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[Rudolf Steiner / Anthroposophie / Waldorfschulen (Notizen) ... ]

Started by Link, November 15, 2021, 02:44:42 PM

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Quote[...] ... Die multi- faktorielle, interdisziplinäre Zusammenarbeit z.B. von Archäologen mit Paläontologen, Sprachwissenschaftlern, DNA- Analytikern, 3D- Visualisten, Geologen, Fachleuten für das Lesen von Eiskernen, Vulkanologen, Physikern usw hat die zweidimensionalen Bezüge durch Netzwerke ersetzt. Das gilt für die meisten wissenschaftlichen Disziplinen, die dadurch seit einigen Jahren gegenseitige Erkenntnisgewinne produzieren, die durch das exponentielle Wachstum kaum noch in Büchern erfasst werden können, da diese zum Erscheinungsdatum bereits veraltet sind. ... Mit dazu bei tragen natürlich die technologischen Fortschritte, aber auch die offenen Systeme, die auf wissenschaftlicher Ebene eine globale Kooperation - nicht selten zeitgleich - ermöglichen. ... Diesen Durchbrüchen einer globalen Vernetzung und Vertiefung der Wissenschaft stehen politisch, gesellschaftlich und ideologisch die denkbar größten Anachronismen entgegen, bis hin zu ,,alternativen Fakten" und Welterklärungs- Modellen aus den Bot- Baukästen im Auftrag einer virtuellen, hybriden Kriegsführung. Die in den Netzen kursierenden, geistig infektiösen Alternativ- Erklärungsmodelle wuchern parallel zum Wachstum der wissenschaftlichen Disziplinen und produzieren parallele Modelle der Erklärung von Wirklichkeit. Der tiefe Fall von Corona- Leugnern z.B. nicht nur unter den Stand der Wissenschaft in Bezug auf die Entwicklung von Impfstoffen ... hindurch ins unterirdische Reich der alternativen Fakten ist beeindruckend; als globales Phänomen, als gesellschaftliches Problem, aber auch als individuelles Rätsel, wenn ihm intelligente und bis vor kurzem rational ansprechbare Personen verfallen. Die hypnotische Massen- Suggestion mit der typischen ideologisierten Schnappatmung setzt dann nach und nach ein, bis der beleidigte Wutbürger sich in die Sonntagsdemo vor dem Landtag oder der Ferienwohnung der Politikerin oder Virologin einreiht. Niemand wundert sich über Meldungen, dass ein enthemmter Mob in der nächsten Großstadt einen Apple- Laden während einer Corona- Demonstration attackiert und sich zu plündern anschickt, da die Demonstranten irrtümlich davon ausgingen, dass Bill Gates der Inhaber dieser Firma sei, der ja wiederum durch die Impfung die genetische Reprogrammierung der Menschheit plane.
Dass auch so viele anthroposophische Publikationen, Persönlichkeiten, Ärzte und Institutionen den Weg ins unterirdische Reich der anti- wissenschaftlich Pseudo- Logik, Desinformation und anti- gesellschaftlichen, trotzigen Hysterie beschreiten würden, war nicht unbedingt vorher zu sehen, auch wenn das Pathos der Anti- Zeitgeistigkeit und Anti- Wissenschaftlichkeit, rechte Zeitschriften und Aktivisten, Christus- Jünger und stigmatisierte Gurus nicht Gutes hatten ahnen lassen. Inzwischen scheinen auch im Goetheanum selbst in der Leitung solche Ängste vor den emotionalisierten Anhängern vorzuherrschen, dass man sich für den Einsatz von Tests entschuldigt, das Tragen von Masken im Gebäude bei Veranstaltungen zu unterlaufen versucht und sich bei Impfgegnern entschuldigt, die dem Zentrum dann per Behördendekret doch fernbleiben müssen, denn zumindest seit Ende 2021 gilt auch im Goetheanum ein strenges Schutzkonzept. 
Dass Rudolf Steiner nicht nur immer wieder in die Schmuddelecke der unreflektierten politischen Abwege gestellt, sondern auch von Anhängern selbst genau so gelesen und interpretiert wird, liegt vielleicht an Aussagen des Begründers ...  [...]
"Das anthroposophische Narrativ von der Dekadenz, Corona und die Neue Rechte" (Eingestellt von Michael Eggert Januar 12, 2022)
https://egoistenblog.blogspot.com/2022/01/das-anthroposophische-narrativ-von-der.html

https://egoistenblog.blogspot.com/search/label/Corona

https://egoistenblog.blogspot.com/search/label/Rechtspopulismus

https://egoistenblog.blogspot.com/search/label/Ansgar%20Martins

https://egoistenblog.blogspot.com/search/label/Querdenker

https://egoistenblog.blogspot.com/search/label/Anthroposophie

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Quote[...] Alternativmediziner gelten als mitverantwortlich für die Impfskepsis. Während ihre Kollegen in Deutschland für die Corona-Vakzine werben, bleiben die Homöopathen und anthroposophischen Ärzte hierzulande stumm.

... Auch der «Spiegel» macht Rudolf Steiner, den Gründer der Anthroposophie, für eine im esoterischen Milieu weitverbreitete Impfskepsis verantwortlich. Denn er habe geschrieben, Krankheiten hätten ihren Sinn im karmischen Geschehen. «Wer in früheren Leben Dinge falsch gemacht habe, müsse sie unter Umständen durch Krankheit wieder ausgleichen – und wer sich impfe, der könne taub werden für die karmische Botschaft», so beschreibt der «Spiegel»-Autor Steiners Position. Wer die entsprechenden Passagen bei Steiner lese, lerne, dass alle Krankheiten vor allem geistig bekämpft werden müssten.

Doch die Anthroposophische Gesellschaft der Schweiz bestreitet, dass Steiner so etwas je geschrieben oder gesagt hat. In einem Beitrag auf ihrer Website wirft sie dem «Spiegel» eine Verletzung der publizistischen Sorgfaltspflicht vor. Und sie verweist auf Aussagen, die der Gründer im Zusammenhang mit der Pocken-Prävention gemacht hat: «Da muss man eben impfen. Es bleibt nichts anderes übrig. Denn das fanatische Sichstellen gegen diese Dinge ist dasjenige, was ich, nicht aus medizinischen, aber aus allgemein anthroposophischen Gründen, ganz und gar nicht empfehlen würde.» Entsprechend liess Steiner sich und auch ihm anvertraute Kinder gegen Pocken impfen.

Im April 2019, wenige Monate vor dem Beginn der Pandemie, hielten die Medizinische Sektion am Goetheanum in Dornach und die Internationale Vereinigung Anthroposophischer Ärztegesellschaften (IVAA) fest: «Anthroposophische Medizin würdigt ausdrücklich den Beitrag von Impfungen zur weltweiten Gesundheit und unterstützt sie als wichtige Massnahme zur Vermeidung lebensbedrohlicher Erkrankungen. Anthroposophische Medizin vertritt keine Anti-Impf-Haltung und unterstützt keine Anti-Impf-Bewegungen.»

Allerdings gibt es vonseiten der Vereinigung anthroposophisch orientierter Ärzte in der Schweiz bis jetzt keine Aufforderung zur Covid-19-Impfung. Eine entsprechende Nachfrage der NZZ liess die Vereinigung unbeantwortet. Heikel dürfte aus Sicht gewisser anthroposophischer Ärzte vor allem die Impfung von Kindern sein, die in der Schweiz ab Januar möglich ist. Denn sie glauben an die Selbstheilungskräfte des Menschen und sehen in Infektionskrankheiten eine Möglichkeit für Kinder, ihr Immunsystem zu stärken.

Das ist einer der Gründe, warum manche anthroposophische Eltern die Masernimpfung ablehnen. 2019 sorgte ein Masernausbruch an einer Steiner-Schule in Biel für Unmut. Das sei wohl kein Zufall, sagte damals der noch wenig bekannte Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG Daniel Koch. Das Masernvirus sei hochansteckend und sehr gefährlich, mahnte der spätere «Mister Corona». «Es kann nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn befallen. Deshalb können Masern immer wieder zu Todesfällen führen.»


Aus: "Impfempfehlung? Nein, dazu können sich Schweizer Homöopathen nicht durchringen" Simon Hehli (29.12.2021)
Quelle: https://www.nzz.ch/schweiz/impfempfehlung-nein-dazu-koennen-sich-schweizer-homoeopathen-nicht-durchringen-ld.1662179

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"Covid-19: Wie Homöopathie-Magazine Angst vor Impfungen schüren" Hinnerk Feldwisch-Drentrup (4. Januar 2022)
Haben Anhänger*innen von Homöopathie und Anthroposophie ein Problem mit Impfungen gegen Covid-19? Verbände und Globuli-Hersteller versuchen den Eindruck zu zerstreuen. Ein Blick in entsprechende Magazine vermittelt allerdings ein anderes Bild: Hier wird eher dafür geworben, sich nicht impfen zu lassen. Mit teils kruden Theorien. Ein ausführlicher Blick in diese Hefte.
https://uebermedien.de/66521/wie-homoeopathie-magazine-angst-vor-impfungen-schueren/

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Oliver Rautenberg@AnthroBlogger
Das "gesichert rechtsextreme Magazin" #Compact (Verfassungsschutz) portraitiert erneut #Anthroposophie-Gründer Rudolf Steiner. Im Blatt von Jürgen Elsässer ist der "erste Querdenker" immer wieder Thema: Rechtsextreme & anthroposophische Inhalte vermischen sich weiterhin.

Steiner wird gg Vorwürfe der Impfgegnerschaft in Schutz genommen -  mit Argumenten, die auch @Waldorfschule
oder @DAMiD_Presse bemühen: Er war gg die Pocken geimpft.

"Für viele Montagsspaziergänger, Impf-Kritiker, Patrioten und Gegner des Great Reset ist Steiner ein Leitstern."

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Im April schrieb #Compact, man könne in der Corona-Krise von Rudolf Steiner lernen. ... Dem "ersten Querdenker" werde zu unrecht völkisches Gedankengut unterstellt. Der Dämon Ahriman steuere in der #Corona-Krise den "3. Weltkrieg" gegen die Freiheit.

Im November nahm #Compact Rudolf Steiner gegen Anfeindungen von "Linken" und aus dem "Mainstream" in Schutz. Im aktuellen Bericht wird erneut auf das Buch des Anthroposophen Axel Burkart im #Kopp-Verlag verwiesen, der neben Esoterik auch rechtsextreme und verschwörungsideologische Publikationen vertreibt.

...

8:22 vorm. · 2. Feb. 2022

https://twitter.com/AnthroBlogger/status/1488774709424672771


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"Anthroposophie : Kosmos, Kräfte, Kuhhörner" Bettina Dyttrich (Nr.  8 – 24. Februar 2022)
Nicht erst seit Corona ist die Anthroposophie unter Linken hoch umstritten. Soll man sie vor allem an Rudolf Steiner und seinem Werk beurteilen? Oder mehr an Praxisfeldern wie Landwirtschaft und Pädagogik? Eine Spurensuche am Goetheanum, auf dem Demeter-Hof und in der Steinerschule. ... Für viele Linke ist Anthroposophie ein No-Go – wegen Rudolf Steiners Aussagen über «Wurzelrassen», für manche auch, weil sie Spiritualität grundsätzlich misstrauen. Gleichzeitig ist das grünalternative Milieu die Hauptkundschaft für anthroposophische Angebote – von Steinerschulen über Demeter-Lebensmittel bis zu Arzneien von Weleda. Mit Corona ist diese komplizierte Geschichte noch komplizierter geworden. ...
https://www.woz.ch/2208/anthroposophie/kosmos-kraefte-kuhhoerner

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Quote[...] Steffen C., dafür spricht vieles, ist überzeugter Reichsbürger. So überzeugt, dass der Lehrer an der Waldorfschule von Ravensburg in Baden-Württemberg sogar Fantasiedokumente mit der Aufschrift "Deutsches Reich" mit in den Unterricht brachte – einen Personenausweis und eine Fahrerlaubnis. Angebliche Ausweise dieser Art bestellen sich Anhänger der Ideologie als Ersatz für Personalausweis und Führerschein. Den Vorfall belegt Bildmaterial, das ZEIT ONLINE vorliegt.

Nicht nur auf dem Papier wollen sich Reichsbürger von der Bundesrepublik Deutschland abgrenzen. Auch im Geiste haben sie tief verinnerlicht, dass der Staat in Wahrheit eine Firma sei, dass Deutschland von Besatzern regiert werde und dass Gesetze für sie nicht gälten. So weit, so krude. Werden die wirren Thesen jedoch in Schulen verbreitet, besteht eine besondere Gefahr. Und die besteht, wie Recherchen zeigen, besonders in den Schulen der Waldorfbewegung.

Lehrer Steffen C. bestreitet die Vorwürfe. Ein Reichsbürger will der 50-Jährige nicht sein. Die Dokumente habe er als selbstständiger Gartenbauer zur Steuerflucht einsetzen wollen, er lehne "das System mit den Steuern" ab und habe geglaubt, sich so entziehen zu können. Darüber hinaus habe er sich mit der Ideologie nicht beschäftigt und "keine politische Meinung".

Stimmen aus der Ravensburger Waldorf-Elternschaft beklagen allerdings, dass es weitere problematische Lehrkräfte gebe und auch der schulische Umgang mit der Pandemie Fragen aufwerfe.

Tatsächlich schrieb etwa Lehrer Simon R. bereits 2015 einen Leserbrief an die Waldorfzeitschrift Erziehungskunst, in dem er bezweifelte, dass die Annexion der ukrainischen Krim durch Russland völkerrechtswidrig war. Als Quellen zur "Wahrheitsfindung" empfahl er den selbsternannten Schweizer "Friedensforscher" Daniele Ganser und ein Format des ehemaligen Radiomoderators Ken Jebsen. Ganser relativierte den Holocaust und den Nationalsozialismus, indem er sie als "lokaler Wahnsinn" der Corona-Pandemie als "weltweiter Wahnsinn" gegenüberstellte. Verschwörungsideologe Jebsen musste den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nach antisemitischen Aussagen verlassen und avancierte im Zuge der Pandemie zu einem der bekanntesten Verbreiter von Falschinformationen, der besonders in der Querdenken-Bewegung Gehör fand.

Heute nutze er solche Quellen nicht mehr, sagt der Lehrer Simon R. auf Nachfrage. Heute sitzt er im Vorstand der Ravensburger Schule. Von Aktivitäten von Querdenken oder Reichsbürgern habe er dort nichts bemerkt.

Zumindest außerhalb der Schule gibt es offenbar deutliche Verbindungen: Der Musiklehrer Tobias G. fiel Eltern als Mitwirkender der Ravensburger Querdenken-Versammlungen auf. Er soll Schüler unter Druck gesetzt haben, die Masken zum Schutz vor einer Covid-Infektion tragen wollten. Auf Nachfrage erklärt G., er "brauche" sich nicht äußern, da er "total im Frieden mit mir selbst" sei. An der Schule ist G. für Personalfragen zuständig und leitet die Oberstufenkonferenz.

Schon im vergangenen Jahr schlug ein Teil der Elternschaft Alarm und versuchte, gegen die extremistischen Tendenzen vorzugehen. Ohne Erfolg. Nachdem schulintern nichts passiert war, informierten Eltern den Bund der Freien Waldorfschulen. Aber auch der Waldorf-Dachverband griff nicht ein, wie dessen Pressesprecherin Nele Auschra auf Nachfrage einräumt. Man habe lediglich die Beschwerdestelle des Waldorf-Bundes in Baden-Württemberg informiert.

Verantwortlich seien die Eltern, die keine "belastbaren Beweise" vorgelegt hätten: "Gerüchte und Anschuldigungen" könnten keinen "konkreten Verdacht" begründen. Erst eine Anfrage von ZEIT ONLINE brachte Bewegung in die Sache. Man sehe "das Gefahrenpotenzial" und stelle sich "allen Unterwanderungsversuchen radikalisierter Milieus" entgegen. Gemeinsam mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen in Baden-Württemberg und dem Verein Bildungseinrichtungen gegen Rechtsextremismus e. V. wolle man sich nun dem Aufklärungsprozess "umfassend stellen".

Tatsächlich ist Steffen C. inzwischen suspendiert und seine Anstellung als Lehrer wird aufgelöst. Konsequenzen für G. und R. hat es bisher offenbar nicht gegeben. G. ist weiterhin im Beschwerdemanagement tätig.

Obwohl sich erst etwas bewegte, als die Probleme an der Waldorfschule Ravensburg öffentlich zu werden drohten, schöpft ein Teil der Schulgemeinschaft nun Hoffnung. Andere bleiben skeptisch. Zu Recht, findet der Waldorf-kritische Blogger Oliver Rautenberg: "Es ist ein trauriges Symbol für die Abschottung der esoterischen Glaubensgemeinschaft nach außen hin", die es Rechtsradikalen oder Holocaustleugnern in der Vergangenheit ermöglicht habe, teils Jahre als Waldorflehrer zu wirken. "Auch hier sind es wieder ehemalige und aktive Waldorf-Funktionäre, die für Aufarbeitung sorgen sollen.

Tatsächlich setzt sich Vorstand von Bildungseinrichtungen gegen Rechtsextremismus e. V. aus Waldorf-Funktionären zusammen. Das geht aus Behördenunterlagen hervor. Vom Verein selbst ist lediglich ein Interview in einer Ausgabe der Erziehungskunst zu finden. Welche Expertise ihn für die Aufarbeitung an der Waldorfschule in Ravensburg qualifiziert, erläutert auch diese auf Nachfrage nicht.

So bleibt der Verdacht, dass die Waldorfschule ein fruchtbarer Boden für Verschwörungsideologen ist. Bereits 2020 thematisierte der offene Brief einer Abschlussklasse entsprechende Äußerungen eines Lehrers. Rückblickend könnte das den Anfang vom Ende der über 30-jährigen Schulgeschichte markieren. Seither stiegen die außerordentlichen Abgänge sprunghaft an. Bis zum Ende dieses Schuljahres ist Interna zufolge mit einem Exodus von deutlich über zehn Prozent der Schüler zu rechnen.

Wie sich die Mitglieder des Vorstands das vorstellen, erklärten sie Anfang April bei einem sogenannten offenen Schulrat, zu dem Eltern und Genossenschaftsmitglieder geladen waren. Wie diese später berichteten, wurde in der Sitzung versucht, herauszufinden, wer Informationen nach außen gegeben hatte. Denjenigen drohe nun der Rauswurf wegen "genossenschaftsschädigenden Verhaltens".


Aus: "Wenn ein Reichsbürger an der Tafel steht" Sebastian Lipp (18. April 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-04/reichsbuerger-schule-waldorf-lehrer-ravensburg

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Quote[...] Der ewige Kampf von Gut gegen Böse, gleichsam ein Kern vieler Verschwörungserzählungen, spielt sich nach dem Glauben der AnthroposophInnen auch jetzt überall um uns herum ab. Wahrgenommen können die kriegerischen Fabelwesen wie Erzengel und Dämonen aber nur von eingeweihten ,,Geheimschülern", die den geistigen Erkenntnisweg nach Rudolf Steiner absolviert haben.

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Aus: "Waldorf verbrennt das Woke-Monster" Oliver "AnthroBlogger" Rautenberg (12. Oktober 2023)
Quelle: https://anthroposophie.home.blog/2023/10/12/waldorf-verbrennt-das-woke-monster/

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Quote[...] Wenn es draußen ungemütlicher und dunkler wurde, bekam mein Leben in der Waldorfschule eine besondere Intensität. In relativ dichter Folge feierten wir Michaeli, Erntedank, Martini, Nikolaus, Advent. Das Profane blieb draußen in der grauen kalten Welt, und wir sangen, zündeten Kerzen an und pflegten jeden Morgen die passenden jährlich wiederkehrenden Rituale. Gerade ist Michaelizeit. Erzengel Michael ist Drachenbezwinger und Seelenwäger. Er bekämpft das Böse und entscheidet nach unserem Tod über Himmel oder Verdammnis.

Ich habe im Grundschulalter enthusiastisch gesungen: ,,O unbesiegter Gottesheld, Sankt Michael! ... Hilf uns hie kämpfen, die Feinde dämpfen, Sankt Mi-hi-cha-el!" Und mich immer gefragt, wieso das ,,dämpfen" heißt. Aber egal. Ich hatte schlicht Freude an Machtgebärden, Inbrunst und Heldengeschichten. Und es war ein beruhigendes Gefühl, dass die gute Lichtgestalt siegt und uns alle beschützt, während man morgens so langsam im Dustern zur Schule musste.

Die Michaeli-Rituale sind vielfältig. Wir haben den Drachenkampf besungen, gemalt, geknetet, erzählt. Und wir hatten eine Waage im Klassenzimmer. Für gute Taten durften wir helle Kiesel in eine Waagschale legen. In der anderen lag ein dunkler schwerer Stein. Das Böse besiegen und Selbstüberwindung üben. Dafür gab es Mutproben. Aktuell sehe ich auf Instagram, wie Schwerter aus Hefeteig gebacken und ,,Drachenblut" in Form von Traubensaft ausgeschenkt wird. Manche Waldorfschulen bauen einen Drachen, der als Festakt mit der ganzen Schulgemeinschaft entzündet wird. Von Fünftklässlern, die ihn mit brennenden Pfeilen beschießen.

In der Michaelizeit war das Leben bedeutungsvoll und spannend. Es ging um alles. Im Kampf gegen das Böse wollte auch ich meinen Teil beitragen. ,,Laß mich ein Streiter Gottes sein / In der Ritterschaft des Gral (...) Reich mir zum heißen Drachenkampf / Dein heilig Michael-Schwert!" Das war mein Lieblings-Michaeli-Lied.

Selbst in innigster Liebe zu Superhelden spüren Kinder, dass die Erwachsenen nicht daran glauben. Aber die Erwachsenen an der Waldorfschule haben an den Superhelden Michael geglaubt. Das war kein Spiel!

Heute widert mich so vieles an dieser waldörflichen Tradition an, dass ich gar nicht weiß, wo anfangen: beim tief Religiösen im Schulalltag, beim brandgefährlichen Gut-böse-Dualismus, bei den unsäglichen Mutproben, beim Martialischen, bei der fehlenden kritischen Einordnung des Schutzpatrons der Deutschen und dessen Verherrlichung in Kriegszeiten, beim Drachentöten ...

Denn wer ist der Drache? Er steht für die ,,Widersachermächte" Ahriman und Luzifer, und diese beiden repräsentieren unter anderem auch intellektuelle Neugier, leibliches Wohl, technischen Fortschritt, menschliche Intelligenz, Medien, empirische Wissenschaft ...

Dinge, die ich für wertvoll und notwendig erachte. Wir werden die Probleme dieser Welt nicht ohne nüchterne Wissenschaft und moderne Technologie in den Griff bekommen. Auch Medien, egal ob in Form von guter Berichterstattung oder für individuellen Eskapismus, sind unabdingbar.

Ich fühle mich rückblickend als kleine Michaelskämpferin instrumentalisiert! Heute bin ich wohl #teamdrache und nähre mit meiner Kritik ahrimanische, böse Kräfte. Tja nun.


Aus: "Waldorfschulen und das Böse: Drachen töten – gegen Neugier" Kolumne von Frau Lea (10.10.2023)
Quelle: https://taz.de/Waldorfschulen-und-das-Boese/!5962240/

QuoteManque
12. Okt, 14:54

Wahnsinnig unterkomplex. Die strikte Einteilung in Gut/Böse der Waldorfschule kritisieren, in einem Beitrag, der an Dichotomie kaum zu übertreffen ist. Es ist ein leichtes, retrospektiv zu sagen, dass alles schlimm und moralisch fragwürdig war/ist. Eine andere Aufgabe ist es, ob das heutige persönliche Narrativ bei der Betrachtung nicht eine größere Rolle spielt, als man zugeben mag und man damals nicht einfach nur Traubensaft getrunken und sich auf die Schule gefreut hat.


QuoteMylene
11. Okt, 16:45

So ein Unsinn, der Drache steht für das Böse, ja. Aber damit ist weder intellektuelle Neugier, leibliches Wohl oder technischer Fortschritt gemeint. Es geht darum eigene Ängste zu überwinden und sich dem eigenen Drachen zu stellen. Schade, dass man alles schlecht machen muss. Hoffe der Autorin wird nicht irgendwann klar, dass die meisten Kinderfilme, Märchen, Gleichnisse für Grundschulkinder einen duales Gut/Böse folgen, weil es für Kinder einfacher zu verstehen und beruhigend ist. Sonst wird es schon ganz gruselig. Nicht immer mit Erwachsenaugen auf die Kinderwelt einbrechen, sondern wie die Eltern damals den Kindern einfach eine schöne Zeit machen.


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Quote[....] Das Relief mit dem ,,Lichtbringer" zeige ,,ikonografisch den Erzengel Michael im Kampf gegen den Höllendrachen. Bernhard Hoetger widmete das Werk explizit Adolf Hitler. Ziel war es, das Paula-Modersohn-Becker-Haus und das Haus Atlantis vor dem Abriss durch die Nationalsozialisten zu schützen", heißt es vom Senat.

,,Diese besondere Situation bedeutet, dass zwar die Widmung das Kunstwerk in den Kontext der NS-Ideologie stellt, das Kunstwerk selbst aber in seiner Intention nicht NS-verherrlichend ist. Das NS-Regime selbst hat das Kunstwerk abgelehnt", erklärte der Senat weiter.

Diese Ambivalenz gelte ebenso für Gebäude in der Böttcherstraße. ...

Aus Sicht der Linksfraktions-Abgeordneten Claudia Bernhard, die das Thema in der Fragestunde aufgeworfen hat, wäre die Information über Flyer statt über eine Tafel durchaus eine Alternative. Nicht einverstanden ist sie allerdings mit der historischen Einschätzung des Senats. Statt als Erzengel Michael sei der ,,Lichtbringer" eher als eine arische Heilsgestalt zu interpretieren, die auf den NS-Ideologen Herman Wirth zurückgeht. ,,Das Kunstwerk ist eindeutig NS-verherrlichend", sagte Bernhard. ,,Es steht für den offensiven Versuch, eine arische Heilsgeschichte mit dem NS zu koppeln."


Aus: "Flyer über NS-Geschichte des ,,Lichtbringers"" Jean-Philipp Baeck (12.12.2018)
Quelle: https://taz.de/Flyer-ueber-NS-Geschichte-des-Lichtbringers/!5554429/

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Quote[...] Die ehemalige Douglas-Managerin Tina Müller wechselt zum anthroposophischen Kosmetikhersteller Weleda. Ein Heilpflanzgarten habe sie überzeugt.

Ob dieser Schritt Tina Müller die Karriereleiter weiter nach oben führt, ist mehr als fraglich. Vor allem führt er sie ins anthroposophische Lager. Die ehemalige Chefin der Parfümeriekette Douglas wird neuer Boss des Naturkosmetikherstellers Weleda. Müller werde zum 1. Oktober als Vorsitzende der Geschäftsführung berufen, teilte das Unternehmen mit Hauptsitz im schweizerischen Arlesheim bei Basel und einer deutschen Niederlassung in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) am Montag mit.

Statt 18.000 wie bei Douglas werden nun nur noch rund 2.500 Beschäftigte unter Müller arbeiten. Dafür ist das Unternehmen nicht streng profitorientiert. Neben Naturkosmetik produziert das 1921 gegründete Unternehmen auch anthroposophische Arzneimittel. Dabei steht Anthroposophie auch in der Kritik, weil sie im Verdacht der Wissenschaftsferne steht.

,,Ich stehe zwischen 6 und 6.30 Uhr auf – und jetzt klingt es etwas esoterisch –, trinke erst mal ein mit Energie versetztes Wasser. Und danach noch einen Liter grünen Tee", erklärte die Managerin in einem Interview anlässlich ihres Wechsels zu Weleda der Bild-Zeitung. Der ,,Moment of Truth" sei für sie ein ,,langer, sehr lehrreicher Spaziergang" durch den Heilpflanzengarten von Weleda gewesen.

,,Wir freuen uns sehr, die Erfahrungen und Expertise von Tina Müller mit dem Potenzial von Weleda zu verbinden. Wirtschaftlichen Erfolg aus einer ganzheitlichen, nachhaltigen Kultur zu generieren, dafür steht Weleda", erklärte von Unternehmensseite Thomas Jorberg, Präsident des Weleda Verwaltungsrats. ,,Mit Tina Müller als CEO stärken wir diese Entwicklung in die Zukunft."

Müller hatte Anfang November 2017 den Chefinnenposten bei Douglas übernommen und war im vergangenen Jahr in den Aufsichtsrat der Parfümeriekette gewechselt. Davor war sie Marketing-Vorstand bei Opel gewesen. Weleda hatte im vergangenen Jahr einen operativen Verlust von 3,3 Millionen Euro gemacht, der Umsatz ging um 2,6 Prozent zurück, wie das Handelsblatt schrieb. Ganz ohne Druck zur Wirtschaftlichkeit wird es auch bei Weleda für die 54-jährige Managerin Müller nicht gehen.


Aus: "Neue Chefin bei Weleda: Ein Duft von Esoterik" Simon Poelchau (29.8.2023)
Quelle: https://taz.de/Neue-Chefin-bei-Weleda/!5953121/

QuoteSuryo

,,...steht Anthroposophie auch in der Kritik, weil sie im Verdacht der Wissenschaftsferne steht"

Im Verdacht? Ernsthaft?


QuotePartyChampignons 29. Aug, 13:49

Meine Fresse , da ist eine Firma die super Produkte herstellt, Wert auf Natur und Mensch legt, Bio und Vegan, die versuchen auf Chemie und künstliche Produkte zu verzichten also eine ganz andere Wetschöpfungskette haben als andere Kosmetikhersteller und eine Frau die das ganze jetzt aus Überzeugung leiten möchte und euch fällt wieder mal nichts besseres ein als Anthroposophie-bashing zu betreiben. Das mag ja teilweise gerechtfertigt sein, ist hier aber total daneben, von Weleda könnten sich einige Firmen einiges abgucken


Quoterakader
29. Aug, 13:39

"Verdacht der Wissenschaftsferne" - man muss ob dieser übervorsichtigen Formlierung laut schmunzeln; so viel diplomatischen Exkurs ist man in der taz gar nicht gewohnt. Und weil es so übervorsichtig ist, hat man gleich den Vorwurf des Antisemitismus, der bei Anthroposophie dank Rdolf Steiner immer mithabet, unerwähnt gelassen.

Ich mag Weleda-Produkte - dessen ideologischen Unterbau finde ich aber bedenklich. Vielleicht kann Frau Müller hier aufräumen.


QuoteH.L
29. Aug, 12:45

Habe meinem Neffen, der das nicht wissenschaftliche völlig ablehnt, Weleda Naturarznei bei einer starken Erkältung, verabreicht.
Er dachte, es wäre ein starkes chemisches Mittel.
Er war so schnell gesund, wie noch nie, lt. seiner Aussage.
Was hat nun geholfen?
Er nimmt dieses Mittel jetzt, bei jeder sich anbahnenden Erkältung und ist begeistert:-)


QuoteErwin Spack
31. Aug, 09:28

@H.L Ob es stark war, weiss ich nicht. Chemisch war's aber auf jeden Fall. Ohne Chemie halten nämlich die Moleküle (selbst anthroposophische) nicht zusammen.


QuoteJim Hawkins
    30. Aug, 09:06

... Steiner hin, Steiner her, das Zeug riecht gut und tut der Haut gut. Das weiß ich aus jahrzehntelanger Erfahrung. Außerdem lassen sich die Produkte sehr sparsam verwenden, das relativiert den vergleichsweise hohen Preis. Dass da auch noch Voodoo dahintersteckt, das ist mir dann egal.


...

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Quote[...] Es war Aufruhr in der Schulgemeinschaft. Man plante politische Aktionen. Ich weiß nicht mehr, um was es genau ging. Aber ich spürte deutlich, dass man sich als Waldorfschulgemeinschaft in der Existenz bedroht sah.

Dass es ein ganz starkes Gefühl von Unrecht gab, weil man weniger Geld bekam als vergleichbare öffentliche Schulen. Ich habe mich mit vollster Überzeugung benachteiligt gefühlt. Vermutlich ganz ähnlich wie die demonstrierenden Berliner Waldorfkinder, die am 19. 9. 2023 vors Rote Rathaus zogen.

Meine ersten Erinnerungen [https://taz.de/Waldorfschule-als-Gemeinschaft/!5956552/] an Politik hängen also mit der Finanzierung meiner Waldorfschule zusammen. Das hat dazu beigetragen, dass mein Vertrauen in den Staat und in demokratische Prozesse bereits als Kind unterminiert wurden. Ich habe durch solche Argumentationslinien verstanden: Der Staat ist böse und gängelt uns unrechtmäßig – nicht nur über das Geld, sondern beispielsweise auch über die Regelungen für Schulabschlüsse.

Worüber damals niemand mit mir geredet hat, waren die unfairen Vorteile, die Waldorfschulen haben: Sie können sich die Kinder aussuchen, die ,,zu ihnen passen" und sie können Schulverträge wieder kündigen, wenn Kinder ,,unbeschulbar" werden oder das ,,Vertrauensverhältnis zu den Eltern" zerrüttet ist.

An meiner Waldorfschule gab es kaum Kinder, die nicht Deutsch als Erstsprache hatten. An den umliegenden Grundschulen waren es teils über 90 Prozent, deren Zweitsprache es war. Zudem ist ein christlicher Religionsunterricht an nahezu allen Waldorfschulen verpflichtend.

Durch bewusste Selektion bestimmter Kinder kreieren Waldorfschulen eine sehr spezifische Gemeinschaft, die viele ressourcenstarke Eltern bindet und Kinder die mehr Ressourcen bräuchten, nicht aufnimmt oder später abstößt.

Wir haben damals auch nie über den Reichtum gesprochen, in dem wir aufwuchsen. Wir hatten einen Eurythmiesaal mit Parkett und eine Pianistin, die täglich für den Unterricht spielte. Wir haben an Vollholztischen gesessen, frisch gekochtes Bioessen bekommen und mit qualitativ sehr hochwertigen Materialien gemalt, musiziert, gestrickt und gewerkt. Ich dachte wirklich, das käme einfach nur weil ,,uns" Bildung nun mal wichtig wäre und dass jedes Kind auf die Waldorfschule gehen könne, wenn die Eltern es nur wollten.

Wir haben uns eher arm gefühlt, weil irgendwie immer zu wenig Geld da war und wir nach jeder Aufführung mit Hut oder Geigenkasten an den Ausgängen standen. Und Schulgeld wäre ja auch gar nicht nötig, wenn die Waldorfschulen voll finanziert würden. So dachte ich auch noch, nachdem ich meine Schule längst verlassen hatte.

Heute bringe ich meine Kinder morgens in eine unterfinanzierte öffentliche Grundschule und frage mich: Was wäre, wenn das praktische, politische und finanzielle Engagement der ,,Waldorfkohorte" bei Regelschulen und Kiezinitiativen ankommen würde, weil sie einfach Teil davon wären? Wenn Holzwerkstatt und Malatelier inklusiv wären?

Bildungsgerechtigkeit kann doch nicht dadurch entstehen, dass ressourcenstarke Familien sich in eine scheinbar geborgene Parallelgemeinschaft zurückziehen, wo Kinder fast unkontrolliert nach einem problematischen Lehrplan unterrichtet werden und dann vielleicht, so wie ich, mit einem verzerrten Demokratieverständnis in die Welt gehen?


Aus: "Gefühl der Ungerechtigkeit: Waldorfs Demokratie­verständnis" Kolumne von Frau Lea (6.11.2023)
Quelle: https://taz.de/Gefuehl-der-Ungerechtigkeit/!5968229/

QuoteMyPoint

Leider weiß die ehemalige Waldorfschülerin es heute nicht besser: die wesentliche finanzielle Ressource, mit der gutes Material und musizierende Kolleg*innen finanziert werden, ist der Gehaltsverzicht der Lehrerinnen und Lehrer, durchaus 1.000 €/Monat gegenüber denen, die an staatlichen Schulen arbeiten.


QuoteSikasuu

Bildungsgerechtigkeit kann doch nicht dadurch entstehen, dass ressourcenstarke Familien sich in eine scheinbar geborgene Parallelgemeinschaft zurückziehen, wo Kinder fast unkontrolliert nach einem problematischen Lehrplan unterrichtet werden und dann vielleicht, so wie ich, mit einem verzerrten Demokratieverständnis in die Welt gehen?

Trotz Waldorfschule zum nachdenklichen, kritischem hinterfragenden Menschen geworden?
Frau Lea, du hast die "Benachteiligungen" deiner Schulbildung gut kompensiert! :-)
Glückwunsch für dich & deine Kids!


QuoteSjr

Ich habe jetzt des öfteren diese Kolumne gelesen und frage mich jedes Mal, was genau das eigentlich soll? Mag sein, dass es die persönliche Meinung einer einzelnen Person widerspiegelt. Aber in einer Zeitung, die tausende an Lesern erreicht, immer nur die subjektiv wahrgenommenen schlechten Dinge der Waldorfschule, oder allgemein der Anthroposophie darzulegen, kommt mir eher so vor, als wolle man eine (viel zu wenig vorhandene) Schulform mit Absicht ins möglichst schlechte Licht rücken, um den ohnehin schon Vorurteil behafteten Ruf dieser Schulen, weiterhin aufrecht zu erhalten. Meiner Meinung nach sind die Artikel weder lesenswert, noch gerechtfertigt. Zu kritisieren gibt es alle Mal mehr als genug - aber nicht nur an Waldorfschulen, sondern vor allem auch an staatlichen Schulen. Und das liegt nicht am Ausländeranteil oder zu wenig Geld. Und einen Lehrplan zu kritisieren, der seine Schüler größten Teils genauso zum Bestehen des Abiturs bringt, wie jeder andere auch, zumal es aktuell so aussieht, das vorallem an staatlichen Schulen Quereinsteiger, ohne auch nur annähernd passende Qualifikation an den Schulen unterrichten sollen, ist schlicht lächerlich. Das aktuelle Zeitgeschehen im Blick zu behalten, und ich kann aus Überzeugung sagen, dass auch die Waldorfschulen sich weiter entwickeln, wäre zumindest einmal ein Anfang.


QuoteJon Lorenzen

Danke für ihren Artikel. Er spricht einige gute Punkte an, finde ich.

Ich war ebenfalls Waldorfschüler und habe ebenfalls nicht das beste Demokratieverständnis mitgegeben gekriegt. Das ist bedenklich.

Ich finde auch, dass es eine Parallelwelt ist, die von Eltern aufgebaut wird, die an staatlichen Schulen etwas bewirken könnten. Gleichzeitig funktioniert das staatliche Schulsystem an vielen Stellen, die ich kennengelernt habe nicht. Ich wäre ohne diese Parallelwelt durchs Raster gefallen, weil ich genau die Zeit und zum Teil auch Methode brauchte, die ich an der Waldorfschule gekriegt und erfahren habe. Ich glaube das sehr vieles was ich machen durfte, an dem oft starren und unbeweglichen System an staatlichen Schulen gescheitert wäre und nicht stattgefunden hätte. Allein schon aus Bürokratie und mangelndem Herzblut.

Ich weiß, dass das System nicht fair ist und ich davon als weißes Kind aus dem Mittelstand Nutznießer war. Trotzdem will ich nicht wissen was aus mir geworden wäre, wenn es die Waldorfschule nicht gegeben hätte.

Ich wünsche mir mehr Inklusion und ein kritischeres auseinandersetzen mit den eigenen Privilegien auf Waldorfschulen. Für Menschen wie mich, die einfach keinen anderen Ort gefunden haben sollten sie aber bestehen bleiben.

P. S. Ist natürlich nur eine Schule, aber ich hatte nicht christlichen geprägten Religionsunterricht. Bei uns hieß das Fach "Ethik". Nur für die Statistik :)


QuoteEifeler57

Was hier den Anschein erweckt, dass nur gut situierte Eltern ihr Kind auf eine Waldorfschule schicken, kann nicht generalisiert werden:

Als wir unser Kind vor 12 Jahren dort einschulten, weil wir das situativ für richtig hielten, waren wir ALG2 Aufstocker. Wir haben ganz wenig und temporär auch gar kein Schulgeld zahlen brauchen und wurden auch niemals deswegen diskriminiert. ...


QuoteThe60YearOldHippy

... Ist ja alles schön und gut, aber reden wir doch mal über den Elefanten im Raum: die Anthroposophie.
Was tut der Engel in unserem Astralleib? Wie finde ich den Christus? das sind doch die wichtigen Fragen, die uns Rudolf Steiner stellt.
Auch wenn einzelne Aspekte der Waldorfpädagogik positiv sind, darf man doch nicht die Inhalte und das Weltbild, das sie vermittelt, vergessen.


QuoteSjr

@The60YearOldHippy

Das wäre dasselbe wie wenn du jede religiöse Gesinnung verbieten wollen würdest, weil die ganzen Spinner doch tatsächlich an so etwas wie einen Gott, oder den Heiligen Geist, oder Propheten glauben. Es ist wie bei allem anderen auch, wird es zu extrem ist es schlecht. Aber ich habe bisher noch nie davon gehört, das diese Fragen, die sich Rudolf Steiner gestellt hat, die letztenendes nichts anderes sind, wie die Frage nach Glaube, Religion oder Evolution (nur anders formuliert), an einer Waldorfschule in einem Ausmaß behandelt worden wären, dass es "gefährlich" für wen oder was auch immer gewesen wäre.


QuotePartyChampignons

@The60YearOldHippy

Dem wiederspricht die Tatsache (!) dass nicht alle ehemaligen Waldorfschuüler religiöse Spinner und Esotheriker sind doch ganz stark oder?


QuoteHubertus Behr

,,Eine Pianistin spielte im Unterricht"

soll wohl dem Leser vermitteln, dass sich die Schule hohe Gagen für derartigen Luxus leisten konnte, wie teures Bioessen. Wie an unserer Schule - nur erhielt unsere ausgebildete Konzert-
Pianistin das magere Gehalt einer Musiklehrerin, damit teilte sie sich das Schicksal vieler talentierter Musiker, ihren Unterhalt durch Schul- und SchülerUnterricht zu verdienen.


QuoteDeutschfranzose

Die Steinersche Weltsicht ist im deutschen Unterbewußtsein und auf den Tellern präsent. Daß es sich bei dieser Weltsicht summa summarum um groben Unfug handelt, traut sich kaum ein Entscheidungsträger zu sagen. Anders in Frankreich, wo man 2021 eine Steinerschule in den Pyrenneen schlicht "dicht" gemacht hat. Interessant finde ich dabei die Begründung : u.a. daß dort Pseudowissenschaft vermittelt wird.

https://charliehebdo.fr/2021/08/societe/rectorat-hautes-pyrenees-ferme-ecole-steiner/


Quotehumusaufbau

Zum Glück hat "Frau Lea" den Weg zur taz gefunden und damit die dringende Erfordernis einer demokratiefördernden Zeitung unter Beweis stellen können. Das könnte evtl. Karma gewesen sein.

Dass die "Waldis" all das bekommen, liegt nicht daran, dass es anderen nicht zugestanden wird. Gäbe es das bzw. besser noch Besseres auch anderswo, könnte die Waldorfglocke nicht so stark ansaugend wirken.


Quoteindependent

Oje, Frau Lea - taz-Kolumnistin, zwecks Abarbeitung an den Waldorfschulen? Rund 1 Prozent aller Schüler sind Waldorfschüler (ca. 90.000 von 8,7 Mill.) und Sie glauben, dass deren Schulgeld unser marodes Bildungssystem rettet? Es geht andersherum. Eltern versuchen Ihre Kinder vor letzterem zu retten und nehmen dafür viel in Kauf. Das Vorurteil der vielen "Reichen" kann ich hier nicht bestätigen. Verzicht auf Konsum, arbeitsreiche Wochenenden und vielfaches Elternengagement haben für uns über viele Jahre dazugehört. Meine Rückschau fällt positiv aus.


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