• Welcome to LINK ACCUMULATOR. Please log in.
Menu

Show posts

This section allows you to view all posts made by this member. Note that you can only see posts made in areas you currently have access to.

Show posts Menu

Messages - Link

#1901
Quote[...] Der unerschöpfliche Geschichtenerzähler Alexander Kluge hat wieder eine poetische Doku-Wunderkammer zwischen Buchdeckeln vorgelegt. Er berichte von einem ihm fremden Land, schreibt Kluge nicht ganz wahrheitsgemäß am Beginn seines ,,Russland-Kontainers", einer Sammlung disparater, assoziativ geordneter Texte über Mitgestalter russischer Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte, die von breiter Sachkenntnis kündet und, unterbrochen von Tagebuchnotizen des Autors, ein Wimmelbild zumeist gescheiterter Projekte ergibt.

Der mit Filmstills, Grafiken und Fotos illustrierte Band nimmt Themen früherer Kluge-Bücher auf, etwa Napoleons und Hitlers Russland-Feldzüge, revolutionäre Utopien und Terror, Raumfahrt und Perestroika; entstanden sei er freilich als Abbitte an seine vor drei Jahren verstorbene Schwester Alexandra, über deren an der DDR-Schule erworbenes Russland-Faible sich die Familie lustig gemacht habe, erfährt man. Der Blick zurück auf die kolossale Erfahrung sozialer Erosion in diesem Land passt aber vor allem bestens ins laufende Krisenjahr, in dem kumulierende Probleme den Zukunftshorizont zunehmend versperren – und das nicht nur in Russland.

Die Methode der Materialsammlung ist Kluges künstlerisches Credo. Er will Geschichte nicht als Korsett konsekutiver Abläufe vorführen, sondern als Polyphonie von Zielstrebigkeiten, die dem Leser eigene Arbeit abverlangt. Darin versteht Kluge sich als Romancier. Vor allem aber liebt er den Zirkus. Er schildert, wie der sowjetische Staatszirkus ,,Sieg des Proletariats" im Juli 1941 vom deutschen Überfall in Weißrussland überrascht und dennoch glücklich evakuiert wurde. Nach der Wende 1989 setzte dann im ehemaligen Ostblock das große Zirkussterben ein. Der ,,Russland-Kontainer" mit seinem K als Hommage an die russische Schreibweise lässt Momentaufnahmen historischer Nervenpunkte zirkushaft nach dem Überraschungsprinzip aufeinanderfolgen und bringt das Publikum durch artistische Mystifikation zum Staunen.

...


Aus: "Alexander Kluge über Russland : Wie Anna Karenina glücklich wurde" Kerstin Holm (02.09.2020)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/der-russland-kontainer-von-alexander-kluge-16901874.html

#1902
Quote[...] Ist es privatwirtschaftlicher Dynamik oder der Behäbigkeit subventionierter Betriebe zuzuschreiben, dass eine unabhängige, kommerzielle Bühne, wie das seit knapp drei Jahren bestehende Londoner Bridge Theater schneller als alle anderen die Initiative ergreift, um einen Weg aus dem Lockdown zu finden? Wahrscheinlich liegt es auch am Führungspersonal. Jedenfalls ist es Nicholas Hytner und Nick Starr, denen einst das National Theatre unterstand, gelungen, an ihrem Bridge Theatre, eine Saison mit zwölf hochkarätig besetzten Monologen zusammenzustellen und somit in Britannien unter den Ersten in der gesamten Branche zu sein, die nach monatelangem Stillstand den Betrieb – wie eingeschränkt auch immer – wieder aufgenommen haben.

Es hilft freilich auch, dass das Theater in einem modernen Block nahe der Tower Bridge untergebracht ist, über ein weiträumiges Foyer verfügt und variabel bestuhlt werden kann, so dass 250 durchweg unter Maskenpflicht stehende Zuschauer in einem Saal mit neunhundert Plätzen schachbrettartig verteilt sitzen, ohne dass der Raum gähnend leer wirkte.

Beim Auftakt der Saison lauschte das Publikum fünfzig Minuten lang gebannt der von Ralph Fiennes vorgetragenen Schimpfkanonade des Dramatikers David Hare, die denselben Titel, ,,Beat the Devil" (,,Schach dem Teufel"), trägt wie John Hustons Filmsatire aus den fünfziger Jahren. Hares Monolog paart eine bis ins kleinste physische Detail gehende Chronik seiner eigener Erkrankung an Covid-19 im März mit einer bitterbösen Betrachtung der Handhabung der Pandemie durch die Regierung von Boris Johnson. Mitunter meint der Autor Parallelen zwischen seinem Fieberwahn und dem Irrwitz der Regierenden zu sehen. ,,Nichts macht Sinn", bemerkt er mit jener süffisant kopfschüttelnden Attitüde, die dem politischen Dramatiker zur zweiten Natur geworden ist. Dass im Zusammenhang mit dem Kabinett immer wieder das Wort mittelmäßig fiele, erregt sein besonderes Missfallen. Man tue dem Begriff ,,mediocre" Gewalt an, indem man Inkompetenz mit Mittelmaß gleichsetze, schnaubt Hare. Nach seiner Genesung gesteht er, nicht vom Überlebens-Schuld-Syndrom befallen zu sein, sondern von der Wut des Überlebenden.

Ralph Fiennes, der in dem neuen, auf den Herbst verschobenen Bond-Film demnächst wieder als M zu sehen sein wird, kommt, wie von Krankheit gezeichnet, leicht geduckt daher. Er legt die Jacke über die Lehne des Stuhls, nimmt eine große Kladde aus der Brieftasche, setzt sich vor einer wie mit Japanpapier bespannten weißen Bildfläche an den Schreibtisch und hebt zu einer Tirade an, deren Unerbittlichkeit nur durch spitzzüngige Pointen und die virtuose Darbietung gelindert wird. Unter der subtilen Regie von Nicholas Hytner schreitet Fiennes um den Tisch herum, während er die Wirkungen des wie eine ,,schmutzige Bombe" detonierten Virus auf seinen Körper schildert. Wie die zur Untermalung vom blassesten Blau zum zartesten Rosa changierenden Farben auf dem Paravent, wechselt sein Tonfall von frustriertem Sarkasmus zu funkelndem Zorn. Wenn es um Politik geht, geschieht genau das, was Hares Laune beim Fernsehen verschlechtert, weil ,,ein dichter Schneesturm von Klischees den Bildschirm" beschlägt. Trotzdem stehender Applaus. Und große Dankbarkeit für ein gemeinsam erlebtes Theater jenseits der eigenen vier Wände.


Aus: "Ralph Fiennes gegen Johnson: Regierungsbeschimpfung im Fieber" Gina Thomas, London (03.09.2020)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/ralph-fiennes-attackiert-im-theater-boris-johnson-16932908.html

QuoteSabine Schönfeld (Vermalia), 03.09.2020 - 09:33

Was genau kritisiert David Hare denn an der Corona-Strategie der britischen Regierung?

Das steht nicht im Artikel - oder habe ich es etwa überlesen?
Das hätte mich jetzt tatsächlich interessiert und nicht, wie Fiennes "um den Tisch schreitet". Bemerkenswert inhaltsleer.


...
#1903
"Kunst und Gesellschaft: Pandemien: Gottes Strafe,  Gottes Hilfe" Joachim Frank (02.09.2020)
Die christliche Kunst in Zeiten von Pandemien rief die Gläubigen auf: Hofft auf den Herrn und steht den Kranken bei. Welches Bild zeigt die Kirche heute?
Die Kulturgeschichtler Eva-Bettina Krems und Jens Niebaum sprechen im FR-Interview über das Bild der Pandemien in der christlichen Kunst.
https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/drastische-szenen-sind-auch-eine-drohkulisse-90035712.html#idAnchComments
#1904
Quote[...] Der erste Blick lädt nicht eben zum Zugreifen ein. Ramponiert sehen einige Eierkartons aus, klebrige Flecken lassen so manche gesprungene Schale vermuten. Trotzdem bekommt Arthur Kamarad leuchtende Augen, als er die Ware inspiziert. "Zehn Cent pro Stück sind unschlagbar", sagt er: "Für mich ist das hier das Paradies."

Dorthin getrieben hat den 50-Jährigen – wuchtige Statur, angegraute Stehfrisur, Ray-Ban-Brille am Kragen – die blanke Not. Von heute auf morgen kappte der Lockdown das Einkommen des Fitnesstrainers auf null, fortan zehrte er vom Ersparten. Einmal 500 Euro habe er aus dem Härtefonds bekommen, die erste Rate der Notstandshilfe ließ zweieinhalb Monate auf sich warten. Ein Segen, dass Kamarad die Kette Foodpoint entdeckte, um sich billig zu versorgen – zuallererst mit Eiern, von denen er täglich bis zu zehn vertilgt. Die tatoogezierten Muskelpakete, die er unter straff gespanntem Leiberl spazieren trägt, wollen genährt werden.

Neukunden wie Kamarad machen Sozialmärkte, die Bedürftigen Lebensmittel zu Sonderpreisen bieten, zu einer der wenigen boomenden Branchen der Krise. Die Foodpoint-Geschäfte verzeichnen einen bis zu viermal so starken Zulauf wie vor der Pandemie. Der Mitbewerber Sozialshop eröffnet in Wien kurzerhand zwei neue Fillialen. Auch die Soma-Märkte, unter deren Label österreichweit 38 Geschäfte firmieren, registrieren wachsenden Andrang – wobei Verbandschef Gerhard Steiner damit rechnet, dass es sich erst um die Vorhut handelt: "Viele trauen sich aus Scham nicht gleich, in den Sozialmarkt zu gehen."

Jene Menschen, die sich am Montagmorgen vor der Foodpoint-Filiale in Wien-Hernals anstellen, haben die Hemmschwelle längst überwunden. Eine halbe Stunde vor Öffnung sind die Ersten da, um sich Zettel mit Nummern zu holen – weil der Platz knapp ist, wird der Eintritt reguliert. Drinnen, in den zwei schummrigen Räumen, steuern die meisten erst einmal die Obst- und Gemüsesteigen an. Flink tasten Hände Gurken ab, drehen Äpfel nach allen Seiten. Ein Mann schüttelt den Kopf, als er den in rauen Mengen vorhandenen Knoblauch einem Frischetest unterzieht. Zu rasch geben die einzelnen Zehen unter Fingerdruck nach.

Wer sucht, findet rasch was zum Naserümpfen. Der Ingwer ist dürr, einige Pfirsiche sind angestochen, abgepackte Melonenscheiben safteln. In der Kühltruhe liegen zergatschte Cremeschnitten und brüchige Fertigpizzen, so manche Kartonage ist zerissen. Doch pingelig zu sein, das können sich die Kunden hier nicht leisten.

"Wofür du im Supermarkt 150 Euro bezahlst, kriegst du hier um 50", erzählt ein junger Mann, der in Schlapfen, Leiberl und Jogginghose auf Einlass wartet. Pünktlich zum Start des Lockdowns ist der Flüchtling als Küchengehilfe rausgeflogen und von 1.250 Euro netto im Monat auf 950 runtergerasselt – da gehe es um jeden Euro. "Man kann mit 900 Euro schon leben", sagt er, "aber du wirst dir nie etwas ansparen können, um irgendwie weiterzukommen – etwa für den Führerschein oder einen Kebabstand."

Pensionisten, Frauen mit Kindern, Kurzarbeiter und Arbeitslose geben sich an jenem Morgen die Klinke in die Hand, viele darunter haben Migrationshintergrund. Aber auch Studenten sind dabei, die zuallererst ein idealistisches Argument anführen. "Mir gefällt der Gedanke, dass Essen nicht verschwendet wird", sagt eine Soziologiestudentin, die nebenbei um 600 Euro im Monat kellnert. Da sei es verkraftbar, wenn die Bananen halt nur mehr zum Vermantschen in einem Kuchen taugen.

Ohne Sozialmärkte würden viele der feilgebotenen Lebensmittel direkt im Müll landen. Das Gros stammt von den Supermärkten, die überflüssige Ware gratis überlassen und sich so Entsorgungskosten sparen. Zum Teil sind das Ladenhüter – etwa aus der Zeit gefallene Osterhasen, wie sie das Foodpoint-Geschäft in Hernals sogar verschenkt.

Der größte Teil aber, erläutert Spar-Konzernsprecherin Nicole Berkmann, entfalle auf Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bald abläuft. Dieses sagt aus, wie lange der Hersteller die volle Genussfähigkeit garantiert – was aber nicht heißt, dass die Sachen danach verdorben sind. Greenpeace etwa fand heraus, dass Lebensmittel mitunter noch Wochen nach Ablauf des MHD tadellos waren. "Aber die Kunden kaufen sie dann einfach nicht mehr", sagt Berkmann.

Die Produkthersteller liefern ebenfalls, sei es, weil sie zu viel produziert haben – oder Waren in schadhafter Verpackung loswerden wollen. Am Höhepunkt des Lockdowns hatten auch Gastronomiebetriebe reichlich Nahrungsmittel geschickt, auf denen sie sitzengeblieben sind, erzählt Marius Aigner vom Verein Start-up, der die fünf Foodpoint-Märkte in Wien betreibt. Mit Mitbewerbern und anderen Sozialeinrichtungen wie der Obdachlosenherberge Gruft gebe es überdies regen Tauschhandel "wie vor hunderten Jahren. Der eine hat massenhaft Eistee, der andere Soda Zitron – dann wird getauscht."

Die Kühlkette werde penibel eingehalten, das Marktamt kontrolliere die Hygiene, sagt Aigner: Bedenkliche Ware sortiere man natürlich aus. Dennoch sichern sich die Betreiber ab. Wer hier einkaufen will, muss nicht nur sein niedriges Einkommen belegen, sondern auch einen Haftungsausschluss unterschreiben. Inbegriffen sei der Hinweis, so Aigner, beim Einkauf "alle Sinne walten zu lassen".

"Vergammelt war noch nie etwas", berichtet Arthur Kamarad, der – weil er nun wieder als Trainer arbeiten kann – mittlerweile aus dem Kundenkreis herausgefallen ist. Und selbst wenn das Gemüse mitunter schon batzweich war – mein Gott: "Ich habe Tomatencremesuppe zu schätzen gelernt." Daran änderten auch die verächtlichen Kommentare nichts, die ihm vermeintliche Freunde auf Facebook geschickt hatten: "Was? Dort gehst einkaufen?"

Billiges Essen für die Armen, weniger Verschwendung – ein Segen also für alle? Stefan Selke widerspricht entschieden. Es sei eine zivilisatorische Errungenschaft, dass der Sozialstaat die Daseinsfürsorge der Bedürftigen garantiere, sagt der Soziologie-Professor von der Uni Furtwangen in Deutschland. Wenn sich aber die immer professionelleren Sozialmärkte zu Einrichtungen auswachsen, mit denen die Bürger fix rechnen, sinke der Druck auf die Politik, für ausreichende Leistungen zu sorgen. "Der Staat wird aus der Verantwortung entlassen", sagt Selke: "Was ein Recht war, wird zum Almosen umgemünzt. Das ist ein Rückfall ins Mittelalter."

Allerdings steckt dahinter ein Henne-Ei-Problem. Gibt sich der Staat knausrig, weil es die Sozialmärkte gibt? Oder ist es umgekehrt? Wenn alle Spezialshops zusperren, wäre noch lange nicht garantiert, dass Regierungen im Gegenzug Sozialleistungen anheben. "Wir sind eine Ergänzung, kein Ersatz", sagt Foodpoint-Betreiber Aigner: "Wir können so rasch aushelfen, wie es die Behörden nicht schaffen." Auf Sozialämtern warte man Wochen oder Monate auf Leistungen.

"Es ist ein Dilemma", sagt Martin Schenk von der Armutskonferenz: "Sozialmärkte helfen Menschen unmittelbar, dass sie etwas ordentliches auf dem Tisch haben. Doch gleichzeitig schaffen sie Parallelstrukturen, die für Bedürftige beschämend sein können." Das Argument mit der schwindenden Verantwortung des Staates sei nicht einfach von der Hand zu weisen, "denn eigentlich sollten die Sozialleistungen so bemessen sein, dass Sozialmärkte überflüssig sind".

Schenk fallen einige Beispiele ein, wo Österreich nachbessern könnte. Das Arbeitslosengeld beschert Betroffenen hierzulande einen vergleichsweise harten Absturz auf 55 Prozent des früheren Nettolohns. Auch die Mindestsicherung, sagt er, biete keine so üppige Absicherung, wie Kritiker behaupten: "Sonst müssten nicht so viele Menschen zum Sozialmarkt gehen."

Verschärfend wirkt: Die Teuerung trifft ärmer Menschen in aller Regel härter als den besser situierten Teil der Bevölkerung. Laut Statistik Austria lag die Inflationsrate für die untersten zehn Prozent der Einkommensverteilung in den letzten vier Jahren dreimal über dem Schnitt, nur einmal gleichauf. Vor allem die stark gestiegenen Mieten schlagen durch.

Sie habe gar keine andere Wahl, sagt vor dem Geschäft in Hernals eine Frau, die in Kurzarbeit ist: "Niemand weiß, wie es weitergeht." Da gelte es, vorsorglich jeden Euro beiseite zu legen – und den Speiseplan notgedrungen ans Angebot anzupassen. Was heute auf dem Teller lande? "Fisolen mit viel Knoblauch."


Aus: "Boom der Sozialmärkte: Segen für alle oder Rückfall ins Almosenwesen?" Gerald John (2.9.2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000119670837/boom-der-sozialmaerkte-segen-fuer-alle-oder-rueckfall-ins-almosenwesen

QuoteStag77, 2. September 2020, 15:55:26
Ich bin selbst Mitbegründer eines vergleichbaren Vereins (rein ehrenamtlich betrieben) und bin mir der genannten Kritikpunkte bewusst. Häufiger noch kommt übrigens folgendes Argument: Wenn Menschen mit Sozialhilfe u.Ä. auch dank solcher Einrichtungen eh ganz gut über die Runden kommen, nähme man ihnen die Motivation, ernsthaft wieder einen Job zu suchen etc.
Ich habe noch zu keiner schlüssigen Antwort gefunden, auch weil mir die kausalen Zusammenhänge weitaus komplexer erscheinen, als von der einen oder anderen Seite dargestellt.
Es gäbe sicher, auch im Gesamten gesehen, bessere Systeme, aber ich denke, letztlich geht's darum, sich um eine lebendige Balance zwischen all den tw. auch (scheinbar) widersprüchlichen Aspekten zu bemühen.


QuoteNightwolf

... Solange es kein Gleichmaß in der Steuerpolitik gibt, bleibt der Gesellschaft die Verteilungsungerechtigkeit erhalten und daraus resultiert dann eben der "Scherenfaktor" zwischen oben/unten oder arm/reich. Und da sich in absehbarer Zeit nichts daran ändern wird, werden wir wohl mit den Sozialmärkten, den Tafeln und sonstigen "Almosenebenen" leben müssen und sie auch benötigen.
Ein erster Schritt wäre Lebensmittelvernichtung, egal ob durch Überproduktion oder nicht zeitgerechte, verbilligte Abgabe) exorbitant zu besteuern bzw. zu bestrafen.
Weiters verbindlich eine Teil-Grundsicherung einführen und an den Armutsfallenstellschrauben (Wohnkosten, Niedriglohnsektor) zu drehen. Dies für den Anfang - das MEHR hat noch viele "Baustellen".


Quote
Salzkristall

Ja, aber wie soll das alles funktionieren liebe Leute? Wenn man höhere Sozialabgaben von Reichen verlangt, wie können diese sich dann bitte noch teure Autos kaufen, Golduhren, überdimensionierte Häuser oder eine Yacht in Malibu? Wollt ihr ernsthaft in einer Welt leben in der Reiche von ihrem Überfluss etwas abgeben müssen, nur damit andere Menschen ein würdiges Leben führen können?


...
#1905
Erweiterter Machtdiskurs (Politik) / Edward Snowden...
September 03, 2020, 11:37:52 AM
Quote[...] Das von dem Whistleblower Edward Snowden vor sieben Jahren aufgedeckte Telefon-Überwachungsprogramm des US-Geheimdienstes NSA war nach Überzeugung eines amerikanischen Bundesgerichts illegal.

Das heimliche Sammeln der Telefondaten von Millionen US-Amerikanern ohne Befugnis sei ein Verstoß gegen das Gesetz zur Überwachung der Auslandsaufklärung und Spionageabwehr und womöglich verfassungswidrig gewesen, urteilte das Gericht am Mittwoch. Es befand zugleich, dass die Spitzen der Geheimdienste, die das Programm öffentlich gegen Kritik verteidigten, gelogen hätten.

Der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Snowden, der im Zuge seiner Enthüllungen nach Russland geflohen war und dem in seiner Heimat immer noch ein Spionage-Prozess droht, wertete das Urteil auf Twitter als Rehabilitation seiner Entscheidung, das Abhörprogramm der NSA öffentlich gemacht zu haben. "Ich hätte nie gedacht, dass ich noch erleben würde, wie unsere Gerichte die Aktivitäten der NSA als rechtswidrig verurteilen und in demselben Urteil mir anrechnen, sie aufgedeckt zu haben."

Die Aufdeckung des Programms im Jahr 2013 war die erste von mehreren Enthüllungen Snowdens, die schließlich offenbarten, dass der Abhörskandal globale Ausmaße hatte und auch zahlreiche führende Politiker ausspioniert wurden. So soll unter anderem ein Handy der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel Ziel eines Lauschangriffs gewesen sein.

Spitzenvertreter der US-Geheimdienste hatten zunächst öffentlich stets darauf bestanden, die NSA habe niemals wissentlich Informationen über US-Amerikaner gesammelt. Nach der Enthüllung des Programms argumentierten sie, die Überwachung habe eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung des Terrorismus in den USA gespielt. (APA, 3.9.2020)


Aus: "US-Gericht: Von Snowden enthülltes Überwachungsprogramm war illegal" (3. September 2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000119762254/us-gericht-von-snowden-enthuelltes-ueberwachungsprogramm-war-illegal

Quote
cybertom

Das wird hoffentlich bald vom Supreme Court bestätigt, dann wäre eine sofortige Rehabilitation von Snowden geboten. Unglaublich wie die "größte Demokratie der Welt" mit Leuten umgeht, die sich um ebendiese sorgen.
Österreich hat sich auch nicht mit Ruhm bekleckert, also es darum ging, dem Mann politisches Asyl zu gewähren. Dass Snowden ausgerechnet bei einem totalitären Regime wie dem russischen Zuflucht finden musste, ist der Gipfel der Ironie. Verkehrte Welt.


...
#1906
Quote... Und obwohl er sich selbst bei seinen Recherchen gerne an das hält, was er mit eigenen Augen sieht, amüsiert es ihn auch, dass andere auf der Jagd nach Ufos immer sofort an Außerirdische denken.

,,Aber wie gesagt, die Leute wollen Ufos sehen und die sehen dann auch ihre Ufos", sagt er. ,,Man muss natürlich auch sagen, dass hier teilweise Technologie getestet wird, entwickelt wird in der Area 51, die weit dem voraus ist, was wir heutzutage als Militärtechnologie kennen. Man sieht also teilweise Dinge, Flugzeuge in einer Weise manövrieren, die wir uns gar nicht vorstellen können."

Alles hat einen logischen Grund, ,,out here", in der Wüste von Nevada. Zumindest für Jörg Arnu.


Aus: "Ufo-Glaube in den USA: Area 51 und die Suche nach den Außerirdischen" Arndt Peltner (02.09.2020)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/ufo-glaube-in-den-usa-area-51-und-die-suche-nach-den.979.de.html?dram:article_id=483391

-

Quote[...] Bei der bisher breitesten Suche auf vergleichsweise niedrigen Frequenzen hat ein Radioteleskop in Australien bei mindestens 10 Millionen Sternen keine Spur von intelligentem Leben gefunden. Im Vergleich zu allen früheren Suchen, fahndete das Murchison Widefield Array (MWA) damit bei der Hundertfachen Menge an Sternen – ohne Erfolg. Durchgeführt wurde die Suche von Chenoa Tremblay und Steven Tingay vom International Centre for Radio Astronomy Research (ICRAR), wie die Forschungseinrichtung mitteilte. Weitreichende Schlüsse wollen sie aus dem Resultat demnach aber nicht ziehen, immerhin sei das immer noch nur ein Bruchteil aller bekannten Sterne gewesen.

Wie die Wissenschaftler nun in den Publications of the Astronomical Society of Australia erläutern, suchten sie mit dem Radioteleskop in dem Frequenzbereich zwischen 98 und 128 Megahertz, also in etwa dem UKW-Bereich. Ausgerichtet haben sie das Observatorium auf das südliche Sternbild Segel des Schiffs (Vela). Insgesamt suchten sie demnach für 17 Stunden nach sogenannten Technosignaturen, also technischen Spuren außerirdischen (intelligenten) Lebens. Damit sei die Analyse deutlich breiter und tiefer gewesen, als alle vorherigen SETI-Suchen (Search for Extraterrestrial Intelligence) dieser Art.

Obwohl die Suche damit deutlich feiner gewesen sei, habe ihn das Ergebnis nicht geschockt, versichert Tingay und zitiert Douglas Adams. Der hat in "Per Anhalter durch die Galaxis" erklärt, dass der Weltraum groß ist, "sehr groß". Tingay vergleicht die Analyse mit einer Suche nach etwas in den Ozeanen der Erde, für die man lediglich die Menge eines Swimming Pools an Wasser untersucht. Ganz anders werde das mit dem geplanten gigantischen Radioteleskop SKA (Square Kilometre Array) aussehen, das etwa 50 Mal so sensibel sein werde. Gleichzeitig sieht er aber auch in der aktuellen Analyse ihren Wert, denn da wir überhaupt nicht wissen, wie (eventuell existierende) Außerirdische kommunizieren, müssten wir auf ganz verschiedene Arten suchen.

(mho)


Aus: "SETI: Keine Spur außerirdischer Technologie bei 10 Millionen Sternen gefunden" Martin Holland (15.09.2020)
Quelle: https://www.heise.de/news/SETI-Kein-Spur-ausserirdischer-Technologie-bei-10-Millionen-Sternen-gefunden-4901668.html
#1907
Quote[...] Aufbauschen, skandalisieren, beschimpfen: Unsere Gesprächskultur verkommt immer öfter zu strategischer Kommunikation. Das funktioniert, indem gezieltes Falschverstehen zur Taktik wird ...

Kein kommunikativer Trend ist so auffällig wie der sich in den sozialen Medien, in Talkshows und auf Demos austobende Hang zur rechthaberischen Fehlinterpretation. Zum Einsatz kommen dabei vor allem drei rhetorische Kampftechniken.

Die erste ist die Strategie der Nicht-Interpretation: Man weigert sich, ,,zwischen den Zeilen" zu lesen, nimmt jedes Wort für bare Münze. Damit geht jegliche Doppelbödigkeit des Gesprächs verloren, auch alles Hintergründige und vor allem jede Ironie.

... Die zweite Taktik ist die gezielte Falschinterpretation.

... Die dritte Technik ist die Überinterpretation. Was sonst nur Karikaturen können, ist auf Twitter Modus Vivendi: Wer die Absage einer Hygiene-Demo begrüßt, ist Anhängerin der Merkel-Diktatur, wer auf die Demonstrationsfreiheit pocht, ist ein ,,Covidiot". Und wer Kant gegen den Vorwurf des Rassismus verteidigt, verteidigt zugleich auch den Rassismus ...

Traurig ist, dass die Tugend hermeneutischen Wohlwollens dem Laster des hermeneutischen Generalverdachts weicht: Man ist sich stets sicher, und zwar rechts wie links, dass das Gegenüber ein viel schlechterer Mensch ist, als das aus seinen manifesten Äußerungen hervorgeht. Deshalb will man ihn nicht mehr verstehen. ... Verweigertes Verstehen macht freudlos und verbissen.  ...


Aus: "Verrohte Gesprächskultur: Der Wille zum Missverständnis" Arnd Pollmann (30.08.2020)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/verrohte-gespraechskultur-der-wille-zum-missverstaendnis.2162.de.html?dram:article_id=483182
#1908
Quote[...] Berlin - In den Jahren 1971 und 1972 gehörte ich der Roten Hilfe Westberlin an. Mit erheblicher Sympathie kümmerten wir uns damals um die Gefangenen der 1970 gegründeten Terrororganisationen ,,Rote Armee Fraktion" (RAF) und ,,Bewegung 2. Juni": Wir bezeichneten die Häftlinge als politische Gefangene, sprachen von ,,Isolationsfolter", schrieben Briefe, sammelten Geld und besuchten – parteiisch-solidarisch erregt – die Prozesse. Auch kamen illegale Aktionen vor, etwa das Waschen von Geldscheinen, die offensichtlich aus Banküberfällen stammten. Von solchen Dingen wollen die allermeisten heute noch lebenden, zumeist arrivierten einstigen Genossinnen und Genossen nichts gewusst haben. Schreibt man allerdings darüber, wie ich das vor zwölf Jahren in dem Buch ,,Unser Kampf" getan habe, gilt man sofort als Verräter. Diese Art von Selbstgerechtigkeit im Hinblick auf totalitäre und heute gewiss peinliche Selbstermächtigung erbten nicht wenige Alt-68er von ihren Alt-33er Vätern. Auch sie hatten nichts gesehen oder gewusst – und schwiegen.

... Die von Horst Mahler so hartnäckig vorgelebte Fusion von linkem und rechtem Radikalismus hätte aufmerksamen Beobachtern früh auffallen können. Aber es wird noch verrückter. 1967 hatte sich Mahler zusammen mit Heinz Galinski, Max Horkheimer, Fritz Bauer und wenigen anderen dafür eingesetzt, die damals als Schullandheim genutzte Wannsee-Villa in einen Ort zur Erforschung der nationalsozialistischen Verbrechen umzuwandeln. 1964 war die NDR-Journalistin Ulrike Meinhof die ,,erste Person in der Bundesrepublik", die, am Ende unter Tränen, von Marcel Reich-Ranicki ,,aufrichtig und ernsthaft wünschte", über dessen ,,Erlebnisse im Warschauer Ghetto informiert zu werden". Als sie sich dann 1976 im Gefängnis erhängte, wählte sie ausgerechnet die Nacht vom 8. zum 9. Mai. ,,Wäre es denkbar", fragte Reich-Ranicki später, dass es zwischen der deutschen Vergangenheit und dem Weg zum Terror ,,einen Zusammenhang gibt"?

Kurz nach der RAF gründete sich in Westberlin die zweite terroristische Vereinigung: die Gruppe ,,Bewegung 2. Juni". Mitglieder dieser politkriminellen Vereinigung ermordeten im November 1974 den Präsidenten des Kammergerichts Günter von Drenkmann; dreieinhalb Monate später entführten sie den CDU-Spitzenkandidaten für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus Peter Lorenz. Sie nahmen ihn als Geisel, um fünf inhaftierte Terroristen freizupressen. Die Regierung gab nach. Einen der auf diese Weise in den Jemen ausgeflogenen Terroristen kannte ich aus München sehr gut, es war der hochbegabte, 1967/68 noch dem Liberalen Studentenbund angehörende Jurist Rolf Pohle. Er starb 2004.

Die 1980 wegen der Lorenz-Entführung gefällten Strafurteile bewegten sich zwischen 10 und 15 Jahren Gefängnis. Im Fall des Mordes an Günter von Drenkmann konnte die Strafkammer niemandem die Tat nachweisen. Heute noch leben in Berlin und sonst wo mindestens 25 mehr oder weniger direkt beteiligte Altterroristen und -terroristinnen, die genau wissen, wer welches Verbrechen begangen hat. Sie schweigen wie ihre Naziväter und -mütter. Aller Wahrscheinlichkeit nach nehmen sie ihre mörderischen Geheimnisse selbstgerecht und deutsch-rechthaberisch mit ins Grab.

Hansgeorg Bräutigam ruft die Details ins Gedächtnis zurück, die jeder Heroisierung der politisch verblendeten Mördergruppen entgegenstehen. Bei der Entführung drohten sie Peter Lorenz mehrfach: ,,Denk an Drenkmann!" Im Prozess beschimpfte der Angeklagte Till Meyer die Richter als ,,faschistische Todesschweine". 1986 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen, arbeitete dann als Redakteur bei der ,,taz". Dort bespitzelte er im

Auftrag der Stasi seine Kollegen und zudem die linke Westberliner Szene. Am 1. Mai 2007 rechtfertigte der 1980 zu 15 Jahren Haft verurteilte Ralf Reinders die politischen Morde an Generalbundesanwalt Siegfried Buback und an Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer und erntete dafür den Beifall seiner linksradikalen Kreuzberger Zuhörer. Der wegen derselben Taten verurteilte Roland Fritsch fand das offenbar auch. Im Prozess hatten beide ihre Richter als ,,Schafskopf", ,,Du Sau" oder ,,Paragraphenschlafmützen" beleidigt und allerhand seltsames Theater aufgeführt.

Ich aber verbeuge mich vor Hansgeorg Bräutigam, dem Autor des hier besprochenen und vielfach zitierten Buches, und vor den seinerzeit zuständigen Strafrichtern, Staatsanwälten und Polizisten. Sie wurden damals vielfach und massiv persönlich bedroht. Dennoch wahrten sie im Großen und Ganzen die rechtsstaatlichen Prinzipien und drängten den mörderischen Terrorismus der RAF und der Bewegung 2. Juni entschlossen zurück.

Das Buch

Hansgeorg Bräutigam:
Terroristen vor dem Kammergericht. Drei Berliner Strafprozesse nach 1968,
Berlin Story Verlag 2020,
144 Seiten



Aus: "Der Rechtsstaat und seine Grenzen: Späte Einblicke in die Berliner RAF-Prozesse" Götz Aly (2.9.2020)
Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/aufrecht-gegen-linken-terror-li.101278

Götz Haydar Aly (* 3. Mai 1947 in Heidelberg) ist ein deutscher Politikwissenschaftler, Historiker und Journalist. Seine Themenschwerpunkte sind nationalsozialistische Rassenhygiene, Holocaust und Wirtschaftspolitik der nationalsozialistischen Diktatur sowie Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6tz_Aly
#1909
Quote[...] Die US-Regierung hat Sanktionen gegen die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag (IStGH), Fatou Bensouda, verhängt. US-Außenminister Mike Pompeo kündigte an, möglichen Besitz der Juristin in den USA einzufrieren. Das gelte auch für Bensoudas Mitarbeiter, den IStGH-Abteilungsleiter Phakiso Mochochoko.

Auch gegen weitere Personen, die die Chefermittlerin bei ihrer Arbeit unterstützen, könnten noch Strafmaßnahmen verhängt werden, sagte Pompeo. Den Strafgerichtshof bezeichnete er als "durch und durch kaputte und korrupte Institution". Er warf dem IStGH "rechtswidrige Versuche" vor, "Amerikaner seiner Gerichtsbarkeit zu unterwerfen". Pompeo hatte Bensouda und mehreren ihrer Mitarbeiter schon im April 2019 das US-Einreisevisum gestrichen.

Im März hatte das Tribunal in Den Haag gegen heftigen Widerstand der USA Ermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen in Afghanistan zugelassen. Dabei sollen Vorwürfe gegen die radikalislamische Taliban geprüft werden, aber auch gegen afghanische Regierungstruppen und das mit ihnen verbündete US-Militär. Dabei sollen auch mögliche Kriegsverbrechen von US-Soldaten und Mitarbeitern des US-Geheimdienstes CIA untersucht werden.

Bensouda hatte beantragt, Ermittlungen wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen einleiten zu können. Der Chefanklägerin zufolge gebe es Hinweise auf Folterungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen von Gefangenen durch US-amerikanische Militärs und Geheimdienstangehörige.

UN-Generalsekretär António Guterres habe Pompeos Ankündigung "mit Sorge" aufgenommen, sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric. "Wir beobachten die Entwicklungen in dieser Sache weiterhin sehr aufmerksam." Die Organisation Human Rights Watch teilte mit, Sanktionen seien eigentlich dafür da, um Kriminelle und Kleptokraten zu bestrafen. Es sei eine "erstaunliche Pervertierung" dieses Prinzips, wenn plötzlich jene, die eigentlich internationale Verbrechen aufklären sollen, selbst zur Zielscheibe würden, sagte Justizdirektor der Organisation Richard Dicker.

Die USA haben den 2002 gegründeten IStGH als einziger westlicher Staat nie anerkannt. Das Land lehnt Ermittlungen des Weltstrafgerichts gegen US-Bürger strikt ab. Im Juni hatte US-Präsident Donald Trump seinen Behörden per Dekret genehmigt, gegen Mitglieder des Gerichtshofs mit Sanktionen vorzugehen. Der Gerichtshof hatte schon damals dagegen protestiert, der Schritt sei eine "Attacke auf die Herrschaft des Rechts".


Aus: "Internationaler Strafgerichtshof: USA verhängen Sanktionen gegen Chefanklägerin" (2. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-09/internationaler-strafgerichtshof-den-haag-usa-sanktionen-fatou-bensouda-kriegsverbrechen

QuoteBenutzzzzzzzzer #24

Schön zu sehen, wie die USA die westlichen Werte durchsetzen.


Quoteeichelhäher #9

Mit welchem moralischen Recht will die USA überhaupt noch Kriegsverbrechen in anderen Staaten anklagen, wenn man selbst nicht gewillt ist, sich diesem von unabhängigen Institutionen festgestellten Tatbeständen zu unterwerfen?


QuoteEinTollerName #9.2

Mit dem Recht des Stärkeren.


QuoteIkarus95 #14

'Law and Order'

...


QuoteMeerschwimmer #16

Ermittlungen gegen Kriegsverbrechen der USA sind überfällig! Es ist eine Schande, dass es erst jetzt dazu kommt: Vietnam 1963-1975, Nicaragua 1984-1988, Irakkrieg 2003 und die Besetzung des Irak bis 2011, Afghanistan seit 2001, Drohnenkrieg seit 2004 im gesamten Mittleren Osten, Soleimani 2020.
Ich wünsche Frau Basouda einen langen Durchhaltewillen.


Quoter.schewietzek #16.3

Prozesse könnten ja durchaus stattfinden - halt ohne die Anwesenheit von Angeklagten....


QuoteArthur Philipp Dent #17

Die USA stellen sich genauso wie Russland und China und einige weitere gegen eine internationale Gerichtsbarkeit. Trump ist noch einen Schritt weiter gegangen, und hat kürzlich noch einen wegen Kriegsverbrechen geschassten Offizier rehabilitiert.
Die Sanktionen der USA sind ein neuer trauriger Höhepunkt, ...


QuoteSpanky Ham #23

Ja wo kommen wir denn hin wenn sich Bürger der USA, dem Schwert und Schild der freien Welt, der Garant für Wohlstand, Frieden, Freude und Eierkuchen, sich vor einem Internationalen Gericht für exterritoriale Schandtaten verantworten müssen?
Dann macht es doch gar keinen Spaß mehr Soldaten und "externe Berater" in verwackelte Länder zu schicken.
Ich vertraue da doch ehr der amerikanischen Justiz.


QuoteFriedenstaube2019 #28

Es ist ein Skandal, wie die USA internationales Recht missachten. Das erlebt man eigentlich nur von Diktaturen und Autokraten...


QuoteBannor #28.1

Die USA wurden am 27. Juni 1986 vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag für ihre direkte und indirekte militärische Teilnahme am Contra-Krieg zur Beendigung der ,,rechtswidrigen Anwendung von Gewalt" gegen Nicaragua und Zahlung von Reparationen verurteilt. Die USA weigerten sich jedoch, das Urteil anzuerkennen. Nicaragua wandte sich daraufhin an den UNO-Sicherheitsrat, welcher eine Resolution verabschiedete, die alle Staaten dazu aufrief, das internationale Gesetz zu befolgen. Die USA legten ihr Veto gegen die Resolution ein.

Die legten sogar ein Veto ein, sich an das Völkerrecht halten zu müssen.


QuoteRobert Capet #39

Bereiten die USA schon eine Invasion in den Niederlanden vor?
"US-Kongress droht Niederlanden mit Invasion" Steven Geyer (12.06.2002)
Parlament und Regierung in den Niederlanden sind empört: Beide Häuser des US-Kongresses haben einem Gesetz zugestimmt, das, falls amerikanische Bürger vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt werden, sogar die Invasion im Nato-Partnerland vorsieht.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/internationales-strafgericht-us-kongress-droht-niederlanden-mit-invasion-a-200430.html


...
#1910
Quote[...] Zwölf Menschen wurden beim Anschlag vor fünf Jahren auf die Redaktion von Charlie Hebdo getötet. Zum Prozessauftakt reagiert das Satiremagazin mit einem Sonderheft.

,,Charlie Hebdo" veröffentlicht anlässlich des Pariser Strafprozesses um den tödlichen Terroranschlag gegen das Satiremagazin erneut Mohammed-Karikaturen. Das Sonderheft mit der Titelzeile ,,Tout ça pour ça" (etwa: ,,Viel Lärm um nichts") solle am Mittwoch erscheinen, teilte das Blatt am Dienstag auf Twitter mit.

Am Mittwoch beginnt in Paris auch der Prozess gegen mutmaßliche Helfer der Anschlagsserie rund um ,,Charlie Hebdo" im Januar 2015. Insgesamt wurden 12 Menschen getötet, auch die drei islamistischen Täter wurden erschossen.

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin nannte den Prozess historisch. Das Land wird seit Jahren von islamistisch motivierten Terrorakten erschüttert - mehr als 250 Menschen kamen dabei ums Leben.

,,Wir werden niemals kuschen. Wir werden niemals aufgeben", erklärte ,,Charlie-Hebdo"-Herausgeber und Karikaturist Laurent Sourisseau alias Riss laut französischer Nachrichtenagentur AFP.

In einem Editorial des Blattes heißt es, dass alle Zeichnungen, die ursprünglich im Jahr 2005 von der dänischen Zeitung ,,Jyllands-Posten" veröffentlicht und ein Jahr später von ,,Charlie Hebdo" übernommen wurden, auf die Titelseite der neuen Ausgabe gehoben wurden.

Daneben zeige das Heft auch eine Karikatur des islamischen Propheten, die vom Zeichner Cabu stamme, der bei dem Terroranschlag 2015 getötet wurde. Mohammed-Karikaturen galten damals als Hintergrund der Attacke auf die Redaktion. (dpa)



Aus: "Satiremagazin ,,Charlie Hebdo" veröffentlicht erneut Mohammed-Karikaturen" (01.09.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/zum-prozessbeginn-des-terroranschlags-satiremagazin-charlie-hebdo-veroeffentlicht-erneut-mohammed-karikaturen/26149038.html

QuoteLagoBlanco 02.09.2020, 12:28 Uhr
Die Beschriftung auf der neuen Karikatur auf der aktuellen Titelseite lautet:

    mahomet débordé par les integristes
    c´est dur d´etre aime par des cons


Muhammad von Fundamentalisten überwältigt.
Es ist schwer, von Idioten geliebt zu werden.


...
#1911
Quote[...] Wie schafft man es, einen friedlichen Massenprotest gegen die Coronamaßnahmen  so zu kontaminieren, dass die Medien nicht über eine Demonstration von Hundertausenden, sondern von einem "Sturm" auf den Reichstag berichten ? Ganz einfach: man genehmigt einem Verein von Reichsbürgern eine Bühne direkt am Reichstagsgebäude (Anmelder: Ex-NPDler Rüdiger Hoffmann) und platziere am Westeingang trotz polizeilichem Großaufgebot überall in der Umgebung ganze drei Polizisten. Dann läßt man eine durchgeknallte  Q-Anon-Tussi (laut Tagesspiegel eine Heilpraktikerin aus der Eifel)  ins Mikrofon kreischen, dass Donald Trump die Freiheit ausgerufen hat, dass die Polizisten ihre Waffen abgelegt haben und man jetzt die Treppen des Reichstags besetzen soll – und schon hat man die Bilder, die die Berichterstattung dominieren: ein Mob von ein paar Dutzend mit Schwarz-Weiss-Roten Fahnen, die "den Reichstag stürmen".

Dass die große Demonstration und Veranstaltung von "Querdenken 711" an der Siegessäule mit diesem Event einer rechtsextremen Splittergruppe absolut nichts zu tun hatte, ist dann nicht mehr der Erwähnung wert. Denn schon im Vorfeld war die Demonstration ja als Veranstaltung von Reichsbürgern und Aluhut-Irren diffamiert worden und jetzt lieferte man eben die passenden Bilder dazu – und die SPD-Vorsitzende macht aus ein paar Dutzend Zehntausende, die den "Umsturz" vorbereiten:

    Zehntausende Rechtsradikale, Reichsbürger, QAnon-Anhänger, Holocaust-Leugner, antisemitische Verschwörungsideologen und Esoteriker, die Vertreter von Medien, Wissenschaft & Politik ,,schuldig" sprechen und offen zum Sturm auf den Reichstag und zum Umsturz aufrufen. Das ist #B2908.
    — Saskia Esken (@EskenSaskia) August 30, 2020

Auch Parlaments-Oldie Schäuble rollt ans Mikro und sieht "unsere Demokratie" in Gefahr und wenn man die Kommentare von taz bis FAZ liest, dann waren ein Häufchen Reichsbürger und Fernsehkoch Atilla schon drauf und dran wie einst Adolf die Macht im Staat zu übernehmen – was nur dank des beherzten Einsatzes der Polizei, die für "unsere Demokratie den Kopf hingehalten hat" (Esken) gerade noch verhindert wurde.

Abgesehen von der heldenhaften Verteidigung des Parlaments durch drei Musketiere agierte die Polizei aber keineswegs so, wie es bei einer vom höchsten Gericht genehmigten und absolut friedlichen Demonstration geboten wäre. Sie behinderte den Aufzug  quer durch die Innenstadt und löste ihn dann auf, weil die Teilnehmer sich nicht an die Auflagen gehalten haben sollen. Doch ist das wirklich so? In einer Spezialausgabe von des 3. Jahrtausends [https://www.exomagazin.tv/sturm-auf-reichstagsgeba%cc%88ude-demo-behindert-und-aufgelo%cc%88st-das-3-jahrtausend-spezial/] werden die Geschehnisse ausgewertet – gemeinsam  den beiden Organisatoren, Nils Wehner und Nadine Müller.


Aus: "Reichtagssturm abgewehrt – Demokratie gerettet!" Mathias Broeckers (31/08/2020)
https://www.broeckers.com/2020/08/31/reichtagssturm-abgewehrt-demokratie-gerettet/

QuoteTrumputin
01/09/2020 at 15:23

Moin,
Du meinst, die olle Heilpraktikerin ist ein Maulwurf?


Quoteolles Muttchen
01/09/2020 at 22:57

Hat sich möglicherweise einfach nur instrumentalisieren lassen.
Wurde übrigens am Tag zu vor kurz von BILD interviewt. Auf Mainz Free TV bei Telegram vom 01.09.2020 igibt es das oder direkt bei BILD+ https://www.bild.de/bild-plus/video/clip/news/heilpraktikerin-lotste-mob-zum-reichstag-die-kruden-ansichten-von-tamara-k-72676108-72677948,var=x,view=conversionToLogin.bild.html

Auch auf Mainz Free TV bei Telegram ein Video (31.08.2020) "WER IST DER TYP MIT DEM MEGAPHONE???" – ein Typ mit Kappe, Sonnenbrille, gelber Weste und Megaphon erzählt Trump ist hier und versucht möglichst viele Leute zu mobilisieren...
Also gute Frage wer der Typ ist.
Und was Tamara K. betrifft gibt es inzwischen eine Stellungnahme von ihr: https://www.youtube.com/watch?v=3yBS5hVq5K0


Quoteolles Muttchen
01/09/2020 at 06:22

Wie man doch von sich selbst ausgeht und was ich bei meinem ersten Kommentar nicht bedacht habe – die Symbolik und Geschichte des Reichstags.
Für mich ein olles Gebäude in Berlin, aber es gab in der Vergangenheit schon mal einen Vorfall, den ein faschistisches Regime für ganz eigene und überaus unmenschliche Zwecke genutzt hat und ehrlich gesagt, es würde mich nicht wundern wenn man heute ähnliches wieder versucht – wäre nicht die einzige Parallele.


Quotetraurig
01/09/2020 at 15:15

naja... so wirklich wichtig so eine demo ist für grundrechte, etc ist und so symphatisch manches symphtaisch erscheint von den querdenken menschen... so sehr die politik, polizei, etc. gerade sehr zu kritisieren sind... wenn der holocausleugner "volklehrer" nicolai nehrling am ende der demo an der siegessäule am 29.09. in berlin mit auf der bühne steht, wenn er von dem pressesprecher von querdenken 711 freudig umarmt und begrusst wird, wenn ein protagonist und sprecher der demo samuel eckert einen tag später eine aufschlussreiche sendung mit jürgen elsässer und oliver janich macht https://www.youtube.com/watch?v=9UAF84nwct8 wenn man sich bei querdenken 711 eben nicht sich von afd etc. distanzieren will weil rechts und links nicht mehr geteilt werden soll... nein dann kann und will ich leider nicht gemeiname sache machen... wie schön wärs wenn die "linke" seite aufwachen würde


QuoteMika Ackermann
02/09/2020 at 13:50

Der Artikel vergisst (absichtlich?) Dinge.

... Der gesamte Tag lief unter Mottos wie Sturm auf Berlin. Geschichtlich ist so ein Motto eindeutig einem rechtsradikalem Gedankengut zuzuordnen. Auch auf der Querdenker Bühne wurden Antisemitische Gedanken verbreitet.
Die Hauptaussagen vom Organisator lautet:
"sofortige Beendigung aller Corona-Maßnahmen" und die "Abdankung der Bundesregierung"
Das das auf eine gewissen Weise Dekungsgleich ist mit der Intention den Reichstag zu stürmen steht außer Frage.

... Man sieht überall Bilder von Reichsflaggen neben Regenbogenflaggen.
Bekannte Antisemiten die mit Esotherikern und Hippies tanzen.
Es wurde nicht (genug) von den rechten Teilen der Demo abgegrenzt und es wird ein Zusammengehörigkeitsgefühl nach außen transportiert.
Da muss man sich nicht wundern wenn man dann als Ganzes verstanden wird.

... Die besagten Querdenker haben ja ihren Namen auch mit Absicht an die Querfront angelehnt.
Bisher wurde immer nur von vereinzelten Radikalen gesprochen.
Allerspätestens jetzt ist eben nicht mehr haltbar.

Selbstverständlich gibt es auf jeder Demo egal zu welchem Thema Teile mit denen man sich nicht identifiziert.
Die Demos gegen die Corona Maßnahmen sind allerdings nicht nur unterwandert sondern durchwachsen von einem antisemitischen Gedankengut.
Auch wenn nicht jeder das so ausspricht geht es durchweg um die "reichen Eliten" die uns vergiften.
Das ist 1:1 der alte Brunnenmythos.

Fazit: ich halte es für äußerst fahrlässig sich auf diese Weise mit diesen Antidemokratischen Kräften gemein zu machen. Statt grundsätzlich alle Medien abzulehnen sogar wenn die Beiträge noch so schlüssig und verifiziert sind.
Der "Sturm auf den Reichstag" (ich würde eher sagen die chaotische Suche nach Gewalt mit der Intention die Regierung zu stürzen) ist eine direkte Auswirkung der Rückendeckung der 20k Demo zuvor.
Wenn man in der Gesellschaft so einen großen Aufruf hat die Regierung wäre nicht legetim muss man sich nicht wundern das Mitstreiter auch danach handeln.
Zum Glück ist dieser Rückhalt, wenn man auf die Gesamtbevölkerung schaut nicht so groß und die allermeisten Menschen halten die Coronamaßnahmen für angemessen.


...

-

Quote[...] Historisch war der ,,Sturm auf Berlin" der letzte Schritt der militärischen Zerschlagung des Faschismus in Europa. Am Ende stand am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation Nazi-Deutschlands. Diesmal versammelten sich am Wochenende zehntausende Menschen zu einer Corona-Demonstration und kündigten einen ,,Sturm auf Berlin" an. Neonazis und Reichsbürger riefen bereits zur ,,Entscheidungsschlacht" auf und zeigten mit ihrer Gewalt gegen Polizisten und dem Angriff auf das ihnen verhasste Symbol des deutschen Parlamentarismus, den Bundestag, dass ihre Ankündigungen nicht nur leere Phrasen waren.

Es spielt keine Rolle, ob alle Corona-Protestler Faschisten sind oder nicht, denn die vollkommene Distanzlosigkeit zu Faschisten, Antisemiten, Rassisten und anderen Menschenfeinden ist das eigentliche Problem. Die vermeintliche Überparteilichkeit der Organisator:innen ist eine Farce und dient als Feigenblatt für die Medien. Inhaltlich sind sie nicht mehr weit vom ,,Stürmer" entfernt. Denn wenn die Demonstranten vom 1. und 29. August sich wirklich um die Demokratie sorgen würden, so fragen wir: Warum wurde nicht die berechtigte Kritik geäußert – so wie der DGB es in seinem Aufruf zum 1. September tat? Wie es die VVN-BdA tat, die schon im April vor der Beseitigung der Grundrechte warnte? Wo ist die Solidarität mit den Schwächsten der Gesellschaft, mit Obdachlosen und Geflüchteten? Die vermeintliche Sorge um demokratische Werte und Kritik an den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung durch die Organisator:innen der Corona-Demonstrationen dienen als Vehikel, mit dem völkische und faschistische Ideologeme weiter in die Gesellschaft transportiert werden und letztendlich in Gewalt wie am Wochenende münden. Sie glauben, den ,,Volkswillen" mit ihren Aktionen zu vertreten. Ein Legitimationsmuster, wie sie auch die Attentäter von Hanau und Halle für ihre Morde nutzten.

Es ist ein politischer Skandal, dass vor einer Woche eine Demonstration in Hanau im Gedenken an die Opfer des rassistischen Attentats verboten wurde, obwohl die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid19 Pandemie dezidiert eingehalten werden sollten. In Berlin scheiterte das Verbot der Corona-Leugner:innen an der Unfähigkeit des SPD-Innensenators Andreas Geisel und der ihm untergeordneten Behörden, ein solches wasserdicht zu formulieren.

Frappierend ist auch die Unfähigkeit bzw. der Unwillen der Berliner Polizei, die Demonstrationen, nachdem die Auflagen (Abstand und Anlegen eines Mund-Nasen-Schutz) gezielt nicht eingehalten wurden, aufzulösen. Für linke und antifaschistische Demonstrationen gilt diese Zurückhaltung in der Regel nicht. Dort wird nur zu gern alles aufgefahren was der deutsche Repressionsapparat zu bieten hat, im Zweifel auch mal das SEK mit Maschinenpistolen wie in Wurzen 2017.

Dass man jetzt die 3 (drei) Polizisten belobigen will, die den Angriff auf den Reichstag aufgehalten haben, lenkt nur von der Unfähigkeit der Einsatzleitung ab, die die Ankündigungen der Neonazis nicht ernst genommen hatten. Die Berliner Polizei machte wieder einmal deutlich, dass Gefahr von rechts immer noch unterschätzt und heruntergespielt wird, während alles vermeintlich linke mit voller Härte bekämpft wird.

Die Geschehnisse vom Wochenende jedenfalls überraschen wenig, waren sie doch bereits vorher in den sozialen Medien groß angekündigt worden. Die Rhetorik bereits im Vorfeld voller Hass und Vernichtungsfantasien, durchsetzt mit Gewaltaufrufen gegen Eliten, Minderheiten und die parlamentarische Demokratie.

,,Beschämend" ist das Wort, welches von der Politik angesichts der Reichskriegsflaggen auf den Stufen des deutschen Parlamentes genutzt wird. Beschämend ist jedoch eher das Verhalten der Politiker:innen. Wo waren denn die Vertreter:innen der demokratischen Parteien des Berliner Abgeordnetenhauses und des Bundestages? Nur wenige von ihnen nahmen am Samstag an antifaschistischen Kundgebungen teil und oft genug auch nur für das eigene Foto für Facebook und Instagram. Wenn zum ,,Sturm auf Berlin" und den Parlamentarismus aufgerufen wird, müssen diejenigen, die in den Parlamenten sitzen, diesen auch verteidigen. Wie 1933 scheint dies 75 Jahre nach der militärischen Zerschlagung des Faschismus nicht der Fall zu sein.

Eine Demokratie muss solche Aktionen nicht aushalten, sie muss dagegenhalten!


Aus: "Der ,,Sturm auf Berlin" Thomas Trueten (Montag, 31. August 2020)
Quelle: https://www.trueten.de/archives/11636-Der-Sturm-auf-Berlin.html

...

Quote[...] Man konnte am Wochenende rings um die Siegessäule und das Brandenburger Tor viele Menschen treffen, denen man sonst eher in den Kommentarspalten sozialer Netzwerke begegnet. Twitter auf der Straße. Ein bemerkenswertes Nebeneinander von privaten Heilslehren und zusammengegoogelten Verschwörungstheorien, Putin-Plakate neben israelischen Flaggen, das riesige Q der Anhänger von QAnon neben Seneca-Zitaten ("Den guten Steuermann lernt man erst im Sturm kennen"), das rechte Modelabel Division Odin neben der Forderung nach der "Wiederherstellung normaler Arbeitsbedingungen in Bibliotheken und Archiven!". Und immer wieder der Slogan "Denke selbst!". Wie jede Demonstration war auch diese Kundgebung vor allem ein Erlebnis der Selbstbestätigung: Ich bin nicht allein.

Einer der Slogans, die wieder und wieder gerufen wurden, war:

"Wer sind wir?"

Die Antwort, im Chor: "Viele!"

Für den Samstagnachmittag in Berlin mag das sogar richtig gewesen sein, an die fünfzigtausend Menschen waren wohl versammelt. Für Deutschland insgesamt stimmt es nicht. Denn die Bereitschaft, an einer Corona-Demo teilzunehmen, ist nach den verfügbaren Zahlen konstant niedrig. Laut einer Studie der Uni Erfurt und des Robert Koch-Instituts sagten zwischen Mitte Mai und Mitte August jeweils nur zwischen 10 und 14 Prozent der Befragten, sie könnten sich vorstellen, gegen die Maßnahmen zu protestieren. Jeweils zwischen 77 Prozent (im Mai) und 83 Prozent (im Juli) schlossen das für sich aus.

Auch die generelle Zustimmung zur Politik der Bundesregierung und der Länder ist immer noch hoch. Nach den jüngsten Zahlen des ZDF-Politbarometers (vom 28. August) halten 60 Prozent der Befragten die geltenden Beschränkungen für richtig, während erstaunliche 28 Prozent sogar noch härtere Einschnitte fordern. Nur zehn Prozent meinten, die Maßnahmen seien übertrieben. Zehn Prozent aller Deutschen wären allerdings immer noch acht Millionen Menschen.

Das Irritierendste an allen Protesten ist aber nicht die Zahl der Teilnehmer. Auch nicht die lächelnde Verbrüderung mit den Rechtsextremisten. Das Irritierendste ist die Umdeutung der Realität.

Natürlich wird gegen Bill Gates gehetzt, wird die vermeintlich drohende Impfpflicht "entlarvt". Mediziner verkünden, es gebe das Virus gar nicht und auch keine Kranken in den Krankenhäusern. Auf der Demo am Samstag meinte ein junger Mann mit Rastalocken und selbst gestrickten Socken, er habe weit und breit keine Rechten gesehen – obwohl zwei Meter weiter eine Reichsflagge wehte. Keine Rechten? "Ach, rechts und links sind doch sowieso nur Kategorien, mit denen das Volk gespalten werden soll."

Das ist der Grundton: Es gibt eine andere, wahrere Wirklichkeit hinter den vermeintlichen Lügen. Und wir haben sie erkannt.

Gestritten wird hier nicht mehr über die Bewertung von Fakten und die politischen Schlussfolgerungen daraus, sondern über die Fakten selbst: "Es gibt keine Toten!", "Ich sehe hier keine Rechten". Genauer noch: Die Annahme, es könne überhaupt so etwas wie Fakten oder wissenschaftliche Erkenntnisse geben, wird bereits als Teil eines gigantischen Täuschungsmanövers desavouiert.

Es ist die Methode Trump, die Grenze zwischen Lüge und Wahrheit zu verwischen und damit dem Diskurs und den Institutionen den Boden zu entziehen, die auf einen rationalen Austausch von Argumenten gebaut sind. Wo alles verschwimmt, wo alles nur noch Meinung und Behauptung ist, endet der demokratische Diskurs.

... Laut einer Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung, auch das gehört zum irritierenden Bild der Lage, sind immerhin 26 Prozent der Deutschen davon überzeugt, das Coronavirus sei in einem chinesischen Labor hergestellt worden. Und sogar 34 Prozent glauben, die Medien würden auf Druck der Regierung Informationen über das Virus verbergen.

Lauter Dinge, die einander zu widersprechen scheinen, finden gleichzeitig statt. Das Land insgesamt ist in ein Stadium maximaler Unübersichtlichkeit eingetreten, einer Unübersichtlichkeit, für die die Berliner Demonstration nur ein deprimierendes Symbol war. Während die einen sich schon in der "zweiten Welle" sehen, genießen die anderen noch die erste Erleichterung. Die Infektionszahlen steigen, aber Klinikeinweisungen und Todesfälle halten sich in Grenzen. Wurden gestern Pflichttests für Reiseheimkehrer angeordnet, werden sie heute durch Quarantänemaßnahmen ersetzt. Was für einen Reim soll man sich auf das Durcheinander machen? Wie damit umgehen? Wie nicht gereizt werden?

Wir haben die Krankheit im Frühjahr als extreme, fast apokalyptische Bedrohung kennengelernt. Inzwischen stellt sich das Virus eher als mittelschwere Gefahr dar. Paradoxerweise ist gerade mit dieser Normalisierung schwer fertigzuwerden. Die Notstandsstimmung war immerhin eine klare Sache, und wenn nun komplette Entwarnung gegeben werden könnte, wäre auch das von erleichternder Eindeutigkeit. Stattdessen muss man jedoch einen Grauzonen-Realismus entwickeln. Das verwirrt, und es ist anstrengend – für jeden Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft und das politische System.

Statt der schlichten Botschaft maximaler Vorsicht, die in den Tagen der großen Sorge immerhin einen stabilen Verhaltensrahmen schuf, muss man sich auf ein Hin und Her von Lockerungen und Verschärfungen einstellen, auf einen Flickenteppich des Virus-Regionalismus, vielleicht auch auf zunehmende Corona-politische Differenzen zwischen den Parteien und ideologischen Lagern. Und niemand kann sagen, wie lange dieser Zustand noch andauern wird.

...


Aus: "Mit Ungeduld und Spucke"  Jan Roß und Heinrich Wefing (DIE ZEIT Nr. 37/2020, 3. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/2020/37/corona-krise-protest-demonstration-gesellschaft-verschwoerungstheorien-vernunft/komplettansicht
#1912
Quote[...] Ein mutmaßlicher Maskenverweigerer hat in Düsseldorf zwei Polizisten verletzt. Der polizeibekannte 25-Jährige sei bei einer Kontrolle in einem Bus aufgefallen, weil er keine Maske trug, berichtete ein Polizeisprecher am Mittwoch. Als der Mann angesprochen wurde, sei er mit erhobenen Fäusten und mit einem Knie voran in vollem Lauf aus dem Bus auf eine 23-jährige Polizistin gesprungen, die sich ihm in den Weg gestellt hatte.

Nach dem Angriff habe der Mann weiter zu fliehen versucht, sei aber von einem Polizisten überwältigt und zu Boden gebracht worden. Dort habe er weiter nach dem Beamten getreten und geschlagen. Gemeinsam mit Mitarbeitern der Rheinbahn sei es gelungen, ihm Handfesseln anzulegen. Gegen den Mann wurde ein Strafverfahren eingeleitet. Die Polizistin sei so stark verletzt, dass sie vorerst nicht mehr dienstfähig sei. Ihr Kollege kam mit leichten Verletzungen davon.

...


Aus: "Maskenverweigerer in Düsseldorf attackiert und verletzt zwei Polizisten" (02.09.2020)
Quelle: https://www.welt.de/vermischtes/live206935325/Corona-live-Maskenverweigerer-attackiert-und-verletzt-Polizisten-in-Duesseldorf.html

QuoteKatja L.

Provokateuere finden immer einen Grund andere Menschen abzugreifen, der Frust dieser Menschen scheint sehr groß zu sein, meistens sind ja auch noch Alkohol und Drogen im Spiel ...


...
#1913
Quote[...] Ein Senioren- und Pflegeheim im schleswig-holsteinischen Itzstedt hat einer Mitarbeiterin fristlos gekündigt, weil sie nach der Teilnahme an der Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin einen Corona-Test verweigert hatte.

Der Pflegedienstleiter der privaten Einrichtung bestätigte die Kündigung am Mittwoch. In einem Pflegeheim seien besonders strenge Vorsichtsmaßnahmen erforderlich, an die sich alle Mitarbeiter halten müssten, sagte er zur Begründung. Dazu gehöre unter anderem ein Corona-Test bei entsprechenden Krankheitssymptomen.

Die Mitarbeiterin hatte am Wochenende an der Großdemonstration in Berlin gegen die Corona-Auflagen teilgenommen und sich anschließend wegen Erkältungssymptomen krankgemeldet. Zuvor hatten Medien darüber berichtet. Unter Arbeitsrechtlern ist umstritten, ob die Kündigung wirksam ist.


Aus: "Pflegeheim-Mitarbeiterin verweigert Corona-Test – und wird entlassen" (02.09.2020)
Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article214848840/Pflegeheim-Itzstedt-entlaesst-Frau-die-Corona-Test-nach-Demo-verweigert.html

QuoteRainer B.

So tolerant ich bei den ganzen Esoterikern und Aluhüten mit ihrem Demonstrationsrecht ohne Maske bin. Nach so vielen Toten in Altenheimen ist die Haltung dieser Pflegerin nicht mehr akzeptabel. Die Frau stellt ihr Anrecht auf wirre Thesen ganz eindeutig über das Recht auf Leben der ihr anvertrauten Senioren.


QuoteEzra B.

Hört sich nach Schikane an. Kein Arbeitgeber kann medizinische Zwangsmaßmahnen wegen Schnupfen oder Husten anordnen. - Das Arbeitsgericht wird mit Sicherheit die Kündigung für unwirksam erklären.


QuoteDaniel S.

Die Frau wird nun wahrscheinlich den Arbeitgeber auf Abfindung verklagen und Recht bekommen.
Wahrscheinlich freut Sie sich darüber als Sieg über den Rechtstaat...


QuoteNoName

@ Daniel S.
Das war auch mein Gedanke - letzter Satz.


QuoteAndreas M.

Sehr zugute gehalten werden muß der Mitarbeiterin, dass sie mit Erkältungssymptomen eben nicht zur Arbeit gegangen ist. Dieser erste Schritt war schon einmal der richtige....


QuoteK.L.

Wirklich erbärmlich, wie man in Deutschland aufgrund von Erkältungssymptomen diskriminiert werden kann. ...


QuoteDieter S.

... Mit solchen unverantwortlich handelten Leuten würde ich auch nicht zusammenarbeiten wollen.


QuoteFriedrich R.

Warum lässt die Frau sich eigentlich nicht testen? Schade dass das nicht bekannt ist .


QuoteM A.

Tja, aber man kann leider nur Vermuten das es eine Corona Leugnerin ist. ...


QuoteHaref

Das Pflegeheim kann selbstverständlich die Vorlage eines Corona-Test verlangen. Wenn Zustände wie in Norditalien gewünscht sind, kann man natürlich auf Tests verzichten. Dort hat man Infizierte in nicht ausgelasteten Pflegeheimen untergebracht.


QuoteEdo v.

Eine Kündigung erscheint mir unangemessen und arbeitsrechtlich fragwürdig.
Die Teilnahme an der Demo rückt ein politisches Motiv der Kündigung zumindest in den Bereich des Denkbaren.
Eine ggf. unbezahlte Freistellung für 14 Tage wäre wohl eher vertretbar, wobei ich nicht weiß, inwieweit dies aus rechtlicher Sicht möglich wäre.


QuoteKarl Heinz W.

Zum Schutz der Kolleginnen/Kollegen und der Heimbewohner kann ich die Kündigung durchaus nachvollziehen. Warum hat sie sich nicht testen lassen, ist doch weder schmerzhaft noch gefährlich? Außerdem gibt es auch ihr Gewissheit.


QuoteTomaso L.

Ob eine Kündigung, auch noch fristlos, arbeitsrechtlich Bestand haben wird, bezweifle ich sehr.


QuoteR. L. S.

Das ist die eine Sache, die andere ist das diese Frau absolut verantwortungslos ist.


QuoteLuc S.

Sie wollen die totale Macht und Angst und Ausgrenzung ist ihr Druckmittel.


QuoteKlaus S.

Herr Spahn hat doch gesagt, er würde keine Besuche mehr in Pflegeheimen verbieten! Warum soll sich dann noch jemand testen lassen?


QuoteChristian B.

@Klaus: zwischen "keine neuerlichen pauschalen Kontaktverbote" und "keine Besuche verbieten" liegen eine Menge Möglichkeiten, die Besuche nicht zu verbieten, und dennoch so sicher wie möglich zu gestalten.


Quotenovquam

Die persönliche Freiheit endet eben da, wo die von anderen beginnt.


QuoteSchweigender Gast

novquam: Sie müssten eigentlich zitieren: "Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit."


QuoteMax Maler

Und schon geht es los. Wahrscheinlich ist der nächste Schritt dann die Kündigung, wenn sich jemand nicht Zwangsimpfen lassen möchte.


QuoteBernd K.

@ Maler: Pflegedienst,  Kontakt mit vielen alten Menschen = Risikogruppe. Da müsste es doch auch bei Ihnen klingeln.


Quoteolivia s.

Vollkommen richtig so.


QuoteHans K.

Vollkommen falsch so.


usw.

#1914
Quote[...] Am Samstag demonstrierten mehr als 40.000 Menschen gegen die geltenden Corona-Maßnahmen. Unter die Teilnehmer der Großdemo mischten sich bekennende Neonazis, Holocaust-Leugner und rechte Provokateure. Ein Überblick.

Als am Samstag mehrere Zehntausend Menschen gegen die Corona-Maßnahmen demonstrierten, mischten sich auch bekennende Rechtsextremisten und neurechte Provokateure unter die Massen. Das war kein Zufall, denn zur Teilnahme hatten zahlreiche Vereinigungen aus dem extrem rechten bis offen neonazistischen Spektrum aufgerufen.

Die Teilnehmer lesen sich wie ein Who's who der rechten Szene: Mitglieder rechtsextremer Parteien und Kameradschaften, Burschenschaftler, gewaltbereite Hooligans, Größen der deutschen Naziszene. Wir geben einen Überblick.

In weißem Hemd vor Ort war der Kasseler Hardcore-Rechtsextremist Mike Sawallich. Er machte im vergangenen Jahr auf sich aufmerksam, als er sich nach dem Mord an dem Politiker Walter Lübcke mit dem inzwischen geständigen Täter Stephan Ernst solidarisierte.

Auf Facebook veröffentlichte er ein Foto, auf dem beide Arm in Arm zu sehen sind. Dazu schrieb Sawallich, er stehe ,,in guten wie in schlechten Zeiten zum Kamerad E.". Ernst sei ,,der beste Kamerad gewesen". Die beiden kennen sich mindestens seit Anfang der 2000er-Jahre, engagierten sich bei der NPD und reisten zu Demonstrationen und Kundgebungen in ganz Deutschland.

Sawallich zählte zu den wichtigsten Kadern der rechtsextremen Szene in Kassel und auch darüber hinaus. Nachdem die Terrorzelle NSU enttarnt wurde, geriet er ins Visier des Bundeskriminalamtes (BKA). Die Ermittler legten eine Übersicht mit insgesamt 129 Namen aus dem Umfeld des NSU an. Auf dieser sogenannten 129er-Liste sind auch vier Personen aus Kassel verzeichnet. Einer davon: Mike Sawallich.

Auch der Verfassungsschutz sieht seine Befürchtungen bestätigt: Rechtsextremisten und Reichsbürgern sei es gelungen, das Protestgeschehen für ihre Zwecke zu nutzen, sagte Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang am Dienstag. Seine Behörde beobachtete ,,eine starke rechtsextremistische Komponente, die aggressiv und gewalttätig durch Störaktionen auftrat".

Ebenfalls bei der Demo in Berlin: der Dortmunder Robin Schmiemann, ein vorbestrafter Neonazi. Er gilt als eine Schlüsselfigur der im Januar verbotenen rechtsextremen Organisation ,,Combat 18", einer militanten und klandestin agierenden Gruppierung. Schmiemann, der wegen eines Überfalls im Gefängnis saß, pflegte während seiner Haft eine Brieffreundschaft zu der NSU-Terroristin Beate Zschäpe. Zuletzt machte er von sich reden, weil er in einem Video vermummt und mit verzerrter Stimme einem Journalisten gedroht haben soll.

Auf den Stufen des Reichstagsgebäudes stand Arthur Österle. Er wurde als Chefordner bei den ,,Pro Chemnitz"-Demonstrationen 2018 bekannt. Zuvor war er bei der asylfeindlichen ,,Heimattreue Niederdorf" aktiv und nahm auch an einer Demonstration der neonazistischen Kleinpartei ,,Der III. Weg" teil. Inzwischen sieht er seine politische Heimat bei der AfD, als Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Ulrich Oehme.

Vor Ort waren auch bekannte NPD-Gesichter wie Lennart Schwarzbach, Landesvorsitzender der NPD in Hamburg, oder der wegen Volksverhetzung vorbestrafte Ex-NPD-Vorsitzende Udo Voigt. Auch Funktionäre der Partei ,,Die Rechte" waren auf der Kundgebung vertreten, etwa der stellvertretende Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen, Michael Brück.

Der frühere AfD-Landesvorsitzende in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, ist seit seinem Weggang aus der Partei öfter mit einem verurteilten Nazi-Gewalttäter zu sehen, so auch in Berlin. An Poggenburgs Revers haftete eine blaue Kornblume – ein Symbol der österreichischen Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1938.

Zahlreiche Fans von Christoph Zloch alias Chris Ares posteten am Samstag von der Demo Selfies mit sich und dem rechten Rapper. Zloch wandte sich nach seiner Aktivität im Münchner Pegida-Umfeld ideologisch der rechtsextremen ,,Identitären Bewegung" zu. Als Musiker gehört er der identitären Rap-Szene an.

Unter seinem Pseudonym Chris Ares veröffentlicht er Musik, die auf YouTube Hunderttausendfach geklickt wird. Mit solcher Musik, meint der Hamburger Verfassungsschutz, vermitteln Protagonisten wie Ares ,,subtil fremdenfeindliches Gedankengut und versuchen damit den aktuellen Zeitgeist zu treffen".

Über ein Lied mit Kai Naggert alias Prototyp, einer Führungsfigur der Identitären in Nordrhein-Westfalen, heißt es im dortigen Verfassungsschutzbericht, darin sei ,,ethnischer Nationalismus gepaart mit Widerstandsrhetorik". Auch Naggert war – genau wie der rechte Rapper Andre Laaf alias Primus – auf der Demo.

Zu den Teilnehmern der Kundgebung zählten weiterhin der Kopf der deutschsprachigen Identitären, der Wiener Martin Sellner, und der vorbestrafte Ex-Neonazi und Anhänger der ,,Identitären Bewegung", Mario Müller, der sich inzwischen als Autor des vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuften ,,Compact"-Magazins mit einer geschätzten Auflage von rund 40.000 Exemplaren betätigt.

Immer wieder wird in dem Magazin auf offen geschichtsrevisionistische Weise die Kriegsschuld der Nazis relativiert. In dem Heft wird zudem verschwörungsideologisch unter Verwendung antisemitischer Stereotype davon geraunt, dass die Westalliierten, vor allem die USA vor und nach dem Zweiten Weltkrieg die dauerhafte Unterjochung Deutschlands betrieben hätten.

,,Compact"-Chefredakteur Jürgen Elsässer verteilte am Samstag an prominenter Stelle Unter den Linden ,,Querdenker"-Fähnchen und Infomaterial. Auf dem Twitter-Account des Magazins, das vergangene Woche eine Löschung auf Facebook und Instagram hinnehmen musste, wurde der Tag der Demo, der 29. August, schon Tage vorher als ,,wichtigster Tag seit 1945" bezeichnet.

Indem der ehemals linksradikale Elsässer nun die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen auf 1945 bezieht, versucht er den vermeintlichen Volkswiderstand von heute als Aufstand gegen ein angeblich seit Kriegsende bestehendes Unterdrückungsregime erscheinen zu lassen.

Für den Publizisten ist die AfD mittlerweile zu angepasst. Anfang 2019 agierte Elsässer im schwäbischen Burladingen als Moderator einer Veranstaltung, auf der mehrere Personen auftraten, die damals wegen rechtsextremer Tendenzen aus der AfD ausgeschlossen werden sollten. Unter anderen Doris von Sayn-Wittgenstein, die 2014 für den rechtsextremen, von Holocaust-Leugnern mitgegründeten Verein ,,Gedächtnisstätte" geworben hatte.

Elsässer ist wegen seines geschichtsrevisionistischen Extremismus eine Schlüsselfigur des Übergangs von ,,Querdenkern" zu Reichsbürgern, deren schwarz-weiß-roten Fahnen das Bild der Demo prägten.

Bei dem besagten rechtsextremen Verein ,,Gedächtnisstätte" im thüringischen Guthmannshausen war Nikolai Nerling mehrfach zu Gast. Der 40-Jährige nennt sich ,,Volkslehrer" und verbreitet als Videoblogger antisemitische und rechtsextreme Positionen.

Im Dezember 2019 wurde Nerling erstinstanzlich vom Amtsgericht Dachau wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Der ehemalige Grundschullehrer, 2018 in Berlin fristlos entlassen, hat schon im Frühjahr kurz nach Beginn der Corona-Pandemie das Infektionsschutzgesetz als Werkzeug der Bundesregierung zur Unterjochung kritischer Bürger diffamiert.

Bei der Demo am Samstag sagte Nerling auf einer Bühne am Reichstag, er hätte sich mit Michael Ballweg von der Initiative ,,Querdenken" getroffen und sei mit ihm ,,schön grillen" gewesen. Was man Ballweg zu verdanken habe, so Nerling, seien ,,die sechs Millionen Menschen, die jetzt hier auf den Straßen sind in Berlin". Offiziell zählte die Polizei rund 40.000 Teilnehmer.

Eine Bühne vor dem Reichstagsgebäude erhielt am Samstag auch Rüdiger Hoffmann, früherer NPD-Kader und Kopf hinter der Reichsbürger-Gruppierung ,,staatenlos.info".

Auch der vorbestrafte Holocaust-Leugner Gerhard Ittner war auf der Demo zugegen. Am Mittwoch muss er sich vor einem Gericht wegen des Verdachts der Volksverhetzung verantworten.


Aus: "Mit diesen Rechtsradikalen sind Tausende marschiert" Alexej Hock, Matthias Kamann, Annelie Naumann (02.09.2020)
Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article214816630/Corona-Demo-Mit-diesen-Rechtsradikalen-sind-Tausende-marschiert.html

QuoteEwald P.
Ob links oder rechts. Wir lassen uns nicht auseinander dividieren. ...

QuoteTwoCents

Mal ehrlich, wenn interessiert es? ...


QuotePe T.

,,Unter die Teilnehmer der Großdemo mischten sich bekennende Neonazis, Holocaust-Leugner und rechte Provokateure."

Was wollen die Autoren ihren Lesern damit sagen? Dass der Bürger gefälligst zu Hause zu bleiben hat bei einer Demo, wo sich möglicherweise fragwürdige Gestalten dazu gesellen?  ...


QuoteJamesT.

Es mag ja sein, das da einige hundert sich auserwählt Fühlende mitgelaufen sind, es waren aber mehr als 40000 Demonstranten ! ...


QuoteKarangiosi

Bei mehr als 40.000 Demonstranten sind immer! auch Radikale jedweder Couleur dabei, Spinner und Extremisten. ...


QuoteAlexander J.

Es ging bei der Demonstration um die Verhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen, die es aufgrund von derzeit 250 Hospitalisierungen und nur 100 Todesfällen im August schon lange nicht mehr gibt. Zum Vergleich: Es sterben jeden Monat etwa 90.000 Menschen in Deutschland.

Dass eine Minderheit der Demonstranten zu den Rechtsradikalen gehört hat mit dem Thema nichts zu tun.


QuoteLuke A.

Wenn Frau Roth auf einer Demo ist bei Deutschland verrecke skandiert wird - kein Problem. Wenn der Bundespraesident linksextreme Bands empfiehlt  - ganz wunderbar. Aber wehe 37.000 Regierungskritiker "maschieren" mit einer Hand voll Spinnern - zack Sippenhaftung ...


QuoteLars L.

Ich bin mir nicht ganz sicher, was dieser Artikel damit sagen will. Sollen sich Menschen, die das Thema bedrückt deshalb nicht mehr auf so einer Demo zusammentun? Ja, es waren wie auf jeder Demo auch Idioten dabei. So what?


QuoteLarica

Wer das Wort marschieren benutzt hat den Artikeldurch das Fehlen von Neutralität und Objektivität bereits disqualifiziert.


QuoteGerd H.

Selbst wenn die Rechtsradikalen es auf einige tausend bringen, die absolute Mehrheit war bürgerlich. Und so wenig wie die Rechtsradikalen bürgerlich sind, sind die Bürgerlichen rechtsradikal.


QuoteBernd S.

Bei der hohen Anzahl der Teilnehmer sind diese paar Spinner sicherich ohne jegliche Relevanz!


QuoteFreuDich

Die Überschrift ist sehr irreführend.  Die sollte umgekehrt lauten. Deswegen glauben viele der Presse nicht mehr.


usw.

...
#1915
Quote[...]  Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht inzwischen bessere Voraussetzungen für gezielte Gegenmaßnahmen bei steigenden Corona-Infektionszahlen als noch im Frühjahr. Es gehe jeden Tag um die richtige Balance zwischen Gesundheitsschutz sowie Alltag und Freiheit, sagte der CDU-Politiker am Rande eines Klinikbesuchs in Bochum. "Wir können heute diese Abwägungsentscheidung zwischen Schutz und Alltag besser treffen, weil wir mehr wissen, weil wir mehr Erfahrung haben."

Nach heutigem Wissensstand würde man keinen Friseursalon oder Einzelhandel mehr schließen müssen, sagte Spahn im Gespräch mit der Bild-Zeitung. Der Lockdown im März hätte demnach rückblickend betrachtet nicht so drastisch ausfallen müssen.

Allerdings verteidigte Spahn die im März getroffenen Maßnahmen. Nun, Anfang September, wisse man aber, "wie wir gut etwa im Einzelhandel im Regelbetrieb damit umgehen können, vor allem wenn wir Masken tragen und Abstand halten, ohne dass es zu Einschränkungen kommt". Vor allem Abstand, Hygiene und Alltagsmasken seien weiterhin wichtig, betonte der Gesundheitsminister.

Spahn war am vergangenen Wochenende von Gegnern und Gegnerinnen seiner Corona-Politik bei einem Besuch bei einer CDU-Veranstaltung in Bergisch Gladbach bespuckt und bepöbelt worden, als er das Gespräch gesucht hatte. Laut Polizeiangaben waren etwa 50 Demonstrierende vor Ort. Gegen einen 39-jährigen Demonstranten habe die Polizei Strafanzeige wegen Beleidigung des Ministers gestellt.


Aus: "Bundesgesundheitsminister schließt zweiten Lockdown aus" (2. September 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-09/corona-beschraenkungen-jens-spahn-massnahmen-verbesserung

QuotePergamentus #1.1

Dann sollte er sich mal bei den "Coronaidioten" entschuldigen - denn DAS haben DIE doch schon immer gesagt, und zwar wissenschaftlich begründet.


QuoteKapaster d.J. #1.2

Der korrekte Terminus ist "Covidioten".


QuoteBarbara W. #1.3

Na vielleicht wurden die Regenbogen Fahnen ja doch nicht von Nazis sondern Homosexuellen geschisst. Wer weisst das schon?
Finde es gut, das wenigstens ein Politiker zugibt, falsch gehandelt zu haben, wobei ein Herr Laschert ihm da Monate im Voraus war.
Hoffentlich werden jetzt alle ein bisschen normaler.


QuoteKapaster d.J. #1.4

Sie müssen schon richtig zuhören: Falsch gemacht wurde nichts, nur mit der Kenntnis von heute würde man nicht wieder so handeln.
Wer für Verantwortung fur andere tragen muss, wird den Unterschied kennen. Jemand, von dem nichts und niemand abhängt, vielleicht nicht.


QuoteTraumflug #1.11

DAS haben DIE doch schon immer gesagt, und zwar wissenschaftlich begründet.

Nachdem ich gestern dieses Video gesehen habe:
Der Corona-Soundtrack - Best Of "Hygienedemos"
Seit mehreren Wochen berichten wir immer wieder von Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen der Politik. Die Argumente dagegen sind so einfach wie verrückt: das Virus gibt es nicht, ist ungefährlich und dahinter stecken mächtige Eliten. Hier ein Best-Of der Corona-Demos ...
https://youtu.be/bCaTX7gd32E

... ist eines klar. Eine ganze Reihe Leute basteln sich ihre "Wahrheit" mit einer Fantasie zurecht, da wird jeder Fantasy-Romanautor neidisch.

Zum zitierten Kommentar: im März gab es noch gar keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Den Anhängern der Fantasy-Wahrheit sind solche Zusammenhänge natürlich einerlei.


QuoteTordenskjold #1.16

Genau, die Helden der Aluhutträger sollten ans Ruder. ...


QuotePrincess Poppy #1.17

Genau, die Helden der Aluhutträger ...

Sucharit Bhakdi ist ein deutscher Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. Er ist emeritierter Professor der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und war von 1991 bis 2012 Leiter des dortigen Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene.

Wolfgang Wodarg ist ein deutscher Mediziner und Politiker der SPD. Er war viele Jahre als Mitglied des Deutschen Bundestages und der Parlamentarischen Versammlung des Europarates für Fragen der Sicherheit, Medizin und Gesundheit zuständig. Er war der Initiator der Untersuchungen des Europarates zur Pandemie H1N1 2009/10 zur Rolle der Impfstoff-Hersteller und der WHO.

So, jetzt dürfen Sie Experten vorschlagen. Es ist nämlich keines Falls so, dass ich nicht lernfähig "sein will" oder mich neuen Erkenntnissen verschließe, schon von Berufs wegen.


QuoteKaiHill #1.21

Hey Collage/Cornflakes
Zum Einstieg empfehle ich Ihnen folgende Stellungnahmen der Uni Kiel, an der Bhakdi seit mehreren Jahren Gastprofessor ist und auch seine Co-Autorin Reiß lehrt:

https://www.uni-kiel.de/de/coronavirus/details/news/corona-stellungnahmen-fehlalarm


QuoteThaddäusz #1.22

Meine Güte - solche Diskussionen wie hier können auch nur mitten in der Nacht stattfinden, da nutzt dann der eine oder die andere die Stunden nach der Geisterstunde, um sich hier möglichst ausführlich und ohne Widerspruch ausbreiten zu können.

Schlaf soll übrigens sehr gesund sein. Im Gegensatz zu Verbissenheit und Empörerei.


QuoteLloretta #1.47

,,Bhakdis Blick auf Politik und Gesellschaft sei eingeschränkt: Die Unterstellung von Dummheit, Absicht, Inkompetenz und Korruption bestimmten seine Perspektive. Sein Auftritt bei Ken Jebsen zeige entweder Geistesverwandtschaft oder Naivität. Der Gipfel der Unglaubwürdigkeit ist nach Meinung des Rezensenten erreicht, wenn Bhakdi eine Verletzung von Grund- und Menschenrechten behauptet und sich zu einem Vergleich mit der Nazizeit versteigt. [... Christian Rabhansl von Deutschlandfunk Kultur (8. August 2020) gesteht ein, dass es viele offene Fragen zur Pandemie gibt. Bhakdi und Reiss eröffnen laut Rabhansls Beitrag ,,eine ideale Projektionsfläche für alle üblen Gründe – von flächendeckender Unfähigkeit über bösen Willen bis zu einer weltweiten Verschwörung. Ein Buch, das nüchterne Fakten verspricht, aber viel Polemik liefert." An vielen Stellen bleibe die genaue Position der Autoren laut Rabhansl offen – ,,außer, dass sie dagegen sind. Die prägenden Stilmittel dieses Buchs sind das Geraune, die rhetorische Frage, die Unterstellung und die Andeutung." Hauptkritik Rabhansls ist, dass gerade wegen der vielen von Bhakdi und Reiss zu Recht dargestellten Ungewissheiten entschiedenes Handeln notwendig gewesen sei, ähnlich einem Feuerwehreinsatz, wie es Alexander Unzicker im Onlinemagazin Telepolis passend dargestellt habe. Angesichts der Toten in Italien vor dem Handeln nach Langzeitstudien zu rufen, wie Rabhansl den Autoren unterstellt, sei ,,zynisch", ,,als wäre Vorsorge etwas für Feiglinge". ...] ,,

https://de.wikipedia.org/wiki/Corona_Fehlalarm%3F


QuoteLycaon pictus #2.11

"Wer sind denn die EIGENTLICHEN Idioten ?"

Die sehe ich an zwei Stellen: Die Neonazis, Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker und ihre Mitläufer aus dem Umfeld von "Querdenken", die alles dafür tun, jegliche differenzierte Diskussion über die Corona-Maßnahmen unmöglich zu machen.

Hand in Hand mit den Autoritären und Illiberalen, denen der Staat schon immer zu lasch und die Justiz zu kuschelig war und die den Ball der Corona-Leugner denkbar aufnehmen, indem sie jede Detailkritik sofort in der rechtsextremen Dreckecke verorten (der sie mit ihrem Staats- und Gesellschaftsverständnis ansonsten aber alles andere als fernstehen).

Um so wichtiger, dass die Politik selber jetzt eine selbstkritische Bewertung vornimmt.


QuotePergamentus #5

"Nach heutigem Wissensstand würde man keinen Friseursalon oder Einzelhandel mehr schließen müssen, räumte Spahn im Gespräch mit der Bild-Zeitung ein. Der Lockdown im März hätte demnach rückblickend betrachtet nicht so drastisch ausfallen müssen.".

Dann haben die "Coronaidioten" ja recht gehabt....


QuoteWhyYouAlwaysLying #5.2

Und jetzt haben die Idioten unter den Kritikern recht. Toller Salat immer der selbe Mist mit Klerikern und Häretikern, eigentlich wollten wir mal von beiden nichts mehr wissen, aber ganz ohne geht es anscheinend auch nicht. Das Spahn, ungeachtet der Deppen auf beiden Seiten hier im Land, Dinge selbstkritisch offenlegt spricht für ihn. Ich hoffe er sticht in der letzten Runde noch alle aus aus. Einer der wenigen dem ich in der CDU zutraue ein tragbarer Kanzler für eine stabile Mehrheit der Bürger zu sein.


Quotesecret77 #5.3

"Dann haben die "Coronaidioten" ja recht gehabt...."

Zwischen Spahns differenziertem Rückblick und "Corona ist nur eine Erfindung" bzw "MerkelGatesSoros will die ganze Welt absichtlich mit fake Epidemien chippen" ist aber immer noch ein himmelhoher Unterschied.


Quotepauleric #5.4

Ein himmerhoher Unterschied besteht zwischen Ihrer Unterstellung und den differenzierten Positionen von dem Großteil der Kritiker.


QuoteWortgestoeber #5.5

Nein weil Spahn nur teilrichtig liegt. Ohne die Angst vor einem Lookdown würden wir noch viel mehr Leute ohne Maske und ohne Abstand sehen. Der Lookdown wäre nicht nötig gewesen, wenn man auf chinesische Wissenschaftler gehört hätte und die Maske sofort eingeführt hätte.


QuoteSever1 #6

https://youtu.be/ZfWEYeokZiA?t=802
In diesem ARD-Interview mit Spahn, spricht Spahn einen wichtigen Punkt an: Die PCR-Tests haben eine Falsch-Positiv-Rate. Das heißt, egal ob die Probe eigentlich negativ ist, spuckt der Test einen gewissen Prozentsatz an falschen, positiven Ergebnissen aus.
Genau das, vor dem Spahn hier warnt, die Testanzahl zu weit hoch zu fahren, ist aber in den letzten gut 2 Monaten passiert.

Um Spahns Aussage durch eine zweite, seriöse Quelle zu untermauern:
"[...] Bei Angaben zu Sensitivität und Spezifität der in Deutschland verwendeten PCR-Tests halten sich sowohl das Robert Koch-Institut als auch das nationale Konsiliarlabor am Institut für Virologie der Charité bedeckt. [...] Ein systematischer Review, der 957 negativ getestete Personen durch einen wiederholten Abstrich überprüfte, fand in den 5 Einzelstudien eine Rate initial falsch-negativer Ergebnisse zwischen 2 % und 29 %. Das entspricht einer ,,effektiven" Sensitivität der Tests zwischen 71 % und 98 % (4)"
Quelle Ärzteblatt:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/214370/PCR-Tests-auf-SARS-CoV-2-Ergebnisse-richtig-interpretieren

Kurz gesagt: Die aktuelle Positivrate von unter einem Prozent, zusammen mit einer extrem geringen Anzahl von Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-19 lässt darauf schließen, dass es sich bei den vermeintlich positiven Tests nicht um Infektionen sondern um falsch positive Ergebnisse handelt.


QuoteSever1 #11.1

Danken wir den mutigen Demonstrantinnen und Demonstranten vom Samstag. Wenn es so weiter geht stehen die Chancen gut, dass es keine Impfpflicht geben wird.


QuoteBarbara W. #12

Jetzt müssen die "Covidioten" Kritiker aber sehr stark sein und bitte nicht unseren Gesundheitsminister beleidigen oder "die Medien".


QuoteTee4U #15

Wow, Hut ab Herr Spahn. Dazu gehört schon Mut, den Firlefanz mit den Geschäftsschliessungen im Nachhinein als sinnlos zu erkennen. Mir war vor ein paar Tagen schon völlig schleierhaft, wie ausgerechnet Spahn in Wuppertal und dann Bergisch-Gladbach zur Zielscheibe einzelner Personen wurde. Die Treiber der Lockdown-Politik waren erkennbar andere, ganz vorne die Cheifin im Kanzleramt. Ich hoffe, dass die Beton-Fraktion der Lockdown-Gegener imstande ist, zwischen den Akteuren zu differenzieren und Spahn Respekt zu zollen und nicht weiter zu verunglimpfen.


Quotesecret77 #15.5

"...Als wenn die Existenz von Millionen Menschen eine Ermessensfrage ist, wo man mehr Schaden egal ist, weil man im Zweifel immer mal etwas mehr tun sollte...."

Wenn man Leben gegen berufliche Existenz abwägen und das vor sich verantworten muss: ja, dann macht man das so als Mensch ...


QuoteTee4U #15.6

Es gibt keinen uneingeschränkten Schutz des Lebens (Schäuble). Das gilt auch z.B. für ca. 20.000 durch Krankenhauskeime (vorzeitig) Verstorbene. Ich kenne O-Töne von Hausärzten bei Angehörigen, die auf den Wunsch hin ins Kankenhaus zu kommen, die Aussage bekamen "Kurieren Sie sich bitte zu Hause aus. Glauben Sie mir, da sind sie sicherer." Nur ein Beispiel von vielen Vergleichen. Oder die Massen, die nach den Geschäftsschliessungen auf einmal in Bau- und Supermärkten unterwegs waren (damals noch ohne MNS-Masken). Völlig irre, das zu begreifen braucht es eigentlich nicht sehr viel Verstand.


QuoteUwe Z #16

---
"Nach heutigem Wissensstand würde man keinen Friseursalon oder Einzelhandel mehr schließen müssen, räumte Spahn im Gespräch mit der Bild-Zeitung ein. Der Lockdown im März hätte demnach rückblickend betrachtet nicht so drastisch ausfallen müssen."
---

Alle Achtung - Mut hat unser Bundesgesundheitsminister jedenfalls, in aller Öffentlichkeit mit dem in Deutschland unter plakativ-empörtem Propaganda-Dauerbeschuss stehenden schwedischen Modell zu sympathisieren.

Das zwar Infektionsschutz betreibt, den Schwed*innen aber trotz Corona-Pandemie NICHT die Autonomie bei der Ausgestaltung deren individueller, physischer Existenz entzieht, sondern auf Freiwilligkeit und NICHT auf Entmündigung setzt.


QuoteTordenskjold #19

Herrlich, wie manche sich nun krampfhaft bemühen Spahn misszuverstehen. Mit dem heutigen Wissen hätte er anders gehandelt... Na klar hätte er das. Da er das heutige Wissen nicht hatte, musste er aber handeln basierend auf dem Wissen, dass ihm zu damals zur Verfügung stand.
Also hat er rückblickend richtig gehandelt.

Wer da was anderes liest, der muss an seiner Lesekompetenz arbeiten oder sieht alles nur noch durch die Alu-Brille.

Ich halte wenig von Spahn, generell hat die Bundesregierung aber sehr vieles sehr richtig gemacht.

Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Beleidigungen. Danke, die Redaktion/mf.


QuoteRon Siderius #20

Wenn es sich im Nachhinein herausstellen sollte, das die Maßnahmen im Frühling zu restriktiv waren und der Wirtschaft unnötig schadeten, dann hätten doch diejenigen recht behalten, die schon immer vor einer Panikmache gewarnt haben. Sie haben die Situation besser eingeschätzt.


Quotedas_freie_wort #20.1

"Sie haben die Situation besser eingeschätzt."

Kein Hobby-Virologe hat irgendwas besser eingeschätzt. Sie haben im Nachhinein besser altklug daher geredet.
Am Montag würde ich auch andere Lottozahlen fürs vergangene Wochenende tippen.


QuoteDundoril #20.2

"Sie haben die Situation besser eingeschätzt."

Wer genau? Weil diese Leute haben mir alle erzählt "macht es wie Schweden"... Nur sind da weit mehr Menschen pro Kopf gestorben... In einem Land mit sehr viel niedrigerer bevölkerungsdichte....
Also kurzum: nur weil die Massnahmen im Nachhinein an einige Stelle vlt etwas zu übertrieben waren, muss dadurch die "den Virus gibt es gar nicht"(überspitzt) fraktion nicht recht haben.


QuoteRaymond Luxury-Yacht #29

Der Spahn ist schon ein ganz besonders schönes Beispiel der Spezies "Opportunist".

Der Lockdown wäre also rückwirkend so nicht nötig gewesen. Damit verlässt er mit einer Fußspitze dann die Wagenburg von Bundesregierung und Medien, die die Alternativlos-Erzählung weiterhin so tapfer gegen die ganzen "Nazis" verteidigen, die diese kritisiert haben.

Gleichzeitig aber nimmt er sich aus der Schußlinie und lenkt davon ab, dass diese ganzen Maßnahmen deswegen getroffen werden mussten, weil er keinerlei Zahlen liefern konnte, als es um die Belegung von Intensivbetten, Testkapazitäten, Maskenbevorratung aufgrund der jahrelang bekannten Pandemiepläne aufgrund SARS, ging.


QuoteRogerThornhill #29.1

"Der Spahn ist schon ein ganz besonders schönes Beispiel der Spezies "Opportunist"."

Ich würde das "lernfähig" nennen. Aber ich schaue mit allergrößter Bewunderung auf Menschen wie Sie, die offenbar schon zu Beginn einer Pandemie (oder sonstigen Groß-Krise) genau wissen, wie deren Verlauf sein wird und welche Maßnahmen getroffen werden müssen.


Quotekarlmitdembart #37

Wenn ich manche Kommentare hier lese, könnte man meinen, Corona wäre schön längst vorbei.


QuotePierre_H #30

Es wurde bisher (fast) alles richtig gemacht. Bitte mal die Zahlen der Nachbarstaaten vergleichen. ...


QuoteAilui #35

Wenn man unseren angeblichen "Lockdown" schon als drastisch empfindet, wie bezeichnet man denn dann die Maßnahmen in anderen europäischen Ländern, wo man zum Teil nicht einmal die Wohnung verlassen bzw. sich im Freien bewegen durfte?


QuoteDieter Rantel #35.1

Bislang sind wir wirklich mit einem blauen Auge davongekommen. Man muss auch sehen, dass die Menschen hier gerne genau nach Anweisung handeln, um nicht selbst Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen zu müssen. Gerne wird dann überreagiert, wenn es nicht mehr in den Kram passt oder wenn es die Anweisung nicht mehr gibt. Selten wird da der Verstand eingesetzt.


QuoteEismeerfisch #39

"Nach heutigem Wissensstand würde man keinen Friseursalon oder Einzelhandel mehr schließen müssen, räumte Spahn im Gespräch mit der Bild-Zeitung ein. "

Als ich das damals geschrieben habe, wurde ich hier im Forum als Coronaleugner und Aluhutträger beschimpft und es wurde darauf verwiesen, wie umsichtig und angemessen die Maßnahmen sind.
Auch damals war schon bekannt, wie sich das Virus verbreitet.


Quotethpan #39.1

Nein, war es nicht. Niemand wusste das. Auch Sie nicht. Auch heute weiß man nicht genug darüber. Entscheidungen treffen zu müssen ist etwas anderes als diese zu kommentieren.


QuoteFalubor #49

Gut daß Spahn späte Einsicht zeigt. Aber Frisör und Einzelhandel sind dann doch nicht ganz so wichtig. Der große Fehler waren Schulschließungen - einfach aus Schlendrian. Im März war schon längst bekannt, daß Covid-19 hauptsächlich ältere Menschen betrifft und fast nie Kinder. Covid-19 ist eben keine Grippe. Eine Entschuldigung bei den Kindern wäre wirklich angebracht. Von der Bundesregierung und RKI.
Spahn verdient sich so wenigstens etwas Respekt. Ob der Oberscharfmacher Söder auch zur Selbstreflexion fähig ist?


Quotespiegelwechsler #49.4

In China waren die Schulen auch geschlossen, sogar länger als hier in Deutschland.


QuoteZeitabzuhauen #56

Absurd! Kommt gleich nach ,,Hätte, hätte, Fahrradkette." Mehr Rückgrat hätte man von Spahn schon erwarten dürfen. ,,Mit dem Wissen von heute..." ist niemandem gedient. Das Wissen von März / April war zunächst einmal massenhaftes Sterben von alten und schwachen Menschen in Italien. Kennenlernen eines neuen Virus dauert halt. Dann können wir beim nächsten Zoonosen ja sagen, ,,och, der andere war ja auch nicht so schlimm. So funktioniert Wissenschaft nicht!


QuoteBurki der kleine Prinz aus Sachsen #57

Vielen Dank Herr Spahn für ihre freundlich-selbstkritischen Äußerungen. Sie zeigen damit einmal mehr, dass Sie für das Volk da sind, wenn es sie braucht. [In gewisser Weise ist das ja auch so. Die Eingeständnisse Spahns zeigen, dass die Kritiker der Corona-Einschränkungen teilweise recht hatten und recht haben.]


Quotespiegelwechsler #60

Bei manchen Kommentare könnte man glauben, Spahn hätte zugegeben, dass im Impfstoff Chips von Bill Gates wären.
Spahn hat nur gesagt, dass er jetzt ein paar Sachen anders machen würde.
Damit haben die Coronaleugner nicht Recht bekommen. Die reden immer noch Unsinn.


QuoteEin kleiner Idiot #61

Da wüsste man doch gerne welche Erkenntnisse das sind, von der auch die Wissenschaft noch keine gesicherte Ahnung hat. Etwa die Frage nach Verlauf von Corona und Folgeerkrankungen. Ein riesiges Tal, das auf den Namen Neuland hört mit vielen Höhen und Senken. Alles noch sehr sehr unbekannt...

[Wir wissen doch noch nicht einmal wie verbreitet das Virus real ist, weil wir im Lande viel zu wenig testen.

Nehmen Sie als Beispiel die Hochzeit in Frechen von gestern. Kommisar Zufall sorgte für den Test der Hochzeeitsgesellschaft plus Folgekontakte. Eine Regeluntersuchung bei einem Baby sorgte für den Treffer. Der Rest der Gesellschaft plus Folgekontakte wurde erst danach getestet und liefert den nun plötzlichen Hotspot in NRW. Offenbar fehlte es an Symptomen bei vielen und dennoch infiziert und in der Lage das Virus weiter zu geben.

https://www1.wdr.de/nachrichten/corona-risiko-durch-private-feiern-100.html]


QuoteSic luceat lux #61.3

Lieber "kleiner Idiot", keine Ahnung warum sie sich diesen Spitznamen geben.

Herr Spahn gibt einfach zu Protokoll, dass man heute mehr weiß als vor 6 Monaten und vor diesem Hintergrund die Maßnahmen zu strikt waren, d.h. wohl mehr geschadet als genutzt und/oder unverhältnismäßig waren oder sind.

Da sich die Maßnahmen auf Beratungen von einzelnen Virulogen und des RKI stützen, damals auch schon kritische Stimmen womöglich weniger oder nicht gehört wurden, möchte man dies, so meine Hoffnung, in Zukunft besser machen.

Dies damit zu umschreiben der "Herr Minister wanzt sich an Querköpfe ran", verkennt meiner Ansicht nach die Lage dramatisch und misst der Selbstkritik nicht die nötige Wertschätzung bei, die diese verdient.

Zu erwarten "die Deutschen" hätten in Anbetracht der damaligen Lage und des Kenntnisstandes alles richtig gemacht, oder machen können, ist illusorisch. Selbstkritik ist richtig und erwartbar. Das Gegenteil, also Nichts gelernt zu haben, wäre verheerend.
Spahn scheint aber der einzig Lernfähige, alle anderen sind wohl - in Abwesenheit von Fakten - Allwissend. ...


QuoteMarie Ki #62

Im Gegensatz zu einigen anderen Ländern gab es hier auch nie einen Lockdown, sondern einen Slowdown.


QuoteJ.T.Kirk #62.1

Fragen Sie mal die Bewohner der Altenheime, für die gab es Lock up


QuoteEin kleiner Idiot #62.3

Vergleichen Sie Lockdown mit China, Italien, Spanien und der kleinen Ausgabe davon in Deutschland.


QuoteSic luceat lux #64

Der Anfang ist gemacht. Finde auch hier beweist Spahn Mut und Größe. Er kann es noch weit bringen, wenn er weiterhin so agiert, selbstkritisch bleibt und die Verantwortung für getroffene Maßnahmen und Entscheidungen übernimmt. Das ist stark!

Wie auch schon sich, trotz übelsten Verhaltens von einigen Demonstranten, weder provozieren noch sich persönlich angegriffen zu fühlen.

Die Lehren aus den letzten 6 Monaten nun offen zu diskutieren und in eine Verbesserung des Gesundheits-Monitorings, der Politkberatung und dem Umgang mit den Medien fließen zu lassen würde für eine Stärkung in allen Bereichen sorgen und ebenfalls viel für die Klima- und Zuwanderungsdiskussion bringen, als auch die ideologischen Grabekämpfe auf eine wissenschaftlicher Ebene heben, in Bezug auf was man weiß und wissen kann und wo die Getroffenen Maßnahmen ihrerseits mehr Schaden als Nutzen. Und, dass Hysterie kein guter Ratgeber ist.
[Es lässt sich leider ja auch keine wirkliche Kausalität zwischen Maßnahmen und Covid-Infizierten und Toten herstellen. Da ist mehr Gefühl als Wissen im Spiel.
Das Deutschland so gut durch die Krise, in Bezug auf Fallzahlen und Tote, kam ist wohl eher Glück als auf die Massnahmen zurück zu führen.
Verglichen mit anderen Ländern, z.b. Schweden und Spanien, kann man nicht genau sagen, warum die sich so entwickelt haben. Man vermutet, genaues weiß man aber noch nicht]


QuoteBullit #67

Wenn ich hier manche Kommentare von Corona Leugnern und Verharmlosern und solchen, die ,,es ja schon immer gewusst haben" lese, wird mir übel. Der Bundesregierung blieb gar nichts anderes übrig, als vom worst case auszugehen und die erfolgten Maßnahmen zu ergreifen. Hinterher ist man immer schlauer und wenn man jetzt auch mal zu der Erkenntnis kommt, dass BEIM JETZIGEN KENNTNISSTAND die eine oder andere Maßnahme nicht in diesem Umfang erforderlich gewesen wäre, dann heißt das noch lange nicht, dass man den laissez faire Umgang mit der Pandemie hätte pflegen können, wie es die ,,Covidioten" immer fordern. Man stelle sich nur mal vor, es wäre anders ausgegangen und wir hätten jetzt Zustände, wie sie zu Beginn in Regionen Norditalien geherrscht hatten und in Teilen der Welt (etwa Brasilien) immer noch herrschen. Und wahrscheinlich haben gerade die harten Maßnahmen dazu geführt, dass wir in D bis jetzt glimpflich davon gekommen sind. Stichwort Präventionsparadoxon.


QuoteOakman #72

... Die Postings hier verdeutlichen, wie vergiftet die ganze Debatte ist - es geht nicht um Sachargumente, es geht darum, Recht zu behalten und vor allem dem "Gegner" auf gar keinen Fall Recht zu geben. Zitat "Das wäre Wasser auf die Mühlen der Corona-Leugner".

Es geht nicht in erster Linie um die Situation im März. Damals war man vor dem Hintergrund der unklaren Faktenlage völlig zurecht vorsichtig und hat im Zweifel zuviel gemacht. Es geht darum, wie man mit dem heutigen Wissen in einer vergleichbaren Situation handeln würde - und da kommt man halt zu dem Ergebnis, dass man Friseure und Einzelhandelsgeschäfte (Anm. meinerseits: und Schulen) ohne Probleme geöffnet lassen kann.

Nochmal: Es geht hier nicht um Sieg und Niederlage in einer Debatte, es geht um Menschenleben und Lebenswege die beide bestmöglichst zu schützen sind.


Quoteottonis #73

Zum damaligen Zeitpunkt, also im März dieses Jahres, waren die damals getroffenen Seuchenschutzmaßnahmen genau richtig. Das Infektionsgeschehen in Italien und Spanien vor Augen war es natürlich richtig, sich zu wappnen und der Pandemie so gut es ging Einhalt zu gebieten. Alles geschah auf Grundlage der damals verfügbaren Daten, die Interpretation der Daten war plausibel. Der Leitsatz hinter den Entscheidungen war, dass es besser sei, sich auf der sicheren Seite zu irren, als das Leben von zehntausenden oder hunderttausenden von Menschen aufs Spiel zu setzen.

Mittlerweile hat man die Seuchenschutzmaßnahmen lockern können - auch dies auf Grundlage der "best available evidence". Und ich bin mir sicher, dass der heutige Wissensstand auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein wird, da wir jeden Tag neu hinzulernen.

Es gibt daher keinen Grund, sich für die Maßnahmen vom März zu entschuldigen oder zu rechtfertigen, genauso wie es vermutlich (und hoffentlich) keinen Grund geben wird, in 6 Monaten die Lockerungen von heute rechtfertigen oder entschuldigen zu müssen.

Die Menschen müssen einfach lernen, dass es in einer hyperkomplexen Welt auf viele Fragen keine endgültigen Antworten gibt und dass man in Abwägung vieler Faktoren, einschließlich hoch dynamischer Daten versucht, die Situation bestmöglich zu managen.

Gegenbeispiel: Trump in den USA: Er hat wider besseren Wissens Maßnahmen verschleppt und Menschen aufgestachelt, nun haben die USA über 160.000 Tote, Tendenz steigend!


QuoteFlegelfreiheit #76

Wen jemand wenigsten bereit ist zuzugeben das dieses brutale herunterfahren nicht alternativlos war ist wenigstens ehrlich.
Ich wünsche mir von der Zeit eine Story in der sie zu Arbeitern geht welche ihren Job verloren haben und zu kleinen Unternehmern deren Betriebe auf Grund dieser Gewalt Maßnahmen zu existieren aufgehört haben . Denen welche diese ganzen Milliarden vom Staat nichts helfen , ( wir lassen die Betriebe nicht im Stich ).
Es wäre nur gerecht nach den ganzen Artikeln zum alternativlosen handeln endlich auch mal diese Menschen zu Wort kommen zu lassen, noch dazu wo sie in die hundert tausende gehen.


Quoteein mitdenker #79

Die RKI Zahlen im Lagebericht von gestern, Seite 9

Trotz Reiserueckkehrern und seit Wochen steigenden "Infizierten " Zahlen
275 Hospitalisiert ( Vorwoche: 381)
Intensivpatienten 235 ( Vorwoche 241)
Anteil verstorben 0,1Prozent
Spahn hat nun auch verstanden, dass sich das Virus in seiner Gefährlichkeit verändert hat.


QuoteNur dieser Gedanke #80

Die Wahrheit kommt scheibchenweise.
Jetzt heißt es erst einmal:
Aber wir haben es damals nicht besser gewusst!

...


QuotepanchoVilladelacasa #81

Ich wundere mich nur noch, dass angesichts dessen, was in Spanien, auf dem Balkan und in Frankreich gerade wieder anläuft, sich hier wieder die Verharmloser so in den Vordergrund drängen.
Wie naiv kann man sein?


usw.
#1916
Quote[...] Es gebe da eine ,,Irritation" zu klären, sagte Moderatorin Korinna Hennig gleich zu Beginn der Ausstrahlung am Dienstag. Christian Drosten habe nicht zwei Monate Urlaub gemacht, wie das in sozialen Medien kolportiert worden sei. ,,Es ist ein sehr arbeitsreicher Sommer gewesen", gab der Virologe der Berliner Charité in seiner ersten Podcast-Folge auf NDR Info seit dem 23. Juni einen kleinen Einblick in die vergangenen zehn Wochen. Vielmehr als ein Familienbesuch bei Oma und Opa sei im verbleibenden Urlaub nicht drin gewesen.

Dabei gibt es aus wissenschaftlicher Sicht laut Drosten nicht viel Neues zu erzählen. ,,Es gibt keine einzige wirklich neue Erkenntnis, die den Umgang mit der Pandemie verändern würde", sagte der Virologe. Dafür sei er mit sehr vielen praktischen Fragen beschäftigt gewesen. Warum es denn mit denn Schnelltests nicht schneller gehe, zum Beispiel. ,,Viel Beratungsbedarf" habe er festgestellt, gerade in Sachen PCR-Tests. Beraten habe er hauptsächlich die verschiedenen staatlichen Ämter unterhalb der höchsten politischen Ebene.

,,Nicht unbedingt wissenschaftlich" wollte Drosten auch seine wichtigste Botschaft an die Zuhörer verstanden wissen. Längst sei anerkannt, dass ein gewichtiger Teil der Virusübertragung über die Luft geschehe, über sogenannte Aerosole. Sie würden von einer schlecht sitzenden Maske nicht abgefangen. Gleichwohl schütze eine Maske in jedem Fall besser als keine Maske. ,,Es ist wie beim Mundgeruch", sagte Drosten. Auch dieser bestehe aus Aerosolen, und werde hinter einer Maske nicht mehr wahrgenommen. Ähnlich reduziere der Mund-Nasen-Schutz auch das Infektionsrisiko. Die Problematik der Aerosole als Übertragungsweg des Coronavirus verglich Drosten mit dem Rauchen in geschlossenen Räumen: ,,Am Anfang ist der Rauch nur bei mir, nach einer Stunde im ganzen Raum."

Der Virologe gestand in der Podcast-Folge einen Zusammenhang zwischen dem in den vergangenen Wochen vermehrten verdachtsunabhängigen Testen und den gestiegenen Infektionszahlen ein. Viele Labore arbeiteten ,,an der Belastungsgrenze". Dennoch gebe es gegenwärtig deutlich mehr positive Fälle als im Juni, als auch schon sehr viel getestet wurde. Die erhöhten Zahlen hingen, sagte Drosten, nicht nur mit dem vermehrten Testen zusammen.

Im Zusammenhang mit der Debatte um die Urlaubsrückkehrer wandte sich Drosten gegen einfache Deutungen. ,,Es gibt ganz unterschiedliche Reiserückkehrer", sagte der Virologe. Viele würden nicht im großen Kreis feiern, sondern bloß ihre Angehörigen besuchen. Mehr Sorge bereiten Drosten in den kommenden Monaten das Feiern in geschlossenen Räumen. ,,Wer an einer illegalen Techno-Party teilnimmt, wird versuchen, die Symptome zu verstecken", sagte Drosten voraus. Man habe nun eine völlig andere Art von Patienten als am Anfang der Pandemie, als sich vor allem ältere Menschen angesteckt hätten.

Ein anderes zuletzt vieldiskutiertes Thema bezeichnet der Virologe dagegen als ,,Medienphänomen". Er meinte damit die Berichte aus Hongkong, wonach sich ein 33 Jahre alter Mann zwei Mal infiziert haben soll. ,,Das sind Raritäten", sagte Drosten. Er sprach im Podcast von einem ,,Mediengeheische", schloss in seine Kritik aber ausdrücklich auch die Kollegen aus der Wissenschaft mit ein. Auch in den Niederlanden seien Forscher vorgeprescht mit der Aussage, sie hätten einen ähnlichen Fall gefunden.

Zukünftig soll der Podcast mit Christian Drosten weniger als eine One-Man-Show wirken. Deshalb interviewt NDR Info den Virologen künftig in Abwechslung mit der Virologin Sandra Ciesek vom Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt.


Aus: "Weshalb Masken gegen Aerosole schützen sollen" Niklas Zimmermann (01.09.2020)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/corona-drosten-warnt-vor-illegalen-techno-partys-16932756.html

QuoteNiemand glaubt an Masken

    Edgar Thielsch (F.Spee), 02.09.2020 - 13:21

Denn sonst wäre es unzulässig, irgendwelche selbstgebastelte oder gar gehäkelte Masken zu benutzen. Denn die nutzen ganz offensichtlich gar nichts. Da geht's nur um eine Gehorsamsdressur.

Doch auch andere Masken nutzen nichts. Denn wären sie wirksam, müssten ja ALLE infektiösen Atemwegserkrankungen abnehmen. Das RKI sagt jedoch, dass sich die Fallzahlen im üblichen Rahmen bewegen (Wobei nebenbei bemerkt nur ca. 3% aller stationär behandelten, also schweren Erkrankungen der Atemwege CoVid-Infektionen sind) . Halten Masken etwa auf magische Weise nur Corona-Viren auf, andere Viren und Bakterien jedoch nicht?


QuoteIch kann diesen Blödsinn nicht mehr hören

    Martin Schmitt (euameise), 02.09.2020 - 13:19

Wie will der Obervirologe des Landes die Corona-Nanopartikel mit einer Stoffmaske aufhalten? Die Maschen der Maske sind groß wie ein Fußballfeld. Man kann sich vor Corona nicht schützen, in engen Räumen schon garn nicht. Hände waschen, gesunde Ernährung und viel beten.


QuoteMan muss in zwei Extreme nicht verfallen

    Elena Kerber, 02.09.2020 - 10:32

und den Vernunft bewahren. Was ist pragmatischer, eine Maske zu verweigern und sich der eventuellen Ansteckungsgefahr auszuliefern oder eine Maske stoisch auszutragen, aber sich die, in der Maske abgearbeitete Luft, ein und aus (was auch etwas schädlich ist) dauernd zu zumuten. Selbst wenn Jeder zweifelt, ob alles bei dieser Pandemie "sauber" verläuft, besonders in der Politik, ist es doch pragmatischer, sich die Maske z.B. im Einkaufszentrum oder beim Arzt im Wartezimmer zu zumuten - mit der Hoffnung, dass es nicht lange dauern wird. In manchen OP-Räumen, wo das medizinische Personal die hygienische Regeln nicht befolgt, herrscht ein multiresistenter Staphylococcus aureus- MRSA genannt, - ein Keim, der bei bestimmten Bedingungen mutieren kann und dann ist er sehr gefährlich. Keiner wünscht sich, in so ein Krankenhaus oder so eine Abteilung zu landen. Dann wünscht sich jeder Patient, ohne Ausnahme, dass das Medizinpersonal der Hygiene strickt folgt.


QuoteBin in Holland....

    Pascal Scher (PascalScher), 02.09.2020 - 09:16

Kaum jemand trägt Maske außer einige Touristen und sieht da, Holland ist nicht ausgestorben.


QuoteDie Kenntnisse über das Maskentragen

    Alfons Heemann (HaeuptlingFred), 01.09.2020 - 22:44

haben sich verändert und verbessert. Zunächst wurde so getan, als seien Masken zum Selbstschutz gedacht. Als publiziert wurde, dass Masken zum Schutz des Gegenüber dienten, war das für asoziale Egoisten ein Dorn im Auge und bis heute ein Grund zur Verweigerung. Wozu Rücksichtnahme? - Eine weit trivialere Feststellung ist die mangelnde Kenntnis über Maskenqualität und -Anwendung. Es ist naheliegend, dass die von Oma selbstgestrickte Maske oder das selbstgebastelte Maskentuch bei weitem nicht mit einer Qualitätsmaske mithalten können. Billige, schlecht sitzende Masken sind am meisten verbreitet, allein aus Kostengründen. Sie sind zwar besser als keine, jedoch schützen sie nur kurzzeitig und weniger wirksam als professionelle Masken, zB wie FFP2-Masken odmedizinisches Personal sie anwendet. Über die Maskenwirkung kann man sich informieren, zB darüber, dass Virenschutz bis 96% möglich ist: Fachmagazin ,,Physics Fluids", 30.06.2020


QuoteTrefflichst auf den Punkt bringt es im Moment die NZZ

    Rainer Mueller (RobinWood2), 01.09.2020 - 21:16

"Kollabierte Kommunikation: Was, wenn am Ende «die Covidioten» recht haben?
Auch mit Statistiken lässt sich trefflich lügen. Es ist unredlich, aus der Zunahme der Neuinfektionen eine derart grosse Gesundheitsgefahr abzuleiten, wie das derzeit vonseiten der Politik und der Medien geschieht." https://www.nzz.ch/meinung/kollabierte-kommunikation-was-wenn-am-ende-die-covidioten-recht-haben-ld.1574096?reduced=true

Dem kann ich aus nicht ueberraschenden Gruenden vollkommen zustimmen.


Quote

Voll daneben.

    Ulrike Faassen (Pumphutt), 02.09.2020 - 06:44

Die ,,Covididioten", ich würde eher sagen, es sind Menschen, die Zusammenhänge nicht analysieren und können, sollten doch mal nach Indien oder Peru schauen was da so geht und wieviel Glück wir hier haben und hoffentlich bleibt es so. ....


Quoteach was, Drosten

    Rolf Weser (clammi), 01.09.2020 - 20:32

ist nun mal Virologe. Und damit weiss er erheblich mehr als die, die mit Stanniolpapierhüten rumlaufen und sagen: "mein Bauch sagt mir"...etc.
Hört man die Argumente auf der Strasse, schüttelt es mich aufgrund einer weitverbreiteten Meinung, dass die eigene Meinung die Richtige nur sein kann. ....


QuoteAerosole werden überschätzt

    Berthold Grabe (BGrabe02), 01.09.2020 - 19:51

weil sie nur in wirklich engen und vollen Räumen die zu dem geringen Luftaustausch und lange Anwesenheitszeiten haben ,wie etwa Diskotheken, Partys, Konzerte, Fussballsatadien öffentliche Verkehrsmittel etc. von belang sind. Ansteckungen darüber hinaus sind selten und beherrschbar. ...


usw.
#1917
Quote[...] In Deutschland gelang es, den auch durch heimkehrende Urlauber ausgelösten neuerlichen Anstieg der Fallzahlen zumindest einzudämmen. Die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen entwickelt sich seit vergangener Woche im 7-Tage-Schnitt wieder rückläufig.

Anderswo dagegen sieht es düster aus. Spanien zum Beispiel verzeichnet seit Mitte August einen dramatischen Anstieg bei den neu nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen. Im mehrtägigen Mittel sind es mittlerweile deutlich mehr als 8000 Fälle pro Tag. Zum Vergleich: Während des Höhepunkts der ersten Welle im Frühjahr waren es in Spanien niemals mehr als 9300 Neuinfizierte am Tag. Aktuell jedoch meldete Madrid für Montag inklusive der beiden Tage des zurückliegenden Wochenendes landesweit mehr als 23.500 Neuinfektionen - also im Schnitt rund 7850 pro Tag.

Bei der Zahl der spanischen Neuinfektionen kommt es zudem zu erheblichen Schwankungen. Grund ist eine Entscheidung der spanischen Behörden: Seit Anfang Juli werden dort am Wochenende keine neuen Zwischenstände mehr veröffentlicht. Dadurch häufen sich Nachmeldungen an, die zu Wochenbeginn dramatisch wirkende Ausschläge auslösen.

Eine rapide Verschlechterung der Gesamtsituation zeigt sich in Frankreich. Das Nachbarland im Westen musste die Corona-Auflagen in den vergangenen Wochen gleich in mehreren Landesteilen wieder verschärfen. Das Auswärtige Amt stuft derzeit zwei Regionen als Risikogebiete ein, darunter auch den Großraum Paris.

Landesweit hat das Fallaufkommen die nach deutschen Maßstäben geltende Obergrenze von 50 Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage je 100.000 Einwohner überschritten. Wenn die Entwicklung anhält, wäre bald auch mit einer formellen Reisewarnung für ganz Frankreich zu rechnen. Laut Daten des französischen Gesundheitsministeriums überschritten in der Kalenderwoche 34 insgesamt 13 Departements die Obergrenze.

Bei der Gesamtzahl der bisher nachgewiesenen Ansteckungen hat Frankreich Deutschland längst überholt. Die französischen Behörden gehen derzeit von mehr als 281.000 Coronavirus-Fällen aus. Die Zahl der Todesfälle liegt mit 30.635 sogar um ein Vielfaches über dem deutschen Niveau. Dafür kann es eigentlich nur zwei plausible Gründe geben: Entweder ist es in Frankreich in den vergangenen Monaten nicht gelungen, das Vordringen des Erregers in die älteren Bevölkerungsschichten zu verhindern, oder die Zahl der nicht entdeckten Ansteckungen im Land ist sehr viel höher als in Deutschland.

Generell gehen Epidemiologen davon aus, dass sich die Sterberate im Zusammenhang mit Coronavirus-Infektionen international eigentlich angleichen müsste. Schließlich unterscheidet das Virus nicht nach Nationalitäten. Den Schwachpunkt in den Berechnungen zum Fall/Verstorbenen-Anteil bilden natürlich die Meldedaten und die damit verbundenen Unsicherheiten. Die Annahme sich angleichender Werte gilt natürlich nur, sofern die auftretenden Infektionen auch in vergleichbaren Ausmaßen erfasst werden.

Ein auffallend hohes Fallaufkommen zeigt sich derweil nicht nur in Spanien und Frankreich. Auch andere Teile Europas werden wieder von der Pandemie-Welle erfasst. In der Balkan-Region sind es gleich mehrere kleinere Staaten, in denen das Virus noch nicht unter Kontrolle ist. Über der Obergrenze liegt aktuell Bosnien-Herzegowina mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von knapp 59 Neuinfektionen. Das Nachbarland Montenegro kommt auf 73,5 aktuelle Fälle je 100.000 Einwohnern. Den europaweiten Spitzenwert weist die Republik Moldau aus: Dort zählen die Behörden in den vergangenen sieben Tagen offiziellen Angaben zufolge 76,5 nachgewiesene Coronavirus-Fälle je 100.000 Einwohnern.

Sehr viel besser in der Pandemie-Abwehr schlägt sich derzeit Italien. Das Land, das in Europa zum Ursprungsort Zehntausender Ansteckungen wurde und das im Frühjahr lange Zeit die europaweit mit Abstand meisten Coronavirus-Fälle zählte, konnte eine neuerliche Ausbreitung des Virus bislang erfolgreich verhindern.

Ein Blick auf die Italien-Karte der Regionen zeigt, dass die Pandemie dort zwar ebenfalls noch längst nicht überwunden ist. Das Fallaufkommen jedoch entwickelt sich dort vergleichsweise moderat. Im schwer getroffenen Norden des Landes mit den dicht besiedelten Ballungsräumen bleibt die Lage stabil. Die Schwerpunkte des Infektionsgeschehens haben sich mehr in den Süden verlagert.

... Die Behörden in London meldeten für das Vereinigte Königreich zuletzt mehr als 9200 Fälle pro Woche. Im Schnitt entspricht das rund 1300 Neuinfektionen pro Tag - etwas mehr als in Deutschland. Da Großbritannien insgesamt weniger Einwohner als Deutschland zählt, fällt die Sieben-Tage-Inzidenz mit einem Wert von 13,9 höher aus.

Legt man das deutsche Fallaufkommen als Maßstab an, so zeigt sich ein geteiltes Bild der Entwicklung: Die aktuellen Brandherde des Infektionsgeschehens befinden sich demnach in Westeuropa und auf dem Balkan. Länder wie Schweden - das bei den Corona-Auflagen und den Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung im Frühjahr einen etwas lockereren Ansatz verfolgte - liegen mit Deutschland nahezu gleichauf.

Höhere Infektionszahlen als in Deutschland sind - gemessen an der Sieben-Tage-Inzidenz - jedoch zum Beispiel in Griechenland (14,0 Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage je 100.000 Einwohner) zu erkennen. Belgien kommt bei dieser Vergleichszahl auf einen Wert von 19,7 und die Niederlande auf 20,4. Stärker betroffen sind derzeit Österreich (21,0), Tschechien (22,9) und die Schweiz (24,7).

Bemerkenswert niedrige Werte erreichen dagegen europäische Länder wie Serbien (9,9), Slowakei (9,0) und Finnland, wo das aktuelle Fallaufkommen bei 2,7 liegt. Auch das zentral in Mittel- und Osteuropa gelegene Ungarn kann sich zu dem Kreis der Staaten zählen, die bislang vergleichsweise glimpflich durch die Corona-Krise kam. Trotzdem hat die Regierung in Budapest die Landesgrenzen Anfang September für nahezu alle einreisenden Ausländer gesperrt. Auch Deutsche dürfen seitdem nur noch in begründeten Ausnahmefällen ins Land.

Der Grund für diese energische Maßnahme liegt jedoch nicht etwa in den Ansteckungsrisiken durch Touristen aus Deutschland und den zeitweise deutlich angestiegenen Fallzahlen in den deutschen Bundesländern. Das EU-Land mit seinen rund 9,8 Millionen Einwohnern sieht sich vielmehr vor allem im Süden und Osten von Risikogebieten umgeben. In der Ukraine zum Beispiel, das sich mit Ungarn eine immerhin rund 130 Kilometer lange Grenze teilt, steigen die Fallzahlen derzeit immer weiter an.

Noch gravierender stellt sich die Lage aus der Sicht der ungarischen Behörden im östlichen Nachbarland Rumänien dar: Dort nähert sich die Sieben-Tage-Inzidenz der Alarmschwelle von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern. In dem EU-Land mit seinen gut 20 Millionen Einwohnern mussten seit Anfang August gleich mehr als ein Dutzend Regionen zu Risikogebieten erklärt werden. Seitdem hat sich die Lage dort nicht verbessert. Das Virus breitet sich auch in der rumänischen Hauptstadt Bukarest weiter aus.

Quelle: ntv.de


Aus: "Neue Corona-Risiken in Europa Virus-Krise trifft Deutschlands Nachbarn" Martin Morcinek und Christoph Wolf (Mittwoch, 02. September 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Deutschland-und-Europa-im-Vergleich-Pandemie-Krisenherde-im-Ausland-Wo-Corona-Europa-ueberrollt-article22008070.html

#1918
Quote[...] Seit einem halben Jahr dreht sich mehr als je zuvor alles um die ,,Normalität": um die alte, die durch die Corona-Maßnahmen verloren wurde (wann wieder ins Stadion, wieder in den Club, wieder in den Hörsaal, wieder ins Flugzeug?) – mehr noch aber um die ,,neue", das rätselhafte ,,New Normal". Sollen ganze Büros, Unikomplexe oder Fabriken durch Homeoffice und/oder voll digitalisierte Produktion ersetzt werden? Die Reaktionen der Betroffenen sind gespalten: Die einen schwärmen von der neuen Normalität und feiern sie bereits an den Börsen, die anderen halten solche Aussichten für ,,überhaupt nicht normal" und fordern ihr ,,Old Normal" zurück. Derweil wächst eine Massenstimmung ängstlicher Sorge, in der sich die Ahnung verbirgt, dass die Entscheidungseliten nicht nur nicht wüssten, was genau es mit dem Virus auf sich habe, sondern auch nicht, welche Art Normalität eigentlich ihre Geschäftsgrundlage bilde. Es ist, als ob es für die Wirksamkeit von Normalität gerade notwendig sei, sie spontanen subjektiven Stimmungen zu überlassen und nicht genau nachzufragen, ob diesen nicht doch objektive strukturelle und funktionale Korrelate entsprechen.

Die Corona-Krise wird oft als ,,Lupe" bezeichnet, die übersehene Strukturen (etwa Lieferketten) sichtbar macht – sollte das nicht auch für die Normalität gelten? Woran messen Experten den Grad von Denormalisierung und Normalisierung?

...


Aus: "Coronas Kurven" Jürgen Link (Ausgabe 33/2020)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/coronas-kurven
#1919
Quote... Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen versammelten sich Ende August in Berlin viele Tausend Menschen zu einer Großdemonstration. Sie hatten eine klare Botschaft, die sie mit Rufen nach ,,Freiheit" deutlich verkündeten: Weg mit den staatlich verordneten Auflagen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Demonstrationen sind in einer Demokratie etwas Normales, sogar Lobenswertes. Was aber, wenn es hier nicht um Diskussion und Austausch von Standpunkten geht? Warum wurden und werden auf Corona-Demonstrationen wieder verschwörungsmythologische und oft auch antisemitische Motive und Slogans verwendet?

... Gates und Soros werden nicht zufällig zu Sündenböcken für die Pandemie gemacht. In autoritären und verschwörungsideologischen Kreisen sind sie schon seit langem beliebte Feindbilder. Soros, ein Holocaustüberlebender ungarischer Abstammung, wurde unter anderem vom ungarischen Staatsoberhaupt Viktor Orbán beschuldigt, durch seine Stiftung für die Migrationsbewegung im Jahr 2015 gesorgt zu haben, angeblich, um die europäische Zivilisation zu zerstören. Orbán machte sogar im Europawahlkampf massiv Stimmung gegen Soros und sorgte dafür, dass die von Soros gestiftete Central European University von Budapest nach Wien umziehen musste.

Gates geriet durch seine Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung in die Schusslinie von Verschwörungsideologen, da er einen nicht unerheblichen Teil seines Vermögens verwendet, um sich u.a. für die Verbesserung der weltweiten Gesundheitsversorgung einzusetzen. Manche Verschwörungsgläubige witterten hinter diesem Engagement eine Kampagne zur Selbstbereicherung oder wahlweise zur Kontrolle der Menschheit.

Die Großdemonstrationen in Berlin wurde maßgeblich von Aktivisten der Initiative Querdenken 711 vorbereitet. Die Zahlenkombination weist dabei auf die telefonische Vorwahlnummer in Stuttgart hin. Hier findet sich ein zentrales Motiv dieser sog. ,,glokalistischen" Protestbewegungen: Einerseits bedienen sie sich wie selbstverständlich der globalen Kommunikationsmedien. Aber andererseits fordern sie auch eine lokale Beheimatung, ein Ernstnehmen und Gehörtwerden am Wohnort.  Die mediale Globalisierung wird genutzt, um die politische Globalisierung als vermeintliche Verschwörung anzuprangern.

Dementsprechend funktioniert auch die Organisations- und Finanzierungsform dieser Bewegungen: Über digitale, vor allem US-amerikanische (Facebook, WhatsApp) und russischarabische Medienanbieter (Telegram) vergemeinschaften sich die Betreffenden in wachsenden Gruppen und einigen sich auf bestimmte, gegen ,,die Eliten" gerichtete Verschwörungsmythen. Hinzu kommen das Sammeln von Spenden und der Verkauf von Produkten wie T-Shirts und Büchern bis hin zu eigenen Medien-Abonnements. Die öffentliche Versammlung in möglichst großen, gerne auch übertrieben inszenierten Versammlungen mit Reden, Liedern und Ritualen stärkt wiederum den Event-Charakter und wird in Tausenden Fotos und Videos ins Netz zurückgespielt.

Was hier greift, ist pure Religionspsychologie: Eine gegen die Mehrheit gerichtete Mythologie wird unter den Gläubigen durch digitale, finanzielle und schließlich tatsächliche Opfer-Taten inszeniert, bekräftigt und missionarisch verkündigt. An die Stelle von gefühlter Machtlosigkeit – in der Sprache der Psychologie: ,,mangelnder Selbstwirksamkeit" – treten die lokale Organisation und der Traum, die bestehende Ordnung zu stürzen und einer großen Wahrheit zum weltweiten Durchbruch zu verhelfen. ... Baden-Württemberg hat starke Traditionen des Platonismus geerbt – vor allem den Verschwörungsmythos, nach dem der Mensch von Gauklern in einer Höhle gefangen wäre und eines starken Befreiers bedürfe. In zunächst süddeutschen Werken des frühen Buchdrucks wie dem ,,Hexenhammer" von 1486 wurden antisemitische und frauenfeindliche Verschwörungsmythen verbunden: Juden und ,,Hexen" sollen demnach heimliche Verschwörungen mit dem Teufel betreiben, den ,,Hexensabbat" begehen und aus getöteten Kindern ,,Hexensalbe" gewinnen. Genau dieser wahnwitzige Verschwörungsmythos tauchte ab 2017 zunächst in den USA als ,,Adrenochrom-Weltverschwörung" wieder digital auf und wurde nicht zuletzt durch badenwürttembergische Prominente wie den Sänger Xavier Naidoo publikumswirksam propagiert. ... Im 20. Jahrhundert trat zudem – mit dem Beginn der Waldorfschul-Bewegung in Stuttgart – die global erfolgreiche Anthroposophie hinzu, die sich auf platonische Sichten und Lehren ihres Gründers Rudolf Steiner (1861-1925) beruft und nicht selten in einem Spannungsverhältnis zu empirischen Wissenschaften und insbesondere Impfungen steht. Aus der Schweiz propagiert schließlich der Sektengründer Ivo Sasek einen massiven, christlichen Antisemitismus, nach welchem es sich bei Covid-19 um eine durch den jüdischen Holocaust-Überlebenden George Soros finanzierte ,,Biowaffe" handele. Entsprechend haben viele religiöse, weltanschauliche und esoterische Bewegungen im Südwesten inzwischen mit der Ausbreitung von Verschwörungsmythen auch in den eigenen Reihen zu ringen. Es sind also weniger positive Überzeugungen, als vielmehr die gemeinsame Angst vor einer vermeintlichen Weltverschwörung durch ferne ,,Eliten", die insbesondere in Süddeutschland – aber längst nicht mehr nur hier – ganz unterschiedliche Personengruppen zu einer sogenannten ,,Querfront" zusammenbinden: Esoterikerinnen, Impfgegner, Umweltaktivistinnen, Rechtsextreme, Reichsbürger, Yoga-Anhänger, Linksrevolutionäre, Globalisierungskritikerinnen und Friedensaktivisten beteiligen sich an Corona-Protesten. Gemeinsam werfen sie gewählten Regierungen, Medien, Wissenschaften und internationalen – oft jüdischen – Akteuren Weltverschwörung vor und wenden sich gegen Rationalität, Verantwortung, wissenschaftliche Erkenntnisse und demokratische Auseinandersetzung. Das Motiv der ,,Corona-Diktatur" taucht auf den Querdenken-Demos immer wieder auf. Auf Plakaten und in Parolen wird in unterschiedlichen Variationen davon gesprochen, dass Grundrechte durch die Corona-Maßnahmen entzogen würden, dass immer mehr unbegründete Zwänge herrschten und dass die Bevölkerung von Eliten und der Regierung hinters Licht geführt würde. Es ist immer wieder von der Freiheit die Rede, die beschnitten oder ganz abgeschafft würde. Einige der genutzten Motive – wie das antisemitische Anheften von sogenannten ,,Judensternen" (zur Selbstinszenierung als Opfer einer vermeintlichen Vernichtungspolitik) – sind älter als die Querdenken-Bewegung und tauchten bereits vereinzelt bei Protesten gegen Dieselfahrverbote auf. All das klingt modern und aktuell, ist jedoch tatsächlich sehr alt. Der Antisemitismus wurzelt schon in der Antike, als sich das Judentum als erste Religion des Alphabetes herausbildete. ...

Aus: ,,Verschwörungsmythologische Tendenzen in der Corona-Krise: ,,Die Demokratie wird Schaden nehmen"" Dr. Michael Blume (2. September 2020)
https://www.ruhrbarone.de/verschwoerungsmythologische-tendenzen-in-der-corona-krise-die-demokratie-wird-schaden-nehmen/189626

---

"Corona - Lügner - Fakten - Sorgen" Klaus Weinert (02. September 2020)
https://www.heise.de/tp/features/Corona-Luegner-Fakten-Sorgen-4883518.html

QuoteTPNutzer, 02.09.2020 10:31

Wieder zeigt sich...

Artikel auf Telepolis muss man nicht mehr lesen, es reicht aus die Überschriften zu lesen bzw. den Text kurz zu überfliegen.

Klaus Weinert schrieb:

    Tatsache ist aber, dass zum Beispiel die Corona-Toten in Italien die Verstorbenen der Grippewelle von vor drei Jahren um 12.000 überschreiben (23.000 zu derzeit knapp 36.000), ähnlich ist es in anderen Ländern.

[Hervorhebung von mir]

Soso, das sind alles "Corona-Tote". Oder verhält es sich am Ende so wie in den USA, dass lediglich 6% aller "an Corona" Verstorbenen als alleinige Diagnose Covid-19 hatten (die man zu großen Teilen dann vermutlich per panikbedingter-Falschbehandlung totbehandelt hat). Ein sehr großer Anteil hatte neben einem positiven PCR-Test auf SARS-Cov2 ebenfalls Influenza, Lungenentzündung, Massive Herzprobleme, Krebs, Hirnblutungen...

Das Chaos im Krankenhauswesen in Italien, hoher Krankenstand bei Ärzten/Pflegern, Lockdown, massenhaft Falschbehandlungen (u.a. invasive Beatmung, aggressive Medikation mit antiviralen Mitteln) etc. - kann man alles vernachlässigen. Die Leute sind ALLE and Corona gestorben....



QuoteMr.Chainsaw, 02.09.2020 10:34

Re: Wieder zeigt sich...

Das ist in der Medizin ganz normal. Wenn jemand an Aids oder Krebs stirbt dann ist die eigentliche Todesursache in der Regel auch irgendein Organversagen. Die Ursache dafür ist aber eben HIV oder der Krebs. Genau wie die Ursache bei den Toten letztlich Corona war. Ist aber für die Debatte eh nebensächlich.


QuoteYang09, 02.09.2020 10:34


Finde den Artikel auch schwach, aber hier (link) eine gute Nacharbeit:
Corona-Pandemie So unterschiedlich meisterte Europa die erste Welle
Vor sechs Monaten breitete sich das Coronavirus rasant in Europa aus. Die Länder reagierten ganz unterschiedlich darauf - mit entsprechenden Konsequenzen. Eine Bilanz der ersten Pandemiewelle in Zahlen.Von Holger Dambeck, 15.08.2020, 09.42 Uhr
https://www.spiegel.de/wissenschaft/corona-pandemie-so-unterschiedlich-meisterte-europa-die-erste-welle-a-dca7cabf-8a3b-4bbc-a776-50384285969a

So wie ich mir die Welt aktuell erkläre, gibt es nur eine Zahl die wirklich die Gefährlichkeit bzw Ungefährlichkeit von Corona im Nachgang vermessbar macht: Die Übersterblichkeit wenn man nichts macht. Alles andere zeigt nur wie viel, wie zielgenau, usw getestet wird.

Einige Länder (UK, US, Brasilien) haben gar nichts unternommen, darum kann man dort die Übersterblichkeit für die ungebremste Ausbreitung ermitteln. Hier zeigt sich dass Corona doch deutlich gefährlicher ist als selbst eine schwere Grippewelle.
In dieser Aussage stecken einige Annahmen, etwa dass unterschiedliche Gesundheitsversorgung, Altersdurchschnitt, etc im Vergleich der Länder keine große Rolle spielen. Das stimmt natürlich nicht zu 100% aber so unterschiedlich sind zumindest UK/US nicht von uns.

Die Übersterblichkeit ist natürlich nur im Nachhinein als Zahl verwendbar. Wenn man daraus Handlungen ableiten würde, wäre man um Wochen oder Monate zu spät. Muss auch klar sein.

In der geringen Übersterblichkeit in Deutschland zeigt sich die Wirksamkeit der Maßnahmen. Nicht mehr und nicht weniger. Welche Maßnahmen wie viel gebracht haben und ob ein Teil auch schon gereicht hätte, das ist offen. Gut möglich, dass der komplette Lockdown 20% davon erklärt, Masken und Homeoffice und freiwilliges Abstand halten im Verhältnis viel mehr. Man weiß es nicht.

Schweden zeigt, dass Freiwilligkeit viel gebracht hat aber ein kompletter Lockdown nochmals deutlich mehr. Man kann es heute nicht rückwirkend sagen. Viel wichtiger, man konnte es damals nicht vorausschauend wissen. Hätte ein Politiker gesagt "Ich wette mit euch dass Masken tragen ausreicht. Mein Wetteinsatz ist euer Leben" wäre das nicht gut aufgenommen worden.

Meine Hoffnung wäre ja, dass Masken tragen und gesteigerte Hygiene insgesamt anerkannt bleibt und dadurch die Ausbreitung aller solcher Infektionskrankheiten, inkl normaler Grippe, in Zukunft deutlich niedriger sein wird. Dann hätte das Ganze auch langfristig etwas gutes gehabt. Naiv, ich weiß.

Aber ehrlich gesagt, wenn sporadisches tragen einer Maske und mehr Hände waschen meine größten Probleme wären, dann ginge es mir ziemlich gut, oder?


...
#1920
"WATCH: The War on Journalism: The Case of Julian Assange" (August 28, 2020)
A new documentary by Juan Passarelli can be seen here on Consortium News, followed by a panel discussion with Passarelli, director Ken Loach and filmmaker Suzie Gilbert.
https://consortiumnews.com/2020/08/28/watch-the-war-on-journalism-the-case-of-julian-assange/

The War on Journalism: The Case of Julian Assange (2020)
https://youtu.be/wmpgh8MTKfg

-

Quote[...] Die Verfolgung von Julian Assange ist ein beschämender und erniedrigender Schauprozess, der einen unschuldigen Mann für die Aufdeckung der Verbrechen des US-Imperialismus seiner Freiheit und seines Lebens berauben soll.  [...] Die liberalen Medien, allen voran der Guardian und die New York Times, haben Assange den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Es ist bezeichnend, dass sich keine einzige große Nachrichtenorganisation in den USA die Mühe gemacht hat, über die gestrige Anhörung zu berichten. Auch keine der pseudolinken Publikationen wie The Nation oder die Zeitschrift Jacobin berichtete über den in London stattfindenden Angriff auf die Grundrechte.

Wie zu erwarten, haben die selbsternannten Sozialisten Bernie Sanders, Jeremy Corbyn, Alexandria Ocasio-Cortez und Rashida Tlaib über diese juristische Farce kein einziges Wort verloren.

Die gesamte pseudolinke Zunft trägt die politische Verantwortung dafür, dass die Trump-Regierung in den USA und die Johnson-Regierung im Vereinigten Königreich ihre gemeinsamen Bemühungen, Assange zum Schweigen zu bringen, fortsetzen konnten. ...


Aus: "Der Schauprozess gegen Julian Assange: Eine grausame juristische Farce" (17. August 2020)
Quelle: https://www.wsws.org/de/articles/2020/08/17/pers-a17.html