[...] Alfred Herrhausen (* 30. Januar 1930 in Essen; † 30. November 1989 in Bad Homburg vor der Höhe) war ein deutscher Bankmanager und Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Er kam bei einem Bombenattentat ums Leben.
[...] Am Morgen des 30. November 1989 verließ Herrhausen sein Haus im Ellerhöhweg in Bad Homburg, um in seinem Dienstwagen zur Arbeit zu fahren. Etwa drei Minuten später detonierte auf Höhe des Seedammweges vor einem Parkhaus eine Bombe, die sich auf einem präparierten Fahrrad am Straßenrand befand. Herrhausen kam bei dem Attentat ums Leben, sein Chauffeur wurde nur leicht verletzt.
Die Bombe befand sich in einem Paket von der Größe einer Schultasche auf dem Gepäckträger des Fahrrads. Der verwendete Sprengstoff TNT war als Platte geformt, die mit einer Kupferplatte beschichtet war. Diese in panzerbrechenden Waffen verwendete Anordnung setzt aufgrund des Misznay-Schardin-Effekts die Explosionsenergie zielgerichtet frei. Als Herrhausens Wagen durch eine vorher installierte Lichtschranke fuhr, explodierte die Bombe, deren Druckwelle genau auf die hintere Seitentür des gepanzerten Mercedes der S-Klasse traf. Ein dadurch abgesprengtes Teil der Türverkleidung trat in den Oberschenkel von Herrhausen ein und verletzte die Schlagader. Seine in dem unbeschädigten Begleitfahrzeug folgenden Personenschützer ergriffen keine Maßnahmen zur Ersten Hilfe. Herrhausen blieb bewusstlos in dem Autowrack liegen und starb innerhalb weniger Minuten an starkem Blutverlust. Es ist möglich, dass sofort eingeleitete Maßnahmen sein Leben hätten retten können.
Sein Fahrer Jakob Nix war durch Splitter an Kopf und Arm verletzt worden. Während die Personenschützer noch in dem Begleitfahrzeug saßen, stieg er aus und ging um das zerstörte Fahrzeug herum zu Herrhausens Tür, die aus den Angeln gerissen war. Wegen seines verletzten Arms konnte er aber nicht zugreifen; es gelang ihm nicht, Herrhausen aus dem Wagen zu ziehen. Er wurde kurz darauf von einem der ersten hinzugekommenen Personenschützer vom Fahrzeug weggeführt. Nix litt noch lange Zeit unter dem Trauma, dass er seinem Chef nicht hatte helfen können, zu dem er in 19 Jahren Dienstzeit ein enges, fast familiäres Verhältnis aufgebaut hatte.[3]
Das Verhalten der Personenschützer blieb nicht ohne Kritik. Als Begründung für die unterbliebenen Hilfsmaßnahmen wurde später auf die Möglichkeit einer Attacke der Attentäter oder einer zweiten Bombe verwiesen. Augenzeugen bestätigten, dass sie sich wohl aus diesem Grunde längere Zeit nicht an das Fahrzeug Herrhausens heranwagten. Diese Begründung war zunächst nicht von der Hand zu weisen, da die Lichtschranke, die die Explosion auslöste, per Hand eingeschaltet wurde, wobei der Lichtstrahl über die Straße vermutlich von dem Speichenreflektor des Fahrrads mit der Bombe zurückgeworfen wurde. Eine solche Aktion erforderte mindestens zwei Personen, nämlich einen Beobachter, der die Annäherung des Herrhausen-Konvois meldete, und eine zweite Person, die zielgenau die Lichtschranke in Betrieb setzte. Selbst wenn die Personenschützer zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, wie die Bombe ausgelöst wurde, so hätten sie doch aus guten Gründen – bei der Entführung des BDI-Präsidenten Hanns-Martin Schleyer war dessen Begleitpersonal getötet worden – mit einem Angriff rechnen müssen. Diesem Argument wurde allerdings entgegen gehalten, dass es ihre Aufgabe war, für den Schutz Herrhausens zu sorgen, und sie daher hätten eingreifen müssen.
Der oder die Urheber für das Attentat konnten nie ermittelt werden. Allerdings bekannte sich die Rote Armee Fraktion am Nachmittag des Mords durch einen Anruf in der Wohnung der Herrhausens zur Tat.[4] Am 2. Dezember 1989 fand man zudem ein Bekennerschreiben[5] der RAF. Autoren, die die RAF-Täterschaft bezweifeln, weisen auf aus ihrer Sicht ungewöhnliche Umstände hin: Die als Baustelle getarnten Arbeiten, bei denen man die Kabel für die Lichtschranke verlegte (sie waren allerdings von kurzer Dauer, wobei nach Angaben von Augenzeugen jedoch nach ihrer Beendigung das Baustellenschild vergessen wurde und wochenlang am Rand der Fahrbahn stand.), der große materielle und technische Aufwand sowie der Einsatz einer Bombe militärischer Bauart mit dem Sprengstoff TNT entsprachen nicht der bisherigen Vorgehensweise der RAF. Überdies waren die auffälligen Vorbereitungen zu dem präzise geplanten Anschlag weder der Polizei noch dem Bundeskriminalamt verdächtig vorgekommen, obwohl Herrhausen offiziell zum Kreis der am stärksten gefährdeten Personen in der Bundesrepublik gehörte und die Umgebung seines Hauses ständig überwacht wurde. Zu den Ungereimtheiten des Falles zählt auch, dass das normalerweise eingesetzte vorausfahrende zweite Begleitfahrzeug laut dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Richard Meier kurz vor dem Attentat abgezogen worden war.[6] Es gibt allerdings auch andere Darstellungen, nachdem das vordere Fahrzeug nur weit vorausfuhr.
Täterschaft ungeklärt:
Hinweise auf die Täter ergaben sich aus dem Bekenneranruf und dem Bekennerschreiben der RAF (Kommando Wolfgang Beer), das zwei Tage nach dem Mord in der Nähe des Tatorts gefunden wurde. Ansonsten tappten die Ermittler im Dunkeln. Hans-Ludwig Zachert, damaliger Präsident des Bundeskriminalamts, sagte im März 1991: „In der Terroristenfahndung treten wir auf der Stelle. Bei dem Attentat auf den Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen gibt es noch immer keine brauchbare Spur.”
[...]
Aktueller Stand:
Wer Alfred Herrhausen tatsächlich ermordet hat, ist nach dem Zusammenbruch der Nonne-Version bis heute ungeklärt. Das offizielle Ermittlungsverfahren läuft gegen Unbekannt.[17] Dass der 1993 während einer Aktion der GSG9 in Bad Kleinen ums Leben gekommene Wolfgang Grams an dem Attentat beteiligt war, gilt als Spekulation. Es gibt weder Beweise noch ernsthafte Hinweise für seine Beteiligung. Es wurde auch nie gegen ihn ermittelt oder ein begründeter Verdacht seitens der Ermittlungsbehörden geäußert. Ebenso gibt es keine Beweise, dass eines oder mehrere der Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank selbst den Anschlag als getarntes RAF-Attentat in Auftrag gaben, um den intern stark umstrittenen Vorstandsvorsitzenden abzulösen.
Laut eines Sprechers der Bundesanwaltschaft wurden die Ermittlungen im Fall Herrhausen im September 2007 wieder intensiviert. Auch die Spur zu einer Spezialeinheit der Stasi, welche Terroranschläge in Westdeutschland planen und durchführen sollte, wurde dabei verfolgt.[18][19]
Aussagen von Birgit Hogefeld
Im Jahr 1997 lehnte das RAF-Mitglied Birgit Hogefeld in einem Gespräch mit dem Magazin Der Spiegel eine Antwort auf die Frage nach einer persönlichen Beteiligung an den Morden an Herrhausen und Detlev Karsten Rohwedder ab.[12]
...
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[...] Am 30. November 1989, einem kalten, aber klaren Winterdonnerstag, waren wie oft morgens gegen halb neun drei dunkle Mercedes-Limousinen den Seedammweg im Kurviertel von Bad Homburg entlanggefahren. Exakt um 8.34 Uhr rauschten sie mit Tempo 50 an einem Fahrrad vorbei, das am Straßenrand vor der Taunus-Therme stand. Dann gab es einen "Wahnsinnsknall", so eine Ohrenzeugin. Die kleine Kolonne hatte einen auf dem Fahrrad deponierten Sprengsatz ausgelöst - indem sie eine Lichtschranke unterbrach.
Mit unheimlicher Präzision traf die Wucht der Explosion die mittlere der drei Limousinen Die Spezialbombe mit sieben Kilo Sprengstoff aus industrieller Produktion schleuderte das 2,8 Tonnen schwere Auto durch die Luft, riss die beiden rechten Türen auf, katapultierte Trümmer mehr als 100 Meter weit - und tötete den Mann auf dem rechten Fondsitz sofort.
[...] In der Nähe fanden Ermittler des Bundeskriminalamtes wenig später, eingeschweißt in eine Klarsichtfolie, ein Blatt mit dem RAF-Symbol und dem Schriftzug "Kommando Wolfgang Beer". Nach Zeugenaussagen waren ein bis zwei mutmaßliche Täter nach der Detonation geflüchtet; wahrscheinlich hatten sie die Sprengfalle scharf gemacht, als sich Herrhausens Kolonne näherte.
In den folgenden Tagen kamen bei mehreren Nachrichtenagenturen und Zeitungsredaktionen identische Bekennerschreiben an. In ihnen hieß es unter anderem: "Am 30. November 1989 haben wir mit dem ,Kommando Wolfgang Beer' den Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, hingerichtet, mit einer selbst gebauten Hohlladungsmine haben wir seinen gepanzerten Mercedes gesprengt." Auf Spuren an diesen Bekennerschreiben hofft die Bundesanwaltschaft nun bei ihrem Bemühen, das Attentat doch noch aufzuklären. An der Briefmarke, mit der eine solche Selbstbezichtigung zum Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback 1977 verschickt wurde, waren in diesem Jahr DNA-Spuren von Verena Becker sichergestellt worden. Das hatte für einen Haftbefehl gegen die Linksextremistin gereicht.
Rund 3500 Indizien und Hinweise hat das Bundeskriminalamt bis heute im Fall Herrhausen ausgewertet, doch nichts davon erwies sich als "heiße Spur". Das lag wahrscheinlich auch an der 1989 verglichen mit heute schlecht entwickelten Kriminaltechnik. So wurden Fingerabdrücke mit Chemikalien behandelt, die sie verzehrten. Auch ein sichergestelltes Haar kann mit neuesten Methoden nicht mehr ausgewertet werden, weil es seinerzeit mit Tesafilm gesichert wurde.
Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Frank Wallenta, dem Sprecher des GBA, beschäftigen sich derzeit noch zwei Referate der Behörde mit Ermittlungen gegen die RAF. Insbesondere die Taten der sogenannten dritten Generation der Terrorgruppe, die 1984 bis 1993 Anschläge verübte, sind zum größten Teil bis heute nicht aufgeklärt. Ob mit den neuen Untersuchungen auch das "relativ perfide Vorgehen" beim Herrhausen-Mord geklärt werden könne, sei aber offen.
Gerade dieses Attentat ist bis heute umwirkt von Gerüchten. Es war ein Anschlag von nie zuvor gekannter technischer Perfektion; mittels Lichtschranke hatten deutsche Terroristen noch keine Bombe gezündet. Da es besseren Schutz als die "sondergeschützte" Limousine mit zwei Begleitfahrzeugen schlicht nicht gab, war klar: Einem solchen Anschlag würden auch höchste Repräsentanten des Staates zum Opfer fallen. Der zuständige Abteilungsleiter im BKA, Wolfgang Steinke, sah daher im Herrhausen-Mord eine Warnung: Die Terroristen hätten demonstrieren wollen, dass niemand vor ihnen sicher sei.
Schon unmittelbar nach dem Mord von Bad Homburg kursierten Spekulationen, nicht die Linksterroristen, sondern Geheimdienstler seien verantwortlich. Allerdings waren sich die Verschwörungstheoretiker nicht einig: Sollten sie Stasi-Spezialisten für die Urheber des Schlages gegen den vermeintlichen "Oberkapitalisten" halten? Oder doch eher westliche Agenten, die im Auftrag des "westdeutschen Establishments" den Querdenker Herrhausen "aus dem Weg geräumt" hätten, der zum Beispiel einen Schuldenerlass für Entwicklungsländer empfahl?
Die letzte heute noch inhaftierte Terroristin, Birgit Hogefeld, bestätigte jedoch die Verantwortung der dritten RAF-Generation indirekt, als sie dem "Spiegel" gegenüber Spekulationen über die Beteiligung von Geheimdiensten zurückwies: "In den linksradikalen Zusammenhängen, die ich kenne, hatte dieser Unsinn nie eine Bedeutung." Und die Terroristin Eva Haule sagte: "Hier noch mal klipp und klar: Die RAF war verantwortlich für die Aktionen gegen Alfred Herrhausen, Gerold von Braunmühl und Detlev Rohwedder."
...
Aus: " Neue Untersuchung im Fall Herrhausen" Von Sven Felix Kellerhoff und Uwe Müller (30. November 2009)
Quelle:
http://www.welt.de/die-welt/politik/article5373495/Neue-Untersuchung-im-Fall-Herrhausen.html-.-
[..] Es ist eines der prägendsten Bilder in der deutschen Nachkriegsgeschichte: Ein einst gepanzerter, nun zerfetzter und verkohlter Mercedes, der an diesem klaren, sonnigen Herbsttag noch Stunden nach der Tat quer auf der Straße steht. Die Wucht einer sieben Kilogramm schweren Bombe, auf dem Gepäckträger eines Kinderfahrrads versteckt und per Lichtschranke gezündet, hat den Wagen durch die Luft geschleudert.
Die hintere rechte Tür ist aus der Verankerung gerissen. Ein Teil daraus ist in den Oberschenkel von Alfred Herrhausen eingedrungen und hat seine Hauptschlagader verletzt. Er verblutet innerhalb weniger Minuten, sein Fahrer überlebt schwer verletzt.
Das Attentat der Rote-Armee-Fraktion (RAF) auf den Chef der Deutschen Bank am frühen Morgen des 30. November 1989 bewegt die Menschen noch heute.
...
30.11.2009 10:10:17
DC Rohwedder: Nix geRAFft?
Bei aller Zustimmung zur Lobpreisung der Verdienste und der moralischen Integrität Alfred Herrhausens - was extrem verwundert ist die lockere Selbstverständlichkeit, mit der in diesem Artikel die RAF als selbstverständlicher Urheber dieses Attentats bezeichnet wird. Mindestens genauso wahrscheinlich ist, dass die eigentlich nicht mehr existente RAF der nützliche I–di–ot war, der sich gegen angebliche Bekennerschreiben ja nicht wehren konnte. Sowohl beim Tod Alfred Herrhausens als auch bei jenem Detlev Karsten Rohwedders standen doch wohl ganz andere Interessen im Vordergrund als die Beseitigung von „Exponenten des Sch_weinestaats“, wie sich die RAF-Generation II ihre Morde schöngeredet hatte. Herrhausen gefährdete mit seinem moralischen Kurs die Profite von Banken, die in weit größerem Ausmaß als die Deutsche Bank Kredite in die dritte Welt vergeben hatten.
Rohwedder stand mit seinem Versuchen, Ostunternehmen (im ursprünglichen Auftrag der Treuhand!) zu erhalten den Übernahmewünschen des Westens entgegen, Seine Nachfolgerin Birgit Breuel praktizierte ja dann ganz brav in Perfektion die Sozialisierung der Verluste der Treuhandvermögen bei radikaler Privatisierung der tatsächlichen Werte.
Alle Vertuschungsaktionen rund um Grams Tod und Verena Beckers nun endlich bekannt gewordenen "Verpflichtungen" gegenüber den Geheimdiensten lassen doch wohl eher Zweifel an den den RAF-Zuschreibungen dieser beiden Morde aufkommen.
30.11.2009 10:37:30
der.formfehler: Die Macht der Medien…. und die Macht der Mächtigen
Willkommen im Club. Schon bei der Dokumentation letzte Woche in der ARD, wurde wie selbstverständlich das Bild gezeichnet, dass Herrhausen von der versprengten Clique der dritten Generation der RAF chirurgisch aus dem Leben radiert wurde.
Die Ungereimtheiten im Bezug zum ersten Begleitfahrzeug, das sich kurz vor der Attentatsstelle aus dem Staub gemacht hatte, sowie der Bestatzung des Zweiten, die keine erste Hilfe leisteten, obwohl man Herrhausen damit am Leben halten können, werden wie immer nicht erwähnt. Ebenfalls die Tatsache, dass es wohl eine Baustelle geben haben musste, die den Personenschützern im Laufe der Zeit hätte auffallen müssen, denn die Lichtschranke wurde ja in der Straße verlegt.
Nicht desto trotz wird an der Legende gestrickt, dass die RAF wie selbstverständlich diesen Anschlag planen und Ausführen konnte. Wobei sich die Frage stellt: Wer eigentlich von diesen Unbekannten der der dritten Generation, dass gewesen sein sollte? Und die zweite Frage die sich stellt, wer konnte Interesse haben, diesen besonderen Menschen zu töten?! Die RAF oder wer ganz anderes?
Liebe SZ- ich bin erschüttert, dass ihr als journalistische Instanz, in einigen Nebensätzen eine Meinung bildet, die in keinster Weise bewiesen wurde. Warum stellt niemand die Richtigen Fragen zu dem Thema. Warum wird von allen Medien dieses Thema nur sehr einseitig beleuchtet.
30.11.2009 11:44:48
SandraBeltane: Ich schliesse mich der Meinung meines Vorredners vorbehaltlos an (aus meiner Sicht ein hochklassiger Beitrag) und füge hinzu:
Wenn Ihr, liebe SZ, lieber Spiegel, lieber Stern und sonstige aus der Journaille mal etwas investigativer recherchiert hättet, wären möglicherweise andere Ergebnisse vor 20 Jahren zu Tage getreten.
Festzuhalten ist - und ich gebe NUR Fakten wider:
Herrhausen hat sich mit seiner lobenswerten Idee der Entschuldung der Dritten Welt mächtige und zahlreiche Feinde nicht nur in seiner Bank zugezogen, er hat sich vielmehr in der gesamten Finanzbranche Feinde gemacht. Big Money kann sehr böse werden, wie man weiß.....
Es macht bis heute nicht viel Sinn, warum a u s g e r e c h n e t Herrhausen ein Ziel der RAF gewesen sein soll?!?!?
Es würde mich freuen, wenn die angeblich unabhängige Tagespresse endlich mal nicht als Staatspresse- und Propagandaorgane auftreten würden.
Beste Grüsse
Sandra
30.11.2009 13:30:25
U.T.: ...
Und schon wieder dutzendweise Verschwörungstheoretiker. Und schon wieder ganz abenteuerliche Geschichtchen, bei denen natürlich alle Beteiligten gaaanz dolle still halten, alles korrupt, die Ermittlungsbeamten vom BKA, die RAFler hamse auch gekauft (wieso kam eigentlich von denen nie 'n Dementi? Die müssten doch stinkesauer sein, dass ihnen das unterschoben wurde, und noch stinkesaurer, da doch die Meuchelmörder von der Wall Street kamen.
Natürlich darf auch die Würze in Form ein wenig lustigen Anti-US-Res.sentiment nicht fehlen, sonst hießen wir ja nicht ca-canaris, was?
Aus: "Alfred Herrhausen - Der gute Mensch aus dem Bankenturm" Von Harald Freiberger (30.11.2009)
Quelle:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/619/495940/text/-.-
[...] Allein die technische Präzision des Attentats war ungewöhnlich. Noch nie zuvor hatte die RAF derart exakt gearbeitet: Über Wochen müssen die Täter die unterschiedlichen Fahrtrouten ihres Opfers penibel überwacht und dokumentiert haben. Und nicht nur das: Vermutlich tarnten sich die Terroristen als Bauarbeiter, um die Lichtschranke mit Fotozelle zu installieren. Sie konnten dabei sogar ungestört unter der Asphaltdecke der Straße ein dünnes Kabel verlegen, welches mit der am Fahrrad befestigten Bombe verbunden war. Niemanden fiel etwas auf, obwohl die Straße direkt neben Bad Homburgs belebter Taunus-Therme lag.
An der Urheberschaft der RAF gab es kaum Zweifel. Zwei Tage nach dem Anschlag veröffentlichte ein "Kommando Wolfgang Beer" ein Bekennerschreiben im RAF-Duktus. Es verströmte einen abgrundtiefen Hass auf das "System" und versuchte zynisch, den kaltblütigen Mord als Akt der Befreiung zu legitimieren: "Durch die Geschichte der Deutschen Bank zieht sich die Blutspur zweier Weltkriege und millionenfacher Ausbeutung", schrieben die unbekannten Verfasser. Das Unternehmen stehe "an der Spitze der faschistischen Kapitalstruktur, gegen die sich jeder Widerstand durchsetzen muss".
Mit Herrhausen hatte sich die RAF erneut eine Symbolfigur des in ihren Augen repressiven und unmoralischen Kapitalismus ausgesucht. In ihrer Verblendung bestand für sie eine logische Verbindung zwischen dem Umstand, dass Herrhausen als Schüler während der NS-Herrschaft die "Reichsschule Feldafing" besucht hatte, eine Eliteschmiede der Nationalsozialisten, und dass er als Student Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung gewesen war. Dass jemand mit seiner Vita zum Lenker der größten deutschen Bank aufgestiegen war - für die Linksextremisten nur ein Beweis für die Verflechtung von Kapital und "rechter" Gesinnung in der Bundesrepublik
Dabei bewies der scheinbar erzkonservative Bankenchef - der 1971 Vorstandsmitglied und 1988 alleiniger Vorstandssprecher der Deutschen Bank geworden war - durchaus Reformwille, sprach sich etwa zugunsten eines teilweisen Schuldenerlasses für Entwicklungsländer aus. Im RAF-Bekennerschreiben wird dies als reines Ablenkungsmanöver interpretiert, um "die bestehenden Herrschafts- und Ausplünderungsverhältnisse längerfristig zu sichern". In Wahrheit eckte Herrhausen aber intern mit solchen Ideen an. In dem Dokumentarfilm "Black Box BRD" deutete seine Witwe Traudl 2001 an, ihr Mann habe kurz vor seiner Ermordung gar vor dem Rücktritt gestanden.
Die Jagd nach den Mördern Herrhausens verlief zunächst erfolglos - bis sich 1991 plötzlich ein vermeintlicher Komplize selbst belastete: Er hieß Siegfried Nonne und hatte bis 1986 als Spitzel des hessischen Verfassungsschutzes die Frankfurter linke Szene ausgehorcht. Der einstige V-Mann lieferte den Fahndern die Details, nach denen sie so lange vergeblich gesucht hatten - und denen sie nun umso bereitwilliger Glauben schenkten.
Nonne behauptete, er habe seine in Tatortnähe gelegene Wohnung den Attentätern wochenlang zur Verfügung gestellt. Besser noch: Er kenne sogar zwei der vier RAF-Täter namentlich - es handele sich um Christoph Seidler und Andrea Klump. Als Experten des Bundeskriminalamts (BKA) in Nonnes Wohnung auch noch Sprengstoffspuren fanden, war der offenbar perfekte Kronzeuge gefunden. Gegen Klump und Seidler ergingen Haftbefehle.
Doch die sensationelle Wende wurde zur Justizposse, die sich über Jahre hinzog und für die Bundesanwaltschaft in einem Desaster endete. Bald wurde bekannt, dass der Kronzeuge Nonne als drogenabhängig und geltungssüchtig galt und bereits mehrmals in psychiatrischer Behandlung gewesen war. In einem ARD-Interview widerrief Nonne zudem seine erste Aussage, die er nur auf Drängen der Ermittler gemacht habe. Dann widerrief er den Widerruf. Außerdem konnte nicht nachgewiesen werden, dass die gefundenen Sprengstoffspuren in Nonnes Wohnung mit dem beim Anschlag verwendeten TNT identisch waren.
Es entbrannte ein Krieg der Gutachter: Ein Psychiater befand Nonne für "uneingeschränkt aussagefähig", ein zweiter urteilte, es sei "nicht menschenmöglich", dass der Kronzeuge die in sich stimmige Geschichte frei erfunden habe. Dabei hatte Nonne genau das schon einmal nachweislich getan und den hessischen Verfassungsschützern in einem anderen Fall eine opulente Lügengeschichte aufgetischt. Erst im Jahr 1999 fällte ein dritter Psychiater in einem 92-seitigem Gutachten ein vernichtendes Urteil: Nonne sei ein "in sich gekehrter Sonderling" und eine "tief gestörte Persönlichkeit" - vermutlich leide er unter einer "schizoaffektiven Psychose".
Nach und nach brachen die Vorwürfe in sich zusammen: Schon 1996 hatte sich der von Nonne beschuldigte Christoph Seidler freiwillig gemeldet und behauptet, er sei nie Mitglied der RAF gewesen. Zudem habe er sich zur Tatzeit im Libanon aufgehalten. Nach nur eintägiger Vernehmung kam Seidler wieder frei. Die zweite Beschuldigte, Andrea Klump, wurde 1999 festgenommen. Sie bestritt ihre RAF-Mitgliedschaft, gab aber zu, eine paramilitärische Ausbildung bei der "Volksfront für die Befreiung Palästinas" absolviert zu haben. Der Mordverdacht gegen sie musste aber schon bald fallengelassen werden. Dennoch konnte Klump 2004 zu zwölf Jahren Haft verurteilt werden - allerdings nicht wegen des Herrhausen-Mordes, sondern auf Grund eines gescheiterten Attentats in Spanien und der Beihilfe zum versuchten Mord.
Auch die letzte spektakuläre These, die die US-Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" 2007 verbreitete, konnte niemals belegt werden: Das Blatt hatte gemutmaßt, hinter dem Anschlag stecke möglicherweise gar nicht die RAF, sondern die DDR-Staatssicherheit. Bis heute gibt so die sogenannte dritte Generation der RAF, die zwischen 1984 und 1998 insgesamt zehn Menschen tötete, die meisten Rätsel auf. Neben dem Fall Herrhausen sind auch die Morde an Treuhandchef Detlev Karsten Rohwedder, Siemens-Vorstandsmitglied Karl Heinz Beckurts, Manager Ernst Zimmermann oder an dem Diplomaten Gerold von Braunmühl weiterhin nicht abschließend aufgeklärt.
Der 30. November 1989 ist aber nicht nur der Tag, an dem die RAF Alfred Herrhausen "hinrichtete", wie sie es in ihrem zynischen Bekennerschreiben ausdrückte. Just an diesem Tag wurde auch, von der Öffentlichkeit wenig beachtet, die RAF-Terroristin Verena Becker aus der Justizvollzugsanstalt im nordrhein-westfälischen Willich entlassen. Sie war 1977 wegen versuchten Mordes in sechs Fällen zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden, doch Bundespräsident Richard von Weizsäcker hatte sie begnadigt. Ein Sprecher Weizsäckers gab später zu, der Zeitpunkt von Beckers Entlassung sei "unglücklich" gewesen.
Fast genau zwanzig Jahre konnte Verena Becker ihr Leben in Freiheit genießen, bis sie Ende August 2009 wegen neuer Indizien im Fall des 1977 ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback erneut festgenommen wurde - Ausgang offen. Die Akte Herrhausen zählt hingegen nur noch aus formalen Gründen zu den "laufenden Verfahren".
Aus: "Tod in der Lichtschranke" Redaktion einestages (30.11.2009 )
Quelle:
http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/5571/tod_in_der_lichtschranke.html-.-
[...] Rätselhaft bleiben auch bis heute die ominösen Sicherheitsleute: Entgegen der landläufigen Vorstellung, die Personenschützer Herrhausens seien BKA-Beamte oder andere Polizisten gewesen, soll es sich bei ihnen jedoch um Angehörige des Werkschutzes der Deutschen Bank gehandelt haben, da Herrhausen kein öffentliches Amt bekleidete und somit nicht von staatlichen Organen geschützt werden konnte. Bis heute wirft die Tatsache, dass das Fahrzeug der Personenschützer zwar vor dem Wagen Herrhausens die Lichtschranke passierte, aber nicht den Zünder der Sprengladung auslöste, drängende Fragen auf. Warum die Männer nach der Explosion Minuten warteten, bis sie zum völlig zerfetzten Herrhausen-Auto liefen, ebenfalls. Und noch mysteriöser erscheint das sich in Kreisen polizeilicher Sondereinheiten hartnäckig haltende Gerücht, wonach einer der Personenschützer kurz nach dem Attentat auf fragwürdige Art und Weise aus dem Leben schied.
Bliebe schließlich die Frage nach der Gefährdungslage Herrhausens: Gut eine Woche vor dem Anschlag sollen beim BKA Attentatsdrohungen gegen den Wirtschaftsmanager bekannt geworden sein. Diese seien geklärt worden, hieß es kryptisch beim Bundeskriminalamt. Doch was kam bei der Klärung heraus? Wer steckte hinter der Drohung und welches Motiv hatten sie oder er? Vielleicht kommt ja jetzt zum 20. Jahrestag des Attentats etwas mehr Licht ins Dunkel des Falls. Oder sollte es auch hier - wie im Fall Verena Becker - eine Akte geben, deren Öffnung dem "Wohle der Bundesrepublik oder eines ihrer Länder" entgegen stünde? Übrigens: An dem Tag, an dem Alfred Herrhausen starb, öffneten sich für Verena Becker die Gefängnistore.
30. November 2009 07:52
Zweite Grundregel bei Mord
DubhMor (mehr als 1000 Beiträge seit 13.06.02)
Cui bono?
Wer hatte alles einen Vorteil davon, daß der Deutsche Bank Sprecher
weggebombt wurde?
Welche Entscheidungen fielen im Anschluß daran? Möglicherweise war es
ja auch nur ein Exempel... nach dem Motto: "Wenn Du nicht spurst,
dann geht es Dir so wie dem da!"
Also da sollte man alle Vorgänge rund um deutsche Großbanken und
Hochfinanz in der fraglichen zeit genauestens durchleuchten... aber
möglicherweise werden dann die Ermittler auch zu einem Psychiater
geschickt und für "notorisch querulant" erklärt... sowas hat im
Umkreis der Frankfurter Banken ja schon Tradition...
30. November 2009 12:52
Re: Zweite Grundregel bei Mord
Attoparsec (mehr als 1000 Beiträge seit 12.11.03)
DubhMor schrieb am 30. November 2009 09:25
...
Es ging, wie bei einer Bank nicht anders zu erwarten, bestimmt um
Geld. Die kleinen Sachbearbeiter werden bei zu viel Menschlichkeit
nur gefeuert:
> http://consumerist.com/2009/11/ex-bank-of-america-employee-tells-all-in-youtube-video.html
Die Großen Tiere müssen im ähnlichen Fall eben mit einem großen Knall
daran erinnert werden, wie sie zu spuren haben...
30. November 2009 09:14
Schaut man nach dem Motiv, ...
Gotan (mehr als 1000 Beiträge seit 31.08.00)
... dann waren die Mörder Herrhausens weder bei der RAF, noch in der
DDR zu suchen, sondern bei den radikalen Kapitalisten der westlichen
Industriestaaten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Herrhausen
Jemand der für ein verantwortungsvolleres Handeln der Banken und
Manager, sowie für Schuldenerlasse gegenüber Entwicklungsländern
eintrat, und auch in der Deutschen Bank selbst eher eine kontroverse
Figur ist, der ist zumindest mal ein sehr merkwürdiges Ziel für einen
RAF-Anschlag.
30. November 2009 11:14
Re: Schaut man nach dem Motiv, ...
bernstein (316 Beiträge seit 05.10.07)
Gotan schrieb am 30. November 2009 09:14
...
Mein Gott,
hast du mal das RAF Bekennerschreiben gelesen? In deren krenker Logik
war Herrhausen ein lohnedes Ziel. Sein Eintreten für einen teilweisen
Schuldenerlass galt der RAF doch nur als Mittel, die Dritte Welt noch
mehr in Abhängigkeit zu bringen. Und dort noch ganz viele andere
Gründe..
War es ein tolles Ziel einen einfachen Soldaten zu exikutieren, um
ein seinen Ausweis zu kommen. Die RAF _Leute waren und sind Irre und
Linksfaschos, die jegliche linke Politik diskreditieren und über
deren Rationalität man nicht spekulieren sollte.
Und wenn es die RAF nicht gewesen wäre: Ein kleines Dementi hätten
sie schon verschickt. Gell?
Und wenn unsere böse Wirtschaftselite Herrhausen wegen einiger
schöngeistiger Worte zur Dritten Welt und Moral hätte loswerden
wollen? (Mal abgesehen davon, dass Schuldenerlasse in der Regel vom
Stuerzahler finanziert werden.) Dann hätte man ihn abgewählt oder
seinen Vertrag nicht verlängert - der Mann war Angestellter! Und
wenn man ihn hätte dirkeditieren wolle, hätte auch ein Schmudelfoto
gereicht. Also was soll dieser Schwachsinn..?
30. November 2009 11:33
Re: Schaut man nach dem Motiv, ...
bernstein (317 Beiträge seit 05.10.07)
D'Spayre schrieb am 30. November 2009 11:25
...
> Politik ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln. Manchmal
> aber auch nicht.
>
> Alles was wir wissen ist, daß die Großfinanz ein Motiv hatte und das
> die RAF-Beteiligung unbewiesen ist. Welche Schlussfolgerungen man
> daraus zieht bleibt jedem selbst überlassen.
>
Hallo!?
Der Mann wollte nicht den Kapitalismus abschaffen, sondern einigen
überschuldeten Ländern sowohl aus moralischen wie aus
wirtschaftspolitischen Überlegungen helfen, um die
(marktwirtschaftliche) Weltökonomie zu stabilisieren und zu beleben!
Ich kann mich persönlich noch gut an den Hass erinnern, mit dem die
linke Szene auch damals Herrhausen begegnete. War sicher vor deiner
Zeit.
30. November 2009 12:40
Re: Schaut man nach dem Motiv, ...
JohnD (476 Beiträge seit 15.03.02)
bernstein schrieb am 30. November 2009 11:33
...
Manchmal haben die Spinner und die Nutznießer das gleiche Ziel.
...
Herrhausen war als Banker vielleicht Ziel der RAF, aber als
Außenseiter auch Ziel der Raffkapitalisten (*SCNR*).
Die RAF war schon immer vom VS oder anderen unterwandert -->
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Urbach
Böse Pläne funktionieren dann am Besten, wenn die Ausführenden
glauben, sie hätten einen Vorteil. Der echte Vorteil kann durchaus
auch bei den "Gegnern" liegen...
30. November 2009 12:46
Re: Schaut man nach dem Motiv, ...
bernstein (318 Beiträge seit 05.10.07)
...
Nochmal: Herrhausen vertrat nur eine gemäßigte Reformfraktion
innerhalb der Wirtschaftselite. Was man halt so auf Empfängen
erzählt. Er hat es wohl sogar ernst gemeint. Schlimmstenfalls hätte
das ein paar 100 Mio DM; gekostet, die der Steuerzahlen weitgehend
hätte blechen müssen. Kein Grund in umzubringen. Wenn die
Wirtschaftselite ihn hätte loswerden wollen, hätte sie ihm einfach
seinen Vorstandsposten gekündigt!
Aus: "Herrhausen-Attentat" Udo Schulze (30.11.2009)
Quelle:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31612/1.html