• Welcome to LINK ACCUMULATOR. Please log in.

[Coronavirus Notizen (COVID-19-Pandemie, Mentalitätsgeschichte, etc., ...) ... ]

Started by Link, March 17, 2020, 03:00:05 PM

Link

#220
Quote[...] Nach einem Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen fordert Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) Konsequenzen für die mutmaßliche Verursacherin. "Sollte sich bestätigen, dass die Frau bewusst trotz eindeutiger Corona-Symptome die Quarantäne ignoriert hat, muss sie mit einem empfindlichen Bußgeld rechnen", sagte Herrmann dem Münchner Merkur.

"Gegen so eine Rücksichtslosigkeit sollte ein klares Signal und ein mahnendes Beispiel gesetzt werden", sagte der Innenminister weiter. Wer in "dieser besonderen Situation der Pandemie gegen die Regeln verstößt und andere vorsätzlich in Gefahr bringt", müsse mit "empfindlichen Sanktionen rechnen". In Bayern kann bei Verstößen gegen Quarantäneauflagen ein Bußgeld in Höhe von bis zu 2.000 Euro verhängt werden.

Das Landratsamt geht davon aus, dass der Ausbruch auf eine sogenannte Superspreaderin zurückzuführen ist. Die 26-Jährige soll durch verschiedene Kneipen der Stadt gezogen sein und dabei mehrere Menschen angesteckt haben. Nach Angaben der Behörde hatte sie auf der Kneipentour schon Symptome aufgewiesen. Das Ergebnis eines Corona-Tests sei zu diesem Zeitpunkt noch ausgestanden.

"Die Dame hat Symptome gehabt, war bei uns bei der Teststation und wurde aufgrund der Symptome aufgefordert, in Quarantäne zu bleiben. Das hat sie aber nicht getan", sagte der Sprecher des Landratsamtes Stephan Scharf. Die 26-Jährige sei kurz zuvor aus einem Urlaub in Griechenland zurückgekehrt. Ob sie sich auf der Reise angesteckt hatte oder danach in Garmisch-Partenkirchen, das sei aber unklar. "Wo sie sich angesteckt hat, wissen wir nicht." 

In dem Hotel, in dem die Frau arbeitet, wurden nach Angaben des Landratsamtes bislang 24 Menschen positiv getestet. Im Landkreis belief sich die Zahl der Neuinfektionen bis Samstag auf 37. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 54 und damit über der kritischen Marke von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen. "Die müssen sich natürlich nicht alle bei ihr angesteckt haben", sagte Scharf. 453 Positivfälle seien seit Beginn der Corona-Krise im Landkreis nachgewiesen worden.

"Aus medizinischer Sicht ist mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Infektionen im Landkreis zu rechnen", teilte das Landratsamt mit und verhängte in der rund 26.000 Einwohner zählenden Marktgemeinde am Freitag Beschränkungen für das öffentliche Leben. "Wir wollen das Nachtleben, das der Auslöser war, runterfahren." Alle Gaststätten müssen nun um 22 Uhr schließen. Nur noch maximal fünf Personen dürfen sich im öffentlichen Raum gemeinsam treffen – das gilt auch für alle Gastronomiebetriebe. Für Privatveranstaltungen wird die Teilnehmerzahl auf höchstens 50 Personen in geschlossenen Räumen oder bis zu 100 Personen unter freiem Himmel beschränkt.


Aus: "Bayerns Innenminister fordert Konsequenzen für Superspreaderin" (13. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-09/garmisch-partenkirchen-coronavirus-superspreader-konsequenzen-bussgeld

QuoteThomas090900 #99

Wo sind denn die ganzen schweren Sanktionen gegen Tönnies und die Obstbauern, bei denen öffentlich geworden ist, dass sie Erntehelfer bewusst dieser Gefahr ausgesetzt haben, um Profite nicht zu gefährden? ...


QuoteBis #97

Wenn in einer Unterkunft für Flüchtlinge Corona ausbricht, weil in einem deutschen Betrieb Corona ausbrach, dann werden die Bewohner rund um die Uhr von Dr Polizei bewacht wie Schwerverbrecher. Und deutsche Infizierte springen lustig von Kneipe zu Kneipe. Toll!!!


Quotejohnjones #58

Wer schon mal mit Erkältung, Symptomen eines grippalen Infekts oder gar Grippe das Haus verlassen hat oder zur Arbeit gegangen ist, werfe den ersten Stein.


Quoter.schewietzek #58.4

Mit Schnupfen, ja. Mit einer Grippe verläßt man nicht das Haus. Da fühlt man sich so elend, da geht garnix mehr.


Quotekomakino #97.2

Es handelt sich um eine für das US-Militär arbeitende Amerikanerin.


QuoteI.Ch gucke #105

Ich verstehe den Artikel nicht. Was soll er uns sagen?

Außerdem bin ich verwirrt: lag das Testergebnis vor als die junge Dame durch die Kneipen zog?

,, Das Ergebnis eines Corona-Tests sei zu diesem Zeitpunkt noch ausgestanden. ...


...


"Von der Superspreaderin, die keine Superspreaderin war"  Thomas Pany (17. September 2020)
"Eine Superspreaderin auf Kneipentour" Die Welt
"Bayerns Innenminister fordert Konsequenzen für Superspreaderin. Eine infizierte Frau hat die Corona-Fälle in Garmisch-Partenkirchen sprunghaft ansteigen lassen." Zeit Online
"Söder nennt Garmischer Superspreaderin "Musterfall für Unvernunft" Spiegel Online
"Kranke auf Bar-Tour" FAZ
"'POTENTIELLE KILLERIN'! Superspreaderin feierte beim Karaoke-Abend. Der heftige Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen geht auf das Konto einer feierfreudigen US-Amerikanerin (26). Bild.de

Coronakrise, Medienkrise: Im Fall Garmisch-Partenkirchen haben viele Journalisten die Anstandsregeln missachtet ...
https://www.heise.de/tp/features/Von-der-Superspreaderin-die-keine-Superspreaderin-war-4904762.html

...

Link

#221

Quote[...] [Tania Kibermanis, geboren 1972, lebt mit ihrem Sohn, einer Bulldogge und einer Dauerkarte für den besten Fußballverein der Welt auf St. Pauli. Nach ihrem Studium der Germanistik, Psychologie und Kunstgeschichte arbeitet sie seit 2004 als freie Autorin. ...]

... Warum nimmt Corona bei manchen Linken einen so schweren Verlauf? Nicht mal die gute alte Internationale Solidarität scheint noch eine Chance zu haben. Zwei alte Freunde habe ich im letzten halben Jahr an Corona verloren. Sie erfreuen sich zwar noch bester Gesundheit – allerdings inzwischen ohne mich. Mit Freund 1, den ich seit 25 Jahren kannte, teilte ich im Grunde meine komplette linke Sozialisation: Endlose Plena im Uni-AStA, Blockaden in Gor­leben, ungezählte Demos und genüss­liche Ent­eignungen von allzu kapitalistischen Symbolen wie Mercedes­sternen oder Messingschilder schlagender Burschenschaften mit anschließender Feedbackrunde bei viel Bier.

Als ich zu Beginn des Lockdowns vorschlug, statt eines Treffens doch vorerst lieber zu telefonieren, erhielt ich von ihm folgende Nachricht: ,,das ist nur die instrumentalisierung eines normalen, alljährlichen virologischen geschehens, mit der alle zum mitspielen in einer gigantischen umstrukturierung gezwungen werden sollen. ich kann dich bei bedarf mit infomaterialen versorgen, falls du von deiner obrigkeits­hörigkeit abfallen möchtest. wünsche einen milden verlauf – oder besser, daß dein hirn virusresistent werde!" Ich antwortete mit einem beherzten ,,Fick dich" und warf ihn umgehend aus meinem Leben.

Freundin 2 bewegte sich seit jeher in avantgardistischen Politzirkeln und bezog ihre Informationen aus links­elitären Nischenpublikationen – was ich durchaus interessant und anregend fand. Und grundsätzlich waren wir uns einig in unserer Sicht auf die Welt. Doch auch bei ihr nahm Corona einen schweren Verlauf. Erst leugnete sie dessen Existenz, dann wähnte sie sich als Opfer einer Diktatur (die Belarussen hätten sicher Verständnis, dass ein Mundschutz eine deutlich größere Menschenrechtsverletzung darstellt als ein bisschen Haue von der Staatsmacht), und feierte irgendeinen Youtube-Schwurbel als alternative Wahrheit – weil ja ,,alle Medien selbstverständlich tendenziös und dubios" seien. Was willste da noch sagen außer: Adieu?

Vielleicht eint alle, die sich weit über die eigene Bequemlichkeit hinaus engagieren, eine bis tief an die Seele rührende Erkenntnis der Welt etwas Mangelhaftes, das es an verschiedenen Stellen zu flicken gilt. Wobei ich um Gotteswillen nicht meine, dass politisches Bewusstsein lediglich einer persönlichen Meise geschuldet sein muss. Der Wille, sich für ein Ziel, das größer ist als man selbst, für ein larger than life, in die Bresche zu schmeißen, ist und bleibt ehrenwert, auch wenn er meist von den Beibooten Eitelkeit, Helfer­syndrom und Überheblichkeit flankiert wird – und ich nehme mich selbst da keinesfalls aus. Interessant ist aber, wie sich diese Anteile in der jeweiligen Persönlichkeit verteilen. Welche Module im jeweiligen Synapsen­geflecht dafür sorgen, dass der eine soweit in der Spur respektive bei den Fakten bleibt, während der andere in die unendlichen Parallelrealitäten driftet.

Bei meinen beiden Verlusten hatten sich irgendwann im Leben wohl mal ein paar unverrückbare Überzeugungen ins Bewusstsein einbetoniert: Dem Staat ist grundsätzlich nicht zu trauen. Wenn in meinem Leben mal was nicht rund läuft, folgt das natürlich einem höheren Plan. Alles Arschlöcher außer ich. Und ob Katholik, K-Gruppe oder Verschwörungsfreund – wer einmal in sehr hermetischen Denkgebäuden heimisch war, für den ist der Wechsel von einem Apartment ins nächste leider nur ein kurzer Weg. Fakten, Quellen und Stringenz fliegen in hohem Bogen aus dem Fenster, die stören nur beim gemütlichen Rückzug allein aufs Narrativ. Natürlich möchte niemand für sich in Anspruch nehmen, eine Wurst zu sein, die von den komplexen Zusammenhängen dieser Welt kognitiv überfordert ist. Das hält die Seele nicht gut aus. Das Menschlein will halt Einigkeit, verstanden werden, sich ins Rudel kuscheln und gerne auch mal Recht haben. Das wollen wir alle. Und auch mal ein bisschen wichtig sein. Am Rad der Weltgeschichte mitdrehen oder gar zur Elite gehören, die vor allen anderen kapiert hat, wie's wirklich läuft.

Soweit, so verständlich. Aber wenn das so weit geht, dass man, statt sich mit glasharten Fakten auseinanderzusetzen, sich in eine Weltverschwörung hineinfabuliert, in der auch der größten Abstrusität mehr Gewicht und Wahrheitsgehalt zugesprochen wird als einer Meldung vom RKI, dann spricht das zwar für einen beeindruckenden Reichtum an Fantasie, aber ganz sicher nicht für die Kompetenz, hier irgendwas zu reißen, was die Welt voranbringt. Selbsterhalt und En­dor­phin­ausschüttung sind Trumpf, wenn es gilt, das Gefühl der eigenen Wurstigkeit unter allen Umständen zu vermeiden.

Das, was Hannah Arendt ,,das Bekenntnis zur gemeinsamen Fiktion" genannt hat. Die eigene Überhöhung als Speerspitze der Avantgarde – das fühlt sich natürlich ungleich geiler an als einfach nur ekelhaft staatsbürgerlich die Maßnahmen der Regierung ab­zunicken.Weil es mir Schlafschaf und Obrigkeitsknechtin halt an Vorstellungskraft mangelt, wie man eine ­Seuche besser in den Griff bekäme, ohne dass das komplette Land wirtschaftlich und demokratisch vollends in die Grütze geht. Unter meinen ehemaligen Freunden schießt das Adrenalin also in ungeahnte Höhen – nach langer Zeit der politischen Küchentisch­abende ist auf der Straße endlich mal wieder richtig was los: Es gilt Feinde zu bekämpfen, Kriege zu führen, Land­gewinne zu verzeichnen – und man selbst ist ganz vorne dabei. Ich-will-jetzt-so-fort-meine-Re-vo-lu-tion!, krakeelt es aus der Sandkiste, in der sich die ehemals linken Ehemalsfreunde inzwischen mit Nazis und Vollspinnern Eimerchen und Schaufel teilen.

Unter Menschen, die ich bis Anfang des Jahres also noch für gestandene Linke mit gut abgewogenen Ideal- als auch Pragmatismus gehalten hatte, hat die grundsätzliche Skepsis gegenüber Staatsorganen und Exekutive (die ich durchaus teile), dank Corona nun endgültig klinisch-paranoides Terrain erobert. Natürlich kann/darf/muss man jede einzelne Maßnahme genau betrachten, überprüfen, gegebenenfalls kritisieren und bisweilen auch laut dagegen anzetern. Und das ist ja auch ohne Einschränkungen möglich. Vor zwei Wochen demonstrierten Zehntausende gegen die Coronamaßnahmen der Regierung. Und ich erfuhr mit Schrecken, dass sich dort auch ehemalige Freunde tummelten.

Leute, ihr findet also nichts dabei, Seit an Seit, die Reihen fest und infektiös geschlossen, mit Nazis, Reichsbürgern und ausgewiesenen Demokratiefeinden gegen eine angebliche Diktatur auf die Straße zu gehen? ­Deren Existenz sich allein schon dadurch negiert, dass ihr diesen Irrsinn überhaupt betreiben könnt, ohne ­größere Sanktionen befürchten zu müssen. Nicht euer Ernst, oder? Ich erlebe, wie Genoss*innen den Schwurbel von Ken Jebsen mit begeisterter Lese­empfehlung durch die sozialen Medien jagen und das immergleiche Lied von der Grippe, die weitaus schlimmer als Corona sei und die weitaus mehr Leben dahinraffe, chorisch mitgrölen. Und dabei neben frappierender Parallel­realität auch noch einen Egoismus an den Tag legen, dass es einer Sau graust.

Wo ist sie denn geblieben, die seit Jahrzehnten auf jeder Demo laut skandierte, internationale Solidarität? Und wenn sie schon nicht für Oma Else aus Sachsen-Anhalt gilt, der man vielleicht keine potentiellen Viren entgegen­rotzen sollte, dann doch wenigstens den unterprivilegierten schwarzen Schwestern und Brüdern in Brasilien, die unter dem faschistischen ­Bolsonaro-Regime zu Tausenden verrecken und sich mutmaßlicher nichts sehnlicher wünschen als die Maßnahmen in der ,,Meinungsdiktatur" BRD?

Kann man sich nicht allein schon aus diesen Gründen mal kurz einen Staubsaugerfilter vor die Visage schnüren, um zu signalisieren: Hier geht's um mehr als nur um meine eigene Bequemlichkeit? Wo allein die bereits ein zutiefst neoliberaler Markenkern ist, der sich unter Linken normalerweise schon von selbst verböte. Und ist es nicht ungleich viel aufwändiger, sich all diesen Schwurbelkram einigermaßen sinnhaft zusammenzubasteln, als sich einfach nur an Fakten zu halten? Die ihr ja keineswegs leugnet, wenn es um den Klima­wandel geht. Also, stellt eure Hirne gefälligst wieder auf die Vor-­Corona-Werkseinstellungen zurück! Denn Bekloppte gab's auch vorher schon mehr als genug.


Aus: "Linke Coronaleugner: Macht's wieder gut, Genoss*innen!" Tania Kibermanis (17. 9. 2020)
Quelle: https://taz.de/Linke-Coronaleugner/!5709947/

Link

Quote[...] Die Initiative Querdenken will am Wochenende des Tags der Einheit in Konstanz und rund um den Bodensee gegen die staatlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie demonstrieren. Wie die Stadt Konstanz und der Veranstalter angaben, ist geplant, am 3. Oktober eine Menschenkette um den Bodensee zu bilden. Das soll unabhängig von der Zustimmung der Kommunen passieren, wie der Südkurier unter Berufung auf einen Organisator berichtet.

Laut einem Sprecher der Stadt sind außerdem Versammlungen für den 3. und 4. Oktober in Konstanz geplant. Diese würden aber noch geprüft, auch mit Blick auf mögliche Auflagen. In der kommenden Woche sollen demnach Gespräche mit den Anmeldern und der Polizei geführt werden, Ende der Woche soll es dann eine Mitteilung an die Veranstalter geben. Der Stadtsprecher machte keine Angaben dazu, für wie viele Teilnehmer die Veranstaltungen jeweils angemeldet worden sind.

Die Initiative Querdenken veranstaltet seit Monaten Proteste gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Am vergangenen Wochenende gab es etwa Kundgebungen in München und Hannover. Ende August hatten in Berlin Zehntausende Menschen demonstriert, dabei kam es zu Ausschreitungen Rechtsextremer am Reichstagsgebäude.

Daraufhin kündigte Querdenken an, künftig werde der Stuttgarter Ableger keine Demonstrationen mehr in Berlin organisieren. Am 3. Oktober sollte stattdessen in Konstanz demonstriert werden. Der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) befürchtete aber Platzprobleme am Tag der Deutschen Einheit wegen vieler zugleich stattfindender Veranstaltungen. Wie der Südkurier berichtet, will Querdenken die Großdemonstration in Konstanz nun auf den 4. Oktober verschieben. 

Laut einer Umfrage steht die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung allerdings hinter den staatlichen Corona-Schutzmaßnahmen. 69 Prozent der Befragten halten sie für richtig, wie aus dem aktuellen ZDF-Politbarometer von Donnerstag hervorgeht. Fast jeder Fünfte wünsche sich demnach sogar noch weitergehende Maßnahmen. Lediglich elf Prozent hielten die Schutzbestimmungen für übertrieben.

Entsprechend schlecht werden laut Politbarometer die Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen beurteilt. Nur 14 Prozent der Befragten finden die Proteste "gut", 83 Prozent hingegen "nicht gut".

Bei den Protesten wurden auch immer wieder Verstöße gegen die Corona-Maßnahmen festgestellt, weil Menschen etwa keinen Abstand hielten oder sich weigerten, Mund und Nase zu bedecken. Auch in anderen Städten kam es zu Protesten.


Aus: "Querdenken: Initiative plant Anti-Corona-Menschenkette um den Bodensee" (17. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-09/querdenken-demonstration-bodensee-konstanz-initiative-coronavirus

QuoteMrZinfandel #27

Ich würde es sehr begrüßen, wenn Medien aufhören würden, von Anti-Corona-Demos zu schreiben. Anti-Coronamaßnahmen-Demos wäre richtig, wobei Anti-Vernunft-Demos es eigentlich noch besser trifft.


QuoteHarzer12 #12

Tja, liebe ZON Foristen oder zumindest Teile davon, es gibt eben auch Mrnschen, die anderer Meinung sind als ihr. Findet euch damit ab...

Ob man eine Menschenkette rund um den Bodensee nun für sinnvoll hält oder nicht...Wenn ihr alle Leute, die gegen Corona-Einschränkungen auf die Straße gehen, pauschal als Wirrköpfe, Nazis, Verschwörungstheoretiker etc. abtut, dann wendet ihr die gleichen Denkweisen an, die ihr sonst immer dem rechen Rand vorwerft: Pauschalisierungen, Feinbilddenken, negative Zuschreibungen, kurzum gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.

Auch wenn Schwarz-Weiß-Denken zweifellos sehr bequem ist so ist die Realität doch ein wenig komplizierter.

Quoteno-panic #12.4

Zitat: Tja, liebe ZON Foristen oder zumindest Teile davon, es gibt eben auch Mrnschen, die anderer Meinung sind als ihr. Findet euch damit ab...

Genau das unterscheidet uns, die Sie hier ansprechen, ja von den Querdenkern. Wir akzeptieren andere Meinungen, lassen sie zu und brüllen sie nicht nieder.
Warum wir allerdings die Forderungen einer absoluten Minderheit auch nur im Geringsten umzusetzen in Betracht ziehen sollten, können Sie als Demokrat sicher erklären.


Quotesugarcoater #46

Könnte man diese Kämpfer für den Irrsinn nicht nach Marseille auf die Intensivstationen schicken?
Wobei, das möchte ich den Franzosen nicht antun.


Quotekuckug #35

Zu Beginn der Krise hielt ich die Maßnahmen für angebracht, denn Sicherheit geht vor.
Niemand konnte sagen, wie hoch die Gefahr tatsächlich ist, die vom Coronavirus ausgeht, auch "Experten" nicht. Den Zahlen aus China konnte man nur bedingt vertrauen.
Heute aber liegen eine Fülle an Zahlen vor und selbst Spahn sagte, daß nicht jede Maßnahme heute noch einmal genauso verordnet werden würede oder mit anderen Worten: Es war (verständlicherweise) überzogen, denn Sicherheit der Bevölkerung ist oberstes Ziel.
Heute sieht die Situation anders aus. Die Todesrate erwies sich als erheblich niedriger als zu Beginn postuliert. Seit ca. drei Monaten sterben durchschnittlich ca. 5 Personen mit einem Durchschnittsalter von 81 J. täglich, bei denen Corona festgestellt wurde. Gleichzeitig aber sterben ca. 3000 Menschen aufgrund "sonstiger Umstände". Die Infektionszahlen steigen und steigen, weil immer mehr getestet wird und die Zahl der schweren Verläufe und die Todesfälle ist konstant niedrig.
Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, mit dem Coronavirus zu leben. (vgl. auch Streek) Es wird immer mal wieder auftauchen, auch in neuer Form. Es wird auch Tote geben, wie bei jedem anderen Virus auch. Sollen wir uns jetzt alle für den Rest unseres Lebens als "Monk" leben und alle wirtschaftlichen Grundlagen unseres Wohlstandes ruinieren, anschließend mit einem Fell um die Hüften und mit einer Keule bewaffnet durch die Wälder streifen?
Wir sollten vom Verbot zum Gebot kommen!


Quotehallofymil #40

Es wird Zeit, dass die Bevölkerung endlich aktiv gegen den Behördenunsinn vorgeht. Gut so!


QuoteLemarr #44

Ja, guter Plan.

Es ist unbedingt notwendig, daß sich die Bürger gegen unbegründeten Notstand (Schland) oder ausfallenden Volksabstimmungen (Schweiz) wehren!

Als Grund dafür wird uns hier einen Epidemie genannt, die mitlererweile auf die Brdrohung durch eine durchschnittliche Grippesaison abgeflacht ist.
Wehren wir uns nicht langsam, werden wir in Zukunft wohl die Hälfte jedes Jahrs im Notstand verbringen.
Tolle Sache für unsere durchtriebenne Regierigen, aber wohl kaum für das Volk.


QuoteHannemarie #44.1

Was sind durchtriebenne Regierigen und welches Volk meinen Sie eigentlich? Die 69%, die die Hygiene-Regeln richtig finden, gehören ja wohl nicht dazu.


Quotesugarcoater #44.2

Sie lesen schon einmal Nachrichten aus dem Ausland? Wo leben diese Covidioten? In einer Höhle, in der RT und Servus TV in Dauerschleife laufen?
So weltfremd und uninformiert zu sein, das ist 2020 ja schon irgendwie eine Leistung.


QuoteTraveller1 #47

Ich finde das im höchsten Maße erschreckend, in welcher intoleranten und diffamierenden Art und Weise wir mittlerweile mit anderen Meinungen umgehen. Cancel Culture in Reinkultur. Könnte man sich vielleicht einfach mal auf folgende Fakten einigen:
1. Kaum jemand "leugnet" das Vorhandensein des Corona Virus, das wäre in der Tat idiotisch.
2. Masken sind nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ein höchst hilfreicher Weg Ansteckung zu vermeiden, vor allem in geschlossenen Räumen.
3. Es gibt vergleichsweise sehr wenig Ansteckungen im Freien, ein Mindestabstand ist dort sehr sinnvoll.
4. In Zügen und Flugzeugen besteht grundsätzlich keine höhere Ansteckung als mit Maske in geschlossenen Räumen; durch die bessere Luftzirkulation braucht es keinen Mindestabstand
5. Laut RKI haben wir schon seit langem (Mai) Werte von unter 1% positiver Testresultate. Umso mehr Test, umso mehr Infizierte finden wir, umso geringer (absolut) wird die Dunkelziffer.
6. Seit 9 Wochen ist die Zahl der absoluten Todesfälle <100/Woche, zuletzt wochenlang zwischen 20-30.
7. Das Grundgesetz garantiert nirgendwo, dass der Schutz eines einzelnen menschlichen Lebens über allem zu stehen hat. Wieso würden wir sonst Auto/Motorrad/Fahrradfahren erlauben? Weltweit gesehen ist die Zahl der Verkehrstoten weitgehend identisch mit denen, die an Corona gestorben sind. Masken = Gurt/Helm
8. Viren kennen keine Grenzen. Ob ich Party im Hobbykeller mache oder auf Malle und alle Hygieneregeln ignoriere, ist Covid egal
9. In der Autoindustrie + Zulieferer arbeiten knapp 900.000 Menschen in Deutschland. Im Tourismus (ohne Gaststätten) 3 Millionen. Bevor wir Autoprämien verschenken, gibt es viele andere Prioritäten.
10. Ohne Wirtschaft keine Steuereinnahmen, ohne Steuereinnahmen ist der Staat, sind WIR, pleite,
etcetcetc
Und dann bitte nochmal nachdenken, welche aktuellen Maßnahmen wirklich sinnvoll und vertretbar sind.


Quoteuser271828 #50.1

Ich bin vollkommen bei ihnen. Manche Maßnahmen machen, diplomatisch gesagt, sicher nicht so viel Sinn, andere dagegen könnten besser gestaltet sein. Darüber könnte oder sollte man tatsächlich reden.

NUR ... Querdenker. Nach der ersten großen Demo in Berlin, habe ich mir ein paar Videos angeschaut (von den Querdenkern veröffentlicht), habe in ein paar Reden reingehört und auch Interviews angehört. ... Und es tut mir wirklich leid: Spätestens nach 5 Minuten habe ich mich bei den meisten gefragt: Aus welcher Psychiatrie ist denn der entsprungen? Da ist so viel Hirnriss und Unfug dabei, das kann man sich echt nicht lange geben.

Und zu was führt das Ganze? Nicht zu einer sinnvollen Diskussion ...


QuoteDombaumeister #55

Lässt sich Trump auch wieder einfliegen? Oder nur, wenn das Wetter schön ist, damit seine Frisur nicht leidet? Fragen über Fragen ...


QuoteAugust S #56

"Laut einer Umfrage steht die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung allerdings hinter den staatlichen Corona-Schutzmaßnahmen."

Ja, eine zum Teil stark verängstigte Mehrheit, die sich nicht traut zu widersprechen, um nicht "Verschwörungstheoretiker" oder "Nazi" zu sein.
Wenn die Maßnahmen so gut angenommen werden, frage ich mich, warum 99% aller Menschen, die ich sehe, die Maske vom Gesicht reissen, sobald sie aus dem Geschäft kommen. Was übrigens überhaupt nicht im Einklang mit dem empfohlenen Verhalten steht. Wenn morgen die Maskenpflicht abgeschafft wird, sind bestimmt 80% total froh. Aber jetzt sagen 66%, sie finden die Maßnahmen gut. Also bitte...


...

Link

Quote[...] Die Behörden in Deutschland ermitteln bundesweit in mehr als 10.000 Fällen wegen unrechtmäßig erhaltener Corona-Soforthilfen und anderer Betrugsvorwürfe in Zusammenhang mit der Pandemie. Dies berichtet das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) unter Berufung auf eine Umfrage der Deutschen Richterzeitung bei Justizministerien und Staatsanwaltschaften der 16 Bundesländer. Der Schaden beläuft sich demnach auf mehrere Millionen Euro.

"Die strafrechtliche Aufarbeitung der Corona-Krise dürfte die Justiz noch bis weit ins nächste Jahr hinein beschäftigen", sagte Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes. "Trotz Auslaufens der staatlichen Hilfsprogramme erreichen die Staatsanwaltschaften weiterhin neue Verdachtsfälle erschlichener Corona-Soforthilfen."

Hinweise der auszahlenden Banken auf mögliche Straftaten gingen teilweise erst mit langem zeitlichen Nachlauf an die Justiz ein. Es gehe dabei in der Regel um Fälle von Subventionsbetrug, die vertiefte einzelfallbezogene Ermittlungen erforderten. Dies lasse sich nicht standardisiert als Massenverfahren erledigen.

Laut der Umfrage finden sich die meisten mutmaßlichen Straftaten in Bezug auf die Coronavirus-Soforthilfen in Nordrhein-Westfalen. Dort seien mehr als 4.300 Verfahren bekannt. In Berlin geht die Polizei mehr als 2.000 Fällen nach, das bedeutet die zweithöchste Zahl. Bei den Staatsanwaltschaften in Bayern laufen den Angaben zufolge mehr als 1.000 Verfahren.


Aus: "Justiz prüft deutschlandweit mehr als 10.000 Betrugsfälle" (17. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-09/corona-soforthilfen-betrug-ermittlung-justiz-schaden-millionen

Link

Quote[...] Der aktuelle Vorstoß des Verbands der deutschen homöopathischen Ärzte deutet auch auf einen tiefen Riß in der medizinischen Voodoo-Szene hin. Im März dieses Jahres hatte sich der Verband überraschend klar auf die Seite der evidenzbasierten Medizin geschlagen. Er stellte sich ostentativ hinter die Empfehlungen des Robert-Koch-Insitituts und mahnt seine Mitglieder "hinsichtlich jeder Art von homöopathischen Vorsorge- oder Therapie-Empfehlungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus" zurückhaltend zu sein. Diese Empfehlung kam nicht gut an bei jenen Ärzten, die als homöopathische Hardliner den Tanz rund ums magische Lagerfeuer anzuführen pflegen.

Welche bizarren Blüten das homöopathische Selbstbewusstsein treiben kann, zeigt ein Beitrag des deutschen PR-Beraters Christian J. Becker. Er gibt mit seinem Homöopathie-Watchblog den Mann fürs Grobe im Zuckerkugel-Lobbyismus. Er macht seit Monaten Stimmung für homöopathische Corona-Behandlungen. In einem Beitrag behauptet er ernsthaft, dass die Homöopathie schon bei Cholera-Epidemien im 19. Jahrhundert 92 Prozent der Erkrankten geheilt hätte. Auch bei der spanischen Grippe hätte die Homöopathie wundersame Erfolge gefeiert. Nur ein Prozent der in Krankenhäusern homöopathisch behandelten Kranken sei verstorben. Bei den konventionell Behandelten wären es 30 Prozent gewesen.

Die Aktion der deutschen Homöopathen sorgt in Skeptikerkreisen bereits für erheblichen Widerstand. Die Ärztin und Autorin Natalie Grams nennt die Dinge beim Namen: Heilpraktiker, Anthroposophen und Homöopathen werden mit ihren Einzelfallberichten zur Heilung von Corona-Kranken zu einer allgemeinen Gefahr. (Christian Kreil, 28.9.2020)


Aus: "Stiftung Gurutest: Deutsche Homöopathen starten Placebo-Offensive gegen Corona" (28. September 2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000120257450/deutsche-homoeopathen-starten-placebo-offensive-gegen-corona

https://homoeopathiewatchblog.de/2020/01/31/durchbruch-fuer-homoeopathie-bei-behandlung-von-epidemien-4-beispiele-fuer-erfolge-bei-cholera-typhus-spanischer-grippe-encephalitis/

Quote
Gereon

Hilft's nix schad's nix

wenn es die Leute beruhigt? Besser, als wenn sie zu saufen anfangen. Auch Placeboeffekte helfen manchmal. Und eine Stärkung des Immunsystems ist sicher nicht verkehrt. Dass Homöopathie weder eine schulmedizischen Behandlung noch eine Impfung ersetzt, ist eh klar. Aber diese Leute zu einer "allgemeinen Gefahr" hochzustilisieren, halte ich für stark übertrieben.


Quote
Huge

Das sind doch alle nur Globulisierungsgegner!


Quote
Unendliche Unwahrscheinlichkeit

Bin gegen jede Art von Placebophobie (Und Behandlungsmethodenrassismus)


Quote
Gib Komplexen keine Chance!

Ah, die selbstgerechte Meinungspolizei schlägt wieder zu. ...


Quote
NeuerPostingname

Eine Meinung kann man zB zu sozialen Fragen haben. Dass Globuli Schwachsinn ist, ist genauso wenig eine "Meinung" wie dass 5 größer als 2 ist.


Quote
Kommentator2

Meine Frage ist: Führt die homöopathische Behandlung von Kindern, wo sie lernen bei stressbedingten Symptomen wie Bauchschmerzen "Medikamente" einzunehmen, zu einem höheren Risiko der Medikamentenabhängigkeit oder generell Substanzabhängigkeit (Alkohol,...) im Erwachsenenalter?


Quote
weiß es besser

Ich pinkel immer bei Vollmond untern Apfelbaum.
Die Äpfel brenne ich zu Schnaps und wenn ich traurig bin trinke ich davon.
Leider schaffe ich es noch nicht den richtig zu potenzieren, ich benötige immer ganze Flaschen davon.

Kann es sein, dass ich ihn nicht richtig schüttle?


Quote
luke46

Schütteln darf man nur als Mann nach dem Lulu...

Um die richtige Potenz zu erwischen müssens nackt im Garten um 20 nackte Einhörner tanzen und gleichzeitig die Flasche rechts drehen....


Quote
Guenther1964

Wen?


Quote
cloudius

John Lennon wurde mal gefragt was er werden will.
Er sagte "Ich will glücklich werden"
Daraufhin sagte der Fragesteller "Du hast die Frage nicht verstanden"
Lennon antwortete "Nein, Sie haben das Leben nicht verstanden!"
Ich liebe die Homöopathie + sie liebt mich ;-)


Quote
laendletigerin

John Lennon hat aber nicht gesagt "Ich möchte irrational dumm werden."


Quote
LukasA.

Alle paar Monate wieder ein Artikel gegen alternative Medizin oder gegen Impfgegner. Schade, dass der Standard das nötig hat.


Quote
Arjuna, the beautiful

Der Homöopathiehass hier wird langsam pathologisch.


Quote
ninjagulbi

Ich verstehe immer noch nicht wie Homöopathie in Arztpraxen und Apotheken erlaubt sein kann, diese Sachen gehören zum Zuckerbäcker oder in Scherzartikelshops.
Gibt's denn kein Globuli gegen Dummheit?


Quote
RyuRyu

Was spricht Dagegen Homöopathie zu verwenden wenn es einvernehmlich zwischen Arzt und Patient geschieht?


Quote
IcemanX97

Echt jetzt?


...

Link

Quote[...] Seit Beginn der Corona-Pandemie ist US-Wissenschaftlern zufolge weltweit bereits mehr als eine Million Menschen nach einer Infektion mit dem Virus gestorben. Das geht aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore hervor. Anderen Berechnungen zufolge war die Millionenmarke bereits in der Nacht zum Montag überschritten worden.

Rund ein Fünftel aller erfassten Todesfälle beklagen die USA, wo mehr als 205.000 Menschen starben. In Brasilien sind mehr als 142.000, in Indien mehr als 95.000 Menschen gestorben. Die Opferzahl in den USA, wo rund 330 Millionen Menschen leben, ist weltweit die bislang höchste in absoluten Zahlen. Relativ zur Einwohnerzahl ist die Zahl der Toten jedoch in einigen europäischen Ländern höher.
UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete die Zahl als "qualvollen Meilenstein". Es sei eine "betäubende Zahl", sagte Guterres. "Trotzdem dürfen wir nie die einzelnen Leben aus dem Blick verlieren: Es waren Väter, Mütter, Ehefrauen, Ehemänner, Brüder, Schwestern, Freunde und Kollegen."

...


Aus: "Zahl der Corona-Toten überschreitet Millionenmarke" Mathias Peer (29. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/2020-07/corona-weltweit-pandemie-entwicklung-live


Link

#226
Quote[...] US-Präsident Donald Trump ist wegen seiner Corona-Infektion ins Walter-Reed-Militärkrankenhaus in Bethesda nördlich von Washington gebracht worden. Nach Angaben des Weißen Hauses handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme auf Empfehlung der Ärzte. Trump weise nach der Infektion "leichte Symptome" auf. Er sei aber nach wie vor guter Dinge und habe den ganzen Tag über in eigens eingerichteten Büroräumen in der Klinik gearbeitet.

Der Präsident meldete sich auch selbst zu Wort. "Ich denke, es geht mir sehr gut", sagte er in einem auf Twitter veröffentlichten Video aus dem Weißen Haus. Im Krankenhaus solle nun sichergestellt werden, dass alles gut verlaufe. Er danke allen für die "unglaubliche Unterstützung".

Beim Verlassen des Weißen Hauses demonstrierte der Präsident vor Kameras, dass er auf den Beinen ist. Er zeigte in Richtung anwesender Journalisten einen Daumen und winkte und ging dann wie gewohnt über den Rasen zum wenige Meter entfernt wartenden Helikopter. Trump trug Anzug und Krawatte und einen Mund-Nasen-Schutz und wurde von Mitarbeitern begleitet, die ebenfalls Masken trugen. Die 50-jährige, ebenfalls infizierte First Lady Melania blieb im Weißen Haus. Trump sagte in seiner Videobotschaft, seiner Ehefrau gehe es "sehr gut". ...

... Die Infektion sorgt für weitere Turbulenzen im ohnehin chaotischen Wahljahr. In weniger als fünf Wochen – am 3. November – stellen sich Trump und sein demokratischer Herausforderer Joe Biden zur Wahl.

...


Aus: "Donald Trump begibt sich wegen Corona-Infektion ins Krankenhaus" (2. Oktober 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-10/us-praesident-trump-begibt-sich-wegen-covid-19-ins-krankenhaus

-

Quote[...] Die frühere hochrangige Beraterin von US-Präsident Donald Trump, Kellyanne Conway, hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Sie sei positiv auf das Coronavirus getestet worden, schrieb Conway auf Twitter. Sie habe milde Symptome - einen leichten Husten - und fühle sich gut. Sie habe in Rücksprache mit Ärzten die Quarantäne begonnen.

Auch Trumps aktueller Wahlkampfchef, Bill Stepien, ist mit dem Virus infiziert. Das Wahlkampfteam bestätigte einen Bericht des Magazins "Politico". Stepien habe seine Diagnose am Freitagabend erhalten und habe leichte, grippeähnliche Symptome. Er halte aus dem Home-Office weiter die Kontrolle über die Kampagne.

Früher am Tag war bekannt geworden, dass sich auch die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel mit dem Virus angesteckt hatte. Der positive Test von Trumps enger Beraterin Hope Hicks am Donnerstag hatte zahlreiche weitere Tests im Umfeld des Präsidenten nach sich gezogen.

Conway, die Ende August überraschend ihren Rückzug aus dem Weißen Haus angekündigt hatte, nahm am vergangenen Samstag an einer Veranstaltung im Weißen Haus teil. Bei dem Event im Rosengarten hatte Trump die konservative Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Posten am Obersten Gericht der USA vorgestellt. Conway war auf Fotos ohne Masken und in engem Kontakt mit anderen Gästen, darunter an der Seite von Justizminister William Barr, zu sehen.

Am Freitag hatten bereits die Ansteckungen zweier Republikaner im US-Senat die Aufmerksamkeit auf die Veranstaltung gelenkt, unter ihnen Senator Mike Lee aus dem Bundesstaat Utah. Die Veranstaltung war zwar unter freiem Himmel im Garten des Weißen Hauses, es war aber gut zu sehen, dass viele Teilnehmer keine Masken trugen und keinen Abstand hielten. Auch der Präsident der katholischen Universität Notre Dame, der anwesend war, teilte am Freitag mit, dass sein Corona-Test positiv ausgefallen sei.

Kurz nach Mitternacht am Freitag war bekannt geworden, dass US-Präsident Trump und First Lady Melania sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Conway hatte bei der Veranstaltung direkt hinter Melania Trump gesessen. Bei der Präsidentenwahl 2016 hatte Conway als Wahlkampfmanagerin Trump zum Sieg verholfen. Nach dessen Amtsantritt wurde sie Beraterin des US-Präsidenten und eine seiner entschlossensten Verteidigerinnen.

Quelle: ntv.de, hek/dpa


Aus: "Infektionen in Trumps Umfeld: Auch Ex-Beraterin Conway hat Corona" (Samstag, 03. Oktober 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Auch-Ex-Beraterin-Conway-hat-Corona-article22075527.html

-

Quote[...] Nesrine Malik | The Guardian

Wären die vergangenen Tage in der US-Politik ein Theaterstück, würde man die Handlung für zu unglaubwürdig halten. Eine Gruppe von Charakteren kommt zusammen, um den letzten Willen einer Richterin des Obersten Gerichtshofs zu verletzen. Sie hatte sich gewünscht, dass ihre Nachfolgerin erst nach der Präsidentschaftswahl im November besetzt wird. Nur wenige Tage nach dem Tod der Richterin trifft sich die Gruppe im Rosengarten des Weißen Hauses. Sie plaudern vertraulich, stecken die Köpfe zusammen, um leise miteinander zu sprechen. Andere umarmen sich und geben sich zur liebevollen Begrüßung Küsschen. Das Ganze wirkt nicht wie eine politische Veranstaltung, sondern wie eine Zeremonie des reinen Triumphes.

Auf der Feier zu Ehren der von US-Präsident Donald Trump nominierten Richterin Amy Coney Barrett bewegen sich die Mitglieder seines inneren Kreises mit der Leichtigkeit und guten Laune einer Clique, die sich frei von Einschränkungen durch öffentliche Rechenschaftspflicht oder moralische Skrupel fühlt. Ruth Bader Ginsburg ist tot. Sie werden ihre Kandidatin als Nachfolgerin durchdrücken. Die Pandemie, die außerhalb der angenehmen Stimmung des Rosengartens im Land wütet – für sie nicht von Bedeutung.

Doch es kommt zu einer unverhofften Wendung. Präsident Trump und mindestens sieben andere Teilnehmer*innen an dieser Veranstaltung werden positiv auf das Coronavirus getestet. Trump und eine weitere Person – Chris Christie – müssen ins Krankenhaus. Immer weitere Mitarbeiter des Weißen Hauses, die eng mit Donald Trump zu tun haben, werden positiv getestet. Die Pandemie, die Trump so lange kleingeredet und trivialisiert hat, holt den mächtigsten Mann der Welt letztlich ein.

Wir sind es nicht gewöhnt, dass Trump für seine Handlungen abgestraft wird. Was die Republikanische Partei und Trumps Unterstützer in der ganzen Nation angeht, war seine Präsidentschaft eine Studie der Gleichgültigkeit: Er konnte tun und lassen, was er wollte – egal wie unmoralisch, unehrlich, inkompetent oder sogar illegal es auch war. Dagegen hatte die Überheblichkeit der Rosengarten-Veranstaltung fast etwas Biblisches: Der Pharao, der glaubt, er sei ein Gott, stellt seine Straflosigkeit offen zur Schau und wird durch eine Seuche bestraft.

Aber mit übernatürlicher Vergeltung hat nichts davon zu tun. Es lässt sich kühl und rational erklären. Schließlich gibt es einen Grund für den Zeitpunkt, an dem Boris Johnson an Covid-19 erkrankte, nachdem er sich einige Tage zuvor gerühmt hatte, bei einem Krankenhausbesuch ,,allen" die Hand geschüttelt zu haben. Ebenso gibt es eine Logik hinter Trumps Ansteckung einige Tage nach einer Veranstaltung, bei der alle Sicherheitsvorkehrungen in den Wind geschlagen wurden. Die Naturgesetze sind nicht außer Kraft. Die Realität existiert noch und sie ist dabei, Donald Trump schnell einzuholen.

Wenn es darum geht, die Wahrheit zu verdrehen, sind der Präsident und seine Partei zu Vielem fähig, aber sein fahles und ermüdetes Gesicht beim Video-Auftritt aus dem Krankenhaus zeugte von seinen Grenzen.

Diese Grenzen wird er dennoch weiter austesten. Weder Trump noch seine Partei werden aus diesem Moment eine Lehre ziehen. Die Reaktion wird weder Demut noch Ernüchterung sein – oder gar Klasse zu zeigen. Auch Respektbezeugung wird es nicht geben gegenüber einer Nation, die hunderttausende Tote zu beklagen hat unter einem Staatsoberhaupt, das sich über alle, die Maske tragen, mokiert oder sie beschimpft – zuletzt seinen Rivalen um die Präsidentschaft Joe Biden beim TV-Rededuell.

Nur vier Wochen vor einer Wahl, die sorgfältige Kommunikation und enge Koordination zwischen dem Weißen Haus und Trumps medizinischen Beratern erfordern wird, hat die US-Regierung den Weg autoritärer Regime eingeschlagen, indem sie Aufnahmen davon zeigt, wie der Präsident leere Papiere unterschreibt, um den Eindruck zu vermitteln, er arbeite weiter.

Präsident Trump selbst stellte es trotz seiner Atemlosigkeit effekthaschend als seine Entscheidung dar, das Weiße Haus zu verlassen und ins Krankenhaus zu gehen. Denn das ist es, was ein großer Führer tut: ,,Man kann mich nicht einfach in einen Raum im Dachgeschoss sperren, nur damit ich sicher bin."

Trumps Krankheit sollte ein Weckruf für seine Regierung sein, eine Möglichkeit, die Strategie im Umgang mit dem Virus zu korrigieren. Aber dafür besteht kaum eine Chance. Wenn Trump nach überwundener Krankheit wieder auftaucht, werden er und seine Anhänger seine Genesung in den Dienst von noch mehr Propaganda über seine Stärke und Widerstandsfähigkeit stellen. Oder er wird sein Comeback als Munition nutzen, um zu beweisen, dass die Gefährlichkeit des Coronavirus tatsächlich übertrieben werde.

Jedenfalls wird er einen Weg finden, seinen Kampf mit dem Virus als Waffe gegen Joe Biden zu verwenden – der, so wird er argumentieren, ein schwacher Mann sei, der nicht weiß, wie die Amerikaner*innen sich fühlen, weil er sich abgeschottet hat, sicher vor dem Virus, versteckt hinter seiner Maske. Trumps Krankheit, die er sich als Ergebnis seiner Unvorsichtigkeit und Arroganz zugezogen hat, wird als Beweis dafür umgedeutet werden, dass er ein Mann des Volkes ist – der sich so sehr unter die Öffentlichkeit mischt, dass er sich auch mit dem Virus angesteckt hat.

Sollte sich Trumps Zustand dagegen verschlimmern, ist zu erwarten, dass eine Blüte der Verschwörungstheorien bevorsteht – und eine potenzielle Krise der Demokratie. Diese Regierung kommt nicht einmal in stabilen Zeiten gut zurecht, erst recht nicht in einer Krise. Eine Partei, deren Präsident schon gedroht hat, das Weiße Haus im Fall einer Wahlniederlage nicht zu verlassen, wird versuchen, noch weitere Normen aufzulösen. Zu viel steht auf dem Spiel, und die Zeit vor dem Wahltag ist zu kurz, um nur einen Atemzug auf Demut zu verschwenden.

Anstatt sich mit den außergewöhnlichen US-Todesfallzahlen und der Tatsache, dass sich der Präsident selbst wegen einer katastrophal schlechten Bewältigung der Pandemie angesteckt hat, auseinander zu setzen, steht dem Land die schlimmste Schlägerei noch bevor. Die Republikaner werden über Leichen gehen, um ihre Interessen zu sichern, genau wie sie es im Fall von Ginsburg getan haben.

Welche kurzfristigen Gewinne die zynische Ausnutzung von Trumps Krankheit ihm und seiner Partei auch bringen wird, sind die letzten Tage eine Erinnerung daran, dass es etwas außerhalb ihrer Macht gibt. Es gibt ein paar Untaten, mit denen sie nicht davonkommen können. Donald Trumps schwerwiegendes Führungsversagen und die Komplizenschaft der Republikaner bei diesem Versagen wird sie letztlich einholen. Trotz aller Lügen wird die Realität sich am Ende durchsetzen.


Aus: "Wirklichkeit sticht" Nesrine Malik (05.10.2020)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/wirklichkeit-sticht

Quote
WuMing | Community

Wirklichkeit sticht leider nicht, ... !

Irrationalismus wirkt, Trump wirkt, leider...


-

Quote[...] Trump bekräftigte seinen Aufruf an die Amerikaner, sie sollten sich nicht vor dem Virus fürchten. ,,Lasst es nicht euer Leben beherrschen. Habt keine Angst davor", sagte der Präsident in einem am Montagabend (Ortszeit) auf dem Balkon des Weißen Hauses aufgenommenen Video. ,,Geht raus, seid vorsichtig."

Zuvor hatte Trump bei Twitter geschrieben, er fühle sich besser als vor 20 Jahren. ,,Es ging mir nicht so gut", sagte er dann im Video zu seiner Erkrankung. ,,Aber vor zwei Tagen fühlte ich mich wieder großartig, besser als ich mich seit langem gefühlt habe." Vielleicht sei er jetzt immun gegen das Coronavirus, mutmaßte der Präsident. Er wirkte immer noch etwas kurzatmig. ...


Aus: "Vom Krankenbett ins Weiße Haus" (6. 10. 2020)
Quelle: https://taz.de/Erkrankung-des-US-Praesidenten/!5718709/

Quotetomás zerolo

Was schliessen wir daraus?

Wenn Dir ein Hubschrauber, eine Mehr-Zimmer-Suite in einem speziellen Krankenhaus, ein Ärztestab mit > 6 Leuten unzählige Krankenpfleger*innen zur Verfügung stehen und... (habe ich noch was vergessen?), dann sind Deine Prognosen bei Covid-19 besser als die einer Kassiererin, die in NY seinerzeit (erinnert sich jemensch noch an Frühjahr?) sich glücklich schätzen konnte, ein Feldbett zu bekommen.

So ein Riesenarschloch.


-

Quote[...] Donald Trump musste am Freitag aufgrund seiner Covid-19-Erkrankung mit Sauerstoff versorgt werden. Sein Arzt Sean Connelly gab dies aber zunächst nicht öffentlich bekannt. Ein Interview mit Mary Trump mit dem US-Radiosender ,,NPR" könnte Aufschluss geben, wieso. Offiziell wollte Connelly nur die optimistische Einstellung des Präsidenten widerspiegeln. Doch wie die entfremdete Nichte von Donald Trump behauptet, ist Kranksein in der Familie eine ,,Demonstration unverzeihlicher Schwäche".

Für Donald Trump und seinen Vater Fred Trump war es wohl ,,inakzeptabel", zu erkranken. Das klinge zwar unglaublich grausam, so Mary Trump, aber es sei wahr. Für sie ist genau das auch der Grund, wieso die USA so schwer von der Corona-Pandemie getroffen wurden. ,,Er kann nicht zugeben, schwach zu sein und diese Krankheit zu haben", sagt sie.
Mary Trump trägt ein dunkles Jackett und eine blaue Bluse und blickt ernst in die Kamera. ...

,,Ich hatte keine Ahnung davon, dass mein Urgroßvater 1918 an der Spanischen Grippe gestorben ist, erzählt Mary Trump. Erst vor wenigen Jahren habe sie etwas darüber gelesen. ,,Donald scheint es auch vergessen zu haben. Dafür, dass es ein faszinierendes Detail der Familiengeschichte ist, ist das unglaublich."

Bei ihrem Großvater sei nur positives Denken erlaubt gewesen, das letztlich krankhaft ausartete. Dementsprechend habe es keinen Platz für Traurigkeit, Verzweiflung oder Krankheiten gegeben, berichtet Mary Trump. Die Atmosphäre war ,,toxisch". Besonders schlimm sei es ihrem Vater ergangen, Fred Trump Junior. Als Alkoholiker wurde seine Sucht als schändlich und ,,seine eigene Schuld" betrachtet. 1982 starb er schließlich. Mary Trumps Großmutter litt unter Osteoporose. Doch ihre Schmerzen wurden nicht geduldet. Wann immer die Schmerzen kamen, habe man ihr gesagt, dass alles gut sei und schließlich den Raum verlassen, erzählt sie.

... Mit einer Spazierfahrt sorgte er [Trump] bei Medizinern für Entsetzen. ,,Es scheint, als können wir uns nicht auf die Informationen verlassen, die uns das Team vom Walter Reed mitteilt", behauptet Mary Trump. Dabei müsse man in so einem Fall so viel Akkurates wissen, wie nur möglich ist. Mehr als 7,4 Millionen Infektionen mit dem Coronavirus wurden in den USA bislang bestätigt. Mehr als 209.000 Menschen sind nach den Zahlen der Johns Hopkins University bislang an den Folgen von Covid-19 gestorben.

...


Aus: "Krankheit als ,,unverzeihliche Schwäche": Familiengeschichte erklärt Verhalten des US-Präsidenten" Lukas Rogalla (06.10.2020)
Quelle: https://www.fr.de/politik/donald-trump-usa-coronavirus-donald-mary-familie-krankheit-usa-us-praesident-mary-90061253.html

QuoteWerner Engelmann

"Doch wie die entfremdete Nichte von Donald Trump behauptet, ist
Kranksein in der Familie eine ,,Demonstration unverzeihlicher Schwäche"." -

Mary Trump bestätigt hier nur, was jedem, der etwas von Psychologie versteht, im Prinzip sowieso klar ist.
Ein fataler Fehler wäre allerdings, dies als Entschuldigung für den "armen" Trump aufzufassen, dass er so werden "musste". Keine Familiengeschichte rechtfertigt Verantwortungslosigkeit gegenüber der engeren Umwelt wie gegen eine Gemeinschaft überhaupt.


QuoteGandalf Sturmkrähe >> Werner Engelmann

Man kann es drehen und wenden wie man will, in der Psycholgie werden empathielose Menschen, die trotzdem auch charmant und einnehmend sein können, dann aber ohne jegliche Reue und Schuldbewusstsein ihre persönlichen Ziele verfolgen als Psychopathen, volkstümlich auch "einen an der Klatsche haben" bezeichnet, weil sie dabei, oft sogar im wahrsten Sinne des Wortes, über Leichen gehen.

Viel befremdlicher aus meiner Sicht ist, dass solche Typen auch noch bewundert werden. Wie wenig Selbstbewusstsein muss man haben um solche Menschen zu Anführern zu machen und ihnen oft bedingungslos zu folgen. Da ist etwas vollkommen aus dem Ruder gelaufen in dieser Gesellschaft, weil Gier und Hass sind keine angeborenen Eigenschaften des Menschen.


QuotePrinz von Bad Homburg >> Werner Engelmann

Die Erklärung, wieso jemand so ist wie er ist, sollte man m.E. einfach ganz lassen, weil prinzipiell zu komplex und nicht so einfach (auf etwas) herunterzubrechen. Historisch schützte Herkunft aus z.B. evangelischer Pfarrerfamilie auch nicht vor der Beteiligung an ("politisch-motiviertem", wenn man das überhaupt so sagen kann) kaltblütigem Mord. Abgesehen davon führt's auch - wie Sie auch andeuten - prinzipiell nicht weiter. Wichtig hingegen ist der Outcome, wie immer der auch zustande gekommen ist:
Und offenbar geben es die gesellschaftlichen Verhältnisse (nur dort?) her, die egoman-antisoziales Verhalten nicht nur tolerieren, sondern gar hofieren. Eins ist klar: Das Verhalten von DT ist keine Neubildung und sollte für alle keine Überraschung sein.


-

Quote[...] Einen Moment lang klang es, als sei US-Präsident Trump zu Sinnen gekommen und angesichts seiner Covid-19-Infektion in der Realität gelandet: In einem am Sonntag auf Twitter verbreiteten Video gestand er ein, viel über das Virus erfahren zu haben, und das am eigenen Leib.

Doch dann, nur wenige Stunden später, brach der Narzisst wieder durch, für den die Show alles ist und die Welt um ihn nur Beiwerk. Trump verließ seine Suite im Militärkrankenhaus und tourte in einer Limousine an davor jubelnden Anhängern vorbei.

Die Ärzte des Hospitals waren fassungslos. Keine zwei Tage zuvor war der Gesundheitszustand Trumps so labil, dass ihm Sauerstoff zugeführt werden musste, er Herzrasen bekam und ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort wurde ihm ein Medikament verabreicht, das nur bei schweren Covid-19-Fällen eingesetzt wird, dazu noch ein experimenteller Antikörper-Cocktail. Und sie warnten, dass erst sieben bis zehn Tage nach einer Infektion der kritische Punkt des Krankheitsverlaufs erreicht ist. Der kurze Trip des 74-Jährigen sei verantwortungsloses politisches Theater gewesen, urteilte einer der Ärzte auf Twitter.

Der willkürliche Umgang mit den Fakten hat mit Trumps Erkrankung eine neue, erschreckende und gefährliche Qualität angenommen. Bald werde es ein Wundermittel gegen das Virus geben, sagte Trump, es komme von Gott. Er müsse zurück an die Arbeit und den Job vollenden, Amerika wieder groß zu machen. Bis dahin gefährdet er aus Uneinsichtigkeit seine Umgebung, seinen Stab und auch diejenigen, die ihm ohne Schutzvorkehrungen auf seinen Veranstaltungen zujubeln.

...


Aus: "Corona-Patient Trump im Autokorso: Mehr als nur krank" Kommentar von Stefan Schaaf (6. 10. 2020)
Quelle: https://taz.de/Corona-Patient-Trump-im-Autokorso/!5715994/

-

Quote[...] Mit deutlichen Kursaufschlägen haben die US-Börsen am Montag auf Nachrichten zum Genesungsprozess des am Coronavirus erkrankten US-Präsidenten Donald Trump reagiert. Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg um 1,68 Prozent auf 28.148,64 Punkte. Ähnlich stark legte der breit gefasste S&P 500 mit plus 1,80 Prozent auf 3408,60 Punkte zu. Noch besser sah es für den technologielastigen Nasdaq 100 aus, der 2,25 Prozent auf 11.509,06 Punkte gewann.

Trump hat bereits das Krankenhaus verlassen, wo er wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt wurde. Er fühle sich sehr gut, schrieb er auf Twitter. Mit der Rückkehr des Präsidenten ins Weiße Haus stiegen nun auch wieder die Chancen auf eine Einigung zwischen Republikanern und Demokraten über ein weiteres US-Konjunkturpaket, wie es am Markt hieß.

Die politische Unsicherheit, die am Freitag in weiten Teilen der Börsenwelt noch für kräftige Verluste gesorgt hatte, ließ nun wieder merklich nach. Positives gab es zum Wochenbeginn auch von der US-Konjunktur: Die Stimmung im Dienstleistungssektor hatte sich im September überraschend verbessert.

Reichlich Bewegung war im Pharmasektor zu beobachten. Regeneron Pharmaceuticals legten um mehr als sieben Prozent zu. Im Kampf gegen das Virus wurde US-Präsident Donald Trump mit experimentellen Antikörpern des Biotech-Unternehmens behandelt. An der Dow-Spitze gewannen die Titel des erst unlängst in den Leitindex aufgestiegenen Biotech-Konzerns Amgen mehr als vier Prozent.

Unter den Nebenwerten an der Nasdaq sprangen die Papiere von MyoKardia um fast 58 Prozent auf 220,34 Dollar hoch, während die Aktien des Pharmaherstellers Bristol-Myers Squibb (BMS) um 0,8 Prozent vorrückten. BMS will den Hersteller von Herzmedikamenten für 13 Milliarden US-Dollar in bar oder 225 Dollar je Aktie kaufen.

Um 2,4 Prozent stiegen unter den Favoriten im Dow die Anteile von Caterpillar. Der US-Baumaschinenhersteller kauft das Öl- und Gasgeschäft des britischen Pumpen-Produzenten Weir Group für etwas mehr als 400 Millionen US-Dollar in bar. Caterpillar mache sich seine starke Bilanz zunutze, um die Sparte zu einer deutlich gesunkenen Bewertung zu kaufen, schrieben die Analysten von RBC.

Der Euro kostete nach US-Börsenschluss 1,1785 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1768 (Freitag: 1,1730) Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,8498 (0,8525) Euro gekostet. US-Staatsanleihen gaben nach. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) verlor 0,4 Prozent auf 138,82 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Anleihen betrug 0,773 Prozent.

Quelle: ntv.de, ino/dpa


Aus: "Trump erholt sich, die Börsen jubeln" (Montag, 05. Oktober 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Trump-erholt-sich-die-Boersen-jubeln-article22080196.html

-


Quote[...] Was seine Patientenakte angeht, folgt Donald Trump demselben Muster wie zuletzt bei seiner Steuererklärung: mauern, täuschen, weglächeln. Noch immer gibt es keine offizielle Auskunft darüber, wann Trump zuletzt negativ getestet wurde, ob er also wirklich erst seit Donnerstagabend von seiner Erkrankung weiß oder ob er über seinen Gesundheitszustand täuschte und andere gefährdete. Auch weigern sich die Ärzte weiterhin, mitzuteilen, wie genau es um Trumps Verfassung steht, in welchem Zustand etwa seine Lunge ist. Expertinnen und Experten warnen, dass er sich jetzt in einer kritischen Phase der Erkrankung befindet; sein Befinden könnte sich plötzlich verschlechtern und Notfallmaßnahmen nötig machen, für die er wieder ins Krankenhaus geflogen werden müsste.

Trump aber scheint fest entschlossen, seine gesundheitliche Verfassung seinem Image unterzuordnen anstatt umgekehrt. "Ich werde bald wieder auf Wahlkampftour sein", twitterte der Präsident am Montag. Mehr noch: Seine vermeintliche Genesung instrumentalisiert er als Teil seiner Kampagne, unterstützt von ihm loyalen Republikanern wie der Senatorin Kelly Loeffler aus Georgia. Sie verbreitete auf Twitter eine Videomontage des Präsidenten, der bei einem Boxkampf ein stilisiertes Virus zu Boden ringt, und schrieb dazu: "Covid hatte gegen Donald Trump KEINE Chance!"

Nach dem Auftritt auf dem Balkon veröffentlichte Trump ein Video, in dem er mehrfach seine Aussage wiederholt, man solle sein Leben nicht durch das Virus dominieren lassen, und unter anderem sagte: "Vielleicht bin ich ja immun, ich weiß es nicht." Das ist eine deutlich verschärfte Fortsetzung von Trumps verharmlosender Rhetorik zur Pandemie. Es wirkt, als sei sein Motto: 'Man muss nur wollen' – eine Haltung, die im Zweifelsfall Menschenleben gefährden könnte, wenn sie von seinen Anhängerinnen und Anhängern übernommen werden sollte. Trump markiert den Unbesiegbaren, geht damit aber auch vier Wochen vor der Wahl ein politisches Risiko ein.

... Donald Trump setzt darauf, mit der Illusion einer mit politischer Durchsetzungsstärke bezwingbaren Virusinfektion Präsident zu bleiben. Dabei hätte seine Erkrankung die Chance sein können, sich empathisch gegenüber den Betroffen und demütig gegenüber den Folgen des Virus zu zeigen, nachdem seine Zustimmungswerte in den Umfragen gesunken sind, je weiter die Pandemie voranschritt. Stattdessen – und, so heißt es, zum Unmut seiner Berater – lässt der Präsident sich selbst dann nicht von seinem bisherigen Kurs abbringen, wenn er nicht mehr richtig atmen kann.

...


Aus: "Donald Trump: Inszeniert wie eine Auferstehung"  Johanna Roth, Nashville (6. Oktober 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-10/donald-trump-coronavirus-erkrankung-usa-krankenhaus-entlassung/komplettansicht

QuoteFormSinn #3

Hollywood lässt grüßen - Insziniert wie der billigste Schmierenstreifen. Aber ein Teil der US-Bürger wollen das so und wählen ihn genau deshalb. ...


QuoteDekonstrukteur #3.19

Ach ja, viele Menschen scheinen das Echauffieren über Trump zu lieben. Genau das gibt ihm Macht. ...


QuoteHauptsache Haltung zeigen #3.24

In Amerika leben nun mal sehr viele Menschen, denen das Verständnis dafür fehlt, dass Trump nicht gut für sie ist.
Auf diese Leute geht man auch seit Jahrzehnten überhaupt nicht zu, man blickt einfach auf sie herab. Wir machen hier genau das Gleiche.

O-Ton auf ZON : Wie können diese dummen dummen Amerikaner nur diesen dummen Trump wählen.

Wenn sie so wollen, ist es mMn nur legitim wenn dumme Menschen sich einen dummen
Präsidenten wählen.
Darüber hinaus kann ich den Wunsch der vielen Abgehängten in den USA verstehen, die einfach keinen Bock mehr haben die schweigende Unterschicht und der verschmähte Bodensatz zu sein.

Ich kann verstehen, dass die unterste Schicht einer Mannschaft nach Jahren der Herablassung, der fehlenden Anerkennung und des Plankenschrubbens, das Schiff, auf dem sie segelt, nur noch anzünden will und eine letzte Nacht die Vorratskammer plündern will.


QuoteN-Mode #4

Das ist ganz mieses Theater, das selbst einem nordkoreanischen Diktator die Schamesröte ins Gesicht treiben würde.


QuoteRespublicaforever #4.1

Theater hin, Theater her, es ist Wahlkampf, aber dem lustigen dicken Mann in Nordkorea würde es ein Lächeln auf die gestrengen Mundwinkel zaubern und tut es bestimmt auch. ...


QuoteFalubor #9

Trumps Freund Bolsonaro hat aber COVID-19 bedeutend souveräner ,,besiegt". Das wird Trump schon wurmen.


QuoteEs_saugt_und_bläst_der_Heinzelmann #9.1

Ja, und viel früher als der gesalbte!


QuoteKarf #11

The show must go on – die Essenz Amerikas.


Quotedeepblueheaven #11.1

Brot und Spiele war das Mittel der alten Diktatoren. ...


Quotes062012 #20

Dass Trump die Infektion instrumentalisieren wird dürfte jetzt nicht überraschend sein. Ist ja Wahlkampf. Also so what.


QuoteRaymond Luxury-Yacht #22

Man verkennt in meinen Augen, dass die Maske selbst zum Symbol für den Umgang mit der Erkrankung geworden ist. Das Trump jetzt nach der Erkrankung nicht umdenken würde war absolut klar.

Der Umgang mit dem Virus lässte eben auch Rückschlüsse auf die unterschiedlichen Reaktionsweise und damit Charaktäre der Menschen auf Bedrohungen zu.

Bin ich eher defensiv, vermeide Risiken, verschanze mich und bin eher ängstlich, nenne es aber "verantwortungsvoll".

Oder bin ich eher offensiv und bereit das Risiko in Kauf zu nehmen. Mit der Hoffnung, dass es mich schon nicht erwischt. Als Symbol dafür, dass ich mich nicht "unterkriegen" lasse. Werde dafür aber als "verantwortugslos" gebrandmarkt.

Da wir objektiv erstaunlich wenig über die Infektionswege sowie die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen wissen, wird diese ganze Erkrankung tatsächlich auch die Wahlentscheidung beeinflussen.

Auf der einen Seite Trump, der das Schicksal vielleicht mutwillig herausgefordert hat, aber eben vielleicht auch weggesteckt, also auch "Stärke" gezeigt, hat. Und auf der anderen Seite Biden, der brav allen Vorsichtsmaßnahmen folgt, seine Maske zeigt und behauptet er hätte alle gerettet.

Beide Kandidaten sprechen zwei vollkommen unterschiedliche Lebensvorstellungen an. Finde ich hochinteressant, wie sich das alles auswirken wird...


...

Link

Quote[...] Vermutete Horrorszenarien wegen des Coronavirus bleiben in Afrika aus. Die Sterberate ist sogar 40-mal geringer als in Europa.

... Die Corona-Prognosen für Afrika waren zu Beginn der Pandemie katastrophal: Eine rasante Ausbreitung, kollabierende Gesundheitssysteme, Hunderttausende Tote wurden vorhergesagt. Doch ein halbes Jahr später ist klar, dass der Kontinent epidemiologisch nicht so hart getroffen wurde, wie befürchtet. "Afrika hatte seine eigene Pandemie", sagte jüngst Mark Woolhouse von der Universität Edinburgh. Die junge Bevölkerung ist dabei ein wichtiger Faktor - doch Experten rätseln noch immer über etliche andere Gründe, warum Afrika dem Allerschlimmsten bislang entkommen ist.

Der Kontinent hat bisher rund 1,48 Millionen Covid-19-Fälle verzeichnet. Weil viele Länder noch immer nicht ausreichend testen, dürfte die Dunkelziffer sehr hoch liegen. Wie hoch, darauf geben Antikörper-Studien Hinweise: Wissenschaftler einer Studie in Kenia etwa schätzten, dass etwa 1,6 Millionen Kenianer Corona-Antikörper hatten - im Gegensatz zu den rund 39.000 Corona-Fällen, die das Land offiziell verzeichnet hat.

Warum hat Afrika dann mit etwa 36.200 Covid-Toten eine vergleichsweise niedrige Todeszahl? Zwar werden sicher viele Todesfälle nicht diagnostiziert oder verzeichnet, gestehen Politiker und Forscher ein. Gäbe es aber einen sehr großen Anstieg an ungeklärten Todesfällen, würde man es merken, meint Pathologin Anne Barasa von der Universität von Nairobi. In Kenia etwa "gebe es keine Berichte von mehr Todesfällen und auch Gemeinden haben das nicht gemeldet".

Forscher sind sich einig: Das Alter der Menschen in Afrika spielt eine große Rolle. "In den meisten afrikanischen Ländern sind nur rund drei Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt", erklärt Matshidiso Moeti, die Afrika-Chefin der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In Deutschland sind es etwa 18 Prozent. Inzwischen ist bekannt, dass vor allem ältere Menschen an Covid-19 sterben. Das liegt laut Barasa unter anderem daran, dass mit zunehmenden Alter Krankheiten wie Diabetes steigen und das Immunsystem schwächer wird. Doch dies reicht als Erklärung nicht aus. Wissenschaftler der senegalesischen Universität Dakar und der niederländischen Universität Leiden haben ausgerechnet, dass anhand der Demografie die Sterberate in Afrika viermal so klein sein müsste wie in Europa oder den USA - nicht 40-mal.

Zunehmend finden Forscher heraus, dass genetische Unterschiede ein Faktor sind. Einer Studie im Fachjournal "Nature" zufolge gibt es einen möglichen Zusammenhang zwischen dem uralten Neandertaler-Erbe in unserem Erbgut und schweren Verläufen von Covid-19. Menschen mit dieser Genvariante haben demnach ein höheres Risiko, bei einer Corona-Infektion künstlich beatmet werden zu müssen. Diese Genvariante finde sich häufig bei Menschen in Südasien und Europa - in Afrika komme sie aber so gut wie gar nicht vor. Allerdings kann auch die Genetik nicht ausschlaggebend sein.

Die Lebensbedingungen in Afrika spielen sicherlich eine Rolle. "Das Virus wird nicht leicht draußen übertragen", sagt Francisca Mutapi von der Universität Edinburgh. Und in Afrika verbringe ein großer Teil der Bevölkerung seine Zeit im Freien. Außerdem ist Afrika viel weniger vernetzt und die Menschen sind nicht so mobil wie in Europa, so verbreitet sich das Virus weniger leicht.

...

Quelle: ntv.de, Gioia Forster, dpa


Aus: "Rätsel der geringen Totenzahlen Afrika inspiriert die Corona-Forschung" (Sonntag, 04. Oktober 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Afrika-inspiriert-die-Corona-Forschung-article22076922.html


Link

Quote[...] Die Wirtschaft Lateinamerikas erlebt dieses Jahr den größten Wirtschaftseinbruch seit mindestens 120 Jahren. Nach Angaben der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (Cepal) sinkt das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr im Durchschnitt um 9,1 Prozent, so stark wie seit Beginn der Erfassung im Jahr 1900 nicht. Damit werde die Armut zunehmen und wieder auf dem Stand von 2006 liegen. Ursache sind vor allem die Folgen der Corona-Pandemie. Das Ergebnis: eine verlorene Dekade für den Kontinent.

Die Bedeutung dieser Zahlen ist nicht zu unterschätzen: In den nächsten 15 Monaten werden auf dem Kontinent zehn Wahlen abgehalten, darunter drei Präsidentenwahlen und eine Volksabstimmung in Chile, der soziale Unruhen vorangehen. Viele traditionelle Parteien waren schon vor der Corona-Pandemie geschwächt.

Den mit Abstand größten Wirtschaftsrückgang verzeichnet in diesem Jahr Venezuela. Das BIP des vom sozialistischen Machthaber Nicolás Maduro regierten Landes wird um 26 Prozent zurückgehen, wie aus dem nun veröffentlichten Bericht der Cepal hervorgeht. Dahinter folgt (die Karibik-Region ausgeklammert) Peru mit einem Minus von 13 Prozent. Argentinien (-10,5 Prozent) und Brasilien (-9,4 Prozent) rangieren auf den Plätzen drei und vier. Bedeutende Wirtschaftsnationen wie Mexiko und Chile müssen mit einem Rückgang von neun beziehungsweise 7,9 Prozent rechnen.

Vielen Ländern mangelt es an einem guten Gesundheitssystem. Hinzu kommt in einigen Staaten ein hoher Anteil informell Beschäftigter. Sie wurden und werden von den Einschränkungen des Alltags besonders hart getroffen. Die Pandemie hat in Lateinamerika stark zugeschlagen: Peru hatte Anfang September international die meisten Covid-19-Toten je Kopf. Brasilien, dessen Präsident Jair Bolsonaro die Pandemie von Anfang an verharmlost hat, steht wiederum seit langem in der Spitzengruppe der Länder mit den meisten (kumulierten) Infektionsfällen.

Lateinamerika, schreibt die Cepal in ihrem Bericht, müsse den Moment nutzten, um sich neu zu orientieren, um den Entwicklungszielen der Agenda 2030 gerecht zu werden. Die Startbedingungen zu Beginn dieses Jahrzehnts sind dafür nun äußerst schlecht: Nach Angaben der Wirtschaftskommission wird die Arbeitslosenquote in diesem Jahr um 5,4 Punkte auf 13,5 Prozent steigen, die Armutsrate erreicht 37,7 Prozent – ein Plus von 7,1 Prozentpunkten.

Die Pandemie trifft vor allem Länder, die ohnehin arm sind. Länder wie Haiti, El Salvador und Honduras sind beispielsweise erheblich auf Geld angewiesen, das ihnen Auswanderer aus den Vereinigten Staaten senden. Geld, das nun zu einem nicht unerheblichen Teil wegbricht.

Schon in den Jahren 2014 bis 2019 betrug das Wirtschaftswachstum der Weltregion lediglich 0,4 Prozent im Schnitt. Vieles spricht dafür, dass in naher Zukunft kaum Besserung in Sicht ist. ,,Das ist, ohne Zweifel, die stärkste ökonomische und soziale Krise, welche die Region seit Jahrzehnten erlebt", schreibt die Cepal in ihrem Bericht. Sie offenbare die Schwäche der Wirtschaft, die auf wackeligen Füßen stehe. ,,Die Pandemie hat die Region mit einer Kombination aus internen und externen Schocks getroffen."

Hinzu kommen Probleme, die schon vor der Pandemie existierten. Nicht nur in Chile gab es im vergangenen Jahr Unruhen, auch in Bolivien, das im Oktober einen neuen Präsidenten wählt. In Venezuela soll im Dezember ein neues Parlament bestimmt werden, obwohl die Opposition (zumindest zu einem Großteil) den Urnengang boykottieren wird. In Mexiko wiederum steht mit Andrés Manuel López Obrador ein Präsident an der Spitze, der die Pandemie ähnlich wie Bolsonaro herunterspielte. Die nächsten Monate könnten für einige Staaten der Region noch schwerer werden als bisher.

Positive Ausnahmen gibt es kaum. Zu nennen wäre hier etwa Uruguay, das die Pandemie bisher gut im Griff hat und dessen BIP nur um 5 Prozent zurückgeht. Weiter nördlich wiederum befindet sich das einzige Land, das in der Region während der Pandemie ein Wirtschaftswachstum aufweist: Guyana, eines der ärmsten Länder der Karibik. Um 44,3 Prozent wird das BIP des kleinen Landes wachsen. Der Grund: Vor der Küste Guayanas wurden Ölvorkommen entdeckt. Bei wem der Geldsegen dann tatsächlich ankommt, steht dahin.


Aus: "Lateinamerika erleidet größten Wirtschaftsabschwung seit 120 Jahren" Tim Niendorf (07.10.2020)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/konjunktur/corona-in-lateinamerika-groesster-wirtschaftsabschwung-seit-1900-16990298.html


Link

Quote[...] Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebunds, hat im Deutschlandfunk die jüngsten Corona-Maßnahmen verteidigt. Eine Überschreitung der kritischen 50er-Marke bei der Sieben-Tage-Inzidenz sei deswegen kritisch, weil die Gesundheitsämter dann die einzelnen Infektionen nicht mehr richtig individuell rückverfolgen könnten, sagte Montgomery.

,,Wir erleben wieder einen Anstieg der tödlichen Verläufe, die Krankheit läuft ja über vier bis sechs Wochen, bis einer stirbt", sagte er.
,,Unsere Aufgabe als Ärzte ist es, Menschen vor schweren Erkrankungen zu schützen, sie gar nicht erst auf die Intensivstation kommen lassen zu müssen. Das ist kein Alarmismus, sondern der vernüftige Versuch, die Infektion mit gesundheitspolitischen Mitteln einzufangen."

,,Die Todeszahlen werden wieder ansteigen", sagte Montgomery. Zwar werde sie nicht mehr so stark ansteigen, wie noch im Frühjahr, weil man die Therapie der Krankeit besser im Griffe habe, die Menschen vorsichtiger seien und eher zum Arzt gehen. ,,Aber für Entwarnung ist es viel zu früh", sagte er.

Er kritisierte dabei auch die Beherberungsverbote, da Arbeits-, Familienbesuche und nicht touristische Besuche erlaubt sind. ,,Man muss an der Stelle, wo die Infektionen sind, ansetzen", sagt Frank Ulrich Montgomery vom Weltärztebund im Deutschlandfunk. Es gehe nicht um eine Einreisekontrolle in ein anderes Bundesland, sondern um eine Ausreisekontrolle, so Montgomery. Die Politik scheue sich aber vor dieser Forderung und komme nun mit allen möglichen absurden Vorschlägen.

,,Wir leben in einer föderalen Republik und dann muss Berlin dafür sorgen, dass Mecklenburg-Vorpommern dadurch geschützt wird, dass die Leute da gar nicht erst hinfahren", sagt Frank Ulrich Montgomery, Vorstandsvorsitzender des Weltärztebundes, im Dlf zu den Beherbergungsverboten. Im Gegenzug müssten deswegen viel eher Test bei der Ausreise aus einem Bundesland gemacht werden.

Jeder habe es selber in der Hand die Pandemie im Griff zu halten, indem man die Hygenieregeln, wie Maske, Abstand und Hygenie einhalte, appellierte Montgomery. Eine Überlastung des Gesundheitssystems in Deutschland sehe er aber nicht. ,,Wir haben in Deutschland ein ungeheuer gut aufgestelltes Gesundheitswesen. Wir haben inzwischen acht bis zehnmal so viele Intensivbetten, wie Italien in der Krise. Wer in Deutschland an der Krankheit erkrankt, kann ziemlich sicher sein, die bestmögliche Behandlung zu bekommen, die es momentan auf der Welt gibt." Trotzdem wäre es aber sichtlich zu früh, um Entwarnung zu geben.

...



Aus: "Corona-Maßnahmen,,Das ist kein Alarmismus"" Frank Ulrich Montgomery im Gespräch mit Dirk-Oliver Heckmann (13.10.2020)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/corona-massnahmen-das-ist-kein-alarmismus.694.de.html?dram:article_id=485684

Link

Quote[...] Für den Pariser Notarzt Philippe Juvin kann es in der Corona-Krise nur eine europäische Lösung geben. Vielleicht beim nächsten Mal: "In so einem Katastrophenfall brauchen wir künftig eine europäische Plattform, auf der wir unsere Fachkräfte, unsere Medikamente und Intensivbetten austauschen können", sagt er. Einen Intensivmediziner auszubilden koste 15 Jahre, diese Zeit hätte kein Staat in einem Notfall. Deshalb sollten nun alle 26 EU-Länder zusammensitzen und diese, wie Juvin es nennt, "Gesundheitsreserve" beschließen: "Wir müssen komplett neu denken." Der Konservative ist Bürgermeister in einem westlichen Pariser Vorort und leitet zugleich die Notaufnahme im Hôpital Georges-Pompidou in Paris, einem der modernsten Krankenhäuser Frankreichs mit 5.000 Betten. Aber auch dort wird das Personal knapp.

"Die große Tragik der Corona-Krise ist doch: Wir haben nicht gelernt, Neues zu denken. Diese Reserve wäre eine europäische Revolution zum Guten", sagt Juvin. Tatsächlich scheint Frankreich bald darauf angewiesen zu sein, Hilfe aus anderen Ländern in Anspruch zu nehmen. Das Nachbarland hat zurzeit eine der höchsten Zahlen an Neuinfektionen, sie schwankt meist zwischen 15.000 und 27.000 Fällen am Tag, auch die Krankenhausbetten füllen sich. Zugleich hat es Frankreich versäumt, in der Corona-Atempause im Sommer mehr Ärztinnen und Pfleger in den Krankenhäusern einzustellen – oder den Job zumindest so attraktiv zu machen, dass alle Angestellten bleiben wollen.

Grundsätzlich können in Frankreich nur halb so viele Patienten auf den Intensivstationen versorgt werden wie in Deutschland. Bereits im Frühjahr wurden Dutzende Patienten aus Nordfrankreich nach Deutschland transportiert und dort behandelt, schon damals fehlte es an Plätzen auf der Intensivstation und Fachkräften, die sich um sie hätten kümmern können. Dann gingen die Zahlen nach unten und nach wochenlangem allabendlichen Applaus für Ärztinnen und Pfleger legte Gesundheitsminister Olivier Véran ein Gesetz vor, das den Pflegekräften ein höheres Gehalt versprach. Mehr Leute einzustellen gehörte aber nicht zu dem Plan, ebenso wenig wie ein Krankenhaus, das sein Budget flexibel nach den Bedürfnissen der Kranken ausrichtet und nicht an einem Finanzierungsplan, wie es die Gewerkschaften forderten.

Die Enttäuschung über die Reform ist groß – und diese Enttäuschung könnte sogar bald für Patienten gefährlich werden. Laut einer Umfrage unter französischen Pflegekräften geben 40 Prozent von ihnen an, den Beruf wechseln zu wollen, weil sie zu erschöpft seien. "Wir sind ständig unterbesetzt", sagt François His vom Universitätskrankenhaus im nordfranzösischen Rouen. Dort streiken vier von fünf Beschäftigten, um gegen ihre "Auszehrung" zu protestieren. "Warum ist seit der ersten Welle nichts passiert?", fragt auch His. Die aktuelle Situation sei sogar noch alarmierender als im März, weil all die im Frühjahr nicht behandelten Patienten nun dringend versorgt werden müssten. Er und seine Kolleginnen müssten ihre Urlaubstage verschieben, fortbilden könnten sie sich nicht mehr. "Heute muss sich eine Krankenschwester um drei Patienten auf der Intensivstation kümmern, es dürften eigentlich nur 2,5 sein", sagt His.

Tatsächlich haben in Frankreich Ärztinnen, Pfleger und Krankenschwestern schon lange vor Corona gestreikt und demonstriert, um mehr Personal zu fordern und zu verhindern, dass immer mehr Betten in den Krankenhäusern abgeschafft werden. Ohne Erfolg.

Die Regierung sendet seit Beginn der Pandemie widersprüchliche Informationen. Noch im Mai, am Tag als der monatelange Lockdown beendet wurde, verkündete sie, Masken zu tragen sei für die breite Öffentlichkeit nicht sinnvoll. Als im Sommer die Zahlen stiegen, wurde die Maske über Nacht zur Pflicht, erst in den Supermärkten, schließlich in den weiterführenden Schulen und nun sogar in den meisten Großstädten an der frischen Luft. Als die Zahlen nach dem Ferienende sprunghaft anstiegen, wurden aus drei Risikokategorien plötzlich fünf – und die "Hochrisikozone" Marseille musste ihre Restaurants schließen, während sie in der Hauptstadt trotz gleich hoher Zahlen offen blieben.

Juvin ist "schockiert" darüber, wie wenig sich die Regierung von Präsident Emmanuel Macron auf die zweite Welle in Frankreich vorbereitet hat. "Es gab von Anfang an keine Strategie, deshalb glauben die Menschen ihrer eigenen Regierung nicht", sagt der Mediziner. Zuletzt hatte sie entschieden, in Städten mit besonders hohen Infektionszahlen und vielen belegten Krankenhausbetten Bars komplett zu schließen und die Restaurants spätestens um 22 Uhr. "Das ergibt keinen Sinn", sagt Juvin. "Die Menschen werden sich dann privat treffen – ohne Maske. In der Öffentlichkeit werden Regeln eingehalten." Auch die wahllose Testung aller Menschen, die Frankreich seit Monaten anbietet, findet in seinen Augen keine Gnade. "Das führt nur dazu, dass die wirklich Kranken lange auf ihr Testergebnis warten müssen, und ergibt keinen Sinn."

Auch zum Thema Lockdown ändert sich die Strategie monatlich. Im Frühjahr verhängte Macron eine der strengsten Ausgangssperren Europas, im Sommer schloss er weitere Lockdowns aus. Nun sagte sein Premierminister Jean Castex in einem Radio-Interview, ein erneuter Lockdown sei zu vermeiden, aber nicht gänzlich auszuschließen.

Und auch er scheint, wie die Mehrheit der Franzosen, nicht an die Maßnahmen der Regierung zu glauben. Castex räumte ein, die Corona-App StopCovid nicht auf seinem Handy installiert zu haben. Im Interview nannte er sie fälschlicherweise "TeleCovid". Für Krankenhauschef Juvin hat die Regierung offenbar damit gerechnet, dass Corona mit dem Sommer "von selbst" aussterbe. Wieder stehe sie so ungläubig vor den steigenden Zahlen wie Anfang März. "Nun schiebt sie den Bürgern die Schuld zu", sagt Juvin.

Ein erneuter Lockdown aber wäre das Versagen der Regierung. Am Mittwoch wird Macron wieder eine Fernsehansprache zu Corona halten. Ihr Inhalt ist so unvorhersehbar wie die Strategie seiner Regierung.


Aus: "Was Frankreich versäumt hat" Eine Analyse von Annika Joeres, Nizza (13. Oktober 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-10/corona-strategie-frankreich-krankenhaeuser-philippe-juvin/

QuotePhysikerin100 #50

Es ist schon aergerlich genug, dass den Medien hier in Frankreich nichts anderes einfaellt als auf die Regierung zu schimpfen, muss die Zeit das denn auch noch tun? Koennte man nicht einen etwas ausgewogeneren Artikel schreiben, beruhend auf mehr als der Meinung eines einzelenen Mediziners, der auch noch politisch in der Opposition gegenueber LRM steht, was im Artikel nicht einmal thematisiert wird?

Im internationalen Vergleich steht die Regierung hier wirklich nicht schlecht da. Ich moechte mal sehen wie die deutsche Regierung die Lage in einer Stadt wie Paris handhaben wuerde, die 20 000 Leute pro Quadratkilometer zaehlt (Berlin hat 4000, Muenchen 5000 / km2). Was wirklich fehlt, ist die Eigenverantwortung der Menschen. Gehen Sie mal in ein Restaurant oder eine Bar hier in Frankreich. In den meisten sitzen die Leute immer noch dichtgedraengt, als ob sie noch nie vom Coronavirus gehoert haetten, quer durch alle Altersttufen hindurch, und die Barbesitzer fuehren sich auf als waere es das Ende der Welt wenn sie mal um 22h schliessen sollen (waehrend sie vom Staat alimentiert werden). Bei soviel Egoismus kann auch die Regierung die Lage nicht retten. Stattdessen diskutieren sie darueber ob der Premierminister eine App hat, die er nicht braucht, weil er ohnehin in einer Blase lebt, die er nie verlaesst. So kann das ja nichts werden.




QuotePierre L. #29

Ich bin Arzt in Frankreich und muss darauf hinweisen, dass einige Informationen in dem Artikel falsch sind. Es können in Frankreich ungefähr genauso viele Patienten invasiv beatmet werden wie in Deutschland. In Deutschland werden einfache Monitorbetten mit Sauerstoffmaske statistisch als Intensivbett gezählt - in Frankreich nicht. Es ist nicht möglich, innerhalb von 6 Monaten eine Pflegekraft intensivmedizinisch voll auszubilden. Tut man es trotzdem, wird am Patienten mehr Schaden angerichtet als Gutes. Im Frühjahr gab es in Frankreich ungefähr 7x soviele Kranke wie in Deutschland. Das haben Antikörperstudien ergeben. Unter diesen Umständen wäre auch das deutsche Gesundheitssystem in die Knie gegangen - aufgrund des ungünstigeren Pflegeschlüssels vermutlich extremer als in Frankreich. Also Vorsicht!


QuotePhysikerin100 #29.10

Ich lebe schon lange in Frankreich, und verfolge die Lage daher in Frankreich und Deutschland parellel, und mein Eindruck ist auch, dass die Reaktionen der Politik in beiden Laendern sehr aehnlich sind. Deutschland hatte bisher einfach weniger Faelle, dafuer aber deutlich mehr Chaos, da 16 Laenderregierungen zustaendig sind. Das mag per se gar kein Nachteil sein, da es mehr Flexibilitaet und vor allem Akzeptanz vor Ort mit sich bringt, aber es zeugt nur umso deutlicher, wie die Regierung in Paris derzeit als Suendenbock herhalten muss, um zu verschleiern, dass der Einzelne halt einfach keine Lust hat, sich selbstverantwortlich der Situation entsprechend zu verhalten. Das koennen durchaus Kleinigkeiten sein -- Maske tragen, im Supermarkt oder im Restaurant konsequent auf genug Abstand achten. Aber selbst das scheint fuer viele schon zu viel Aufwand zu sein. Dann braucht man sich auch ueber eine zweite Welle nicht zu wundern.


QuotePharmaschinken #57

"In den Kliniken wird gefragt: Warum ist seit der ersten Welle nichts passiert?"

Die Antwort ist einfach: Weil ihr einen neoliberalen Fundamentalisten gewählt habt.


Quoteebx1701 #64

Die Lage ist schon erheblich dramatischer, als in Deutschland.
Es gibt vielerorts Kapazitaetsprobleme, und man wird kaum mehr das Problem loswerden, indem man Pazienten aus einer Region in andere transferiert.
Damals sind massiv Patienten mit speziell ausgeruesteten TGVs oder Militaerflugzeugen aus der Region Grand-Est nach Limoges, Bordeaux, oder in die Bretagne oder Normandie verbracht worden, dazu wurden noch Patienten nach Deutschland in die Schweiz oder nach Luxemburg gebracht.
Nur waren damals halt nur die Kapazitaeten im Grand-Est an ihre Grenzen gelangt, und es gab diese Transfermoeglichkeiten.
Inzwischen sind fast alle Regionen betroffen, es gibt vielerorts Kapazitaetsprobleme, und es gibt auch nur noch wenige Orte, wohin man Patienten transferieren koennte.
Das ganze System geraet langsam an seine Grenzen, und die Kapazitaeten koennen nicht mehr kurzfristig hochgestockt werden.


QuoteEin Rheinländer #70

Ich wohne auch in Frankreich seid 7 Jahren.
Die Nation hat auf vielen Ebenen einen Reformstau: Altersversorgung, Gesundheitswesen, Zentralismus und die Kompetenzen zwischen Parlament und Präsident.
Es reicht nicht bei Unzufriedenheit auf die Straße zu gehen.
Die Coronalage hier ist katastrophal.
In den Cafés und Bars wird der Maskenzwang und die Abstände konsequent ignoriert. ...


...

Link

#231
Quote[...] Was die Verwaltungsrichter von Bayern bis Schleswig-Holstein schon hinter sich haben, ist nun auch in Berlin geschehen: Das erste Eilverfahren von Eltern gegen die Maskenpflicht ihres Kindes ist zugunsten des Landes Berlin ausgegangen. Der entsprechende Beschluss liegt dem Tagesspiegel vor.

Die Familie, die noch Beschwerde vor dem Oberverwaltungsgericht einlegen kann, hatte medizinische Motive für die Ablehnung der Maske angeführt, es gleichzeitig aber abgelehnt, ein belastbares ärztliches Attest zur Befreiung von der Maskenpflicht beizubringen.

Die Familie hatte argumentiert, dass ein Attest mit Angabe der Diagnose gegen das informationelle Selbstbestimmungsrecht oder gar gegen den Datenschutz verstoße. Das ließen die Richter mit Hinweis auf die Verschwiegenheitspflicht der Schulleitung nicht gelten, ist in der Entscheidung vom 6. Oktober zu lesen.

Überdies diene die Maske ,,dem legitimen Zweck", die Weiterverbreitung des Coronavirus angesichts steigender Fallzahlen in Deutschland ,,und insbesondere in Berlin" einzudämmen und die Gefahr einer unkontrollierten Infektionsausbreitung ,,mit der Erkrankung einer Vielzahl von Menschen mit teilweise schwerwiegenden und tödlichen Krankheitsverläufen sowie eine Überforderung des Gesundheitssystems zu vermeiden".

Die Richter machten daher deutlich, dass sich die Schulleitungen nicht mit einer beliebigen ärztlichen Bescheinigung zufrieden geben müsse. Im konkreten Fall hatten die Eltern die Bescheinigung einer Ärztin ,,für Ganzheitliche Medizin und Homöopathie" sowie ,,Expertin für Biologische Medizin" der Universität Mailand beigebracht.

Diesem Attest konnten aber weder Angaben zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Schülers entnommen werden ,,noch überhaupt ein hinreichender Bezug zu den Antragstellern". Dass sich weitere Maskengegner durch diesen Beschluss vom Gang zum Verwaltungsgericht abhalten lassen werden, scheint zurzeit wenig wahrscheinlich.

Vielmehr formiert sich über die sozialen Medien auch in Berlin Widerstand gegen Sicherheitsvorkehrungen an Schulen und insbesondere gegen den Mund-Nasen-Schutz: Ausdrücklich wird Beratung oder finanzielle Unterstützung für den Fall angeboten, dass Eltern klagen wollen.

Nachdem bundesweit seit Monaten die Protestplattform ,,Eltern stehen auf" mit den Zielen ,,Maskenfrei" und ,,Abstandsfrei" nach eigenen Angaben 30.000 Gleichgesinnte gewonnen hat, ist jüngst noch die Plattform ,,Schulen stehen auf" entstanden.

Auf der Website ,,Schulen stehen auf" präsentiert sich eine ,,Berliner Gruppe" mit Foto. Zwei der zehn abgebildeten Vertreter erscheinen namentlich, darunter die Gründerin, die sich als Therapeutin, Heilpädagogin und ,,alternative Bestatterin" vorstellt.

In der Selbstbeschreibung heißt es: ,,Wir sind Eltern aus ganz Deutschland, die sich große Sorgen um die langfristige körperliche, psychische und seelische Unversehrtheit der Kinder aufgrund der Corona-Maßnahmen an den Schulen und deren Zukunft machen."

Verlinkt sind auf der Seite mehrere Stellungnahmen gegen die Corona-Maßnahmen, darunter ein 14-seitiger ,,offener Brief von Reinickendorfer Müttern, Wissenschaftlerinnen, Ärztinnen, Therapeutinnen und Pädagoginnen".

Zu den Protestmitteln der Kritiker staatlicher Eindämmungsmaßnahmen an Schulen gehören Plakate, auf denen traurig aussehende Kinder mit Masken abgebildet sind: ,,Woran erkenne ich, dass es meinem Freund mit Maske nicht gut geht?", wird in der Überschrift gefragt. Sieben mögliche Antworten stehen parat, darunter etwa: ,,Er/Sie torkelt beim Gehen oder Aufstehen", ,,Er/Sie hat Kopfschmerzen" oder ,,Er/Sie hat komisches Rauschen in den Ohren".

Eines dieser Plakate, deren Vorlage man sich bei ,,Eltern stehen auf" von der Website herunterladen kann, tauchte vor den Herbstferien in einer Steglitz-Zehlendorfer Grundschule auf: Eltern hätten versucht es aufzuhängen, berichtet die Schulleiterin.

Vorangegangen war ihre Ankündigung, nach den Ferien eine strengere Maskenpflicht einzuführen. Der Vorfall mit dem Plakat war nicht die einzige Reaktion.

Die Leiterin erhielt auch ein teils beleidigendes, teils bedrohliches anonymes Schreiben. Darin heißt es kryptisch, ,,dass Ihr sadistisches Verhalten, das so scheinbesorgt daherkommt, bis ins Detail dokumentiert wird". Es werde ,,eine Zeit danach geben und dann gnade Ihnen Gott".

,,Dieses Schreiben ist nach Auskunft der Schulaufsicht bisher ein Einzelfall. Es ist der Schulaufsicht bekannt und man wird nach Rücksprache mit der Schulleitung wohl auch eine Strafanzeige stellen", erklärte ein Sprecher der Bildungsverwaltung.

Ansonsten gebe es aber ,,derzeit insgesamt wenig Unruhe an den Schulen". Im Übrigen gelte keine ,,Maskenpflicht" im Unterricht. Schulen könnten nur eine ,,Selbstverpflichtung mit empfehlendem Charakter" beschließen.

Wie berichtet, ist eine Maskenpflicht erst dann im Unterricht der Grundschulen geplant, wenn es ein ,,hohes Infektionsgeschehen im Bezirk" gibt. Das entspräche der höchsten Gefahrenstufe im Stufenplan der Bildungsverwaltung.


Aus: "Berliner Eltern scheitern mit Klage gegen Maskenpflicht ihres Kindes" Susanne Vieth-Entus (15.10.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/kritik-an-corona-massnahmen-an-schulen-berliner-eltern-scheitern-mit-klage-gegen-maskenpflicht-ihres-kindes/26275394.html

-

Quote[...] Vergangenen Freitag meldete das Bezirksamt insgesamt mindestens 92 Corona-Fälle an 31 Neuköllner Schulen – das entspricht mehr als einer Verdopplung im Vergleich zur Vorwoche und fast der Hälfte der Schulen im Bezirk (60 öffentliche, fünf private). Damit spiegeln sich die steigenden Infektionszahlen im Bezirk auch an den Schulen wieder. Neben dem Ernst-Abbe-Gymnasium hat mittlerweile auch der Campus Rütli alle Schüler*innen der Mittel- und Oberstufe wieder zurück ins Homeoffice geschickt. Positiv getestet waren Stand Freitag 79 Schüler*innen und 13 Mitarbeiter*innen der Schulen, insgesamt 100 Lerngruppen und 1.854 Schüler*innen befanden sich zu diesem Zeitpunkt in angeordneter Quarantäne. Zum Vergleich: Stand September 2019 besuchten 29.303 Schüler*innen eine Neuköllner Schule, aktuell befindet sich also rund sechs Prozent der Schüler*innen in Quarantäne. Besonders betroffen sind neben dem Campus Rütli (21 positiv getestete Schüler*innen, zwei positiv getestete Mitarbeiter*innen) und dem Ernst-Abbe-Gymnasium (neun Schüler*innen) die Richardgrundschule (fünf Fälle), die Clay-Schule (sechs) und das Hannah-Arendt-Gymnasium (vier Schüler*innen, eine Lehrkraft).

,,Die stark steigenden Infektionszahlen haben uns vor große Herausforderungen gestellt", sagte Bildungsstadträtin Karin Korte (SPD). Der guten Zusammenarbeit zwischen Schulen, Eltern, Schulaufsicht, Schul- und Gesundheitsamt sei zu verdanken, dass nicht noch mehr Schulen geschlossen werden mussten. ,,Der Schulbeirat Corona Neukölln, der sich in dieser Woche konstituiert hat, wird dabei eine gute Unterstützung sein. In ihm kommen Bezirksamt, Schulaufsicht, Schulen und Schulgremien zu einem regelmäßigen Austausch zusammen", sagte Korte weiter. Durch die Herbstferien gäbe es nun eine ,,dringend benötigte Atempause", sagte Korte und appellierte an Schüler*innen und Lehrkräfte, sich an die Corona-Regeln zu halten.

Um die Arbeit des Gesundheitsamtes zu erleichtern, hat das Bezirksamt derweil vergangene Woche eine neue sogenannte ,,Allgemeinverfügung" erlassen (hier zum Nachlesen). Demnach ordnet zwar nach wie vor ausschließlich das Gesundheitsamt eine Quarantäne von Kontaktpersonen Corona-Infizierter an, allerdings können nun auch ,,qualifizierte Dritte" über die Quarantäne infomieren. Das bedeutet, dass etwa die Schulleitung die Schüler*innen einer bestimmten Klasse über die Quarantäne informieren kann. Die Betroffenen müssen sich dann sofort in die häusliche Isolation begeben. So sollen Meldewege verkürzt und auch verhindert werden, dass Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten informiert werden, hieß es.

...


Aus: "Zahl der Corona-Fälle an Neuköllner Schulen steigt weiter drastisch - auch Rütli-Schule schickt Schüler*innen ins Homeoffice" Madlen Haarbach (14.10.2020)
Quelle: https://leute.tagesspiegel.de/neukoelln/macher/2020/10/14/144002/zahl-der-corona-faelle-an-neukoellner-schulen-steigt-weiter-drastisch-auch-ruetli-schule-schickt-schuelerinnen-ins-homeoffice/

Link

Quote[...] Die wirre Welt der Verschwörungstheoretiker nimmt "Am Schauplatz" am Donnerstag, dem 15. Oktober unter die Lupe. Die ORF-Journalistin Nora Zoglauer hat dazu monatelang die Szene der Corona-Skeptiker begleitet. Das verspricht nicht nur schöne Bilder.

Dabei ist diese Szene nicht nur wirr, sondern in jeder Hinsicht facettenreich. Die Stiftung Gurutest fasst ihre eigenen Beobachtungen von den Einpeitschern, Ausplauderern, Schuldzuweisern und Selbstdarstellern zusammen. Wir öffnen die auffälligsten Schubladen.

Florian Ortner ist der Einpeitscher der wöchentlich stattfindenden Demos in Linz. Er weiß, dass die Familie Rothschild die Zügel der Welt ganz fest in der Hand hält [https://www.youtube.com/watch?v=k-5xPxQoQHY&feature=emb_logo] und traut sich das auch zu sagen. Auf der Bühne liest er so gut wie alles vor, was man ihm in die Hand gibt - sofern es in das Weltbild einer bösen, elitären Verschwörung gegen das gemeine Volk passt. Am 19. Juni trug Ortner ein bizarres Pamphlet vor. Den Zettel hatte er einen Tag vorher zugespielt bekommen - von "hochrangigen Klinikärzten" aus ganz Österreich, die zum Thema Impfen nicht mehr schweigen wollen und die demnächst eine Whistleblower-Webseite mit tausenden unterdrückten Studien zu den fatalen Schäden von Impfungen veröffentlichen würden. Die Botschaften, die Ortner abliest, triefen vor Pathos, der Fake ist durchschaubar wie das Glas in der Auslage des Nespresso-Flaghsipstores um die Ecke [https://www.youtube.com/watch?v=WBe24FTnhDo&feature=youtu.be&t=388].

Ortner liest mit erregtem Timbre Sätze wie diese: "Naturferne und verirrte Forschung hat die Herrschaft über die edle Wissenschaft der Heilkunde gewonnen. Wir werden die Deutungshoheit zurückerobern." Oder: "Impfungen und Chips sind nur ein Teil der Matrix der dunklen Mächte. Wir müssen auch die anderen aufdecken." Die Menge johlt, als Ortner schließt: "Tragt die Botschaft in die Welt: UnVaxxed Souls Matter – Ärzte gegen Impfterror."

Der Haken an der Geschichte: Das angebliche Statement angeblicher Ärzte ist chiffriert, die Anfangsbuchstaben der 17 Absätze des Kasperl-Apells ergeben den Satz: "Nichts davon stimmt." Da hat Ortner und seiner Linzer Stehgreifbühne wohl jemand einen Streich gespielt. 

Die rechtsextremen Identitären [https://www.derstandard.at/story/2000117342095/corona-demos-identitaere-impf-taliban-macht-stimmung] haben von den ersten Demos der Verwirrten an Gesichtsbäder genommen, diskret, aber doch erkennbar. Die eher ungelenken Akteure der rechten Staatsverweigerszene erhalten schon mal aus Deutschland Unterstützung. Ende August fand in Berlin ein Sturm eines rechten Mobs auf den Reichstag statt, die schwarz-weiß-roten Fahnen der Szene verstörten das Land.

Am 5. September klärt der Deutsche Franz Radon in Wien bei der Kundgebung im Resselpark auf, dass die Symbolik leider missverstanden werde. Radon schwärmt vom deutschen Kaiserreich, von Otto von Bismarck, der den "Vatikan rausgeschmissen hat aus dem deutschen Reich" und klärt die verdutzte, aber überschaubare Menge auf: "Nur mit dem Kaiserreich werden wir Frieden bekommen." [https://youtu.be/iWsy7Mutbyw?t=157]

Vom aktuellen Interregnum in Deutschland hält Radon nicht sonderlich viel. Bei einem Aufmarsch in Berlin sagt Radon: "Wir werden von pädophilen Satanisten regiert, von Freimaurern, Jesuiten, von khasarischen Zionisten."

Einen Auftritt in Wien hatte auch der Jurist Lucas Tuma. Dessen Vita führt unter anderem zur "Wiener Akademischen Ferialverbindung Reich". Thuma war deren Vorsitzender, Gottfried Küssel begnügte sich mit der Rolle als Kassier und Schriftführer. Der Verein, dessen Logo ein Wappen mit einem kaum kaschierten Hakenkreuz schmückte, veranstaltete einst Vorträge für "Reichsbrüder" zu spannenden Themen: "Das Verbotsgesetz – ein österreichisches Paradoxon" oder "Die Zersetzer - wer vernichtet Volk und Land". So ein Redner ist natürlich gefragt, um vor einem Faschismus zu warnen, der langsam über eine Mund- und Nasenschutz-Pflicht installiert wird. Thuma beklagt, dass der Verfassungsgerichtshof ein "Freizeitgerichtshof mit Nebenerwerbsrichtern" sei und appelliert an zivilen Widerstand gegen die Regierung. Dazu hat er seit seiner Zeit bei der VAPO (Volkstreue Außerparlamentarische Opposition) vermutlich konkrete Vorstellungen.

Weniger ideologisch motiviert sind die Auftritte mancher Ärzte bei den Demos. Der Mediziner Peer Eifler aus Bad Aussee tingelte zu mancher Veranstaltung und rührte dabei auch ein wenig die Werbetrommel in eigener Sache. Im Frühjahr machte er aus der Not der Maskenpflicht eine Tugend und begann Blanko-Atteste zu verkaufen. Die sollten dem Inhaber des Attests bescheinigen, aus körperlichen oder psychischen Gründen keinen Mund- und Nasenschutz tragen zu können. Auf eine Anamnese oder Untersuchung verzichtete der Arzt. Eifler bewarb die Blanko-Atteste keck auf seiner Facebook-Seite. Abgesehen von der rechten Krawallpostille "Wochenblick", die Eifler zum Don Quichote der Covidioten zu stilisieren versucht, hielt sich die Begeisterung für Eiflers Einsatz gegen die furchtbaren Masken in Grenzen. Anfang Oktober entzog die Ärztekammer Eifler die Approbation. Eifler ordiniert nun als "Energetiker", Atteste darf er nicht mehr ausstellen. Im Umlauf sind sie aber weiterhin: Bei der Wahl in Wien am Sonntag wollte sich eine Beisitzerin der FPÖ mit dem Pseudo-Attest Eiflers maskenlosen Zugang zum Wahllokal verschaffen.

Lediglich die Anstellung in der Grazer Universitätsklinik verloren hat die Ärztin Konstantina Rösch. "Jeder, der behauptet, dass diese Masken vor irgendetwas schützen, der lügt", behauptete Rösch am 1. Juli in Wien auf der Bühne der "Initiative für evidenzbasierte Coronainformationen". Eine harsche Ermahnung der Klinikleitung ließ die Ärztin kalt, sie zog munter weiter mit der Karawane der Corona-Skeptiker, bis es der Klink reichte.

In Stellung gebracht hat sich die rege Szene der Impfgegner. Kaum eine Kundgebung vergeht, ohne dass Franziska Loibner oder Claudia Millwisch die Agenda unter das Volk bringen. Die beiden Aktivistinnen sind für den Verein AEGIS aktiv, der ersten Adresse der Seuchenfreunde Österreichs. Welch Geistes Kind der Verein Aegis ist, verraten derlei Aussagen: "Die Masernimpfung schützt nicht, sondern kann schwere Krankheiten nach sich ziehen."

Die selbsternannte Virologin Eva Schuhmacher räumt bei einer Kundgebung in Wien gleich mit einem Irrtum auf, dem wir seit Generationen arglos und ahnungslos aufsitzen: "Die Lüge begann im 19. Jahrhundert. Louis Pasteur und Robert Koch haben einfach behauptet, dass Viren krank machen und ansteckend sind." Schuhmacher mit erregter Stimme: "Es gibt keine Beweise dafür, dass Viren ansteckend sind." Das Publikum applaudiert laut.   

In Linz rührt am 30. Mai Björn Eybl die Werbetrommel für den "Studienkreis 5 Biologische Naturgesetze". Das klingt harmlos, hinter dem Begriff versteckt sich allerdings die "Germanische Neue Heilkunde" des vor drei Jahren verstorbenen Gurus Ryke Gerd Hamer. Dessen "Lehre" in einem Satz: Die Juden wenden die Germanische Heilkunde längst an, das verheimlichen sie aber und an den anderen Völkern verüben sie mit Chemotherapien und Impfungen einen Holocaust. In Linz redet Eybl, der bei den olympischen Spielen in Los Angeles im Jahr 1984 als Windsurfer an den Start ging, mit der Politik Tacheles: "Die Spaltung in rechts und links ist vorbei (...) Wir sind eine Einheit und Menschenbrüder" und beschwört, dass das Spiel der Eliten, "dass die seit tausenden Jahren spielen", vorbei sei. An wen Eybl dabei denkt? An Pharao Ramses oder König Nebukadnezar? Diese Chiffren sind immer sehr schwer zu lösen.

Steve Whybrow (aka Whyborowa) ist vermutlich der Redner mit dem meisten Auftritten auf den Corona-Bühnen des Landes. Er hat ein Steckenpferd: das 5G-Netz. Und er hat jede Menge Zeit in die Forschung zu dem Thema gesteckt und schafft es bei seinen Auftritten stets, den neuen, teuflischen Mobilfunkstandard, die böse Maskenpflicht und die vermeintliche Corona-Epidemie unter einen Hut zu bekommen.

Am 18. September schwadroniert Whybrow in Linz über die "perverse Kabale, von der ein Genozid ausgeht". Die Kabale stehe an Spitze eines pyramidalen Systems, der Genozid erfolge mit dem "Mikrowellensystem" 5G. Whybrow bringt Bilderberger, die UN, die trilaterale Kommission, die EU in einem Satz unter, das pyramidale System reiche hinunter bis in die Bezirke und Gemeinden. Doch Whybrow durchschaut die Perfidie: "Der Trick von dem ganzen System ist, dass wir die Verantwortung für den Genozid an unserer eigenen Spezies übernehmen." Wenn man die Pyramide umdrehe, dann hat man das Symbol des Staates Israel. So einen wie Whybrow kann die teuflische Elite mit seinen Symbolen nicht so leicht täuschen. Der Forscher und "investigative Journalist" bringt die Sache in einer messerscharfen Analyse auf den Punkt: "Die Souveränitätspyramide nach unten, das hängt auch mit Elektromagentismus zusammen (...) Wir sind eletromagentische Wesen. Das ist der Grund dafür, dass man Magnetismus nicht studieren kann. (...) Das will die Elite nicht, dass wir das herausfinden." [https://youtu.be/Ys8ukJl4xaY]

Diese Worte lasen uns etwas ratlos zurück. Die Stiftung Gurutest rät: Hände waschen, Abstand halten, Fetzerl vor Mund und Nase und wenn dann noch Zeit und Luft bleibt: Der Elite zum Trotze Magnetismus studieren! (Christian Kreil, 14.10.2020)


Aus: "Stiftung Gurutest - Rechts, radikal, wirr und ein wenig naiv: Bilanz nach einem halben Jahr Corona-Demos"Christian Kreil (14. Oktober 2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000120813535/rechts-radikal-wirr-und-ein-wenig-naiv-bilanz-nach-einem

Quote
Ojom

Bad faith Journalismus

Warum konzentriert sich der Standard seit Monaten nur auf die Verunglimpfung der fragwürdigsten Corona-Maßnahmenkritiker?
Wieso gibt es so gut wie keinen Artikel und Auseinandersetzung mit inhaltlich seriösen Kritikern und deren Argumente?
Mir fehlt hier seit Monaten eine kritische Diskussion die von unterschiedlichen und gegebenenfalls konträren Positionen intelligent und sachlich geführt wird.


Quote
Ausgeflippter Lodenfreak

Es ist ein beliebter Fehler, dass das immer mit politisch rechts gleichgesetzt wird. Ja, rechte politische Gruppen sind die einzigen, die dort versuchen Stimmen zu fangen und sind auffällig da sie eben als Gruppen auftreten, aber gerade die Esoteriker- u Energeitikerszene ist eben nicht mehrheitlich rechts verortet. Esoterik kommt wenn sie extrem betreiben wird, immer wieder sehr leicht zu Rassismus, Sozialdarwinismus und Antisemitismus, aber weder sind das Dinge die immer zu rechts gehören, noch sind sie auf die Rechten beschränkt. An allen politischen Rändern findet man das. Auch Kommunisten können Antisemiten sein, linke Tierschützer Sozialdarwinisten und Hippie-Esoteriker Rassisten. Allen das Label rechts umzuhängen ist schlicht falsch.


Quote
Christian Kreil

Esoteriker und Energetiker sind tatsächlich nicht links oder rechts, sondern schlichtweg geradeaus gegen einen Baum mit einem sehr harten Stamm gerannt.
In der Regel streift der Esoteriker, sobald es irgendwo politisch wird, rechts an, sie schreiben es ja eh selbst, Hippies als Rassisten und Antisemiten etc.

Mir ist jedenfalls noch keiner untergekommen, der irgendwas ausgependelt hat und danach an die internationale Solidarität appelliert hat.


Quote
Ausgeflippter Lodenfreak

Am besten lassen sich die Corona-Leugner politisch als Alternative einordnen. Staatsverweigerer sind z.B. Rechtsalternative. Aber es gibt natürlich auch jede Menge linksalternative Esoteriker, die Nationen und den Kapitalismus ablehnen und gesellschaftlich progressiv denken, nur halt völlig durchgeknallt.

Sozialdarwinismus, Rassismus und Antisemitismus sind auch eben nicht spezifisch rechts. Antisemitismus gibt es aus rassistischen, religiösen und politischen Gründen und dass Marx auch Antisemit war, zeigt das ja auch. Gerade beim Antisemitismus treffen sich links und rechts am Rand und der "internationale = jüdische Spekulant" ist ein gemeinsames Feindbild, genauso wie Israel.




Quote
mukti

Nur weil die Corona-Krise mit Ihrer medialen Dauerpräsenz offensichtlich viele verwirrte Menschen aufgescheucht hat, bedeutet das nicht, dass die Maßnahmen vom Lockdown bis zur überdimensionale Vorbestellung von noch nicht zugelassenen Impfstoffen verhältnismäßig ist.
Lieber Standard es gibt auch Menschen ohne rechtsradikalen verschwörungstheoretischen Hintergrund die die angesprochenen Maßnahmen kritisch hinterfragen.


Quote
friedfrieda

Die Coronidioten sind die einzigen die in der Krise profitieren. Durch Buchverkäufe und nutzlosem Pulverlverkauf. Und die Fangemeinde jubelt über die selsbtlosen Geldmacherei!


Quote
Antonia S

ich bin ein bissl verwundert, dass ich von meinen schwurbelnden impfgegnern so gar nix über trumps impfphantasien höre. für die muss doch eine welt zusammenbrechen, wenn sie mitkriegen, dass er mit hilfe des militärs die leute impfen will


Quote
Carl Sberg

Maßnahmen-Kritiker

Es gibt ,,die" Kritiker nicht. Es gibt welche, die bestimmte Maßnahmen für überzogen, sinnlos, nicht zielführend ec. halten bestimmte Maßnahmen aber durchaus sinnvoll. Ich vermute, das sind die meisten. Es gibt die, die der Ansicht sind, COVID-19 gibt es, es wäre aber nicht wesentlich gefährlicher als Influenza und sämtliche Maßnahmen aufheben wollen. (in der Gruppe beginnen bereits Vermutungen über Komplotte)
Und dann solche, die meinen weder Virus noch Erkrankte sind echt, und alle (!!!!) die damit zu tun haben wären gekauft.

Das sind dann schon besondere Gehirnathleten...


Quote
Nepukadnezar

Kennen sie jemanden der letzten Kategorie persönlich ?


Quote
Carl Sberg

Ja

Der ist voll auf der 5G, Bill Gates, NWO Welle. Das war er aber vor COVID auch schon. Also Haarp mit Wettermacher, Impfen ist sowieso nur Mind-Control, NATO will Russland angreifen (der Krieg steht seit 6 Jahren unmittelbar bevor) usw.


Quote
Crowe

Die Welt ist nicht schwarz und weiß. Es ist kompliziert, noch viel komplizierter ist die menschliche Psyche und genauso kompliziert sind die Folgen, die mit Corona und den verhängten Maßnahmen einhergehen.

Kann ich damit argumentieren, dass ich jeden alten Menschen retten möchte, gleichzeitig aber ignorieren, dass sehr strikte Maßnahmen Existenzen vernichten (v.a. in den armen Teilen der Welt)?

Ich bin mit Sicherheit kein Verschwörungstheoretiker und begrüße Maßnahmen wie die Maskenpflicht. Was ich nicht befürworte: Lockdowns weil man 5 Monate geschlafen hat, Maßnahmen wie frühere Sperrstunden, die das Problem nur in den Privatbereich verlagern und einseitige Berichterstattung.


Quote
Wer nicht mitschwimmt, ist ein Leugner!

Natürlich sind Viren infektiös.
Natürlich gibt es Covid19.
Natürlich erkranken manche schwerer, manche sehr schwer.
Nur: Was daran ist so neu, dass man plötzlich zur Pandemie ausruft?


Quote
ZoppoTrump

Vielleicht die Tatsache, dass weltweit bis dato knapp 1,1 Millionen Menschen weltweit damit gestorben sind?

Klar, wirklich neu ist das nicht, im Vergleich zur Spanischen Grippe stehen wir noch ganz gut da - aber schon jetzt gehoert Corona mit der Anzahl der Toten schon zu den zwei, drei schlimmsten Pandemien der letzten 100 Jahre ... und ein Ende ist erst mal nicht in Sicht, die Zahlen gehen allerorts hoch, man wird sehen, ob Corona sich zwischen Asien-Grippe und Hongkong-Grippe einordnet, oder ob die Asien-Grippe ein- bzw. ueberholt wird.


Quote
Seite 3 der Medaille

Fragen Sie das bitte Ärzte, wo auch immer auf der Welt, die wegen Covid bereits gezwungen waren eine Triage durchführen zu müssen.


...

Link

Quote[...] Belfast/London - Im britischen Landesteil Nordirland werden die Corona-Maßnahmen deutlich verschärft. Die Pubs und Restaurants müssen vier Wochen lang geschlossen bleiben. Die Gaststätten dürfen ihre Speisen und Getränke nur außer Haus anbieten Auch die Schulen werden für die kommenden beiden Wochen dicht gemacht. Das berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa).

Die Ausbreitung des Coronavirus müsse gebremst werden, sagte die nordirische Regierungschefin Arlene Foster am heutigen Mittwoch, 14. Oktober, in Belfast. Besonders viele Corona-Infektionen gibt es derzeit in der Stadt Derry und Umgebung. Dort leben viele Menschen an der Grenze zum EU-Staat Irland.

Auch andere Regionen in Großbritannien sind stark durch die Corona-Pandemie gebeutelt. Das betrifft besonders den Norden Englands, Schottland und Teile von Wales. Auch in den Midlands und im Großraum London steigen die Zahlen schnell an, wie die Tagesschau berichtet. Es droht eine Überlastung der Kliniken.

Jeder Landesteil Großbritanniens mit seinen insgesamt fast 67 Millionen Einwohnern entscheidet selbst über eigenen Maßnahmen in der Corona-Krise. In England gilt seit dem heutigen Mittwoch, 14. Oktober, ein dreistufiges System, das die Maßnahmen nach dem Risikograd - mittel, hoch oder sehr hoch - einstuft. Damit will Premierminister Boris Johnson die Kriterien vereinheitlichen. Die Zahl der Infektionen habe sich in den vergangenen drei Wochen vervierfacht, sagte Johnson im Unterhaus. ,,Wir haben jetzt schon mehr Covid-19-Fälle in unseren Krankenhäusern als im März, als wir in den Lockdown gingen. Und auch die Zahl der Todesfälle steigt."

Der Großteil von England befindet sich aktuell auf der ersten Warnstufe, die mittlere Gefahr signalisiert. In den betroffenen Gebieten gilt weiterhin eine Sperrstunde ab 22 Uhr. Es dürfen sich maximal sechs Personen privat treffen. In Regionen, in denen Stufe zwei in Kraft tritt, sind Zusammenkünfte von Mitgliedern eines Haushalts in geschlossenen Räumen verboten. Erreicht ein englisches Gebiet die dritte Warnstufe, müssen dort alle Pubs und Bars schließen. Mitglieder aus mehreren Haushalten dürfen sich auch nicht mehr draußen treffen.

Stufe drei soll in Gebieten Englands angewandt werden, in denen sich das Coronavirus momentan besonders schnell verbreitet und das Gesundheitssystem schon unter Druck geraten ist. Das gilt beispielsweise für die Stadt Liverpool. Dort liegt die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen bei 600 pro 100.000 Einwohner. ,,Liverpool wird am Mittwoch in die Stufe drei gehen", so Johnson. ,,Dort werden neben Pubs und Bars auch Freizeitzentren, Wettbüros und Spielhallen geschlossen."

Kritiker bezeichnen das Vorgehen von Premierminister Johnson als unzureichend. Das wissenschaftliche Beratergremium Sage hatte der Regierung schon vor Wochen einen landesweiten Lockdown empfohlen. Diesen lehnt Premierminister Johnson bisher aber ab.

In Großbritannien sind am Dienstag, 13. Oktober, mehr als 17.000 neue Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden. Die Zahl der Todesfälle, die auf das Corona-Virus zurückzuführen sind, lag mit 143 so hoch wie zuletzt im Juni. Insgesamt haben sich in Großbritannien bisher über 635.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Rund 43.000 Betroffene sind gestorben.

Auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern steigen die Corona-Zahlen. Grenzwerte werden immer wieder überschritten. Die zweite Welle scheint in Europa angekommen zu sein. Viele Regionen gelten mittlerweile als Risikogebiete. (Tobias Ketter)

...


Aus: "Nordirland und England verschärfen Corona-Maßnahmen" (14.10.2020)
Quelle: https://www.fr.de/politik/corona-grossbritannien-england-nordirland-lockdown-boris-johnson-schule-liverpool-sperrstunde-90070010.html

Link

Quote[...] Ein hässliches Wort kehrt nach Frankreich zurück – ,,couvre-feu", zu Deutsch: Sperrstunde. Der Begriff weckt in Paris ungute Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, als das deutsche Naziregime die französische Hauptstadt besetzt hatte. Und dann galt die Ausgangssperre auch schon in diesem März in der Elsässerstadt Mulhouse, einer der schlimmsten Brutstätten der ersten Coronawelle.

Jetzt dürfte Paris an der Reihe sein: Präsident Emmanuel Macron wollte am Mittwochabend über die wichtigsten Fernsehkanäle seines Landes eine Ausgangssperre von 20 Uhr abends bis fünf Uhr morgens ankündigen, wie es aus Regierungskreisen verlautete. Weitere Auflagen betreffen wohl die Einschränkung von Privat- und Familienanlässen. Welche Regeln jetzt genau umgesetzt werden sollen, war bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht bekannt. Der Gesundheitsnotstand wird von diesem Samstag an wieder eingeführt, wie die Regierung am Mittwoch einer Kabinettssitzung mitteilte.

Die Staatsführung sieht sich zu den Ausgangssperren – dem ,,Elektroschock", so ein Elysée-Berater – gezwungen, um nicht schon bald einen vollständigen Lockdown anordnen zu müssen. Die Ansteckungszahlen nehmen in Frankreich um rund 15 000 Fälle pro Tag zu. In Paris sind wieder 1500 Covid-Patienten im Krankenhaus, 500 müssen beatmet werden. Ende des Monats sollen die Krankenhausbetten im Raum Paris erstmals seit April wieder voll ausgelastet sein.

Macrons Angst ist die von ganz Frankreich: Ein neuer Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen auch tagsüber könnte diesmal die gesamte Landeswirtschaft abwürgen. Einzelne Branchen wie die Luftfahrt oder der Tourismus haben bereits über 50 Milliarden Euro verloren und liegen am Boden. 800 000 Arbeitnehmer haben ihren Job verloren.

Und allzu schnell dürfte die zweite Welle nicht verebben: Am Mittwoch wurde die größte Agrarmesse Frankreichs abgesagt, was vor allem deshalb bemerkenswert ist, weil sie erst für Februar und März des nächsten Jahres in Paris geplant war. Offensichtlich nehmen die Organisatoren an, dass die Corona-Krise auch noch im nächsten Frühjahr grassieren wird.

Da eine weitere Ausbreitung des Virus einen Lockdown und damit einen Kollaps der Wirtschaft unvermeidbar machen würde, muss die Regierung das Freizeit- und Familienleben drastisch einschränken. Der ,,couvre-feu" trifft vor allem ausgehfreudige Jugendliche in den Großstädten. Sie gelten, ohne dass dies Macron direkt so ausdrückt, als Hauptverbreiter des Virus. Auch Premierminister Jean Castex hütet sich, Klartext zu sprechen: Nach Fernsehbildern aus Pariser Bars und Partys, in denen schutzlos gefeiert wurde, erklärte er in einer internen Sitzung, ,,eine gewisse Kategorie von Franzosen" halte sich offensichtlich für ,,unbesiegbar".

Jugend- und Studentenverbände protestierten gegen die ,,Stigmatisierung" ganzer Altersgruppen und sagten, einmal mehr seien es die Jugendlichen, deren Freiheit am stärksten beeinträchtigt werde. Dabei müssten sie ohnehin die Folgekosten der Corona-Krise in den kommenden Jahrzehnten berappen. Widerstand kommt auch von der Gastronomie. Hotelbedienstete und Köche blockierten am Dienstag die Pariser Ringautobahn, um zusätzliche Staatshilfen über die Kurzarbeitszuschüsse hinaus zu erwirken. Macron wird ihnen zweifellos entgegenkommen müssen. Er kann nicht gut behaupten, er tue alles für die Weiterexistenz der Wirtschaft des Landes, wenn er zugleich die Hotel- und Restaurantbranche im Regen stehen lässt.

Für Macron geht es allerdings nicht nur um die Rettung der französischen Wirtschaft, sondern auch seiner selbst. Der Präsident verliert in den Umfragen an Boden, weil er unfähig war, nach dem schlechten Krisenmanagement der ersten Welle wenigstens die Ankunft der zweiten einzugrenzen. Schuld ist allerdings nicht nur der sprunghafte Corona-Kurs des Präsidenten, der die Schraube anzieht, sie wieder loslässt, um nun wieder durchzugreifen. In Frankreich mangelt es auch dramatisch an der Koordination zwischen lokalen und nationalen Instanzen. (mit dpa)


Aus: "Ausgangssperren sollen Frankreich retten" Stefan Brändle (14.10.2020)
Quelle: https://www.fr.de/politik/ausgangssperren-sollen-frankreich-retten-90070175.html

Link

Quote[...] Anna Pawlowna hat es geschafft. Die 71-jährige Rentnerin lag zehn Tage mit hohem Fieber und Lungenentzündung in einem Moskauer Krankenhaus. Es gelang den Ärzten, sie mit Antibiotika-Spritzen zu kurieren. Aber Anna Pawlowna sagt, das Coronavirus breite sich schnell aus. ,,Als ich eingeliefert wurde, herrschte in der Station noch Leere. Bei meiner Entlassung waren alle Betten voll, die ersten Patienten lagen schon im Flur."

Die zweite Welle der Covid-19-Pandemie droht auch in Russland zum Tsunami zu geraten. Nach Angaben der Behörden stieg die Zahl der Neuinfizierten gestern auf die Rekordzahl von 14 231, deutlich über die Höchstmarke der ersten Welle von knapp 11 700 am 11. Mai. Anfang September hatte sie noch bei 4700 gelegen. Laut dem staatlichen Epidemiologen Alexander Gorjelow werden diese Zahlen noch 20 Tage ansteigen. Ein wesentlicher Rückgang der täglichen Infektionen werde erst im Februar oder März zu erwarten sein.

Offiziell starben gestern 239 Russen an Covid-19, mehr waren es nur am Vortag, als 244 Patienten dem Virus erlagen. Viele Statistiker und Mediziner behaupten, die tatsächlichen Zahlen seien mindestens doppelt so hoch. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind 90 Prozent der Krankenhausbetten belegt. Anastasia Wassiljewa, Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Aljans Wratschej, twittert, tatsächlich seien es schon 200 Prozent. Ein Arzt aus der Region Krasnodar sagte der Internetzeitung meduza.io, jeder Kollege in seiner Abteilung müsse 45 Kranke statt der Norm von 20 Patienten behandeln. Die Leute warteten in der Notaufnahme drei bis vier Stunden, weil nur ein Computertomograph da sei. ,,Die Intensivstation ist voll, die Leichenhalle auch."

Das Virus trifft vor allem Ärzte und Pfleger. Auf einer ,,Liste des Gedenkens", die ihre Kollegen im Internet führen, sind schon 733 tote Mediziner aufgeführt. Das sind mehr als doppelt so viele Corona-Opfer, wie Finnland insgesamt zu beklagen hat.

Moskaus Bürgermeister Sergei Sobjanin äußerte angesichts von täglich über 1200 hospitalisierten und fast 5000 neuen Covid-19-Patienten in der Hauptstadt ,,gewaltige Besorgnis". Aber während im Frühjahr in Moskau und anderen russischen Regionen ein strenger Lockdown und teilweises Ausgehverbot herrschte, begnügen sich die Behörden bisher mit Einzelmaßnahmen. Der Kreml ernannte Ex-Premierminister Dmitri Medwedew zum Leiter einer neuen Kommission zur Bekämpfung von Viruserkrankungen. Der schon existierende operative Stab zum Kampf gegen Covid-19 rief die Russen auf, keine öffentlichen Plätze aufzusuchen. Und die Herbstferien der Moskauer Schulen wurden um eine Woche verlängert. Danach sollen alle Schüler ab der sechsten Klasse zwei weitere Wochen Fernunterricht bekommen.

Bars, Fitnessstudios und Kirchen bleiben geöffnet und werden gut besucht. In der Moskauer U-Bahn trägt auch in Stoßzeiten kaum die Hälfte der Passagiere die vorgeschriebenen Masken. Aber die Staatsmacht will offenbar einen neuen Lockdown und dessen wirtschaftlichen Folgen vermeiden.

Ihre Medien berichten hoffnungsvoll von den zwei inzwischen in Russland entwickelten Covid-19-Impfstoffen, die allerdings die obligatorischen Massentests noch nicht durchlaufen haben. Industrieminister Denis Manturow kündigte an, im Dezember würde man die ersten 1,5 Millionen Impfdosen auf den Markt bringen. ,,Ein paar Monate", sagte Sobjanin, ,,müssen wir noch aushalten."

Anna Pawlowna sitzt auf ihrer Datscha in einem Dorf südlich von Moskau ihre zweiwöchige Quarantäne ab. Sie hat Probleme mit dem Magen und fühlt sich schwach. Aber jetzt sind auch hier viele Leute krank geworden. Im Nachbarhaus hätten alle das Virus, sogar die Kinder. Am schlechtesten ginge es der Mutter, einer Krankenschwester, sagt die Rentnerin. ,,Und wissen Sie, die offiziellen Zahlen stimmen nicht. Selbst mir haben sie in der Klinik kein Covid-19 diagnostiziert."


Aus: ",,Die Leichenhalle ist voll"" Stefan Scholl (14.10.2020)
Quelle: https://www.fr.de/politik/die-leichenhalle-ist-voll-90069922.html

Link

Quote[...] Weil sich das Coronavirus immer schneller auf Dänemarks Nerzfarmen ausbreitet und dabei auch Menschen gefährdet, steht der weltweit größte Anbieter von Pelzen der kleinen Raubtiere möglicherweise vor dem endgültigen Aus. Als in dieser Woche bekanntwurde, dass mehr als vier Millionen Tiere auf bisher 89 Farmen mit Covid-19-Infektionen sofort getötet werden müssen, beklagten Branchensprecher, dass dann schon nicht mehr genügend Zuchttiere für das Auffüllen der Bestände vorhanden seien.

Tierschützer in aller Welt verlangen seit langem ein komplettes Verbot dieser Massenzucht in engen Käfigen. Dabei hilft nun Corona. ,,Menschen stecken Nerze an und dann wieder umgekehrt", erklärt der zuständige Spezialist Anders Fomsgaard dem Internetmagazin Nordtinget.dk und fasst die vielen noch ungeklärten Fragen vor allem über schon mutierte Viren in dem Satz zusammen: ,,Mir erscheint das Risiko sehr hoch, dass wir es hier mit einer Art Virusfabrik zu tun haben."

Die Entscheidung, dass nun auch die Tiere auf virenfreien Farmen in einem Umkreis von bis zu acht Kilometern getötet werden müssen, kommt reichlich spät. Während beim europäischen Hauptkonkurrenten Niederlande wegen der Corona-Ausbreitung kurz nach der Schließung von 17 Farmen auch gleich das endgültige Verbot dieser Pelztierzucht beschlossen wurde, ging die Regierung in Kopenhagen im selben Monat Juni den umgekehrten Weg. Die Bestimmung zur Tötung von Beständen infizierter Farmen wurde wieder aufgehoben.

,,Nerze sind die Existenzgrundlage vieler Menschen und bei uns eine relativ große Industrie. Diese Sache hat viele Facetten", zitierte Nordtinget.dk einen Sprecher der Gesundheitsbehörden. Erstaunliche Worte aus Kopenhagen, wo die Regierung keine Gelegenheit auslässt, sich für die Erfolge ihres meist schnellen, harten Eingreifens gegen Corona-Gefahren zu loben.

Vor allem chinesische Zahlungsbereitschaft für hochklassige Pelze hat dem kleinen Dänemark 2019 umgerechnet 1,7 Milliarden Euro Exporterlöse mit 40 Millionen verkauften Nerzfellen eingebracht. Dass immer mehr Staaten wie Belgien, Großbritannien, Norwegen, Frankreich und Österreich diese Zucht neben der anderer Tiere ausschließlich der Pelze wegen verboten haben, hat in Kopenhagen offenbar wenig Eindruck gemacht. In Deutschland haben vor drei Jahren ohne Verbot die letzten Nerzfarmen dichtgemacht. Weil auch in Polen, dem zweiten europäischen Hauptkonkurrenten nach den Niederlanden, demnächst ganz Schluss sein wird, hat sich die dänische Branche mit 1100 Farmen wohl Hoffnung auf steigende Absatzzahlen gemacht – nachdem zuletzt Verkäufe wie auch Stückpreise kräftig gefallen waren und viele der dänischen Züchter schon vor Corona in akuten Schwierigkeiten steckten.

Die Niederlande setzen die Nerzzucht aus und schließen die Zuchtfarmen final bis Jahresende. Im Mai wurde nachgewiesen, dass das COVID19 Virus vom Nerz auf den Menschen übertragen werden kann.

Die allein regierenden Sozialdemokraten wehren sich mit Händen und Füßen gegen das vom linken Parlamentsflügel geforderte Zuchtverbot. Parteisprecher Bjarne Laustsen meint: ,,Unsere Produktion wird vom Verbraucher bestimmt. Wir produzieren eben die Waren, die Kunden kaufen wollen."

...


Aus: ",,Virus-Fabriken": Corona wütet auf Nerzfarmen in Dänemark" Thomas Borchert (15.10.2020)
Quelle: https://www.fr.de/wirtschaft/corona-wuetet-auf-nerzfarmen-90069725.html

Link

Quote[...] Bund und Länder haben am Mittwoch um eine Einigung auf schärfere Kontaktbeschränkungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus gerungen. Bei einem Treffen im Kanzleramt, das seit langer Zeit erstmals wieder als Präsenzveranstaltung und nicht als Videokonferenz stattfand, besprachen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder, wie auf die steigenden Infektionszahlen zu reagieren ist.

Offenkundig war die Kanzlerin mit dem Verlauf der Beratungen und den geplanten Beschlüssen unzufrieden, weil sie diese für unzureichend hielt. ,,Die Ansagen von uns sind nicht hart genug, um das Unheil von uns abzuwenden", sagte Merkel nach übereinstimmenden Angaben von Teilnehmern am Mittwochabend während der Sitzung. Mit den nun festgelegten Maßnahmen würden Bund und Länder ,,in zwei Wochen eben wieder hier" sitzen. ,,Es reicht einfach nicht, was wir hier machen." Die Grundstimmung sei, dass sich jedes Land ein kleines Schlupfloch suche. ,,Das ist das, was mich bekümmert. Und die Liste der Gesundheitsämter, die es nicht schaffen, wird immer länger." Doch Merkel stieß mit ihrer härteren Linie auf Widerstand bei den Ländern.

Da sich private und öffentliche Feiern als die wichtigsten Treiber der Infektion erwiesen haben und sie in den kalten Herbst- und Wintermonaten ausschließlich in Innenräumen mit hohem Ansteckungsrisiko stattfinden können, sind sie von den härtesten Einschränkungen betroffen. In Regionen mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche sollen private Feiern künftig generell auf maximal zehn Teilnehmer und zwei Haushalte begrenzt werden. Bleibt der Wert der Neuinfektionen über zehn Tage so hoch, dürfen sich nur noch maximal fünf Personen aus zwei Hausständen zu privaten Feiern treffen. Diese Bestimmung wird sich am schwersten kontrollieren lassen. Für die Sperrstunde für die Gastronomie um 23 Uhr, die ebenfalls bei einer Inzidenz von 50 pro 100.000 eingeführt werden soll, gilt das nicht.

Zu dem unter den Ländern so umstrittenen Beherbergungsverbot für Personen aus Hotspot-Regionen haben Bund und Länder keine einheitliche Linie gefunden. Allerdings soll die Wirksamkeit des Beherbergungsverbots überprüft und erst am 8. November, am Ende der Herbstferien, darüber entschieden werden. Im Beschluss wird eindringlich dazu aufgefordert, ,,nicht erforderliche innerdeutsche Reisen" in Gebiete mit einer Zahl von Neuinfektionen oberhalb der 50-Personen-Marke oder Reisen aus solchen Gebieten zu unterlassen. Dem Vernehmen nach wollen Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Hamburg zunächst bei der Regelung bleiben, dagegen soll sie in Sachsen und im Saarland schon bald fallen. Wie Bayern verfahren wird, ist noch offen und soll am Donnerstag in einer Kabinettssitzung entschieden werden. Vorläufig hält also die Mehrheit der Länder an ihrem Beherbungsverbot fest. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte bei den Beratungen entschieden für die Abschaffung des Verbots gekämpft. Doch der unüberwindliche Widerstand Mecklenburg-Vorpommerns hatte sich schon vor dem Treffen abgezeichnet.

Zu Beginn des Treffens hatte der Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, Michael Meyer-Hermann, anderthalb Stunden mit der Runde diskutiert. Er warnte Bund und Länder dringend vor einem Kontrollverlust bei den Infektionen. ,,Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern zwölf, um das Schiff noch zu drehen", sagte er im Kanzleramt. Deutschland stehe an der Schwelle zu einem exponentiellen Wachstum. Zur Verdeutlichung zeigte der Wissenschaftler eine Simulation, wie sich das Infektionsgeschehen entwickeln könnte, sollte die Politik jetzt nicht sehr entschieden gegensteuern. Meyer-Hermann schlug offenbar auch ein Ausreiseverbot für Menschen aus Risikogebieten vor, das bei den Teilnehmern aber auf große Skepsis stieß.

,,Wir sind heute einen erheblichen Schritt vorangekommen, aber ob das reicht, ist offen", sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am späten Abend. Es gebe einheitlichere und transparentere Regeln. Mehr Maske, weniger Alkohol und weniger Feiern sei der Dreiklang, der wichtig sei. Deutschland sei einem zweiten Lockdown viel näher, als es das wahrhaben wolle. Sollte es jedoch zu einem zweiten Lockdown kommen, werde das erhebliche Folgen für Wirtschaft, Bildungsverläufe und das soziale Leben haben, warnte Söder. ,,Es steht unglaublich viel auf dem Spiel und wir brauchen einen langen Atem", sagte der Ministerpräsident und appellierte an die Solidarität aller.


Aus: "Corona-Gipfel im Kanzleramt : Darauf haben sich Bund und Länder geeinigt" Eckart Lohse und Heike Schmoll (14.10.2020)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/corona-gipfel-darauf-haben-sich-bund-und-laender-geeinigt-17002193.html

QuoteBund und Länder verschärfen den Kurs

    Peter Josef Zilger (PZ69), 15.10.2020 - 10:45

Auch nach etlichen Monaten sind sich Wissenschaftler über die Verbreitungswege und die Gefährlichkeit des Corona-Virus keineswegs einig. Das ist absolut kein Vorwurf an Wissenschaftler, dies liegt bei komplexen Themen in der Natur der Sache.
In Anbetracht dessen würde ich mir allerdings wünschen, das unsere Regierung ihren Ton ändert. Maßnahmen sollten nicht von oben herab und im Befehlston quasi per Dekret verkündet werden.
Angebracht wäre es, zu sagen: nach dem, was wir zum heutigen Tage wissen, empfehlen wir . . .
Uns natürlich sollten alle Entscheidungen im Parlament getroffen werden und nicht in selbsternannten Krisenkabinetten.


QuoteTV-Format Big Brother als Corona-Variante als Lösungsansatz?

    Thomas Bernigau (Tbernigau), 15.10.2020 - 10:05

Warum sind so viele Bürger so zurückhaltend, wenn die Grundregeln Abstand, Mund- Nasenschutz und Handhygiene angezeigt sind?

Weil zu wenige Mitbürger aus eigener Wahrnehmung mitbekommen, dass Menschen an Covid 19 erkranken und die Auswirkungen eines schwereren Krankheitsverlauf selbst beobachten konnten?

Kann man ändern: Eine TV-Variante des Big Brother-Hauses live übertragen aus einer Corona-Intensivstation - selbstverständlich mit Zustimmung der Patienten. Und für unsere jungendlicheren Mitbürger: eine Internet-Bloc-Variante. Findet sich bestimmt jemand.

Ich verzichte selbstverständlich auf mein Copy Right für diese Idee - man muss auch mal etwas für die Gemeinschaft selbstlos tun .... Oder doch ausnahmslose Maskenpflicht bei auch noch so kurzzeitigen Begegnungen mit einem Dritten unter 2 Meter verbunden mit der Androhung einer Geldbuße, die selbst bei einer sporadischen Überwachung abschreckt?


QuoteWarum gibt es Raucher?

    Christian Haggert (Bankenriese), 15.10.2020 - 11:41

Die schreckt doch auch die Bildchen auf den Packungen ab.
Und Rauchen, sowie die Werbung dafür sind weiterhin erlaubt.
Wir könnten auch Live-Bilder von kenternen Schiffen im Mittelmeer zeigen und dennoch weigern sich die Menschen Flüchtlinge aufzunehmen.
Die Liste kann man endlos weiterführen.
Also was soll ihr komischer Vorschlag gerade jetzt bei Covid-19 bezwecken?


...

Link

#238
Mundkommunion bedeutet, dass die Hostie bei der Sakramentalen Kommunion vom Kommunionspender auf die Zunge des Kommunikanten gelegt wird. Dieser Ritus ist als der überlieferte anzusehen. Der Apostolische Stuhl hält in der ganzen Kirche an der überlieferten Art der Mundkommunion fest, erteilt aber seit 1969 den Bischofskonferenzen auf ein entsprechendes Gesuch hin und unter bestimmten Bedingungen die Erlaubnis, die Kommunion in der Weise zu spenden, dass den Gläubigen die Hostie in die Hand gelegt wird.
http://www.kathpedia.de/index.php?title=Mundkommunion

Hostie (lat.: hostia=Opfergabe, Opfertier; Schlachtopfer; griech.: προσφορά) ist das zum eucharistischen Opfer der Heiligen Messe dienende Brot. Nach der heiligen Wandlung der Hostie spricht man von der "heiligen Hostie" oder dem "heiligen Brot".
http://www.kathpedia.de/index.php?title=Hostie


Quote[...] Das Bistum Eichstätt hat seine Corona-Richtlinien für das kirchliche Leben gelockert. So sind jetzt unter Auflagen wieder das Auslegen von Gebet- und Gesangbüchern sowie die Mundkommunion erlaubt, wie die Diözese am Mittwoch mitteilte. Empfohlen werde aber weiterhin die Handkommunion. Sollte es beim Spenden der Mundkommunion zu einer Berührung kommen, müsse die liturgische Handlung sofort zum Waschen oder Desinfizieren der Hände unterbrochen werden. Ab sofort wieder zulässig seien überdies ein erweiterter Ministrantendienst sowie die Kollekte in Gottesdiensten - wenn auch nicht durch Weiterreichen des Korbes oder Klingelbeutels.

Auch das Erzbistum Paderborn hatte zuletzt die Spendung der Mundkommunion unter strengen Vorgaben wieder erlaubt. Auf den "dezidierten Wunsch" von Gläubigen hin, auch solchen, die die Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus besuchen, habe man diese Corona-Regelung gelockert, erklärte das Erzbistum auf Anfrage von katholisch.de. Es seien mehrere ärztliche Gutachten vorlegt worden, die belegen würden, dass von der Mundkommunion kein höheres Infektionsrisiko ausgeht als von der Handkommunion. Die Mundkommunion werde jedoch eine Ausnahme bleiben und nun nicht zur Regel werden, hieß es.

Zudem wies das Erzbistum darauf hin, dass es nicht die einzige Diözese in Nordrhein-Westfalen sei, die die Mundkommunion unter Auflagen wieder erlaubt habe. Diese Änderung sei auf einer gemeinsamen Konferenz der Generalvikare der Bistümer auf dem Gebiet des Bundeslandes beschlossen worden. Zuvor hatte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) noch gesagt, er sehe keine Möglichkeit, "bald wieder Wasser in die Weihwasserbecken zu füllen oder die Mundkommunion zu reichen". (tmg/KNA)


Aus: "Rückkehr zur Mundkommunion: Bistum Eichstätt entschärft Corona-Regeln" (15.10.2020)
Quelle: https://www.katholisch.de/artikel/27226-rueckkehr-zur-mundkommunion-bistum-eichstaett-entschaerft-corona-regeln

-

Quote[...] In der Schweiz hat offenbar ein Jodel-Musical zu einem massiven Anstieg von Corona-Neuinfektionen geführt. Rund 600 Personen hatten Ende September die beiden Aufführungen in einer Mehrzweckhalle im ländlichen Kanton Schwyz besucht. Das Publikum war aufgerufen, Abstand zu halten; das Tragen einer Schutzmaske war jedoch nicht vorgeschrieben. Der Kanton gehört mittlerweile mit mehr als 1230 Coronavirus-Fällen zu einem der Hotspots in Europa. Übers Wochenende hatten sich die Fallzahlen drastisch erhöht. Zuletzt wurden 119 neue Fälle binnen eines Tages gemeldet. Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für den Kanton ausgesprochen.

Das Virus verbreitete sich offenbar von der Bühne aus. "Wir haben neun Tage nach den Aufführungen erfahren, dass sich mehrere Personen der Gruppe angesteckt haben", sagte der Organisator Beat Hegner dem öffentlich-rechtlichen Sender RTS. Allein am Mittwoch wurden 94 Personen positiv getestet, doppelt so viele wie am Vortag. Am Donnerstag waren es dann 119 neue Fälle. "Die Explosion der Fallzahlen in Schwyz ist eine der schlimmsten in ganz Europa", erklärte Chefarzt Reto Nueesch, der die Innere Medizin im Spital Schwyz leitet, in einem bei Youtube veröffentlichten Video. 

Das überlastete Kantonskrankenhaus bat bereits die Menschen, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und Versammlungen zu vermeiden. "Es gibt eine extrem hohe Rate positiver Tests", sagte Krankenhausdirektorin Franziska Foellmi. 30 bis 40 Prozent der Ergebnisse sollen positiv sein. 

Die Kantonsbehörden zwar die Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus verstärkt, eine generelle Maskenpflicht in Geschäften und bei Veranstaltungen mit bis zu 50 Teilnehmern besteht aber nach wie vor nicht. Nur dort, wo der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, müssen Besucher ab Freitag eine Maske tragen. Statt strenge Vorschriften zu erlassen, appelliert der Regierungsrat an die Eigenverantwortung der Bevölkerung. 

Jodeln gehört zu einer der Traditionen im Schweizer Alpenraum. Seit dem 19. Jahrhundert gilt das Jodeln unter anderem zusammen mit dem Bogenschießen als einer der Bausteine der gemeinsamen Identität zwischen den kulturell unterschiedlichen Regionen der Schweiz. Der uralte Gesangsstil wird außerdem im österreichischen Tirol sowie in Bergregionen Deutschlands praktiziert.

Quelle: ntv.de, ino/AFP


Aus: "Superspreader auf der Bühne: Jodelkonzert machte Schwyz zum Hotspot" (Freitag, 16. Oktober 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Jodelkonzert-machte-Schwyz-zum-Hotspot-article22104696.html

Link

#239
Quote[...] Donnerstag, 3. September 2020 - Was tun, wenn die Nachbarin Alu-Hut trägt?

Inzwischen hat unsereiner nicht mehr so eine Angst vor dem Virus (und dem in meinem Fall vorhersehbaren, unmittelbar Einsetzen schrecklichen Siechtums), sondern vor Aluhut-Trägern in der näheren Nachbarschaft.

So gesehen lebe ich seit neuestem in der Gefahrenzone einer durchgeknallten Eiferin, formerly known as tapfere Drogeriekassiererin, Ehefrau und mehrfache Mutter, proper und hübsch, pausenlos plappernd, oft auch schreiend (sehr dynamisches Eheleben halt - daran muss ja nix Schlechtes sein; ich glaub, die haben täglich Versöhnungssex) - anyway, dieses eigentlich sonnige Gemüt klärte mich vor einigen Tagen gründlich auf.

Über die Machenschaften von Merkel und wie froh wir alle sein können, dass wir Trump haben, denn der sorgt dafür, dass die ganze Schlechtigkeit auf der Welt verschwindet, "Weißt du, der Jonny Depp, der ist jetzt im Gefängnis und Mariah Carey hat ihre Mutter wegen sexuellen Missbrauchs angezeit, die ist jetzt auch im Gefängnis, das ist alles wegen Trump, dass das jetzt alles ans Licht kommt, endlich!" Und weiter: "Am 30.8. ist der zweite Lockdown, das sag ich dir, stand auch in der FAZ, weltweit, die wollen uns fertig machen und im Herbst, da haben wir Plündeurngen und kriegsähnliche Zustände auf den Straßen, das sag ich dir, du weißt ja nicht, was ich alles weiß, du musst auf jeden Fall Vorräte anlegen, musst du unbedingt, das wird Krieg auf den Straßen geben, das sag ich dir. Ich weiß jetzt, was los ist."

Ich höre ihr zu und sage nur, man läuft nicht mit Nazis. Sobald Nazis neben einem herlaufen, hat man sich zu entfernen.

Dass ich sie damit nicht erreiche ist klar, denn inzischen ist sie verrückt geworden und wie es für Verrückte üblich ist, hält sie mich für verrückt, weil ich das nicht auch alles sehe, Gates und die Kinder unter der Erde, aus derem Blut sich Hillary Clinton ... ach, ich will diesen Scheiß hier gar nicht wiederholen.

Selbst von mir einstmals als klare Köpfe geschätzte Blogger, sind unterdessen komplett übergeschnappt und fühlen sich verfolgt von der Maskenpflicht; wähnen sich in einer Diktatur, obwohl sie ja, wo sie gehen und stehen, ihren Schwachsinn absondern dürfen, was sag ich: schreien dürfen "TRUMP IST IN BERLIN WIR HABEN GEWONNEN" - ich bin erstaunt, wie schnell hier alles kippt. Das Klima, das Virus, die Wirtschaft, vor allem aber: die Bekloppten.

Da wird's später mal haufenweise Dissertationen drüber geben.

...


Aus: "Was tun, wenn die Nachbarin Alu-Hut trägt?" Eingestellt von Annika  (Donnerstag, 3. September 2020)
Quelle: https://annikahansen7.blogspot.com/2020/09/was-tun-wenn-die-nachbarin-alu-hut-tragt.html

QuoteDrSchwein3. September 2020 um 06:13

Wenn es nicht so gruselig wäre, wäre es eventuell lustig.


QuoteAnnika4. September 2020 um 14:14

Wenn sich das ein Autor ausgedacht hätte... kein Verlag hätte das Manuskript genommen. Und jetzt erleben wir den Irrsinn alle live.


QuotePantoufle3. September 2020 um 14:56

»die haben täglich Versöhnungssex«
Was könnte es Schöneres geben, zumal die »Krise« dafür ein weit großzügigeres Timing ermöglicht. Hat eben alles seine Vor - und Nachteile.

Zu den Nachteilen gehört ganz klar, daß sich zuviel Zeit für die Youtube-Universität findet. Was dabei noch erschreckender ist als Blogs, die von einer Sekunde auf die andere beschlossen haben, daß es ganz gut auch ohne Gehirn funktioniert, ist das dazugehörige Kommentariat. Dort findet eine soziologisch nicht uninteressante Selbstverblödung statt, in einer Geschwindigkeit und Restlosigkeit, die wirklich überrascht. Daß es nicht gesund ist, ausschließlich in einem Umfeld zu leben, in dem alle einer Meinung sind, ist bekannt – aber die Vollständigkeit, mit der die reale Welt komplett ausgeblendet wird, ist doch erstaunlich. Und macht Angst: Es könnte sich ja auch mal um eine »ernsthafte« Krankheit handeln: Pest, Cholera oder Niesschnupfen, bei denen tatsächlich ein Lockdown erforderlich wäre (den es hier nie gegeben hat.) Wo allabentlich die Pestumzüge das Straßenbild auflockern und die Leichen nur noch vor die Tür gelegt werden.
Wie dünn die Tünche der Kultur ist, kann man im Moment wenigstens erahnen. Einer ernsthaften Belastungsprobe ist sie keinesfalls gewachsen.

Von den verpassten Vorteilen: Warum haben die Covidioten in Berlin nicht die Chance genutzt, einen genesenen Coronapatienten auf eine der so zahlreich vorhandenen Bühnen zu bitten und von seinen Erfahrungen zu berichten? Da es sich ja nur um eine harmlose Grippe handelt...


QuotePantoufle4. September 2020 um 18:49

Moin Annika

Ach, gräm Dich nicht! Bekloppte gibt's hier ebenso. Mein Nachbar hat mich heute besucht. Biobauer der allerersten Stunde und so grün wie die Raupe des Schwalbenschwanzes (Papilio machaon). Also Grün-Schwarz-Gelb. Und nebenbei aus Hobby und Leidenschaft zuverlässiger Verbreiter und Zuträger jeder (neuen) Verschwörungstheorie. Oder so halbwegs neu. Von Corona hat er jetzt auch gehört und sich unter sorgfältiger Umgehung jeglicher Systemmedien gleich alternativ informiert. Sollte ich auch mal machen, echt jetzt! Da gäbe es einen gewissen Professor Doktor Bhakdi, der wäre praktisch die unterdrückte Information in Person und hätte ganz nebenbei die Hygiene in Deutschland ganz alleine erfunden.

Und dann wurde ich informiert wie ein Globuli und war auch ehrlich überrascht, was der alles rausbekommen hat. Eigentlich wollte er mich ja eigentlich nur zu seinem Geburtstag nächstes Wochenende einladen, aber bis dahin muß ich das Buch lesen, was er sich gekauft hat. Da steht das alles drin und wie ich erfahren mußte, hatte er es schon alles auswendig gelernt. Dieser Avanger war mir bis hierher vollkommen entgangen, obwohl ich doch alle Marvel-Verfilmungen gesehen habe! Herr Nachbar redete sich langsam aber sicher dermaßen in Rage, daß er selbst den 1,5m Sicherheitsabstand vergaß (Hypochonder, der er seit Geburt an ist) – soweit geht die Liebe zur Literatur dann doch nicht.
Doktor Bhakdi wäre gar nicht mit ihm zufrieden gewesen, den blauen Äderchen, die im Gesicht zu platzen drohten, den fahrigen Bewegungen und dem Bluthochdruck! Es gibt ja auch noch andere Todesarten als Corona.

Und dann fiel er, der Name! Bill Gates! Macht jetzt neuerdings auch in Hardware... Mikro-winzig-Chips, die sind besser als jedes GPS! Die bekommt jeder mit der Zwangsimpfung verpasst. »Warte, ich habs auf meinem Handy... blätter, such,such...«. GPS made by Android. Wie werde ich den wieder los?
Ach, lieber Nachbar: Dann mach Deine geheimen Einkäufe (Biobrause, Biolack, Bioautoreifen) einfach direkt nach dem Aufstehen, da aktualisiert sich das Betriebssystem des Chips noch eine halbe Stunde, um danach nicht mehr zu starten. Auf bestimmte Dinge ist bei Bill Gates immer noch Verlaß.

Die Bekloppten sind gerade überall, statistisch gleich verteilt, aber die Statistik gibt eben nicht auf alles eine Antwort. Die Haufenbildung um einen selber herum, die Lautstärke und die Unentrinnbarkeit ihrer Auftritte. Gäbe es eine Hauptstadt, so könnte man sie ganz einfach isolieren und unter Quarantäne... * duckundwech!


QuoteHedi15. September 2020 um 13:34

ich sah vor wochen neulich auch, wie ein ehemaliger Schulkamerad von mir zur Demo in Berlin aufrief und mich gerne zu einem persönlichen Gespräch einladen wollte, weil ich ob soviel Unvernunft und Rücksichtslosigkeit schier fassungslos war - abgesehen von den Verbrüderungen mit jedwedem braunen Coleur....ich habe abgelehnt und ihn bei FB zumindest auf lautlos gestellt, damit ich seine kruden Thesen nicht mehr lesen muss. Eine andere ehemalige Klassenkameraden ist große Anhängerin derselben Theorien und mich macht ihre damit einhergehende Unvernunft, die dann wieder uns alle angeht, doch fast sprachlos. ... Es ist wirklich bemerkenswert wie Leute das letzte bißchen Hirn verlieren zu scheinen....


...

-

Quote[...] «Aufklärer», so nennen sie sich gern. Tatsächlich verstehen Verschwörungstheoretiker die Welt bis heute nach einem Modell, das in der Zeit der Aufklärung entwickelt wurde: Was geschieht, geschieht mit Absicht.

Manche Leute haben es gut. Denen ist nichts zu klein, ein Hinweis zu sein. Denen genügt ein Blick in ein Asterix-Heft, um zu merken, dass die Sache mit Corona stinkt. Dass die Seuche in Wahrheit keine Seuche ist, sondern versteckte biologische Kriegsführung. Und dass dahin­ter Leute stehen, die die Bevölkerung in Europa dezimieren wollen. Oder Leute, die mit dem Impfstoff Kasse machen wollen. Oder Leute, die den Ausnahmezustand nutzen wollen, um die Bürger gefügig zu machen, die Freiheit abzuschaffen, Donald Trump zu stürzen und eine «Neue Weltordnung» durchzusetzen.

Asterix also, Band 37, Asterix in Italien. Start zum «Grossen Transitalischen Wagenrennen» von Monza nach Neapel. In der Arena wird der grösste Wagenlenker der Antike angekündigt, aus zehntausend Kehlen ruft das Publikum den Namen des Champions, der stets eine grinsende goldene Maske trägt: «Coronavirus! Coronavirus! Coronavirus!»

Dabei ist der Band schon 2017 erschienen, lange vor der Pandemie. Und das heisst doch nichts anderes als: Die Krise muss geplant gewesen sein. «Ich konnt's kaum glauben, aber es wurde schon in Asterix angekündigt», erklärte im März auf Youtube Oliver Janich, ein «investigativer Journalist» in Deutschland, der seine über 150 000 Abonnenten indessen nicht mit brisan­ten Dokumenten bedient, sondern mit Verschwörungstheorien sowie rechtspopulistischen und fremdenfeindlichen Ansichten.

Auch im Milieu der Esoteriker gab es Erleuchtungen wegen Asterix. Leute, die sich sonst an den Maya-Kalender und die Zyklen von Saturn und Pluto halten, um die Gegenwart zu deuten, erkannten im Comic die «Indizien», nach denen es sich bei Covid-19 um eine «Testseuche» beziehungsweise eine «künstliche Biowaffe» handelt, geschaffen von Mächten, die die Unterwerfung der Menschheit planen. Wer diesen Plan sieht, der sieht aber noch mehr. «Finanz- & Wirtschaftskollaps, Einschränkung Bürgerrechte, Bargeld­abschaffung, Enteignung, Verstädterung, Verarmung, Verdummung, Überwachung, Chippung, Zwangsimpfungen» (blaupause.tv) – alles hängt mit allem zusammen, und in diesem grossen Ganzen bekommt auch der Name eines Wagenlenkers seine wahre Bedeutung, neben verdächtigen Vorgängen in einem Labor in Wuhan oder Ungereimtheiten in der offiziellen Statistik: «Coronavirus» war eine geheime Botschaft. Oder ein Versehen, mit dem sich die Drahtzieher der gegenwärtigen Ereignisse verraten haben.

Dass der Wagenlenker in der deutschen Ausgabe nicht Coronavirus heisst, sondern Cali­­­ga­­rius, dass man Coronaviren schon seit fünfzig Jahren kennt und auch so nennt – es änderte nichts. Sollte es ebenfalls ein Zufall sein, dass Coronavirus im Rennen mit verbotenen Manövern triumphiert? Dass die Show ein korrupter Staatsvertreter finanziert? Und trägt Coronavirus etwa keine Maske? Als Einziger?

2020 scheint diese Art Denken in der Gesellschaft angekommen zu sein. Die Pandemie habe eine «Flut an Verschwörungserzählungen» ausgelöst, diagnostiziert der Spiegel. Die «Lust auf Verschwörungstheorien» habe zugenommen, findet auch der Historiker Norbert Frei. Dass sie «unser Denken bestimmen», stellen die Sozialpsychologin Pia Lamberty und die Bürgerrechtlerin Katharina Nocun schon im Untertitel ihres Sachbuchs fest. Dass der Verschwörungsglaube in dieser Pandemie aufblüht, erklären sie damit, dass er den «Kontrollverlust» kompensieren und den Ungewissheiten eine eigene Version der Wahrheit entgegenhalten könne.

Zwar ist nicht jeder, der sich um seine Existenz oder um die Bürgerrechte sorgt, ein Verschwörungstheoretiker. Aber die «Corona-Rebellen» aller Couleur finden sich in einem tiefen Misstrauen vereint: in der Vorstellung, die Behörden hätten es auf die Freiheit der Bürger abgesehen und Wissenschaft und Medien brächten manches absichtlich nicht zur Sprache. Von hier aus ist es nicht weit zum Glauben an eine Wahrheit hinter den Kulissen. Bill Gates zum Beispiel, der mit Forschungsgeldern Regierungen gekauft und die WHO übernommen haben soll, um internationale Programme für Impfungen und Chip-Implantationen durchzusetzen. Endziel: Weltdiktatur.

Erleben wir also gerade den Durchbruch eines «Wissens», das die hergebrachten Standards von Rationalität ablöst? Endet der gesellschaftliche Minimalkonsens darüber, was als Wahrheit gilt? Oft hat man Verschwörungstheorien als Pathologien gedeutet, als ­Ausdruck einer Paranoia. Mittlerweile lässt sich die spezifische Art von Rationalität besser verstehen, die diesen Theorien eigen ist. Michael Butter, Tübinger Professor für amerikanische Kultur- und Literaturgeschichte sowie Leiter eines internationalen Forschungsprojekts zum Thema, hat ein Buch über die kulturelle Logik des Verschwörungsdenkens geschrieben, und dafür, dass sich die Erzählungen über ein Corona-Komplott so schnell verbreiteten, hat er eine zusätzliche Erklärung neben dem «Kontrollverlust»: Sie hätten, erklärte er in Interviews, an schon bestehende Ideen angedockt – an Feindbilder wie den Staat, die Industrie, das internationale Kapital, die liberalen Eliten, die Amerikaner, die Chinesen.

Eine Verschwörungstheorie kommt eben selten allein. Zugleich korrigiert der Kulturhistoriker den Eindruck, Corona habe Verschwörungstheorien einen Boom beschert: «Der Konspirationismus ist derzeit nicht einflussreicher als je zuvor.» Man sehe ihn lediglich besser, so Butter. Tatsächlich verbreiten Verschwörungstheoretiker ihre Schöpfungen im Online-Universum einfacher als in Zeiten, da sie noch mit Schreibmaschinen operieren mussten, mit Kopiergeräten, Vorträgen und Büchern aus Klein- und Kleinstverlagen. Zudem müssen sie in den sogenannten sozialen Medien nicht lange nach Kundschaft Ausschau halten: Die «Lügenpresse!»-Rufer sind schon da, und sie sind willens, ihre «alternativen Wahrheiten» laufend um die gerade neueste zu erweitern. Dazu kommt die puzzle­förmige «Informationsarchitektur» (Bernhard Pörksen) des Netzes, die für die Produktion von Verschwörungserzählungen wie geschaffen scheint: Hier lässt sich alles mit allem verlinken, jeder Zusam­men­hang durch einen neuen ersetzen. Schliesslich verschafft ihnen auch der politische Populismus eine Bühne. Doch da, wo sie in einer grösseren Öffentlichkeit auftauchten, dominiere weiterhin «nicht der Glaube an, sondern die Sorge über Verschwörungstheorien», schreibt Butter.

Dass es sie schon in der Antike gab, wie so vieles andere, ist keine grosse Überraschung. Entscheidend ist ein Unterschied zur Gegenwart: In Athen und Rom gehörten sie zur politischen Kultur, sie waren salonfähig. In Versammlungen und in Verhandlungen vor Gericht warfen die Redner ihren Gegnern regelmässig Komplotte und andere finstere Ränke vor. So kamen Athens Rat der Fünfhundert und Philipp II. von Makedonien in den Ruch, im Geheimen die Zerstörung der Demokratie und der Polis zu betreiben. Kein Geringerer als Marcus Tullius Cicero beschuldigte Gaius Verres, den Statthalter der Provinz Sizilien, Sklavenaufstände unterstützt zu haben, die nie stattgefunden hatten. Cicero war im Jahr 70 vor Christus Ankläger in einem Korruptions­prozess gegen Verres, der mit dessen Flucht ins Exil endete. Und damit, dass der Verschwörungstheoretiker Cicero fortan als der bedeutendste römische Redner galt und mit seinen fünfbändigen Reden gegen Verres Literaturgeschichte schrieb.

Das heisst nicht, dass es in der Geschichte keine wirklichen Verschwörungen gegeben hätte. Aber sie waren stets kleiner als die Gespenster der Verschwörungstheoretiker. Dass sich Dutzende Mitwisser an einem Mordkomplott beteiligten wie jenem, dem 44 vor Christus Julius Cäsar zum Opfer fiel, ist schon eine Ausnahme. Die Antike macht schliesslich auch klar, dass Verschwörungstheorien heute mitnichten wieder dort angekommen wären, wo sie damals waren: in der Mitte der Gesellschaft. Die längste Zeit in der Geschichte waren sie offiziell akzeptiert, «es war normal, an sie zu glauben» (Butter). Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden sie stigmatisiert und «aus dem öffentlichen Diskurs in Subkulturen verbannt».

Gewiss, es gibt Donald Trump und seine Neigung, jeden Einwand gegen seine Politik mit einem versteckten Plan feindlicher Mächte zu erklären. Aber gerade der heutige Mann im Weissen Haus macht vor, was sich geändert hat: Die meisten seiner Vorgänger stiessen mit Verschwörungstheorien kaum auf Widerspruch. «Von George Washington bis Dwight D. Eisenhower gibt es vermutlich keinen Präsidenten, der nicht an solche Theorien glaubte», schreibt Michael Butter. Tatsächlich wurden die USA geradezu aus dem Glauben an Verschwörungen geboren: Gründerväter wie Washington, Thomas Jefferson oder John Adams waren überzeugt, dass sich der britische König und seine Minister gegen die nordamerikanischen Kolonien verschworen hätten, um ihre Existenz mit Operationen hinter den Kulissen zu untergraben. Laut Butter war dieser Glaube «ein entscheidender Faktor auf dem Weg zur Amerikanischen Revolution».

Nach der Unabhängigkeitserklärung von 1776 blühte in der jungen Republik dann die Furcht vor einer Intrige der Freimaurer und der Illuminaten; angeblich hatten sie schon die Revolution in Frankreich angezettelt und planten nun weitere Komplotte. Eine Frucht dieser Furcht waren die Alien and Sedition Acts von 1798, ein Paket von Gesetzen, die die Rechte von Ausländern beschnitten und subversive Kritik an der Regierung strafbar machten. Verschwörungstheorien funktionierten als Währung in der Politik, sie liessen sich in Macht ummünzen.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs aus der Vorstellung, Europas katholische Mächte wollten die Werte der USA und ihre Institutionen zersetzen, sogar eine eigene Partei, die sich Native American Party nannte. Bis dahin in antikatholischen Geheimgesellschaften tätig und getrieben vom Glauben, eine päpstliche Armee werde an der Ostküste landen und im Landesinnern einen neuen Vatikan gründen, kämpften die Native Americans gegen die Einwanderung von Katholiken aus Deutschland und Irland. Sie erklärten sie zu Agenten des Papstes, wollten ihre Einbürgerung erschweren und ihre Zu­lassung zu politischen Ämtern ausschliessen, ­wobei zur Parteipolitik auch handfeste Gewalt gehörte. Das ist die soziale Leistung von Verschwörungstheorien: Sie erlauben es, Feinde zu identifizieren. Zugleich stiften sie ein Selbstverständnis; sie halten Gruppen zusammen und erheben sie über den Rest der Gesellschaft, wenn nicht der ganzen Welt.

Wie staatstragend Verschwörungstheorien für die USA waren, zeigt die Republikanische Partei. Sie fand ihren Gründungsmythos in einem Komplott namens «Slave Power», einem angeblichen Geheimplan radikaler Befürworter der Sklaverei. 1858 beschuldigte ein republikanischer Politiker in einer seiner Reden die Spitzen des Staats persönlich – den damaligen Präsidenten und dessen Vorgänger sowie den obersten Richter –, eine riesenhafte Verschwörung anzuführen und sämtliche Krisen der letzten Jahre dirigiert zu haben, um ihr geheimes Ziel zu erreichen: überall in den Vereinigten Staaten die Sklaverei einzuführen. Der republikanische Redner hiess Abraham Lincoln, er wurde 1860 zum Präsidenten gewählt.

Verschwörungstheorien sind aber keine amerikanische Erfindung. Im 18. Jahrhundert kommen nicht nur Amerikas vermeintliche Feinde aus Europa: Auch der Konspirations­glaube ist ein Import aus der Alten Welt. Hier hat sich in der Zeit der Aufklärung ein Verständnis der Wirklichkeit entwickelt, das dem Verschwörungsdenken erst seine moderne Schlagkraft gibt. Es geht um die menschliche Handlungsfähigkeit – um die Frage, wer den Lauf der Dinge lenkt, wenn Gott und der Antichrist dafür je länger, je weniger infrage kommen.

Die Naturphilosophen haben bereits eine neue Physik entworfen, in der Ursache und Wirkung mechanisch verbunden sind: Das eine ergibt das andere, so ist die ganze Natur aus sich selbst heraus erklärbar. Nun, im 18. Jahrhundert, übertragen die Moralphilosophen dieses Modell auf die Gesellschaft und den Gang der Geschichte. «So zeigt sich», schreibt David Hume in seiner Untersuchung über den menschlichen ­Verstand von 1748, «dass die Verbindung zwischen Motiv und Handeln ebenso regelmässig und gleichförmig ist wie die zwischen Ursache und Wirkung in allen Gebieten der Natur.» Damit erklärt sich auch alles Elend auf der Welt. Es komme nicht aus «fernen Himmeln», so Constantin François Volney 1791: «Es sitzt im Menschen selber, er trägt es in den inneren Winkeln seines Herzens» (Die Ruinen oder Betrachtungen über die Umwälzungen der Reiche).

Das war damals ein bestechendes, «ein neuartiges Denken über Kausalität», nach dem Historiker Gordon Wood. Es schärfte den Verschwörungsglauben, und es liess ihn im 18. Jahrhundert boomen. Stellt man nämlich Intentionen an den Anfang einer jeden «Kette von Ursachen und Wirkungen in menschlichen Angelegenheiten», so Wood, dann kann von jedem Ereignis auf einen Willen oder einen Plan geschlossen werden, und das mit naturwissenschaftlicher Gewissheit und Genauigkeit. Wobei ein Ereignis die Intention auch dann verrät, wenn ein Urheber seine Urheberschaft verbergen will.

So etwas gab es im europäischen Mittelalter nicht. Hier war die Welt noch Gottes Werk und Teufels Beitrag. Das ist auch der Grund, warum man die Vorläufer verschwörungstheoretischen Denkens weniger im Mittelalter findet, sondern eher früher, in der Antike; trotz der mittelalterlichen Verfolgung von Hexen und Juden. Ihnen wurden durchaus geheime Pläne und Pakte vorgeworfen. Aber über allem standen Gott und sein Widersacher: Diese metaphysischen Mächte entschieden über den Gang der Welt, und man brauchte keine verschwörungstheoretische Be­weis­füh­rung, um das zu wissen.

Erledigte sich mit der neuartigen Mechanik von Ursache und Wirkung nun die Frage der Moral? Im Gegenteil: Ebenso «regelmässig und gleichförmig» (Hume), wie die Wirkung der Ursache entspringt, entspricht das Gute in der Welt einem guten Willen und das Übel einem üblen. Damit war es möglich, Gott aus dem Spiel zu halten und doch darauf zu bestehen, dass die Welt, wenn nicht gut, so doch wenigstens geordnet in der Frage von Gut und Böse sei. Die Zündkraft dieses Denkens zeigte sich umgehend in den grossen politischen Kämpfen jener Zeit: Aufklärer und Gegenaufklärer, Revolutionäre und Konterrevolutionäre beschuldigten sich gegenseitig, die Entwicklung zum Guten mit geheimen Agenden und Agenten zu hintertreiben.

Was geschieht, geschieht absichtlich – so verstehen Verschwörungstheoretiker die Welt bis heute. Die Möglichkeit, dass es in einer Gesellschaft zu Entwicklungen kommt, für die man keine Verantwortlichen findet, liegt diesem Denken fern; genau wie jene, dass menschliches Tun ungeplante Folgen haben kann. Oder dass Leute gegen ihren Willen handeln. Oder ohne Willen. Oder ohne Erfolg. «Menschen machen zwar ihre Geschichte selbst», schreibt der Historiker Dieter Groh, «aber das, was als Geschichte resultiert, ist nicht ihre Geschichte im Sinne dessen, was sie beabsichtigt haben.» Dass Verschwörungstheorien einfache Erklärungen für komplizierte Dinge bieten, hört man oft, aber das ist nur das eine. Das andere hat Groh bemerkt: «Ihre Logik, ihre Kohärenz und ihr Kausalnexus sind der Realität fast immer überlegen.» Der Historiker sieht das Irrationale dieses Denkens gerade darin, dass es von der Wirklichkeit derart viel Rationalität erwartet.

Aus diesem Grund können Verschwörungstheoretiker auch nicht akzeptieren, dass es manchmal nur sehr wenig braucht, um sehr viel anzurichten. Dass zum Beispiel die Kugel eines mässig intelligenten Nobodys den mächtigsten Mann der Welt umbringt, so wie in Dallas am 22. November 1963. Oder dass man nur einige Fluglektionen und ein Teppichmesser braucht, um einen Wolkenkratzer zu fällen, so wie in New York am 11. September 2001. Im Bild der Welt als Uhrwerk, in dem Ursache und Wirkung reibungsfrei ineinandergreifen und perfekt austarierte Proportionen bilden, ist so etwas nicht vorgesehen. Wenn sich die heutigen Verschwörungstheoretiker selber nicht als Verschwörungstheoretiker bezeichnen, sondern als «Querdenker», «Zweifler» oder eben «Aufklärer», dann zu Recht: Sie halten an einem Welt­verständ­nis der Aufklärung fest. Aber die Welt, die die Aufklärer damit verstanden, war jene des 18. Jahrhunderts.

Verschwörungstheorien seien Aberglaube ohne Gott, meinte der österreichisch-britische Philosoph Karl Popper. Er prägte den Begriff «Verschwörungstheorie», wie er heute gebräuchlich ist, und zwar in seinem Buch Die offene ­Gesellschaft und ihre Feinde. Geschrieben in Ver­tei­­di­gung liberaler Werte gegen alte und neue Totalitarismen, erscheint es 1945. Aber auch nach dem Krieg regiert in den USA noch immer die Furcht vor einer Übernahme durch getarnte Feinde. Es geht um die kommunistische Unterwanderung des Regierungsapparats, und diese Verschwörungstheorien sind schon im Umlauf, als der republikanische Senator Joseph ­McCarthy 1950 die Bühne betritt: Sie liefern ihm die Nahrung für die berüchtigte Jagd auf tatsächliche und vermeintliche Kommunisten, für seine ­Verfemungs- und Verhörkampagnen. Vor der Senatskommission, die er präsidiert, als wäre sie ein Gericht und er zugleich Ankläger und Richter, landen neben Staatsangestellten auch Wis­senschafter, Künstler, Journalisten und Immigranten; viele bezahlen den Verdacht der Spionage und der Subversion mit dem Ruin ihres Anse­hens, dem Verlust ihrer Stelle oder der Emigration.

Fünf Jahre später, 1955, wird McCarthy als Präsident seiner Kommission entmachtet. Er hat sich mit der Armee angelegt und sogar den Präsidenten, seinen Parteikollegen Dwight D. Eisenhower, als «verkappten Kommunisten» verdächtigt. Er hat seine Macht überschätzt und die Unterstützung der Politik und der Öffentlichkeit verloren. McCarthys Sturz ist aber auch ein Zeichen – dafür, dass sich das Klima für Verschwö­rungstheorien ändert. Konspirationismus gilt schon bald als minderwertiges Wissen, so dass es für staatliches Handeln nicht mehr taugt. ­Dahin­ter steht die Erfahrung mit Deutschland, wo das Phantasma der «jüdischen Weltverschwörung» in den Holocaust geführt hat. In den USA kommen die Anstrengungen der sozialwissenschaftlichen Forschung dazu. Zunächst motiviert von den totalitären Entwicklungen in Europa, dann auch von der Kommunistenjagd im eigenen Land, problematisieren die Sozialforscher das verschwörungstheoretische Denken. Und sie können diese Kritik einer breiten Öffentlichkeit vermitteln.

Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs merkt man davon nicht viel. Es ist Ende Mai 1950, und in der DDR berichten die Zeitungen über einen «ungeheuerlichen verbrecherischen Anschlag». Schon seit Tagen sollen Bauern und Strassenwärtern Flugzeuge abseits der gewohnten Routen aufgefallen sein. Jeweils kurz darauf wimmelte es von Kartoffelkäfern auf den Äckern. Man kennt den Schädling, aber so früh im Jahr, so massenhaft und plötzlich hat man ihn noch nie gesehen. Einen halben Monat später wird die Wahrheit enthüllt. «Ausserordentliche Kommission stellt fest: USA-Flugzeuge warfen grosse Mengen Kartoffelkäfer ab», meldet das Neue Deutschland, das Zentralorgan der Staatspartei. Die amerikanischen «Imperialisten» und «Kriegstreiber» wollten die Ernten der Republik vernichten, verkündet ein anderes Blatt; darum hätten sie zu «Methoden bakteriologischer Kriegsführung» gegriffen.

Haben sie wirklich? Die Bevölkerung der DDR habe es geglaubt, erklären die Journalisten Lars-Broder Keil und Sven Felix Kellerhoff in ihrer Recherche über die Kartoffelkäferplage von 1950. Das verbreitete Misstrauen gegenüber den USA habe sich noch verstärkt, als der Koreakrieg die amerikanische Skrupellosigkeit zu bestä­tigen schien. Real ist auf jeden Fall die Kampagne, die auf die Enthüllung folgt. Mit Plakaten und Broschüren rufen die Behörden zum «Kampf gegen die Pest aus den USA»: Die Bevölkerung soll den Bauern helfen, die Käfer und ihre Gelege von den Feldern zu holen. Denn die Plage ist real, und das «in einer Phase, in der die Versorgungslage schon denkbar schlecht war», so Keil und Kellerhoff. Dass dahinter hausgemachte Probleme standen, belegen interne Papiere aus dem Landwirtschaftsministerium der DDR. Die Beamten stellten fest, man habe das Kartoffelkäferproblem seit 1945 vernachlässigt. Der «Abwehrdienst» sei unorganisiert, und es fehle an Chemie.

Daher das Märchen mit den US-Flugzeugen. «Die Führung wollte wohl vom Versagen bei der Bekämpfung des Kartoffelkäfers ablenken und die Bevölkerung zugleich für das Sammeln der Schädlinge mobilisieren», schreiben Keil und Kellerhoff. Dazu kam die Chance, die USA in Verruf zu bringen. Nach den beiden Autoren war die Verschwörungstheorie aus dem Parteiapparat ein Erfolg – bei den Bürgern, aber auch bei Bertolt Brecht, der sie umgehend literarisch segnete, und zwar mit seinem Gedicht Für den Frieden: «Die Ami-Käfer fliegen / silbrig im Himmelszelt / Kartoffelkäfer liegen / in deutschem Feld.»

Noch wisse die Forschung wenig Genaues über den gesellschaftlichen Abstieg der Verschwörungstheorien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, merkt Michael Butter an. Sicher sei, dass diese Entwicklung überall in der westlichen Welt stattgefunden habe – aber «nicht im gleichen Mass» in der arabischen Welt und in Osteuropa. Dort ist dieses Denken nie ganz aus der Mode gekommen, und so griff man auch in Russland vor kurzem wieder in den alten Werkzeugkasten, nach dem Anschlag auf den Oppositionspolitiker Alexei Nawalny. Während es mancher im Westen für erwiesen hält, dass die Spur des Nervengifts in den Kreml führt, sprechen regierungsnahe russische Politiker und Medien von einer anderen, viel geheimeren Agenda: Vor seiner Abreise in den Westen sei Nawalny gesund gewesen, der Befund der Ärzte in Berlin sei politisch motiviert. Dahinter stünden womöglich die USA, weil sie die Fertigstellung der Pipeline «Nord Stream 2» durch die Ostsee verhindern wollten.

Verschwörungstheorien gibt es zwar auch im Westen noch, aber seit ihrem Abstieg sind sie nicht mehr die gleichen: Ihre Stossrichtung hat sich umgekehrt. Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts waren sie in aller Regel von gesellschaftlichen Eliten vertreten worden, und sie hatten sich gegen fremde Mächte gerichtet, ebenso gegen Zuwanderer, Andersgläubige, Schwache, «vermeintliche Aufrührer von unten» (Butter). Fortan sollte es umgekehrt sein: Gruppen, die sich marginalisiert sahen, übernahmen das stigmatisierte Deutungsmuster, richteten es nach oben und unterstellten den Eliten finstere Ränke.

Darum sind es «höchste Stellen» in Staat, Justiz, Kirche oder Konzernen, die hinter dem Mord an John F. Kennedy oder dem 11. September stehen und verhindern wollen, dass wir die Wahrheit über die Kondensstreifen am Himmel er­fahren, die Mondlandung, das Impfen oder 5G. Es sind Brüssel und Berlin, die in den Augen rechtsextremer Verschwörungstheoretiker die Europäer ausrotten wollen, um hier fremde Kultu­ren anzusiedeln. Die christlichen Fundamentalisten um den Sektenprediger Ivo Sasek sehen die «globalistische Elite» sogar am Gotthard-Basistunnel in Aktion, bei der Einweihungsfeier im Sommer 2016, wo sie «unter dem «Deck­mantel der Kunst satanische Rituale gezielt gefördert» habe.

In der Hand von Regierungen, zumal demokratischen, ist ein solches Denken nicht mehr glaubwürdig. Das erfuhr der Bundesrat, als er in den 1960er Jahren eine Verschwörungstheorie für den Volksgebrauch entwickeln liess. Es geht um Zivilverteidigung, das berüchtigte rote Büchlein, das im Kalten Krieg den Widerstand gegen den Kommunismus stärken soll (NZZ ­Geschichte Nr. 23, Juli 2019). Doch als es im Oktober 1969 schliesslich in einer Auflage von 2,6 Millionen Exemplaren verteilt wird, eines für jeden Haushalt, ruft es vor allem Widerstand gegen den Bundesrat hervor.

Zivilverteidigung wird zum Skandal, weil diese Lehrschrift alles politische Denken links der Mitte einem Verdacht aussetzt: dem Feind im Osten zu dienen, der die Schweiz per Verschwörung vom Kurs abbringen und schliesslich unterwerfen will. Namentlich Intellektuelle und Künstler finden sich als mögliche Wühler und Konspirateure diffamiert, ebenso Gewerkschafter, Gastarbeiter, Feministinnen, Separatisten und Homosexuelle. Diese Verschwörungstheorie kommt von oben; dass damit 1969 kein Staat mehr zu machen ist, zeigen in jenem Herbst die Proteste in Politik und Medien. Und die Altpapiersammlungen, in denen das Büchlein reihenweise landet.

Im Osten geht die staatliche Fabrikation von Verschwörungstheorien dagegen weiter. Mitte der 1980er Jahre bringt womöglich der KGB eine Lüge in Umlauf, die sich als ebenso langlebig wie folgenschwer erweisen wird. Sie handelt von Aids, und sie besagt, dass das Pentagon die Seuche losgelassen habe. Auf der Suche nach biologischen Kampfstoffen hätten amerikanische Militärs das Virus in Afrika entdeckt, in die USA gebracht und freigesetzt. HIV als Geheimwaffe des Westens – diese Verschwörungserzählung führte dazu, dass Aids auch noch im postsowjetischen Russland als «kapitalistische Krankheit» verstanden und, wo sie die eigenen Leute betraf, verschwiegen wurde. Die Zahl neuer Ansteckungen in Russland und in der Ukraine ist bis heute aussergewöhnlich hoch.

Wie diese Desinformation verbreitet wurde, illustrieren die Geschehnisse auf der Redaktion der Westberliner TAZ im Februar 1987. Damals bekam die Zeitung ein Interview mit einem Ostberliner Biologen angeboten und gab ihm eine ganze Doppelseite Platz für eine weitere Version des Biowaffenmärchens: Das HI-Virus sei nicht in Afrika gefunden, sondern im US-Militärlabor Fort Detrick gentechnisch produziert worden – durch die Kombination zweier bekannter Viren. Zur Therapie empfahl der Experte lediglich hohe Dosen Aspirin. Mehrere Blätter in der BRD hatten das Interview schon abgelehnt. Die TAZ, die die Verschwörungstheorie schliesslich in die bundesdeutsche Öffentlichkeit brachte und heute zu ihrer «Schuld an der Verbreitung von Fake-News» steht, erklärt sich deren «Plausibilität» mit dem damaligen Feindbild: Das «Unbehagen an den USA schlechthin» sei zur Zeit des Kalten Kriegs in alternativen und linken Kreisen verbreitet gewesen. Man mag derzeit einen anderen Eindruck bekommen, aber Verschwörungstheorien verfangen nicht nur rechts.

Gefährden sie die Demokratie? Die Gesundheit auf jeden Fall, wie Aids im Osten und jetzt auch Covid-19 zeigen: Wer an eine «Corona-Lüge» glaubt, steckt sich und andere eher an. «Eine gemeinschaftliche Reaktion auf eine Herausforderung setzt voraus, dass man sich als Gemeinschaft begreift und bereit ist, Dinge zu tun oder zu lassen, die ganz überwiegend anderen helfen», erklärt der Medizinhistoriker Christoph Gradmann (NZZ Geschichte Nr. 29, Juli 2020).

Genau daher rührt auch Michael Butters Sorge. Selbst wenn wir gerade keine Renaissance der Verschwörungstheorien erleben: Sie seien ein besonders auffälliges Symptom der «Fragmentierung der Gesellschaft». Die verläuft nach Butter weniger entlang ideologischer Linien, sondern entlang unterschiedlicher Annahmen darüber, wie Geschichte und Gesellschaft funktionieren. Kaum jemand wird darüber klagen, dass man sich im Westen die Welt gemeinhin nicht mehr mit Komplotten erklärt. Dass dieses Denken in Subkulturen verdrängt wurde, hat aber zugleich schon früh zur Bildung jener problematischen «Teilöffentlichkeiten» beigetragen, die sich im digitalen Zeitalter erst recht vermehren. «Wenn Gesellschaften sich nicht mehr darauf verständigen können, was wahr ist», schreibt Butter, «können sie auch die drängenden Probleme des 21. Jahrhunderts nicht meistern.»

Wahr ist wenigstens, und zwar für alle, die den Asterix-Band zu Ende lesen: Coronavirus verliert, Obelix gewinnt. 


Aus: "Die Abschaffung des Zufalls" Daniel Di Falco (01.10.2020)
Quelle: https://www.nzz.ch/geschichte/die-abschaffung-des-zufalls-ld.1576709