" ... Dem Authentischen gebührt ein Platz am Tisch der Wahrheitssuche – auch wenn sich selbiger unter der Last von Wutwort, Vorurteilshammer und Intelligenzaskese biegt. Nun denn: "Das ganze Leben ist eine sexuelle Belästigung", sagt Nina Proll bei Pro & Contra, um auch als Sexualforscherin anwesende Damen aufzuklären: "Für einen Mann ist es keine Belästigung, wenn ich ihn im Bademantel zum Oralsex zwinge." Stille.
... Wirklich niemand widersprach zwar Heinisch-Hosek, die eine Gesellschaft ersehnte, in der einander mit "Respekt, Würde und Anstand begegnet" würde. Eine subjektive Definition der drei Werte wurde – vielleicht auch zum Glück – dann von niemandem erbeten. (Ljubiša Tošić, 7.11.2017)
Mr.Marmeladinger, 8. November 2017, 09:44:42
... Mein Vater hat mir in der Pubertät mal einen Tipp gegeben: stell dir vor das Mädchen wäre deine Tochter - wie würdest du wollen, dass sie behandelt wird?https://derstandard.at/2000067359806/Pro-und-Contra-ueber-Belaestigung-Im-Bademantel-zum-Oralsex#posting-1025623545---
"Industriemechanikerin: Als einzige Frau in der Werkstatt" (13. Dezember 2017)
Wenn meine Kollegen mir Handypornos zeigten, Frauen als "Schlitzpisser" bezeichneten und Witze über sie machten, lachte ich mit – um dazuzugehören. Dann reichte es mir.
http://www.zeit.de/arbeit/2017-12/industriemechanikerin-werkstatt-beruf-gleichberechtigung/komplettansicht"Mein kläglicher Versuch, in einer Männerdomäne Fuß zu fassen"
https://editionf.com/Was-Frauen-in-Maennerdomaenen-erleben"„Linke müssen erkennen, dass sie sich selbst ins Abseits gestellt haben“" (12.12.2017)
[Arlie Hochschild zog vom „progressiven“ Berkeley ins erzkonservative Louisiana. Ihr Buch „Fremd in ihrem Land“ dokumentiert eine gespaltene Gesellschaft und plädiert für eine Erneuerung der Linken.] ... Ich entwickelte in meiner Arbeit als Soziologin den Begriff der „Deep Story“ (zu Deutsch etwa „tiefe Erzählung“). Wir alle haben eine solche Erzählung, egal ob wir uns links, rechts oder in der Mitte des politischen Spektrums verorten. Was ist eine Deep Story? Es ist schlicht und einfach eine Darstellung, wie sich das Leben für jemanden anfühlt. Fakten und moralische Urteile haben hier nichts zu suchen, es geht um das subjektive Empfinden. Ich sprach mit insgesamt 60 Menschen, 40 davon waren überzeugte Tea-Party-Anhänger. Ich entwarf für sie eine Deep Story und fragte jeden einzelnen: „Stimmt das so?“ Manche baten mich, etwas zu ändern, damit es stimmte, aber die meisten meinten bloß: „Ja.“ ... Die Ehre dieser Menschen ist angeschlagen. Ihre Arbeit erfüllt sie nicht mehr mit Stolz, weil sie nicht mehr das ist, was sie einmal war. Daher suchten sie Stolz in ihrer Heimat: „Ich bin stolz darauf, ein Südstaatler zu sein.“ Durch das Internet wurde ihnen jedoch zunehmend bewusst, wie sie von anderen gesehen werden. Ihr Herkunftsort ist also auch kein Grund mehr, stolz zu sein. „Dann sind wir eben stolz darauf, Christen zu sein.“ In einer immer säkularen Welt wird Religiosität jedoch mit falschen Ansichten über die Evolution und anderen schlechten Sachen verbunden. Manche denken sich wohl: „Naja, wenigstens bin ich weiß“, aber das ist rassistisch und daher inakzeptabel. Also der Gedanke: „Wenigstens bin ich ein Mann.“ Aber auch das wird stigmatisiert. Das sind die Regeln, die heute bestimmen, was man fühlen darf. Vielleicht könnten Werte die Grundlage der persönlichen Ehre bilden? Doch auch das geht nicht. Viele traditionelle Werte stehen im Konflikt mit nationalen Gesetzen, die Abtreibung ist heute legal, und auch die gleichgeschlechtliche Ehe. Die Menschen fühlen sich also aus verschiedenen Gründen marginalisiert, es gibt keinen einzelnen, bestimmenden Faktor. Als Ergebnis zeichnet sich jedoch eine Krise der Ehre ab. Daher ist „US-Amerikaner sein“ plötzlich ungemein wichtig geworden. Der neue Nationalismus füllt ein Vakuum des Stolzes. ...
https://www.ruhrbarone.de/linke-muessen-erkennen-dass-sie-sich-selbst-ins-abseits-gestellt-haben/149955---
#MeToo ist ein Hashtag, das ab Oktober 2017 im Zuge des Weinstein-Skandals Verbreitung in den sozialen Netzwerken erfuhr, um Erfahrungen mit unangemessenem Verhalten – sexuelle Belästigung und Gewalt, aber nicht darauf beschränkt – zu teilen.
Das Hashtag geht auf die soziale Aktivistin Tarana Burke zurück und wurde durch die Schauspielerin Alyssa Milano populär, die Frauen ermutigte, es in ihren Tweets über eigens erlebte Erfahrungen zu verwenden, um auf die Weitläufigkeit sexueller Belästigung und sexueller Übergriffe aufmerksam zu machen. Seitdem haben mehrere Millionen Frauen dieses Hashtag verwendet, darunter viele Berühmtheiten. ...
Kategorien: Gewalt gegen Frauen Internet-Phänomen Diskriminierung Feminismus Sexismus Sexualkriminalität Ereignis 2017 Wort des Jahres
https://de.wikipedia.org/wiki/MeToo"Statt #MeToo: Für mehr Unverschämtheit zwischen Frauen und Männern" Thomas Pany (09. Januar 2018)
[Ein] Debattenbeitrag ist heute in Le Monde erschienen. Unter den hundert Frauen, die ihn unterzeichnet haben, wird die Schauspielerin Catherine Deneuve wohl den größten Bekanntheitsgrad in Deutschland haben. Von den anderen Unterzeichnerinnen ist möglicherweise die ein oder andere Schriftstellerin Interessierten hierzulande bekannt, wie z.B. Catherine Millet.
Auch eine deutsche Unterzeichnerin findet sich unter den Hundert: die Schauspielerin und Schriftstellerin Ingrid Caven. Eine frühere Pornodarstellerin, Brigitte Lahaie, ist dabei, die Chefin des recht eigensinnigen Magazins Le Causeur, Elisabeth Lévy ("Immer für Ärger gut"), und Peggy Sastre, eine Feministin, die über einiges Irritationspotential verfügt.
Die hundert Unterzeichnerinnen sind ein ungewöhnliches Kollektiv, die auch schon mit der Überschrift ihres Diskussionsbeitrags die Erwartung schüren, dass sie anderes als das Gewohnte sagen wollen. Um es auf ein kurzes, scharfes Kondensat zu bringen: Die Frauen treten für mehr Unverschämtheit in den Verhältnissen zwischen Männern und Frauen ein und weisen den "Männerhass" in bestimmten Teilen des Feminismus zurück. Sie attackieren einen Puritanismus, der sich dort eingenistet habe und Frauen wieder einmal eine Opferrolle zuweise.
"Wir verteidigen die Freiheit, aufdringlich zu sein, weil dies unabdingbar mit der sexuellen Freiheit verbunden ist", steht als Maxime in der Überschrift. Es ist eine zentrale Grundaussage, die im Text dann näher erläutert wird:
Als Frauen erkennen wir uns in dem Feminismus nicht wieder, der über die Anprangerung des Machtmissbrauchs hinaus, das Gesicht eines Hasses der Männer und der Sexualität annimmt. Wir denken, dass die Freiheit, "nein" zu einem sexuellen Angebot zu sagen, nicht funktioniert ohne die Freiheit, jemandem lästig zu fallen. Wir betrachten die Sache so: Man muss wissen, wie man auf diese Freiheit, jemandem lästig zu fallen, antwortet oder reagiert, ohne dass man sich in die Rolle einer Beute oder eines Opfers verpuppt. collectif de 100 femmes
Ganz offensichtlich geht es um Feinheiten, nicht um rohe Gewalt, aber doch um Unverschämtes und schließlich um ein Rollenverständnis. Die Schrift der Frauen geht mit dem ersten Satz unmissverständlich auf Abstand zur sexuellen Gewalt: "Die Vergewaltigung ist ein Verbrechen". Aber dem folgt unmittelbar anschließend im nächsten Satz eine Unterscheidung, die ihrer Meinung nach offensichtlich in der Debatte gesetzt werden muss: "Aber die Anmache oder das Anbaggern (i.O. la drague), das insistiert oder ungeschickt ist, ist kein Delikt wie auch die Galanterie keine machistische Aggression ist."
Viel hängt an den Begriffen, aber all zu viel Gewicht muss man ihnen auch nicht bemessen. Über die "Galanterie" ließe sich von Kulturkundigen vieles anführen und ich bin mir natürlich nicht sicher, ob weiter oben der Schlüsselbegriff "importuner" mit "aufdringlich sein" tatsächlich am besten widergegeben ist. Das Internetwörterbuch Leo hilft mit "jemandem lästig fallen", "zur Last fallen", aber auch "traktieren", "behelligen" oder nur "auf den Wecker gehen".
Worauf es ankommt, ist der Unterschied zur aggressiven sexuellen Belästigung, welche die Person, die bedrängt wird, in eine ganz andere Bedrängnis bringt als der "Aufdringliche". Der Debattenbeitrag der 100 Frauen impliziert, dass man sich dieser Unterschiede bewusst ist. Mit Worten auf dem Papier oder in einem Gesetzestext mag das nicht immer eindeutig zu klären sein, in der Situation selbst ist der Unterschied für jemanden, der ein Gespür für sein Gegenüber hat, sehr wohl deutlich.
Die feministische Debatte, so kritisiert das Kollektiv der 100 Frauen, führe zumindest in Teilen in die falsche Richtung, weil sie zu viel bestimmen will und mit Schuldzuweisungen arbeitet, die Frauen treffen, die mit bestimmten Rollenzuweisungen nicht einverstanden sind.
Die Affäre Weinstein habe sehr Wichtiges an den Tag gebracht, weil damit der Öffentlichkeit bewusst wurde, welcher sexuellen Gewalt Frauen in einem beruflichen Umfeld ausgesetzt sind, wo Männer ihre Macht missbrauchen. Diese Debatte sei notwendig gewesen, aber die damit verbundene "Befreiung der Worte" verkehre sich jetzt in sein Gegenteil.
Es gebe nämlich jetzt Anweisungen, was man sagen darf und worüber man schweigen solle. Wer sich nicht daran halte, werde gleich als Verräterin oder Komplizin betrachtet, Denunzierung und Schuldeinflüsterungen seien Gebot der Debatte, die sich als zutiefst puritanisch erweise und Frauen erneut an den "Status ewiger Opfer kette": "Kleine Sachen, die dem Zugriff dämonischer Phallokraten unterworfen sind".
Es sei ein wahres Jagdfieber ausgebrochen, das den Frauen nicht helfe. Es schicke die "Schweine zum Schlachthaus", aber es helfe den Frauen nicht dabei, autonom zu sein. Stattdessen werde den Interessen der Feinde der sexuellen Freiheit geholfen, den religiösen Extremisten, den schlimmsten Reaktionären und solchen, die meinen, in einer hochfahrenden Anschauung einer viktorianischen Moral und des substantiell Guten, dass Frauen Wesen seien wie keine anderen: "à part", "Kinder mit Erwachsenengesichtern, die fordern, dass sie beschützt werden".
Nicht zu übersehen ist, dass hier talentierte Polemikerinnen am Werk sind, die ihre Sache, die für mehr Frechheit und Unverschämtheit und die Geistesgegenwart der Frauen plädiert, gut vertreten. Ob ihre Aggressivität gegen die Korrektheit gut verstanden wird, wird man sehen. Jedenfalls setzte es schnell Kritik, wonach sich das Kollektiv "entsolidarisiert".
Anzumerken ist, dass es eine gute Portion Mut gebraucht hatte, Männer, die ihre Position ausnutzten, um sich sexuelle Dienste zu erpressen oder herbei zu korrumpieren, anzuzeigen.
https://www.heise.de/tp/features/Statt-MeToo-Fuer-mehr-Unverschaemtheit-zwischen-Frauen-und-Maennern-3937514.html?seite=all"Nach #MeToo: Catherine Deneuve und andere fordern "Freiheit zu belästigen"" (APA, 9.1.2017)
Paris – In der Diskussion um sexuelle Übergriffe haben die französische Schauspielerin Catherine Deneuve und andere Prominente eine "Freiheit zu belästigen" eingefordert. Die aktuelle "Denunziations-Kampagne" gegen Männer spiele nur Moralaposteln und religiösen Extremisten in die Hände, heißt es in einem von rund 100 Frauen unterschriebenen offenen Brief, der in der Zeitung "Le Monde" am Mittwoch erscheint.
"Vergewaltigung ist ein Verbrechen", heißt es in dem Text. "Aber eine beharrliche oder ungeschickte Anmache ist nicht strafbar." Heute würden Männer "zur Kündigung gezwungen, deren einziges Vergehen es ist, ein Knie berührt oder einen Kuss erhascht zu haben". Die "Freiheit zu belästigen" sei "unerlässlich für die sexuelle Freiheit".
... In Frankreich sorgen die Vorwürfe gegen den ehemaligen Film- und Fernsehmogul Harvey Weinstein in den USA für große Aufmerksamkeit. Unter dem Hashtag #balancetonporc (Verpfeif' das Schwein) berichteten im Kurzbotschaftendienst Twitter tausende Frauen über Belästigung oder Missbrauch – ähnlich wie in den USA unter dem Schlagwort #MeToo (Ich auch).
https://derstandard.at/2000071793539/Catherine-Deneuve-und-andere-werben-fuer-Freiheit-zu-belaestigen