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[Menschen in Schichten und Klassen... ]

Started by Textaris(txt*bot), February 18, 2007, 02:21:01 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Verbot von Leiharbeit und Werkverträgen in der Fleischindustrie zieht: Die Arbeits- und Lebensbedingungen der vorwiegend osteuropäischen Arbeitsmigrant*innen in der Branche hätten sich deutlich verbessert, teilte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch mit. Ihr Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut hat den Effekt des Arbeitsschutzkontrollgesetzes von 2021 untersucht.

Das Gesetz erließ für die Branche in einem für Deutschland einmaligen Vorgang ein Direktbeschäftigungsgebot. Der Hintergrund: unzumutbare Zustände durch viele Arbeitsunfälle, lange Arbeitszeiten, Mindestlohnverstöße und ein grober Umgang auf Schlachthöfen sowie in Fleischfabriken – und durch undurchsichtige Subunternehmerketten unklare Zuständigkeiten.

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler*innen 14 Betriebe verschiedener Bereiche der Fleischindustrie und führten insgesamt 85 Expert*innen-Interviews mit Betriebsräten, Management, Gewerkschaften, Beratungsstellen und Kontrollbehörden.

Mittlerweile sind der Studie zufolge fast alle ehemals bei Subunternehmen angestellten Werkvertragsarbeiter*innen von den Fleischunternehmen übernommen. In vielen Fällen bedeutet das einen besseren Vertrag: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Fleischindustrie ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr nach Inkrafttreten des Arbeitsschutzkontrollgesetzes sprunghaft um 18 Prozent angestiegen.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Schlachthöfe sich zu Arbeitsparadiesen entwickelt haben. Die Branche hat laut Studie einen hohen Niedriglohnanteil. Und dass die Arbeitsumgebung sicher ist, sollen eigentlich immer mehr behördliche Kontrollen überwachen. Ab dem Jahr 2026 müssen die Arbeitsschutzbehörden jährlich mindestens 5 Prozent aller Betriebe in einem Bundesland einen Besuch abstatten.

2022 war das laut einem Zwischenbericht des Bundesarbeitsministeriums aber im deutschlandweiten Schnitt nur in 0,8 Prozent der Betriebe der Fall. Das ist laut aktueller Studie zwar mehr als vor Inkrafttreten des Arbeitsschutzkontrollgesetzes, gegenüber 2021 aber wieder ein Rückgang.


Aus: "Weniger Ausbeutung in der Fleischindustrie" (26.03.2025)
Quelle: https://taz.de/Verbot-von-Werkvertraegen-und-Leiharbeit/!6075053/

https://taz.de/Ausbeutung-in-der-Fleischindustrie/!5791699/

https://taz.de/Ausbeutung-in-der-Fleischindustrie/!5984183/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Berlin taz | Innerhalb von wenigen Jahre ist der CO2-Ausstoß durch Privatflüge um fast die Hälfte gestiegen. Zwischen 2019 und 2024 haben die direkten Emissionen um 48 Prozent zugelegt und sind von 10,7 auf 15,9 Millionen Tonnen gestiegen. Das zeigen Daten der Plattform privateaircrafts.eu. Die Website basiert auf Methoden einer 2024 im Fachjournal Communications Earth & Environment erschienenen Studie und wird von einem der Autoren betrieben.

Während bei Linienflügen erst im vergangenen Jahr erstmals wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht wurde, stiegen die Emissionen durch Privatjets nach einem kurzen Absinken 2020 stetig an. Trotz der Reisebeschränkungen während der Pandemie reisten also Menschen in Privatjets deutlich mehr durch die Welt. Die Analyse basiert auf den Daten für rund 70 hauptsächlich für den Transport von Einzelpersonen genutzten Flugzeugtypen.

,,Dass die Nutzung von Privatjets schneller wächst als Linienflugverkehr bestätigt, dass weltweit die Ungleichheit steigt", sagte Jorge Cardoso Leitão, der privateaircrafts.eu betreibt. ,,Privatjets verschmutzen 50 Mal mehr als Autos, zahlen aber weniger Emissionssteuern." Nur etwa 0,003 Prozent der Weltbevölkerung nutzen Privatflugzeuge.

Insgesamt ist auch die Zahl an Privatjets gestiegen: Hatte es 2019 noch etwa 20.000 registrierte Privatjets gegeben, waren es 2024 bereits mehr als 27.000. Etwa zwei Drittel sind in den USA registriert. Deutschland ist mit 584 registrierten Privatjets auf Platz 5. Vor fünf Jahren waren es noch 454.

Der CO2-Ausstoß von Privatjets macht etwa 1,8 Prozent der Emissionen der kommerziellen Luftfahrt aus. Die CO2-Emissionen machen allerdings nur ein Drittel der Gesamtemissionen aus, neben Faktoren wie Kondensstreifen sowie Stickoxid- und Wasserdampfemissionen.

Die Kosten für die Flugzeuge sind in vielen Fällen steuerlich absetzbar, auch wenn sie privat genutzt werden, und fallen oft nicht unter den europäischen Emissionshandel, da dieser eine Mindestgröße und einen Mindestausstoß an Emissionen pro Jahr definiert, die Privatjets oft nicht erreichen.

Im Jahr 2024 hoben die in Deutschland registrierten Privatjets fast 125.000 Mal ab und emittierten mehr als 400.000 Tonnen CO2. Zum Vergleich: Ein Mensch in Deutschland emittiert jährlich durchschnittlich 10 Tonnen. Zwei Drittel der Flüge waren Kurzstrecken von weniger als 1000 Kilometern Flugdistanz, etwa ein Zehntel der Flüge sogar weniger als 250 Kilometer.

Unter den häufigsten Routen befinden sich einige, die auch regelmäßig von Linienflügen bedient werden: Die Strecke zwischen Köln und Berlin wurde mehr als 700 Mal geflogen, zwischen Berlin und München fast 400 Mal und zwischen Berlin und Stuttgart 275 Mal.

Die im vergangenen Jahr erschienene Studie zeigte, dass das Aufkommen von Privatflugzeugen rund um große sportliche, kulturelle oder politische Ereignisse besonders hoch ist, so auch bei der Weltklimakonferenz im Dezember 2023 in Dubai. ,,Die private Luftfahrt ist die energieintensivste Form des Luftverkehrs, ihr weltweites Ausmaß, ihre Verbreitung und ihre Energieintensität sind jedoch noch immer nicht hinreichend erforscht", hieß es.

Auch 2024 flogen die in Deutschland registrierten Privatjets die weitesten Strecken in den Sommermonaten. Häufige Ziele waren dabei die Mittelmeerinseln Ibiza, Mallorca und Korsika, sowie andere Küstenorte wie Malaga oder Nizza. Dabei war Mallorca mit mehr als 5.000 Flügen im Jahr 2024 besonders beliebt. Aber auch eine kühler gelegene Insel wurde oft frequentiert: 1.700 Flüge gab es von und nach Sylt, viele davon aus dem nahegelegenen Hamburg.


Aus: "Emissionen durch Bonzenflieger auf Rekordniveau" Lalon Sander (29.3.2025)
Quelle: https://taz.de/Fluege-mit-Privatjets-im-Jahr-2024/!6078574/

https://www.nature.com/articles/s43247-024-01775-z

Private Aircrafts
https://privateaircrafts.eu/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hält die Forderung der SPD nach einer Erhöhung des Mindestlohns von derzeit 12,82 Euro auf 15 Euro pro Stunde ab 2026 für problematisch. "Noch bevor die Mindestlohnkommission miteinander verhandelt, wird schon aus der Politik eine Forderung aufgestellt", sagte Verbandspräsident Jörg Dittrich der Bild am Sonntag. "Ein zu hoher Mindestlohn setzt die Wettbewerbsfähigkeit weiter herunter, und wir nehmen billigend in Kauf, dass Geschäftsmodelle verloren gehen."

In der Folge drohten Jobverluste, warnte Dittrich: "Es würde keine Kündigungswellen im Handwerk geben, aber es gibt ein stilles Sterben, weil Meister sagen, das rechnet sich nicht mehr, ich schließe einfach den Laden zu."

Die Erhöhung des Mindestlohns würde auch einen Anstieg der Preise für Handwerksleistungen bedeuten. "Ohne zu übertreiben, können wir sagen: Ein Euro mehr Lohn bedeutet locker 2,50 bis 3 Euro auf die Preise", sagte er der Zeitung.

Schon heute sei zu beobachten, dass "in Bereichen, die sehr lohnintensiv sind, die Schwarzarbeit ansteigt", sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks weiter. "Ein Luxusprodukt darf teuer sein, aber wenn der Friseurbesuch oder die Reparatur der Heizung zum Luxusprodukt wird, dann sind wir auf der schiefen Ebene."

Gewerkschaften würden einen höheren Mindestlohn hingegen begrüßen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) etwa fordert einen höheren Mindestlohn, der vor Armut schützt. Dieser sollte 60 Prozent eines mittleren Lohns in Deutschland betragen. Zurzeit wären das etwa 14,80 Euro pro Stunde. 

Für 2026 rechnet der DGB mit einer gesetzlichen Lohnuntergrenze von mindestens 13,90 Euro. Dieser Wert ergebe sich rein rechnerisch, wenn die Entwicklung der Tariflöhne auf den Mindestlohn übertragen werde, hatte der Gewerkschaftsbund im Januar gesagt.

Von einem höheren Mindestlohn würden nach einer Analyse des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) vor allem Frauen profitieren. Die Partei hat Sonderdaten des Statistischen Bundesamts ausgewertet und deutliche Geschlechterunterschiede im Niedriglohnsektor festgestellt. Demnach arbeiten 3,8 Millionen Frauen den aktuell verfügbaren Daten zufolge für weniger als 14 Euro und fast 2,1 Millionen für weniger als 13 Euro pro Stunde. Bei den Männern sind es jeweils knapp drei Millionen und knapp 1,8 Millionen.


Aus: "Handwerkspräsident warnt vor Mindestlohn von 15 Euro" (30. März 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2025-03/handwerkspraesident-warnt-vor-mindestlohn-von-15-euro

QuoteWanderende Wolke

Es ist leider Tradition, dass Handwerkskammerpräsidenten ausschließlich Kokolores von sich geben! Ich habe einen Handwerksbetrieb, zahle grundsätzlich über Tarif und kann mich vor Mitarbeitenden und Aufträgen nicht retten. Aber hey, wenn Herr Dittrich in der Lage gewesen wäre, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, hätte er ja nicht bei der Kammer anheuern müssen.


QuoteClosed Door

Hahaha. Ich wohne in einem Strukturschwachen Mittelgebirge. Selbst hier wird man unter 18€ die Stunde keinerlei ausgebildete Handwerkskräfte mehr finden. Die Mieten sind allerdings schon fast an Städtischen Verhältnisse angepasst. Müssen sich halt mal die Unternehmen mit den Vermietern einigen, was man tun kann, um nicht permanent Fachkräfte aufgrund niedriger Löhne und zu hohen Mieten zu vergraulen.


QuoteTextmeister

Also ich habe kein Problem damit, wenn der Handwerkspräsident Jörg Dittrich für weniger als 15 Euro in der Stunde arbeiten möchte.

Soll er ruhig mal machen und es uns vorführen, indem er mit gutem Beispiel voranschreitet.


Quotebierosoph

Derzeit bräuchte es einen Stundenlohn von 17,27 Euro, um nach 45 Jahren Vollzeitarbeit 1.200 Euro Rente zu bekommen. Alle die weniger verdienen müssen im Alter von der Allgemeinheit mit Steuergeldern unterstützt werden.


QuoteAndreas0364

Es gibt durchaus Branchen für die das ein Problem ist. Ich denke da z.B. auch an den Einzelhandel.

Aber es macht doch überhaupt keinen Sinn wenn Löhne bezahlt werden von denen man kaum leben kann und am Ende des Arbeitlebens nicht genug Rente bekommt, so dass der Staat mit Sozialhilfe, welchen Namen die dann auch immer haben mag aushelfen muss.

Das ist doch letztendlich nichts anderes als Subvention billiger Arbeitsplätze. Und es macht Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben zu Bittstellern.


Quotegedankenversunken

Nur um die Kosten für den Arbeitgeber einmal zu verdeutlichen: Ein Arbeitnehmer, der in Vollzeit zum derzeitigen Mindestlohn (12,82 Euro) arbeitet, verdient Brutto 2179 Euro. Die Lohnnebenkosten, die der Arbeitgeber zu bezahlen hat, belaufen sich auf ca. 544 Euro. In Summe belaufen sich die Kosten für den Arbeitgeber also auf 2723 Euro.

Bei einer Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro beträgt der Bruttolohn 2550 Euro, die Lohnnebenkosten ca. 637 Euro, in Summe würde der Arbeitgeber also 3187 Euro zahlen.

Wer hier von Hungerlöhnen spricht, scheint mir keine Ahnung davon zu haben, was es heißt einen Betrieb zu führen.


QuoteHanseat01

Naja. Sie mögen hier die Situation aus Sicht des Arbeitgebers schildern. Wie schaut es denn auf der Seite des Arbeitnehmers aus?

Der wird auch nicht gefragt, ob oder unter welchen Bedingungen er mit dem geringen Lohn zurecht kommt.


QuoteSimonn

Die tatsächlichen Nebenkosten sind um ein vielfaches höher!!

Bezahlter Urlaub, BG-Beiträge, U-Umlagen, Lohnfortzahlung krank, Leerlauf, Geschäftskosten, Ausstattung, Lohnabrechnung, Buchhaltung, Abrechnung.

Und dann kommt noch hinzu, dass im Normalfall nicht alle Stunden die den Mitarbeitenden bezahlt werden auch den Kund:innen gegenüber abgerechnet werden können.

Und natürlich gibt es dann auch noch Kosten für Angebotserstellung und die Abrechnung sowie die Beratung.
Je nach Branche sind wir da schnell bei Zuschlägen von 100% bis 200%.
Und dann kommen natürlich auch noch Zuschläge für das unternehmerische Risiko und den Gewinn dazu.


QuoteRandyMarshT

Als der Mindestlohn von 8 Euro damals diskutiert wurde sagte man uns das bald niemand mehr unsere Haare schneidet und unser brötchen bäckt. Etwas mehr als 300 Brutto die Woche waren für manche Verbände der Vorbote der Apokalypse. ...


Quotegedankenversunken

Ich bin Inhaberin eines kleinen Modegeschäfts und habe eine Angestellte, die 70 Stunden im Monat arbeitet. Den Rest decke ich selbst ab. Meine langjährige, äußerst kompetente und verlässliche Mitarbeiterin bekommt 16,50 € pro Stunde. Rechnet man die Sozialabgaben dazu und Urlaub/Feiertage mit ein, kostet mich eine Stunde 24 Euro. Das ist exakt der Betrag, den ich mir für meine 110 Arbeitsstunden selbst auszahle. Davon gehen dann noch meine Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung (derzeit 580 €) und die gesetzliche Rentenversicherung (250 €) weg, sowie die Privatsteuern.

Würde nun der Mindestlohn auf 15 Euro steigen, müsste ich das Gehalt meiner Angestellten doch eigentlich ordentlich erhöhen, oder?

"Schön dumm" werden nun manche hier sagen und "hätten Sie eben was Ordentliches gelernt". (Habe ich übrigens.)

Es gibt sicherlich viele kleine Betriebe, die schauen müssen, wie sie über die Runden kommen. Längst nicht alle davon sind überflüssig, wie viele hier behaupten.


Quoterlib8

Man muss sich dran erinnern, dass Mindestlohn eben der Lohn für die am wenigsten qualifizierten und am wenigsten leistungsbereiten Menschen ist. Zu sagen, dass jemand, der eigentlich nur den Hof fegen kann und das dann auch noch schlecht macht 60% des Durchschnittslohns bekommen soll entwertet die Arbeit. Klar soll man diese Leute in ihrem Lebensunterhalt unterstützen. Aber das ist halt die Aufgabe des Staats, nicht der Arbeitgeber.

In einer Marktwirtschaft wird das auch nicht funktionieren, sondern einfach nur die Inflation anheizen. Nicht weil damit alltägliche Dienstleistungen direkt teurer werden, sondern weil es von unten Druck auf die Löhne auswirkt, und sich das gesamte Lohngefüge verschiebt. Dann will nämlich der leistungsbereite Supermarktangestellte auch mehr haben, dann der Friseurgeselle, dann der Handwerksgeselle und am Ende der Arzt. Und am Ende ist dann alles 20% teurer, und das Gejammere geht von vorne los.


Quoteersiees nu wieder

Man muss niemanden zum Hof fegen einstellen.


QuoteFreibergerin

Was für ein Bullshit! Sie wissen hoffentlich schon, für was für einen Stundenlohn Ihre freundliche Kasssiererin bekommt, die Sie an der Supermarktkasse bedient oder die Regale auffüllt, damit Sie alles in Ihren Einkaufwagen werfen können, was auf Ihrer Einkaufsliste steht. Oder die nette Bäckereifachverkäuferin Ihnen die Brötchen in die Tüte packt.

Aber klar, alle zu dumm, um was anständiges zu arbeiten...


QuoteRolena Habock

Wir könnten für einen Boom im Heimwerkerbereich sorgen wenn wir den Mindestlohn auf 25€ erhöhen.


QuoteAvanS

Eine geradezu lächerliche Einlassung dieses Verbandes. Jeder Handwerkbetrieb den ich kontaktieren jammert darüber, dass er keine Mitarbeiter findet.

Wir suchen seit einem Jahr eine Firma die unsere Heizungsanlage wartet - niemand will neue Kunden.

Wenn die ernsthaft annehmen, sie könnten mit dem Mindestlohn Mitarbeiter anwerben, erklärt das wohl alles.


QuoteDülfer Hans

Im Handwerk reden wir von ausgebildeten Fachkräften. Die sollten nichts mit dem Mindestlohn zu tun haben.


QuoteT alias

... Nach meiner Ausbildung zum Zimmer hat keiner meiner Klassenkameraden den Tariflohn bekommen. Die Meisten soweit darunter, dass es rechtlich garnicht zulässig ist. Ein guter Mindestlohn hilft auch denen, die besser ausgebildet sind. ...


QuoteAmbi Valenz

Die Handwerksbetriebe, mit denen ich so zu tun habe, sehen Diskussionen um den Mindestlohn gelassen. Deren Aussage nach bekommt man kein Personal, wenn man weniger als 19€/Stunde bezahlt.


QuoteSteichquartett

Reperatur der Heizung? Macht 300€ Anfahrt, 170€ Montagszuschlag, Stunde 95€, ...
Wenn da noch 2, 3€ drauf kommen oh weia...


Quoteersiees nu wieder

Bei uns versuchen gerade Billigstkräfte aus dem Nicht-EU-Ausland Glasfaser zu verlegen.

Die tun mir wirklich leid. Da die aber keine Ahnung haben, was die da eigentlich machen und sich weder auf Deutsch oder Englisch verständigen können, wird das nichts mit dem Glasfaser.

Das passiert halt, wenn man Löhne immer weiter senkt.


QuoteAsbest

Um das Ganze mal in Relation zu setzen: In der Gebäudereinigung gibt es einen allgemeinverbindlichen Tariflohn, der für Ungelernte einen Mindestlohn von 14,25 vorsieht.

Von einer Pleitewelle in dieser Unternehmen habe ich noch nichts gehört.

Es drängen sich übrigens weitere Fragen auf. Wenn ein Mindestlohn für Ungelernte von 15 Euro das Gehaltsgefüge aufgrund von fehlendem Lohnabstand zum Gesellen sprengt, wie wenig verdient dann ein Geselle? ...


QuoteT. Becker

Kein Handwerker arbeitet für 15 Euro.


Quotesnopo

Gerade im Handwerk sollte gut bezahlt werden, sonst wollen das nämlich immer weniger Leute machen!
Die lernen es einfach nicht. Schaut auf die Pflegekräfte, die Busfahrer, die Kofferträger am Flughafen!


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] "Ich verdiene um die 80.000 Euro pro Jahr, ohne darauf Steuern zahlen zu müssen."

"Die meisten sind schon so lange in diesem goldenen Käfig, dass sie sich gar nicht mehr eingestehen können, wie teuer ihre Arbeit ist für das, was sie am Ende an Mehrwert hat."

"Es ist unangenehm, du hast Schuldgefühle den erfahrenen Ortskräften gegenüber. Du weißt: Die andere Person, die so viel weniger verdient, ist so viel qualifizierter als du."

Diese Aussagen stammen von Menschen, die für deutsche Organisationen im Ausland arbeiten oder gearbeitet haben, zum Beispiel als Referent oder Projektmanager. Sie haben sich bei ZEIT ONLINE gemeldet, um auf hohe Gehälter in der Entwicklungszusammenarbeit hinzuweisen. Ein Bereich, den viele mit Idealismus und dem Non-Profit-Gedanken verbinden. Nicht unbedingt mit einem Einstiegsgehalt von 60.000 Euro netto – in einem Land, in dem das Leben weit günstiger ist als in Deutschland. Und mit Abkommen, die enorme Steuervorteile bedeuten.

Sie gelten zum Beispiel für Angestellte der bundeseigenen Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), für Mitarbeitende der Hilfswerke und NGOs, die mit öffentlichen Mitteln Gehälter finanzieren. Für Leute, die beispielsweise Bildungs- oder landwirtschaftliche Projekte in Afrika, Südostasien oder Südamerika betreuen. Sie konzipieren das Programm, schreiben Anträge, um finanzielle Mittel zu akquirieren, koordinieren die Zusammenarbeit mit Partnern und Dienstleistern. Später werten sie aus, wie das Projekt verlaufen ist, schreiben Berichte. "Einen sehr großen Teil meiner Aufgaben erledigte ich im Büro", sagt Sebastian Kernau.

Kernau war über ein Projekt der GIZ für zwei Jahre in Lateinamerika. Er möchte anonym bleiben, weswegen er in diesem Text anders heißt und einige Angaben, etwa zum Einsatzort, nur vage sind. Im Vorstellungsgespräch habe er 60.000 Euro Jahresgehalt gefordert – und dachte an brutto, so erzählt es Kernau. Am Ende verdiente er mehr als 60.000 netto.

Kernau beschreibt sich als von Haus aus privilegiert: ein Kind von Akademikern, das schon im Studium Auslandserfahrung sammelte. Im neuen Job in Lateinamerika habe er dann – noch ohne viel Berufserfahrung – "direkt der Upper Class angehört".
Womit verdiene ich das?, fragte er sich. "Ich habe keine krebsheilenden Medikamente hergestellt, sondern einfaches Projektmanagement gemacht." Das Stresslevel sei nicht höher gewesen als bei jemandem, der dasselbe bei einem Mittelständler in Deutschland erledigt, sagt Kernau. "Es war ein Nine-to-five-Job, 40 Stunden die Woche, die meisten davon im Büro." In seinem Fall in einem Land, in dem es nicht gefährlich war und das Leben recht günstig. Netto verdiente Kernau mit Zulagen mehr als 5.000 Euro im Monat. Er lebte in bester Wohnlage, schätzt seine monatlichen Ausgaben auf 1.800 Euro. Jeden Monat sparte er 2.500 bis 3.000 Euro. Er habe sich gefühlt "wie ein überbezahlter Sekretär".

Nun liegt das vor allem an den erheblichen Steuervorteilen. Manche, die in der Entwicklungszusammenarbeit arbeiten, zahlen gar keine Einkommensteuer, das bestätigt die Steuerberaterin Martina Veen. Es gibt diverse Abkommen, in denen die beteiligten Staaten und Organisationen steuerliche Fragen regeln. Wie so oft bei der Steuer ist die Lage komplex und für Laien undurchsichtig. Es dauert sogar, bis sich mit Veen eine Steuerberaterin mit Expertise in diesem Bereich findet, selbst der Berufsverband kann zunächst niemanden vermitteln. Veen kennt sich aus, da sie auch im Auftrag der GIZ und anderer Organisationen arbeitet. "Es gibt gerade unter den kleineren Organisationen oder Subunternehmern viel Unwissen und sicher auch welche, die das Thema bewusst ignorieren", sagt sie. Außerdem handhabten die Finanzämter es sehr unterschiedlich.

Im Fall der GIZ müssen Angestellte erst seit 2014 zumindest auf Zahlungen aus deutschen öffentlichen Mitteln überhaupt Steuern zahlen – unfreiwillig ausgelöst durch eine Klage eines Mitarbeiters. Prinzipiell zahlten alle entsandten Mitarbeitenden, deren Gehalt vollständig oder in Teilen aus ebendiesen Mitteln finanziert wird, Steuern in Deutschland, teilt ein GIZ-Sprecher auf Anfrage mit.

Stark vereinfacht ist es so, erklärt Veen: Nur wenn jemand eine Wohnung in Deutschland behält, um sie jederzeit nutzen zu können, ist er unbeschränkt steuerpflichtig. Aber selbst das bedeute noch nicht, dass er auch Steuern zahlen muss. Er sei zunächst einmal nur verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben und darin sein Welteinkommen offenzulegen. "In bestimmten Fällen bleiben die Einkünfte wegen Doppelbesteuerungsabkommen oder Erlassen letztlich trotzdem steuerbefreit", sagt Veen. Wird auch im Einsatzland keine Einkommensteuer fällig, dann eben gar nicht.
Aus Sicht der Steuerberaterin ist es "grundsätzlich logisch", dass mit den Einsatzländern oftmals Befreiungen ausgehandelt wurden und werden: Der deutsche Staat gebe Haushaltsmittel für die Entwicklungszusammenarbeit aus und wolle die Kontrolle über dieses Geld behalten. "So geht man sicher, dass der andere Staat davon beispielsweise keine Waffen oder den nächsten Militärputsch finanziert."

Kernau aber haderte damit, wie viel er im Vergleich zu lokalen Fachkräften verdiente. "Selbst Praktikanten aus Deutschland bekommen in manchen Ländern mit Zulagen mehr als Fachexperten mit zehn Jahren Berufserfahrung", sagt er. Danach gefragt, teilt die GIZ lediglich mit, dass sich die Vergütung von Praktikantinnen nach dem gesetzlichen Mindestlohn richte.
Nach zwei Jahren ließ Kernau seinen Vertrag auslaufen – aber nicht, weil er "zu viel" verdiente. Er sei desillusioniert gewesen: Die Projekte seien zu teuer und ihre Wirksamkeit oft fragwürdig, findet er. Es werde "viel Geld in den Sand gesetzt". Aus Sicht Kernaus ließen sich viele der Aufgaben, die Deutsche im Ausland übernehmen, auch von Deutschland aus erledigen. Bloß habe niemand das Bedürfnis, etwas zu ändern, solange man selbst davon profitiert. Auch er konnte in den zwei Jahren in Lateinamerika eine Menge Geld beiseitelegen und spricht erst darüber, nachdem er aus dem Beruf ausgeschieden ist. Heute lebt und arbeitet er in Deutschland. Die GIZ empfindet er "wie ein Reisebüro für Akademikerkinder".

In der Entwicklungszusammenarbeit geht es um sehr viel Geld – und darüber, wie es an manchen Stellen eingesetzt wird, wird diskutiert und gestritten. Auch aktuell wieder: Die CDU will die Ausgaben dafür kürzen und sogar das zuständige Ministerium abschaffen. "Die Entwicklungszusammenarbeit ist ein riesiges Business", sagt Axel Dreher, Professor für Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik an der Universität Heidelberg. Er sei in der Vergangenheit selbst für Beratungsleistungen gebucht und extrem gut dafür honoriert worden. Bei den Organisationen gebe es genug Angestellte, die im Ausland sehr viel verdienen. Verwerflich findet Dreher das aber nicht: "Verglichen mit ihren Kolleginnen und Kollegen, die in Deutschland leben, bekommen die Leute ein normales Gehalt."
Dreher glaubt, dass die GIZ und andere Organisationen solche Gehälter anbieten müssen, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Und Steuerberaterin Veen gibt zu bedenken, dass nicht alle Angestellten jung und unabhängig sind wie Kernau: Geht jemand mit der ganzen Familie, relativiere sich so ein hohes Einkommen schnell. Der Partner oder die Partnerin bekomme oft keine Arbeitserlaubnis im Einsatzland. "Da ist das Einverdienermodell oft die Realität."

Ob ein Gehalt und die Zulagen angemessen sind oder zu hoch, dafür gibt es unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe. Letztendlich geht es denjenigen, die es hinterfragen, um die Strukturen: die Gehaltsunterschiede im Einsatzland, die Sinnhaftigkeit der Arbeit, die Steuerfreiheit. In einer Sache vertritt Dreher dieselbe Haltung wie Kernau: "Wann immer es geht, sollten die Organisationen Menschen vor Ort einstellen, statt Deutsche zu entsenden." Zu oft gingen Posten an Menschen aus Deutschland. Aus organisatorischer Sicht sei das zwar nachvollziehbar: Es ist einfacher, dieselben Mitarbeitenden mehrmals in verschiedenen Gebieten einzusetzen, statt jedes Mal im entsprechenden Land zu suchen. Aber besser wäre es anders. Nach Angaben der GIZ sind knapp zwei Drittel ihrer Beschäftigten einheimisch, darunter fast die Hälfte aller Führungskräfte, "Tendenz steigend". Internationale Fachkräfte würden nur eingesetzt, wenn es entsprechende Experten im Einsatzland nicht gebe.

Ortskräfte grundsätzlich höher zu bezahlen, ist aus Sicht des Heidelberger Professors nicht der richtige Ansatz: "Westliche Organisationen sollten sich an ortsübliche Gehälter halten. Sonst werben sie Menschen ab, die woanders auf dem Arbeitsmarkt dringender gebraucht werden." Er habe in Vietnam einen Chauffeur kennengelernt, der eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker in Ostdeutschland gemacht hatte, berichtet Dreher. "Der könnte der vietnamesischen Gesellschaft einen viel sinnvolleren Beitrag leisten, als GIZ-Mitarbeiter herumzufahren."
Lucia Gresner, die ebenfalls anders heißt, aber anonym bleiben möchte, kennt diese Argumente. Trotzdem hätte sie sich gewünscht, dass die Menschen um sie herum besser bezahlt würden. Sie war einige Jahre lang für die GIZ in einem afrikanischen Land, betreute zunächst als Juniorberaterin ein landwirtschaftliches Projekt – und verdiente schon als Berufseinsteigerin rund 5.700 Euro netto, sagt sie. Die Auslandszulage habe ihr Gehalt steuerfrei verdoppelt. Das Land, in dem sie arbeitete, sei als besonders gefährlich eingestuft gewesen, sie selbst habe die Lage aber als recht sicher empfunden. "Ich bin allein durch die Gegend gelaufen." Die Miete kostete sie 150 Euro, darüber hinaus habe sie maximal 300 Euro im Monat ausgegeben. Sie verstehe, wenn Führungskräfte oder hoch qualifizierte Fachleute und Menschen am Ende ihrer Karriere so viel bekommen. Aber sie? Eine Generalistin, Mitte 20, direkt nach dem Masterabschluss?

Auch Gresner sagt über ihren früheren Job: "Das war nicht stressig. Ich saß im Büro, erledigte Papierkram und schaute nur wenige Male im Jahr draußen auf dem Feld vorbei." Die weitaus anstrengendere und riskantere Arbeit erledigten ihr zufolge die lokalen Kollegen. Allein schon, weil sie die Landessprache nicht beherrschte, hätte sie auf dem Feld nicht viel ausrichten können. Sie empfindet es so: "Die Organisationen wollen nicht zu viel Verantwortung in die Hände der Menschen im Projektland geben. Irgendwelche Kartoffeln müssen da im Büro rumsitzen."
Gresner kündigte, trotz des vielen Geldes. Sie habe irgendwann das Gefühl gehabt, nicht mehr viel zu lernen, und wollte zu einer "wertegeleiteteren Organisation" wechseln. Heute arbeitet sie in einem anderen afrikanischen Land für eine kleine NGO. Anders ist, dass nun die lokale Partnerorganisation die Arbeit steuere, sagt Gresner, sie begleite den Prozess nur. Ein hohes Gehalt bekommt sie heute nicht mehr, im Gegenteil. Sie erhalte nur noch ein sogenanntes Unterhaltsgeld, 800 Euro, dazu ein paar Zulagen, außerdem übernehme ihr Arbeitgeber die Miete. Insgesamt erhalte sie knapp deutschen Mindestlohn.

Auch das gehört zur Realität in der Entwicklungszusammenarbeit, die sogenannte Entsendung ohne Erwerbsabsicht: Viele Menschen gehen für wenig Geld ins Ausland, nicht nur für kleine NGOs. Auch wer für die GIZ als Fachkraft im Entwicklungsdienst für eine Weile in einem anderen Land arbeitet, bekommt dafür kein hohes Gehalt wie manche Projektleiter oder Beraterinnen.

Gresner ist sich nicht sicher, ob sie den aktuellen Job ohne ihre Zeit bei der GIZ hätte annehmen können: Sie konnte viel sparen. Innerhalb weniger Jahre im Job habe sie 100.000 Euro angelegt. Da war sie nicht mal 30 Jahre alt. Auch deswegen ist sie jetzt nicht auf ein höheres Gehalt angewiesen.



Aus: ""Wie ein Reisebüro für Akademikerkinder"" Anne Jeschke (4. April 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-03/entwicklungszusammenarbeit-ausland-gehalt-entwicklungshilfe-ungleichheit

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ein Vergleich der relativen Ungleichheitsmaße mit denen anderer Länder aus dem Euroraum zeigt, dass Deutschland weiterhin durch eine im internationalen Vergleich hohe Vermögensungleichheit gekennzeichnet ist. ...


Aus: "Vermögen und Finanzen privater Haushalte in Deutschland: Ergebnisse der Vermögensbefragung 2023
Monatsbericht – April 2025" (Veröffentlicht am 10.4.2025)
Quelle: https://publikationen.bundesbank.de/publikationen-de/berichte-studien/monatsberichte/monatsbericht-april-2025-954594?article=vermoegen-und-finanzen-privater-haushalte-in-deutschland-ergebnisse-der-vermoegensbefragung-2023--954598

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Quote[...] In Deutschland sind die privaten Vermögen weiter sehr ungleich verteilt. Diese konzentrieren sich nach Angaben der Bundesbank vor allem auf die wohlhabendsten zehn Prozent der Haushalte. Sie besitzen laut einer Erhebung weiter deutlich mehr als 50 Prozent des privaten Vermögens. Der Anteil der vermögensärmeren Hälfte der Haushalte am gesamten Nettovermögen stieg zwar auf knapp zweieinhalb Prozent. Deutschland sei aber weiter durch eine im internationalen Vergleich hohe Vermögensungleichheit gekennzeichnet, erklärte die Bundesbank. Im Euro-Raum sei diese nur in Österreich stärker ausgeprägt. Weiter hieß es, die Inflation habe die ärmeren Haushalte in Deutschland zuletzt besonders getroffen.

Die Bundesbank befragt regelmäßig rund 4.000 Haushalte zu ihren Finanzen. Die aktuelle Erhebung fand zwischen Mai 2023 und Februar 2024 statt.


Aus: "Befragung: Vermögen in Deutschland laut Bundesbank weiter sehr ungleich verteilt" (10.04.2025)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/vermoegen-in-deutschland-laut-bundesbank-weiter-sehr-ungleich-verteilt-100.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Aus Sicht von Regisseurin Doris Dörrie beeinflusst die soziale Spreizung in Deutschland die Filmkultur. Nur noch Kinder gut bemittelter Eltern könnten sich den Besuch der Filmhochschule inmitten von München leisten, nannte Dörrie als Beispiel im Magazin ,,stern": ,,Das bedeutet, dass die Geschichten, die in Filmen erzählt werden, immer öfter aus diesem Milieu stammen werden", sagte die 69-Jährige. Das werde die Erzählkultur entscheidend verändern.

Dörrie beobachtet eine ,,unglaubliche Kluft zwischen Stadt und Land" in Deutschland. ,,Wir wissen, dass die Fachkräfte wegziehen, weil sie sich das Wohnen in den großen Städten nicht mehr leisten können", sagte sie. Zudem würden viele gesellschaftliche Diskussionen nur die Menschen in den Städten beschäftigen. Als Beispiel nannte sie das Thema Mobilität. ,,Wer in Bayern auf dem Land lebt, kann es sich nicht leisten, kein Auto zu haben", sagte die Filmemacherin in dem Interview, das am Donnerstag in der Printausgabe des ,,sterns" erschienen ist.


Aus: "Regisseurin Doris Dörrie: Münchner Filmhochschule nur für Reiche erschwinglich" (10.04.2025)
Quelle: https://www.pnp.de/nachrichten/kultur/regisseurin-doris-doerrie-muenchner-filmhochschule-nur-fuer-reiche-erschwinglich-18402731

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Quote[...] Die renommierte Filmemacherin und Autorin Doris Dörrie hat in einem Interview mit dem Tagesspiegel anlässlich ihres neuen Buchs "Wohnen" die dramatische Lage auf dem Münchner Wohnungsmarkt thematisiert. "In München haben wir die schlimmste Wohnungsnot seit hundert Jahren. Solange es sich aber rentiert, spekulativ mit Wohnraum umzugehen und der politische Gestaltungswille fehlt, wird sich nichts ändern", sagte die Regisseurin.

Dörrie, die als Professorin an der Münchner Filmhochschule tätig ist, beobachtet die Entwicklung mit großer Sorge: "Als Professorin an der Münchner Filmhochschule habe ich mehr als 20 Jahre vor tauben Ohren darüber geredet, dass sich langsam nur noch Studierende bewerben können, die in der Stadt wohnen können, weil die Eltern dafür sorgen."

Die Autorin, die selbst in München lebt, betont die sozialen Folgen dieser Entwicklung. "Wer aus einem anderen Land kommt oder keine elterliche Unterstützung hat, findet kein Zimmer mehr, so eins kostet in einer WG schon 1000 Euro", warnte Dörrie. Dies führe zu einer sozialen Einschränkung, "dass nur noch Bessergestellte studieren, deren Geschichten dann auch nur in solchen Kreisen spielen".

Auf die Frage, warum die Hochschule nicht selbst aktiv wird, berichtete die Filmemacherin von gescheiterten Versuchen: "Wir haben es immer wieder versucht und sind an Auflagen und mangelndem Interesse der Stadt gescheitert. Beispielsweise für Containerwohnungen direkt hinter der Filmhochschule."

In ihrem neu erschienenen Essay-Band "Wohnen" verknüpft Dörrie autobiografische Erfahrungen mit Überlegungen zum Thema Wohnen. Dabei reflektiert sie auch über die Erfahrungen ihrer Eltern als Kriegsausgebombte in Hannover und wie diese Verlustgeschichte ihr eigenes Leben geprägt hat.


Aus: "Doris Dörrie: "München hat schlimmste Wohnungsnot seit hundert Jahren"" jon (15.04.2025)
Quelle: https://muenchen.t-online.de/region/muenchen/id_100679736/muenchen-doris-doerrie-warnt-vor-wohnungsnot-fuer-studierende.html

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Quote[...] Gerade weil die Regisseurin Doris Dörrie in teilweise extremen Wohnsituationen gelebt hat, ist ihr neues Buch "Wohnen" nicht nur eine unterhaltsame, sondern auch eine aufschlussreiche und hintergründige Lektüre.

[...]

Über Jahrzehnte führte sie ein nomadisches Leben, hielt es nie lange an einem Ort aus. Es zog sie in die USA, nach Japan, nach Mexiko, und obwohl sie keine Wurzeln schlug, beeinflussten diese unterschiedlichen Kulturen ihre Sicht aufs Wohnen.

Dörrie wuchs in bürgerlichen Verhältnissen in Hannover auf. Die Wohnsituation war allerdings noch stark von Kriegstraumata geprägt, beide Eltern wurden ausgebombt. Aus Schutt und Trümmern brachten diese die Erkenntnis mit, dass man sich im Leben nicht zu sehr an Dinge binden sollte, sowie einen klaren, nüchternen Einrichtungsstil ohne jede Nostalgie.

Märchentapete im "Mädchenzimmer"

Als einziges Kind bekam die kleine Doris ein eigenes Zimmer mit Märchentapete und Klappbett, später zog sie ins ausgebaute Dachgeschoss. Das dortige "Mädchenzimmer" in einer grün-rosa-violetten Farbmischung wurde zu ihrem geliebten Rückzugsort, an dem sie als Teenager prächtig schmollen konnte.



Wie privilegiert sie wohnte, verstand sie erst bei einem Schüleraustausch in England als Gast in einem Arbeiterhaushalt. Dort wurde an allen Ecken gespart, Fernseher und Wasserboiler wurden per Münzeinwurf betrieben.

Es folgten Studien- und Arbeitsjahre in Wohngemeinschaften mit der typischen Möblierung aus Matratze am Boden, Bücherregalen aus Obstkisten und ausgehängten Türen. Diese revolutionäre Idee vom Aufheben der Privatsphäre scheiterte jedoch ebenso wie die Vorstellung, als Paar mit Kind einfach so das liebgewonnene WG-Leben fortführen zu können. Zu dritt waren sie weit weniger begehrt.

Von New Yorker Obdachlosenunterkunft bis zu Villen in Los Angeles

Wohnen als soziale Dimension ist heute ein großes Thema. Kaum erstaunlich erlebte die Filmemacherin die Extreme nirgendwo so krass wie in den USA. Diese Passagen ihres Buchs sind schon fast filmreif.

Die Spannweite reicht von einem der Wohnungsnot geschuldeten Aufenthalt in einer kakerlakengeplagten New Yorker Obdachlosenunterkunft bis zu Besichtigungen monströser Luxusvillen in Los Angeles, die sie aus reiner Neugier anschaute. Hinter vorgehaltener Hand verraten ihr dort Maklerinnen, was sie eh schon ahnte: Diese Hochsicherheitspaläste sind oft Horte immenser Einsamkeit und Schauplätze von Ehedramen, Suiziden und anderen Tragödien.

...


Aus: "Doris Dörrie schreibt über das Wohnen der Anderen" (15. April 2025)
Quelle: https://www.stern.de/kultur/neues-buch--doris-doerrie-schreibt-ueber-das-wohnen-der-anderen-35641940.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Vorstandschefs der Dax-Konzerne haben im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient. Wie das ,,Handelsblatt" berichtet, erhielten die CEOs insgesamt Vergütungen von mehr als 230 Millionen Euro und damit rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber habe der Nettogewinn ihrer Konzerne nur bei rund einem Prozent über dem Vorjahresergebnis gelegen.

Besonders große Gehaltssprünge verzeichneten Beiersdorf-Manager Warnery und SAP-Chef Klein. Klein war mit fast 19 Millionen Euro auch der Topverdiener unter den Vorstandsvorsitzenden, gefolgt von Mercedes-Chef Källenius und Volkswagen-Chef Blume.
Kritiker monieren die steigenden Vergütungen. Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Tüngler, sagte dem ,,Handelsblatt", die bisher ungeschriebene Grenze von zehn Millionen Euro bei der Maximalvergütung werde immer öfter gerissen. Er sei deshalb gespannt auf die Hauptversammlungen der Konzerne, wo die Vergütungssysteme ein großes Thema sein würden.


Aus: "Dax-Chefs verdienen zehn Prozent mehr – während Unternehmen ein Prozent plus machen" (14.04.2025)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/dax-chefs-verdienen-zehn-prozent-mehr-waehrend-unternehmen-ein-prozent-plus-machen-100.html

Textaris(txt*bot)

#1757
Quote[...] Die Armen im Land seien in den vergangenen Jahren spürbar ärmer geworden: Das ist die zentrale Botschaft der neuen Ausgabe des Armutsberichts des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Sie wird am Dienstag veröffentlicht und lag dem Tagesspiegel vorab vor.

Die Zahlen basieren auf Erhebungen des Statistischen Bundesamts. Im Bericht heißt es, zwar sei seit 2020 das mittlere Einkommen von Armutsbetroffenen nominal von 981 auf 1099 Euro gestiegen. Doch wegen der hohen Inflation sei das Einkommen preisbereinigt von 981 auf 921 Euro gesunken.

Im Ergebnis zählt der Paritätische um die 13 Millionen Menschen zu den von Armut Betroffenen. Das sind rund 15,5 Prozent der Bevölkerung und damit 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Bei Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit liegt die Quote bei 12,8 Prozent, bei Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit hingegen bei 30 Prozent.

Am höchsten ist die Quote in Bremen (25,9 Prozent) und in Sachsen-Anhalt (22,3 Prozent), am niedrigsten in Baden-Württemberg (13,2 Prozent) und Bayern (11,8 Prozent).

Die Armutsschwelle liegt demnach für Alleinlebende bei 1381 Euro im Monat, für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2900 Euro. Dabei geht es jeweils um Nettobeträge.

Im Bericht wird festgehalten, gut 12 Prozent der Armutsbetroffenen könnten sich nicht leisten, ihre Wohnung warmzuhalten. In der nicht-armen Bevölkerung seien es dagegen gut fünf Prozent. Einen einwöchigen Urlaub einmal pro Jahr können sich demnach 49 Prozent der Armen nicht leisten, im Vergleich zu knapp 16 Prozent in der nicht-armen Bevölkerung.

Zugrunde liegt dem Bericht eine Definition, wonach als arm oder armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des Median-Einkommens zur Verfügung hat, berechnet je nach Haushaltszusammensetzung. Das Median-Einkommen liegt genau in der Mitte zwischen hohen und niedrigen Einkommen und wird, anders als der Durchschnitt, nicht von Ausreißern nach oben oder unten beeinflusst.

Allerdings ist in der Fachwelt umstritten, ob die Messung relativer Armut zielführend ist. Sie sagt wenig über den tatsächlichen Lebensstandard aus oder darüber, ob materielle Grundbedürfnisse befriedigt werden können oder nicht. Wenn alle Menschen gleichermaßen an Wohlstand gewinnen, ändert sich an der Zahl der relativ Armen nichts. Der Paritätische verteidigt das Konzept aber.

Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Verbands, fordert, den Bürgergeld-Regelsatz für eine alleinstehende Person von 563 Euro auf mehr als 800 Euro anzuheben. ,,Aus den Regelsätzen wird viel zu viel herausgekürzt und weggerechnet; damit ist noch nicht einmal eine gesunde Ernährung möglich", sagte er dem Tagesspiegel.

Nur elf Prozent der Armutsbetroffenen seien arbeitslos. ,,Wer das Thema Armut auf eine Debatte um angebliche Arbeitsverweigerer reduziert, verkürzt das Problem und lenkt ab."


Aus: "13 Millionen Menschen in Deutschland leben unterhalb der Armutsgrenze" Karin Christmann (29.04.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/hohe-inflation-ein-grund-13-millionen-menschen-in-deutschland-leben-unterhalb-der-armutsgrenze-13605745.html

QuoteSuedfriesland
29.04.25 09:04

    13 Millionen Menschen in Deutschland leben unterhalb der Armutsgrenze

Ach ja, der Paritätische Wohlfahrtsverband mit seiner üblichen Quartalsalarmmeldung.

Und der Tagesspiegel platziert das auch noch an prominenter Stelle. Dabei sollte jeder wissen, dass das statistische Einkommen nichts über die tatsächlichen Lebensverhältnisse aussagt. Die Rente meiner Mutter liegt deutlich unter den genannten 1381 Euro. Bei einer Suppenküche oder Tafel war sie dennoch noch nie vorstellig. Nicht mal mit dem Quarzen hört sie auf. Ihr Kühlschrank ist trotzdem immer gut gefüllt.

Man könnte diese ,,Armutsberichte" als das übliche Lamento abtun. Wenn bloß nicht so viele Mitbürger immer wieder aufs Neue darauf hereinfielen. Doch um solche Menschen aufzuklären, ist dieses Forum ja auch da.


QuoteDauerschleife
29.04.25 09:17

@Suedfriesland am 29.04.25 09:04
Wie viel Miete zahlt denn Ihre Mutti?

Schon eklig wenn man so etwas schreibt und als Grund aufführt.


...

Quote[...] In weniger wohlhabenderen Stadtvierteln in Deutschland stehen für Eltern häufig weniger Kitaplätze zur Verfügung als in reicheren Quartieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

"Dort, wo frühkindliche Bildung am dringendsten gebraucht wird und am effizientesten nützt, ist sie am rarsten", teilte das Institut in seiner Erhebung mit. Die Suche nach Kitaplätzen gestaltet sich den IW-Forschenden zufolge gerade in den Vierteln am schwierigsten, in denen es Kinder wegen der härteren sozialen Lage der Eltern ohnehin mühsamer haben. Hier stellen die Forschenden eine "Versorgungslücke" fest: Sozial prekär gestellten Elternhäusern gelingt es demnach seltener als gut situierten, eine Kitabetreuung sicherzustellen.

Die 20 Prozent der Stadtviertel mit der niedrigsten Quote an Beziehenden der Grundsicherung sind um rund 16 Prozent besser mit Kitas versorgt als der jeweilige Stadtdurchschnitt. Und die 20 Prozent mit den meisten Leistungsempfängern weisen gemäß der Studie rund fünf Prozent weniger Kitas auf.

Als Hauptgrund für die ungleiche Kitaverteilung sehen die Forschenden, "dass sich konfessionelle und privat-gemeinnützige Kitas deutlich häufiger in prosperierenden Quartieren ansiedeln als in sozial schwachen Stadtteilen". In wohlhabenderen Stadtvierteln habe es eine deutliche Ausweitung öffentlich bezuschusster Kitaangebote mit gemeinnütziger Trägerschaft gegeben.

Den Forschenden zufolge sind die ungleiche Verteilung der Kitaplätze und somit auch die Bildungschancen "fatal". So komme es vermutlich zur "Reproduktion von sozioökonomischen Chancenungleichheiten". Das soziale Gefälle würde dadurch also weiter wachsen. 


Aus: "In ärmeren Stadtvierteln fehlt es an Kitaplätzen" (ZEIT ONLINE, dpa, hap , 29. April 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/familie/2025-04/kita-verteilung-deutschland-ungleich

QuoteFranz9

... In München muss ich nur in die reichen Umlandgemeinden schauen und schon weiß man, wie gute Kitas aussehen. Oder hier in Ottobrunn/Taufkirchen die Werkskitas für die Großfirmen aus Luft- und Raumfahrt oder Rüstung bzw. für die TU München. 8 - 19 Uhr, Ferienbetreuung, ..... .


QuoteMadame_X

... So wie Lehrer suchen auch Erzieherinnen sich gezielt Stadtteile aus, in denen sie weniger Streß und Ärger erwarten. Kann ich gut verstehen, die Arbeit soll auch Freude machen. Wer anderes fordert, sollte selbst mit gutem Beispiel vorangehen und nicht nur aus dem Elfenbeinturm fordern.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach dem Umsatzrückgang im vergangenen Jahr hat die Deutsche Bank so viel in einem Quartal verdient wie seit 14 Jahren nicht mehr. Deutschlands größtes Bankhaus verdiente durch gut laufende Geschäfte und sein Sparprogramm im ersten Jahresviertel unter dem Strich und nach Minderheiten 1,775 Milliarden Euro, teilte die Deutsche Bank mit. Die Erträge legten um 10 Prozent auf rund 8,5 Milliarden Euro zu.

"Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis des ersten Quartals", sagte Vorstandschef Christian Sewing. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre des Frankfurter Dax-Konzerns ein Gewinn von rund 1,8 Milliarden Euro – 39 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Den größten Anteil steuerte das Investmentbanking bei, in dem die Deutsche Bank zum Beispiel das Geschäft mit Übernahmen und Börsengängen abwickelt. Die Sparte trug rund 3,4 Milliarden Euro zu den gestiegenen Erträgen bei. 

Zugleich tritt der Vorstand bei den Kosten auf die Bremse. Von 2,5 Milliarden Euro angepeilten Kostensenkungen sind den Angaben zufolge mittlerweile rund 85 Prozent erreicht. Die Deutsche Bank hatte angekündigt, im laufenden Jahr etwa 2.000 Stellen zu streichen und die Zahl ihrer Filialen weiter zu reduzieren. Ende März lag die Zahl der Mitarbeitenden in Vollzeitstellen gerechnet bei 89.687. Das waren 636 weniger als ein Jahr zuvor. 

Vorstandschef Sewing hatte Ende Januar ein neues Umbauprogramm angekündigt mit dem Titel "Deutsche Bank 3.0". So sieht das Management Potenzial, durch schlankere Hierarchien und mehr Einsatz von künstlicher Intelligenz Kosten zu senken. Sewing will die Bank effizienter machen: Die Eigenkapitalrendite soll 2025 auf mehr als 10 Prozent steigen, nach 4,7 Prozent im vergangenen Jahr. Im ersten Quartal des laufenden Jahres wurde ein Wert von 11,9 Prozent erreicht.


Aus: "Deutsche Bank verbucht höchsten Quartalsgewinn seit 14 Jahren" (29. April 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-04/banken-deutsche-bank-christian-sewing-quartal-gewinn

QuoteSuhrkamp

Ich bin froh, daß mein Geld in guten Händen ist.


QuoteRhianne

... Sehr müdes und gelangweiltes klatschen meinerseits. Die Anteilseigner werden sich sicher freuen über die Dividende, bis der nächste Skandal offenbar wird und die Bank wieder um Hilfe schreit.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Für eine Arbeitsstunde müssen deutsche Unternehmen im Industrie- und Dienstleistungssektor deutlich mehr bezahlen als Firmen in den meisten anderen EU-Ländern. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die durchschnittlichen Arbeitskosten in Deutschland im vergangenen Jahr bei 43,40 Euro pro Stunde und damit rund 30 Prozent über dem EU-Schnitt von 33,50 Euro, beziehungsweise gut 16 Prozent über dem Schnitt des Euroraums (37,30 Euro). Der relative Abstand vom EU-Schnitt bleibt damit den Wiesbadener Statistikern zufolge seit Jahren unverändert.

Zu den Arbeitskosten zählen neben dem Arbeitnehmerbrutto inklusive Sonderzahlungen und vermögenswirksame Leistungen auch Lohnnebenkosten wie etwa der Arbeitgeberanteil an Sozialbeiträgen sowie Kosten für Aus- und Fortbildungen. Somit spiegeln die Arbeitskosten nicht nur das Lohnniveau im jeweiligen Land wider, sondern auch die Produktivität der Unternehmen, die Steuerlast und die Durchsetzungskraft von Gewerkschaften.

Am höchsten waren die Arbeitskosten 2024 in Luxemburg (55,20 Euro), Dänemark (50,10 Euro) und Belgien (48,20 Euro). Die Länder mit den niedrigsten Arbeitskosten waren Bulgarien (10,60 Euro), Rumänien (12,50 Euro) und Ungarn (14,10 Euro). Insgesamt lag Deutschland somit auf Platz sieben der EU, in 20 Ländern waren die Arbeitskosten niedriger. Über die relative Höhe der Löhne aus Arbeitnehmersicht geben diese Zahlen nur bedingt Aufschluss, da die Lebenshaltungskosten je nach EU-Land stark variieren.

Stark unterschiedlich fiel im vergangenen Jahr den Angaben nach das Wachstum der Arbeitskosten aus. Die stärksten Anstiege verzeichneten osteuropäische Länder wie Polen (plus 19 Prozent), Kroatien (14,2 Prozent) und Bulgarien (13,9 Prozent). Am wenigsten veränderten sich die Arbeitskosten in Tschechien mit einem Plus von 1,3 Prozent und Luxemburg, wo sie um 2,1 Prozent stiegen. Die deutsche Entwicklung von plus fünf Prozent entspricht demnach dem EU-Schnitt. 2023 kostete eine Arbeitsstunde in Deutschland im Schnitt 41,30 Euro, in der EU 31,80 Euro

Im EU-Schnitt waren die Arbeitskosten jeweils im Industrie- und Dienstleistungssektor in etwa gleich hoch, mit 33,7o beziehungsweise 33,30 Euro. Anders war es hingegen in Deutschland mit einem deutlich höheren Wert im verarbeitenden Gewerbe: Während eine Arbeitsstunde im Dienstleistungssektor 42,10 Euro kostete, fielen für eine Stunde in der Industrie Kosten von 48,30 Euro an. Allerdings weisen mehrere Länder deutlich größere Unterschiede auf: So war in Luxemburg eine Arbeitsstunde im Dienstleistungsbereich 13,20 Euro teurer als in der Industrie. Auf Zypern war eine Arbeitsstunde im verarbeitenden Gewerbe um 6,30 und damit mehr als 30 Prozent günstiger als bei den Dienstleistungen. 


Aus: "Arbeitskosten in Deutschland 30 Prozent über dem EU-Schnitt" (30. April 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-04/arbeitskosten-lohn-lohnnebenkosten-wettbewerbsfaehigkeit-eu

QuoteWissenIstMacht888

Der Artikel liest sich wie: "Hallo, ich bin die Wirtschaftselite und empfehle dir dich an Bulgarien und Ungarn zu orientieren! Zumindest was die Bezahlung von Arbeitnehmern betrifft! Passt auch gerade ganz gut zum neuen Unions-Kabinett!"

Aber hey, ich könnte mich irren.


QuoteDirewolf

Sie irren sich, denn der Text liest sich wie:

"Hallo ich bin eine automatisiert erstellte Standartmeldung des Statistischen Bundesamtes mit minimaler Überarbeitung"


QuoteWissenIstMacht888
Antwort auf @Direwolf

Für 'ne Statistik-Standardmeldung schon sehr unternehmerfreundlich geframed.


QuoteImmer noch Meine Meinung

In Bangladesch und Ost Timur sind die Arbeitskosten noch niedriger.


QuoteThe Healer

Meine Firma verlagert Produktion, Konstruktion und Programmierung ins Ausland, aus Kostengründen. Damit werden Arbeitsplätze in Deutschland und anderen Hochlohnländern abgebaut. Die Produktkosten stehen im internationalen Vergleich. ...


QuoteHansList

"Meine Firma verlagert Produktion, Konstruktion und Programmierung ins Ausland, aus Kostengründen. "

Der Fall ist doch klar. Wir müssen die Löhne und alle anderen Kosten halbieren. Ebenso die Preise und Mieten. Schon sind wir wieder vorne mit dabei.


QuoteExegetius

Ein Blick zu unseren Nachbarn: Warum wollen so viele Unternehmen in der Schweiz tätig sein, trotz der sehr hohen Lohnkosten dort - ist die Schweizer Industrie nicht wettbewerbsfähig?


QuoteDie Zeit ist reif

Ach ja, die altbekannte Schallplatte: "Die Arbeitskosten in Deutschland sind zu hoch!" – als wäre das allein schon ein Argument für geringere Löhne.

Kein Wort darüber, dass deutsche Unternehmen im Gegenzug auch mit die höchste Produktivität in Europa haben. Keine Silbe zu Wertschöpfung, Effizienz oder Innovationskraft.

Nur der Preis wird genannt – nicht die Leistung.

Wer so argumentiert, betreibt selektive Statistik und streut Angst vor Wettbewerbsverlust, um Lohnzurückhaltung salonfähig zu machen.

Dass der Abstand zum EU-Schnitt seit Jahren stabil bleibt, könnte man auch als wirtschaftliche Stärke deuten aber das würde das Narrativ stören.

Und während in anderen Ländern prekär bezahlt wird, weil die soziale Sicherung fehlt, wird hier suggeriert, dass faire Löhne ein Standortnachteil seien. Vielleicht sollte man sich fragen, warum eine der stärksten Volkswirtschaften der Welt angeblich billiger werden muss, um konkurrenzfähig zu bleiben ?


Quotekeks707

Überraschung: Wir sind was Lebenshaltungskosten angeht auch über dem EU Schnitt. Sachen gibts...


QuoteExegetius

... Ab welcher Lohnhöhe rechnet sich der Flug zum Friseur in Bulgarien?


QuoteSuhrkamp

Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umhöre, bekomme ich den Eindruck, daß viele Menschen bereit wären, höhere Preise zu bezahlen, wenn dadurch mehr Lohngerechtigkeit entstünde.


QuoteKlopfzeichen

Vielleicht hat nicht jeder so einen gut betuchten Bekanntenkreis?


QuoteExegetius

Bei mir höre ich oftmals Gegenteiliges: Möglichst günstig leben, viel verdienen.

Gerade in Diskussionen mit Beamten treibt das dann schnell Streitblüten: Mein Argument, dass die Besoldung an die Lebensstandarderhaltungskosten angepasst werden könnte, die ja aufgrund der Verfügbarkeit von günstigen Waren (Temu, Discounter, Kenia-Blumen, Kik etc.) in den letzten Jahrzehnten dratsisch gesunken sind, stößt auf großen Widerstand.


Quote1971koepi

Es gibt einen Grund, warum man Billiglohnländer wie z.B. Bulgarien und Rumänien damals verfrüht in die EU aufgenommen hat (unabh. von der Erfüllung politischer oder wirtschaftlicher Voraussetzungen). Druck auf die Löhne der westl. EU-Staaten ausüben, Arbeitskosten auf dem Rücken der Arbeitnehmer zu reduzieren, ... Der Rubel muss rollen für die Wirtschaftseliten.


Quoteinmado

Wir wollen hier ja wohl keine Löhne wie in Ungarn, Bulgarien oder Rumänien?! Vergleichen sollten wir uns doch wohl eher mit West- als mit Osteuropa. Verglichen mit Ländern wie Dänemark, Niederlande, Belgien oder GB erscheint Deutschland eher als ein Niedrig-Lohnland. Auch muss man die Löhne in Relation zu den Lebenshaltungskosten der Arbeitnehmer sehen. Von einem Durchschnittseinkommen in Deutschland kann eine Familie hier kaum angemessen leben. Und betrachtet man die daraus resultierende Altersrente, wird es noch schlechter.

Deutschland ist ein reiches Land, nur die Deutschen sind es nicht.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Deutsche Spitzenmanager haben in den letzten fünf Jahren deutlich mehr verdient als zuvor. Ihre Gehälter stiegen nach Berechnungen der Entwicklungsorganisation Oxfam 30-mal so stark wie die Reallöhne aller Angestellten. Oxfam untersuchte nach eigenen Angaben die Vorstände der 36 umsatzstärksten Unternehmen, deren Gehälter öffentlich bekannt waren. Demnach verdienten die Vorstandsvorsitzenden 2024 im Mittel (Median) rund 4,4 Millionen Euro. Inflationsbereinigt sind das 21 Prozent mehr als 2019.

Der durchschnittliche Reallohn aller Beschäftigten in Deutschland stieg zwischen 2019 und 2025 hingegen nur um 0,7 Prozent. Das geht aus Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor. Bei den Berechnungen wurde die hohe Inflation der vergangenen Jahre vom Anstieg der nominalen Löhne abgezogen. Deshalb zeigt die Entwicklung des Reallohns die tatsächliche Kaufkraft an.

Nach Auswertung der Analyse forderte Oxfam die Bundesregierung dazu auf, besonders hohe Einkommen stärker zu besteuern und eine Vermögenssteuer einzuführen. Die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden seien "völlig losgekoppelt von der Lohnentwicklung normaler Beschäftigter, denen ihre Lebenshaltungskosten zunehmend über den Kopf wachsen", sagte Oxfam-Sprecherin Leonie Petersen. "Diese immer gravierendere Ungleichheit ist auch eine Gefahr für unsere Demokratie."

International sei der Trend noch stärker gewesen, teilte Oxfam mit. So hätten sich die Gehälter aller Vorstandschefs, die über eine Million US-Dollar verdienten, zwischen 2019 und 2025 verdoppelt. Sie lägen nun im Mittel bei 4,3 Millionen US-Dollar.


Aus: "Gehälter von Vorständen steigen 30-mal stärker als Reallöhne" (1. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2025-05/vorstand-gehaelter-anstieg-vergleich-reallohn

QuoteK4799

Die Gehaltsentwicklung lässt sich doch recht durch unterschiedliche Wahrnehmungen der Konzernführung erklären.

Als Arbeitnehmer gilt: Geht es dem Unternehmen gut, muss man vorsichtig die Löhne anheben, da es dem Unternehmen ja auch wieder schlecht gehen kann.

Geht es dem Unternehmen schlecht, kann man sie schon gar nicht anheben.

Als Vorstand gilt: Geht es dem Unternehmen gut, macht man alles richtig und ist annähernd unbezahlbar.

Geht es dem Unternehmen schlecht steuert man es durch eine Krise. Wer in solchen Zeiten Kapitän ist, kann gar nicht genug für seinen konstanten Einsatz bezahlt werden.

Arbeitnehmer sind (bei allem Respekt für ihre geleistete Arbeit), ein Kostenfaktor. Während Vorstände den Unterschied machen wie es dem Unternehmen geht.


QuoteVerstrahlter Erzfrevler der Verlorenen

Bemerkenswert ist außerdem, dass große Teile der Gesellschaft eine riesige Gefahr im Mindestlohn sehen, während die Top Löhne keine Rolle spielen.

Immer wieder auch schön:
Ein Vorstand gönnt sich eine zurückhaltende Gehaltserhöhung von 20% - kein Problem.
Die Belegschaft streikt für 5% mehr Lohn - halb Deutschland hält das für unverschämt.


Quotebig_eye

Fairerweise muss man dazu erwähnen, dass Manager auch dreißigmal mehr arbeiten. Während ein normaler Beschäftigter nur acht Stunden täglich - plus vielleicht zwei bis drei Überstunden - am Tag arbeitet, schuftet so ein Manager mindestens 240 Stunden täglich.

...

/Ironie


QuoteBlowed Washed

Neinneinein ... Schaut lieber auf die [] Geflüchteten! Das gibt sonst wieder böslinke Neiddebatte!


QuoteNix für Ungut

Das passiert, wenn man die Gehälter quasi selbst bestimmt. Vorstände, Aufsichtsräte und auch die institutionellen Anleger sind da keine große Kontrolle. ... Vielleicht sollten die Gewerkschaften da mal ansetzen, dass Managergehälter eben nur ein 4 - 8 faches der Durchschnittsgehälter des Unternehmens betragen darf.


QuoteRagazzi10

Antwort auf @kimiko

In der Schweiz gab es mal eine entsprechende 1:12 Initiative. Dass also der höchste Lohn in einem Betrieb maximal 12x so hoch sein darf, wie der niedrigste. Wurde dort leider vom Volk abgelehnt. (Aber immerhin durfte dort das Volk drüber abstimmen.)


QuoteZiehung der Lottozahlen

Ja, aber dann bekommen Sie nicht die wirklich guten Leute, antwortet der Neoliberalismus. Ergo: Vorstände sind Söldner.


QuoteUniKrebsforscher

10x mehr reicht um sich vom weniger begnadeten Rest abzusetzen. ...


QuoteFragestellerin

Da müssen sich die Vorstände natürlich über die hohen Arbeitskosten beklagen

"Wettbewerbsfähigkeit: Arbeitskosten in Deutschland 30 Prozent über dem EU-Schnitt"
https://www.zeit.de/arbeit/2025-04/arbeitskosten-lohn-lohnnebenkosten-wettbewerbsfaehigkeit-eu

Das Dumme ist: dies funktioniert immer und immer wieder.


Quoteklaus-dieter-01

Jetzt beruhigen wir uns alle wieder und denken an den trickle down effect. All das schöne Geld das zu uns runterfließt, weil die Reichen das Land noch nicht verlassen haben...


QuoteKanuka

Das ist Ironie, oder?


QuoteDrest Dark
Antwort auf @Kanuka

Das ist Ironie, oder?

Zynismus


...

Textaris(txt*bot)

#1761
Quote[...] Gestern Abend habe ich es wieder erlebt. Als der Kunde gesehen hat, dass ich mit dem Rucksack vor seiner Tür stehe, ist er in der Wohnung verschwunden und hat Trinkgeld geholt. Das passiert häufig. Ich habe das Gefühl, die Leute gucken sich erst den Fahrer an und entscheiden dann, ob sie Trinkgeld geben oder nicht.
Mittlerweile vermute ich: Trinkgeld gibt es vor allem dann, wenn man den großen Rucksack bis vor die Tür trägt und nicht bloß die Tüte mit der Lieferung. Wenn der Kunde sieht, sein Essen ist noch warm. Außerdem ist die Tüte allein schnell abgeben. Den Rucksack musst du öffnen, es ist eine Tätigkeit vor den Kunden – das ist nicht so anonym. Dann rennen sie in die Wohnung und kommen mit Geld zurück, so wie der Mann gestern. 

Ich arbeite seit vier Jahren als Fahrradlieferantin und fahre fünf Tage die Woche durch Berlin. Im Durchschnitt habe ich täglich etwa zehn Kunden. Trinkgeld geben sie ganz unterschiedlich. Ich würde sagen, zwei davon schicken es über die App, vier reichen es mir in bar und der Rest gibt keinen Cent. 
Ich überlege oft, woran das liegen könnte. Ich dachte mal, es kommt auf den Stadtteil an. Im Prenzlauer Berg habe ich oft kein Trinkgeld gesehen, letzte Woche gab es dann genau dort besonders viel. Dann nahm ich an, dass die Menschen am Ende des Monats mehr geben, wenn sie ihr Gehalt auf dem Konto entdecken – aber auch das haute nicht hin. So richtig definieren kann ich es nicht. 

Sicher kann ich nur sagen: In den letzten zwei Jahren hat das Trinkgeld deutlich abgenommen. Früher habe ich pro Person im Durchschnitt zwei Euro gekriegt, heute sind es eher um die 1,50 Euro oder 1,70 Euro. Es geben aber nicht alle weniger, nur der gut gemeinte Fünfer, der ist jetzt seltener. Er hat früher die ausgeglichen, die nichts geben. Aber alle haben aktuell eben weniger Geld – vielleicht liegt es daran.
Wenn heute mal ein Kunde mir und meinen Kollegen mehr Trinkgeld in die Hand drückt, dann schreibt schon mal einer von uns in die gemeinsame WhatsApp-Gruppe: "Zum ersten Mal wieder einen Fünfer oder Zehner bekommen." Darüber freuen wir uns mega. Fair würde ich es finden, wenn jeder zwei Euro geben würde, so mache ich es selbst bei anderen Dienstleistern. Und klar, alles unter einem Euro ist zu wenig.
Während Corona lagen oft freundliche Zettel vor der Tür, heute schreibt sie keiner mehr. Die Leute interessiert es auch nicht mehr, welche Distanz ich gefahren bin oder ob es regnet oder stürmt. Manche sagen: "Ist ganz schön nass draußen." Und trotzdem gibt es kein Trinkgeld, sie wollen nur schnell ihr Essen. Wir Fahrer sind zur Selbstverständlichkeit geworden. 

Worüber ich mich wirklich ärgere ist, wenn gerade junge Leute im vierten oder fünften Stock mir zusehen, wie ich die Treppe hochkraxle, anstatt mir entgegenzukommen. Das wäre mir sogar lieber als die paar Cent Trinkgeld. 

Im Monat bekomme ich insgesamt zwischen 180 Euro bis 250 Euro Trinkgeld. Für mich ist das sehr wichtig, weil ich von meinem Lohn allein nicht leben kann. Es hilft mir dabei, Lebensmittel zu kaufen. Deswegen bevorzuge ich das Trinkgeld auch bar, das Geld über die App erhalte ich nämlich erst mit dem nächsten Gehalt. 
Zehn Euro waren der höchste Betrag, den ich je bekommen habe. An das erste Mal erinnere ich mich noch genau: Ich bin in den Stadtteil Friedrichshain zu einer älteren Frau gefahren, die Sushi bestellt hatte. Als ich ankam, hat sie sich herzlich bedankt und mich gefragt, ob es mir gut geht. Am Ende hat sie mir noch einen Zehner zugesteckt, den sie in Herzform gefaltet hatte. Zu Hause habe ich mir das Herz an meinen Wohnzimmerschrank gehängt, so süß fand ich das. Irgendwann war das Geld aber wieder knapp, dann musste ich den Schein ausgeben. 


Aus: ""Von meinem Lohn allein kann ich nicht leben"" Protokoll: Noelle Konate (Aus der ZEIT Nr. 18/2025 3. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-04/gehalt-lieferantin-berlin-trinkgeld-erfahrungen

Quotebiraz hasta

Für mich gehört das zum Paket von Lieferando dazu, daß das Essen bis zur Wohnungstür gebracht wird. Kann jetzt dekadent finden. Aber ich räume im Restaurant auch nicht meine Teller ab, oder Tanke dem Taxifahrer das Auto. ...


QuoteShapka007

Bei Lieferando habe ich zuletzt eine Servicegebühr (0,45 Euro) und eine Liefergebühr (2,49 Euro) bezahlt. Damit ist aus meiner Sicht mein Soll an den Lieferanten mehr als erfüllt. Trinkgeld gibt es für zusätzliche Leistungen - wenn das Essen bis vor die Wohnungstür gebracht wird. Wenn die Dame es nicht machen möchte, dann gibt es kein Trinkgeld. Sie möchte aber, dass man beides macht - das Essen unten abholt, damit sie nicht hochlaufen muss, und ihr Trinkgeld gibt. Wofür dann bitte? Dafür, dass sie ihren Job macht, für den sie bezahlt wird? Dafür kriege ich in meinem Job auch nichts extra.


Quotebaraida

Die Artikelserie lässt mich mein eigenes Trinkgeldverhalten hinterfragen. Dass die Frau hier aber die Kunden indirekt dafür verantwortlich macht, dass sie ihren Kühlschrank nur schwer füllen kann, finde ich trotzdem anmaßend.


QuoteMrGaga

,,Für mich ist das sehr wichtig, weil ich von meinem Lohn allein nicht leben kann."

Das ist doch der Schlüsselsatz.

Würde man aber faire Löhne zahlen, würden sich die Endpreise erhöhen und weniger Menschen Essen bestellen, damit die Gewinne einbrechen. Das Ganze wird also 1:1 auf dem Rücken der Liefernden ausgetragen. Da höre ich schon das ganze Neoliberalismus- Geschrei, aber da muss der Staat ran. Das sind nämlich wir alle.


QuoteThheodor

Der Artikel heißt "Gehalt von Lieferanten" und benennt nicht, was ein Lieferant verdient. Genau mein Humor. Zeitung 2025.


Quotesounddso

Frage: Warum muss eine 40-Jährige für diese niedrigsten Dienste mit den niedrigsten Arbeitnehmerstandards buckeln und das schon seit 4 Jahren?

Hat die nichts gelernt oder will nicht?


QuotePhysikerin100

Schade, dass nicht dazu gesagt wurde, wie viel sie regulär verdient. Wenn ich mir die Preisberechnung in der App anschaue, dann entsprechen zwei Euro Trinkgeld in etwa dem regulären Gehalt. In anderen etablierteren Branchen wäre so etwas IMHO nicht möglich.

Ich würde auch gerne wissen, wie viele Stunden am Tag sie im Schnitt arbeitet. Bei zehn Kunden pro Tag und einem Anfahrtsweg von, sagen wir, 10-15 Minuten komme ich nicht einmal auf einen Halbtagsjob.
Ich will damit nichts schönreden, solche Jobs sind Ausbeute. Und es kann auch sein, dass man übergangsweise mal auf solche Jobs angewiesen ist. Es stehen einem aber heute auch so viele Möglichkeiten offen, einen anderen Beruf zu ergreifen. Als Vollzeitberuf und Lebensanstellung würde ich solche Jobs nicht ansehen wollen. Aber jeder ist für seine Entscheidungen selbst verantwortlich.


Quotematt.rath

Die Arbeitsbedingungen bei Lieferando und co. interessieren mich schon lange, deshalb danke für den Artikel. Da mir schon offensichtlich schien dass die nicht toll sind laufe ich immer meine 5 Stockwerke runter und gebe mindestens 15% Trinkgeld, normalerweise mehr. Kleiner Tip an die Zeit noch: Mein Essen (bisher schätzungsweise 30 Bestellungen) ist noch NIE von einer Frau geliefert worden und nach Aussehen und Sprache zu urteilen wahrscheinlich noch nie von einem deutschen Staatsbürger. Wenn euch gesellschaftliche Zustände wirklich unabhängig von thematischen Moden interessieren, interviewt ihr beim nächsten Mal jemanden der repräsentativer ist.


Quotephrankme

Freundliche Begrüßung, ,,Guten Appetit!" und eine Verabschiedung. Keine hohe Anforderung, sollte jeder schaffen - dann gibt es auch Trinkgeld

95% meiner Lieferungen laufen trotz netter Worte und Lächeln meinerseits komplett ohne Gegenreaktion ab.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ich steckte mitten in meiner Promotion der Neurowissenschaften und forschte in London mit vielen cleveren Menschen aus aller Welt daran, wie das menschliche Gehirn Informationen verarbeitet. Gleichzeitig erfuhr ich jeden Tag mehr darüber, wie unmenschlich das Verhalten meiner Spezies auf so vielen Ebenen war. Egal, ob mit Blick auf die Zerstörung der eigenen planetaren Lebensgrundlagen oder hinsichtlich der Bedrohung, Bekämpfung und Vernichtung von Menschen durch Menschen.

[...] Ich erinnere mich sehr gut an die ernüchternde Phase, in der mir klar wurde: Die Wurzel allen Übels liegt in der Verteilung. Also in der Antwort auf die Frage, wer wie viel ,,verdient" und ,,besitzt". Inklusive der guten alten Macht. Ich begriff – ohne es damals so formulieren zu können – dass alle humanen und planetaren Missstände in der Finanzpolitik und -wirtschaft wurzelten. Um auf Nummer sicher zu gehen, belegte ich sogar Kurse an der renommierten London Business School. Ich lernte, dass Geld aus dem ,,Nichts" geschaffen wird und wer darüber entscheidet. Parallel lernte ich die vielen ,,Biases" – also kognitiven Schnellschüsse – des menschlichen Gehirns kennen, die uns alles andere als ,,rational" entscheiden lassen.

[...] Summa summarum begriff ich zunehmend: Wir Menschen hatten in den vergangenen Jahrzehnten Belohnungs- und damit Finanzstrukturen geschaffen, die zwar einigen wenigen kurz- bis mittelfristig enormen ,,Luxus" bescherten, für die Mehrheit und damit uns als Spezies insgesamt aber zunehmend zum Verhängnis wurden. Um es mit einem passenden Bild auszudrücken: Dead Bull – wir stehen vor einem toten Bullen. Ohne es wahrhaben zu wollen.

Die gute Nachricht? Das können wir ändern. Unlängst erschien eine in Archäologiekreisen ,,bahnbrechend" genannte Studie, die weit verbreitete Überzeugungen zur Entstehung von Ungleichheit hinterfragt. Anhand Zehntausender Datensätze von Ausgrabungsstellen schlussfolgern die Forscher:innen, Ungleichheit sei keineswegs die unvermeidbare Konsequenz gesellschaftlichen Fortschritts, der Einführung von Landwirtschaft oder des Bevölkerungswachstums. ,,Stattdessen scheint sie eine Konsequenz politischer Entscheidungen und Regierungsstrukturen zu sein."

Deutlicher könnte eine Aufgabe nicht formuliert sein. Es liegt an uns. An den Strukturen, die wir aufbauen. An den Menschen, denen wir politische, wirtschaftliche und mediale Macht und damit Verantwortung geben. Es liegt an uns, den Status quo zu ändern.

...


Aus: "Mit der Ungleichheit zerstört die Menschheit sich selbst" Maren Urner (05.05.2025)
Quelle: https://www.fr.de/meinung/kolumnen/ungleichheit-gefaehrdet-die-menschheit-sie-liesse-sich-ueberwinden-93713522.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wohnverhältnisse, Einkommen, Bildung und andere soziale Faktoren beeinflussen die Gesundheit nach einer Studie stärker als Genetik oder die Qualität des Gesundheitssystems. Die Lebensumstände sowie Benachteiligung und Diskriminierung bestimmten vielfach, wie viele Jahre jemand gesund leben könne, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Solche sozialen Faktoren bestimmten die Gesundheit zu mehr als 50 Prozent.

In der WHO-Studie geht es um die ,,sozialen Determinanten der Gesundheit" und die definiert die WHO so: ,,Die Bedingungen, unter denen Menschen geboren werden, aufwachsen, leben, arbeiten und altern, sowie der Zugang der Menschen zu Macht, Geld und Ressourcen." Das Fazit des Vorgängerberichts von 2008 gelte bis heute: ,,Soziale Ungerechtigkeit tötet im großen Stil."

,,Je benachteiligter die Region ist, in der die Menschen leben, je niedriger ihr Einkommen und je weniger Ausbildungsjahre sie haben, desto schlechter ist ihr Gesundheitszustand und desto weniger gesunde Lebensjahre können sie erwarten", berichtet die WHO. Sie nennt auch Einkommen, Rassismus und Diskriminierung, Einsamkeit, Zugang zu Computern, Konflikte und Vertreibungen und Sozialleistungen als wichtige Faktoren.

Menschen in Ländern mit der höchsten Lebenserwartung lebten im Durchschnitt 33 Jahre länger als diejenigen in Ländern mit der niedrigsten Lebenserwartung, heißt es in dem Bericht. Die Sterberate von Kindern unter fünf Jahren sei in Ländern mit geringem Einkommen 13-mal höher als in reichen Ländern. Die Unterschiede gebe es auch innerhalb von Ländern zwischen armen und reichen Menschen, und vielfach seien sie dort in den vergangenen Jahren größer statt kleiner geworden.

Die Lösungen liegen laut WHO auf der Hand: Die ökonomischen Ungleichgewichte müssten beseitigt werden, es müsse für alle Menschen angemessenen Wohnraum, öffentliche Verkehrsmittel, Gesundheitsversorgung und soziale Hilfen geben, Konflikte müssten gelöst und Diskriminierung bekämpft werden.

Investitionen lohnten sich finanziell: gesündere Menschen seien produktiver und brauchten weniger ärztliche Hilfeleistungen. Nichts zu tun sei dagegen immens teuer.

Nur hätten viele arme Länder kein Geld für höhere Investitionen, weil sie unter Schulden ächzen: 3,3 Milliarden Menschen lebten nach WHO-Angaben im vergangenen Jahr in Ländern, die mehr Geld für Zinsen ausgaben als für Gesundheit und Bildung zusammen. (dpa)


Aus: "Soziale Ungerechtigkeit tötet: 33 Lebensjahre Unterschied zwischen arm und reich" Christiane Oelrich (07.05.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/soziale-ungerechtigkeit-totet-33-lebensjahre-unterschied-zwischen-arm-und-reich-13646185.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] In den Gesundheits- und Pflegeberufen sind die Löhne in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Vollzeitbeschäftigte erhielten im April 2024 im Mittel 4.048 Euro brutto ohne Sonderzahlungen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 1.219 Euro mehr als noch vor zehn Jahren. Im April 2014 lag der Bruttoverdienst im Mittel bei 2.829 Euro.

Knapp 1,7 Millionen Menschen sind in Gesundheits- und Pflegeberufen vollzeitbeschäftigt. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) von ihnen sind Frauen.

"Der Verdienstzuwachs fiel in Gesundheits- und Pflegeberufen größer aus als in vielen anderen Berufsgruppen", teilte das Bundesamt mit. "Ein Grund dafür dürfte auch die Einführung und Entwicklung des gesetzlichen Mindestlohns seit 2015 sein, von dem Beschäftigte in Gesundheit und Pflege stärker profitierten als in anderen Berufen."

In der Gesamtwirtschaft verdienten Vollzeitbeschäftigte im April 2024 im Mittel 3.978 Euro brutto. Das waren 988 Euro mehr als zehn Jahre zuvor. In den besser bezahlten Ingenieur- und Luftfahrtberufen fiel das Plus binnen zehn Jahren mit 1.218 Euro beziehungsweise 1.157 Euro ähnlich aus wie in Gesundheits- und Pflegeberufen.

Die Bruttomonatsverdienste stiegen etwa in Transport-, Logistik- und Verkehrsberufen mit 739 Euro unterdurchschnittlich, in Handwerksberufen sowie Metall- und Elektroberufen waren es jeweils 899 Euro.

"Innerhalb der Gesundheits- und Pflegeberufe profitierten vor allem Fachkräfte in der Altenpflege in den vergangenen zehn Jahren von besonders stark gestiegenen Verdiensten", teilte das Statistikamt mit. Vollzeitbeschäftigte Fachkräfte verdienten dort im April 2024 im Mittel 4.228 Euro brutto. Das waren 1.612 Euro mehr als zehn Jahre zuvor. Fachkräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege kamen auf 4.310 Euro – rund 1.260 Euro mehr als zehn Jahre zuvor.

In der Gesamtwirtschaft stiegen die Verdienste auf Fachkräfteniveau im selben Zeitraum um 884 Euro auf 3.580 Euro brutto im Monat.

Die hier genannten Medianverdienste bilden jeweils die Mitte der Verteilung und teilen diese in zwei gleich große Hälften: Eine Hälfte verdient mehr und die andere weniger als der Median.


Aus: "Löhne in den Pflege- und Gesundheitsberufen gestiegen" (6. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-05/lohn-gesundheit-pflege-medizin-gehalt

QuoteSegelfalter

Ein ganz erstaunlicher Artikel. Es wird zwar der Einfluss des Mindestlohns erwähnt. Aber nicht die Tatsache, dass für den Pflegebereich ein extra Mindestlohn gilt, der deutlich über dem allgemeinen Mindestlohn liegt. Könnte man ja vielleicht erwähnen.

Der Mindestlohn in der Pflege wird ab 01.07.25 je nach Qualifikation zwischen €16,10 und €20,50 liegen im Gegensatz zu €12,82 regulärer Mindestlohn.

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/mindestlohn-altenpflege-steigt-2216632


QuoteKrankenpfleger

Bin seit 20 Jahren in der Pflege die 4000€ sind immer noch kein Standard wie der Artikel vermitteln will.

Um 4000€ zu verdienen braucht man schon Vollzeit, 3 Schichten, alle Feiertage in einem sehr anstrengenden anspruchsvollen Beruf. Vollzeit schafft man eigentlich nicht lange.

Nicht vergessen, der Beruf hat sich aus einem extrem niedrigen Lohnniveau entwickelt.


Quotecubafidl

Anbei mal eine Übersicht über die Vergütungen der Pflegekräfte in den einzelnen Bundesländern, falls es jemanden interessiert.

https://www.aok.de/gp/entlohnung-nach-tarif/tarifuebersicht/bundesweite-uebersicht-der-regional-ueblichen-entlohnungsniveaus


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Menschen in Deutschland geben durchschnittlich jeden vierten Euro für das Wohnen aus. Das geht aus Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat hervor, die das Statistische Bundesamt auf eine Anfrage des BSW hin ausgewertet hat.

Den Daten zufolge betrugen die Ausgaben der Menschen in Deutschland für Mieten oder andere Wohnkosten, etwa bei Wohneigentum, im vergangenen Jahr 24,5 Prozent ihres Einkommens. Von Armut bedrohte Personen gaben in Deutschland im Durchschnitt sogar 43,8 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen aus, also fast jeden zweiten Euro, hieß es.

Dies seien 5,3 Prozentpunkte mehr als im EU-Durchschnitt. Damit sei gemessen am Einkommen Wohnen fast nirgendwo in Europa so teuer wie hierzulande, kritisierte das BSW am Sonntag in Berlin. In vergleichbaren Ländern wie Frankreich, Österreich oder den Niederlanden liegen die Werte demnach deutlich niedriger.

Höher als in Deutschland war der durchschnittliche Anteil der Wohnkosten laut der Statistik 2024 in Dänemark (26,3 Prozent) und vor allem in Griechenland (35,5 Prozent). Schweden lag etwa mit Deutschland gleichauf. Besonders niedrige Wohnkostenanteile wurden für Zypern (11,4 Prozent), Malta (12,5 Prozent), Italien und Slowenien (jeweils 13,6 Prozent) angegeben. Der EU-Durchschnitt liegt bei 19,2 Prozent.

"Dass in Ländern wie Frankreich oder Österreich die Menschen deutlich weniger für das Wohnen ausgeben, zeigt, dass es auch anders geht", sagte die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht dazu der Nachrichtenagentur AFP. Wagenknecht forderte insbesondere einen bundesweiten Mietendeckel sowie einen höheren Anteil der Gemeinnützigkeit am Wohnungsmarkt.


Aus: "Menschen in Deutschland geben jeden vierten Euro für Wohnkosten aus" (11. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-05/wohnen-kosten-deutschland-eu-vergleich

QuoteFlorian Schwanitz

An die "Wir müssen mehr bauen"-Fraktion. Das hat die Zeit in einer großen Studie in allen Großstädten ab 100.000 Einwohnern untersucht. Solange Private bauen, senkt das die Mieten nicht, sie steigen sogar weiter.

Für Zeit+ Abonennten sehr lesenswert, für Alle anderen hier das entscheidende Zitat aus dem Artikel:

"Wir haben Statistiken aus 67 deutschen Großstädten ausgewertet – Mietkosten, Einwohnerentwicklung, Wohnungsbestand, Bautätigkeit und weitere Indikatoren, jeweils für die vergangenen zehn Jahre. Manche Städte wachsen schnell, andere langsam. Mancherorts wird viel gebaut, anderswo wenig. Nur die Mieten, sie steigen überall.

Technisch ausgedrückt: Zwischen dem Wohnungsbau und den Mieten gibt es keinen statistisch signifikanten Zusammenhang. Bauen hilft laut diesen Daten kaum gegen steigende Mieten. Wenn aber ein größeres Angebot an Wohnungen nicht zu sinkenden Preisen führt – dann ist der Mietmarkt kaputt.

(...)

In Würzburg ist dreimal mehr gebaut worden, als es der Bevölkerungszuwachs erfordert hätte. Die Mieten sind trotzdem mächtig gestiegen (+41,4%, F.S.)."

https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-03/steigende-mieten-wohnungsbau-deutschland-grossstaedte

Kein Privater Bauherr verzichtet freiwillig auf Rendite. Und diese Rendite zahlen die Mieterinnen und Mieter, die irgendwo wohnen MÜSSEN. Da kann man nicht einfach mal zwei Jahre lang sagen: "Angebot zu teuer, ich wohne nicht." Und exakt diese Zwangslage wird ausgenutzt.

Wir brauchen kommunalen Wohnungsbau.


QuoteMeinungsWeise

Von Armut bedrohte Personen gaben in Deutschland im Durchschnitt sogar 43,8 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen aus, also fast jeden zweiten Euro, hieß es.

Sozialer Wohnungsbau ist keine Priorität für Union und SPD.

Wir hatten mal 4 Mio Sozialbauwohnungen. Jetzt sind es noch 1,1 Mio. Aber das Problem wird ja jetzt gelöst, in dem man ein paar tausend arme Schweine an der Grenz abweist. ...


QuoteFarbspiel

Die Frage ist, warum ist die SPD abgestürzt. Weil sie nicht schon lange genug arme Schweine abgewiesen hat? Oder die Versprechen, von schaffen von kostengünstigen Wohnungen nicht annähernd erreicht wurden? Oder beides?


Quotevorderwäldler

Das Geld, dass für die Miete draufgeht und über Heuschrecken ins Ausland wandert, kann hierzulande nicht ausgegeben werden. Jeder Euro mehr bei einem Geringverdiener fließt in Konsum und Bildung, jeder Euro mehr bei Reichen bringt der Gesellschaft gar nichts. Fließt wahrscheinlich immer stärker in Finanzanlagen, die das Leben der Geringverdiener immer teurer macht: Wohnen, Lebensmittel, Gesundheit.Ein Teufelskreis, für den sich die Politik nicht zu interessieren scheint.

Außer den Hetzern, die einfache Lösungen versprechen.


QuoteJohnOfUs

Und das wo hier im Forum immer behauptet wird das die Löhne viel zu hoch und die Wohnkosten im europäischen Vergleich viel zu niedrig wären. Ich bin verwirrt.


QuoteAm4ranth

Wohnungspolitik der Gegenwart: bewusstes in Kauf nehmen von immer größerer Last der unteren Schichten, während die oberen sich ihr Leben vergolden. Versagen in allen großen Parteien durch wegschauen und oder neoliberale Politik.

Was dagegen tun: sozialen Wohnungsbau fördern, Privatisierungen stoppen, Mieten deckeln und Rendite aus Mieten so besteuern, dass man damit das erwähnte gegenfinanzieren kann. Maximalbesitz von Wohnungen und Häusern, sagen wir 5. Genossenschaften bevorteilen und subventionieren.

Kampf der Vonovia und der Deutsche Wohnen! Wohnungen denen, die drin wohnen!


QuoteJoseph1950

Man hat schon zu Goethes Zeiten 25% seines Lohns an Miete bezahlt.


QuoteCutty Sark

Es war nicht alles schlecht damals. /s


QuoteDasBertl

Ein Viertel? Gott wäre das schön niedrig für mich. Ich bin eher bei 55%


QuoteZiegeldieb

Über 30 Jahre beim gleichen Vermieter helfen ganz gewaltig um unterdurchschnittlich Miete zu bezahlen.
Wenn wir jetzt allerdings umziehen müssten (vergleichbar), dann sähe das ganz anders aus.

Da würden aus 15% ganz schnell eher 35-40% werden.


QuoteOF-am-Meer

Das ist nicht richtig. Die Miete kann auch da erhöht werden. Das hängt halt dann nur vom Vermieter ab.


QuoteMariamS

Nur 25% wäre ein Traum. Als Alleinerziehende sind es zumindest bei mir fast 60% des Einkommes (Kindergeld inklusive)


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Textaris(txt*bot)

#1766
Quote[...] Die Arbeitgeber in der Mindestlohnkommission stellen sich gegen eine Erhöhung der Lohnuntergrenze auf 15 Euro für das Jahr 2026.

,,Die Zahl 15 Euro entspringt einem Lohnpopulismus und entbehrt jeglicher rationalen Grundlage", sagte Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der ,,Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstag). Die Zahl 15 Euro stehe ,,für ein ökonomisches Himmelfahrtskommando, wenn man sie mit dem Jahr 2026 verknüpft".

Kampeter gehört der unabhängigen Kommission aus Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretern an, die Ende Juni über die Erhöhung des Mindestlohns für die Jahre 2026 und 2027 entscheidet.

Auf Forderungen von Arbeitsministein Bärbel Bas (SPD) nach einer Erhöhung auf 15 Euro je Stunde reagierte er mit scharfer Kritik: ,,Die Kommission arbeitet ohne Weisungen – Drohgebärden aus dem Kabinett sind einer Bundesregierung unwürdig", sagte Kampeter. ,,Ich erwarte von der neuen Bundesarbeitsministerin viel Respekt und keine Intervention in die Arbeit der Mindestlohnkommission."

Bas hatte die Kommission am Wochenende aufgefordert, den Mindestlohn mit Wirkung für das Jahr 2026 auf 15 Euro je Stunde zu erhöhen und andernfalls mit einem gesetzlichen Eingreifen gedroht.

Kampeter erinnerte daran, dass das Gesetz von der Kommission eine ,,Gesamtabwägung" auch mit der schwierigen Wirtschaftslage verlange. ,,Angesichts der wirtschaftlichen Daten fehlt mir die Fantasie, wie man einen übermäßigen Anstieg des Mindestlohns um 17 Prozent auf 15 Euro rechtfertigen könnte", sagte er. Jetzt seien ,,Maß und Mitte gefragt, kein Wünsch-dir-was". (epd)


Aus: "Arbeitgeber in Mindestlohnkommission offenbar gegen Anhebung auf 15 Euro" (13.05.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/entbehrt-jeglicher-rationalen-grundlage-arbeitgeber-in-mindestlohnkommission-offenbar-gegen-anhebung-auf-15-euro-13680343.html

Quoteseidi
13.05.25 11:01
Ist doch klar das die Arbeitgeber dagegen sind. Die wollen keine höheren Mindestlöhne, deswegen gab es beim letzten Mal auch nur eine Erhöhung um knapp 40 cent und zwar auf Druck der Arbeitgeber.


Quotebelo2013
13.05.25 09:15

Herr Kampeter ist ja nun der CDU- Mann in der Kommission.

Das er auch gleichzeitig den BDA vertritt passt doch. Same procedure as every year....

Es wird der Untergang der deutschen Wirtschaft beschworen. Mehr Menschen mit mehr Kaufkraft braucht die deutsche Wirtschaft wohl nicht?

Ist es besser, billiger im Ausland zu produzieren, dann aber die Produkte hier teuer zu verkaufen? Natürlich ist es für die Firmen sorum besser, die Menschen in den Billiglohnländern können sich ja die im eigenen Land hergestellten Waren kaum leisten.
Beispiele dazu gibt es zuhauf.


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Quote[...] Der Immobiliendienstleister Ista rechnet bei den Heizkostenabrechnungen für das vergangene Jahr mit deutlich gestiegenen Kosten.

Vor allem die Fernwärmekunden müssten für Heizung und Warmwasser mehr zahlen, erklärte das Unternehmen am Montag. Für eine Musterwohnung von 70 Quadratmetern lägen die Kosten der Fernwärmekunden mit durchschnittlich 1055 Euro rund 225 Euro über dem Vorjahresniveau. Das ist ein Plus von 27 Prozent.

Bei Gaskunden komme mit durchschnittlich 864 Euro Kosten ein Anstieg von 53 Euro und damit sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr zustande, wie Ista in Berufung auf eine Auswertung von 900.000 Heizkostenabrechnungen für 2024 ausführte. Bei Ölkunden seien es hingegen 892 Euro und damit ein Rückgang um 127 Euro (minus zwölf Prozent).

,,Hintergrund für die unterschiedlichen Entwicklungen bei den Brennstoffkosten sind das Auslaufen der Energiepreisbremsen und der Mehrwertsteuersenkung für Fernwärme und Gas", erklärte das Unternehmen. Ista erstellt unter anderem Heizkostenabrechnungen für Immobilienbesitzer.

,,Viele Mieterinnen und Mieter werden für das Heizen ihrer Wohnung mehr zahlen müssen als je zuvor", erklärte Unternehmenschef Hagen Lessing. ,,Das sind weder Prognosen noch Schätzungen, sondern reale Daten aus tatsächlichen Abrechnungen." (AFP)


Aus: "Heizkosten steigen offenbar um bis zu 27 Prozent" (13.05.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/viele-mieter-werden-mehr-zahlen-mussen-als-je-zuvor-heizkosten-steigen-offenbar-bis-zu-27-prozent-13684372.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal waren Wohnimmobilien im bundesweiten Schnitt 3,6 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, zeigen neue Zahlen des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP).

Besonders stark ging es demnach in Metropolen wie Berlin, Frankfurt und Köln nach oben mit rund fünf Prozent, berichtet der Verband, der die wichtigsten Immobilienfinanzierer hierzulande vertritt.

In den sieben deutschen Metropolen verteuerten sich Wohnimmobilien um 4,6 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2024. An der Spitze lagen Köln und Frankfurt mit einem Plus von je 5,2 Prozent, gefolgt von Berlin (4,9), Hamburg (4,6) und München (4,5). In Düsseldorf und Stuttgart fielen die Zuwächse mit 3,2 bzw. 1,9 Prozent moderater aus.

,,Der Mangel an Wohnraum wird immer größer", sagte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. ,,Für die neue Bundesregierung und das Bundesbauministerium könnten die Herausforderungen in der Wohnungspolitik kaum größer sein." Der Koalitionsvertrag enthalte vielversprechende Ansätze, nun zähle die Umsetzung.

Gemessen am Vorquartal, dem Schlussquartal 2024, stiegen die Immobilienpreise in den Metropolen um 1,8 Prozent – auch das mehr als im bundesweiten Schnitt (1,2 Prozent), so der VDP. Er legt regelmäßig Immobilienzahlen vor, die auf Transaktionen von über 700 Banken basieren.

Auch die Mieten steigen demnach kräftig: Die Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern kletterten binnen Jahresfrist um 4,3 Prozent im Bundesschnitt und um 4,4 Prozent in den Metropolen, darunter am stärksten in Berlin mit fast fünf Prozent.

Die Zahlen zeigen, dass sich der Immobilienmarkt zunehmend von seiner Abkühlung erholt. Besonders groß fiel im Bundesschnitt der Preisanstieg bei Mehrfamilienhäusern – ein Zeichen, dass Investoren wieder stärker engagiert sind.

Immobilien haben sich nach jahrelangem Boom seit dem Höhepunkt 2022 spürbar verbilligt. Auslöser war ein starker Zinsanstieg, der Kredite teurer machte. Viele Menschen konnten sich die eigenen vier Wände nicht mehr leisten, Verkäufer mussten ihre Preisvorstellungen senken. Seit vergangenem Sommer haben sich die Immobilienpreise stabilisiert.

Der VDP-Hauptgeschäftsführer Tolckmitt erwartet weiter anziehende Mieten und Preise. Der Anstieg zu Jahresbeginn dürfe aber nicht überbewertet werden. So habe sich das Umfeld getrübt – etwa durch den Zollstreit mit den USA und den Anstieg der Kapitalmarktzinsen, die Immobilienkredite verteuern. (dpa)


Aus: ",,Der Mangel an Wohnraum wird immer größer": Immobilienpreise ziehen in Metropolen stark an" (13.05.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/der-mangel-an-wohnraum-wird-immer-grosser-immobilienpreise-ziehen-in-metropolen-stark-an-13675195.html

Quotenocheiner
12.05.25 16:55

Die letzten beiden Regierungen haben das Thema Wohnen nie bearbeitet. Weder durch Neubau, noch durch Förderung von landeseigenen oder genossenschaftlichen Vermietern, durch Regulierungen am Markt noch durch sonst irgendetwas.

Und eine Lösung wird immer dringender, wenn wir nicht die radikalen Kräfte im Land erstarken lassen wollen. Denn Wohnen ist elementar für das Leben.


QuoteApfelansager
12.05.25 14:58

Endlich gute Nachrichten für Vermieter von Wohnraum.


QuoteSlateGreyOne
12.05.25 15:40
@Apfelansager am 12.05.25 14:58

Bitte?


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Textaris(txt*bot)

#1768
Quote[...] Marie Nasemann und Sebastian Tigges haben sich getrennt. ... Das Ende der Beziehung der beiden interessiert viele hauptsächlich deshalb, weil die 36-jährige Schauspielerin, Autorin (Fairknallt – Mein grüner Kompromiss) und ehemalige Germany's Next Topmodel-Kandidatin (2009 belegte sie den dritten Platz) in sozialen Medien und via Podcast seit Jahren über ihr Familien- und Paarleben spricht. Tigges, früher Anwalt und nun Content-Creator und Podcaster, und Nasemann wälzten öffentlich Herausforderungen wie: Wie geht Sex als Eltern, wie Erziehung, oder was tun gegen Mom-Shaming? Und immer wieder: Wie lässt sich die Familienarbeit fair aufteilen? Es war somit auch viel von Mental Load, Care-Arbeit und von feministischer Vaterschaft die Rede. Mit all dem befassten sich die Eltern zweier Kinder in ihrem Podcast, in vielen Posts oder ausführlichen Interviews.

Was aber in der Debatte über ihre Produkte Marke Beziehungs- und Familientroubles und auch jetzt anlässlich ihrer Trennung gern vergessen wird: All diese Herausforderungen und Probleme werden und wurden in einem Kontext verhandelt, in dem Geld keine Rolle spielt. Viele wissen aus Nasemanns Blog und dem Buch Fairknallt von der privilegierten finanziellen Lage des Paares, andere können es freilich aus den Einblicken in ihr Privatleben ableiten. Gleich vorweg: Es geht nicht um eine "Neid-Debatte", es sei ihnen wohl vergönnt. Doch festgehalten werden muss: Das Familienleben und auch die Trennung von Menschen mit reichlich Geld sind sicher nicht repräsentativ.

Diese Trennung trifft also nicht "uns alle", wie ein Text in Die Zeit anlässlich der Trennungsnachricht vermittelt. Die Trennung von Nasemann und Tigges fühle sich noch einmal "erschreckend näher" und "bedrohlicher an", schließlich könnten sie ihre Nachbarn sein, so die Autorin.

Nein und nein. Diese Trennung fühlt sich für die meisten wohl nicht bedrohlicher als andere Trennungen an, ist ihr Lebensstil doch weit weg vom eigenen. Und ihre Nachbarn könnten sie schon erst recht nicht sein. Denn die Probleme und vor allem die dazugehörigen Lösungsmöglichkeiten, die Art und Weise, wie das alles verhandelt werden kann – das ist lediglich die Lebensrealität wohlhabender Menschen.

Wenn Eigentumswohnungen, Geld für Paar- und Einzeltherapien, Babysitting, Geld für eine zusätzliche Mietwohnung oder weiteres Eigentum kein Thema sind, dann hat das nichts mit dem Leben der meisten zu tun. Diese Unterschiede müssen bei Trennungen unbedingt hervorgehoben werden, wenn jemand schon den Anspruch hat, im Entferntesten etwas Politisches zu tun. Und diesen Anspruch hat Nasemann durchaus. Und vor allem bei Themen wie Sorgearbeit oder Mental Load dürfen sie nicht unter den Tisch fallen.

Denn es ist ein riesiger Unterschied, ob die Mental Load in Anträgen für Wohnbeihilfen oder anderen Unterstützungen liegt oder in der Planung des nächsten mehrwöchigen Urlaubs. Ob er im rechtzeitigen Einkauf während Aktionen im Lebensgeschäft oder Ausverkäufen besteht oder in der Organisation von Babysitting oder Putzkräften. Ob die Familienarbeit im schweißtreibenden Badputzen besteht, womöglich auch noch nach körperlicher Arbeit wie der Pflege, oder im hochkomplizierten Einkauf für die Zubereitung eines vegan-nachhaltigen Mahls für die Kinder liegt. Der Stresslevel der Arbeit, damit die Familie jeden Monat finanziell gut über die Runden kommt, ist ein anderer, als wenn man einen Therapietermin oder eine Yoga-Einheit sausen lassen muss, weil sich jemand nicht rechtzeitig um Babysitter gekümmert hat. Und: Die Frage, ob Trennung oder nicht, ist für Eltern, die kaum finanzielle Ressourcen für getrennte Leben haben, auch eine gänzlich andere.

Es hat sich in den vergangenen Jahren durchgesetzt, dass sich mehr oder weniger alle zur Mittelschicht zählen. Ererbte Wohnungen, die die laufenden Kosten für junge Familien deutlich niedriger halten, sind oft – selbst in linkeren, feministischen Kreisen – ein Tabu. Ebenso der große Vorteil von Eltern, die angesehene und gut bezahlte Jobs hatten und ihren Kindern bzw. den nunmehrigen Jungeltern somit einen habituellen Vorteil verschaffen, um sich zwanglos selbst erfolgreich auf den Weg zu einer bestens bezahlten Karriere zu machen.

Es ist fatal, Leben wie diese als kollektive Erfahrungen zu framen. Unzählige andere, vorwiegend Frauen, bleiben aus finanziellen Gründen bei ihrem Partner. Und wenn sie es nicht tun, stehen für sie ökonomische Belange an erster Stelle, wenn sie Antworten auf die Frage suchen: Wie soll es nun weitergehen?


Aus: "Trennung von Promi-Podcastern: Es waren nicht "unser aller" Beziehungsprobleme"
Eine Kolumne von Beate Hausbichler (13. Mai 2025)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000269355/trennung-von-promi-podcastern-es-waren-nicht-unser-aller-beziehungsprobleme

QuoteWunderknabe Moll

"Viele kennen die beiden..."

Aha...


Quotealright

Ja Frau Hausbichler, was ist denn da los? Kritisieren Sie etwa selbstgerechten Bobo Feminismus? [Bobo ist ein Neologismus, Oxymoron und Akronym, da sich die Abkürzung aus den französischen Wörtern bourgeois und bohémien zusammensetzt. ... Der Lebensstil der Bobos führt zusammen, was bisher als unvereinbar galt: Reichtum und Rebellion, beruflicher Erfolg und eine nonkonformistische Haltung, das Denken der Hippies und der unternehmerische Geist der Yuppies. Der ,bourgeoise Bohemien' ist ein neuer Typus, der idealistisch lebt, einen sanften Materialismus pflegt, korrekt und kreativ zugleich ist und unser gesellschaftliches, kulturelles und politisches Leben zunehmend prägt. ... | https://de.wikipedia.org/wiki/Bobo_(Gesellschaft)] Ich dachte aus Ihren Artikeln bisher, aus der Ecke kommt nur die einzig echte Wahrheit – die Erlösung in all ihrer Glorie! Und jetzt hört man, dass bedingungslose Gesellschaftskritik anscheinend recht einfach ist, wenn man vom Elfenbeinturm predigen kann? Wer weiß, vielleicht könnte man auch mal realitätsnähere Themen betrachten, welche die breite Bevölkerung betrifft? Zb die türkische Mutter im 10., die mit 18 verheiratet wurde und jetzt in der Wohnung mit 4 Kindern sitzt. Oder die Familie aus dem Dorf in OÖ mit dem gewaltätigen FPÖ Hetzer als Patriach. Aber gut, für sowas müsste man sich aus der Comfortzone bewegen...


QuoteForen-Moderation

Hier einige Links zum Weiterlesen:

https://www.derstandard.at/story/3000000244120/gerechtigkeit-ist-kein-oberschichtsthema

https://www.derstandard.at/story/3000000236282/warum-interessiert-klassismus-im-bildungssystem-kaum-jemanden

https://www.derstandard.at/story/2000139727527/iran-die-unterdrueckung-und-der-widerstand-fangen-bei-den-frauen

https://www.derstandard.at/story/2000138448136/klassenbewusstsein-ab-der-ersten-klasse


QuoteGeorges_Danton

Ich Folge Nasemann (so wie auch Tara Tabita) schon einige Zeit als eine Art umgekehrten Sozial-Porno. Die beiden sind in ihrer Wohlstands Bobo-Bubble so völlig entrückt von der Lebensrealität echter Menschen - das ist sehenswert. Uns sie sind halt die ,,Meinungsführer" in einem gewissen Milieu. ZB wird es als unglaublich feministisch/queeres Statement gesehen, wenn sich ein Hetero-Mann die Fingernägel lackiert. Gleichzeitig putzt die polnische Putzfrau, die Designer-Küche. Und um die Beziehung als Eltern wieder in Schwung zu bringen, nimmt man sich halt 3 Monate Auszeit in der spanischen Finca. Anreise mit dem Audi Q7 (eh Hybrid).


QuoteJene Grüne Straßenkatze

Danke. Es ist generell schwierig, wenn gesellschaftliche Themen im Privileg abgehandelt werden; viel zu selten kommen im oft akademischen Diskurs die Leute zu Worte, die unterhalb der Oberen Mittelschicht sind. ...


QuoteHansi Froh

Danke für diesen Artikel. Habe nie von diesem Paar gehört aber es ist ein wichtiges Thema. Vielen alleinerziehenden und allein gelassenen Müttern droht Verarmung und leider oft auch soziale Ächtung.


Quotephuxxx

Ich denke, für sehr viele Menschen ist es ein eigener Reiz, dass auch solche Menschen "echte" Probleme haben. Wovon würden sonst die gesamte Klatschpresse leben, wenn nicht von Dramen in den Häusern Windsor & Co?

Dass sich das Ganze jetzt nicht mehr nur auf den Seiten von Goldenen Blättern abspielt sondern auch im Internet, ist nicht wirklich erstaunlich. Neu ist daran maximal, dass es nicht mehr um gekrönte Häupter und Stars und Sternchen geht, sondern um Menschen, deren Glamourstatus sich ausschließlich aus fleißiger Eigenvermarktung speist.

Da ich schon nie verstanden haben, warum sich Menschen so sehr für das Leben von Königs & Co interessieren, fehlt mir für Influencerdramen sowieso jede Antenne. In irgendeinem Kommentar hier las ich etwas von "umgekehrten Sozialporno". Ja, vermutlich.

Übrigens: Menschen ihr Leid abzusprechen ist schon jenseitig. Und eine Trennung ist Leid, egal, mit wieviel Kohle die versüßt wird.


Quotemorte100

Mental Load von priviligierten Menschen ist immer noch Mental Load. Wann lernt ihr das endlich? ...


QuoteForen-Moderation

Es wird nicht gesagt, dass privilegierte Menschen keinen Mental Load haben, sondern angeprangert dass (zB in der Zeit) die Situation von Wohlhabenden stellvertretend für die Probleme aller herangezogen wird.


QuoteBergFreiGeist

was bitte ist denn Mom-Shaming?
Mental Load klingt auch irgendwie wichtig.

Und dann noch: brauchts denn für Podcasts zwingend i-pods und spielen die auch ein bissel Werbung mit drauf und gibt es noch irgendein Thema, wo es noch keinen Podcast dazu gibt und was verdient man denn so als Podcaster?


QuoteTitus Feuerfuchs

Ich bin Abonnent der Zeit (Wochenzeitung).

Es schockiert mich, dass diese Zeitung über so einen Schmafu berichtet und die andere abonnierte Zeitung (der Standard) über den Bericht dieses Schmafus berichtet. Ein Paradebeispiel für ein selbstreferentielles System (Medienblase), das sich selbst perpetuiert.


QuoteFonyMC

Als Familie mit 2 Kindern und 2 Full time jobs haben wir Gott sei dank keine Zeit uns auch noch mit den Familienproblemen irgendwelcher, wildfremden Personen zu beschäftigen.


QuoteHansi Froh

... Habe nie von diesem Paar gehört aber es ist ein wichtiges Thema. Vielen alleinerziehenden und allein gelassenen Müttern droht Verarmung und leider oft auch soziale Ächtung.


QuoteAufklaerung

Die Trennung war vorhersehbar, die Frau hat die (unbewusste und sexuelle) Anziehung gegenüber ihrem Mann verloren.

Und das liegt an der Verhaltensweise von "feministischen Männern".

Manche Frauen predigen zwar auf der Sprachebene, dass der Mann weibliche Verhaltensweisen annehmen soll, aber das unbewusste Verhalten dieser Frauen belegt, dass diese beim Mann extrem unattraktiv sind, und dadurch die Frau die Anziehung verliert. (oder halt mit nem "männlichen Mann" fremdgeht)

Und das gilt unabhängig zum ökonomischen Status. Derartiges Paarverhalten ist empirisch gut untersucht. (wird halt von Feministen oft ignoriert)


QuoteKelAdo

Das ergibt leider alles überhaupt keinen Sinn. Wenn die Frau die sexuelle Anziehung verliert, geht doch der Mann fremd, nicht umgekehrt. Und was sollen "weibliche Verhaltensweisen" sein? Millionen Männer auf der ganzen Welt schwingen regelmäßig den Kochlöffel, es kann aber keine Rede davon sein, dass die deshalb "extrem unattraktiv" werden.


QuoteForen-Moderation

Ich lehne mich einmal aus dem Fenster und würde behaupten, viele Frauen finden es nicht unattraktiv, wenn ein Mann in der Lage ist, z.B. seine eigene Wäsche (und die seiner Kinder) zu waschen oder (für alle) zu kochen und die Wohnung sauber zu halten - ich denke, eher das Gegenteil wäre der Fall. Oder welche Verhaltensweisen meinen Sie, die Frauen von Männern erwarten, die sie aber gleichzeitig unattraktiv finden? (him)


QuoteAufklaerung

Nein, eben nicht

Abseits der Moralebene gilt:
Auf der Sprachebene wird das von dir beschriebene Verhalten zwar kundgetan, gefordert, etc, aber das V e r h a l t e n der weiblichen Akteure ist dem gänzlich entgegengesetzt. Sobald Mann sich zu sehr beeinflussen, zu sehr "erziehen" lässt, verabschiedet sich die Anziehung der Frau. Das ist überwiegend ein unbewusster Prozess.

Man könnte pointiert sagen: Frauen sagen das eine (bewusst), und tun das andere (unbewusst)

Stark konstruktivistische, moralistische und beeinflussende (somit feministische) Strömungen, Sichtweisen und Akteure nehmen diese Tatsachen nicht wahr, ignorieren diese bzw. verdecken diese im Mantel der "politischen Unkorrektheit".


QuoteZweigradnedmehr

Wow...

Wenn ich mir die Scheidungs- und noch viel größere Trennungsrate, weil nicht verheiratet, in meinen Umfeld so ansehe, muss es eine enorme Menge von "sexuell unattraktiven Männern aufgrund weiblicher Verhaltensweisen" geben. Nach außen wirkt das gar nicht so und sagen tun die Expartner auch komplett etwas anderes. ...


QuoteKurzeListeOesterreichs

Es gibt eine Korrelation zwischen der Scheidungsrate und der Mülltrennrate eines Landes.


Quoteespre66o

...vor allem..

...was ist "Mental Load"???
Der Rest is ma wurscht


Quotemorgause

Wissen Sie, wann der nächste Zahnarzttermin des Sprösslings ist, welche Schuhgröße ihr Sohn hat, wann die Tochter das selbstgebastelte Kostüm in der Schule braucht, welches Geburtstagsgeschenk Ihre Mutter bekommen soll, wieviel Milch und Klopapier noch daheim sind, wann das Auto zum Service muss und wann man Pässe erneuern muss? Wenn Sie das alles beantworten können, tragen Sie in Ihrem Leben den mental load.


QuoteKelAdo

Ich habe sogar ein Beispiel für einen "typisch männlichen" mental load. Mein Mann kümmert sich um alle Autos der Familie, mitsamt den erwachsenen Töchtern sind das vier Stück (lauter alte Fahrzeuge, sollte ich noch dazusagen).

Er weiß, wann bei wem Service und Pickerl fällig ist, kauft Scheibenreiniger, wenn er im Sonderangebot ist, hat einen Plan, wenn alle Reifen gewechselt werden müssen und kümmert sich auch darum, wenn ein Auto komische Geräusche macht und eine größere Reparatur fällig wird.

Der Rest der Familie steigt einfach ins jeweilige Fahrzeug und fährt los. Ich habe mir seit 20 Jahren keine Gedanken mehr gemacht, ob ich einmal den Reifendruck überprüfen sollte oder den Ölstand.



QuoteKämmerer55

"Geerbte Wohnungen sind bei Feministinnen ein Tabu." Inwiefern, bitte? - Bin mir sicher, auch eingefleischte Feministinnen nehmen die von den Vätern erarbeiteten Eigentumswohnungen und Häuser am Land mit Handkuss.

...


QuoteJene Grüne Straßenkatze

Sie dürften das als "ist ein No-Go" gelesen haben, aber hier geht's ums Drüber Reden, also davon, dass das eigene Privileg ein Tabu (auch vor sich selbst) ist, halt auch, weil es die eigene Erzählung abschwächen kann, darauf hinzuweisen, dass man auch mit starken Vorteilen zu tun hat.


Quotesutimae

Gemeint ist denke ich das "Tabu" sich damit kritisch oder zumindest offen zu befassen. Und sich einzugestehen, dass man eben doch auf der Butterseite gelandet ist und ohne eigenes Zutun einem ziemlichen Startvorteil bekommen hat.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Mit einem neuen Dresscode hat der Kaffeehauskonzern Starbucks seine Mitarbeitenden gegen sich aufgebracht. Seit Montag gelten bei Starbucks in den USA und Kanada strengere Kleidervorschriften für die firmeneigenen und lizenzierten Filialen. Baristas müssen nun schwarze Hemden tragen. Andere Farben wie Grau, Braun oder Weiß sind nicht mehr zulässig. Hosen dürfen nur noch die Farben Khaki, Schwarz oder Blau haben. Pflicht bleibt die grüne Schürze mit Starbucks-Logo, sie soll das zentrale Element des Outfits sein. Die bisherige Richtlinie erlaubte eine größere Auswahl an dunklen Farben und gemusterten Hemden.

Die Einführung der neuen Kleiderordnung hat zu erheblichen Protesten geführt: Mehr als 1000 Starbucks-Baristas in 75 Filialen in den USA streiken seit Sonntag, teilte die Gewerkschaft Starbucks Workers United mit. Sie vertritt rund 570 der über 10.000 unternehmenseigenen Filialen in den USA und sieht die Änderungen kritisch. Die Gewerkschaft betont, dass bereits eine vorläufige Vereinbarung zur Kleiderordnung bestand und die neuen Vorgaben nicht mit den derzeit laufenden Tarifverhandlungen vereinbar sind.

Viele Baristas kritisieren, dass sie gezwungen werden, neue Kleidung zu kaufen. Das sei angesichts niedriger Löhne und unsicherer Arbeitsplätze eine Zumutung. Mitarbeitende kritisierten zudem, dass auf der internen Website weiterhin Kleidung mit Firmenlogo verkauft wird, die nach der neuen Richtlinie nicht mehr getragen werden dürfe. "Den Kunden ist es egal, welche Farbe unsere Kleidung hat, wenn sie 30 Minuten auf einen Latte warten", zitiert die Nachrichtenagentur AP eine Starbucks-Mitarbeiterin.

Starbucks kündigte an, nach der Änderung jedem Mitarbeiter zwei kostenlose schwarze T-Shirts zur Verfügung zu stellen. Die Neuerung ziele darauf ab, die grünen Schürzen stärker hervorzuheben und eine einheitliche, einladende Atmosphäre in den Filialen zu schaffen. Der vereinfachte Dresscode soll "Kunden ein Gefühl der Vertrautheit vermitteln, ganz gleich, welche Filiale sie in Nordamerika besuchen", heißt es.

Das Unternehmen erklärte am Mittwoch, die Streiks hätten nur minimale Auswirkungen auf den Betrieb gehabt. Starbucks zufolge sind über 99 Prozent seiner US-Filialen weiterhin geöffnet und bedienen Kunden. Das Unternehmen wies außerdem darauf hin, dass sich nach eigenen Angaben der Gewerkschaft weniger als ein Prozent der Starbucks-Mitarbeitenden an den Arbeitsniederlegungen beteiligten und einige Filialen weniger als eine Stunde geschlossen waren.

Die Umsätze von Starbucks sind zuletzt deutlich zurückgegangen, sowohl in den USA als auch international. Besonders in den USA, dem wichtigsten Markt, sank der Umsatz in vergleichbaren Filialen bereits das fünfte Quartal in Folge. Viele Kunden empfinden die Starbucks-Preise als zu hoch und sind immer weniger bereit, für einen Kaffee sechs Dollar oder mehr zu zahlen. Das führt dazu, dass vor allem Gelegenheitskunden wegbleiben. Besonders während der morgendlichen Stoßzeiten kommt es zu langen Wartezeiten, was dazu führt, dass ein signifikanter Anteil der mobilen Bestellungen abgebrochen wird.


Aus: "Starbucks verärgert Beschäftigte mit neuen Kleidungsvorschriften" (15.05.2025)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Starbucks-veraergert-Beschaeftigte-mit-neuen-Kleidungsvorschriften-article25769300.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Kinder und Jugendliche in Unterkünften: In Hamburg leben laut Sozialbehörde rund 15.500 Kinder und Jugendliche in öffentlichen Unterkünften. In den Erstaufnahme-Einrichtungen hielten sich zum Stichtag 4. April 2025 insgesamt 4.224 Personen auf, darunter 1.009 Minderjährige. In den Folge-Unterkünften lebten zum Stichtag 31. März 2025 41.122 Personen, davon 14.506 Minderjährige. Dazu zählen Wohnunterkünfte, das sogenannte Jungerwachsenen-Programm und andere kurzfristig geschaffene Interimsstandorte wie auch Hotels. An diesen Orten sind neben Asylsuchenden auch Wohnungslose untergebracht.

Kaija Kutter: Herr Waziri, wie geht es den Kindern und Jugendlichen in Hamburgs Unterkünften?

Yama Waziri: Die Lage ist schlimm, denn die Familien finden keine Wohnungen. Ich arbeite seit 2015 in diesem Bereich und betreue Jugendliche, die ich kenne, seit sie klein sind. Die verbringen ihr ganzes Leben in der Unterkunft und kennen gar nichts anderes.

Kaija Kutter: Wie viele sind das etwa?

Yama Waziri: In den Unterkünften, die ich betreue, stellen Kinder zwei Drittel der Bewohner.

Kaija Kutter: Warum kriegen die Familien keine Wohnung?

Yama Waziri: Es gibt keine. Wenn man vier, fünf Kinder hat, ist das schwierig. Die Sozialbehörde geht davon aus, dass ein Mensch nur sieben Quadratmeter braucht. Bei den jungen Erwachsenen ist das noch extremer, die haben teils nur eine Plane, die sie von den anderen im Zimmer trennen. Das sind junge Menschen, die so 18 oder 19 sind.

Kaija Kutter: Was ist Ihre Funktion?

Yama Waziri: Ich leite First Contact, eine Migranten-Selbstorganisa-tion, die nach längerem Kampf als Träger anerkannt ist. Wir versuchen Familien, Kinder, alleinstehende Jugendliche im Sozialraum zu integrieren.

Kaija Kutter: Wie machen Sie das?

Yama Waziri: Wir holen die Kinder ab und versorgen sie mit Projekten. Also sei es zum Skaten, zum Fußball, zum Tanzen. Wir kochen, wir malen, wir basteln mit ihnen. Das alles halt. Wir bieten den Kindern auch Sportkleidung und Schuhe an, über Spenden.

Kaija Kutter: Wie viele Leute sind Sie?

Yama Waziri: Nicht viele. Wir haben eine Erzieher- und eine Sozialpädagogen-Stelle und vier Minijobber. Die übrigen sind Ehrenamtliche und Honorarkräfte.

Kaija Kutter: Wo machen Sie das?

Yama Waziri: Wir haben über die Jahre eine Infrastruktur aufgebaut und unsere Hallen und Kooperationspartner dafür, im Bezirk Mitte und in Eimsbüttel, in Bergedorf und Altona.

Kaija Kutter: Sie haben jüngst beim Hamburger Kinder- und Jugendhilfegipfel davor gewarnt, dass diese Kinder isoliert sind, weil die Unterkünfte isoliert sind [https://taz.de/Verbandschefin-ueber-Jugendarbeit/!6076283/].

Yama Waziri: Das ist belegt. Sehr viele dieser Unterkünfte liegen in Gewerbegebieten. Da gibt es weder einen Sportplatz noch eine Kulturstätte oder Kita. Die Kinder müssen weit laufen, um Freizeitaktivitäten wahrzunehmen. Wir begleiten zum Beispiel Unterkünfte an der Spaldingstraße und der Nordkanalstraße. Da existiert gar keine soziale Infrastruktur.

Kaija Kutter: Was soll die Stadt tun?

Yama Waziri: Diese Familien brauchen Wohnungen. Die Kinder sind nicht behütet, solange sie keine Wohnung haben, in der sie mit ihrer Familie leben können. Das ist wichtig, weil das Leben in den Unterkünften die Menschen krank macht. Wir können mit den Kindern ein paar schöne Stunden verbringen. Auch die Schule ist vielleicht ein guter Ort. Aber sobald sie wieder zu Hause sind, sind sie in diesem beengten Raum, wo du als Kind keine Privatsphäre hat. Man stelle sich vor: Du lebst von 2015 bis 2025 in einer Unterkunft, teilst dir das Zimmer mit Geschwistern und kommst in die Pubertät. Du hast keine Privatsphäre und eine ganz andere Tagesstruktur als normale Bürger. Es leben dort fast zehn Prozent der Bevölkerung, die die Stadtplanung nicht beachtet, weil die Unterkünfte nur eine Interimslösung sind, die Jahr für Jahr verlängert wird.

Kaija Kutter: Wie kann die offene Kinder- und Jugendarbeit helfen?

Yama Waziri: Die muss ohnehin gucken, ob ihre Angebote zeitgemäß sind. Aber diese Kinder brauchen Angebote, um eine Flucht aus der Unterkunft zu ermöglichen. Da muss eine Abholung stattfinden.

Kaija Kutter: Man kann das nicht in der Unterkunft machen?

Yama Waziri: Nein. Dort wo es Container sind, ist es zu hellhörig und im Sommer die Hitze unerträglich. Sehr gut machen es Falkenflitzer und der Spiel-Tiger. Die fahren da rein mit ihrem Spielmobil und schauen, was die Kinder brauchen. Aber nur ein- oder zweimal in der Woche. Gerade bei schlechtem Wetter haben die Kinder es schwer, ihren Bedürfnissen nachzugehen. Man hat keine Skateboards oder Schlittschuhe, keinen Ball oder keinen Platz, wo man kicken kann, nur Asphalt oder Steinboden.

Kaija Kutter: Bräuchte man für jede Unterkunft ein Abhol-Angebot?

Yama Waziri: Das ist eine Traumvorstellung. Wir von First Contact machen das ja so: Wir besprechen mit der Unterkunftsleitung, wie wir die Kinder abholen können, wie viele es sind und was sie brauchen. Die Kinder können natürlich Wünsche äußern, die sind aber oft schwer zu realisieren. Sei es, dass sie in einen Indoor-Spielplatz wollen, wo sie klettern können oder ins Freizeitbad zum Schwimmen wollen. Das ist vom Budget, das die Stadt uns gibt, nicht bezahlbar.

Kaija Kutter: Ein Indoor-Spielplatz wäre zeitgemäß?

Yama Waziri: Ja, Kinder von vier Jahren bis 13 oder 14 fühlen sich dort wohl. Aber die Älteren in der Pubertät brauchen anderes. Für die sind Influencer ganz wichtig. Die Kinder laufen meistens nur mit ihren Handys rum. Die Familien geben sie ihnen zur Beruhigung in den beengten Räumen, damit sie irgendwas spielen können. Wir müssten mit den Kindern besprechen, was für sie eigentlich toll ist. Deren Bedürfnisse sind komplett anderer Natur als das, was wir Pädagogen wichtig finden.

Kaija Kutter: Was fordern Sie von der neuen Koalition in Hamburg?

Yama Waziri: Wir bräuchten einen Stützpunkt für Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene, wo ihnen Bewegung und Kultur angeboten wird und wir ihre Bedürfnisse bedienen können. Wir brauchen ein großes Jugendzentrum mit 15 oder 16 Fachkräften, wo wir unterschiedliche Problematiken besprechen und Lösungsstrategien erarbeiten können. Die Jugendlichen brauchen einen Ort.

Kaija Kutter: Wo wäre der Ort dafür?

Yama Waziri: Es gibt die Idee, in der Hafencity einen Stützpunkt für moderne Jugendarbeit zu bauen. So ein Zentrum mit Indoor- und Outdoor-Sportanlage, mit Beach-Club, Beach-Fußball und Kultur und Musik. Eben für Kinder und Jugendliche, die sonst keine Chance haben, sich mit anderen Kulturen auszutauschen. Es sind Jugendkids, Straßenkinder, die ein ganz eigenes Kulturverständnis haben. Menschen gehen zur Oper, die Kinder gehen halt Cornern, sitzen an der Ecke und hören Musik.

Kaija Kutter: Sie wären mit einem Zentrum zufrieden? Bräuchte man nicht drei oder vier?

Yama Waziri: Klar, aber wir haben ja nicht mal einen Stützpunkt. Dabei ist der Bedarf enorm. Wir wissen, es gibt die Jugendlichen. Aber wir befassen uns nur mit ihnen, wenn es Probleme gibt.

Kaija Kutter: Haben Sie diese Forderung schon an die Verantwortlichen in der Politik gerichtet?

Yama Waziri: An die Politik richten wir bisher nur den Wunsch nach Wohnungen. Zumal die Unterkünfte für den Staat auch teurer sind als Wohnungen. Und wir wissen, dass es Probleme gibt, wenn wir zu hohe Forderungen stellen.

Kaija Kutter: Eine Neid-Debatte?

Yama Waziri: Genau. Egal was passiert, der Sündenbock ist der Geflüchtete. Sie haben keine Lobby.

Kaija Kutter: Aber die geflüchteten Kinder haben ihr eigenes Jugendparlament, wie man hört?

Yama Waziri: Ja. Da sich die Stimmung seit 2015 so geändert hat, haben wir von First Contact vor zwei Jahren gesagt, die Kinder und Jugendlichen müssen selber über ihre Lebenssituation berichten und haben ein Jugendparlament vorgeschlagen. Die Jugendlichen fanden das eine tolle Idee. Seitdem trifft es sich mindestens einmal im Monat, zu Gast bei der Elternschule Mümmelmannsberg.


Aus: ",,Diese Kinder sind nicht behütet"" Interview von Kaija Kutter (19.5.2025)
Quelle: https://taz.de/Sozialarbeiter-ueber-miese-Unterkuenfte/!6082998/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In Österreich arbeiten ungarische Paketzusteller bis zu 17 Stunden täglich und syrische Essenslieferanten für sechs Euro pro Stunde. In den vergangenen Jahren starben in Österreichs Wäldern mehr als ein Dutzend rumänische Forstarbeiter. Indische Reinigungskräfte beklagen sexuelle Übergriffe, während sie ohne Papiere die Wohnungen von Diplomat*innen und Professor*innen putzen. Die Betroffenen eint, dass sie für das Funktionieren der österreichischen Gesellschaft unverzichtbar sind – und dafür Unmenschliches erfahren. Sie haben keine Lobby, ihre Stimmen sind marginalisiert.

Johannes Greß, Autor des Buches ,,Ausbeutung auf Bestellung", hat mit dutzenden Betroffenen in den vergangenen Jahren gesprochen und dabei nachgezeichnet, wie Unternehmen in Österreich mit der Ausbeutung von Migrant*innen Profit machen – und wir alle dafür bezahlen. Um daran etwas zu ändern, müssen sich Gewerkschaften neu organisieren und politische Organisationsformen jenseits von Betriebsräten und Kollektivverträgen gefunden werden.

Johannes Greß arbeitet als freier Journalist in Wien und recherchiert seit vielen Jahren zu prekären Arbeitsbedingungen und Migration. Sein Buch ,,Ausbeutung auf Bestellung" wurde unlängst mit dem ,,Bruno Kreisky Preis für das politische Buch 2024" ausgezeichnet. Am 4. April hat er sein Buch an der Universität Hamburg vorgestellt. Den Mitschnitt dieser Lesung hört ihr hier im mosaik Podcast [https://mosaik-blog.at/ausbeutung-auf-bestellung/].

"Ausbeutung auf Bestellung" Buch, ÖGB Verlag (12.08.2024)
In Österreich arbeiten ungarische Paketzusteller bis zu 17 Stunden täglich und syrische Essenslieferanten für sechs Euro pro Stunde. ...
https://shop.oegbverlag.at/ausbeutung-auf-bestellung-9783990466971


Aus: "Ausbeutung auf Bestellung" Mosaik Podcast (15. Mai 2025)
Quelle: https://mosaik-blog.at/ausbeutung-auf-bestellung/

https://www.johannes-gress.at/

Das FYI-Kollektiv ist ein Zusammenschluss von sechs freien Journalist:innen. Wir recherchieren zu den Themen Umwelt und Klima, Wirtschaft und Arbeit, Migration und Flucht, über Geschlechterverhältnisse, Diskriminierung, Korruption und Rechtsextremismus. 
https://www.fyi-kollektiv.at/

Textaris(txt*bot)

#1772
Quote[...] Der internationale Bananenkonzern Chiquita hat in Panama die Entlassung Tausender Arbeiter angekündigt – weil diese seit fast einem Monat streiken. Das Unternehmen teilte zur Begründung mit, dass durch die ungerechtfertigte Arbeitsniederlegung auf Farmen und in Betriebszentren wirtschaftliche Verluste in Höhe von mindestens 75 Millionen US-Dollar (umgerechnet circa 66 Millionen Euro) entstanden seien. Medienberichten zufolge sind rund 4.900 Beschäftige ohne festen Vertrag von den Kündigungen betroffen.

Schon seit Ende April beteiligen sich Arbeiter auf den Bananenplantagen an einem Streik verschiedener Gewerkschaften gegen eine Rentenreform. Außerdem protestieren sie mit dem Streik zusammen mit Lehrern, Indigenen und Bauarbeitern auch gegen ein gerade unterzeichnetes Sicherheitsabkommen zwischen Panama und den USA, welches eine verstärkte US-Militärpräsenz am Panamakanal ermöglicht.

Der Bananenkonzern Chiquita hat in Panama circa 7.000 Mitarbeiter. Bananen des Konzerns aus Panama werden auch nach Deutschland exportiert.

Der rechtsgerichtete Präsident José Raúl Mulino kritisierte die Gewerkschaften. "Wir wissen nicht, wie wir ihnen den enormen Schaden erklären sollen, den ihre Unnachgiebigkeit anrichtet", sagte er. Zwei Gewerkschaftsführer wurden in den vergangenen Tagen festgenommen, ein dritter flüchtete in die bolivianische Botschaft.


Aus: "Bananenkonzern Chiquita entlässt wegen Streiks Tausende Arbeiter" (23. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-05/chiquita-bananen-arbeiter-panama-streik

QuoteHarmlos01

United Fruit / Chiquita ist schon immer ein Quell von Arbeitnehmerrechten und Fortschritt gewesen.
Man google mal Banana Wars...


QuoteDimebag

7.000 Mitarbeiter, davon knapp 5.000 ohne festen Vertrag. Geil.


QuoteFlorian Schwanitz

Ein weiteres Beispiel für den Kapitalismus im Endstadium.


Quotederarmedino

Endstadium? Von welchem Endstadium sprechen sie. Der Kapitalismus ist nirgends im Endstadium, vielleicht diverse Varianten des Kapitalismus aber mehr auch nicht. Mit das dümmste was ich seit einiger Zeit gelesen habe.


QuoteFlorian Schwanitz

Antwort auf @derarmedino

Dann sollten Sie womöglich mal die Augen öffnen. Das ist nur eins der vielen Beispiele von Unternehmen, die zu niedrig entlohnen und Gewerkschaften und Streiks bekämpfen, und das obwohl sie ordentlich Profit einfahren. Hier, ein weiteres, amazon:

"Die Schließungen seien Teil einer Kampagne gegen die Gewerkschaft und die Beschäftigten, sagte CSN-Präsidentin Caroline Senneville. Das Vorgehen von Amazon verstoße zudem gegen das Arbeitsgesetz."

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/amazon-standorte-quebec-gewerkschaft-li.3187975

Sie können sich ja mal die Vermögensverteilungen pro Land anschauen. Die Konsequenz aus zu niedrigen Löhnen ist, das immer mehr erwirtschaftestes Vermögen in den Händen Weniger landet. Selbst in Deutschland, das noch viel umverteilt und ein starkes Arbeitsrecht hat, besitzen die oberen 10% Vermögenden mittlerweile ZWEI DRITTEL des gesamten Privatvermögens und die untere Hälfte der Gesellschaft seit 1978 (!) durchgehend Nichts:

https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-08/vermoegen-ungleichheit-entwicklung-einkommen-diw

Milliardäre beeinflussen mit ihrem Geld Medien und Politik Richtung Faschismus. Trump, Musk, aber auch der deutsche Milliardär Frank Gotthardt, der Julians Reichelts rechtsradikales Medienportal Nius finanziert.

Wer aber vom Kapitalismus nicht reden möchte, soll zum Faschismus schweigen. ...


Quotewie du mir so ich dir

Leute es geht gegen eine Rentenreform. Nicht um Missstände bei Chiquita.
Soll Chiquita die Streikenden bezahlen? Das wäre absurd.


QuoteKurome

Was soll man von einem Konzern, der jahrzehntelang mit CIA-Todesschwadronen gearbeitet hat, auch erwarten...


QuoteAlexander Leister

Genau sowas zeigt, wie wichtig auch das Lieferkettengesetz wäre, das gerade von der Großen Ko**e geschliffen wird.




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"Bananen-Imperium Krumme Geschäfte" (05. März 2002)
Drei Abenteurer gründen 1899 die United Fruit Company, heute bekannt unter dem Namen Chiquita. Der Konzern mischt sich jahrezehntelang rücksichtslos in die Politik ein und degradiert souveräne Staaten zu Bananenrepubliken. ...
https://www.stern.de/wirtschaft/news/bananen-imperium-krumme-geschaefte-3638966.html

" ... Am 6. Dezember 1928 wurden zwischen 47 und bis zu 2000 streikende Arbeiter der Firma von Militärtruppen in Ciénaga (Kolumbien) ermordet. Die Arbeiter demonstrierten gegen die schlechten Arbeitsbedingungen. Dieses Ereignis ist als Masacre de las Bananeras ,Bananenmassaker' in der Geschichte Kolumbiens bekannt. Im Roman Hundert Jahre Einsamkeit beschreibt Gabriel García Márquez den unmenschlichen Einfluss der UFC in Kolumbien. Pablo Neruda bearbeitet das Wirken der UFC in seinem Gedicht La United Fruit Co., das Teil des Gedichtzyklus Canto General ist. Dieses Gedicht findet auch Eingang in die partielle Vertonung des Canto durch Mikis Theodorakis. ..."
https://de.wikipedia.org/wiki/Chiquita_Brands_International (18. Mai 2025)

...

"Arbeitskampf in Panama: Arbeiter von Chiquita beenden wochenlangen Streik" (12.6.2025)
Nach wochenlangem Streik haben die Arbeiter ihren Ausstand beendet und Straßenblockaden beendet. Eine umstrittene Rentenreform soll fallen. ... Panama-Stadt afp | In Panama haben die seit Wochen streikenden Arbeiter des US-Bananenkonzerns Chiquita ihren Ausstand beendet und ihre Straßenblockaden in der Provinz Bocas del Toro an der Grenze zu Costa Rico aufgehoben. Sie hatten gegen eine Rentenreform protestiert, die nun zurückgenommen werden soll, wie Parlamentspräsidentin Dana Castañeda am Mittwoch mitteilte. Sie will zudem mit Chiquita über eine Rücknahme der angekündigten Entlassung von tausenden Arbeitern verhandeln. ... Chiquita wollte die Einigung am Mittwoch zunächst nicht kommentieren.
https://taz.de/Arbeitskampf-in-Panama/!6093765/

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"Panama verhängt Ausnahmezustand" (21.06.2025)
Seit fast zwei Monaten streiken Chiquita-Bananenarbeiter in der Provinz Bocas del Toro. Die Proteste gegen eine Rentenreform eskalieren. Die Regierung in Panama ergreift nun drastische Maßnahmen. ...
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/panama-ausnahmezustand-100.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Anabel Schröter: Knapp 30 Prozent der Harvard-Studierenden kommen aus dem Ausland. Sie sind einer davon. Die US-Regierung hat der Elite-Universität die Genehmigung entzogen, internationale Studierende zu unterrichten. Kurze Zeit später stoppte eine Richterin das Vorgehen – vorerst. Sie sind einer der Studenten, um die es geht. Einer aus dem Ausland. Wie nehmen Sie die Situation wahr, Herr Gritzbach?

Michael Gritzbach: Ich muss sagen, wir waren alle nicht unbedingt überrascht. Aus den Gesprächen mit den Dekanen und dem Studierendenparlament wussten wir, dass es die Option gibt. Das hatte die Trump-Regierung bereits angekündigt. Wir haben nur alle gehofft, dass sich die Administration umentscheidet.

Anabel Schröter: Sie haben sich nach der Verkündung auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn dazu geäußert. In Ihrem Beitrag schreiben Sie, dass jetzt die Zukunft vieler Studenten in Gefahr ist. Wie meinen Sie das genau?

Michael Gritzbach: Als Deutscher habe ich den Vorteil, dass ich mir nur ökonomische Sorgen machen muss. Schließlich zahlen wir viel Geld, um in Harvard studieren zu können. Aber es bringt uns nicht in Gefahr. Für Studierende aus anderen Ländern bestehen hingegen größere Sorgen. Sie müssen möglicherweise in ein Land zurückkehren, in dem Krieg herrscht. Aber auch die generelle Lebensplanung ist in Gefahr. ... Durch mein Masterprogramm haben ich und viele meiner Kommilitonen ein Visum erhalten, mit dem wir zwei Jahre in den USA studieren und anschließend bis zu drei weitere Jahre in den Staaten arbeiten dürfen. Außerdem haben wir die Möglichkeit, uns auf eine Green Card zu bewerben. Manche Menschen haben jetzt ihren Abschluss und bereits in den Staaten eine Familie gegründet. Plötzlich werden aber ihre Visa abgeschaltet und sie dürfen nicht arbeiten, weil es dann illegal wäre. Dadurch kann die ganze Welt für sie zusammenbrechen.

...


Aus: "Trump gegen Harvard: ,,Dadurch kann die ganze Welt zusammenbrechen"" (24.05.2025)
Quelle: https://www.wiwo.de/politik/ausland/trump-gegen-harvard-dadurch-kann-die-ganze-welt-zusammenbrechen/100130408.html

Textaris(txt*bot)

"Elektrowerkzeuge:Bosch verlagert Produktion zweier Werke ins Ausland" Benjamin Wagener, Michaela Seiser (22.04.2025)
Die Produktion von Bohrmaschinen und Winkelschleifern in Leinfelden-Echterdingen und Sebnitz läuft Ende 2026 aus. Damit sinkt die Zahl der Beschäftigten dieser Bosch-Sparte in Deutschland um ein Drittel. ...
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/stellenabbau-bei-bosch-kuerzung-auch-in-verwaltung-und-entwicklung-110432361.html

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Quote[...] Ungarn ist beliebt bei der deutschen Industrie. Ob Audi, BMW, Mercedes, Eberspächer, Balluff – sie alle haben dort Niederlassungen, die sie erweitern, die Produktion dorthin verlegen. Dass Ungarn laut Transparency International auch 2024 wieder als korruptestes Land innerhalb der EU gilt, scheint für die Investoren keine Bedeutung zu haben.

Im September vorigen Jahres veröffentlichte das Institut für europäische Politik eine Studie über deutsche Unternehmen in Ungarn. Beschrieben wird, wie Orbán und seine Fidesz-Leute dort – auch deutsche – Unternehmen unter Druck setzen, um sie dazu bringen, ihre Firmen an ungarische Getreue abzutreten. Betroffen waren (und sind) vor allem Energie- und Telekommunikation sowie Dienstleistungen. Industrieunternehmen werden nicht nur in Ruhe gelassen, sie werden umworben mit Subventionen, Steuerrückzahlungen und die Kontakte der Vorstände zur ungarischen Regierung sind offenbar unkompliziert, wie der ungarische oppositionelle Journalist Szabolcs Panyi vor einigen Jahren in einer umfangreichen und preisgekrönten Reportage beschrieb.

... Autoritär, pressefeindlich, eine gleichgeschaltete Justiz, Verfolgung von Oppositionellen und Queeren – alles egal. Es gibt Subventionen, die Unternehmenssteuern sind niedrig, die Sozialabgaben für Arbeitgeber ebenso und der Durchschnittsverdienst liegt derzeit bei etwa 1.700 Euro brutto im Monat – Tendenz steigend, da die Inflation hoch ist und es immer weniger Fachkräfte gibt. Bosch Power Tools begründet den Umzug mit "Wettbewerbs- und Preisdruck", mangelnder Nachfrage und will die "historisch gewachsenen Fertigungsstrukturen (...) zukünftig auf weniger Standorte mit hoher Kosteneffizienz fokussieren", wird Thomas Donato, Vorsitzender des Bereichsvorstand in einer Pressemitteilung zitiert. Auf deutsch: Die Produktionsabläufe passen nicht mehr.

Dem stimmt Metaller Czipf zu: "Mit einer Fertigungshalle, in die Wasser reinläuft, die voll ist mit alten Maschinen – da gibt es natürlich keinen Produktionsfortschritt." Für ihn ist klar: Bosch hat den Standort systematisch immer unprofitabler gemacht. "Die glauben nicht mehr an Made in Germany." Andere Werkzeughersteller wie Festool dagegen schafften es, in Deutschland zu produzieren. "Aber die investieren auch hier."

Bosch macht das lieber in anderen Ländern. Trotz Investitionen und Millionen für Sozialpläne verzeichnet die Bosch Gruppe 2024 einen Umsatz von 90,5 Milliarden Euro mit einem Ebit, also Gewinn vor Steuern, von 3,5 Prozent – in Zahlen 3,2 Milliarden Euro. Für die folgenden Jahre "peilt Bosch im Durchschnitt ein jährliches Umsatzplus von sechs bis acht Prozent bei einer Rendite von mindestens sieben Prozent an", schreibt der Konzern. Also ab in Niedriglohnländer, oder wie Unternehmen lieber sagen "best cost countries".

Für Max Czipf steht dahinter "die blanke Gier". Bei seiner Rede auf der Kundgebung in Leinfelden verweist er auf die politisch und wirtschaftlich schwierige Situation in Deutschland. "Während sich die Gesellschaft hier den Kopf zermartert, wie die Lage zu verbessern ist, fällt Bosch nichts anderes ein, als Schließung. Das ist verantwortungslos." Dem schließt sich Andreas Stoch an. Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion ermutigt die Protestierenden, sich zu wehren. "Ihr habt hier in den letzten Jahrzehnten für Rekordgewinne gesorgt", ruft er ihnen zu. Ja, die Welt werde verrückter und schwieriger. Aber wenn die Rendite mal etwas niedriger ist, sei das noch kein Grund, sich von den Beschäftigten abzuwenden.

... Die Boschler:innen von Power Tools wollen jedenfalls weiterkämpfen. Am 14. Juni ist in der sächsischen Schweiz in Sebnitz Aktionstag. Er gehe davon aus, dass eine Menge los sein wird, sagt Czipf. "Da gibt es ja ansonsten kaum Jobs, die nach Tarif bezahlt werden." Die IG Metall Esslingen plane, mit einem Soli-Bus die Sebnitzer Kolleg:innen zu unterstützen.


...


Aus: "Jobabbau bei Bosch Power Tools Leinfelden: "Die blanke Gier"" Gesa von Leesen (28.05.2025)
Quelle: https://www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/739/die-blanke-gier-10262.html

QuoteBernhard Dresbach

Wozu braucht es noch die AfD, wenn wir doch Unternehmer haben die Geschäfte mit Rechtsextremen Ländern ihrem Heimatland vorziehen?



QuoteAlfred Nicklaus

Robert Bosch, dem Firmengründer wurde von anderen Unternehmern häufig vorgeworfen, er zahle zu hohe Löhne... und dass er das nur könne, weil er reich sei.

Diesen Kritikern hielt er entgegen, dass er nicht hohe Löhne zahle, weil er reich sei. Es sei umgekehrt: weil er hohe Löhne zahle, sei er reich geworden!

Robert Bosch war mit Clara Zetkin befreundet... solche wirklich gute Freunde haben weder die Bosch-Oberen noch die anderen heutigen "Wirtschaftslenker" ...


QuoteKurt Alber

Auch Honeywell hat seinen profitablen Standort In Schönaich 2020 geschlossen und alles nach Ungarn verlagert.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Berliner Schülervertretung fordert eine Abschaffung des mehrstufigen Schulsystems in der Stadt. Das bisherige System sei veraltet und biete keine Chancengerechtigkeit, heißt es in einem Papier, das der Landesschülerausschuss Berlin anlässlich eines Kongresses veröffentlichte. Es müsse daher durch die Gemeinschaftsschule als einzige Schulform ersetzt werden.

In Berlin besuchen Schüler eine Grundschule, ehe sie – in der Regel nach der sechsten Klasse – in eine weiterführende Schule wechseln. Das kann ein Gymnasium oder eine Integrierte Sekundarschule (ISS) sein. Qualifizierte Schulabschlüsse sind hier nach neun oder zehn Jahren möglich, Abitur nach zwölf (Gymnasium) beziehungsweise 13 Jahren (ISS). Daneben gibt es Gemeinschaftsschulen, in denen Schüler bis zu zehn Jahre durchgehend zusammen lernen.

,,Das aktuelle Schulsystem verstärkt noch immer massive soziale Ungleichheiten", schreiben die Schülerinnen und Schüler. Der Bildungserfolg der Schüler hänge maßgeblich von ihrem sozioökonomischen oder Migrationshintergrund ab.

Die frühe Aufteilung nach der Grundschule verfestige die soziale Spaltung, statt sie zu überwinden. ,,Gleichzeitig fehlt es vielen Schulen an Ausstattung und Ressourcen, um den Anforderungen modernen, inklusiven Lernens gerecht zu werden."

Die Gemeinschaftsschule sei besser: ,,Gemeinschaftsschulen fördern individuelle Lernwege, soziale Integration und die Entwicklung einer solidarischen Schulkultur", heißt es in dem Papier. Sie ermöglichten Teamarbeit, projektbasiertes Lernen und gute Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Abschlüssen. In einer einheitlichen Schulform, in der alle Schüler gemeinsam, lange und voneinander lernten, entstehe eine Grundlage für eine zukunftsfähige und inklusive Schule für alle.

In seinem Forderungspapier plädiert der Landesschülerausschuss auch dafür, Hausaufgaben und perspektivisch auch Schulnoten abzuschaffen. Lernen müsse ohne Leistungsdruck und Kontrolle möglich sein. ,,Der pädagogische Nutzen von Hausaufgaben ist minimal – insbesondere, wenn sie nicht individuell auf den Lernstand abgestimmt sind. Vielmehr erzeugen sie Stress, Frust und Unmut", heißt es im Papier.

Auch die klassische Benotung reduziere Schülerinnen und Schüler auf Zahlen – ohne dabei deren individuellen Stärken, Entwicklungswege oder Lernbedingungen zu berücksichtigen. ,,In der Praxis führt das zu Leistungsdruck, Konkurrenzdenken und Versagensängsten, ohne dabei wirkliche Vergleichbarkeit und Informationen zur Weiterentwicklung zu bieten", schreiben die Schüler.

,,Wir sehen es daher als notwendig an, dass Noten als zentrales Bewertungssystem grundsätzlich hinterfragt und perspektivisch ersetzt werden." Für die Primarstufe, also die Klassenstufen eins bis sechs, fordert die Schülervertretung die vollständige Abschaffung der Zensuren zugunsten ,,aussagekräftiger, entwicklungsorientierter Rückmeldungen". In der Sekundarstufe I und II solle eine stufenweise Umstellung erfolgen – mit Ausnahme der Abschlussprüfungen. (dpa)


Aus: "Schülervertretung fordert Abschaffung von Gymnasien" (12.06.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/nur-noch-eine-schulform-fur-berlin-schulervertretung-fordert-abschaffung-von-gymnasien-13839364.html

QuoteAaronBerlin
12.06.25 09:15

Ich war jedenfalls froh, dass ich in NRW nach der 4. Klasse Grundschule regulär aufs Gymnasium gehen konnte, um mich nicht weiter mit bereits an Bildung und Wissen erkennbar uninteressierten und überforderten Mitschülern langweilen zu müssen. Das mag zwar soziale Missstände bedeuten. Aber für mich als Arbeiterkind von Nichtakademikern war trotzdem Bildung bis zum Staatsexamen problemlos möglich.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] 138 Millionen. So viele Kinder waren im Jahr 2024 von Kinderarbeit betroffen. Wie die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen von Unicef und der Internationalen Arbeitsorganisation IAO weiter zeigen, verrichteten davon 54 Millionen Kinder gefährliche Arbeit wie etwa im Bergbau. Mit diesen Zahlen sind die Ziele, die sich die Vereinten Nationen gesetzt haben, weit verfehlt. Denn bis zu diesem Jahr, 2025, wollten die 193 Mitgliedsländer Kinderarbeit in allen ihren Formen ein Ende setzen.

Unicef und IAO bemerken in ihrem Kinderarbeitsbericht dennoch positiv, dass die Zahl 138 Millionen einen deutlichen Rückgang der Kinderarbeit seit der letzten Schätzung 2020 um mehr als 20 Millionen Kinder bedeutet. Damals hatten die beiden Organisationen einen besorgniserregenden Anstieg beobachtet. Nun ist die Welt zurück auf einem insgesamt positiven Pfad: Seit dem Jahr 2000 hat sich der prozentuale Anteil von Kindern in Arbeit weltweit mehr als halbiert.

Wie der Bericht zeigt, leben die meisten von Kinderarbeit betroffenen Mädchen und Buben auf dem afrikanischen Kontinent: etwa 87 Millionen. Zurückgegangen ist Kinderarbeit in den vergangenen 20 Jahren vor allem in Asien und im Pazifikraum: von 114 Millionen auf 28 Millionen. Besonders fatal sind Fälle von Kinderarbeit in Regionen, in denen Krieg herrscht. Buben werden in bewaffnete Gruppen gezwungen, müssen Minen räumen und mitkämpfen. Über 105.000 Kinder waren in Ländern wie Syrien, Afghanistan oder im Kongo zwischen 2005 und 2020 davon betroffen, wie Zahlen der Vereinten Nationen zeigen.

Als wirksame Maßnahmen gegen Kinderarbeit nennen Unicef und IAO unter anderem einen besseren Zugang zu hochwertiger Bildung sowie die Ausweitung des Sozialschutzes in Ländern mit Kinderarbeit. Auch der Kampf gegen Kinderarbeit als Teil von Lieferketten könne Effekte zeigen. Ein Hebel, der auch den Industriestaaten der EU, in denen Kinderarbeit zum Glück fast vollständig der Vergangenheit angehört, zur Verfügung steht.

Doch der Kampf gegen Kinderarbeit scheint in Zeiten der Rezession in der EU keine Priorität mehr zu sein: Im Jahr 2020 hatte sich die Kommission auf den Weg gemacht, ein Lieferkettengesetz zu erarbeiten. Mit diesem sollten europäische Unternehmen dazu verpflichtet werden, mögliche Umweltzerstörung und Kinder- sowie Zwangsarbeit bei ihren Zulieferern zu identifizieren und Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Im vergangenen Jahr wurde es nach vielem Hin und Her schließlich beschlossen. Aber nachdem sich bei der EU-Wahl 2024 der Wind gedreht hat, steht es wieder auf der Kippe.

In Kraft treten sollte die neue Richtlinie 2027, so hatten es im vergangenen Jahr das EU-Parlament und der Rat der EU-Staaten beschlossen. Dem Druck einer Mehrzahl der Länder in der EU folgend, wurde das Startdatum mittlerweile auf 2028 verschoben. Geht es nach dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz, dann soll sie gar niemals kommen. "Ich erwarte von der EU, dass sie die europäische Regulierung abschafft", hatte Merz am 9. Mai nach einem Treffen mit von der Leyen gesagt.

Und Merz steht mit dieser Position nicht allein da. Emmanuel Macron schloss sich ihm bereits an. Die Lieferketten-Richtlinie "und einige andere Regulierungen müssen nicht bloß um ein Jahr aufgeschoben, sondern beseitigt werden", sagte er am 19. Mai. Auch ÖVP-Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer stellte sich im Mai hinter die Position des deutschen Bundeskanzlers.

Das Ziel, Kinderarbeit bis 2025 weltweit abzuschaffen, ist verfehlt. 2015 haben sich die Vereinten Nationen in ihren UN-Nachhaltigkeitszielen darauf verständigt. Alle 193 Mitgliedsländer haben die Ziele damals ratifiziert. Tatsächlich dürfte der Kampf gegen Kinderarbeit noch Jahrzehnte dauern, wie Unicef und ILO prognostizieren. Selbst wenn die aktuellen internationalen Bemühungen im Kampf gegen Kinderarbeit vervierfacht werden, würde Kinderarbeit demnach erst 2060 als abgeschafft gelten können.


Aus: "138 Millionen Kinder müssen schuften" Christian Schneider (12.6.2025)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000273557/138-millionen-kinder-muessen-schuften

QuoteSirPostALot

Das ist so unglaublich traurig :-(

Im Artikel steht nur, dass Merz und Macron das GEsetz komplett abschaffen wollen.
Weiß jemand, wieso? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die beiden Kinderarbeit gut finden.


QuoteNostralahmus

Geld.


Quotewrkskrftz

... Alles wissen es und alle tolerieren es bzw. Ist es vielen ganz recht. Es kann doch niemand glauben, dass der ganze Billigschrott, den wir aus Indien, Vietnam, Bangladesch, Türkei usw usw bestellen, zu unseren Sozialstandards produziert wurde.
Lebensmittel aus der Türkei sind beim Lebensmittelhandel hochbeliebt, weil soooo günstig. Da kann man dann die Eigenmarken billigst verschleudern.

Und alle bzw. viele kaufen das gerne weil es so schön billig ist.
Und da die fleißigen Kinderhände so gut einsetzbar sind, kauft der LEH dort.

Passt eh - oder?

Also was soll die Aufregung.


QuoteWotsch de Wotschas

Und munter weiter geht die Ausbeutung. Nur nicht hinschauen, dass könnte unseren Wohlstand gefährden und sogar die Renditen schmälern.


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Berlin taz | Güven Ciftici macht sich keine Illusionen: ,,Die meisten Leute denken, wir kommen hierher, haben Wasser im Eimer und damit ist die Sache erledigt". Aber so sei es nicht, sagt der angelernte Gebäudereiniger aus Berlin und schiebt die schwere Wischmaschine über den Boden eines Bürogebäudes.

,,Manche Verschmutzungen kriegst du mit Wasser nicht weg. In der Maschine benutze ich Chemie. Es gibt Fußabdrücke, Stark-Verschmutzungen. Kaugummi kratze ich weg. Aber man kann nicht einfach Chemie auf die Untergründe draufschmieren, da kann man eine Menge falsch machen", erklärt Ciftici.

Er gehört zu den sogenannten ,,Basisarbeiter:innen", die einen Job machen, zu dem man keine formale Berufsausbildung mit Abschluss braucht. Je nach Definition und Datengrundlage machen die un- und angelernten Tätigkeiten einen Anteil von 16 bis 23 Prozent an allen Beschäftigungsverhältnissen aus, heißt es in der Studie mit dem Titel ,,Die Unverzichtbaren: Menschen in Basisarbeit" des Progressiven Zentrums, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

"Die Unverzichtbaren: Menschen in Basisarbeit"
Erkenntnisse für eine politische Auseinandersetzung mit ihren Perspektiven und Forderungen in der Transformationsgesellschaft, Johanna Siebert und Mara Buchstab | Juni 2025
Unter der Studienleitung von Dr. Florian Ranft
... Das subjektive Gefühl der Benachteiligung wird durch die empirische Forschung der Politökonomin Lea Elsässer faktisch unterlegt. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Anliegen der unteren sozialen Klassen faktisch kaum Eingang in die sozialund arbeitsmarktpolitischen Reformen seit 1980 gefunden haben (Elsässer, 2018). Entsprechend gering ist das Vertrauen, dass sich die eigene Situation durch kollektive Akteure auf absehbare Zeit verbessern wird. Damit gehen Gefühle von Wut, Apathie und Ohnmacht einher. ...
https://www.progressives-zentrum.org/wp-content/uploads/2025/06/Die_Unverzichtbaren_Studie_2025_DasProgressiveZentrum.pdf

Zur Studie, die eine Meinungsumfrage und Interviews auswertet, gehört auch ein Dokumentarfilm, in dem Ciftici auftritt. Das Projekt des Vereins ,,Progressives Zentrum", der sich als ,,Thinktank" bezeichnet, wird vom Bundesarbeitsministerium gefördert.

Die Macher der Studie wollen dem Eindruck entgegenwirken, dass es sich bei der ,,Basisarbeit" um minderwertige, ,,niedrigqualizierte" Arbeit handelt. ,,Die Basisarbeit ist ein sehr heterogenes Feld", sagt Studienautorin Johanna Siebert der taz. Das Spektrum reicht von tariflich bezahlter Fließbandarbeit in Großunternehmen mit Betriebsrat und Gesundheitsschutz bis hin zur Ausbeutung in der Dienstleistung, die von Notlagen profitiert.

Die Ambivalenz aus Chancen und Ausbeutung zeigt sich beim Logistikunternehmen Amazon. Dort arbeiteten zu mehr als 95 Prozent Ausländer, sagt Hedi Tounsi, 33, Betriebsrat und Lagerarbeiter im Amazon-Logistikzentrum in Winsen an der Luhe, im Gespräch mit der taz. Auch er selbst, der vor acht Jahren als Flüchtling aus Tunesien nach Deutschland kam, konnte damals bei Amazon im Lager anfangen, weil seine mangelnden Deutschkenntnisse nicht ins Gewicht fielen. ,,Die Leute hier sprechen Arabisch, Englisch, Spanisch", sagt er. In den PCs im Betrieb könne man sogar ,,seine" Sprache einstellen und dann in der Heimatsprache die Arbeit abwickeln.

Amazon kann sich so immer auf einen Nachschub an neuen Mitarbeitern verlassen, denn die Nachfrage nach Jobs, die keine guten Deutschkenntnisse erfordern, ist gerade bei Geflüchteten groß. ,,Die Leute bleiben, auch wenn sie sagen, die Arbeit ist sehr hart", sagt Tounsi. In manchen Fällen sei der Aufenthaltsstatus davon abhängig, dass sie ihren Job behalten, erklärt der Betriebsrat. Dabei ist der Zeitdruck bei Amazon ebenso berüchtigt wie die bedrohlichen Mitarbeitergespräche mit Kranken und die schweren Metallwände auf den Klos, damit die Leute dort nicht zur Entspannung mit Handyempfang surfen können. Tounsi, der für einen Tarifvertrag bei Amazon kämpft, ist Pate des Projekts über die ,,Basisarbeit".

Aus den Befragungen und dem Dokumentarfilm geht aber auch hervor, dass sich viele der Basisarbeiter:innen keineswegs als Opfer sehen und sehen wollen. Für Ciftici war das Jobangebot in der Reinigungsfirma eine Chance, da er eine kleine Vorstrafe hatte. Sein Chef sei zufrieden mit ihm, sagt er. Er kann sich vorstellen, dort ,,bis zur Rente" zu bleiben.

Und für die ebenfalls im Film porträtierte Cynthia Würpel ist ihr Job ein Einstieg in die Pflegebranche, der ihr gefällt. ,,Ich liebe meine Arbeit", sagt Würfel, 34, im Gespräch mit der taz. Als ambulante Pflegehilfskraft versorgt sie die Bewohner:innen in einer Anlage für ,,Betreutes Wohnen" in Magdeburg. 28 Klient:innen sind es pro Schicht, die sie nach und nach in ihren Appartements aufsucht, denen sie die Kompressionsstrümpfe aus- und anzieht, Insulin spritzt, die Mahlzeiten vorbereitet, beim Duschen hilft. ,,Wir werden so als Arsch-Abwischer gesehen", sagt sie, ,,aber das stimmt nicht. Es ist keine Arbeit, die jeder machen kann. Man muss Lust auf Menschen haben". Im September beginnt sie eine Ausbildung zur Pflegefachkraft.

In der Dokumentation erlebt man Würfels professionelle Freundlichkeit. Wenn sie sich nach kurzer Zeit wieder verabschiedet, sagt sie etwa: ,,frühstücke für mich mit" oder ,,wir sehen uns, weil es so schön war, am Mittag nochmal", zumindest aber ,,bis morgen, Du Schöne". ,,Viele der Menschen haben kaum noch Angehörige, für die sind wir das Highlight am Tag", schildert sie.

Allerdings: ,,Es kommt auf die Details der Belastung in der Arbeit an, da gibt es große Unterschiede", sagt Studienautorin Siebert. Würpel zum Beispiel arbeitet nicht im Heim, sie muss nicht ständig Patient:innen heben oder wie am Fließband waschen und keine Nachtschichten machen. Und sie habe eine solidarische Chefin, die auch selbst mal einspringe, wenn jemand krank werde, erzählt Würpel.

Auch wenn die Basisarbeit laut Studie überdurchschnittlich viel körperlichen Einsatz erfordert, gibt dies manchem der Beschäftigten Lebensfreude. In der Studie erklärten Befragte, sie schätzten an der Arbeit, dass sie sich ,,körperlich bewegen" könnten und in ,,Kontakt mit Menschen kämen".

Aber die Unsicherheiten sind groß: Immerhin 16 Prozent der Un- und Angelernten fürchteten laut Studie, dass sie im Krankheitsfall keinen Lohn bekommen, bei den Qualifizierten waren das nur vier Prozent. Die Arbeitsbedingungen unterscheiden sich laut Studie unter anderem auch in Firmen mit und ohne Betriebsrat und mit und ohne Tarifvertrag.

Die Arbeitsbedingungen stehen auch in Zusammenhang mit der politischen Perspektive, wie sich in den Befragungen zeigt. Je unsicherer und weniger selbstbestimmt sich die Beschäftigten fühlten, desto schwächer sei ihr Vertrauen in die Demokratie, erklärt Studienautorin Siebert. Dieser Befund sei ,,problematisch, weil Basisarbeiter:innen sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich und politisch unverzichtbar sind".


Aus: "Mehr als nur Putzeimer schleppen" Barbara Dribbusch (12.6.2025)
Quelle: https://taz.de/Prekaere-Beschaeftigung-in-Deutschland/!6093731/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die meisten Arbeitgeber sehen in Einschränkungen der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall keine Lösung, um die Produktivität zu steigern. Das geht aus einer Umfrage unter anderem der Techniker Krankenkasse (TK) hervor. Demnach gaben 65 Prozent der befragten Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer beziehungsweise Personal- und Gesundheitsverantwortlichen an, dass sie geringeren Lohn im Krankheitsfall ablehnten. 23 Prozent fänden eine solche Maßnahme demnach hingegen hilfreich, zehn Prozent stünden ihr neutral gegenüber.

Angesichts der wirtschaftlichen Stagnation in Deutschland hatte es aus der Wirtschaft sowie aus Verbänden Vorschläge gegeben, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu senken. Dies hatte unter anderem Oliver Bäte, der Chef des Versicherungskonzerns Allianz, vorgeschlagen. Konkret schlug er vor, einen Karenztag einzuführen. Krankgeschriebene Angestellte würden den Lohnausfall für einen Arbeitstag damit selbst tragen. Gewerkschaften und Politiker lehnten den Vorschlag ab.

In der Umfrage schlug sich zu diesem Thema ein Wahrnehmungsunterschied zwischen Geschäftsführern und Personalverantwortlichen nieder. So seien Firmenchefs mit 35 Prozent häufiger der Auffassung, dass es die Produktivität steigern könne, die Lohnfortzahlung zu verringern. Bei Personal- und Gesundheitsverantwortlichen lag der Zustimmungswert hingegen bei lediglich 21,5 Prozent.

Dasselbe Muster zeigt sich der TK zufolge auch bei Themen wie der telefonischen Krankschreibung oder Präsenzpflicht: Letzterer stimmten demnach fast die Hälfte der Geschäftsführer, aber nur etwa ein Viertel der Personal- und Gesundheitsverantwortlichen zu. Generell befürwortet eine große Mehrheit der Befragten, die Produktivität vor allem durch Automatisierung (knapp 87 Prozent), Investitionen in "gesunde Führung" (86 Prozent) oder Weiterbildungen (knapp 83 Prozent) zu erhöhen. 

"Gesunde und zufriedene Mitarbeitende sind der Grundpfeiler für ein erfolgreiches Unternehmen", sagte dazu TK-Vorstandschef Jens Baas. Einschränkungen der Lohnfortzahlung seien "eher kontraproduktiv" und würden dazu führen, dass "Krankheiten eher verschleppt und Mitarbeitende noch länger ausfallen" würden. Stattdessen empfahl Baas Unternehmen, mehr in gesundheitsförderliche Arbeitsprozesse und eine vertrauensvolle sowie wertschätzende Firmenkultur zu investieren. "Das hilft nachweislich, die Leistungsbereitschaft der Mitarbeitenden zu erhöhen und somit auch die Produktivität zu steigern", sagte der TK-Chef.

Die Umfrage wurde von der TK in Zusammenarbeit mit dem von der Haufe Group herausgegebenen Personalmagazin sowie dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) durchgeführt. Dafür wurden im Januar und Februar rund 1.500 Organisationen zu ihrem betrieblichen Gesundheitsmanagement online befragt. Privatwirtschaftliche Firmen machten demnach knapp zwei Drittel der Befragten aus, etwa ein Drittel waren Einrichtungen des öffentlichen Dienstes.


Aus: "Arbeitgeber befürworten vollständige Lohnfortzahlung im Krankheitsfall" (11. Juni 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/arbeit/2025-06/krankheitsfall-lohnfortzahlung-arbeitgeber-umfrage-arbeitnehmerschutz

QuoteWahl-O-Mate Motzarella

Alles Hippies, diese Arbeitgeber.


QuoteKäsePlatte90

Der Vorstoß mancher Spitzenmanager zur Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist Ausdruck einer abgehobenen Entfremdung von gesellschaftlicher Realität. Während sich viele Unternehmer, auch im Mittelstand, der Verantwortung für ihre Mitarbeitenden bewusst sind und die strukturellen Probleme der Wirtschaft klar benennen – z.B. Investitionsstau, Bürokratie, Infrastrukturverfall – schieben einige Spitzenverdiener die Schuld zynisch den Arbeitnehmern zu. Dabei ist nicht Arbeitsverweigerung das Problem, sondern jahrzehntelange Vetternwirtschaft und Selbstbedienung durch politische Netzwerke von CDU und FDP. Cum-Ex, Maskendeals, Scheuer-Maut: Hier gingen Milliarden nicht an Bedürftige oder in Bildung, Gesundheit, Infrastruktur – sondern an Parteifreunde, Kanzleiberater und Schattenlobbys. Von diesen Geldern hätte man problemlos Dutzende Schulen, Brücken, Kliniken und Schwimmbäder inklusive Personal finanzieren können. Stattdessen diffamiert man nun kranke Menschen als Kostenfaktor, während sich Topmanager Boni auszahlen lassen, die den Jahreslohn ganzer Belegschaften übersteigen. Wer so spricht, zeigt nicht nur ökonomisches Unverständnis, sondern auch moralischen Bankrott. Es sind nicht die Kranken, die dieses Land schwächen – es ist die Arroganz einer sich selbst versorgenden Elite.


QuoteKarlKasper

Netter Text, mit viel Potential. Aber wiso nennen sie nur CDU/FDP? Diese Netzwerke finden sie auch bei der SPD/grüne.


QuoteSemaex

@KäsePlatte90

Oh lala da musste aber jemand Mal Dampf ablassen?

Ich weiß ja nicht ob wir beide den selben Artikel gelesen haben, aber ich sehe nirgendwo, dass "Manager" von "Konzernen" Ihre kranken Mitarbeiter regelrecht bestrafen wollen.

Im Artikel lese ich um die Diskrepanz zwischen Geschäftsführern und Personalern, welche es in quasi jedem Unternehmen ab 80 Mitarbeitern gibt (/geben sollte). Dass GFs dem Geld näher stehen, und HR im Idealfall der Advokat der Mitarbeiter ist lässt die Statistik im Artikel weit weniger überraschend dastehen.


QuoteAsbest

Antwort auf @Semaex

Googlen Sie folgendes: Oliver Bäte: Allianz-Chef plädiert für Abschaffung der Lohnzahlung am ersten Krankheitstag - manager magazin ...


QuoteAntiHeld.a.D.

Stimmt schon. Immer, wenn ich krank im Bett liege denke ich mir: Würde es mir auch so dreckig gehen, wenn das Geld für die Scheuer-Maut nicht versenkt worden wäre und sie den Cum-Ex Skandal endlich mal aufgearbeitet hätten?!

Fakt ist, dass wir in D einen Spitzenwert in der Statistik der Krankheitstage einnehmen (Quelle: OECD). Das ist natürlich auch ein Problem der Produktivität. Was Sie aufgezählt haben sind weitere Probleme in diesem Land. Ich halte eine Minderung der Lohnfortzahlung auch nicht für ein angemessenes Mittel, aber hier gegensteuern zu wollen ist mMn. legitim. Bessere Arbeitsbedingungen sind definitiv ein Mittel dagegen und sollten aufgrund der positiven Auswirkungen auch in anderen Bereichen (Wettbewerbsfähigkeit auf dem Jobmarkt, bessere Motivation auch während der Arbeit, etc.) im Vordergrund stehen. Aber bei durchschnittlich 25 Krankheitstagen 2022 muss man auch überlegen, ob es mit der Motivation und Arbeitsmoral bei uns Arbeitnehmern vielleicht ebenso hapert, wie bei den bösen Eliten? Das ist ein riesiger Abstand zum zweitplatzierten Lettland, it 20 Tagen.


QuoteV.S.

@KäsePlatte90

Wow: ein Rundumschlag, der mal so eben alle ,,Schweinehunde" detektiert!

Weder dass der überwiegende Teil der Unternehmensführer für eine Lohnkürzung wäre, noch dass es keine Mitarbeiter gäbe, die gerne auch mal ,,krank machen". Die kennt jeder Kollege auch, der dafür dann mal ,,schnell einspringen" muss.

Aber Differenzierung ist halt nicht so Sternchenheischend, wie Rundumschlag!


QuoteM.Aurelius

Ach ja, das alte Lied der Leistungsträger mit Schreibtischblick: Krankheit ist Verdacht, Gesundheit ist Pflicht. Und wer's nicht schafft, der soll zahlen – für seinen Husten, seine Bandscheibe und seine gottverdammte Menschlichkeit.

Das ist der neoliberale Katechismus in Reinform: Wer niest, ist verdächtig. Wer hustet, schmarotzt. Und wer beim Arzt landet, ist offenbar nicht resilient genug für den Standort Deutschland.

Der Vorschlag, einen Karenztag einzuführen, stammt vermutlich aus demselben Ideenlabor wie die Privatisierung von Trinkwasser und die Abschaffung der Mittagspause. Wahrscheinlich ein Thinktank mit der Sozialkompetenz einer Steckdose.

Und jetzt steht da der Vorstand der Allianz mit Dollarzeichen in den Pupillen und rechnet durch, wie viele Schnupfen man braucht, um das nächste Dividendenziel zu gefährden.

Was das mit Kultur zu tun hat? Gar nichts. Aber in einem Land, in dem man einen Versicherungslobbyisten zum Gesundheitsweisen macht und Wolfram Weimer zum Kulturbeauftragten, ist das auch nicht mehr nötig.

Das einzige, was in diesem Land krank ist, sind nicht die Arbeitnehmer – es ist die Idee, dass man Produktivität durch Druck, Misstrauen und kalte Buchhaltung steigert.

Ein Karenztag? Ich hätte da einen Gegenvorschlag: Karenzzeit für Ideologen mit Vorstandskonto – unbegrenzt und ohne Rückkehrrecht.


QuoteSicht der Dinge

Mit der Denke müsste man auch die Steuererklärung abschaffen und darauf vertrauen, dass die Zahlung schon stimmt, die der Steuerpflichtige überweist. Ohne Druck und Misstrauen. Klingt das für Sie nicht etwas naiv?


Quotetenchi souzou
Antwort auf @Sicht der Dinge

Der Vergleich hinkt leider enorm und zeigt, dass Sie lieber pauschal Kranken gegenüber misstrauen.

Bei begründetem Verdacht auf Blaumachen kann der Arbeitgeber heute schon ein amtsärztliches Attest anfordern, ansonsten ist mir die Unschuldsvermutung doch wichtiger, als ein paar Blaumacher.

Viele Probleme eines Karenztages sind ja, wie die Umfrage zeigt, auch unter Arbeitgebern bekannt, zumal Anwesenheit ja nicht bedeutet, dass jemand auch produktiv arbeitet.

Im Gegenzug werden sich viele Menschen, besonders, wenn sie sich den Lohnausfall nicht leisten können, krank zur Arbeit schleppen. Das erhöht aber nicht nur einen längeren Krankheitsausfall, eine Erhöhung der Krankheitstage (wenn jemand erkältet ist, wäre die Chance größer, sich dann noch länger krankschreiben zu lassen) und steigert die Chance, dass sich Krankheitserreger im Rest der Belegschaft verbreiten ( als hätten wir nichts aus der Pandemie gelernt).

Ein gesundheitlich angeschlagener Mitarbeiter hat ja statistisch eine wesentlich höhere Fehlerquote. Das allein kann die Einsparungen eines Karenztages um ein Vielfaches übersteigen.

Solche unsinnigen Vorschläge kommen daher meist nur von mittelmäßigen bis schlechten (Top-) Managern, die hauptsächlich mit Zahlen hantieren und ihre eigenen kurzfristigen Bonuszahlungen im Blick haben.


QuoteSt.Ma

Die Union gibt der Wirtschaft eine vermeintliche Steilvorlage. Und die Wirtschaft? Versteht ganz offensichtlich mehr vom Thema als die sogenannte "Wirtschaftspartei".


Quotenur gemeinsam retten wir den planeten

Demokratie eben. Vorschläge, Kompromisse, Ablehnungen, Zustimmungen. Nichts besonderes.


Quotebuschlauf

Es gibt offensichtlich einen Unterschied zwischen den CEO's der Firmen und den Personalverantwortlichen. Und ja, vielleicht vertritt die Union die Interessen der CEO's. ...


QuoteTutenchnaund

Wer stehen und atmen kann hat noch Reserven. Kampf den unnötigen Krankschreibungen der ganzen Schneeflöckchen;-)

Im Ernst, es ist eine der größten und sinnvollsten Errungenschaften der Arbeiterbewegung solche Dinge erkämpft zu haben und daran sollte auch nicht mehr gerüttelt werden.


QuoteGehirn bitte auch wirklich nutzen

"Aus Politik und Wirtschaft gab es Vorschläge, krankgeschriebene Arbeitnehmer nur teilweise zu entlohnen."

Wer sowas vorschlägt, hat nicht alle Latten am Zaun. Und nochmal der Hinweis: Die ach so verhassten "Linksgrünversifften" sind es nicht, die das fordern.

"Gesunde und zufriedene Mitarbeitende sind der Grundpfeiler für ein erfolgreiches Unternehmen" - no shit, Sherlock!

Genau aus dem Grund wird es auch endlich mal Zeit, dass man im Hier und Jetzt ankommt. Habe Verwandtschaft in den Niederlanden - da ist nix mit gelbem Zettel und zum Hausarzt rennen bei jeder noch so kleinen Kiste. Da schickst du dem Chef eine Nachricht mit "Ich bin krank" und das wars. Hier, im Land der Paragraphenreiterei, herrscht aber durchweg grundlegendes Misstrauen. Warum? Kann ein Mensch nicht mal krank sein? Muss man immer weiter machen mit diesem Erklärungszwang?

Krank ist krank, Ende.

Aber hey, pfeif drauf. Millionenfach wird dann halt Union gewählt - weil was juckt das Wohlbefinden des kleinen Mannes und der kleinen Frau? Warum Menschlichkeit vor Business, wenn Business auch vor Menschlichkeit gehen kann?

Oh, und weil man Sie - also den Arbeitnehmer - ja so mag, kriegen Sie zur Belohnung im Alter dann so tolle Dinger wie Merz´ Konzept der "Aktivrente": Einfach weiterarbeiten, damit die Rente wieder passt.

Ey, den Sch*** kann sich doch keiner ausdenken, der noch ein halbwegs intaktes Gehirn hat.


QuoteFaktenStattLuft


"Ey, den Sch*** kann sich doch keiner ausdenken, der noch ein halbwegs intaktes Gehirn hat."

...oder es wird von einer Seite aus vorgeschlagen, die aufgrund ihrer eigenen betucht finanziellen, somit aus einer gehobenen sozialen Stellung den Kontakt zum Durchschnittsbürger unseres Landes und damit zum "normalen" Leben verloren hat.


Quotelow-life

Ich hatte mal einen Chef, der bei telefonischer Krankmeldung gleich fragte: "Was hast du denn?"
Der vermittelte dabei den Eindruck, als wolle er mal hören, ob meine Antwort darauf realistisch ist. Natürlich musste man auch so klingen, als ob man kurz vorm Sterben ist.


Quoteberlinerin73

Nicht selten reicht bei mir ein Tag konsequentes "Bettruhe und Teetrinken", um die Erkrankung in der Ausbrütungsphase abzufangen und schnell wieder einsatzfähig zu sein. Dafür abgestraft zu werden würde zu längeren Erkrankunsphasen führen, sei es durch Verschleppen, sei es durch "na wenn schon dann auch gleich richtig".


QuoteSicht der Dinge

Das ist ja das Problem: Sie machen es vernünftig, andere nutzen das System, um mal auszuschlafen, wenn es abends länger ging. Wie trennt man die Spreu vom Weizen?


QuoteFrank Mayer

Blaumachen muss selber bezahlt werden. Und statt aufwendige Kontrolle einfach 1. 2 oder 3 Tage ohne Fortzahlung, dann reguliert sich vieles.


QuoteAngrist

ok, also röchelnd und hustend montag ins büro am montag, verstanden.


QuoteIn Memory Of Helmut S.

@Frank Mayer

Wer so viel Misstrauen in sich trägt, schließt meist unterbewusst von sicht auf andere, nicht wahr?


QuoteSchmarthurSchmooner

@Frank Mayer

Dümmste Idee die man haben kann. Wir in der Kita müssen so schon ständig mit Eltern kämpfen ihre verrotzten, fiebrigen Kinder nicht zu früh wieder zu bringen um die Seuche nicht noch weiter zu verbreiten. Ihr Vorschlag bedeutet nur noch mehr Druck auf alle Beteiligten. Und den Senioren im Altenheim gefällt es sicher auch ständig Kontakt mit kranken Mitarbeitern zu haben die sich auf Arbeit schleppen.

Oder der Arbeiter mit Fieber auf dem Bau....

Wer möchte ergänzen?


QuoteKlausabc2.0

Antwort auf @In Memory Of Helmut S.

Es geht nicht um Mißtrauen. Es geht um Kosten. Mit Krankscheibung erhalte ich Erstattungen von der Krankenkasse als Unternehmer. Ohne Krankschreibung zahle ich allein.


Quotephocs

Ich halte unbezahlte Karenztage für eine gute Idee.

Krankheit ist in einem gewissen Maße Privatsache und nichts, was den Arbeitgeber angeht. Schlussendlich erhält er in der Krankheitszeit keine Leistung, obwohl er dafür bezahlt. Und die Kollegen haben Mehrarbeit, ohne dafür bezahlt zu werden.

Daraus würde ich folgende gerechte Lösung vorschlagen: wenn jemand krank ist, wird solange sein Arbeitslohn auf die Kollegen umgelegt, die ihn vertreten müssen. So ist allen geholfen.


QuotePiteraq

Ja, ich hoffe, Sie sind konsequent und verzichten aufs Gehalt, wenn Sie krank werden. Und warum nicht auch gleich bezahlten Urlaub abschaffen? Ist ja auch Privatsache, ebenso wie Rentenanteile des AG.


Quotenur gemeinsam retten wir den planeten

@phocs

Willkommen im Kaiserreich.


Quotephocs

Antwort auf @Piteraq

    Ja, ich hoffe, Sie sind konsequent und verzichten aufs Gehalt, wenn Sie krank werden. Und warum nicht auch gleich bezahlten Urlaub abschaffen?

Das geht schon in Ordnung 🙂 Ich bin selbständig und werde eh nur bezahlt, wenn ich wirklich arbeite.


QuoteThe Daywalker

Antwort auf @phocs

Selbstständig? Lassen Sie mich raten: wenn ich mich nur richtig anstrenge, kann ich das auch schaffen?


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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Mit einem Milliarden-Vermögen in die Therapie-Suite für 100.000 Euro die Woche: Solche Probleme hätte man gern? Nach einem Besuch am Zürichsee weiß man: Hätte man nicht.

Donnerstagmorgen, in den Praxisräumen herrscht leise Hektik. Ein "akuter Neueintritt" befindet sich irgendwo hier in einem der Behandlungszimmer. Ein Milliardenerbe mit Depressionen vielleicht, ein Royal mit Suchtproblem, ein ausgebrannter Top-CEO.

Die Recherche begann mit einer Schlagzeile: "Bei Kindern von Superreichen treten vermehrt psychische Erkrankungen auf". So lautete die Erhebung einer exklusiven Therapieklinik in Zürich. Kinder aus Familien mit jährlichen Haushaltseinkommen von mehr als fünf Millionen Dollar entwickelten dreimal so häufig Suchterkrankungen wie jene aus Mittelschichtsfamilien. Kann das stimmen? Im Jahr 2025 träumt jeder unter 40 davon, im Schlaf zum Krypto-Millionär zu werden oder als Influencer ausgesorgt zu haben. Mit Geld kann man sich einen amerikanischen Präsidenten kaufen. Reich und berühmt sein soll da auf die Seele schlagen?

Ich mache mich auf den Weg in ebenjene Therapieklinik in Zürich: Paracelsus Recovery. Sie liegt in der zweiten Etage eines unscheinbaren Wohn- und Bürohauses direkt am Zürichsee.

Der akute Neueintritt und die Reporterin dürfen sich keinesfalls über den Weg laufen. Flüsternd geht es in das Büro des Chefs: gigantischer Ausblick auf den See, Lilienstrauß, ein Piano, auf dem Jan Gerber, der Klinikleiter, ab und an Rachmaninoff spielt, wie er sagt. Ein kleiner Hinweis, wer sich gerade in Behandlung begeben hat? Gerber lächelt. Also, na gut: Es handele sich um "einen, ich sag mal, älteren Unternehmenspatriarchen aus dem Nahen Osten".

Paracelsus, nach dem Gerbers Klinik benannt ist, war ein Schweizer Arzt aus dem 16. Jahrhundert. Entgegen der damaligen Vorstellung war er überzeugt, dass psychisch Kranke nicht von bösen Geistern besessen seien und eine humane Behandlung verdienten. Und jeder, das betont Jan Gerber, verdiene eine humane Behandlung, auch psychisch erkrankte Ultra-High-Net-Worth-Individuals, kurz UHNWIs, Menschen mit einem Vermögen von über 30 Millionen Euro. "Ich bitte darum, sachlich und empathisch über unsere Kunden zu berichten", sagt Gerber. Viele reagierten reflexhaft mit Häme und Belustigung. Mit dem Privatjet in die Psychiatrie, "die Probleme hätte ich gerne!". Am Abend dieses Tages wird man wissen: Nee, hätte man lieber nicht.

Gerbers Mutter war Pflegerin in verschiedenen Heilkliniken, sein zeitweiliger Stiefvater war Suchtberater. Was Jan Gerber abends daheim am Esstisch mitbekam, "klang anstrengend und traurig. Ich wollte nie in den Gesundheitssektor gehen." Nach der Schule studierte er Wirtschaft an Eliteunis. "Als 20-Jähriger hatten Statussymbole und die Welt des Glamours eine mystische Anziehungskraft auf mich." Gerber verdiente bald sehr gut, fuhr schöne Autos. Doch es langweilte ihn.

Ein vermögender und bekannter CEO aus dem Umfeld der Familie, alkoholabhängig, wandte sich 2009 an Gerbers Mutter und den Stiefvater. Anstatt den Kranken an eine Klinik zu verweisen, brachten die beiden ihn in einer angemieteten Wohnung unter, so berichtet Gerber, und behandelten ihn dort. "Wir mussten sehr diskret sein, alles andere hätte sich auf den Aktienkurs des Unternehmens ausgewirkt", sagt Jan Gerber. Er, der Sohn, wurde eingebunden und stellte ein Programm zusammen: Vollzeittherapeut, Koch, Butler, Haushaltshilfe. Kosten: mehrere Tausend Euro am Tag.

Gerber, heute 43 Jahre alt, erkannte eine Marktlücke. Zusammen mit seiner Mutter gründete er die weltweit erste Therapieklinik mit dem Konzept "One client at a time", das heißt: Bei Paracelsus stehen 15 Mitarbeiter rund um die Uhr für einen einzigen Patienten bereit. Mehrere Psychiater, die auf Somatik spezialisierte Chefärztin von Paracelsus, Yoga-, Physio- und Reiki-Therapeuten, eine Ernährungsexpertin, Masseure, die Meditationstrainerin, Lifestyle- und Fitnesscoaches.

Die wichtigste Rolle im Team spielt ein sogenannter Live-in-Therapeut, der mit dem Patienten im selben Apartment wohnt und jederzeit ansprechbar ist. Gesamtpreis pro Woche: 101.298 bis 128.357 Euro.

Wir verlassen Gerbers Büro und gehen durch einen Hinterhof in das Gebäude nebenan, wo die Patienten in Penthouse-Apartments untergebracht sind. Einige Etagen darunter befindet sich im selben Haus die Gentleman's Clinic, eine Schönheitsklinik, die Gerber vor vielen Jahren gegründet hatte und inzwischen verkauft hat. Hin und wieder nutze ein Kunde schon mal die Gelegenheit, um eine Botox-Behandlung einzuschieben.

Paracelsus Recovery hat nur drei Patientenwohnungen. In der Regel seien ein bis zwei belegt, damit man flexibel auf Verlängerungen oder akute Anfragen reagieren könne, sagt Gerber. Im kleinsten der drei Apartments, circa 200 Quadratmeter groß, liegt der frisch-harzige Geruch vom Öl der Arve in der Luft, einer Kiefernsorte aus den Schweizer Alpen (entspannend und schlaffördernd). In der Küche bereitet ein Sterne-Koch dreimal am Tag probiotische, antientzündliche, proteinreiche Mahlzeiten nach einem maßgeschneiderten Ernährungsplan zu. "Ab und zu darf es auch Wagyu-Beef sein." Die Wohnung ist luxuriös, aber nicht pompös. Man wolle eine Umgebung der Geborgenheit schaffen, wie ein Großteil seiner Patienten sie nicht kenne, sagt Gerber.

Viele von ihnen leiden unter dem von Gerber so genannten Succession-Syndrom, angelehnt an die gleichnamige Fernsehserie, in der die vier Unglückskinder eines Medienmoguls um dessen Gunst und Nachfolge kämpfen, jeder emotional verwüstet auf seine Art.

Die Traumata, die Kinder von Superreichen mit sich tragen, seien vergleichbar mit den Traumata, die man bei den Ärmsten vorfindet, sagt Gerber: "Am unteren sozioökonomischen Ende ist es häufig die alleinerziehende Mutter, die mehrere Jobs hat, um über die Runden zu kommen, und abends zu müde ist, um aufmerksam mit ihren Kindern zu sein. Ähnliche Muster von emotionaler Vernachlässigung sehen wir bei Superreichen, wenn auch aus anderen Gründen: Die Kinder werden früh auf teure Internate geschickt oder wachsen in einem von Mauern abgeschirmten Haus mit 30 Zimmern und wechselnden Nannys und Hausangestellten auf."

In Unternehmerdynastien managten die Väter ihre Kinder oft wie Mitarbeiter, die im Schatten des übermächtigen Patriarchen stehen und mit unerfüllbaren Erwartungen leben müssen. Mit dem Gefühl, die Leistungen der Eltern nie toppen zu können. Von der Außenwelt stets als "Tochter von" oder "Sohn von" gesehen zu werden. Wohlstandsennui, Isolation und Sinnleere. Zusammengenommen sind das gute Zutaten für ein brüchiges Selbstbild. Traumatische Erfahrungen wie sexueller Missbrauch passieren zudem in allen sozialen Schichten.

"Wohlstand beschützt nicht vor menschlichen Erfahrungen wie Schmerz. Im Gegenteil", sagt Gerber und lässt einen Satz von großer Wucht fallen: "Zu viel Geld macht krank."

Ab einem gewissen Wohlstand flacht die Glückskurve ab, haben Studien ergeben. Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman definierte 2010 die Grenze bei einem Jahreseinkommen von 75.000 Dollar. Einer aktuellen Studie des Ökonomen Mikkel Bennedsen zufolge liegt die Grenze heute bei 200.000 Dollar. Ab dem Punkt, an dem man gar nicht mehr arbeiten muss und nur von Zinsen leben kann – circa fünf Millionen Euro Vermögen –, sinkt die Glückskurve seiner Erfahrung nach dann rapide, sagt Gerber.

Wer sein Vermögen selbst erwirtschaftet hat, leide anders als Erben. Gründer und Topmanager arbeiteten sich fast tot, bis die Familie auseinanderfällt und der Körper streikt. Der Anteil von Vorständen und Unternehmenschefs unter seinen Patienten habe sich seit 2020 mehr als verdoppelt, sagt Gerber. Und immer öfter kämen auch Spitzenpolitiker.
In eine dritte Kategorie fallen Schauspieler, Musiker und Schriftsteller. "Kreativität korreliert mit mentaler Instabilität", sagt Gerber. "Mit einem großen Bestseller oder Welthit ist der Schmerz eben nicht geheilt, häufig wird so noch Öl ins Feuer gegossen, weil der Erfolg einen exponiert."

Gerbers Mitarbeiter haben 2022 die Biografien aller Oscar-Gewinner in den Kategorien "Beste Hauptdarstellerin" und "Bester Hauptdarsteller" seit 1992 untersucht: 41 von 60 Preisträgerinnen und Preisträgern kämpften im Laufe der Jahre mit psychischen Erkrankungen, siebenmal häufiger als der Bevölkerungsschnitt.

Was alle seine Patienten verbinde, seien Einsamkeit und Misstrauen gegenüber anderen, sagt Gerber. "Ich fühle mich nicht verstanden, ich fühle mich nicht verbunden mit der Welt. Man weiß nie: Sind meine Freunde wirklich meine Freunde? Wer ist nur an meinem Geld und meinem Status interessiert?"

Nach so viel harter Kost braucht es eine Pause. Die Reporterin darf sich in einem abgedunkelten Raum in ein Gerät setzen, das an eine Liege in der First Class erinnert. Der "Satori Chair" ist eine Art Heilroboter, auf einem Display kann man zwischen den Optionen "Atmen", "Chakra", "Sleepwave" und "Tobacco Cessation", Tabakentwöhnung, wählen. Ich klicke auf "Sleepwave". Die Liege surrt und versetzt mich in eine horizontale Schwebeposition, in der ich mich so schwerelos fühle wie wahrscheinlich im Weltall. Über Kopfhörer rieseln Klänge ein, die Bilder von singenden Walen in mir wecken. Gedanken an drohende Deadlines, Einkaufslisten und den aktuellen Kontostand ziehen auf, dann überlege ich kurz, ob man Mitgefühl mit Elon Musk haben muss, dem ein paar Wochen hier sicher auch guttäten. Nach wenigen Minuten bin ich weggedämmert.

45 Minuten später werde ich geweckt und treffe eine der Live-in-Therapeutinnen des Hauses. Sie sagt, sie sei erdende Zuhörerin, beste Freundin, guter Geist des Hauses, rund um die Uhr für ihren Patienten da. Sie isst mit ihm zu Abend, fährt mit ihm zum Shoppingausflug nach Mailand. Wenn es gewünscht ist, zieht sie sich diskret zurück. Eine andere Therapeutin der Klinik, mit der ich später telefoniere, sagt: "Es ist intensiver als jeder Job, den ich zuvor gemacht habe." Sie habe im Laufe ihrer Karriere Tausende Patienten behandelt. "Hier können wir in vier bis sechs Wochen Fortschritte machen wie sonst nur in ein bis zwei Jahren."

Ein Behandlungstag in der Paracelsus-Klinik sieht so aus: 9 Uhr Morgenreflexion und Meditation, danach Vitamin- und Hibiskus-Infusionen, 75 Minuten Atemtraining, Mittagessen aus Miso-glasiertem schwarzem Kabeljau mit Yuzu und wildem Brokkoli. Nachmittags Sitzung mit dem Psychiater und Qigong-Stunde, danach Dinner, gefolgt von Abendreflexion. Die Paracelsus-Klinik nennt das "360-Grad-Ansatz".

Man kann es auch so sehen: Den Superreichen wird eine Helikopterversorgung mit einem Übermaß an Ressourcen zuteil, die im unterbesetzten und unterfinanzierten regulären Gesundheitswesen fehlen. Jan Gerber argumentiert mit einem Trickle-down-Effekt: Ein Normalbürger pflege im Schnitt Beziehungen zu ein paar Dutzend Menschen. Der geläuterte CEO eines multinationalen Aktienunternehmens dagegen könne Umweltstandards für ganze Landstriche oder die Arbeitsbedingungen für Hunderttausende verbessern.

Die 360-Grad-Behandlung habe ihre Tücken, gibt Jan Gerber zu. Eine Luxusklinik bildet den isolierenden Kokon nach, der viele Reiche und Berühmte erst in die Krise gestürzt hat. Viele Patienten seien es außerdem gewohnt, von Jasagern umgeben zu sein, und seien daher beratungsresistent, sagt Gerber. Der Kunde ist halt immer ein bisschen König.

Wenn zu viel Geld krank macht – wäre es nicht die effektivere Therapie, Superreiche heilsam von ihren Vermögen zu entlasten?

Marlene Engelhorn, Millionenerbin und Nachfahrin eines BASF-Gründers, ist eine, die das fordert. Sie, 33 Jahre alt, hat von ihrer verstorbenen Großmutter 25 Millionen Euro geerbt. Sie hat das Geld an einen Bürgerrat gestiftet, der das Geld an 77 gemeinnützige Organisationen verteilt hat. Engelhorn, die ich über Videocall erreiche, sagt: "Ich habe eine Allergie gegen das Bild von den ›armen Reichen‹. Wir sollten uns weniger mit den individuellen Problemen von Reichen beschäftigen, sondern mit der Notwendigkeit struktureller Veränderungen."

Engelhorn fordert eine deutliche Erhöhung der Erbschaftsteuer und eine Wiedereinführung der Vermögensteuer. Warum sind nicht mehr Vermögende dazu bereit, etwas von ihrem Geld abzugeben, wenn es ihnen doch nicht guttut? "Man muss sich Vermögen vorstellen als Suchtkrankheit. Man wird geboren als Süchtige, umgeben von Süchtigen", sagt Engelhorn. Für viele Reiche sei der Selbstwert mit ihrem Geld verknüpft. "Jeder Angriff auf das Vermögen wird daher als Angriff auf die eigene Identität verstanden."

Jan Gerber ist nicht grundsätzlich gegen höhere Steuern für Reiche. "In einer Gesellschaft, in der die soziale Schere immer weiter auseinandergeht, geht es auch den Superreichen netto emotional schlechter, weil sie sich hinter drei Mauern und einer Selbstschussanlage verschanzen müssen, um sich sicher zu fühlen." Seine Eltern seien sehr links gewesen, "auch bei mir resonieren linke Positionen am stärksten. Leider kriegen Linke meistens nichts auf die Reihe."

Es ist später Nachmittag. Die Goldküste, wie die Zürcher die Ostseite des Sees nennen, ist in orangefarbenes Licht getaucht. In Gerbers Büro liegt auf dem Couchtisch ein Kinderbuch, das Patienten immer wieder in die Hand nehmen, wenn sie hier sitzen. Es trägt den englischen Titel The Gift of Nothing, das Geschenk des Nichts, und handelt von einer Katze, die einem Hund etwas schenken möchte. Aber was? Der Hund hat schon alles: einen Fressnapf, einen Schlafkorb, einen Spielzeugknochen. Was schenkt man so jemandem? Die Katze hat eine brillante Idee: nichts. Sie überreicht dem Hund eine leere Box. "Da ist nichts drin", sagt der Hund. "Ja, genau. Nichts außer mir und dir", antwortet die Katze.


Aus: "Der Therapeut der Superreichen sagt: "Zu viel Geld macht krank""
Eine Reportage von Xifan Yang, Zürich (Aus der ZEIT Nr. 25/2025)
Quelle: https://www.zeit.de/2025/25/therapie-zuerichsee-milliardaere-klinik-psyche-behandlung


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#1780
BPK: Studie zu zwei Jahren Bürgergeld aus Sicht der Betroffenen | 23.06.25
Prof. Marcel Fratzscher (Präsident des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung , DIW Berlin), Helena Steinhaus (Gründerin Sanktionsfrei e. V. ) und  Thomas Wasilewski (Bürgergeldbezieher und Ehrenamtlicher bei Tafel Deutschland e. V.) stellen in der Bundespressekonferenz die Bürgergeld-Studie zum Thema Zwei Jahre Bürgergeld aus Sicht der Betroffenen vor.
phoenix,studie,bpk,buergergeld
https://youtu.be/ck_t6NtkRMg

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Quote[...] Berlin taz | Auf Essen verzichten, damit die Kinder satt werden – das ist eine Realität, mit der über die Hälfte der Bürgergeldempfänger leben muss. Das ergab eine Studie des Vereins Sanktionsfrei.

Gemeinsam mit dem Umfrageinstitut Verian befragte er dafür 1.014 Bürgergeldbezieher im Alter von 18 bis 67 Jahren zu ihren Lebensverhältnissen. Fast drei Viertel der Befragten erklärten, der Regelsatz von 563 Euro im Monat reiche nicht, um in Würde zu leben. Nur etwas mehr als die Hälfte sagte, dass in ihrem Haushalt alle genug zu essen hätten. Ein Drittel verzichtet auf Nahrung, um andere Grundbedürfnisse zu erfüllen.

Bei der Vorstellung der Studie am Montagvormittag spricht auch Thomas Wasilewski. Er und seine Familie leben vom Bürgergeld: ,,Unser Leben findet in ständiger Unsicherheit statt. Es reicht kaum für die nötigsten Nahrungsmittel und auch der Schulalltag ist dadurch für unsere Kinder besonders schwer", sagt er. Wie 77 Prozent der Teilnehmenden der Studie empfindet er seine finanzielle Lage als psychisch belastend. ,,Diese Stimme im Kopf ist immer präsent: Wie soll es morgen weitergehen? Das zerfrisst die Seele", sagt er. ,,Es ist unerträglich zu erleben, wie meine Söhne leiden, weil ihnen das Allernötigste fehlt."

Während in der öffentlichen Debatte immer wieder die Arbeitsbereitschaft von Bürgergeldempfängern in Zweifel gezogen wird, gaben 74 Prozent der Befragten in der Studie an, ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu wollen. Doch nur etwa ein Viertel äußerte sich zuversichtlich, eine Stelle zu finden, die ihnen das ermöglicht. Für 59 Prozent stellen körperliche Einschränkungen und für 57 Prozent psychische Erkrankungen dabei Hindernisse dar. Das Jobcenter sei nur bedingt hilfreich.

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, das Bürgergeld abzuschaffen und eine neue Grundsicherung für Arbeitssuchende einzuführen. Ziel sei es zwar auch, ,,Vermittlungshürden" abzubauen und die ,,besondere Situation" psychisch Erkrankter zu berücksichtigen. Gleichzeitig sollen Sanktionen schneller, einfacher und unbürokratischer durchgesetzt werden – bis hin zum vollständigen Leistungsentzug für Menschen, die arbeiten können und ,,wiederholt zumutbare Arbeit verweigern".

Helena Steinhaus, Vorstand von Sanktionsfrei, kritisiert die Pläne: ,,Über die Hälfte der Eltern müssen regelmäßig auf Essen verzichten, damit ihre Kinder satt werden. Da läuft etwas grundlegend falsch." 72 Prozent der Teilnehmenden gab an, Angst vor Leistungskürzungen zu haben. Die am häufigsten geäußerte Befürchtung der Befragten, was das bedeuten könnte: Obdachlosigkeit.

,,Das Bürgergeld kürzen oder abschaffen zu wollen, ist ein gefährlicher Irrweg", warnt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, der die Studie am Montag mit vorstellte. Kürzungen würden die soziale Teilhabe noch weiter reduzieren und es Betroffenen noch schwieriger machen, wieder einen Job zu finden. Das sei nicht nur für sie, sondern auch für Unternehmen, Gesellschaft und Sozialstaat kontraproduktiv, sagt er.

Tatsächlich fühlen sich laut der Studie schon jetzt nur 12 Prozent der Bürgergeldempfänger in der Studie der Gesellschaft zugehörig. 42 Prozent äußerten, sich für den Bezug von Bürgergeld zu schämen. Und 80 Prozent gaben an, es mache ihnen Angst, wie manche Politiker über Menschen mit Bürgergeld sprechen. ,,Sanktionsfrei" fordert einen monatlichen Regelsatz von 813 Euro, die Abschaffung von Sanktionen und den Fokus auf Weiterbildung statt auf Arbeitsvermittlung zu richten.


Aus: "Leben in ständiger Unsicherheit" Alice von Lenthe (23.6.2025)
Quelle: https://taz.de/Studie-zu-Buergergeldempfaengern/!6092944/

QuotePeterArt, 18:42 Uhr

"Die Bundesregierung plant strengere Sanktionen für Bürgergeldempfänger. " Irreführendes Framing. Es geht nicht um Bürgergeldempfänger im Allgemeinen, sondern ausdrücklich um diejenigen, die sich alimentieren lassen, obwohl sie in der Lage wären, sich mit Arbeit selbst zu erhalten und entsprechende Jobangebote ausgeschlagen haben.


QuoteRicky-13, 19:25 Uhr

taz: *Auf Essen verzichten, damit die Kinder satt werden – das ist eine Realität, mit der über die Hälfte der Bürgergeldempfänger leben muss. Das ergab eine Studie des Vereins Sanktionsfrei.*

Für solche Studien interessieren sich unsere "Volksvertreter" aber nicht, die sehr gut von den Steuergeldern der Bürger leben.

Außerdem muss man den kleinen Arbeitnehmern wohl einen 'Feind' geben, an den er/sie sich abarbeiten kann, denn sonst denkt der kleine Bürger vielleicht mal darüber nach, weshalb die Löhne nie vernünftig steigen, die Gewinne der Wirtschaft und die Diäten der Politiker aber ständig steil nach oben gehen.

Es ging damals schon nicht um Hartz IV Bezieher und heute geht es auch nicht wirklich um Bürgergeldbezieher, sondern in Wahrheit geht es immer nur um die Arbeitnehmer, denn wenn man Hartz4/Bürgergeldbezieher schlecht behandelt, dann wird der kleine Arbeitnehmer es sich nicht wagen eine Lohnerhöhung oder bessere Arbeitsbedingungen zu fordern.

So ähnlich sehen Helena Steinhaus (Gründerin von Sanktionsfrei e.V.) und Maurice Höfgen (Ökonom) das übrigens auch, siehe LINK.

***Bürgergeld weg? DAS ändert sich jetzt!***
Geld für die Welt — Maurice Höfgen
https://youtu.be/nU4UI2ot5ss


QuoteSalinger, 18:59 Uhr

"Und 80 Prozent gaben an, es mache ihnen Angst, wie manche Politiker über Menschen mit Bürgergeld sprechen."

Für Panzer, Drohnen, Fregatten... ist genügend Geld da. Die Abgehängten lässt man für sich vegetieren, inkl. ihre Kinder. Was die wohl für eine Zukunft haben werden?


QuoteNisse, 18:43 Uhr

Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass diese Umfrage auch laut den Autoren nicht repräsentativ ist. So sind nur 6% der Teilnehmer Ausländer im Gegensatz zu einer Quote von 47% bei den Bürgergeldbeziehern. Auch Menschen ohne Schulabschluss etc. sind stark unterrepräsentiert. Aber wenigstens ist es mal erfrischend zu hören, dass 26% der Leistungsbezieher gar nicht das Ziel verfolgen ihren Lebensunterhalt selber zu bestreiten. Ein besseres Argument für strengere Regeln kann es gar nicht geben.


...


"Die Hälfte der Eltern im Bürgergeld verzichtet auf Essen" Anna Mayr (23. Juni 2025)
Eine neue Umfrage unter Bürgergeldempfängern zeigt, wie es den Menschen geht, über die so viel gestritten wird. 51 Prozent glauben nicht daran, eine Stelle zu finden.
https://www.zeit.de/arbeit/2025-06/buergergeld-leben-verzicht-umfrage

Quote2crazy

Zwei Themen scheinen uns ständig zu beschäftigen: Migration und Bürgergeld. Ist das Herumhacken auf diesen Menschen das einzige, was ,,christliche" Politiker wie her Linnemann zu bieten haben. Es ist beschämend und respektlos, wie diese Menschen behandelt werden.


QuoteFrag

Steuersünder sind einfach viel schwerer zu jagen, wenn man nicht will...


QuoteOlaf987
Antwort auf @Frag

Der Unterschied ist: Die einen bekommen Geld vom Staat, die anderen zahlen an den Staat, wenn auch zu wenig.


Quotenamevergeben2
vor 9 Stunden
Antwort auf @Nrainchen

Jährlich entgehen ca. 100 Mrd an Steuereinnahmen durch Steuerbetrug und Steueroptimierung.
Hören Sie bei der Union, FDP, SPD, AfD dazu irgendwas?

Nein?

Könnte daran liegen, dass das Thema abgedrosselt wird, sobald einer Forderungen in die Richtung stellt.
Werkzeuge dazu sind Ablenkungen, Ignoranz oder einfach Lügen.

z.B. dass man die nicht hart anfassen darf, weil sie sonst das Land verlassen.
Oder ein Fass um Bürgergeldbetrug aufmacht, dessen Umfang nur ein winziger Bruchteil ist.


QuoteNrainchen

Leider braucht es immer einen Sündenbock, der an allem Schuld ist. Und damit das gemeine Volk sich gut und toll und stark fühlen kann, wird immer nach unten getreten. Denn man ist ja besser als "Die".
Nach oben treten ist unbeliebt, denn manch einer strebt den Platz da oben ja selbst an.


QuoteAZornig

Migration und Bürgergeld und Angstmacherei durch Krieg sind Stellvertreterkonflikte, die von dem wahren Problem ablenken: Der Konzentration von Macht durch Kapital und Bestimmen des Diskurs.

Jene Luft, die wir brauchen, um Lösungen zu diskutieren, nutzen wir für die Ablenkungen.
Und je stärker Kapital und Macht den gesellschaftlichen Diskurs bündeln können, desto monothematischer wird der gesellschaftliche Diskurs.

Wir sehen das in Russland, den USA und in Anfängen wieder in Europa. ...


QuoteRealist16

Die Hälfte der Eltern im Bürgergeld verzichtet auf Essen

Und fast Alle verzichten aufs arbeiten.


QuoteNofret

@Realist16:

Sie haben das race to the bottom gewonnen, gratuliere.


QuoteRealist16

Antwort auf @Nofret

Danke, wo bekomme ich jetzt die Medaille für das Benennen von Tatsachen?


QuoteYates

... Es gibt sicherlich unzählige schwere Schicksale und für die ist der Sozialstaat auch einmal gedacht gewesen. Daneben gibt es aber auch viele Abzocker und Menschen, denen es gar nichts ausmacht, von der Lebensleistung anderer einseitig sich das Leben finanzieren zu lassen. Schamgefühl ist da ebenfalls nicht existent. Und die Gruppe derer wächst leider auch.


QuoteMama Wombat

Antwort auf @Yates

Sie sind Soziologe und können die Aussage Ihres letzten Satzes sicher mit Studien belegen?


QuoteM. Cavendish

Antwort auf @Yates

Quelle: Bauchipedia


QuoteYates
Antwort auf @Mama Wombat

Meine Frau arbeitet in dem Bereich. Interessante Einblicke darf ich seit 25 Jahren genießen. Also Praxis, kein theoretisches Gerede von Akademikern, die die Wahrheit verdrehen wollen, damit das eigene Weltbild erhalten bleibt.


QuoteJacky Thrilla


Das Bürgergeld in dieser Form kostet uns in D pro Jahr (2022) und lt. statistischen Bundesamts 36 Mrd €.
Das sind 0,9% vom BIP (4Bio €).

Das sind pro Erwerbstätigem (46 Mio) in D und Jahr ca. 780€, also ca 2,14€ pro Tag.

Steuerhinterziehung kostet jeden Erwerbstätigen 7,15€ pro Tag.

Der Umfang der Schattenwirtschaft in D beträgt umgerechnet 28,15€ pro Tag und Erwerbstätigem.

CumEx und CumCum haben ca. 36 Mrd€ Schaden verursacht.

Die BILD-Zeitung kostet 1,10€ wenn man die täglich weglässt, spart das Geld und schont das Gehirn. Bleiben 1,04€ pro Tag für das Bürgergeld.

Die 14.000 sog. "Totalverweigerer" in D kosten jeden Erwerbstätigen pro Tag noch nicht mal 1 Cent (ca. 3,30 pro Jahr)!


QuoteJacky Thrilla

Das macht schon Sinn, dass man dort spart, wo das Einsparpotential am Größten ist: Bei den Schwachen und bei denen, die sowieso am Existenzminimum herumkrebsen.


QuotePaul Caster

Wird auch auf Zigaretten und Alkohol verzichtet? Manchmal habe ich den Eindruck das dafür immer Geld da ist.


QuoteF750GS

Oder irgendwelche Tartoos


Quotelaguarana

Hier noch mal mit einer Quelle: je höher das Einkommen, desto höher der Alkoholkonsum. Bitteschön.

"Alkohol- und Tabakkonsum in Deutschland, abhängig von Bildung und Einkommen?" (05.03.2012)
Christian Wißler Mediendienst Forschung, Universität Bayreuth
https://idw-online.de/de/news466301


QuoteDon Erstag

Das habe ich mich auch gefragt, als ich laß, dass 51% der Erwachsenen aufs Essen verzichten. Kommt dieser Verzicht, nachdem sie schon auf Zigaretten verzichtet haben oder wir der Verzicht auf Essen priorisiert?


QuoteKlimarevoluzzer

Mussten Sie wirklich an solch einen Sch..ss denken und den noch schreiben? Haben Sie den Artikel denn nicht gelesen?!


QuoteBenuna_11

Sorry, eine nicht repräsentative Studie, die nach Selbsteinschätzung fragt?

Man kann auch eine Online Studie machen von Leuten die sich in den letzten 12 Monaten einen Verbrenner als Neuwagen gekauft haben. Da kommt vermutlich raus, dass Ihnen E-Autos zu teuer waren.

Oder Bundeswehrgeneräle nach Ausrüstung fragen, da kommt wahrscheinlich raus das man aufrüsten muss.
Oder Leute auf dem Land nach dem ÖPNV, da kommt wohl raus dass es nicht genug Angebote gibt.
Mag ja auch alles mehr oder weniger stimmen, trotzdem hält sich der Erkenntnisgewinn jeweils in Grenzen.


Quoteaber_aus_freude

? Es wurde ja nicht gefragt, ob das Bürgergeld erhöht werden solle, sondern lediglich die Lebenssituation abgefragt. Wen soll man Ihrer Meinung denn mach der Lebenssituation fragen — die Bild Zeitung?


QuoteMr.Finch

Ständig wird gefordert, man müsse den Menschen mehr zuhören, um politisch bessere Entscheidungen treffen zu können.
Ist das, wie hier, der Fall, kommt sofort das Geraune, wie von Ihnen.
Natürlich ist das eine Befragung von Betroffenen und keine wissenschaftliche Analyse. Aber die Wahrnehmung von Betroffenen von Maßnahmen muss immer auch ein wichtiger Teil bei der politischen Entscheidungdfindung sein.
Der Erkenntnisgewinn durch diese Befragung ist definitiv vielfach wertvoller, als die sozialdarwinistischen Leersätze von einem Linnemann ohne Ahnung von der Lebenswirklichkeit dieser Menschen, der täglich seine Verachtung von armen Menschen, wie eine Monstranz vor sich her trägt.


Quote_oliver_

Vielleicht wäre es besser bei Zigaretten oder Alkohol etwas kürzer zu treten, bevor man beim Essen anfängt zu sparen?


Quote_oliver_

Antwort auf @sonstwer

Soll das lustig sein?

Ich finde das ein ernstes Thema. Es ist bekannt, dass der Prozentsatz an Rauchern bei Arbeitslosen - insbesondere Männern - höher ist. ...


Quotesonstwer

Antwort auf @_oliver_

Am Essen zu sparen ist nie eine gute Idee.

Im Namen der Bürgergeldempfänger (und Raucher): Vielen Dank für ihre wertvollen Lebenstipps. So klappt's mit der sozialen Gerechtigkeit.


Quoteorigami1965

Mir kommen bei so einer Umfrage durchaus Zweifel...

Fragen Sie eine Lehrerin an einer Brennpunktschule, mit welcher Brotzeit Kinder in die Schule kommen - Chips, Riegel, Softgetränke. Jedes selbergeschmierte Brot + Leitungswasser sind billiger (was meinem Sohn in aus einer Akademikerfamilie nicht geschadet hat).

Der Anteil von Rauchern unter sozial schwachen ist höher als in der Gesamtbevölkerung, viele können oder wollen nicht selber kochen und kaufen teure Convenience Produkte. Und interessanterweise kann sich auch jeder ein Handy leisten - auch in Brennpunktschulen hat quasi jedes Kind ein Smartphone.

Da stellt sich schon die Frage, ob der ein oder andere statt Essen in Zigaretten oder Elektronik investiert statt in Essen.

Natürlich wird es die Alleinerziehende geben, die für ihre Kinder bei sich am Essen spart - aber eben auch die, die sich im Bürgergeld eingerichtet haben und bei denen zuhause der teure Fernseher an der Wand hängt.


QuoteWGB

Armut - zerstört. Den Körper und die Psyche. Und Freiheit - also ein gutes Leben - gibt es nur für die Oberschicht.

Ich bin aufgewachsen, mit der Vorstellung der freien Berufswahl in der Gesellschaft. Diese Idee ist inzwischen nicht einmal mehr ein Witz.


QuoteYates

Woran hat's jelejen?


Quotedoket

Welchen Beruf dürfen Sie denn nicht ausüben? Also die notwendigen Qualifikationen mal voraus gesetzt.


QuoteJonny55

Antwort auf @doket

Das würde mich auch interessieren.


QuoteSusi180

Antwort auf @doket

Wieso setzen Sie die notwendigen Qualifikationen einfach voraus?
Ein Studium kosten Geld.
Zertifikate kosten Geld.
Eine Ausbildung wird bezahlt, aber das Geld reicht nicht für Eltern, die sich umorientieren wollen und eine Familie zu ernähren haben.

"So einfach" ist es halt nicht.


QuoteDon Erstag

Antwort auf @Susi180

Einfach ist es nicht, aber es ist nicht unmöglich. Ja Studium kostet Geld. Habe mir durch Nebenjobs finanziert, da ich als Ausländer keinen Anspruch auf BAföG hatte.


Quotefelsman

Wenn man lediglich die eine Seite fragt, bekommt man diese Antworten. Und die Jobcenter sind ungerecht. Geht´s noch. Kann mit vorstellen, dass der Kragen von arbeitenden Menschen, die das irgendwie alles erwirtschaften müssen, sehr eng wird, wenn sie diese "Studie" (??) - einseitige Befragung - lesen...


QuoteWiesenfee

Wen anstelle von Bürgergeldempfängern möchten Sie denn über die Lage von Bürgergeldempfängern befragen?
Wären Sie auch dafür, dass wir Weiße befragen, wenn es um die erlebten Diskriminierungen von People of Color geht?


Quotefelsman

Antwort auf @Wiesenfee

Dann fragen Sie doch mal die Sachbearbeiter im Jobcenter, wie diese zu diesem Vorwurf stehen. Ich meine das ernst, gehen Sie in ein Jobcenter und informieren Sie sich mal.


Quotebeatboy31

Antwort auf @felsman

>>Ich meine das ernst, gehen Sie in ein Jobcenter und informieren Sie sich mal.<<

ich habe mal in einem jobcenter gearbeitet ... - das, was mich am meisten genervt hat, waren die "politischen" vorgaben, mit denen die offiziellen zahlen frisiert wurden: zielvorgaben zur vermittlung von arbeitslosen und der "verabreichung" von irgendwelchen sinnfreien "fortbildungen". ob das alles zielfuehrend war und fuer die menschen sinnvoll, war gar nicht so wichtig - hauptsache die offiziellen zahlen stimmten.


QuoteFrosch im Hals

Sprechen Sie für sich selbst, sie Unmensch. Ich arbeite und würde liebend gern eine bessere Behandlung unserer Schwächsten sehen. Und unfähige Pinsel wie Scheuer und Spahn dafür hinter Gitter für ihre milliardenschweren Betrüge am Volk.


Quoteklartextzwei

Dass Bürgergeldempfänger am Essen sparen müssen, ist ein Märchen. Insofern ist dieser Artikel eine Täuschung. Ein Bürgergeldempfänger erhält € 563,--, sein Partner € 506,-- und pro Kind gibt es - je nach Alter € 357,--/390,-- bzw. € 471,-- . Dazu erhält der BGE Miete (938,--) Euro plus Heizungskosten, Wasserkosten und Nebenkosten. Angenommen, ein Paar hat 2 Kinder 10 und 14 Jahre alt, bekommt das Paar € 563 plus 506 plus 390 plus 471 UND ZUSÄTZLICH Kindergeld 2 x 255 plus Miete 938, macht zusammen im MOnat € 3378,-- plus Heizungs- und Nebenkosten wie Wasser, etc. Und das NETTO! Es gibt viele Menschen, die weitaus weniger im Monat haben und genau das ist die Ungerechtigkeit beim Bürgergeld.

Übrigens: die bezahlte Miete bei 4 Personen (938 Euro) steigt auf 1272 Euro bei 5 Personen und auf 1443 bei 6 Personen. Dazu kommt ein Schonvermögen von 40.000 Euro. Es gibt noch viele Zuschüsse z.B. bei Schwangerschaft, Ausbildung, undsoweiter, undsoweiter.

Wer glaubt noch an das Märchen vom "armen" Bürgergeldempfänger? Warum arbeiten diese Menschen nicht? Nun, diese "Rechnung" zeigt es.


Quoteorigami1965

...stimmt nicht ganz, das Kindergeld wird angerechnet. Aber in der Sache haben Sie trotzdem recht, wenn man zusammenrechnet, was eine 4-köpfige Familie an Bürgergeld + Miete usw. kassiert, ist die Arbeitsmotivation - gerade wenn man nur Hilfsjobs machen kann - eher gering.

Und da muss man dann eben Zwang ausüben. Gerade weil so manch einer sich dann auch noch schwarz den ein oder anderen Euro dazu verdient.


QuoteRedSonja
vor 9 Stunden

Danke, dass Die diese Zahlen zusammengeschrieben haben.
Es soll keiner hungern, dafür gibt es die Grundversorgung aka Bürgergeld.

Aber ich lege schon etwas "die Ohren an", wenn ich die Endsummen sehe.

Ich bin trotzdem froh, einen guten und befriedigenden Job zu haben und nicht darauf angewiesen zu sein.


QuoteHorst-Karl

,,klartextzwei", Ihre Rechnung ist ein klassisches Beispiel für Zahlen ohne Kontext – und damit in der Sache irreführend. Existenzminimum ≠ Luxus: Die Regelsätze des Bürgergeldes decken das absolute Existenzminimum – nicht mehr. Von den 563 € für einen Erwachsenen müssen alle Lebenshaltungskosten bezahlt werden: Lebensmittel, Kleidung, Hygiene, Strom, ÖPNV, Reparaturen, Bildung, Teilhabe. Dass hier ,,gespart werden muss", ist kein Märchen, sondern Alltag. Der Deutsche Caritasverband dokumentiert regelmäßig, dass gerade bei gesunder Ernährung das Geld nicht reicht. Miete ist kein Bonus: Die ,,übernommenen" Mietkosten sind zweckgebunden – das Geld landet nicht auf dem Konto, sondern wird direkt an den Vermieter überwiesen. Ebenso wie Heizkosten. Die Behauptung, das seien Zusatzeinkünfte, ist unlauter. Kindergeld zählt als Einkommen: Das Kindergeld wird voll auf das Bürgergeld angerechnet. Es ist kein ,,Plus obendrauf", sondern Bestandteil der Berechnung. Wer das unterschlägt, betreibt absichtliche Täuschung. Schonvermögen: Schutz, kein Reichtum: Die 40.000 € gelten nur bei Antragsbeginn, schmelzen rasch durch Lebenshaltungskosten, und betreffen nur Menschen, die vorher gearbeitet und gespart haben. Ein ,,Vermögen" ist das in der Realität selten. Arbeitspflicht? Die meisten Bürgergeldbeziehenden arbeiten – in Mini- oder Teilzeitjobs, oder sind in Maßnahmen, krank, in Pflegeverantwortung oder schlichtweg: nicht vermittelt, weil der Arbeitsmarkt keine Stelle hergibt.


Quoteklartextzwei

Antwort auf @Horst-Karl

Machen Sie Witze? Wenn jemand 2.500 Euro im Monat verdient, sagen Sie dann auch, das sei irreführend, weil man müsse ja mit seinem Gehalt alle Lebenshaltungskosten bezahlen wie Lebensmittel, Kleidung, etc., etc. Natürlich ist das so - bei wem nicht? Und gerade die Bürgergeldempfänger können aus dem Vollen schöpfen wenn Sie die Einkommen mancher Berufsgruppen vergleichen. Und was ist daran nicht in Ordnung, wenn die Miete sofort dem Vermieter überwiesen wird? Einem Berufstätigen wäre es auch egal, wenn seine Miete sofort an den Vermieter bezahlt würde - ER jedoch muss es von seinem Konto bezahlen, der BGE nicht. Dieses Geld wird also an seiner Stelle bezahlt und zählt somit zu seinem Einkommen. Sie machen ja schöne Milchmädchenrechnungen auf! Und so täuschen Sie die Menschen. Manch einer verdient tatsächlich nur € 2500,-- und muss die Miete und alles andere bezahlen und der sieht nun, dass ein Bürgergeldempfänger, der nicht arbeitet, wesentlich mehr Geld zur Verfügung hat als er. Dieser kann sich auch eine weit bessere Wohnung leisten (s.m. Aufstellung).

Es ist grotesk, dass jemand der NICHT arbeitet, wesentlich mehr hat als jemand, der arbeitet. Und das finden SIE richtig.


QuoteTscharläään58

Ein Ehepaar bezieht 1012,— an Regelsatz. Und Sie haben die Kassenbeiträge vergessen. Die zahlen allerdings zu zwei Dritteln die einzahlenden Kassenpatienten. Und die sind Angestellte, die ihre eigenen Beiträge zahlen. Kostenpunkt pro Bürgergeldempfänger 348,— im Monat obendrauf.

Die Menschen müssen versichert werden. Keine Frage. Jedoch hungern muss keiner. Oder dann eher ein Rentner, der 45 und 50 Jahre Sozialabgaben, Renten- und Kassenbeiträge einzahlte.

Antwort auf @Horst-Karl

Bildung und Teilhabe wird extra bezuschusst. Und das ist o.k. Rechnen Sie mal nach der Tabelle der Regelsätze aus, wie viel Geld da zusammenkommt für 4- oder 5 köpfige Familien. Da sind 2000,— Euro Haushaltsgeld schnell zusammen. Miete, Nebenkosten, Heizung, Kassenbeiträge obendrauf, Kitabeiträge, Zuschüsse für Bildung und Teilhabe, ggf. Schwangerschaft etc. Oder Dolmetscher, Anwälte, Mobiliar, Sprach- und Integrationskurse...

Da kann ein voll beschäftigter, angestellter Maler oder Schreiner nicht mithalten, bei drei oder vier Kindern.


QuoteBumaye89

40 % sind Raucher, so schlimm kann der Hunger nicht sein.

https://de.euronews.com/my-europe/2025/01/10/wer-sind-die-starksten-raucher-in-europa


Quoteersiees nu wieder

Oh, bekommt man auch in Rumänien Bürgergeld oder ist das wieder billige Hetze?


QuoteYodel

Antwort auf @ersiees nu wieder

Der Raucheranteil bei einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1tsd EUR ist am höchsten - in Deutschland. https://de.statista.com/infografik/13447/tabakraucher-nach-schulabschluss-und-haushaltsnettoeinkommen/


Quoteersiees nu wieder

Antwort auf @Yodel

Wo steht da, dass es 40% der Bürgergeldempfänger sind?


QuoteLublijana

Eine Sucht ist schwer zu besiegen, auch wenn man sonst keine Sorgen hat.


QuotePro-Leser

Armut macht krank. Schon mal was vom Zusammenhang zwischen Armut und Sucht gehört?


QuoteHuhn1

Nach über 30 Jahren Arbeit auch mit Kindern aus Gegenden mit hohem Anteil an Leistungsempfängern kann ich sagen, dass die Ernährung oft kein Problem des Geldes ist, sondern von fehlender Bildung und häufig der fehlenden Kompetenzen in der Lebensführung überhaupt (z.B. bei psychischen Krankheiten). Wer nicht arbeiten kann und es mangels Wissen oft auch nicht besser weiß, kocht halt keinen günstigen Eintopf oder Auflauf für sein Kind oder schmiert Brote für die Schule. Da gibts Geld in die Hand für Fertiges, Verpacktes oder Fast-Food. Das kostet. Vernünftiges Schulessen würde viel auffangen.


QuoteBrmxn

    Und mehr als die Hälfte der Bürgergeldempfänger, die Eltern sind, verzichtet auf Essen, damit für die Kinder genug da ist.

Tabaksteuer senken! Dann reicht`s auch wieder für Essen jeden Tag.


QuoteMama Wombat

Oha! Nach dem Mittagessen sind jetzt die rundum gesättigten Hetzer wieder bereit und aktiv?


Quotearwen1

Tabaksteuer senken! Dann reicht`s auch wieder für Essen jeden Tag.

Widerwärtiger Kommentar.


QuoteWilhelmvonH

Die Kommentare hier zeigen wie bigott und schäbig das deutsche Kleinbürgertum auf die Armen in diesem Land schaut. Dabei versuchachen die Reichen deutlich größere Schäden am Gemeinwohl, allein der Ausfall an Steuerzahlungen durch Gesetzeslücken oder einfach Betrug verursacht Millardenschäden. Ganz zuschweigen von der schreienden Ungerechtigkeit einer viel zu niedrigen Kapitalertragssteuer. Aber immer schön weiter Springer lesen und selbst belügen ...


QuoteSelose

In diesem Artikel geht's aber nicht um "die Reichen".
Sie sind am Thema vorbei.


QuoteHolzwurm66

"Die Hälfte der Eltern im Bürgergeld verzichtet auf Essen"

eine vierköpfige Familie erhält monatlich ca. 1900,- Euro netto an Bürgergeld. das man davon keine großen Sprünge machen kann ist mir auch klar. Aber aufs Essen verzichten muss man definitiv nicht.


QuoteManta_ray

Wie bequem für Sie, dass Sie es besser wissen und den Betroffenen nicht glauben wollen.


QuoteHolzwurm66

Antwort auf @Manta_ray

Unser Sohn lebt aufgrund einer psychischen Erkrankung von Bürgergeld. Trotz der Tatsache dass er noch raucht, kommt er mit seinem Bürgergeld ganz gut zurecht


QuoteFugller

Die AFD behauptet, Bürgergeld wäre "Migrantengeld" und das stimmt insofern, als dass die Mehrheit Migranten sind. ...


QuoteDingoEurope

Finde es herrlich wie hier wieder lauter Leute, die selbst nie davon betroffen waren oder auch nur Kontakt zu diesen Menschen haben ganz viele tolle Ratschläge parat haben, um deren Schicksal als gar nicht so schlimm darzustellen ...

Ekelhaft.


Quotesonstwer

Jo, praktische Lebenshilfen für die Armen.

Einfach nicht mehr saufen, rauchen, Migrant sein oder psychische Probleme haben. Dann reicht auch das Bürgergeld am Monatsende.


QuoteFriedrich576

Antwort auf @DingoEurope

Mal ,,Arsch hoch", wäre auch ne Lösung. Hab so einen Nachbarn. Bei der geringsten Anstrengung lässt er sich krank schreiben oder kündigen. Quarzt wie ein Schlot und hat Übergewicht, ernährt sich ungesund etc.


QuoteAschenbrödel

Antwort auf @Friedrich576

Anekdotische Evidenz.


QuoteFriedrich576

Antwort auf @Aschenbrödel

Leider nein. Sozialhilfeadel. Der Vater hat sich schon am Kommuniongeld der Kinder bedient, ohne je den Ehrgeiz aufzubringen, das zurückzuzahlen und seine vermutlich einzige größere ,,Leistung" war, Kinder in die Welt zu setzen. Wie soll man ein Kind denn lernen, sich anzustrengen? Das einzige, was der Sohn besser macht, ist keine Kinder in die Welt zu setzen.


QuoteBerlinV

Warum brauchen wir dann Millionen von Flüchtlingen?


QuoteMama Wombat

Damit manche Leute außer Bürgergeldempfängern noch eine weitere Gruppe haben, auf der sie herumhacken können. Wäre sonst eintönig.


Quoteklartextzwei

Ich finde es - gelinde gesagt - unmöglich, dass ein Beitrag gelöscht wird, weil ein Link fehlt. Es würde genügen, danach zu fragen und dann kann man den Link nachliefern. Hier ist der Link zu den von mir aufgeführten Zahlen:

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/faq-zum-buergergeld-2149774

sowie https://www.anwalt.org/buergergeld-miete/#faq-buergergeld-und-miete

Ich wiederhole meine Zahlen: Bürgergeld pro Person: 563 Euro, Partner 506 Euro, Kinder je nach Alter 357/390 und 471 Euro, Miete für 4 Personen 938 Euro plus Heizung, plus Wasser und Nebenkosten, Kindergeld 2 x 255 Euro, bei einem 10jährigen und einem 14jährigen Kind also mindestens 3.378 Euro (plus Heizung, Nebenkosten, Krankenkasse, etc.). Bei Schwangerschaft, Ausbildung, etc. gibt es Zuschüsse. Schonvermögen 40.000 Euro.

Bei einer 5köpfigen Familie beträgt das Mietgeld 1272 Euro, bei einer 6köpfigen Familie 1443 Euro. Bei einem zusätzlichen Kind (als 5.Person) kämen dann also nochmals bis zu 417 Euro dazu plus mehr Miete in Höhe von 334 Euro, bei 6 Personen dann nochmals entsprechend mehr. Das Bürgergeld könnte demzufolge auf rund 5000 Euro pro Monat steigen. Das kann sich ja jeder selbst ausrechnen.

Fakten sind Fakten.


QuoteUskok

Kindergeld wird an die Regelsätze angerechnet.......


QuoteCarlBarks

Strom zahlt man selbst - nehmen sie das bitte aus ihren Nebenkosten raus. Kindergeld gibt es für BG nicht - nehmen sie das bitte aus ihrer Rechnung raus.

Und das Mietgeld ist davon abhängig in welcher Stadt man lebt.


Quoteklartextzwei

Antwort auf @CarlBarks

Ich habe keine Stromkosten erwähnt.


QuoteLublijana

Das muss man erst mal erwirtschaften.


QuoteYodel
Antwort auf @CarlBarks

Ohne KG bei 2 Kindern und 2 Erwachsenen immer noch über 2700 netto. 2700 netto dürften irgendwo bei 3500-4000 brutto liegen. Also jetzt nicht das, was man Geringeverdienereinkommen nennt.


QuoteEckig aber Rund

Kleiner Denkanstoß an die empathisch schwach aufgestellten Sozial Analphabeten im Forum: Nach unten treten macht nur Spaß, so lange der Körper fit und der Arbeitsplatz nicht weg rationalisiert ist.


QuoteJulius Octopus

Also wenn ich zweimal wöchentlich beobachte was die Empfänger von Bürgergeld so bei der AWO Tafel teilweise auch in ihre PKWs tragen, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass in diesen Familien irgendjemand auch nur ansatzweise aufs Essen verzichten muss.

Aber klar wenn ich Familienvater und Empfänger von Bürgergeld wäre, würde ich bei so einer Umfrage auch behaupen dass es hinten und vorne nicht reicht.

Ich habe im letzten Jahr mal für 2 Monate einen Selbstversuch gemacht, Bier, Rotwein und ein paar Zigarillos am Tag rausgerechnet, und ich musste nicht auf Essen verzichten ganz ohne die Tafel. Es geht man kann wenn man denn will und es mal gelernt hat auch mit wenig Budget gesund und schmackhaft kochen auch wenn viele es hier nkicht glauben möchten!


QuoteAschenbrödel
Antwort auf @Bisskraft

Machen Sie das für 1 Jahr.
Kaputte Waschmaschine, Medikamente.

Viel Spaß.


QuoteT.C.Boyle

Ich habe es auch einen ganzen Tag durchgehalten. Ging super, kein Problem...


QuoteL.v.T.

    Ich habe im letzten Jahr mal für 2 Monate einen Selbstversuch gemacht, Bier, Rotwein und ein paar Zigarillos am Tag rausgerechnet

Was für eine Arroganz.
Da sitzt ein arroganter Pfeffersack in seiner Wohnung und rechnet den Rotwein raus. Er verzichtet nicht auf ihn, er rechnet ihn raus und nennt das Selbstversuch.


Quotesonstwer

"Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt." (Gustav Heinemann)


QuoteR.Levi

Wenn es nur die Schwächsten 'meiner' Gesellschaft wären, dann wäre es wohl auch weniger problematisch.

Wenn man als 'Einwanderungsland' aber seit 40 Jahren die Schwächsten 'anderer' Gesellschaften geradezu magisch anzieht, dann kollabiert das System irgendwann.


QuoteWissenIstMacht888

Es ist beschämend, wie so viele Kommentatoren und Politikier nichts besseres mit ihrer kostbaren Zeit anzufangen zu wissen, als nach unten zu treten und gegen Bürgergeldempfänger zu hetzen. Es ist nicht nur unproduktiv, sondern auch unmenschlich.


QuoteMarcus Fronto

Es ist beschämend, wie viele journalistische Beiträge an der Wahrheit vorbeigehen.


QuoteAnne70

Oh, man, die Vorurteile, die hier von Foristen präsentiert werden, sind für Deutschland so typisch.
Doch dieser ewige Neid und Mißgunst wird uns nicht ein deut zufriedener machen. ...


QuoteJulius Octopus

Es sind beileide nicht nur die konservativen Parteien die das Bürgergeld kritiseren,

ich emfehle sich hzu diesem Thema mal bei Argeitnehmer umzuhören, denen die jeden Morgen aufstehen, teilweise lange pendeln müssen, die Pfelgekrat, den Logistiker, die verkäuferin, den Bauarbeiter etc, fast alle bekommen Blutdruck wenn dieser Thema angesprochen wird.


QuoteKoralle19

Nach unten treten nur Idioten. Wer ist denn verantwortlich für deren schlechte Arbeitsbedingungen? Die BG-Empfänger oder die zunehmend asozialen neoliberalen Strukturen und all die die von diesen Strukturen profitieren und sie aufrecht erhalten? Einfach uninformiertes (blaugefärbtes) Pack.


Quotenur gemeinsam retten wir den planeten

Das Bürgergeld ist dazu gedacht, die Leute zwar mit dem Allernötigsten zu versorgen, sie aber so zu nerven, dass sie sich lieber eine Arbeit suchen.

Das finde ich gerecht.


QuoteNur mein Senf

Das ganze hat in diesem Land tatsächlich wohl einen zutiefst psychologischen Hintergrund.

Ein beträchtlicher Teil der Leute übt seine Arbeit keineswegs gerne aus. Wie auch? Viele Tätigkeiten sind halt austauschbar beliebig oder gleich völlig sinnfrei (Bullshit-Jobs); auf Dauer monoton, mit belastender Ausgestaltung von Hierarchien belastet, subjektiv unterbezahlt, anstrengend... die Leute kotzt es also an, zur Arbeit zu gehen. Das will aber kaum jemand zugeben, das gilt irgendwie als Pfui. Stattdessen wird die Selbstwahrnehmung erwartet, auch der letzte Drecksjob solle "Spaß machen".

Und dieser Frust muss halt irgendwo hin. Die Unzufriedenheit wird dadurch dann schlicht unerträglich, dass andere sich dieser Mühle vermeintlich irgendwie entziehen, obwohl sie auch nicht "von Adel sind", also zu der Gesellschaftsschicht gehörig, denen der Deutsche nix übel nimmt, weil er ja so wahnsinnig gerne Teil von ihr wäre und sie deshalb nicht negativ konnotieren mag. Da tritt er dann eben nach guter Tradition nach unten, der Michel


QuoteHummel- Erna

Bei vielen Kommentaren hier verstehe ich, warum das gesellschaftliche Klima hierzulande so schlecht ist.
Man sollte nicht über Dinge urteilen, die man nicht selbst (mit-) erlebt und genauer kennt.


Quotealkibernd

Aber für diese Dinge bezahlen darf man dann schon?


QuoteGeai Raison

Antwort auf @alkibernd

Warum sollte man sich auch um die 1000e Euro für Korruption kümmern, wenn man dem Bürgergeldempfänger noch den Cent aus der Tasche ziehen kann?


QuoteAngelaSüd

Ich wünschte, es gäbe genauso viel ööffentliches Interesse, genau so viele Talkshows, Zeitungsartikel, Kommentare, Empörungsdebatten und Geheule über daa verschwendete Steuergeld über Cum= Cum und Cum Ex wie über das leidige Thma Büegergeld.


Quotesonstwer

Nee, das ist zu "links". Da buckelt der Michel lieber.


QuoteVirtual_

Ich finde es wirklich erschreckend und beängstigend wie diejenigen, die ein bisschen haben, hier im Forum auf denjeniegen, die fast gar nichts haben, rumhacken.

Die (Super-)Reichen haben ihr Ziel erreicht.


...

Textaris(txt*bot)

#1781
Quote[...] Berlin taz | Ausländische Erntehelfer sollen künftig nach dem Willen des Deutschen Bauernverbands weniger Geld bekommen als den Mindestlohn. ,,Unser Vorschlag sieht vor, für Saisonarbeitskräfte, die ihren Lebensmittelpunkt in anderen europäischen Ländern haben, 80 Prozent vom gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen", sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied der Branchenzeitschrift top agrar. ,,Das ist aufgrund der geringeren Lebenshaltungskosten in den Herkunftsländern gerechtfertigt", so der Landwirt. Sollte der Mindestlohn ohne Ausnahme auf 15 Euro pro Stunde erhöht werden, würden viele Betriebe aus dem Gemüse-, Obst- und Weinbau aussteigen, ergänzte Rukwied in der Rheinischen Post vom Montag.

,,Wir stehen im europäischen Wettbewerb und unsere Konkurrenten haben jetzt schon deutlich geringere Kosten. Die Politik muss handeln", forderte der Agrarlobbyist. Der deutsche Mindestlohn in der Landwirtschaft sei schon jetzt ,,annähernd doppelt so hoch" als bei den wichtigsten Konkurrenten in Europa. Deutschland importiert Obst und Gemüse zum Beispiel aus Spanien und Italien. Der Anbau in Deutschland geht laut Rukwied zurück.



242.800 Menschen waren etwa von März 2022 bis Februar 2023 nur saisonal in der Landwirtschaft angestellt, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Sie ernten zum Beispiel Spargel, Erdbeeren oder Weintrauben und erledigen auch andere Tätigkeiten auf den Höfen. Die Arbeiter kommen überwiegend aus Osteuropa, sollen in der Regel den Mindestlohn in Höhe von 12,82 Euro erhalten und haben oft keine reguläre Sozialversicherung. Sie würden davon profitieren, wenn die Mindestlohnkommission aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern wie erwartet bis Ende Juni eine Erhöhung für die Jahre 2026 und 2027 beschließt. Laut dem schwarz-roten Koalitionsvertrag ist ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 ,,erreichbar".

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) wies Rukwieds Forderung zurück. ,,Unter diese äußerste untere Grenze sollte das Entgelt nicht fallen, damit die Menschen einigermaßen davon leben können", sagte Harald Schaum, Vizechef der Organisation. Viele der Saisonarbeiter seien ,,an der Armutsgrenze". Schon jetzt gebe es Ausnahmen für die Landwirtschaft, zum Beispiel bei der Sozialversicherungspflicht und der Einkommenssteuer. Außerdem könnten Höfe die täglichen Kosten für Unterkunft und Verpflegung direkt vom Lohn abziehen. ,,Und das wird weidlich ausgenutzt. In unseren jährlichen Monitorberichten sind das oftmals bis zu 50 Prozent des Lohns", so Schaum. Trotz der vergangenen Mindestlohnerhöhungen sei in Deutschland zum Beispiel der Erdbeeranbau keinesfalls eingestellt worden, ergänzte ein Gewerkschaftssprecher.

Tatsächlich ist Deutschlands Selbstversorgungsgrad zum Beispiel bei Obst in den vergangenen 10 Jahren kaum gesunken: In den 5 Jahren von 2019 bis 2023 produzierte Deutschland Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zufolge im Schnitt 20,40 Prozent des hierzulande verbrauchten Obstes, in den 5 Jahren davor 20,46 Prozent. Bei Gemüse war der Grad der Selbstversorgung mit rund 36 Prozent in beiden Zeiträumen ebenfalls fast konstant. Dass Deutschland nur so wenig Obst und Gemüse selbst produziert, liegt nicht nur an den Arbeitskosten, sondern zum Beispiel auch am Klima.


Aus: "Bauernverband für weniger Lohn an Ausländer als Deutsche" Jost Maurin (23.6.2025)
Quelle: https://taz.de/Mindestlohn-fuer-Erntehelfer/!6092881/

Quotethe-void, 18:42 Uhr

,,Unser Vorschlag sieht vor, für Saisonarbeitskräfte, die ihren Lebensmittelpunkt in anderen europäischen Ländern haben, 80 Prozent vom gesetzlichen Mindestlohn zu zahlen", sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied der Branchenzeitschrift top agrar. ,,Das ist aufgrund der geringeren Lebenshaltungskosten in den Herkunftsländern gerechtfertigt", so der Landwirt.

Werden in Deutschland produzierte Waren (z.B. Autos, Waschmaschinen, Kühlschränke, Computer, usw) in den Herkunftsländern der Saisonarbeitskräfte auch 20 % günstiger angeboten?


QuotePerkele, 18:35 Uhr

Hat Ruckwied schon mal was von Gleichbehandlung gehört? Steht im GG! Hat er schon mal was gegen den Betrug an diesen Menschen unternommen? Hier in dieser Ausgabe der TAZ steht ein Artikel über Schamlosigkeit. Hat er den gelesen?


QuoteK2BBQ, 18:30 Uhr

Deshalb sollten Ostdeutsche auch weniger als Westdeutsche verdienen und Landbevölkerung weniger als Städter, Menschen ohne Kinder weniger als mit, solche mit teuren Hobbys wiederum mehr. Irre der Vorschlag.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wer einmal reich ist, wird ohne großes Zutun automatisch immer reicher – dank der Kapitalerträge von Wertpapieren. Die Zeiten für Superreiche sind erfreulich.

Rund 3.900 Superreiche in Deutschland besitzen nach Berechnungen der Unternehmensberatung BCG mehr als ein Viertel des gesamten Finanzvermögens im Lande – insgesamt knapp drei Billionen Dollar. ,,Superreiche" beziehungsweise ,,ultra high net worth individuals" (UHNWI) sind demnach Menschen mit mehr als 100 Millionen Dollar Finanzvermögen. Dank der Kursgewinne des vergangenen Jahres an den internationalen Aktienmärkten hat sich laut BCG-Berechnung die Zahl der hiesigen Superreichen um 500 erhöht, deren Vermögen um 16 Prozent vermehrt.

Das gesamte Bruttovermögen in Deutschland im Jahr 2024 beziffern die BCG-Vermögensfachleute auf 22,9 Billionen Dollar, nach derzeitigem Kurs knapp 20 Billionen Euro. Der etwas größere Teil - 11,8 Billionen Dollar - ist demnach in Immobilien und anderen Realwerten angelegt, 11,1 Billionen sind reines Finanzvermögen: Bankguthaben, Wertpapiere, Pensionen und Bargeld. Von diesen 11,1 Billionen Dollar gehören nach BCG-Schätzung 27 Prozent den 3.900 Superreichen, also 2,99 Billionen. Dem Bruttovermögen stehen 2,2 Billionen Dollar an Verbindlichkeiten gegenüber, zum großen Teil Kredite.

2024 war laut BCG generell ein sehr gutes Jahr für Reiche, nicht nur für die extrem Wohlhabenden an der Spitze: Die Zahl der Dollarmillionäre in Deutschland ist demnach um 65.000 auf 678.000 gestiegen. ,,Je niedriger in der Vermögenspyramide angesiedelt, desto niedriger auch der Vermögenszuwachs der Einzelnen", heißt es in der Mitteilung der Unternehmensberatung.

BCG (Boston Consulting Group) hat den Hauptsitz in den USA und ist mit Niederlassungen in gut 50 Ländern vertreten. Das Unternehmen publiziert alljährlich einen ,,Global Wealth Report" zur Entwicklung des Wohlstands auf der Welt. Daher sind im Interesse der internationalen Vergleichbarkeit auch die europäischen Vermögenswerte in Dollar angegeben. Deutschland stand 2024 demnach mit seinen 3.900 Superreichen weltweit an dritter Stelle hinter den USA (33.000) und China (9.200). (dpa)


Aus: "Superreiche in Deutschland werden mehr – und noch reicher" (24.06.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/uber-11-billionen-euro-reines-finanzvermogen-superreiche-in-deutschland-werden-mehr--und-noch-reicher-13903642.html

QuoteFidFugUhlHei
24.06.25 09:48

Alle Jahre wieder (oder ist dies schon im Halbjahres Rhythmus?) ein Bericht, wie viele Millionäre/Milliardäre/Billionäre es gibt, und wie viel Prozent des Gesamtvermögens diese besitzen.

Dazu auch - erwartungsgemäß - die Empörung in den Kommentaren; man müsse doch Grenzen des Vermögens haben, Umverteilung, usw.

Warum eigentlich? Glaubt wirklich jemand, wenn einem Superreichen Geld abgenommen wird, das dies in der Tasche des Normalsterblichen landet? Und wer sollte dann bestimmen, bei welcher Summe die Grenze liegen soll?

Für mich ist dies ein ritueller Tanz, gleich dem um die Erscheinung von Schoko-Weihnachtsmännern im Supermarkt gegen Ende August.


QuoteTuerklinkenputzer
24.06.25 09:59
@FidFugUhlHei am 24.06.25 09:48

Wir haben Rezession und gleichzeitig steigt das Vermögen der richtig Vermögenden. War zu Coronazeiten auch nicht anders. Was glauben Sie, wohin das Geld wohl die ganze Zeit geht. Die Schulden des Staates sind das Privatvermögen des anderen.


...

Textaris(txt*bot)

#1783
Quote[...] Die Mindestlohnkommission empfiehlt, den gesetzlichen Mindestlohn in zwei Schritten auf 14,60 Euro im Jahr 2027 zu erhöhen. Einen entsprechenden Beschluss hat das Gremium am Freitagmorgen gefällt und verkündet. Aktuell liegt er bei 12,82 Euro. Über sechs Millionen Beschäftigten winkt mit zunächst 8,4 Prozent und dann 5,0 Prozent eine kräftige Lohnerhöhung.

Die Entscheidung hat in Politik wie Wirtschaft gespaltene Reaktionen hervorgerufen. Arbeitnehmernahen Vertretern geht der Beschluss nicht weit genug, Arbeitgeber und Verbände warnen vor den Folgen für Preise, Löhne und Arbeitsmarkt. ...

Ines Schwerdtner (Die Linke): Die Vorsitzende der Linkspartei zeigte sich von der Entscheidung der Kommission enttäuscht. ,,Dass die Mindestlohnkommission daran scheitert, den Mindestlohn auf das europäische Mindestmaß anzuheben, ist ein Armutszeugnis", sagte Schwerdtner. Sie forderte, künftig automatisch eine Mindestanpassung vorzunehmen. ,,Wenn diese Mindestlohnkommission wieder einen Sinn haben soll, braucht sie offensichtlich einen Arschtritt des Gesetzgebers."

Zudem ging die Linken-Politikerin die SPD scharf an. ,,Die SPD verkauft hier den Mindestlohn für den Koalitionsfrieden", sagte Schwerdtner. ,,Damit bricht die SPD eines ihrer zentralen Wahlversprechen. Ich bin gespannt, was der heute startende SPD-Bundesparteitag in der Hinsicht bringt."

Felix Banaszak (Grüne): Der Vorsitzende der Grünen sprach von einer ,,herben Enttäuschung", dass der Mindestlohn in 2026 zunächst sogar noch unter 14 Euro bleibe. Deutschland müsse ein Lohnniveau erreichen, von dem alle Menschen leben könnten. ,,Alles andere würde bedeuten, dass wir Lohndumping mit Steuergeldern weiter subventionieren", sagte er dem Tagesspiegel.

Banaszak kritisierte auch die Sozialdemokraten, die im Wahlkampf mit dem Versprechen von einem Mindestlohn von 15 Euro angetreten waren. ,,Jetzt regiert die SPD und der Mindestlohn bleibt bei unter 14 Euro, die Beiträge zur Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung steigen unaufhörlich und nun gibt es sogar noch nicht einmal eine Entlastung für Verbraucherinnen bei der Stromsteuer", sagte Banaszak und ergänzte: ,,Da frage ich mich wirklich, für wen die SPD aktuell Politik macht."

Dagmar Schmidt (SPD): Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion hält das Ergebnis dagegen für ein Abbild der derzeitigen wirtschaftlichen Lage. ,,Es ist kein Geheimnis, dass wir uns eine höhere Anpassung gewünscht hätten", sagte Schmidt. Das Ergebnis gelte es zu respektieren.

,,Der Mindestlohn muss perspektivisch armutsfest sein und mit der Lohnentwicklung in der Breite Schritt halten", sagte Schmidt weiter. Dafür wolle sich die SPD auch künftig einsetzen.

Marcel Fratzscher (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung): Der DIW-Präsident nannte die Entscheidung der Mindestlohnkommission gegen eine Erhöhung des Mindestlohns auf ein Niveau von 15 Euro eine verpasste Chance. ,,Ein höherer Mindestlohn würde nicht nur Millionen Beschäftigten helfen, sondern auch die Produktivität steigern, faire Wettbewerbsbedingungen fördern und den Arbeitsmarkt attraktiver machen – angesichts des akuten Arbeitskräftemangels gerade auch für Menschen aus dem Ausland", sagte er.

Die Angst vor Jobverlusten und einer Lohn-Preis-Spirale infolge des Mindestlohns sei empirisch unbegründet. Zudem warf er der Kommission vor, nicht die EU-Vorgabe von 60 Prozent des Medianlohns zu erfüllen, was rund 15 Euro entspräche. ,,Der Mindestlohn ist kein Hemmschuh, sondern ein Instrument für mehr soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität."

Hagen Lesch (Institut der deutschen Wirtschaft): Der Tarifexperte zollt der Mindestlohnkommission Respekt, dass sie sich trotz der Versuche politischer Einflussnahme geeinigt hat. Die Erhöhung sieht er trotzdem in Teilen kritisch. ,,Der erste Schritt lässt sich durch die nachlaufende Orientierung am Tariflohnindex gut begründen, der zweite Schritt geht klar über dieses Kriterium hinaus", sagte Lesch.

Die SPD ruft er auf, den Beschluss so zu akzeptieren und umzusetzen. ,,Ein neuerlicher Staatseingriff würde die grundgesetzlich garantierte Tarifautonomie torpedieren", so der Ökonom. Aus seiner Sicht soll sich die Politik eher der Aufgabe zuwenden, die Sozialversicherungsbeiträge zu stabilisieren.

Bauernverband: Der Bauernverband warnte vor gravierenden Folgen für viele Betriebe durch die weitere Erhöhung des Mindestlohns. ,,Dieser Mindestlohn hat das Potenzial, den Anbau von Obst, Gemüse und Wein aus Deutschland zu verdrängen", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. ,,Wir werden dem Wettbewerbsdruck innerhalb der EU nicht standhalten können, was zu einer weiteren Produktionsverlagerung ins Ausland führen wird."

Die von der Mindestlohnkommission vorgeschlagene ,,massive Anhebung" werde Betriebe zum Ausstieg aus arbeitsintensiven Kulturen zwingen. ,,Die Erzeugung in Deutschland ließe sich nur über deutliche Preissteigerungen halten." Es brauche dringend eine Sonderregelung für Saisonkräfte. Rukwied schlägt vor, dass sie 80 Prozent des Mindestlohns bekommen sollten. Genau den Vorschlag hat diese Woche Agrarminister Alois Rainer (CSU) unterbreitet. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) hat den Plänen aber bereits eine Absage erteilt.

Handelsverband: Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt vor den Folgen für den Arbeitsmarkt. ,,Jobs müssen sich für Arbeitgeber in der Privatwirtschaft rechnen, sonst fallen sie weg", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen. Die Entscheidung setze im Einzelhandel zahlreiche Stellen aufs Spiel.

Weiter sagte er: Die Mindestlohnkommission hätte die schlechte konjunkturelle Lage der Branche sowie die drohenden Arbeitsplatzverluste stärker berücksichtigen müssen. Das Existenzminimum abzusichern sei in Deutschland ,,allein Aufgabe der staatlichen Sozialpolitik, nicht die der unabhängigen Mindestlohnkommission". Die Entscheidung werde schwerwiegende Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland haben, so von Preen.

Mittelstandsverband: Der Mittelstandsverband BVMW blickt ebenfalls mit Sorge auf den Beschluss. ,,Die Erhöhung des Mindestlohns fällt nicht so katastrophal aus wie befürchtet, ist aber trotzdem eine bittere Pille für Unternehmerinnen und Unternehmer in Deutschland. Wer ohnehin schon ums Überleben kämpft, kann sich weitere Belastungen und eine Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit einfach nicht mehr leisten", sagte BVMW-Bundesgeschäftsführer Christoph Ahlhaus den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zugleich begrüßte auch er, dass sich die Kommission den ,,politischen Einmischungsversuchen erfolgreich widersetzt" habe.

Familienunternehmen: Die Präsidentin des Lobby-Verbandes ,,Die Famlienunternehmer" begrüßte, dass die Kommission überhaupt ein Ergebnis erzielte und das einstimmig – allerdings warnte auch sie vor den Folgen für Betriebe. ,,13,90 Euro zum Jahresende, beziehungsweise 14,60 Euro ab 2027 sind eine kräftige Erhöhung des Mindestlohnes", sagte Marie-Christine Ostermann. ,,Es ist zu befürchten, dass einigen Unternehmen turbulente Zeiten bevorstehen – zumal die Erhöhung zum Jahresanfang 2027 einen wirtschaftlichen Aufschwung voraussetzt, der aktuell noch nicht erkennbar ist."

Die Erhöhung würde vor allem im Dienstleistungsgewerbe und bei den Verbraucherpreisen spürbar werden. Schon vorher hätten kräftige Zuschläge beim Mindestlohn ,,schmerzhafte Preissteigerungen" ausgelöst. (mit Agenturen)


Aus: ",,Jobs müssen sich rechnen, sonst fallen sie weg": Verbände und Ökonomen kritisieren Mindestlohn-Entscheidung"
Felix Hackenbruch Felix Kiefer (27.06.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/jobs-mussen-sich-rechnen-sonst-fallen-sie-weg-verbande-und-okonomen-kritisieren-mindestlohn-entscheidung-13927930.html

QuoteNagelmann
27.06.25 15:39

Hoffentlich werden nun endlich all die Horrorszenarien wahr, die bei der Einführung des Mindestlohns angekündigt wurden und dann nie kamen. Sonst werden die klagenden Arbeitgeberverbände ja womöglich völlig unglaubwürdig.


Quoteorangebeach
27.06.25 15:28

Dass viele Arbeitgeber in der sog. Sozialen Marktwirtschaft ein nicht sonderlich ausgeprägtes soziales Empfinden haben, dürfte bekannt sein.


Quoteorangebeach
27.06.25 15:25

,,Jobs müssen sich rechnen, sonst fallen sie weg"

Ja, im Kapitalismus hat Ausbeutung legitimiert zu sein!!


Quoteu.dot
27.06.25 14:04

Es heißt ja oft "Jammern auf hohem Niveau". Hier sollte es besser "Jammern auf niedrigem Niveau" lauten. Sowohl beim Mindestlohn absolut. Als auch bei der prozentualen Steigerung angesichts der Inflation und vor allem der Mietsteigerungen. Und besonders niedrig ist das Niveau bei den Arbeitgebern, die uns weiß machen wollen, dass Sie den Euro mehr nicht verkraften, aber selber doch die Endpreise schon zur Corona-Pandemie und dann mit Beginn des Ukraine-Krieg prozentual viel stärker erhöht haben.
Erschreckend empfinde ich diejenigen Politiker, die sich selbst sehr große Diätenerhöhungen genehmigen und der Meinung sind, eine automatische Erhöhung im Rahmen der Inflation wäre gerecht, das aber denjenigen im Niedriglohnsektor, die zumeist noch schwere Akkord-Arbeit leisten, verweigern. Letztlich müssen viele dieser Niedriglohnbeschäftigten dann noch Unterstützung beim Sozialamt beantragen und wir als Gesellschaft finanzieren dann wieder mal den Mehrgewinn von Unternehmern quer.


Quotedeffners
27.06.25 14:38
@u.dot am 27.06.25 14:04

Genau das ist der Skandal.


QuoteFrankNFurter
27.06.25 15:04

Wenn ein Arbeitnehmer gar keine Möglichkeit hätte selbst Einfluss auf die Höhe seines Lohnes zu nehmen, dann wäre ein gesetzlicher Mindestlohn deutlich gerechtfertigter. Tatsächlich ist es aber so, dass jeder Mensch selbst entscheidet und verantwortet, in wie weit er sich bildet, weiterbildet, beruflich qualifiziert und anstrengt mehr oder immer mehr zu verdienen. Der Mindestlohn ist kein Schicksal. Und in sofern überzeugt mich die Idee eines Mindestlohnes heute überhaupt nicht mehr.


QuoteKonner_FFM
27.06.25 15:34
@FrankNFurter am 27.06.25 15:04

Die Vorstellung, dass jeder Mensch durch bloße Anstrengung, Bildung und Eigenverantwortung dem Mindestlohn entkommen kann, ist nicht nur realitätsfern, sondern auch gefährlich naiv. Sie ignoriert systematische Ungleichheiten, die von sozialer Herkunft über Bildungszugänge bis hin zu regionalen Arbeitsmarktbedingungen reichen. Wer in schlecht bezahlten, aber gesellschaftlich unverzichtbaren Berufen arbeitet – etwa in der Pflege, der Kinderbetreuung oder der Logistik – leistet oft mehr als genug, ohne je die Chance auf ein hohes Einkommen zu bekommen. Der Mindestlohn ist deshalb kein unnötiges Instrument für Faule, sondern ein notwendiger Schutzmechanismus gegen Lohndumping, Ausbeutung und die Aushöhlung von Arbeitswürde. Wer den Mindestlohn infrage stellt, während gleichzeitig Millionen trotz Vollzeitstelle kaum über die Runden kommen, stellt sich blind gegen soziale Realität und verschleiert die Verantwortung von Arbeitgebern und Politik. ...


QuoteFrankNFurter
27.06.25 17:32
@Konner_FFM am 27.06.25 15:34

Sie wollten mich anscheinend nicht verstehen. Ich wäre der letzte, der behaupten würde, dass der Lohn eines Menschen in irgendeiner Weise mit der Leistung korreliert. Das könnten wir gerne auch diskutieren und dann würden Sie sehr schnell erkennen, dass auch ich die Verhältnisse alles andere als gerecht empfinde.

Hier ging es jedoch speziell um den Mindestlohn. Ich halte einen Mindestlohn inzwischen sogar für kontraproduktiv um ein gerechteres Verhältnis zwischen Lohn und Leistung herzustellen. Je höher der Mindestlohn, umso geringer der Anreiz für Arbeitnehmer, sich nach einem besseren Job umzusehen oder sich doch noch weiter zu qualifizieren. Und wenn sich Jobs hierzulande tatsächlich nicht mehr rechnen, also auch nicht für den Arbeitgeber, dann ist es unsinnig diese Jobs per Gesetz retten zu wollen. Denn dann gehen die Unternehmen entweder ins Ausland oder - was in der Praxis viel häufiger geschieht - sie geben das Gewerbe auf.

Eine völlig andere Baustelle ist die Alten- und Krankenpflege. Diese Jobs können uns gar nicht verloren gehen. Aber in diesen Berufen wird auch über dem Mindestlohn gezahlt. Das ist also wieder eine andere Diskussion.


QuotePMcB
27.06.25 15:53
Ich begrüße die Anhebung ausdrücklich!

Aber ich wundere mich auch nicht, wenn bei der Betriebskostenabrechnung 2026 die Kosten für Hausmeister und Hausreinigung um 20% steigen.


QuoteNagelmann
27.06.25 16:17
@PMcB am 27.06.25 15:53

    Aber ich wundere mich auch nicht, wenn bei der Betriebskostenabrechnung 2026 die Kosten für Hausmeister und Hausreinigung um 20% steigen.

Mich würde das bei einer Mindestlohnsteigerung von 8,4 % schon.


QuoteInes
27.06.25 17:48
@PMcB am 27.06.25 15:53

In meiner letztjährigen Nebenkostenabrechnung waren ca 160EUR für Hausmeister und Reinigung enthalten. Selbst bei 20% Erhöhung wären das 32 EUR - im Jahr.


Quote10er
27.06.25 15:51

8,4% Lohnplus bei null Prozent Wirtschaftswachstum kann nicht erfolgreich sein.


QuoteNicole2112
27.06.25 15:50

Ein Geschäftsmodell, das auf Ausbeutung basiert ist kein Geschäftsmodell.


Quoteiap
27.06.25 15:43

Sich über die gestiegenen Kosten beim Friseur, Bäcker, Schneider, Pizzarestaurant echauffieren aber gleichzeitig höheren Mindestlohn fordern. Tja, Leute. Da passt was nicht zusammen.


Quotetimmi
27.06.25 15:57
@iap am 27.06.25 15:43

Heißt das wir sollten branchenbezogene Lohnentwicklungen bzw. deren Stillstand fordern und fördern damit wir auch weiterhin noch zum Frisör können?


Quote@Schnoor
27.06.25 14:21

Eine Ware die nur durch Ausbeutung bezahlbar wird ist m.E. Ausdruck eines kranken Systems.


...

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https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-06/mindestlohn-erhoehung-15-euro-ausnahme-entscheidung

QuoteDie Wahrheit kann weh tun

Der Mindestlohn ist seit seiner Einführung 2015 von seinerzeit 8,50 € auf jetzt 12,82 € gestiegen.
Das ist eine Steigerung von ca. 50 %
Die hätte ich auch gerne gehabt,
Die Inflation ist damit mehr als ausgeglichen.
Diese lag im gleichen Zeitraum bei 28%.


QuoteAschenbrödel

@Die Wahrheit kann weh tun:

Versuchen Sie es mal mit absoluten Zahlen.


QuoteAffinity

@Die Wahrheit kann weh tun:

Dann sollten Sie evtl. ins obere Management großer Unternehmen wechseln. Dort sind die Einkommen in diesem Zeitraum teils um 100-200% gestiegen. Stört offenbar niemanden.


QuoteTemporalität

@Die Wahrheit kann weh tun:

Der kleine Unterschied: Sie nagen vermutlich nicht am Hungertuch .... aber Neid haben Sie dennoch - nur auf die Falschen. Sie könnten ja in die Niedriglohnbranche wechseln, um in den Genuss der Steigerung zu kommen, die Ihnen als Vergleich passend und besser gestellt erscheint.


QuotePreko


@Die Wahrheit kann weh tun:

Der VPI mag bei 28% liegen, die Lebenshaltungskosten sind deutlich stärker gestiegen. Lebensmittel in dem Zeitraum z.B. ebenfalls ziemlich genau 50%.


QuoteProkrastesI.

Antwort auf @Wilbur Larch

Die Zahl des Foristen ist in der Größenordnung richtig. Die Preise stiegen zwischen Januar 2015 und Mai 2025 um insgesamt 30,8 % (Quelle: Stat. Bundesamt, Verbraucherpreisindex).


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Vor fast zwei Jahrzehnten begann die Investorenlegende Warren Buffett damit, sein Vermögen zu verschenken. Seine Spende dieses Jahr ist die größte, die bei diesem Projekt bislang zustande gekommen ist. Am Freitag spendete er 12,4 Millionen Aktien seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway. Gesamtwert des Geschenks: rund sechs Milliarden Dollar.

Sonderlich weit reiste das Geld allerdings noch nicht. Ein Teil seiner Spende ging an die Stiftung seines engen Freundes und Mitmilliardärs Bill Gates, die sich der Verbesserung der weltweiten Gesundheitsversorgung und Bekämpfung extremer Armut verschrieben hat. Der Rest ging an vier wohltätige Stiftungen, die von Mitgliedern seiner eigenen Familie geführt werden.

Der heute 94-jährige Buffett hat 2006 begonnen, schrittweise seinen Reichtum zu verteilen. Im vergangenen Jahr änderte er nun sein Testament, um zu veranlassen, dass nach seinem Tod 99,5 Prozent seines zu diesem Zeitpunkt verbleibenden Vermögens in eine gemeinnützige Stiftung fließen soll, die ebenfalls von seinen Kindern verwaltet wird. 

Buffett leitete die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway seit 1965. Anfang 2025 kündigte er an, die Führung nun abtreten und sich auf eine beratende Position zurückziehen zu wollen. Buffetts außergewöhnlichen Erfolge am Aktienmarkt machten ihn zu einem Star des amerikanischen Kapitalismus, doch auch zu seinem Kritiker: Immer wieder forderte er höhere Steuern für Superreiche wie sich selbst und monierte die Exzesse der Milliardärsklasse. Ein völliger Purist ist er jedoch auch nicht und besitzt selbst zum Beispiel einen Privatjet, den er augenzwinkernd The Indefensible taufte – "der Unvertretbare".


Aus: "Warren Buffett spendet Rekordsumme an wohltätige Stiftungen" (28. Juni 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2025-06/warren-buffet-berkshire-hathaway-spende-rekordwert