"Geldpyramiden bauen oder eine lebenswerte Gesellschaft?" Rob Kenius (25. November 2019)
... Wir wollen noch einmal in Gedanken in das alte Ägypten zurückkehren und nehmen an, einer von uns lebte dort und hätte die Fähigkeit zur Systemkritik. Ihm käme die Erkenntnis, dass der Kult, den Priester und Beamte, Königshaus und Staatsgewalt betreiben, unsinnig ist, weil die Früchte der Arbeit den lebenden Menschen entzogen sind, um damit einen Totenkult zu betreiben. Was könnte jemand, der das erkannt hat, tun? ... Trotzdem sind wir alle auch Teil dieser Maschine, sobald wir nur Geld in die Hand bekommen und es wieder ausgeben, und wir sind Teil des imaginären Staates Pecunia, der den Bau von Geldpyramiden auf vielfältige Weise begünstigt. Wir stecken in dieser sinnlosen Mühle, die einen Stoff produziert, der uns heilig ist, obwohl wir schon viel zu viel davon haben. ...
https://www.heise.de/tp/features/Geldpyramiden-bauen-oder-eine-lebenswerte-Gesellschaft-4581488.html
Rob Kenius ist Diplom-Physiker und hat vorwiegend als Selbständiger im Medienbereich gearbeitet. Seit 2012 gestaltet er als systemkritischer Autor die Webseite kritlit.de.
Literatur:
Michael Hudson, Der Sektor.
Thomas Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert
Rob Kenius: Leben im Geldüberfluss
[...] oberham, 25.11.2019 14:55
Der heutige Totenkult spiegel sich wohl ähnlich in nutzloser Gigantomanie, doch heute spielen wir, wie der Autor richtig bemerkt, freiwillig mit, am Bau der Pyramiden aus Geld.
Wir werden demnächst wohl gar einen Kanzler wählen, der praktisch ein Soldat der neuen Arrondierung von Geld und Wohlstand ist, ein Knecht der Megavermögenden, die heute schon die Staaten zu nichts weiter als Ställen gestalten, in welchen die gewöhnlichen Menschen sich dem Verteilungskampf hingeben und ihre Leben eben an die Gewinner opfern, hoffend, selbst zu Gewinnern zu werden.
Es nützt nichts, zu erkennen, dass wir ein selbstzerstörerischer Haufen von Wettkämpfern sind, die sich letztlich von einer winzigen Minderheit nutzen und melken lassen, wenn wir doch weiter devot unser Haupt senken, damit sie aus unserer Würdelosigkeit ihren Profit treiben, da wir noch andere unter unseren Füßen fühlen, die uns den Boden bieten, selbst zumindest noch über dem Morast zu taumeln.
Würden wir uns diesem Spiel verweigern, wäre es eben schnell zu Ende, doch jene wenigen, die es tun, sich zu verweigern, sei es durch Selbstmord oder Askese, manche gar durch die Etablierung kleiner sozialer Inseln, Kleinode der Menschlichkeit, die irgendwo in der Masse der Milliarden versteckt existieren mögen, sind schlicht seit Jahrtausenden zu wenige.
Die Massen gehorchen und unterwerfen sich, entweder geschmiedet an Ketten, gebeubt durch rohe Gewalt und Angst oder eben durch das Verwöhnarmoa des Massenkonsums und der Betäubung durch Drogen und mehr oder weniger anspruchsvolle Kultur. Es wird just in dem Moment keine Massen mehr geben, sobald die Technik diese überflüssig und sämtliche Wünsche der "Eliten" erfüllbar macht.
Der Text bietet ein klares Bild, in meinen Augen spiegelt es auch meine Sicht der Dinge, ich sehe mein Leben und die Welt seit etwa 30 Jahren so, mit jedem Tag bestätigt es sich weiter, wird es klarer und schärfer.
Ich finde meinen Trost in der Bedeutungslosigkeit, letztlich ist es völlig gleichgültig, ob der Mensch nun existiert oder nicht, interessant wäre hingegen, ob die physikalischen Theorien nur unser geistiger Halt, oder ein Stück ewiger Gültigkeit besitzen, welcher Ladungsimpuls nun einen Gedanken kreiert, der Ionenbindungen bildet, die durch Raum und Zeit gleiten, in harmonischer Anziehung, wer weiß, vielleicht empfinden sie Glück?
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (25.11.2019 14:58).
https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Geldpyramiden-bauen-oder-eine-lebenswerte-Gesellschaft/Der-heutige-Totenkult/posting-35664225/show/ Xira Arien, 25.11.2019 14:47
Re: wohlgemeint
Es begann vor etwa 30 Jahren. Als sich der Ostblock auflöste, musste das "Schaufenster des Westens", das die BRD damals war, nicht mehr so hübsch dekoriert werden, und man begann nach und nach die schönen Auslagen abzuräumen.
Die soziale Marktwirtschaft, oder der "rheinische Kapitalismus" wurde Stück für Stück demontiert und man schaufelte ohne Scham die Knete von unten nach oben, z. B. mit üppigen Steuersenkungen.
Seitdem befinden wir uns in rasanter Talfahrt. Ziel ist das amerikanische Modell, dem wir uns schon sehr stark angenähert haben. Stück für Stück wird weiter demontiert. Viele wissen gar nicht mehr, das es früher mal besser war, weil sie es nie erlebt haben.
Die Frösche merken nicht, wie das Wasser langsam zum Kochen gebracht wird.
Pulitzerpreisträger, 25.11.2019 13:13
Die entscheidende Frage ist ja, was wird mit dem Geld gemacht. ...
...