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[Variationen zur Gretchenfrage (Notizen) ... ]

Started by lemonhorse, August 20, 2008, 09:30:58 PM

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Quote[...] Als Teenager radikalisierte sich Tugay Saraç – weil er schwul ist. Heute setzt er sich gegen Islamismus und für einen liberalen Islam ein. Er ist Mitwirkender in der Ibn-Rushd-Goethe Moschee, in der Frauen und Männer gleichberechtigt und LGBTIQ*-Personen willkommen sind. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 bekannte sich die Gemeinde zu Israel. Daraufhin bekam sie eine Anschlagsdrohung der Terrororganisation "Islamischer Staat". ...


Aus: "Fortschrittlicher Islam: "Wir wollen aus ihrer Sicht den Islam zerstören"" Vanessa Juercke (28. Dezember 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-12/tugay-sarac-liberal-islam-homosexualitaet-islamismus


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Quote[...] Der AfD-Spitzenkandidat begründet seine Politik auch spirituell. Er nutzt eine rechtskatholische Gemeinschaft, die sich sogar um Verbote des Papstes kaum schert.

Sonntags um halb elf kniet die katholische Gegenrevolution im Wedding. Dann ist die Berliner Kirche St. Afra voll bis in die Seitenschiffe, während andernorts die Gotteshäuser leer sind und die Stimmung trübe. Überhaupt ist manches anders im Institut St. Philipp Neri, wie sich die Priestergemeinschaft nennt, zu der die Stiftskirche St. Afra gehört. Hier beugt das Knie, wer seinen Platz sucht in der Bank. Hier tragen Frauen Kopftuch. Hier sind viele konservativ, katholisch und wollen Avantgarde sein, und zur Avantgarde gehört, wer die Alte Messe feiert. Die Predigt ist auf Deutsch, die restlichen fast anderthalb Stunden wird hier im Berliner Wedding Latein gesprochen und gesungen.

Den Besuchern an diesem sonnigen Sonntagmorgen gefällt's. Sie bekreuzigen sich, da ist am Altar noch gar nichts los. Auch Beatrix von Storch, die AfD-Bundestagsabgeordnete, soll hier mitgebetet haben, wie Gerald Goesche, Probst von St. Afra, 2021 der taz sagte.

Einer der größten Fans des alten Ritus: Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl am 9. Juni. Die Alte Messe sei "der künstlerische Ausdruck der abendländischen Geschichte", simst Krah auf Nachfrage von ZEIT ONLINE. Anders dagegen die modernen Gottesdienste, die seien "künstlerisch wie theologisch wertlos".

[...] Das Erste Vatikanum ist eine Reaktion auf das, was im 19. Jahrhundert politisch geschieht. Die Aufklärung hat das Geistesleben umgekrempelt, die Industrialisierung die Gesellschaft- und Wirtschaftsordnung. Damals entstehen die Nationalstaaten. Anfangs fehlt es denen noch an kollektiver Identität. Um die zu erschaffen, kleben die Vordenker der Bewegung Versatzstücke aus Kultur und Überlieferung zum Nationalmythos zusammen, der neuen Wahrheit. Die Gegenwart wird in der Geschichte begründet und umgekehrt. "Invention of tradition", Erfindung der Tradition, nennt das der Historiker Eric Hobsbawm. In der Mitte der Gesellschaft verfängt das, doch an den Rändern zersetzt es die Gemeinschaft. Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus vergiften das 19. Jahrhundert.

Durch die Moderne herausgefordert, trimmt Pius IX. seine Kirche auf Widerstand. Im Syllabus errorum von 1864 ächtet er Rationalismus, Liberalismus, Individualismus, die Trennung von Kirche und Staat sowie die von Wissenschaft und Dogma. Damit ist der Ton gesetzt. Eine neue katholische Identität gebiert ein Pathos passend zum veränderten Lauf der Welt. Die Moderne, das ist von nun an der "Zeitgeist", den es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Die Tradition des verlorenen Postens entsteht, sie reicht bis Benedikt XVI. und dessen Kampf gegen die "Diktatur des Relativismus". Und sie reicht noch weiter. Ins Politische hinein.

[ ... ] Es gibt einen Satz aus Kurt Sontheimers Standardwerk Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik, der ist 60 Jahre alt und charakterisiert Krah und die Neo-Schmittianer bei der AfD und den Rechtskatholiken: "Die Verachtung des Bürgerlichen und seines Staatsbildes wird zu einem ästhetischen Vergnügen gesteigert, das mit Wollust die Zersetzung einer staatlichen Ordnung beobachtet." So war es. Und so ist es.
Nehmen wir Monsignore Rudolf Michael Schmitz. Das ist der Generalvikar des Instituts Christus König und Hohepriester aus dem Hunsrück – der, der bei der Party in der Toskana neben Krah sitzt. Seitenlang prügelt Schmitz in einem Text von 2012 auf die "verfremdete und verdummte Gesellschaft", die "Unwissenheit und Ungebildetheit" des Klerus, den "billigen Erotismus" einer "monistischen Gesellschaft seelenloser Konsum- und Lustsklaven" sowie auf "die Einheitspreiskleidung von blauer Arbeitshose und Unterhemd, auch Jeans und T-Shirt genannt" ein.
Oder nehmen wir Gerhard Goesche, Propst des Instituts St. Philipp Neri zu dem St. Afra im Wedding gehört. Für den ist die CDU, wie er in mehreren Interviews sagte, nur konservatives "Pillepalle", die westlichen Werte "zum Teil Todsünden", Politiker und Medien "generell ziemlich medioker" und der Staat an sich eine Beute der "grünen Mischpoke".
Und so könnte es weitergehen. Ein Apokalypsen-Porno in Endlosschleife, der sich kaum von der Suada der Rechtspopulisten unterscheidet. Mit einer Ausnahme: Rassismus geht nicht, zumindest nicht offen. Das liegt am Apostel Paulus. Der machte einst aus einer innerjüdischen Veranstaltung eine globale Bewegung, zu der sich jeder bekennen kann, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe.
Juden sind nach dem Verständnis vieler traditioneller Ultras raus. Sie gelten ihnen als verstockt, weil sie sich angeblich nicht bekehren lassen. Eben deshalb kann man aus rechtskatholischer Sicht nur beten, dass der "Herr ihre Herzen erleuchte". Dank Formulierungshilfe durch Benedikt XVI. ist das seit 2008 in der Karfreitagsliturgie nach altem Ritus möglich. Warnungen vorm Wiedererstarken des "christlichen Antijudaismus" verhallten damals ungehört.

2009 bekam Krah dieses Ressentiment selbst zu spüren. Damals managte er die Williamson-Verteidigung und drängte die Bruderschaft zur Distanzierung vom Holocaustleugner. Das nahmen ihm die Williamson-Fans übel. Der Krah habe zu viel Macht, lästerten sie in Internetforen, er interessiere sich nur für Geld und sei zudem Jude. Dabei ist Krah Sohn liberaler Katholiken. Klassisches CDU-Milieu.
Seit 2013 tritt Maximilian Krah nicht mehr als Anwalt und Berater für die Piusbrüder auf.
Die Alte Messe besucht der AfD-Spitzenkandidat, wie Weggefährten berichten, heute gern im "Institut Christus König und Hohepriester" von Rudolf Michael Schmitz. Dort ist alles vornehmer, auch das Ressentiment. So liest es sich wie eine Theaterkritik, wenn Monsignore Schmitz die Vereinigten Staaten politästhetisch benotet: "Dort, im klassischen 'melting pot' der Völker und Kulturen, ist nicht etwa eine multikulturelle Gesellschaft entstanden, sondern eine Monokultur, die an eintöniger Gleichförmigkeit von Meinungen, Gehabe und Kleidung kaum mehr zu überbieten ist." Dem antiamerikanischen Zerrbild stellt Schmitz ein Europa der Volksfrömmigkeiten entgegen. Das mag nach Folklore klingen, implementiert aber völkisches Denken ins Katholische. So träumt auch Björn Höcke vom volksfrommen Europa. Nur so, erklärt er auf YouTube, lasse sich der Universalismus des Christentums – gemeint ist wohl der grenzenlose Anspruch der christlichen Lehre – überwinden. Letzteres sei auch bitter nötig, eigne sich das Christentum doch zur "Selbstaufgabe" (Höcke) und zum "Schuldkult" (Krah).

... Jetzt noch mal zur Ästhetik. ... Mehrfach bezeichnete der Spitzenkandidat Krah Feministinnen als "grässlich" und "hässlich". Ein ästhetisches Urteil, das entmenschlicht und zur Entmenschlichung auffordert. Bei Krah ist der Katholizismus Kunst ohne Moral. Was sähe er, hielte er die Gebotstafeln in Händen? Nicht das Gesetz, nur die göttliche Gravur.
Carl Schmitt war auch so. Seine Liebe zur Institution Kirche litt, als die sich 1925 weigerte, seine erste Ehe aufzulösen. Schmitt heiratete erneut, wurde exkommuniziert und steigerte sich darauf in einen "erotischen Ausnahmezustand" hinein, den er im Tagebuch protokolliert. Sein Biograf Reinhard Mehring schreibt: "Schmitt driftete in die Stricherszene ab und beschreibt sich verstärkt wie ein Triebtäter, der im Schweifgebiet herumstreunt, bis ihn der elektrisierende 'Schlag' der 'langen Beine' und des 'weißen Fleisches' trifft." Trotzdem zweifelte er nie an seiner katholischen Vorbildhaftigkeit. Wie geht das?
"Ich würde sagen, ganz katholisch den Widerspruch in mir genießen und zugeben, dass ich es nicht auflösen kann", sagt Krah über sein katholisches Sein auf YouTube. Carl Schmitt hätte es anders ausgedrückt, wäre er zur Selbstreflexion fähig gewesen. Widersprüche, wenn er sie bei anderen wahrnahm, waren für Schmitt "Einbruchstellen" der Selbstauflösung. Doch das ist etwas zu pessimistisch: Politische Kulte wie die AfD tolerieren Widersprüche. Aber auch sie kennen einen Kipppunkt. Wird die Kluft zwischen Wahrheit und Wirklichkeit zu groß, produziert die Bewegung Apostate, Jünger, die vom Glauben abfallen. Das ist der Anfang vom Ende. Oder der Beginn einer neuen Verhärtung. Wie so oft schon bei der AfD.

Alles wird bewertet, abgewertet, lächerlich gemacht. So spricht das Ressentiment der Privilegierten. Es kompensiert keinen tief sitzenden Frust, keine reale oder gefühlte Deklassierung. Es ist die inszenierte Unangreifbarkeit. Die Szene nach dem Gottesdienst ist ganz anders als das Sylter Partyvideo, das einige Wochen später weit verbreitet werden wird – und doch erinnern sie einander, die beiden Auftritte junger Leute, die berauscht sind von sich selbst.
Am 9. Juni ist Europawahl. Danach wird wahrscheinlich wieder gerätselt werden: Wie war das möglich mit der AfD? Lag's am Osten, an der EU, an Merkel, Scholz, den Grünen, an der Selbstgewissheit der Bundesrepublik acht Jahrzehnte nach der Stunde null? Dann ist wieder Untergangsstimmung. Doch an diesem Sonntagmorgen ist der Himmel blau und Berlin noch gar nicht richtig wach. Die Welt könnte so schön sein, so friedlich. Aber der Geist dieser Rechtsgläubigen ist es nicht.


Aus: "Das heilige Traumschloss des Maximilian Krah" Aus einem Essay von Raoul Löbbert (1. Juni 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2024-06/rechtsextremismus-katholische-kirche-religion-afd

Raoul Löbbert (* 1977 in Bonn)ist ein deutscher Journalist, Moderator und Chefkorrespondent der Beilage Christ und Welt der Wochenzeitung Die Zeit. .... Er arbeitete bis 2010 in Bonn bei der römisch-katholischen Wochenzeitung Rheinischer Merkur.
https://de.wikipedia.org/wiki/Raoul_L%C3%B6bbert

" ... Nach der Bulle Quo primum von Papst Pius V. vom 14. Juli 1570 wurden bei der Redaktion des neuen ,,Missale Romanum" die ältesten damals verfügbaren Handschriften und gedruckten Messbücher herangezogen, um eine Fassung ,,nach der Norm der Väter", also der Kirchenväter und Theologen der vorreformatorischen Zeit, wiederherzustellen. ..."
https://de.wikipedia.org/wiki/Tridentinische_Messe

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Quote[...] Donald Trump ärgert sich: Die angebliche Darstellung des "Letzten Abendmahls" mit Dragqueens während der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele, sei "eine Schande" schimpft der ehemalige US-Präsident. Konservativen Christen gefällt das.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris und insbesondere die Anordnung von Dragqueens an einem Tisch scharf kritisiert. "Ich bin sehr aufgeschlossen - aber ich fand es eine Schande, was sie getan haben", sagte der Präsidentschaftskandidaten der Republikaner in einem Interview mit Fox News. Auf die Frage, welche Art von Zeremonie er sich bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles wünsche, versicherte Trump: "Wir werden kein letztes Abendmahl so darstellen, wie sie es getan haben."

 Bei der Feier in Paris am Freitagabend war nach Ansicht vieler Kritiker Leonardo da Vincis Gemälde "Abendmahl" nachgestellt worden - unter anderem von Dragqueens. In religiösen Kreisen hatte dies für Unmut gesorgt, die französische Bischofskonferenz sprach von einer "Verhöhnung und Verspottung des Christentums".

Die Pariser Verantwortlichen und auch Kunsthistoriker widersprechen: Inspiration für die Show sei nicht das "Letzte Abendmahl" von da Vinci gewesen, sondern ein Gemälde namens "Fest der Götter", das ein gut besuchtes Gelage auf dem Olymp zeigt. Die Eröffnungsfeier war demnach eine Hommage an das antike, griechische Erbe der Olympischen Spiele.

Religiöse Gruppen in den USA ließen sich von dieser Erklärung jedoch nicht stoppen. Sie forderten Präsident Joe Biden und die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris auf, Stellung zu der Zeremonie zu beziehen: "Wir fordern Präsident Biden auf, die sakrilegische Verspottung des Abendmahls bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele zu verurteilen. Unseren führenden Politikern, insbesondere einem, der sich selbst als Katholik bezeichnet, sollte es nicht schwerfallen, solche hasserfüllten Angriffe auf das Christentum anzuprangern", sagte Brian Burch, Präsident von CatholicVote, einer konservativen politischen Interessengruppe.

Diesen Vorwurf wies der verantwortliche Pariser Zeremonienmeister Thomas Jolly zurück. "Sie werden bei mir nie den Wunsch verspüren, etwas zu verspotten oder zu verunglimpfen", sagte er. "Ich wollte eine Zeremonie veranstalten, die verbindet und versöhnt."

Das "Letzte Abendmahl" sei auch nicht seine Inspiration gewesen, betonte Jolly. "Es ist Dionysos, der auf diesen Tisch kommt. Er ist da, weil er in der griechischen Mythologie der Gott des Festes ist. Der Gott des Weins, der eines der Juwelen Frankreichs ist. Dionysos, Vater von Sequana, der Göttin, die mit dem Fluss Seine verbunden ist. Die Idee war, ein heidnisches Fest zu veranstalten, das mit den Göttern des Olymps verbunden ist."

Quelle: ntv.de, ter/sid


Aus: "Trump schimpft auf Olympia-Macher: "Schande, was sie getan haben"" (30.07.2024)
Quelle: https://www.n-tv.de/sport/olympia/Trump-schimpft-auf-Olympia-Macher-Schande-was-sie-getan-haben-article25123875.html

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Quote[...] Nicht wenige Leser haben sich kürzlich darüber aufgeregt oder es nicht verstanden, dass ich in einem "Einserkastl" [https://www.derstandard.at/story/3000000231901/junge-m228nner-auf-sinnsuche] von "Sinnsuche" der jungen islamistischen Attentäter und Möchtegernattentäter sprach. Ich zitierte dabei zwar den Deradikalisierungsexperten Moussa Al-Hassan Diaw, der täglich einschlägige Jugendliche betreut – aber irgendetwas geriet dabei vielen Lesern in die falsche Kehle.

Jugendliche Islamisten haben einfach keinen Sinn zu suchen, oder? Sie hängen einer völlig verrückten, menschenfeindlichen, aggressiv gegen die ganze restliche Welt gerichteten religiösen Ideologie mit zwanghaften Verhaltensregeln im täglichen Bereich an. Von "Sinnsuche" kann da keine Rede sein.

Nur wenn man Sinnsuche als esoterischen "Wir lieben uns alle und wollen mit dem Kosmos eins werden"-Kult versteht. So wie er in breiten Schichten der westlichen Welt praktiziert wird. Aber man darf die Mentalität der Islamisten nicht falsch einschätzen. Bei der "Sinnsuche" der jugendlichen Jihadisten, die in Europa leben, geht es eher um Identität. Um ein primitives Identitätsverständnis, gewiss, aber doch um Identität. Wer sind wir, die Muslime albanischer, bosnischer usw. Abstammung, die hier leben, aber am europäischen Leben mit allem, was es bedeutet – Freizügigkeit, Wohlstand, verschwindende Religiosität – nicht teilhaben können oder wollen?

Aufgeklärte muslimische Intellektuelle weisen darauf hin, dass diese Jugendlichen zwar in Umfragen sagen, die Gesetze des Korans stünden über allem, auch über Demokratie und Menschenrechten, in Wirklichkeit aber keine Ahnung haben, was in dem Buch steht. Die Religion bietet Halt in einer prekären Situation, sie erzeugt Wir-Gefühle. Allerdings kann nicht verdrängt werden, dass ebendiese spezielle Religion schon von ihrem Gründer her eine Eroberungsreligion ist. So sehr sich das Christentum später auch gewaltsam ausbreitete, sein Gründer war kein Feldherr wie Mohammed.

Junge Männer, vor allem solche ohne Perspektive und Frauen, suchen sich oft ein gewaltsames "outlet" für ihre Frustrationen. Auch wenn das manche hierzulande nicht gerne hören, der psychologische Mechanismus bei den jugendlichen Jihadisten ist der gleiche wie bei den 17-Jährigen, die sich in den 30er- und 40er-Jahren zur SA und SS meldeten. Auch da gab es eine überwölbende Wahnidee – den Herrschaftsanspruch der arischen Herrenmenschen und die klare Aufforderung zur Gewalt. Wer sich zur Waffen-SS meldete, wie der junge Friedrich Peter, später FPÖ-Chef, der wollte einerseits an einer "großen Idee" teilhaben; andererseits wusste er, dass seine Aufgabe die Vernichtung von anderen Menschen sein würde. Vielleicht nicht ganz so konkret – die massenweise Erschießung von jüdischen Zivilisten in Russland –, aber konkret genug, um zu wissen: Es geht mit Waffengewalt gegen andere, gegen "Feinde des deutschen Volkes". Gegen "Ungläubige".

Verstehen heißt noch nicht tolerieren. Die Sicherheitsbehörden, die Politik hat eine riesige Aufgabe vor sich, nämlich nicht nur Attentatspläne zu vereiteln und den Zustrom junger Männer aus Gewaltgebieten einzubremsen, sondern auch bessere Aufklärungsarbeit unter jugendlichen Muslimen zu leisten. (Hans Rauscher, 14.8.2024)


Aus: "Über die "Sinnsuche" junger Jihadisten" Eine Kolumne von Hans Rauscher (13. August 2024)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000232240/ueber-die-sinnsuche-junger-jihadisten

Quoteqrutzz

...die Gesetze des Korans stünden über allem...

Die große Aufgabe der demokratischen Welt ist eine "neue Aufklärung"! Eine Bildungsreform mit Schwerpunkt Religion und Ethik. Aber selbst das dauert eine ganze Generation. Das Verständnis von Toleranz und gesellschaftlichem Zusammenleben in Religions- und Traditionsfreiheit muss gelernt werden. Was fanatisierte Menschen aus Glaubenslehren ableiten, führt stets zu Angst und Terror. Religion mit dem Schwert zu verbreiten und Menschen zwanghaft zu "bekehren" war immer schon der falsche Weg, egal um welche Glaubensrichtung es sich handelt.

...


QuoteFragmichwas

Das Schöne in einer modernen Demokratie basierend auf Menschenrechten, Verfassung, Rechtsstaat, Gewaltenteilung, Rechten der Freiheit, politischen und sozialen Rechten ist:

Niemand muss irgendwen verstehen.

Jeder kann sein eigenes Leben leben innerhalb der Gesetze und der Verfassung.
Das ist echter Liberalismus Herr Rauscher.


QuoteGru2024

Ich kann es kaum mehr lesen, denn ich halte es für falsch:

1. Dass bei diesen Extremisten behauptet wird, sie würden den Koran/ die Hadithe / den Islam nicht kennen. Doch, sie haben eigene studierte Gelehrte, der Gründer von IS hat ja islamische Rechtswissenschaft studiert. Doch, sie kennen ihn, aber sie legen ihn anders aus und picken sich va das raus, was zur kriegerischen Frühphase des Islam in Vordergrund stand.
2. Behauptung prekäre Lage: auch das ist widerlegt durch zig Biographien von Extremisten.
Viel wichtiger als die eigene Lage ist die internationale Weltlage UND WIE SIE EINEM ERKLÄRT WIRD im eigenen Umfeld.


QuoteTheOther

Der Artikel geht meiner Meinung nach völlig an der Realität moslemischen Jugendlicher vorbei.

Als ich noch an der HTL unterrichtete (Anfang der 2020er Jahre) erklärte mir die überwiegende Mehrzahl meiner moslemischen Schüler, dass sie hier die Scharia einführen werden. Und dass die Abschaffung der Demokratie unbedingt notwendig wäre.
Sie haben ihren Sinn und ihre Identität schon gefunden. Es geht nur noch um die Frage, wann sie die Mehrheit haben werden.

Herr Rauscher versucht seit Jahren, die moslemische Einwanderung schön zu reden, ohne dass er mit den Moslems redet.


Quotejoefein

Ich suche auch das Verstehen: Warum wendet man sich gegen eine Gesellschaft, die einen aus der Lebensgefahr gerettet hat und versorgt und versucht einen neuen Start zu bieten? Warum drängt man diesen das eigene Missverständnis auf? Warum gewaltvoll?


QuoteKokoskalif

dass jeder der hierzulande immigrierten moslems vor lebensgefahr gerettet wurde, ist auch ein verbreiteter irrglaube. vielen von ihnen gefallen die möglichkeiten hierzulande gut, sie wollen "bloß" eine transformation nach ihren vorstellungen verwirklichen.
man sollte das endlich pragmatischer sehen und weniger verklärt an die rettung der armen hascherln glauben.


QuoteDrengumir

Die Vorstellung, dass Jugendliche, die sich dem Dschihadismus zuwenden, keine Sinnsuche betreiben, ist zu simpel. Ihre Radikalisierung entspringt oft einem tiefen Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Identität und Antworten auf existentielle Fragen. Diese Suche nach Sinn darf nicht mit einer simplen esoterischen Sehnsucht verwechselt werden, sondern ist eine Reaktion auf soziale Ausgrenzung und Identitätskonflikte. Jugendliche, die von der Gesellschaft enttäuscht sind, finden in extremistischen Ideologien oft eine vermeintliche Lösung und einen Zweck, der ihnen anderswo fehlt.


QuoteKokoskalif

Ich glaube ja, es ist eher eine Geltungssuche.
Der Sinn liegt in Geltung.
Sie suchen nur, wie sie zu Geltung gelangen.


QuoteZarotto

Selbstverständlich hat es was mit Sinnsuche zu tun. Aber auch mit Bildungsferne, psychischer Verfasstheit, Glaube, Traditionen, Erziehung...


QuoteWith Strength I Burn

Es braucht eine neue Aufklärung. Und entsprechende Köpfe dafür. Die finden sich - oh Überraschung - nicht auf TikTok...


QuoteKunoichiRider

Zur"Aufklärung" müßte man zur Exegese der islamischen heiligen Schriften (Koran, Hadithe) ein geräumigeres Korsett haben, als dies die direkte wörtliche Offenbarung Gottes und die Sonderstellung Mohammeds als Ideal im Islam zulässt.

"Aufgeklärte" Gläubige die den Koran als heilige Schrift nutzen gibt es schon lange.
Aleviten z B. werden aber auch von moderaten Shiiten und Sunniten als nicht dem Islam zugehörig klassifiziert, i.e. Häresie.


QuoteKlarname oder Pseudonym

Ich frag mich da nur, ob davon überhaupt was ankommen wird. Aufklärung sorgt dafür, dass Menschen nicht so leicht auf Sekten reinfallen - wenn jemand aber bereits in einer Sekte ist, erreicht man die Leute kaum noch. ...


Quotelose-lose shituation

Die Vergleiche mit dem Nazismus sind nicht hilfreich. Es wäre treffsicherer, den Islamismus so wie er sich Hier und Jetzt darstellt zu analysieren. Parallelen zum Nazismus lenken da nur ab.


QuoteDerHocker

Ganz im Gegenteil. Die Parallelen sind ganz offensichtlich.


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Quote[...] Kabul – Die in Afghanistan herrschenden Taliban haben die schrittweise Durchsetzung eines Gesetzes angekündigt, das jegliche Darstellung von Lebewesen durch Nachrichtenmedien verbietet. "Das Gesetz gilt für ganz Afghanistan (...) und wird schrittweise eingesetzt", sagte der Sprecher des "Tugendministeriums" der islamistischen Taliban, Saiful Islam Chyber, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Die bildliche Darstellung von Lebewesen verstoße gegen islamisches Gesetz, betonte er.

Die Taliban-Regierung hatte bereits im Sommer ein "Tugendgesetz" beschlossen, das ihrer Vorstellung vom islamischen Recht entspricht. Neben dem Verbot der Darstellung von Lebewesen werden Medien darin angewiesen, nichts zu veröffentlichen, was "gegen die Sharia (islamisches Recht, Anm.) oder die Religion" verstößt oder "Muslime beleidigt". Das Gesetz wurde bisher jedoch noch nicht durchgesetzt. Auch Mitglieder der Taliban-Behörden veröffentlichten immer wieder Fotos von Personen in Onlinemedien. Bereits während der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 war die Darstellung von Lebewesen in afghanischen Medien verboten.

Das im August eingeführte "Tugend"-Gesetz steht vor allem wegen der Diskriminierung von Frauen international in der Kritik. Es verbietet Frauen unter anderem, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Konkret heißt es: "Wenn eine erwachsene Frau wegen eines dringenden Grundes ihr Haus verlassen muss, ist sie verpflichtet, ihr Gesicht und ihren Körper zu bedecken und sicherzustellen, dass ihre Stimme nicht gehört wird." Das Gesetz bezeichnet Frauenstimmen als "aurat" – damit werden in der Sharia die intimen Stellen von Mann und Frau bezeichnet, die bedeckt werden müssen.

Des Weiteren sieht das Gesetz Verschleierungsvorschriften für Frauen und ein Verbot von Homosexualität vor. Männer müssen zudem mindestens knielange Hosen und einen Bart tragen, der nicht zu kurz sein darf. Das "Tugend"-Gesetz erweitert nochmals die Macht der Sittenpolizei, um die von den Taliban erlassenen, am islamischem Sharia-Recht orientierten Verhaltensregeln zu überwachen. (APA, AFP, 14.10.2024)


Aus: "Medien in Afghanistan dürfen keine Bilder von Lebewesen verbreiten" (14. Oktober 2024)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000240650/medien-in-afghanistan-duerfen-keine-bilder-von-lebewesen-verbreiten

QuoteIgor2810

Weiter so ...


Quotedie Unschuldsvermutung

Das passiert also, wenn man zulässt, dass geistesgestörte, menschenverachtende Wahnsinnige mit psychopatisch religiösen Wahnvorstellungen an die politische und militärische Führung eines Landes gelangen.



QuotePilzsuppe

Barbaren!


QuoteDr Zoidberg

Wenns nicht so traurig wäre und es nicht wahr wäre, würde ich meinen das stammt aus einem Klamauk Film aus den 80ern oder so. Fehlt echt nur mehr das Ministry of Silly Walks ...


QuoteDreizehnZwölf

Aber Internet is halal?


QuoteDiamond Dogs

... Mir tun nur die Frauen und Kinder leid, die diesen Wahnsinn ertragen müssen.


Quote2Pac .

Wie weltfremd kann man eigentlich sein? ...


Quotetratsfats

1984 on crack :(


QuoteMichl integriert

Besser kann man es nicht beschreiben!
Frauenstimmen verboten, fffff..


Quoterainer haselberger

Der Sieg der verabsolutierten religiösen Dumpfheit über die Menschlichkeit!
Was für ein tragischer moralischer Irrtum. ...


QuotemeinKrendazu

Als für Verbrecher ist das toll, keine Fahndungsfotos mehr.


QuoteLemmy68

Kranke, primitive Männer! ...


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#85
... Er habe einen Anschlag auf vermeintlich Ungläubige begehen wollen. ...

Quote[...] Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen den mutmaßlichen Messerangreifer von Mannheim erhoben. Der Afghane Sulaiman A. sei des Mordes und des fünffachen versuchten Mordes verdächtig, teilte die Behörde mit. Sie sieht die Mordmerkmale der niedrigen Beweggründe und der Heimtücke als erfüllt an.

A. sei Anhänger der Terroristenmiliz Islamischer Staat (IS) und teile dessen Ideologie. Er habe einen Anschlag auf vermeintlich Ungläubige begehen wollen. Dazu hat er sich laut Bundesanwaltschaft schon spätestens Anfang Mai entschlossen. 

Am 31. Mai soll A. auf dem Mannheimer Marktplatz Mitglieder der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa mit einem Jagdmesser angegriffen haben. Zunächst soll er unvermittelt auf den Hauptredner eingestochen und dann weitere Menschen, die zur Hilfe eilten, zum Teil schwerwiegend und potenziell lebensbedrohlich verletzt haben. Unter ihnen auch der 29-jährige Polizist Rouven L., der zwei Tage später an seinen Verletzungen starb.

Der mutmaßliche Täter selbst wurde von einem anderen Polizeibeamten niedergeschossen und anschließend auf der Intensivstation behandelt. Seit dem 18. Juni ist er in Untersuchungshaft.

Der gewaltsame Tod von Rouven L. hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Die Bundesanwaltschaft zog die Ermittlungen wegen der besonderen Bedeutung an sich. Über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheidet das Oberlandesgericht Stuttgart.


Aus: "Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen mutmaßlichen Messerangreifer" (6. November 2024)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2024-11/mannheim-messerattacke-anklage-staatsanwaltschaft#comments

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Quote[...]  Der brutale Angriff schockierte Menschen in ganz Deutschland: Der Angeklagte im Prozess um die tödliche Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz hat die Tat gestanden und Anzeichen von Reue gezeigt.

Mit Blick auf ein Motiv verwies er auf den Gaza-Krieg, der 2023 begann und sein Leben verändert habe. In Telegram-Chats habe er sich mit einem Gelehrten über die Tötung von Ungläubigen ausgetauscht sowie Informationen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gesammelt, sagte Sulaiman A. Der Afghane ist vor dem Oberlandesgericht unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagt.

Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft hat der mittlerweile 26-Jährige am 31. Mai 2024 bei dem Angriff in Mannheim sechs Menschen mit einem Messer verletzt: fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) sowie den 29-jährigen Polizist Rouven Laur. Der Beamte starb zwei Tage später an seinen schweren Verletzungen. Ein anderer Beamte schoss den Angreifer nieder.

Der Bundesanwalt geht davon aus, dass der Angeklagte Sympathien für die Terrormiliz Islamischer Staat hegt. Schließlich sei er zur Überzeugung gelangt, dass es nicht nur legitim, sondern seine religiöse Pflicht sei, vermeintlich Ungläubige zu töten, hieß es. Der Angeklagte hatte zuletzt mit Frau und Kindern im hessischen Heppenheim gelebt - rund 35 Kilometer nordöstlich von Mannheim.

,,Ich sage, wie ich dazu gekommen bin, diese schreckliche Tat zu begehen", sagte Sulaiman A. zu Beginn des Prozesses. Später ergänzte: ,,Da war ich entschlossen, den Stürzenberger umzubringen. Leider." Zuvor hatte er geschildert, wie er durch Telegram-Chats in Kontakt mit der Idee kam, ,,Ungläubige" zu töten. Michael Stürzenberger ist BPE-Vorstandsmitglied und wurde bei dem Angriff ebenfalls verletzt.

In seiner Aussage verwies Sulaiman A. auf den Gaza-Krieg. ,,Mit Beginn dieses Gaza-Kriegs hat sich mein Leben verändert." Er habe mehrere Kanäle auf Telegram abonniert, wo er getötete Männer, Frauen und Kinder gesehen habe. ,,Ich habe jeden Tag geweint."

Auslöser des Gaza-Kriegs war das Massaker palästinensischer Terroristen aus dem Küstengebiet am 7. Oktober 2023 in Israel mit 1.200 Toten und rund 250 Verschleppten. Seither kämpft Israel gegen die islamistische Hamas in Gaza, wo laut der Gesundheitsbehörde bisher mehr als 50.000 Menschen getötet wurden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Bestätigung für seinen geplanten Angriff erhielt Sulaiman A. nach eigenen Angaben auf Telegram. Ein Chat-Partner, eine Art Gelehrter, auf dem Messenger-Dienst habe von der Tötung von Polizisten gesprochen, über Mudschaheddin. Mit Mudschaheddin sind in der Regel Kämpfer islamistischer Gruppen gemeint.

Er sei neugierig geworden, sagte der Angeklagte. Er habe mit ihm auch über eine mögliche Tötung Stürzenbergers gesprochen. Er habe ihn gefragt, ob er eine Straftat begehen dürfe, auch wenn er einen Aufenthaltstitel habe. ,,Er hat mich bestätigt, dass ich das machen darf."

Zu der tödlichen Messerattacke am 31. Mai 2024 selbst äußerte sich der Afghane detailliert. Er beschrieb, wie er auf dem Marktplatz zunächst gezielt Stürzenberger angegriffen habe. Er habe mehrfach mit seinem Messer auf ihn eingestochen, sagte A. Danach habe er weitere BPE-Mitglieder verletzt - und den Polizisten Rouven Laur. ,,Ich habe den Polizisten gesehen. Ich war plötzlich hinter dem", sagte Sulaiman A. ,,Dann habe ich plötzlich gedacht: Heute muss jemand sterben. Dann habe ich zweimal gestochen." Danach sei er selbst zu Boden gegangen.

Während der Aussage zeigte sich der Angeklagte emotional. Er fing an, schwer zu atmen, senkte den Kopf und rieb sich die Stirn.

Das Verfahren läuft seit Mitte Februar. Aktuell sind noch 47 Verhandlungstage bis Ende Oktober terminiert. Zu der Befragung des Angeklagten kamen auch mehrere Nebenkläger, darunter die Mutter und eine Schwester von Rouven Laur sowie Stürzenberger.

Dem Angeklagten droht eine lebenslange Haftstrafe. Zudem könnte die besondere Schwere der Schuld festgestellt werden. Damit wäre eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren rechtlich zwar möglich, in der Praxis aber so gut wie ausgeschlossen. Auch eine anschließende Sicherungsverwahrung könnte angeordnet werden.

Im Gegensatz zur Haft verhängen Gerichte die Sicherungsverwahrung nicht als Strafe, sondern als präventive Maßnahme. Sie soll die Bevölkerung vor Tätern schützen, die auch nach Verbüßung der Haft als gefährlich gelten. (dpa)


Aus: "Gaza-Krieg als Radikalisierungsgrund genannt: Angeklagter gesteht brutalen Messerangriff von Mannheim" (24.03.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/gaza-krieg-als-radikalisierungsgrund-genannt-angeklagter-gesteht-brutalen-messerangriff-von-mannheim-13429558.html

QuoteFroschteich
25.03.25 17:19

Es ist schon eine seltsame Begründung für einen Mord. Man bleibt sprachlos zurück.


QuoteZehlendorfer
25.03.25 17:50

Hier öffnen sich Abgründe.


...

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Quote[...] Donald Trump verdankt seinen Wahlsieg offenbar auch dem starken Rückhalt bei konservativen und evangelikalen weißen Christen. Über moralische Fehltritte sehen viele hinweg – aus einem bestimmten Grund.

Christen - und vor allem weiße Christen - haben in den USA wesentlich zum Wahlsieg von Donald Trump beigetragen. Der Republikaner hat über die Jahre eine enge Bindung zu ihnen aufgebaut. Im Wahlkampf sprach er von "meinen wunderbaren Christen". Davon dürften konservative Christen in Trumps zweiter Amtszeit profitieren. Trump spricht ihre Sprache. Er will angeblich das "Glaubensbüro" im Weißen Haus wiedereröffnen.

Trump und die konservativen Christen haben im Laufe der Jahre zueinander gefunden. Bei Trumps erster Wahl 2016 war der zweimal geschiedene und dreimal verheiratete Medienstar, Immobilienmogul und frühere Spielcasinobesitzer nicht der große Wunschkandidat. Damals wurde ein Video bekannt, auf dem Trump prahlte, wenn man ein Star sei, könne man "alles" mit Frauen machen.

Doch weiße Evangelikale stimmten laut Pew Research Center zu 77 Prozent für Trump. Trump vermittelte das Image eines Siegers. Als bekannt wurde, Trump habe einer Porno-Schauspielerin 2016 Schweigegeld zahlen lassen, sagte sein Verbündeter, Baptistenprediger Franklin Graham, im Kabelsender MSNBC: "Wir sehen ihn nicht als den Pastor der Nation an."

Die evangelikale Welt, die sich seinerzeit Sorgen machte um Ronald Reagans Vergangenheit im sündhaften Hollywood, hat ihre Haltung zu moralischen Fragen geändert. In einer bemerkenswerten Umfrage des Public Religion Research Institute 2016 kurz vor Trumps Wahlsieg gegen Hillary Clinton erklärten 72 Prozent der weißen Evangelikalen, Politiker könnten sich im öffentlichen Leben ethisch verhalten trotz "einer unmoralischen Tat im Privatleben". Fünf Jahre zuvor hatten nur 30 Prozent so gedacht.

In einem Interview mit dem Religion News Service erklärte Trump, er sei als Kind in der Presbyterianischen Kirche konfirmiert worden, er sehe sich aber nun als "non-denominational Christian", also als konfessionsloser Christ. Diesen Weg zu einer ungebundenen Existenz sind viele Protestanten in den USA gegangen. In Gottesdiensten sieht man Trump selten. In seiner ersten Amtsperiode empfing er im Oval Office in Washington einen evangelikal geprägten Beratungsausschuss.

Mit "Make America Great Again" (Macht Amerika wieder groß) spricht Trump Menschen an, die sich nach vermeintlich wirtschaftlich rosigen Zeiten und einer Vergangenheit ohne Diskussionen über Gender und die Rechte von Trans-Menschen zurücksehnen. Trump nahm konservative Christen in Schutz, die Opfer der liberalen Elite seien. Und er hat das Oberste Gericht so besetzt, dass es 2022 das Verfassungsrecht auf Schwangerschaftsabbruch gekippt hat.

Als Trumps wichtigste Religions-Beraterin im Weißen Haus galt "Wohlstandpredigerin" Paula White. Man müsse positiv denken und Chancen ergreifen, verkündet sie in ihren Fernsehsendungen. White kommt aus dem Umfeld der New Apostolic Reformation (NAR) - eine der pfingstkirchlichen Theologie entstammenden Bewegung, die sich in den USA in den vergangenen Jahren stark verbreitet hat. Gläubige müssten Einfluss gewinnen auf Regierung und Gesellschaft. "Gott sei Dank für einen eindeutigen Sieg", verkündete auf der Plattform X der Präsident des Südlichen Baptistenverbandes, Clint Pressley. Die als evangelikal und konservativ eingestufte Southern Baptist Convention ist die größte protestantische Kirche der USA. Trump hat laut einer Nachwahlumfrage von Edison Research 82 Prozent der Stimmen der weißen evangelikalen Wähler sowie 63 Prozent der Protestanten und "anderer Christen" erhalten. 58 Prozent der Katholiken hätten Trump gewählt.

Manche konservative Christen sahen im Wahlkampf ein spirituelles Ringen gegen das Böse. Trump sei ein "nur einmal in 1.000 Jahren erscheinender Meteor", sagte Lance Wallnau, der sich als Prophet sieht in diesem Kampf. In seiner Siegesrede wiederholte Trump mit Blick auf die Attentatsversuche gegen ihn, viele Menschen hätten ihm gesagt, Gott habe ihn gerettet, um Amerika zu retten. Die Errettung und Trumps kämpferische Reaktion bestärkte offenbar gläubige Wähler.

In einem neuen Film "Trump 2024: The World after Trump" erläutert der texanische Baptistenpastor Robert Jeffress, was er an Trump schätze: Donald Trump selbst wäre der erste, der sagen würde, dass er nicht perfekt ist. Doch Gott habe Trump benutzt, um die USA zu biblischen Werten zurückzubringen.
Evangelikale sind kein Einheitsblock. Viele haben wie andere Amerikaner auch aus wirtschaftlichen Gründen gewählt. Manche Evangelikale machen sich Sorgen, dass "evangelikal" ein politisches Etikett geworden ist. Das evangelikale Magazin "Christianity Today" hat sich 2019 für Trumps Amtsenthebung ausgesprochen. Trump habe "zutiefst unmoralisch" gehandelt. Das sorgte für Aufsehen. Durchgesetzt hat sich diese Haltung nicht.



Aus: "Glaube und Politik: Wie evangelikale Christen Trump zum Sieg verhalfen"
Konrad Ege Korrespondent epd (13. November 2024)
Quelle: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/gesellschaft/glaube-und-politik-wie-evangelikale-christen-trump-zum-sieg-verhalfen


Link

Quote[...] Der Angeklagte zuckt kurz zusammen, als ihn der Vorsitzende Richter anspricht, um seine Personalien abzufragen. Er legt die rechte Hand auf die Brust und bestätigt mit leiser, nuscheliger Stimme seinen Namen und sein Alter: Issa al H., geboren 1998 in Syrien. Dabei blickt er kurz auf. Es ist einer der seltenen Momente an diesem ersten Prozesstag am Oberlandesgericht Düsseldorf, in denen die Öffentlichkeit das Gesicht des Angeklagten zu sehen bekommt.   

Die restliche Zeit, gut vier Stunden, wird al H. hinunterschauen. Mit seinem Kopf wird er fast die Tischplatte vor ihm berühren, so sehr wird er versuchen, sich zu verstecken, vor dem, was ab heute in Düsseldorf verhandelt wird. Und was er nur versteht, weil es ihm zwei Dolmetscher über Kopfhörer übersetzen.

Als der Vorsitzende Richter fragt, warum er so dasitze, sagt Issa al H.: "Ich bin halt schuldig. Ich fühle mich so." 

Dann verliest einer seiner Pflichtverteidiger sein Geständnis: Al H. habe "schwere Schuld" auf sich geladen. Er gesteht, Menschen verletzt und getötet zu haben. 

Warum er all das getan hat, dazu schweigt er. 

Im Gerichtssaal schüttelt eine Nebenklägerin ungläubig den Kopf. Sie und zwei weitere Überlebende sind gekommen, so erzählen es ihre Anwälte, um das Gesicht des Mannes zu sehen, der seine Opfer von hinten angriff. Wahllos und gezielt zugleich.

Innerhalb von einer einzigen Minute soll al H. am 23. August 2024 auf dem Festival der Vielfalt in Solingen zwei Männer und eine Frau getötet und zehn weitere Personen teilweise schwer verletzt haben. Die meisten der insgesamt zwölf Nebenkläger sind zum Auftakt nicht gekommen und werden nur für ihre Zeugenaussage zu späteren Verhandlungstagen vor Gericht erscheinen.

Al H. wird Mord und versuchter Mord aus niederen Beweggründen und Heimtücke sowie die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland vorgeworfen. Der 27-Jährige soll Anhänger des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) sein. Er soll in den Besuchern des Festes "Ungläubige" gesehen haben. Er soll an ihnen Vergeltung für Militärangriffe, insbesondere in Gaza, ausgeübt haben. Kurz nach der Tat reklamierte der IS den Anschlag für sich – das erste Mal, seit Anis A. im Dezember 2016 in eine Menschenmenge auf dem Berliner Breitscheidplatz fuhr. 

Auf Solingen folgte eine Reihe von Anschlägen, die von Menschen verübt wurden, die einst als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Im Dezember in Magdeburg, im Januar in Aschaffenburg, im Februar in München. 

"Es reicht", hatte der damalige Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) kurz nach der Tat des Geflüchteten al H. gesagt und konsequente Zurückweisungen an den deutschen Grenzen gefordert. Seit Merz Bundeskanzler ist, tun Beamte der Bundespolizei genau das. Noch diese Woche will sein Innenminister Alexander Dobrindt einen Gesetzentwurf vorlegen, der unter anderem den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre aussetzt. Mit Solingen begannen die Forderungen nach einem Kurswechsel, einer neuen Härte, in der deutschen Migrationspolitik.   

22 Tage soll in Düsseldorf verhandelt werden. Zentral bleibt: die Frage nach dem Warum. War al H. bereits Sympathisant des IS, als er im Dezember 2022 nach Deutschland kam? Oder radikalisierte er sich erst in Deutschland?

Aber an diesem ersten Prozesstag gibt es dazu wenig Erkenntnisse.

Al H. habe Unschuldige angegriffen, keine Ungläubigen. So verliest es sein Verteidiger. 

Al H. habe sich schon ab 2019 mit dem IS beschäftigt, im Internet nach Kampfliedern und Informationen gesucht. Das habe die Auswertung eines seiner Handys ergeben. Im August 2024 soll al H. dann über einen Messengerdienst Kontakt zu IS-Anhängern aufgenommen haben. Sie hätten ihm Unterstützung zugesagt und mitgeteilt, dass sie die Tat für ihre Propagandazwecke nutzen würden. So sagt es der Generalbundesanwalt. 

Daraufhin soll al H. laut Anklage in einem Video dem IS die Treue geschworen und auch seine Tat angekündigt haben. Die entsprechende Aufnahme wurde am Nachmittag im Gerichtssaal auf zwei großen Leinwänden gezeigt. Zu sehen ist ein junger Mann, der bis auf die Augen vermummt ist und ein Messer mit langer Klinge hält. Er schließt mit den Worten: "Ich werde euch, so Gott will, zerstückeln. Ich werde euch zerschneiden."   

In einem zweiten Video, das im Gerichtssaal abgespielt wird, ist die sprechende Person nicht vermummt, man erkennt ihn eindeutig: Issa al H.  An seine Eltern gerichtet sagt er mit sanfter Stimme: "Verzeiht mir im Namen Gottes." Er begehe die Tat, um Gott zu gefallen und um Rache für "unsere Familien" in Palästina, Irak, Bosnien und Afghanistan zu nehmen.   

Im Gerichtssaal schaut al H. selbst dann zu Boden, als seine Stimme im Video zu hören ist.

Nachdem die Anklage verlesen wurde, spricht ein psychiatrischer Gutachter: Der Krieg in Gaza habe den Angeklagten beeinflusst. Zweimal habe er mit al H. im November und Dezember gesprochen. Der Angeklagte habe ihm von Bildern "zerstückelter Kinder" in Gaza erzählt, die er gesehen habe und die ihn bis in seine Träume verfolgt hätten.   

Und dann widerspricht sich das Bild des Gutachters mit jenem, das al H. selbst von sich zu zeichnen versuchte: Im Gespräch mit ihm habe al H. die Tat von Solingen als "Dummheit" bezeichnet. Er erinnere sich nur an den Angriff auf die erste Person. Dass es die übrigen Opfer gibt, habe er sogar geleugnet. Dem Psychiater gegenüber habe al H. erzählt, ein ihm unbekannter Mann habe über das Internet Kontakt mit ihm aufgenommen. Dieser soll ihm "das Gehirn gewaschen" und zu der Tat angestachelt haben, unter anderem mit Verweis auf die leidenden Kinder in Gaza, die auch Deutschland ignoriere.   

Er, al H., sei "reingelegt" worden. al H. sehe sich selbst als Opfer. 

Die Beweise zeichnen ein anderes Bild.   

Die Nebenklageanwälte fordern für Issa al H. die Höchststrafe: lebenslange Haftstrafe mit anschließender Sicherheitsverwahrung.

Noch bevor aber Ende September ein Urteil fällt, werden die Menschen in Solingen ein Zeichen setzen, sagte Philipp Müller, der das Festival der Vielfalt hauptverantwortlich organisiert hatte und zum ersten Prozesstag gekommen ist. Anfang August wird das Fest wieder stattfinden. "Das ist unser Signal: Wir in Solingen feiern weiter", sagte Müller bereits am Morgen vor Prozessbeginn. "Dieser Attentäter hat nicht gewonnen."   


Aus: "Messerangriff von Solingen: "Ich bin halt schuldig. Ich fühle mich so"" Nina Monecke, Düsseldorf (27. Mai 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2025-05/messerangriff-solingen-anschlag-prozess-duesseldorf-attentaeter/komplettansicht

QuoteTordenskjold

Weinerliche Täter, die sich vor Gericht selbst als Opfer bezeichnen, müssen für die Angehörigen der tatsächlichen Opfer unerträglich sein.

Nichtsdestotrotz muss man sich das Ganze Bild antun, wenn man so eine Tat irgendwie verstehen will. Der Angeklagte hat das Recht sich zu verteidigen und wenn (von den Verteidigern vorformulierte?) Reuebekundungen und die Opferrolle zu seinen Ausführungen gehören, dann ist das so und dann werden die Richter das schon einordnen können. In einer funktionierenden Zivilgeselschaft mit einem funktionierendem Rechtssystem müssen wir solche Angeklagten aushalten. Und es ist riuchtig, dass die Medien auch diesen Teil des Verfahrens nicht aussparen.


QuoteRedBird

Ich frage mich immer, was für einem Gott das gefallen soll.


QuoteUnterlinner

Vielleicht sehen auch andere, wie widerlich es ist, wenn man sich nur als Opfer sieht, statt selbst die Verantwortung für sein Tun zu übernehmen.

Ich kann diesen Opferkult, egal ob von Rechts, Links, Religiös oder libertär einfach nicht mehr ertragen.


QuoteMichaGr

... Mit irgendetwas muss man ja den eigenen Narzissmus und die Ausübung von Gewalt begründen.


QuoteLaaangweiler
Antwort auf @Unflat

["Allah im Islam ist nicht das gleiche wie der christliche Gott. Das Gottesbild ist ein anderes.

Allah liebt die Gottesfürchtigen, die für ihn Dinge tun und sich ihm beweisen und für die Gemeinschaft der Muslime kämpfen. Der christliche Gott liebt alle Menschen bedingungslos, denn sie sind seine Schöpfung, und ja, sie sollen auch dies und das tun, aber auch die Sünder werden geliebt. Zumindest nach westlicher Exegese. So kennen wir das.

Eine völlig verrückte Lesart aus nicht-westlicher Sicht. Für einen Muslim macht sowas überhaupt keinen Sinn.

Es gibt halt schon noch ein paar Dinge, dir diametral unterschiedlich sind. Auch wenn Atheisten sich darin gefallen, alle Glaubensrichtungen pauschal zu verurteilen, Religion ist nicht gleich Religion, sie ist je nach Art und Kultur sehr unterschiedlich in ihrer Rolle.

Und die Aufklärung ist nicht umsonst aus der westlich-christlichen Tradition entstanden, genau wie die Menschenrechte, die aus der gutem Grund keine muslimische, atheistische oder meinetwegen buddhistische Erfindung sind. Man vergisst das gern, heutzutage, wie christlich geprägt wir eigentlich noch sind, auch wenn wir das nicht mehr wahrnehmen können, weil wir mit dem Christentum nicht mehr viel zu tun haben.
"]

Ich bin kein Religionsexperte, aber nach meinem dafürhalten ist die Aufklärung kaum wegen des christlichen Menschenbildes entstanden.

Eine Folge des Erdbebens von 1755 in Lissabon, die als besonders gottesfürchtige Stadt galt, war die Frage, wie ein Gott es zulassen kann, dass so viele Gläubige sterben, Kirchen zerstört werden und ausgerechnet das Rotlichtviertel verschont bleibt. Das waren dann Fragen, die die Aufklärung vorangetrieben haben.

Ansonsten haben wir im Christentum Sklaverei, Hexenverbrennung, Religionskriege und auch sonst alles mögliche schlechte erlebt.


QuoteBölles
Antwort auf @Unflat

,,Auch wenn Atheisten sich darin gefallen, alle Glaubensrichtungen pauschal zu verurteilen, Religion ist nicht gleich Religion, sie ist je nach Art und Kultur sehr unterschiedlich in ihrer Rolle."

Also bei Religionen soll man nicht pauschalisieren, bei Atheisten ist das aber schon okay?


Quotelast-unicorn
Antwort auf @Unflat

Allerdings glauben Juden, Christen und Muslime an den selben Gott. Irgendwann müsste auch den Gläubigen auffallen das der nicht so dämlich,leichtgläubig oder rachsüchtig sein kann wie sie ihn darstellen.



QuoteAufsichtsbehörde

    "Verzeiht mir im Namen Gottes." Er begehe die Tat, um Gott zu gefallen und um Rache für "unsere Familien" in Palästina, Irak, Bosnien und Afghanistan zu nehmen.  

Seit der Aufklärung bemühen sich Generationen über Jahrhunderte um Rationalität, und dann werden auf einem Festival der Vielfalt mit solchen "Argumenten" Menschen ermordet. ...


QuoteFoxyK

Bitte nicht alle Religionen in einen Topf werfen, ja?


QuoteSchatten_Nike

Wie wäre es mit einem Stopp der autoritären Religion, die Unterordnung/ Unterwerfung verlangt und verlangt , dass Gläubige blind egal was glauben und vertreten müssen?

Religion bzw Spiritualität kann den Menschen ein großer Halt sein in der Not und im Unglück, verschiedene Gesellschaftsschichten und auch Kulturen zusammen bringen.

Da sollte man schon ein wenig differenzieren finde ich.


QuoteSepp1848

Das hat nichts mit Religion zu tun, ich nehme als Christ ja auch kein Breitschwert in die Hand, rufe Deus lo vult und erschlage Mitmenschen, die mit meiner Religion oder Lebenseinstellung nichts anfangen können.


QuoteAufsichtsbehörde
Antwort auf @Sepp1848

Meinen Sie das ernst, mit "hat nichts mit Religion zu tun"? Ehrlich? Mit dem Argument weil Sie, persönlich, ja auch keine Menschen erschlagen? OK.


Quoteygritte

Ich bin nicht religiös, aber im Namen von Religion wird auch Barmherzigkeit, Vergebung und Nächstenliebe gefordert. Wie bei allem im Leben kommt es offenbar auch bei Religion darauf an, was man daraus macht.


QuoteIch sach mal so ...
Antwort auf @Sepp1848

Allzulange ist es nicht her mit der Missionierung, den Kreuzzügen, der Inquisition, dem Antijudaismus, dem unaussprechliche Umgang mit Frauen, Juden, Homosexuellen, ... ... ... ...


Quotetalktome
Antwort auf @Mahlerquinten

Jemals von der historisch-kritischen Methode gehört? Die auch in den kath. Gemeinden gelehrt wird?


QuoteAlles nicht so einfach wie manche denken
Antwort auf @Sepp1848

Dafür sorgen Christen in Uganda, das Homosexuellen dort die Todesstrafe droht.


QuoteKleinunternehmer

Nicht Religion an sich ist das Problem, sondern der Missbrauch der Religion.


QuoteKlara Denken
Antwort auf @FoxyK

Doch! 400 Jahre hat es gebraucht, um die katholische Kirche zu zivilisieren und ihr klarzumachen, daß Inquisition, Folterung, Anstachelung zur Hexenverfolgung, Missbrauch und ähnliche Dinge nicht OK sind. Jetzt kann man diesen ganzen Scheiss mit dem Islam wiederholen. Wundert es Sie, daß die nicht-religiöse Community da etwas unwillig wird?


QuoteSepp1848

Antwort auf @Das wird gut
800 Jahre. Ja, aber wir haben uns in Europa von der Religion emanzipiert und pervertieren die christliche Religion nicht mehr. Nirgends steht im zweiten Testament, dass ich als Christ irgendwelche Andersgläubige, Minderheiten, Andersdenkende, Behinderte, Kranke oder wen auch immer erschlagen soll.

Antwort auf @Aufsichtsbehörde
Da haben Sie vollkommen recht. Am Beispiel der USA sieht man ja, wie die christliche pervertiert wird. Die machen daraus einfach ein goldenes Kalb. Ironischerweise halten sich dann dort größten Lautsprecher nicht mal daran und verlangen dies aber immer von ihren ,,Mitläufern".

Antwort auf @Ich sach mal so ...
Ich weiß, auch wir Christen haben im Namen Gottes unsere Religion so zurechtgebogen, um es als Machtinstrument missbrauchen zu können. Damals schien das eine Art Win-Win-Situation gewesen zu sein, so nach dem Motto: wir halten die Massen dumm und arm, damit sie besser buckeln.


QuoteWolke8
Antwort auf @Klara Denken

So ein Quatsch. Der Mensch lebt in seiner Zeit, mit oder ohne Religion.

Jemand aus dem 12 Jahrhundert denkt halt wie man im 12 Jahrhundert gedacht hat, jemand aus dem 21. Jahrhundert denkt wie jemand aus dem 21. Jahrhundert und jemand aus dem 25. Jahrhundert wird denken wie jemand aus dem 25. Jahrhundert.

Die Gesellschaft ändert sich, die Wissenschaft bringt neue Erkenntnisse, die Schule wird erfunden, man erkennt dass der vermeintlich "böse Blick" ein Herzinfarkt war, Sklaverei wird abgeschafft, die Demokratie "erfunden" uvm.

Das kann man auch heute noch gut erkennen, in Gegenden in denen es kaum Schulbildung gibt, gibt es immer noch den Glauben an "den bösen Blick". Ganz einfach weil man sich viele Dinge nicht anders erklären kann.


QuoteSepp1848
Antwort auf @Klara Denken

Die meisten Hexen wurden in protestantischen Gebieten verbrannt. Aber meist hat man doch damals die nächste Dorfdrirne als Hexe denunziert, nachdem man sie vergewaltigt und geschwängert hat...


QuoteAufsichtsbehörde
Antwort auf @Kleinunternehmer

Wohl wahr. Und das, was missbraucht werden kann, sollte eingedämmt werden. Erinnert mich ein bisschen an das Argument der Waffenlobby in den USA: "Guns don't kill people, people do." - wenn Guns allerdings frei verfügbar sind, werden sie auch missbraucht. Ein scheinbar (zu) krasser Vergleich vielleicht, aber Religion wird ganz sicher auch für Mord und Totschlag missbraucht - bietet sich halt auch an, weil Menschen argumentfrei mit fertigen Meinungen ("Glauben") versorgt werden können.


QuoteAufsichtsbehörde
Antwort auf @Wolke8

    So ein Quatsch. Der Mensch lebt in seiner Zeit, mit oder ohne Religion. Jemand aus dem 12 Jahrhundert denkt halt wie man im 12 Jahrhundert gedacht hat, jemand aus dem 21. Jahrhundert denkt wie jemand aus dem 21. Jahrhundert ...

Wirklich? Sehen Sie sich auf dem Planeten um. Meinen Sie wirklich die meisten Gesellschaften denken "wie im 21. Jhd.", oder doch deutlicher überlagert von Religion?

In welchen Gegenden der Welt und mit welchen Religionen haben Sie eher das Gefühl, dass das Denken eher geprägt ist vom aktuellen Jahrhundert, und wo eher von Religion?


QuoteGarfield & Garfunkel

Alle Gottesvorstellungen sind der menschlichen Fantasie entsprungen, deswegen braucht sich keiner zu wundern, dass sie (i) von Mensch zu Mensch variieren und (ii) selber natürlich nicht zur Rechenschaft gezogen werden können.

Wir sind allein auf der Welt mit unseren moralischen Theoriegebilden und wir sind selbst verantwortlich für unsere Taten.

Die Frage "Was ist das für ein Gott, der ...?" führt zu rein gar nichts.


Quoteel_zorro

Genauso krank wie die Amokläuferin von Hamburg.

Gemessen an der Qualität der aus der einen Tat folgenden Asyldebatte müsste man jetzt aufgrund der Hamburger Tat was diskusstieren? Mehr Kontrolle von Frauen im öffentlichen Raum? ...


QuoteSowasundauch

Die Frau in Hamburg ist psychisch krank, der Mann hier nicht. Unterschied hier nochmal für alle.


QuoteFoxyK

Hamburg und diese Tat hier haben eine unterschiedliche Qualität. Und ich würde die Diskussionen hier jetzt nicht vermischen.


QuoteOskarrrrr
Antwort auf @FoxyK

Und worin sehen Sie diesen Unterschied? Dass in diesem Fall eine wahnhafte Rechtfertigung in Form von religiösem Fanatismus vorliegt, ändert nichts an dem Fakt, dass das wilde Einstechen auf umstehende Menschen keine berechnende Tat eines schlechten Menschen, sondern eine Verzweiflungstat eines psychisch Kranken darstellt.


QuoteFoxyK
Antwort auf @Oskarrrrr

Und Sie kennen sich bei sowas aus?


QuoteGive Peace Every Chance
Antwort auf @Oskarrrrr

Der Unterschied liegt in der Tatsache, dass der eine genau wusste, was er tat und die andere in einer akuten Psychose gehandelt hat.


QuoteProkrastineur

    Er begehe die Tat, um Gott zu gefallen und um Rache für "unsere Familien" in Palästina, Irak, Bosnien und Afghanistan zu nehmen.

Er kommt her um Rache an denen zu nehmen, bei denen er selbst Asyl sucht und Schutz vor Verfolgung, oder war der Vorsatz zur Tat schon vorher da?


QuoteFreierWille4.0

Ich denke, dass wir uns mal intensiver vor Augen führen müssten, was hinter diesem islamistischen Weltbild steckt. Hierzu gibt es erschreckende Videos auf YouTube, in denen bereits Kinder in Kindersendungen von sich geben, dass es toll ist, den Märtyrertod für Allah zu sterben und es Ihm gefällt, wenn sie die Ungläubigen (also alle, die nicht an Ihn glauben) töten. Gruselig.

Wie stoppt man eine solche Ideologie, wenn sie schon in Kinderhirne eingesetzt wird? Die ,,Säuberungen" von Christen und Juden, in vielen arabischen Ländern über die Jahre, sind uns m.E. zu wenig bewusst. Bei diesen Extremisten gibt es für uns Ungläubige nur zwei Möglichkeiten: ein Konvertieren zum Islam oder den Tod.

Sie sagen es offen auf YouTube. Wir sollten ihnen zuhören und glauben, dass sie das umsetzen, was sie sagen und entsprechend handeln: Mannheim, Solingen, München, Duisburg, Ansbach, etc. Washington, 7. Oktober, Southport, Bataclan, etc.


QuoteGeorg Bratz

Bitte keinen Generalverdacht gegen alle Religionen, das hieße auch Verdacht gegen die allermeisten Menschen auf der Welt. Die Religionslosigkeit, der Atheismus, hat Abermillionen Menschen grausam das Leben gekostet ...


QuoteMichaGr

"Die Religionslosigkeit, der Atheismus, hat Abermillionen Menschen grausam das Leben gekostet."

Ein argumentativer Strohhalm um Verbrechen im Namen der Religion zu relativieren. Nein, die Angewohnheit, nicht an einen Gott zu glauben ist keine Ideologie, und hat auch keinen Abermillionen Menschen das Leben gekostet.


...

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Quote[...] Die Generalstaatsanwaltschaft von Istanbul hat vier Verantwortliche eines der führenden Satiremagazine der Türkei festgenommen. Grund sei die Veröffentlichung einer vermeintlichen Karikatur des Propheten Mohammed, berichteten türkische Medien. In Istanbul kam es daraufhin zu Zusammenstößen.

Innenminister Ali Yerlikaya schrieb auf X, die Polizei habe den Zeichner der Karikatur, den Chefredakteur und den Grafiker des Magazins Leman festgenommen. Die Polizei habe zudem die Büroräume des Magazins in der zentralen Fußgängerzone Istiklal übernommen, teilte Fahrettin Altin, der Presseberater des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, bei X mit. Es seien Haftbefehle gegen mehrere weitere Führungskräfte des Magazins ausgestellt worden.

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor mitgeteilt, sie habe eine Untersuchung hinsichtlich der Veröffentlichung einer Zeichnung "in der Ausgabe vom 26. Juni 2025 des Magazins 'Leman' eingeleitet, die offen religiöse Werte verunglimpft".

Eine Kopie des Schwarz-Weiß-Bildes, das in Onlinediensten kursiert, zeigt den Propheten Mohammed und den sowohl im Islam als auch im Judentum als Propheten verehrten Moses. Sie stellen sich einander vor und geben sich im Himmel über einer von Bombenangriffen erschütterten Stadt die Hand. "Salam aleikum, ich bin Mohammed", sagt der eine und schüttelt die Hand des anderen, der seinerseits antwortet: "Aleikum salam, ich bin Musa."

Das Magazin Leman verteidigte das Bild später in mehreren X-Beiträgen mit den Worten, es sei absichtlich falsch interpretiert worden, um eine Provokation herbeizuführen. Ähnlich äußerte sich der Chefredakteur des Magazins, Tuncay Akgün. Das Bild sei falsch interpretiert worden und stelle "keine Karikatur des Propheten Mohammed" dar, sagte er der Nachrichtenagentur AFP telefonisch aus Paris. Das Vorgehen der Justiz gegen das Magazin bezeichnete er als "unglaublich schockierend, aber nicht sehr überraschend", hieß es. 

Mehrere Demonstranten haben nach Bekanntwerden der Vorwürfe am Montagabend eine Bar im Zentrum Istanbuls angegriffen, die oft von Mitarbeitern des Magazins besucht wird, wie die AFP berichtet. Dabei kam es zu Handgemengen mit der Polizei. Die Handgreiflichkeiten arteten nach AFP-Angaben rasch in Zusammenstöße mit 250 bis 300 Beteiligten aus.


Aus: "Zusammenstöße in Istanbul wegen vermeintlicher Mohammed-Karikatur" (1. Juli 2025)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/zeitgeschehen/2025-07/tuerkei-mohammed-karikatur-magazin-leman-erdogan

QuoteIsansan
vor 23 Stunden

Guter Artikel, aber leider mit Lücken: In der Karikatur sagt Mohammet auf arabisch: "Selamin Aleyküm, ich bin Mohammed". Moses hingegen Antwortet auf hebräisch: "Aleyhem Schalom, Ich bin Moses"

Es ging bei der Karikatur darum, dass beide eigentlich im Grunde genommen der selben Religion angehöre, aber dennoch sich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Die Kritik galt den Moslems und den Juden zugleich.

Eigentlich eine sehr leichte Kritik ohne irgend eine Verunglimpfung eines der Propheten. Im Islam darf man halt weder Gott noch Mohammed bebildern. Überhaupt darf man auch Jesus und Moses nicht bebildern.

... die momentane Regierung macht einen auf "Religiös", weil so viele, so wie ich auch, vom Islam abgerückt sind. Je länger die AKP an der Macht ist, um so mehr Atheisten entstehen in der Türkei, weil die Menschen sehen, dass die im Namen der Religion ziemlich viel Unsinn betreiben.

Die, die sich so aufregen, haben ziemlich viel Dreck am Stecken. So können sie ihren Freunden zeigen, was für tolle Moslems sie doch sind. Dabei sind es die, die ohne mit der Wimper zu zucken die schlimmsten Sünden begehen würden. Der Bodensatz der türkischen Gesellschaft.

Im Wahren sind es aber schreckliche Menschen. Gott sei Dank ist das aber eine kleine, radikale Gruppe die mit der Zeit immer weniger werden. Je kleiner sie werden, desto mehr drehen sie durch. Den Rest der Bevölkerung juckt diese harmlose "Kinderzeichnung" nicht.


QuoteR.Levi

Ja wo ist denn bitte das Bild oder die Karikatur ? Ich würde mir gern selber ein Bild davon machen...
Angst davor, daß die Redaktion von ein paar sehr erzürnten bärtigen Typen in Jogginghosen gestürmt wird ?


QuoteHarmlos01

Eine Karikatur...

Humor ist ein fälschungssicherer Beweis für Intelligenz.
Und wer nicht über sich selber lachen kann, ist ein armer Tropf


QuoteDarwin ist gegen impfen

Immer wieder erstaunlich, dass so etwas in anderen Religionen kein Problem mehr darstellt. Ich kann mich nicht erinnern, solche Szenen nach Karikaturen des christlichen, jüdischen, buddhistischen Gottes/Götter/Gottheit etc gesehen zu haben.


QuoteErnst Acht

Es gibt durchaus auch von christlicher oder jüdischer Seite Kritik wenn Kernbereiche ihrer Religion diffamiert werden. Das liegt in der Natur der Sache. Was auch üblich ist, dass sich die Art der Kritik entlang der Sozialen Verhältnisse formiert. In den meisten Ländern findet die Kritik verbal oder schriftlich statt, doch gib es immer auch ausnahmen. Die amerikanischen evangelikalen und Teile der orthodoxen Juden in Israel sein hier einmal genannt.

Es stellt also auch in anderen Religionen ein Problem da nur nicht in gleicher Ausprägung.


QuoteGrinder

Man geht davon aus dass Religion in der Geschichte der Menschheit eine wichtige Rolle als sinn-, autoritäts- und staatsstiftende Instanz gespielt hat. Aber das hier? Wir haben mittlerweile besseres, das Mittelater ist vorbei.

Das Sahnehäubchen der Durchgeknalltheit ist der Angriff auf die Bar. Was sollte das?


QuoteYaka

Warum wird das entsprechende Bild, welches ja im Internet existiert, eigentlich hier nicht gezeigt, damit man sieht worum es geht?

Aber nein, bestimmt nur eine Frage von Copy-Right, oder?


Quote'Es ist nicht mehr witzig' sagt der Klaun

Jeder weiß warum. Am Gebäude der Zeit in Berlin ist auch ein kleines Café und da möchte man sicher auch in Zukunft in Ruhe sitzen können.


QuoteCon Alma

Wer sich über Glaubensfragen lustig macht, muss mit Konsequenzen rechnen. Das ist bei uns nicht anders.


QuoteW.Sherman

Was für ein Blödsinn. Warum sollte irgendwas heilig sein und über aller Kritik stehen, nur weil es geglaubt wird. Das ist völlig hirnrissig.

Davon abgesehen: die Zeitschrift Titanic wurde wegen antikatholisher Karikaturen andauernd angezeigt. Jedes mal ohne Erfolg.


QuoteSpritze

Äh doch!

Sie können bei uns Karikaturen veröffentlichen wie sie wollen. Natürlich kann dies zu einer Klage führen, aber ihr Redaktionsbüro wird eher nicht verwüstet und sie bedroht bzw gleich umgebracht. Das ist schon ein gewisser Unterschied.


...

Link

Quote[...] Der Prozess, der am 10. Juli 1925 begonnen hatte, fand weltweit Beachtung und gilt heute als eines der wichtigsten Gerichtsverfahren im 20. Jahrhundert. Das liegt nicht nur daran, dass es die erste Verhandlung gewesen ist, die live im Radio übertragen worden ist. Der sogenannte Affenprozess oder Scopes Monkey Trial ist auch ein wichtiger Vorläufer der heute wieder voll ausgebrochenen Kulturkämpfe rund um die Wissenschaft, auch wenn damals die Frontlinien noch eindeutiger waren, als sie es heute sind.

Was sich vor 100 Jahren im kleinen Ort Dayton im US-Bundesstaat Tennessee abspielte, war der klassische Kampf der Wissenschaft gegen die Religion und der Evolutionstheorie gegen die christliche Schöpfungslehre. Das Verfahren wurde nicht nur zum Gegenstand zahlreicher Bücher; es wurde 1955 in der McCarthy-Ära auch Gegenstand eines Theaterstücks, woraus wieder der bekannte und erfolgreiche Film Inherit the Wind entstand. Mehrere Remakes folgten, und auch eine Folge der Simpsons ("Gott gegen Lisa", 17. Staffel) griff den Scopes-Prozess auf [https://youtu.be/EMRNJXCTSXU].

All das bescherte dem kleinen Ort Dayton nicht nur einige Tage im Juli 1925, sondern im Grunde bis heute Bekanntheit. Was im Übrigen auch der triviale und wenig kulturkämpferische Hintergrund des Verfahrens war: Ein findiger Geschäftsmann wollte das verschlafene Kaff in die Schlagzeilen bringen, um damit die Umsätze anzukurbeln. Dazu heckte er eine folgenreiche List aus, deren Aufhänger ein gerade beschlossenes Gesetz namens Butler Act war. Damit wurde es ab 21. März 1925 in Tennessee, einem der bibeltreuen Südstaaten, allen Lehrkräften an öffentlich (mit)finanzierten Bildungseinrichtungen verboten, Theorien zu unterrichten, nach denen der Mensch nicht von Gott geschaffen worden sei.

Dieses Gesetz hatte eine Vorgeschichte, die ebenfalls von Dayton ausging. Ein Prediger der lokalen Baptistenkirche beklagte an einem Sonntag des Jahres 1921, dass eine Frau ihren Glauben verloren habe, nachdem sie einen College-Kurs über Evolution besucht hatte. Der Bauer John Washington Butler hörte die Predigt, kandidierte 1922 für das Repräsentantenhaus von Tennessee und machte es zu seinem Wahlversprechen, dass in keiner öffentlichen Schule Darwins Theorie unterrichtet werden dürfe.

Der Gesetzesentwurf wurde angenommen: Wer also lehrte, dass der Mensch von einem niedrigeren Tier abstammte, musste mit einer Strafe von 100 bis 500 Dollar (heute umgerechnet 1600 bis 8000 Euro) rechnen. Prompt formierte sich Widerstand. Die American Civil Liberties Union (ACLU) bot an, alle wegen des Butler Act angeklagten Lehrkräfte zu verteidigen, um die Verfassungswidrigkeit des Gesetzes vor Gericht zu beweisen.

George Rappleyea, ein wenig gläubiger Ingenieur aus Dayton, sah das Gesetz und den Widerstand dagegen als einmalige Chance. Da noch niemand gegen den Butler Act verstoßen hatte, überredete er den 24-jährigen Football-Coach und Aushilfslehrer John Thomas Scopes zu einem Geständnis, einen illegalen Kurs zur Evolutionslehre abgehalten zu haben. Wie von Rappleyea geplant, kam es zu einer Anklage. Und vor allem verwandelte sich Dayton im Juli 1925 in einen riesigen Jahrmarkt, auf dem es auch an echten Zirkusaffen nicht mangelte.

Tausende Menschen – Prozesstouristen, Aktivistinnen von beiden verfeindeten Lagern und hunderte Reporter – strömten in das damalige 1800-Einwohner-Städtchen. Der Prozess musste wegen des gewaltigen Publikumsinteresses nach einigen Tagen sogar ins Freie verlegt werden. Und er hielt, was er versprochen hatte. Das lag auch an den beiden Protagonisten.

Chefanwalt der Verteidigung war der brillante Anwalt und das ACLU-Mitglied Clarence Darrow aus Chicago, ein offensiver Atheist. Die Gegenseite wurde vom früheren demokratischen Präsidentschaftskandidaten und ehemaligen Außenminister William Jennings Bryan angeführt, einem Konservativen, der bereits mehrfach gegen Darwin in Schulen mobil gemacht hatte.

Darrow bot etliche prominente Zeugen aus der Wissenschaft als Verteidiger der Evolutionstheorie auf. Dazu gehörte der Paläontologe Henry Fairfield Osborn, der Direktor des American Museum of Natural History in New York City oder der Zoologe Maynard Metcalf, die von Bryan prompt in die Mangel genommen wurden. Am siebenten Tag kam es dann aber zum überraschenden Showdown mit umgekehrten Vorzeichen.

Darrow berief nämlich den Ankläger Bryan in den Zeugenstand. Der tappte in die Falle, stimmte zu und wurde zu einigen Behauptungen aus dem Alten Testament ins erbarmungslose Kreuzverhör genommen. Ist Jona wirklich von einem Wal verschlungen worden und lebte wirklich in dessen Bauch? Gehen die verschiedenen Sprachen wirklich auf Babel zurück? Ist die Geschichte von Adam und Eva und der Schlange wahr?

Bryan geriet ob solcher Fragen immer mehr in Bedrängnis, sehr zum Wohlgefallen der Mehrheit der angereisten Reporter. Denn die hielten es eher mit der Evolutionstheorie und kürten Darrow zum eindeutigen Sieger des Duells.

Kurzerhand ließ der erzkonservative Richter John Raulston, der jeden Prozesstag mit einem Gebet begonnen hatte, die Antworten Bryans aus dem Protokoll streichen. Die einzig relevante Frage sei, ob Scopes gegen das Gesetz verstoßen hatte. Die Geschworenen – allesamt gottesfürchtige Bauern aus Tennessee – hatten sich längst ihr Urteil gebildet. Am 21. Juli erklärten sie Scopes nach neunminütiger Beratung für schuldig. Das Bußgeld von 100 Dollar wurde wegen eines Formfehlers wenig später erlassen.

Das Urteil erwies sich für die Gegner der Evolutionstheorie aber auf allen Linien als Pyrrhussieg: Chefankläger Bryan starb fünf Tage nach Urteilsverkündung im Mittagsschlaf. Die nationale und internationale Berichterstattung war mehrheitlich auf der Seite von Scopes, der einige Stipendien erhielt. Und nach ihm wurde nie wieder jemand wegen eines Verstoßes gegen den Butler Act strafrechtlich verfolgt. 1967 wurde das Gesetz ganz gestrichen.

Ein Jahr später erklärte der Oberste Gerichtshof der USA ein ähnliches Gesetz in Arkansas für verfassungswidrig. Die Kreationisten änderten danach ihre Strategien: An die Stelle simpler Bibelauslegung trat die komplexere Theorie des Intelligenten Design, das einen göttlichen Schöpfer benötigt. Auch Christoph Schönborn, bis vor kurzem Erzbischof von Wien, schien 2005 in einem Kommentar für die New York Times Sympathien dafür zu hegen – in gewissem Widerspruch zu Papst Johannes Paul II., für den "Evolution nicht länger eine bloße Hypothese" war.

In den USA erlauben es die Gesetze zur akademischen Freiheit den Lehrenden nach wie vor, ohne Einschränkungen zu lehren, was sie wollen. Laut einer der jüngsten Umfrage unter den Highschool-Biologielehrenden ist der Anteil jener, die es eher mit Darwins Lehren halten, auf immer noch bescheidene 67 Prozent angewachsen. Von den übrigen bieten 18 Prozent immer noch den Kreationismus als Alternative an. Die Evolution schreitet in den USA nur langsam voran – und scheint auch zu Rückschritten fähig.


Aus: "Gott oder Gorilla? Darwins Evolutionstheorie vor Gericht" Klaus Taschwer (9.7.2025)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/3000000278599/gott-oder-gorilla-darwins-evolutionstheorie-vor-gericht

QuoteMr. You Dont Say

Danke für den Artikel - hat mich neugierig gemacht.

Es gibt zwar keine originalen Aufzeichnungen von der Live Radioübertragung.

Aber das komplette Transkript:

https://profjoecain.net/scopes-monkey-trial-1925-complete-trial-transcripts/

und insbesondere vom Kreuzverhör auch Videos bei denen das original Transkript nachgesprochen wird.

Eine der besten ist die Produktion des L.A. Theatre Works.
Diese Organisation ist bekannt für ihre reinen Audio-Inszenierungen von Theaterstücken und historischen Ereignissen, bei denen der Fokus vollständig auf dem originalen Text liegt. Ihre Aufnahme des Stücks "The Great Tennessee Monkey Trial" verwendet große Teile der originalen Mitschriften.


https://youtu.be/6Ob0V1jzwWY?si=j516j5VLYYDtjzzS



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