mails von Botschaftern, die mit einer Million im Koffer eine Wohnung kaufen wollen", sagt Enrico Schumacher. ,,Da läutet sofort die Alarmglocke." Schumacher ist Geldwäschebeauftragter. Seit einem Jahr prüft der gelernte Steuerfachmann für die Berliner Immobilienfirma ,,Berkshire Hathaway Homeservices Rubina Real Estate" potenzielle Käufer auf ihre Redlichkeit. ,,Ich verdächtige niemanden, aber ich überprüfe alle", sagt Schumacher. Wer eine Wohnung cash bezahlen will, hat bei ihm keine Chance.

Der deutsche Immobilienmarkt ist lukrativ – auch für Kriminelle. Der Bundesregierung zufolge kennzeichnet die Branche ein ,,herausgehobenes Risiko" für Geldwäsche. Hohe Wertstabilität plus schwache staatliche Kontrolle plus hohe Intransparenz machen den Markt attraktiv. Es fehlt ein zentrales Immobilienregister, in dem die tatsächlichen Eigentümer aufgeführt sind. In die lokalen Grundbücher, die zwar digitalisiert, aber nicht miteinander verknüpft sind, kann jede x-beliebige Briefkastenfirma eingetragen werden. Finanzexperten und das Bundeskriminalamt schätzen, dass rund zehn Prozent der jährlich auf dem deutschen Immobilienmarkt umgesetzten 250 Milliarden Euro zu Geldwäschezwecken eingesetzt werden. Das sind 25 Milliarden Euro aus Drogen-, Waffen- oder Menschenhandel, die zur Preisspirale nach oben beitragen. Geldwäscher nehmen Verluste von bis zu 60 Prozent in Kauf – neben schlechten Bankkonditionen auch überhöhte Preise für Immobilien.

Zwar sind nach dem deutschen Geldwäschegesetz neben Banken, Steuerberatern, Rechtsanwälten und Notaren auch Immobilienmakler dazu verpflichtet, Verdachtsfälle zu melden. Doch die wenigsten tun das. Nur drei Prozent aller angezeigten Verdachtsfälle stammen von ihnen. Zu dem Schluss kommt eine Studie des Bundeskriminalamts, die der Branche ,,mangelnde Sensibilität" vorwirft. Ein Grund: Die Hälfte der Makler fürchten nach einer Umfrage des Kriminologen Kai Bussmann von der Universität Halle um den Deal und ihre Provision. Je besser das Geschäft für die Makler, desto geringer die Motivation einer Verdachtsmeldung.

Wegen der internationalen Ausrichtung ist Schumachers Arbeitgeber besonders gefährdet für Geldwäsche: ,,Es ist deutlich komplizierter, etwas über einen chinesischen Käufer in Erfahrung zu bringen als über einen deutschen." Schon unter dem Namen ,,Rubina Real Estate" vermittelte die Firma vorrangig vermögende Interessenten aus China und dem arabischen Raum. Sie werden in Vor-Ort-Büros akquiriert, nach Berlin eingeflogen und mit exklusiver Betreuung für Berliner ,,Premium-Immobilien" begeistert, wie etwa Neubauprojekte in zentralen Lagen an der Chausseestraße. Gerade Kunden aus der rasant wachsenden chinesischen Mittelschicht suchen nach Möglichkeiten, ihr Geld angesichts des unbezahlbaren Heimatwohnmarkts in sichere deutsche Immobilien zu investieren. Nach der Allianz mit der Firma ,,Berkshire Hathaway Homeservices" des US-Investors Warren Buffett soll der Kundenfokus in Richtung Amerika ausgedehnt werden.

Enrico Schumacher, vom TÜV zertifiziert, soll nun dafür sorgen, dass sein Geschäftsführer Carsten Heinrich nicht über seine globalen Deals stolpert. Denn der ist prinzipiell haftbar, wenn nicht ausreichend auf Geldwäsche geprüft wurde. Im Extremfall droht Gefängnis. Einen Teil der Haftung übernimmt nun Schumacher; dafür wird er gut bezahlt und genießt ein Jahr Kündigungsschutz. ,,Damit ich nicht wegen eines geplatzten Zehn-Millionen- Deals rausgeworfen werden kann", sagt der Geldwäschebeauftragte.

Mit seinem Job ist er ein Exot. Die wenigsten Maklerfirmen beschäftigen einen eigenen Geldwäschebeauftragten. Denn der ist teuer und schlecht fürs Geschäft, ,,man muss in kritischen Fällen den Verkäufern in die Quere kommen", sagt Schumacher. Drückt man da aus Kollegialität nicht im Zweifel ein Auge zu? Nein, beteuert Schumacher. ,,Wenn ich einen Verdacht wegen mangelnder Sorgfalt übersehe, ist das mein Verschulden", sagt er. ,,Wenn ich vorsätzlich oder wissentlich einen Verdacht verschweige, bin ich erst recht dran." Deshalb nerve er die Verkäufer permanent mit Schulungen, in denen er klarmacht, worauf sie achten müssten.

Besonders anfällig für Geldwäsche sei die Maklerpraxis der Reservierungsgebühr. Interessenten zahlen überschaubare Beträge an, die meist unter der Überprüfungsgrenze von 15000 Euro liegen. Damit kann man Geld 1:1 waschen, wenn der Interessent abspringt und die Gebühr auf ein anderes Konto zurücküberwiesen haben möchte. Solche Wünsche gebe es. ,,Wir achten aber peinlich genau darauf, dass es auf dasselbe Konto zurückgeht." In den Schulungen wird auch erklärt, wie das von der Firma selbst entwickelte Detektivprogramm ,,Black Diamond" funktioniert. Das sucht im Internet nach verdächtigen Indizien. Etwa, ob der Interessent eine politisch exponierte Person ist, die ihren Einfluss ausnutzen könnte, oder ob derjenige auf einer Terrorsanktionsliste steht. Auch das Herkunftsland des Eigenkapitals wird geprüft. ,,Hochrisiko ist überall wo Krieg ist oder unübersichtliche Verhältnisse herrschen", sagt Schumacher.

Er berichtet von einem Fall, in dem ein Käufer mit deutschem Pass ohne geregeltes Einkommen mit viel Eigenkapital Wohnungen kaufen wollte. Vermutlich als Strohmann, denn das Geld stammte aus einem Risikoland. ,,Ab der Meldung darf man nichts mehr machen, bis der Staatsanwalt das Geld wieder frei gibt oder endgültig sperrt", erzählt Schumacher.

Am Ende prüft er die Recherche-Ergebnisse und schickt im Verdachtsfall die Meldung ab. Empfänger ist die FIU (Financial Intelligence Unit). Die Zentralstelle für Geldwäsche-Verdachtsanzeigen wurde 2017 beim deutschen Zoll eingerichtet. Wie viel die Meldungen bringen, ist fraglich. ,,Die Behörde stellt sich ja gerade erst richtig auf", sagt Schumacher, ,,in den nächsten zwei Jahren wird sie die Keule rausholen." Viele würden die Augen noch zumachen. Doch er glaubt: spätestens, wenn es die ersten großen Strafen gebe, werde jeder in der Branche wach.


Aus: "Der Immobilienmarkt ist anfällig für Geldwäsche" Christian Hönicke (30.10.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/zwielichtige-geschaefte-der-immobilienmarkt-ist-anfaellig-fuer-geldwaesche/23239530.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/zwielichtige-geschaefte-der-immobilienmarkt-ist-anfaellig-fuer-geldwaesche/23239530.html)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on April 08, 2019, 07:41:59 PM
Quote[...] Kiel-Gaarden: ,,Wir sind der Meinung, dass der Stadtteil Gaarden – und auch Kiel im Allgemeinen – ganz andere Dinge braucht als ein Vier-Sterne-Hotel", erklärte die Wagengruppe. Und weiter: ,,Wir stellen uns deswegen ganz klar gegen einen solchen Ausverkauf städtischer Flächen und fordern, dass die Stadt mehr Verantwortung für den mangelnden (bezahlbaren) Wohnraum übernimmt und zum Beispiel den städtischen sozialen Wohnungsbau ernsthaft vorantreibt!"

Zwar machen die Aktivisten auch deutlich, dass sie über die Zusage, bis zum 15. April an dieser Stelle überwintern zu können, sehr froh gewesen seien. ,,In der Vergangenheit haben wir der Stadt Kiel oft vorgeschlagen, dass Brachflächen als Wagenplatz gut geeignet sind. Hier in der Werftbahnstraße hat sich gezeigt, dass eine Zwischennutzung eine einfach umsetzbare Möglichkeit ist." Doch angesichts des anstehenden Baus resigniere man: ,,Wir machen uns keine Illusionen: Mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, können wir dieses millionenschwere Projekt nicht verhindern."

Als Protestaktion und Abschied planen die Wagenbewohner daher nun ein Straßenfest am Sonntag, 7. April, ab 14 Uhr. ,,Es soll unter anderem gemeinsam unser ganz eigener ,Hochhausturm' gebaut werden", heißt es in der Ankündigung. ,,Außerdem wird es Kaffee und Kuchen, eine Bar, Kinderprogramm, Musik und vieles mehr geben."

Wohin es dann in der Folge für die Wagengruppe geht, wollte diese vorab nicht verraten. Es fehle der ,,politische Wille, alternative Wohnformen in Kiel zu ermöglichen", sagen die Aktivisten. Nach der jüngsten politischen Debatte über die Wagengruppe im Ortsbeirat Gaarden hatte sich vielmehr die CDU-Ratsfraktion noch einmal gemeldet: ,,Wir haben kein Verständnis dafür, dass über das Büro des Oberbürgermeisters Dr. Kämpfer (SPD) 40 verschiedene Standorte für eine illegal agierende Gruppierung, die sich nicht an Absprachen hält, geprüft werden", sagte Ratsfrau Madina Assaeva. Gleichzeitig blieben andere Aufgaben der Verwaltung liegen.


Aus: "Kiel Wagengruppe Schlagloch Platz an der Werftbahn wird geräumt" Niklas Wieczorek (29.03.2019)
Quelle: http://www.kn-online.de/Kiel/Wagengruppe-Schlagloch-Platz-an-der-Werftbahn-in-Kiel-Gaarden-wird-geraeumt (http://www.kn-online.de/Kiel/Wagengruppe-Schlagloch-Platz-an-der-Werftbahn-in-Kiel-Gaarden-wird-geraeumt)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on April 08, 2019, 07:49:04 PM
Quote[...] Kiel: Der dreistöckige Gebäudekomplex von 1965, in dem Hans Augustin wohnt, ist in einem üblen Zustand. In den Wohnungen und auf den Gängen wuchert Schimmelpilz, von den Wänden blättert Putz. Mieter haben im Treppenhaus einen Eimer aufgestellt, um das Regenwasser aufzufangen. ,,Das Dach ist undicht", berichtet der Rentner. Es sei kaum etwas zur Instandhaltung getan worden. Aber: ,,Vonovia erhöht ständig die Nebenkosten – für Wasser, Heizung, Sperrmüll, Hausmeisterservice und Gebäudeversicherung." Zu Unrecht, meint der Mieter.

Der 68-Jährige hat den Kieler Mieterverein und den Rechtsanwalt Lars Otte eingeschaltet, diese teilen großenteils seine Einschätzung. Augustin geht es nicht darum, persönlich Kosten einzusparen. Das kann er auch gar nicht. Denn er stockt seine Rente mit Grundsicherung auf: Erhöhungen von Miete und Nebenkosten übernimmt für ihn die Stadt Kiel. Und die Mietkürzung, die er aktuell vornimmt, entlastet die Stadt. ,,Das ist ein Dilemma", sagt Carsten Wendt, Geschäftsführer des Kieler Mietervereins. Leistungsempfängern bringe es nichts, die Miete zu kürzen, sie setzten sich nur dem Risiko der Kündigung oder Zahlungsklage aus. Wendt geht davon aus, ,,dass Vonovia dieser Umstand bewusst ist und entsprechend agiert". Die Stadt hingegen hat keine Handhabe, denn obwohl sie die Miete zahlt, ist sie nicht der Mietvertragspartner.

Stadtsprecherin Kerstin Graupner sieht hier eine Gesetzeslücke: ,,Das Land ist aufgefordert, ein Wohnraumschutzgesetz zu schaffen, damit wir gerichtlich klären lassen können, ob wir zu Unrecht zahlen. Und wir fordern Mieter trotzdem auf, sich bei uns zu melden, wenn sie sich vom Vermieter abgezockt fühlen, damit wir den Druck auf die Landesregierung erhöhen können."

Augustin ist einer von 15.000 Vonovia-Mietern in Kiel. 2000 davon erhalten wie er eine öffentliche Förderung der Miete. Nur wenige sind aber motiviert ,,gegen diesen Sozialbetrug", wie Augustin es nennt, vorzugehen. Eine Nachbarin, die seit Jahrzehnten in dem Haus wohnt, zieht jetzt aus: ,,Ich habe mich immer wieder bei Vonovia beschwert, aber Vonovia reagiert gar nicht", sagt Sarah Russmann. In ihrer Einzimmerwohnung hängt ein beißender warmfeuchter Modergeruch. Küche und Bad sind zwar sauber, aber die Wände sind voller Schimmel. Die Kielerin hat es zuletzt nicht mehr ausgehalten, fühlt sich krank. ,,Neulich waren drei Vonovia-Handwerker da, die haben nur den Kopf geschüttelt und sind unverrichteter Dinge wieder gegangen", berichtet die Frau. ,,Üblicherweise könnte man die Miete kürzen, das Geld ansparen und selbst Handwerker beauftragen", sagt ihr Anwalt Mario Taebel. Für seine Mandantin zahlt das Jobcenter die Miete, daher hat sie diese Möglichkeit nicht. Sarah Russmann hatte aber Glück. Sie hat eine neue Wohnung. ,,Noch kleiner, aber schimmelfrei."

Hans Augustin muss vorerst weiter mit dem Schimmel leben. 2017 hatte er bei Vonovia einen Wasserschaden moniert. Handwerker kamen erst über ein Jahr später Ende 2018, die Ursache haben sie nicht behoben, sondern nur geputzt und gestrichen. Inzwischen haben sich die Schimmelsporen erneut ausgebreitet. In der baugleichen Wohnung über ihm sieht es noch schlimmer aus.

Vonovia-Sprecherin Panagiota-Johanna Alexiou sagt dazu: ,,Unsere Mitarbeiter vor Ort haben das Dach provisorisch ausgebessert und planen zeitnah einen Termin vor Ort, um sich die Lage noch einmal anzuschauen. Reinregnen soll es natürlich nicht. Gerne kann sich unser Quartiersmanager auch bei einzelnen Mietern melden, die noch Fragen haben. Schritt für Schritt kümmern sich unsere Kollegen zudem um die Behebung des Schimmelbefalls."

Anwalt Lars Otte richtet derweil seinen Blick auf die Nebenkosten: ,,In den Jahren 2016 auf 2017 sind die Warmwasserkosten in der gesamten Liegenschaft von 8174 Euro auf 12471 Euro gestiegen, eine Erhöhung von mehr als 50 Prozent. Zeitgleich hat sich der Verbrauch um zehn Prozent verringert. Das kann nicht sein. Da bereite ich eine Klage vor."

Besonders kritisch schauen die Juristen auf die Kosten für die Gebäudeversicherung und für Hausmeistertätigkeiten. Wendt: ,,Die sind irrsinnig intransparent." Für das Jahr 2017 stellte Vonovia Hans Augustin für die 39-Quadratmeter-Wohnung 239 Euro für eine Gebäudeversicherung in Rechnung. Laut Betriebskostenspiegel wären nur 70,20 Euro fällig. Dahinter steckt ein System: Vonovia versichert Tausende Objekte gesammelt zu einem Millionenpreis. Heruntergerechnet ergibt sich für diese Einraumwohnung eine Summe, ,,zu der man ein Einfamilienhaus versichern könnte", sagt Wendt. Ebenfalls als ,,wahnsinnig schwer nachvollziehbar" bezeichnet er die Hausmeisterkosten, die ,,bis zur Unkenntlichkeit aufgesplittet werden" und die Vonovia bei einer Tochterfirma in Auftrag gibt.

Vonovia kündigte am Dienstag an, sich zu den Betriebskosten in der Raaschstraße in der kommenden Woche zu äußern.

Der Immobilienkonzern beschäftigt in Kiel nach eigenen Angaben 300 Mitarbeiter. Die Durchschnittsmiete der 15.000-Vonovia-Wohnungen in Kiel beträgt 6,14 €/m². Für das Unternehmen ist Kiel einer der größten Standorte in Deutschland.


Aus: ""Vonovia soll die Wahrheit sagen"" Karen Schwenke (05.04.2019)
Quelle: http://www.kn-online.de/Kiel/Mieter-aus-Kiel-verlangt-Vonovia-soll-die-Wahrheit-sagen (http://www.kn-online.de/Kiel/Mieter-aus-Kiel-verlangt-Vonovia-soll-die-Wahrheit-sagen)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on April 25, 2019, 12:58:10 PM
Quote[...] Wie viel Freiraum kann, wie viel Freiraum will Berlin sich leisten? Mit seiner Forderung, über einen Ankauf des linken Hausprojekts ,,Liebig 34" nachzudenken, hat der grüne Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt, diese Debatte einmal mehr losgetreten. Timing und Thema passen: Der 1. Mai steht kurz bevor und die steigenden Mieten bewegen Berlin.

All jenen, die reflexartig ,,Kein Steuergeld für Extremisten" rufen, muss klar sein: Häuser kann man räumen, Menschen nicht. Sie bleiben und suchen sich neue Rückzugsräume. Selbst ausgesprochen kritische Beobachter von Projekten wie der ,,Liebig 34" betonen, dass dort keineswegs nur marodierende Staatsfeinde wohnen. Dort finden Menschen ein Zuhause, die alternative Lebenswege ausprobieren, die Gemeinschaft des Kollektivs der Abschottung hinter der eigenen Wohnungs- oder Haustür vorziehen.

Während die Stadt rasant wächst, werden die Räume für sie immer kleiner. Neben der ,,Liebig34" verloren zum Jahreswechsel auch die Kiez-Kneipe ,,Syndikat" in Neukölln und die Jugendzentren ,,Drugstore" und ,,Potse" ihre Mietverträge: Sie alle haben sich über Jahrzehnte etabliert und – weit über die eigenen vier Wände hinaus – für kulturelle Anreize gesorgt. Das lebendige Berlin, das wie kaum eine andere Stadt für alternative Lebensstile, für Freiheit und Toleranz bekannt und beliebt ist, lebt durch sie. Ihr Mosaik besteht aus unzähligen kleinen Steinen. Viele von ihnen sind schon weg. Andere bröckeln gerade ab.


Aus: "Streit um Berliner Hausprojekt "Liebig 34" Alternative Räume gehören zu einer lebendigen Stadt" Robert Kiesel (24.04.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/streit-um-berliner-hausprojekt-liebig-34-alternative-raeume-gehoeren-zu-einer-lebendigen-stadt/24252422.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/streit-um-berliner-hausprojekt-liebig-34-alternative-raeume-gehoeren-zu-einer-lebendigen-stadt/24252422.html)

Quoteceo 24.04.2019, 20:39 Uhr
Berlin hat das Tacheles im Stich gelassen bis das Kollektiv durch den Druck von außen zerbrach. Die wichtigste alternative Kulturstätte in ganz Europa einfach verramscht.

Beinahe wäre es dem ORWO Haus ebenso ergangen, deren Gemeinschaft hat der Druck nur noch stärker gemacht.
Von den etlichen Hausprojekten und dem erst kürzlich mit lächerlichen Ersatzräumen ins Aus gedrängtem Drugstore.
Ich habe nichts gegen Veränderung, sehr wohl aber gegen Verdrängung von (Sub)Kultur und sozialen Treffpunkten. ...


QuoteAcatenango17 24.04.2019, 19:56 Uhr
Einspruch Herr Kiesel. Ob solche "alternativen" Gesellschafts- und Lebensentwürfe zu einer "bunten", und vielfältigen Stadt dazugehören, kann man diskutieren. Ich persönlich habe nichts dagegen, sofern diese Leute ihr Leben aus eigener Tasche finanzieren, keine Straftaten begehen, und andere mit ihrem politischen Extremismus und ihren wirren Thesen weitestgehend unbehelligt lassen. Nennt sich Toleranz, etwas, was diesen Menschen größtenteils leider vollkommen abgeht.
Meine Toleranz endet aber da, wo auch mein Geld zur Finanzierung privater Lebensentwürfe von Anderen herangezogen werden soll. Hier handelt es sich auch nicht um bedürftige Menschen wie Kranke und Alte, sondern um arbeitsfähige, gesunde, junge Menschen. Wenn die es nicht auf die Reihe bekommen, ihr Leben eigenhändig zu finanzieren, oder von mir aus auch durch private Spenden, dann haben sie eben Pech gehabt.
Ich will auch nicht, dass Steuergelder für andere Extremisten, gleich ob politischer oder religiöser Art, ausgegeben werden. Und so ein beispiel könnte dahingehend schnell Schule machen


QuoteAdeleSandrock 24.04.2019, 20:13 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Acatenango17 24.04.2019, 19:56 Uhr
Volle Zustimmung, jeder soll versuchen seinen Lebenstraum zu leben, aber niemand darf erwarten, daß die Allgemeinheit ihm diesen Traum finanziert. 


QuoteAFFNKTBHLTR 09:06 Uhr
Antwort auf den Beitrag von AdeleSandrock 24.04.2019, 20:13 Uhr
Die meisten der Bewohner arbeiten und zahlen Steuern. Und Sie beide sind widerlich voreingenommen.


Quotemargin_call 24.04.2019, 19:25 Uhr
Es ist bedauerlich wenn solche Orte verschwinden und das alles der kapitalistischen Verwertungslogik unterworfen wird. Damit geht etwas verloren was nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Obwohl ich selbst mit diesen zu tun habe, finde ich es schade wenn diese alternative Subkultur verschwindet. Meine Kinder sind einst u.a. auch in solche Orte gegangen und es hat ihnen nicht geschadet. Für Jugendliche waren diese Orte günstig und friedvoll.

Viele werden es leider wie so oft erst dann begreifen, wenn von diesem Teil  Berlins nichts mehr da ist.


Quoteberlin_jens 24.04.2019, 18:19 Uhr
Warum soll ich mit meinen Steuergeldern "alternative Lebensentwürfe" finanzieren?


Quotemaxost 24.04.2019, 18:08 Uhr
Diese Alternativen Freiräume scheitern regelmäßig an der fehlenden Selbstverantwortung ihrer Macher. Statt die Jahre zu nutzen und sich auch mal Gedanken um die eigene Existenzsicherung und finanzielle Unabhängigkeit zu machen wurde durch die Bank darauf vertraut dass alles so weiterläuft wie bisher und dass im Zweifel die verhasste Spiessbürgergesellschaft ihre sogenannte Autonomie  finanzieren soll. Pech gehabt - zurecht. Aufwachen, Erwachsen werden!


QuoteHen-Riette 24.04.2019, 21:34 Uhr
Antwort auf den Beitrag von McSchreck 24.04.2019, 20:46 Uhr

    steht sogar im Artikel, dass da "nicht nur" Kriminelle wohnen, hier als "marodierende Staatsfeinde" bezeichnet.

Ja ja, schon klar, dass dies Ihr persönliches Feindbild ist.


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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on May 03, 2019, 01:08:56 PM
Quote[...] Ein Nachmittag in Berlin-Kreuzberg, es geht auf halb drei zu, da beugt sich eine Kundin beim Aldi in der Markthalle derart weit in die Tiefkühltruhe hinab, dass ihr die Kapuze ihres Parkas auf den Kopf rutscht. Als sie wieder auftaucht, hält sie tiefgefrorene Barbecue-Chicken-Wings in den Händen. Klonk, die Tüte landet im Einkaufswagen. 2,99 Euro.

Einen Gang weiter schiebt eine alte Frau mit Kopftuch leere Wasserflaschen in den Schlund des Pfandautomaten. Sie hat viele Flaschen dabei und man könnte auf die Idee kommen, dieser vergilbte Automat höre erst dann auf, zu surren, wenn Deutschland den Einwegpfand wieder abschafft. Aber so ist es nicht. Nach mehr als 40 Jahren ist Schluss. Aldi muss raus aus der Markthalle, die Betreiber haben den Mietvertrag gekündigt.

Gegen die Kündigung hat sich Widerstand formiert im östlichen Teil Kreuzbergs, nach der alten Postleitzahl auch Kreuzberg 36 genannt. Manche Anwohner wollen ihren Aldi retten, einen von zwei Discountern in der näheren Umgebung. Es sind nicht alle Anwohner, aber auch nicht wenige. Sie haben sich zusammengefunden, Flyer in den umliegenden Cafés und Spätis ausgelegt, Bezirkspolitiker kontaktiert. Den Protestierenden sind die Händler in der Markthalle zu teuer, andere kritisieren, dass viele Stände nur an einigen Wochentagen besetzt sind. Rund 300 Menschen demonstrierten Ende März vor dem Eingang zur Markthalle. Sie hielten Schilder hoch, "Omi braucht Aldi!" stand auf einem, "Kreuzberg 36 wehrt sich!" auf einem anderen. Irgendwann rief der Organisator der Demo ins Mikrofon, man solle sich doch mal bei den Kassiererinnen bedanken, für ihre gute Arbeit. Klatschen, Jubelrufe.

Applaus für Aldi. Absurd. Das empfanden auch manche Demonstranten so. Denn natürlich waren sie nicht eigentlich da, um einen Aldi zu retten. Ein milliardenschweres Unternehmen mit mehr als 4.000 Geschäften allein in Deutschland braucht keinen Zuspruch von der Straße. Die Demonstranten waren da, um das, was danach kommt, zu verhindern: die weitere Verdrängung. Die Markthalle Neun gilt als Gentrifizierungsmotor in einem Kiez, in dem mehr als ein Viertel der Menschen von staatlichen Transferleistungen abhängig ist.

Abgesehen vom Aldi, der seit 1977 dort ist, sieht die Markthalle aus wie der Instagram-Account eines Foodies. Überall kleine Stände, die Snacks aus aller Welt anbieten, es gibt Biogemüse in Bastkörben, Dinkelcroissants neben Schrotbrot, geräuchertes Duroc-Schwein und natürlich grüne Smoothies. An Ort und Stelle gerösteten Fairtrade-Kaffee kann man auch kaufen. Riecht gut hier, sieht auch gut aus. Auf Immobilienportalen werden Wohnungen in der Umgebung mit der Nähe zur Markthalle beworben. Beim wöchentlichen Streetfood Thursday werden kalifornische Tacos, chinesische Nudeln und marokkanische Tajine angeboten. Die Besucher sind so international wie die Imbisse, hier trifft sich das kosmopolitische neue Berlin. Und plötzlich verkörpert der Aldi in Sichtweite für die Alteingesessenen ein stabiles Früher, wirkt der Außenposten des Albrecht-Imperiums fast wie ein Hausbesetzer.

Versteht man den Discounter in der Markthalle als Relikt, mag sein Ende zwangsläufig wirken. Man kann in dem Laden aber auch, ganz im Gegenteil, ein Symbol der Koexistenz erblicken. Zwischen denen, die das Geld haben, um ihren Konsum moralisch zu unterfüttern; und denen, die es eben nicht haben. Zwischen denen, die die Welt ein wenig retten können; und denen, die sich irgendwie über die Zeit retten müssen. Zwei Lebenswelten unter einem Dach.

Das würde sich ändern, wenn für Aldi eine Filiale der Drogeriemarktkette dm einzöge. So planen es die Markthallen-Chefs Bernd Maier, Florian Niedermeier und Nikolaus Driessen. Der Vertrag mit dm ist schon unterschrieben. Dass der Gegenwind so heftig geworden ist, hat die drei überrascht. Sie fühlen sich missverstanden, wurden sogar schon bedroht. Bei einem Treffen in der Markthalle erzählt Bernd Maier, ein studierter Gartenbauer, der ursprünglich aus Augsburg kommt, dass die Entscheidung für dm auch eine unternehmerische sei. Er sei für 450 Arbeitsplätze verantwortlich, die an der Markthalle hingen. Um den Betrieb dauerhaft zu sichern, brauche er die zusätzliche Kaufkraft jener Kunden, die der Drogeriemarkt anziehen würde. Die Leute würden immer denken, die Markthalle Neun sei ein Selbstläufer, sagt Maier, das stimme aber nicht. Einige Händler würden ohne Events wie den Street Food Thursday nicht überleben.

Für Maier ist der Aldi natürlich auch ein Symbol, aber nicht für selbstbestimmte Konsumenten, sondern für eine unökologische und letztlich auch unmenschliche Produktionsweise. "Die deutschen Discounter sind doch mitverantwortlich für die desaströsen Verhältnisse in der Agrarwirtschaft", sagt Maier. "Wir versuchen hier seit acht Jahren eine alternative Lebensmittelwirtschaft zu etablieren, zusammen mit den Händlern und den Erzeugern." Auch in der Markthalle könne man günstig einkaufen. Man müsse sich halt ein paar Gedanken machen. Und man müsse selber kochen.

Maier streitet für die Ernährungswende, für ökologischen Anbau, nachhaltige Ernährung, artgerechte Tierhaltung. Im Grunde alles richtig. In der Debatte mit den Anwohnern hat er dennoch den Nachteil, dass er sich lang und breit erklären muss. Und Erklärungen neigen eben dazu, kompliziert zu werden, gerade wenn es um ein weltumspannendes Thema geht. Da hat nicht jeder Verständnis. Wenn hier und jetzt das Geld alle ist und der nächste Regelsatz erst in zwei Wochen kommt, dann kann man es schon als Privileg anderer Leute empfinden, sich überhaupt über globale Zusammenhänge Gedanken zu machen. Dann ist das beste Argument eben ein Preisschild mit einer kleinen Zahl.

Warum aber lassen sich die Betreiber überhaupt auf diese Diskussion ein? Warum entscheiden sie nicht einfach? Für die Antwort muss man fast zehn Jahre zurückgehen, ins Jahr 2010. Damals bewarb sich das heutige Betreiber-Trio mit einem Konzept um die Markthalle. Einen "Mikrokosmos von großer Vielfalt" wollten die drei schaffen, mittelfristig ohne Discounter, das stand von Anfang fest. Der Bezirk fand das Konzept gut, viele Anwohner auch. Deshalb bekamen sie die Halle nicht im Höchstbieterverfahren, sondern zum Vorzugspreis von 1,15 Millionen Euro. An die Übernahme waren Bedingungen gekoppelt, unter anderem ein kostengünstiges Nahversorgungsangebot.

Die Linke im Bezirk sieht dieses Angebot nun in Gefahr und trommelt für den Erhalt des Discounters. Der Fraktionsvorsitzende in Friedrichshain-Kreuzberg, Oliver Nöll, sagt, dass viele Anwohner auf das günstige Angebot angewiesen seien. Tatsächlich ist die Aldi-Filiale in der Markthalle überdurchschnittlich gut besucht. "Ich glaube nicht, dass es die Betreiber auf Dauer schaffen, gegen den Druck so vieler ihre Pläne aufrechtzuerhalten", sagt Nöll.

Den Protest gegen die Schließung des Aldi hat Stefanie Köhne organisiert. Sie ist Filmemacherin, 56 Jahre alt und wohnt direkt an der Markthalle. Köhne gehört nicht zu denen, die sich nur Aldi leisten können, sie kauft regelmäßig frische Lebensmittel an den Ständen – aber eben nicht nur. "Im Durchschnitt sind die Produkte dort sehr teuer", sagt sie. Ein Großteil des Angebots sei hochprofessionell vermarkteter Luxus. "Die Betreiber tun aber immer so, als sei ihre Halle ein Refugium kleiner Krauter."   

Für Köhne ist klar: So ein Riesenkasten wie die Markthalle müsse für den ganzen Kiez da sein, niemand dürfe ausgeschlossen werden. Was sie ärgert, sei die Selbstverständlichkeit, mit der die Betreiber aufträten. Dass sie mit großen Worten hantierten, hinter denen die Anwohner verschwänden. "Die Ernährungswende muss bezahlbar sein und alle mitnehmen, sonst ist es keine Wende", sagt Köhne. "So lange wir die bessere Zukunft noch nicht haben, wollen wir weiter günstig einkaufen können."

Ende Juli muss Aldi die Filiale in der Markthalle geräumt haben. So lange ist noch alles wie immer. Holzpalettenspalier unter Neonröhrensummen. Im Resteregal vor den Kassen stehen eingeweckte Pfirsiche, sie drücken gelbfleischig gegen das Glas, Abtropfgewicht 780 Gramm. Eine Kundin scheint kurz zu überlegen, kauft dann aber doch nur das, was schon auf dem Band liegt: Mandelmilch, Vitamin-B12-Kapseln, ein Bund Narzissen. "Stimmt es denn, dass Sie bald weg sind?", will sie von der Kassiererin wissen. "Ja", antwortet die, "wir landen in 'ner anderen Filiale."

Wer niemals rechnen musste, kann die Symbolkraft eines Aldi schwer nachvollziehen. Wer nicht weiß, wie es ist, den Cent ganz unmetaphorisch zweimal umdrehen zu müssen. Wie es ist, sich in den meisten Läden fehl am Platz zu fühlen. Außer eben dort, wo die Preise auf Augenhöhe sind. Und sind die Hähnchen noch so chlorig, und sind die Tomaten noch so holländisch: Man kann sie sich leisten.

Das Argument, ein Drogeriemarkt erweitere das Angebot in der Halle, ist richtig. Nur heißt es eben auch, dass der Kundenkreis künftig enger wird. Denn gerade weil Aldi das Sortiment der Stände auf einem niedrigen Preisniveau spiegelt, führt der Discounter Menschen aus unterschiedlichen Einkommensverhältnissen in der Markthalle zusammen. Alle bekommen hier eine Gurke, ein Brot, ein Bier. Genauer: ihre Gurke, ihr Brot, ihr Bier. "Markthalle für alle" also, um noch einen Slogan der Pro-Aldi-Demonstranten zu zitieren.

Auf der Webseite der Markthalle haben die Betreiber Dutzende Zuschriften aus dem Kiez veröffentlicht und kommentiert. Ein Anwohner vergleicht dort beispielhaft den Preis der Laugenbrezel von Aldi (29 Cent) mit dem der Laugenbrezel vom Biobäcker in der Halle (1,49 Euro). Die Betreiber antworten: "Die Biobrezeln von endorphina werden in Handarbeit in Neukölln hergestellt. Wir halten es für fair, dass von dem Preis einer Brezel der Bäcker, der Müller und der Landwirt leben müssen. Geht das bei 0,29 €?" Die Betreiber mögen auch recht haben, wenn sie sagen, dass die niedrigen Discounterpreise zulasten anderer gehen. Wenn sie Solidarität mit Bauern, Metzgern, Bäckern fordern. Dennoch hat die gut gemeinte Empfehlung auch etwas von "Sollen sie doch Kuchen essen", denn sie beruht auf der Vorstellung einer idealen Welt. Was ist mit den 1,20 Euro Differenz?

Durchlässigkeit funktioniert eben nur in eine Richtung. Ein Akademikerkind, das auf Kosten der Eltern, sagen wir: Theaterwissenschaft studiert, kann sich eine Freitagnacht lang mit den Stammgästen in der Eckkneipe verbrüdern. Mit jenen, die ihr Leben am Tresen weichzeichnen, nicht auf dem iPhone. Andersherum würden Leute aus der Korn-Cola-Fraktion niemals auf die Idee kommen, den Gegenbesuch in einer Bar anzutreten, in der ein Negroni acht Euro kostet. Vielleicht aus Scham. Auf jeden Fall aber, weil diese Menschen ihren Rausch dort nicht bezahlen könnten. Es ist weder eine Frage des Horizonts, noch eine des Wollens. Es ist eine Rechenaufgabe, ganz einfach.

Draußen vorm Aldi, also fast draußen, denn da ist ja noch das hohe Markthallendach, sitzt ein Mann und trinkt Bier aus einer Plastikflasche, Maternus Gold, Aldis Eigenmarke. Er sitzt dort auf eine eindeutige und doch schwer zu beschreibende Art, die einem sagt, dass er oft dort sitzt und lange. Er lehnt an der hölzernen Rückwand eines Verkaufsstandes. Auf der anderen Seite der Wand werden Salze verschiedener Feinheit und Farbe angeboten, ein Gläschen Pfeffer aus dem Kerala-Urwald kostet 7,80 Euro. Das sind 26 Flaschen Maternus Gold.

Man muss den Trinkenden gar nicht fragen, was er von dm hält. Bei dm gibt es kein Bier, nicht mal in Bio. Andererseits, vielleicht sollte man doch mit ihm reden, anstatt ihm ungefragt eine Meinung zu verpassen. Doch da hat er sich schon erhoben und trägt zwei Pfandflaschen in Richtung Discounter, dessen Glastür sich in diesem Moment selbsttätig öffnet. Er ist jetzt Kunde.


Aus: "Markthalle Neun: Aldi 36" Alexander Krex (2. Mai 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/entdecken/2019-04/markthalle-neun-aldi-gentrifizierung-berlin-kreuzberg-protest/komplettansicht (https://www.zeit.de/entdecken/2019-04/markthalle-neun-aldi-gentrifizierung-berlin-kreuzberg-protest/komplettansicht)

https://kiezmarkthalle.noblogs.org/ (https://kiezmarkthalle.noblogs.org/)

QuoteFreierVogel361 #2

Es wirkt auf den ersten Blick echt erklärungsbedürftig, wenn sich eine zum Großteil globalisierungskritische Bewohnerschaft für einen Discounter stark macht. Aber der Aldi war hier nur der Aufhänger, um darauf aufmerksam zu machen, wie weit sich diese Halle von den Leuten in der Umgebung entfernt hat. Es ist die eine Sache weniger gut Betuchte mit hohen Preisen abzuschrecken, wenn aber Events exklusiv für "MasterCard-Inhaber" geplant werden, dann ist das next level shit.


QuoteLegaler Migrant #9

Milieuschutz. Bloss nichts ändern in Deutschland. Alles mit Wachs überziehen und die Vergangenheit konservieren. Je nach Situation ist das dann konservativ, links, grün oder rechts. Vermutlich ist es aber einfach nur deutsch.


Quotealba63 #9.1

Das Problem ist halt, dass die Veränderung vor allem eine Verteuerung ist. Ich denke zwar auch, dass viele sich an unrealistisch niedrige Discounter- Preise und Billigst- Lebensmittel von zweifelhafter Qualität und Herkunft gewöhnt haben, dennoch ist die Verteuerung in allen Bereichen des Berliner Lebens in der Konsequenz eine Verdrängung. Das muss man nicht gut heißen. Und es ist natürlich kein allein deutsches Problem. Irgendwann werden in den Städten nur noch Computer- Spezialisten, Start-up- Inhaber, Geschäftsbesitzer, Ingenieure und andere Hochverdiener wohnen.


Quote
Tam-o-Shanter #18

"... in einem Kiez, in dem mehr als ein Viertel der Menschen von staatlichen Transferleistungen abhängig ist. " – was soll denn dadas Regierungsviertel sagen? Da sind 200 Prozent der Menschen von Transferleistungen abhängig (jeweils der Einfachheit halber hälftig vom Staat und den Lobbyisten) ...


QuoteHoratio Caine #19

Herrlich wie dieser Artikel den kleinen Mikrokosmos der ganz großen Probleme, nämlich das Lohngefälle und die Einkommenverteilung in Deutschland aufzeigt :-)


QuoteHoratio Caine #19.4

Nein wir reden von Macht und Ohnmacht. Die Macht den Wert seiner Dienst- oder Arbeitsleitung selbst bestimmen zu dürfen und die Ohnmacht es nicht zu können bzw. vordiktiert zu bekommen was sie wert ist.


QuoteRrandyy #20

Schönes Beispiel, wie egal den Lifestyllinken die Arbeiter und Prekären sind. Obwohl egal vermutlich falsch ist. Die sind nicht in der Lage zu verstehen das es Menschen gibt, die sich einen solchen Lebensstil nicht leisten können.
Wenn man dann noch die Kommentare liest von wegen "Wer will den so einen Müll fressen". Das will niemand, aber es ist immer noch besser als wirklicher Müll oder gar nichts zu essen. Dieser Konflikt wird das linke Parteispektrum nochmal gut durch würfeln. ...


QuoteReprobed Son #20.2

Die von Ihnen so geschmähten Grünen sehen wenigsten den (globalen) Zusammenhang. Konventionelle Landwirtschaft zerstört die Natur, Billigfleisch zerstört das Klima. Was nützen Ihnen heute 50 Cent Ersparnis, wenn es Übermorgen z. B. keine Bienen mehr gibt und das Klima verrückt spielt?

Lebensmittel sind in Deutschland viel zu billig (was u. a. die Schuld von Discountern wie Aldi ist), das ist ganz schlecht für die Umwelt und kann so nicht bleiben. Die Schließung des Aldis ist dann vielleicht für den einen oder anderen auch ein Anstoß, seinen falschen Lebenswandel zu ändern.

Übrigens: Langfristig gesehen ist nichts so teuer wie billiges essen.


Quote
LinuxSchurke #20.4

Sie diskutieren ganz schön abgehoben. Selbst gut verdienende Facharbeiter die wahrscheinlich mehr verdienen als sie, mit Familie, drei Kinder sind auf die so genannten Lebensmitteldiscointer angewiesen. ...


QuoteMaggieSimpson83 #20.3

"Was nützen Ihnen heute 50 Cent Ersparnis, wenn es Übermorgen z. B. keine Bienen mehr gibt und das Klima verrückt spielt?"

Der Familie, die von Hartz IV lebt hilft es, ihre Kinder bis zum Ende des Monats satt zu kriegen. Aber Rrandyy hat Recht. Es gibt Menschen, die unfähig sind, solche Realitäten wahrzunehmen, weil sie in einem Mikrokosmos leben, wo niemand diese Probleme hat.


QuoteKrähenruf #20.9

... Hier zeigt sich deutlich, daß Parallelwelten keine Frage der Nationalität oder Religion sind.


...
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on May 20, 2019, 12:34:07 PM
Quote[...] Toronto. Kleine Wohnung, kleine Küche. Das Fenster schließt nicht, das Wasser leckt. Reparaturen: Fehlanzeige. Die neuen Besitzer des Hauses sind anonym, niemand hat sie gesehen. "Könnte Frosty, der Schneemann sein", sagt der Mieter mit traurigem Sarkasmus. Doch sie haben Spuren hinterlassen: ein halbes Dutzend Überwachungskameras – und eine drastische Mieterhöhung. Berlin. Der bullige Kiez-Bäcker im Dialog mit dem jungen Baustadtrat Florian Schmidt. Die Miete für den Laden ist drastisch erhöht worden. Der Stadtrat versucht, Hoffnung zu wecken. Der Bäcker sieht keine Chance. Aber er will trotzdem kämpfen. Seoul. Ein Mann berichtet, wie sie kamen, ihn verprügelten und seine Frau traten, um sie aus ihrem Haus im Stadtzentrum zu vertreiben. London. Die Brandruine des Grenfell Tower. Viele Überlebende sind fast zwei Jahre später immer noch ohne dauerhafte Bleibe. Wenn sie eine bekommen, wird sie vermutlich nicht mehr hier sein. Das multikulturelle Viertel, in dem man sich vom Sehen kannte, ist heute Premium-Lage. "Sie haben gesagt, wer sich London nicht leisten kann, soll halt woanders hinziehen", schnaubt der Londoner, der sich gerade über seine Motorhaube beugt. "Die spinnen wohl!" Es ist in allen Städten dasselbe Phänomen: Der sicher geglaubte Lebensraum wird den Menschen unter den Füßen weggezogen.

Eine kleine Frau mit wachen Augen hört diesen Menschen zu, macht sich Notizen, fragt nach. Ihr Name ist Leilani Farha. Die Kanadierin ist UN-Sonderbotschafterin für angemessenes Wohnen. Push heißt der Dokumentarfilm des schwedischen Regisseurs Fredrik Gertten, der sie dabei begleitete. Farha versucht zu verstehen, was hier passiert, warum es überall gleichzeitig passiert und was dahintersteckt. Also fragt sie Experten wie den Nobelpreisträger Joseph Stiglitz oder die Soziologieprofessorin Saskia Sassen. "Dass die Mieten steigen, ist ein Mechanismus, den jeder versteht", sagt sie. "Aber dann kommt jemand anderer ins Spiel: Ein Monster, das niemand sieht, dessen Sprache niemand versteht. Also fragt man sich: Wer ist dieses Monster?" Das Monster: Das ist die Finanzialisierung des Wohnsektors, das sind die globalen Fonds, die seit der Krise 2008 massiv in Immobilien investieren. Sassen stellt unmissverständlich klar: Mit Gentrifizierung hat das nichts mehr zu tun. Es geht um mehr als um das Chai-Latte-Stübchen, das den alteingesessenen Handwerker ersetzt. Es geht um ganze Stadtviertel, die auf Immobilienmessen gehandelt werden, als Anlageobjekte, Assets, Parkplätze für Geld.

Die Bewohner sind da nur im Weg. Aber wenn nicht einmal der Krankenpfleger, die Polizistin, der Feuerwehrmann sich das Wohnen leisten können, funktioniert dann die Stadt überhaupt noch? Ganz zu schweigen von der enormen psychischen Belastung, wenn das vertraute Netzwerk aus Freunden und Nachbarn zerstört wird. Leilani Farha versucht, diesem Monster auf die Spur zu kommen, dem Anonymen ein Gesicht zu geben. Zum Beispiel das Gesicht von Stephen Schwarzman, CEO des weltweit operierenden Fund Blackstone Group. Farhas (letztendlich vergeblicher) Versuch, einen Termin mit Schwarzman zu bekommen, zieht sich als roter Faden durch den Film. Eine David-und-Goliath-Konstellation, die rührselig sein könnte, aber ganz in sachlicher Eindringlichkeit inszeniert wird. Denn das Monster sind auch die Pensionsfonds, die das Geld ihrer Kunden weltweit in Immobilien anlegen. Sind die Bösen also wir alle? Oder das System? "Ich glaube nicht, dass der Kapitalismus an sich das Problem ist", sagt Leilani Farha im Film. "Aber wenn Wohnen zur Handelsware wird, ist das etwas anderes, als wenn Gold Handelsware ist. Gold ist kein Menschenrecht, Wohnen schon."

Auch die Wiener Stadtforscherin Elke Rauth vom Fachmagazin Dérive sieht die Dringlichkeit des Films. "Die Wohnungsfrage ist die soziale Frage unserer Zeit. Push zeigt eindringlich auf, wie bedroht das Menschenrecht auf Wohnen weltweit bereits ist. Ein Immobilienmarkt, der Wohnraum nur noch als Ware und Möglichkeit zur Geldvermehrung sieht, muss zum Schutz des Gemeinwohls reguliert werden. Dazu braucht es eine Allianz zwischen Zivilgesellschaft, gemeinnütziger Bauwirtschaft und Politik." Eine solche Allianz hat auch Leilani Farha ins Leben gerufen: die Initiative "Shift", die sich für Wohnen als Menschenrecht einsetzt. Sie sitzt auch am Tisch, wenn sich Bürgermeister europäischer Metropolen zum Strategieaustausch treffen. Es ist einer der anrührendsten Filmmomente, als Farha bei diesem Meeting auf Ada Colau, die Bürgermeisterin von Barcelona, trifft, die selbst eine Bewegung gegen Immobilienspekulation gegründet hatte. Wenn diese zwei Frauen einander vertraut begrüßen und sich fast überrascht ihrer gar nicht so geringen Macht in diesem Moment bewusst werden, spürt man: Hier ist eine Veränderung möglich.

Dass Anfang Mai der sensible, ganz ohne Delogierungen auskommende Umbau eines Sozialwohnblocks in Bordeaux von Lacaton Vassal Architectes mit dem Mies van der Rohe Award der Europäischen Kommission ausgezeichnet wurde, ist ein weiteres Hoffnungszeichen – und kein Zufall, wie Jurymitglied Angelika Fitz, Direktorin des Architekturzentrums Wien, betont: "Der Mangel an leistbarem Wohnraum, wie wir ihn zurzeit in vielen Städten erleben, stellt eine Menschenrechtsverletzung dar. Es ist also nur konsequent, dass unter den fünf Finalisten gleich zwei kollektive Wohnprojekte waren." Es sind kleine Stiche gegen das immer noch übermächtige Monster. Push zeigt, wie fragil die Formen des Zusammenlebens sind und wie schnell sie zerstört werden können. Es ist der richtige Film zur richtigen Zeit.


Aus: "Wohnen: Spekulationsobjekt oder Menschenrecht?" Maik Novotny (19.5.2019)
Quelle: https://derstandard.at/2000103312331/Wohnen-Spekulationsobjekt-oder-Menschenrecht (https://derstandard.at/2000103312331/Wohnen-Spekulationsobjekt-oder-Menschenrecht)

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cpucpu

spekulation. what else? btw..wie so ca alles im leben spekulativ ist. wohnen macht kein unterschied. fertig. menschenrecht..., silly. und was darfs sonst noch sein? so geht das nicht. ,recht' für wen und weswegen? wer zahlt?


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Kassiteros Zinn

Haben Sie den Artikel gelesen? Wenn Krankenpfleger, Polizisten und Feuerwehrmänner sich das Wohnen zunehmend nicht mehr leisten können, sollens doch unter der Brücke wohnen, wie?


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lao-lan

Als Mieter einer Altbauwohnung im 4. Bezirk, Wien, erfuhr ich, dass unsere Wohnung, die in den letzten Jahren bereits 3 mal den Besitzer wechselte, inzwischen fast dreimal teurer geworden ist als vor 10 Jahren. Am gesamtzustand des Hauses har sich deshab noch lange nichts verbessert.


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Kanton

Seit der Null-Zins-Politik geht das große Geld in Beton-Gold. ...


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seefahrer-horst

Gundstücksmakler kennen Provisonen und Gewinnmargen, davon können Baufirmen nur träumen.
Merkspruch: "Durch Arbeit ist noch keiner reich geworden" :-)


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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on May 23, 2019, 09:26:43 AM
Quote[...] Die Jugendzentren Potse und Drugstore haben am vergangenen Mittwoch, 15. Mai, die Räumungsklage erhalten. Ihr Mietvertrag für die Potsdamer Straße 180 war am 31.12.2018 ausgelaufen. Frustriert, dass es noch immer keine für sie adäquaten Ersatzräume gibt, halten sie nun seit Silvester die Räume besetzt. Die SPD würde ,,aktiv gegen eine Lösung arbeiten", schreiben die Kollektive in ihrer Pressemitteilung, in der sie sich bei SPD-Jugendstadtrat Oliver Schworck für die Räumungsklage bedanken.

Besonders die ,,Potse" ist seit den Siebzigern berühmt für ihre Punkkonzerte und wünscht sich Räume, in denen weiterhin laute Proben und Konzerte stattfinden können. Im vergangenen Winter gab es schon Probleme mit neuen Nachbarn: Über den Jugendzentren war das Unternehmen ,,rent24" eingezogen, das mit einem Co-Living-Konzept Wohnungen befristet vermietet. Ein Mietvertrag für Räume der Gewobag in der Potsdamer Straße 134-136 wurde zwar schon unterschrieben, doch für die Räume sind noch Baumaßnahmen nötig. Die Zentren können hier frühestens Mitte des Jahres einziehen.

Bank statt Punk? Die Kollektive möchten in die Potsdamer Straße 140 in der Fläche einer ehemaligen Bank einziehen. Das Gebäude ist im Besitz der landeseigenen BIM und war im vergangenen Jahr im Gespräch als Alternative für die Jugendzentren. Doch laut BIM kommen die Räume nicht in Frage für die Jugendzentren, da es keinen zweiten Rettungsweg gibt. Das Finanzamt Schöneberg hat hier außerdem seinen Sitz und laut Senatsverwaltung für Finanzen ,,einen großen Flächenbedarf". Im Gespräch ist die Einrichtung einer Finanzschule in den Räumen.

Sport statt Punk? Das zweite Gebäude, das die Kollektive als Alternative vorschlagen, ist etwas abenteuerlicher: Der Hochbunker in der Pallasstraße. Bei einer Diskussion dieses Vorschlags im vergangenen Jahr in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wurden Bedenken vorgelegt, was die Lüftung des Bunkers angeht. Lärmsicher wäre er allemal. In der BVV im Februar wurde ein Antrag der CDU- und FDP-Fraktionen beschlossen, aus dem hervorgeht, dass sich die Senatsverwaltung für die ,,Nutzbarmachung des Bunkers" einsetzen will. Die Antragsteller fordern aber eine Nutzung als Sportfläche.


Aus: "Klage erhalten: Potse & Drugstore sagen "Danke, Schworck"" Judith Langowski (21.05.2019)
Quelle: https://leute.tagesspiegel.de/tempelhof-schoeneberg/macher/2019/05/21/76788/klage-erhalten-potse-drugstore-sagen-danke-schworck/ (https://leute.tagesspiegel.de/tempelhof-schoeneberg/macher/2019/05/21/76788/klage-erhalten-potse-drugstore-sagen-danke-schworck/)

Von Punks für Punks Wir, das Potse -Kollektiv
https://potse.squat.net/

Corinth53
Wir sind die Hausgemeinschaft der Corinthstraße 53 im Friedrichshain. Unser Haus wurde verkauft, jetzt kämpfen wir gegen die Verdrängung! ...
https://twitter.com/CorinthStr53

Else75
Hausgemeinschaft #else75
Berlin, Germany
https://twitter.com/else75bleibt

Recht auf Stadt Aachen
@RechtAufStadtAc

Recht auf Stadt Aachen
https://twitter.com/RechtAufStadtAc
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 29, 2019, 09:35:04 PM
Quote[...] Wem gehören die Häuser, in denen wir leben? Das wollten die Redaktionen von Tagesspiegel und dem gemeinnützigen Recherchezentrum Correctiv gemeinsam mit den Berliner Bürgerinnen und Bürgern herausfinden. ... Seit Januar werten Journalisten in beiden Redaktionen Tausende Einsendungen von Lesern sowie Hintergrundgespräche, Akten, anonyme Hinweise und Datenbanken aus. Dabei ging es nicht darum, Informationen zu einzelnen kleinen privaten Hauseigentümern zusammenzustellen. Es ging stattdessen darum, Probleme aufzudecken, größere Strukturen aufzuzeigen, Missstände sichtbar zu machen und eine bessere Faktengrundlage für die öffentliche Debatte zu legen. ...

Es gibt einen Mann, der das Potenzial des Berliner Wohnungsmarktes wohl besser erkannt hat als alle anderen. Zumindest hat er es am klügsten genutzt. Yakir Gabay, 53 Jahre alt, sitzt in einem hellblauen Hemd in einem grauweißen Büro in Tegel. Laut Forbes-Liste sind nur 567 Menschen auf der Welt noch reicher als er. Sein Vermögen soll 3,5 Milliarden Dollar betragen. Verdient hat er es vor allem mit Immobilien – auch in Berlin. Er sagt: ,,Ich bin mir nicht sicher, ob Politikern bewusst ist, dass sie mit den Kräften des Freihandels spielen."

Der Senat will Mieterhöhungen in den nächsten fünf Jahren verbieten. Die erste Hürde für einen Volksentscheid, der Großeigentümer enteignen will, ist schon genommen. Der Druck auf die Immobilienwirtschaft steigt, Aktienkurse erzittern mit jeder neuen Debatte um Marktregulierung. Und selten ist in dieser Stadt so erbittert wie jetzt darüber gestritten worden, wer eigentlich profitieren kann, wer profitieren darf, vom Berliner Wohnungsmarkt.

Berlin ist Hauptstadt der Mieter. Von den 1,9 Millionen Wohnungen in der ganzen Stadt sind 1,5 Millionen Mietwohnungen – 81,5 Prozent. Privatpersonen oder Eigentümergemeinschaften gehören etwa 40 Prozent der Mietwohnungen. Das zeigt eine Analyse des Immobiliendienstleisters Savills. Die restlichen 60 Prozent der Wohnungen gehören professionell wirtschaftenden Eigentümern.

Was in Berlin besonders ist: Während privatwirtschaftliche Unternehmen in den meisten deutschen Städten noch keine dominierende Rolle auf dem Wohnungsmarkt übernehmen, gehören ihnen in der Hauptstadt 29 Prozent des Mietwohnungsbestandes. Ein Fünftel aller Berliner Mietwohnungen gehört Unternehmen, die Immobilien zu ihrem Hauptgeschäft gemacht haben.

Die mächtigsten unter ihnen: börsennotierte Konzerne. 230.000 Wohnungen sind in ihrem Besitz – 15 Prozent des gesamten Mietwohnraums. Ihre Namen kennt seit der Enteignungsdebatte fast jeder: Deutsche Wohnen, Vonovia, ADO Properties, Covivio, Akelius, TAG Immobilien, Grand City Properties.

Die meisten von ihnen sind nicht älter als 20 Jahre. Sie alle machen Kursgewinne, von denen die deutsche Industrie derzeit nur träumen kann.

Tagesspiegel und Correctiv haben in den vergangenen acht Monaten zum Berliner Immobilienmarkt recherchiert. Nun wollten wir wissen: Auf wen trifft man, wenn man die Frage ,,Wem gehört Berlin?" bis ganz zu Ende verfolgt? Zu welchen Menschen und Firmen gelangt man, wenn man der Spur des Geldes durch den Finanzmarkt folgt? Die Recherche führt zu milliardenschweren Investmentfonds, Superreichen – und den Mietern selbst.

Wie ist Berlin in den Fokus der globalen Anleger geraten? Auf der Suche nach Antworten beginnt man vielleicht am besten bei Grand City Properties. Knapp drei Euro das Stück kostet die Aktie dieser Firma bei Börsengang im Jahr 2012. Am 28. August 2018 erreicht sie ihren Höchststand. 24 Euro mussten die Anleger nun zahlen, um von den spektakulären Dividenden des Unternehmens profitieren zu können. Ein Gewinn von fast 800 Prozent. Es ist einer der erfolgreichsten Börsengänge, die in den vergangenen zehn Jahren an der Frankfurter Börse stattgefunden haben. Und auch die Konkurrenten fahren in den letzten Jahren Rekordgewinne ein.

Ihr Erfolg erklärt sich vor allem aus politischen Entscheidungen der Vergangenheit. Es begann am 1. Januar 1990. Da endete in Deutschland die sogenannte Wohnungsgemeinnützigkeit – Wohnungsunternehmen mussten bis dahin bestimmte Steuern nicht zahlen, waren aber in Mieterhöhungen und Unternehmensgewinnen beschränkt.

Als die Beschränkungen fielen, verkauften die öffentlichen Wohnungsunternehmen massenhaft. Hunderttausende Wohnungen wurden privatisiert. Große Bestände landeten beim Vonovia (24.000 Wohnungen), Deutschlands größtem Privateigentümer. Auch Berlin brauchte dringend Geld. Allein 2004 trennte sich Berlin von 64.000 Wohnungen der GSW, die heute im Besitz der Deutschen Wohnen sind.

Dass Private-Equity-Unternehmen, also Firmen mit Kapital privater Investoren, begannen, die Bestände einzukaufen, war der Anfang der großen Wohnimmobilien-AGs, sagt Bernd Janssen. Er ist beim Investment-Banking-Unternehmen VictoriaPartners auf die Analyse von Immobilienaktien spezialisiert und beobachtet den Markt seit Jahren.

Der Einstieg in den Berliner Wohnungsmarkt war für die Aktiengesellschaften ein Glücksgriff. Nach der Finanzkrise 2008 senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Das ebnete den Weg für weitere Immobilienkäufe – zu extrem günstigen Zinsen. Der Bestand wuchs.

Und so stiegen wiederum immer größere Anleger in die Immobilien-AGs ein. Auch solche, die sich vorher nicht groß für Immobilien interessierten. ,,Die Immobilienquote der Versicherungen und Pensionskassen ist in den letzten Jahren stark gestiegen", sagt Janssen. Auch weil sichere Alternativen wie Bundesanleihen keine Rendite mehr brächten. Berlin gehört inzwischen zu den wichtigsten Standorten für Investoren überhaupt.

Dass der Berliner Immobilienmarkt als besonders attraktiv gilt, hat mehrere Gründe. Erstens: die demografische Entwicklung. Zuzug ist gut für den Wert von Immobilien. Zweitens: wenig Leerstand und wenig Neubau. Wohnungsknappheit spielt den Immobilienkonzernen in die Hände. Sie können nun kräftige Mieterhöhungen durchsetzen. Drittens: Viele Häuser sind noch nicht modernisiert. Sie haben also hohes Wertsteigerungspotenzial. Und das geht viertens derzeit besonders gut, weil Kredite eben gerade fast nichts kosten.

So ergibt sich eine Spirale. Denn der Wert einer Immobilie bemisst sich nach der Qualität des Gebäudes zusammen mit der erwarteten Mietpreisentwicklung im Haus. So ist das Zusammenspiel zwischen niedrigen Zinsen, Modernisierungen und Mietsteigerungsmöglichkeiten Gold wert. Die Häuser kosten jedes Jahr mehr. Und so können die großen Unternehmen in ihren Bilanzen jedes Jahr hohe Wertsteigerungen für ihre Häuser angeben. Wer das rechtzeitig verstanden hatte, konnte fantastische Summen anhäufen.

Yakir Gabay gehört zweifellos zu diesen Menschen. Keine Tonaufnahmen, alle Zitate müssen später schriftlich verhandelt werden. Das ist die Bedingung für dieses Gespräch. Yakir Gabay lebt in London. Er hat sowohl Grand City Properties als auch Aroundtown aufgebaut. Heute sitzt er bei beiden im Beirat. Neben ihm sitzen Andrew Wallis, CEO von Aroundtown und Mitglied des Beirats von Grand City Properties und Christian Windfuhr, CEO von Grand City Properties. Dazu eine Pressesprecherin, ein weiterer Pressesprecher ist aus dem Urlaub zugeschaltet.

An der Wand hängen zwei Fotos von Szenen aus Jugendspielen des 1. FC Union. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Aroundtown neuer Hauptsponsor der ersten Mannschaft wird, die gerade den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat. Die Firma ist eine der größten privaten Gewerbeimmobilienfirmen Deutschlands. Der Gesamtmarktwert beträgt 8,1 Milliarden Euro. Aroundtown gehören Gebäude wie das Hilton Berlin, das Park Center Treptow und das Schlosshotel Grunewald.

Die Tochterfirma Grand City Properties hat sich derweil auf Wohnungen in Großstädten spezialisiert, allen voran Berlin. Deutschlandweit besitzt die Firma gut 84.000 Wohnungen, in Berlin ist sie mit 7500 Wohnungen der siebtgrößte private Eigentümer. Aroundtown hält 39 Prozent an Grand City. Beide sind in Luxemburg registriert.

Yakir Gabay erzählt, dass er an Berlin geglaubt habe, als die anderen es nicht taten. Das erste Berliner Haus habe er 2004 in Schöneberg gekauft. 33 Wohnungen, 30 Prozent Leerstand. ,,Ich glaube daran, dass sich auf lange Sicht immer ein Preisgleichgewicht einstellt", sagt er. Überall lagen die Immobilienwerte schon höher. Er war überzeugt, dass Berlin irgendwann folgt. ,,Aber ich hatte auch nicht erwartet, dass die Preise so stark steigen würden."

,,Der Gewinn von Immobilienfirmen beruht zu einem wesentlichen Teil auf den Wertsteigerungen der Immobilien, und nicht auf Mieterhöhungen", sagt Gabay. ,,Die Wertsteigerungen sind wiederum vor allem dadurch begründet, dass es derzeit so niedrige Zinsen gibt, und daher viele Investoren Immobilien als sichere und stabile Anlageform nachfragen. Das lässt die Preise selbst bei gleichbleibenden Mieten steigen."

... Grand City selbst widme sich derzeit vermehrt dem Bauen. Die Nachverdichtung durch Neubau sei inzwischen oft lohnenswerter als der Kauf alter Häuser. Ob die Rechnung für Investoren aber noch aufgeht, wenn der Mietendeckel kommt, bezweifelt Gabay.

Auch auf die Frage, warum Grand City und Aroundtown eigentlich in Luxemburg registriert seien, hat Gabay eine einfache Antwort. Der Standort sei als Firmensitz schlicht bevorzugt und marktüblich für internationale Investoren. Man zahle aber fast die gleichen Steuern als wäre die Firma in Deutschland registriert. ,,Wir gehen nicht offshore, und haben das auch nicht vor." Als Offshore-Standorte gelten Staaten wie die Bahamas, die nur schwer für Steuerfahnder erreichbar sind.

Roger Akelius hielt genau das für eine gute Idee. Er ist Schwede und wohnt inzwischen offiziell auf den Bahamas. Der Name Akelius fällt immer wieder während der Recherche für ,,Wem gehört Berlin?". Über keinen Eigentümer haben sich bei Tagesspiegel und Correctiv im Rahmen der ,,Wem gehört Berlin?"-Recherche im Verhältnis mehr Mieter beschwert. Liegt die Durchschnittsmiete bei Grand City Properties bei 7,60 Euro und die Neuvermietungspreis bei 12 Euro pro Quadratmeter, hat Akelius 8,64 Euro bei Bestandsmietern und eine Durchschnittsmiete bei neuen Verträgen von 16 Euro pro Quadratmeter.

Die von Roger Akelius gegründete Akelius-Gruppe besitzt mehr als 50.000 Wohnungen weltweit, Gesamtwert der Immobilien laut Unternehmenswebsite: zwölf Milliarden Euro. Mit knapp 14.000 Wohnungen liegt der größte Anteil der Akelius-Wohnungen in Berlin. Den größten Teil seines Vermögens hat der Schwede einer Stiftung auf den Bahamas übertragen, die wohltätige Tätigkeiten unterstützen soll. Besonders an SOS-Kinderdörfer spendet sie.

Ein weiterer Zweck der Stiftung ist ,,Bildung und Forschung zu Wohnungsimmobilien". Ihr Vermögen beträgt laut ihrer Homepage 100 Milliarden schwedische Kronen, das sind neun Milliarden Euro.

84,5 Prozent hält die Stiftung über eine Firma in Zypern an Akelius. Zwei weitere Anteilseigner sind ebenfalls Stiftungen, wie aus einem Börsenprospekt der irischen Börse hervorgeht. Die ,,Grandfather Roger Foundation" und die ,,Hugo Research Foundation." Beide sind auf den Bahamas registriert. Auf die Frage, wer hinter den Stiftungen steckt und warum sie auf den Bahamas registriert sind, heißt es: ,,Hierzu möchte Akelius keine Angaben machen." Und auf die Frage, ob und wie viel Steuern die Akelius-Gruppe oder Roger Akelius selbst bezahlen, heißt es knapp: ,,Akelius versteuert dort, wo wir arbeiten."

Erst Mitte der 1990er Jahre begann Akelius, in Immobilien zu investieren. Sein Erfolg begann in den 70ern – als Buchautor. Er schrieb zunächst Programmierbücher, dann ging es um Investments. Anfang der 1980er Jahre erschien dann ein Bestseller von Akelius. Darin erklärte er den Schweden, wie sie am besten Steuern sparen – ganz legal, so wie die großen Unternehmen.

Der europäische Leiter der Akelius-Gruppe ist Ralf Spann. Er sitzt in einem Berliner Altbau mitten in Kreuzberg. Und erwägt nun, gegen den Mietendeckel zu klagen. ,,Wer denken Sie, wird die neue Wohnung bekommen? Ich glaube, das werden nicht diejenigen sein, denen angeblich geholfen werden soll." Und: ,,Ich war zwei Jahre in New York. Berlin hat dort eine unglaublich starke Strahlkraft." Man wolle noch lange hierbleiben.

Strahlkraft hat auch Leonardo Del Vecchio. Er hält 2,5 Prozent der Unternehmensanteile an Covivio, viertgrößter Berliner Eigentümer. Die Firma besitzt derzeit 15.700 Wohnungen in Berlin. Das rechnet sich. Del Vecchio ist der zweitreichste Mann Italiens, ihm gehört eine 60-Meter-Yacht.

Sein Vater verkaufte Obst und Gemüse auf Mailands Straßen und starb vor seiner Geburt. Seine Mutter gab ihn ins Waisenhaus. Nach seinem Schulabschluss arbeitete in einer Schlosserei. Dann versuchte es sich als Unternehmer. Im Alter von 25 Jahren gründete er das Unternehmen Luxottica.

Heute ist die Firma der größte Brillenhersteller der Welt. Ray Ban und Oakley gehören zu seinem Imperium. Auch für zahlreiche Luxusmarken wie Chanel, Prada und Versace produziert Del Vecchios Unternehmen Gestelle. Und so landen die Ausgaben für hippe Sonnenbrillen am Ende teilweise in Berliner Häusern.

Die drei Männer sind keine Ausnahmen. Einer Umfrage der britischen Immobilienberatungsfirma Knight Frank zufolge investieren die Superreichen am liebsten in Aktien und Immobilien. Del Vecchio tut das über seine Familienholding Delfin. Mit 26 Prozent ist er an der französischen Immobilienfirma Covivio SA beteiligt, die zu den größten Eigentümern Europas zählt. Der wiederum gehört Covivio SE, das deutsche Tochterunternehmen, das nicht nur Immobilien in Berlin, sondern auch in ganz Deutschland hält und zu 55 Prozent dem Mutterkonzern gehört.

Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt sein Vermögen auf 19,8 Milliarden Dollar, Platz 50 auf der Forbes-Liste der Milliardäre 2019.

... Berliner Wohnungen sind in Zeiten der Nullzinspolitik [ ] sehr attraktiv für Milliardäre. Am Aktienmarkt sind sie trotzdem vergleichsweise kleine Player. Die wahren Könige des Markts sind hier Vermögensverwalter und Pensionsfonds. Ihr Kapital: das Hundert- und Tausendfache der Superreichen.

Und sie akkumulieren über Umwege inzwischen enorme Anteile. Zum Beispiel bei der Deutsche Wohnen, mit über 115.000 Wohnungen Berlins größter Eigentümer und größter Gewinner der Wohnungsprivatisierungen. Ein Blick auf die Anteilseigner zeigt: Knapp 70 Prozent der Aktien sind im sogenannten Streubesitz, gehören also Aktionären, die anonym sind. Das können kleine Privatanleger sein genauso wie Unternehmen.

Interessant sind die restlichen 30 Prozent. Ab drei Prozent der Anteile müssen Unternehmen dies bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht melden. Und treten somit aus der Anonymität heraus. Bei der Deutschen Wohnen sind es vier Anteilseigner, die am meisten von den Gewinnen profitieren.

Da ist der amerikanische Finanzdienstleister State Street Corporation mit drei Prozent Anteilen. Auf Platz drei mit sieben Prozent steht die Norges Bank, die Zentralbank von Norwegen. Sie verwaltet den staatlichen Pensionsfonds, der die Öleinnahmen des Landes so investieren soll, dass sie als Rücklage für schlechte Zeiten dienen. In der Investmentstrategie des Fonds ist Berlin eine der Städte, auf die sie ihre Immobilieninvestments konzentrieren.

Platz zwei geht an MFS Investment Management, eine der ältesten Vermögensverwaltungsgesellschaften der Welt. 1924 gegründet, verlor es einen Großteil seines Vermögens im Börsencrash im Jahr 1929, überstand aber die Krise. Heute gehört MFS zum dem kanadischen Lebensversicherer und Finanzunternehmen Sun Life.

Auf Platz 1: Blackrock. Das Unternehmen ist spätestens der breiten Masse bekannt, seit der CDU-Politiker Friedrich Merz bei dem deutschen Ableger des Vermögensverwalters einstieg. Auch bei Berlins zweitgrößtem privaten Wohnungseigentümer Vonovia ist Blackrock der größte Anteilseigner. Und auch an TAG Immobilien und Aroundtown, dem Mutterkonzern von Grand City Properties hält das Unternehmen Anteile.

Blackrocks Anteile an Deutsche Wohnen von 10,2 Prozent würden ganz grob umgerechnet 11 800 Wohnungen in Berlin entsprechen. Nimmt man die anderen Anteile dazu, wären es 15.700 Wohnungen in Deutschland. So würde an der Börse zwar niemand rechnen, aber es zeigt, wie die Debatte um den Berliner Wohnungsmarkt teils völlig an den Profiteuren vorbei geht. Demonstriert wird gegen die Deutsche Wohnen, nicht gegen Blackrock.

Blackrock verwaltet und vermehrt das Vermögen seiner Kunden. Insgesamt sind das 6300 Milliarden Dollar Anlagekapital. Dass der Konzern an mehr als 17.000 Unternehmen beteiligt ist, liegt an den Finanzprodukten, die er verkauft. Sogenannte Indexfonds halten branchenübergreifend Anteile an Konzernen, die an der Börse gelistet sind. So wird Blackrock zum größten Aktionär Europas.

Auch wenn Blackrock normalerweise nicht bei den öffentlichen Hauptversammlungen der AGs teilnimmt, kann der Konzern trotzdem seine Stimmrechte wahrnehmen und somit Unternehmensentscheidungen beeinflussen. Hält er an verschiedenen Unternehmen aus einer Branche Aktien, ist die potentielle Macht enorm, heißt es von Experten. Es gefährde den freien Wettbewerb.

Blackrock selbst schreibt dazu: ,,In die laufende Unternehmensführung mischt sich BlackRock nicht ein." Immer wieder betont Blackrock, dass das Geld nicht ihnen selbst gehöre. Man sei nur Treuhänder. Der Unternehmenschef Larry Fink sschrieb in einer Nachricht an die Anteilseigner: ,,Unsere Kunden sind Lehrer, Krankenschwestern, Feuerwehrleute, Wissenschaftler, Geschäftsleute und so viele andere. Sie sind Mütter, Väter und Großeltern. Und ihre finanziellen Ziele sind Investitionen in den Ruhestand, ein Haus zu kaufen oder das College zu bezahlen."

Sind die größten Profiteure also am Ende Normalverdiener?

Auch Berliner Mieter legen ihr Geld in privater Altersvorsorge an. Und investieren so unwissentlich in ihren eigenen Vermieter. So wie eine Vonovia-Mieterin aus Neukölln. Sie ist 39 Jahre alt und möchte lieber anonym bleiben. Sie wohnt mitten in jenem Kiez, in dem in den vergangenen Jahren die Mieten um mehr als 100 Prozent angestiegen sind. Auf Drängen ihrer Mutter, die sich Sorgen um die Altersvorsorge der Tochter machte, schloss sie eine Riesterrente ab.

Sie selbst arbeitet im Umweltbereich, ist Kundin bei einer Umweltbank, achtet auf Nachhaltigkeit. Mit einer ehemaligen Beamtenversicherung kann man nicht viel falsch machen, dachte sie sich und zahlte von nun an jeden Monat regelmäßig Geld in ihre Riesterrente.

Gleichzeitig kämpfte sie mit ihrem Vermieter – dem Immobilienkonzern Vonovia. Gleich zwei Gerichtsverfahren führt sie gegen Vonovia wegen der Nebenkostenabrechnungen. Außerdem versuchte das Unternehmen schon zweimal, ihre Miete zu erhöhen. Als zwei Nachbarwohnungen frei wurden, sanierte der Vermieter und erhöhte die Miete. Lag sie vorher noch zwischen 4,75 und 5,50 Euro, kostete der Quadratmeter von nun an 16 Euro, erzählt sie. Die Gewinne dieser Firmen seien unfassbar, sagt sie.

Ob sie wisse, dass sie über ihre Altersvorsorge selbst in Vonovia investieren? – Stille am anderen Ende der Leitung.

Das trifft auf viele zu. Immer mehr Deutsche investieren in eine private Altersvorsorge. Um das Geld ihrer Kunden gewinnbringend anzulegen, investieren viele Rentenfonds oder Versicherungen die Beiträge nicht nur direkt in Immobilien, sondern auch in dem Finanzmarkt – entweder in Form von Aktien oder in Investmentfonds. Was ihre Kunden meist nicht wissen – wo es langfristige gewinnbringende Investments geht, ist Blackrock nicht weit.

Im Fall der Neuköllner Vonovia-Mieterin sind es die Fonds, die sie und ihren Eigentümer zu indirekten Geschäftspartnern machen. Die Versicherung Debeka gehört zu den Blackrock-Kunden. Das versteckt sich tief in den Geschäftsberichten und Anlagestrategien des Versicherers. Die Debeka Riesterrente investiert ihre Überschüsse in den Debeka Global Share Fund – einen versicherungsinternen Fonds.

Der investiert in einen Blackrock-Fond mit dem komplizierten Namen iShares STOXX Europe 600. In seinem Portfolio findet man Anteile von fünf großen Berliner Immobilienkonzernen: Deutsche Wohnen, Covivio, Grand City Properties, TAG Immobilien und – mit dem höchsten Anteil – Vonovia. Ihre Mieterin kann nur noch bitter lachen. ,,Wir schaufeln uns hier unser eigenes Grab", sagt sie.

Natürlich ist ihr eigener Anteil an der Entwicklung verschwindend gering. Doch die Masse macht es. Bei vielen großen Anbietern für Altersvorsorge wird man fündig. Bei der Allianz zum Beispiel. Ihre Lebensversicherung investiert indirekt über Fonds in die Wohnimmobilienkonzerne. Gleichzeitig hält ihr Rentenfonds auch direkt Anteile an Berlins zweitgrößtem privaten Vermieter Vonovia. Oder die Sparkassen. Ihre Lebensversicherung hat in ihren eigenen Produkten der Deka Investment Fonds Anteile an Vonovia. Und die Generali Lebensversicherung, auf der BaFin-Liste der größten Erstversicherer auf Platz sechs, hält so Anteile an Vonovia.

Der R+V Pensionsfonds investiert über einen Fonds in ADO Properties und Deutsche Wohnen. Und die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) ist über Investmentfonds mit 9,9 Prozent an TAG Immobilien beteiligt. Zehn Prozent der Arbeitnehmer in Berlin arbeiten für den öffentlichen Dienst. Feuerwehrmänner, Krankenschwestern, aber auch Verwaltungsangestellte und nicht-verbeamtete Lehrer zahlen dort ein – und das nicht einmal freiwillig. Wer einen Tarifvertrag im öffentlichen Dienst hat, ist pflichtversichert. In den meisten Fällen ist das dann bei der VBL.

Somit schließt sich ein Kreis aus Mietern, Pensionsfonds, Immobilien-AGs und dem Finanzmarkt. Und die Spirale dreht sich immer schneller. Beispielsweise gibt es nun immer mehr Riester-geförderte Fonds-Sparpläne, 3,3 Millionen, die zumindest leicht höhere Dividenden versprechen. Zum Start des Förderprogramms waren es noch 174.000 Verträge. Die Steigerung war so gewünscht. Als Riester die Rente senkte, wollte er den Deutschen stattdessen eine staatlich subventionierte Möglichkeit schaffen, am Kapitalmarkt teilzunehmen. Nicht nur die Reichen sollten profitieren, sondern auch Ottonormalverdiener.

Inzwischen liegt die durchschnittliche Rendite neuer Riester-Verträge allerdings unter einem Prozent. Ganz im Gegensatz zu den steigenden Mieten.


Aus: "Wer profitiert vom Berliner Mietmarkt?" Andreas Baum, Michael Gegg, Sidney Gennies, Hendrik Lehmann, Helena Wittlich (28. Juni 2019)
Quelle: https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/mieten-und-renditen/ (https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/mieten-und-renditen/)

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on July 28, 2019, 08:24:50 PM
"Eigentümer unbekannt: Wenn Investoren Wohnungen kaufen | Panorama | NDR"
ARD - Am 26.04.2019 veröffentlicht
Offenbar wechseln zahlreiche Immobilien in Deutschland den Besitzer, ohne dass Mieter und Behörden etwas davon mitbekommen. Hinter den Immobilienfirmen steht ein komplexes Geflecht.
https://youtu.be/NSkUhz5icGk

Ann Claire Richter (24.07.2019):  .... Rausgedrängt von Immobilienhaien. Nicht einmal mehr Menschen mit mittlerem Einkommen können sich die Mieten in Toronto noch leisten. Doch Toronto steht mit diesem Problem nicht allein. Die Dokumentation ,,Push – Für das Grundrecht auf Wohnen" führte am Montagabend im Universum-Filmtheater eindringlich vor Augen, wie Menschen überall auf der Welt ihre Heimat verlieren, wie Städte veröden und Spekulanten immer reicher werden. ...
https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article226568807/Wenn-Wohnraum-Ware-ist-und-der-Mensch-nichts-zaehlt.html

Christiane Peitz (18.06.2019): ... Es gibt ein paar Zahlen und Bilder in diesem Film, die einen erschüttern. Zum Beispiel die Vervierfachung der Mieten in Toronto in den vergangenen 30 Jahren – die Einkommen sind nur um ein Drittel gestiegen. Oder das Bild vom Skelett des Londoner Grenfell Tower, der 2017 brannte. 72 Menschen starben: ein schwarzes Mahnmal für die Verdrängung gewöhnlicher Bewohner aus einem Reichenviertel. Oder das Bild vom abgesackten, noch bewohnten Haus in Valparaiso, wo ein ganzer Stadtteil Luxusappartements weichen muss.
Oder die 217 Billionen Dollar, auf die der globale Vermögenswert von Immobilien beziffert wird, mehr als doppelt so viel wie das weltweite Bruttoinlandsprodukt. Oder die London-Grafik mit den zahllosen roten Punkten. Jedes Pünktchen markiert ein Gebäude in ausländischem Besitz. 80 Prozent davon stehen leer. Einst lebendige Nachbarschaften voller Kneipen und kleiner Läden sind Geisterquartieren gewichen.
,,Push – Für das Grundrecht auf Wohnen" heißt der teils über Crowdfunding finanzierte Film des schwedischen Dokumentaristen Fredrik Gertten, der eine Weltreise überall dorthin unternimmt, wo die Wertabschöpfung von Wohnraum brutale Folgen hat. Es geht nicht um Gentrifizierung, sondern um ein weit größeres Monster, heißt es im Film: um anonyme Konzerne, die als Vermieter nur noch auf dem Papier existieren und Riesengewinne mit meist leerstehenden Wohnungen erzielen. ...
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/immobilien/die-dokumentation-push-ein-kinofilm-ueber-den-ungezuegelten-kapitalismus/24433368.html


"Film der Woche: ,,Push"Das Menschenrecht auf Wohnen" Julian Ignatowitsch (05.06.2019)
Vermieter ohne Gesicht, Wohnungen ohne Mieter: Die Dokumentation ,,Push" von Regisseur Fredrik Gertten zeigt, wie horrende Mietpreise unsere Städte zu unbewohnbaren Orten machen – und ergründet die Hintergründe. Verständlich, unterhaltsam und schonungslos.
An Farhas Seite lernen wir das Ehepaar kennen, dem – um eine Kündigung zu rechtfertigen  – kriminelle Machenschaften vorgeworfen werden; oder wir sehen das kollektive Desinteresse von Politikern, während Farhas Vortrags vor den Vereinten Nationen, wenn alle nur auf ihr Smartphone starren und nach teuren Uhren googlen. Das sind Bilder, die hängen bleiben!
Dazu greift die Dokumentation auf die Expertise von Star-Ökonom Joseph Stiglitz, Autor Roberto Saviano und Soziologin Saskia Sassen zurück, die die Sachverhalte prägnant und verständlich erklären. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise 2008, leerstehende Luxus-Immobilien als sekündlich gehandeltes Investment-Spielzeug, Geldwäsche und Steueroasen als Fundament der globalen Ökonomie – so die Experten.
... Fredrik Gerrten: ,,Das bedeutet: Wir hatten niemals einen größeren Unterschied zwischen Leuten, die in den Häusern wohnen, und denen, denen sie gehören. Die Hauseigentümer wissen oft nichts über dich, deine Stadt oder gar dein Land. Das ist etwas völlig Neues in der (Menschheits-)Geschichte."
,,Push" spitzt manche These zu, ist dabei aber nicht reißerisch, auch wenn teilweise etwas vereinfacht wird. Der Dokumentation gelingt sogar das Kunststück trotz der frustrierenden Thematik unterhaltsam zu sein und eine positive Grundstimmung zu verbreiten, was wiederum stark mit Protagonistin Farha zu tun hat.
Was fehlt ist die Konfrontation, die Stimme der Gegenseite, also der Finanzwirtschaft. Der CEO des globalen Immobilieninvestors ,,Blackstone" sagt ein Gespräch kurzfristig ab. ...
Auch Lösungsvorschläge formuliert die Dokumentation wenige. Am Ende zeigt sie immerhin wie Farha Politiker trifft, zum Beispiel die Bürgermeisterin von Barcelona, um ein Umdenken einzuleiten. Dieses Ziel hat sich Gertten auch mit seinem 700.000 Euro teuren Film gesetzt: ,,Dokumentationen sind Teil einer Widerstandsbewegung. Dieser Film verbreitet Wissen. Auch wenn wir kaum Geld haben für Marketing oder berühmte Schauspieler, wird der Zuschauer mehr mitnehmen als aus einem Hollywood-Film."
https://www.deutschlandfunk.de/film-der-woche-push-das-menschenrecht-auf-wohnen.807.de.html?dram:article_id=450597
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on September 10, 2019, 10:24:59 AM
"Waldbesetzer in Hamburg: Baumhaus gegen Neubauten"
In Hamburg-Wilhelmsburg besetzen Aktivist*innen einen Baum, um auf die Bedrohung eines Waldstücks durch ein Neubaugebiet hinzuweisen.
https://taz.de/Waldbesetzer-in-Hamburg/!5621107/

https://waldretter.de/blog/

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Quote[...] Über drei Wochen war ein Betriebsgelände der Deutschen Bahn in Berlin-Marzahn besetzt. Noch am Sonntag hatten die Besetzer, die Wagengruppe ,,DieselA", dazu aufgerufen, Schaufeln, Werkzeuge und Schubkarren vorbeizubringen.

Am Montag dann räumte die Polizei das Gelände mit der Adresse Zur Alten Börse 1. Laut einem Polizeisprecher vor Ort wurden neun Personen auf dem besetzten Gebiet angetroffen und abgeführt. Nun gehe es darum, die Eigentümer der drei Fahrzeuge auf dem Gelände festzustellen. An einigen von ihnen waren demnach keine Kennzeichen angebracht. Darunter ein umgebauter Transporter und ein Wohnanhänger.

Auch einen Unterstand mit Tresen hätten die Besetzer aufgebaut. 250 Polizisten und 100 Einsatzwagen waren im Einsatz. Laut dem Polizeisprecher habe man nicht gewusst, wie viele Personen sich auf dem Gelände befinden. Im Vorfeld hatten sowohl die Besetzer als auch die Bahn von 40 Personen gesprochen.

Die neun vorgefundenen Besetzer werden ein Verfahren wegen Hausfriedensbruch bekommen. Sie hätten sich ohne Gegenwehr von dem Gelände führen lassen, so der Polizeisprecher. Sie sollen noch am Montag aus dem Gewahrsam entlassen werden, die Lage vor Ort sei ruhig. Bei den Fahrzeugen sollen die Zulassungen geprüft werden. "Wir kommen nur dem Gesuch der Deutschen Bahn nach." Von den neun Personen wurden die Personalien aufgenommen. Ein Mann weigerte sich und wurde verhaftet.

Die Deutsche Bahn hatte immer angekündigt, räumen zu lassen, sollte das Gebiet nicht freiwillig zurückgegeben werden.

Unterstützung erhielt "DieselA" zuletzt von der Linken: Regina Kittler, stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus und Sprecherin für Kultur, schrieb auf Twitter einen Offenen Brief an die Bahn und forderte diese auf, Verhandlungen mit den Besetzern aufzunehmen. Die Bahn jedoch wollte nicht ,,im Rahmen einer rechtswidrigen Besetzung" verhandeln. Die Bahn antwortet bisher nicht auf das Schreiben der Politikerin.

"Friedliche Besetzer*innen wie Schwerverbrecher von 250 Polizist*innen räumen zu lassen, da fehlt mir jedes Verständnis", sagte Kittler dem Tagesspiegel am Montag auf Nachfrage. Das sei nicht verhältnismäßig, für die Bahn sei keine Gefahr im Verzug erkennbar gewesen. Diese habe anscheinend Zeit, eine Räumung zu veranlassen, aber keine Zeit für Verhandlungen.


Aus: "Wagengruppe auf Grundstück der Deutschen Bahn: Polizei räumt besetztes Gelände in Marzahn" Robert Klages (14.10.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/wagengruppe-auf-grundstueck-der-deutschen-bahn-polizei-raeumt-besetztes-gelaende-in-marzahn/25113720.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/wagengruppe-auf-grundstueck-der-deutschen-bahn-polizei-raeumt-besetztes-gelaende-in-marzahn/25113720.html)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on December 01, 2019, 08:45:26 PM
"Immer mehr Familien verlassen die Großstädte" (28. November 2019)
Paare mit Kindern zieht es in Vorstädte oder ins gut angebundene Umland, zeigt eine neue Studie. Gründe sind die steigenden Mieten und die schlechtere Lebensqualität.
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-11/deutschland-studie-zdf-lebensverhaeltnisse-familien-mieten

QuoteZeitabzuhauen #2

Also eine ähnliche Entwicklung wie in New York, London oder sonst wo. Übrig bleibt dann eine Ober- und Mittelschicht mit möglichst wenig Kindern, welche die Genderisierung ihrer Stadt feiert. Und Stadtteile mit prekär Beschäftigten, die für die Logistik zu sorgen habe


...

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"Wohnungsmarkt: Erst das Baby, dann die Räumungsklage" Eine Reportage von Simone Gaul, Berlin (1. Dezember 2019)
Hohe Mieten, dreiste Vermieter, dazu die Angst, sich eine Wohnung bald nicht mehr leisten zu können: Der Mietmarkt bereitet dieser Tage vielen Menschen Sorgen und beschäftigt auch die Politik mehr denn je. Im Schwerpunkt "Mieten am Limit" https://www.zeit.de/thema/miete (https://www.zeit.de/thema/miete) beleuchtet ZEIT ONLINE die verschiedenen Facetten der Krise – mit Reportagen, Datenanalysen und Interviews.
Elif, Adnan und ihr Baby mussten ihre Wohnung verlassen, eine neue finden sie nicht. Der Mietmarkt ist so angespannt, dass auch Familien wohnungslos werden.
https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-11/wohnungsmarkt-wohnungssuche-zwangsraeumung-wohnungslos-miete/komplettansicht

QuoteMarl Karx #2

So tragisch die Geschichte ist: Wer seine Miete nicht zahlt, dem droht die Zwangsräumung. Das war schon immer so und hat mit der aktuellen Lage am Wohnungsmarkt nichts zu tun.


Quote
anjarco #2.17

Steigende Mietpreise die immer mehr Familien in die Obdachlosigkeit treiben haben nix mit der Lage am Wohnungsmarkt zu tun?

Danke für diese messerscharfe Analyse.


QuoteNoG #1.38

"Immerhin ist dann Berlin im Bereich der normalen deutschen Großstädte angekommen. 1000 Bewerbungen auf eine Wohnung ist völlig normal in Stuttgart, München und Frankfurt."

Sowas sollte nicht normal sein.



QuoteUser1234567 #18

Wer seine Rechnungen nicht öffnet, seine Miete nicht zahlt und eine ihm angebotene Trägerwohnung ablehnt, weil man ja auf Kosten des Amts vielleicht auch schöner wohnen könnte, erweckt bei mir wenig Mitleid.


Quote
emmerdeusem #18.1

Empathie ist nicht so Ihr Ding!


QuoteMalparte #21

Wir leben in einer ungerechten Welt. Eine Kollegin - definitiv gutes Einkommen - hat eine Wohnung für sich und ihr Kind gesucht. Hat sich von ihrem Mann getrennt. Bei der Begründung hat sie ein bisschen Gas gegeben - dass es nach "Notfall" aussah. War es allerdings nicht, war auch jedem klar.
Sie hat in 14 Tagen drei Wohnungen in angesagten Hamburger Vierteln angeboten bekommen. Bewohnt jetzt etwa 65 QM für 350 Euro kalt. Wohnung gehört einer Genossenschaft - müsste aber aus der gesetzlichen Sozialbindung raus sein.

Alles Top für meine Kollegin - aber das ist natürlich der Grund warum die Leute aus dem Artikel keine Chance haben. Die haben Probleme im Job und eine schwierige Zahlungsmoral. Die Kollegin arbeitet seit 10 Jahren bei einem Großunternehmen, hat sicher ein Top Scoring bei der Schufa und könnte sich auch eine drei Mal so hohe Miete leisten. Außerdem ist sie eine Nette

Das war schon immer so. Eine Freundin wohnte in den 80er in HH Deichstraße - Tiop Lage,Top renoviert und damals echte harte Sozialbindung. Da wohnten nur (!) studierende Kinder angesehener Hamburger Familien - was für ein Zufall


Quoteoisisblues #21.1

Warum ist das ungerecht? ...


QuoteMalparte #21.2

Hier in dem Artikel haben die Leute selber schuld - klar.
Aber dass Sozialwohnungen an jemand mit mehr als 60.000 brutto plus Boni gehen, ist trotzdem absurd.  ...


QuoteKrl-Otto #47

"Manche Vermieter warteten nur auf eine Gelegenheit, alte Mietverträge kündigen zu können, sagt sie. Um nach der Neuvermietung ein Vielfaches an Miete zu verlangen."

Ja, das nennt sich Marktwirtschaft. ...


QuoteOlafSch #84

Mein Eindruck ist da wollte jemand unbedingt einen "Vermieter sind alle Ausbeuter"-Artikel schreiben hat sich aber das falsche Beispiel ausgesucht. ...


Quote
atlantik #84.1

Ich denke, es geht eher um Obdachlosigkeit.


...
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on January 07, 2020, 11:29:49 AM
Interview mit ,,Liebig 34"-Besetzerin ,,Die Frage ist, wie man Gewalt definiert" Madlen Haarbach  (06.01.2020)
Die Liebigstraße 34 ist eines der letzten besetzten Häuser Berlins. Nun soll es geräumt werden. Besetzerin Mira über den Protest und das Verhältnis zur Polizei. ... ,,Liebig 34" gilt aktuell als einer der letzten Symbolorte der linken und linksradikalen Szene in der Stadt. Nebenan wurde im Februar 2011 das besetzte Haus in der Liebigstraße 14 geräumt. Rund um die Räumung kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Besetzern, Unterstützern und der Polizei.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/interview-mit-liebig-34-besetzerin-diefrage-ist-wie-man-gewalt-definiert/25390062.html

QuoteZeppi234 09:39 Uhr

... Die Frage ist, weshalb es sich einige Wenige anmaßen, angeblich das Recht zu haben, Gewalt anzuwenden und Recht zu beugen oder es zu mißachten.
Die Frage ist auch, weshalb einige glauben, ein Haus besetzen zu können, um dort mietfrei leben zu können. Welcher Normalbürger soll das gutheißen? Das ist Rechtsbruch. Menschen, die arbeiten gehen, zahlen auch ihre Miete, niemand erläßt ihnen das, weil sie sich womöglich als "Heilsbringer" für die Gesellschaft sehen.

Die gesamten Gedankengänge dieser Hausbesetzer sind krude und deren Handeln ist purer Rechtsbruch, der hoffentlich von der Justiz geahndet wird. Ich bin für die baldige Räumung sowohl in der Liebigstraße als auch in der Rigaer Straße. Eine weitere Duldung dieser fortgestzten Rechtsbrüche würde ein fatales Signal an die Gesellschaft senden. Das sollten die Entscheidungsträger im Senat bedenken.


Quotemwd 06.01.2020, 07:06 Uhr

... sie heißt Gewalt gut. So jemanden würde ich auch nicht in meinem Haus haben wollen. "Rechtmäßige Zustände herstellen" als "Gentrifizierung" zu bezeichnen, das ist verlogen.


QuoteBabsack 10:08 Uhr

Der Herr Padovocz ist Milliardär.
Unterstellen wir mal,dass er nur eine Milliarde sein Eigen nennt.
Eine Milliarde € ist eine Zahl mit 9 Nullen.
1% von 1 Milliarde sind 10 Millionen.
0,01% sind eine Million.
Das Haus kostete den Milliardär aber nur 600.000,.€.
Das sind also nicht einmal 0,01% seines Besitzes.
Und da gehen ich,wie gesagt vom Minimium eines Milliardärs aus.
Käme die Vermögenssteuer von 2%,die seit langem überfällig ist,
so müsste der Herr Padovicz allein im Jahr 20 Millionen bezahlen.
Macht das vielleicht endlich klar, um welche Summen und damit Kräfteverhältnisse, wir hier reden?


Quoteberlinx2011 07:17 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Babsack 06.01.2020, 07:57 Uhr

"linksautonomer Projekte" - wären sie autonom, wären sie nicht von einem  Eigentümer abhängig.


QuoteBabsack 06.01.2020, 07:57 Uhr

Mit Padovicz als Eigentümer bestätigt sich erneut das Bild vom Investor, das ich auch in der Diskussion um das Interview mit Anna Thalbach nannte. Es handelt sich bei solchen Investoren um Personen, die Kieze verändern, in denen sie weder gewohnt haben, wohnen, noch wohnen wollen.

Meine Unterstellung solchen Leuten gegenüber,die ein Verhalten wie Padovicz an den Tag legen ist,dass sie ihre erdrückende Finanzpotential einsetzen um gesellschaftliche Veränderungen in ihrem Sinne durchzusetzen.Ich unterstelle Padovicz, sich deshalb geweigert zu haben ein Ersatzgrundstück zu akzeptieren, um am Ort von "Liebig34" neue gesellschaftliche Realitäten zu schaffen, hin zu einer Verdrängung linksautonomer Projekte.


...

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Quote[...] Für einen Montagmorgen ist es ruhig am Zionskirchplatz. Auch Anna Thalbach fühlt sich morgens ,,ganz geschmeidig" und trägt ihr Haar ausnahmsweise offen. Das Wetter, tief hängende Wolken und grau, wirkt wie bestellt, um mit der gepflegt patinierten Fassade der Zionskirche zu harmonieren, diesem mächtigen Symbol des Widerstands gegen die Nazis. ,,Von Widerstand jeglicher Art ist in dieser Gegend heute aber nichts mehr übrig", sagt sie. ,,Wir sind hier mit meinem Nachbarn die letzten Mohikaner." ...

[Die] Gegend, das ist die Rosenthaler Vorstadt, in der Anna Thalbach seit 20 Jahren lebt, mit nur einem Umzug innerhalb derselben Straße in dieser Zeit. Grund für den Umzug: Verdrängung und Preissteigerung, wie überall in der Nachbarschaft. Aktuell ist auch ihre Mutter Katharina Thalbach von der berüchtigten Eigenbedarfskündigung durch den Vermieter betroffen – ein Begriff, der Chancen als Kandidat für das ,,Unwort des Jahres" haben könnte. Gerade in dieser Gegend.

Beim Spaziergang durch die angrenzenden Straßen fällt schnell auf, dass Thalbach über ihren Kiez vor allem im Präteritum spricht. ,,Da vorne, wo jetzt zwei Typen mit Vollbart sitzen, war früher ein ganz süßer Vietnamese." Ihm sei kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter gekündigt worden. Ein Kieztreffpunkt sei verloren gegangen. Frühstücken könne man in der Gegend kaum noch, seit die guten Bäcker verschwunden sind. Hier in der Zionskirchstraße habe es eine Pferdetherapeutin gegeben, da in der Anklamer Straße eine Kohlenhandlung, aus der die Menschen immer schwarz herauskamen, wenn Thalbach mit Tochter Nellie vorbeiging.

Dann sei hier eine Baustelle gewesen, auf dem Banner die kuriose Aufschrift ,,Living in Digital Baroque", was ,,sich weder damals erschloss, noch heute erschließt". Nur das ACUD habe sich gehalten, als letzte Bastion der Subkultur. Auch das Planschbecken im Weinbergspark sei früher mit seinen Spritzfontänen schöner gewesen, selbst wenn die darin umherrennenden Kinder häufiger ausgerutscht sind. Heute renne keines mehr, sie würden nur noch mehr oder weniger brav an den Wasserhähnen Schlange stehen, um ihre Plastikflaschen zu befüllen. Und welches Kind spielt nicht gern Schlangestehen?

,,Rein optisch ist es hier schön", sagt sie. Sie erinnert sich, wie schwarz die Fassaden der Häuser in Choriner und Zionskirchstraße waren, als sie sie zum ersten Mal als Kind zu Ostzeiten sah. Den Anblick habe sie geliebt. Das sei noch Ruß vom Krieg gewesen. ,,Den haben sie zwar mittlerweile entfernt, aber zum Glück eine Spur Patina auf den Fassaden belassen. In München oder Wien sähe das alles längst aus wie Hochzeitstorte mit Sahne obendrauf." Hübsche Fassaden genügen aber nicht, um eine Bindung zwischen Mensch und Kiez zu schaffen.

Sie wehre sich dagegen, in stumpfe Stammtischverbitterung und den Früher-war-alles-besser-Kanon zu verfallen, sagt Thalbach. Das Problem sei nicht, dass sich Dinge veränderten und Neues entstehe. Aber die Entwicklung hier gehe nicht von den Menschen aus. Und wirklich Neues bringe sie auch nicht, nur das gleiche Gentrifizierungsmuster wie in vielen anderen Städten. Designer-Babyzubehör und Tortenbäcker mit französischen Namen erinnern an den Lifestyle vom Savignyplatz vor 25 Jahren.

Ein altes Bild also, dem aber etwas fehlt: ,,Was Berlin einmal hatte, dieses gewisse Understatement, ein Tiefstapeln, aber trotzdem 'ne große Fresse, diese einzigartige Mischung fand ich sehr schön. Mittlerweile ist Berlin eine Großstadt wie jede andere. Dickes Auto, schick essen gehen, so Attribute, die für Berlin nie standen."

Wie überall, wo Subkultur blüht, zieht sie Menschen an, die sich mit ihr schmücken. Und sie zerstören. ,,Bonzenkinder, die auf Punk machen, das ist nicht echt", sagt sie, das dürfe man nicht verwechseln. Hier Menschen mit echten Anliegen, da Menschen, die Kultur vor allem als Angebot zum Konsum begreifen – und als Geschäftsmodell. Die Subkultur verliert so an Glaubwürdigkeit, ganz zu schweigen von bezahlbaren Existenzbedingungen. ,,Ohne Subkultur gibt es aber gar keine Kultur, und das ist fatal. Aber ohne Kultur verrohen wir, ganz einfach."

Wie kann jemand mit so starkem Bedürfnis nach Echtheit ausgerechnet Schauspielerin sein? Ist nicht das Schauspiel der Inbegriff des Unechten, der bloßen Fassade? Für Anna Thalbach nicht. Sie träumt von einer ,,CGI"-Rolle, also davon, eine Animationsfigur zu spielen, wie den von Andy Serkis gespielten ,,Gollum" in ,,Der Herr der Ringe". Der Schauspieler verschwindet dabei fast vollständig hinter der Animation.

In den Vordergrund rückt dafür etwas anderes, Echtes: Für Thalbach birgt die Computeranimation das Versprechen von ,,purem Schauspiel. Nur noch die Rolle, ohne meine Person und die ganze Promimaschine." Von ihren Rollen entkoppelt bliebe so auf der anderen Seite nur noch Anna Thalbach, in echt, ohne professionelle Fassade und Promileine. In einem Berliner Kiez mit diesem gewissen Understatement und 'ner großen Fresse, wenn es passt.


Aus: ",,Wir sind hier die letzten Mohikaner"" Thomas Wochnik (04.01.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/mit-anna-thalbach-durch-prenzlauer-berg-wir-sind-hier-die-letzten-mohikaner/25388224.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/mit-anna-thalbach-durch-prenzlauer-berg-wir-sind-hier-die-letzten-mohikaner/25388224.html)

Quotethursdayn 06.01.2020, 11:06 Uhr

Bin Anfang der 90iger in die Nähe in den Prenzlauer Berg gezogen. Das halbe Haus stand leer, da irgendwann abgebrannt.
Damals gab es noch "Die letzten Mohikaner". Mieter, die dort seit Jahrzehnten mit Kohleofen (auch im Bad), weggebrochenen Balkon und ohne Telefon ausharrten. Das waren noch echte Berliner. Dann kamen allmählich Menschen, wie die Thalbachs,  meist "Irgendwas mit Medien oder Kunst". Ich bin dann 2000 rüber in den Westen.


QuoteLa2356 05.01.2020, 20:29 Uhr

    Ich weiß, die meisten wollen es nicht verstehen. Man hätte auch sanieren können auf sozialverträgliche Weise und nicht auf Gewinnmaximierung und Verdrängung.

Dieses Land lebt von Gewinnmaximierung. Jedes Unternehmen, ob Firma, Ladengeschäft oder Künstler strebt Gewinnmaximierung an, sonst wird er untergehen. Im freien Markt gibt es keine sozialverträgliche Gewinnmaximierung. Die gibt es nur dann, wenn die Allgemeinheit die Verluste ausgleicht, oder in einer Diktatur, die zwangsweise die Maximierung im freien Markt beschränkt.
Profit und Erfolg und die damit einhergehende Veränderung sind das Lebenselixier dieser Gesellschaft.
Kapitalismus ist nicht immer angenehm aber immer noch besser als die Sozialisten-Träumerein der ewig Gestrigen und ihren Hass auf Neubürger, Bonzenkinder und Gentrifizierung.


QuoteEBull 05.01.2020, 15:24 Uhr

    Sie erinnert sich, wie schwarz die Fassaden der Häuser in Choriner und Zionskirchstraße waren, als sie sie zum ersten Mal als Kind zu Ostzeiten sah. Den Anblick habe sie geliebt. Das sei noch Ruß vom Krieg gewesen.

1973 geboren und irgendwann um 1977 mit ihrer Mutter in den Westen übergesiedelt, hat sie wirklich phantastische Erinnerungen. Es war der Ruß der Kohleöfen, den man überall genauso bewundern konnte wie die Schuttberge auf den Höfen, die Toiletten auf den halben Treppen und das schicke Kopfsteinpflaster. Nicht, dass es solche Ecken in West-Berlin nicht ebenfalls gegeben hat, nur wurden vielleicht die Schrabnelleinschläge mit dem Krieg assoziiert aber kaum die deutliche sichtbare Umweltverschmutzung dank Kohle als primären Stoff fürs Heizen und Kochen.


QuoteGuenterSchrapp 05.01.2020, 13:36 Uhr
Natürlich wandelt sich Berlin sehr stark. Man könnte auch sagen, die Stadt ist aus dem Märchenschlaf der DDR-Zeit aufgewacht. Berlin wird sich wieder, wie im Kaiserreich und später in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, mit London und Paris messen lassen. Es ist die Rückkehr einer Weltstadt.


Quotemacthepirat 05.01.2020, 21:47 Uhr
Antwort auf den Beitrag von CaliGuy 05.01.2020, 20:39 Uhr

Naja, in den 1920er Jahren hat hier angeblich der Bär gesteppt -- da soll mehr losgewesen sein als in New York oder London, vor allem war es moralisch nicht so verklemmt. Aber heutzutage eine Metropole sein zu wollen ist eine derartig unsoziale Idee das man sich mit grauen abwendet.

... macthepirat 06.01.2020, 13:26 Uhr
Antwort auf den Beitrag von CaliGuy 06.01.2020, 09:30 Uhr

Die Nachgeborenen verklären gerne mal die Vergangenheit. Auch damals gab es schon die Gegensätze zwischen Arm und Reich. Nicht zu vergessen die Soldatengeneration, die wollten einfach nur vergessen. Mit Schnaps, Koks, Frauen, Männer - was sich anbot.


QuoteCaliGuy 05.01.2020, 10:48 Uhr
Mit Tochter Thalbach 2020 über den Prenzlauer Berg zu ziehen und die Gentrifizierung zu beklagen ist müßig. Jeder weiß, dass es im Prenzlauer Berg nach der Wende quasi einen kompletten Bevölkerungsaustausch gegeben hat. Ich habe als junger Mensch in Paris im Marais und in New York im Greenwich Village gelebt. Könnte ich mir heute auch nicht mehr leisten. Sind Paris und New York heute für jungen Menschen tot? Nein. Die leben nur in Montreuil oder in Flatbush. Städte verändern sich. Alls verändert sich Leben.
Die Berliner Besonderheit war, dass man in einer hochgradig subventionierten Stadt für wenig Geld in sehr großen Wohnungen in schönen Häusern leben konnte. Durch den Fall der Mauer musste Westberlin nicht mehr künstlich am Leben erhalten werden. Die Stadt kommt heute so langsam im wirklichen Leben an. Das wirkliche Leben heißt in Berlin, dass man für 12,5 Euro / Quadratmeter mietet. Das wirkliche Leben heißt, dass man für 35 Euro / Quadratmeter in Paris mietet. Das wirkliche Leben heißt, dass man in kleinen Provinzstädten in Deutschland für 11,50 Euro mietet. In Paris oder New York oder der Provinz jammert keiner über die Preise. Wer heute in Paris oder New York  sein will, muss in einem Schuhkarton oder in Flatbush leben. Das weiß jeder, der dahin zieht. Es gibt kein Grundrecht im Prenzlauer Berg oder in Mitte zu wohnen. Wer in Berlin wohnen will, muss in Betracht ziehen, außerhalb des S-Bahnrings zu leben. Dass in Berlin jegliche Form von Subkultur ausstirbt, nur weil die Protagonisten dieser Subkultur nicht mehr bei "Schöner Wohnen" teilnehmen können, ist Unsinn. Wenn "Schöner Wohnen" der Maßstab einer Subkultur ist, dann hat diese Subkultur keinen Wert.
Die Thalbach-Familie hat über Generationen eine Sonderstellung im Ost-Westdeutschen Theaterbetrieb. Über die Mitglieder dieser Familie gäbe es wahrlich interessantere Dinge zu berichten als der Mietvertrag der Mutter oder das Abhandenkommen des Frühstückslokals der Tochter.


QuoteBabsack 05.01.2020, 11:21 Uhr
Antwort auf den Beitrag von CaliGuy 05.01.2020, 10:48 Uhr

Wie "bescheiden" die Lebensverhältnisse in den Städten sind,die Sie uns vorgerechnet haben,wissen wir.
Kein Wort verlieren Sie alledings über die Verhältnisse,die es dort einmal gab und die verloren gegangen sind.Es wird wieder nur gerechnet.Das andere erfasse Sie nicht.
In Manhatten war einmal Platz für Künstler,nicht nur einen Warhol,aber selbst der hätte heute Probleme mit seinen damaligen Einkünften dort zu leben,obwohl sein Laden lief..Er hat für Glamour und Geschichten gesorgt,mit denen die Gegend aufgeladen wurde und ihrern Ritterschlag erhielt.Aber der währt auch nicht ewig,wenn man auf ihm ausschließlich herumtrampelt.Es geht auch nicht um Grundrecht auf Wohnen in Mahattan oder sonstwo,es geht  um Augenmaß für Dinge,die man anders berechnet als mit Geld.Und da kann und muss Politik für Schutz sorgen,denn der Markt wirkt ohne Regelung ausschließlich zerstörerisch.Und das Zerstörte läßt sich nie wieder zurückholen und mit Geld auch nicht bezahlen.


QuoteCaliGuy 05.01.2020, 12:03 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Babsack 05.01.2020, 11:21 Uhr

Die Stadt New York war in den 70er Jahren nahezu pleite. Es gab auf Manhattan bis in die 90er Jahren hinein No-go-areas, weil die Gebäude von Junkies bewohnt und die Straßen von Gangs kontrolliert wurden. In diesem Manhattan war auch Platz für Künstler, weil da wirklich niemand anders leben wollte. Koch hat die Finanzen der Stadt in Ordnung gebracht, und Giuliani hat nach und nach mit dem Kriminalitätsproblem aufgeräumt. Dadurch haben sich Dinge verändern. Manhattan ist heute sauber und sicher, aber für Künstler unbezahlbar. Aber New York ist größer als Manhattan, und die Zustände der 70er und 80er Jahre will niemand wieder haben, auch diejenigen nicht, die es früher gekannt haben, und heute als steril empfinden. Was Sie da vorbringen ist pseudoromantisches Gefasel. Die Lebensverhältnisse in New York sind nicht bescheiden: New Yorker leben in einem Schuhkarton, aber in der aufregendsten Stadt der Welt. Das ist eine Frage der Abwägung, was man im Leben will. Berliner wollen ganz gerne Großstädter sein, aber das Leben soll bitte nicht teurer als in der tiefsten Provinz.


Quoteberlinx2011 05.01.2020, 10:13 Uhr

jetzt regen sich schon die Wessis über die Gentrifizierung des Prenzlbergs auf! Ich meine Frau Thalbach hat seit ihrem 3. Lebensjahr in West Berlin gelebt- also für mich ein Wessi - demnächst müssen wir die Schwaben im Prenzlberg schützen.


Quoteegal69 05.01.2020, 10:40 Uhr
Antwort auf den Beitrag von berlinx2011 05.01.2020, 10:13 Uhr

Mich regt eher auf wenn Leute, 30 Jahre nach dem Mauerfall, selbst in einer Stadt wie Berlin, immer noch in "Wessis" und "Ossis" unterscheiden.
Da scheint irgendwie immer noch eine imaginäre Mauer im Kopf zu existieren.


QuoteBabsack 05.01.2020, 09:46 Uhr

    Das Problem sei nicht, dass sich Dinge veränderten und Neues entstehe. Aber die Entwicklung hier gehe nicht von den Menschen aus. Und wirklich
    Neues bringe sie auch nicht, nur das gleiche Gentrifizierungsmuster wie in vielen anderen Städten.


Exakt so ist es.


Quoteberlinx2011 05.01.2020, 10:17 Uhr
Antwort auf den Beitrag von Babsack 05.01.2020, 09:46 Uhr

und Frau Thalbach ist Teil der Gentrifizierung, die lebte nämlich bis zum Mauerfall als Promi in West-Berlin


Quotemacthepirat 05.01.2020, 10:33 Uhr
Antwort auf den Beitrag von berlinx2011 05.01.2020, 10:17 Uhr

Ihnen ist schon bekannt das Fr. Kathraina Thalbach mitsamt der damals dreijährigen Tochter Anna, 1976, im Zuge der Biermann-Affäre, aus der DDR hinausgeworfen wurde. Zusammen mit Manfred Krug und anderen Prominenten Schauspielern und Dichtern. Anna Thalbach ist einfach nur an den ort ihrer frühesten Kindheit zurückgekehrt. Sie hat die Zwangsumsiedlung rückgängig gemacht als sie die Möglichkeit hatte.


QuoteBabsack 05.01.2020, 09:00 Uhr

Gestern lief im RBB "BERLIN - Schicksalsjahre einer Stadt. Das Jahr 1995".
Da wurde überdeutlich,was diese Stadt alles an Unwiederbringlichem verloren hat,
worum sie die ganze Welt einst beneidete.
So wie die Conquestadores mit den Indianern,gingen Politiker und Investoren mit dieser Stadt um und tauschten deren Gold gegen wertlosen Tand.
Nun hat Berlin endlich 69 Malls,einen totlangweiligen Potsdamer und Leipziger Platz und fast keinen Club mehr,jeder hat nach seiner Facon mit diesen Plätzen sein Schindluder getrieben und alles versucht herauszuholen,bis nichts mehr ging und der nächste sein Glück versuchen sollte.Und sein Glück war immer ein weiterer Abstieg.Aber kann der Potsdamer Platz eigentlich wirklich weiter absteigen?War er nicht seit seinem Bau ein "Frankensteins Monster"?
Vom bewunderten und in aller Welt gerühmten Underground haben die Spießer,denen es gar nicht schnell genug gehen konnte,diese Stadt gereinigt.Denn sie fanden sowieso nie einen Zugang zu diesem Underground.Man ließ sie nicht mitspielen,aber zu recht.
Aus Rache,Gleichgültigkeit oder einfach Spaß an der Zerstörung haben sie mit ihrem Geld  Zwist gesät unter den Einheimischen, wie mit dem Feuerwasser seinerzeit die Siedler unter den Indianern.
Ein böses Erwachen findet schon seit mehreren Jahrzehnten statt,aber es ist nichts mehr zu retten.
Und so wie Herzen im Märchen durch Steine ersetzt werden,um ein finaziell erfolgreicher Geschäftsmann zu werden,der alles inklusive der eigenen Familie aus demWeg räumt und verschachert,so wurden in Berlin alle Widerstände mit Gewalt oder mit Geld gebrochen,bis der Blick dieser Stadt so seelenlos wurde,wie der des Peter Munch im Märchen.
Und die,die darüber nur lachen können,und sonst auch nur Humor haben,wenn er auf Kosten anderer geht,die sollte man sich gut merken.


QuoteWandfarbe 05.01.2020, 08:22 Uhr

Ich gebe Frau Thalbach recht: Berlin ist steril geworden und die Willkür von so genannten "Vermieter/innen" ist vorhanden und wird von diesen so genannten "Vermieter/innen" weidlich gelebt.


QuoteHitzehasser 04.01.2020, 18:54 Uhr

Da kann man nur sagen: ,,Willkommen in der Realität!" Dass, was Mutter Thalbach erlebt, müssen täglich viele Menschen in dieser Stadt durchmachen. Der Unterschied: Die sicherlich gut verdienende Schauspielerin wird vermutlich wesentlich leichter eine neue Wohnung finden als viele Mitbürger!


QuoteMercury 05.01.2020, 11:37 Uhr
Antwort auf den Beitrag von PekingEnte2020 04.01.2020, 18:20 Uhr

    wieso sind die beiden Frauen nicht längst auf die Idee gekommen, dort eine Immobilien - ein komplettes Haus oder zumindest eine
    Eigentumswohnung - zu erwerben?


Vielleicht, liebe "PekingEnte" weil nicht jeder Mensch von Geburt an das Leben als Wettkampf begreift, bei dem das Lebensziel darin besteht, möglichst viel Eigentum anzuhäufen und seine Mitmenschen auszubeuten?


...
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on January 20, 2020, 01:42:36 PM
"Bahnhofsviertel - Ein Ort der Widersprüche" Lukas Gedziorowski (15.08.2013)
https://www.fr.de/frankfurt/cdu-org26591/widersprueche-11381639.html

"Künstlergruppe über abgesagte Aktion: ,,Wir spritzen trotzdem"" Alina Leimbach (13. 11. 2015)
Frankfurter KünstlerInnen wollen sich öffentlich einen Schuss setzen, um gegen Gentrifizierung zu protestieren. Kurz vorher springt der Veranstalter ab. [Die Künstlergruppe Die "Frankfurter Hauptschule" ist ein Zusammenschluss von zehn Studierenden der Kunst, Gestaltung und Musik. Sie leben im Bahnhofsviertel. Die Heroin-Performance ist ihre erste öffentlichkeitswirksame Aktion.]
https://taz.de/Kuenstlergruppe-ueber-abgesagte-Aktion/!5251220/

"Erst Heroin-Eklat, jetzt Liebesschloss-Ärger - Frankfurter Hauptschule: So tickt die irre Künstlergruppe" (20.08.2016)
https://www.extratipp.com/hessen/kuenstlergruppe-frankfurter-hauptschule-schlaegt-wieder-ticken-leute-hinter-performances-6675381.html

"Diese Künstler finden Liebesschlösser peinlich und wollen sie einschmelzen" (10.08.2016)
https://www.bento.de/art/liebesschloesser-kuenstler-wollen-umhaengeschloesser-einschmelzen-a-00000000-0003-0001-0000-000000772724

https://hauptschule.bigcartel.com/

https://www.instagram.com/frankfurterhauptschule/

https://www.youtube.com/channel/UCNycvsHLxT_YhmIVZas9Iag/videos

http://www.stadtkindfrankfurt.de/frankfurter-hauptschule-im-windschatten-des-niedergangs/

Quote[...] Thunder in Paradise (TiP) ist eine ideologiekritische Gruppe aus Frankfurt a.M.

... Dass mediokre Studentenkunst sich zur politischen Aktion aufbläst, mag zumal in einer Stadt, in der das halbgebildete Palaver über kritische Theorie nach wie vor zum guten Ton auf jeder WG-Party gehört, nicht verwundern. Bemerkenswert an der Frankfurter Hauptschule ist aber das beachtliche mediale Interesse, das sie mit ihren Aktionen seit ihrer Gründung immer wieder generiert. Schon als sich die Gruppe vor dem Römer niederließ, um für ein paar Minuten Junkie zu spielen, fanden sich neben mehreren Kamerateams auch Vertreter überregionaler Zeitungen ein. Genau wie das noch deutlich erfolgreichere Zentrum für politische Schönheit profitiert die Frankfurter Hauptschule davon, dass bestimmte politische Positionen, die früher exklusiv in der radikalen Linken vertreten wurden, inzwischen weit in den liberalen Mainstream eingesickert sind. Die Gruppe hat sich darauf spezialisiert, linksidentitäre Positionen zu Themen wie Gentrifizierung, Drogenkonsum, Sexismus und Rassismus zu Aktionskunst zu verarbeiten und findet damit allenthalben Anklang. Keineswegs nimmt sie daher im Kunstbetrieb eine Sonderstellung oder gar Avantgardefunktion ein, sondern folgt bloß dem allgemeinen Trend der Branche, sich den Imperativen linker Identitätspolitik zu unterwerfen ... Die Beschäftigung mit dem Phänomen Frankfurter Hauptschule lohnt sich angesichts dessen weniger wegen seines besonderen, sondern eher wegen seines exemplarischen Charakters: Am Beispiel dieser Gruppe lässt sich ein durchaus repräsentatives Bild vom peinlichen Elend zeichnen, das so gut wie immer herauskommt, wenn Linke meinen, Kunst zu machen.

... Dass die Kunststudenten von der Frankfurter Hauptschule sich vor vier Jahren daranmachten, ausgerechnet mit Performance Art gegen die Gentrifizierung des Stadtteils vorzugehen, wirkt daher schon auf den ersten Blick so idiotisch, dass auch einige der Journalisten, von denen die Gruppe seitdem zum Interview gebeten wurde, nicht umhinkonnten, den einfachen Zusammenhang zwischen Einzug der Kreativszene und Stadtteilaufwertung zur Sprache zu bringen. Auf die Frage, ob sie denn nicht möglicherweise selbst Teil des Prozesses seien, gegen den sie protestieren, antworten die selbsterklärten Kiez-Ranger routiniert mit Phrasen à la »Wir können die Gentrifizierung nicht aufhalten, beschleunigen wir sie!«, also mit koketter Selbstironie. Den Hang, politische Ahnungslosigkeit und Halbbildung mit Klamauk zu kompensieren, teilt die Kunstlinke mit der gesamten studentischen und radikalen Linken, die sich in verstärktem Maße für humoristische Einlagen begeistert, auf die sich etwa die Blödeltruppe Die PARTEI spezialisiert hat.


Über die Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule und ihren konformistischen Kampf gegen Gentrifizierung, Monogamie und sehr alte weiße Männer

Am 13.11.2015 füllte eine junge Frau auf den Stufen des Frankfurter Römer eine Spritze mit Kochsalzlösung, stach sich die Nadel in den Unterarm und drückte ab. Was auf den nicht eingeweihten Betrachter gewirkt haben mag wie eine unorthodoxe Methode, seinen Kater zu bekämpfen, war tatsächlich ein seit Wochen mit großem Tamtam beworbenes Stück politischer Performance-Kunst, mit dem ein Zeichen gegen die Gentrifizierung des Frankfurter Bahnhofsviertels und die damit einhergehende »Verdrängung von Drogensüchtigen« aus dem Stadtteil gesetzt werden sollte. Geladen hatte das Künstlerkollektiv Frankfurter Hauptschule, das mit dieser Aktion erstmals an die Öffentlichkeit trat.

Dass mediokre Studentenkunst sich zur politischen Aktion aufbläst, mag zumal in einer Stadt, in der das halbgebildete Palaver über kritische Theorie nach wie vor zum guten Ton auf jeder WG-Party gehört, nicht verwundern. Bemerkenswert an der Frankfurter Hauptschule ist aber das beachtliche mediale Interesse, das sie mit ihren Aktionen seit ihrer Gründung immer wieder generiert. Schon als sich die Gruppe vor dem Römer niederließ, um für ein paar Minuten Junkie zu spielen, fanden sich neben mehreren Kamerateams auch Vertreter überregionaler Zeitungen ein. Genau wie das noch deutlich erfolgreichere Zentrum für politische Schönheit profitiert die Frankfurter Hauptschule davon, dass bestimmte politische Positionen, die früher exklusiv in der radikalen Linken vertreten wurden, inzwischen weit in den liberalen Mainstream eingesickert sind. Die Gruppe hat sich darauf spezialisiert, linksidentitäre Positionen zu Themen wie Gentrifizierung, Drogenkonsum, Sexismus und Rassismus zu Aktionskunst zu verarbeiten und findet damit allenthalben Anklang. Keineswegs nimmt sie daher im Kunstbetrieb eine Sonderstellung oder gar Avantgardefunktion ein, sondern folgt bloß dem allgemeinen Trend der Branche, sich den Imperativen linker Identitätspolitik zu unterwerfen ... Die Revolte, zu der junge Künstler erzogen werden, bleibt darum notwendig konformistisch und richtet sich dem Zeitgeist entsprechend gegen die ohnehin gesellschaftlich suspendierten Restbestände der Zivilisation, ohne dass dabei der Gedanke an deren Aufhebung zugunsten einer besseren Gesellschaft noch aufkäme. Die Beschäftigung mit dem Phänomen Frankfurter Hauptschule lohnt sich angesichts dessen weniger wegen seines besonderen, sondern eher wegen seines exemplarischen Charakters: Am Beispiel dieser Gruppe lässt sich ein durchaus repräsentatives Bild vom peinlichen Elend zeichnen, das so gut wie immer herauskommt, wenn Linke meinen, Kunst zu machen.

Ihren eigenen Angaben zufolge hat sich die Frankfurter Hauptschule im Bahnhofsviertel konstituiert, um das ihre ersten Projekte allesamt kreisen. Die Gegend um den Frankfurter Hauptbahnhof war im 19. Jahrhundert zunächst als Wohn- und Geschäftsgegend des Großbürgertums angelegt worden, wovon die erhaltene gründerzeitliche Architektur noch heute zeugt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte es sich zu einem Vergnügungsviertel US-amerikanischer Prägung, das nicht nur den in Frankfurt stationierten Soldaten zahlreiche Unterhaltungsmöglichkeiten bot. Als innerstädtischer Rotlichtbezirk ist das Bahnhofsviertel seit langem ein Zentrum organisierter Kriminalität. Zum Brennpunkt der Drogenszene wurde es erst nach der Räumung der Junkies aus der angrenzenden Taunusanlage Mitte der neunziger Jahre. Obwohl es seinen heruntergekommenen Charakter bisher nicht verloren hat, sind im Bahnhofsviertel seit einigen Jahren merkliche Veränderungen zu beobachten, wie sich in einem stetig wachsenden Berg von Zeitungsartikeln über das Flair und die Transformation des Stadtteils nachlesen lässt, die meist irgendwo zwischen Milieustudie und Elendstourismus angesiedelt sind und das Viertel wahlweise als einen Ort der »Gegensätze«, der »Widersprüche« oder auch mal der »Kontraste« charakterisieren. Die Gegend gilt seit einiger Zeit gerade wegen ihres Kiezcharakters als hip: Neben Druckräumen und Bordellen gibt es im Viertel immer mehr schicke Bars und auch Ateliers. Die Mieten steigen seit Jahren stetig, u.a. weil es immer mehr junge Kreative anzieht.

Dass die Kunststudenten von der Frankfurter Hauptschule sich vor vier Jahren daranmachten, ausgerechnet mit Performance Art gegen die Gentrifizierung des Stadtteils vorzugehen, wirkt daher schon auf den ersten Blick so idiotisch, dass auch einige der Journalisten, von denen die Gruppe seitdem zum Interview gebeten wurde, nicht umhinkonnten, den einfachen Zusammenhang zwischen Einzug der Kreativszene und Stadtteilaufwertung zur Sprache zu bringen. Auf die Frage, ob sie denn nicht möglicherweise selbst Teil des Prozesses seien, gegen den sie protestieren, antworten die selbsterklärten Kiez-Ranger routiniert mit Phrasen à la »Wir können die Gentrifizierung nicht aufhalten, beschleunigen wir sie!«, also mit koketter Selbstironie. Den Hang, politische Ahnungslosigkeit und Halbbildung mit Klamauk zu kompensieren, teilt die Kunstlinke mit der gesamten studentischen und radikalen Linken, die sich in verstärktem Maße für humoristische Einlagen begeistert, auf die sich etwa die Blödeltruppe Die PARTEI spezialisiert hat.

Im Mittelpunkt der Aktionen der Frankfurter Hauptschule zum Thema Bahnhofsviertel steht die Junkie-Szene und der Umgang der Polizei mit ihr. Bisher hat der schrittweise Einzug der Kreativszene nichts daran geändert, dass im Viertel nach wie vor auf offener Straße u.a. intravenöser Heroinkonsum stattfindet. Geht es nach der Frankfurter Hauptschule, ist das urbane Elend, das hier einen besonders krassen und sichtbaren Ausdruck findet, jedoch nicht etwa nach Möglichkeit abzuschaffen, sondern unbedingt zu bewahren, denn das »Bild von Junkies, die mit Spritze im Arm auf der Straße liegen«, so die Gruppe, »ist nur die Nachtseite von verspiegelten Bankentürmen. Der gesellschaftliche Schmerz wird im Bahnhofsviertel sichtbar und das ist gut so.« In einer weiteren Pressemitteilung heißt es ähnlich lyrisch: »Die Junkies gehören zum Bahnhofsviertel wie der Wind zum Meer. Sie müssen bleiben. Wir selbst leben hier und fühlen uns zwischen Junkies und Kriminellen sehr wohl.«[6] Bedroht werde die Wohlfühloase Bahnhofsviertel durch Initiativen zur Aufwertung des Stadtteils, wie sie etwa der talentfreie Fotograf und Musiker Ulrich Mattner vorantreibt, und vor allem durch die Frankfurter Polizei, die in der Gegend regelmäßig Großrazzien gegen die Drogenszene durchführe, deren Ziel es sei, die Süchtigen aus der »Visitenkarte Frankfurts« zu verdrängen. Wo Staatsgewalt und Gentrifizierung ihr hässliches Gesicht zeigen, wird kreativer Widerstand bekanntlich zur Pflicht – heraus kam dabei die eingangs erwähnte »Heroinperformance«.

Anfang 2018, also etwa drei Jahre nach dieser ersten Aktion, griff die Frankfurter Hauptschule das Thema Bahnhofsviertel wieder auf. Geändert hatte sich wenig: Noch immer sprach sich die Gruppe gegen die Gentrifizierung des Stadtteils aus und für dessen Erhalt als Junkie-Reservat, in dem Kreative auf Elendssafari gehen können. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, simulierte sie dieses Mal nicht Heroinkonsum, sondern Gewalt gegen die Polizei: Vor laufender Kamera demolierten die Kunststudenten eine originalgetreue Kopie eines Streifenwagens. Auto und Film wurden im Anschluss auf der alljährlichen Vernissage der Städelschule ausgestellt. Auf Facebook lud die Frankfurter Hauptschule eine gekürzte Version ihres Videoclips hoch, in dem abwechselnd die Zerstörung des Polizeiwagens und feiernde Gruppenmitglieder in einer Diskothek zu sehen sind, während eine Frauenstimme das Geschehen aus dem Off mit folgenden Worten kommentiert: »Wir haben eine Skulptur in Form eines Polizeiautos verbrannt und im Bahnhofsviertel platziert. Sie steht für unsere Vision von der Zukunft dieses Ortes. Wir sehen Autos mit abgesägten Dächern, die über die Taunusstraße gleiten. Wir sehen Horden von vercrackten Zombies, die mit abgesägten Schrotflinten durch die Münchner Straße patrouillieren. Wir sehen den Rauch ausbrennender Einsatzwagen, der sich mit dem warmen Licht der Abendsonne mischt. Und wir lächeln.«

So ziemlich alles, was an linker Gentrifizierungskritik falsch und verachtenswert ist, wird mit dieser Mischung aus kunststudentischer Kraftmeierei und traditionsdeutscher Untergangsgeilheit auf die Spitze getrieben. Jeder wohlwollende Verdacht, hier könne es möglicherweise doch darum gehen, genau solche Diskurse zu persiflieren und als menschenfeindliches Spektakel zu entlarven wird von der Gruppe allerdings ausgeräumt: »Dystopien fühlen sich gerade einfach realer an als Utopien. Vielleicht haben wir darum die Dystopie von einem Bahnhofsviertel, dass [sic!] von Junkies kontrolliert wird, zu unserer Utopie gemacht. Ist eventuell auch einfach 'ne Geschmackssache.« Wie in anderen Städten fungiert der engagierte Stadtteilschutz offenkundig auch in Frankfurt vor allem als Vorwand, der es zugezogenen Sprösslingen Besserverdienender gestattet, ihren genauso rotzlöffelhaften wie antizivilisatorischen Affekt als Bestandteil der permanenten Fort- und Weiterbildung zum anerkennungssüchtigen Kreativmenschen auszuleben. Der regressive Charakter, den linke Initiativen zur Stadtteilverteidigung auch anderswo haben, tritt im Frankfurter Bahnhofsviertel aber besonders deutlich hervor, weil dieses nicht einfach nur ein abgehängter Bezirk ist, sondern ein Ort, an dem man unweigerlich mit dem Anblick von Menschen konfrontiert wird, die sich unter dem Druck von Abhängigkeit und Lebensnot buchstäblich zu Grunde richten – eine Erfahrung, die wertvoll und inspirierend zu finden völlige Empathielosigkeit voraussetzt. Ihre »Heroin-Performance« ist gerade darum keine Kunst, sondern selbstgefälliger Aktivismus: Mit der Aktion wird die ordnungspolitische Frage, ob Junkies bzw. ihr Drogenkonsum aus dem öffentlichen Raum verschwinden sollen oder nicht, zu einer rein ästhetischen verklärt: nämlich zur Frage, ob der Selbstverletzung eines Anderen zuzusehen Abscheu erregt oder nicht. Nicht nur wird die Sichtbarkeit des Drogenkonsums eingefordert – was blöd genug ist, weil es aus guten Gründen sichtgeschützte Konsumräume gibt –, sondern die Aktion vor Publikum will auch zum Hinsehen anregen. Als Motiv für die Junkievertreibung wird implizit das Nichtsehenwollen ausgemacht. Das ästhetisch verbrämte, aber im Kern moralische Urteil lautet: Wer nicht gerne hinsieht, ist ein Feind der Abhängigen und will sie vertreiben. Die Aktivisten feiern damit vor allem sich selbst, die abgebrüht und empfindungslos genug sind, um das Elend nicht nur zu ertragen, sondern als Staffage des eigenen Lebensstils gar zu genießen. Angeblich sprechen sie »im Namen der Opfer«; tatsächlich geht es ihnen um ihr eigenes Befinden. Dass sie sich im Bahnhofsviertel »sehr wohl« fühlen, ist leicht gesagt für junge Künstler, die die Kriminalität im Stadtteil bloß aus der sicheren Entfernung ihres Hipsterkioskes konsumieren, während sich die Abhängigen, Dealer und Gangmembers vor allem untereinander abziehen. Ironisch zu Hauptschülern erklären sich ohnehin bloß Abiturienten aus der Mittelklasse, die von ihrer fade verschulten Studentenexistenz notorisch angeödet sind und schon deswegen Gefallen daran finden, aus dem Mief von Elendsquartieren die Würze des echten Lebens herauszuschnüffeln.

... Dass sie sich in die Pose der jungen Wilden werfen, vermag nicht darüber hinwegzutäuschen, dass sie allesamt öde Konformisten sind, die in künstlerischen Verfahren nur Vehikel für ihre prahlerische Agitation sehen, die nicht einmal irritiert, sondern von der Kunstgemeinde flugs entschlüsselt und beklatscht wird. Der allseits gefällige fade Meinungsbrei, den die Frankfurter Mittelklasse serviert, ist die gerechte Strafe für eine Kunstöffentlichkeit, der alles, was sie nicht kennt, auf den Magen schlüge.

...


Aus: "Frankfurter Mittelklasse" (15.01.2020)
Quelle: https://thunderinparadise.org/2020/01/15/frankfurter-mittelklasse/ (https://thunderinparadise.org/2020/01/15/frankfurter-mittelklasse/)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on January 24, 2020, 10:04:21 AM
Quote[...] Handwerkerschwund: Bezirksamt in Sorge. Die Heizung ist kalt, das Dach undicht, die Tür schließt nicht mehr richtig, ihr Gebrauchtwagen hat Aussetzer? Kurz: Sie brauchen einen Handwerker? Dann viel Glück bei der Suche. In Pankow sind handwerklich begabte Leute vom Fach auf rasantem Weg zum Geheimtipp. Seit 2006 ist der Bestand der einst gut 4000 Handwerksbetriebe im Bezirk um mehr als 500 gesunken. ,,Allein seit 2011 sind etwa 350 Handwerksbetriebe aus Pankow verschwunden", teilt Wirtschaftsstadträtin Rona Tietje (SPD) auf Nachfrage mit. Die aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2018 zählten noch 3.502 Handwerksbetriebe.

Der Fachbetrieb-Exodus besorgt das Bezirksamt zusehends. Das Verschwinden von Handwerksbetrieben bedeutet nämlich nicht nur ,,den Verlust von Arbeitsplätzen", so Tietje. ,,Zum anderen stehen auch bestimmte Dienstleistungen in Pankow nicht mehr wohnortnah zur Verfügung." So müsse man mitunter auch in dringenden Fällen Handwerker von weiter her kommen lassen und dann im Zweifel eine zweistündigen Anfahrt bezahlen. ,,Je nach Handwerksbetrieb gehen außerdem kleine Ladengeschäfte in den Kiezen verloren, die auch zur Lebensqualität und Lebendigkeit in Wohnquartieren beitragen können – wie Konditoren, Schuhmacher, Schneider, Goldschmiede oder Fotografen."

Für den Schwund sind aus Tietjes Sicht (neben fehlenden Fachkräften) vor allem die steigenden Immobilienpreise und die bauliche Verdichtung im Bezirk verantwortlich: ,,Ein Hauptproblem ist speziell in Pankow das Thema Verdrängung." ...


Aus: "Kiezgespräch: Veröffentlicht am 23.01.2020 von Christian Hönicke"
Quelle: https://leute.tagesspiegel.de/pankow/talk-of-the-kiez/2020/01/23/109198/ (https://leute.tagesspiegel.de/pankow/talk-of-the-kiez/2020/01/23/109198/)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on January 30, 2020, 01:33:10 PM
"Alternatives Leben in der Rummelsburger Bucht Ein Besuch auf der Anarcho-Insel" Robert Klages (21.01.2020)
Auf dem Rummelsburger See lebt eine Gruppe Aussteiger. Einzige Regel: Keine Nazis. Manche Uferbewohner stören sich an ,,Neu-Lummerland". ...
https://www.tagesspiegel.de/berlin/alternatives-leben-in-der-rummelsburger-bucht-ein-besuch-auf-der-anarcho-insel/25442624.html

Berlin: Neu-Lummerland (27.05.2018)
Der vielleicht verwunschenste Ort Berlins wächst auf der Nixenbucht, einem Abschnitt der Rummelsburger Bucht zwischen Friedrichshain und Lichtenberg: Naturnahes Ufer, alte Bäume ragen ins Wasser, dazwischen spielen Kinder. Und vor ihnen, auf dem Wasser, liegt eine Insel. Eine schwimmende Insel, die nur aus Booten besteht: Lummerland. Anfang vergangenen Jahres sorgte sie für Aufsehen, als hier ein Feuer ausbrach, sich die einzelnen Boote losrissen und wie gigantische Fackeln über den See schwammen, begleitet von zahlreichen Explosionen der Benzin- und Gastanks an Bord. ...
https://www.zitty.de/neu-lummerland/

https://www.zitty.de/wem-gehoert-die-spree/

https://www.zitty.de/euch-das-ufer-uns-die-spree/
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on February 02, 2020, 11:54:05 AM
2:43 PM · Dec 17, 2019·Twitter Web App
+++ Parteispenden-Ticker +++
Die #FDP hat gestern 100.000 Euro von dem Immobilienkonzern WI (Wohninvest) erhalten.
https://twitter.com/a_watch/status/1206932983292342273

abgeordnetenwatch.de @a_watch
Aus Umfeld des Immobilienkonzerns hatte die #FDP bereits in den vergangenen Jahren mehrere #Parteispenden erhalten.
https://twitter.com/a_watch/status/1206932991173414912

2:27 PM · Jan 31, 2020
Peter Feldkamp @LadaNiva
Die FDP Berlin hat übrigens Klage gegen den Mietendeckel eingelegt. #JustSaying
https://twitter.com/LadaNiva/status/1223236297613103106?s=03

Simon Kell @simonkell
22h Replying to @LadaNiva and @vieuxrenard
Könnte halt auch einfach daran liegen, dass man a) nicht vom Konzept des Mietendeckels überzeugt ist und ihn b) für nicht verfassungsgemäß hält. ...

Ulf Buermeyer @vieuxrenard
klar kann es daran liegen - aber es bleibt eine politische Entscheidung der Berliner FDP, für höhere Mieten und für mehr Rendite der Vermieterseite vor Gericht zu ziehen.

Polizeibeobachter @Poliauwei Replying to @LadaNiva
Die FDP macht eben wofür sie gewä..., äh bezahlt wird.
Geliefert wie vom Auftraggeber bestellt und bezahlt.
https://twitter.com/Poliauwei/status/1223255322846023682

Michael Fritz @mitchiru Replying to @Poliauwei and @LadaNiva
Wie jeder gute Kapitalist.
https://twitter.com/mitchiru/status/1223500098748977152

Titus von der Malsburg @tmalsburg Jan 31
Die FDP wäre auch ohne entsprechende Spende gegen den Mietendeckel gewesen. ... Die Grünen bekommen bestimmt auch Spenden von Leuten, die mit ihnen übereinstimmende Interessen haben. Aber klar, von mir aus könnten Parteispenden gerne komplett verboten werden. In den USA sieht man ja wohin man sonst kommt. ...

sv9Z7jJtxX @sv9Z7jJtxX Replying to @ChrisAnsorge @LadaNiva and @erdgeist
12:37 PM · Feb 1, 2020
Ich hab mir mal die Rechenschaftsberichte 2017 angeschaut (Funfact dazu: 2018 haben bisher nur SPD und Linke abgeben, daher ist 2017 das aktuellste). Was auffällt: die FDP hat mehr Spenden kassiert als SPD, was mit Blick auf Stimmverteilung und Mitgliederanzahl beachtlich ist.
https://twitter.com/sv9Z7jJtxX/status/1223570969412894720/photo/1
https://twitter.com/sv9Z7jJtxX/status/1223571323156418560

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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on March 01, 2020, 10:22:43 AM
Quote[....] Es ist eine Weltpremiere: Als erstes Land der Welt hat Luxemburg am Samstag den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr eingeführt. Mit Ausnahme der ersten Klasse in der Bahn und bei einigen Nachtbussen muss künftig niemand mehr für eine Fahrt mit Bus, Bahn oder Straßenbahn zahlen. Gleichzeitig sollen Bus- und Straßenbahnlinien ausgebaut werden. Der Einnahmeausfall in Höhe von jährlich 41 Millionen Euro soll über Steuern ausgeglichen werden.

Luxemburg will mit dem kostenlosen ÖPNV finanzschwächere Einwohner unterstützen und zugleich die Menschen dazu bringen, stärker als bisher auf ihr Auto zu verzichten. Viele Grenzgänger aus Frankreich, Belgien und Deutschland fahren ebenso wie die Mehrheit der Einheimischen des kleinen Großherzogtums mit ihrem Wagen zur Arbeit; Staus an der Grenze sowie im Zentrum der Hauptstadt sind an der Tagesordnung.

Einzelne Städte in anderen Ländern haben bereits ähnliche Maßnahmen ergriffen. Das kleine Luxemburg ist aber nach eigenen Angaben das erste Land, das den öffentlichen Nahverkehr kostenlos macht. Das Großherzogtum hat lediglich 610.000 Einwohner.

Die Maßnahme sollte eigentlich erst zum 1. März eingeführt werden, wurde aber um einen Tag vorgezogen. Manchem Luxemburger war das noch gar nicht bewusst: "Es ist kostenlos? Das wusste ich gar nicht", sagte eine etwa 50-jährige Dame namens Dominique am Hauptbahnhof. Die Fahrkarten-Automaten in Luxemburg sollen nun nach und nach abgebaut werden. (AFP,Tsp)


Aus: "In Luxemburg kann man ab sofort kostenlos Bus und Bahn fahren" (29.02.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/regierung-will-verzicht-aufs-auto-foerdern-in-luxemburg-kann-man-ab-sofort-kostenlos-bus-und-bahn-fahren/25596772.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/regierung-will-verzicht-aufs-auto-foerdern-in-luxemburg-kann-man-ab-sofort-kostenlos-bus-und-bahn-fahren/25596772.html)

QuoteBabsack 09:07 Uhr
Super !

Egal was man Luxemburg alles vorwerfen kann, dies ist ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Jeder der seinen Wagen abschafft oder stehen läßt (dann aber bitte in der eigenen Garage,denn dann merkt man, dass ein Auto Platz verbraucht), tut für die Gemeinschaft etwas Gutes.


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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on April 03, 2020, 12:08:06 PM
Quote[...] Die folgende Meldung hat ausnahmsweise nichts mit Corona zu tun, erfreulich ist sie leider dennoch nicht. Eine Ateliergemeinschaft in Kreuzberg hat eine Mieterhöhung von 70 Prozent erhalten. Das trotz der massiven Steigerungen, die wir hier gewöhnt sind, auch in Berlin ungewöhnlich. Und für die Betroffenen unbezahlbar: Mieterin ist die Ateliergemeinschaft in der Glogauer Straße 6; die Künstler*innen können sich die mehr als 15 Euro pro Quadratmeter schlichtweg nicht leisten. Das teilten sie ihrem Vermieter mit, als er die Erhöhung im Herbst 2019 ankündigte, und sie mit der ,,im positiven Sinne dynamischen Markentwicklung" in den letzten Jahren begründete. Daraufhin erhielt die Ateliergemeinschaft die Kündigung ihres Mietvertrags zum 31. Mai diesen Jahres.

Der Vermieter ist übrigens kein*e bekannte*r Immobilienspekulant*in, sondern das Traditionsunternehmen Arnold Kuthe Immobilienverwaltungs-GmbH. Kaum einen Straßenzug gebe es in Berlin, an dem Kuthe nicht beteiligt war, erzählte Geschäftsführer und Gesellschafter Stefan Freymuth 2013 dem Tagesspiegel. Nun soll das Künstleratelier also weichen – ,,damit noch mehr Geld verdient werden kann", sagt Coni Pfeiffer von der Mieter*inneninitiative ,,GloReiche Nachbarschaft". ,,Die Ateliergemeinschaft ist nicht der erste Verdrängungsfall in der Glogauer Straße 6", so Pfeiffer.

Deshalb hat die GloReiche einen ,,offenen Kiezbrief" verfasst, in dem Kuthe aufgefordert wird, die Verhandlungen wieder aufzunehmen und einen fairen, langfristigen Mietvertrag vorzulegen. ,,Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und sorgen Sie für den aktiven Erhalt der Kunst- und Kulturstruktur in Berliner Kiezen und vor allem in Kreuzberg", heißt es abschließend. Schön wäre es – auf eine entsprechende Anfrage des Tagesspiegels antwortete Kuthe bis Redaktionsschluss leider nicht.

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Aus: "Traditionsunternehmen kündigt Ateliergemeinschaft - weil diese keine siebzigprozentige Mietsteigerung zahlen kann" (Veröffentlicht am 02.04.2020 von Nele Jensch)
Quelle: https://leute.tagesspiegel.de/friedrichshain-kreuzberg/macher/2020/04/02/115699/traditionsunternehmen-kuendigt-ateliergemeinschaft-weil-diese-keine-siebzigprozentige-mietsteigerung-zahlen-kann/ (https://leute.tagesspiegel.de/friedrichshain-kreuzberg/macher/2020/04/02/115699/traditionsunternehmen-kuendigt-ateliergemeinschaft-weil-diese-keine-siebzigprozentige-mietsteigerung-zahlen-kann/)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on May 04, 2020, 10:56:20 AM
"New York City: Die Stadt, die nicht mehr schlafen kann" Ein Essay von Lukas Hermsmeier, New York City (3. Mai 2020)
New York City war stets der Inbegriff der Metropole, aufregend und beängstigend. Nun ist sie das Zentrum der Pandemie. Was bleibt von der Idee der Stadt da noch übrig? ... In New York City sind nach Angaben der New York Times bislang knapp 18.000 Menschen an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben, rund 175.000 Infizierte zählt die Stadt bisher (Stand: 2. Mai). Das sind 10.000 mehr Infizierte als in ganz Deutschland. New York City ist mindestens einstweilen das Zentrum der Pandemie, die Stadt war schlecht vorbereitet auf einen Corona-Ausbruch, ist aufgrund ihrer hohen Verdichtung aber auch ein leichtes Angriffsziel für ein Virus. Während anderswo in den USA bereits Lockerungen von Lockdown-Maßnahmen beginnen, ist New York City noch weitgehend im Griff von Covid-19. ...
https://www.zeit.de/kultur/2020-05/new-york-city-coronavirus-pandemie-metropole/komplettansicht (https://www.zeit.de/kultur/2020-05/new-york-city-coronavirus-pandemie-metropole/komplettansicht)

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 02, 2020, 10:01:49 AM
Quote[...] Das Graffito fand sich lange vor der Corona-Krise überall: An Straßenlaternen, Pflanzkübeln, Sicherheitsbarrieren und sogar an einen Bagger wurde es gesprüht. "THE RiCH KiLLD NYC" – die Reichen haben New York getötet.

Wer dahintersteckt, ist unklar. Aber das Gefühl teilten viele. Wohlhabende Zuzügler verdrängten in den vergangenen Jahrzehnten mit ihren Luxusapartements Menschen, die sich die teuren Mieten nicht mehr leisten konnten. Altbekannte Läden mussten den Ablegern internationaler Ketten weichen, verrauchte irische Pubs verschwanden zugunsten von In-Lokalen im Instagram-Look.

Am Südrand des Central Parks, den sein Schöpfer Frederick Law Olmsted einst als "demokratischen Ausdruck von höchster Bedeutung" entworfen hatte, erhebt sich nun eine Steilwand aus Wohntürmen. New Yorks Normalverdiener nennen sie "Billionaires Row", die Straße der Milliardäre. Der 90 Stockwerke hohe One57 ist so massiv, dass er im Winterhalbjahr die Mittagssonne blockiert und die Schaukeln des Spielplatzes dahinter in einen tiefen Schatten versenkt.

Die steigende Transparenz der Finanzbehörden in Steueroasen wie der Schweiz hatte New Yorks Immobilienmarkt noch attraktiver gemacht. "New Yorks schickste Wolkenkratzer sind die neuen Nummernkonten", ätzte einmal die New York Post. "If I can make it here, I can make it anywhere", hatte Frank Sinatra einst gesungen, doch zuletzt galt: Wer es in New York nach oben schaffen wollte, musste schon woanders erfolgreich gewesen sein. Der Boom der Ultra-Luxus-Immobilien hatte direkte Folgen für den Rest der Stadtbewohnerinnen und -bewohner.

Doch kaum hatte Covid-19 im März die Stadt erreicht, flohen die Wohlhabenden. 420.000 New Yorker, etwa fünf Prozent der Bevölkerung, packten zwischen Anfang März und Anfang Mai ihre Koffer – vor allem Menschen aus den Postleitzahlgebieten mit den höchsten mittleren Einkommen, wie die New York Times feststellte: Dort wurden Smartphones seltener genutzt und weniger Müll produziert.

Mehr als 40 Prozent der Bewohner verließen demnach die noble Upper East Side, wo Banker und Hedgefonds-Manager ihre Apartments haben. Auch das West Village, wo Entertainment-Größen zu Hause sind, leerte sich. Was sie einst anzog – die vielen Menschen aus aller Welt, die auf engstem Raum zusammenleben –, versetzt sie nun in Panik.

Sie fürchte sich davor, während einer Epidemie auf so einer dicht besiedelten Insel zu bleiben, gab eine Investmentberaterin zu, bevor sie sich auf unbestimmte Zeit verabschiedete. Die Mitarbeiterin eines Vermögensverwalters ging ins waldige Vermont, "der Kinder wegen". Er sehe keinen Grund zurückzukehren, ließ ein Börsenhändler wissen, der sich bis zur Corona-Krise ein Leben woanders gar nicht vorstellen konnte.

Viele der Geflohenen sehen das offenbar ähnlich. Während der Immobilienmarkt in New York City praktisch zum Erliegen gekommen ist, überbieten sich die Interessenten in den grünen Vorstädten und den Hamptons, der Goldküste am Atlantik, zwei Autostunden entfernt. Villen mit Swimmingpool sind besonders begehrt.

Für die Zurückgebliebenen wurden die Sirenen der Krankenwagen zum neuen Soundtrack der City. Die Bilder der Kühlwagen, in denen sich Leichen stapelten, waren weltweit zu sehen. 23.700 New Yorker sind inzwischen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Die Zahl der neuen Ansteckungen und der täglichen Toten mag abgenommen haben, die ökonomischen Folgen haben gerade erst begonnen. 900.000 Jobs sind allein seit Anfang März vernichtet worden. Einer von vier Einwohnern leidet Hunger.

Während die Not täglich schlimmer wird, fehlen der Stadt die Mittel, sie zu bekämpfen. Der Steuerausfall über die kommenden zwei Jahre werde sich auf mehr als neun Milliarden Dollar belaufen, prognostizierte Bürgermeister Bill de Blasio. Der U-Bahn, auf die vor allem Bewohner in den bezahlbareren Gegenden angewiesen sind, drohen ebenfalls die Mittel auszugehen, sollte eine Kapitalspritze von 7,8 Milliarden Dollar aus Bundesmitteln ausbleiben.

Jetzt wären die Reichen nötiger denn je, ihre Steuern, ihre Spenden. Bereits ihre bloße Anwesenheit würde helfen. Schon einmal, in den Siebzigerjahren, erlebte New York die Folgen eines ähnlichen Exodus. Die Stadt wurde auf Jahrzehnte von Armut und Kriminalität heimgesucht. Erst Ende der Achtzigerjahre begann die Erholung.

Nicht zuletzt durch Donald Trump, der mit dem Bau seines Trump Tower mit dem viel geschmähten rosa Marmor in der Empfangshalle wieder Glanz und Glitzer an die Fifth Avenue brachte. Doch der Präsident, in seiner Heimatstadt unbeliebt wie sonst kaum irgendwo, hat seinen offiziellen Wohnsitz bereits letztes Jahr nach Palm Beach verlegt, der Reicheninsel Floridas. "THE RiCH KiLLD NYC" war als Kritik gedacht. Nun droht es zur Prophezeiung zu werden.


Aus: "Die Reichen haben New York getötet" Eine Kolumne von Heike Buchter (1. Juni 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-05/new-york-coronavirus-krise-wirtschaft-gentrifizierung-immobilien (https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-05/new-york-coronavirus-krise-wirtschaft-gentrifizierung-immobilien)

QuoteLisa Maier #1

Seltsamer Kommentar. Will man Menschen wirklich zum Vorwurf machen, dass sie sich vor einer Pandemie in Sicherheit gebracht haben?


QuoteBinane #1.17

Es ging darum herauszustellen das "Stadt" und insbesondere die Identität einer Stadt vor allem ein soziales Konstrukt ist. Aber das werden Sie und viele Ihrer "Unterkommentatoren" nicht begreifen.


QuoteSpökenkieker #1.7

Es geht im Artikel um die Folgen extremer Gentrifizierung. Die Hyperreichen, die maßgeblich dazu beitragen, dass New York außer für gute Geschäfte ein zunehmend lebensfeindlicher Ort ist, ein städtebauliches Desaster, ein Ort dessen Mieten sich die Masse der Armen, die aber auf die Arbeit im Umfeld der Geschäfte der Reichen angewiesen sind, kaum leisten können. Die Folge: Die Reichen ziehen an ihre 2.-Wohnsitze weiter, die Armen bleiben hängen in einer lebens-, familienfeindlichen überbevölkerten steinernen Masse, sind maßgeblich von der Pandemie betroffen, gegen die der empathielose Trump-Staat der Reichen keine ausreichenden Maßnahmen getroffen hat, haben großteils ihre Arbeit verloren, können ihre Miete nicht mehr zahlen, geschweige denn "sich vor der Pandemie in Sicherheit bringen". Man muss halt den ganzen Kommentar lesen, ohne einen Aspekt aus dem Zusammenhang zu reißen.


QuoteSommerrolle #2

Wir befassen uns gerade - aus gegebenem Anlass - sehr intensiv mit den USA und vergessen dabei, dass fast alle dort existierenden Probleme auch bei uns angelegt sind.


Quoterudolf s #2.22

Jup, passt auch super auf Hamburg


QuoteKati Du #4.7

Schuld sind nicht Individuen, sondern eine Gesellschaft, die nicht erkennt, dass man manchmal besser lebt, wenn man auch leben lässt.
Unter Eisenhower hatten die USA einen heute unvorstellbaren Sozialstaat. Dessen Demontage hat unter Reagan eingesetzt und wurde seither von jedem Präsidenten voran getrieben. Besonders bemerkenswert: Bill Clinton. Dessen Programm war im Prinzip "Agenda 2010 am Potomac" (unter anderem Beschränkung der Wohlfahrtsbezüge auf 5 Jahre).

Genauso wie es keinen Sozialismus mit menschlichem Antlitz gibt, gibt es auch keinen menschlichen Kapitalismus.
Und es eine "marktkonforme Demokratie" gibt es auch nicht, es gibt nur einen demokratiekonformen Markt.
Aber da in der Politik das Image des Botschafters und nicht der Inhalt der Botschaft zählen, merken wir vermutlich erst, wenn es zu spät ist.


QuoteEasyReiter #4.12

Das ist mir zu dünn. Bevor sie fleißige Steuerzahler wurden, haben diese 5% sämtliche fundamentalen Regeln gemacht, die ausschließlich ihnen selbst dienlich waren und nebenbei die schönsten Schollen erworben. Sie waren lediglich durch den Umstand, dass sie anschließend Geld in die Stadtkasse gezahlt haben, plötzlich systemrelevant. Jetzt sind sie weg und haben offensichtlich keinerlei tragfähige Struktur hinterlassen, die auch ohne sie funktioniert. Den restlichen 95% traue ich schon zu, dass sie sich untereinander einig werden können und sich gegenseitig versorgen. Wenn es nur am Geld hängt, ist etwas fundamental kaputt. Eigentlich wünsche ich mir, dass diese Personen noch lange in den Hamptons, Vermont, Montana, Folorida oder sonstwo bleiben. Das würde sich nämlich auch ohne Investmentberater wieder eingrooven, es käme tatsächlich auf einen Versuch an. Aber diese "Helden/Heldinnen" können meiner langjährigen Erfahrung nach nicht lange die Füße stillhalten, spätestens vor Weihnachten wollen die wieder ihr busy Business machen und sich vom Rest der Bevölkerung feiern lassen. Sie haben ja auch nichts anderes gelernt... Und wie mein Vor-Kommentar bereits treffend feststellte: "Same Deal in Germany", wenn auch zum Glück nicht ganz so krass wie "drüben".


QuoteCarlitoJ

Literaturtipp - Jeremiah Moss: Vanishing New York

Eine großartige präzise und dabei sehr gut zu lesende Analyse des Wandels der Stadt.
Zum Artikel passender Untertitel: How a Great City lost Its Soul.


Quoteeurobaer #11

NYC in der corona-Zeit als Bilderbuchbeispiel wie grenzenloser Kapitalismus eine Gesellschaft spaltet. Aber gerade NYC kennt das ja seit über 100 Jahren.


QuoteHebenstritz #16

Wo liegt denn das Problem? Ok, die Reichen haben bestimmte Stadtteile zu teuren und auffälligen Gegenden gemacht. Wenn 5% der Bevölkerung erstmal weggezogen sind und das zu einem Thema gemacht wird, scheint das aber kein großer Anteil an der Gesamtbevölkerung zu sein.

Was erwartet man denn? Eine Stadt mit verrauchten Kneipen und Billigläden mit 99% Durchschnittsverdienern, während das übrige 1% Gutverdiener hier und da mal eine Luxuswohnung zwischendrin bewohnt, aber gerne dem Einkommen angemessene Steuern zahlen und fleißig spenden soll?

Das klingt eher stark nach Sozialneid und Frust über das eigene Leben, als dass die Reichenviertel die Stadt töten. Wie kann man denn die finanziellen Vorteile durch Wohlhabende für das städtische Sozialwesen wollen, aber gleichzeitig verlangen, dass die Reichen auf ihre speziellen Vorlieben wie In-Lokale verzichten?

Der Artikel zeigt wohl eher eine ziemlich peinliche Doppelmoral. Was würde denn positiv verbessert, wenn die schicken Luxus-Wohntürme zu Wohntürmen für zuziehende Geringverdiener würden? Die In-Lokale zu Pommesbuden?

Eine Stadt ohne Reiche, also ohne Subventionsmittel, geht finanziell zugrunde, ist die Aussage des Artikels. Aber Hauptsache, man kann wieder in der verrauchten Kneipe sitzen?


QuoteEinerderganzgroßenTourenklassiker #19

"Die Reichen haben New York getötet"

Nicht, dass ich besonders links wäre, es ist der hemmungslose Kapitalismus, der New York und andere Städte zerstört hat. Die Reichen sind ein Symptom. Es ist hemmunglose Gier, die die Gentrifizierung antreibt und ein System das es zulässt.

Unterstützt von den Notenbanken, die eine Geldschwemme erzeugen, von denen die profitieren, die sowieso schon viel haben. In kleinerem Maßstab sieht man auch hier, wie die Immobilienpreise und in Folge Mieten seit "what ever it takes" (2012) durch die Decke gegangen sind und die Gesellschaft gespalten wird in Leute die eine Immobilie haben und solche, die sich keine mehr leisten können und den hohen Mieten ausgeliefert sind.

Die USA sind da natürlich sehr viel weiter auf dem Weg. ...


Quotegerhen #20

NY hat schon immer von den reichen gelebt, ohne sie gäbe es kein NYC. Daher ist diese Aussage etwas sinnlos, dass der Reichtum NY getötet hätte.
Wer es vorzieht, nicht mit Reichen in der Nachbarschaft zu leben, der kann nach Detroit ziehen, da hat er diese Probleme ganz sicher nicht.
Ohen das Geld der reichen Bürger wäre NYC niemals das geworden, was es ist, das scheint die Autorin völlig zu übersehen.


Quotedeep_franz #21

Der Markt regelt alles zum Besten. War nicht so das Credo und die Lobpreisung? ...


QuoteRentierhund #24

...man muss es vielleicht nicht als "vorwurf" lesen, sondern als empirisch belastbare zustandsbeschreibung: die reichen und superreichen verlassen das sinkende schiff, derweil die armen verrecken.
das sind im übrigen keine neue erkenntnisse, sondern so etwas ist auch hinsichtlich der ökologischen krise zu beobachten. die reichen kaufen weltweit land, teilweise sogar ganze inseln, schaffen sich da ihre eigenen refugien - und wenn die klimakatastrophe über die menschheit hereinbricht und dieselbe hinwegrafft, dann werden sie dort noch einige generationen lang überleben. und was corona anbelangt, so ist die lage geradezu dystopisch. ein new yorker arzt merkte jüngst an: ,,Es sind nicht die Reichen – diese Krankheit tötet die Armen. Sie nennen es ,wahllos'. Das ist es aber nicht. Die Armen sterben, weil sie ihr Haus verlassen und zur Arbeit gehen müssen."
und all das sind keine vorwürfe, sondern schlicht wirklichkeits-beobachtungen und ihre wiedergabe. wenn man die aber nun als vorwurf begreift, dann sollte man einmal darüber nachdenken, was es mit diesen beobachtungen auf sich hat, wenn man sie bewerten würde...


QuoteSabine K. #27

Das ist ein Phänomen, das leider weltweit ststtfindet. Hier kann nur gute Städtebaupolitik sowas verhindern. Ich lebe in München. Auch hier wird ein Stadtteil nach dem anderen von Investoren übernommen, luxussaniert und hochpreisig vermietet. Es fing mit Schwabing an (ehemals Künstlerviertel), Haidhausen, Glockenbachviertel, jetzt sind Westend und Untersendling dran. Arbeiterviertel, Künstlerviertel. Die durch genau ihre Mitbewohner einen besonderen Charme bekommen haben und dadurch interessant wurden für Investoren.
Und die wenig - aber auch normal Verdienenden werden inmer weiter an den Rand gedrängt, die Viertel verlieren ihren Charme. ...


QuoteTertius #29

All jene hier im Forum, die die Reichen verteidigen, die Verständnis dafür äußern, dass sie sich vom Acker machen und während der Corona-Krise lieber gesund und ungefährdet am Pool in den Hamptons liegen, als sich der Gefahr New Yorks auszusetzen, haben natürlich recht.
Wer könnte schon erwarten, dass jemand mit viel Kohle aus Solidarität mit der armen Unterschicht in NY bleibt und sich freiwillig ansteckt.
Und dennoch haben die Verteidiger hier im Forum nichts verstanden.
Es geht nämlich garnicht darum, von den Reichen zu fordern, dass sie sich gefälligst genauso anzustecken hätten, wie die Armen.
Es geht (1.) um eine Analyse, was geschieht, wenn man es ohne Kontrolle und politische Regulierung zulässt, dass Finanz-Heuschrecken über eine Stadt herfallen, sich alles einverleiben und sie sich bei drohender oder eintretender Gefahr einfach wieder selbst überlassen.
Und es geht (2.) darum, dass diese Leute von ihren politischen Fürsprechern davon befreit sind, sich an den Kosten des Gemeinwesens angemessen zu beteiligen.
Wenn hier in unserem Land von der Finanzelite und ihren politischen Unterstützern gegen Mietendeckel polemisiert wird, geht das in exakt dieselbe Richtung. ...


QuoteSo denke ich dazu #29.2

Ja, den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf...

Jeder ist seines Glückes Schmied. Und sucht sich selbst den Ort seines Glückes.

Warum können Investoren/Finanz-Heuschrecken über eine Stadt herfallen, sich alles einverleiben und sie sich bei drohender oder eintretender Gefahr einfach wieder selbst überlassen?
Was passiert wenn dort wo "gentrifiziert" wird keiner hin will?
Das Problem ist Angebot und Nachfrage.

Sie präferieren sozialistische Strukturen.
Nur - dann gibt es keine Investoren und Reiche. Und keine neuen Häuser.
Nur graue zerfallene Bauten.
Hatten wir schon.
'49- '89.


QuoteBenjaminWoxbrandt #41

Erstaunlich, wie gering hier im Kommentarbereich die Kompetenz zum Erkennen von sozialpolitischen und ökonomischen Zusammenhängen ist. Dass die Eigner großer Kapitalmengen erst durch überflüssige Bullshit-Jobs wie Vermögensberater oder Investmentbanker zu diesem Kapital geworden sind, ist doch einfach zu sehen, dass sie mit diesem Kapital Menschen verdrängen, deren Arbeitsinhalt nicht Bullshit ist (Krankenschwestern, Handwerker, Lehrerinnen), ebenso, und dass das alles mit einer hochproblematischen instrumentellen Ökonomisierung unserer Gesellschaft zusammenhängt, ist auch ganz gut zu erkennen.
In welcher Welt leben Sie denn, dass Sie für Menschen sympathisieren, die auf abstruse Weise Geld vermehren und mit ihren Hochhäusern den anderen die Mittagssonne wegnehmen können?


QuoteU. Hermes #50

Wenn die Strukturen so kaputt sind, dass die Reichen auf ungesteuerte Weise die Armen ausbeuten, dann ist das so. NY war nie anders und genau das wurde international als besonders hipp gefeiert.

Ich war 2014 das letzte Mal da und habe diverse soziale Einrichtungen besucht, u.a. einen Shelter für Obdachlose in Harlem. Gewohnt habe ich in Chinatown.
Das war absehbar und die Reaktion der Reichen, denen alles egal ist, auch.


...
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 09, 2020, 09:06:50 AM
Quote[...] Berlin boomt – aber nicht überall. Die Stadt könnte sich ähnlich entwickeln wie Paris und andere Großstädte vor ihr: Wohlstand und Wachstum in City-Lagen und Großsiedlungen am Stadtrand, in denen die aus den begehrten Gebieten verdrängten Haushalte mit geringen Einkünften leben.

Dies zeigt das aktualisierte ,,Monitoring Soziale Stadt" der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Und hat dabei noch einige weitere überraschende Ergebnisse.

So konzentrieren sich die ,,Verschlechterungen" der sozialen Lage im Westen Berlins. Betroffen auch dort ausschließlich: die ,,äußere Stadt". Die Planer sprechen deshalb auch von einer ,,Peripherisierung sozialer Benachteiligung". In Paris wird die Autobahn, die an den Stadtrand führt, ,,Périphérique" genannt.

Gleichsam als ,,Banlieues" von Berlin, mit einer Konzentration ,,sozialer Benachteiligung", listet der Bericht Reinickendorf und das Märkische Viertel, die Gropiusstadt, das Falkenhagener Feld, Charlottenburg-Nord, Gesundbrunnen, Britz sowie weitere Ortsteile von Neukölln, aber auch von Spandau sowie Moabit, Kreuzberg und als einzigen Ost-Berliner Stadtteil Hellersdorf auf.

Wobei Hellersdorf zugleich auch als Stadtteil mit überdurchschnittlich guter Entwicklung aufgeführt wird. Die Erklärung ist einfach: Teilweise liegen auf- und abwärtsstrebende Gebiete dicht beieinander. Kleinteilig mit Reihen- und Einfamilienhäusern bebaute Viertel in den grünen Vorstädten sind oft von Pendlern mit mittleren Einkommen bewohnt, dort, wo in der Nachbarschaft Großsiedlungen während der 1960er bis 1980er Jahren entstanden, leben überdurchschnittlich viele Haushalte mit geringen Einkommen.

Darauf reagiert der Senat mit einem Strauß an Beratungs- und Unterstützungsprogrammen. Das bekannteste darunter ist das ,,Quartiersmanagement", das den Bewohnern einen oder mehrere Ansprechpartner stellt, die bei Bedarf bei Ämter- und Behördenkontakten helfen oder in schweren Konflikten einen kurzen Draht zur örtlichen Polizei haben.

24 Standorte in Berlin will der Senat außerdem vor dem Kippen bewahren, indem er Mittel aus dem neuen Bundesprogramm ,,Stärkung Berliner Großsiedlungen" abruft.

,,Es ist erfreulich, dass sich die sozialen Unterschiede leicht verringert haben, trotzdem ist Berlin auch weiterhin durch räumliche Unterschiede geprägt", sagt die Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Katrin Lompscher (Linke). Die ,,nachhaltige Bekämpfung sozialräumlicher Problemlagen" müsse ,,mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie fortgeführt" werden.

Tatsächlich schließt der Bericht mit dem Hinweis, dass die Folgen des Lockdowns auf Handel und Wirtschaft nicht berücksichtigt sind. Die Daten im Bericht gehen auf Statistiken und Umfragen zurück, die teilweise über ein Jahr alt sind. Berlin lag damals noch in einem wirtschaftlichen Aufholprozess, mit überdurchschnittlich hohem Wachstum.

Gewachsen waren auch Einkommen und Beschäftigungen – zwei der wichtigen Faktoren zur sozialen Einordnung der Stadtquartiere – Arbeitslosigkeit, Transferbezug trotz Beschäftigung sowie Kinderarmut. Dabei prüfen die Forscher den Status eines Gebiets zum Zeitpunkt der Erhebung und vergleichen das mit der Lage zwei Jahre zuvor – daraus leiten sie eine positive oder negative Dynamik ab. Und geben entsprechende Empfehlungen an den Senat, etwa welche Gebiete einen ,,besonderen Aufmerksamkeitsbedarf" haben, wenn sich die soziale Lage dort verschärft.

Anlass zur Sorge und neu zu dieser Gruppe hinzugekommen sind im aktuellen Bericht die ,,Planungsräume" Gesundbrunnen (Wedding/Mitte), Volkspark Prenzlauer Berg (Pankow), Plötzensee (Charlottenburg-Wilmersdorf), Gütersloher Weg (Spandau), Wissmannstraße und Goldhähnchenweg (Neukölln) sowie das Gelbe Viertel (Marzahn-Hellersdorf).

Dem stehen neun Planungsgebiete mit positiven Tendenzen gegenüber. Das sind ,,vornehmlich Planungsräume in Spandau". Spandau, von West-Berlinern zu Mauerzeiten gerne noch mit dem Zusatz ,,bei Berlin" versehen, hatte im letzten Jahrzehnt etwas den wirtschaftlichen Anschluss verloren. Dabei ist der Bezirk dank Anbindung mit einer schnellen U-Bahn-Linie, reichlich hübscher Wasserlagen und zuletzt reger Bautätigkeit eine Alternative zu überfüllten, hochverdichteten Stadtlagen. Die Entlassung gleich mehrerer Quartiere aus dem Kreis städtebaulicher Sorgenfälle spricht dafür, dass dies nun zunehmend erkannt wird.

Von solchen Gebieten ,,mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf" haben die Forscher 42 in Berlin identifiziert, einer von zehn Planungsräumen der Stadt (426) ist betroffen. Betroffen sind Quartiere mit sehr niedrigem ,,sozialen Status" und zugleich ,,negativer Dynamik" – einfach ausgedrückt: wenn überdurchschnittlich viele Arbeitslose oder Geringverdiener dort leben, deren Kinder aufgrund der geringen Haushaltseinkommen von Armut bedroht sind – und die Zahl der somit sozial Benachteiligten in den vergangenen zwei Jahren noch zugenommen hat.

Beim größtem Wohnungsverband Berlin und Brandenburg (BBU) hieß es auf Anfrage: ,,Die Ergebnisse zeigen, dass gerade bei den zurzeit neu entstehenden Siedlungsprojekten wie den Buckower Feldern oder Tegel von Beginn an auf eine ausgewogene Mieterschaft, eine gute Verkehrsanbindung sowie gute Kitas und Schulen geachtet werden muss", sagt Sprecher David Eberhart.


Aus: "Berlin spaltet sich in ein reiches Zentrum und arme Ränder" Ralf Schönball (09.06.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/die-banlieues-der-hauptstadt-berlin-spaltet-sich-in-ein-reiches-zentrum-und-arme-raender/25898066.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/die-banlieues-der-hauptstadt-berlin-spaltet-sich-in-ein-reiches-zentrum-und-arme-raender/25898066.html)

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 25, 2020, 07:50:08 PM
Das Mietshäuser Syndikat
berät selbstorganisierte Hausprojekte, die sich für das Syndikatsmodell interessieren,
beteiligt sich an Projekten, damit diese dem Immobilienmarkt entzogen werden,
hilft mit Know How bei der Projektfinanzierung,
initiiert neue Projekte.
https://www.syndikat.org/de/

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Infofilm über das Mietshäuser Syndikat: ,,Das ist unser Haus!" – Räume aneignen mit dem Mietshäuser Syndikat
Gemeineigentum  – Selbstorganisation – Solidarität – Seit vielen Jahren gibt es eine  Netzwerkstruktur von mehr als 100 Hausprojekten in Stadt und Land, um die Wohnungsfrage nach anderen Werten zu organisieren: das Mietshäuser Syndikat. Finanzschwache Gruppen können sich mit der Solidarität anderer ermächtigen und so bezahlbare Räume sichern. Deshalb wächst in immer mehr Köpfen das Interesse an dieser wichtigen Initiative aus der Zivilgesellschaft.
Im 65 minütigen Film ,,Das ist unser Haus!" erläutern Akteure des Mietshäuser Syndikats das Modell der kollektiven Raumaneignung und präsentieren vielseitige Projekte in unterschiedlichen räumlichen Kontexten. Die Zuschauer werden motiviert, eigene Projekte im stabilen solidarischen Verbund des Mietshäuser Syndikats zu starten.
Mit Impressionen aus den Projekten: Freie Hütte (Lübeck), LÜDIA (Hadmersleben), Handwerkerhof Ottensen (Hamburg), Jugendwohnprojekt Mittendrin (Neuruppin), Grethergelände (Freiburg), 4-Häuser-Projekt (Tübingen) - (D 2016, 65 Min., 16:9)
http://das-ist-unser-haus.de/ | https://vimeo.com/193034732

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Goldenhome
Hier ist hinter den kulissen einiges passiert: das haus, in dem der golden shop sich befindet soll verkauft werden. in der regel bedeutet das ja nichts gutes und da wir überhaupt keine lust haben umzuziehen, sehen wir uns gezwungen, zu versuchen mit allen mieter_innen gemeinsam das haus selber zu kaufen. ...
https://goldenhomenow.gold/

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on July 28, 2020, 10:29:08 AM
"Gegen Autos: Wie eine autofreie Welt aussehen könnte und wie wir dahin kommen" Kilian Jörg · 04.07.2020
Eine autofreie Welt? Unmöglich! Die Unmöglichkeit dieser Idee ist die Inspirationsquelle für die Aktionsgruppe "Carless". Sie wollen der großen Mehrheit der Autolosen Gehör verschaffen. Der Philosoph und Berliner Gazette-Autor Kilian Jörg, der  zu den Mit-Initiator*innen gehört, stellt das "Carless"-Manifest vor und zur Diskussion.
https://berlinergazette.de/gegen-autos-wie-eine-autofreie-welt-aussehen-koennte-und-wie-wir-dahin-kommen/

https://www.carless.earth/ | https://www.carless.earth/manifest

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Ein Luxusviertel in Belgrad sorgt für Unmut
von Andrej Ivanji
Stand: 22. Februar 2017, 14:25 Uhr
Man könnte es spöttisch Mini-Dubai nennen: das in Belgrad geplante neue Luxusviertel Waterfront. Das Geld dafür kommt aus Abu Dhabi, ein Teil der Zivilgesellschaft vermutet Korruption. Noch ist die Waterfront eine der größten Baustellen Europas, die für immer mehr Unmut in der Bevölkerung sorgt.
https://www.mdr.de/nachrichten/osteuropa/ostblogger/belgrad-protest-gegen-waterfront-100.html (https://www.mdr.de/nachrichten/osteuropa/ostblogger/belgrad-protest-gegen-waterfront-100.html)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on August 14, 2020, 12:04:30 PM
Quote[...] Vor 50 Jahren trug die Aktionsgemeinschaft Westend den Protest gegen Wohnraumzerstörung auf die Straßen. An der verfehlten Planungspolitik von damals krankt die Stadt Frankfurt noch heute.

Die Anfänge sind bescheiden und friedfertig. Am 14. August 1970 laufen etwa 200 Menschen sehr geordnet durch die Frankfurter Innenstadt. Sie tragen selbstgefertigte Transparente mit Aufschriften wie ,,Stoppt den Terror der Spekulanten". Eine kleine Bürgerinitiative mit Namen ,,Aktionsgemeinschaft Westend" (AGW) hat zu der Demonstration aufgerufen. Vor 50 Jahren beginnt so eine Bewegung, die als ,,Frankfurter Häuserkampf" über Jahre hinweg bundesweit Aufmerksamkeit finden wird. Dieser ,,Häuserkampf", auf dem Höhepunkt mit großer Brutalität geführt, verändert das Verhältnis von Bürgern und Staatsgewalt für immer. Von dort führt eine direkte politische Spur zur Gründung einer neuen Partei zehn Jahre später. Sie nennt sich 1980 ,,Die Grünen".

1970 liegen die Wurzeln des Protests in einer verfehlten sozialdemokratischen Planungspolitik. Unter ihr leidet Frankfurt noch heute. Die SPD, die von 1946 bis 1977 die bestimmende politische Kraft im Römer ist, entwickelt Frankfurt damals zur autogerechten Stadt und zum Zentrum der Dienstleistungsbranche in der jungen Bundesrepublik, dem ,,Wirtschaftswunderland". Der Schriftsteller Gerhard Zwerenz wird in seinem Buch ,,Bericht aus dem Landesinneren" 1972 zu folgendem Urteil kommen: ,,Frankfurt ... ist die kapitalistischste Stadt Westdeutschlands. Nirgendwo heckt Kapital seinen Mehrwert so brachial und ungeniert mitten in die Ansiedlungen, dass die Bewohner vertrieben werden, flüchten müssen, in ohnmächtiger Wut die bloßen Fäuste schütteln."

Um dem raschen Wachstum der Dienstleistungswirtschaft mit ihren Bürohäusern einen neuen Raum zu geben, erklärt der SPD-geführte Magistrat das Frankfurter Westend, ein historisches Wohnviertel mit schönen alten Villen, zum City-Erweiterungsgebiet. Mit Rückendeckung der Politik erwerben Spekulanten die alten Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert, um sie abzureißen und durch neue Bürobauten, möglichst lukrative Hochhäuser, zu ersetzen. Die Bodenpreise im Viertel wachsen zwischen 1958 und 1968 um 500 Prozent. Der SPD-Planungsdezernent Hans Kampffmeyer gibt die Bockenheimer Landstraße und ihre Seitenstraßen für eine neue Bebauung frei.

Doch es regt sich Widerstand. Schon 1969 gründen etwa 30 Anwohner, gutsituierte Bürger, die Aktionsgemeinschaft Westend. Der Anlass ist ein vermeintlich kleiner: Für ein neues Bürohaus am Rande des Rothschildparks sollen alte Bäume gefällt werden. Das wäre ein Eingriff in das geschützte Grün der Wallanlagen, die sich wie ein Ring um die Frankfurter Innenstadt ziehen. Diese Konflikte um die Wallanlagen setzen sich bis in die Gegenwart fort. Unzählige Male opfert die Stadtregierung bis heute das Grün der Wallanlagen für neue Büro- und Hotelbauten. Heute wird diskutiert, ob ein neues Opernhaus an der Neuen Mainzer Straße in die Wallanlagen eingreifen darf.

1970 gewinnt der Protest der AGW rasch an Breite. Schon am 16. August ist die Initiative in der Innenstadt wieder auf den Straßen, diesmal sind schon mehr Menschen dabei. Auch der ehrenamtliche FDP-Stadtrat Dieter Rudolph und die CDU-Stadtverordnete Ruth Beckmann gehen mit, sehr zum Missfallen ihrer Parteien. Die berühmte Schriftstellerin Marie-Luise Kaschnitz, die seit Jahrzehnten im Westend lebt, schließt sich an. Am 17. September folgt eine erste Reaktion der Kommunalpolitik: Die Stadtverordneten beschließen einstimmig eine Veränderungssperre im Westend: So lange es keine rechtskräftigen Bebauungspläne gibt, dürfen keine neuen Baugenehmigungen für Bürobauten erteilt werden.

Doch in Wahrheit setzen sich die Abrisse fort, weil sich die Bauherren auf zahlreiche Ausnahmegenehmigungen berufen können, die ihnen der SPD-geführte Magistrat erteilt hat. Am 19. September 1970 wird deshalb ein neues Kapitel in der Geschichte des Bürgerprotests aufgeschlagen. Es kommt zur ersten Hausbesetzung in Frankfurt. Das Wohngebäude Eppsteiner Straße 47 im Westend wird in Beschlag genommen. Bis heute streiten sich die Historiker darüber, ob das auch die erste Hausbesetzung in Deutschland war. Tatsächlich hatte bereits am 10. April 1970 eine Wohn-Initiative ein Verwaltungsgebäude der Schokoladenfabrik Kwatta in Köln bezogen.

Doch in Frankfurt gewinnt die Bewegung eine Breite wie nirgendwo sonst. Jetzt sind auch Studierende dabei, ausländische Familien, Arbeits- und Obdachlose. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung gibt es etwa 60 besetzte Häuser im Westend. Der Magistrat beruft den Sozialdemokraten Knut Müller zum neuen Polizeipräsidenten. Er soll ,,aufräumen" mit der neuen Bürgerbewegung. Eine der erbittertsten Auseinandersetzungen entwickelt sich um das Haus Kettenhofweg 51. Das alte Wohnhaus soll für Büros abgebrochen werden. Schon am 7. Februar 1972 beginnt die Besetzung. Am 29. März 1973 ordnet Polizeipräsident Müller die Räumung an. Aber etwa 800 Straßenkämpfer hinter Barrikaden verteidigen das Haus. Die Polizei setzt Schlagstöcke, Hunde und Wasserwerfer ein, sie wird mit einem Steinhagel empfangen. Die Kämpfe wogen stundenlang hin und her und weiten sich auf die Seitenstraßen aus. Schließlich, nachdem es 70 Verletzte gegeben hat, befiehlt Polizeipräsident Müller den Rückzug.

In der linken Szene wird die ,,Schlacht" um den Kettenhofweg 51 zum Mythos, viele wollen später dabei gewesen sein, die es tatsächlich nicht waren. Viele prominente spätere Grüne wie Bundesaußenminister Joschka Fischer oder der spätere Frankfurter Kämmerer Tom Koenigs nehmen am Häuserkampf teil.

Das Haus Kettenhofweg 51 wird am 4. April 1973 dann doch noch geräumt. An vielen Stellen können die Aktionsgemeinschaft Westend und die anderen Protestierenden die Umwandlung des Viertels in ein Dienstleistungsquartier nicht verhindern. Von ehemals 40 000 Bewohnern blieben zunächst nur 20 000 übrig. Heute leben im Westend wieder 30 000 Menschen.


Aus: "Geschichte: Kampf den Spekulanten" Claus-Jürgen Göpfert (13.08.2020)
Quelle: https://www.fr.de/frankfurt/50-jahre-arbeitsgemeinschaft-westend-kampf-den-spekulanten-90023366.html (https://www.fr.de/frankfurt/50-jahre-arbeitsgemeinschaft-westend-kampf-den-spekulanten-90023366.html)

QuoteBjoern Luley

Darüber, wer in der Mehrzahl der Fälle die Spekulanten waren, wird interessanterweise nichts in dem Artikel gesagt. Nach einem der ganz Schlimmen, der damals nachts Rollkommandos in die Häuser schickte, um Wasser- und Heizungsrohre zerschlagen zu lassen, damit zum Teil seit Jahrzehnten dort lebende ältere Mieter endlich ausziehen und die Häuser abgerissen werden konnten, wurde später eine wichtige Brücke über den Main benannt. Unfassbar!


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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on August 26, 2020, 09:39:24 AM
Im Weg: Das Phänomen der chinesischen Nagelhäuser (23. August 2020)
Sogenannte Nagelhäuser entstehen dann, wenn Hausbesitzerinnen und -besitzer nicht für ein großes Bauvorhaben Platz machen wollen. Nagelhäuser heißen so, weil sie hartnäckigen Nägeln in hartem Holz ähneln, die man nicht mehr herausbekommt und auch nicht einschlagen kann. ...
https://www.derstandard.at/story/2000119503026/im-weg-das-phaenomen-der-chinesischen-nagelhaeuser (https://www.derstandard.at/story/2000119503026/im-weg-das-phaenomen-der-chinesischen-nagelhaeuser)

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Für die unkommerzielle Nutzung aller freistehender Häuser und Brachen Wagenplatzbesetzung in Zureich
Wir haben am 31.07.2020, den Platz zwischen Bernerstrasse, Aargauerstrasse und Depotweg genommen, um hier einen Wagenplatz ins Leben zu rufen. ... Hier, an diesem Ort, wo die Lebensrealitäten auf verschiedene Arten nicht den momentanen gesellschaftlichen Normen entsprechen, freuen wir uns auf einen Austausch und ein solidarisches Zusammenleben mit unseren Nachbar*innen. Wir schaffen hier keinen Partyort, sondern gemeinschaftlichen Wohnraum mit einem kulturellen Angebot. Es wird gebaut, gekocht, repariert, gelebt und gelernt. Kommt vorbei! Bringt ein Zelt und Sonnenschutz mit. ...
https://www.untergrund-blättle.ch/politik/schweiz/zuerich-wagenplatzbesetzung-5950.html (https://www.xn--untergrund-blttle-2qb.ch/politik/schweiz/zuerich-wagenplatzbesetzung-5950.html)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on September 07, 2020, 02:28:03 PM
"Der Neoliberalismus zerstört die Urbanität der Metropolen - Die Entleerung der Stadt" Georg Seeßlen (03.09.2020)
Im Neoliberalismus vollzieht sich eine fundamentale Enturbanisierung. Doch die Menschen, die in den Städten leben, haben mehr zu verlieren als deren Urbanität. Sieben Hauptursachen hat die Enturbanisierung der Städte derzeit. ...
https://jungle.world/artikel/2020/36/die-entleerung-der-stadt (https://jungle.world/artikel/2020/36/die-entleerung-der-stadt)

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"3 Nächte" juergenkasekVeröffentlicht (7. September 2020) Katgeorien PolitikSchlagwörter #le0409, #le0509, Connewitz, Gewalt, Leipzig, Randale
Am Donnerstag, Freitag und Sonnabend kam es in Leipzig zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizeibeamten. Dieser Text soll keine Rechtfertigung sein, keine Relativierung, sondern eine notwendige differenzierte Einordnung. ... Verständigen über das was geschehen ist, zu verstehen und daraus Folgen abzuleiten, kann man nur wenn in notwendiger Weise differenziert und jenseits der Verschlagwortung nach Antworten auf komplexe Probleme gesucht wird. Vorab: Gewalt ist keine Lösung sondern immer Teil des Problems. Und dieser Text keine Relativierung. ...
https://juergenkasek.wordpress.com/2020/09/07/3-naechte/

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on October 02, 2020, 12:29:12 PM
"Documentary From 1991 Asks If Los Angeles Will Become a Hellish Dystopia" Matt Novak
(1990s, los angeles, los angeles history, LA, LA history, bbc, documentary )
Back in 1991 the BBC visited Los Angeles to ask if it was the city of the future. Their answer? Yes, but not in a good way.
https://paleofuture.com/blog/2015/2/4/documentary-from-1991-asks-if-los-angeles-will-become-a-hellish-dystopia (https://paleofuture.com/blog/2015/2/4/documentary-from-1991-asks-if-los-angeles-will-become-a-hellish-dystopia)

https://youtu.be/pkYIwlcjCOI (https://youtu.be/pkYIwlcjCOI)

...
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on November 12, 2020, 01:08:42 PM
"Einkommensstatistik NRW: "Willst du das Ruhrgebiet oben sehen, musst du die Tabelle drehen"" Stefan Laurin (11. November 2020)
Das statistische Landesamt NRW hat heute das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte veröffentlicht und die Daten zu einem Ranking zusammen gefasst. Auf den Punkt gebracht: Im Ennepe-Ruhr-Kreis und in Mülheim können sich die Menschen ab und an Flaschenbier von Marken leisten, die im Fernsehen beworben werden. Der Rest trinkt Hansa aus der Dose. Nur in Gelsenkirchen reicht es auch dafür nicht: Dort spritzt man sich, um lustig zu werden, etwas Mümmelmann, den günstigen Kräuterlikör von Aldi, in die Vene. ...
https://www.ruhrbarone.de/einkommensstatistik-nrw-willst-du-das-ruhrgebiet-oben-sehen-musst-du-die-tabelle-drehen/192963 (https://www.ruhrbarone.de/einkommensstatistik-nrw-willst-du-das-ruhrgebiet-oben-sehen-musst-du-die-tabelle-drehen/192963)

"Liste der deutschen Städte nach Bruttoinlandsprodukt"
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_deutschen_St%C3%A4dte_nach_Bruttoinlandsprodukt (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_deutschen_St%C3%A4dte_nach_Bruttoinlandsprodukt)

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Landkreise_nach_Einkommen (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Landkreise_nach_Einkommen)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on November 14, 2020, 11:16:42 AM
"Als Friedrichshain im Straßenkampf versank: Vor 30 Jahren wurden die besetzten Häuser der Mainzer Straße geräumt" Robert Ide (14.11.2020)
Die Räumung in der Mainzer Straße am 14. November 1990 eskalierte zur Straßenschlacht. Die brutalen Konflikte sind ein Berliner Wendepunkt nach der Einheit. ... Mitten in Friedrichshain tobt stundenlang ein Straßenkampf. Dann ist Ruhe am 14. November 1990. Die Mainzer Straße wird zum Militärischen Sicherheitsbereich erklärt: ,,Unbefugtes Betreten verboten! Vorsicht Schußwaffengebrauch!" Eigentlich ist hier ein Wohngebiet.
Ein Jahr nach friedlicher Revolution und Mauerfall erlebt der Osten des gerade erst vereinten Berlin einen der heftigsten Polizeieinsätze der jüngeren Stadtgeschichte. Die Erschütterungen vor 30 Jahren lassen die rot-grüne Koalition zerbersten. Sie zeigen aufbrechende Konflikte zwischen Ost und West, zwischen linker Szene und Polizei, auch zwischen Hausbesetzern und Hausbesetzern. Ein anarchischer Traum, geboren im Berlin des Wendewahnsinns, ist ausgeträumt. ,,,
Der harte Alltag der deutschen Einheit beginnt. Er hinterlässt Wunden, die man kaum sieht, wenn man heute durch das Viertel rund um den Boxhagener Platz streift: sanierte Altbauten, Familienspaß auf teuren Bürgersteigen, Geschäfte, Cafés. Der Flohmarkt als Kiez-Idyll, in dem man Vergangenheit noch auf Fotos entdecken kann. Und in ein paar Gesichtern. ...
https://www.tagesspiegel.de/berlin/als-friedrichshain-im-strassenkampf-versank-vor-30-jahren-wurden-die-besetzten-haeuser-der-mainzer-strasse-geraeumt/26623650.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/als-friedrichshain-im-strassenkampf-versank-vor-30-jahren-wurden-die-besetzten-haeuser-der-mainzer-strasse-geraeumt/26623650.html)
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Post by: Link on April 04, 2021, 11:31:01 AM
"Das Faustrecht der Freiheit. Anarchokapitalistische Fantasien in der zeitgenössischen Architektur" Stephan Trüby (28. März 2021)
Stephan Trüby ist Professor für Architekturtheorie und Direktor des Instituts für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (IGmA) der Universität Stuttgart. Er publizierte unter anderem "Rechte Räume. Politische Essays und Gespräche" (2020).
Was passiert, wenn Architekt*innen nicht mehr für öffentliche Bauträger, sondern nur noch für den ,,freien Markt" arbeiten? Für Patrik Schumacher, Chef von Zaha Hadid Architects, bedeutet es die Nähe zu libertär-rechtsradikalem Gedankengut und die Planung von ,,Freien Privatstädten".
https://geschichtedergegenwart.ch/das-faustrecht-der-freiheit-anarchokapitalistische-fantasien-in-der-zeitgenoessischen-architektur/ (https://geschichtedergegenwart.ch/das-faustrecht-der-freiheit-anarchokapitalistische-fantasien-in-der-zeitgenoessischen-architektur/)

"Stephan Trüby : "Es gibt keine per se rechte oder linke Architektur"
Doch es gebe "rechte Räume", sagt der Architekturtheoretiker Stephan Trüby. Die These hat nun eine Debatte entfacht: Wird die Baukultur politisch instrumentalisiert?
Interview: Martin Tschechne (12. Juni 2019)
https://www.zeit.de/kultur/2019-06/stephan-trueby-architektur-professor-rechte-raeume-kritik

Stephan Trüby (* 19. März 1970 in Stuttgart) ist Architekturtheoretiker und Professor für Grundlagen Moderner Architektur und Entwerfen an der Universität Stuttgart und Publizist politischer Debattenbeiträge. ... Gebäude stehen gemäß Trüby ,,im Kontext kultureller (nationaler, regionaler etc.) Differenzen wie im Kontext von Transmissionsprozessen. ... Sie sind Resultate kultureller Evolution, ... und verdanken sich einer komplexen Gemengelage aus ökonomischen, politischen, materiellen und stilistischen Faktoren, aus Traditionen, Handwerkerregeln, Software- Rahmenbedingungen etc." ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Stephan_Tr%C3%BCby

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Post by: Link on April 10, 2021, 08:26:32 PM
"Die These: Lasst die Fußgängerzonen sterben" Kommentar von Felix Zimmermann (10. 4. 2021)
Corona macht die Fußgängerzonen kaputt – endlich. Sie müssen zugrunde gehen, damit in den Innenstädten etwas Neues entstehen kann. ... Die Lage der Fußgängerzonen ist schlecht, und sie war es auch schon vor Beginn der Pandemie. Corona hat das Elend nur noch brutaler zutage treten lassen. Die Fußgängerzonen jetzt durch scheinbar überlegte Aktionen in Schwung zu bringen, den Konsum dort anzukurbeln, würde ihr Ende nur ein wenig hinauszögern. Die Lage der Fußgängerzonen ist schlecht, und sie war es auch schon vor Beginn der Pandemie. Corona hat das Elend nur noch brutaler zutage treten lassen. Die Fußgängerzonen jetzt durch scheinbar überlegte Aktionen in Schwung zu bringen, den Konsum dort anzukurbeln, würde ihr Ende nur ein wenig hinauszögern. ... Oberbürgermeister, Citymanager, Einzelhandelsverbandsleute, lasst die Fußgängerzonen sterben und österlich wiederauferstehen als etwas anderes. Senkt die Wahnsinnsmieten, kauft leer stehende Immobilien und vermietet sie günstig an Leute mit Ideen, an Handwerksbetriebe, sorgt dafür, dass die Innenstädte wieder Wohnorte werden, siedelt Volkshoch- und Musikschulen dort an, bringt Leben rein, setzt euch zusammen, gebt aber kurzfristig nicht Menschenleben auf, um euren Fuzos noch etwas Luft zu verschaffen! ...
https://taz.de/Die-These/!5760489/ (https://taz.de/Die-These/!5760489/)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on April 15, 2021, 02:44:59 PM
Quote[...] Das Aus des Berliner Mietendeckels vor dem Bundesverfassungsgericht hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen – große Erleichterung vor allem in der Immobilienwirtschaft, Frust beim Mieterbund und eher hilflose Appelle des Berliner Senats. ... So sprachen Verbände der Hausbesitzer und Immobilienbranche von der "maximalen Niederlage". Das Gericht habe die Berliner Landesregierung aus SPD, Grünen und Linken "komplett abgewatscht", sagte etwa Haus-&-Grund-Präsident Kai Warnecke. "Nun ist Rechtsklarheit für Mieter und Vermieter gleichermaßen geschaffen worden", sagte der Präsident des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), Andreas Ibel.  ...

... Die Entscheidung aus Karlsruhe ist bitter", sagte der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten. Sie sei aber auch "ein lauter Weckruf an den Bundesgesetzgeber, endlich zu handeln und die Mietenexplosion in vielen deutschen Städten zu stoppen!"

... Mieterinnen und Mieter in Berlin müssten nun gegebenenfalls die Differenz zwischen der Mietendeckelmiete und der Vertragsmiete nachzahlen – wenn sie zuvor eine Mietminderung erwirkt hatten. "Dabei sieht sich der Senat auch in der Pflicht, sozial verträgliche Lösungen für Mieter:innen zu entwickeln", sagte Stadtentwicklungssenator Scheel, dessen Vorgängerin Katrin Lompscher (Linke) den Mietendeckel eingeführt hatte.

... Die AfD-Landesvorsitzende Kristin Brinker sprach von einer "schallenden Ohrfeige mit Ansage", Fraktionschef Georg Pazderski von einem Zeichen gegen "sozialistische Verbote".


Aus: "Vermieter begeistert, Mieterbund frustriert, Senat verspricht Hilfen" (15. April 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-04/mietendeckel-berlin-nachzahlungen-vermieter-mieterbund-bundesregierung (https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-04/mietendeckel-berlin-nachzahlungen-vermieter-mieterbund-bundesregierung)

QuotePolitik macht traurig #3

Meine persönliche Meinung - ganz unabhängig vom aktuellen Mietendeckel Thema - ist dass es zur Zeit der Corona-Pandemie eigentlich ein Thema sein sollte Mieten generell zu kürzen oder gar auszusetzen bis die Menschen wieder arbeiten können/dürfen. Jemand der aufgrund der Gesetzeslage nicht arbeiten darf sollte keine Miete zahlen müssen.
Ich frage mich sowieso wie ein Mensch drauf sein muss , im Wissen dass seine Mieter kein Einkommen haben trotzdem Miete zu verlangen. ...


Quotemcurmel #3.1

"Politik macht traurig"

"Ich frage mich sowieso wie ein Mensch drauf sein muss , im Wissen dass seine Mieter kein Einkommen haben trotzdem Miete zu verlangen."

Das einhalten von Zahlungsverpflichtungen von jedem Marktteilnehmer ist eine schlichte Notwendigkeit?
Wenn das nicht mehr gilt, können Sie den Laden hier wirklich besser zusperren und sich ins Ausland absetzen.


QuotePolitik macht traurig #3.10

Sie fordern gerade jemand der durch das Gesetz ein Berufsverbot bekommen hat trotzdem arbeiten soll damit er seine Miete zahlen kann weil er sonst eine Vollkaskomentalität hat?
Verstehe wer will...


Quotemcurmel #3.11

@ Politik macht traurig

"Wie soll eine Zahlungsverpflichtung denn eingehalten werden wenn es per Gesetz nicht erlaubt ist seiner Beschäftigung nachzugehen?"

Im Zweifel gar nicht, nur dann eben auch mit den entsprechenden Konsequenzen.
Ich spreche mich auch nicht grundsätzlich gegen Hilfen aus, nur was Sie vorgeschlagen haben, das man einfach mal sämtliche Zahlungsverpflichtungen aussetzt, ist wirklich gefährlich für den ganzen Wirtschaftskreislauf.


QuoteRagas #3.2

"Das ist unerträglich asozial und so funktioniert keine Gesellschaft."

Leider eben doch. Was meinen Sie, warum Zuschüsse wie Überbrückungshilfen nur die reinen beruflichen Ausgaben (Miete, Strom, Nebenkosten etc) abdecken? Da liegt eine Quersubventionierung der Immobilien-, Telekommunikations- und Energiewirtschaft vor. Selbst die entsprechenden Anteile an Hartz4 sind so gestaltet, dass dem "Jobcenterkunde" zwar kaum noch Teilhabe an Gesellschaft ermöglicht wird andererseits die teils exorbitanten Miete vollständig nach dem örtlichen Mietspiegel zugestanden bekommt.

Aber irgendwo muss die Schere unserer Gesellschaft ja seinen Anfang haben.


Quoteastrolenni #3.13

Letztendlich läuft doch der Coronahilfen-Kreislauf so:

Staat gibt Wirtschaftshilfe an Bürger
Bürger zahlen Miete an Vermieter
Vermieter zahlt Kredit(zinsen) an Bank
Bank gibt Staat Kredit (und würde ohne Niedrigzinsphase, und die ist Corona-unabhängig, dafür Zinsen kriegen)

Letztendlich profitieren am Ende die Banken und Großvermieter, die ohne physische Leistung aus dem ganzen Kreislauf Zinsen bzw. allgemeine Rendite gewinnen, und zwar stärker als je zuvor.


Quotemcurmel #4

Ein positives Signal für alle Marktteilnehmer, egal ob Mieter oder Vermieter. Nun besteht wenigstens die Chance das eine sinnvolle regionale Wohnungsbaupolitik etwas verbessern kann. ...


QuoteIkarus95 #4.3

Wo ist das positive Signal an die Mieter?


QuoteDas grüne Programm #23

Es sind auch die Mieter*innen begeistert, die sich jetzt wieder mit ihrem dicken Geldbeutel die schönen Wohnungen mieten können.


QuoteThelonius Mink #4.1

Die Normalverdiener können ja dann solange unter die Brücke ziehen, bis diese sinnvolle, regionale Wohnungsbaupolitik ihre Segnungen entfalten kann...


QuoteDer Niederbayer #4.5

Wenn die Buden in Berlin so teuer sind, dann zieht doch raus ins Grüne und kauft euch eine Bahncard.


QuoteDieter Bohlen #4.6

Nicht jeder hat Zeit und Lust am Tag 4 Stunden zu pendeln.


QuoteIlloran #4.8

Wäre doch mal ne Maßnahme. Wenn Berlin endlich so weit Gentrifiziert ist, dass es in der Stadt nur noch Banker, Buchhalter und Vermieter gibt die sich gegenseitig über den Tisch ziehen können die ja 4 Stunden aus Berlin rauspendeln aufs Land um dort einzulaufen und sich die Haare schneiden zu lassen.


QuoteLo Manthang #4.10

Mal ehrlich. Hauptsächlich haben vom Mietendeckel doch Leute in hippen Stadtteilen profitiert. Ärmere Menschen hatten davon doch sowieso nichts, da die Miete diesbezüglich noch Platz bis zur Grenze hatte.


QuoteErnst Blache #11

Ein juristisch wohl korrektes Urteil. Nur - als Zeichen ist es fatal. Die explodierenden Mieten in Großstädten sind eine tickende soziale Zeitbombe, die jetzt wieder scharf ist.
Um das grassierende Spekulatentum und seine Folgen einzudämmen wird man irgendwann um die Tabubegriffe Besetzen, Enteignen und Vergesellschaften nicht mehr herumkommen - wenn jetzt nicht endlich drastisch gegengesteuert wird.


QuoteIngwerknolle #11.1

Offensichtlich besteht kein Interesse daran gegenzusteuern.
Berlin wird also das neue London.

Diejenigen, die was daran ändern könnten betrifft es ja eh nicht. Sie profitieren noch davon.


QuoteKalbshaxeFlorida #12

Na Mensch, dann kanns jetzt mit der Gentrifizierung ja so richtig losgehen. Super Entscheidung auch mitten in Zeiten von Corona.


Quotepeter.linnenberg #13

"Sie sei aber auch "ein lauter Weckruf an den Bundesgesetzgeber, endlich zu handeln und die Mietenexplosion in vielen deutschen Städten zu stoppen!"

Früher hat der Staat Sozialwohnungen gebaut. Dann hat er immer mehr davon an grosse Investoren verkauft. Und dann wundert man sich, dass die Mieten steigen? ...


QuoteErnst Blache #13.1

Sie haben sowas von Recht. Wohnen ist eine Grunddaseinfunktion. Es ist in Großstädten aber zu einem reinen Wirtschaftsmodell verkommen.


QuoteErnst Blache #15

"Nur der Bund habe das Recht, so etwas wie einen Mietendeckel vorzuschreiben, nicht eine Landesregierung wie der Berliner Senat." - Nun gut, dann ist jetzt der Bund in der Pflicht. Und zwar schnellstens. Es muss dringend etwas gegen diesen Mietenwahnsinn unternommen werden.


QuoteFliederblüte #15.1

Der Bund hat das Recht. Daraus folgt aber keine Pflicht.


QuoteKreuzberger-10999 #24

Ich finde der Großteil der Mietshäuser in den Großstädten sollten in genossenschaftliches Eigentum übertragen werden und dem Gewinnstreben von
Spekulanten und Fonds entzogen werden.
Genossenschaften könnten viel besser langfristig Planen und vernünftig modernisieren um die Bausubstanz zu erhalten.

Die durch Spekulanten und Fonds hoch getriebenen Mieten sind ein sozialer Sprengstoff.
Hier werden Sozialleistungen wie Wohngeld oder Kindergeld sowie Kaufkraft von Konsumenten in Form von überhöhten Mieten in die Taschen der Reichen umgeleitet.

Ich wohne in einem Gründerzeitbau in Berlin, der der vor 15 Jahren von Privat für 4-5 Millionen an Spekulanten verkauft wurde. Jetzt soll für 20 Millionen weiterverkauft werden.
Seit 30 Jahren wurde an dem Haus nichts gemacht, das Dach, die Fenster, der Keller - undicht, der Farbe im Hausflur abgeblättert. Allein die Wohnungen wurden von den Mietern mit jeweils 20.000 - 30000 Euro renoviert, auf eigenen Kosten Bäder und Küchen eingebaut.
Mittlerweile ist der Investitionsrückstau so groß, man müßte "Millionen" in das Haus stecken, das nur eine "Luxussanierung" lohnt, dann mit Neumieten von geschätzt 16-18 Euro, um die Kosten für den Hauskauf und die Sanierung zu bezahlen.

Der Markt regelt eben nicht alles zum Besten.

Eigentum ist nicht nur Spekulationsmasse sondern auch Verpflichtung, sich um den Erhalt zu kümmern.


QuoteBummerrang #28

Die nun also laut Verfassungsgericht rechtswidrig gekürzten Mieten müssen selbstverständlich zurückerstattet werden. Alles andere wäre ja Diebstahl.
Wenn die Mieter kein Geld haben, dann sollen Sie eben dorthin ziehen wo es günstiger ist. Habe ich mit meiner Familie auch gemacht.
Man kann doch nicht erwarten, dass andere für den eigenen Lebenstil zahlen. ...



QuotegEd8 #32

"Deutschland brauche nun einen "echten Konsens für das gemeinsame Schaffen von mehr bezahlbaren Wohnungen"."

Wie der aussieht, kann schon fast prognostiziert werden: "Leider kann es keinen Konsens geben, demnach müssen die Mieten der Nachfrage angepasst werden, Sie wissen schon, der Markt..."


QuoteEdelfeder #46

Die Berliner haben wirklich geglaubt, sie können Politik gegen das Kapital machen. Diese naiven Kinder!


...
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on April 18, 2021, 06:46:58 PM
Quote[...] Rund zwölf bis 20 Personen leben in selbstgebauten Hütten, Zelten und in Wohnwagen auf einem Gelände der Deutschen Bahn hinter dem Berliner Ring-Center. Der Konzern kündigte eine Räumung an, es formieren sich Proteste, Politiker:innen schalteten sich ein – nun soll es lediglich eine "Aufräumaktion" werden.

"Wir mussten feststellen, dass die Fläche der DB Netz AG unberechtigt als Stellplatz für Fahrzeuge, als Lagerplatz diverser Materialien und illegalen Mülls genutzt wird", heißt es in einem Schreiben der DB Netz AG vom 31. März 2021, gerichtet an die "Nutzer der Fläche" mit der Adresse Containerbahnhof 1. Der Zettel wurde vor Ort ausgehängt und liegt dem Tagesspiegel vor.

Gemeint sind obdachlose Menschen, die sich bereits seit Jahren auf dem Gelände befinden. Mit der Zeit ist eine Art Lager entstanden hinter dem Einkaufszentrum an der Grenze von Friedrichshain und Lichtenberg, an der S-Bahnstation Frankfurter Allee.

Dort steht auch die riesige Traglufthalle "HalleLuja" von der Stadtmission. Jeden Winter werden hier mehr als 100 obdachlose Menschen während der Kältehilfe-Saison untergebracht. Das fiel jedoch in diesem Jahr aus. Als Grund nennt der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, dass der Infektionsschutz nicht gewährleistet werden könne. Im Dezember hatte es einen Corona-Ausbruch in der Halle gegeben.

Daher hatten der Bezirk und die Stadtmission entschieden, ein Hostel zur Unterbringung zu nutzen. Lediglich im Februar wurde die Traglufthalle für eine Nacht geöffnet, als ein Obdachlosenlager an der Rummelsburger Bucht geräumt wurde. 

In dem Schreiben kündigte die Bahn die Räumung des Lagers am Ring-Center für Montag, den 19. April, um 8 Uhr an. Auf Nachfrage teilte ein Bahnsprecher am vergangenen Freitag, drei Tage vor der angekündigten Räumung, zunächst mit, diese sei mit dem Bezirk und den Sozialträgern abgestimmt worden, ebenso mit der Landes- und der Bundespolizei. Das Betriebsgelände werde als Lager für Baumaterialien genutzt, der Zutritt sei auch wegen des nahen Zugverkehrs verboten.

Nachdem sich am Freitag jedoch die Sozialarbeiter von Karuna einschalteten, nahm die Bahn von den Räumungsplänen Abstand. Ein Karuna-Sprecher sagte dem Tagesspiegel, man habe mit der Bahn am Freitag verhandelt und erwirkt, dass es am Montag keine Räumung geben wird, diese bis zum 14. Juni ausgesetzt wird und es bis dahin ein Räumungsmoratorium geben solle.

Wenige Stunden später bestätigte die Bahn-Pressestelle dies auf Nachfrage: "Am Montag wird es eine Aufräumaktion vor Ort geben. Die dort lebenden Menschen und ihre provisorischen Hütten bleiben unberührt." Auch die Sozialarbeiter werden vor Ort sein. Man wolle in den nächsten Tagen Gespräche führen, um zu einer guten Lösung zu finde, hieß es von der Bahn.

Die Sozialarbeiter sollen am Montag mit den Obdachlosen sprechen und sie bitten, sich andernorts aufzuhalten oder in eine Unterkunft zu gehen, wenn möglich. Die Wohnwagen der Obdachlosen sollen möglichst auf das Gelände mit der Traglufthalle gebracht werden.

Eine Sprecherin des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg bestätigte, dass es seit Anfang der Woche Gespräche mit der Bahn über das Lager und die Fläche gibt. Das bezirkliche Sozialamt habe allerdings versuchen wollen, die Angelegenheit anders, und nicht durch eine Räumung, zu lösen und habe dazu um Zeit bei der Bahn gebeten. Doch diese habe mitgeteilt, dass die Fläche dringend frei werden müsse, sagte die Sprecherin des Bezirksamts.

Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) twitterte am Freitag, Karuna habe das Thema "erfolgreich gelöst". Der Linken-Abgeordnete Sebastian Schlüsselburg spricht sich in einem Schreiben an Frank Sennhenn, dem Vorstandsvorsitzenden der DB Netz AG, dafür aus, "die Räumung im Interesse der sozialen Belange auszusetzen". Ohnehin sei geplant, den Standort mit der Traglufthalle zu einem "Safe Place" für Obdachlose auszubauen, so Schlüsselburg weiter, hierzu sei jedoch mit der Deutschen Bahn noch keine Einigung erzielt worden.

Die Idee eines "Safe Place" in Berlin gibt es schon lange. Ein Ort, an dem obdachlose Menschen selbstverwaltet leben können. Eine Wiese gegenüber des Ring-Centers an der Frankfurter Allee im Bezirk Lichtenberg ist hierzu im Gespräch, wie der Tagesspiegel exklusiv berichtete. Hier gibt es ebenfalls noch keine Beschlüsse. Lichtenbergs Sozialstadtrat Kevin Hönicke (SPD) ist zunächst mit Anwohnenden im Gespräch. 

Ein weiterer möglicher Ort für die Ansiedlung eines Safe Place ist ein Parkplatz am S-Bahnhof Lichtenberg. An diesem hatte die Bahn bereits im letzten Jahr eine Lagerstätte von obdachlosen Menschen räumen lassen.

Gegen die zunächst angekündigte Räumung des Obdachlosenlagers auf dem Gelände der DB Netz AG hinter dem Ring-Center könnte es am Montag Proteste geben. Thorsten Buhl, ehemaliger Linke-Politiker aus Friedrichshain-Kreuzberg, meldete eine Kundgebung mit 100 Personen bei der Polizei an. Andere Gruppierungen wollen gegen 10 Uhr vor Ort aktiv sein.

Buhl ist weiterhin Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und hat die Partei "Offene Liste Friedrichshain" (Ofl) aus der Rigaer Straße heraus in diesem Jahr gegründet.

Buhl war nach den Vorgängen um die Räumung des Obdachlosenlagers an der Rummelsburger Bucht aus der Linke-Fraktion ausgetreten. Ebenso störte ihn, dass die Linke zu wenig gegen die Räumung des queer-feministischen Hausprojekts in der Liebigstraße 34 unternahm und sich nicht eindeutig für das Projekt positionierte.


Aus: "Camp-Räumung hinter dem Berliner Ring-Center verschoben" Robert Klages (18.04.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/deutsche-bahn-kuendigt-aufraeumaktion-an-camp-raeumung-hinter-dem-berliner-ring-center-verschoben/27103992.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/deutsche-bahn-kuendigt-aufraeumaktion-an-camp-raeumung-hinter-dem-berliner-ring-center-verschoben/27103992.html)

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 10, 2021, 11:16:21 PM
Quote[...] Die Zukunft des linksalternativen ,,Köpi"-Wagenplatzes in Berlin-Mitte ist entschieden: Der Wagenplatz in der Köpenicker Straße 133 bis 136 muss nach knapp 30 Jahren unverzüglich geräumt werden. Das entschied das Berliner Landgericht am Donnerstag.

Nach der Urteilsverkündung im Gerichtssaal skandierten Unterstützer:innen ,,Köpi bleibt", es kam zu kleineren Auseinandersetzungen, die Polizei räumte den Saal und löste den Hausalarm aus. Sollte die Eigentümerin tatsächlich die Räumung beauftragen, wird sich diese aber wohl noch einige Monate hinziehen.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, aber gegen eine Sicherheitsleistung von 200.000 Euro vorläufig vollstreckbar. Der Wagenplatz befindet sich direkt neben dem bekannten autonomen Wohnprojekt ,,Köpi" in der Köpenicker Straße 137. Die ,,Köpi" selbst ist von dem Urteil nicht betroffen, für die dortigen Wohnungen gibt es Mietverträge bis 2038.

Eine Sprecherin der Wagenplatz-Bewohner:innen kündigte nach dem Urteil an, Berufung einlegen zu wollen. ,,Wir zweifeln an, dass der Geschäftsführer die Vollmacht der Anwälte tatsächlich unterschrieben hat", sagte die Sprecherin dem Tagesspiegel. Zudem wolle man Protestaktionen planen und sich dazu mit internationalen Projekten vernetzen. Man werde den Platz nicht räumen, sagte die Sprecherin.

Die Bewohner:innen setzten auf eine politische Lösung, etwa den Vorkauf des Grundstückes durch eine landeseigene Wohnungsgesellschaft. Einen entsprechenden Vorschlag des Anwaltes Moritz Heusinger, das Verfahren für etwa ein Jahr auszusetzen um dies zu ermöglichen, lehnten die Anwälte der Eigentümerin ab.

Die Bewohner:innen drohten bereits im Vorfeld, im Falle einer tatsächlichen Räumung, auch mit ,,dezentralen Aktionen" aus den Reihen ihrer Unterstützer:innen.

Der Prozess selbst war zuletzt aus ,,Sicherheitsgründen" vom Gerichtsgebäude am Tegeler Weg in das Kriminalgericht Moabit verlegt worden. Die Bewohner:innen hatten zu einer ,,Lärm-Kundgebung" vor dem Gebäude auf, um gegen die drohende Räumung zu protestieren. Vor Beginn der Verhandlung hatten sich ein paar Dutzende Demonstrierende dort eingefunden.

Nach der Urteilsverkündung gab es erneut lauten Protest vor dem Gerichtsgebäude. Sprecherinnen der Köpi beklagten eine ,,Kriminalisierung" der Bewohner:innen des Wagenplatzes.

,,Unsere Position ist es, klar zu stellen, dass wir nicht nur jedes bedrohte Projektverteidigen werden, sondern auch für die Selbstbestimmung unserer Leben stehen", hieß es im Aufruf des autonomen Bündnisses Interkiezionale. Es wurde dazu aufgefordert, Töpfe, Trommeln und Tröten mitzubringen und die Straße vor dem Gericht zu blockieren.

Zuletzt hatten die Köpi-Bewohner:innen unter anderem in Halensee vor einem weiteren der Häuser des Grundstückeigentümers Siegfried Nehls protestiert. Bei der Kundgebung trat unteranderem die Berliner Hiphop-Band K.I.Z.als Überraschungsgast auf.


Aus: ",,Köpi"-Wagenplatz muss geräumt werden – Protest im Gerichtssaal" Madlen Haarbach (10.06.2021)
quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/linkes-wohnprojekt-in-berlin-koepi-wagenplatz-muss-geraeumt-werden-protest-im-gerichtssaal/27269560.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/linkes-wohnprojekt-in-berlin-koepi-wagenplatz-muss-geraeumt-werden-protest-im-gerichtssaal/27269560.html)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on June 15, 2021, 10:14:30 AM
Quote[...] Die Hälfte aller Haushalte in größeren Städten zahlen mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete. Konkret sind es 4,1 Millionen Mieter, deren Wohnungskosten damit ,,die Grenzen der Leistbarkeit" überschreiten, wie es in einer aktuellen Studie der Humboldt-Universität im Auftrag der gewerkschaftlichen Böckler-Stiftung heißt. Alles in allem lebten 2018 4,4 Millionen Haushalte oder 53 Prozent der Mieter in zu kleinen oder im Verhältnis zu ihren Einkommen zu teuren Wohnungen. Für die Studie wurden Mikrozensusdaten für die Jahre 2006 bis 2018 in den 77 größten deutschen Städten ausgewertet.

Selbst wenn ein Teil der sozialen Wohnversorgungsprobleme durch eine bessere Verteilung des vorhandenen Wohnraums gelöst werden könnte, was indes eine eher theoretische Erwägung ist, blieben noch 1,5 Millionen Haushalte, die nicht mit bezahlbaren und angemessenen Wohnungen versorgt würden. ,,Dieser ,harte Kern' der Wohnungsnot betrifft über 18 Prozent aller Mieter*innenhaushalte in den Großstädten – vor allem kleine Haushalte und Einkommensklassen mit geringen Einkommen", schreiben die Wissenschaftler und empfehlen ,,die Absenkung von Mietpreisen, den Neubau von sehr günstigen Wohnungen oder Einkommenssteigerungen bei Haushalten mit geringen Einkommen".
Grundlage der Analyse ist die Einschätzung, dass Bruttowarmmieten, also Mieten plus Betriebs- und Heizkosten, von bis zu 30 Prozent des Haushaltseinkommens als ,,leistbar" gelten. Darüber liegende Belastungen überforderten die Haushalte ,,und verstärken insbesondere bei Mieter*innen mit geringen Einkommen das Armutsrisiko".

Im Untersuchungszeitraum verringerte sich die durchschnittliche Mietbelastungsquote von 31,2 Prozent auf 29,8 Prozent. Dieser überraschende Befund erklärt sich mit den Einkommen, die stärker gestiegen sind als die Wohnkosten. Die inflationsbereinigten mittleren Einkommen erhöhten sich in den 77 Großstädten um 16 Prozent, die ebenfalls inflationsbereinigten Bruttowarmmieten aber nur um 7,5 Prozent. Die Steigerung der Nettokaltmieten lag mit knapp elf Prozent in deutlich darüber.

,,Von einer Entspannung ist die Wohnversorgungslage jedoch weit entfernt", schreiben die Humboldt-Wissenschaftler. Für 2,2 Millionen Haushalte, das entspricht gut einem Viertel, lag die Mietbelastungsquote bei über 40 Prozent des Einkommens, und 998.000 Haushalte (11,9 Prozent) mussten sogar mehr als die Hälfte des Einkommens für die Wohnung aufbringen. ,,Eine Ursache für den großen Anteil an Haushalten mit hohen oder sehr hohen Mietbelastungsquoten ist die ungleiche Einkommensentwicklung in deutschen Großstädten."

Konkret stieg der Anteil von Haushalten mit Einkommen unterhalb der Grenze der Armutsgefährdung (weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens) von 15,9 Prozent (2006) auf 17,5 Prozent (2018). Gleichzeitig gibt es mehr Haushalte in der höchsten Einkommenskategorie (über 140 Prozent des Medianeinkommens), der Anteil dieser Gruppe erhöhte sich von 24,4 Prozent auf 25,7 Prozent. ,,Weil die Einkommenssteigerungen der letzten Jahre ungleich verteilt waren, leben immer noch knapp die Hälfte der Mieter*innen (49,2 Prozent) in zu teuren Wohnungen", heißt es in der Studie.

Die strukturell bedingten Versorgungslücken konzentrierten sich vor allem auf Einpersonenhaushalte und Haushalte mit geringen Einkommen: In den Mietpreisklassen bis zehn Euro je Quadratmeter (warm) – das entspricht Nettokaltmietpreisen von unter 7,35 Euro je Quadratmeter – reduzierte sich das Versorgungsangebot zwischen 2006 und 2018 um mehr als 500 000 Wohnungen. Das entspricht einem Rückgang von über 30 Prozent. Dagegen gibt es im oberen Preissegment (mehr als 15 Euro Warmmiete) einen Zuwachs des Angebots um 16 Prozent auf 535.000 Wohnungen. Am größten sind die Versorgungsdefizite in Berlin, Hamburg, München und Köln, wo selbst bei hypothetischer Optimalverteilung des Wohnraums jeweils zwischen 220 000 und knapp 65 000 bezahlbare Wohnungen fehlen.


Aus: "Mietenentwicklung in Großstädten: Wenn Wohnen arm macht" Alfons Frese (15.06.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/mietenentwicklung-in-grossstaedten-wenn-wohnen-arm-macht/27285966.html (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/mietenentwicklung-in-grossstaedten-wenn-wohnen-arm-macht/27285966.html)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on September 24, 2021, 10:33:53 AM
Quote[...] Der Preisanstieg bei Wohnimmobilien hat sich beschleunigt. Nach vorläufigen Auswertungen des Statistischen Bundesamtes lag der sogenannte Häuserpreisindex im zweiten Quartal 2021 um 10,9 Prozent über dem Wert des Vorjahresquartals – der stärkste Anstieg seit Beginn der Statistik im Jahr 2000. Im ersten Vierteljahr des laufenden Jahres waren die Kaufpreise für Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser innerhalb eines Jahres nach jüngsten Berechnungen durchschnittlich noch um 8,9 Prozent gestiegen.

Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich im Frühjahr 2021 gegenüber dem Vorquartal im Schnitt um 3,7 Prozent. "Die Preise stiegen sowohl in den Städten als auch in ländlichen Regionen deutlich", heißt es im Bericht des Bundesamtes.

Besonders kräftig stiegen die Preise in den sieben Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf. In diesen Städten erhöhten sich die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 14,7 Prozent, Eigentumswohnungen verteuerten sich um 12,9 Prozent. In den anderen kreisfreien Großstädten stiegen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 11,9 Prozent binnen Jahresfrist, Eigentumswohnungen kosteten dort 10,5 Prozent mehr.

Auch in dünn besiedelten ländlichen Kreisen stiegen die Häuserpreise um 11,8 Prozent, die Preise für Wohnungen um 9,2 Prozent. In den Werten sind die Nebenkosten eines Immobilienkaufs, zum Beispiel Maklerkosten, nicht abgebildet.


Aus: "Preisanstieg bei Wohnungen und Häusern beschleunigt sich" (24. September 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-09/statistisches-bundesamt-immobilienpreise-deutschland-2000-gestiegen (https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-09/statistisches-bundesamt-immobilienpreise-deutschland-2000-gestiegen)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on September 27, 2021, 10:44:39 AM
Quote[...] Die Berlinerinnen und Berliner haben sich für die Enteignung großer Wohnungskonzerne ausgesprochen. 56,4 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten am Sonntag in einem Volksentscheid dafür, 39,0 Prozent lehnten das Vorhaben ab, wie die Landeswahlleitung am Montagmorgen mitteilte. Lediglich in den Berliner Bezirken Steglitz-Zehlendorf sowie Reinickendorf fand sich keine Mehrheit für den Volksentscheid.

Die Berliner SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey sicherte dem klaren Votum der Berlinerinnen und Berliner eine ernsthafte Prüfung zu. "Dieser Volksentscheid ist zu respektieren und die notwendigen Schritte sind einzuleiten", sagte Giffey im ARD-Morgenmagazin. Der politische Auftrag sei nun, dass die Umsetzbarkeit des Volksentscheids anhand eines Gesetzentwurfs geprüft werde.

Dabei äußerte Giffey allerdings Zweifel an der Umsetzbarkeit der mit dem Volksentscheid verbundenen Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne: "Wenn das nicht verfassungskonform ist, können wir es auch nicht machen." Giffey erneuerte auch ihre Position aus dem Wahlkampf zur Wahl des Abgeordnetenhauses, dass Enteignungen ihrer Meinung nach nicht zum Bau der benötigten neuen Wohnungen beitragen.

Die Initiative Deutsche Wohnen & Co. Enteignen hatte keinen Gesetzentwurf zur Abstimmung gestellt, sondern eine Aufforderung an den Senat formuliert, sich damit auseinanderzusetzen. Dieser ist nicht an den Beschluss gebunden. Auf Twitter schrieb die Initiative, sie wolle den Gesetzgebungsprozess "eng begleiten". Betroffen wären alle privaten Wohnungsunternehmen mit mehr als 3.000 Wohnungen in der Hauptstadt, ausgenommen die Genossenschaften. Nach Angaben der Initiative geht es um rund 240.000 der rund 1,5 Millionen Mietwohnungen in Berlin. 

Auch nach Ansicht der Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch muss die neue Berliner Landesregierung das Ergebnis des Volksentscheids ernstnehmen. "Das gehört in Koalitionsverhandlungen", sagte Spitzenkandidatin Bettina Jarasch der Nachrichtenagentur dpa. Die Politik müsse prüfen, ob eine Umsetzung des Bürgervotums machbar sei. "Es gibt für ein solches Gesetz aber noch viele rechtliche und praktische Fragen zu klären."

Jarasch warb als Alternative für ihr Konzept eines Mietenschutzschirms, also eines freiwilligen Pakts zwischen Politik, Vermietern und anderen Beteiligten für Neubau und faire Mieten. "Die Wohnungsunternehmen haben das in der Hand", sagte Jarasch.

Erste Ergebnisse des Volksentscheids hatten lange auf sich warten lassen, weil die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer zuerst die Stimmen zur Bundestagswahl, zur Abgeordnetenhauswahl und zur Bezirksverordnetenversammlung auszählen sollten und erst dann der Volksentscheid dran war.

In Berlin war es am Sonntag zudem vor zahlreichen Wahllokalen in der ganzen Stadt zu langen Warteschlangen gekommen. Wahlberechtigte mussten mitunter länger als eine Stunde anstehen. Der Bezirk Mitte meldete für das Wahllokal 100 zeitweise Wartezeiten von mehr als zwei Stunden.

Unbeeindruckt vom Volksentscheid hat der schwedische Immobilienkonzern Heimstaden rund 14.000 Wohnungen in Berlin gekauft. Das Unternehmen teilte am Sonntagabend mit, es erwerbe von Akelius insgesamt 17.600 Wohnungen in Berlin und Hamburg. Nach Angaben von Akelius befinden sich 14.050 in Berlin und knapp 3.600 in Hamburg. Der Abschluss des Geschäfts sei für Ende 2021 geplant, teilte Heimstaden weiter mit. Ein Preis wurde nicht genannt.   


Aus: "Mehrheit der Berliner stimmt für Enteignungen großer Wohnungskonzerne" (26. September 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-09/volksentscheid-berlin-deutsche-wohnen-und-co-enteignen (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-09/volksentscheid-berlin-deutsche-wohnen-und-co-enteignen)

QuoteKultourist #6

Im Tagesspiegel war zu lesen, dass die überwiegende Mehrheit der Berliner Enteignungen nicht als Lösung sehen, aber eine knappe Mehrheit dafür stimmt.
Ist also eher ein Denkzettel an die Politik und nicht der Volkswille.


QuoteÜktzyxvR #6.1

Na, wenn der Tagesspiegel das sagt.


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Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on October 08, 2021, 09:40:01 AM
"Verdrängung von Wagenplätzen in Berlin: Die Köpi ist eine Bremse" Peter Nowak (3.10.2021)
Am 15. Oktober soll der Wagenplatz des Hausprojekts Köpi geräumt werden. Dagegen demonstrierten am Samstag über 1.000 Menschen.
Es wurde daran erinnert, dass zunehmend Wa­gen­be­woh­ne­r*in­nen aus Berlin vertrieben werden, wie es aktuell an der Rummelsburger Bucht zu sehen ist, wo die Wagenburg Molli teuren Immobilienprojekten weichen muss und keinen Ausweichplatz hat. ,,Die Köpi war und ist eine reale Gentrifizierungsbremse", sagte eine Rednerin und verwies auf die nie fertiggestellten Rohbauten direkt vor dem Areal. Dort sind seit den 1990er Jahren Projekte geplant und warten seither vergeblich darauf, dass die Köpi geräumt wird.
Die Köpi-Unterstützer*innen haben in den letzten Monaten auch mit künstlerischen Interventionen versucht, die Räumung des Wagenplatzes zu verhindern. Unter dem Motto ,,Hands of(f) our Homes" entwickelte die Künstlerin Frauke Decoodt eine Postkartenserie. Damit sollte Berlins Innensenator Andreas Geisel aufgefordert werden, die Räumung des Köpi-Platzes zu stoppen.
Die Postkarten waren auch Teil einer Kunstausstellung in der Neuen Schule für Fotografie. ,,Der Slogan ,Hände weg von unseren Häusern' ist ein zentraler Satz bei vielen unserer Aktionen gewesen. Er wurde auch sehr groß auf die Seitenwand der Köpi gemalt", erklärt die Künstlerin gegenüber der taz. ...
https://taz.de/Verdraengung-von-Wagenplaetzen-in-Berlin/!5801355/ (https://taz.de/Verdraengung-von-Wagenplaetzen-in-Berlin/!5801355/)

"Freiräume in Berlin: Køpi und Co. retten" Kolumne von Desiree Fischbach (6.10.2021)
Wieder droht die Räumung eines traditionsreichen alternativen Wohnprojektes. ...
https://taz.de/Freiraeume-in-Berlin/!5805348/
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on October 16, 2021, 11:05:32 AM
Quote[...] Bisher war es dem Kampfgeist und auch ein bisschen Glück zu verdanken, dass direkte Angriffe wie z.B. die Zwangsversteigerungen erfolglos blieben. Nun haben wir erfahren, dass die Stadt die Baugenehmigung für unseren Wagenplatz erteilt hat. Wir erwarten daher zeitnah die Kündigung und die Aufforderung den Platz zu räumen. ...


https://koepi137.net/koepi-wagenplatz.html (https://koepi137.net/koepi-wagenplatz.html) (2021)

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Quote[...] Die Polizei kam am Freitagmorgen mit einem beträchtlichen Fuhrpark technischer Geräte zum ,,Köpi"-Wagenplatz in Berlin-Mitte. Mit Räumpanzern, Gerüsten, Motorsägen und auch Äxten begannen die Einsatzkräfte der technischen Einheit um 10.24 Uhr, den Zaun rund um das linksalternative Wagendorf aufzubrechen. Sie leisteten damit der Gerichtsvollzieherin Amtshilfe, die einen gerichtlichen Räumungsbescheid umsetzen ließ.

Die Bewohner:innen hatten den Zaun in den vergangenen Wochen mit Stahlplatten und Stacheldraht verstärkt, auch von innen war der Platz verbarrikadiert. Zudem verkündeten sie bereits vor Beginn der Räumung über einen Lautsprecher, dass sich einzelne Personen von hinten an die Barrikaden gekettet hätten.

,,Wenn ihr die Barrikade stürmt, nehmt ihr in Kauf, dass Leute sterben", schallte es über die Köpenicker Straße. Dazwischen immer wieder laute Musik, sowohl aus der ,,Köpi" – dem neben dem Wagenplatz gelegenen legalen linksalternativen Hausprojekt – als auch von mehreren Kundgebungen am Rande der polizeilichen Sperrzone. Dort hatten sich ein paar wenige Hundert Unterstützer:innen gesammelt, um gegen die Räumung zu protestieren.

Die Barrikaden hielten allerdings nur kurze Zeit Stand. Die Einsatzkräfte bearbeiteten den Zaun an mehreren Stellen gleichzeitig mit unterschiedlichen Gerätschaften. Dabei wurden sie immer wieder mit Flaschen und Steinen aus dem Inneren des Geländes beworfen und offenbar auch mit einem Feuerlöscher besprüht.

Zum Teil rammten die Einsatzkräfte den Zaun mit dem Räumpanzer. Direkt dahinter befanden sich allerdings, von außen klar erkennbar, Personen in den Bäumen.

Nach knapp 20 Minuten hatten die Einsatzkräfte ein Loch in den Zaun geschnitten, die ersten Beamt:innen betraten das Gelände. Dabei wurden sie laut Angaben von Polizeisprecherin Anja Dierschke, die ebenfalls vor Ort war, erneut attackiert.

Kurze Zeit später riss die Polizei auch ein großes Loch in den Zaun auf Höhe der Grundstücksgrenze. Nach und nach begannen die Einsatzkräfte, das Gelände zu räumen.

Die überwiegende Zahl der rund 40 Personen, die auf dem Platz waren, verließen ihn ohne Widerstand. Zwei Personen wurden von Polizeikräften rausgetragen. Als die Gerichtsvollzieherin um 13.17 Uhr das Gelände betrat, waren allerdings noch einige Menschen auf den Bäumen über ihr. Sie hatten sich festgekettet und brüllten Parolen wie ,,Hass, Hass, Hass wie noch nie" und beleidigten die Einsatzkräfte.

Erst gegen 15.25 Uhr gelang es der Polizei, die letzte verbliebene Person vom Gelände zu führen. Die Identitäten der rund 40 Menschen wurden festgestellt, dann durften sie wieder gehen. Sollten sich einzelnen von ihnen Straftaten, etwa Flaschenwürfe auf Beamt:innen, zuordnen lassen, würden Anzeigen gegen sie erstellt. Das sagte Polizeisprecherin Dierschke.

Insgesamt verlief die Räumung ihrer Aussage nach Plan. Rund um das Gelände blieb es verhältnismäßig friedlich. Bei den Kundgebungen am Rande kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstrant:innen und Polizei, dabei wurden mindestens 50 Menschen vorübergehend festgenommen, weil sie etwa Widerstand gegen Einsatzkräfte geleistet haben sollen.

Insgesamt waren laut einer Sprecherin rund 2000 Polizist:innen rund um die Räumung im Einsatz, die Polizei hatte dabei auch Unterstützung aus anderen Bundesländern.

Für den Freitagabend hatte die linke und linksradikale Szene zu einer sogenannten ,,Tag X"-Demo aufgerufen. Autonome kündigten Ausschreitungen an, um den Köpiplatz ,,zu rächen" – und so kam es auch. Mehrere Tausend Menschen demonstrierten am Abend in Kreuzberg. Dabei kam es zu Ausschreitungen und Sachbeschädigungen. Die Polizei verlor zeitweise die Kontrolle.

Für den Freitagabend hatte die linke und linksradikale Szene zu einer sogenannten ,,Tag X"-Demo aufgerufen. Autonome kündigten Ausschreitungen an, um den Köpiplatz ,,zu rächen" – und so kam es auch. Mehrere Tausend Menschen demonstrierten am Abend in Kreuzberg. Dabei kam es zu Ausschreitungen und Sachbeschädigungen. Die Polizei verlor zeitweise die Kontrolle.

Die Menge zog weiter durch die Oranienstraße. Vermummte zertrümmerten einige Scheiben des Oranien-Hotels. In der Adalbertstraße wurde ein Polizeiwagen angegriffen. Die Polizei brauchte fast eine halbe Stunde, um die Ausschreitungen zu unterbinden.

Danach zog die Demo weiter bis zur abgesperrten Köpenicker Straße. Vor der Köpi hatte die Polizei eine Sperre und einen Wasserwerfer aufgestellt. Der Demozug zog durch die Adalbertstraße. An der Ecke Oranienstraße löste der Versammlungsleiter die Demo offiziell auf. Ein Teil der Demonstrant:innen ging nach Hause. Doch noch kurz vor Mitternacht Beschäftigte eine große Gruppe von etwa 300 Menschen in der Oranienstraße die Polizeikräfte.

Am Samstagmorgen war dann wieder Ruhe eingekehrt. Nach der Demonstration sei die Nacht in der Hauptstadt sehr ruhig verlaufen, teilte die Polizei am Samstagmorgen mit.

Bereits in den Vortagen der Räumung hatte es Demonstrationen und Brandanschläge gegeben. In der Nacht zu Freitag zogen Autonome durch die Ritterstraße in Kreuzberg und demolierten mehrere Autos. Zuvor waren unter anderem Barrikaden in Brand gesetzt worden, zudem hatten Autonome mehrere Scheinbesetzungen verkündet.


Aus: "Berliner ,,Köpi"-Wagenplatz geräumt – Tausende bei ,,Tag X"-Demo am Abend" Julius Geiler, Madlen Haarbach, Christoph Kluge (16.10.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-im-grosseinsatz-berliner-koepi-wagenplatz-geraeumt-tausende-bei-tag-x-demo-am-abend/27710770.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-im-grosseinsatz-berliner-koepi-wagenplatz-geraeumt-tausende-bei-tag-x-demo-am-abend/27710770.html)

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"Auf zum letzten Gefecht" Dorian Baganz | Ausgabe 42/2021
Berlin Die Polizei räumt den Bauwagenplatz des legendären Wohnprojekts ,,Köpi". Eine Reportage darüber, wie die Stadt ihre letzten Freiräume verliert ... Es scheint, als ob der Staat jede Angst vor der autonomen Szene verloren hat. Die Räumung der Mainzer Straße im Jahr 1990 führte noch zu einer Straßenschlacht um die 13 besetzten Häuser in Friedrichshain, die rot-grüne Koalition in Berlin wurde daraufhin gesprengt. Dreißig Jahre später wählen die jungen Leute entweder FDP oder trommeln dafür, auf die ,,Wissenschaft" zu hören, um die Klimakatastrophe in den Griff zu kriegen. Da wirken ein paar gesichtstätowierte Autonome in der Köpi, die schreien, dass sie ,,unregierbar" seien, wie aus der Zeit gefallene Dinosaurier: Die kriegt die Obrigkeit schon unter Kontrolle. Um zwanzig nach zehn rollen Panzerfahrzeuge der Polizei an und rammen die Barrikade. Beamte flexen die Wellblech-Oberfläche des Schutzwalls weg. Sie schaffen auch eine Bühne her, auf die Einsatzkräfte klettern, um von dort aus den Stacheldraht kaputtzuschneiden, den die Köpi-Besetzer oben am Zaun angebracht haben. Es ist ein voyeuristisches Fest, bei dem sich die Presseleute versammeln, um möglichst martialische Bilder vor die Linse zu kriegen – während sie inständig hoffen, dabei keinen Pflasterstein auf den Kopf zu bekommen. ...
https://www.freitag.de/autoren/dorian-baganz/auf-zum-letzten-gefecht (https://www.freitag.de/autoren/dorian-baganz/auf-zum-letzten-gefecht)

Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on November 04, 2021, 12:12:22 PM
Quote[...] Rund 8,5 Millionen Menschen in Deutschland haben zu wenig Wohnraum. Im vergangenen Jahr lebten damit 10,3 Prozent der Bevölkerung in Wohnungen, die nach europäischer Definition als überbelegt gelten, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Menschen in Städten, Alleinlebende sowie Alleinerziehende und deren Kinder waren überdurchschnittlich häufig betroffen.

Als überbelegt gilt eine Wohnung, wenn sie über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl verfügt. Das heißt konkret ein Raum pro Paar, das in dem Haushalt lebt, ein Raum für jede weitere Person ab 18 Jahren, ein Raum für zwei Kinder unter 12 Jahren, ein Raum für zwei Kinder desselben Geschlechts zwischen 12 und 17 Jahren, ein Raum je Kind zwischen zwölf und 17 Jahren, wenn sie unterschiedlichen Geschlechts sind.

Eine Überbelegung erlebten im Jahr 2020 mehr als 16 Prozent der Minderjährigen in Deutschland zu. Sie sind damit die Altersgruppe, die am häufigsten zu beengt wohnt. Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren lagen mit einem Anteil von elf Prozent leicht über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Hingegen lebten nur drei Prozent der ab 65-Jährigen zu beengt.

Gemäß europäischer Definition muss ein Ein-Personen-Haushalt mindestens zwei Zimmer haben, etwa ein Wohn- und ein Schlafzimmer, damit die Wohnung nicht als überbelegt gilt.

Die Überbelegungsquote in den deutschen Städten war demnach besonders hoch. Gut jeder Siebte (15 Prozent) hatte hier zu wenig Wohnraum zur Verfügung. In Kleinstädten und Vororten waren dagegen nur etwa halb so viele Menschen betroffen, hier wohnten 7,9 Prozent in überbelegten Wohnungen. Auf dem Land betraf dies nur 5,8 Prozent der Bevölkerung.

Gemäß europäischer Definition muss ein Ein-Personen-Haushalt mindestens zwei Zimmer haben (etwa ein Wohn- und ein Schlafzimmer), damit die Wohnung nicht als überbelegt gilt. Insgesamt 13 Prozent der Alleinlebenden wohnten in zu beengten Verhältnissen, beispielsweise in Ein-Zimmer-Appartements. Demgegenüber lebten nur 2,4 Prozent der Menschen in Haushalten mit zwei Erwachsenen in überbelegten Wohnungen.

Unter den Haushalten mit Kindern war die Überbelegungsquote bei Alleinerziehenden am höchsten – 29,9 Prozent der Alleinerziehenden und deren Kinder hatten zu wenig Wohnräume. Dagegen wohnten nur 7,3 Prozent der Haushalte mit zwei Erwachsenen und einem Kind sowie acht Prozent der Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern in solchen Verhältnissen.

Vergleiche mit Vorjahresergebnissen sind aufgrund der Neugestaltung der Erhebung im Jahr 2020 nicht möglich. Im EU-Vergleich hingegen waren die Überbelegungsquoten in Rumänien und Lettland mit 45,1 Prozent beziehungsweise 42,5 Prozent am höchsten. Die Inselstaaten Zypern (2,5 Prozent) und Malta (4,2 Prozent) hatten dagegen EU-weit 2020 am wenigsten mit Überbelegung zu kämpfen. (AFP/dpa/KNA)


Aus: "Zehn Prozent der Deutschen haben zu wenig Wohnraum" (04.11.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/minderjaehrige-besonders-betroffen-zehn-prozent-der-deutschen-haben-zu-wenig-wohnraum/27768378.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/minderjaehrige-besonders-betroffen-zehn-prozent-der-deutschen-haben-zu-wenig-wohnraum/27768378.html)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on December 01, 2021, 06:57:35 PM
"Einer der letzten selbstverwalteten Freiräume Freiburgs vernichtetPlötzlicher Abriss der G19"
Am Montag, den 29.11.2021, gegen 8 Uhr morgens werden die zwei Häuser in der Gartenstraße 19 abgesperrt. Kurz darauf beginnen Abrissarbeiten. Damit wird einer der letzten selbstverwalteten, unkommerziellen Freiräume in Freiburg vernichtet. Bis vor kurzem wurden von den Besetzer*innen thematische Café-Nachmittage, unkommerzielle Veranstaltungen und das Gemeinschaftsbeet vor dem Gebäude gehegt und gepflegt. ...
https://rdl.de/beitrag/pl-tzlicher-abriss-der-g19 (https://rdl.de/beitrag/pl-tzlicher-abriss-der-g19)

Die G19 verstehen wir dabei als anarchistischen Lern-, Vernetzungs-, Rückzugs- und Begegnungsraum, der dazu einlädt, sich nach eigenen Bedürfnissen und Fähigkeiten einzubringen. ...
https://g19freiburg.blackblogs.org/

Seit dem 23.04.2010 besetztes Häuschen in der Freiburger Innenstadt - bis am Tag der Räumung täglich vielseitig genutzt!
https://twitter.com/G19Freiburg

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Quote[...] Der schon länger angekündigte Abbruch des einst besetzten Häuschens G19 in der Freiburger Altstadt hat am Montagmorgen begonnen. Die Polizei hat die Gartenstraße für den Verkehr gesperrt.

In der Frühe rollte der Abrissbagger und die Abrissmannschaft an. Der Abbruch des Häuschens in der Gartenstraße läuft. Der Besitzer hatte eine Genehmigung für die Arbeiten erhalten, die schon längere Zeit angekündigt waren. Die Polizei hat am Morgen über den Beginn des Abrisses informiert, der von der Polizei abgesichert wird. Der Zugang zur Gartenstraße sei derzeit sowohl für Verkehrsteilnehmer als auch für Fußgänger nur eingeschränkt möglich, heißt es.

Das Haus und das zugehörige Hinterhaus waren seit dem April 2010 bis zum Mai dieses Jahres besetzt – mit Duldung des Besitzers. Als er diese Duldung beendete, hatten die Nutzerinnen und Nutzer vor knapp einem halben Jahr die beiden Gebäude verlassen – wenn auch nur unter Protest. Es gab vor Ort danach mehrere Kundgebungen. Am Montagmorgen blieb zunächst alles ruhig.

Die G19 war über die Jahre von verschiedenen Gruppen mit verschiedenen Konzepten als Treffpunkt genutzt werden. Das Haus verfügt über keinen Wasser- und keinen Stromanschluss.

Der Eigentümer, der in Nordrhein-Westfalen lebt, sagte im Mai der Badischen Zeitung, dass er den Neubau eines Mehrfamilienhauses plane, der "in enger Abstimmung mit der Stadt Freiburg erfolgen soll". Das solle möglichst bald erfolgen, "eine Brachfläche ist nicht geplant und nicht gewünscht", so seine Aussage. Über die Genehmigungsfähigkeit eines möglichen Bauprojekts gibt es einen mehrjährigen Rechtsstreit.



Aus: "Besetztes Haus in Freiburg - Abbruch der G19 in der Gartenstraße hat begonnen" (Mo, 29. November 2021)
Quelle: https://www.badische-zeitung.de/abbruch-der-g19-in-der-gartenstrasse-hat-begonnen--206853887.html (https://www.badische-zeitung.de/abbruch-der-g19-in-der-gartenstrasse-hat-begonnen--206853887.html)

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Quote[...] Entgegen den Aussagen des Eigentümers und der BZ gab es weder eine ,,Beendigung der Duldung", noch das ,,Verlassen des Hauses" der Nutzer*innen. Hier wurde kein leeres Gebäude abgerissen, sondern ein noch bis gestern Abend genutzter Raum zerstört.

Die G19 ist und war kein Störfaktor sondern eine Bereicherung für Freiburg. In den letzten 10 Jahren stellten die Räumlichkeiten einen wichtigen Knotenpunkt für viele kulturelle, politische und vor allem engagierte Menschen dar, denen jetzt buchstäblich das Dach wegfliegt
.
Während der Eigentümer das Haus nicht nutzte sondern verwahrlosen lies, kümmerten sich Menschen um dessen Erhalt und Nutzung. In den letzten Jahren wurde viel Energie in diese Räume gesteckt, um endlich einen Raum in Freiburg zu gestalten, der verschiedenen Bedürfnissen gerecht wird. Wieder einmal wird diesem Wunsch in Freiburg keinerlei Gehör geschenkt. Dieser Tag reiht sich ein in die Räumung und Zerstörung unkommerzieller Freiräume in Freiburg, wie zuletzt an der Schließung des Spätis deutlich wurde.


Aus: "Freiburg: Besetzte G19 und Bikekitchen wurden gestern abgerissen!" (30. November 2021)
Quelle: https://emrawi.org/?Freiburg-Besetzte-G19-und-Bikekitchen-wurden-gestern-abgerissen-1901 (https://emrawi.org/?Freiburg-Besetzte-G19-und-Bikekitchen-wurden-gestern-abgerissen-1901)
Title: Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand...
Post by: Link on January 12, 2022, 11:20:37 AM
"Wohnungskrise zwischen Luxuswohnungen, Airbnb und verfallenen Hütten" (Betriz Ramalho da Silva,  11.01.2022)
Wohnungsmarkt Lissabon gilt als europäische Boomtown. Menschen und Kapital aus der ganzen Welt zieht es in die portugiesische Hauptstadt, die Mieten explodieren – mit katastrophalen Folgen für Mieter*innen und das soziale Stadtgefüge ...
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/wohnungskrise-zwischen-luxuswohnungen-airbnb-und-verfallenen-huetten (https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/wohnungskrise-zwischen-luxuswohnungen-airbnb-und-verfallenen-huetten)

Wealthy overseas buyers lured by 'golden visas' helped create a city where workers struggle to find homes
by Beatriz Ramalho da Silva
https://www.theguardian.com/world/2021/dec/22/luxury-homes-short-lets-and-shacks-inside-lisbons-housing-crisis (https://www.theguardian.com/world/2021/dec/22/luxury-homes-short-lets-and-shacks-inside-lisbons-housing-crisis)

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"Explosion der Bodenpreise: Friede den Baugruben, Krieg den Goldgruben" (Benjamin Knödler | Ausgabe 08/2022 )
Bodenpreise Ein unbebautes Stück Land ist heute oft Millionen wert – vor allem in den Städten. Gleichzeitig steigen die Mieten immer weiter. Was bedeutet das für den urbanen Raum? Und vor allem: Was kann man dagegen tun? ... Um satte 2.308 Prozent sind die Baulandpreise zwischen 1962 und 2017 im bundesdeutschen Durchschnitt angestiegen. Im Durchschnitt, das heißt: mancherorts weniger, anderswo, und vor allem in den Städten, mehr. Besonders deutlich zeigt das der Blick auf das Extrembeispiel München. Zwischen 1950 und 2017 stiegen die Baulandpreise dort um sagenhafte 39.390 Prozent. Von durchschnittlich drei Euro auf 1.876 Euro pro Quadratmeter. ...
https://www.freitag.de/autoren/bennyk/so-wird-wohnen-wieder-bezahlbar (https://www.freitag.de/autoren/bennyk/so-wird-wohnen-wieder-bezahlbar)

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"Kriegsmittel ,,Urbizid": Über die Zerstörung der Städte" (Ulrich van Loyen | Ausgabe 13/2022 )
Urbizide Von Mariupol gingen in den letzten Wochen Bilder von zerstörten Häuserfronten, ausgebrannten Autos und zerbombten Infrastruktur um die Welt. Was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn die Städte ausgelöscht werden? ... Als Michael Moorcock 1963 den Begriff des ,,Urbizids", des Stadtmords, kreierte, wollten er und andere Stadtsoziologen ihn eigentlich für die Gewalt der Umstrukturierung und Ghettoisierung in westlichen Metropolen reservieren. Also für Eingriffe, die häufig aus der Perspektive der administrativen Eliten angeordnet werden und die die subkutane Verflechtung, den Lebensnerv eines Ortes – oft genug kennt man ihn nicht, bevor man ihn durchschneidet – zerstören. Verkehrsknotenpunkte, Plätze, Boulevards, aber auch Schulen, Krankenhäuser, Parks machen aus einer Stadt mehr als eine Siedlung, sie verleihen ihr historische und räumliche Perspektive, und sie vermitteln zwischen der Intimsphäre des Einzelnen, seinem Selbstbild, seinen Wünschen – und dem Raum, in den er sie hineinträgt. Urbizide sind Angriffe auf das Leben selbst, auf seine Möglichkeit, sich zu regenerieren. Sie sind Früchte des Hasses nicht weniger als des Weltverlusts: dort, wo Eliten oder Militärs an Modellen operieren, die das Wirkliche nur vertreten.
Städte seien, so der Kolumbianer Eduardo Mendieta, ,,lebende Gebilde", deren Werden und Vergehen sich rationaler Planung entziehen. Dennoch scheint es verwundbare Zonen zu geben, an denen man eine Stadt so treffen kann, dass sie danach ,,tot" ist, ihre Wiederbelebung künstlich erscheint, man eine Art zweiter Stadt um die tote zu errichten hat. Urbizide sind also auch Historisierungsmaschinen, in einem Eroberungskrieg bereiten sie die Kolonialisierung der kollektiven Erinnerung an der Stelle vor, wo die spätere Macht sich ansiedeln wird. Dem Urbizid zu entgehen, das vermögen indes die Menschen, die die gemordete Stadt in sich an einen anderen Ort tragen und dort wiedererstehen lassen. So könnte es sein, dass man sich aus ihrer Umklammerung und sie aus der Umklammerung ihrer Zerstörer befreit. Die klassische und die moderne griechische Literatur stehen dafür ein. In Mariupol, heißt es, lebten zuletzt 10.000 Griechen. ...
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/grosny-aleppo-mariupol-angriff-auf-die-seele-der-staedte (https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/grosny-aleppo-mariupol-angriff-auf-die-seele-der-staedte)

"Einstiger ,,Köpi"-Wagenplatz erneut besetzt – Gelände nach Stunden geräumt" (16.04.2022)
Protest gegen den ,,Köpi"-Eigentümer: Autonome drangen am Karfreitag auf das Gelände ihres alten Symbolprojekts ein, Sympathisanten versammelten sich davor. Pascal Bartosz Alexander Fröhlich
Der Konflikt um eines der letzten linken Symbolprojekte in Berlin ist am Karfreitag wieder aufgeflammt: Das Areal des früheren Wagenplatz an der Köpenicker Straße im Bezirk Mitte wurde am Abend besetzt. Bis zu 20 Männer und Frauen überwanden um circa 18.30 Uhr die Zäune zu dem Grundstück, sie zündeten Feuerwerk, Knallkörper und Rauchtöpfe, beschallten das Areal mit Musik und hissten Transparente. Es folgten Reden auf Deutsch und Englisch.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/linkes-symbolprojekt-in-berlin-einstiger-koepi-wagenplatz-erneut-besetzt-gelaende-nach-stunden-geraeumt/28257346.html

Quote... Wir sind hier, um zurückzufordern, was uns gehört. Es war nicht nur ein Stück Land für uns. Es war unser Zuhause, es war Familie, es war ein Ort, um Menschen aus der ganzen Welt willkommen zu heißen, um voneinander zu lernen und sich zu unterstützen, zum wachsen und sich verbinden. Auf ganz einfache und wundervolle Art, war es unsere Gemeinschaft und unser Leben. Und nun wurde unsere Gemeinschaft auseinander gerissen und mehr als alles andere wollen wir wieder zusammen sein.

6 Monate sind vergangen seit der scheiß Räumung des Køpi Wagenplatzes und es hat sich nichts verändert. Der Platz ist immer noch leer, bis auf einige angeheuerte Idioten, die den Platz bewachen, der voll ist mit den Trümmern, die einst unser Zuhause und unser Leben waren.

Das Angebot der Stadt und Howoge wurde nicht entworfen, um uns zu unterstützen, es sollte uns eher in eine Zwickmühle treiben, in der wir auf unakzeptable Weise auseinander gebracht werden sollten. Es gab das Angebot 70 Prozent der Fläche abzutrennen und uns den kläglichen Rest zu überlassen, um dort ein paar Wägen unterzubringen. Das lehnten wir ab. Der Wagenplatz sind wir alle oder niemand und wir bleiben eine Familie, die jetzt gezwungenermaßen getrennt und in der Stadt verteilt ist und wir suchen immer noch einen Platz, an dem wir wieder zusammen leben können.

Ein weiteres Mal wurde ein Wagenplatz direkt neben dem Køpi Gebäude geräumt. Das letze Mal vor 23 Jahren war es die Räumung des Mad Max Wagenplatzes rechterhand der Køpi. Ein Altersheim sollte dort gebaut werden und wie nach unzähligen anderen Räumungen lag das Grundstück brach und nach DREIUNDZWANZIG Jahren ist dort immer noch nur eine leere Gebäudehülle, die für viele von uns ein Zuhause sein könnte. Wird das auch die Zukunft des Køpiplatzes sein?

Wie unser Platz, stehen die Projekt Räume der Meuterei und vom Syndikat nach deren Räumungen leer. Auch die Liebig34 ist noch unbewohnt, während die Menschen der Rigaer 94 konstant Angriffen der Stadt ausgesetzt sind. Wir sind hier um DIE große Frage zu stellen: WOZU? Warum verlieren Menschen ihr Zuhause und ihre Projekt Räume, ihr Leben und echte Verbindungen? Für gar nichts?!

Das sind nur einige Beispiele aus der letzten Zeit. Wir finden, dass wir es verdienen, fair behandelt zu werden und für alle anderen, die in den letzten Jahren Räumungen ausgesetzt waren, fordern wir Neuunterbringung und einen Ort für alle Kamerad:innen aus Berlin und in der ganzen Welt, um dort etwas fabelhaftes und selbstbestimmtes erschaffen zu können.

Es ist offensichtlich, dass die Taktiken der letzten Jahre darauf abzielen unsere Bewegung aus ihren Wurzeln zu heben und uns zu ermüden, mit sich wiederholenden Angriffen auf unsere Art zu leben. Aber das wird nicht funktionieren. Unsere gebündelte Wut schweißt uns zusammen in angstfreierer Solidarität.

Wir ruhen nicht in Frieden oder geben uns zufrieden bis anerkannt wird, dass man uns nicht einfach räumen und unter den Teppich kehren kann, als würde es uns nicht geben. Gehorsam und lautlos. Nein! Wir bleiben überzeugt von autonomen Plätzen und Gemeinschaften und führen unsere Art zu leben weiter, egal mit welchen Konsequenzen.

Viva Køpiplatz! Viva autonome frieraume ! One struggle, one fight!


https://kopibleibt.noblogs.org/post/2022/04/15/we1/ (https://kopibleibt.noblogs.org/post/2022/04/15/we1/)
Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on May 17, 2022, 12:11:32 PM
 Von der Gentrifizierung zum Verfall und wieder zurück
Dokumentarfilm ,,We are all Detroit" vergleicht den Prozess der Deindustrialisierung in der einstigen Motor City und in Bochum
Silvia Hallensleben | Ausgabe 19/2022
We are all Detroit – Vom Bleiben und Verschwinden Ulrike Franke, Michael Loeken Deutschland 2021, 119 Minuten
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/dokumentarfilm-we-are-all-detroit-deindustrialsierung-in-detroit-und-bochum

Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on June 09, 2022, 10:38:16 AM
Quote[...] HAMBURG taz | Es gibt derzeit rund 13.000 Wohnungsnotfälle in Hamburg. Das vermeldet das ,,Hamburger Bündnis für eine neue soziale Wohnungspolitik". Im Bündnis sind unter anderem die Diakonie und der Mieterverein ,,Mieter helfen Mietern" vereint, die einen Neustart bei der Bekämpfung der Wohnungsnot vom Hamburger Senat fordern.

,,Die Situation hat sich in den letzten Jahren verschlechtert", sagt Stephan Nagel von der Diakonie. Mit den aktuell 13.000 Fällen, die dringend auf eine passende Wohnung warten, sei ein Allzeithoch erreicht.

Als dringend auf eine Wohnung angewiesen gelten Personen, die entweder eine barrierefreie Wohnung brauchen oder von Gewalt betroffen sind. Auch aus dem Gefängnis oder aus der Eingliederungs-, Behinderten- oder Jugendhilfe entlassene Menschen zählen zu dieser Gruppe.

Weil Armut sich in diesen Fällen als zusätzliche Belastung auswirkt, haben sie Schwierigkeiten, auf dem freien Wohnungsmarkt bezahlbaren Wohnraum zu finden. Deshalb erhalten sie einen Dringlichkeitsschein, damit ihnen die Fachstellen der Bezirksämter eine Wohnung vermitteln.

Nur bekommen sie dann nicht sofort eine neue Wohnung. Vor sechs Jahren betrug die Zahl der Wohnungsnotfälle in Hamburg noch etwa 8.000. Aus Sicht des Bündnisses reagiert die Politik auf diese gestiegene Zahl an vordringlich wohnungssuchende Menschen allerdings nur zögerlich. ,,Wir teilen dem Senat seit Jahren mit, dass er entschiedener handeln muss", sagt Nagel. ,,Das Problem hat sich verstärkt und darauf muss der Senat reagieren."

Die gestiegene Zahl von Wohnungsnotfällen sieht das Bündnis in einer fehlerhaften Wohnungsbaupolitik des Senats begründet. Um die Situation zu ändern, fordert das Bündnis, den Anteil der Sozialwohnungen bei Neubauten auf mindestens 50 Prozent zu erhöhen. Die Vorgabe der Stadt ist bislang, dass der Anteil von Sozialwohnungen 33 Prozent betragen muss.

Dabei wurde nach dem jüngsten Bericht über die fertiggestellten Neubauten deutlich, dass der Anteil der Sozialwohnungen gesunken ist. Waren 2020 3.472 öffentlich geförderte Wohnungen mit sozialer Mietpreis- und Belegungsbindung fertiggestellt worden, waren es 2021 nur noch 1.875 – das ergibt ein Minus von 45 Prozent.

Zudem verlangt das Bündnis, dass mehr Wohnungen explizit für Wohnungsnotfälle vorgesehen werden. Das städtische Wohnungsunternehmen Saga solle dafür jede zweite Neuvermietung an vordringlich wohnungssuchende Haushalte vergeben.

Die Forderung stützt sich darauf, dass der Senat seine selbst gesteckten Ziele zuletzt nicht erreicht hatte: So wollte die Stadt im vergangenen Jahr 300 Wohnungen für diese Personengruppe fertiggestellt haben. Tatsächlich waren es aber nur 101 Sozialwohnungen mit entsprechender Bindung.

Die Sozialbehörde verweist darauf, dass es ein umfangreiches Hilfsangebot für Betroffene gebe. Das Hilfesystem der Stadt setze an unterschiedlichen Stellen an. ,,Die Fachstellen unterstützen Menschen dabei, Kündigungen abzuwehren und die bestehende Wohnung zu sichern", teilt die Sozialbehörde mit. Außerdem helfe sie bei anstehenden Wohnungsräumungen und in Fällen von Obdachlosigkeit bei der Suche nach einer neuen Bleibe. Zudem gehe nun das Housing-First-Projekt an den Start, bei dem 30 Wohnungen an obdachlose Menschen vermittelt werden.

Für das Bündnis greifen diese Ansätze allesamt zu kurz. Eine sinkende Zahl der Notfälle sei deshalb nicht in Sicht.


Aus: "Warten auf ein neues Zuhause in Hamburg: Höchststand bei Wohnungsnotfällen" Valeria Bajaña Bilbao (9. 6. 2022)
Quelle: https://taz.de/Warten-auf-ein-neues-Zuhause-in-Hamburg/!5856765/ (https://taz.de/Warten-auf-ein-neues-Zuhause-in-Hamburg/!5856765/)

Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on June 14, 2022, 06:55:17 PM
Raphael Knipping @RaphaelKnipping
6:08 nachm. · 13. Juni 2022 aus Hannover, Deutschland
Im Winter 2020 besetzten wohnungslose Menschen in #Hannover heimlich ein leerstehendes Haus. @mic_tra
und ich begleiteten die Besetzung über 1,5 Jahre mit der Kamera. Jetzt ist unser Film: ,,Eigenbedarf - Leben auf dem Schleudersitz" fertig. ....
https://twitter.com/i/status/1536380025859149824 (https://twitter.com/i/status/1536380025859149824)
Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on October 24, 2022, 07:36:44 PM
"Wagenburg in Berlin: Besetzt, geräumt, verkauft" Timm Kühn (21.10.2022)
Das Gelände des einstigen Köpi-Wagenplatzes soll verkauft werden – ein Skandal, denn dann wäre nur für einen profitablen Verkauf geräumt worden. ... Ephraim Gothe (SPD), zuständiger Stadtrat des Bezirks Mitte, sagte der taz, man wisse schon länger über die Verkaufsabsicht des Eigentümers. Konkrete Informationen über einen Grundstückskauf erhalte der Bezirk aber erst nach der Unterzeichnung eines Kaufvertrags. An­woh­ne­r:in­nen berichten der taz, in letzter Zeit seien immer wieder Menschen zu beobachten gewesen, die das Areal begutachten. Man vermute, dass es sich um In­ves­to­r:in­nen handle. ... Sollte ein Verkauf gelingen, würde sich Besitzer Nehls sein Immobilienpoker vergolden lassen – schließlich dürfte sich der Grundstückswert wesentlich gesteigert haben, seit die widerständigen Be­woh­ne­r:in­nen weg sind. Über ein vorgeschobenes Firmengeflecht besitzen Nehls und die Sanus AG die Köpi vermutlich seit 2007. Mehrmals wechselte das Areal seitdem den formalen Besitzer, 2013 kam erstmals der letzte offizielle Eigentümer, die Briefkastenfirma Startezia GmbH, ins Spiel. Dass sich die Sanus AG offen zum Besitz der Köpi bekennt, ist neu. ... Nicht abgeschrieben werden sollte dagegen der Widerstand der Köpi-Bewohner:innen. ,,Wir sind immer noch hier und immer noch wütend!", verkünden sie in einer Mitteilung. Auch für den neuen Besitzer des Köpi-Areals dürfte also gelten, was schon seit 1990 gilt: Die Köpi bleibt Risikokapital. ...
https://taz.de/Wagenburg-in-Berlin/!5885926/ (https://taz.de/Wagenburg-in-Berlin/!5885926/)

"Räumung des Köpi-Wagenplatzes in Berlin: Kein Zuhause mehr vor der Köpi" Sara Guglielmino (15. 10. 2021)
Am Freitag räumt die Polizei mit einem Großaufgebot den Wagenplatz der Köpi. 38 BewohnerInnen werden vom Gelände geholt. Abends TagX-Demo. ...
https://taz.de/Raeumung-des-Koepi-Wagenplatzes-in-Berlin/!5808168/ (https://taz.de/Raeumung-des-Koepi-Wagenplatzes-in-Berlin/!5808168/)

"Bedrohter Wagenplatz in Berlin: Und wieder ist die Köpi in Gefahr" Erik Peter (14.5 2021)
Dem Wagenplatz des Hausprojekts droht die Räumung. Dagegen wird am Wochenende demonstriert. Der Bezirk hofft derweil auf eine Verhandlungslösung. ...
https://taz.de/Bedrohter-Wagenplatz-in-Berlin/!5766324/ (https://taz.de/Bedrohter-Wagenplatz-in-Berlin/!5766324/)

Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on November 17, 2022, 10:45:08 AM
Quote[...] In Deutschland hat im vergangenen Jahr mehr als jeder zehnte Einwohner auf überbelegtem Wohnraum gewohnt. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervor. Demnach waren 2021 rund 8,6 Millionen Menschen betroffen. Das entspricht einem Anteil von 10,5 Prozent an der Bevölkerung.

Vor allem Haushalte mit Kindern waren demnach betroffen. Bei ihnen lag die Überbelegungsquote bei 15,9 Prozent. In Haushalten mit zwei Erwachsenen und mindestens drei Kindern waren es sogar 30,7 Prozent, bei Alleinerziehenden 28,4. Die Überbelegungsquote bei Minderjährigen war mit 17,8 Prozent rund sechsmal so hoch wie etwa bei älteren Menschen ab 65 Jahren, dort waren es drei Prozent.

Als überbelegt gilt eine Wohnung, wenn sie über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl verfügt. Dabei wird sich nach der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen gerichtet, der sogenannten EU-SILC. Als überbelegt gilt demnach eine Wohnung, wenn etwa kein Gemeinschaftsraum oder kein einzelnes Zimmer je Erwachsenem vorhanden ist.

In Haushalten ohne Kinder lag die Überbelegungsquote mit 6,5 Prozent niedriger als über alle Haushaltsformen hinweg. Anteilig am seltensten lebten zwei Erwachsene ohne Kinder in überbelegten Wohnungen. Dort lag der Wert bei 2,7 Prozent.

Laut dem Statistikamt gab es einen deutlichen Unterschied zwischen Stadt und Land. So war der Anteil der Menschen in überbelegten Wohnungen in größeren Städten mit 15,5 Prozent rund dreimal so hoch wie in ländlichen Gebieten mit 4,9 Prozent.

EU-weit steht Deutschland besser da als der Durchschnitt. Die Überbelegungsquote in der EU lag im Jahr 2021 laut der Statistikbehörde Eurostat mit 17,1 Prozent deutlich höher als in Deutschland.


Aus: "Wohnungsmangel: Mehr als jeder Zehnte wohnt auf überbelegtem Wohnraum" (17. November 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-11/wohnraum-ueberbelegung-alleinerziehende-statistisches-bundesamt (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-11/wohnraum-ueberbelegung-alleinerziehende-statistisches-bundesamt)

Quoteostrowo09 #22

Einerseits immer mehr qm pro Bewohner, andererseits immer mehr Überbelegung. Wie passt das zusammen? ...


QuoteDer große Blaue #6

Wenn sie zu wenig Platz haben, sollen sie halt in größere Wohnungen ziehen!

(/s)


QuoteUnlock #6.2

Und wenn dafür das Geld nicht reicht, sollen sie halt härter arbeiten!


Quoteabrie #13

Ein Altbau in Berlin. Von sechs >150 qm-Wohnungen sind vier mit nur 1-2 Personen bewohnt. Wir, Boomer, leben hier seit >30 Jahren, inzwischen auf zu viel Raum. Eine Alternative ist nicht zu finden, vor allem nicht für einen Mietpreis von 10€/m2.
Bei Neuvermietung bliebe es dabei nicht, evtl. würde auch eine Umwandlung in Eigentum erfolgen. Es scheint ausweglos und ist sozial und ökologisch ein Unding.


QuotenogII #16

Hier im Haus wohnen Menschen allein/ zu zweit/ zu dritt/ zu viert auf ca. 150 qm. Da ich ungefähr weiß was die Altmieter bezahlen deren Kinder mittlerweile aus dem Haus sind, wundert mich das nicht und ich würde auch nicht ausziehen. Der Wohnungsmarkt bietet letztlich nur weniger Wohnraum für mehr Geld.


QuoteOllec #21  —  vor 18 Minuten
4

Es ist schon interessant, in den letzten Wochen und Monaten habe ich derart viele Zahlen und Statistiken zuvielen Themen Bereichen lesen dürfen z. B.

- Altersarmut
- immer mehr Kinderarmut
- immer mehr Menschen die kaum noch sparen können
- viele Studenten die Armuts gefährdet sind
- immer mehr Menschen bei der Tafel
- immer größerer Fachkräfte Mangel
- immer mehr Vorstände / CEO's die große Gehaltssteigerungen haben

Und viele viele andere Dinge, und nun liest man wieder was neues und alles ist negativ und hat keine gute Entwicklung. Was ist aus diesem Land geworden? Wir sind doch angeblich reich? Wie kann das sein? Wieso passiert nichts? Ist unsere Politik korrupt und eine Geisel der Wirtschaft?

...


QuoteBoesor #21.2

Wenn Sie diesen Bericht richtig gelesen haben geht es um eine Überbelegung von gut 10%. Also umgekehrt 90%, die nicht in überbelegten Wohnungen wohnen.

Wenn man also Deutschland auf dem Weg zum "failed State" sieht, liegt das manchmal auch daran, das die Einordung von Zahlen nicht gelingt.

Alles eine Frage der Wahrnehmung.
Was wissen Sie denn über die Zustände in Japan oder Süd Korea?


QuoteWahl-O-Mate Motzarella #21.6

"Alles eine Frage der Wahrnehmung."

... Also entweder ich ordne Daten angemessen und nach bestimmten Kriterien ein oder ich nehme diese bloß irgendwie wahr. Beides als gemeinsames Argument zu verwenden und für gültig zu erklären ist da eher schwierig. Die Dinge verschlechtern sich in der Tat, messbar. ...


Quotefronti68 #24

Es gibt noch eine andere Form der Überbelegung, häufig anzutreffen in 1-R-Hochhauswohnungen. Dort gibt es häufig Belegungswohnungen des ambulant betreuten Wohnens für Strafentlassene, ehemalige Obdachlose, psychisch Kranke, Geflüchtete. Die Kumpels aus dem Knast, von der Platte oder dem Asylbewerberheim kommen dann vorbei zum Rauchen, saufen, Sex oder auch nur zum friedlichen Kochen und Feiern (bei letzteren), sind froh, dass einer ein Dach über dem Kopf hat.
Hier bei uns zündete neulich einer aus blanker Verzweiflug seine Wohnung an, um diese Saufkumpane loszuwerden. Konstruktivere Lösungen hatte er nicht gelernt.


QuoteDer_Kommentierende #27

Wieder so eine Nachricht über eine fast belanglose Statistik. Wäre Überbelegung ein singuläres Problem, würde diese Nachricht Sinn ergeben. Als Symptom eines größeren Problems fehlt dessen Darstellung beziehungsweise die Aufnahme der Statistik in dieses.

Tatsächlich ist es doch genau umgekehrt. Würde diese Überbelegung nicht existieren, dann müsste man aufhorchen. So aber ist sie schlicht eine logische Folge, die zudem in ihrer Ausprägung abgeleitet werden kann. Angesichts der Wohungsproblematik und einem frei wuchernden Mietpreis, besonders in Ballungsräumen, kann es eben nicht anders sein, dass Menschen notgedrungen auf zu wenig Raum leben und dass dies um so mehr der Fall sein wird, je mehr diese Menschen gleichzeitig stärker von Armut gefährdet sind oder in einer Großstadt leben.

Das ist keine Nachricht wert. Würde man bei dieser sinnfreien Statistik etwas anderes festgestellt haben, wäre auch dies anders. So aber könnte man nur eine kurze Notiz machen: Auch bei der Überbelegung zeigt sich das Wohnungsproblem.

Ohnehin fehlen in der Nachricht wichtige Details. Etwa ab welchem Alter Kinder berücksichtigt werden oder ob Wohnungs- bzw. Oddachlose auch mitgezählt wurden. Dazu mangelt es ebenso an einer Facette der Gegenseite: Wieviel Wohnungsraum liegt ungenutzt brach herum oder wird für touristische Zwecke benutzt? Ach ja, wie gehen Zweitwohnungen ein?


....
Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on January 21, 2023, 10:48:36 PM
Quote[...] Der Garten der Finzi Contini ist ein italienisch-deutsches Filmdrama von Vittorio De Sica aus dem Jahr 1970 nach dem Roman Die Gärten der Finzi-Contini (Il giardino dei Finzi-Contini) von Giorgio Bassani. ...


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Garten_der_Finzi_Contini (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Garten_der_Finzi_Contini)

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Quote[...] "Die Gärten der Finzi-Contini" ist einer der bekanntesten italienischen Romane betitelt, zugleich Hommage an die Stadt Ferrara. In Ferrara mit seiner gewaltigen mittelalterlichen Burg, den engen Gassen und den großen Gärten mitten in der Stadt erlebte der junge Giorgio Bassani die Diskriminierung und Deportation der jüdischen Bevölkerung. Seine ,,Gärten der Finzi-Contini" wurde auch durch die Verfilmung von Vittorio De Sica weltberühmt. Ein schlankes blondes Mädchen sitzt auf einer steinernen Gartenmauer, ein Mann blickt zu ihr auf. Die hohe Gartenmauer steht für die Barriere zwischen den unterschiedlichen Ideologien und zwischen den Gesellschaftsgruppen während der Zeit des Faschismus. Eine Hauptrolle in Roman und Film spielt die emilia-romagnolische Stadt Ferrara selbst. Die Stimmung und die Topografie der als ,,Città Ideale" erdachten und verwirklichten Stadt am rechten Ufer des Flusses Po ist in Bassanis Werk dermaßen eindrucksvoll dargestellt, dass immer wieder Reisende das Ferrara der Finzi-Contini suchen und die Orte Bassanis sofort wiedererkennen.

Für den Film wurde die Szene, in der Micòl Finzi-Contini als kleines Mädchen zum ersten Mal den Erzähler einlädt, in den Garten zu kommen, auf dem weitläufigen und stillen jüdischen Friedhof von Ferrara gedreht, jenem Ort, an dem auch der Roman ,,Die Gärten der Finzi-Contini" beginnt. Am Anfang der Geschichte steht die Beschreibung des Familiengrabes der Finzi-Contini. Ein aufwendiges Grabmal von weißem Marmor aus Carrara und rosafarbenem aus Verona. Giorgio Bassani schöpfte für die fikitive Familiengeschichte der Finzi-Contini aus seiner eigenen Erinnerung an seine Jugend in einer bürgerlich-liberalen Arztfamilie. Während des Zweiten Weltkriegs schloss sich Bassani der antifaschistischen Untergrundbewegung an. Nach dem Krieg zog der Autor nach Rom, wo er in den 1950er-Jahren als Vizepräsident die RAI lenkte, das staatliche italienische Radio- und Fernsehunternehmen. Obwohl er den Großteil seines Lebens in Rom verbrachte, wollte Bassani auf dem jüdischen Friedhof von Ferrara bestattet werden. Sein eigenes Grabmonument versinnbildlicht Zerstörung und eine Wunde, die niemals verheilt. Besucher legen Steine zum Andenken auf Bassanis Grab.

In Bassanis Roman ist das monumentale Grabmonument der Finzi-Contini leer. Die Körper von Micòl Finzi-Contini und ihrer Familie wurden nie gefunden. Der Leser weiß von Anfang an von ihrem Tod, erst nach und nach erfährt er von der nie erfüllten Liebesgeschichte zwischen Giorgio und Micòl.

Die eigene Atmosphäre von Ferrara ist auch dem Nebel zu verdanken. ,,Wegen der besonderen Beschaffenheit unseres Klimas erlaubt dir der Nebel nicht, mit den Augen zu sehen", meint die Kunsthistorikerin Emanuela Mari. ,,Deshalb musst du auf eine andere Art schauen, du musst mit dem Geist sehen." Emanuela Mari ist in Ferrara geboren und hat in der Stadt studiert. Für ihre Doktorarbeit befasste sie sich mit der Renaissance in Ferrara, der humanistischen Blütezeit der Stadt. Wie viele Ferrareser ist auch Emanuela Mari hauptsächlich mit dem Fahrrad in Ferrara unterwegs. ,,Die Maße von Ferrara sind noch immer jene der Renaissance, das heißt, die Stadt ist nach dem Maß des Menschen gebaut. Das Fahrrad ist das ideale Fortbewegungsmittel zur Kontemplation. Es gibt Zeit zu schauen, zu denken und zu hören."

Und so gleiten Ferrareser ebenso wie Reisende in der Renaissancestadt mit dem Fahrrad durch die Addizione Erculea, jenen Bereich der Stadt, der vom Herzog Ercole I. d'Este angelegt wurde, einen ausgedehnten Bereich von Grünanlagen und Friedhöfen. Die Addizione Erculea war das erste städtebauliche Projekt Europas. Sie ist umgeben von einer neuen, hohen Stadtmauer, die auch den jüdischen Friedhof begrenzt. Mit ihrem exakten Straßenraster, ihren idealen Proportionen und den prächtigen Bauwerken ist die Addizione Erculea ein planerisches Avantgardeprojekt, das städtisches Treiben mit Oasen der Stille kombiniert. Viele Teile waren der Kontemplation gewidmet. Klöster, Paläste und Gärten der Familie Este, deren Mitglieder, typisch für die Kultur der Renaissance, einen großen Glauben an Astrologie und an Magie hegten. Die Vorliebe für die Astrologie zeigt sich auch in der architektonischen Anlage der Addizione Erculea, die auf dem Reißbrett nach der Zeichnung eines Horoskops entworfen wurde.

Ferrara erhebt sich aus dem flachen Land der Po-Ebene, einer Gegend, die jahrhundertelang von der Armut in den Sumpfgebieten und dem Kampf gegen das Wasser beherrscht war. Im Zentrum von Ferrara macht sich das massige Castello Estense breit, das heute noch den Namen jener Herrscherfamilie trägt, die Ferrara prägte. Nördlich vom Castello verläuft die großzügige Prachtstraße von Ferrara, der schnurgerade Corso Ercole I. d'Este. In der Planung der Stadt wurden ungewöhnlich viele Gärten verwirklicht, und so ist es kein Zufall, dass Giorgio Bassani seinem Roman den Titel ,,Die Gärten der Finzi-Contini" gab. Der Garten ist ein Teil der Renaissancetradition von Ferrara, die ihrerseits einer noch viel älteren Tradition entspringt, jener des Gartens der Liebe.

Der Garten der Liebe ist ein literarisches Thema, in der französischen Literatur des 13. Jahrhunderts, im ,,Roman de la Rose", findet sich auch die Figur der Engelsfrau, die blond ist wie Micòl Finzi-Contini. Im ,,Roman de la Rose" ist der Liebhaber ein Träumer, der den Garten betritt und eine Reihe von gefährlichen Abenteuern bestehen muss, um sich seiner Frau würdig zu erweisen – so wie der Ich-Erzähler Giorgio. Die ersten Begegnungen von Giorgio mit Micòl finden in der Schule statt. Micòl und ihr Bruder Alberto werden zu Hause von ihrem hochgebildeten Vater unterrichtet und legen in der öffentlichen Schule nur ihre Prüfungen ab. Später kommen Micòl und Giorgio einander näher, weil die Einführung der Rassengesetze beide zu Außenseitern gemacht hat. Der Vater von Micòl erweist sich als eine Art Schutzherr für die bedrängte jüdische Gemeinde in der Stadt.

Vittorio De Sica warder Regisseur der erfolgreichen Verfilmung der ,,Gärten der Finzi-Contini". Giorgio Bassani war zunächst an der Erstellung des Drehbuchs beteiligt, distanzierte sich im Laufe des Projektes aber von dem Film. Vor Gericht wurde der Streit zwischen Bassani und De Sica entschieden: Im Abspann des Films musste festgestellt werden, der Film handle ,,frei nach dem Roman von Bassani". Dem Autor ging es dabei wohl vor allem um die Darstellung der Beziehung von Micòl zu Giorgios Nebenbuhler aus Mailand, Malnate. Das Verhältnis, das die Figur Giorgio im Roman zu ihrem Vater hat, spiegelt das tatsächliche Verhältnis Giorgio Bassanis zu seinem Vater. Ein großer Teil der Juden von Ferrara war in das politische und gesellschaftliche System des Faschismus zunächst eingebunden. Als 1938 die Rassengesetze in Kraft gesetzt wurden, war der Bürgermeister von Ferrara ein Jude namens Renzo Ravenna.

Der Garten der Finzi-Contini existiert in Wirklichkeit nicht. Bassani beschreibt den Garten der Finzi-Contini jedoch sehr detailliert, und er imaginiert ihn an einer Stelle der Stadt Ferrara, wo sich früher eine Delizia der Familie Este befand. Die Delizie der Este waren Paläste, umgeben von ausgedehnten Gärten, Orte der Erholung und der Unterhaltung. Im nördlichen Teil der Stadt Ferrara lag die Delizia del Bel Fiore, ein berühmtes Lustschloss der Renaissance, das im 17. Jahrhundert zerstört wurde. In seiner Vorstellung verlegt Bassani den Palast und den Garten der Finzi-Contini dorthin, wo sich die Delizia del Bel Fiore befand, und zwar genau ans Ende des Corso Ercole I. d'Este, der in der Renaissance Viale degli Angeli, Straße der Engel, genannt wurde.

Im ,,Finzi-Contini"-Film sind die Szenen, in welchen die jungen Leute Tennis spielen, unvergesslich. Das Weiß der Tenniskleidung ist Symbol für die Jugend und Unschuld, und das Tennisspiel steht für die Liebe, die für Micòl Finzi-Contini immer ein Kampf mit einem Sieger und einem Verlierer darstellt. Im Jahr 1938, als die Rassengesetze eingeführt werden, darf Giorgio als Jude nicht mehr in den Tennisklub – genauso wie der Autor Giorgio Bassani. Giorgio wird von Micòl in den Garten der Finzi-Contini eingeladen. Er und eine Gruppe andere junger Leute, die teilweise Juden sind, können dann den privaten Tennisplatz der Familie Finzi-Contini benützen. Der Tennisplatz im Garten wird ein Ort der an den Rand Gedrängten. Sie sind einerseits von der Gesellschaft ausgeschlossen, andererseits sind sie Auserwählte, weil sie den Garten der Finzi-Contini betreten dürfen. Der Tennisklub ,,Mafisa d'Este" befindet sich heute noch mitten in der Stadt, er ist einer der stillen Gärten der idealen Renaissancestadt. Dunkellilafarbene Rosen sind an Spalieren hinaufgezogen. Die Tennisplätze liegen friedlich da. Niemand spielt an diesem Vormittag. Nur ein paar ältere Herren sitzen bei Cappuccino und tratschen müßig im warmen Sonnenlicht.

Ein Besuch in Ferrara führt unweigerlich auch an das gewaltige, ziegelrote Castello, das Symbol von Ferrara. Heute ist die mittelalterliche Trutzburg teils Museum und teils Sitz der Stadtregierung. An der wehrhaften Mauer, die das Castello umgibt, zeigt Emanuela Mari einen Gedenkstein, der an das Jahr 1943 erinnert: ,,An dieser Stelle fand ein schreckliches Massaker statt. Im Jahr 1943 wurden elf Menschen hier ermordet. Sie wurden von den Faschisten festgenommen, die sich in der Republik von Salò wieder organisiert hatten, nachdem die Alliierten in Italien gelandet waren und am 8. September 1943 ein Waffenstillstand bekannt gegeben worden war." Die Faschisten der Republik von Salò brachten in der Nacht des 14. November 1943 diese elf Antifaschisten an die Mauern des Castello Estense. Sie wurden erschossen. Ohne jeden Prozess, und ganz ohne Verurteilung.

Ausgehend vom brutalen Mord an den Antifaschisten in Ferrara verfasste Giorgio Bassani die Erzählung ,,Eine Nacht des Jahres 1943", die in der Sammlung ,,Fünf Ferrareser Geschichten" erschien. Bassani macht in seiner Version der Ereignisse einen Faschisten aus Ferrara namens Sciagura zum Verantwortlichen der Morde an der Mauer des Castello Estense. Bassanis Erzählung verarbeitete der Ferrareser Regisseur Florestano Vancini zu einem Film mit dem Titel ,,Die lange Nacht von 43". Vancini selbst hatte am 15. November als Schüler auf dem Weg zur Schule die Körper der Ermordeten gesehen, die zur Abschreckung vor dem Castello liegen gelassen worden waren, Eindrücke, die ihn zu seinem Spielfilm bewogen. ,,In Italien gab es keinen Nürnberger Prozess, die Faschisten wurden nicht zur Verantwortung gezogen", sagt Emanuela Mari. ,,In Italien ist also eine offene Wunde geblieben, die nie verarztet wurde, sondern die versteckt werden musste."

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2011)


Aus: "Die Gärten, die es nie gab" Christina Höfferer (04.03.2011)
Quelle: https://www.diepresse.com/639408/die-gaerten-die-es-nie-gab (https://www.diepresse.com/639408/die-gaerten-die-es-nie-gab)
Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on April 12, 2023, 08:21:08 PM
"Meet the Americans who live in their vans, buses and cars in pursuit of a simpler life using less energy" Leslie Kaufman (10. April 2023)
The movement has resulted from a confluence of factors. During the Covid‑19 pandemic, the hashtag #vanlife surged on Instagram. More than 14 million posts celebrated the movement, which extols life on the road. At the same time, the US Census Bureau reported that 3.3 million Americans were displaced by natural disasters in 2022. ... The location, not far from the Colorado River, has little to distinguish it from the uninhabited desert other than hundreds of buses, campers, vans and RVs parked alongside one another forming long, snaking avenues. It's a desiccated landscape punctuated only by scrubby vegetation and purplish hills in the distance. There's no running water, bathrooms or trash services. The main attraction is that authorities aren't likely to bother the Skoolies here, even though the event is unpermitted. ... It isn't possible to count how many Americans live in their vehicles. The US Census Bureau and the Department of Housing and Urban Development lump vehicle dwellers in with the homeless. But groups that monitor the trend—including the National Alliance to End Homelessness, the Homes on Wheels Alliance Inc. and governments in greater Seattle and Los Angeles—all report that the nomad population is surging. The reasons can vary, including skyrocketing property prices and more frequent climate-driven natural catastrophes such as wildfires and hurricanes destroying homes. ...
https://www.bloomberg.com/features/2023-vanlife-rvs-climate-change/ (https://www.bloomberg.com/features/2023-vanlife-rvs-climate-change/)
Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on May 01, 2023, 10:22:42 AM
"Ein Markt so kaputt wie ungerecht" Lukas Tobler (Nr. 17 – 27. April 2023)
Die Preise für Wohnungen steigen seit Jahren. Immer mehr von ihnen gehören institutionellen Vermietern mit riesigen Anlagevermögen. Der Wohnungsmarkt ist komplex – seine Wirkung nicht: Umverteilung nach oben. ... Vor allem in den städtischen Zentren sind die Immobilienpreise so hoch, dass es eines enormen Anlagevermögens bedarf, um überhaupt auf dem Markt mitmischen zu können. Die Voraussetzungen dafür erfüllen institutionelle Anleger, also Unternehmen, Fonds und Pensionskassen. Ihr Anteil am Wohnungsmarkt hat in den letzten zwanzig Jahren zulasten der privaten Vermieter:innen deutlich zugenommen. Und damit auch ihr Anteil am jährlichen Geldsegen von rund vierzig Milliarden Franken, den Mieter:innen der Schweiz jährlich abdrücken müssen. ... Der grösste Player unter den institutionellen Vermietern ist neu die UBS. Mit der Übernahme der CS ist ein Gigant entstanden. Die neue UBS wird rund 70 000 Mietwohnungen in der ganzen Schweiz kontrollieren. Wobei Markus Germann, Mediensprecher der UBS, insistiert, dass die Wohnungen sich nicht tatsächlich im Besitz der Bank befinden, sondern zum grössten Teil zu Immobilienfonds und anderen Anlagegefässen gehören – und damit den Investor:innen, die Anteile daran halten. In Immobilienfonds können auch kleinere Anleger:innen investieren und damit von den satten Renditen des Immobilienmarkts profitieren. Einzige Voraussetzung dafür: Kapital. ...
https://www.woz.ch/2317/mietwohnungen/ein-markt-so-kaputt-wie-ungerecht/!GBP0EBBD3QXQ (https://www.woz.ch/2317/mietwohnungen/ein-markt-so-kaputt-wie-ungerecht/!GBP0EBBD3QXQ)

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"«Solange die Schweizer nicht das Weltall erobern»"  Kaspar Surber (Nr. 17 – 27. April 2023)
Von der Allmende über die Bodeninitiative zur Enteignung der CS-Immobilien: Die Geschichte der Gemeingüter in der Schweiz weist einen Weg aus der Wohnungskrise. ... «Uns gehen die Wohnungen aus», («Beobachter», 2. März), «In der Schweiz fehlen bald 50 000 Wohnungen» («Die Zeit», 20. April), «Im Aargau wurde für eine Asylunterkunft 49 Mietern gekündigt» («Watson», 27. Februar): So lauten einige der Schlagzeilen, die in den letzten Monaten die Wohnungskrise in der Schweiz zum Thema hatten. Auffällig an den Berichten ist: Allzu gerne wird die Wohn- sogleich mit der Asyl- und Migrationsdiskussion vermischt und die Knappheit an Wohnungen auf die Einwanderung zurückgeführt: Da kommt ja eine Kleinstadt pro Jahr!
Als ob es nicht andere, etwas kompliziertere Treiber dafür geben würde, dass die Leerwohnungsziffer als wichtigster Indikator auf dem Wohnungsmarkt speziell in den Zentren derzeit tief ist. Auf der Seite der Nachfrage ist die Zunahme von Haushalten mit nur ein oder zwei Personen zu nennen als Folge von Individualisierung und gestiegener Lebenserwartung: In den letzten drei Jahrzehnten ist gemäss dem Bundesamt für Statistik die fürs Wohnen genutzte Fläche fast doppelt so stark gewachsen wie die Bevölkerung.
Auf der Seite des Angebots macht sich der Einfluss von privaten, renditegetriebenen Gesellschaften als Vermieter bemerkbar. Ihr Anteil stieg in der Stadt Zürich laut offiziellen Daten im gleichen Zeitraum um sechs Prozentpunkte, während jener von gemeinnützigen Wohnungen sogar um zwei Punkte gesunken ist. Nimmt günstiger Wohnraum mit Vorschriften zur Mindestbelegung ab, wächst die Wohnfläche pro Person ebenfalls. ...
https://www.woz.ch/2317/anleitung-zur-enteignung/solange-die-schweizer-nicht-das-weltall-erobern/!EFTQR6DQMQGW (https://www.woz.ch/2317/anleitung-zur-enteignung/solange-die-schweizer-nicht-das-weltall-erobern/!EFTQR6DQMQGW)

«Der Begriff ‹Enteignung› gibt der Wut ein Ventil»  Daniela Janser, Anna Jikhareva (Interview) (Nr. 17 – 27. April 2023)
Wie ist Privateigentum eigentlich entstanden? Wieso empfinden wir es als selbstverständlich, dass die grosse Mehrheit eigentumslos ist? Und wie kommen wir aus diesem Denken raus? ... In meinem Buch «Keine Enteignung ist auch keine Lösung» spreche ich von drei Bedeutungen des Begriffs «Enteignung». Die erste ist die juristische. Im deutschen Grundgesetz ist das Recht des bürgerlichen Staates zur Enteignung verankert – wenn der Staat dies für das öffentliche Wohl macht und die enteignete Person entschädigt wird. 2019 gab es etwa 200 Enteignungsverfahren, vorwiegend für Strassen oder Kohleabbau. Diese Enteignung wird als legitim erachtet. In Berlin ist die Enteignungsdebatte extrem aufgeladen, die Konservativen behaupten, Enteignung sei Gulag und Stalinismus. Aber wenn der Staat für Kohleabbau oder Autobahnen enteignet, hört man nichts. ... Eine Form von Sozialbindung von Eigentum existiert eigentlich überall: Sobald du Eigentum in der Verfassung verankerst, musst du eine Einschränkungsmöglichkeit für den Staat vorsehen – der berühmte Spruch «Eigentum verpflichtet». Hätte der Staat keine Eingriffsmöglichkeiten, würde das Privateigentum frei flottieren. Das wäre gefährlich für den Staat und das Kapital selbst – die Wahrscheinlichkeit, dass die Wachstumslogik des Privateigentums irgendwann seine eigenen Grundlagen zerstört, ist zu gross. ... Man darf zwei zentrale Entwicklungen der letzten Jahrzehnte nicht vergessen: das drastische Öffnen der Schere zwischen Arm und Reich – nicht nur im globalen Massstab, sondern auch in den einzelnen Ländern. Das liegt nicht zuletzt an der Dominanz von Privateigentum in den letzten vierzig Jahren. Der französische Ökonom Thomas Piketty hat hergeleitet, dass die Privatisierungsoffensiven eine der Hauptursachen für die wachsende soziale Ungleichheit seien. ...
https://www.woz.ch/2317/woerterkunde/der-begriff-enteignung-gibt-der-wut-ein-ventil/!SW7ZFSJC5B0Y (https://www.woz.ch/2317/woerterkunde/der-begriff-enteignung-gibt-der-wut-ein-ventil/!SW7ZFSJC5B0Y)


Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on May 15, 2023, 10:38:58 AM
Quote[...] Die Ausstellung ,,Jetzt und zehn Jahre davor" in den Kunst-Werken versucht den Prozess der Gentrifizierung in Berlin-Mitte und in New Yorker Stadtvierteln abzubilden. Das Sammelsurium der Exponate aber lässt den unkundigen Besucher oft ratlos

... Es ist eines der beliebtesten Themen der Stadtsoziologie. Der amerikanische Geograf und Urbanismusforscher Neil Smith definiert die Problemstellung so: ,,Gentrification ist der Prozess, in dessen Verlauf zuvor verwahrloste und verfallene innerstädtische Arbeiterviertel für Wohn- und Freizeitnutzungen der Mittelklasse systematisch saniert und renoviert werden." Mit dem Verhältnis von Kulturproduktion, Gentrifizierung und Stadtentwicklung befasst sich nun eine Ausstellung in den KunstWerken.

Der explizit künstlerische Gesichtspunkt erklärt sich dadurch, dass es KünstlerInnen selbst sind, die das Phänomen Gentrifizierung überhaupt erst in Gang bringen. Vereinfachend: Künstler sucht billigen Wohn- und Arbeitsraum, Künstler entdeckt von der Stadtpolitik und Immobilienwirtschaft vernachlässigte Quartiere; sein Kunstschaffen führt zum Imagewandel des Viertels, bald ziehen Galeristen, Kreative und Bohemiens nach, Spekulanten involvieren sich. Resultat: Luxussanierung, Mietenexplosion, Verdrängung der ursprünglichen Bewohner und – hier beißt sich die Katze in den Schwanz – auch der Künstler.

... Die gesellschaftliche Funktion von Kunst manifestiert sich manchmal erst aus der Distanz. An dem Punkt, wo Erinnerungen entweder vergessen oder historisiert und bewahrt werden, setzt die Ausstellung ,,Jetzt und zehn Jahre davor" an.

,,Jetzt und zehn Jahre davor", Kunst-Werke, Auguststr. 69, bis zum 9. Januar


Aus: "Die Archäologie der Aufwertung" MARCUS WOELLER (3. 12. 2004, Berlin S. 23)
Quelle: https://taz.de/Die-Archaeologie-der-Aufwertung/!666138/ (https://taz.de/Die-Archaeologie-der-Aufwertung/!666138/)

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Quote[...] Die Kreation von ,besonderen Orten' geht mit der Überführung von Ortsbezügen in künstlerische Darstellungen einher. So verweist Richard Lloyd in seiner Beschreibung der Aufwertung in Wicker Park in Chicago auf die Zunahme von kulturellen Events im Quartier und die vielfache Nutzung der Nachbarschaft als Filmkulisse sowie in einer die Bohème idealisierenden Literatur (Lloyd 2006: 165f.). Andere Studie zeigen, dass insbesondere literarische Repräsentationen des Stadtteils den tatsächlichen Veränderungen vorausgingen und als symbolische Gentrifizierung den späteren Aufwertungen vorgelagert waren (Lang 1994: 499). Auch die Gestaltung und Benennung von Galerien, Clubs und Kneipen orientieren sich oft an literarischen Zitaten, die sich nur auf der Basis einer kultur-affinen Vorbildung rezipieren lassen. Künstler/innen und ihre Ausdrucksweisen verbinden sich in diesem Zusammenhang direkt mit der Konstitution eines neuen Raumbildes. Am Beispiel von Prenzlauer Berg in Ostberlin wurden ,,Kulturschaffende als Pioniere und Kunst als Türöffner der Aufwertung" beschrieben (Bernt/Holm 2005). Internationale Beispiele zeigen, dass selbst  zenespezifische Ausdrucksformen und Protestbewegungen in solche neuen verwertungsorientierten Raumbilder integriert werden können (Blechschmidt 2007; Griesser; Ludwig 2008; Pruijt 2003, 2005; Uitermark 2004).

... In der zweiten Phase der Gentrifizierung wandelt sich die Wahrnehmung der Nachbarschaften. In Folge der Konzentrationsprozesse von kulturellen Aktivitäten. Zuvor unscheinbare oder vernachlässigte Quartiere werden zunehmend als In-Viertel, urban hotspots, Galerienmeilen und Künstlerquartiere rezipiert und verwandeln sich durch oftmals gezielte Marketinganstrengungen in der Wahrnehmung vieler zu ,besonderen Orten'. Durch die raumwirksamen Kulturpraktiken zunächst der noch wenigen ansässigen Kulturproduzenten (als Pioniere), später auch der von weiter weg kommenden Kulturkonsumenten (die dem symbolischen Lockruf des ,,In"-Viertels bzw. der ,,In"-Szene folgen) verändern sich die Raumbilder (zunächst als Image, dann auch real) der entsprechenden Nachbarschaft. In vielen Gentrifizierungsstudien wird diese Phase als eine symbolische Aufwertung beschrieben, die materielle Aufwertungsprozesse im Raumbild vorwegnimmt (Lang 1994).

... Doch welchen Einfluss haben künstlerischen Aktivitäten, wie Ausstellungen gestaltende Künstler/innen, Lesungen von Literaten, Auftritte von Musiker/innen oder Theateraufführungen (Lloyd 2006: 10ff.) auf die Veränderung der sozialen Zusammensetzung in Aufwertungsgebieten? Peter Marcuse unterscheidet in seiner Verdrängungssystematik (Marcuse 1986) nicht nur zwischen direkten (physical and economic displacement) und indirekten (exclusionary displacement) Verdrängungen, sondern ermöglicht uns mit dem Begriff des Verdrängungsdruckes (displacement pressure) eine Beschreibung individueller Auszüge oder Fluchten, die auf diesen Druck zurückgehen (Marcuse 1986: 156). Sozialstudien in vielen Aufwertungsgebieten bestätigen diese Verdrängungseffekte einer sich etablierenden Kunst- und Alternativszene: Noch ohne oder zu Beginn von baulichen Erneuerungsarbeiten im Gebiet ist im Ergebnis selektiver Wanderungsprozesse ein deutlicher Anstieg von Bewohner/innen mit höheren Bildungsabschlüssen zu verzeichnen. So ver doppelte sich in den Sanierungsgebieten von Prenzlauer Berg in Berlin der Anteil von Abiturient/innen bzw. Hochschulabsolvent/innen zwischen 1993 und 1998. Der bauliche Durchführungsstand zu diesem Zeitpunkt lag bei lediglich 30 Prozent des Gebäudebestandes. Die in den vergangenen Jahren
durchgeführten Modernisierungsarbeiten in mittlerweile fast 80 Prozent der Gebäude und die damit verbunden Mietsteigerungen haben drastischen Verschiebungen hinsichtlich der ökonomischen Situation der Bewohner/innen ausgelöst, die Anteile der Bildungselite haben sich in dieser Zeit nicht wesentlich verschoben (PFE 2008). Richard Lloyd berichtet ähnliche Entwicklungen in Wicker Park in Chicago. Dort hat sich in den ersten Jahren der Aufwertung die Anteil der Hochschulabsolvent/innen sogar verdreifacht, während die baulichen Aufwertungsmaßnahmen erst mit einer Verzögerung
zu den sozialen Bevölkerungsverschiebungen erfolgten (Lloyd 2006: 115ff.). Hintergrund für diese frühen Sozialstrukturveränderungen ist die selektive Attraktivität, die von der Etablierung kultureller und subkultureller Einrichtungen ausgeht.

... Der Rolle von Kultur und kulturellem Kapital in Gentrifizierungsprozessen geht weit über die Beteiligung von Künstler/innen als Akteure und künstlerischen Aktivitäten als Indikatoren der Aufwertung hinaus. In allen Phasen und verschiedenen Ebenen von Gentrifizierungsprozessen lassen sich kulturell vermittelte Aufwertungsdynamiken erkennen. Eine Kultur der Aufwertung umfasst dabei Aspekte der symbolischen Umbewertung von Nachbarschaften ebenso wie solche der immobilienwirtschaftlichen Aufwertung und des Bevölkerungsaustausches. Kultur ist Motor der symbolischen Aufwertung, Medium der Inwertsetzung und Instrument der sozialen Exklusion in aufgewerteten Wohnvierteln. Insbesondere in Pionierphasen der Aufwertung tragen künstlerische Aktivitäten und kulturell aufgeladene Raumnutzungen wesentlich zur Attraktivierung von Wohngebieten bei und sind oft Kern der medialen Rezeptionen und veränderten Raumbilder. Die auch infrastrukturelle Etablierung einer Kunst- oder Alternativszene wirkt in diesem Zusammenhang als Motor der Aufwertung, der nicht auf die Pionierphase der Aufwertung beschränkt bleibt. Insbesondere die Images von Szenevierteln wirken selbst nach dem Fortzug vieler Künstler/innen der Pionierphase nach und werden in die Vermarktungsstrategien des Immobilienmarktes inkorporiert: So verweisen etwa Immobilienanzeigen im Berliner Bezirk Friedrichshain – mit über 30 besetzten Häusern in den 1990er Jahren eine regelrechte Hochburg der besetzten Häuser – regelmäßig auf die ,,lebendige Atmosphäre" und die ,,vielfältigen kulturellen" Angebote. Für die Vermarktung von modernisierten Luxuswohnungen in einem ehemals besetzten Haus wurde explizit die Artefakte der Besetzerzeit erhalten: ,,Das Treppenhaus ist nach altem Vorbild instand gesetzt und geschmackvoll farblich gestaltet. Die schönsten Graffiti-Kunstwerke der Vergangenheit wurden mit Klarlack in das neue Treppenhaus integriert und erhalten." (IMMS 2009) – bei Mietpreisen von 2.500 Euro je Monat ein schmückendes Extra.

... Diese Aufwertungspotentiale der Kultur beschränken sich nicht auf den Kontext von Gentrifizierungsprozessen sondern werden seit den 1990er Jahren von Teilen der Immobilienwirtschaft und Stadtpolitik als gezieltes Instrument in Brandingstrategien für einzelner Standorte (Springer 2007, Lange 2007) oder als Entwicklungs- und Marketingkonzepte ganzer Städte (Häußermann/Siebel 1993; Lindner/Mutzner 2005; Mattissek 2008) aufgegriffen.

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Aus: "Gentrifizierung und Kultur: Zur Logik kulturellvermittelter Aufwertungsprozesse" Andrej Holm (2010)
Quelle: https://www.budrich-journals.de/index.php/stadtregion/article/download/4698/3869 (https://www.budrich-journals.de/index.php/stadtregion/article/download/4698/3869)

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Quote[...] Im New Yorker Institut für Architektur und Stadtforschung zeigte Gordon Matta-Clark 1976 seine Fotoserie ,,Window Blow Outs": demolierte Fenster von Häusern in der Bronx, die Objekte von Immobilienspekulation geworden waren. In einer Nacht schlich der Künstler mit einem Luftgewehr in den Ausstellungsraum und schoss auch hier die Scheiben heraus. Eine Kampfansage an eine Stadtplanung, die sich am Reißbrett orientiert statt am Individuum. Und ein durchschlagendes Beispiel für einen Kunstanspruch, der über den zugestandenen Rahmen hinausgeht.

Mit seinem Aufschwung zur Kohlenmine des globalen Kunstbetriebs ist Berlin zuletzt oft mit dem New York der Sechziger verglichen worden. Nach den Mietsteigerungen und dem Rückgang frei verhandelbarer Räume zu urteilen, sind allerdings bereits die Siebziger im Gange.

Ein gewichtiger Unterschied zu damals ist, dass die Politik heute eine grundsätzlich andere Wertschätzung für Kunst zeigt. Kreative, aufgeschlossene Talente sind nach den Thesen des Soziologen Richard Florida die Kernressource für die Metropolen der Zukunft. In den Senatskanzleien von Hamburg und Berlin hat man diese Lehre womöglich besser verstanden als in der von Florida so genannten ,,kreativen Klasse" selbst. Und so ist auch die Kunst zur Spekulationsmasse im Standortwettbewerb geworden.

Der ursprüngliche Plan für die Ausstellung ,,Based in Berlin" brachte dieses Kunstverständnis ins Bild: Ein Zelt- und Containerdorf auf den vakanten Bauflächen am Hauptbahnhof als anregende Kulisse für Investorengespräche, bestückt von den Billiglohnkräften der Kunst. Die Zelte wären hinterher abgebaut worden, die Container umgenutzt, die Künstler weitergeschickt – die Investoren aber sollten bleiben. Strukturell betrachtet ist das so, als ob man den Strick, an dem man sich aufhängt, selbst gestalten darf.

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Aus: "Kunst und Stadt: Nur zur Dekoration" Kolja Reichert (04.07.2011)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/nur-zur-dekoration-4563508.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/nur-zur-dekoration-4563508.html)

Quote2monitor 05.07.11 11:05

Die Immobilienwirtschaft bemächtigt sich des Raumes, in dem kreative Arbeit stattfindet und vereinnahmt damit die geleistete Arbeit der Kreativen, durch die Städte bewohnbar, menschlich und lebenswert werden, der Lohn ist dann die Verdrängung der Kreativen aus dem urbanen Raum durch gestiegene Mieten. Und die Politik flankiert dieses Handeln. ...


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Quote[..] Innenstadt – Im Oktober eröffnet in der Innenstadt Kölns größte offene Kunstgalerie. Zahlreiche Besucher sind ihr gewiss, denn Ausstellungsorte sind die Hohe Straße und die Schildergasse. In Schaufenstern leerstehender Ladenlokale werden auf großformatigen Flächen Kunstwerke gezeigt. An der Aktion ,,Open Art Gallery" sind die Stadt und der Verein Stadtmarketing beteiligt, die Köln Business Wirtschaftsförderungs-GmbH sowie Unternehmen aus der Immobilienbranche.

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Aus: "So will die Stadt Schildergasse und Hohe Straße aufwerten" Clemens Schminke (15.09.2022)
Quelle: https://www.ksta.de/koeln/koelner-innenstadt/stadt-koeln-neues-konzept-fuer-innenstadt-345067 (https://www.ksta.de/koeln/koelner-innenstadt/stadt-koeln-neues-konzept-fuer-innenstadt-345067)

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Quote[...] Wer in Berlin in der Bildenden Kunst tätig ist und einen Atelierplatz sucht, hat es schwer: Immer häufiger müssen Künstlerinnen und Künstler ihre Häuser räumen, weil Investoren andere Pläne mit der Immobilie haben. Vielen Gemeinschaften sind dabei die Hände gebunden, Ausweichorte schwer bis überhaupt nicht zu bekommen. In Treptow-Köpenick hat sich deshalb das Netwerk NWAGTK gegründet, kurz für NetzwerkAteliergemeinschaften Treptow-Köpenick [https://nwagtk.de/ (https://nwagtk.de/)].

,,Die Atelierräume gehen verloren, die Preise steigen, es gibt keine Ausweichmöglichkeiten mehr! Es muss etwas passieren, was uns Künstler:innen das Arbeiten dauerhaft und sicher in Berlin ermöglicht! 2.000 subventionierte Ateliers reichen nicht. Subventionen können auch nicht die Lösung sein", schreiben sie in ihrem Aufruf für das erste Vernetzungstreffen, das am Sonnabend, 25. März, am Flutgraben 3 in Treptow stattfindet

.,,In Treptow-Köpenick haben wir erreicht, dass die Ämter Kultur, Stadtentwicklung, Bauen und Wirschaftsförderung mit uns zusammenarbeiten. Wir brauchen euch – wir müssen uns zusammentun, um jetzt mit der Senatsebene weiterzuverhandeln", heißt es weiter.

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Aus: "Ateliers in Not: Neues Berliner Netzwerk will Räume für Kunst schaffen" Julia Schmitz (23.03.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/atelierplatze-netzwerk-will-raume-fur-kunst-schaffen-9529190.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/atelierplatze-netzwerk-will-raume-fur-kunst-schaffen-9529190.html)

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Quote[...] Berlin mag seine Kunst- und Kreativszene weiterhin als touristisches Aushängeschild nutzen, Fakt ist aber auch: Die Räume, in denen Künstlerinnen und Künstler ihrer Arbeit nachgehen können, werden immer weniger. Häuser werden verkauft, Mieten sprunghaft erhöht, Ausweichorte sind nur schwer zu finden. Die Situation ist prekär: Allein in Oberschöneweide sind derzeit über 100 Kunstschaffende von Verdrängung bedroht.

... Zwar können Kunstschaffende als Einzelpersonen Stipendien und Unterstützung vom Senat bekommen, eine strukturelle Förderung von Atelierhäusern gibt es hingegen nicht. Es bleibe die Frage, sagt Körbs, ob Berlin noch Kreativhauptstadt sei. ,,Gibt es die berühmte ,Berliner Mischung' überhaupt noch?"

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Aus: ",,Die Lage ist prekär": Künstler:innen wollen Ateliersterben verhindern" Julia Schmitz (15.05.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/die-lage-ist-prekar-kunstlerinnen-wollen-ateliersterben-verhindern-9788057.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/die-lage-ist-prekar-kunstlerinnen-wollen-ateliersterben-verhindern-9788057.html)

Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on June 05, 2023, 12:49:41 PM
"Aktivistinnen und Aktivisten besetzen Brachfläche neben Ostbahnhof" Stefan Simon (27.08.2020)
Eine Gruppe von zehn Leuten hat die Brachfläche neben dem Ostbahnhof mit ihren Bussen besetzt. Das Gelände befindet sich leicht versteckt neben dem Ostbahnhof und gegenüber dem Danziger Platz. Am Eingang zur Brachfläche hängt gut sichtbar ein großes Banner mit einem bunten Graffiti. Darauf steht: ,,We need homes to stay at home" (,,Wir brauchen Häuser, um zu Hause zu bleiben"). ... In einem offenen Brief, den die Gruppe auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte, schreibt sie, dass es gerade in der Zeit der Pandemie besonders problematisch sei, dass viele Menschen kein Zuhause hätten und obdachlos in Frankfurt leben müssten. ,,Es gab bereits von vielen Seiten die Forderung, Hotels und Leerstand, den es in Frankfurt ja zu genüge gibt, für Menschen ohne festen Wohnsitz zur Verfügung zu stellen." Doch die Forderungen fanden in ihren Augen bisher zu wenig Beachtung. Deswegen wollen sie durch Aktionen weiterhin auf die Problematik aufmerksam machen. ...
https://www.fr.de/frankfurt/aktivisten-besetzen-brachflaeche-neben-dem-ostbahnhof-90032059.html (https://www.fr.de/frankfurt/aktivisten-besetzen-brachflaeche-neben-dem-ostbahnhof-90032059.html)

"Gruppe vom Bauwagenplatz am Ostbahnhof: Situation nach Umzug ist prekär" (04.06.2023) Christoph Manus
Die Stadt will der Gruppe zumindest ermöglichen, dass sie das Grundstück in Kalbach, auf dem einmal eine Schule entstehen soll, ein Jahr länger nutzen darf. ,,Wir arbeiten zurzeit an einer vertraglichen Regelung, die den Verbleib des Bauwagenplatzes auf dem Gelände an der Talstraße sichert", teilt Markus Radermacher mit, Büroleiter von Baudezernentin Sylvia Weber (SPD). Das Dezernat sei zudem auf der Suche nach einer langfristigen Perspektive für die Bewohner:innen, habe aber noch kein Ergebnis erzielt, heißt es weiter. ...
https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-leben-im-bauwagen-92319387.html (https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-leben-im-bauwagen-92319387.html)

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"350 Menschen demonstrieren in Bremer Innenstadt gegen Überwachung " (4. März 2023)
In der Bremer Innenstadt hat am Samstag eine Demonstration der Bauwagen-Szene am Güterbahnhof stattgefunden. An dem Protestzug mit sechs Bauwagen nahmen laut Polizei etwa 350 Menschen teil. Gegen 19 Uhr fand eine Abschlusskundgebung an der Theodor-Heuß-Allee statt. Die Demo richtete sich gegen das angebliche Ausspionieren der Szene durch die Behörden. Nach einer Presseinformation der Organisatoren soll der Bauwagenplatz "Querlenker" mit aufwendiger Kameratechnik überwacht worden sein. Demnach sei die Kamera im Papageienhaus gegenüber aufgefunden worden. Außerdem verweist das Kolletiv auf ein Schreiben, wonach Immobilien Bremen dem Raum dort der Polizei überlassen habe. Das Bremer Innenressort weißt zurück, dass Stellen des Landes beteiligt seien und antwortet schriftlich. Laut Innenressort soll das Thema auch noch in der Bremischen Bürgerschaft im März Thema sein.
https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/demonstration-wagenplatz-ueberwachung-polizei-bremen-100.html (https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/demonstration-wagenplatz-ueberwachung-polizei-bremen-100.html)

"Bremer Bauwagenplatz ausgespäht: Eigentümer von Monster-Tele gesucht"
Gernot Knödler, Hamburg-Redakteur (20. 12. 2022)
In Bremen ist der Bauwagenplatz Querlenker offenbar observiert worden. Der Bremer Senat dementiert, dass Stellen des Landes beteiligt waren.
https://taz.de/Bremer-Bauwagenplatz-ausgespaeht/!5903261/ (https://taz.de/Bremer-Bauwagenplatz-ausgespaeht/!5903261/)

"Bremer Bauwagen-Siedlung ,,Querlenker": Wagenburg muckt auf" (19. 2. 2019)
Die Obdachlosen-Siedlung am Güterbahnhof ist geräumt. Jetzt fürchten auch die Bauwagen-Bewohner, verdrängt zu werden.
https://taz.de/Bremer-Bauwagen-Siedlung-Querlenker/!5571001/ (https://taz.de/Bremer-Bauwagen-Siedlung-Querlenker/!5571001/)

von: anonym am: 15.12.2022 - 10:13
Themen: Repression
Was ist passiert?
Vor kurzem wurde im links-alternativen queer-feministischen Kulturprojekt ,,p.ara" in der Bremer Bahnhofsvorstadt Überwachungstechnik der Bullen oder des Geheimdienstes entdeckt, mitgenommen und unschädlich gemacht. Ziel der Überwachung war offensichtlich der linke Wagenplatz 'Querlenker' auf der gegenüberliegenden Seite der Schienen. Die Kameras zielten direkt auf den Eingang des Wagenplatzes. Seit wann die Maßnahme lief, ist bislang unklar.
https://de.indymedia.org/node/245569 (https://de.indymedia.org/node/245569)

Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on June 19, 2023, 10:42:41 AM
Quote[...] 40 Künstler verlieren in der Adalbertstraße ihre Ateliers. Am Wochenende feierten sie den Kehraus. Und reflektieren ihre Rolle als Gentrifizierer.

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Gelbe Pfeile weisen den Weg in die oberen Stockwerke. ,,Bereit für ein paar Treppen?", fragt Gilad Baram. Er ist Filmemacher und Fotograf. Seit elf Jahren lebt er in Berlin, vor drei Jahren bezog er ein Atelier in der Adalbertstraße in Kreuzberg.

Er teilt sich den L-förmigen Raum mit zwei Kolleginnen. Ende Juni müssen sie raus. Insgesamt 40 Mieter:innen verlieren oder verloren in der Adalbertstraße ihre Ateliers. 2021 kaufte die Wohninvest Zeta das Haus einem Privateigentümer ab, und veräußerte es an die Immobiliengesellschaft Coros Management, die das Gebäude nun leer haben will.

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10.000 Künstler:innen leben in Berlin hat eine kürzlich veröffentlichte Studie des Atelierbüros im Kulturwerk des Berufsverbandes bbk berlin ergeben. 63 Prozent verlieren gerade ihre Ateliers oder haben schon keines mehr. Obwohl die ständig steigenden Gewerbemieten schon seit Jahren ein riesiges Problem sind, steigt der Druck immer weiter. Jetzt kommen Inflation, gestiegene Energiekosten und Mieten mit einer angespannten Berliner Haushaltslage zusammen.

In einem jüngst veröffentlichten offenen Brief appellierten Berliner Kunstinstitutionen und Verbände an die Politik, die Kulturszene in den kritischen, kommenden zwei Jahren nicht kaputtzusparen. Für das besondere Berliner Kulturökosystem stünden ,,aktuell nur 3% des Gesamtvolumens des Berliner Haushalts zur Verfügung, gemessen an der Bedeutung der Kultur für die Stadt ist das verschwindend gering", schreiben sie.
Wer sein Atelier verloren hat, findet meist keines mehr. So wie die Künstler Ela Buria und Johan Reisang, die gleich nach dem Eigentümerwechsel 2021 ihr Studio im Dachgeschoss der Adalbertstraße räumen mussten. Bis heute arbeiten sie zu Hause, obwohl in ihrer Wohnung viel zu wenig Platz für ihre Kunst ist.
Den Begriff ,,Kreuzberger Mischung" kennen sie hier alle. Das Stadtentwicklungskonzept sieht für James Hobrechts Blockrandbebauung aus dem 19. Jahrhundert vor: Wohnen in Vorderhaus und Seitenflügel, Gewerbe in Hinterhaus und Hof, das führte zur jetzt verschwindenden sozialen Mischung.
Die Künstler-Gemeinschaft der Adalbertstraße ist sich der langen Tradition, in der sie stehen, bewusst. Sie sind eine von vielen gewachsenen Strukturen rund um Kottbusser Tor und Oranienstraße, denen es an den Kragen geht. Der Kunstverein NGBK, das Museum der Dinge, der Buchladen Kisch & Co. Sie alle mussten oder müssen aus ihren Gewerbehöfen raus. Nur dass im Falle der Kulturinstitutionen das Land einspringt und neue Bleiben zur Verfügung stellt.

,,Nutzungskonzepte im Dialog entwickeln", ,,langfristige Werte für die Stadtgesellschaft generieren", Dinge dieser Art hat sich Coros Management, die in Berlin auch in Neukölln oder Gesundbrunnen große Immobilienprojekte entwickeln, auf die Website geschrieben.

Magnus Bjerk und seine Kollegen haben andere Erfahrungen gemacht. Um auf die Diskrepanz hinzuweisen haben sie den Text auf ein regenbogenfarbenes Poster siebgedruckt, dazu einen Artikel aus einem Yachtmagazin über den Berliner Immobilienentwickler-CEO Jakob Mähren gehängt, den sie über verschachtelte Wege hinter Coros vermuten.
Hier hat der Feind ein Gesicht. Oft, wenn die Firmenkonstrukte noch komplexer sind, hat er keins. Professionelle Immobiliengesellschaften profitieren enorm vom Image des Kreativstandorts Berlin – und zerstören ihn zugleich.
3,58 Euro pro Quadratmeter hat Magnus Bjerk 2007 in der Adalbertstraße bezahlt, der aktuelle Preis liegt bei 11 Euro. Coros hat nun 32 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Undenkbar für frei arbeitende Künstler:innen mit einem Durchschnittseinkommen von knapp 20.000 Euro jährlich.

Bjerk geht davon aus, dass bis Oktober alle Mieter:innen des Hauses ihre Studios verloren haben werden, die Räume dann leer stehen, bis sie vom Eigentümer umgestaltet werden. Eine Anfrage des Tagesspiegels zu den genauen Plänen ließ Coros unbeantwortet.

Dass sie eine widersprüchliche Rolle spielen in dieser Entwicklung ist auch den Expats, den aus dem Ausland zugezogenen Künstler:innen, klar. Ihnen ist bewusst, dass sie Teil des Gentrifizierungsprozesses sind. Dass sie sich instrumentalisieren lassen, indem sie sich auf kurzzeitige, kulturelle Zwischennutzungen einlassen, die als kostenloses Marketing am meisten dem Immobilienentwickler nutzen. Wie also diesen Kreislauf verlassen?
In einem Gemeindezentrum auf der Oranienstraße treffen am Freitagabend bei einer Podiumsdiskussion Künstler und Aktivisten unterschiedlicher Couleur aufeinander. Historiker Sebastian Rodenfels erzählt, wie es am Kottbusser Tor zur bunten Mischung aus Migranten, Gewerbe, Handwerk und Künstler:innen kam.
Die Künstler:innen Daniele Tognozzi und Sonja Hornung veranstalten eine szenische Lesung zum Thema Art Washing. Es kommen vor: der Kurator, die Marketingfirma, der Investor, der selbstgerechte Künstler, der prekäre Künstler, der nach jedem Strohhalm greift. So, wie es in der Realität eben ist.

Ob eine Protestausstellung wie ,,Speculative Properties" das richtige Mittel ist, um gegen Immobilienspekulation vorzugehen, darüber kann man geteilter Meinung sein. Die Arbeitsgruppe ,,Im Dissens" des Kreuzberger Kunstvereins NGBK versucht dem erzwungenen Wegzug ihrer Institution aus der Oranienstraße mit Recherchen zu Gentrifizierungsprozessen und Zahlen und Fakten beizukommen.
Sie haben aktuelle Eigentumsverhältnisse in der Oranienstraße mit Daten aus 1993 verglichen, die Nachbarschaft zu ihren Mietverhältnissen befragt, Protestformen analysiert und in einer Zeitung publiziert.
Die Mietergemeinschaft Kotti & Co. geht da noch realpolitischer vor. Sie haben den schlechten Zustand, die teuren Nebenkosten der Sozialwohnungen am Kottbusser Tor auf die politische Agenda gebracht. Mittlerweile sind diese Wohnungen rekommunalisiert. Auch den Volksentscheid ,,Deutsche Wohnen & Co enteignen" haben sie befördert. Eigentum sei einfach falsch, wenn es um Wohn- und Arbeitsräume gehe, sagt Joerg Franzbecker von der NGBK-Gruppe beim Talk.

Planungssicherheit gibt es für Künstler derzeit höchstens in landeseigenen oder senatsgeförderten Liegenschaften. Der Bedarf an geförderten Ateliers ist groß. Derzeit gibt es laut Angaben des Berliner Atelierbüros 1214 geförderte Ateliers in Berlin. Gebraucht würden auf Dauer etwa 3500. Ein weiteres Manko: Bisher gelten alle Förderungen nur für einzelne Künstler, Gruppen können sich nicht bewerben. So fangen die Netzwerke immer wieder von vorne an.



Aus: "Teufelskreis der Aufwertung: Adieu Gewerbehof – Künstler am Kotti müssen raus" Birgit Rieger (18.06.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/teufelskreis-der-aufwertung-adieu-gewerbehof--kunstler-am-kotti-mussen-raus-10005208.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/teufelskreis-der-aufwertung-adieu-gewerbehof--kunstler-am-kotti-mussen-raus-10005208.html)
Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on June 29, 2023, 10:30:33 AM
Quote[...] Enteignungen sind nichts Neues in Deutschland. Schon immer wurde in Ost wie West für Straßen, Zugstrecken, Flughäfen oder den Kohlebau privates Land gegen eine Entschädigung zwangsweise verstaatlicht.

Aber noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik wurde der Grundgesetz-Artikel 15 angewandt. Demnach kann der Staat nicht nur einzelne Vermögensbestandteile enteignen, sondern ganze Unternehmen und sogar Wirtschaftszweige in die Gemeinwirtschaft überführen, also: vergesellschaften.

Was gerade in Berlin passiert, ist deshalb nicht eine sozialistische Spinnerei in einer ohnehin als etwas verrückt geltenden Stadt, sondern die Blaupause für Kommunen und Städte in allen sechzehn Bundesländern, wenn es darum geht, wofür der Staat eigentlich da ist, nämlich: die Daseinsvorsorge.

Tatsächlich reicht das juristische Gutachten der unabhängigen und überparteilich besetzten Expertenkommission weit hinaus über den eigentlichen Anlass, also den erfolgreichen Volksentscheid zur Enteignung großer Wohnungsunternehmen.

Der Bericht macht klar, dass die Politik gegenüber allen großen Unternehmen, die Menschen mit dem versorgen, was sie zu einem würdigen, sicheren und gesunden Leben brauchen, ein mächtiges Instrument in der Hinterhand hält.

Die Berliner Koalition hat das Ergebnis der Expertenkommission in ihrem Regierungsprogramm bereits weitgehend unbemerkt antizipiert - und sich zudem in einer noch anderen Dimension nutzbar gemacht. Denn dort heißt es, dass ein Rahmengesetz zur Anwendung von Artikel 15 nicht nur das Wohnen betreffen wird, sondern grundsätzlich alle Arten der Daseinsvorsorge. Explizit genannt werden Wasser und Energie.

Dazu passt, was der CDU-Fraktionsvorsitzende Dirk Stettner kürzlich im Tagesspiegel sagte: ,,Wir müssen klären, wann eine Gemeinschaft von vier Millionen Menschen sagen darf oder sogar muss: Ein bestimmter Sektor ist für das Zusammenleben so wichtig, dass man im Zweifel und gegen eine Entschädigung auch enteignen darf." Der SPD-Chef Raed Saleh äußert sich ähnlich.

Das heißt allerdings nicht, dass die Berliner Koalition die Seite wechselt und jetzt wild alles enteignet, was ihr im Weg steht. Denn genau betrachtet sind die entsprechenden Passagen im Koalitionsvertrag und die Äußerungen des politischen Spitzenpersonals keine Ankündigung, sondern eine Drohung - gerichtet an große Unternehmen, die eine bedeutende Rolle auf dem Wohnungsmarkt und bei der Energieversorgung spielen.

In Berlin betrifft das zum Beispiel ganz konkret Vattenfall. Das schwedische Unternehmen versorgt in der Hauptstadt 1,4 Millionen Kunden mit Wärme, im vergangenen Jahr wurden die Preise erhöht. Vattenfall will diese Sparte des Geschäfts veräußern, der Senat möchte übernehmen - aber der Energieversorger ging in ein offenes Bieterverfahren.

Die Strategie der Berliner Koalition ist es, spekulative Interessenten allein schon mit der Möglichkeit einer Vergesellschaftung abzuschrecken. Mit dem 150 Seiten starken Gutachten in der Hand wirkt diese Aussicht gleich deutlich realistischer.

Dass der Senat jetzt konkret Tempo macht, ist deshalb weder nötig noch zu erwarten. In einem Rahmengesetz, das eine disziplinierende Wirkung in der Wirtschaft entfalten könnte, werden erst einmal die möglichen Wege zur Vergesellschaftung beschrieben, dann soll das Bundesverfassungsgericht die Zulässigkeit prüfen, in Kraft treten wird es erst nach zwei Jahren.

Zudem hat der Regierende Bürgermeister Kai Wegner bei der Vorstellung des Gutachtens seine grundsätzliche Skepsis gegenüber Enteignungen bekräftigt.

Die Wohnungskrise muss also zumindest auf absehbare Zeit anders gelöst werden. Mehr Bauen wäre vielleicht eine Idee. Das Gesetz zur Vergesellschaftung als Drohkulisse und die zinsbedingt sinkenden Immobilienpreise helfen dem Senat womöglich zusätzlich dabei, das eine oder andere Wohnungspaket günstig zu erwerben - ganz ohne Enteignungsverfahren.


Aus: "Drohung mit der Enteignung in Berlin: Die Politik hält ein mächtiges Instrument in der Hinterhand"  Ein Kommentar von Lorenz Maroldt (28.06.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/meinung/drohung-mit-der-enteignung-die-heimliche-macht-der-politik-10062409.html (https://www.tagesspiegel.de/meinung/drohung-mit-der-enteignung-die-heimliche-macht-der-politik-10062409.html)

Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on July 28, 2023, 07:09:55 PM
Quote[...] Akute Angst vor dem Verlust ihrer Wohnung treibt derzeit Tausende Mieter in Pankow um. Kürzlich demonstrierte die ,,Pankow gegen Verdrängung" vor und während der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Pankow gegen den Wegfall Tausender Sozialbindungen im Bezirk. Sie fordert einen Berliner Krisengipfel und Sofortmaßnahmen zum Schutz vor Verdrängung.

,,In Pankow explodiert gerade eine soziale Zeitbombe", erklärte Hannah Rose von der Initiative. ,,Mit dem Auslaufen Tausender Sozialbindungen droht der letzte bezahlbare Wohnraum im Bezirk wegzufallen." Viele alteingesessene Mieter seien nun ,,akut von Verdrängung bedroht".

Die betroffenen Wohnungen liegen in den ehemaligen Sanierungsgebieten in Prenzlauer Berg und im Pankower Florakiez. Dort wurden im Rahmen des Programms ,,Soziale Stadterneuerung" seit dem Jahr 1993 rund 7.000 Wohnungen mit öffentlichen Fördermitteln saniert. Im Gegenzug mussten die Eigentümer für 20 bis 30 Jahre Verpflichtungen zum Mieterschutz eingehen.

Nun läuft diese Sozialbindung aus – es drohen heftige Mieterhöhungen bis zu 50 Prozent. Zudem befürchten viele Mieter akut Kündigungen wegen Eigenbedarfs, nachdem ihre Mietshäuser bereits in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden.

Pankows Bezirksamt räumte die Brisanz der Angelegenheit bereits ein. ,,Ich sehe diese Entwicklung mit großer Sorge, denn nach dem Wegfall der Förderbindungen unterliegen diese Wohnungen dem allgemeinen Mietrecht", sagte die ehemalige Baustadträtin Rona Tietje (SPD) unlängst.

Insgesamt wird Pankow zwischen 2018 und 2025 knapp 4500 Wohnungen mit Sozialbindung verlieren. ,,Anfang 2026 werden dann nur noch 830 Wohnungen der Belegungsbindung unterliegen", sagte Tietjes Nachfolger Cornelius Bechtler (Grüne).

Von den politischen Verantwortlichen im Bezirk und auf Landesebene fordert die Initiative einen Krisengipfel, um ,,Lösungen für das Problem der auslaufenden Sozialbindungen" zu finden. ,,Die BVV haben wir als Ort ausgewählt, weil wir auch den Bezirk in der politischen Verantwortung sehen – neben dem Land Berlin und dem Bund", entgegnet Johannes Schorling von der Initiative.

Er wünscht sich vom Bezirk, dass er ,,proaktiv auf die Vermieter zugeht und sie zu Gesprächen einlädt, um sozialverträgliche Lösungen" auszuloten. Der Protest vor der BVV ,,wird nur der Auftakt sein, wir werden uns im weiteren Verlauf auch an die Landespolitik richten".

Allerdings sei der Bezirk der falsche Adressat für den Protest, sagte Bechtler dazu. Seine Möglichkeiten seien ,,sehr, sehr eingeschränkt". Schon Tietje hatte dazu erklärt, der Bezirk könne zwar Milieuschutzgebiete ausweisen und tue das auch, wo immer es gehe. Das Mietrecht generell sei aber Bundessache, als Steuerungsmaßnahme kämen eine Schärfung der Mietpreisbremse oder ein befristetes Mietenmoratorium infrage.

Auch Bechtler verwies erneut darauf, dass ,,die Möglichkeiten der Mietsteigerung über das Bürgerliche Gesetzbuch durch den Bund geregelt" werden. Sein zerknirschtes Fazit an die Protestierenden: ,,Wir können Sie leider nur beratend unterstützen – auch wenn Sie diese Aussage nicht zufriedenstellen wird."


Aus: "Protest gegen Verdrängung: Sozialbindung für Tausende Mieter in Berlin-Pankow läuft aus" Christian Hönicke (28.07.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/protest-gegen-verdrangung-sozialbindung-fur-tausende-mieter-in-berlin-pankow-lauft-aus-10228342.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/protest-gegen-verdrangung-sozialbindung-fur-tausende-mieter-in-berlin-pankow-lauft-aus-10228342.html)
Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on October 07, 2023, 11:21:55 AM
Kein Abriss der ESSO-Häuser!
In dem Bereich Spielbudenplatz 5-13 befinden sich neben einer Tankstelle inkl. Waschstrasse und einer Tiefgarage, der Zeit ca. 100 Wohneinheiten, diverse Clubs und kleinere Geschäfte. Das Ensemble wurde 1959 -1960 von den Architekten Großner und Professor Hans Stich erbaut, mit dem Ziel zwei damals als häßlich empfundene Baulücken zu schließen und dem Spielbudenplatz ein modernes Antlitz zu verleihen. Seitdem pulsiert hier das Leben. Irgendwas scheint dran zu sein, an dem Geist der Nachkriegsmoderne. Kein Gebäudekomplex in Hamburg hat eine derart vielseitige Nutzung. Die Architektur verbindet Wohnen, Arbeiten und Nachtleben auf einzigartige Weise. Der Ort ist seit vielen Jahren eine der zentralen Anlaufstellen des Kiezes und steht für den rauen, egalitären Charme des Schmelztiegels Reeperbahn. Sowas lässt sich nicht nachbauen.Der langjährige Besitzer des Grundstücks, Jürgen Schütze, hat das Grundstück 2009 an die milliardenschwere Bayerische Hausbau GmbH verkauft. Der neue Besitzer machte von Anfang an kein Hehl daraus, dass er die Gebäude abreißen und die so genannte ,,Bruttogeschoßfläche" durch eine Neubebauung verdreifachen will. Verschwinden würden neben 107 Wohnungen, u.a. die legendäre Esso Tanke, das Molotow, der Planet Pauli Club, das alt eingesessene Autohotel und anderes kiezaffines Gewerbe.
Entstehen soll überwiegend hochpreisiger Wohn- und Gewerberaum. ...

http://www.initiative-esso-haeuser.de/

Als Esso-Häuser wird ein Gebäudekomplex im Hamburger Stadtteil St. Pauli zwischen Spielbudenplatz, Taubenstraße und Kastanienallee bezeichnet. Es handelt sich um einen Plattenbau der 1960er-Jahre.
https://de.wikipedia.org/wiki/Esso-H%C3%A4user (https://de.wikipedia.org/wiki/Esso-H%C3%A4user)

"Esso-HäuserGeliebter Schandfleck" Christoph Twickel (DIE ZEIT Nº 21/2014)
Der Widerstand war zwecklos – jetzt hat der Abriss der Esso-Häuser auf St. Pauli begonnen. Die Vertriebenen trauern. Wird die Stadt aus dem Fall lernen?...
http://www.zeit.de/2014/21/essohaeuser-hamburg-abriss (http://www.zeit.de/2014/21/essohaeuser-hamburg-abriss)

"Essohäuser Planung von unten"
Aktivisten und Anwohner auf St. Pauli wollen für eine verträgliche Entwicklung des Essohäuser-Areals kämpfen.  Am Donnerstag haben sie ihren Planungsprozess vorgestellt. ...
von Christoph Twickel am 24. April 2014
http://blog.zeit.de/hamburg/planung-von-unten/ (http://blog.zeit.de/hamburg/planung-von-unten/)

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Quote[...] "Sie sollen sich einfach mal verpissen", ruft Ted Gaier. Gaier, Anwohner und Bandmitglied der Goldene Zitronen, steht auf einer mobilen Treppe und blickt über den Spielbudenplatz, den ein Bauzaun säumt. Die Initiative Esso-Häuser hat Ende September zu einer Pressekonferenz auf dem Spielbudenplatz eingeladen, es geht um das sogenannte Paloma-Viertel, das eigentlich jenseits des Bauzauns entstehen sollte. Und die, die sich verpissen sollen, sind die Leute von der Bayerischen Hausbau, denen das Grundstück gehört.
Von einer "Mischung aus Wohnungen, Bars und Clubs, kleinteiligem Gewerbe, einem Hotel, Nahversorgung und Räumen für alternatives Denken und Arbeiten" schwärmt eine Unternehmensbroschüre über das neue Viertel, "geprägt von hoher Dichte und architektonischer Individualität". In Wahrheit macht das Münchner Immobilienunternehmen keine Anstalten, das Projekt in Angriff zu nehmen. Unkraut wächst auf der Brache.

... Das Gerücht, die Bayerische Hausbau suche nach einem Käufer für das Areal, kursiert in der Immobilienbranche schon länger. Inzwischen, das bestätigte die Finanzbehörde, wolle die Bayerischen Hausbau das Gesamtprojekt gar nicht mehr realisieren. "Die Bayerische Hausbau strebt vor dem Hintergrund der aktuellen immobilienwirtschaftlichen Lage eine Realisierung nach unserer Kenntnis derzeit nicht mehr an und ist deshalb mit der Saga Unternehmensgruppe in Gesprächen über eine Veräußerung des Objekts eingetreten", heißt es in einem Statement des Pressesprechers. Das städtische Wohnungsbauunternehmen Saga, das vor allem Sozialwohnungen und Wohnhäuser im unteren Preissegment baut, wird sicher keinen Spitzenpreis für das Areal zahlen. Und auch ansonsten stehen die Käufer für ins Trudeln gekommene Bauprojekte derzeit nicht gerade Schlange in Deutschland. Es ist also damit zu rechnen, dass noch einiges Unkraut auf dem "Platz der leeren Versprechungen", wachsen wird. 


Aus: "Esso-Häuser in Hamburg: Platz der leeren Versprechungen"  Christoph Twickel, Hamburg (3. Oktober 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/hamburg/2023-10/esso-haeuser-hamburg-st-pauli-architektur-kosten (https://www.zeit.de/hamburg/2023-10/esso-haeuser-hamburg-st-pauli-architektur-kosten)
Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on November 27, 2023, 01:50:30 PM
Quote[...] Wären Sie bereit, ohne Warmwasser und Heizung auszuharren, um einen Plattenbau aus dem Jahr 1984 zu retten? Im neuen Doku-Podcast ,,Häuserkampf – eine Platte will bleiben" kommen Menschen zu Wort, die diese Fragen klar bejahen.

Es ist eine unscheinbare, blassgelbe DDR-Platte, für die unterschiedliche Ak­teu­r:in­nen diese Aktion auf sich nehmen: Die Habersaathstraße in Berlin-Mitte.

"Mauer gegen Mieter" Marie Frank (18.10.2023)
Der Eigentümer der Habersaathstraße 40–48 lässt die Kellertür zumauern und versperrt damit Fluchtwege. Die Politik lässt den Investor gewähren.
https://taz.de/Immobilienspekulation-in-Berlin/!5963835/ (https://taz.de/Immobilienspekulation-in-Berlin/!5963835/)

Der Straßenname steht für den Plattenbau mit der Hausnummer 40–48 – und den Kampf um bezahlbaren Wohnraum, der hier seit Jahren ausgefochten wird. Dieser wird mit einer bemerkenswert breiten Front geführt.

"Wohnungslose in der Habersaathstraße: Kalte Räumung droht" Marie Frank (5.12.2022)
Die Menschen in der Berliner Habersaathstraße könnten schon bald wieder auf der Straße landen. Verhandlungen mit dem Eigentümer gibt es nicht.
https://taz.de/Wohnungslose-in-der-Habersaathstrasse/!5896487/ (https://taz.de/Wohnungslose-in-der-Habersaathstrasse/!5896487/)

Eine Initiative aus Obdachlosen und Ak­ti­vis­t:in­nen besetzte die Platte bereits zweimal, Mie­te­r:in­nen blieben, und auch der Bezirk Berlin Mitte setzte sich für den Erhalt ein.

Warum Menschen für dieses Haus solche Strapazen in Kauf nehmen, erfahren Hö­re­r:in­nen in ,,Häuserkampf". Produziert wurde der Pod­cast von Audiokombinat, einem Kollektiv aus sieben Journalist:innen. Zwei von ihnen, Johanna Tirnthal und Jürg Meister, haben mit der taz über ihr Projekt gesprochen. In der Habersaathstraße gibt es 105 Wohnungen, für die die Kaltmiete 6 Euro pro Qua­drat­me­ter beträgt. Doch das Haus steht fast leer, der Eigentümer Arcardia Estates GmbH möchte abreißen und neu bauen. Sieben Mie­te­r:in­nen stellen sich dagegen, woraus sich ein wahrer Krimi der Wohnungspolitik entspinnt.

"Spekulativer Leerstand in Berlin: Mieter dürfen bleiben" Yannick Wohlfelder,  Marie Frank (11.10.2023)
Die Arcadia Estates erlebt vor dem Amtsgericht Berlin im Räumungsprozess gegen Alt­mie­te­r*in­nen der Habersaathstraße 40-48 erneut eine Niederlage.
https://taz.de/Spekulativer-Leerstand-in-Berlin/!5962529/ (https://taz.de/Spekulativer-Leerstand-in-Berlin/!5962529/)

Längst geht es beim Kampf um die Habersaathstraße nicht mehr nur um die 105 Wohnungen. Denn am Streit darum, ob die DDR-Platte schützenswerter Wohnraum ist, entscheiden sich Maßstäbe, die berlinweit gelten. Sind die Standards aus den 80ern nicht mehr ausreichend, dürfte massig abgerissen werden. ,,Das betrifft Platten, aber auch den beliebten Altbau", erklärt Jürg Meister. Im Podcast heißt es, eine solche Entscheidung könne fast die halbe Stadt betreffen.

Trotz der lokalen Brisanz ist ,,Häuserkampf" kein Podcast ausschließlich für Berliner:innen. ,,Diese Dynamiken gibt es in fast allen deutschen Großstädten", erklärt Meister. Seine Kollegin Johanna Tirnthal ergänzt: ,,Wir beleuchten auch die Baukrise. Das ist ein deutschlandweites Thema. Genauso wie die Folgen von Abriss und Neubau für das Klima." Der Podcast thematisiert auch das Recht auf Eigentum und Vergesellschaftung und zeigt den rechtlichen wie wirtschaftlichen Rahmen auf, in dem Spekulation mit Immobilien erfolgt. Kurzum: Es geht um die Hintergründe der Wohnungsnot.

Wie aktuell das ist, zeigten erst neulich Hochrechnungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Deutschland ist 2022 deutlich gestiegen, auf 607.000 gegenüber 383.000 im Jahr 2021. Warum bezahlbarer Wohnraum so selten ist, wird in ,,Häuserkampf" in präzisen Einordnungen gut greifbar. Ex­per­t:in­nen zeigen unterschiedliche Perspektiven – zum Beispiel aus Architektur oder Recht – auf die Wohnungskrise auf. Und auch die Eigentümer der Habersaathstraße kommen zu Wort.

"Bündnis für bezahlbaren Wohnraum: 187 Maßnahmen gegen Wohnungsnot" Jasmin Kalarickal (12.10.2022)
Bündnis für bezahlbaren Wohnraum stellt Vorschläge gegen die Wohnungsnot vor. Linke kritisiert: Mietenkrise wird nicht grundlegend angepackt.
https://taz.de/Buendnis-fuer-bezahlbaren-Wohnraum/!5884025/ (https://taz.de/Buendnis-fuer-bezahlbaren-Wohnraum/!5884025/)

Gleichzeitig wird deutlich, welche Gesetze Mie­te­r:in­nen beim Kampf um bezahlbaren Wohnraum schützen. Für Meister und Tirnthal ist die Habersaathstraße deshalb auch Hoffnungssymbol. An diesem Beispiel schlüsselt der Podcast die Komplexität der Wohnungskrise ein Stück weit auf. In den ersten drei Folgen, die die taz vorab bekommen hat, gelingt und unterhält das gut – auch weil unterschiedliche Stimmen und musikalische Einspieler zu einem kurzweiligen Hörerlebnis beitragen.

Wer ins komplexe Thema der Wohnungspolitik tiefer einsteigen möchte, kann noch auf andere Podcasts zurückgreifen. ,,Schöner Wohnen – Zur Wohnungsfrage" zum Beispiel erklärt unterschiedliche Facetten der Wohnungspolitik aus einer linken Perspektive und bemüht sich stellenweise, über Berlin hinauszublicken. Auch ,,Teurer Wohnen" ist ein preisgekröntes Podcast-Format, das im Reportagestil die Funktionsweisen des Immobilienmarkts beleuchtet, mit Fokus auf Wertsteigerung und die Rolle von Steueroasen. Auch hier steht – abgesehen von Exkursen nach Ulm und Zypern – die Hauptstadt im Zentrum des Storytellings.

"Experte über Wohnungspolitik: ,,Wohnungen sind kein Spargel"" das Interview führte Jasmin Kalarickal (3.7.2022)
Hilft Bauen gegen den Wohnungsmangel? Matthias Bernt forscht zu Gentrifizierung und Wohnungspolitik und hat bessere Vorschläge.
https://taz.de/Experte-ueber-Wohnungspolitik/!5863156/ (https://taz.de/Experte-ueber-Wohnungspolitik/!5863156/)

Zur Habersaathstraße werden in Berlin übrigens gerade Räumungsprozesse geführt. ,,Wir verfolgen das mit", erzählt Johanna Tirnthal. Wenn Mitte Dezember die letzten beiden Folgen erscheinen, soll ein Teil der Urteile bereits feststehen. Die Ma­che­r:in­nen wollen ihre Pod­cast-­Hörer:innen dann auf den neusten Stand bringen.


Aus: "Podcast ,,Häuserkampf": Kampf um die Platte" Elisa Pfleger (27.11.2023)
Quelle: https://taz.de/Podcast-Haeuserkampf/!5972130/ (https://taz.de/Podcast-Haeuserkampf/!5972130/)

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Häuserkampf: Podcast über Wohnungspolitik in der Großstadt
--> https://haeuserkampf.de/ (https://haeuserkampf.de/) // https://www.audiokombinat.net/ (https://www.audiokombinat.net/)
Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on December 05, 2023, 01:26:35 PM
Quote[...] Im Streit um das Speichern von Mieterdaten kassierte das Landgericht ein Bußgeld gegen die Deutsche Wohnen. Der Europäische Gerichtshof gab Datenschützern nun recht.

Im Streit um ein Millionen-Bußgeld der Berliner Datenschutzbehörde gegen die Wohnungsgesellschaft Deutsche Wohnen hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) die Rechtsauffassung der Datenschützer bestätigt.

Wie die Richter am Dienstag entschieden, können datenschutzrechtliche Bußgelder gegen Unternehmen festgesetzt werden, ohne dass eine Pflichtverletzung einer Leitungsperson nachgewiesen werden muss. Damit bestätigt der EuGH die Sanktionspraxis der Datenschutzaufsichtsbehörden und stärkt so die effektive Durchsetzung von Sanktionen gegenüber Unternehmen.

Die Datenschutzbehörde hatte das Bußgeld in Höhe von 14,5 Millionen Euro am 30. September 2019 wegen des Vorwurfs von Verstößen gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verhängt. Die Deutsche Wohnen speichere ausufernd Mieterdaten, hieß es damals.

Weil die Behörde das Bußgeld gegen die juristische Person verhängte, die das Unternehmen führt, stellte das Berliner Landgericht das Verfahren gegen die Deutsche Wohnen ein. Zur Begründung hieß es damals: Im deutschen Recht gelten Datenschutzverstöße als Ordnungswidrigkeiten. Diese können nach deutscher Auffassung nur von natürlichen Personen begangen werden.

In dem Verfahren am EuGH ging es anlässlich des Bußgeldes um die Grundsatzfrage, ob eine juristische Person in Deutschland, die ein Unternehmen betreibt, nach den Grundsätzen des EU-Rechts unmittelbar für Datenschutzverstöße nach der Datenschutz-Grundverordnung sanktioniert werden kann, ohne dass eine Ordnungswidrigkeit einer natürlichen und identifizierten Leitungsperson festgestellt werden muss.

Wie der EuGH am Dienstag bestätigte, reicht für eine direkte Sanktionierung des Unternehmens die Feststellung aus, dass Mitarbeitende eines Unternehmens einen Verstoß begangen haben, ohne dass die konkret handelnden Personen ermittelt werden oder Leitungspersonen des Unternehmens sein müssen. Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, dass jeder Verstoß eines Mitarbeitenden letztendlich auf ein Versagen der unternehmensinternen Aufsicht schließen lasse.

Meike Kamp, die den Posten der Berliner Datenschutzbeauftragten vor etwas mehr als einem Jahr übernommen hatte, begrüßte das Urteil des Gerichtshofs. ,,Der EuGH unterstreicht die Wichtigkeit der Datenschutz-Compliance und der Harmonisierung des Datenschutzrechts in Europa. Er stellt klar, dass auch in deutschen Bußgeldverfahren bei der Zurechnung von Verstößen allein die Datenschutz-Grundverordnung maßgeblich ist", erklärte Kamp.


Aus: "Datenschutz-Streit in Berlin: Europäischer Gerichtshof bestätigt Millionen-Bußgeld gegen die Deutsche Wohnen" Robert Kiesel (05.12.2923)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/datenschutz-streit-in-berlin-europaischer-gerichtshof-bestatigt-millionen-bussgeld-gegen-die-deutsche-wohnen-10881058.html (https://www.tagesspiegel.de/datenschutz-streit-in-berlin-europaischer-gerichtshof-bestatigt-millionen-bussgeld-gegen-die-deutsche-wohnen-10881058.html)

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Künftig sollen mehr Wohnungen an vor Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen vermittelt werden können. Eine Tagesspiegel-Recherche zeigt nun, wie die Deutsche Wohnen versucht hat, ihr eigenes Kontingent zu verkleinern.
Von Teresa Roelcke (27.11.2023)
https://www.tagesspiegel.de/berlin/programm-gegen-wohnungslosigkeit-wie-die-berliner-sozialverwaltung-vor-der-deutsche-wohnen-einknickte-10830712.html (https://www.tagesspiegel.de/berlin/programm-gegen-wohnungslosigkeit-wie-die-berliner-sozialverwaltung-vor-der-deutsche-wohnen-einknickte-10830712.html)

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" ... Der Berliner Mieterverein (BMV) wirft der Deutsche Wohnen vor, nicht genügend Wohnungen für Obdachlose oder von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen zur Verfügung zu stellen. Die Deutsche Wohnen sei nach Übernahme der Wohnungsbaugesellschaft GSW im Jahr 2013 vertraglich verpflichtet gewesen, jährlich 230 Wohnungen für diesen Personenkreis abzugeben, habe in den vergangenen zehn Jahren aber im Schnitt nur rund 60 Wohnungen jährlich bereitgestellt – ,,also jährlich 170 Wohnungen zu wenig", teilte die Mieterorganisation am Montag mit.
,,Dass ein privater Wohnungskonzern an der Börse Gewinne ausschütten kann, aber in Berlin seine Verpflichtungen nicht einhält, ist nicht in Ordnung", kritisierte BMV-Geschäftsführerin Ulrike Hamann-Onnertz. Die Deutsche Wohnen habe die Wohnungsbestände der ehemals landeseigenen GSW übernommen. Mit der Übernahme habe sie auch soziale Verpflichtungen übernommen. Der Mieterverein forderte den Senat auf, die Nichteinhaltung der Verpflichtung ,,zu sanktionieren". ..." Ulrich Paul (27.11.2023)
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/berliner-mieterverein-gegen-deutsche-wohnen-wo-sollen-die-obdachlosen-hin-li.2162923 (https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/berliner-mieterverein-gegen-deutsche-wohnen-wo-sollen-die-obdachlosen-hin-li.2162923)

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" ... Die Deutsche Wohnen, die zum Vonovia-Konzern gehört, habe sich mit der Übernahme der Wohnungsbaugesellschaft GSW auch verpflichtet, jährlich 230 Wohnungen im Geschützten Marktsegment zur Verfügung zu stellen, so der Mieterverein. Tatsächlich biete das Unternehmen aber nur 60 Wohnungen an und damit 170 weniger als vereinbart.
Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften würden ihre Verpflichtungen mit 1.123 entsprechenden Wohnungen dagegen sehr gut erfüllen, lobte Hamann-Onnertz. Der Mieterverein forderte den Senat auf, die Deutsche Wohnen für die Nicht-Erfüllung zu "sanktionieren".
Das Instrument des Geschützten Marktes wurde vor 30 Jahren ins Leben gerufen. Es richtet sich an Menschen, die sich ohne Hilfe keine Wohnung auf dem Wohnungsmarkt organisieren können. Laut der Sozialverwaltung handelt es sich um "eine soziale Vereinbarung, die aber nicht im Gesetzt steht". ..." Sendung: rbb24 Abendschau, 27.11.2023
https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2023/11/berlin-mieterverein-deutsche-wohnen-kritik-wohnungen-beduerftige.html (https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2023/11/berlin-mieterverein-deutsche-wohnen-kritik-wohnungen-beduerftige.html)

"Deutsche Wohnen-Mieter demonstrieren gegen marode Wohnanlage"
01.12.2023, Julia Lehmann, Bezirksreporterin
" ... Schimmel, Heizungsausfälle, kaputte Fenster: Am Sonnabend haben sich rund 80 Mieter aus Mariendorf mit einer Protestaktion gewehrt. ..."
https://www.morgenpost.de/bezirke/tempelhof-schoeneberg/article240723504/Deutsche-Wohnen-Mieter-demonstrieren-gegen-grausige-Zustaende.html (https://www.morgenpost.de/bezirke/tempelhof-schoeneberg/article240723504/Deutsche-Wohnen-Mieter-demonstrieren-gegen-grausige-Zustaende.html)

" ... An der Börse liegt der Anteilsschein der Deutschen Wohnen AG zur Stunde im Plus. Das Papier legte um 46 Cent zu. Aktuell kostet die Deutsche Wohnen Aktie 23,06 Euro. Gegenüber dem SDAX (SDAX ) liegt die Aktie der Deutschen Wohnen AG damit vorn. Der SDAX kommt derzeit nämlich auf 13.145 Punkte. Das entspricht einem Plus von 0,56 Prozent. Für ein neues Allzeithoch müsste das Wertpapier der Deutschen Wohnen AG noch ordentlich zulegen. Den bisherigen Höchststand von 53,04 Euro erreichte die Aktie am 14. September 2021. ..."
Dienstag, 05.12.2023 11:17 von ARIVA.DE Redaktion | Aufrufe: 418
Deutsche Wohnen AG-Aktie: Kurs legt zu (23,06 €)
https://www.ariva.de/news/deutsche-wohnen-ag-aktie-kurs-legt-zu-23-06-euro-11069826 (https://www.ariva.de/news/deutsche-wohnen-ag-aktie-kurs-legt-zu-23-06-euro-11069826)

Title: [Urbanistik & Stadtforschung & Widerstand... ]
Post by: Link on January 21, 2024, 07:44:36 PM
Quote[...] Detroit war lange Zeit so etwas wie ein Symbol des urbanen Niedergangs. Die größte Stadt in Michigan, USA, hat heute rund 650.000 Einwohner. Das ist etwa ein Drittel der Bevölkerung, die es in den 1950er-Jahren hatte. Was passiert, wenn ganze Stadtteile verwahrlosen, ist aber nicht nur in der ehemaligen Motor City, sondern an vielen US-amerikanischen Orten sichtbar. Die Menschen ziehen in Vororte, die von Wolkenkratzern geprägten Innenstädte verfallen, Geschäfte schließen, die wenig genutzte Infrastruktur wird kaum erhalten, Kriminalität macht sich breit. Durch die Corona-Pandemie, seit der noch mehr Bürotürme leer stehen, hat sich die Situation vielerorts weiter verschärft.

Dieser Trend zur Geisterstadt wird sich weiter durchsetzen – auch in Städten, die sich im Moment noch im Wachstum befinden, wie aus einer im Fachjournal "Nature Cities" publizierten Studie hervorgeht. Etwa 15.000 US-Städte, darunter Cincinnati, Pittsburgh oder Buffalo, werden bis zum Jahr 2100 massiv an Bevölkerung verlieren, im Schnitt um zwölf bis 23 Prozent, lautet eines der Ergebnisse. Betroffen sei knapp die Hälfte aller Orte in den gesamten USA, wobei der Nordosten und Mittelwesten am stärksten unter der urbanen Depopulation leiden werden. In den Bundesstaaten Vermont und West Virginia könnten 80 Prozent der Städte schrumpfen. Allein Hawaii und Washington, D.C. seien vom urbanen Bevölkerungsschwund ausgenommen.

"Die Art, wie wir heute Städte planen, beruht auf Wachstum, aber fast die Hälfte der US-Städte schrumpft", sagte Sybil Derrible, einer der Studienautoren von der Universität Illinois in Chicago, im "Scientific American". "Wir müssen von dieser wachstumsbasierten Planung wegkommen, was einen enormen kulturellen Wandel in der Stadtentwicklung bedeuten wird." Der Bevölkerungsrückgang könnte dazu führen, dass grundlegende Infrastruktur in den Städten wie öffentlicher Verkehr, Wasserversorgung, Elektrizität, Müllentsorgung und Internetzugang immer schwerer aufrechterhalten werden können, warnen die Forschenden. Weil die Behörden nicht genug in die Wartung der Infrastruktur investiert haben, ist es etwa in Jackson, Mississippi, oder Flint, Michigan, schon wiederholt zu Wasserknappheit gekommen.

Ursprünglich wollte das Team rund um den Ziviltechnik-Doktoranden Uttara Stradhar herausfinden, welche Herausforderungen im Verkehrswesen auf die Städte in Illinois angesichts der alternden Bevölkerung zukommen. Öffentlicher Verkehr ist in den USA stark unterentwickelt und kaum auf ältere Menschen ausgerichtet. Aufgrund der ersten Ergebnisse weiteten sie die Analyse von Bevölkerungsdaten aus den Jahren 2000 bis 2020 auf das ganze Bundesgebiet aus und verknüpften sie mit fünf möglichen Zukunfts- und Klimaszenarien. Die vom Weltklimarat definierten SSP-Szenarien modellieren demografische, soziale und ökonomische Veränderungen bis 2100, abhängig vom Ausmaß der globalen Erwärmung. Dabei nahmen sie nicht nur die Metropolen, sondern jegliche Agglomeration, also auch kleinere Orte und Städte, in den Blick.

Der Analyse zufolge verlieren derzeit 43 Prozent der etwa 24.000 US-Städte Einwohner. 40 Prozent befinden sich im Wachstum, darunter Großstädte wie New York City, Chicago, Phoenix und Houston. In Zukunft wird die Zahl der schrumpfenden Städte auf etwa 50 Prozent wachsen, beim Klimaszenario SSP4, in dem große Herausforderungen bei der Anpassung an den Klimawandel angenommen werden, wären es gar 64 Prozent.

Generell würden sich die meisten Städte, die bis 2100 an Bevölkerung zulegen, im Süden oder Westen befinden. Städte mit niedrigeren Einkommen, wie sie sich häufig im Nordosten und Mittleren Westen befinden, würden eher schrumpfen als reiche Städte. Zudem würden dichtbesiedelte Städte, in denen ein hoher Anteil an Zuwanderern lebt, eher wachsen, so die Projektion.

Ist in Europa Ähnliches für die Zukunft zu erwarten? "In den USA waren die Zu- und Abwanderungen aus Städten immer stärkeren Fluktuationen unterworfen, meist als direkte Folge ökonomischer Faktoren", sagt der Demograf Wolfgang Lutz dem STANDARD. "Die Amerikaner sind einfach daran gewöhnt, in ihrem Leben häufiger umzuziehen als die Europäer, die stabiler sind und auch bei einem Jobwechsel häufiger pendeln, als gleich woanders hinzuziehen."

Über die Gründe für die Depopulation können die Studienautoren nur spekulieren: Erfahrungsgemäß handelt sich um einen komplexen Mix aus steigenden Wohnkosten, Niedergang von Industriestandorten, niedrigeren Geburtenraten, verschiedenen Finanzierungsformen für Infrastruktur und dem Einfluss des Klimawandels auf das Leben in Städten.

Mit den Konsequenzen des Bevölkerungsrückgangs sind viele Teile der Welt konfrontiert. Zumindest für Europa ist Wolfgang Lutz, Bevölkerungsexperte am International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), optimistisch: "Die Folgen von Depopulation sind in den USA dramatischer als bei uns, da vieles mit den örtlichen Steuern bezahlt wird. So haben etwa die Schulen bei Schrumpfen der Bevölkerung viel weniger Geld. Bei uns wird das durch die zentrale Finanzierung viel besser ausgeglichen."

Inwieweit sich die Prognosen für die USA bewahrheiten, wird noch von vielen Faktoren wie beispielsweise klimabedingter Migration abhängen. Besonders Küstenstädte würden durch den Anstieg des Meeresspiegels bis 2100 zunehmend verwaisen, hat kürzlich eine Studie der Florida State University im Fachblatt "PNAS" festgestellt. Weil besonders junge Menschen ihre Heimatstädte an der Küste verlassen würden, komme es zu einer Beschleunigung der Überalterung und wiederum großen Herausforderungen für die Organisation des urbanen Lebens. Dabei wurden andere klimawandelbedingte Ereignisse wie Sturmfluten und Waldbrände gar nicht einbezogen. Die Stadtplanung wird sich jedenfalls einiges einfallen lassen müssen, um zu verhindern, dass die Zahl der Geisterstädte weiter steigt. (Karin Krichmayr, 21.1.2024)


Aus: "Zukunftsausblick: Tausende US-Städte könnten bis 2100 zu Geisterorten werden" (21. Jänner 2024)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000203501/tausende-us-staedte-koennten-bis-2100-zu-geisterorten-werden (https://www.derstandard.at/story/3000000203501/tausende-us-staedte-koennten-bis-2100-zu-geisterorten-werden?ref=mastodon)