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[Umweltschutz | Naturschutz | Umweltgefährliche Stoffe (Ökotoxikologie) ... ]

Started by Link, July 22, 2018, 11:36:20 AM

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Quote[...] In der australischen Metropole Sydney sind an mehreren Stränden mysteriöse schwarze Kugeln aufgetaucht. Weil zunächst weder die Herkunft noch die Beschaffenheit aufgeklärt werden konnte, sperrte die Verwaltung des Ortsteils Randwick City die betroffenen Küstenstreifen für Besucher. Rettungsschwimmer hatten zuerst am Coogee Beach die schwarzen, etwa golfballgroßen Teile entdeckt, hieß es in einer Mitteilung. Offensichtlich seien sie entlang des Strandes angeschwemmt worden.

Kurze Zeit später wurde auch der nördlich davon gelegene Strand Gordons Bay gesperrt, als dort ebenfalls angespülte Teile gefunden wurden, teilte das Amt weiter mit. Beamte der Umweltbehörde hätten Proben eingesammelt, um dem Ursprung der seltsamen Kugeln auf den Grund zu gehen. Eine Vermutung lautet, es könnte sich um so genannte Teerballen handeln. Diese entstehen, wenn Öl in Kontakt mit Trümmern und Wasser kommt – etwa bei einem Leck auf See.

Woher das Öl genau kommt und ob noch weitere Kugeln angespült werden, ist unklar. Eine Umweltaktivistin erklärte im »Sydney Morning Herald«, die Verschmutzung könne sowohl von Offshore-Ölplattformen als auch von Schiffen stammen, aus denen Erdöl ausläuft. Einige Erdölprodukte bildeten Klumpen, während andere sich leichter auflösten oder auf den Meeresboden sänken. In jeden Fall aber seien die Verunreinigungen giftig und schadeten dem Leben im Meer.

Die Behörden erklärten, es würden nun Vorkehrungen getroffen, um das Material sicher vom Strand zu entfernen. Eine Spezialfirma sei engagiert worden, um die Kugeln sicher wegzuschaffen. Die Schließung galt laut dem Amt bis auf Weiteres. Die Öffentlichkeit wurde aufgerufen, die beliebten Strände in der Zwischenzeit zu meiden.



Aus: "Mysteriöse schwarze Kugeln an Stränden in Sydney aufgetaucht" Katharina Menne (16.10.2024)
Quelle: https://www.spektrum.de/news/mysterioese-schwarze-kugeln-an-straenden-in-sydney-aufgetaucht/2238062

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Quote[...] Kupfer steckt in fast allen Kabeln und wird gebraucht für den Ausbau der Stromnetze im Zuge der Energiewende. Aber rund um die Bergwerke in Peru, wo große Anteile des weltweiten Kupfers abgebaut werden, sterben die Tiere und Menschen erkranken.

In der indigenen Quechua-Gemeinde Chikñahui im peruanischen Andenhochland leben die meisten Menschen von der Landwirtschaft und Viehzucht. Sie pflanzen Kartoffeln an, halten Schafe, Kühe und Alpakas. Viele der Lehmhäuser mit Strohdächern haben weder Strom- noch Wasseranschluss.
Wenige Kilometer von der Gemeinde entfernt befindet sich eines der größten Kupferbergwerke der Welt: Las Bambas, seit 2014 betrieben vom chinesischen Rohstoffkonzern MMG, vorher im Besitz des Schweizer Unternehmens Glencore.

Es liegt ein metallischer Geruch in der Luft, der Wind weht den Staub vom Bergwerk zu den Häusern. In den vergangenen drei Monaten seien zwanzig ihrer Schafe gestorben, sagt Marcusa Huamaní.

,,Das Gras ist voller Staub. Dieses Gras fressen unsere Tiere. Wenn sie sterben, haben sie eine Art Eiter im Bauch. So sehen wir bestimmt auch von innen aus."
Die Quechua-Indigene beklagt, dass sie das Schulgeld für die Kinder nicht mehr bezahlen kann, weil niemand mehr ihre Tiere kaufen mag: ,,Die Leute sagen, dass sie verseucht sind. Auch die Pflanzen wachsen nicht mehr. Früher haben sich die Gemeinden gegenseitig geholfen, jetzt sind wir verfeindet. Das hat das Unternehmen uns gebracht."

Viele Bewohner der Gemeinde leiden unter Kopf- und Bauchschmerzen. Die 79-Jährige Mercedes Huilca hat Nasenbluten, so erzählt sie, und immer wieder Blut im Urin.
,,Meine Kinder haben mich in die Hauptstadt Lima gefahren, um mein Blut untersuchen zu lassen. Dort haben sie Blei in meinem Blut gefunden", klagt sie. ,,Seit die Mine hier ist, ist alles voll mit Staub und Lärm, deshalb geht es uns schlecht."


Viele in der Gemeinde glauben, dass sie Schwermetalle im Blut haben. Aber nur wenige können es sich leisten, in die Stadt zu fahren, um eine Blutuntersuchung durchführen zu lassen.
José Armando, der Sohn von Mercedes Muilca, hat sein Möglichstes getan.
,,Wir haben uns beim Unternehmen beschwert, aber es streitet die Verantwortung ab. Auch die Behörden hören uns nicht. Meine Mutter ist krank, unsere Tiere sterben. Wir glauben, dass es an der Umweltverschmutzung liegt, aber wie können es nicht beweisen."
Die Quechua-Gemeinden in der Umgebung der Mine Las Bambas protestieren immer wieder gegen die Umweltverschmutzung mit Straßenblockaden. Das chinesische Unternehmen musste deshalb im vergangenen Jahr die Produktion mehrere Wochen lang einstellen.


Aber die Kupferproduktion in Peru boomt, denn die Nachfrage steigt. Kupfer ist das wichtigste Exportprodukt Perus, das Land ist der zweitgrößte Kupferproduzent der Welt.
Die Deutsche Rohstoffagentur erwartet, dass sich der Kupferbedarf bis zum Jahr 2035 in etwa verdoppeln wird. Grund dafür ist die Energiewende.
Corredor Minero heißt die fast 500 Kilometer lange Autobahn, auf der jeden Tag über 300 LKW fahren, um das Kupfer von den Minen zum Hafen in der Provinz Arequipa zu bringen. Über 40 Quechua-Gemeinden leben in der Nähe des Corredor Minero, auch sie blockieren wie die indigenen Anwohner der Kupfermine Las Bambas regelmäßig die Autobahn, um ihre Forderungen nach Transparenz, Umweltschutz und Beteiligung ihrer Gemeinden am Wohlstand durchzusetzen. Damit können sie etwa ein Drittel der Kupferproduktion von Peru lahmlegen.
Wenn die Konflikte jetzt schon eskalieren, was wird dann in den nächsten 30 Jahren passieren, wenn die Energiewende in Europa, den USA und Asien Fahrt aufnimmt?


Der Journalist Vidal Merma kommt aus einer Quechua-Gemeinde, die nahe eines Kupferbergwerkes in Espinar liegt, das der Schweizer Konzern Glencore betreibt. Er beobachtet die Entwicklung sein Langem.
,,Ich habe in der Hauptstadt studiert und bin vor etwa 15 Jahren zurückgekommen, weil meine Eltern krank waren. Sie hatten eine unbekannte Krankheit. Das ging nicht nur meinen Eltern so. Viele Leute waren krank und wussten nicht, warum. Ich fing an, zu recherchieren, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Seitdem werde ich verfolgt, ich habe Attentate erlebt, wurde verprügelt und in mein Haus wurde mehrfach eingebrochen."
Amnesty International analysierte zwischen 2018 und 2020 Blut- und Urinproben von 150 Freiwilligen aus elf indigenen Gemeinden in der Region Espinar. Das Ergebnis: Bei 78 Prozent der Personen überschritten die untersuchten Schwermetalle die Referenzwerte der Weltgesundheitsorganisation. 58 Prozent hatten erhöhte Werte von Arsen, 29 Prozent von Magnesium, 12 Prozent von Kadmium, vier Prozent von Blei und drei Prozent von Quecksilber.
Schwermetalle können sich im Körper anreichern und langfristig zu Organschäden führen, auch wenn täglich nur eine geringe Menge aufgenommen wird. Die Internationale Agentur für Krebsforschung hat Arsen als ,,krebserregend für Menschen" eingestuft.
Dem Umweltbundesamt zufolge wirkt Blei neurotoxisch und beeinflusst damit die intellektuelle Entwicklung von Kindern. Quecksilber schädigt die Nieren.

Glencore weist die Verantwortung für die Schwermetallbelastung in Espinar zurück und verweist auf Studien, die das Gebiet per se als stark mineralisiert ausweisen.


Renato Ormachea, der in der Stadtverwaltung Espinar für Umweltmanagement zuständig ist, sieht das anders. Er geht davon aus, dass die Bergbauabfälle in den Boden versickern und so die Wasserläufe verschmutzen.
,,Espinar ist verseucht. Man muss blind sein, wenn man das nicht sieht", klagt er an.
,,Der Bergbau hat hier in Espinar alle Grenzen überschritten. Das Unternehmen übernimmt keine Verantwortung dafür. Sein einziges Ziel ist es, Geld zu verdienen."
Korruption behindert die Aufklärung auf beiden Seiten. Sowohl der peruanische Staat zeigt auffällig wenig Interesse an Transparenz, noch die Rohstoffkonzerne.
Der Konzern Glencore bekannte sich im Mai 2022 in verschiedenen Fällen der Bestechung und Marktmanipulation in Lateinamerika und in verschiedenen afrikanischen Staaten für schuldig. Seine Aktivitäten in Peru wurden damals nicht untersucht.
Die linke Regierung von Pedro Castillo verabschiedete zwar einen Plan, um die von Schwermetallbelastung betroffene Bevölkerung in Peru zu unterstützen. Aber Castillo wurde im Dezember abgesetzt, die Vizepräsidentin übernahm das Amt – im ganzen Land protestieren seitdem Menschen für Neuwahlen. Die politische Krise erschwert die Bewältigung der Gesundheitskrise.


NGOs machen auf die Notwendigkeit eines wirksamen Europäischen Lieferkettengesetzes aufmerksam. Es sollte demnach verbindliche Mechanismen enthalten, um die Menschenrechte der Bevölkerung in Bergbauregionen zu schützen.
2022 legte die Europäische Kommission tatsächlich einen Entwurf für das Lieferkettengesetz vor. Demnach können Opfer von Menschenrechtsverletzungen oder Umweltschäden zukünftig Schadensersatzforderungen vor europäischen Gerichten geltend machen.
Das deutsche Lieferkettengesetz ist am 1. Januar 2023 in Kraft getreten.
Konsumenten und Investoren des Kupferbergbaus kämen überwiegend aus Europa, so die die Biologin Karem Luque von der Nichtregierungsorganisation Derechos Humanos Sin Fronteras. Daraus ergäbe sich eine globale Verantwortung, um Mechanismen für die Lieferketten zu entwickeln, damit keine Produkte konsumiert werden, die Menschenleben gekostet haben.


In Perus Nachbarland Bolivien gibt es Ressourcenkonflikte um einen weiteren Schlüsselrohstoff für die Energiewende: Lithium. Lithium wird für leistungsstarke Batterien gebraucht, wie sie in Elektroautos verbaut werden.
In den Salzseen Boliviens, Argentiniens und Chiles lagern knapp die Hälfte des Lithium-Vorkommens der Welt. Entsprechend hart umkämpft sind die Lizenzen für die Ausbeutung. Wer hier zum Zuge kommt, ist als Zulieferer für die Autoindustrie für die nächsten Jahrzehnte unersetzbar.
Zumindest in Bolivien aber will man nicht mehr als Rohstofflieferant wie in Kolonialzeiten fungieren, sondern die Wertschöpfung im eigenen Land betreiben. Es sind also nur Kooperationsvereinbarungen im Gespräch. Ein deutsches mittelständisches Unternehmen, das bereits einen Vertrag unterschrieben hatte, ist wieder raus aus dem Spiel. Konzerne aus China und den USA klopfen inzwischen an, aber ob mit denen ein Deal auf Augenhöhe erreichbar ist, so wie ihn sich die bolivianische Regierung wünscht, ist fraglich.


Sicher ist nur, dass das Lithium unter dem Salar de Uyuni für Bolivien eine noch nie dagewesene Chance bietet, das Land aus der Armut zu führen. Eine gerechte Verteilung des Reichtums würde gerade auch der indigenen Bevölkerung zugutekommen, die in Bolivien über die Hälfte ausmacht.
,,Solche Konflikte bieten auch etwas Positives. Sie können die Position der lokalen Bevölkerung stärken", meint Barbara Göbel, Direktorin des Ibero-Amerikanischen Instituts in Berlin. Im sogenannten Lithiumdreieck Boliven-Argentinien-Chile sei dies durchaus geschehen.
,,Worüber bisher allerdings wenig verhandelt wird, ist über die Zeit danach. Was passiert, wenn der Bergbau zu Ende geht, aber ein irreparabler Schaden an der Umwelt entstanden ist? Darüber wird nicht gesprochen. Auch, weil wir noch zu wenig über die Salzseen wissen."


Aus: "Der hohe Preis für unsere Kabel" Sophia Boddenberg [Onlinetext: Ellen Häring] (17.01.2023)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/hoher-preis-fuer-unsere-leitungen-100.html

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Quote[...] Beim Thema Atommüll wird hierzulande vor allem über Castor und Co. debattiert, also die Behälter mit stark strahlendem Abfall, der ursprünglich aus den Kernkraftwerken stammt. Es existiert jedoch noch viel mehr radioaktives Material aus Kernkraft-Nutzung, Medizin und Forschung, das beseitigt werden muss.

Der Bericht ,,Atommüll – Eine Bestandsaufnahme für die Bundesrepublik Deutschland" erhebt den Anspruch, erstmals einen lückenlosen Überblick über die Atommüll-Lagerung in Deutschland zu geben. Dokumentiert wird darin, wo Nuklearabfall produziert wurde und wird, wo er lagert, wohin er transportiert wurde und welche Sicherheitsprobleme nach Ansicht der Autor:innen bestehen.

Der Report umfasst 468 Seiten, herausgegeben wurde er unter anderem vom Umweltverband BUND, der Organisation ,,ausgestrahlt" und dem privaten Umweltinstitut München. Anlass für die Erstellung des Reports war nach Angaben der Organisationen, dass die Bundesregierung keine Gesamtschau über radioaktive Abfälle habe und auch die tatsächlichen Mängel, Komplikationen oder Pläne an den Standorten nicht erfasst seien. Es existiere bisher nur ein offizielles Abfallverzeichnis, mit dem grob abschätzen werden kann, welche Mengen wo liegen.

Der Bericht verzeichnet bundesweit über 216 Atomanlagen an 71 Standorten, nämlich 84 aktuell in Betrieb befindliche, 56 stillgelegte und 76 bereits komplett beseitigte Anlagen. Viele dieser Standorte wiesen nach teils jahrzehntelanger Nutzung erhebliche Sicherheitsdefizite auf, heißt es darin.

Laut dem Report gibt es über 50 Standorte für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, genannt Zwischenlager, Pufferlager, Bereitstellungshalle oder Landessammelstelle. Besonders hier gebe es großen Probleme und Mängel, ebenso wie in den geplanten oder gescheiterten ,,Endlagerprojekten" Schacht Konrad, Asse oder Morsleben. Die Situation sei unübersichtlich und in einigen Fällen regelrecht chaotisch, sagte die Hauptautorin des Bericht, die Politologin Ursula Schönberger.

Als Beispiel führt der Report die Sammelstelle im niedersächsischen Leese auf, deren Mietvertrag 2030 endet. Dort gebe es sogenannte Blähfässer - Atommüllfässer, die sich ausgebeult und verformt haben. Sie seien wegen der engen Einlagerung nur schwer zugänglich, daher sei auch unbekannt, was darin genau passiert. Wegen der Probleme mit dem Endlagerprojekt Schacht Konrad für schwach- und mittelaktive Stoffe nahe Salzgitter werde ein anderes Zwischenlager für die Leese-Fässer nötig, für das aber noch keine Pläne existierten.

Als weiteres Beispiel nennt der Report die radioaktiven Abfälle des Forschungszentrums in Karlsruhe, die in großen Zwischenlagerhallen auf dem Gelände der dortigen Universität, dem KIT Campus Nord, lagern. Ursprünglich hätten die in den 2030er Jahren abtransportiert werden sollen, so Schönberger. Dann sei aber festgestellt worden, dass die Abfälle deutlich stärker kontaminierter sind als ursprünglich gedacht. Deswegen und wegen der Schacht-Konrad-Verzögerung gehe man davon aus, dass der letzte Müll aus Karlsruhe erst anno 2072 abtransportiert wird.

Weiterer Kritikpunkt in dem Report ist die Verschiebung von Atommüll quer durch das Land, wie etwa beim geplanten Transport von 152 Castoren vom Forschungszentrum Jülich in ein Zwischenlager nach Ahaus. Der Atomexperte Helge Bauer von ausgestrahlt sagte dazu: ,,Das Hin-und Herschieben des Atommülls mit Transporten quer durch Deutschland ist verantwortungloses Handeln nach dem Sankt-Florians-Prinzip." Die Regierung müsse ein Konzept zur Atommüll-Zwischenlagerung vorlegen, bei dem die Minimierung von Gefahren für die Bevölkerung die oberste Priorität hat.

Schönberger krisierte, der jüngst vorgelegte Entwurf der Bundesregierung für das ,,Nationale Entsorgungsprogramm" benenne die Probleme leider nicht konkret. ,,Kein Wort über rostende Fässer, kein Wort über die erheblichen Probleme bei der Stilllegung des Endlagers Morsleben und der Räumung des Endlagers Asse II. Kein einziges Wort über die Freigabe radioaktiver Abfälle in den ganz normalen Wirtschaftskreislauf." Mit dem Report übernehme man eine Aufgabe, die Staat und die Industrie bisher versäumt haben.

Der Report ist per E-Mai an info@atommuellreport.de bestellbar, Unkostenbeitrag 30 Euro.


Aus: "Brisanter Bericht: Atommüll-Lagerung in Deutschland ist chaotisch und gefährlich" Joachim Wille (06.11.2024)
Quelle: https://www.fr.de/wirtschaft/brisanter-bericht-atommuell-lagerung-in-deutschland-ist-chaotisch-und-gefaehrlich-93391065.html


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Quote[...] Die Ölkatastrophe im Schwarzen Meer könnte nach Einschätzung der russischen Behörden bis zu 200.000 Tonnen Küstenboden verseuchen.

Eine entsprechende Prognose gab Russlands Umwelt- und Bodenschatzminister Koslow ab. Laut dem zuständigen Gouverneur wurden bereits 17.000 Tonnen Sand entfernt. Die Ölpest löste bereits ein Delfinsterben aus. Zudem sind viele Vögel betroffen.

Am 15. Dezember waren zwei russische Öltanker in der Meerenge von Kertsch, die das Schwarze und das Asowsche Meer verbindet, verunglückt. Ein Besatzungsmitglied kam ums Leben. Die Schiffe hatten den Angaben zufolge mehr als 9.000 Tonnen Erdöl geladen, wovon mehr als 3.000 bereits ins Meer ausgelaufen sein sollen. Viele russische Öltanker gelten als veraltet.



Aus: "Schwarzes Meer: Ölkatastrophe könnte 200.000 Tonnen Boden verseuchen" (23.12.2024)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/oelkatastrophe-koennte-200-000-tonnen-boden-verseuchen-100.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzes_Meer


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Quote[...] Chemikalien aus der Gruppe der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) sind wasser-, fett- und schmutzabweisend – und werden daher in unzähligen Produkten eingesetzt. Doch inzwischen ist klar, dass PFAS nicht nur schwer abbaubare ,,Ewigkeitschemikalien" sind – viele Stoffe dieser Gruppe, darunter vor allem Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA), sind auch krebserregend, stören das Hormonsystem und wirken fortpflanzungsschädigend. Dennoch tragen wir diese PFAS längst in uns [https://www.scinexx.de/news/medizin/pfas-chemikalien-fast-jeder-ist-belastet/].

Jetzt enthüllen Tests, dass selbst Meer und Strände an deutschen Nord- und Ostseeküste stark mit PFAS belastet sind. Für ihre Studie hatten Forschende von Greenpeace Deutschland im November 2024 und Januar 2025 Proben von Stränden auf Sylt, in Sankt Peter Ording und auf Norderney an der Nordsee sowie von Boltenhagen und Kühlungsborn an der Ostsee untersucht. Das Team sammelte dafür Meeressschaum am Strand und analysierte ihn auf 31 verschiedene PFAS, darunter auch die besonders schädlichen Substanzen der PFAS-4-Gruppe, zu der PFOS und PFOA gehören.

Das Ergebnis: Insgesamt wiesen die Chemiker 14 verschiedene PFAS in den Meeressschaum-Proben nach. Zehn davon gehören zu den als schädlich eingestuften PFAS, für die es Trinkwasser-Grenzwerte gibt. Besonders hohe Werte ermittelte das Team für die Schadstoffe der PFAS-4-Gruppe: ,,Sie wurden in allen Proben gemessen. Die PFAS-4 Gruppe hat einen Anteil von mindestens 92 Prozent an der gesamten PFAS-Belastung in den Proben", berichtet Greenpeace.

Die höchste PFAS-Belastung wiesen die Forschenden in älterem Meeressschaum aus Kühlungsborn an der Ostsee nach. Dort wurden gut 161.000 Nanogramm pro Liter Gesamt-PFAS gemessen und 151.000 Nanogramm pro Liter PFAS-4. Aber auch Meeressschaum an einigen Stränden auf Sylt erreichte bis zu 96.000 ng/l Gesamt-PFAS und 81.0000 ng/l PFAS-4. In Sankt-Peter-Ording lagen die Werte zwischen 40.000 und 60.000 ng/l, in Boltenhagen war die PFAS-Kontamination mit rund 20.000 ng/l am niedrigsten.

Insgesamt lagen die PFAS-Werte im Meeresschaum damit zwischen 290-fach und 3.777-fach über dem dänischen Grenzwert für Badegewässer von 40 Nanogramm pro Liter. Der dänische Grenzwert ist deswegen relevant, weil es in Deutschland bisher keinen PFAS-Grenzwert für Badegewässer gibt und auch keine systematische Überwachung, wie Greenpeace erklärt. Der am 2026 geltende deutsche Trinkwasser-Grenzwert von 100 ng/L für die 20 am häufigsten vorkommenden PFAS wurde jedoch ebenfalls massiv überschritten.

In Dänemark und den Niederlanden – wo ähnlich hohe Werte gemessen wurden – warnen die Behörden bereits vor PFAS im Meeresschaum. Sie raten, die Haut nach dem Kontakt mit dem Schaum mit klarem Wasser abzuspülen ,,Insbesondere Kinder und Hunde sollten nicht mit dem Schaum spielen, um das Verschlucken des Schaumes zu vermeiden", sagt Greenpeace.

Doch woher kommen die PFAS an den deutschen Stränden? Das besonders gesundheitsschädliche PFOS darf in der EU seit 2009 nur eingeschränkt verwendet werden. In Deutschland ist die Produktion seit 2015 offiziell eingestellt. Dennoch gelangt der Schadstoff vor allem über die Flüsse weiterhin ins Meer, wie Proben aus dem Rhein im Januar 2025 belegen. Greenpeace-Analysen ermittelten auch in diesen Proben stark erhöhte PFOS-Werte.

,,Es ist ein Skandal, dass wir ein Jahrzehnt nach dem Ende der Produktion in Deutschland derart hohe PFOS-Werte messen", sagt Julios Kontchou, Ökotoxikologe von Greenpeace Deutschland. ,,Die zuständigen Landesämter in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg müssen schnell die Ursachen finden und entschärfen." (Greenpeace-Studie (PDF))

Quelle: Greenpeace Deutschland, 3. Februar 2025 - Nadja Podbregar
https://www.greenpeace.de/publikationen/PFAS_Meeresschaum_Bericht.pdf


Aus: "Nord- und Ostsee: Hohe PFAS-Belastung von Meeresschaum" (3. Februar 2025)
Quelle: https://www.scinexx.de/news/medizin/nord-und-ostsee-hohe-pfas-belastung-von-meeresschaum/

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Quote[...] Tablette geschluckt, Schmerzen weg, alles gut? Nicht ganz. Medikamente und ihr Konsum haben Folgen, die weit über die Person hinaus gehen, die ihre Beschwerden lindern will. Im Körper wird oft nur ein Bruchteil verarbeitet, der Rest gelangt über Ausscheidungen ins Abwasser – oder auch deshalb, weil Menschen Medikamente über Abfluss oder Toilette entsorgen [https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/eu-gesetz-abwasser-pharmafirmen-in-eu-mussen-reinigung-mittragen-12649997.html].

Weil auch Kläranlagen nicht alle Stoffe herausfiltern können, bleiben diese in den Gewässern – mit Folgen. Was das für Tiere bedeuten kann, zeigt eine im Fachmagazin ,,Science" veröffentlichte Studie: Die dabei beobachteten Atlantischen Lachse (Salmo salar) wurden den Forschern zufolge durch die Rückstände von Arzneimitteln im Wasser risikofreudiger. Konkret untersucht wurde unter anderem der etwa in Epilepsie- und Angststörungs-Medikamenten enthaltene Benzodiazepin-Wirkstoff Clobazam, der das Verhalten der Fische veränderte.

Die Lachse wurden dazu im Labor einer Dosis des Wirkstoffs ausgesetzt, wie sie auch in der Umwelt vorkommen kann. Dann markierte das internationale Team um Jack Brand und Michael Bertram – unter anderem von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaft in Uppsala – die Fische mit Sendern, ebenso wie eine Kontrollgruppe, die keine pharmazeutischen Stoffe bekommen hatte. Anschließend wurden die Tiere in dem schwedischen Fluss Dalälven ausgesetzt.

Clobazam hatte der Studie zufolge [https://www.science.org/doi/10.1126/science.adp7174?adobe_mc=MCMID%3D02044064461237309883017458625654942305%7CMCORGID%3D242B6472541199F70A4C98A6%2540AdobeOrg%7CTS%3D1744206770] sowohl positive als auch negative Folgen: Im Vergleich zur Kontrollgruppe überwand eine höhere Anzahl der damit behandelten Fische die Dämme im Fluss und erreichte die Ostsee. Gleichzeitig bewegten sich diese Lachse – mutmaßlich wegen höherer Risikobereitschaft – weniger als üblich in Gruppen fort, was sie nach Einschätzung der Studienautoren zu einer leichteren Beute für Fressfeinde macht. Die Ergebnisse verdeutlichten, wie sich Wirkstoffe auf überlebenswichtige Verhaltensweisen auswirken könnten, heißt es in der Studie.

In Gewässern auf der ganzen Welt sind nach Angaben der Forscher bislang mehr als 900 pharmazeutische Wirkstoffe oder Verbindungen gefunden worden. Dem Umweltbundesamt zufolge werden besonders häufig Schmerzmittel, Antibiotika, Hormone, Betablocker, Kontrastmittel und Antidepressiva nachgewiesen. Nahezu flächendeckend und ganzjährig sind Wirkstoffe nicht nur etwa in Seen und Flüssen, sondern auch im Grundwasser zu finden. Vereinzelt kommen demnach sogar im Trinkwasser Spuren vor [https://www.umweltbundesamt.de/eintrag-vorkommen-wirkungen-von-arzneistoffen-in?utm_source=chatgpt.com#trinkwasser-und-nahrung-vor-arzneistoffeintragen-schutzen].

Gerd Maack vom Umweltbundesamt gibt hierbei jedoch Entwarnung: ,,Im Trinkwasser sind die Konzentrationen noch mal geringer, weil Trinkwasser ja noch aufgearbeitet wird." Er nennt ein Beispiel: ,,Um die Menge einer 400-Milligramm-Tablette Ibuprofen über das Trinkwasser aufzunehmen, müsste man 40 olympische Swimmingpools austrinken."

Klaus Kümmerer, Experte für nachhaltige Chemie und Pharmazie sowie stoffliche Ressourcen von der Leuphana Universität Lüneburg, weist allerdings darauf hin, dass je nach Verfahren der Aufbereitung auch neue, teils giftige Stoffe entstehen können. Außerdem könnten Arznei-Rückstände im Körper landen, wenn etwa Gemüse mit verunreinigtem Klärschlamm gedüngt oder kontaminiertem Wasser gegossen wird.

Beide Experten sprechen sich dafür aus, Medikamente sparsamer zu verschreiben und zu verwenden. Maack sagt: ,,Wir haben natürlich logischerweise das Problem, dass wir nicht einfach sagen können: Diese Arzneimittel können wir verbieten oder wollen wir verbieten, wie wir es zum Beispiel bei Pflanzenschutz- oder Biozidprodukten machen können."

Verschärft wird das Problem durch die demografische Entwicklung. Die Gruppe der Senioren in der deutschen Gesellschaft wird in einigen Jahren, wenn die letzten Babyboomer diese Schwelle erreicht haben, noch deutlich anwachsen. Im Schnitt nehmen Ältere deutlich mehr Medikamente als Jüngere.

,,Das Problem wird mit der alternden Gesellschaft definitiv größer", hält Maack vom Umweltbundesamt fest. ,,Aber das ist nicht nur die alternde Gesellschaft, das sind auch die Wetterextreme." Der Klimawandel mache sich auch dabei bemerkbar. ,,Die Hitzeperioden werden mehr. Dadurch gibt es alleine schon Kreislaufprobleme – nochmal verstärkt bei der älteren Bevölkerung." Dies könne den Arzneikonsum noch erhöhen.

Der Chemiker Kümmerer hat bei Pharmaunternehmen darauf hingewirkt, die Zusammensetzung von Medikamenten umweltfreundlicher zu gestalten. Diese seien häufig stabiler konzipiert als nötig – etwa um die Haltbarkeit zu steigern. Das sei ,,Teil des Problems". Stattdessen müsse eher gefragt werden: ,,Unter welchen Bedingungen muss es wie lang stabil sein?"

Die EU hat Ende vergangenen Jahres in einer neuen Richtlinie festgelegt, dass Pharmaunternehmen unter bestimmten Bedingungen für die Aufrüstung von modernen Kläranlagen anteilig aufkommen müssen. Die Mitgliedsstaaten sollen bis Ende 2028 entsprechende Maßnahmen umsetzen. Dagegen haben mehrere Pharmaunternehmen bereits Klage eingereicht [https://www.pharmadeutschland.de/newsroom/news/artikel/pharmaunternehmen-klagen-gegen-die-europaeische-abwasserrichtlinie/]. Kümmerer sieht in den neuen EU-Vorgaben [https://eur-lex.europa.eu/eli/dir/2024/3019/oj] hingegen einen weiteren Antrieb für Unternehmen, die Zusammensetzung ihrer Medikamente zu prüfen.

Das Umweltbundesamt betont, dass auch die Art der Entsorgung von abgelaufenen oder nicht benötigten Arzneien eine wichtige Rolle spielt, damit Wirkstoffe gar nicht erst in die Gewässer kommen. Dabei gilt: keinesfalls in die Toilette oder den Ausguss werfen oder schütten. Ob Medikamente in den Hausmüll gehören oder auf den Recyclinghof, ist regional unterschiedlich geregelt. Die offizielle Website [https://www.arzneimittelentsorgung.de/] hilft bei der Suche nach der je nach Wohnort richtigen Lösung. (dpa)



Aus: "Gedopte Fische: Mutiger durch Arzneireste im Wasser" Larissa Schwedes, dpa (10.04.2025)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/gedopte-fische-mutiger-durch-arzneireste-im-wasser-13520995.html


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Bis zu 320 Mikrogramm pro Liter (μg/l) wurden bei einer Trinkwasserkontrolle im Heilbronner Land gemessen: Eine Konzentration, die den gesetzlichen Grenzwert um mehr als das fünffache übersteigt – den vom deutschen Umweltbundesamt empfohlenen Zielwert von (höchstens!)10 μg/l sogar um das 32-fache! Unfassbar! Noch unfassbarer: Diese alarmierenden Erkenntnisse halten die Trinkwasserversorger und die Rathäuser bislang unter der Decke. Die Einwohner der beiden betroffenen Gemeinden, die das Wasser auch trinken, sind schlichtweg nicht informiert worden.

Es war bei einer Routine-Kontrolle der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) Mitte des vergangenen Jahres auf dem Gelände des Fluorprodukteherstellers Solvay bei Bad Wimpfen, einem der wenigen PFAS-Produzenten in Deutschland. Dort gibt es die Messstelle "BBR 3 Solvay Fluor GmbH (0079/507-6)". Sie ist Teil des landesweiten Wassermessnetzes und das aus guten Gründen: Denn Solvay produziert nicht nur Fluorprodukte: Bei der Herstellung bleibt am Ende auch die hochproblematische Ewigkeits-Chemikalie TFA zurück, die von Solvay jahrelang als unverwertbares Abfallprodukt unkontrolliert tagtäglich in einer Größenordnung von bis zu zwölf Kilogramm pro Stunde in den Neckar eingeleitet worden ist – und noch immer wird. Nur geschieht dies mittlerweile unter Aufsicht des Regierungspräsidiums Stuttgart, das der Firma im Jahr 2021 die Erlaubnis erteilt hat, "nur noch" ein Kilogramm pro Stunde (kg/h) in den Neckar zu entsorgen. Eine Tatsache, die bei Gesundheitsmedizinern, Umweltexperten und Trinkwasseranalysten für heftigstes Kopfschütteln sorgt. Aber nun denn: Genehmigung ist nun mal Genehmigung. Und außerdem sind seitdem schließlich die TFA-Werte da, wo die Brühe durchläuft, im Grundwasser und in den Trinkwasserbrunnen neckarabwärts wieder gesunken.

Man dachte behördlicherseits also, man habe die Chose bei Solvay einigermaßen im Griff, bis sich plötzlich wieder etwas getan hat im Brunnen "BBR 3 Solvay Fluor GmbH". Schon seit dem Jahr 2022 stiegen die TFA-Werte wieder langsam an – auf bis zu 18 μg/l (Mikrogramm pro Liter). Na ja, lag irgendwie noch im Bereich des Nicht-Aufregens. Aber dann, Mitte 2024, sind die Wasserkontrolleure beinahe aus ihren Gummistiefeln gekippt: Plötzlich sprudelten da 50 μg/l ans Tageslicht! Und das alles, nachdem man mittlerweile doch zuversichtlichst der Meinung war, Solvay und die Ämter hätten die Problemchemikalie einigermaßen unter Kontrolle. [ ]

Woher also kam das Zeug, wenn nicht direkt von der Produktion? Es begann – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – eine hektische Suche nach der Quelle allen Übels, denn von irgendwoher musste die Chemikalie ja in den Brunnen gespült worden sein. Und der Brunnen liegt unten im Tal. Wasser hat bekanntlich die Eigenschaft, den Berg hinunterzufließen, und das Grundwasser von neckaraufwärts konnte es eigentlich nicht sein. Also musste der Verursacher weiter oben am Hang gesucht werden, dort, wo zahlreiche Quellen in Richtung Neckartal hinuntersprudeln.

Und siehe da: Man wurde fündig. Es war die Waldwasserquelle, auf halber Höhe im steilen Waldhang gelegen – und deren TFA-Konzentration sorgte dann endgültig für ungläubiges Staunen: 320 μg/l – ein Wert, der zigfach durch die Decke geht! Alarmstufe Rot also, der gleich darauf wieder eine gewisse Entwarnung folgte, denn das Wasser der Waldwasserquelle wird nicht für die Trinkwasserversorgung genutzt, sondern "nur" als Brauchwasser für die Industrie. Soweit, so ungut. Denn sofort gesellten sich zwei neue Fragen hinzu. Erstens: Gibt es in diesem Bereich auch Quellen, die für die Trinkwassserversorgung genutzt werden? Und zweitens: Woher kommt das Zeug, das die Waldwasserquelle vergiftet?

Klar ist, es muss von noch weiter oben kommen. Dort oben befinden sich die Flurstücke Altenberg/Schanze. Die ganze Fläche wird seit Jahrzehnten landwirtschaftlich genutzt und es sieht aus, als habe man dort ordentlich Boden aufgefüllt. Was den historischen Tatsachen entspricht, denn während des 30-jährigen Krieges wurde dort auf Befehl des Kaiserlichen Feldmarschalls Tilly eine Schanzanlage gebaut. Deshalb der Name. Aber dass der berüchtigte Kriegsherr vor 400 Jahren bereits TFA verwendet hat? Eher unwahrscheinlich. Vielleicht also doch die Landwirtschaft und deren Herbizide, die zu TFA abgebaut werden? Vielleicht eine illegale Auffüllung oder Entsorgung, von der heute niemand mehr etwas wissen will? Fragen über Fragen, an deren Aufklärung mittlerweile zahlreiche Behörden beteiligt sind: das Regierungspräsidium Stuttgart, das Landratsamt Heilbronn, die LUBW, das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, das Landwirtschaftsamt und das Gesundheitsamt. Doch soviel umwelttechnischer Sachverstand sich da bisher im Krisenmodus zusammengefunden hat – des Rätsels Lösung ist nach wie vor nicht gefunden. Klar ist nur, dass sich auch TFA nicht freiwillig den Berg hinauf begibt – Einträge aus der Luft, das wäre möglich. Aber in dieser irrwitzigen Konzentration? Da scheidet höchstwahrscheinlich sogar der Pestizideinsatz aus der Landwirtschaft aus. Also bleiben wieder zwei Fragen: Wo liegt die Quelle allen Übels und wie ist das TFA dorthin gekommen?

Und dann natürlich – siehe oben – die Frage aller Fragen: Ist die Trinkwasserversorgung auch betroffen? Eindeutige Antwort: Ja, sie ist es, und zwar sowohl in Bad Wimpfen mit seinen 7.500 Einwohner:innen, als auch in der südlich gelegenen 4.000-Seelen-Gemeinde Untereisesheim.

Vor gut zwei Monaten, genau am 3. Februar diesen Jahres, hat das Gesundheitsamt Proben von verschiedenen Trinkwasserquellen in der Umgebung der Waldwasserquelle gezogen und bei einer dieser Quellen, die zur Trinkwasserversorgung eines Hauses diente, eine Konzentration von 319 μg/l gemessen. Das Fünffache des höchstzulässigen Wertes! Die Nutzung des Wassers zum Trinken wurde darauf sofort untersagt. Zum Duschen und Waschen geht's noch.

Auch bei einer weiteren Quelle zur Eigenwassernutzung gab es mit 14 μg/l einen überhöhten Wert (wenn man von der Empfehlung des Umweltbundesamtes von 10 μg/l ausgeht). Und ebenso bei zwei Quellen, die der Trinkwasserversorgung von Untereisesheim dienen. Es handelt sich dabei um die Quellen Schleckenbrunnen 1 und 2, deren Werte betragen 19 μg/l bzw. 14 μg/l. Da die Gemeinde Untereisesheim aber glücklicherweise auch Bodenseewasser bezieht, sieht man sich in der komfortablen Lage, den nach wie vor uninformierten Wasserbezieher:innen von Untereisesheim eine frische Mixtur mit 9 μg TFA pro Liter anbieten zu können. Ganz aktuelle Werte gibt es übrigens momentan nicht, da das Gesundheitsamt erst wieder im Mai neue Proben ziehen will. Man kann schließlich nicht überall sein. Aber sei's drum: Die Retterin vom Bodensee kann wieder mal mit ihrem schönen sauberen Bodenseewasser aushelfen. Das kostet ein bisschen mehr, deswegen wollte der - damals noch ahnungslose Untereisesheimer Gemeinderat in seiner Sitzung vom Oktober 2024 Bodenseewasser gerne durch mehr eigenes Grundwasser ersetzen. Mittlerweile kann er froh sein, das nicht getan zu haben. Und so meint der Untereisesheimer Bürgermeister Christian Tretow (SPD), eine Information der Bevölkerung über die besorgniserregenden Wasserwerte in den Trinkwasserquellen sei nicht notwendig gewesen.

In der Nachbarschaft hat sich sein Bürgermeisterkollege Andreas Zaffran (CDU) vom Solvay-Standort Bad Wimpfen eine ganz eigene Taktik zurechtgelegt: Auf die Kontext-Frage zum TFA-Themenkomplex hieß es zunächst, er könne da nicht so rasch antworten, sondern müsse erst seine Mitarbeiter befragen. Was einigermaßen seltsam klingt: Denn eine der Fragen lautete, wann er denn eine Bürgerinformation zu der Trinkwasserverunreinigung plane. Welche Mitarbeiter muss er denn da vorher fragen, ob er selbst dieses tun will oder nicht? Anmerkung am Rande: Der Gemeinderat ist, wie aus zuverlässiger Quelle bekannt, in nichtöffentlicher Sitzung über die TFAS-Kontimination informiert worden. Aber aus so einer Sitzung darf ja nichts nach außen dringen. Deshalb wissen es die Bürgerinnen und Bürger von Bad Wimpfen nicht. Und eine Bürgerinformation dazu ist nicht geplant. Man muss ja nicht unbedingt schlafende Hunde wecken.

Weitere Frage, jetzt an das Gesundheitsamt Heilbronn: Ob man denn bei den betroffenen Nutzern der Eigenwasserversorgung eine Blutuntersuchung vorgenommen habe? Schließlich handelt es sich ja um eine "Ewigkeits-Chemikalie", die höchstwahrscheinlich für immer im Körper bleibt. Also wäre es doch schon wichtig, in welcher Konzentration diese zurück geblieben ist. Antwort: Das habe man nicht gemacht. Ende der Mitteilung.

Was bleibt, sind weitere Fragen – auch zum Umgang der Behörden mit diesem hochgefährlichen Stoff. Angefangen beim Grenzwert: Welcher gilt denn nun? Ursprünglich waren es 3 Mikrogramm TFA pro Liter, dann kam 2016 der Solvay-Schock in Edingen-Neckarhausen, bei dem ein Doktorand 20 μg/l feststellte (Kontext berichtete: https://www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/703/verseucht-in-alle-ewigkeit-9745.html). Als klar wurde, dass die Einleitungen der Firma Solvay chemie verantwortlich waren, wurde der Grenzwert hochgesetzt. Erst auf 6, dann auf 10 μg/l. Aber das reichte immer noch nicht, also 30, nein, noch zu niedrig, gut dann eben 60 μg/l. Da war's dann endlich ok. Und das, obwohl das Umweltbundesamt, das zu dem 60er Wert mehr oder minder verdonnert worden war, in all seinen Publikationen klar fordert: höchstens 10 μg/l, besser aber deutlich weniger. Die Niederländer übrigens haben sogar 2,2 μg/l als absolute Grenze – alles darüber sei gesundheitsschädlich, sagen sie. Wie die Holländer halt so sind, konnte man da und dort hören – solange bis die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA nach neuesten Erkenntnissen über die Schädlichkeit von TFA plötzlich einen Grenzwert von 0,1 μg/l gefordert hat. Und dies wohlgemerkt Mitte des Jahres 2024. Also ganz aktuell. Trotzdem knallen bei den Trinkwasserversorgern in Bad Wimpfen und Untereisesheim die Sektkorken, weil man das Wasser dank Bodensee-Beimischungen mit 10 μg/l TFA (also dem 100-fachen) durch die Rohre zum Endverbraucher jagen kann.

Kein Wunder, dass die Regionalgeschäftsführerin Andrea Hohlweck vom BUND Heilbronn Franken klar und deutlich fordert: "Politik und Behörden müssen ihrer Verantwortung schnellstens gerecht werden, Menschen und Umwelt vor Schäden zu schützen. Es kann nicht sein, dass von den 10.000 Stoffen der PFAS-Produktgruppe nur knapp 20 gesetzlich reguliert werden, noch dazu mit Grenzwerten, die deutlich auf den Prüfstand gehören. Diese Entscheidungen von der wirtschaftlichen Lage abhängig zu machen oder auf die EU zu warten, ist falsch."

Eine solch engagierte Hinwendung zu Verbraucherschutz und Bürgernähe wäre dringlichst auch dem Landratsamt Heilbronn zu empfehlen. Denn während das in Sachen Solvay/TFA bislang eher fragwürdig operierende Regierungspräsidium nunmehr jede (wirklich jede!) Nachfrage von Kontext prompt beantwortet hat, war das beim Landratsamt nicht der Fall. Alle weiteren Erkundigungen, die dort aufliefen, gingen einen zähen Weg. ...


Aus: "Gift im Wasser und das Schweigen der Ämter" Gunter Haug (09.04.2025)
Quelle: https://www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/732/gift-im-wasser-und-das-schweigen-der-aemter-10165.html

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Quote[...] Die Menge der Plastikabfälle wächst jedes Jahr. Viele davon werden gesammelt und sortiert. Dennoch findet man mittlerweile überall Mikroplastikreste. Erklärungen dafür liefert eine Studie. Denn die Unterschiede in der Verwertung zwischen den Ländern sind enorm.

Die Plastikproduktion wächst drastisch, doch weniger als zehn Prozent wird aus recyceltem Material hergestellt. 2022 wurden weltweit 400 Millionen Tonnen Kunststoff produziert, von denen nur 38 Millionen Tonnen aus der Wiederverwertung stammten, wie ein Team um Quanyin Tan von der Tsinghua Universität in Peking berichtet. Das Team hatte die globalen Stoffströme von Kunststoffrohmaterialien, -produkten und -abfällen analysiert und präsentiert die Ergebnisse im Journal "Communications Earth & Environment".

"Die Verschmutzung durch Kunststoffe ist ein drängendes globales Problem, das erhebliche ökologische, wirtschaftliche und gesundheitliche Herausforderungen mit sich bringt", betonen die Studienautoren. Plastik ist bis in die Tiefsee hinein und in vielen Tiermägen zu finden, Mikroplastik im Trinkwasser, in der Nahrung und sogar im Blut der Menschen.

Weltweit entstanden 2022 laut Studie 267,7 Millionen Tonnen Plastikmüll. Die Menge der Plastikabfälle, die auf Mülldeponien landete, ist mit 103 Millionen Tonnen am größten. Etwa 90 Millionen Tonnen wurden verbrannt und 30 Millionen Tonnen gelangten wegen Missmanagement in die Umwelt.

Zwar lagen nach Autorenangaben 74,8 Millionen Tonnen Plastikmüll gesammelt und sortiert vor. Doch davon kamen 30,66 Millionen Tonnen in eine Verbrennungsanlage - oft zur Energiegewinnung - und 6,25 Millionen Tonnen auf eine Mülldeponie. Wirklich recycelt wurden demnach nur 38 Millionen Tonnen. Das entspricht 14 Prozent des Plastikabfalls und 9,5 Prozent der Plastikproduktion von 2022.

Die Kunststoffproduktion habe sich von zwei Millionen Tonnen 1950 auf 400 Millionen Tonnen 2022 erhöht, schreibt das Team um Tan mit Verweis auf frühere Studien. Für 2050 wird eine Erhöhung auf 800 Millionen Tonnen prognostiziert. Um ein aktuelles Bild von der Lage zu erhalten, haben die Forscher Daten aus nationalen Statistiken, Branchenberichten und internationalen Datenbanken zusammengetragen und analysiert.

Die Rohstoffe der 362 Millionen Tonnen an Kunststoffen, die 2022 neu hergestellt wurden, sind zu fast 98 Prozent Erdöl, Kohle und Erdgas. Ein nicht nutzbarer Verlust von 13,4 Millionen Tonnen entsteht schon bei der Plastikproduktion, weitere 4,24 Millionen Tonnen bei der Herstellung der Kunststoffprodukte. Aus mehr als 40 Prozent des nutzbaren Plastiks wurden Verpackungen produziert (158,04 Millionen Tonnen). Es folgten Bauwerke (72,05 Millionen Tonnen), Fahrzeuge (32,02 Millionen Tonnen), elektrische und elektronische Geräte (28,02 Millionen Tonnen) sowie weitere Bereiche.

Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kunststoffen 2022 hatten laut Studie die USA mit 216 Kilogramm, gefolgt von Japan mit 129,1 Kilo und der EU und Großbritannien (EU28) mit 85,6 Kilo. Der Nahe Osten kommt auf 62,2 Kilo, China auf 56 Kilo. Den geringsten Pro-Kopf-Verbrauch weisen Indien (15,5 Kilo) und Afrika (13,4 Kilo) auf. In absoluten Zahlen ist China mit 80 Millionen Tonnen die Region mit dem höchsten Kunststoffverbrauch - 20 Prozent der Weltproduktion. Es folgen die USA mit 18 Prozent und die EU28 mit 16 Prozent.

Beim Umgang mit Plastikmüll gibt es große regionale Unterschiede. In der EU28 landeten 29 Prozent des Kunststoffmülls auf Deponien, in den USA waren es dagegen 76 Prozent. Die USA führten nur 5 Prozent des Plastikmülls dem Recycling zu, in der EU28 lag diese Quote immerhin bei 14 Prozent.

Höher ist die Recyclingquote in China (23 Prozent) und in Indien (15 Prozent). In Indien gehen allerdings 43 Prozent des Kunststoffabfalls durch Missmanagement verloren. In Japan fehlt es an Flächen für Deponien, weshalb dort 70 Prozent des Plastikmülls verbrannt werden.

Die Studie zeige, dass sich die Verbrennung mit 34 Prozent zu einer weltweit immer wichtigeren Methode der Kunststoffabfallbehandlung entwickle, schreiben die Autoren. Zwar wurden 2022 noch 40 Prozent des Plastikmülls deponiert, doch sei diese Zahl rückläufig, merken die Forscher an. Die globale Recyclingquote von 9,5 Prozent des produzierten Plastiks stelle nur eine geringe Verbesserung gegenüber den Vorjahren dar. Die EU versucht mit verschiedenen Richtlinien den Plastikmüll einzudämmen; eine bekannte Folge sind die befestigten Deckel ("tethered caps") bei Plastikflaschen.

Quelle: ntv.de, raf/dpa


Aus: "Weltweit geringe Fortschritte China recycelt mehr Plastikmüll als Europa" (13.04.2025)
Quelle: https://www.n-tv.de/wissen/China-recycelt-mehr-Plastikmuell-als-Europa-article25700971.html

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"Complexities of the global plastics supply chain revealed in a trade-linked material flow analysis"
Khaoula Houssini, Jinhui Li & Quanyin Tan, Communications Earth & Environment volume 6, Article number: 257 (2025)
https://www.nature.com/articles/s43247-025-02169-5


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Quote[...] Berlin taz | Die Grünen fordern, sämtliche Ackergifte zu verbieten, aus denen sich die laut deutschen Behörden fortpflanzungsgefährdende Trifluoressigsäure (TFA) bildet. ,,Alle Pestizide, die zu TFA zerfallen, müssen ihre Zulassung verlieren", sagte der Bundestagsabgeordnete und Pflanzenschutzmittelexperte Karl Bär der taz. Auch Industrieunternehmen müssten TFA aus ihrer Produktion streichen. ,,Neue Studien zeigen, dass sie bereits in sehr geringen Mengen die Entwicklung ungeborener Kinder schädigen kann", so der Grünen-Politiker. ,,Trotzdem sind in Deutschland 29 Pestizidwirkstoffe im Einsatz, die zu TFA zerfallen."

Die Säure wurde 2016 in Trinkwasser der Neckarregion nachgewiesen, wie das Umweltbundesamt und andere Behörden Ende Mai mitteilten. TFA-Vorsubstanzen stammen aus großen Industrieanlagen und Produkten wie Pappbechern, Pizzakartons, Backpapier, antihaftbeschichteten Pfannen, Outdoorkleidung, Teppichen, aber auch aus dem Kältemittel R1234yf. Dieses wird laut Deutscher Umwelthilfe in fast jeder Autoklimaanlage genutzt. Mengenangaben für die Emissionen aus Industrieanlagen liegen nicht vor.

2016 und 2017 wurde klar, dass die Säure auch beim Abbau verschiedener Pestizidwirkstoffe entsteht. ,,Mit circa 434 Tonnen/Jahr potenzieller TFA-Emissionen tragen die in der Landwirtschaft eingesetzten Pflanzenschutzmittel vermutlich einen bedeutenden Teil der TFA-Einträge bei", so das Umweltbundesamt. Insgesamt stellen die Behörden fest: ,,In deutschen Gewässern wird TFA seit Jahren detektiert – Tendenz steigend."

Sie raten nun in einem aktuellen Gutachten für die EU, TFA als wahrscheinlich reproduktionstoxisch einzustufen. Sie empfehlen eine Warnung: ,,Kann das Kind im Mutterleib schädigen. Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen." Allerdings seien solche Schäden ,,erst bei TFA-Konzentrationen nachgewiesen, die deutlich oberhalb der Gehalte in der Umwelt liegen", schreibt das an dem Gutachten beteiligte Bundesinstitut für Risikobewertung. ,,Derzeit sind gesundheitliche Beeinträchtigungen deshalb nicht zu erwarten, wenn mit TFA belastetes Wasser oder Nahrungsmittel verzehrt werden." Die vorgeschlagene Einstufung der Chemikalie würde Maßnahmen ermöglichen, dass dies auch so bleibt.

Das Umweltbundesamt bewertet TFA als sehr langlebig und sehr mobil. Stoffe mit diesen Attributen werden in der Umwelt schwer abgebaut und setzen sich kaum an Ablagerungen oder Aktivkohlefiltern fest. Die Trinkwasseraufbereitung könne solche Stoffe nur mit hohem technischem Aufwand entfernen, so die Behörde. ,,Die Zahl und Mengen der Chemikalien, die zu TFA abbauen, steigen stetig. Die Einträge in die Umwelt müssen schnellstmöglich gesenkt werden, damit Umwelt und Trinkwasserressourcen nachhaltig geschützt werden."

Dafür wird den Behörden zufolge auch die Zulassung von Pestiziden überprüft, die TFA bilden. ,,Auch TFA-Einträge aus Kältemitteln könnten schnell reduziert werden, da bereits marktreife Alternativen wie Kohlenwasserstoffe, Kohlendioxid, Ammoniak oder Luft verfügbar sind."

Spätestens in eineinhalb Jahren muss die EU-Chemikalienbehörde Echa ihre Stellungnahme zu dem deutschen Gutachten an die EU-Kommission übergeben, die dann eine Verordnung zu den Warnhinweisen für die Säure entwerfen soll.

Wie weit verbreitet TFA schon ist, zeigt eine Stichprobe, die Grünen-Abgeordneter Bär nach eigenen Angaben Mitte März aus Leitungswasser im bayerischen Oberland gezogen hat: ,,Sechs Wasserproben aus Holzkirchen, Miesbach, Wolfratshausen sowie aus dem Tegernsee, der Isar und dem Mangfall zeigten durchweg TFA-Werte zwischen 0,46 und 0,78 Mikrogramm pro Liter", so Bär. Das liege klar über den 0,1 Mikrogramm, auf die der aktuelle Grenzwert von derzeit 10 Mikrogramm gesenkt werden müsse.

Die österreichische Umweltorganisation Global 2000 will am Dienstag ausführlich darüber berichten, dass sie die ,,Ewigkeits-Chemikalie in Brot, Nudeln und Co." aus Supermärkten des Landes gefunden habe. Bio habe besser abgeschnitten, doch die Gesamtbelastung sei alarmierend hoch, heißt es in der Einladung zur Präsentation. Bereits früher landete die Organisation Treffer bei Untersuchungen von Wein.

Der Industrieverband Agrar, der Pestizidhersteller vertritt, wies Forderungen nach einem ,,Pauschalverbot" zurück. Schon heute würden die Behörden ,,mit Blick auf die zu erwartende Einstufung von TFA" prüfen, ob der Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter im Grundwasser eingehalten werden kann. ,,Es gibt also bereits eine Zulassungsbeschränkung für TFA-bildende Pflanzenschutzmittel", schrieb Geschäftsführer Martin May der taz. Allerdings ändert das Bär zufolge nichts daran, dass die genannten 29 Pestizidwirkstoffe bereits zugelassen seien.


Aus: "29 zugelassene Pestizidwirkstoffe bilden gefährliche Säure" (2.6.2025)
Quelle: https://taz.de/29-zugelassene-Pestizidwirkstoffe-bilden-gefaehrliche-Saeure/!6091048/

https://taz.de/Belastung-durch-Pestizide/!6080656/

https://taz.de/Schwerpunkt-Pestizide/!t5008935/

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Quote[...] Berlin taz | Selbst in offiziell als sicher geltenden Mengen hat der Pestizidwirkstoff Glyphosat laut einer neuen Studie Krebs bei Laborratten verursacht. Ein Teil der Tiere habe nur die von der EU festgelegte ,,Akzeptable tägliche Dosis" (ADI) in Höhe von 0,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht getrunken, steht in der nun in der Fachzeitschrift Environmental Health veröffentlichten Analyse des italienischen Ramazzini-Instituts. Knapp 2 Prozent dieser Ratten entwickelten demnach Leukämie, also Blutkrebs. In der Kontrollgruppe ohne Glyphosat sei kein einziges Tier während des fast zwei Jahre dauernden Experiments erkrankt.

Ebenfalls im Vergleich zu Kontrollgruppen aus früheren Versuchen waren die Leukämieraten der Studie zufolge bedeutend höher. Auch etwa in der Haut, Leber oder Niere ,,wurden statistisch signifikante dosisabhängige erhöhte Trends" oder Häufigkeiten von gut- und bösartigen Tumoren festgestellt, so die Wissenschaftler von Universitäten und Forschungseinrichtungen beispielsweise in den USA, Großbritannien und Italien.

Damit widersprechen sie Behauptungen von Befürwortern des weltweit meist verwendeten Pestizidwirkstoffs, dass er in extrem hohen Dosen vielleicht Krebs verursache, aber nicht in den zugelassenen Mengen. Dieser Einwand wurde auch vorgebracht, als die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO Glyphosat 2015 als ,,wahrscheinlich krebserregend" einstufte.

In den USA verurteilten daraufhin mehrere Gerichte einen der Hersteller, Bayer/Monsanto, zu hohen Schadenersatzzahlungen an KlägerInnen, die ihre Krebserkrankung auf den Unkrautvernichter zurückführen. Bayer beruft sich auf Zulassungsbehörden, die Glyphosat als sicher bewerten. Das Gift tötet so gut wie alle Pflanzen und damit auch Nahrung für Vögel und Insekten. Deshalb gilt es Umweltschützern als Gefahr für die Artenvielfalt. Dennoch ließ die EU das Mittel 2023 für weitere 10 Jahre zu.

Die neue Studie könnte jetzt den Druck erhöhen, diesen Beschluss zu überprüfen. Denn Glyphosatgegner ziehen aus ihr den Schluss, dass das Gesundheitsrisiko durch die Chemikalie größer sei als bisher von den Behörden angenommen. War bisher vor allem von der Krebsart Non-Hodgkin-Lymphom die Rede, rückt die Untersuchung nun auch Leukämie in den Fokus. Dabei fällt auf, dass die daran erkrankten Tiere sehr früh starben. Ungefähr die Hälfte der Ratten mit Leukämie sei schon im Alter von weniger als 1 Jahr ums Leben gekommen, berichten die Forscher. Das könnte daran gelegen haben, dass die Ratten anders als in anderen Versuchen schon als Embryonen über die Mutter und kurz nach der Geburt Glyphosat ausgesetzt waren.

Die Ergebnisse deuten den Wissenschaftlern zufolge auch darauf hin, dass die anderen Inhaltsstoffe von Pestiziden mit Glyphosat das Krebsrisiko ,,verstärken können, insbesondere im Falle von Leukämie." Schließlich seien bei zwei solcher ebenfalls getesteten Handelspräparate mit Glyphosat die Krebsraten erhöht gewesen.

Die Studie der 27 Autoren war aufwendig: 1.020 Ratten wurden dem Artikel in der Fachzeitschrift zufolge in 10 Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe habe über das Trinkwasser Glyphosat pur oder eines der beiden Handelspräparate in jeweils 3 unterschiedlichen Dosen bekommen. Das Wasser der Kontrollgruppe dagegen war demnach frei von den Chemikalien. Im Alter von 104 Wochen seien die dann noch lebenden Tiere getötet und zum Beispiel ihre Gewebe untersucht worden. Zwei nicht an dem Projekt beteiligte Wissenschaftler begutachteten das Manuskript vor Veröffentlichung im Rahmen einer ,,Peer Review".

,,Die Ergebnisse sind sehr besorgniserregend", teilte die Umweltorganisation Pestizid Aktionsnetzwerk (PAN Europe) mit. Die EU müsse jetzt die Zulassung von Glyphosat und ihre Gesetzgebung zu Pestiziden überprüfen.

Die EU-Kommission antwortete darauf, sie werde nun die EU-Behörden für Lebensmittelsicherheit und Chemikalien fragen, ob die Studie ,,in Verbindung mit allen anderen verfügbaren Informationen ihre früheren Schlussfolgerungen zur Gefahren- oder Risikobewertung von Glyphosat ändern." Sollte es nötig sein, ,,wird die Kommission unverzüglich tätig, um die Zulassung zu ändern oder zu widerrufen", schrieb die Brüsseler Behörde der taz.

Bayer erklärte, dass die Studie ,,signifikante methodische Mängel aufweist." Auch auf Nachfrage der taz nannte der Konzern aber keine Begründung für diesen Vorwurf. Wohl um die Glaubwürdigkeit der Studienautoren zu unterminieren, kritisierte das Unternehmen aus Leverkusen jedoch, das Ramazzini-Institut habe bereits in der Vergangenheit ,,irreführende Behauptungen zur Sicherheit verschiedener Produkte aufgestellt". Die US-Umweltschutzbehörde EPA habe Risikobewertungen zurückgezogen, die auf Daten des Ramazzini-Instituts zu anderen Substanzen beruhten.

Daniele Mandrioli, Direktor des Krebsforschungszentrums des Instituts, schrieb der taz dazu, ,,dass die Stoffe, die in unseren Labors als krebserregend identifiziert wurden, sich früher oder später (manchmal Jahrzehnte später) als krebserregend für den Menschen erwiesen haben, zum Beispiel Vynilchlorid, Benzol, Formaldehyd und Asbest." In der 50-jährigen Geschichte des Instituts seien seine Untersuchungen zu mehr als 200 chemischen Verbindungen ,,weltweit routinemäßig zur Gefahren- und Risikobewertung eingesetzt" worden.


Aus: "Nur wenig Glyphosat – trotzdem Krebs" Jost Maurin (13.6.2025)
Quelle: https://taz.de/Neue-Tierversuche/!6093991/

https://taz.de/Schwerpunkt-Glyphosat/!t5008469/

"Carcinogenic effects of long-term exposure from prenatal life to glyphosate and glyphosate-based herbicides in Sprague–Dawley rats", Research: Open access, Published: 10 June 2025
Simona Panzacchi, Eva Tibaldi, Luana De Angelis, Laura Falcioni, Rita Giovannini, Federica Gnudi, Martina Iuliani, Marco Manservigi, Fabiana Manservisi, Isabella Manzoli, Ilaria Menghetti, Rita Montella, Roberta Noferini, Daria Sgargi, Valentina Strollo, Francesca Truzzi, Michael N. Antoniou, Jia Chen, Giovanni Dinelli, Stefano Lorenzetti, Alberto Mantovani, Robin Mesnage, Melissa J. Perry, Andrea Vornoli, ...Daniele Mandrioli
https://ehjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12940-025-01187-2


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Quote[...] Nord- und Ostsee sind stark mit Munition belastet. Experten suchen auf der Munition Clearance Week in Kiel nach Lösungen, die Altlasten möglichst zu entfernen.

Die Munitionsbelastung in der deutschen Ost- und Nordsee ist weiter verbreitet als bisher angenommen. Auf der zweiten "Kiel Munition Clearance Week" wollen Experten nach Lösungen für die Räumung der Munition suchen, die nach dem Zweiten Weltkrieg entweder versenkt oder mit Schiffen untergegangen ist. Dort beraten sich ab morgen Vertreter zahlreicher Bundes- und Landesbehörden, der Deutschen Marine und internationaler Marine, aus Industrie, Wissenschaft und dem Umweltbereich aus 16 Ländern.

Auf der Fachkonferenz, die durch das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit dem Kieler Technologieunternehmen north.io GmbH veranstaltet wird, stehen verschiedene Herangehensweisen zur Beseitigung von Munition auf dem Meeresgrund sowie zum Schutz kritischer Infrastrukturen im Fokus.

Allein am Grund der Nord- und Ostsee liegen zwischen 1,3 und 1,6 Millionen Tonnen Munition und mehr als 5.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe – letztere wurden laut Prof. Jens Greinert, dem Leiter der Arbeitsgruppe Tiefsee-Monitoring am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR), oft in tieferen Gewässern versenkt. Während die Meere immer stärker genutzt werden – etwa für Offshore-Windanlagen oder den Bau von Pipelines –, steigt auch die Gefahr durch die dabei freigesetzten belastenden Substanzen.

Rost allein stellt bereits eine Belastung für die Meere dar, die frei werdenden Substanzen sind es noch viel mehr. Laut den Experten gibt es nicht nur einzelne, klar abgegrenzte Versenkungsgebiete. Auch außerhalb der bekannten Ablagerungsstellen werden regelmäßig Funde gemacht. Durch Meeresströmungen werden Munition und deren Rückstände weiter verteilt, sodass auch weit entfernte Küstenbereiche betroffen sein können. Die Politik hat das nach viel Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung für das Thema durch Greinert und seine Kollegen ebenfalls erkannt. Erstmals wurde nun ein "Sofortprogramm Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee" mit 100 Millionen Euro aufgelegt. Ziel ist es, systematisch Munition aus Nord- und Ostsee zu bergen und umweltgerecht zu entsorgen – ein Pilotprojekt gab es bereits in der Lübecker Bucht. Das Bundesumweltministerium spricht sogar von einem "Bombenteppich".

Nicht nur Spuren, sondern relevante Mengen von TNT und seinen Abbauprodukten sind in Muscheln und Fischen nachweisbar – insbesondere in der Nähe von Munitionsaltlasten. Altmunition aus Lagern wurde auf Fischerbooten und ähnlichem in Versenkungsgebiete gefahren, erklärt Greinert. Jedoch wurde oft auch außerhalb dieser Gebiete Munition abgeworfen. "Die [...] Navigation auf See war wahrscheinlich nicht so genau wie heute und dann war es wahrscheinlich auch so, dass die Fischer vielleicht auch ein bisschen früher zu Hause sein wollten", so Greinert.

Bei der hydroakustischen Kartierung des Meeresbodens mit Echoloten kam den Experten zufolge heraus, dass sehr viel Munition in den Versenkungsgebieten liegt, allerdings auch viel außerhalb. Laut Greinert muss daher "eigentlich die gesamte deutsche Ostsee als munitionsbelastet angesehen werden, [...] mit Hotspots in den Versenkungsgebieten". Auch in der Nordsee sei das der Fall. Die Gefahr bestehe, dass durchrostende Munitionskappen schädliche Stoffe freisetzen. Zusammen mit anderen, bereits existierenden Stressfaktoren, könnte das schnell zu einem Kipppunkt führen, selbst wenn etwa die TNT-Belastung allein nicht dafür sorgen würde.

Auch große Bomben, die Fieseler Fi 103, auch "V1" genannt, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zuhauf in der Lübecker Bucht ins Meer geworfen. V1-Bomben enthalten etwa 800 Kilogramm Sprengstoff. Mit der Zeit rosten die Metallhüllen dieser Bomben durch. Der Sprengstoff darin sieht laut Greinert dann aus wie ein gelber, löchriger Käse und löst sich im Wasser auf. Problematisch dabei ist Greiner zufolge, wenn in den kommenden Jahren viele Bomben gleichzeitig durchrosten und die Menge an giftigen Stoffen im Meer schnell ansteigt. Für die Umwelt ist es ebenfalls gefährlich, denn Stoffe wie TNT, RDX und HDX können Krebs auslösen oder das Erbgut schädigen. Es ist schwer vorherzusagen, wann genau das passiert, so Greiner.

Um den Sprengstoff zu ermitteln, führen die Forscher sogenannte "Munition Survey", auch UXO-Survey (Unexploded Ordnance), durch, und suchen den Meeresboden systematisch nach Munitionsresten ab. Kommerzielle Firmen tun das beispielsweise vor dem Bau von Offshore-Windparks. Nach Sicht von Dr. Matthias Brenner, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Sektion Ökologische Chemie am Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven, ist die Belastung vor allem durch hohe Konzentrationen TNT "sehr gesundheitsgefährdend".

Die größten Risiken liegen demnach in der chronischen Belastung von Ökosystemen und der Anreicherung in der Nahrungskette. Für Muscheln aus besonders betroffenen Gebieten ist bereits eine Gesundheitsgefährdung für den Menschen belegt. Es gibt auch Hinweise auf eine erhöhte Krebsrate bei Fischen, die in belasteten Gebieten leben.

Die Schwermetallbelastung im Meer ist einer der Gründe, weshalb Fisch generell nur zweimal in der Woche gegessen werden sollte, erklärt Dr. Jennifer Strehse, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaftler, Medizinische Fakultät, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Die konventionelle Munition enthält giftige Schwermetalle wie Quecksilber und Blei. Versenkte chemische Munition enthält unter anderem Senfgas, Phosgen, Sarin oder Tabun, wie das Science Media Center informiert.

Die Muscheln in den Versenkungsgebieten sollten wegen der Schadstoffe, die durch das TNT und seinen Umwandlungsprodukten am Meeresboden freigesetzt werden, nicht gegessen werden. "Da ist vor allem die Gefahr für Krebserkrankungen besonders hervorzuheben", so Strehse. Bei Fischen, die nicht direkt aus Munitionsversenkungsgebieten stammen, sei die Konzentration sehr niedrig, aber Spuren seien dennoch messbar. Anders sei das, wenn die Munition "in den nächsten Jahrzehnten immer mehr an Metallhüllen verlieren [...] und diese Stoffe immer weiter ins Meer gelangen". Brenner zufolge haben Untersuchungen auch Leberanomalien bei Fischen gezeigt, die in direkter Umgebung von Munitionsaltlasten anzutreffen waren.

Das Bergen möglicherweise explosiver Bomben ist laut Greiner eine Herausforderung, auch wenn sich die Methoden der Bergung immer weiter verbessern. Es sei schwierig, einen ganzen Haufen von Munition aus dem Wasser zu bergen. Bei einer Explosion könnten technische Geräte zerstört werden, noch schlimmer wäre ein Personenschaden. Zum Einsatz kommen unter anderem Bergeplattformen auf dem Wasser, Tauchroboter mit Greifarmen und Crawler, die auf dem Meeresboden entlanglaufen.

Nach wie vor werde sehr viel gesprengt, so Strehse. Unter Wasser könnten solche Sprengungen, die in anderen EU-Ländern in der Vergangenheit beispielsweise wider besseres Wissen stattfanden, für Kontamination sorgen und den Unterwasserlebewesen schaden. Schweinswale haben etwa ein sehr empfindliches Gehör, das durch die Druckwelle beeinträchtigt werden kann, erklärt Strehse. Skandinavische Länder seien sich der Probleme bewusster.


Aus: "Kiel Munition Clearance Week: Warum Munition aus dem Meer entfernt werden muss" Marie-Claire Koch (17.06.2025)
Quelle: https://www.heise.de/news/Kiel-Munition-Clearance-Week-Warum-Munition-aus-dem-Meer-entfernt-werden-muss-10448253.html

https://munitionclearanceweek.org/

https://youtu.be/PJ40y5Ug-Oo

Quoteoscar-13

17.06.2025 09:04

Triviale Lösung: Im Bundes-Haushalt Geld für die Lösung bereitstellen.
Wie viel? Experten fragen wie viel Geld benötigt wird, wenn alles in 10 Jahren entfernt sein soll.

Woher kommt das Geld im Haushalt? Aus dem politischen Willen diesen Mißstand zu beheben.
Ergo: wird nicht passieren.

Der politische Willen dürfte dann entstehen, wenn Politiker direkt betroffen sind. Ohne irgendwelche medienwirksamen Bilder wird das aber nicht passieren. Es bietet keinen Vorteil sich um ein derartig abstraktes Problem zu kümmern.


QuoteKarl Schmidt
17.06.2025 08:47

Phosphor

Es gibt ja heute noch genug Bürgermeister die die Funde von Phosphor nicht wahrhaben wollen und keine Warnhinweise am Strand aufstellen. Und wenn dann ein Laie glaubt Bernstein gefunden zu haben erlebt er bald darauf eine sehr böse Überraschung.


Quotevoices

17.06.2025 07:43


Das Thema ist uralt und damit gewinnt man keine Wahlen und ruiniert das Budget - Und deshalb ist in den letzten Jahrzehnten nichts passiert. Der politische Wille hat gefehlt die dringenden und nötigen Dinge zu erledigen die auch unpopulär sind und eine Wiederwahl u.U. verhindern. Jetzt bekommen wir demnächst die volle Breitseite und die Schäden (Krebs usw.) betreffen jeden einzelnen (auch die, welche in der Vergangenheit das Thema für unwichtig hielten)
Wie kann man nur so dumm sein so lange zu warten.... Ich verstehe es nicht!


Quotemibbio

mehr als 1000 Beiträge seit 16.03.2017
17.06.2025 08:01

Re: Das Thema ist uralt und damit gewinnt man keine Wahlen und ruiniert das Budg

voices schrieb am 17.06.2025 07:43:

    Und deshalb ist in den letzten Jahrzehnten nichts passiert. Der politische Wille hat gefehlt die dringenden und nötigen Dinge zu erledigen die auch unpopulär sind und eine Wiederwahl u.U. verhindern. Jetzt bekommen wir demnächst die volle Breitseite und die Schäden (Krebs usw.) betreffen jeden einzelnen (auch die, welche in der Vergangenheit das Thema für unwichtig hielten)
    Wie kann man nur so dumm sein so lange zu warten.... Ich verstehe es nicht!


Ist doch bei Vielem so, wo es um Investitionen in die Zukunft geht - marode Schulen, baufällig werdende Brücken oder auch der Klimawandel. Es wird Alles nur verwaltet statt die eigentliche Probleme anzugehen.

In der aktuellen Legislaturperiode oder der aktuellen Generation bedeutet sowas erstmal nur Kosten, was sich immer schlecht verkaufen lässt. Besonders wenn bisher kein unmittelbares Problem darstellt, dass es zu lösen gilt, sondern die Folgen des Nichtstun erst nachfolgende Regierungen und Generatioen belasten.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.06.2025 08:02).


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Quote[...] Paris – Mehrere Länder sollen seit Jahrzehnten ihren Atommüll einfach im Atlantik entsorgen. Ein internationales Forschungsteam war Mitte Juni vom westfranzösischen Brest aus mit ihrem Schiff ,,L`Atalante" zu ihrem Suchareal im Westeuropäischen Becken des Atlantiks aufgebrochen – und liefert jetzt erste Ergebnisse.

Die französische Forschungsorganisation gehört zum CNRS (Centre National pour la Recherche Scientifique), mit dabei ist auch ein Forscher vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven.

Die Wissenschaftler haben im westeuropäischen Becken des Nordostatlantik mehr als 1.000 Fässer entdeckt und verortet - was Ausgangspunkt ihrer Expedition war.

Der Nordostatlantik ist kein genauer definiertes Gebiet: Laut WWF gehören dazu 200 Seemeilen. Das Fischfanggebiet 27 Nordostatlantik reicht von den Azoren in portugiesischen Gewässern im Süden bis zur Nordsee, Barentsee und Grönland im Norden.

Die Tiefen des Ozeans, die fernab der Küste und von menschlicher Aktivität lagen, erschienen damals als günstige und einfache Lösung, um das zu entsorgen, was in der Industrieentwicklung und in Laboren anfiel - zumindest dort, wo der Ozean als geologisch stabil galt. Über das Leben in den Weltmeeren wusste man damals wenig. Erst 1993 wurde die Entsorgung von Atommüll im Ozean schließlich untersagt. Mindestens 200.000 Fässer werden alleine im Nordostatlantik vermutet - in 3.000 bis 5.000 Metern Tiefe.

Wo genau sich der Nuklearmüll befindet, ist aber nicht bekannt. Auch über den Zustand der Tonnen und ob sie einzeln oder in Gruppen liegen, weiß man nicht viel. Die 21 Forschenden sind deshalb derzeit in dem Gebiet unterwegs, in dem wohl die Hälfte der Abfälle landete.

Laut der Forschungsgruppe wurden die Fässer teils schon vor Jahrzehnten im Meer entsorgt. Zwischen 1946 und 1990 versenkten demnach mehrere europäische Staaten über 200.000 Fässer mit radioaktivem Abfall in der Tiefsee des Nordostatlantiks, in internationalen Gewässern, in einer Tiefe von über 4.000 Metern. Die darin enthaltenen Abfälle wurden in Bitumen und Zement eingearbeitet, um die Hohlräume in den Fässern zu füllen. Das schreibt der CNRS auf seiner Seite.

Welche Gefahren der Atommüll im Atlantik mit sich bringt, ist nicht klar, aber die Expedition will mehr Klarheit liefern: Vier Wochen lang wollen die Forscher nach Atommüll-Fässern suchen und schauen, welchen Einfluss diese auf das örtliche Ökosystem haben.

Laut WWF sind in Teilen des Nordostatlantiks die küstennahen Bereiche bereits überfischt, sodass auch die Tiefsee für die Fischerei erschlossen wird. Ob das aber auch in den von Atommüll betroffenen Zonen passiert oder nicht, ist aktuell nicht Gegenstand der Veröffentlichung des CNRS. Vieles muss noch erforscht werden.

Atomphysiker Patrick Chardon, Leiter des Projekts NODSSUM (Nuclear Ocean Dump Site Survey Monitoring) geht davon aus, dass bei den allermeisten nuklearen Abfällen im Nordatlantik die Radioaktivität nach etwa 300 bis 400 Jahren quasi verschwunden sein dürfte. Jedoch seien die Fässer damals so konzipiert worden, dass sie dem Druck der Tiefe standhalten, nicht aber so, dass sie die Radioaktivität wirklich einschließen. Schon seit längerem könnte Radioaktivität aus den Behältern entweichen, vermutet Chardon.

Das Team will eine Karte mit Atomfass-Funden erstellen und etliche Proben von Wasser, Boden und Tieren nehmen. Unterstützung bekommen sie dabei vom autonomen Tauchroboter Ulyx, der unter anderem über eine Kamera für 3D-Bilder und ein Sonarsystem zur Ortung von Gegenständen mit Schall verfügt. Nach der ersten Auswertung soll eine zweite Kampagne folgen. (dpa/kat)


Aus: "Atommüll-Fund im Atlantik: Forschende orten über 1000 Fässer – so kamen sie dorthin"
Kathrin Reikowski (28.06.2025)
Quelle: https://www.fr.de/panorama/atommuell-fund-im-atlantik-forschende-orten-ueber-1000-faesser-so-kamen-sie-dorthin-zr-93806077.html

"Sie wurden einfach weggeworfen: Forscher entdecken mehr als 1.000 Atommüll-Fässer im Meer" (27.06.2025)
https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_100795026/umwelt-skandal-im-atlantik-forscher-orten-mehr-als-1000-faesser-atommuell.html

"Der Tag - Wilder Fund: 1000 Fässer Atommüll im Atlantik entdeckt" (27.06.2025)
https://www.n-tv.de/der_tag/Wilder-Fund-1000-Faesser-Atommuell-im-Atlantik-entdeckt-article25863081.html

"Radioaktive Abfälle: 1000 verschollen geglaubte Atommüll-Fässer im Atlantik gefunden" Lars Fischer (27.06.2025)
Vor Jahrzehnten versenkten etliche Staaten mehr als 200 000 Fässer mit Atommüll im Atlantik – bis zu fünf Kilometer tief. Wo sie heute liegen, weiß niemand. Nun hat sich eine Expedition auf die Suche gemacht.
https://www.spektrum.de/news/forscher-finden-mehr-als-1000-atommuell-faesser-im-atlantik/2273705

Der Begriff Altlasten in den Meeren steht für eine Form der Verschmutzung der Meere, die sich auf lokale oder regionale Ansammlungen von Gefahren- oder Schadstoffen in den Meeren der Erde bezieht, welche in der Vergangenheit in größeren Mengen in diese Gewässer verbracht oder in diese entsorgt wurden. Diese Stoffe belasten die maritimen Ökosysteme der Erde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Altlasten_in_den_Meeren

Radioaktive Abfälle, umgangssprachlich meist Atommüll genannt, sind radioaktive Stoffe, die nicht nutzbar sind oder aufgrund politischer Vorgaben nicht mehr genutzt werden dürfen. Der meiste Atommüll entsteht durch die Nutzung der Kernenergie. Kleinere Mengen fallen in Medizin und Forschung an; einige Staaten haben erhebliche Altlasten aus der Entwicklung und Herstellung von Kernwaffen. Anfallende radioaktive Stoffe und davon kontaminiertes anderes Material werden durchwegs in Zwischenlagern verwahrt; die Handhabung hochradioaktiver Abfälle durch Endlagerung, Transmutation oder Wiederverwendung ist eine wichtige Aufgabe für die Menschheit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Radioaktiver_Abfall


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"Rückbau von Atomkraftwerk: Mehr Strahlung als erwartet" Nick Reimer (4.7.2025)
Der Rückbau des Atomkraftwerks bei Greifswald verzögert sich, die Kosten explodieren: Die Anlage ist stärker kontaminiert als erwartet. ...
https://taz.de/Rueckbau-von-Atomkraftwerk/!6094916/