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REALITY.SERVICES [REALITAETS.DIENSTE] => Erweiterter Machtdiskurs (Politik) => Topic started by: Link on December 27, 2008, 05:07:42 PM

Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on December 27, 2008, 05:07:42 PM
Geschichte im allgemeinen Sinn bezeichnet alles, was geschehen ist. Im engeren Sinne bezeichnet Geschichte die Entwicklung der Menschheit. So wird auch von Menschheitsgeschichte gesprochen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte

https://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Geschichte

https://de.wikipedia.org/wiki/20._Jahrhundert

https://de.wikipedia.org/wiki/21._Jahrhundert

https://de.wikipedia.org/wiki/1980er

https://meedia.de/2010/11/17/technologisch-waren-die-80er-einzigartig/

https://meedia.de/2010/11/17/der-medien-kult-um-die-80er-jahre/

Film, Funk und Fernsehen in den 80er Jahren
http://www.franken-online.de/stefan.arold/eighties-filmfunk.html

http://www.franken-online.de/stefan.arold/fifties.html

Alte Reklame / alte Werbung / Fotos ...
http://www.wirtschaftswundermuseum.de/

Achtziger-Forum
https://www.achtziger-forum.de/

Kategorie:Historiker
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Historiker


Historiker, die sich vorwiegend mit der Zeit ab ca. 1917 beschäftigen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Zeithistoriker

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Geschichte von unten ist ein Ansatz, mit dem die Alltagsgeschichte von diskriminierten Gruppen – meistens in einem regionalen Kontext – erforscht und dargestellt werden soll. Häufig geschieht dies mit Hilfe von Archiven von unten und Geschichtswerkstätten. Als Trägerin dieser Geschichte von unten wird die Neue Geschichtsbewegung benannt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_von_unten (https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_von_unten)

https://de.wikipedia.org/wiki/Graswurzelbewegung (https://de.wikipedia.org/wiki/Graswurzelbewegung)

Edward Palmer Thompson (* 3. Februar 1924 in Oxford; † 28. August 1993 in Worcester) war ein britischer Historiker und Friedensaktivist. Er gilt als einer der Pioniere einer Geschichte von unten und gehörte mit Christopher Hill und Eric Hobsbawm zu jener Gruppe marxistischer Historiker Großbritanniens, der nach Hans-Ulrich Wehler die englische Geschichtswissenschaft ihren weltweiten Einfluss seit den 1960er Jahren zu verdanken hatte. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_P._Thompson (https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_P._Thompson) // https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Entstehung_der_englischen_Arbeiterklasse (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Entstehung_der_englischen_Arbeiterklasse)

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Docupedia-Zeitgeschichte ist ein Nachschlagewerk zu zentralen Begriffen, Konzepten, Forschungsrichtungen und Methoden der zeithistorischen Forschung. Vorgestellt wird das Spektrum der in der zeithistorischen Forschung behandelten Themen und der damit verbundenen methodischen Fragen und Zugriffe. Dokumentiert werden Debatten, von denen Impulse für Forschungspraxis und Selbstverständnis des Fachs ausgegangen sind. Dabei bezieht Docupedia-Zeitgeschichte auch theoretische Ansätze aus benachbarten Disziplinen mit ein.  ...
https://docupedia.de/zg/Hauptseite
Die Docupedia-Zeitgeschichte Herausgeberinnen und Herausgeber
https://docupedia.de/zg/Docupedia:Herausgeber


Die Geschichtswissenschaft ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit Ereignissen, Personen, Objekten und Entwicklungen der Vergangenheit, gemeinhin Geschichte genannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichtswissenschaft


Der Begriff Kulturgeschichte geht auf das 18. Jahrhundert zurück und fußt im Glauben der Aufklärung (Voltaire) an die ständig fortschreitende kulturelle Entwicklung der Menschheit. In der deutschen Romantik (Johann Gottfried Herder) sah man jedes unbewusste Schaffen als Teil der Kulturgeschichte und erkannte in ihm den Ausdruck eines "Volksgeistes". Das 20. Jahrhundert führte zu einer Kulturphilosophie mit Vertretern wie Arnold J. Toynbee und Oswald Spengler, die ihre Erkenntnisse aus einer vergleichenden Kulturgeschichte der Völker entwickelten. Alfred Weber entwickelte die Kulturgeschichte mehr in Richtung der Geistesgeschichte zur Kultursoziologie. Elemente der Kulturgeschichte sind die Familie, die Sprache, das Brauchtum, die Religion, die Kunst und die Wissenschaft. Die Kulturgeschichte beruht auf einem weiten Quellenbegriff, der auch "Alltagsquellen" beinhaltet. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturgeschichte

Die Gerda Henkel Stiftung fördert Forschungen auf dem Gebiet der Historischen Geisteswissenschaften.
https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/

Geschichte der Gegenwart
Aus der Histo­ri­schen Kommu­nis­mus­for­schung kommend ...
http://geschichtedergegenwart.ch/

Die Gründung des ZZF Potsdam geht zurück auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrats von 1991, der parallel zur Auflösung der SED-dominierten außeruniversitären Forschungsinstitute der Akademie der Wissenschaften der DDR die Schaffung neuer Geisteswissenschaftlicher Zentren (GWZ) vorsah, um positiv evaluierte Forschungsprojekte ostdeutscher Fachkollegen auf zeithistorischem Gebiet mit bundesdeutschen und internationalen Arbeitsvorhaben zusammenzuführen.
https://zzf-potsdam.de/de

Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften
http://www.hsozkult.de/

Filme aus dem Bestand des Bundesarchivs
Transit Film GmbH freut sich gemeinsam mit Digital Collections, die im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland befindlichen Filme in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesarchiv vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Filmmaterials sowie unter Beachtung des gesetzlichen Auftrags des Bundesarchivs zugänglich zu machen und für die Zielgruppe Film, Fernsehen und Presse kommerziell verwerten zu dürfen. ...
https://www.filmothek.bundesarchiv.de/

Geschichtsblog (Stefan Sasse)
http://geschichts-blog.blogspot.de/

Das Lebendige Museum Online (LeMO) ist ein Gang durch die deutsche Geschichte von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Das Angebot verknüpft museale Objekte sowie Film- und Tondokumente mit informativen Texten und vermittelt so ein umfassendes Bild von Geschichte. ...
http://www.hdg.de/lemo/home.html

Der Name sehepunkte für dieses Rezensionsjournal ist Programm: Als der Theologe und Historiker Johann Martin Chladenius (1710 - 1759) den - ursprünglich aus der Optik stammenden - Begriff in seiner 1742 erschienenen Einleitung zur richtigen Auslegung vernünftiger Reden und Schriften auf die Geschichtsschreibung übertrug, vollzog er einen bemerkenswerten Schritt. Eine objektive Wahrheit, so Chladenius, gibt es nicht. In jeder Wahrnehmung und Deutung historischer Ereignisse kommt vielmehr immer auch und vor allem der individuelle Standort der Betrachterin/des Betrachters zum Ausdruck - deren/dessen spezifischer "Sehepunckt": "Ebenso ist es mit allen Geschichten beschaffen; eine Rebellion wird anders von einem getreuen Untertanen, anders von einem Rebellen, anders von einem Ausländer, anders von einem Hofmann, anders von einem Bürger oder Bauern angesehen."
Das Plädoyer des Chladenius für eine pluralistische Geschichtswissenschaft gilt bis heute.
... Die sehepunkte sind im Jahr 2001 aus einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Kooperation des Historischen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universität München mit der Bayerischen Staatsbibliothek hervorgegangen. Sie werden inzwischen überwiegend vom Freistaat Bayern finanziert und sind redaktionell an den Universitäten München und Mainz angesiedelt.
http://www.sehepunkte.de/
Title: Zur Geschichte ...
Post by: Link on December 27, 2008, 05:09:43 PM
Ulrich Behrens:  "Erinnern, Vergessen und Gedächtnis. Zur biologischen Strukturdeterminiertheit unserer Erkenntnis und den erkenntnistheoretischen Grundlagenvon erinnertem Erlebten" --- " ... Ich will hier nicht auf die im engeren Sinn biologischen, neurophysiologischen Erkenntnisseüber den Aufbau des Gehirns, d.h. die physische Verortung der verschiedenen Gedächtnissysteme im menschlichen Gehirn eingehen, weil die sie den Rahmen der vorliegenden Arbeitsprengen würde. Aus den heutigen Erkenntnissen einer »Molekularbiologie der Kognition, die das Wechselspiel zwischender Molekularbiologie der Nachrichtenübermittlung und der kognitiven Neurowissenschaft des Gedächtnisses betont, lässt sich folgendes zusammenfassend darstellen...
http://www.follow-me-now.de/Erinnern-_Vergessen_und_Gedachtnis.pdf (34 Seiten pdf, Datum?)

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»Zeitgeschichte-online« ist ein gemeinsames Projekt des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) und der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (SBB), mit dem seit Januar 2004 ein Themenportal für die Zeitgeschichte im Internet angeboten wird. Das Ziel ist, einen zentralen zeithistorischen Einstiegspunkt in das WWW für die Geschichtswissenschaften im deutschsprachigen Raum anzubieten und auszubauen. ...
http://www.zeitgeschichte-online.de

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Zum Institut für Zeitgeschichte zählen die Forschungsabteilungen in München und Berlin, die Aktenedition im Auswärtigen Amt und die Dokumentation Obersalzberg. Am Hauptstandort München erforschen unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die NS-Herrschaft und ihre Vorgeschichte sowie den Faschismus in Italien. Im Mittelpunkt der Demokratieforschung stehen die Zeit der Weimarer Republik, die deutsche Nachkriegsgeschichte und die zentralen Entwicklungslinien der ,,alten" Bundesrepublik im europäischen Kontext. Die Erforschung historischer Transformationen rückt den politischen und gesellschaftlichen Wandel in Europa seit den 1970er Jahren ins Blickfeld. In München sitzt auch die Redaktion der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (VfZ). Sie sind das führende Fachperiodikum und die auflagenstärkste historische Zeitschrift in Deutschland.
http://www.ifz-muenchen.de/


Das Institut für Zeitgeschichte München – Berlin (IfZ) ist eine wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung der Zeitgeschichte in München. ... Zentrale Aufgabe des Instituts ist die wissenschaftliche Aufarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte, wobei in seiner Anfangszeit die Epoche der nationalsozialistischen Herrschaft im Mittelpunkt stand. Von den mehr als 9000 Gutachten, die das IfZ bisher für Gerichte, Behörden und Ministerien erstellt hat, bezogen sich die meisten auf den Zeitraum zwischen 1933 und 1945. Neben der eigenen Forschungs- und Publikationstätigkeit stellt das Institut mit Archiv und Bibliothek wichtige Arbeitsmittel für andere Forscher zur Verfügung. Mit über 220.000 Medieneinheiten gehört die Bibliothek des IfZ inzwischen zu den ,,führenden Fachbibliotheken der Zeitgeschichte". ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Institut_f%C3%BCr_Zeitgeschichte


Anno PunktPunktPunkt
Mein Name ist Philipp Janssen. Ich bin von Hause aus Historiker und habe Geschichte in Bochum und Berlin studiert. Obwohl ich beruflich nichts mehr mit Geschichte zu tun habe, beschäftige ich mich in meiner Freizeit weiterhin viel und gerne mit dem Fach. In vielen vielen Gesprächen, in denen es auch immer darum ging, was ich studiert habe, bekundete man mir fast immer Interesse an Geschichte. Viele schauten Dokumentationen, lasen aber selten – also eigentlich nie – das, was die Forschung publizierte. Genau aus der Perspektive kam mir die Idee für den Podcast: Aktuelle Forschung so verständlich, wie eine Dokumentation zu besprechen und in die Tiefe gehen, wie in der Wissenschaft. ...
https://anno-punktpunktpunkt.de/ | https://www.hsozkult.de/project/id/fp-1256

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Zeit und Geschichte
Das Herz von piqd schlägt in unserem Kurations-Team. Rund 100 kluge Köpfe empfehlen dir täglich ausgewählte Artikel, Reportagen, Interviews und mehr. Diese Beiträge nennen wir piqs.
https://www.piqd.de/zeitgeschichte

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"Langhaarige"
Aus: "Als Arbeiterjungs Profifuballer wurden - Gesunde Härte" - Hatti Seneca
Hatti Seneca - Der Spruch damals lautete (sogenanntes liberales Bürgertum): " Ich habe nichts gegen lange Haare, nur gepflegt müssen sie sein..."! Überflüssig anzumerken, daß alles was über die Ohren wuchs, natürlich "ungepflegt" war!
https://youtu.be/VIb6wONcI4I (https://youtu.be/VIb6wONcI4I)

Gammler in Berlin - "Verbrannt hätte man sie früher" (1965)
https://youtu.be/VU1yNkpSIEM (https://youtu.be/VU1yNkpSIEM)

Karma jedi: Die Haltung der Menschen dieses Landes gegenüber, was neue oder anders ist.

Herbst der Gammler
BR Deutschland 1966/1967 TV-Dokumentarfilm
https://www.filmportal.de/film/herbst-der-gammler_5e8ca6667db7458ca02592f66d982d35 (https://www.filmportal.de/film/herbst-der-gammler_5e8ca6667db7458ca02592f66d982d35)

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"Abschlussbericht ,,Die Akte Rosenburg",,Die Justiz hat sich kollektiv selbst entlastet""
Manfred Görtemaker im Gespräch mit Nana Brink (2016)
Mit dem Abschlussbericht ,,Die Akte Rosenburg" ist jetzt die NS-Vergangenheit des Bundesjustizministeriums aufgearbeitet worden. Ende der 50er-Jahre seien rund drei Viertel der Mitarbeiter NS-belastet gewesen, sagt der Historiker Manfred Görtemaker. ...
https://www.deutschlandfunkkultur.de/abschlussbericht-die-akte-rosenburg-die-justiz-hat-sich.1008.de.html?dram:article_id=368048
Title: Bruhstuecke zur Geschichte ...
Post by: Link on June 25, 2009, 07:26:28 PM

Quote[...] Alexander Kluge folgt in seinem Schreiben der Kritischen Theorie, sein Übervater ist Walter Benjamin, der mit seinem 1929 begonnenen Passagenwerk versucht hat, eine Mentalitätsgeschichte des 19. Jahrhunderts zu liefern. Als wild wuchernde Materialsammlung, in der vor allem Übersehenes und Verdrängtes in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt wurde.

Ähnliches schwebt Kluge vor: "Wir müssen heute dasselbe noch einmal wiederholen. Denn wenn wir das 20. Jahrhundert nicht verstanden haben, werden wir das 21. auch nicht bewältigen."

... Begriffe breitet Alexander Kluge wie Landkarten aus, Zitate verwendet er als Bausteine, ein großer Sammler ist Kluge, der seine Fundstücke zu neuen Metaphern und neuen Assoziationen zusammenzusetzen weiß. Wer derzeit an den Sackgassen des Denkens verzweifelt, für den halten Alexander Kluges Kommentarbände wunderbare abenteuerliche Fluchtwege bereit.


Aus: "Zwei neue Bücher von Alexander Kluge" (17. Jänner 2022)
Quelle: https://oe1.orf.at/artikel/690687/Zwei-neue-Buecher-von-Alexander-Kluge (https://oe1.orf.at/artikel/690687/Zwei-neue-Buecher-von-Alexander-Kluge)

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Der Erste Weltkrieg wurde von 1914 bis 1918 in Europa, dem Nahen Osten, in Afrika, Ostasien und auf den Weltmeeren geführt und forderte rund 17 Millionen Menschenleben. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg

Die sieben Todsünden des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg ist ein Buch des Autors Sebastian Haffner, Erstausgabe 1964 (Hamburg Nannen Press). In diesem Buch analysiert Haffner die seiner Meinung nach bedeutendsten Fehler der damaligen Deutschen Regierung, bezüglich des Ersten Weltkrieges. Haffner schrieb das Buch 1964, genau 50 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges.
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_sieben_Tods%C3%BCnden_des_Deutschen_Reiches_im_Ersten_Weltkrieg

"Von der Leichenbahre in die Psychiatrie" Morten Freidel (19.06.2013)
Im Elsass entsteht derzeit eine Dokumentation über den Ersten Weltkrieg, die radikaler und ambitionierter ist als viele vergleichbare Projekte. Ein Besuch bei den Dreharbeiten in Straßburg. ... Was man als Gefahr für die Dokumentation betrachten könnte, ihre Aufspaltung in kursorische Einzelschicksale, das, so erklärt der Regisseur Jan Peter noch vor Drehbeginn im Gespräch, sei gerade ihre größte Stärke. Man suche bewusst das Mosaik, das Kaleidoskopartige. Nur so rechtfertige sich überhaupt der Begriff ,,Weltkrieg". ...
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/weltkriegs-dokumentation-von-der-leichenbahre-in-die-psychiatrie-12218155.html

http://www.14-tagebuecher.de/


"Je eher, desto besser" Gerd Fesser (2013)
Sehenden Auges in die Katastrophe des Ersten Weltkriegs: Im viel beschworenen Jahr 1913 wird in Berlin der finale Aufrüstungsschub beschlossen.
http://www.zeit.de/2013/11/Kaiserreich-1913-Aufruestung-Erster-Weltkrieg

Walter Koessler project
An extensive personal look into World War I
This is my great-grandfather Walter Koessler's photo album from when he was an officer throughout all four years of World War One. ...
http://wwiphotos.tumblr.com/

Die Novemberrevolution von 1918/19 führte in der Endphase des Ersten Weltkriegs zur Umwandlung des Deutschen Reiches von einer konstitutionellen Monarchie in eine parlamentarisch-demokratische Republik. Die tieferen Ursachen der Revolution waren die sozialen Spannungen im Kaiserreich, dessen vordemokratische Struktur und die Reformunfähigkeit seiner Machteliten. Unmittelbar ausgelöst wurde sie durch die Politik der Obersten Heeresleitung (OHL) und durch den Beschluss der Marineleitung, angesichts der schon feststehenden Kriegsniederlage Deutschlands der Royal Navy eine letzte Seeschlacht zu liefern. Der Matrosenaufstand, der daraufhin in Wilhelmshaven und Kiel ausbrach, entwickelte sich innerhalb weniger Tage zu einer Revolution, die ganz Deutschland erfasste. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Kieler_Matrosenaufstand

Kurt Eisner (geboren am 14. Mai 1867 in Berlin; gestorben am 21. Februar 1919 in München) war vom 8. November 1918 bis zu seinem gewaltsamen Tod infolge eines Attentats der erste Ministerpräsident des Freistaats Bayern. Abgesehen von seinem Wirken als sozialistischer Revolutionär und Politiker hatte er sich auch als Journalist und Schriftsteller einen Namen gemacht. ... Historische Bedeutung erlangte er vor allem als Anführer der Novemberrevolution von 1918 in München. Eisner rief nach dem Sturz des letzten bayerischen Königs Ludwig III. die bayerische Republik als ,,Freistaat" aus und wurde von der Versammlung der Arbeiter- und Soldatenräte zum Ministerpräsidenten gewählt.
Am 21. Februar 1919 – kurz bevor er als Konsequenz aus der für ihn und seine Partei verlorengegangenen Landtagswahl seinen Rücktritt bekannt geben wollte – wurde Kurt Eisner vom aus dem Umfeld der gegen die Revolution agierenden deutsch-völkischen und antisemitischen Thule-Gesellschaft kommenden Studenten Anton Graf von Arco auf Valley ermordet. ... Noch 1969 protestierte die CSU gegen die Benennung der Kurt-Eisner-Straße in München-Neuperlach: Das Feingefühl der Witwe des 1945 gestorbenen Grafen Arco-Valley könnte verletzt werden, wenn eine Straße nach dem Opfer ihres Mannes benannt werde. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Eisner

Der Kieler Matrosenaufstand vom November 1918 entwickelte sich aus einer Meuterei auf einzelnen Schiffen der vor Wilhelmshaven ankernden Kaiserlichen Marine. Er weitete sich schließlich zur Novemberrevolution aus und führte zum Sturz der Monarchie in Deutschland. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Novemberrevolution

"Novemberrevolution Gedenken an Tote der März-Unruhen 1919 in Berlin" Andreas Conrad (11.03.2019)
Vor 100 Jahren endeten die Berliner Märzkämpfe mit mehreren Massakern. Zwei Veranstaltungen in Mitte und Lichtenberg erinnern an die Opfer.
Die ersten Luftangriffe auf heutiges Berliner Stadtgebiet flog nicht die Royal Air Force. Es waren deutsche Flugzeuge, die vor 100 Jahren, während der März-Unruhen 1919, in die Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Freikorps auf der einen und Aufständischen auf der anderen Seite eingriffen. Auch schwere Waffen kamen bei den bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zum Einsatz, die sich auf das damals noch selbstständige Lichtenberg sowie das Gebiet um den Alexanderplatz konzentrierten und rund 1200 Tote, vielleicht auch mehr, forderten. Sie wurden mit Grausamkeit geführt, kulminierten in mehreren Massakern.
Eines der schlimmsten ereignete sich in der Französischen Straße 32 in Mitte, wo am 11. März 1919 insgesamt 30 Angehörige der Volksmarinedivision erschossen wurden. Am Montag um 11 Uhr findet vor dem Gebäude, nun Sitz der Robert Bosch Stiftung, eine von dem Autor Klaus Gietinger organisierte Gedenkveranstaltung statt, an der auch Nachkommen der ermordeten Matrosen teilnehmen.
Am Mittwoch, 15 Uhr, gedenken das Bezirksamt Lichtenberg und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten der Opfer der Märzkämpfe. Ort ist die ,,Blutmauer", die Mauer des ehemaligen Lichtenberger Gemeindefriedhofs im Rathauspark an der Möllendorffstraße 4, wo am 12. und 13. März 1919 zwölf Menschen, darunter zwei Minderjährige, ermordet wurden.
Ende Februar war von den noch immer revolutionär gestimmten Arbeiterräten zur Durchsetzung ihrer politischen Forderungen der Generalstreik beschlossen worden. Kurz danach kam es am Alexanderplatz zu Ausschreitungen und Plünderungen, woraufhin das preußische Staatsministerium den Belagerungszustand für Groß-Berlin ausrief.
Den Oberbefehl hatte Reichswehrminister Gustav Noske (SPD), der schon beim Spartakusaufstand und der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht einige Wochen zuvor eine fragwürdige Rolle gespielt hatte. Er ließ Reichswehr, verstärkt durch Freikorps, in die Stadt einmarschieren, schon dies keine Maßnahme, um die Situation zu entschärfen. Zur Explosion kam das brisante Gemisch aber durch eine von wem auch immer in die Medien lancierte Falschmeldung: Spartakisten hätten in Lichtenberg Polizeireviere überrannt und 60 Beamte ermordet.
Noske erließ daraufhin einen zu jeder Willkür einladenden Schießbefehl: ,,Jede Person, die mit Waffen in der Hand gegen Regierungstruppen kämpfend angetroffen wird, ist sofort zu erschießen." Von diesem Freibrief machten die Freikorps ausgiebig Gebrauch. ...
https://www.tagesspiegel.de/berlin/novemberrevolution-gedenken-an-tote-der-maerz-unruhen-1919-in-berlin/24086210.html

Novemberrevolution 1918 - Es war November 1918 der Kaiser sich verdrückte, die Matrosen aufbegehrten, die Republik entstand. Die taz schaut auf die Errungenschaften der Revolution – und ihr Scheitern ...
https://www.taz.de/Novemberrevolution-1918/!t5485351/

"Am Beginn der Weimarer Republik standen Staatsmassaker" Peter Nowak (13. März 2019)
Über das Massaker in der Hauptstadt Deutschlands war lange Zeit nichts bekannt, bis der Historiker Dietmar Lange 2013 das Buch "Massenstreik und Schießbefehl" veröffentlichte. Es zu hoffen, dass auch nach dem 100-Jahre-Gedenktag die Massaker nicht wieder vergessen werden, die die Grundlage der so hoch gelobten bürgerlichen Demokratie der Weimarer Republik waren.
Damals wurde schon eingeübt, was dann im Nationalsozialismus Regierungspolitik wurde: der Terror gegen Linke. So kann man in den Aufzeichnungen von Paul Frölich, einem der revolutionären Arbeiterräte, lesen, wie bereits im Januar 1919 gefangen genommenen Aufständische misshandelt und ermordet wurden. ...
https://www.heise.de/tp/features/Am-Beginn-der-Weimarer-Republik-standen-Staatsmassaker-4333950.html?seite=all

QuoteEug, 13.03.2019 19:50

Die Vorgeschichte

Bereits im 1. WK. hatte die ursprünglich pazifistisch ausgerichtete SPD ihre eigene Linie verraten. 1914 stimmten alle Genossen den Kriegskrediten zu und riefen einen Burgfrieden mit der herrschenden Klasse aus. Dies bedeutet das alle Arbeitskampfmassnahmen und Streiks sofort eingestellt wurden. Die Kriegswirtschaft florierte und die kriegswilligen Genossen dürften mit Sicherheit für Ihren Verrat profitiert haben. Bebel und die Mehrheit der SPD Kriegspartei stimmte immer weiteren Kriegskediten zu und drängten die Kritiker um Liebknecht aus der Partei.

http://www.spiegel.de/einestages/spd-im-ersten-weltkrieg-wie-es-zur-kriegskredite-zustimmung-kam-a-976886.html (http://www.spiegel.de/einestages/spd-im-ersten-weltkrieg-wie-es-zur-kriegskredite-zustimmung-kam-a-976886.html)

An einen Bonzen

Einmal waren wir beide gleich.
Beide: Proleten im deutschen Kaiserreich.
Beide in derselben Luft,
beide in gleicher verschwitzter Kluft;
dieselbe Werkstatt – derselbe Lohn –
derselbe Meister – dieselbe Fron –
beide dasselbe elende Küchenloch ...
Genosse, erinnerst du dich noch?
Aber du, Genosse, warst flinker als ich.
Dich drehen – das konntest du meisterlich.
Wir mußten leiden, ohne zu klagen,
aber du – du konntest es sagen.
Kanntest die Bücher und die Broschüren,
wußtest besser die Feder zu führen.
Treue um Treue – wir glaubten dir doch!
Genosse, erinnerst du dich noch?
Heute ist das alles vergangen.
Man kann nur durchs Vorzimmer zu dir gelangen.
Du rauchst nach Tisch die dicken Zigarren,
du lachst über Straßenhetzer und Narren.
Weißt nichts mehr von alten Kameraden,
wirst aber überall eingeladen.
Du zuckst die Achseln beim Hennessy
und vertrittst die deutsche Sozialdemokratie.
Du hast mit der Welt deinen frieden gemacht.
Hörst du nicht manchmal in dunkler Nacht
eine leise Stimme, die mahnend spricht:
»Genosse, schämst du dich nicht –?«

Kurt Tucholski


QuoteUndulator, 13.03.2019 22:03

Re: Die Vorgeschichte

Und es geht schon wieder weiter.

    Mit den Stimmen von SPD und Linkspartei hat der Brandenburger Landtag am Mittwoch nachmittag das dortige Polizeigesetz verschärft.
    https://www.jungewelt.de/artikel/350916.schwer-zu-behebender-schaden-linke-macht-den-kotau.html


QuoteDelftspucker, 13.03.2019 16:03

Augenzeuge

Ernst Broßat war einer der revolutionären Matrosen, die damals nur knapp dem Tode entgingen. Seine Geschichte war zumindest in der DDR bekannt und ist heute in einer Autobiografie hier http://www.ubbo-emmius-gesellschaft.de/Bro%DFat.pdf zu lesen.


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German revolution 1918: reading guide
Libcom.org's reading guide on the German Revolution of 1918, which ended the First World War and saw soldiers' and workers' councils spread throughout the country before being crushed by an alliance of the Social Democratic Party and the right-wing Freikorps.
https://libcom.org/library/german-revolution-1918
Title: zur geschichte ...
Post by: Link on January 20, 2010, 01:12:09 PM
Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein Konflikt um die Hegemonie im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und in Europa und zugleich ein Religionskrieg. In ihm entluden sich auf europäischer Ebene der habsburgisch-französische Gegensatz und auf Reichsebene derjenige zwischen Kaiser und Katholischer Liga einerseits und Protestantischer Union andererseits. Gemeinsam mit ihren jeweiligen Verbündeten im Reich trugen die habsburgischen Mächte Österreich und Spanien ihre dynastischen Interessenkonflikte mit Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden aus. Infolgedessen verbanden sich eine Reihe weiterer Konflikte mit dem Dreißigjährigen Krieg: der Achtzigjährige Krieg (1568–1648) zwischen den Niederlanden und Spanien, der Französisch-Spanische Krieg (1635–1659) und der Torstenssonkrieg (1643–1645) zwischen Schweden und Dänemark. Als Auslöser des Krieges gilt der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618, mit dem der Aufstand der protestantischen böhmischen Stände offen ausbrach.  ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Drei%C3%9Figj%C3%A4hriger_Krieg

"Peter H. Wilson: Der Dreißigjährige Krieg" (1. November 2017)
Wilsons Darstellung des Krieges sowie seiner Vorgeschichte und seinen Nachwirkungen umfasst beinahe 1000 Seiten, mit dem Anhang 1144. Es handelt sich um ein de­tail­lier­tes, eng an den historischen Daten geführtes und weitgehend ideologiefreies Bild der Kriege zwischen 1555 und 1648, ihrer Vorgeschichte, den Zusammenhängen zwischen ihnen und ihrem jeweiligen Einfluss auf das weitere Geschehen. ...
http://www.bonaventura.blog/2017/peter-h-wilson-der-dreissigjaehrige-krieg/

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Die Polizei im NS-Staat. Beiträge eines internationalen Symposiums an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster - Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Polizeigeschichte e.V., Bd. 7
Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Kurt Schilde, Universität Siegen
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-1-028

Novemberpogrome 1938
Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch (Reichs-)Kristallnacht oder Reichspogromnacht genannt – waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich.
Dabei wurden vom 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, von denen Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben.
Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust an den europäischen Juden im Machtbereich der Nationalsozialisten mündete. ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Novemberpogrome_1938


Vor, während und nach der Reichspogromnacht
http://9nov38.de/ (http://9nov38.de/)


Destroyed and Desecrated Synagogues during the November Pogrom, 1938
Synagogues destroyed during Kristallnacht
https://hwsmaps.maps.arcgis.com/apps/StoryMapBasic/index.html?appid=6cbab09eb9d14ece802412a48dbd37ac&extent=-43.7015,34.1622,58.5593,59.1311 (https://hwsmaps.maps.arcgis.com/apps/StoryMapBasic/index.html?appid=6cbab09eb9d14ece802412a48dbd37ac&extent=-43.7015,34.1622,58.5593,59.1311)

https://twitter.com/SmithHelmut/status/1458056781213716482 (https://twitter.com/SmithHelmut/status/1458056781213716482)

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Deutsches Historisches Museum Berlin - Ordnung und Vernichtung - Die Polizei im NS-Staat
Ordnung und Vernichtung - Die Polizei im NS-Staat
Eine Ausstellung der Deutschen Hochschule der Polizei
und des Deutschen Historischen Museums
Projektleitung: Dr. Wolfgang Schulte, Dr. Detlef Graf v. Schwerin
Kuratoren: Florian Dierl, PD Dr. Mariana Hausleitner, Martin Hölzl, Andreas Mix

Die Polizei war ein zentrales Herrschaftsinstrument des NS-Regimes. Von seinen Anfängen bis zu seinem Untergang konnte es sich auf die Polizei stützen. Nicht nur die Gestapo, sondern alle Sparten der deutschen Polizei waren am Terror gegen die politischen und weltanschaulichen Gegner des NS-Staats beteiligt, zunächst im Innern des Deutschen Reiches und seit Kriegsbeginn 1939 schließlich in allen von der Wehrmacht eroberten Gebieten. Besonders in Osteuropa beging die deutsche Polizei massenhaft Verbrechen an der Zivilbevölkerung. Die Polizei war maßgeblich am Mord an den europäischen Juden beteiligt, aber auch an der Verfolgung von Widerstandsgruppen gegen das nationalsozialistische Besatzungsregime und der Verschleppung von Zivilisten zur Zwangsarbeit für die deutsche Kriegswirtschaft. Die Verbrechen verübten Polizisten, die mehrheitlich in der Weimarer Republik, einem demokratischen Rechtsstaat, sozialisiert und ausgebildet wurden. Nur wenige von ihnen mussten sich für die verübten Verbrechen nach 1945 vor Gericht verantworten. Viele konnten in der Bundesrepublik ihre Karrieren im Polizeidienst fortsetzen.
Wer waren die Männer und wenigen Frauen in der deutschen Polizei, die politische und weltanschauliche Gegner des Nationalsozialismus verfolgten und schließlich ermordeten? Welche mentalen Voraussetzungen und strukturellen Bedingungen prägten das Verhalten der Polizeiangehörigen, dass sie das NS-Regime hinnahmen, sich daran beteiligten und schließlich vielfach sogar zu Mördern wurden? Wer verweigerte sich den verbrecherischen Befehlen? Welche Motive waren dafür ausschlaggebend?
Auf diese grundlegenden Fragen versucht das Ausstellungsprojekt Antworten zu geben. Getragen wird es von der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Museum in Berlin
http://www.dhm.de/ausstellungen/ordnung-und-vernichtung/index.html

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"The Holocaust Just Got More Shocking"
By ERIC LICHTBLAU, Published: March 1, 2013
THIRTEEN years ago, researchers at the United States Holocaust Memorial Museum began the grim task of documenting all the ghettos, slave labor sites, concentration camps and killing factories that the Nazis set up throughout Europe.  What they have found so far has shocked even scholars steeped in the history of the Holocaust. The researchers have cataloged some 42,500 Nazi ghettos and camps throughout Europe, spanning German-controlled areas from France to Russia and Germany itself, during Hitler's reign of brutality from 1933 to 1945. ...
https://www.nytimes.com/2013/03/03/sunday-review/the-holocaust-just-got-more-shocking.html

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This site contains information about Aktion Reinhard, the Nazi plan to exterminate the Jews of Poland and other European countries. You will find pages here devoted to the Aktion Reinhard death camps of Belzec, Sobibor, Treblinka and Majdanek. The site also contains details of the German Occupation of Eastern Europe, the Lublin Headquarters of Aktion Reinhard, the so-called Euthanasia programme in the "Third Reich" and Poland for the murder of the disabled that preceded Aktion Reinhard and La Risiera di San Sabba, the Italian killing operation that followed it. There is information about the other three Nazi death camps Auschwitz, Chelmno, and Maly Trostinec, some representative Ghettos, the "Aktion Erntefest", the last major action of Aktion Reinhard in Poland, and links to Independent Websites which we support, amongst many other subjects.
http://www.deathcamps.org/

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Die Holocaustkenntnis von Zeitzeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus wurde ab den 1990er Jahren ein besonderes Forschungsthema. Ausgangspunkt dafür war der Zugang zu neuen Quellen und die Verlagerung von Forschungsschwerpunkten. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitgen%C3%B6ssische_Kenntnis_vom_Holocaust

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Witold Pilecki ... (* 13. Mai 1901 in Olonez, Russland; † 25. Mai 1948 in Warschau, Polen), war ein Soldat in der Zweiten Polnischen Republik. Er gründete während des Zweiten Weltkrieges die Widerstandsbewegung Tajna Armia Polska (dt. Geheime Polnische Armee) und war Mitglied der Armia Krajowa (dt. Heimatarmee). Als einziger bekannter Mensch ging er freiwillig in die Gefangenschaft des KZ Auschwitz. Dort organisierte er den Widerstand der Insassen und informierte bereits 1940 die westlichen Alliierten über die Gräueltaten der Nationalsozialisten im Lager. Er floh 1943 und nahm ein Jahr später am Warschauer Aufstand teil. 1948 verurteilte ihn ein Gericht der Volksrepublik Polen jedoch wegen Spionage zum Tod und ließ ihn kurz darauf hinrichten. Erst nach Ende des sozialistischen Regimes wurde er rehabilitiert. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Witold_Pilecki

Widerstandskämpfer Witold Pilecki Freiwillig in Auschwitz
http://einestages.spiegel.de/external/ShowTopicAlbumBackground/a28628/l0/l0/F.html

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Sylvin Rubinstein (* 1914 bei Moskau; † 30. April 2011 in Hamburg, Deutschland) war ein russisch-polnischer Tänzer und Widerstandskämpfer. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Sylvin_Rubinstein

Dolores & Imperio. Die drei Leben des Sylvin Rubinstein. [Taschenbuch]
Mich hat die Lektüre von "Dolores und Imperio" sehr lange beschäftigt. Kuno Kruse ist es gelungen, auf Sankt Pauli den alten und vergessenen Tänzer Sylvin Rubinstein zu portraitieren und dabei sehr wohltuend im Hintergrund zu bleiben. So hat man die ganz eigene Sprache Sylvins noch sehr lange im Ohr. Auch wenn es das Lesen manchmal mühsam macht, ist es doch ein Stilmittel, dass dieser hochinteressanten und tragischen Lebensgeschichte einen ganz ungewöhnlichen und authentischen Charakter gibt. Sylvin Rubinsteins Leben gibt noch einmal auf's Dramatischste Einblick in die umwälzenden Ereignisse der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts und da es ja inzwischen kaum noch Zeugen dieser Zeit gibt, sollte dieses Buch von vielen Menschen gelesen werden. Es gehört für mich in eine Reihe mit den grossen Biographien und Erinnerungen aus dieser Zeit  ...
http://www.amazon.de/Dolores-Imperio-Leben-Sylvin-Rubinstein/dp/3462033352

http://www.perlentaucher.de/buch/kuno-kruse/dolores-und-imperio.html

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Die Mühlviertler Hasenjagd ist der euphemistische Name eines Kriegsverbrechens im nationalsozialistischen Österreich, bei dem im Februar 1945 nationalsozialistische Verbände sowie Soldaten und Zivilisten über 400 entflohene sowjetische Häftlinge nach einem Großausbruch aus dem KZ Mauthausen im Mühlviertel jagten und ermordeten. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BChlviertler_Hasenjagd


The Mühlviertler Hasenjagd was a Nazi war crime that took place near Linz in the Mühlviertel, a region in Upper Austria. In February 1945, around 500 Soviet prisoners escaped from Mauthausen-Gusen concentration camp in the Mühlviertel. Local civilians, soldiers and local Nazi organizations hunted down the escapees for three weeks, murdering most of them. Of the original 500 prisoners who took part in the escape attempt, eleven succeeded in remaining free until the end of the war. ...
https://en.wikipedia.org/wiki/M%C3%BChlviertler_Hasenjagd

"Mühlviertler Hasenjagd"
Der Block 20 nach der Flucht der ungefähr 500 "K"-Häftlinge - In der Nacht zum 2. Februar 1945 unternahmen ungefähr 500 "K"-Häftlinge, fast ausnahmslos sowjetische Offiziere, einen Ausbruchsversuch aus dem Lager Mauthausen. ...
http://www.mauthausen-memorial.at/db/admin/de/show_article.php?cbereich=1&cthema=36&carticle=50&fromlist=1

Im Februar 1945 überwältigten KZ-Häftlinge in Mauthausen ihre Bewacher und flohen in die Freiheit. SS-Männer und ganz normale Bürger jagten und ermordeten die Flüchtlinge gnadenlos. ... Johanna Lutteroth (02.02.2015)
http://www.spiegel.de/einestages/kz-mauthausen-ss-und-zivilisten-ermordeten-geflohene-kz-haeftlinge-a-1015250.html

Title: zur geschichte ...
Post by: Link on January 27, 2011, 12:35:10 PM
Zweiter Weltkrieg
1939 begann Nazi-Deutschland den Zweiten Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen. Bis 1945 starben laut Schätzungen über 65 Millionen Menschen. Am 8. Mai jährt sich das Kriegsende zum 70. Mal. Alle Beiträge zum historischen Themenschwerpunkt "Zweiter Weltkrieg" lesen Sie hier. ... (2016)
http://www.tagesspiegel.de/themen/zweiter-weltkrieg/

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"Strafrecht im Nationalsozialismus: Gewalt und Terror in der Kriegszeit" (Blog) Herlinde Pauer-Studer (7. März 2019)
Die Polizei wurde im NS-Reich zur Justiz selbst. Und in den besetzten Gebieten führte man das deutsche Strafrecht ein.
Kennzeichnend für das Nazi-Regime war eine äußerst brutale Handhabung des Strafrechts. Die Hinwendung zum blanken Terror hing damit zusammen, dass sich im Strafvollzug zunehmend eine Rivalität von Justizstrafrecht und Polizeistrafrecht ergab, in dem sich letzteres durchsetzte. Ein Auslöser dieser Entwicklung war, dass Heinrich Himmler, der ab 1936 neben seinem Amt als Reichsführer-SS auch das Amt des Chefs der Deutschen Polizei inne hatte, mit allen Mitteln seinen Machtbereich auf die gesamte innere Sicherheit auszudehnen versuchte.
Die Tendenz zu Gewalt und Terror, die von Beginn an die Strafrechtskultur des Dritten Reichs bestimmte, gewann besonders unter den Bedingungen des Kriegs an Dynamik. Zahlreiche Gesetze, die zu Beginn und im Laufe des Kriegs geschaffen wurden, bedeuteten eine extreme Verschärfung der Strafzurechnung und der Strafmaßnahmen. Als Beispiele seien die "Verordnung gegen Volksschädlinge vom 5. September 1939", die "Verordnung gegen Gewaltverbrecher vom 5. Dezember 1939" und vor allem die "Verordnung zum Polen- und Judenstrafrecht vom 4. Dezember 1941" genannt. ...
https://derstandard.at/2000098795458/Strafrecht-im-Nationalsozialismus-Gewalt-und-Terror-in-der-Kriegszeit (https://derstandard.at/2000098795458/Strafrecht-im-Nationalsozialismus-Gewalt-und-Terror-in-der-Kriegszeit)

https://derstandard.at/2000098795236/Strafrecht-im-Nationalsozialismus-Kein-Verbrechen-ohne-Strafe (https://derstandard.at/2000098795236/Strafrecht-im-Nationalsozialismus-Kein-Verbrechen-ohne-Strafe)

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"Ausstellung über Nazi-Opfer wiedereröffnet: Als die Nachbarn deportiert wurden" Thomas Lackmann (09.06.2015)
Aus der Kiez-Schau ,,Wir waren Nachbarn" im Rathaus Schöneberg ist in zehn Jahren ein erfolgreiches Bürgerprojekt zur Erkundung der NS-Vergangenheit geworden. Jetzt wurde sie wiedereröffnet. ... ,,Wir waren Nachbarn" heißt die Präsentation, in deren Zentrum 152 Alben stehen, jeweils 125 werden ausgelegt. Sie sind etwas größer als Din A 3, mit einer Holzleiste festgeschraubt an grauen Lesepulten. Ihre laminierten Seiten enthalten private Fotos, biografische Texte, amtliche Dokumente, Briefe – von Schönebergern und Tempelhofern, zwischen 1933 und 1945 ausgebürgert, vertrieben oder deportiert, weil sie Juden waren oder so bezeichnet wurden. Das erste Album handelt von Doris Kaplan, geboren 1931, aus der Luitpoldstraße. ...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/bayerisches-viertel/ausstellung-ueber-nazi-opfer-wiedereroeffnet-als-die-nachbarn-deportiert-wurden/11878926.html

Die Gesamtausstellung und die einzelnen Elemente folgen bewusst keiner vorgegeben Chronologie oder thematischen Ordnung, keine Stelltafeln strukturieren den Weg der Besucher, wie sie es aus anderen historischen Ausstellungen gewohnt sind. Die Herausforderung besteht darin, selbst auszuwählen: Beginne ich mit den biografischen Alben mir bekannter Namen, z. B. mit den Fotografen Helmut Newton und Giséle Freund, oder mit unbekannten Namen, weil ich deren damalige Wohnadresse kenne oder deren Schule? Oder ist es der kleine Junge auf dem Cover, der mich anspricht, oder das Ballettmädchen, das später eine berühmte Tänzerin in Lateinamerika werden wird?...
http://www.wirwarennachbarn.de/

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Auf der Wannseekonferenz vom 20. Januar 1942 kamen 15 hochrangige Vertreter von nationalsozialistischen Reichsbehörden und Parteidienststellen zusammen, um unter Vorsitz von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich den begonnenen Holocaust an den Juden im Detail zu organisieren und die Zusammenarbeit aller Instanzen dabei sicherzustellen. Hauptzweck der Konferenz war entgegen verbreiteter Meinung nicht, den Holocaust zu beschließen – diese Entscheidung war mit den seit Monaten stattfindenden Massenmorden in vom Deutschen Reich besetzten Gebieten faktisch schon gefallen –, sondern die Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas zur Vernichtung in den Osten in den Grundzügen zu organisieren und zu koordinieren.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wannseekonferenz

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Holocaust History
These special online exhibitions present new subjects and also extend the reach of Museum public programs and special exhibitions. ...
http://www.ushmm.org/museum/exhibit/online/

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The Holocaust was the murder by Nazi Germany of six million Jews. While the Nazi persecution of the Jews began in 1933, the mass murder was committed during World War II. It took the Germans and their accomplices four and a half years to murder six million Jews. They were at their most efficient from April to November 1942 – 250 days in which they murdered some two and a half million Jews.
Yad Vashem Photo Archive
Collection: 138327 Items (01/2011)
http://www.yadvashem.org/

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Neue Dokumente über die NS-Zeit: Was die Deutschen über die Verbrechen wissen konnten
Niemand würde von dem unbedeutenden Justizinspektor Friedrich Kellner aus der abgelegenen oberhessischen Kleinstadt Laubach heute Notiz nehmen, wenn es nicht eine beachtliche Hinterlassenschaft aus seiner Feder gäbe: Stimmungsbilder aus der deutschen Provinz vom ersten bis zum letzten Tag des Zweiten Weltkriegs.
Von Helmut Lölhöffel (14.06.2011)
http://www.sueddeutsche.de/kultur/ns-zeit-verbrechen-waren-bekannt-aus-den-graeben-kamen-schreie-1.1108170



Die Posener Reden waren zwei Geheimreden, die Heinrich Himmler als Reichsführer-SS am 4. und 6. Oktober 1943 im Rathaus der damals von Deutschen besetzten polnischen Stadt Posen hielt. Ihre Aufzeichnungen sind die ersten bekannten Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus, in denen ein hochrangiges Regierungsmitglied die damals stattfindenden Massenmorde an Juden vor ausgewähltem Publikum offen aussprach. Sie belegen, dass das NS-Regime den Holocaust gewollt, geplant und durchgeführt hat. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Posener_Reden


Kategorie:Holocaust
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Holocaust


http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Sprache_des_Nationalsozialismus
Kategorie:Sprache des Nationalsozialismus

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The Leo Baeck Institute is a research library and archive that contains the most significant collection of source material relating to the history of German-speaking Jewry, from its origins to its tragic destruction by the Nazis and continuing to the present day. Dating back almost 2,000 years, when Jews first settled along the Rhine, the Jewish communities of Germany, Austria, and other German-speaking areas of Europe had a history marked by individual as well as collective accomplishments. To appreciate the impact of German-speaking Jewry in modern times, one need only recall such names as Martin Buber, Albert Einstein, Sigmund Freud and Franz Kafka.
Founded in 1955, the LBI was named for the rabbi who was the last leader of the Jewish community in Germany under the Nazis. Rabbi Leo Baeck survived the concentration camp of Theresienstadt to become the first president of the Institute. The Institute was set up with offices in New York, London and Jerusalem, with New York the site of the LBI library and archives. Since the opening of the Jewish Museum Berlin, LBI NY also maintains a branch of its archives there.
DigiBaeck represents a significant subset of LBI collections. A DigiBaeck search will only return results for objects and collections that have been digitized, but this includes nearly all the unique and rare materials in LBI collections.
http://www.lbi.org/digibaeck/


Konzentrationslager Dachau Modell für die Mordlager
Johanna Lutteroth (20. März 2013)
http://einestages.spiegel.de/external/ShowTopicAlbumBackground/a28114/l0/l0/F.html


Aufstand im Warschauer Ghetto
Der Aufstand im Warschauer Ghetto war ein Aufstand der im Warschauer Ghetto gefangenen Juden gegen ihre Deportation in Vernichtungslager während der deutschen Besetzung Polens. Die völlig unzureichend bewaffneten Aufständischen erhoben sich am 19. April 1943 und lieferten der nationalsozialistischen Besatzungsmacht mehrere Wochen lang erbitterte Gefechte. Getragen wurde der Aufstand von der Jüdischen Kampforganisation (ŻOB) unter der Leitung von Mordechaj Anielewicz, dem Jüdischen Militärverband (ŻZW) und anderen Organisationen. Am 16. Mai 1943 meldete der Befehlshaber auf deutscher Seite, Jürgen Stroop, die Niederschlagung des Aufstands; am gleichen Tag ließ Stroop die Große Synagoge sprengen. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_im_Warschauer_Ghetto

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DÖW
Website des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes
https://www.doew.at/

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Götz Aly - Rede zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2019 - Wir haben uns versammelt, um an den 27. Januar 1945 zu erinnern - den Tag der Befreiung des Konzentra-tionslagers Auschwitz-Birkenau. ... Am 19. Februar 1945 schworen die so vielen Nationen angehörenden Überlebenden von Buchenwald, für eine ,,Welt des Friedens und der Freiheit" einzutreten. Im Sinne des Schwurs von Buchenwald danken wir den Millionen ausländischer Soldaten, unter ihnen - ge-rade hier in Thüringen - den vielen Soldaten afro-amerikanischer Herkunft: Sie befreiten die Gefange-nen der Konzentrations- und Vernichtungslager, die todgeweihten Zwangsarbeiter, die Insassen der Heil- und Pflegeanstalten - und nicht zuletzt befreiten sie die Deutschen von sich selbst. ...
https://www.thueringer-landtag.de/fileadmin/Redaktion/1-Hauptmenue/6-Service_und_Kontakt/3-Presse/1-Pressemitteilungen/Dokumente/Goetz_Aly.pdf

Götz Haydar Aly (* 3. Mai 1947 in Heidelberg) ist ein deutscher Politikwissenschaftler, Historiker und Journalist. Seine Themenschwerpunkte sind nationalsozialistische Rassenhygiene, Holocaust und Wirtschaftspolitik der nationalsozialistischen Diktatur sowie Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts.
https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6tz_Aly
Title: zur geschichte ...
Post by: Link on April 29, 2012, 11:34:37 AM
NS-Geschichte "Unfassbar. Aber so war das"
Das Bundesjustizministerium lässt seine NS-Kontinuitäten erforschen. Ein Gespräch mit Ministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (28.04.2012)
http://www.zeit.de/2012/18/Interview-Leutheusser-Schnarrenberger/seite-1

Am 24. April 1945 überschritten die ersten Einheiten der Roten Armee die Südgrenze Neuköllns. In den folgenden Tagen gelang es den sowjetischen Truppen gegen den erbitterten deutschen Widerstand vorzurücken. Die letzte Gegenwehr von deutschen Verbänden in Neukölln konnte am 28. April 1945 gebrochen werden, die Rote Armee hatte Neukölln befreit. Der Sieg der Alliierten bedeutete das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Neukölln. Er bedeutete die Befreiung für Zwangsarbeiter*innen und Jüdinnen*Juden in Neukölln. Viele der Zwangsarbeiter*innen sowie die absolute Mehrzahl der Neuköllner Jüdinnen*Juden erlebten die Befreiung jedoch nicht mehr. Nur wenigen war es vorher gelungen, unterzutauchen und zu überleben. Schließlich bedeutete der Sieg der Roten Armee auch die Befreiung für die Widerstandskämpfer*innen der verschiedenen sozialdemokratischen, kommunistischen, konservativen und liberalen Gruppen. ...
http://befreiungneukoelln.blogsport.de/


Unabhängige Historikerkommission – Auswärtiges Amt
http://de.wikipedia.org/wiki/Unabh%C3%A4ngige_Historikerkommission_%E2%80%93_Ausw%C3%A4rtiges_Amt | http://de.wikipedia.org/wiki/Ausw%C3%A4rtiges_Amt


Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Stolpersteine

Gedenksteine in Greifswald aus dem Pflaster gebrochen (09.11.2012)
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/alle-stolpersteine-in-greifswald-aus-dem-pflaster-gebrochen-a-866395.html

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"Alt-Nazis in der frühen Bundesrepublik - Leute, die von früher was verstehen"
22.11.2012, 11:41 Ein Kommentar von Heribert Prantl
http://www.sueddeutsche.de/politik/altnazis-im-bund-der-vertriebenen-leute-die-von-frueher-was-verstehen-1.1529956

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"Harald Beers Erinnerungen an seine Kindheit in Nazi-Deutschland und an das Speziallager Sachsenhausen" Ralf Julke (7. Juni 2016)
Harald Beer hat das Lager Sachsenhausen nur knapp überlebt. Aber Zeugenschaft ablegen wollte er schon früh. Denn vorstellen kann man sich diese systematischen Höllen des 20. Jahrhunderts nur, wenn die Augenzeugen berichten – vom Hunger, von der Isolation, den Krankheiten. Am Ende beschäftigt er sich auch eingehend mit der Frage: Wollten die Russen hier absichtlich tausende Menschen umbringen? War das der Zweck dieser  Lager?
Er kann sich nicht eindeutig entscheiden, auch wenn er die Zahlen kennt. Und damit ist er im Anhang des Buches eigentlich am dichtesten dran an dem, was Diktaturen im 20. Jahrhundert tatsächlich ausgemacht hat: ihre organisierte Gleichgültigkeit dem einzelnen Menschenleben gegenüber. Das deutet sich schon an, wenn Beer immer wieder abwechselnd über seine Zeit in Sachsenhausen berichtet und über seine Kindheit im Hitlerreich. Und gerade auf Kinder und Jugendliche versuchte das NS-Regime ja frühzeitig den Zugriff zu bekommen. Was umso leichter fiel, wenn auch die Elternhäuser nicht wirklich in Distanz zum Regime standen, sondern eher – wie Beers Eltern – die kindliche Faszination von Uniformen und Fahrtenmesser unterstützen. ...

http://www.l-iz.de/bildung/buecher/2016/06/harald-beers-erinnnerungen-an-seine-kindheit-in-nazi-deutschland-und-an-das-speziallager-sachsenhausen-140454

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"Loests großes Buch über NS-Zeit, 17. Juni und Bautzen ist als Neuauflage so aktuell wie zur Entstehungszeit" Ralf Julke (11. Februar 2016)
Kann man Bücher, die vor einem Vierteljahrhundert erstmals erschienen, eigentlich noch einmal besprechen? Sollte man sogar. Immer wieder. Erst recht, wenn es Bücher sind, die so unverblümt ein ganzes Zeitalter sezieren. Erstmals erschienen ist Loests Buch 1981, dann wieder 1990 - mittendrin im Trubel der Umbrüche. Geschrieben hat er das Buch viel früher. Seit 1972 versuchte Loest, sein Leben in Worte zu fassen. Und er tat es schonungslos. ...
http://www.l-iz.de/bildung/buecher/2016/02/loests-grosses-buch-ueber-ns-zeit-17-juni-und-bautzen-ist-als-neuauflage-aktuell-wie-zur-entstehungszeit-126050

Erich Loest [løːst] (* 24. Februar 1926 in Mittweida, Freistaat Sachsen; † 12. September 2013 in Leipzig)
https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Loest

Title: zur Geschichte...
Post by: Link on April 30, 2012, 02:36:03 PM
Stalinsche Säuberungen (russisch Чистка, Чистки (Pl.), Tschistka, Tschistki) ist die Bezeichnung für eine Periode der sowjetischen Geschichte während der Herrschaft von Josef Stalin, die durch massive Verfolgung und Tötung von aus stalinistischer Sicht politisch ,,unzuverlässigen" und oppositionellen Personen gekennzeichnet war. Die Gesamtzahl der Opfer aus dieser Zeit ist nicht bekannt und schwer zu verifizieren, Schätzungen von Historikern reichen von mindestens etwa 3 Millionen Toten bis hin zu weit über 20 Millionen.
Bereits in den 1920er Jahren begann Stalin, echte oder vermeintliche politische Gegner aus der Kommunistischen Partei (KPdSU) ausschließen zu lassen. Später wurden die Betroffenen zunehmend mit gefälschten Vorwürfen in Schau- und Geheimprozessen zum Tod oder zu Lagerhaft und Zwangsarbeit im Gulag verurteilt, entsprechende Geständnisse wurden regelmäßig unter Folter erpresst. Diese ,,politischen Säuberungen" erreichten ihren Höhepunkt im so genannten Großen Terror von 1936 bis 1938, der auch als ,,Große Säuberung" bezeichnet wird. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Stalinsche_S%C3%A4uberungen


Kategorie:Opfer des Stalinismus (Sowjetunion)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Opfer_des_Stalinismus_%28Sowjetunion%29


Lawrenti Beria (* 1899 † 1953) war ein sowjetischer Politiker und ab 1938 Chef der Geheimdienste der Sowjetunion.
Seine Position machte ihn zu einer Schlüsselperson des Terrors der so genannten Stalinschen Säuberungen, wobei er sein Amt erst in deren Spätphase übernahm. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Lawrenti_Beria



Gulag (russisch Главное управление лагерей/ oder Главное управление исправительно-трудовых лагерей и колоний Glawnoje uprawlenije isprawitelno-trudowych lagerej i kolonij anhören?/i) – auch GULag – ist das Akronym für Hauptverwaltung der Besserungsarbeitslager und gleichzeitig Synonym für ein umfassendes Repressionssystem in der Sowjetunion, bestehend aus Zwangsarbeitslagern, Straflagern, Gefängnissen und Verbannungsorten. Sie dienten der Unterdrückung politischer Gegner, der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, medizinischen Menschenversuchen und der Internierung von Kriegsgefangenen. Das Lagersystem stellte ein wesentliches Element der stalinschen Herrschaft dar. Die Mehrheit der Wissenschaftler kommt zu dem Ergebnis, dass die sowjetischen Arbeitslager – im Unterschied zu den deutschen Vernichtungslagern – nicht mit dem Ziel der planmäßigen Ermordung errichtet wurden; die hohen Todeszahlen sind auf die unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen zurückzuführen und wurden vom leninschen und in gesteigertem Umfang vom stalinistischen Regime billigend in Kauf genommen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gulag


Stalinismus In der Gewalt des Gulag
Zwangsarbeit, Hunger und Folter: 20 Millionen Sowjetbürger litten in Stalins Lagern. Eine Ausstellung in Neuhardenberg dokumentiert ...
http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2012-04/stalinismus-lager-ausstellung

Eine Ausstellung der Gesellschaft ,,Memorial", Moskau und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Kooperation mit der Stiftung Schloss Neuhardenberg. Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes.
1. Mai 2012 bis 24. Juni 2012, Ausstellungshalle der Stiftung Schloss Neuhardenberg
Die Ausstellung präsentiert zum ersten Mal in Deutschland Spuren und Zeugnisse des sowjetischen Lagersystems, die die Menschenrechtsorganisation ,,Memorial" seit den 1980er Jahren aus der gesamten ehemaligen Sowjetunion zusammengetragen hat. Das Projekt stellt sich dabei einer zentralen Frage: Wie lassen sich die Dimensionen des Gulag, von Zeitgenossen bereits als ,,Quintessenz" sowjetischer Gewaltherrschaft beschrieben, begreifen? Die Stimmen von Zeitzeugen und die Biografien ehemaliger Häftlinge begleiten den Besucher bei der Erkundung dieses fernen Archipels und schaffen ein Panorama des sowjetischen Lagersystems.
http://www.ausstellung-gulag.org/


"Warlam Schalamow: In der Vernichtungsmaschinerie" Fokke Joel (18. Juli 2016)
Der Schriftsteller Warlam Schalamow war lange Jahre in stalinistischen Lagern interniert. Sein Buch "Wischera. Antiroman" gewährt erschütternde Einblicke. ...
http://www.zeit.de/kultur/literatur/2016-07/warlam-schalamow-wischera-antiroman


http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Stalinismus


In der Geschichtsschreibung der Deutschen Demokratischen Republik fiel Leow die ersten Jahrzehnte nach seinem Tod einer sogenannten Damnatio memoriae anheim, das heißt er wurde in Geschichtsbüchern der DDR und in der öffentlichen Erinnerungskultur des ostdeutschen Staates bewusst verschwiegen: Seine Person wurde gezielt nicht erwähnt und Spuren seiner Existenz wurden systematisch aus Dokumentenveröffentlichungen und Bildreproduktionen der DDR beseitigt. So wurde Leow beispielsweise aus einer vielfach abgedruckten Fotografie, die ihn neben Ernst Thälmann während eines RFB-Aufmarsches in den 1920er Jahren zeigte, herausretuschiert. Grund für diese Praxis war, dass die Verhaftung und Ermordung Leows (also eines deutschen Kommunisten und Flüchtling vor dem Faschismus) durch den sowjetischen Bruderstaat nicht in das Geschichtsbild der DDR passte und daher in seinen Veröffentlichungen nicht vorkommen durfte. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Willy_Leow


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Arbeitslager Workuta
http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitslager_Workuta

"1953: Vergessener Gulag-Aufstand - Das Massaker von Workuta" Von Christoph Gunkel (2013)
"Wir waren naiv": 1953 streikten Tausende Zwangsarbeiter in einem Sowjet-Straflager. Einer von ihnen war Horst Schüler. 60 Jahre nach dem Blutbad erinnert er sich an die üblen Zustände in der Gefangenschaft, die gute Stimmung bei den Verhandlungen - und den Schuss, der die Situation eskalieren ließ. ...
http://einestages.spiegel.de/s/tb/29362/vergessener-gulag-aufstand-das-massaker-von-workuta.html

http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/88/wie_russland_den_terror_von_1937_verdraengt.html

Die Tragödie von Nasino (russisch Назинская трагедия, auch Nasino-Affäre) ereignete sich von Mitte Mai bis Mitte August 1933 in der Sowjetunion auf einer Insel im sibirischen Fluss Ob, unweit der Einmündung der Nasina. Auf diesem Eiland in der Taiga nahe der Ortschaft Nasino im Rajon Alexandrowskoje wurden im Zuge einer gewaltsamen Deportationskampagne gegen ,,sozial schädliche und deklassierte Elemente" – so der Sprachgebrauch der sowjetischen Behörden – etwa 6100 Menschen ohne Verpflegung, Unterbringungsmöglichkeiten, Hausrat oder Werkzeuge ausgesetzt. Hunger, Entbehrungen, Krankheiten und Fluchtversuche reduzierten die Zahl der Ausgesetzten innerhalb von dreizehn Wochen auf etwa 2200 Menschen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Trag%C3%B6die_von_Nasino

"Stalins verbrecherischer Besiedlungsplan - Die Insel der Kannibalen"
Um Städte von vermeintlichen Regimegegnern zu säubern, ließ der sowjetische Diktaor Stalin 1933 rund 6000 Menschen auf der unbewohnten Insel Nasino im Fluss Ob aussetzen. Hunger und Todesangst trieben die Deportierten zu grausamen Verzweiflungstaten.
http://einestages.spiegel.de/external/ShowTopicAlbumBackground/a28625/l0/l0/F.html

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"Gulag: Online-Rundgang durch sowjetisches Arbeitslager" (04.12.2013)
Die Schrecken der früheren stalinistischen Arbeitslager in Sibirien lassen sich auf einer neuen Website nachempfinden. 360-Grad-Panorama-Aufnahmen zeigen den Wachturm, die Zellen und die Schreiner-Werkstatt eines ehemaligen sowjetischen Straflagers aus den 1950er Jahren. Partner des Online-Projekts GULAG.cz ist das tschechische Institut zum Studium totalitärer Regime. ...
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Gulag-Online-Rundgang-durch-sowjetisches-Arbeitslager-2060142.html

Virtual tour of the Gulag
http://www.gulag.cz/en/index.html


In den Tagen um den 17. Juni 1953 kam es in der Deutschen Demokratischen Republik zu einer Welle von Streiks, Demonstrationen und Protesten, die verbunden mit politischen und wirtschaftlichen Forderungen als Aufstand des 17. Juni (auch Volksaufstand oder Arbeiteraufstand) bezeichnet werden. Dieser erste antistalinistische Aufstand hatte zahlreiche Ursachen, zum Beispiel die Ignoranz der DDR-Führung gegenüber den Bedürfnissen der Arbeiterklasse einschließlich ihres Beschlusses, die Arbeitsnormen übermäßig zu erhöhen ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_des_17._Juni


"Die Toten des 17. Juni 1953 - Abrechnung mit dem eigenen Volk" Christoph Gunkel (2013)
http://einestages.spiegel.de/s/tb/28772/die-toten-vom-17-juni-1953-abrechnung-mit-dem-eigenen-volk.html



Title: zur geschichte ...
Post by: Link on June 12, 2012, 08:56:37 PM
British Pathé - 90,000 Historic Clips ...
http://www.britishpathe.com/ | https://britishpathe.wordpress.com/

Working Class History
History is not made by the actions of a few rich and powerful individuals, like so much of the history we learn in school. History is made by the combined everyday actions of hundreds of millions of us: women, men, youth, people of colour, migrants, indigenous people, LGBT people, disabled people, workers, older people, the unemployed, housewives – the working class.
It is our struggles which have shaped our world, and any improvement in our conditions has been won by years of often violent conflict and sacrifice.
This project is dedicated to all those who have struggled in the past for a better world, and who continue to do so now. To help record and popularise our grassroots, people's history, as opposed to the top-down accounts of most history books.
https://workingclasshistory.com/

The 20-2-40-Style-Syndicate
Interessengemeinschaft für 20er bis 40er Jahre Alltagskultur, Musik und Mode
http://www.return2style.de/

Title: zur geschichte ...
Post by: Link on June 26, 2012, 11:02:59 AM
Wolfgang Wippermann (* 29. Januar 1945 in Wesermünde) ist ein deutscher Historiker. Er ist apl. Professor für Neuere Geschichte am Friedrich-Meinecke-Institut in Berlin und hält Lehraufträge an der Universität der Künste Berlin und der Fachhochschule Potsdam. ....
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Wippermann
Title: zur geschichte ...
Post by: Link on June 28, 2012, 10:43:23 AM
Kategorie:Europäische Geschichte
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Europ%C3%A4ische_Geschichte

Kategorie:Politik nach Jahrhundert
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politik_nach_Jahrhundert

Kategorie:Politische Ideengeschichte (19. Jahrhundert)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Ideengeschichte_%2819._Jahrhundert%29

Kategorie:Politische Ideengeschichte (20. Jahrhundert)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Ideengeschichte_%2820._Jahrhundert%29

Kategorie:Staatsphilosophie
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Staatsphilosophie

Kategorie:Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Grundgesetz_f%C3%BCr_die_Bundesrepublik_Deutschland

Kategorie:Politik nach Epoche
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politik_nach_Epoche

Der Begriff Metternichsches System, gilt bis heute als Inbegriff von Verfolgung und Unterdrückung von Demokratie, Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Metternich%E2%80%99sches_System

Restauration (Geschichte)
http://de.wikipedia.org/wiki/Restauration_%28Geschichte%29

Kategorie:Kolonialismus
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Kolonialismus

Kategorie:Gesellschaftsmodell
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Gesellschaftsmodell

Title: zur geschichte ...
Post by: Link on July 08, 2012, 05:31:39 PM
Hitlers amerikanische Geschäftsfreunde (Doku) GERMAN Dokumentation Deutsch
Die Filmautoren konzentrieren sich auf die Konzerne, die für Hitlers Kriegsführung unentbehrlich waren, gestützt auf neues Archivmaterial sowie Interviews mit Zeitzeugen und Experten. Henry Ford, der legendäre Autobauer, der GM Manager James D. Mooney und der IBM Boss Tom Watson wurden von Hitler für ihre Verdienste um das Dritte Reich mit dem Großkreuz des deutschen Adlerordens ausgezeichnet, dem höchsten Parteiorden für Ausländer. Zu diesem Zeitpunkt, 1937 und 1938, lief Hitlers Rüstungsmaschine bereits auf vollen Touren. Die deutschen Töchter dieser amerikanischen Konzerne, Opel, die Ford Werke AG und Dehomag, hatten sich bereitwillig in die Kriegsvorbereitungen des "Führers" integrieren lassen. Ohne die von Opel und Ford produzierten Lastwagen und Kettenfahrzeuge hätte Hitler weder die Tschechoslowakei besetzen noch Polen und Frankreich überrennen können. Opel beteiligte sich außerdem an der Fertigung der Ju-88, Hitlers wichtigstem Bomber. Standard Oil of New Jersey lieferte bis in die ersten Kriegsjahre hinein Rohöl, Spezialmotoröl für Panzer und Bleizusätze für das Benzin der Luftwaffe. Die Hollerith-Maschinen der IBM, Vorläufer des heutigen Computers, sollten Hitler helfen, Krieg und Vernichtung zu organisieren. ...
https://youtu.be/oMXo24u8TE0

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"HITLERS ELITEN NACH 1945 JURISTEN - Freispruch in eigener Sache" (Sabine Mieder, SWR 2002)
https://www.youtube.com/watch?v=9G9_Ibl3Smg

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Als Altonaer Blutsonntag wird der 17. Juli 1932 bezeichnet, an dem es bei einem Werbemarsch der SA durch die damals zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein gehörende Großstadt Altona/Elbe (1938 durch das Groß-Hamburg-Gesetz nach Hamburg eingemeindet) zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam, bei denen 18 Personen erschossen wurden. Dieser Vorfall wurde von der Reichsregierung unter Franz von Papen als Anlass benutzt, um die noch amtierende preußische Regierung im ,,Preußenschlag" am 20. Juli 1932 abzusetzen. ... Erst 1992, nachdem der Historiker Léon Schirmann die im Gerichtsarchiv in Schleswig lagernden Prozessakten erneut ausgewertet hatte, wurde vor dem Landgericht Hamburg der Altonaer Blutsonntag noch einmal gerichtlich aufgearbeitet. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Altonaer_Blutsonntag

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Bei einer Straßenschlacht zwischen NSDAP-Anhängern und Kommunisten kam es im Juli 1932 zu einer wilden Schießerei. 18 Menschen starben. Die Schuldigen waren schnell gefunden und wurden eilig hingerichtet. Zweifel an dem Urteil kamen erst 60 Jahre später auf. Von Dirk Gerhardt (13.7.2012 )
http://einestages.spiegel.de/external/ShowAuthorAlbumBackground/a25187/l0/l0/F.html

"Gewalt auf den Straßen Krieg um "Klein-Moskau"" (30.05.2017)
Beim Altonaer Blutsonntag kam es 1932 zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen. Die Fehler der Polizei beschleunigten das Ende der Demokratie.
Von Kathrin Maas, SPIEGEL Geschichte
Auch die Staatsanwaltschaft machte sich die Version des "kommunistischen Feuerüberfalls" zu eigen. Vier Kommunisten, Bruno Tesch, Walter Möller, Karl Wolff und August Lütgens, wurden beschuldigt, die beiden SA-Männer erschossen und den Angriff auf den Naziumzug geplant zu haben.
Knapp ein Jahr nach den Ereignissen, zu Beginn der NS-Herrschaft, wurden sie in politisch motivierten Schauprozessen zum Tode verurteilt und am 1. August 1933 im Hof des Altonaer Gerichts geköpft. Es waren die ersten vier Hinrichtungen politischer Gegner des Naziregimes. ...
http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/altonaer-blutsonntag-krieg-um-klein-moskau-a-1158324.html

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Altonaer Blutsonntag - Krieg gegen die "Roten" (DIE ZEIT, 21.10.1994 Nr. 43)
Leon Schirmann hat herausgefunden, was am 17. Juli 1932 wirklich geschah. Ein wichtigen Datum in der Geschichte der Auflösung der Weimarer Republik. ...
http://www.zeit.de/1994/43/krieg-gegen-die-roten

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Artikel zur Weimarer Republik (1918-1933)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Weimarer_Republik

Title: zur geschichte ...
Post by: Link on September 25, 2012, 01:49:48 PM
Zeithistorische Forschungen
Herausgegeben von Frank Bösch, Konrad H. Jarausch und Martin Sabrow
in Verbindung mit Zeitgeschichte-online
http://www.zeithistorische-forschungen.de/

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Der Algerienkrieg war ein Krieg um die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich in den Jahren 1954 bis 1962. Er wurde hauptsächlich zwischen dem französischen Militär und der algerischen Unabhängigkeitsbewegung FLN geführt. Gleichzeitig tobte ein Bürgerkrieg zwischen algerischen Loyalisten und der FLN. Nach einem vom personell und materiell weit überlegenen französischen Militär mit großer Härte geführten Kampf war die Unabhängigkeitsbewegung praktisch geschlagen. Trotzdem mündete der Konflikt schließlich 1962 in die Unabhängigkeit des seit 1848 als Bestandteil Frankreichs betrachteten Gebiets. Erst im Oktober 1999 beschloss die französische Nationalversammlung, den Begriff ,,Algerienkrieg" im offiziellen Sprachgebrauch zu erlauben. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Algerienkrieg


Die französische Doktrin ist eine von Frankreich entwickelte und erstmals im Algerienkrieg in den 1950er Jahren angewandte Sammlung von Methoden, die vom Staat bzw. dessen Sicherheitskräften (Militär, Polizei oder Geheimdienste) angewendet werden, um systematisch militante Widerstandsgruppen oder auch Oppositionelle zu bekämpfen. Sie umfasst unter anderem die meist geheim ausgeführte massenhafte Verhaftung, systematische Folter und illegale Tötung von verdächtigen Personen, das so genannte ,,Verschwindenlassen". ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3%B6sische_Doktrin

Verschwindenlassen (auch erzwungenes Verschwinden; span. desaparición forzada, engl. forced disappearance) ist eine Form der staatlichen Willkür, bei der staatliche oder quasi-staatliche Organe Menschen in ihre Gewalt bringen und dem Schutz des Gesetzes längere Zeit entziehen, wobei dies gleichzeitig gegenüber der Öffentlichkeit geleugnet wird. Das Verschwindenlassen wird als Mittel der staatlichen Unterdrückung in der Regel gegen politische Gegner, vermeintliche Straftäter bzw. auch nur der herrschenden Gruppierung missfallende Personen angewendet. Es ist im Völkerrecht als Verbrechen gegen die Menschlichkeit sanktioniert und gilt als eine der schwerwiegendsten Menschenrechtsverletzungen. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Verschwindenlassen

Kategorie:Kolonialkrieg
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Kolonialkrieg

Kategorie:Politische Ideengeschichte (20. Jahrhundert)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Ideengeschichte_(20._Jahrhundert) (https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Ideengeschichte_(20._Jahrhundert))


Title: zur geschichte ...
Post by: Link on October 01, 2012, 08:04:53 PM
Eric John Ernest Hobsbawm CH (* 9. Juni 1917 in Alexandria, Sultanat von Ägypten; † 1. Oktober 2012 in London) war ein britischer Sozial- und Wirtschaftshistoriker. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Hobsbawm

http://de.wikipedia.org/wiki/Langes_19._Jahrhundert

http://derstandard.at/1348284593148/Historiker-Eric-Hobsbawm-95-jaehrig-gestorben
Title: zur geschichte ...
Post by: Link on October 15, 2012, 02:25:31 PM


Stalingrad und meine Familie
Von Jörg Lau 2. Februar 2013 um 10:24 Uhr
Stalingrad hat meine Familie kaputt gemacht ...
http://blog.zeit.de/joerglau/2013/02/02/stalingrad-und-meine-familie_5877



Title: Loving v. Virginia ...
Post by: Link on October 18, 2012, 03:12:33 PM
Loving v. Virginia ist eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten, mit der 1967 ein Gesetz des US-Bundesstaates Virginia aufgehoben wurde, durch das sogenannte ,,gemischtrassige" Ehen zwischen weißen und nichtweißen Partnern verboten waren. Zum Prozess kam es aufgrund des Falls des Ehepaares Richard Loving und Mildred Loving, die auf der Basis eines seit 1924 in Virginia geltenden Gesetzes wegen ihrer in Washington D.C. geschlossenen Ehe verurteilt worden waren, da Richard Loving als Weißer galt, während Mildred Loving von afroamerikanischen und indianischen Vorfahren abstammte. Das Urteil, das einstimmig fiel, markierte in den USA das juristische Ende aller auf der Hautfarbe basierenden Beschränkungen bei der Eheschließung, und gilt deshalb als Grundsatzentscheidung in der Geschichte des Gerichts sowie als Meilenstein der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Loving_v._Virginia

Historischer Rassismusprozess: "Sagen Sie dem Gericht, dass ich meine Frau liebe" Sarah Levy (18.10.2012)
Jahrelang kämpften Richard und Mildred Loving für ihre Liebe. Die Afroamerikanerin und ihr weißer Ehemann wurden verhaftet, zweimal ins Gefängnis gesteckt und mussten letztlich ihre Heimat Central Point verlassen - nur, weil ihre Ehe im US-Bundesstaat Virginia in den Fünfzigern noch als Verbrechen galt. Der Kampf der Lovings veränderte den Lauf der Geschichte. Dem Liebespaar aber ging es nie um Bürgerrechte - Mildred und Richard Loving wollten einfach unbehelligt miteinander alt werden. ...
http://einestages.spiegel.de/s/tb/25722/loving-gegen-virginia-paar-kaempft-fuer-aufhebung-der-rassentrennung.html

Title: Katyn...
Post by: Link on October 22, 2012, 01:43:04 PM
... Beim Massaker von Katyn (auch Massenmord/Mord von Katyn oder kurz Katyn) ermordeten Angehörige des Innenministeriums der UdSSR (NKWD) zwischen dem 3. April und 19. Mai 1940 etwa 4400 polnische Offiziere in einem Wald bei dem Dorf Katyn unweit von Smolensk im heutigen Russland. Dieses Massaker gehört zu einer von Josef Stalin und dem Politbüro der KPdSU befohlenen Serie von Massenmorden an 24.000 bis 25.000 Offizieren, Reserveoffizieren, Polizisten und anderen Staatsbürgern Polens, darunter vielen Intellektuellen, an mindestens fünf Orten der RSFSR, der Ukraine und Weißrusslands. Der Ortsname Katyn repräsentiert in Polen die gesamte Mordserie und wurde zum nationalen Symbol für das Leiden von Polen unter sowjetischer Herrschaft im Zweiten Weltkrieg.[1]

Im Februar 1943 fanden deutsche Wehrmachtssoldaten die Massengräber der bei Katyn Ermordeten. Das NS-Regime gab die Funde am 13. April 1943 bekannt, um die Anti-Hitler-Koalition zu schwächen und um seine eigenen Verbrechen zu verdecken und zu rechtfertigen. Die Sowjetunion leugnete ihre Verantwortung, lehnte eine internationale Untersuchung ab und lastete das Verbrechen dem NS-Regime an. An dieser Geschichtsfälschung hielt sie bis 1990 im gesamten Ostblock fest.

Ein US-Untersuchungsausschuss bewies 1952 die NKWD-Täterschaft, Historiker bestätigten dessen Ergebnis. Nachdem neue Archivfunde veröffentlicht worden waren, räumte der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow am 13. April 1990 die sowjetische Verantwortung für diese Massenmorde ein und drückte tiefes Beileid aus. ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Katyn

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Sweet Movie (1974) is a film by the Yugoslavian director Dušan Makavejev. The film follows two women: a Canadian beauty queen, who represents a modern commodity culture, and a captain aboard a ship laden with candy and sugar, who is a failed communist revolutionary. ... The film created a storm of controversy upon its release, with simulated (and unsimulated) scenes of coprophilia, emetophilia, fondling, and footage of remains of the Polish Katyn Massacre victims. The film was banned in many countries, or severely cut ...
https://en.wikipedia.org/wiki/Sweet_Movie

Title: Zur Geschichte (Wilhelm Brasse)...
Post by: Link on October 24, 2012, 09:12:15 AM
Wilhelm Brasse (* 3. Dezember 1917 in Saybusch; † 23. Oktober 2012 ebenda) war ein polnischer Fotograf und Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz. Dort war er vier Jahre lang als Häftling Lagerfotograf.
... Brasse verließ Auschwitz am 21. Januar 1945 mit dem letzten Gefangenentransport. In offenen Kohlewaggons wurden die Häftlinge bei eisiger Kälte vier Tage bis zum Konzentrationslager Mauthausen in Oberösterreich gefahren, später weiter ins Nebenlager Melk. Dort wurde Brasse am 6. Mai von den US-Amerikanern befreit. Die Negative blieben in seinem Aufbewahrungsschrank in Auschwitz.
Nach dem Krieg wollte Brasse zunächst wieder als Fotograf arbeiten, aber seine Zeit im KZ Auschwitz hatte ihn derart traumatisiert, dass er sich außer Stande sah, jemals wieder durch ein Okular zu sehen. Bis zu seinem Tod lebte er in Saybusch, nur wenige Kilometer von Auschwitz entfernt. Der Dokumentarfilmer Irek Dobrowolski hielt 2005 seine Geschichte im Fernsehfilm ,,Der Porträtist" fest. ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Brasse

Chronist wider Willen
Von Sybille Korte (26.01.2010)
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/der-fotograf-wilhelm-brasse-musste-als-kz-haeftling-in-auschwitz-zehntausende-mitgefangene-ablichten--nach-der-befreiung-des-lagers-wolte-er-seinen-beruf-nicht-mehr-ausueben--heute-ist-er-92-und-erzaehlt-schuelern-seine-geschichte-chronist-wider-willen,10810590,10694600.html (http://www.berliner-zeitung.de/archiv/der-fotograf-wilhelm-brasse-musste-als-kz-haeftling-in-auschwitz-zehntausende-mitgefangene-ablichten--nach-der-befreiung-des-lagers-wolte-er-seinen-beruf-nicht-mehr-ausueben--heute-ist-er-92-und-erzaehlt-schuelern-seine-geschichte-chronist-wider-willen,10810590,10694600.html)

Title: Zur Geschichte ...
Post by: Link on December 11, 2012, 03:27:49 PM

Als Pariser Kommune (französisch La Commune de Paris) wird der spontan gebildete, revolutionäre Pariser Stadtrat vom 18. März 1871 bis 28. Mai 1871 bezeichnet, der gegen den Willen der konservativen Zentralregierung versuchte, Paris nach sozialistischen Vorstellungen zu verwalten. Ihre Mitglieder werden Kommunarden (frz. communards, Sg. communard) genannt. Die Pariser Kommune gilt als Beispiel für die Diktatur des Proletariats[1] und Vorbild der Rätedemokratie. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Pariser_Kommune (https://de.wikipedia.org/wiki/Pariser_Kommune)
Title: zur geschichte ...
Post by: Link on February 12, 2013, 09:24:47 AM
https://de.wikipedia.org/wiki/Benedikt_XVI.

Quote... SPIEGEL ONLINE: In Deutschland steht die katholische Kirche seit Jahren massiv in der Kritik. Hat das womöglich zu seiner Enttäuschung beigetragen?

Englisch: Ja, ich schätze schon. Benedikt hat sich ja beschwert, dass gerade die deutschen Bischöfe immer wieder auf ihn einhacken, etwa im Williamson-Skandal,...

SPIEGEL ONLINE: ...als Benedikt die Exkommunikation des umstrittenen Bischofs Richard Williamson rückgängig machte. Aber waren sie denn im Unrecht?

Englisch: Ich finde es unverzeihlich, dass ein deutscher Papst einen Holocaust-Leugner rehabilitiert. Das ist einfach furchtbar. Was mir als Benedikt-Biograf am meisten wehtut: Ich hatte von ihm eine große Geste erwartet. Dass er sich klar äußert zum Versagen der katholischen Kirche im Zweiten Weltkrieg. Er hätte den Mut aufbringen müssen zu sagen: Die Kirche trägt eine ganz große Schuld. Das wäre seine historische Rolle gewesen.

...

Aus: "Benedikt-Biograf Andreas Englisch: "Er hört nicht auf, Papst zu sein"" (12.02.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/papst-biograf-andreas-englisch-zu-benedikts-ruecktritt-a-882737.html (http://www.spiegel.de/panorama/papst-biograf-andreas-englisch-zu-benedikts-ruecktritt-a-882737.html)


Benedikt und der Relativismus
von Stephan Wohanka
16. Jahrgang | Nummer 6 | 18. März 2013
http://das-blaettchen.de/2013/03/benedikt-und-der-relativismus-23128.html

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"Kirche will sich zu Versagen in Nazizeit bekennen" (30.05.2013)
http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Kirche-will-sich-zu-Versagen-in-Nazizeit-bekennen

QuoteWolfgang Klosterhalfen

01.06.2013
Es war schlimmer als hier anklingt

In der Deutschen Evangelischen Kirche gab es bei etlichen Kirchenführern eine Begeisterung für Hitler und dessen Kriegspolitik. Hier nur zwei Beispiele:

,,Bewundernswert sind die Leistungen unserer Wehrmacht; überraschend schnell vollzieht sich der Siegeslauf; groß sind Dank und Verehrung für den Führer und unsere Truppen, die altes deutsches Land vom Terror polnischer Zwingherrschaft befreit haben."
Kirchliche Rundschau für das Gesamtgebiet der Deutschen Evangelischen Kirche, 24.9.1939

,,...Wie jedem Volk so hat auch unserem Volk der ewige Gott ein arteigenes Gesetz eingeschaffen. Es gewann Gestalt in dem Führer Adolf Hitler...Dieses Gesetz spricht zu uns in der aus Blut und Boden erwachsenen Geschichte unseres Volkes...Aus dieser Gemeinde Deutscher Christen soll im nationalsozialistischen Staat Adolf Hitlers die das ganze Volk umfassende Deutsche Christliche Nationalkirche erwachsen. Ein Volk! Ein Gott! Ein Reich! Eine Kirche!"
Evangelische Nationalsynode in Wittenberg, 27.9.1933


QuoteJulia Alias

Das ist leider wahr. Ebenso wahr ist, dass sich daraus die Untergruppierung "Bekennende Kirche" gebildet hat, aus der etliche geistliche Leiter von ihren Vorgesetzten in der jeweiligen Denomination (ob evangelisch oder katholisch war in diesem Fall egal) an das Regime verraten wurden. Auch das Bekanntwerden einer Inhaftierung eines "Schafes" ihrer Herde hat die sogenannten "geistlichen Leiter" nicht gestört, sondern man hat im Gegenteil dafür gesorgt, dass es für den Betroffenen "kein Entkommen" geben könne. Ein relativ berühmter Fall ist hier "Paul Schneider", den die Nazis in Buchenwald ermordert haben.

Mehr bei wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Schneider_(Pfarrer) (http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Schneider_(Pfarrer)) oder in seiner Biographie "Paul Schneider - Der Prediger von Buchenwald".

Es ist wirklich kaum erträglich, wenn man seitens der Kirche heutzutage von "bedauerlichen Fehlern" spricht. Hier wurden keine Fehler gemacht, sondern man hat sich aus Karriere- und Machtgier ganz vorsätzlich mit einem System eins gemacht, das mit dem Leib Christi, also der Gemeinde bzw. Kirche Gottes, nichts gemein hat. Das nennt das Wort Gottes "geistliche Hurerei". (Offb. 17,2) Von dieser Schuld wird nur der frei, der echte Busse und Reue zeigt, um dann zu dem umzukehren, was Gott geboten hat. Wer heute ein Unrecht diesen Ausmaßes relativiert, steht selbst bereits mit beiden Beinen in demselben Grab, dass sich die Täter von damals selbst geschaufelt haben. Wir müssen diese Menschen nicht richten. Das Wort, das Gott geredet hat, wird sie richten am letzten Tag. (Joh. 12, 48+49)Allerdings muss jeder, der den Anspruch erhebt, ein Christ (also ein Nachahmer Jesu Christi) genannt zu werden, für sich entscheiden, mit wem oder was er sich eins machen will. (1. Kor.6, 16) Nicht in allem, wo Gemeinde oder Kirche drauf steht, ist auch das, was die Bibel Gemeinde oder Kirche nennt, drin.(Mt. 24, 5+6)


QuoteUwe Lehnert

Das war mehr als nur Versagen!
Die evangelischen Landesbischöfe und Landeskirchenpräsidenten von Sachsen, Hessen-Nassau, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Anhalt, Thüringen und Lübeck am 17.12.1941 stellten sich mit folgender Erklärung eindeutig hinter das nationalsozialistische Programm der Judenverfolgung:

»Die nationalsozialistische deutsche Führung hat mit zahlreichen Dokumenten unwiderleglich bewiesen, daß dieser Krieg in seinen weltweiten Ausmaßen von den Juden angezettelt ist. Als Glieder der deutschen Volksgemeinschaft stehen die unterzeichneten deutschen Evangelischen Landeskirchen und Kirchenleiter in der Front dieses historischen Abwehrkampfes, der unter anderem die Reichspolizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden als der geborenen Welt- und Reichs-feinde notwendig gemacht hat. Schon Dr. Martin Luther erhob nach bitteren Erfahrungen die Forderung, schärfste Maßnahmen gegen die Juden zu ergreifen und sie aus deutschen Landen auszuweisen. Von der Kreuzigung Christi bis zum heutigen Tage haben die Juden das Christentum bekämpft oder zur Erreichung ihrer eigennützigen Ziele missbraucht oder verfälscht. Durch die christliche Taufe wird an der rassischen Eigenart des Juden, seiner Volkszugehörigkeit und seinem biologischen Sein nichts geändert. Eine deutsche evangelische Kirche hat das religiöse Leben deutscher Volksgenossen zu pflegen und zu fördern. Rassejüdische Christen haben in ihr keinen Raum und kein Recht. Die unterzeichneten deutschen Evangelischen Kirchen und Kirchenleiter haben deshalb jegliche Gemeinschaft mit Judenchristen aufgehoben. Sie sind entschlossen, keinerlei Einflüsse jüdischen Geistes auf das deutsche religiöse und kirchliche Leben zu dulden.« (Quelle in dem Buch »Warum ich kein Christ sein will«)


Quoteholy moly

... Die evangelische wie auch die Katholische Kirche haben zudem nach Kriegsende massive Deckungs- und Fluchthilfe allen möglichen Naziverbrechern zukommen lassen, bis hin zu falschen Pässen und Ausreisevisa.

Allein dieser Passus Geschichte, die heute zu gern totgeschwiegen wird, ist schlichtweg gesagt zum Ko...en!




http://forum.haz.de/showthread.php?t=625663&page=1#4 (http://forum.haz.de/showthread.php?t=625663&page=1#4)

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"Judenrazzia in Rom Der stumme Papst" Klaus Kühlwein (2013)
Im Oktober 1943 umstellte die SS das Judenviertel Roms und deportierte seine Bewohner. Der Vatikan ließ Hitlers Häscher gewähren, obwohl er davon Kenntnis bekam. Verzweifelte Bürger hatten Papst Pius XII. um Hilfe gebeten. Das belegt ein Brief, den der Heilige Stuhl bis heute unter Verschluss hält. ...
( --> Klaus Kühlwein: "Pius XII. und die Judenrazzia in Rom". epubli Verlag, Berlin 2013, 400 Seiten)
http://einestages.spiegel.de/s/tb/29643/judenrazzia-1943-in-rom-retten-sie-uns-eure-heiligkeit.html

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Pius XII. (bürgerlicher Name Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli, * 2. März 1876 in Rom; † 9. Oktober 1958 in Castel Gandolfo) war vom 2. März 1939 bis Oktober 1958 Papst der römisch-katholischen Kirche.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pius_XII.

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Als Reichskonkordat wird der am 20. Juli 1933 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich geschlossene Staatskirchenvertrag bezeichnet. In ihm wurde das Verhältnis zwischen dem Deutschen Reich und der römisch-katholischen Kirche geregelt. Es wird auch heute noch für die Bundesrepublik Deutschland als gültig betrachtet. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Reichskonkordat

Title: ...
Post by: Link on January 04, 2014, 11:10:22 AM
"Haymarket Riots - Revolte gegen die Willkür" Manfred Berg (1. Mai 2014 )
Vor 100 Jahren eskalierte der Streik der Bergarbeiter von Colorado zum lokalen Bürgerkrieg. Die Folgen für die amerikanische Arbeiterbewegung reichen bis heute.  ... Massenstreiks, eine explodierende Bombe, Polizisten, die in die Menge schossen, exekutierte Arbeiterführer: Die Haymarket Riots in Chicago vom 1. Mai 1886 begründeten den internationalen Kampftag der Arbeiterbewegung. Noch unerbittlicher wurden die Proteste für mehr Mitsprache und besseren Lohn Ende April 1914, vor 100 Jahren, zurückgeschlagen. ...
http://www.zeit.de/2014/19/erster-mai-arbeiterbewegung-haymarket-riot

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Kategorie:Geschichte der Arbeiterbewegung
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Geschichte_der_Arbeiterbewegung

Kategorie:Geschichte der Arbeiterbewegung (Deutschland)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Geschichte_der_Arbeiterbewegung_%28Deutschland%29

Britischer Bergarbeiterstreik 1984/1985
http://de.wikipedia.org/wiki/Britischer_Bergarbeiterstreik_1984/1985

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Big History is an emerging academic discipline which examines history from the Big Bang to the present. It examines long time frames using a multidisciplinary approach based on combining numerous disciplines from science and the humanities,[1][2][3][4][5] and explores human existence in the context of this bigger picture. ....
https://en.wikipedia.org/wiki/Big_History

"Warum der Mensch in der Weltgeschichte nur eine Nebenfigur ist"  Arno Widmann (19.06.2015)
http://www.berliner-zeitung.de/wissen/-big-history--dokumentation-von-david-christian-warum-der-mensch-in-der-weltgeschichte-nur-eine-nebenfigur-ist,10808894,30987060.html
Title: ...
Post by: Link on January 28, 2014, 09:19:53 AM
"Europeana: Geschichtsprojekt digitalisiert Erinnerung an 1. Weltkrieg" (28.01.2014)
Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Ein Crowdsourcing-Projekt sammelt und digitalisiert Erinnerungsstücke aus Privatbesitz und ein anderes Quellen aus Bibliotheken. Nun können in Berlin Stücke vorbeigebracht und digitalisiert werden. ...
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Europeana-Geschichtsprojekt-digitalisiert-Erinnerung-an-1-Weltkrieg-2098217.html

Europeana 1914-1918 – Unbekannte und offizielle Geschichten zum Ersten Weltkrieg
http://www.europeana1914-1918.eu/de


The Great War Archive
The Great War Archive contains over 6,500 items contributed by the general public between March and June 2008. Every item originates from, or relates to, someone's experience of the First World War, either abroad or at home. Contributions were received via a special website and also through a series of open days at libraries and museums throughout the country. ...
http://www.oucs.ox.ac.uk/ww1lit/gwa

The Great War Archive Flickr Group
"The Great War Archive" was an initiative run by Oxford University between the 3rd March and the 30th June 2008 ...
https://secure.flickr.com/groups/greatwararchive

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"DDR-Vergangenheit"Die sind alle noch da"" (DIE ZEIT Nº 05/2014)
Was ich an einer ostdeutschen Schule bei einer Lesung über die DDR-Diktatur erlebt habe. von Roman Grafe
http://www.zeit.de/2014/05/lehrer-ostdeutsche-schule-ddr-diktatur

Stimme der DDR - 10 Fragen
http://www.stimmederddr.de/

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"Neue Details eines Grazer Tabuthemas" Walter Müller (29. April 2014)
Im ehemaligen NS-Lager im Grazer Bezirk Liebenau könnten wesentlich mehr ungarische Juden begraben liegen als bisher angenommen - unter anderem auch unter einem erst 1992 errichteten Kindergarten. Luftaufnahmen geben neue Hinweise. ... Possert im STANDARD-Gespräch: "Ein Ort des Grauens, es existiert noch eine Art Verhörzelle, Verließtüren, irgendwann nach dem Krieg dürfte ein Teil als Selchkammer verwendet worden sein. Und ein paar Meter weiter oben gab es einen Kindergarten." - Warum das Lager Liebenau "nach wie vor ein Grazer Tabuthema" sei, liegt für Possert auf der Hand: Das Herzstück der damaligen Grazer Industrie, die Puchwerke, hatte von den hier inhaftierten Zwangsarbeitern - ein ebenfalls nicht aufgearbeitetes Thema - profitiert. Es habe zudem zahlreiche Mittäter gegeben, die viellicht heute noch lebten. Und schließlich: Ein verdrängtes NS-Lager mache sich für die "Stadt der Menschenrechte" nicht wirklich gut, meint Possert. ...
http://derstandard.at/1397522020065/Neue-Details-eines-Grazer-Tabuthemas


"Martin Pollack: "Wo ich gehe und stehe""
Interview | Mia Eidlhuber (22. Februar 2014)
Pollack: Natürlich wurde ich durch meine Familiengeschichte geprägt und zur Beschäftigung mit solchen Themen geführt. Als ich mich entschied, in Warschau zu studieren, kam ich 1965 in ein Studentenheim, das mitten im ehemaligen Ghetto lag. Erst Jahre später habe ich erfahren, dass es sich um eine kontaminierte Landschaft handelt: Dort wurde einfach über die Toten gebaut. Das ging gar nicht anders. Mein Vater war 1944 mit dem von ihm befehligten Sonderkommando auch in Warschau. Vor zwei Jahren habe ich das näher recherchiert, da kam heraus, dass er an schrecklichen Verbrechen beteiligt war. Für mich unbegreiflich ist, dass ich nur 21 Jahre später nach Warschau gehen konnte. In die Stadt, in der mein Vater an der Niederschlagung des Aufstandes beteiligt war. Ich habe dort polnische Literatur studiert. Das ist für mich ein Hinweis, wie sehr sich unsere Welt verändert hat, wie kraftvoll unsere europäische Kultur ist. 21 Jahre sind keine Zeit! Ich bin Schritt für Schritt in die Geschichte hineingegangen und immer wieder auf das Thema gestoßen, oft buchstäblich, wie etwa auf eine Gabel der Waffen-SS, die ich in meinem Garten in Bocksdorf gefunden habe. ...
http://derstandard.at/1392685903291/Martin-Pollack-Wo-ich-gehe-und-stehe


Das KZ Guntramsdorf / Wiener Neudorf wurde 1943 auf dem Gelände eines von fünf bereits seit 1941 bestehenden, riesigen Bau- und Zwangsarbeiterlagern der "Flugmotorenwerke Ostmark" errichtet.
http://www.gedenkverein.at/

Das Ghetto Litzmannstadt, auch Ghetto Lodsch, in Łódź, unter der deutschen Besatzung umbenannt nach dem General und NSDAP-Mitglied Karl Litzmann (1850–1936), war von 1939 bis 1944 ein Jüdischer Wohnbezirk/Judenghetto des nationalsozialistischen Deutschen Reichs. Es war das am längsten existierende nationalsozialistische Ghetto und nach dem Warschauer Ghetto das zweitgrößte. Es diente, wie die anderen NS-Ghettos auch, vor allem als Zwischenstation vor der Deportation in die Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno nad Nerem), Auschwitz II, Majdanek, Treblinka und Sobibor. ... Es gibt Bilder jüdischer Fotografen[14] aus dem sogenannten Getto, die zwischen 1940 und 1944 aufgenommen wurden. Es existieren tausende Fotografien aus nahezu allen Bereichen des Gettos. Die fast 12.000 erhaltenen Kontaktabzüge befinden sich heute im Archiwum Państwowe w Łodzi (Staatsarchiv Łódź). Da sonst nur wenige Fotografien aus den deutschen Judengettos im besetzten Polen existieren, nimmt diese Fotosammlung eine Sonderstellung für die Geschichtswissenschaft ein. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Ghetto_Litzmannstadt
Title: ...
Post by: Link on May 12, 2014, 12:13:00 PM
"Kein Denkmal für Deserteure" Thomas Neuhold (11. Mai 2014)
Salzburg - Am 2. Juli jährt sich der Sturm einer rund eintausend Mann starken Todesschwadron der SS auf die Verstecke einer kleinen Gruppe von Wehrmachtsdeserteuren im Pongauer Goldegg zum 70. Mal. Im Zuge der SS-Aktion wurden mehrere Menschen erschossen, andere wurden in Konzentrationslager gebracht und ermordet. Insgesamt 14 Menschen haben ihr Leben verloren.
Mit Unterstützung des renommierten Salzburger Zeithistorikers Michael Mooslechner bemüht sich Brigitte Höfert seit vielen Jahren um einen Gedenkstein für die Goldegger Nazi-Opfer. Die heute 74-Jährige ist die Tochter von Karl Rupitsch - dem Anführer der Wehrmachtsdeserteure. ... Aus dem Plan, zum Jahrestag im Hof von Schloss Goldegg heuer eine vom Künstler Anton Thuswaldner entworfene Steinplatte mit den Namen der 14 Ermordeten zu verlegen, wird aber nichts. Obwohl aus privaten Mitteln finanziert, hat sich Bürgermeister Hans Fleißner (ÖVP) stets gegen das Mahnmal ausgesprochen. Er wolle dieses "am Ort des tragischen Geschehens" sehen. Ein Vorschlag, den Brigitte Höfert nicht akzeptieren kann, befanden sich doch die Verstecke der Deserteure weit weg vom Ortszentrum am abgelegenen Böndlsee. ...

http://derstandard.at/1399507173352/Kein-Denkmal-fuer-Deserteure

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"Kriegskredite 1914: Der Sündenfall der SPD" Rainer Traub (24.09.2013)
Im Juli 1914 organisierte die SPD noch Massendemos gegen den drohenden Waffengang - wenige Tage später stimmte die Partei den Krediten für den Ersten Weltkrieg zu. Wie kam es zu dem fatalen Meinungswechsel?...   
http://www.spiegel.de/einestages/spd-im-ersten-weltkrieg-wie-es-zur-kriegskredite-zustimmung-kam-a-976886.html

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German History and its Digital Memory in Moving Images
As a project partner and principal of Transit Film GmbH the German Federal Archives are responsible for the digitization of about 500 hours of film material, of which 100 hours are in HD, as well as the digitization of the entire index information of these films. Transit Film GmbH runs the website with the objective to enable worldwide access, further development and preservation of the film material.
http://www.filmothek.bundesarchiv.de/

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"Land der Unvollkommenen" Martin Klingst (23. Februar 2015)
In den Vereinigten Staaten von Amerika tobt seit einiger Zeit ein hierzulande wenig beachteter ideologischer Streit. Er dreht sich um die Wahrnehmung und Interpretation der eigenen Geschichte, genauer gesagt: um die Bedeutung und Deutung des sogenannten American exceptionalism, des amerikanischen Exzeptionalismus.
Dieser Begriff umschreibt nicht nur die Sonderstellung der Vereinigten Staaten im Konzert der westlichen Industrienationen, sondern unterstreicht überdies für viele Amerikaner den besonderen Wert und die Einzigartigkeit ihrer Nation. Vor allem Konservative sehen diesen für sie geradezu heiligen Glaubensgrundsatz derzeit wieder einmal in Gefahr.
Grund dafür ist eine im Sommer 2014 vom nationalen College Board erlassene Rahmenrichtlinie für Geschichtsleistungskurse an den öffentlichen amerikanischen Schulen. Danach sollen sich Schüler häufiger als bisher kritisch mit Amerikas Vergangenheit auseinandersetzen. Vor allem sollen sie in den Stand versetzt werden, "zu untersuchen, in welcher Weise amerikanische Außenpolitik und Militäraktionen sich auf den Rest der Welt ausgewirkt haben". ...

http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-02/usa-rolle-nation-geschichte-unterricht-exzeptionalismus

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Die Schlacht von Gallipoli wurde während des Ersten Weltkriegs auf der türkischen Halbinsel Gallipoli ausgetragen. Die Entente-Mächte wollten in einer gemeinsamen Operation die Halbinsel besetzen und sie als Ausgangsbasis für die Eroberung der osmanischen Hauptstadt Konstantinopel nutzen, scheiterten jedoch an den Verteidigern. Beide Seiten verloren insgesamt schätzungsweise 350.000 Mann (100.000 Tote und 250.000 Verwundete) ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Gallipoli

http://www.spiegel.de/fotostrecke/schlacht-von-gallipoli-massaker-im-ersten-weltkrieg-fotostrecke-124607.html

http://www.spiegel.de/einestages/schlacht-von-gallipoli-massaker-im-ersten-weltkrieg-a-1022933.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Triple_Entente




Title: zur geschichte ...
Post by: Link on February 26, 2015, 10:38:31 AM
"Verbrechen von Frauen im Holocaust Hitlers willige Helferinnen" Wendy Lower (02/2015)
Die Geschichtsschreibung zum Holocaust hat die Verbrechen von Frauen lange ausgeblendet. Dabei gingen sie zu Hunderttausenden in die besetzten Gebiete in Osteuropa - als integraler Bestandteil der Vernichtungsmaschinerie.  ... Zu den Mythen der Nachkriegszeit gehört der von der unpolitischen Frau. Nach dem Krieg sagten viele Frauen vor Gericht aus – oder erklärten in oral histories – , dass sie nur Büroangelegenheiten erledigt oder sich um die sozialen Aspekte des Alltagslebens gekümmert hätten. Sprich: um die Pflege oder um die Pflichten anderer, im Osten stationierter Deutscher.
Fast schien es, als hätten Frauen im NS-Männerstaat keine aktive Rolle gespielt – so wie das 1936 von Adolf Hitler vorgegebene Frauenbild sie an Heim und Herd verbannte. Abgesehen von einigen Ausnahmen wie Irma Grese, der ,,SS-Megäre" aus Bergen-Belsen und ,,Hyäne von Auschwitz", oder von Hermine Braunsteiner, der ,,Stute" von Majdanek.
Diese auch in der Forschung verbreiteten Porträts aber waren Karikaturen, oftmals pornografisch verzerrt. Die starke Fokussierung auf die schlimmsten KZ-Aufseherinnen hat lange eine nuancierte Diskussion über die Beteiligung und das schuldhafte Verhalten von Frauen an den Verbrechen der NS-Zeit verhindert. ... Die ,,Frauenfrage" wurde in der NS-Zeit nicht beiseitegeschoben, sondern neu gestellt. Das Private wurde politisch. Der Zugriff der Bewegung reichte bis ins traute Heim: Frauen und Mädchen holte man zu öffentlichen Versammlungen und Paraden auf die Straße, sie wurden zu Arbeitseinsätzen aufs Land geschickt, sie wurden zu Marschierübungen, Hauswirtschaftskursen und medizinischen Untersuchungen und Fahnenappellen versammelt. In ihren Memoiren und in Gesprächen erzählten viele von ihren Ambitionen: ,,Ich wollte etwas werden", ,,ich wollte mehr" – Aussagen, die sich so oder so ähnlich immer wieder finden. ...

http://www.tagesspiegel.de/wissen/verbrechen-von-frauen-im-holocaust-hitlers-willige-helferinnen/11424378.html

Quotevon KPH
    25.02.2015 19:18 Uhr

ÜBERZEUGTE NATAIONALSOZIALISTINNEN.
In meinem näheren Umfeld gab es auch solche Zeitgenossen; er war in der Waffen-SS, sie starb im Alter von fast 100 Jahren Angang dieses Jahres und war immer einen glühende Verehrerin dieser kranken NS-Ideologie und der "glanzvollen Zeit des "1000jährigen Reiches". Sprüche wie verjudetes Pack und Nigger waren an der Tagesordnung. Solche Frauen waren einer der Grundsteine auf den dieses System bauen konnte. Meine ehemalige Schulleiterin war auch einen NS-Frauenführerin, in der Schule trug sie noch in den fünfzigern ihre braune Kluft, allerdings ohne Enbleme, aber man konnte an den Verschattungen erkenen wo sie aufgenäht waren. Und unsere Lehrer waren teilweise noch alte Nazis, neben jungen oft kriegsversehrten Soldaten die aus der Gefangenschaft heimgekehrt waren.


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"Wie war das noch mit dem Korea-Krieg?" Peter Bürger (01.09.2015)
Zum Antikriegstag: Über die Wiederbewaffnung Deutschlands und das missionarische Sendungsbewusstsein der USA ... Im familiären Geschichtsgedächtnis wurden ab 1945 das Schweigen der aus dem zweiten Weltkrieg heimkehrenden deutschen Soldaten und nächtliche Alpträume der Väter in der Regel mit den Schrecken der Kriegsgefangenschaft in Verbindung gebracht. Heute wissen wir um die hundertausendfachen Täterschaften von Wehrmachtsangehörigen, die an den Verbrechen im nationalsozialistischen "Rassenkrieg" aktiv beteiligt waren.
Viele Heimkehrer verstummten, weil sie zu Mördern geworden waren. Wie konnten sie aber unter solchen Vorrausetzungen tiefere, offenherzige Beziehungen auch nur zu ihren eigenen Kindern aufbauen? Die Abgründe des beschädigten Seelenlebens mussten sich somit auch auf den Lebensweg der nächsten und übernächsten Generation auswirken. ...
http://www.heise.de/tp/artikel/45/45853/1.html


"Der Korea Krieg - Vorgeschichte und Verlauf" (ZDF, Dukumenatation, Datum ?)
https://www.youtube.com/watch?v=ZXhwc4FF6QM

Bonner Republik 1949 - 1998 (1/6) Die Ära Adenauer // Phoenix
(Veröffentlicht am 14.01.2014)
2009 wurde die Bundesrepublik Deutschland 60 Jahre alt. Aus diesem Anlass hat der WDR eine zeitgeschichtliche Serie produziert, die in sechs Teilen die Geschichte der Bonner Republik von 1949 bis 1998 dokumentiert. Die Ära Adenauer steht für Westintegration, Wiederbewaffnung und NATO-Beitritt der Bundesrepublik.
Der Name Adenauer ist auch eng verbunden mit sozialer Marktwirtschaft und der Integration von acht Millionen Vertriebenen. Seine politischen Gegner kritisieren, er sei gegenüber ehemaligen Nazis zu nachsichtig gewesen und habe Stalins Wiedervereinigungsangebot aus dem Jahre 1952 nicht "ausgelotet .
Der erste Bundeskanzler forciert von Anfang an die wirtschaftliche, politische und dann auch militärische Integration der Bundesrepublik in den Westen. Das beginnt mit dem nach dem französischen Außenminister benannten Schuman-Plan, dem ersten entscheidenden Schritt auf dem Weg zur wirtschaftlichen Integration, und der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft. Die scheitert im Sommer 1954 am Veto Frankreichs. Relativ schnell wurde Ersatz gefunden: Die Bundesrepublik wird Mitglied der NATO. Die Einheit Deutschlands ist kein Thema: Stalins Wiedervereinigungsangebot aus dem Jahr 1952 wird nicht ausgelotet, das Elend der DDR-Diktatur im Volksaufstand vom 17. Juni 1953 für alle erkennbar. Weitere Wegmarken der "Ära Adenauer : Die Reise des Kanzlers nach Moskau im September 1955 und die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen, 1957 die Rentenreform. Die Römischen Verträge führten zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.
Im Mittelpunkt der letzten Regierungsjahre Adenauers stehen der Mauerbau, die "Spiegel-Affäre und der deutsch-französische Vertrag von 1963. Wichtig auch das Verhältnis zu Israel und die massiven Waffenlieferungen an das Land.
Kritisch und neu beurteilt werden Mauerbau und die daraus resultierende Krise im deutsch-amerikanischen Verhältnis und die Hinwendung Adenauers zu de Gaulle.
Von den Zeitzeugen äußern sich der Adenauer-Experte Hans-Peter Schwarz zu Adenauer generell, aber auch zu dessen Politik der Wiederbewaffnung und zur Stalin-Note; Helmut Kohl, Rainer Barzel und Egon Bahr zur Kanzlerschaft Adenauers, Ernst Benda und Egon Bahr zu Adenauer und dessen Position unmittelbar nach dem Mauerbau; Helmut Schmidt zum 17. Juni und zur Rückkehr der Kriegsgefangenen 1955/56, sowie Egon Bahr und Annemarie Renger, die langjährige Mitarbeiterin von Kurt Schumacher, zum SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher. Es fehlt auch nicht das "Wunder von Bern" 1954 und dessen politische Einordnung.

https://www.youtube.com/watch?v=ye_lF2F7VhE

Thomas Pritzl vor 7 Monaten
Welch ungalublich plumpe Geschichtsklitterung...

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1950er
https://de.wikipedia.org/wiki/1950er

"Wohnungsnot und Aufbruchstimmung"
Die 50er Jahre in Seelze - Eine Veröffentlichung des Museumsvereins für die Stadt Seelze e. V. (2004)
http://www.heimatmuseum-seelze.de/50erjahre.web.pdf

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on October 27, 2015, 09:52:55 PM
Die rumänische Revolution von 1989 war eine Kette von Demonstrationen, Unruhen und blutigen Kämpfen, die vom 16. bis zum 27. Dezember 1989 in Timișoara, Bukarest und anderen rumänischen Städten stattfand. Sie führte zum Sturz und zur Hinrichtung des rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu und seiner Frau Elena Ceaușescu und zum Ende des realsozialistischen Systems in Rumänien. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Rum%C3%A4nische_Revolution_1989

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Die Massaker in Indonesien 1965–1966 waren ein Massenmord an Mitgliedern und Sympathisanten der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) und chinesischstämmigen Bürgern durch Teile der indonesischen Armee unter dem Kommando des Generals Suharto. Das Morden begann im Oktober 1965, je nach Schätzung fielen ihm 100.000 bis über eine Million Menschen zum Opfer ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_in_Indonesien_1965%E2%80%931966


"1965: Als die Fischer Leichen fingen" Robert Cribb (27. Oktober 2015, DIE ZEIT Nr. 41/2015, 8. Oktober 2015)
Der einzige Massenmord des 20. Jahrhunderts, der nie geleugnet wurde: Vor 50 Jahren machten die indonesische Armee und islamische Milizen Jagd auf die Kommunisten im Land der 17.000 Inseln ... Binnen sechs Monaten, von Oktober 1965 bis März 1966, vollzog sich in Indonesien einer der größten politischen Massenmorde des 20. Jahrhunderts: Rund eine halbe Million Menschen fiel ihm zum Opfer – Mitglieder und Sympathisanten der Kommunistischen Partei. Zwar ist unter Experten umstritten, ob politische Morde überhaupt als Genozid bezeichnet werden können. Doch die Geschehnisse in Indonesien stehen auf einer Stufe mit den sowjetischen Säuberungen, der chinesischen Kulturrevolution und den Gräueltaten der Roten Khmer in Kambodscha. ...
http://www.zeit.de/2015/41/massenmord-indonesien-kommunisten-pki


Film "The Act of Killing": "Habe ich gesündigt?" Thomas Assheuer (14. November 2013)
In Joshua Oppenheimers Dokumentarfilm "The Act of Killing" stellen Massenmörder ihre Taten nach. Sie haben es "gern getan", sie hatten "viel Spaß dabei", es war die aufregendste Zeit ihres Lebens. "Hackmesser" nannten sich die Todesschwadronen, die 1965 in Indonesien ausschwärmten und jeden jagten, den sie für einen Kommunisten hielten. Je nach Schätzung starben dabei bis zu zweieinhalb Millionen Menschen, allein auf Bali töteten die "Patrioten" in zwei Wochen 80.000 Bewohner. Heute sind die Täter hoch geachtete Mitglieder der Gesellschaft; die Nachfolgeorganisation der Todesschwadronen, die paramilitärische Pancasila-Jugend, hat drei Millionen Mitglieder, und wenn sie feiern, sitzt der Vizepräsident in der ersten Reihe. ...
http://www.zeit.de/2013/47/dokumentarfilm-the-act-of-killing-joshua-oppenheimer

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on October 28, 2015, 12:42:50 PM
​,,Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr erschossen" Daniel Mützel (Oktober 20, 2015)
Das organisierte Morden begann im Oktober vor 111 Jahren. Überrascht von der heftigen Gegenwehr der Aufständischen gab der deutsche Oberbefehlshaber in Deutsch-Südwestafrika, Lothar von Trotha, am 2. Oktober 1904 den Vernichtungsbefehl. In seinem ,,Aufruf an das Volk der Herero" versprach er, auch Frauen und Kinder nicht zu schonen.
Der Befehl blieb zunächst nicht unwidersprochen im deutschen Generalstab. Laut Aufzeichnungen aus dem Jahr 1906, herausgegeben vom ,,Großen Generalstab", gab der Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Generaloberst Theodor Leutwein, zu bedenken, die Eingeborenen seien notwendiges Arbeitsmaterial für die Deutschen. Auch Bernhard von Bülow, obgleich er als Reichskanzler den ,,Halbgöttern im Generalstab" nichts reinzureden hatte, kabelte nach Windhoek, die vollständige Ausrottung der Herero sei kontraproduktiv, ihr Einsatz im Ackerbau und in der Viehzucht ,,unentbehrlich". Lothar von Trotha widersprach: ,,Ich bin gänzlich anderer Ansicht. Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muss." ... Zeitsprung: 111 Jahre später, am vergangenen Mittwoch, besucht eine Herero-Delegation aus Namibia die deutsche Hauptstadt und protestiert vor dem Reichstagsgebäude, während drinnen drei verschiedene Ausschüsse über den Genozid debattieren. Die Nachfahren der Opfer beklagen sich bei den Nachfahren der Täter, bei den nicht-öffentlichen Sitzungen nicht wenigstens als Beobachter zugelassen zu werden: ,,Herero müssen draußen bleiben", lautet der Vorwurf des Bündnisses ,,Völkermord verjährt nicht!". ...

https://www.vice.com/de/read/innerhalb-der-deutschen-grenze-wird-jeder-herero-mit-oder-ohne-gewehr-erschossen-291


Der Völkermord an den Herero und Nama geschah während und nach der Niederschlagung von Aufständen der Herero und Nama gegen die deutsche Kolonialmacht in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika während der Jahre 1904 bis 1908. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Herero_und_Nama

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Kategorie:Politikgeschichte (Europa)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politikgeschichte_%28Europa%29

Kategorie:Warschauer Pakt
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Warschauer_Pakt

Kategorie:Politische Affäre in Deutschland
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Aff%C3%A4re_in_Deutschland

Kategorie:Politische Affäre (Frankreich)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Aff%C3%A4re_%28Frankreich%29

Kategorie:Politische Affäre (Vereinigte Staaten)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Aff%C3%A4re_%28Vereinigte_Staaten%29

Kategorie:Politische Affäre (Österreich)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Aff%C3%A4re_%28%C3%96sterreich%29

Kategorie:Österreichische Politikgeschichte
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:%C3%96sterreichische_Politikgeschichte

Kategorie:Politische Affäre (Vereinigtes Königreich)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Aff%C3%A4re_%28Vereinigtes_K%C3%B6nigreich%29

Kategorie:Politische Affäre (Italien)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Aff%C3%A4re_%28Italien%29

Kategorie:Politische Affäre in Schweden
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Politische_Aff%C3%A4re_in_Schweden

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on December 07, 2015, 05:53:41 PM
Wolfgang Wippermann (* 29. Januar 1945 in Wesermünde) ist ein deutscher Historiker. Er ist außerplanmäßiger Professor für Neuere Geschichte am Friedrich-Meinecke-Institut an der Freien Universität Berlin und nimmt Lehraufträge an der Universität der Künste Berlin und der Fachhochschule Potsdam wahr. ... Wippermanns Thesen sorgten mehrfach für Kontroversen innerhalb der deutschen Historikerzunft. So sieht sich Wippermann selbst als einzigen Historiker, der sich in der Goldhagen-Kontroverse auf die Seite Goldhagens schlug.[6] Wippermann kritisierte vornehmlich die Stoßrichtung und den Tonfall von Goldhagens Kritikern, wie etwa die Bezeichnung als ,,Scharfrichter" durch den Journalisten Rudolf Augstein. Zudem warf Wippermann den Kritikern vor, Rufmord gegen Goldhagen zu betreiben. Der Vorwurf des Rufmordes und der Unwissenschaftlichkeit führte zu heftigen Widerspruch seitens der Gegner Goldhagens, also der Mehrheit der deutschen Historiker.
Über das Schwarzbuch des Kommunismus urteilte Wippermann, dass es nur ,,eine ermüdende Reihung von Mordgeschichten" biete, eine ,,Dämonisierung des Kommunismus" betreibe und hinterfragt werden müsse, ob es sich ,,bei den Regimen in der Sowjetunion, China, Kambodscha etc. überhaupt um kommunistische bzw. sozialistische Systeme gehandelt habe". Reinhard Mohr kritisierte darüber im Spiegel, dass ,,gar nicht mehr versucht wird, wissenschaftliche oder politische Kritik zu üben und dass es nur noch um das gekränkte intellektuelle Ich" gehe. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Wippermann

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"Suchdienst stellt Fotos, Briefe und Schmuck aus Nazi-KZs online" (06.01.2016)
Eheringe, Ausweise, Sparbücher oder Gefangenen-Akten: Der Internationale Suchdienst (ITS) im nordhessischen Bad Arolsen hat Tausende Gegenstände und Dokumente von Nazi-Opfern aus Konzentrationslagern fotografiert und online gestellt. Die Nazis hatten ihren Opfern einst alle Habseligkeiten abgenommen - nun sollen Angehörige und Wissenschaftler danach suchen können. ... Der ITS berichtete etwa im November, dass der Abschiedsbrief eines niederländischen Widerstandskämpfers nach 72 Jahren an seine Söhne übergeben werden konnte. Eine Bekannte der Familie hatte die Brieftasche des Vaters im Archiv gefunden. In dem Bericht heißt es: "Ohne die im Oktober 2015 erfolgte Veröffentlichung im ITS Online-Archiv hätte die Brieftasche vermutlich nie zurückgegeben werden können." Jede Datei des Archivs kann kommentiert werden. Bisher gab es keine antisemitischen Kommentare – auch darüber freut sich Groh. ...
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Suchdienst-stellt-Fotos-Briefe-und-Schmuck-aus-Nazi-KZs-online-3063744.html

In seinem Leitbild bekennt sich der International Tracing Service (ITS) in Bad Arolsen dazu, die Erinnerung an die Namen der Millionen Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung zu wahren. Die Bestände im Archiv des ITS über die Verfolgung, Zwangsarbeit sowie den Holocaust sind einzigartig in ihrem Umfang und ihrer Bedeutung.
Der ITS bewahrt diese historischen Zeugnisse, beantwortet »Anfragen von Überlebenden und Familienangehörigen und nutzt das Archiv für die » Forschung und »Bildung. In den Archivräumen des ITS werden rund 30 Millionen Dokumente verwahrt. Mit ihrer Hilfe können auch heute noch viele Schicksale aufgeklärt werden. ...

https://www.its-arolsen.org/


Memory of the World, 03. Mai 2020 Arno Kleinebeckel
NS-Verfolgung: Die Arolsen Archives öffnen ihre Bestände. Millionen Dokumente geben den Toten ihre Identität zurück - und offenbaren minuziös das Ausmaß der Verbrechen
https://www.heise.de/tp/features/Memory-of-the-World-4711847.html

Schicksale klären und Vermisste suchen: Das war über Jahrzehnte die zentrale Aufgabe der Arolsen Archives. Bis heute beantworten wir jährlich Anfragen zu rund 20.000 NS-Verfolgten.
https://collections.arolsen-archives.org/search/


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"Migration : Jeder zehnte Mensch war illegal" Michael Schubert (ZEIT Geschichte Nr. 4/2015, 17. November 2015)
Mitte des 19. Jahrhunderts unternahmen die Staaten des Deutschen Bundes den Versuch, Wanderungsbewegungen zu kontrollieren. Sie führten ein Passsystem ein und legten Routen für die Abschiebung unerwünschter "Vagabunden" fest – mit fragwürdigem Erfolg. ... Sie lebten im Freien, schliefen unter Brücken, in Hütten oder Ställen. Was sie besaßen, führten sie mit sich: Im 18. Jahrhundert, so schätzt man, gehörten etwa 10 bis 15 Prozent der gesamten Bevölkerung Mitteleuropas zu den "Menschen auf der Straße". Doch ihr Leben war keineswegs so romantisch, wie viele Volkslieder es suggerieren. Sie bewegten sich, wie die allerorts vermuteten Räuber und Gauner, außerhalb der ständischen Ordnung: Wanderarbeiter, Hausierer und Händler, verarmte Handwerksgesellen und mittellose Studenten, "Zigeuner" und Bettler, entlaufene oder entlassene Soldaten, Gaukler und Akrobaten, Schauspieler und Musikanten. Außerdem waren auf den Straßen Arbeitswanderer aller Art, Revolutions- und Religionsflüchtlinge sowie zahllose innereuropäische Migranten unterwegs. Im beginnenden 19. Jahrhundert fügte die Bauernbefreiung noch Massen an Landlosen hinzu, die auf der Suche nach neuen Erwerbsmöglichkeiten durch die Gegend zogen. Auf landwirtschaftlichen Gütern, in den Manufakturen und den entstehenden industriellen Zentren hofften sie, ein Auskommen zu finden. Nicht wenige von ihnen nahmen den Weg über den Atlantik in das verheißungsvolle Amerika. Insgesamt darf Migration wohl als eine der größten Herausforderungen des 19. Jahrhunderts gelten. ...
http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2015/04/migration-fluechtlinge-migranten-deutscher-bund-vagabunden?

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NS-Zeit: "Nazis zählen reicht nicht" Interview: Christian Staas (25. Februar 2016)
Seit zehn Jahren durchleuchten Kommissionen die NS-Vergangenheit deutscher Ministerien und Behörden. Nun gibt es einen Zwischenbericht: Was hat die Forschung erbracht? Fragen an den Historiker Martin Sabrow
ZEIT: Der Wirbel um die Studie zum Auswärtigen Amt hat 2010 gezeigt, dass manche Tabus bis heute fortwirken. Viele Ehemalige wollten den alten Mythos retten, das Amt sei ein Hort des Widerstands gewesen. Gab es auch noch andere Behörden, in denen solcher Aufruhr herrschte, etwa im Bundesarchiv, das Sie erforschen?
Sabrow: Nein, im Bundesarchiv ist von Verschlossenheit und Abwehr nichts zu spüren. Anderswo schon. Schwierigkeiten gab es im ersten Anlauf mit dem BND. Ein weiterer Fall ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. 2006 und 2007 entstanden zwar erste Studien. Veröffentlicht wurde aber bis 2011 gar nichts. Ein Teil der Ergebnisse ist nach wie vor unter Verschluss. Am 30. September 2015 hat das Ministerium nun überraschend die Einsetzung einer Historikerkommission angekündigt. Wir dürfen gespannt sein.  ...
ZEIT: Welche Bundesinstitutionen sollten auf jeden Fall noch durchleuchtet werden?
Sabrow: Zuallererst das Kanzleramt. Dazu gibt es noch keine Kommission, und die Personalpolitik dort ist weitgehend unerforscht.
ZEIT: Weil durch den Fall Globke der Eindruck entstand: Das Thema ist erledigt?
Sabrow: Und weil das Bundeskanzleramt eine sehr sensible Einrichtung auch im diplomatischen und außenpolitischen Verkehr ist. Über das zivile Personal des Verteidigungsministeriums, das eine eigene und hervorragende Forschungseinrichtung besitzt, ist ebenfalls wenig bekannt. Die Bundesbank wurde noch nicht untersucht. Dasselbe gilt für die Legislative einschließlich der Parteien, aber auch für die Judikative, besonders den Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht. ...
http://www.zeit.de/2016/07/ns-zeit-aufarbeitung-vergangenheit-forschung

Quotegrunemanz #7  —  (29.02.2016)

Die gefühlte Nazi-Zeit hat in Deutschland bis Willy Brandt gedauert. Das Klima gruselig, Wehrmachtsgenerale mystisch verklärt, schauerliches "Heldengedenken" zu den entsprechenden Tagen, Homosexuelle gejagt, rückkehrende Exilanten
als "Vaterlandsverräter" beschimpft und ein Auschwitz Prozess gegen Schwerstverbrecher nur sehr mühsam in Gang gebracht, während Frau Freisler ihre Gerichtspräsidenten-Witwen Pension einstreichen konnte und kein einziger Richter
des Verbrecherregimes auf die Anklagebank kam.


QuoteAndreas jun #8  (29.02.2016)

Die Entfaltung des Nazismus in Deutschland bedarf gesonderter komplexer historischer Betrachtung...
Die Aufarbeitung nach dem Krieg findet derzeit ihren Höhepunkt im KZ-Wächter-Prozess. Sie wird künftige Historiker einmal ebenso beschäftigen, wie die Zeit vor dem Umsturz. Auch Besonderheiten in den beiden deutschen Nachkriegsstaaten werden bei der Aufarbeitung eine Rolle spielen.
Das Ergebnis wird auch wesentlich für das Urteil über uns sein.


QuoteGhede #10  (29.02.2016)

Vor einer Weile bin ich mehr oder weniger zufällig auf die Geschichte des Octogon-Trust gestoßen, eine Art Geldwäscheunternehmen für geplünderte Vermögen aus der Zeit des NS. In der Nachkriegszeit hat es kontinuierlich Gelder in Richtung CDU fließen lassen, mit kräftiger Hilfe ehemaliger Nazis und solchen, die sich an der Herkunft des Geldes nicht störten. Im Zusammenhang damit gab es seinerzeit in der jungen BRD einen handfesten Skandal, inklusive einiger mysteriös Verstorbener.

[Jean-Michel Meurice: Schwarze Kassen (auf YouTube), Dokumentarfilm, ARTE France, Maha und Anthracite (2008; 70'), Frankreich 2008]
Schwarze Kassen der CDU - Das System OCTOGON
https://www.youtube.com/watch?v=gzTSe9xUJoU

Spontan fielen mir dazu die "jüdischen Vermächtnisse" des Schwarzgeldskandals aus jüngerer Geschichte ein, wie sie Herr Koch beschrieb, damals Ministerpräsident in Hessen. Über den Satz hat man (? naja, ich jedenfalls ;-)) damals den Kopf geschüttelt und das Gesicht verzogen, weil es wie eine lächerliche Schutzbehauptung klang - aber mit der Vorgeschichte ergibt das auf zynische Art und Weise Sinn. Insbesondere auch wegen der Verwicklung von Waffenschiebern.

Wie dem auch sei: Man braucht nicht zwingend personelle Kontinuität, um knietief im Erbe des Dritten Reichs gestiefelt zu haben. Adenauer war ja nun kein Nazi - und doch hat er sie gedeckt, wo es ihm in den Kram passte.

QuoteChrisDOHC #10.1 (29.02.2016)

"Wie dem auch sei: Man braucht nicht zwingend personelle Kontinuität, um knietief im Erbe des Dritten Reichs gestiefelt zu haben. Adenauer war ja nun kein Nazi - und doch hat er sie gedeckt, wo es ihm in den Kram passte."

Adenauer war sicher ein Staatsmann von Format- trotzdem hat auch er mit Globke bewiesen, dass in der Politik "im Notfall" jedes Mittel recht ist.
Und was die Konstellation Adenauer, Globke, Eichmann angeht- dort könnten auch noch Überraschungen in Archiven schlummern.




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"Nazi-Prozesse: Großbritanniens konsequente Militärjustiz" Bernhard Sprengel (1. März 2016)
Vor 70 Jahren begannen im Hamburger Curiohaus die Prozesse gegen Nazi-Verbrecher in Norddeutschland. Die Prozesse waren das Nürnberg der britischen Besatzungszone. ...
http://www.zeit.de/hamburg/kultur/2016-03/hamburg-kriegsverbrecher-curiohaus-briten-1946
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on April 14, 2016, 10:02:32 AM
Handbuch Nachkriegskultur
Literatur, Sachbuch und Film in Deutschland (1945–1962)
Hrsg. v. Agazzi, Elena / Schütz, Erhard
Das Handbuch erschließt die in den letzten Jahren zunehmend komplexer werdende Forschung zur Kultur im Nachkriegsdeutschland (1945–1962). Virulente Themenkomplexe wie Krieg, Trümmer, Heimkehr, Flucht, Vertreibung, Schuld, Alltag, Religion usw. werden anhand exemplarischer Werke systematisch aufgearbeitet, wobei fiktionale Literatur, Sachbuch und Film in beiden deutschen Staaten im Mittelpunkt stehen. Das Kompendium wurde von Historikern, Literatur- und Filmwissenschaftlern erarbeitet und beantwortet maßgebliche Fragen zur ästhetischen Repräsentation und Formation von Zeitgeschichte. ....
http://www.degruyter.com/view/product/176842

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"Ausstellung über politische Sticker: ,,Qualitäts-Wurst" mit Hetze" Maik Söhler (19. 4. 2016)
Die Ausstellung ,,Angezettelt" präsentiert antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute. ... Man kann sich wahlweise von organisierten Antisemiten im späten 19. Jahrhundert anekeln lassen, vom Kolonialrassismus des Kaiserreichs, von NSDAP-Propaganda der Jahre 1925 bis 1945 oder davon, wie nach 1945 das Feindbild des verarmten Juden dem Motiv eines ,,Profiteurs des Holocaust" weichen muss. Es folgen der dumpfe Rassismus von NPD, DVU und dem ,,Ring nationaler Frauen" in den Achtzigern und die Antiflüchtlingsslogans ,,Nein zum Heim" und ,,Refugees not welcome" der Gegenwart. ...
https://www.taz.de/Ausstellung-ueber-politische-Sticker/!5293189/

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"Theatertreffen Berlin: Hans-Werner Kroesinger Dramen aus den Archiven" Patrick Wildermann (06.05.2016)
Hort des Hehren, Wahren, Schönen? In ,,Stolpersteine Staatstheater" entdeckt Hans-Werner Kroesinger eine Bühne im Nazi-Rausch. ... Das Archiv ist weder hip noch sexy. Man macht sich schmutzig, braucht Beharrlichkeit und Geduld, muss sich durch Akten wühlen und wird dafür höchstens mit einem Gewinn an Wissen belohnt. Junge Theatermacher, die sichtbar werden wollen, trifft man dort nicht gerade in Massen. Das Archiv ist aber der Ort, an dem ein Großteil der Arbeit von Hans-Werner Kroesinger stattfindet. Hier vergräbt er sich in Materialberge über die Konflikte der Vergangenheit, die in der Gegenwart offene Wunden hinterlassen haben. Oder durchleuchtet die Krisen von heute, die uns in Zukunft noch Kopfzerbrechen bereiten werden. Im Falle der Inszenierung ,,Stolpersteine Staatstheater", mit der Kroesinger jetzt nach über zwei Karriere-Jahrzehnten erstmals zum Theatertreffen eingeladen ist, recherchierte er in Personalakten des Staatstheaters Karlsruhe, ,,die seit 30, 40 Jahren niemand mehr in der Hand hatte". Im Stadtarchiv ist lückenlos erfasst, mit welcher Rasanz sich die Bühne der nationalsozialistischen Ideologie an den Hals warf. Und was aus den ehemaligen Publikumslieblingen geworden ist, an die sich kaum noch jemand erinnert. ,,Karlsruhe hat im Juli 1933 als erstes Haus an die Reichstheaterkammer gemeldet, dass es ,judenfrei' sei", erzählt Kroesinger. ...
http://www.tagesspiegel.de/kultur/theatertreffen-berlin-hans-werner-kroesinger-dramen-aus-den-archiven/13557226.html


"Theatertreffen 2016: Die grausamsten Dramen spielen hinter den Kulissen" Christine Wahl (17.05.2016)
,,Stolpersteine Staatstheater" entstand in Karlsruhe – anlässlich der dortigen Feierlichkeiten zum 300-jährigen Stadtjubiläum. Statt geschichtsvergessen mitzujubeln, vergruben sich Dura und Kroesinger ins Stadtarchiv und recherchierten Personalakten des örtlichen Staatstheaters. Entstanden ist eine minuziöse Dokumentation der Diskreditierung, Diskriminierung und Entlassung jüdischer Ensemblemitglieder seit 1933 – und vor allem ihrer vermeintlichen Legitimation. ...
http://www.tagesspiegel.de/kultur/theatertreffen-2016-die-grausamsten-dramen-spielen-hinter-den-kulissen/13605940.html

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"Atomwaffen in Einsatzbereitschaft können halt schon mal ..." Markus Kompa (17.10.2013)
Weitere Aktenfreigaben zu den militärischen Nuklearunfällen in Palomares und Thule ...
http://www.heise.de/tp/news/Atomwaffen-in-Einsatzbereitschaft-koennen-halt-schon-mal-2005266.html

"Verstrahlte Politik" Markus Kompa (17.05.2016)
Interaktive Karte simuliert geplante Nuklearziele von 1956: Letzten Dezember hatten die USA die bis dahin geheime Liste ihrer 1956 geplanten Atombombenziele der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Atombomben auf Ost-Berlin). Der damalige Air Force-Chef General Curtis LeMay, der bereits die Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki kommandierte, hatte seit Ende der 1940er Jahre offen für einen nuklearen Präventivkrieg plädiert. ...
http://www.heise.de/tp/news/Verstrahlte-Politik-3209162.html

"Kalter Krieg: USA wollten im Ernstfall 91 Ziele in Ost-Berlin treffen" (23.12.2015)
Das US-Nationalarchiv hat eine Liste des Militärs aus den Fünfzigerjahren veröffentlicht. Sie zeigt die Ziele, die im Kriegsfall mit Atomwaffen angegriffen worden wären. Ost-Berlin sollte demnach "systematisch zerstört" werden. ...
http://www.spiegel.de/politik/ausland/berlin-usa-wollten-im-kriegsfall-91-atombomben-auf-ost-berlin-abwerfen-a-1069249.html

http://www.spiegel.de/forum/politik/kalter-krieg-us-armee-wollte-im-ernstfall-91-atombomben-auf-ost-berlin-abwerfen-thread-398623-1.html

"Hunderte Ziele von US-Atombomben in der DDR"
Das US-Nationalarchiv hat detaillierte Ziellisten für Nuklearwaffen freigegeben. Ende der 50er standen 1200 Städte des Ostblocks darauf, Ost-Berlin allein 68 Mal. Auch der Westteil wäre verglüht. ...
http://www.welt.de/geschichte/article150290008/Hunderte-Ziele-von-US-Atombomben-in-der-DDR.html

"Um Haaresbreite" Markus Kompa (10.11.2015)
USA geben Geheimbericht von 1990 zu Able Archer 83 frei ... Nachdem Präsident Ronald Reagan Anfang der 1980er Jahre das Klima zwischen den Supermächten vom Tauwetter wieder zur Eiszeit gewandelt hatte, befürchteten die Strategen in Moskau einen nuklearen Überraschungsangriff. Lange war umstritten, wie real die sowjetische Kriegsangst von 1983 und damit das Risiko eines versehentlich eingeleiteten Gegen- oder gar Präventivschlags tatsächlich gewesen war. Eine nun freigegebene Studie für die außenpolitischen Berater der Regierung Bush von 1990, der alle geheimen US-Quellen zur Verfügung standen, kommentierte: "on a hair trigger". ...
http://www.heise.de/tp/artikel/46/46483/1.html

"1100 Declassified U.S. Nuclear Targets: How many nukes do you think are needed for deterrence?"
The National Security Archives recently published a declassified list of U.S. nuclear targets from 1956, which spanned 1,100 locations across Eastern Europe, Russia, China, and North Korea. The map below shows all 1,100 nuclear targets from that list, and we've partnered with NukeMap to demonstrate how catastrophic a nuclear exchange between the United States and Russia could be. ...
http://futureoflife.org/background/us-nuclear-targets/

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Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on May 27, 2016, 08:04:49 AM
"Nordkirche in Hamburg: Nicht zu vergessen" Wolfgang Thielmann (31. Januar 2016)
Die Nordkirche arbeitet ihre NS-Vergangenheit auf – und einigen geht das zu weit. ... Die Schatten des "Dritten Reiches" waren lang und fielen auf den Neuanfang nach 1945. Auch in Hamburg, auch in der Kirche. Und die Schatten trugen Namen – Namen, die in Kirchenkreisen bislang einen guten Klang hatten. ... Gerhard Ulrich, der Landesbischof der Evangelischen Nordkirche, zeigt sich von Lincks Forschungen berührt: "Jeder Blick in die Geschichte unseres Landes und unserer Kirche ist erschütternd, wenn wir sehen, wie mit der Schuld und mit den Brüchen umgegangen wird." Die Erinnerung wachzuhalten, sagt er, gehöre zu den kirchlichen Kernaufgaben. "Aber es ist schwer damit umzugehen, wenn das eigene Hoffnungsbild Kratzer bekommt." Und Ulrich hat Verständnis für die Nöte von Christen, "deren Vorbilder plötzlich anders dastehen". ... Für Ulrich ist die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte seiner Kirche ein Lebensthema. 1984 hat er als Pastor in Wellingsbüttel eine Ausstellung initiiert. Eine Tafel verschwand nach wenigen Stunden. Ulrich weiß bis heute nicht, wer sie entfernt hat. Sie zeigte ein Foto der Kircheneinweihung, mit Hakenkreuzfahne, Männern in Braunhemden und SS-Standarte. Das Wellingsbüttler Kirchengebäude war 1937 als Musterbau einer NS-Kirche eingeweiht worden. In der Fassade finden sich Runen, ein Hexenbesen und ein Hakenkreuz. Ein Lutherbild im Innern trug die Inschrift: "Für euch Deutsche bin ich gekommen".
Nach Kriegsende wurde das Bild mit einer Holzplatte zugenagelt. "Dergestalt vernagelt war auch die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit", sagt Ulrich. ...
http://www.zeit.de/2016/05/nordkirche-hamburg-ns-vergangenheit-aufarbeitung/komplettansicht

"Neue Anfänge nach 1945?"
Wie die Landeskirchen Nordelbiens mit ihrer NS-Vergangenheit umgingen
Eine Wanderausstellung der Nordkirche 2016 ...  In sechs Themenfeldern dokumentiert die Ausstellung, in welcher Weise sich die im lutherischen Norden lange Zeit vorherrschende nationalprotestantische Mentalität, die die Hinwendung zum Nationalsozialismus gefördert hatte, nach 1945 zunächst wieder durchsetzte und Wirkungsmacht entfaltete. Im Vordergrund stehen konkrete Fälle und Beispiele aus den nordelbischen Landeskirchen und Gemeinden. Gezeigt wird auch der mühevolle Weg von Auseinandersetzung und Dialog über Jahrzehnte, der schließlich zu einer Veränderung der Kirche führte.
Die Ausstellung wurde am 29. Januar 2016 in der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg eröffnet. Sie wandert seitdem durch zahlreiche Kirchen im norddeutschen Raum. ...
https://www.nordkirche.de/nordkirche-nach45


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Die wirksame juristische Aufarbeitung dieser Verbrechen kam erst vor wenigen Jahren in Gang und dauert bis heute an. ... Nach dem bisherigen Stand der offiziellen Ermittlung sowie der Auswertung von Dokumenten fielen mindestens 200 Personen der Zusammenarbeit der Staaten während der Operation Condor zum Opfer. Die weitaus größere Zahl der Opfer ist jedoch auf direkte Maßnahmen der nationalen Regierungen gegen ihre eigenen Bürger zurückzuführen, allein in Argentinien gelten etwa 30.000 Menschen als dauerhaft verschwunden, in Chile 2.950. Doch die Bilanz der lateinamerikanischen Repressionspolitik ist nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen weitaus höher: Etwa 50.000 Ermordete, 350.000 Verschwundene und 400.000 Gefangene. ... (Stand 05/2016)
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Condor

Die School of the Americas wurde von Menschenrechtsorganisationen wegen der Ausbildung vorwiegend rechts gerichteter Militärs und Paramilitärs auch in Foltertechniken und der massiven Unterstützung rechtsgerichteter Militärdiktaturen in Lateinamerika kritisiert. Viele der Absolventen waren später maßgeblich an so genannten schmutzigen Kriegen in ihren Heimatländern beteiligt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Western_Hemisphere_Institute_for_Security_Cooperation

Schmutzige Kriege von Militärdiktaturen gegen die eigene Bevölkerung, das heißt die gewaltsame illegale Unterdrückung jeglicher Opposition, breiteten sich auf dem gesamten Kontinent aus. Dies wurde in der Regel vom massiven Einsatz so genannter Todesschwadronen begleitet, die faktisch informelle staatliche Mordkommandos waren und politische Gegner illegal umbrachten oder ,,verschwinden ließen". Diese Entwicklung gipfelte ab 1976 in der Operation Condor...
https://de.wikipedia.org/wiki/Beziehungen_zwischen_Lateinamerika_und_den_Vereinigten_Staaten#1970er_Jahre:_Die_.C3.84ra_der_Juntas


"Militärdiktaturen: Argentinische Militärs wegen Verfolgung von Oppositionellen verurteilt" (28. Mai 2016)
Den Verurteilten werden Verbrechen gegen Oppositionelle in mehreren südamerikanischen Militärdiktaturen vorgeworfen. Unter ihnen ist auch ein ehemaliger Staatschef. ... Das Urteil stellt erstmals die kriminelle grenzübergreifende Zusammenarbeit der Diktaturen in Argentinien, Uruguay, Brasilien, Chile, Paraguay und Bolivien fest. Die Koordination der Militärs und Geheimdienste dieser Länder in den 1970er und 1980er Jahren wurde von den Verantwortlichen "Plan Cóndor" genannt. ...
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-05/argentinien-militaer-verbrechen-veurteilung

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Carl Schmitt (zeitweise auch Carl Schmitt-Dorotic) (* 11. Juli 1888 in Plettenberg; † 7. April 1985 ebenda) war ein deutscher Staatsrechtler, der auch als politischer Philosoph rezipiert wird. Er ist einer der bekanntesten, wenn auch umstrittensten deutschen Staats- und Völkerrechtler des 20. Jahrhunderts. Als ,,Kronjurist des Dritten Reiches" (Waldemar Gurian) galt Schmitt nach 1945 als kompromittiert. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Schmitt

"Carl Schmitt: "Die Würde meiner Gedanken"" Alexander Cammann (DIE ZEIT Nr. 22/2016, 19. Mai 2016)
In seinem "Glossarium" wütete der einflussreiche Staatsrechtler Carl Schmitt gegen Juden und Emigranten. Jetzt erst erscheint es in einer vollständigen Fassung.  ... ausgerechnet also jener Carl Schmitt liegt heute so nackt vor der Nachwelt wie kaum ein anderer Intellektueller des 20. Jahrhunderts. Dreißig Jahre nach seinem Tod ist er ein Klassiker der politischen Theorie mit enormer Ausstrahlung auf Literatur- und Kulturwissenschaften weltweit.
Man kann seine zahlreichen Briefwechsel mit Zeitgenossen nachlesen, weitere Korrespondenzen dieses großen Kommunikators werden erwartet, mit dem Historiker Reinhart Koselleck und dem Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde zum Beispiel. Vor allem aber werden Schmitts Tagebücher nach und nach ediert, die er ein Leben lang in manischer Offenherzigkeit führte. Wer den Band über die Jahre 1930 bis 1934 liest, der erlebt einen ehrgeizigen Staatsrechtler in der Staatskrise der Weimarer Republik, der rastlos zwischen Vorträgen, Terminen, Salons und dem Reichsgerichtshof hin und her hetzt, Aufsätze und Karriere plant und in den Slots dazwischen sich zwanghaft mit aufreibenden Affären und Prostituierten verlustiert. Hemmungslos hasst Schmitt Juden; abends notiert er alles, auch die Weine, die er in erstaunlicher Menge konsumiert. Das Leben eines Besessenen, protokolliert von ihm selbst, zwecks Seelen- und Eingeweideschau.  ... Was macht diese Neuauflage nun so bedeutend, über den Kreis der Schmitt-Experten hinaus? Wie in Martin Heideggers Schwarzen Heften lassen sich hier die intellektuellen Mechanismen studieren, mit denen die braun durchwirkten Meisterdenker die Jahre 1933 bis 1945 verarbeiteten. Schmitt, der 1945/46 in Nürnberg arretiert war, wehrt alles ab, oft in unerträglicher Suada. "Die viehischen Greuel der Besiegten" – der Deutschen – "und die viehische Rache" – durch die Alliierten – "für diese Greuel, das gleicht sich wirklich aus", notiert er im Februar 1950; im August 1949 mokiert er sich: "Genocide, Völkermorde, rührender Begriff; ich habe ein Beispiel am eigenen Leib erlebt: Ausrottung des preußisch-deutschen Beamtentums im Jahre 1945." Oft relativiert er – "Was war eigentlich unanständiger: 1933 für Hitler einzutreten oder 1945 auf ihn zu spucken?" (April 1949) – und schlägt wild um sich: "Die Emigranten sind unberechenbar und meistens partiell gestört in moralischer Hinsicht", glaubt er im Juli 1949 ...
http://www.zeit.de/2016/22/carl-schmitt-glossarium-briefwechsel-antisemitismus

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"Der Bundesrat wusste bereits 1942 über den Holocaust Bescheid" Hans-Ulrich Jost (30. Januar 2013)
Die Pressemitteilung von Bundespräsident Maurer anlässlich des internationalen Gedenktages des Holocausts hat einmal mehr unsere Schwierigkeiten beim Umgang mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs zutage gebracht. Anspielend auf diese dunkle Zeit, schliesst die kurze Meldung mit der Bemerkung, die Schweiz sei damals «für viele Bedrohte und Verfolgte zur rettenden Insel» geworden.
Doch dies galt ausgerechnet nicht für Juden. Ihnen ist der Status «politischer Flüchtling» nicht gewährt worden. Die Pässe der deutschen Juden wurden 1938 auf Betreiben der Schweiz mit ein grossen «J» gekennzeichnet, damit man sie gleich an der Grenze abfangen und zurückweisen konnte. Und 1942, als die systematische Vernichtung der Juden in Deutschland begann, sind Grenzübertritte vollständig gestoppt worden. Der Beschluss, den Juden nicht den Status des politischen Flüchtlings zu anerkennen, ist erst im Juli 1944 aufgehoben worden.
Oft kommt der Einwand, die Schweiz habe doch insgesamt 300'000 Flüchtlinge aufgenommen. Dies ist richtig. Doch der weitaus grösste Teil dieser Flüchtlinge kam erst ab 1944 ins Land. Für viele Juden war es da schon zu spät. ... Zur beschönigenden Erklärung wird immer wieder angefügt, dass die für die schweizerische Flüchtlingspolitik verantwortlichen Beamte und Magistrate erst gegen Ende des Krieges über die systematische Tötung der Juden informiert waren. Diese Behauptung ist falsch.
Zahlreiche Schreiben unserer diplomatischen Vertreter im Ausland, sowie Berichte von glaubwürdigen Persönlichkeiten, haben schon 1941 die Behörden in Bern und den Bundesrat auf das schreckliche Vorgehen gegen die Juden aufmerksam gemacht. Eindringliche Rapporte kamen beispielsweise vom Schweizer Konsul in Köln, Franz von Weiss. Sogar Fotografien der Gräueltaten wurden nach Bern geschickt. Die Dokumente können heute online eingesehen werden...
Diese und zahlreiche weitere Fakten sind seit den 1990er-Jahren bekannt und wurden auch verschiedentlich veröffentlicht. So etwa in den Berichten der Kommission Bergier. Ein Teil der Öffentlichkeit wollte jedoch diese dunklen Seiten der Geschichte nicht zu Kenntnis nehmen. Es kam sogar zu einer eigentlichen Hetzkampagne gegen die Kommission Bergier. ...
Es stellt sich heute die Frage, ob die verklärende Darstellung der Haltung der Schweiz in der Pressemitteilung des Bundespräsidenten Maurer anlässlich des Holocaust-Gedenktages nur ein peinlicher Ausrutscher war. Oder ob sich dahinter nicht vielmehr eine Strategie verbirgt, mit der einmal mehr die Geschichte zugunsten einer vermeintlich heilen Schweiz manipuliert werden soll. Sicher ist jedenfalls, dass der Bundespräsident mit solchen Elaboraten das Ansehen der Schweiz im Ausland nicht befördern wird. ...
http://blog.tagesanzeiger.ch/politblog/index.php/16061/der-bundesrat-wusste-ber-den-holocaust-bescheid/

Die Diplomatischen Dokumente der Schweiz (DDS)
Die DDS sind ein Projekt zur Edition zentraler Dokumente zur Geschichte der schweizerischen Aussenbeziehungen....
http://www.dodis.ch/de/

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Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on June 13, 2016, 04:01:31 PM
"Ceausescu-Diktatur: Rumänien rollt Prozess um Revolution von 1989 wieder auf" (13.06.2016)
Mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Sturz von Staatschef Nicolae Ceausescu 1989 wird der Prozess um den Tod von mehr als Tausend Regimegegnern in Rumänien neu aufgerollt. Das höchste Gericht des Landes gab am Montag auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft grünes Licht für ein neues Verfahren. Frühere Ermittlungen waren ergebnislos eingestellt worden.
DiktatorCeausescu war am 22. Dezember 1989 nach Straßenprotesten gestürzt worden. Drei Tage später wurden er und seine Frau Elena am 25. Dezember nach einem umstrittenen geheimen Scheinprozess zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Die meisten Todesopfer unter Regimegegnern gab es, als Unbekannte in der Hauptstadt Bukarest und anderen Städten des Landes an den Tagen zwischen dem Sturz des Diktators und seiner Hinrichtung auf Demonstranten schossen. Wer die Schützen waren, ist bis heute jedoch unklar. ... Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wurden bei den früheren Verfahren viele wichtige Hinweise nicht berücksichtigt, darunter auch immer noch geheim gehaltene Protokolle von Anhörungen vor Parlamentsausschüssen sowie ein umfangreicher Bericht des Inlandsgeheimdienstes SRI. Nun werde wegen "Völkermordes" ermittelt. ...
http://www.spiegel.de/politik/ausland/ceausescu-diktatur-rumaenien-rollt-prozess-um-revolution-von-1989-wieder-auf-a-1097366.html

Nicolae Ceaușescu (* 26. Januar 1918 in Scornicești; † 25. Dezember 1989 in Târgoviște) war ein rumänischer Politiker. Als Generalsekretär der Rumänischen Kommunistischen Partei, Staatspräsident und Vorsitzender des Staatsrates war er von 1965 bis 1989 der neostalinistische Diktator der Sozialistischen Republik Rumänien. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Nicolae_Ceau%C8%99escu

Die rumänische Revolution von 1989 war eine Kette von Demonstrationen, Unruhen und blutigen Kämpfen, die vom 16. bis zum 27. Dezember 1989 in Timișoara, Bukarest und anderen rumänischen Städten stattfand. Sie führte zum Sturz und zur Hinrichtung des rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu und seiner Frau Elena Ceaușescu und zum Ende des realsozialistischen Systems in Rumänien. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Rum%C3%A4nische_Revolution_1989

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"NS-Forschung ,,Es läuft auf eine Verwässerung hinaus"" Daniela Vates (14. Juli 2016)
Zahlreiche Ministerien und Bundesbehörden haben ihre NS-Vergangenheit erforschen lassen – und die Frage, ob und wie einstige Nazibeamte auch in der Bundesrepublik in den Häusern weiter wirken konnten. Beim Auswärtigen Amt kam eine Expertenkommission etwa zu dem Schluss, die Diplomaten hätten aktiv an der Judendeportation mitgewirkt und sich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht ausreichend zu ihrer Schuld bekannt. Nun lässt auch das Kanzleramt vorsichtige Bereitschaft für eine wissenschaftliche Aufarbeitung erkennen. Norbert Frei, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und Mitglied der Expertenkommission des Auswärtigen Amtes, zu seinen Erwartungen. ...
http://www.fr-online.de/politik/ns-forschung---es-laeuft-auf-eine-verwaesserung-hinaus-,1472596,34501934.html


Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on July 21, 2016, 02:41:17 PM
Am 8. November 1939 waren im Münchener Bürgerbräukeller etwa 1500 bis 2000 Zuhörer, darunter nahezu die gesamte NS-Führungsspitze, zum Gedenken an den 9. November 1923 versammelt.[18] Weil Hitlers geplanter Rückflug nach Berlin wegen Nebels ausfiel und er stattdessen auf einen Sonderzug ausweichen musste,[19] redete er viel kürzer als sonst und beendete seinen Aufenthalt im Bürgerbräukeller früher als erwartet. Er verließ mit seinem Führungsstab das Gebäude bereits 13 Minuten vor der Explosion von Elsers Zeitbombe.
Die Bombe explodierte exakt zu der von Elser vorgesehenen Zeit um 21:20 Uhr. Die Explosion des Sprengsatzes verwüstete den Saal,[21] tötete von den zirka 120 bis 150 zuletzt im Saal verbliebenen Anwesenden acht und verletzte 63 Besucher, davon 16 schwer.[22][23] Der geplante Tyrannenmord misslang. ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Elser

Hintergrundinformationen
http://www.georg-elser-arbeitskreis.de

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Innenansichten – Deutschland 1937 (ARTE)
Bryans Aufnahmen, unentwickelt und unzensiert in die USA geschickt und später teilweise für den Film ,,Inside Nazi Germany" der US-amerikanischen Wochenschau verwendet, zeigen eine ganz eigene Form von Alltag, einen Alltag, über dem eine drückende Last zu liegen scheint. Hier gibt es keine ,,Huhu"-Menschen, die neugierig in die – bei der damaligen Technik unübersehbare – Kamera winken. Die meisten Gesichter wenden sich ab oder gucken unbeteiligt vorbei. Nicht auffallen, das wird auch ohne den Kommentar klar, war die Devise. -- Published on Aug 23, 2012
"1937 ist Hitlers Diktatur nach innen gefestigt, alle Regimegegner sind emigriert oder mundtot gemacht. Die Wirtschaft erholt sich von der großen Krise, die Volksgemeinschaft fühlt sich zunehmend wohl. Das nimmt auch das demokratische Ausland in Europa und Übersee zur Kenntnis. Aber kritische Geister sind sicher, dass sich hinter dem schönen Schein eine Realität von mörderischem Rassenwahn und kriegslüsterner Revanchepolitik verbirgt. Im Sommer 1937 erhält der amerikanische Dokumentarfilmer Julien Bryan eine Sondergenehmigung, das Dritte Reich zu bereisen und dort Filmaufnahmen zu machen. Er will den Amerikanern die Wahrheit über Deutschland zeigen. Bryan fährt im September und Oktober 1937 mit seiner Kamera durch weite Teile des Landes. Natürlich darf er nur genehmigte Schauplätze filmen, trotzdem gelingt es ihm immer wieder, auch den Machthabern unbequeme Szenen zu drehen. Mit ungewöhnlichen Motiven und Perspektiven schafft Julien Bryan eine unvoreingenommene Darstellung im Sinne des Dokumentarfilms der 30er Jahre als Gegenstück zum Propagandafilm Riefenstahlscher Prägung. (Deutschland, 2012, 105mn), BR"
https://www.youtube.com/watch?v=j-x1-O5tS0o

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"Review: Nikolaus Wachsmann's KL: A History of the Nazi Concentration Camps" (July 24, 2016)
Nikolaus Wachsmann, Professor of History at the University of London, takes the reader on a 12-year journey into innermost circle of Hell in his monumental work KL (abbreviation for Konzentrationslager - concentration camp). This 800-page work includes over 150 pages of footnotes: Wachsmann spent years researching original sources, including 45 camp archives that were preserved.  How he could read and systematically sort through the statistics and the stories of torture, slave labor,selections,  death marches, horrific "medical" experiments on children, mass murder, etc. without going mad is beyond me. There is a danger that the reader grows numb from the sheer numbers of prisoners murdered in the camps - beginning with hundreds in the days following the Nazi seizure of power in 1933, to thousands following the 1938 November Pogrom, to tens of thousands Hitler launches his war, to, finally, hundreds of thousands as the Nazis carry out the Final Solution against Europe's Jews. ...
http://www.dialoginternational.com/dialog_international/2016/07/review-nikolaus-wachsmanns-kl-a-history-of-the-nazi-concentration-camps.html

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"Kolonialismus: Ein Rassist gibt Auskunft" Ein Gastbeitrag von Ulrich Mücke (7. August 2016)
Der Altonaer Kaufmann Heinrich Witt machte in Peru ein Vermögen. Und er schrieb Tagebuch. Es zeigt, wie eng Kolonialismus und Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert verbunden waren.
... Zudem zeigt das Tagebuch en miniature die dunklen Seiten der liberalen norddeutschen Bürgerlichkeit. Dass die AfD in Hamburg gegründet wurde und in den wohlhabenden Vierteln der Hansestadt Unterschriften gegen die "massenhafte Ansiedlung" von Kriegsflüchtlingen gesammelt werden, kann niemanden überraschen, der in Witts Tagebuch gelesen hat, wie der bürgerliche Kosmopolitismus den modernen Rassismus und Eurozentrismus in sich trägt. ...
http://www.zeit.de/2016/30/kolonialismus-peru-rassismus-kaufmann-heinrich-witt/komplettansicht

QuoteOtaQ #5

Bedenkt man die Selbstverständlichkeit aus der die Gedanken verfasst worden sind und dass die Geschehnisse erst 150 Jahre zurück liegen, ist es unglaublich wie weit die Menschheit schon gekommen ist. Mich stimmt der Artikel jedenfalls positiv und hoffnungsvoll.

http://www.zeit.de/2016/30/kolonialismus-peru-rassismus-kaufmann-heinrich-witt?cid=8186780#cid-8186780

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Title: Zur Geschichte (Bruchstuecke) ...
Post by: Link on September 03, 2016, 12:02:02 PM
Bog Child is a historical novel by Siobhan Dowd published by David Fickling in September 2008, more than a year after her death. ...
https://en.wikipedia.org/wiki/Bog_Child

The 1981 Irish hunger strike was the culmination of a five-year protest during The Troubles by Irish republican prisoners in Northern Ireland. The protest began as the blanket protest in 1976, when the British government withdrew Special Category Status for convicted paramilitary prisoners. In 1978, after a number of attacks on prisoners leaving their cells to "slop out", the dispute escalated into the dirty protest, where prisoners refused to leave their cells to wash and covered the walls of their cells with excrement. In 1980, seven prisoners participated in the first hunger strike, which ended after 53 days. ...
https://en.wikipedia.org/wiki/1981_Irish_hunger_strike

https://en.wikipedia.org/wiki/Blanket_protest

https://en.wikipedia.org/wiki/Dirty_protest

Margaret Hilda Thatcher, Baroness Thatcher ... was a British stateswoman and politician who was the Prime Minister of the United Kingdom from 1979 to 1990 and the Leader of the Conservative Party from 1975 to 1990. ...
https://en.wikipedia.org/wiki/Margaret_Thatcher

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,,Die sogenannte ,,Ergänzungskartei" der Volkszählung im Deutschen Reich vom 17. Mai 1939 mit den Angaben zur Religionszugehörigkeit aller vier Großeltern mit dem Zweck der Feststellung von jüdischen Vorfahren wurde vom in Berlin gegründeten Verein Tracing the Past e.V. im Internet veröffentlicht.
http://archivalia.hypotheses.org/59093


Tracing the Past   
A non-profit organization dedicated to the research and memorialization of the persecuted in Europe 1933-1945
It is the goal of Tracing the Past to establish an interactive, crowd-sourced set of online tools, which can bring this far-removed past more clearly into the residents of Europe's sense of daily reality and provide a central database for Holocaust research, starting with the project Mapping the Lives. In the meantime, approximately two-thirds of the nearly 170,000 Shoah victims from Germany are now searchable for the first time by residential street address in the 1939 German Minority Census. ...
https://www.tracingthepast.org

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Babyn Jar (ukrainisch Бабин Яр; russisch Бабий Яр/Babi Jar; übersetzt Weiberschlucht) ist eine Schlucht auf dem Gebiet der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Mit einer Länge von 2,5 km und einer Tiefe von 5 bis 30 m war sie ein Nebental des einstigen Dneprzuflusses Potschajna und befand sich ursprünglich außerhalb der Stadtgrenzen.  ... Diese Schlucht war 1941 der Schauplatz des größten einzelnen Massakers an jüdischen Männern, Frauen und Kindern im Zweiten Weltkrieg, das unter der Verantwortung des Heeres der Wehrmacht durchgeführt wurde. Den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD fielen am 29. und 30. September 1941 mehr als 33.000 Juden zum Opfer. Juden wurden in dieser Phase des Eroberungs- und Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion noch von mobilen SS-Truppen mit Schusswaffen umgebracht, der fabrikmäßige Massenmord durch Gaseinsatz war noch nicht gebräuchlich. Die 6. Armee unter Generalfeldmarschall Walter von Reichenau, die bereits in den Monaten zuvor bei den Judenmorden eng mit dem SD zusammengearbeitet hatte, half bei der Planung und Durchführung der Vernichtungsaktion. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Babyn_Jar


"Massaker von Babyn Jar – Begrabene Erinnerung" REBECCA BARTH (29.09.2016)
Vor 75 Jahren ermordeten die Nazis an zwei Tagen mehr als 30.000 Juden in Kiew. Lange schwieg man in der Ukraine. Der Umgang mit dem Massaker ist bis heute widersprüchlich. ...
http://www.faz.net/aktuell/politik/massaker-von-babyn-jar-die-begrabene-erinnerung-14457465.html

"Überlebende des Massakers von Babi Jar "Ich fiel auf menschliche Leichen"" Marc von Lüpke (29.09.2016)
Tausende Juden, darunter ihre Familie, sah Dina Pronitschewa im September 1941 in der Schlucht Babi Jar sterben - erschossen von Deutschen. Dann war sie selbst an der Reihe. Und entrann dem Tod wie durch ein Wunder. ... In den Morgenstunden des 29. September 1941 ziehen Menschen zu Tausenden durch die Straßen Kiews. Jüdische Männer, Frauen, Kinder. Ihre Wertsachen tragen sie am Leib, Koffer und Taschen in den Händen. Nahe des jüdischen Friedhofs eskortieren den Menschenstrom plötzlich Männer in deutschen Uniformen, teils schwer bewaffnet, mit Hunden an der Leine. Eine Schlucht vor der Stadt ist das Ziel. Babi Jar, die "Weiberschlucht".
Auch Dina Mironowna Pronitschewa, 30, geht in der Menge, mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester. "Umgesiedelt" würden sie, hatten die deutschen Besatzer den Juden am Vortag auf Tausenden Plakaten in der Stadt verkündet. Auf dem Weg nach Babi Jar wachsen Dinas Zweifel. Warum nimmt ihr ein Deutscher den Ehering weg? Warum müssen sie und ihre Familie an einem Kontrollpunkt ihre Sachen abgeben? ...
http://www.spiegel.de/einestages/massaker-von-babi-jar-ich-fiel-auf-menschliche-leichen-a-1113959.html


"Massaker von Babyn Jar: "Größter Gewaltexzess in der modernen Menschheitsgeschichte"" Andreas von Westphalen (29. September 2021)
Heute vor 80 Jahren begann das größte Einzelmassaker in der Geschichte des Holocaust. Ein häufig übersehenes, ignoriertes, in seiner Dimension unbekanntes Verbrechen ...
https://www.heise.de/tp/features/Massaker-von-Babyn-Jar-Groesster-Gewaltexzess-in-der-modernen-Menschheitsgeschichte-6203588.html?seite=all (https://www.heise.de/tp/features/Massaker-von-Babyn-Jar-Groesster-Gewaltexzess-in-der-modernen-Menschheitsgeschichte-6203588.html?seite=all)

Benutzte Literatur:
Berkhoff, Karel: Harvest of Despair.
Hartmann, Christian: Unternehmen Barbarossa. Hrynevych, Vladyslav und Magocsi, Paul Robert (Hrsg.): Babyn Yar. History and Memory
Kusnezow, Anatloij: Babij Jar. Overy, Richard: Russlands Krieg.
Pohl, Dieter: Die Herrschaft der Wehrmacht.
Snyder, Timothy: Bloodlands.
Wette, Wolfram und Ueberschär, Gerd R.: Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion: Unternehmen Barbarossa 1941

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"Studie über NS-Vergangenheit: Im Bonner Justizministerium arbeiteten besonders viele Nazis" (9. Oktober 2016)
Das Bundesjustizministerium hat seine NS-Vergangenheit aufarbeiten lassen. Die Studie wird am Montag öffentlich vorgestellt. ... Zahlreiche NSDAP-Mitglieder und Holocaust-Schreibtischtäter arbeiteten nach dem Krieg wieder in mächtigen Positionen in der Bundesrepublik. Das trifft auf alle Ministerien zu, auf die Polizei ebenso wie auf Gerichte. Im Bonner Justizministerium aber war die Dichte der alten Kameraden besonders hoch. Das zeigt eine Untersuchung, die am Montag von Justizminister Heiko Maas (SPD) vorgestellt werden soll.
Das Ministerium war mit heiklen Fragen rund um die juristische Aufarbeitung von NS-Verbrechen befasst. "Die Spitze wurde 1957 erreicht", sagte der Leiter der Historiker-Kommission, der Rechtswissenschaftler Christoph Safferling, der Süddeutschen Zeitung. "Damals waren 77 Prozent der leitenden Beamten ehemalige NSDAP-Mitglieder, vom Referatsleiter aufwärts." Dass die Zahl so hoch sein würde, habe man nicht erwartet. "Wie sich zeigt, war die NS-Belastung im Justizministerium womöglich die höchste unter allen Bonner Ministerien." Die Zahl der ehemaligen NSDAP-Mitglieder im Justizministerium stieg nach 1949 sogar noch an.
Die Studie, die unter dem Titel "Die Akte Rosenburg" von Montag an auch in den Buchhandel kommt, listet zahlreiche Beispiele auf für Juristen, die trotz schwerster Belastung weiter Karriere machen konnten. Etwa Eduard Dreher, der ehemalige Staatsanwalt an einem NS-Sondergericht in Innsbruck. Er stieg in den Fünfzigerjahren zum einflussreichsten Strafrechtler im Bonner Ministerium auf und verfasste sogar noch viele Jahre später den wichtigsten juristischen Kommentar zum Strafgesetzbuch, den "Dreher". Oder Heinrich Ebersberg, den einstigen Referenten des NS-Justizministers, der nach dem Krieg wieder im Ministerium beschäftigt wurde. Er redete sich darauf heraus, er habe von Justizmorden nichts gewusst. ...
Es sei völlig richtig, dies als "zweite Schuld zu bezeichnen", sagte Justizminister Heiko Maas der Süddeutschen Zeitung. Die Juristen der Nazizeit hätten in der jungen Bundesrepublik "altes Unrecht, das aufgearbeitet hätte werden sollen, gedeckt und neues Unrecht geschaffen". ...
http://www.sueddeutsche.de/politik/studie-ueber-ns-vergangenheit-im-bonner-justizministerium-arbeiteten-besonders-viele-nazis-1.3196810

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on October 26, 2016, 12:51:24 PM
Quote[...] Wie Europa in Krieg, Hunger und Zerstörung unterging und neu erstand: Ian Kershaws großes Panorama der Jahre 1914 bis 1949 passt in die aktuelle Diskussion. ... Wer die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts betrachtet, kann dem Sog von Gewalt und Zerstörung kaum entgehen. In ihm lösten sich die klassischen Kategorien begrenzter Staatenkriege immer mehr auf, wurde die im Zeichen von Luftkrieg und Holocaust zuletzt völlig entgrenzte Gewalt gegen Zivilisten zur Norm der Kriegführung.   ... Der britische Historiker Ian Kershaw, hervorgetreten mit wegweisenden Arbeiten über den Nationalsozialismus und einer zweibändigen Biografie Adolf Hitlers, legt nun den ersten von zwei Bänden vor, die das europäische Jahrhundert der Katastrophen und der Wiederkehr Europas nach 1945 vermessen. To Hell and Back lautet der englische Originaltitel und deutet damit den Grundton der Erzählung an.
Kershaws Koordinatensystem, gleichsam das Gitternetz seiner Erzählung, umfasst drei Dimensionen: Zeitverläufe, konkrete Erfahrungsräume und strukturierende Leitmotive. Das Buch geht chronologisch vor, in zehn Kapiteln von der Phase Europas Am Abgrund vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs bis zum Aufstieg aus der Asche in den Jahren nach 1945.
In diese Kapitel bindet es die Vielfalt – wenn man so will: die Eigenzeitlichkeit – der europäischen Gesellschaften ein, aber auch immer wieder der unmittelbaren Zeitgenossen der Geschichte, als Akteure, Täter, Opfer. ... Es [das Buch] erinnert an den Kern der europäischen Erfahrung im Zeitalter der Gewalt und die Ursprünge eines einzigartigen Friedensprojekts. Das allein nimmt der derzeitigen Krise nicht ihre Sprengkraft. Aber wer sich Kershaws Höllensturz lesend erschließt, lernt vielleicht nicht aus der Geschichte, doch er erkennt mehr.
Ian Kershaw: Höllensturz. Europa 1914 bis 1949; a. d. Engl. v. K. Binder, B. Leineweber u. B. Schröder; 768 S.,



Aus: "Ian Kershaw: Einmal Hölle und zurück" Jörn Leonhard (20. Oktober 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/2016/42/ian-kershaw-hoellensturz/komplettansicht (http://www.zeit.de/2016/42/ian-kershaw-hoellensturz/komplettansicht)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on November 04, 2016, 09:30:24 AM
Pankaj Mishra hält dem Westen den Spiegel vor (Sternstunde Philosophie vom 30.10.16)
Der indische Schriftsteller Pankaj Mishra zählt zu den grossen Intellektuellen des modernen Asiens. 2014 hat er für sein Buch «Aus den Ruinen des Empires» den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung erhalten. Darin kritisiert er den Westen aus asiatischer Sicht. Ein verstörender Blick.
https://www.youtube.com/watch?v=G8IhDHWyMYs | https://de.wikipedia.org/wiki/Pankaj_Mishra

https://de.wikipedia.org/wiki/Kolonialismus

"Deutsche Kolonialisten in Kamerun Die Tragödie um Rudolf Manga Bell" Hans Hielscher  (06.08.2019)
Als die Deutschen sein Volk betrogen, beraubten, brutal unterjochten, drängte ein König in Kamerun 1914 friedlich auf Einhaltung eines Vertrages. ... Am 8. August 1914 mussten Bewohner der kamerunischen Küstenstadt Douala nachmittags um 17 Uhr mit ansehen, wie ihr König Rudolf Manga Bell und sein Mitarbeiter Adolf Ngoso Din vor dem Gerichtsgebäude hingerichtet wurden. "Unschuldiges Blut hängt ihr auf. Umsonst tötet ihr mich. Aber verdammt seien die Deutschen", soll der Todgeweihte seinen Henkern auf Deutsch zugerufen haben. "Ihr werdet Kamerun niemals besitzen." Manga Bell starb standhaft. Seinen Leichnam ließen die Kolonialherren zur Abschreckung drei Tage lang am Galgen hängen. ...
https://www.spiegel.de/einestages/kolonialismus-in-kamerun-die-tragoedie-um-rudolf-manga-bell-a-1280584.html

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"Virtuelle Spurensuche: Wiener NS-Opfer "dem Vergessen entreißen"" Peter Mayr (4. November 2016)
Ein Onlineprojekt des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes vermerkt die Wohnorte von 5.000 NS-Opfern aus der Wiener Innenstadt auf einer Straßenkarte. ... Für die Pilotversion, die soeben online gegangen ist, wurden Daten für den ersten Bezirk ausgearbeitet. Alleine in der Inneren Stadt sind das 5.000 Opfer – darunter auch die politisch Verfolgten. Durch das neue Onlinetool können per Smartphone die letzten Wohnorte besucht werden. Das DÖW bietet dazu außerdem biografische Informationen an – etwa im Fall von Thekla Merwin. Die Schriftstellerin wurde gemeinsam mit ihrer Tochter am 24. September 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert und zwei Jahre später im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet. Ihre letzte Wohnadresse in Wien war in der Marc-Aurel-Straße. Oder im Fall von Robert Gerngroß, der zuletzt in der Lichtenfelsgasse wohnte und am 9. April 1942 mit seiner Frau Frida nach Izbica in Polen deportiert wurde. Insgesamt wurden 4.000 österreichische Juden dorthin verschleppt – niemand hat überlebt. ...
http://derstandard.at/2000046881584/Virtuelle-Spurensuche-Wiener-NS-Opfer-dem-Vergessen-entreissen


Die Schicksale einer Stadt - Die Opfer und Orte des NS-Regimes in Wien
https://www.memento.wien/

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Ab 1942 wurde eine ,,Dienststelle Westen" des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete mit einer so genannten M-Aktion (,,M" für Möbel) tätig und beschlagnahmte Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände aus ,,unbewachten jüdischen Wohnungen" von geflohenen oder deportierten Juden in Frankreich und den Benelux-Ländern. Die Wohnungseinrichtungen wurden in Sammellager geschafft, anfangs den Verwaltungen in den besetzten Ostgebieten zur Verfügung gestellt, später jedoch bevorzugt den ,,Bombengeschädigten" im Deutschen Reich zum Kauf angeboten. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/M-Aktion

Die Kühne + Nagel International AG
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BChne_%2B_Nagel

"Die Kühne-Story: Wie ein Traditions-Unternehmen Jubiläum feiert" Henning Bleyl (25. 7. 2015)
Der taz gegenüber erklärte das Unternehmen, ,,der Rolle von Kühne+Nagel in dieser Zeitperiode" mangele es ,,an Relevanz". Das war im Januar, als der Konzern mit großem Aufwand sein aktuelles Jubiläumsjahr auf dem Bremer Marktplatz eröffnete.
Assistiert vom Bremer Bürgermeister beschwor Kühne den Beginn der Firmen-Entwicklung vor 125 Jahren, ,,aus kleinsten Anfängen heraus". In Info-Trucks, die seither weltweit auf Tour sind, laufen historische Filme mit pittoresken Sackkarren und nostalgischen LKW-Karossen: K+N als schattenloses Traditions-Unternehmen. Eine sauber gewaschene Kühne-Story statt ernst zu nehmendem History-Marketing, wie es andere große Unternehmen betreiben.
Seither ist das Jubiläumsjahr allerdings anders gelaufen als von der Konzern-Zentrale geplant. Während der pompöse Bremer Auftakt noch auf positive Medienresonanz stieß, fanden die von der taz und dann auch dem Bayerischen Rundfunk recherchierten historischen Fakten nach und nach Widerhall. ...
http://www.taz.de/!5214922/

Wirtschaft Nazi-Vergangenheit Kühne + Nagels Rolle bei der Ausplünderung der Juden
Von Leo Müller | Veröffentlicht am 19.06.2015
https://www.welt.de/wirtschaft/article142725842/Kuehne-Nagels-Rolle-bei-der-Auspluenderung-der-Juden.html

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on March 17, 2017, 03:01:22 PM
"kulturzeit extra - mythos 68 - die revolte und ihre archäologen" (Published on Jul 2, 2012)
Andres Veiel, Franziska Augstein, Klaus Theweleit, Götz Aly und Axel Honneth streiten lebhaft um die Deutungsmacht über die 68er. Hauptstreitpunkt ist Alys Behauptung, die 68er seien Widergänger der Elterngeneration und dem Faschistenpack ähnlicher, als uns und ihnen lieb sein kann. Theweleit kontert, wird ruppig (0:20:30). Moderation: Cécile Schortmann. ...
https://www.youtube.com/watch?v=xAIezNWqSDA

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Griechische Militärdiktatur 1967 bis 1974 oder ,,Das Regime der Obristen"[1] (griechisch Χούντα των Συνταγματαρχών), im griechischen Sprachgebrauch auch ,,Die Junta" (,,Η Χούντα"), sind Bezeichnungen für das Militär-Regime, das das moderne Griechenland von 1967 bis Juli 1974 beherrschte. ...  ,,Die Haltungen der Regierungen und der politischen Parteien der europäischen Länder gegenüber dem griechischen Regime waren recht unterschiedlich. Konservative Regierungen und Parteien sahen das Regime im Kontext des Kalten Krieges, und da war sein undemokratischer Charakter sekundär. [...] Sozialdemokratisch orientierte Regierungen und Parteien sahen dies anders." – H. Richter: Griechenland 1950–1974. S. 369.
https://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_Milit%C3%A4rdiktatur

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Rattenlinien (englisch rat lines) war die von US-amerikanischen Geheimdienst- und Militärkreisen geprägte Bezeichnung für Fluchtrouten führender Vertreter des NS-Regimes, Angehöriger der SS und der Ustascha nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Aufgrund einer aktiven Beteiligung hochrangiger Vertreter der katholischen Kirche an den Fluchtrouten trugen sie bis zur Beteiligung des US-amerikanischen Geheimdienstes den Namen ,,Klosterrouten". ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Rattenlinien

"Katholische Fluchthilfe für NS-Täter: Die Mission des braunen Bischofs" Wolfgang Benz (15.05.2017)
Eine Schlüsselfigur war der 1885 in Graz geborene Alois Hudal, Theologieprofessor und seit 1923 Rektor des Collegio Teutonico di Santa Maria dell'Anima in Rom. Seit 1933 Bischof und päpstlicher Thronassistent, stand er Papst Pius XII. persönlich nahe und durfte sich bis Anfang 1950 des besonderen Segens des Papstes für sein Nazihilfswerk erfreuen. ...  Christliche Barmherzigkeit war nicht die einzige Triebfeder des Bischofs. Er sympathisierte von Anfang an mit dem Nationalsozialismus und unternahm 1942 einen Versuch zu Friedensgesprächen mit einem Amateurgeheimdienstler im SS-Rang. Hudal fühlte sich nach dem Untergang des Dritten Reiches berufen, den Gesinnungsgenossen zu helfen.
Ein weiteres, sehr wichtiges Motiv der katholischen Kirche, insbesondere prominent vertreten durch Papst Pius XII., war das Bestreben, den Untergang des christlichen Abendlandes zu verhindern. Das Abendland sahen kirchliche Würdenträger durch den Bolschewismus stark bedroht.  ... Die kirchliche Fluchthilfe war nicht die einzige, auch Geheimdienste, insbesondere US-amerikanische Organisationen, engagierten sich beim Transfer von Nationalsozialisten nach Übersee. Südtirol war die Drehscheibe und Argentinien ein wichtiges Auswanderungsziel. Juan Perón, 1946 bis 1955 faschistoider Staatspräsident Argentiniens, hatte eigene Interessen, kompetentes Personal aus den Trümmern des NS-Staats für die Modernisierung des Landes zu rekrutieren. ... Die Aktivitäten US-amerikanischer Geheimdienste, die Informanten und anderen Nützlingen zur Flucht aus Deutschland, zu neuer Identität und zur Immigration in Südamerika halfen, waren ebenso lange bekannt, wie sie Gegenstand diplomatischer Diskretion waren. Der politische Zynismus lag darin, dass dies geschah, noch während bei Kriegsverbrechertribunalen in der amerikanischen Besatzungszone die Fahne der Gerechtigkeit aufzogen wurde und die Entnazifizierung im Gange war. ...
http://www.tagesspiegel.de/wissen/katholische-fluchthilfe-fuer-ns-taeter-die-mission-des-braunen-bischofs/19805670.html

Quotenanen 09:10 Uhr
Schon merkwürdig, dass immer genau die Leute vom Untergang (des Abendlandes) faselten (und faseln), die alles taten (tun) um ihn aktiv herbeizuführen. Wenn das, was in der ersten Hälfte des 20. Jhs. von den Faschisten in Europa angerichtet wurde, kein Untergang war, dann weiß ich nicht, was einer sein soll. Dennoch geht die Angst davor und das Faseln weiter.


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Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on June 07, 2017, 02:13:19 PM
... Im Unterschied zu dem ganz ähnlichen ausschließenden Erlass Konrad Adenauers (1950) hatte der sogenannte Radikalenerlass von Willy Brandt (1972) eine erhebliche nationale und internationale Resonanz. Er wurde dazu eingesetzt, auf der Basis nachrichtendienstlicher Observation Menschen mit Mitgliedschaft in oder gemutmaßter Nähe zu einer als ,,verfassungsfeindlich" bezeichneten, wenngleich nicht als ,,verfassungswidrig" kategorisierbaren legalen Organisation (dies betraf insbesondere die Deutsche Kommunistische Partei) aus dem Staatsdienst zu entfernen oder ihnen die Aufnahme zu verwehren. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Berufsverbot_(Deutschland)#Bundesrepublik (Stand: 1. Mai 2017)

"Sie waren keine "Duckmäuse"" Peter Nowak (02. Juni 2017)
Die meisten waren Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Sozialarbeiter, Eisenbahner und Briefträger gerieten in die Mühle des sogenannten Radikalenerlasses. Er war vor 45 Jahren unter Vorsitz des damaligen SPD-Bundeskanzlers Willi Brandt von der Konferenz der Ministerpräsidenten in der BRD beschlossen worden, um Linke aus dem Staatsdienst fernzuhalten. ... Den Betroffenen stehen auch weder finanzielle oder organisatorische Mittel zur Verfügung, um auf die noch immer anhaltende Verletzung ihrer Rechte aufmerksam zu machen. Sie müssen die Mappen selber anfertigen, mit denen sie die Öffentlichkeit informieren. Auch eine zentrale Kampagnenhomepage fehlt noch. Dafür gibt es eine sehr informative Wanderausstellung unter dem Titel "Vergessene Geschichte", die sich auch an die junge Generation wendet, die von Berufsverboten in der BRD noch nichts gehört haben. ...
https://www.heise.de/tp/features/Sie-waren-keine-Duckmaeuse-3733312.html

"Der ,,Radikalenerlass" führte zum faktischen Berufsverbot für Tausende von Menschen, die als Lehrerinnen und Lehrer, in der Sozialarbeit, in der Briefzustellung, als Lokführer oder in der Rechtspflege tätig waren oder sich auf solche Berufe vorbereiteten und bewarben. Bis weit in die 80er Jahre vergiftete die staatlich betriebene Jagd auf vermeintliche ,,Radikale" das politische Klima. Der ,,Radikalenerlass" diente der Einschüchterung, nicht nur der aktiven Linken. Die existentielle Bedrohung durch die Verweigerung des erlernten oder bereits ausgeübten Berufes war eine Maßnahme der Unterdrückung außerparlamentarischer Bewegungen insgesamt. Statt Zivilcourage wurde Duckmäusertum gefördert. ...  Eine politische Auseinandersetzung über die schwerwiegende Beschädigung der demokratischen Kultur durch die Berufsverbotspolitik steht bis heute aus. Sie ist dringlicher denn je. Unter dem Vorwand der Bekämpfung des Terrorismus werden wesentliche demokratische Rechte eingeschränkt. Die in den letzten Monaten des Jahres 2011 zu Tage getretenen ,,Verfassungsschutz"-Skandale haben gezeigt, wie tief der Inlandsgeheimdienst ideologisch und personell in die neonazistische Szene verstrickt ist. Seit seiner Gründung im Jahr 1950 - unter Beteiligung von NS-Verbrechern - hat der ,,Verfassungsschutz" an der Ausgrenzung, Einschüchterung und letztendlichen Kriminalisierung antifaschistischer Politik und linker Opposition gearbeitet. Dieser antidemokratische Geheimdienst ist nicht reformierbar, er muss abgeschafft werden.
Der ,,Radikalenerlass" und die ihn stützende Rechtssprechung bleiben ein juristisches, politisches und menschliches Unrecht. Wir als damalige Betroffene des ,,Radikalenerlasses" fordern von den Verantwortlichen in Verwaltung und Justiz, in Bund und Ländern unsere vollständige Rehabilitierung.  ..." (Stand 06/2017)
http://www.berufsverbote.de/index.php/erklaerung.html

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"What our Fathers did - A Nazi Legacy" Dietrich Kuhlbrodt  (14.09.2017)
Regie: David Evans; mit Niklas Frank, Horst von Wächter, Philippe Sands; Großbritannien 2015 (Peripher); 96 Minuten; ab 14. September im Kino
Ein Film zum Aufregen. Eine Spielfilmlänge lang beharken sich die Söhne der beiden Nazi-Schlächter von Lemberg. Was halten sie heute von ihren Papas? Kontrovers. Ohne dramatöse Dramaturgie. Ohne Kommentar. Ohne Schauspieler. Ohne Ende.
Und? Um es gleich zu sagen, ich wurde in die Bilder dieses Dokumentarfilms hineingesogen. Die Kinder sind heute 70plusplus, die Väter des Judenmassakers von 1941 längst tot. Aber noch gärt es in den Köpfen. Egal, ob's ein Trauma ist oder nicht. Es ist da, und die Söhne, eigentlich befreundet, wollen einander bekehren. Frank jr. nimmt jetzt Platz dort, wo damals sein Vater Hans im Nürnberger Prozess saß, als ihn das Gericht zum Tod durch den Strang verurteilte – seinen Papi, den berüchtigten Generalgouverneur von Polen, ganz oben in der Hierarchie der Nazis. Den Galgen hat er verdient, sagt Sohn Niklas.
Sein Kontrahent, Horst von Wächter, ist dagegen von der Unschuld seines Vaters Otto, des Nazi-Gouverneurs von Galizien, überzeugt, und er bleibt dabei, auch wenn die beiden mit Drehbuchautor Philippe Sands am Ort des Verbrechens stehen, am längst zugewachsenen Massengrab. Holocaust-Forscher Sands hat die Söhne zusammengebracht. Er selbst hat viele Mitglieder seiner jüdischen Familie im Holocaust verloren.
Zwischengeschnitten sind viele, kaum oder gar nicht bekannte Fotos und Filme. Unversehens bleibt der Film stehen. Ein Ende ohne Ende. Keiner der beiden Freunde/Kontrahenten wird zum Sieger ausgerufen. »What our Fathers did« enthält sich einer expliziten Stellungnahme. Man hört förmlich die Entrüstungsschreie unserer Volkspädagogen: Der deutsche Zuschauer muss doch belehrt werden. Er ist doch zur eigenen Stellungnahme gar nicht fähig.
Okay, also unbedingt angucken und (sich) selbst etwas dazu sagen. Papa war der Beste. Papa ist ein Massenmörder. Was unsere Väter taten, betrifft auch uns, die wir im Kino sitzen. Was eigentlich holt uns ein, was genau ist das Unerledigte?
Die Söhne sind in der Ukraine bei einer Gedenkveranstaltung. Die Veteranen von 1941 feiern jetzt ihren Einsatz von damals. In den alten Uniformen. Ein Wehrmachtskübelwagen steht herum. Horst von Wächter kriegt leuchtende Augen. Zum ersten Mal in diesem Film. Er ist es jetzt, der gefeiert wird, der Sohn des Massakervaters.
http://www.konkret-magazin.de/start/spot-on/spot-on-beitrag/items/what-our-fathers-did-a-nazi-legacy.html

https://www.nytimes.com/2015/11/06/movies/review-what-our-fathers-did-a-nazi-legacy.html

"Kritik zu What Our Fathers Did: A Nazi Legacy"  Rudolf Worschech (28.08.2017)
»What Our Fathers Did« ist auch die ­Geschichte einer Reise nach Polen und in die Ukraine. Sands nimmt die beiden Nazisöhne mit zum Wawelschloss in Krakau, wo die Verwaltung der deutschen Besatzung war; sie besuchen Lemberg und Zolkiew (Schoschka), wo ein Teil von Sandsʼ Familie ermordet wurde, und die Zelle, in der Hans Frank wahrscheinlich gesessen hat. Mehr und mehr bekommt der Film eine edukative Note: Sands und Frank versuchen, Horst von Wächter von der Schuld seines Vaters zu überzeugen. Die Hilflosigkeit seiner Ausflüchte ist fast mitleiderregend, man merkt, wie er sich seinen Vater zusammenreimt, wie er sich dem Mann, den er nicht wirklich kannte, verbunden fühlt, und auch: wie er vorgeführt wird. Gegen Emotionen zu argumentieren, ist aussichtslos.
https://www.epd-film.de/filmkritiken/what-our-fathers-did-nazi-legacy

"Gedächtnislücken in Neukölln" Friedrich Kraft (8. 11. 2017)
Wenige Tage vor dem Jahrestag der antijüdischen Pogrome vom 9. November 1938 sind in Berlin-Neukölln zahlreiche Stolpersteine entwendet worden. Die vor deren ehemaligen Wohnorten in den Boden eingelassenen Steine erinnern an Opfer der Nationalsozialisten – Jüdinnen und Juden, WiderstandskämpferInnen, verfolgte Homosexuelle, Sinti und Roma, Euthanasieopfer.
Bemerkt wurden die fehlenden Gedenksteine am Montagmorgen, Dienstagabend galten 16 als gestohlen. Nach Informationen der taz waren Mittwochnachmittag mindestens 20 Steine in einem Radius von mehreren Kilometern verschwunden. Schwerpunkt der Diebstähle war die Hufeisensiedlung rund um die Parchimer Allee. ...
Die meisten der nun verschwundenen Stolpersteinen erinnern an antifaschistische Gegner der Nationalsozialisten. Jürgen Schulte von der Bürgerinitiative ,,Hufeisern gegen rechts" zieht deshalb eine Parallele zu den zahlreichen Naziangriffen der vergangenen Jahre in Neukölln. ,,Der Angriff auf die Steine und das mit ihnen verbundene Gedenken ist in eine Linie mit dem Kampf gegen ,Volksfeinde' zu setzen", erklärt er gegenüber der taz. Hierzu hätten die Nazis von Beginn an nicht nur jüdische Menschen, sondern auch politische Widersacher gezählt, so Schulte weiter: ,,Damals wie heute." Der Begriff der ,,jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung" illustriere dies. ...
http://www.taz.de/Gestohlene-Stolpersteine/!5461582/

Quote[...] Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss ist eine vierteilige US-amerikanische TV-Mini-Serie aus dem Jahr 1978 von Marvin J. Chomsky. Sie erzählt die fiktive Geschichte der jüdischen Arztfamilie Weiss, die in Berlin zur Zeit des Nationalsozialismus lebt. Die Serie wurde auch in Deutschland im Januar 1979 ausgestrahlt und von sehr vielen Menschen gesehen. Sie führte zu vielen Diskussionen über die nationalsozialistische Vergangenheit. ...

... Der Politologe Peter Reichel bezeichnet die Ausstrahlung der Fernsehserie als einen Meilenstein in der Mentalitätsgeschichte der Bundesrepublik; sie markiere ,,den Beginn der Bereitschaft nun auch eines Massenpublikums, sich mit der NS-Vergangenheit überhaupt auseinanderzusetzen."

Erst mit der Ausstrahlung von ,,Holocaust" etablierte sich in Deutschland die Nutzung des von vielen als unpassend erachteten Begriffs Holocaust für die von den Nazis als Endlösung bezeichnete Vernichtung der Juden. Davor sprach man vom ,,Völkermord an den Juden". Der Begriff Holocaust aus der jüdisch-christlichen Tradition bedeutet ,,Brandopfer".

Peter Naumann, Rechtsterrorist und heute Politiker der NPD, sprengte mit zwei Komplizen während der Ausstrahlung der einführenden Dokumentation Endlösung die beiden Sendemasten der ARD Sender Koblenz (Dieblich-Naßheck) sowie den Longinusturm am Sender Nottuln, um die Ausstrahlung zu verhindern. Betroffen waren circa hunderttausend Fernsehgeräte. Der Sprengstoffanschlag war eine der ersten rechtsterroristischen Aktionen Nachkriegsdeutschlands.


Aus: "Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss" (21. Oktober 2017)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust_%E2%80%93_Die_Geschichte_der_Familie_Weiss (https://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust_%E2%80%93_Die_Geschichte_der_Familie_Weiss)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on December 07, 2017, 01:51:29 PM
"UFA-Ausstellung in Berlin : Große Blüten, kleine Blüten" Andreas Kilb (07.12.2017)
Die Ufa ist ein Mythos, und sie ist eine Firma. Der Mythos ist ein Produkt der Filme, die zwischen 1920 und 1945 unter dem Ufa-Logo entstanden; die Firma ist ein Produkt der deutschen Politik- und Wirtschaftsgeschichte, ein Spielball von Interessen, Machtverhältnissen, Krisen, Manipulationen. Sie florierte und fallierte, sanierte und arisierte sich, expandierte, wurde konfisziert, zerschlagen und wiederbelebt. Der Mythos dagegen wuchs immer weiter, weil er nicht der realen Geschichte angehört, sondern der Geschichte des Bewusstseins, dem kollektiven Gedächtnis. Er wird verblassen, irgendwann, wie die Erinnerung an das Kino überhaupt. Aber bis dahin vergeht noch viel Zeit.
Es ist der Unwille, über diese Doppelgesichtigkeit industrieller Bilderproduktion nachzudenken, der die Ufa-Ausstellung in der Deutschen Kinemathek Berlin so halbherzig macht. Die Kinemathek stellt die Filme der von Ludendorff angezettelten, von Hugenberg übernommenen und von Goebbels gleichgeschalteten Universum Film AG umstandslos den Fernsehserien und TV-Movies der Bertelsmann-Ufa gegenüber, als wäre die eine die Fortsetzung der anderen. Sie lässt die Stars des klassischen deutschen Tonkinos, Hans Albers, Heinz Rühmann, Brigitte Horney, Lilian Harvey, Zarah Leander, in Ausschnitten Revue passieren, ohne ihrer Verstrickung und Instrumentalisierung im Nationalsozialismus zu gedenken, und feiert die Darsteller der neueren Fernsehformate, als wären sie an Statur und Bedeutung ihren Vorbildern ebenbürtig.
Und sie versteckt die eigentliche Unternehmensgeschichte der Ufa in einem großzügig bebilderten Katalog, so als sei dem Publikum das Erlebnis der Entzauberung, das zu jeder gelungenen Ausstellung über die Filmindustrie gehört, diesmal nicht zuzumuten.
Das Jubiläum der Gründung des Kinokonzerns im Dezember 1917 hätte die Gelegenheit geboten, die Unternehmensgeschichte der Ufa unter dem Lametta ihrer filmischen Hinterlassenschaft hervorzuholen. Stattdessen haben die Kuratoren die Dauerausstellung mit zusätzlichen Dokumenten bestückt und eine dreiteilige Sonderschau im Taschenformat eingerichtet. Diese Verzettelung wird weder dem Ernst noch dem Reichtum des Themas gerecht.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/ufa-ausstellung-in-berlin-grosse-blueten-kleine-blueten-15324322.html

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Quote[...] Seit der Jahrtausendwende und besonders nach der Finanzkrise von 2008, als die Banker mit ihrem Statussymbol Krawatte immer stärker unter Beschuss kamen, wird die Krawatte auch im Berufsleben immer seltener getragen. Viele Großfirmen haben ihre Kleidervorschriften entsprechend angepasst. Im Deutschen Bundestag wurde 2014 auf Antrag der Präsidiumsmitglieder Claudia Roth und Petra Pau die Krawattenpflicht für Schriftführer abgeschafft. ...


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Krawatte (https://de.wikipedia.org/wiki/Krawatte) (15. Juni 2018)

Quote[...] Nie mehr werden so viele Krawatten getragen, wie im 20. Jahrhundert. Und in ebendieser Zeit entwickeln sich auch die verschiedenen Krawattenknoten. Über 50 sind im Buch «Fliegen und Krawatten» vorgestellt. ...


Aus: "Vom Tuch zum Schal zur Krawatte - Eine kurze Geschichte zum nutzlosesten Kleidungsstück überhaupt" (13.10.2016)
Quelle: https://www.bernerzeitung.ch/leben/style/vom-tuch-zum-schal-zur-krawatte/story/16261085 (https://www.bernerzeitung.ch/leben/style/vom-tuch-zum-schal-zur-krawatte/story/16261085)

"Schlips ist schlecht fürs Denken" Heike Stüben (13.07.2018)
Wer eine eng geschnürte Krawatte trägt, behindert signifikant die Durchblutung seines Gehirns. Das hat ein Forscherteam um den Neurologen Robin Lüddecke am Universitätsklinikum Kiel herausgefunden. ... Dresscode hin oder her – die Befreiung vom Schlips naht. Denn wer eine eng geschnürte Krawatte trägt, behindert signifikant die Durchblutung seines Gehirns. Schlecht fürs Denken, schlecht für die Kreativität. Das hat ein Forscherteam um den Neurologen Robin Lüddecke am Universitätsklinikum Kiel herausgefunden.
15 jungen Männern sei Dank! Sie haben sich mal ohne Schlips, mal mit fest gebundener Krawatte in den Magnetresonanztomografen gelegt. Das Ergebnis ist eindeutig, eine Neubewertung des Binders fällig. Kurz nachdem die Krawatte saß, reduzierte sich der Blutfluss im Gehirn um 7,5 Prozent. Die Forscher sprechen im Fachjournal ,,Neuroradiology" von ,,sozial erwünschter Strangulation" und fordern weitere Studien. Bei älteren Männern, starken Rauchern oder Menschen mit Gefäßkrankheiten könnten die Folgen noch gravierender als bei den jungen Probanden sein. ...
http://www.kn-online.de/Kiel/Schlips-ist-schlecht-fuers-Denken-Ergebnis-einer-Studie-am-UKSH-Kiel
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on April 26, 2018, 12:11:43 PM
Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus
Diese Kategorie umfasst Personen, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus dem Deutschen Reich ausgewandert sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Emigrant_aus_dem_Deutschen_Reich_zur_Zeit_des_Nationalsozialismus

Liste bekannter deutschsprachiger Emigranten und Exilanten (1933–1945)
Diese Liste nennt prominente deutschsprachige Persönlichkeiten, die das Deutsche Reich 1933 bis 1945 in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft verlassen haben. Dazu gehören auch Emigranten aus dem Saarland nach dem 1. März 1935, aus Österreich nach dem ,,Anschluss" am 12. März 1938 oder aus dem sogenannten Protektorat Böhmen und Mähren nach dem 15. März 1939.
In Unterabschnitten werden Personen aufgeführt, die bereits vor der nationalsozialistischen Machtergreifung aus diesen Gebieten auswanderten, danach jedoch wegen politischer Gegnerschaft oder rassistischer Verfolgung nicht zurückkehren konnten oder wollten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_bekannter_deutschsprachiger_Emigranten_und_Exilanten_(1933%E2%80%931945) (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_bekannter_deutschsprachiger_Emigranten_und_Exilanten_(1933%E2%80%931945))

Mit der ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs von 1933 entzog die nationalsozialistisch geführte Regierung 33 Personen die deutsche Staatsangehörigkeit und machte sie somit staatenlos. Rechtsgrundlage der Ausbürgerungslisten war das Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit.  ... Die Liste war die erste von insgesamt 359 Listen und wurde am 25. August 1933 im Deutschen Reichsanzeiger veröffentlicht. Die letzte derartige Liste wurde am 7. April 1945 veröffentlicht. Insgesamt wurden bis zum Ende des NS-Regimes 39.006 Personen ausgebürgert. ...  Auf den Ausbürgerungslisten fand sich ein Großteil der geistigen Elite des damaligen Deutschland. Das Vermögen der Ausgebürgerten wurde konfisziert, wodurch ein Großteil von ihnen mittellos wurde. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Erste_Ausb%C3%BCrgerungsliste_des_Deutschen_Reichs_von_1933 (https://de.wikipedia.org/wiki/Erste_Ausb%C3%BCrgerungsliste_des_Deutschen_Reichs_von_1933)

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"Presseerzeugnisse aus "Ostmark" und "Donau- und Alpengauen" online zugänglich gemacht" (18. Juni 2018)
Das Projekt von Wiener Zeithistorikern ist vor allem für Forschungszwecke gedacht ... Bei der Forschungsplattform "Gaupresse"-Archiv handle es sich um eine wissenschaftliche Lehrplattform, wie die Historiker betonten. Die nun in über 16.000 Mappen digitalisiert vorliegenden insgesamt über 200.000 einzelnen Scans dienen also vor allem der Recherche. Auf die Plattform zugreifen könne zwar prinzipiell jeder, das Abfragen und die Verwendung der Inhalte ist jedoch nur für Zwecke des Unterrichts, der Lehre und der Forschung zulässig und daher registrierungs- und anmeldepflichtig. ...
https://derstandard.at/2000081798231/Presseerzeugnisse-aus-Ostmark-und-Donau-und-Alpengauen-online-zugaenglich-gemacht

Das sogenannte ,,Gaupresse"-Archiv Wien (Archiv des Gaupresse-Amtes der NSDAP-Gauleitung Wien) ist im wesentlichen eine Zeitungsausschnittsammlung der NSDAP-Gauleitung Wien, die in über 600 Kartons als Sondersammlung der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der Universität Wien gelagert ist. Gemäß der Rolle der Presse im NS-System als Propagandainstrument erfolgte die Sammlungspolitik der Archive der ,,Gaupresse"-Ämter unter dieser Zielrichtung, d. h. primäres Kriterium war die propagandistische Verwertbarkeit.
https://www.ns-pressearchiv.at/

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Quote[...] Vor 80 Jahren begann die Évian-Konferenz, auf der sich fast alle 32 Staaten weigerten, Flüchtlinge aufzunehmen. Ein Jahr später suchten über 900 Juden auf der MS St. Louis vergebens einen sicheren Hafen Herzzerreißende Szenen spielten sich auf dem Schiff ab, wie sich Menschen, die an Bord waren und überlebten, später erinnerten. Frauen, Kinder, Männer, ganze Familien weinten und schrien verzweifelt, als sie erfuhren, dass sie nach dem emotionalen Abschied von ihrer Heimat und Wochen auf hoher See nicht an Land gehen dürften. Den Menschen an Bord hätte das nämlich mit ziemlicher Sicherheit das Leben gerettet.

Doch den über 900 deutschen Juden, die im Mai 1939 in der Bucht vor Havanna vor Anker lagen, wurde die Einreise verweigert. Durch antisemitische Propaganda in Kuba befeuert, waren die Einreisebestimmungen kurz zuvor geändert worden. Die Menschen an Bord, die von Hamburg aus aufgebrochen waren, weil sie vor dem Naziregime fliehen mussten, hatten fast alle gültige Papiere und Touristenvisa. Doch das galt nichts mehr. Nur rund 30 durften von Bord. Der Rest musste am 2. Juni Kuba verlassen und hatte eine grausame Irrfahrt entlang der amerikanischen Küste vor sich. Ein Stück Geschichte, dass die involvierten Staaten noch viele Jahrzehnte später beschämen sollte. 9. Mai 2018: Der Abgeordnete Michael Levitt von den Liberalen ist im kanadischen Parlament in Ottawa, sichtlich bewegt, am Wort: "Zur ewigen Schande Kanadas verweigerte die damalige Regierung diesen Flüchtlingen den Schutz." Levitt hat jahrelang daran gearbeitet, dass sich sein Land offiziell entschuldigen würde. Sein Parteikollege, Premierminister Justin Trudeau, kommt dieser Forderung Sekunden später nach. Sein Land habe sich mit der damals geltenden "None is too many"-Flüchtlingspolitik ("Keine sind noch zu viele") nicht nur "an jenen Flüchtlingen, sondern auch an ihren Nachfahren und an ihrer Gemeinschaft schuldig gemacht", sagte Trudeau. Kanada, das von 1938 bis 1945 überhaupt nur 5000 Juden und Jüdinnen Asyl gewährte, hat sich für die ablehnende Haltung gegenüber den Flüchtlingen auf der St. Louis entschuldigt. Nach 79 Jahren.

Das Schiff durfte zuvor auch in den USA nicht anlegen. Dort wurde es zur innenpolitischen Zwickmühle für Präsident Franklin D. Roosevelt, dem einige gewichtige Parteimitglieder der Demokraten drohten, ihn im nächsten Wahlkampf nicht zu unterstützen, wenn er die Juden einreisen lassen würde. Roosevelt hatte im Jahr zuvor die erfolglose Évian-Konferenz einberufen, in der die Aufteilung jüdischer Flüchtlinge auf 32 Staaten besprochen werden sollte. In Kanada hatten die Flüchtlinge durchaus eine Lobby: In Toronto hatten sich zu dieser Zeit 41 prominente Bürger rund um den Historiker und Geistlichen George MacKinnon Wrong zusammengetan, um eine Petition an Premierminister William Lyon Mackenzie King zu formulieren. Ihr Land solle Flüchtlinge aufnehmen, forderten sie. "Gutmenschen" oder "Willkommensklatscher" würde sie so mancher in Österreich heute wohl nennen. Doch der Premier hörte lieber auf einige Minister und den Direktor der Einwanderungsbehörde, Frederick Blair, der der Meinung war, die Flüchtlinge würden die Einwanderungsbestimmungen Kanadas nicht erfüllen und kein Land könne "seine Türen weit genug öffnen, um alle hunderttausenden Juden, die Europa verlassen wollen, aufzunehmen. Irgendwo muss man eine Grenze ziehen."

Die Grenze war zumindest für rund 250 Passagiere der MS St. Louis tödlich. Denn nachdem Kanada am 7. Juni das Anlegen des Schiffs in Halifax verweigert hatte, nahm es Kurs auf Europa. Am 17. Juni lief man schließlich in Antwerpen ein. Von hier aus wurden die Menschen auf Belgien, die Niederlande und Frankreich aufgeteilt – Länder, in die rund ein Jahr später die Nazis einmarschierten. Nur jene, die von Großbritannien aufgenommen wurden, hatten Glück. 254 Passagiere der St. Louis wurden später im Holocaust ermordet, viele von ihnen in Konzentrationslagern. Dem Drama dieses Schiffs ging die glücklose Konferenz im französischen Évian-les-Bains voraus. Sie begann genau vor 80 Jahren am 6. Juli 1938 und dauerte neun Tage bis 15. Juli. In Deutschland war Hitler zu diesem Zeitpunkt schon fünf Jahre an der Macht. Doch nach der Annexion Österreichs im März 1938 und den Pogromen im November desselben Jahres hatte sich "ein fast unüberschaubarer Flüchtlingsstrom in Bewegung gesetzt", wie die österreichische Historikerin Gabriele Anderl in einem Essay über die Bedeutung der illegalen Flucht über Grenzen für die Rettung von Verfolgten des NS-Staates schreibt ("Grenzen", Jüdischer Verlag im Suhrkamp-Verlag 2015) schreibt.

Der amerikanische Historiker Dennis R. Laffer bezeichnet die Évian-Konferenz im von Anderl und Simon Usaty herausgegebenen Band Schleppen, Schleusen, Helfen (Mandelbaum-Verlag 2016) auch als "den jüdischen Pfad der Tränen". Das offizielle Verbot der Auswanderung aus dem Deutschen Reich galt erst ab dem 23. Oktober 1941. Im Juli 1938 war das Problem für deutsche und österreichische Juden also weniger die Ausreise aus der Nazidiktatur als die Frage, wo sie Asyl bekommen konnten. Bei der auf Initiative von Roosevelt einberufenen Konferenz saßen Vertreter von 32 Staaten in Évian-les-Bains. Die meisten von ihnen übertrafen sich in Ausreden dafür, warum sie keine Juden aufnehmen konnten: etwa die wirtschaftliche Lage, steigende Arbeitslosenzahlen, eine angebliche Gefahr von Überfremdung oder soziale Spannungen. Nur von Costa Rica und der Dominikanischen Republik gab es Zugeständnisse. Die Konferenz endete ergebnislos, sieht man von der Gründung des Intergovernmental Committee on Refugees (ICR) ab, in dem einige der Teilnehmer an der Suche nach Asylorten für Juden arbeiten wollten. Das ICR stellte seine Tätigkeit ein, bevor sie noch richtig begonnen hatte, löste sich jedoch nicht auf. 1943 wollten die USA und Großbritannien das ICR noch einmal aktivieren, doch da kam die Hilfe für die meisten europäischen Juden zu spät.

Die damalige Korrespondentin der New York Post in Berlin, Dorothy Thompson, schrieb zuvor, dass nur die USA mit ihrem "Glauben an demokratische Prinzipien" eine internationale Rettungsoffensive leiten könnten. Sie sah eine "politische Falle" für Demokratien im Umgang mit der Situation und warnte davor, dass die "liberale westliche Kultur total paralysiert" reagiere. Nichthandeln würde einen zum Komplizen von "Hitlers antijüdischem Programm" machen. Eine begründete Sorge, wie sich herausstellen sollte. Eine andere Frau, die die vor allem von Männern abgewickelte Konferenz beobachtete und eindrücklich kommentierte, war Golda Meir, später Premierministerin Israels: "Dazusitzen in diesem wunderbaren Saal, zuzuhören, wie die Vertreter von 32 Staaten nacheinander aufstanden und erklärten, wie furchtbar gern sie eine größere Zahl Flüchtlinge aufnehmen würden und wie schrecklich leid es ihnen tue, dass sie das leider nicht tun könnten, war eine erschütternde Erfahrung. (...) ich hatte Lust, aufzustehen und sie alle anzuschreien: Wisst ihr denn nicht, dass diese verdammten 'Zahlen' menschliche Wesen sind, Menschen?" (Colette M. Schmidt, 6.7.2018)


Aus: "Die "ewige Schande" unterlassener Hilfeleistung" Colette M. Schmidt (6. Juli 2018)
Quelle: https://derstandard.at/2000082907519/Die-ewige-Schande-unterlassener-Hilfeleistung (https://derstandard.at/2000082907519/Die-ewige-Schande-unterlassener-Hilfeleistung)

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"Gegen den Strom" Ein Gastbeitrag von Johannes Tuchel  ZEIT Geschichte Nr. 4/2018, 3. Juli 2018
Sie retten Juden, verraten Angriffspläne, versuchen Hitler zu töten: Selbst in der nationalsozialistischen Diktatur handeln einige Soldaten so, dass sie noch heute Vorbild sein können. ... Es gab sie, die "anderen Soldaten" – doch sie waren eine verschwindend kleine Minderheit. Lediglich einige Hundert der mehr als 17 Millionen Angehörigen der Wehrmacht stellten sich der NS-Diktatur entgegen. Ihr Beispiel aber zeigt, dass abweichendes Verhalten und Widerstand möglich waren. Soldaten und Offiziere konnten sich gegen Aufrüstung, Vernichtungskrieg und Völkermord wenden. Sie konnten widersprechen; konnten versuchen, den geplanten Krieg zu verhindern – und verfolgten Juden helfen. Die Mehrheit dieser Männer stand dem NS-Regime nicht von Anfang an kritisch gegenüber. Viele stimmten mit Hitlers Vorhaben überein, den Versailler Vertrag zu revidieren und Deutschland massiv aufzurüsten. Diese Forderungen waren sowohl bei den Streitkräften als auch in einem großen Teil der deutschen Bevölkerung populär. ...
https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2018/04/widerstand-nationalsozialismus-soldaten-drittes-reich

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Nazi War Crimes
From the 1960s through the 1990s, the U.S. Government declassified the majority of its security-classified records relating to World War II. Yet, 60 years after the war, millions of pages of wartime and postwar records remained
https://archive.org/details/nwcda

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on July 14, 2018, 04:13:18 PM
Annihilation : The Destruction of European Jews - The End of Illusions (The Memory of a Holocaust, Veröffntlicht am 16.05.2017)
Seventy years after Auschwitz's liberation, this documentary film collection sets out to examine a story whose roots begin before the dawn of the 20th century - a story which is still being played out today. ...
https://www.youtube.com/watch?v=wPa1BlyUXP0

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"1925–2018: Französische Regielegende Claude Lanzmann gestorben" Bert Rebhandl (5. Juli 2018, 11:56)
Mit "Shoah" schrieb Claude Lanzmann Filmgeschichte. Nun ist der einflussreiche französische Regisseur, Intellektuelle und Journalist in Paris 92-jährig gestorben. Fünfhundertvierzig Minuten für sechs Millionen Tote: Mit dieser Gleichung erschütterte Claude Lanzmann 1985 nicht nur die Filmgeschichte, sondern auch die große Geschichte – jene der Völker und der Mächte. Der neun Stunden lange Film Shoah war mehr als nur ein Dokument. Er wurde zu einer Instanz. Lanzmann gab darin einen Bericht von den Verbrechen an den Juden in Osteuropa während des Zweiten Weltkriegs. Er setzte dabei auf ein schmerzhaftes Verfahren: Ein paar wenige Überlebende mussten davon erzählen, was denen widerfahren war, die nicht mehr Zeugnis ablegen konnten. ... Im Kern ist Shoah nicht zuletzt ein Film über ein Bilderverbot, in der die von Vegetation überwucherten Gleise zu den Selektionsrampen für die Orte stehen, an denen 40 Jahre davor Juden in den Tod gehen mussten. Zugleich aber ist Shoah eine große Recherche, wobei ein Mann im Mittelpunkt steht: Claude Lanzmann selbst, der mit seinem gebrochenen Englisch, mit seinem merkwürdigen Charme, mit seiner knarrenden Stimme die Menschen zum Sprechen zu bringen versucht. ...
https://www.derstandard.de/story/2000082877501/franzoesischer-regisseur-claude-lanzmann-gestorben

Shoah ist ein zweiteiliger Dokumentarfilm von Claude Lanzmann aus dem Jahr 1985, in dem Zeitzeugen zur (zum) Schoah (Holocaust) (von hebräisch הַשׁוֹאָה ha'Schoah) befragt werden. Kein einziger Leichnam wird gezeigt (auch nicht als Archivbild). Die Filmaufnahmen bestehen überwiegend aus Interviews und langsamen Kamerafahrten an den Orten, die Schauplätze waren für tausende Juden, die im Zweiten Weltkrieg dorthin deportiert wurden, um sie zu ermorden. Shoah ist mit neun Stunden ungewöhnlich lang und gilt als ein Meilenstein in der filmischen Auseinandersetzung mit der vom Deutschen Reich systematisch betriebenen Vernichtung der Juden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Shoah_(Film)

Shoah (1985) part 1 - with subs/sa prevodom
Claude Lanzmann's epic documentary recounts the story of the Holocaust through interviews with witnesses - perpetrators as well as survivors.
https://www.youtube.com/watch?v=Uni1kybTAn0

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""Die Tagesordnung": Die Welt der NS-Komödianten" Von Iris Radisch (2. Mai 2018)
Der französische Goncourt-Preisträger Éric Vuillard inszeniert in seinem Buch "Die Tagesordnung" die Machtergreifung der Nationalsozialisten als ein Spektakel aus Pech und Pannen.
Roman; a. d. Franz. von Nicola Denis; Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2018; 128 S., 
https://www.zeit.de/2018/19/die-tagesordnung-eric-vuillard-roman-nationalsozialismus/komplettansicht

"Eric Vuillard: "Die Tagesordnung"Ein kurze Geschichte der Nazi-Diktatur" (31.03.2018)
... Vuillard ist dafür bekannt, historische Ereignisse auf ganz neue Weise und vor allem sehr zugespitzt zu erzählen. So auch hier. Die Handlung von "Tagesordnung" konzentriert sich auf wenige Tage. Zunächst wird das berühmte Geheimtreffen der deutschen Industriekapitäne mit Adolf Hitler am 20. Februar 1933, also unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, geschildert. Unter den Anwesenden: Wilhelm von Opel und Gustav Krupp sowie zwei Dutzend weitere Vertreter der Wirtschaftselite, die an diesem Wintertag im Palais des Reichstagspräsidenten am Berliner Spreeufer die Weichen für die bereitwillige Unterwerfung der deutschen Industrie unter die Ideologie der Nationalsozialisten stellen.
Éric Vuillard gelingt es in wenigen Sätzen, seine Figuren plastisch zu modellieren. Sie als Repräsentanten eines industriellen Komplexes zu charakterisieren, der sich über den Zweiten Weltkrieg hinweg fast durchgängig bis in die Gegenwart erhalten hat: "Sie heißen BASF, Bayer, Opel. I.G. Farben, Siemens, Allianz ... Sie sind unsere Autos, unsere Waschmaschinen, unsere Radiowecker und die Batterie in unserer Uhr." ...
https://www.deutschlandfunkkultur.de/eric-vuillard-die-tagesordnung-ein-kurze-geschichte-der.950.de.html?dram:article_id=414439

https://www.perlentaucher.de/buch/eric-vuillard/die-tagesordnung.html

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"Rassistische Morde in Oklahoma: Die Nacht des Lynchmobs" Jasmin Lörchner (30.08.2018)
Greenwood war vor hundert Jahren ein wohlhabendes Schwarzenviertel in der Großstadt Tulsa. Bis ein wütender weißer Mob die "Black Wall Street" in nur einer Nacht niederbrannte, um sich schoss und 300 Menschen ermordete.
http://www.spiegel.de/einestages/rassistische-morde-1921-in-tulsa-oklahoma-die-nacht-des-lynchmobs-a-1221529.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Tulsa

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Quote[...] Schäuble begann seine Rede mit einer Absage an ein Geschichtsdenken, das durch Konstruktion überpersönlicher Zusammenhänge die politischen Akteure, Staatsbürger eingeschlossen, von Verantwortung und Schuld entlastet. So interpretierte er das genau vor hundert Jahren in den letzten Tagen des Ersten Weltkriegs publizierte Werk ,,Der Untergang des Abendlandes" von Oswald Spengler. Dagegen stellte er unter Berufung auf Friedrich Schiller, Hannah Arendt, Christian Meier und Herfried Münkler ein Konzept des Handelns, das Freiheit metaphysisch voraussetzt und politisch herstellt. Eine der Bedingungen: Lernen aus der Geschichte muss als möglich gelten und gewollt sein.

Auf dieser Ebene elementarer demokratischer Geschichtsdidaktik sagte Schäuble einen Satz zu den Ereignissen von Chemnitz, ohne den Ortsnamen zu nennen. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet zitierte unlängst den Satz des Zentrumskanzlers Joseph Wirth: ,,Der Feind steht rechts." Ein geschichtspolitisch bemerkenswerter Akt: Für die Adenauer-CDU war Wirth eine Unperson. Auch Schäuble benutzte nun eine Formel der antinationalsozialistischen Selbstvergewisserung, beinahe beiläufig, wie es seine listige Art ist. Die politischen Debatten würden zunehmend unversöhnlich. ,,Bis hin zur Gewalt auf der Straße – da gilt es den Anfängen zu wehren."

List bewies Schäuble auch, indem er gegen das Projekt der neuen Nationalisten ein Argument der alten Rechten ins Feld führte. ,,Gespaltene Gesellschaft: Was verhieße eigentlich die Umkehrung? Eine homogene Gesellschaft? Sie gibt es nicht. Sie kann es nicht geben. Sie wäre wider die menschliche Natur."

... ,,Der freiheitliche Verfassungsstaat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht zu schaffen vermag." Schäuble zitierte die ,,bekannte Formulierung Ernst-Wolfgang Böckenfördes", die sich für ihn offenkundig nicht abgenutzt hat, allen feinsinnigen philosophischen Einwänden zum Trotz. Lektionen müssen formuliert und in Formulierungen tradiert werden. Sonst gibt es kein Lernen aus der Geschichte.

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Aus: "Schäuble beim Historikertag: Gelernt ist gelernt" Patrick Bahners (26.09.2018)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/wolfgang-schaeuble-auf-dem-historikertag-15808357.html (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/wolfgang-schaeuble-auf-dem-historikertag-15808357.html)

Quote"Konstruktion überpersönlicher Zusammenhänge"...

    Hansjorg Rothe (HRothe), 26.09.2018 - 19:25

Da scheint mir Baronet Margaret Thatchers berüchtigtes Dictum "There is no such thing as society" mitzuschwingen - wo kann man übrigens Schäubles Rede im Wortlaut finden?

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on October 03, 2018, 07:18:00 PM
"Zahlen, bitte! 500 Millionen Mark pro Monat: der Zusammenbruch der DDR" Detlef Borchers  (2.10.2018)
Aus Anlass des "Tags der Deutschen Einheit": eine Erinnerung an einige Zahlen, die den Abgesang auf den Real Existierenden Sozialismus begleiteten. Die Deutsche Demokratische Republik war am Ende ein völlig überschuldeter Staat, der am Tropf der Bundesrepublik Deutschland hing. Monat für Monat mussten 500 Millionen DM für den Schuldendienst an den "Bestandskrediten" aufgebracht werden. Am Ende versuchten die DDR-Oberen, mit einem "Reisegesetz" die Planwirtschaft zu sanieren. Mit der Öffnung der Mauer und dem unkontrollierbaren Strom der Reisenden in die Bundesrepublik scheiterte dieser Versuch. Seit 1973 lebte die DDR-Wirtschaft auf Pump. ....
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Zahlen-bitte-500-Millionen-Mark-pro-Monat-der-Zusammenbruch-der-DDR-4179952.html?seite=all

Beton und Devisen - zur wirtschaftlichen Bedeutung der DDR-Grenzanlagen (1996)
Mit dem Bau der Mauer, gedacht als Barriere gegen den Ruin der DDR, beginnt zugleich die Geschichte ihrer Vermarktung. Neben der Aufrüstung des Bauwerkes, die Milliarden verschlingt, erweist sich, dass der portionsweise Verkauf ihrer Durchlässigkeit ein Devisengeschäft ist, das immer besser läuft. Eine Einnahmequelle, die oft die Zahlungsunfähigkeit der DDR abbremst und damit ihre Existenz verlängert. Zugleich wird das Bauwerk poröser, sein politischer Wert verschleißt. Als am 9. November die Mauer fällt, ist das Ende der DDR besiegelt, denn es gibt nichts mehr, das mit einer Hypothek zu beleihen wäre. Die letzte kreditwürdige Immobilie hat ihren Wert verloren. Die Milliarden versiegen und fließen erst wieder, als der Beitritt zur Bundesrepublik besiegelt ist. Buch, Regie: Lew Hohmann, Hans Hermann Hertel Kamera: Gunther Becher, Martin Rötger, Rainer H. Schulz Schnitt: Jennifer Gallagher Ton: Olaf Bublitz, Gerd Jäkel Eine Produktion von Tele Potsdam © 1996, Lizenz Ventana Film- und Fernsehproduktion mbH
(Deutsche Fernsehgeschichte, Am 06.12.2016 veröffentlicht)
https://www.youtube.com/watch?v=h1Ugahny0bQ

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"Geschichte und Gegenwart Konservative Revolutionäre für Hitler" Manfred Gailus (07.10.2018)
Gegen die Weimarer Demokratie: Wie christlich–nationale Protagonisten den Boden für den NS-Staat bereiteten, beschreibt unser Gastautor. ... Braucht Deutschland eine neue ,,konservative Revolution der Bürger", wie nicht nur CSU-Politiker Alexander Dobrindt fordert? Bekanntlich hat es schon einmal eine ,,Konservative Revolution" hierzulande gegeben. Sie trug kräftig zum Ende der ersten deutschen Demokratie von Weimar bei. Geschichte wiederholt sich nicht. Es scheint aber angeraten, an Protagonisten der Konservativen Revolution vor 1933 zu erinnern und sich ihrer Ideen und politischen Praxis zu vergewissern. ...
https://www.tagesspiegel.de/wissen/geschichte-und-gegenwart-konservative-revolutionaere-fuer-hitler/23157598.html

Quotemellibehse 11:38 Uhr
Ernst Jünger, der ebenfalls der konservativen Revolution zugeordnet wird, forderte schon 1930 "Die totale Mobilmachung des Deutschen", die später real in die Mobilmachung für Goebbels "totalen Krieg" mündete.Walter Benjamin bezeichnete im gleichen Jahr Jünger als "faschitischen Klassenkrieger". So gilt auch Jünger heute noch als intellektueller Wegbereiter des Nationalsozialismus, auch wenn er während der NS-Zeit  in einigen Hinsichten auf Distanz zu Hitler ging.  Ich denke, Dobrindt weiß gar nicht, wovon er da spricht.


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Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on December 19, 2018, 08:33:09 PM
Quote[...] Die Not der Arbeiter und ihrer Familien ist groß: Seit drei Jahren herrscht extremer Hunger, im Winter friert man. Es fehlt an allem. Im Krieg sind die Reallöhne um ein Viertel gesunken. Das soll, das muss sich jetzt ändern. Die Erwartungen nach dem 9. November 1918 sind hoch. ...

Die Bergarbeiter drängen auf höhere Löhne und Mitbestimmung. An Ruhr und Saale treten sie in den Generalstreik. Die sozialdemokratisch geführte Regierung schickt das Militär. ... Ohne dass es zu Unruhen gekommen wäre, rückt General Ludwig Maercker mit seinem Landesjägerkorps in die Stadt ein. Am 2. März verkündet er den Belagerungszustand. In den folgenden Tagen kommt es zu Kämpfen, bei denen es unter den Revolutionären und in der Bevölkerung 29 Tote und 67 Verwundete gibt, aufseiten der Freikorps 7 Tote und 22 Verwundete. Parallel verhandelt die Regierung mit den Streikenden. Sie sagt zu, die Betriebsräte in der Verfassung abzusichern, auch außerhalb des Bergbaus Betriebsräte einzuführen und deren Rechte auszubauen. Die wirtschaftliche Demokratie sei ebenso wichtig wie die politische. Nicht der militärische Einmarsch, sondern die Bereitschaft der Regierung zu Konzessionen sorgt am 8. März für ein rasches Ende des Generalstreiks in Mitteldeutschland.
Im rheinisch-westfälischen Industrierevier ist die Lage nach dem abgebrochenen Februarstreik und den blutig niedergeschlagenen Märzunruhen in Berlin angespannt geblieben. Als es in Witten am 24. und 25. März zu schweren Zusammenstößen zwischen demonstrierenden Arbeitern und der Polizei kommt, die elf Tote und zahlreiche Verwundete fordern, löst das sofort eine neue Streikwelle in der Region aus.
Von Anfang an geht es in diesem Streik um politische Fragen, insbesondere um die dauerhafte Anerkennung der Arbeiter- und Soldatenräte und um einen Kurswechsel in der Militärpolitik. Am 1. April streiken fast 160.000 Arbeiter, am 10. April sind es mehr als 307.000, drei Viertel aller Zechenbelegschaften des Ruhrgebiets. Seit 1905 hat das Revier einen Bergarbeiterstreik von solcher Ausdehnung und Wucht nicht mehr erlebt.
Die Regierung reagiert hart: Sie verhängt den Belagerungszustand, lässt General Watter mit 30.000 Mann aufmarschieren und stellt ihm den SPD-Abgeordneten Carl Severing als Staatskommissar an die Seite. Der nutzt seine außerordentlichen Vollmachten rigoros, lässt Streikführer verhaften und Streikbrecher mit Sonderrationen an Lebensmitteln belohnen. Die Verbitterung der Arbeiter ist groß. Die Streikenden erhalten keinerlei finanzielle Unterstützung, nehmen also schmerzhafte Einbußen in Kauf. Und doch sinkt ihre Zahl nur langsam. Am 24. April befindet sich noch immer ein Drittel der Belegschaften im Ausstand. Erst am 2. Mai endet dieser letzte große Streik des Frühjahrs im rheinisch-westfälischen Revier.

Zurück bleibt enormer Schaden, nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch politischer. Die Streiks im Frühjahr 1919 richten sich nicht gegen die parlamentarische Demokratie, die gerade in Weimar entsteht. Ihr Ziel ist es vielmehr, Kontroll- und Mitbestimmungsrechte der Arbeiter in den Betrieben zu erreichen, demokratische Prinzipien auch auf die Wirtschaft und das Militär zu übertragen.

Dass diese Bewegung militärisch niedergeschlagen wird, ist fatal. Am Ende hat wohl kaum einer der Streikenden den Eindruck, die neue Republik sei auch eine Republik der Arbeiter. Die Regierungsparteien lösen immerhin ihre Zusage ein, Sozialisierung und Räte in die Weimarer Verfassung aufzunehmen: Artikel 156 schafft die Möglichkeit, "geeignete private wirtschaftliche Unternehmungen" in "Gemeineigentum" zu überführen, und Artikel 165 formuliert den Gedanken gleichberechtigter Mitwirkung der Arbeiter und Angestellten in allen Fragen der Lohn- und Arbeitsbedingungen und der wirtschaftlichen Entwicklung. Das bleibt – wie später auch das Betriebsrätegesetz vom Februar 1920 – deutlich hinter den Hoffnungen und Erwartungen der Streikbewegung zurück. Aber es ist wenigstens ein Anfang für die versprochene Demokratie in der Wirtschaft.


Aus: "Arbeiterbewegung: Aufstand im Revier" Wolfgang Niess (19. Dezember 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2018/06/arbeiterbewegung-revolution-bergbau-loehne-mitbestimmung-generalstreik/komplettansicht

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Der 20. Juli 1944 zählt zu den Schlüsselereignissen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Das missglückte Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler und der anschließende Umsturzversuch sind zum Symbol des Widerstandes gegen den Natio­nalsozialismus geworden. Von den Ereignissen völlig überrascht, hatte das NS-Regime in Bezug auf die Gruppe der Verschwörer sofort festgelegt, dass in der Öffentlichkeit nur von einer »ganz kleinen Clique« die Rede sein dürfe – eine Formulierung, die mitunter noch heute das Bild des Widerstandskreises prägt.

Die vorliegende Analyse zeigt erstmals anhand von zahlreichen Netzwerkvisualisierungen, was die NS-Ermittler tatsächlich über das große und komplexe zivile und militärische Netzwerk vom 20. Juli 1944 wussten, das so unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen umfasste wie Offiziere, Verwaltungsbeamte, Diplomaten, Juristen, Industrielle, Theologen, Gutsbesitzer, Gewerkschafter und Sozialdemokraten. Zeit­genössische Briefe und Tagebücher verdeutlichen schließlich das geschickte Agieren der Verschwörer vor und nach dem Umsturzversuch und offenbaren zudem die Fehlerhaftigkeit der NS-Quellen.


Linda von Keyserlingk-Rehbein: Nur eine »ganz kleine Clique«?
Die NS-Ermittlungen über das Netzwerk vom 20. Juli 1944
707 Seiten, 90 Abb., 158 x 235 mm, teils farbige Abbildungen
November 2018
ISBN 978-3-86732-303-1

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on January 04, 2019, 01:53:38 PM
Quote[...] Die deutsche Kolonialgeschichte muss heute auch als Fantasiegeschichte des Kolonialen beschrieben werden. Warum? Das Wissen der Kolonisatoren war aus einem Mix an Überlieferungen und neuen Erkenntnissen zusammengesetzt. Sie besaßen ein Eigenleben und spielten bei der Konfrontation zwischen ,,Eigenem" und ,,Fremdem" jeweils eine entscheidende Rolle. Denn Vorwissen, das von vornherein kulturell und emotional hoch codiert war – etwa die Vorstellungen von ,,edlen Wilden" oder spiegelbildlich von ,,gefährlichen Kannibalen" –, wurde mit den vermeintlichen Realitäten in den Kolonien fortlaufend abgeglichen. Dabei wurden tatsächliche oder ,,gefühlte" Abweichungen in neue Bilder übersetzt.

Deutschland erlebte zwischen den 1880er-Jahren und dem Ersten Weltkrieg eine Phase aktiver Kolonialpolitik. Sie war länger, als man gemeinhin glaubt, jedoch kürzer als die vieler kolonialer Konkurrenznationen. Als ,,Weltaneignung" hat die Kolonialisierung jedoch eine lange vor- und außerstaatliche Geschichte. Sie reicht von der Sammlung von Wissen über die Erforschung, die Benennung und die Kartierung bis zu dem, was man mit ,,Erschließung" umschrieben hat, also die überwiegend ökonomische Nutzbarmachung fremder Gebiete.

Der Wettlauf um die Erforschung der letzten weißen Flecken auf den Landkarten war im 19. Jahrhundert mit dem Ehrgeiz einer Totalerfassung der ,,Welt" verknüpft. Dieser Begriff wurde insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für viele Deutsche zu einem zentralen Referenzpunkt. Die imperialistisch Imprägnierten wollten deutsche ,,Weltpolitik" betreiben und musterten infolgedessen alles auf einer globalen Ebene ab, um für Deutschland einen ,,Platz an der Sonne" zu fordern.

Politisch relevant wurde dies erst, als sich das Wissen mit konkreten Handels- und Machtinteressen verband und die koloniale Agitation über Vereine und Organisationen begann, bestimmenden Einfluss auf die Politik des jungen Deutschen Kaiserreiches zu nehmen. Hieraus entwickelte sich eine ,,imperialistische Imagination", die nicht immer mit Fantasien der Unterwerfung einhergehen musste, sondern ein breites Spektrum an Antrieben und Motivationen umfasste: originäre Neugier gegenüber dem Unbekannten, eine Faszination für das Neue und das ,,Exotische", bisweilen auch für das Erotische. Einige der von Fernweh Geplagten sprachen sogar von einer ,,Tropensehnsucht".

Zur imperialistischen Grundüberzeugung gehörte es aber auch, zwischen höher- und minderwertigen, stärker oder weniger entwickelten, fortschrittlichen und rückschrittlichen Völkern zu unterscheiden. Das dichotomische Denken des christlichen Abendlandes prägte den Denkstil des modernen Imperialismus grundlegend, nur dass sich der Missionsgedanke im Laufe der Zeit immer stärker von der christlichen Bekehrung ablöste und auf die ,,Segnungen" der westlichen Zivilisation übertrug.

Diejenigen Forscher, die im 19. Jahrhundert unter großer Anteilnahme einer weltweiten Öffentlichkeit Erkundungen ins Landesinnere Afrikas oder Asiens vornahmen, hatten ihrerseits nicht von vornherein zu einem rationalen Verständnis von Land und Leuten beigetragen. Vielmehr waren auch sie Irrtümern und Wahrnehmungsverzerrungen ausgesetzt, weil sie nicht selten ,,im Tropenfieber" reisten und oft auf eine unkontrollierte Weise berichten konnten, die eher den medialen Sensationsgelüsten entgegenkam als einer nüchternen Erkenntnis.

Aus solchen Fantasieräumen in der Ferne entstanden nach und nach populärkulturelle Geschäftsmodelle. Namentlich die Völkerschauen haben hierauf aufgesattelt und die Schaulust eines Publikums befriedigt, das durch Hörensagen neugierig geworden war. Alle populären Bildmedien haben hieran angeknüpft und über exotisierende Darstellungen ein Interesse hervorgerufen, das sich oft oberflächlich als ein dokumentarisches darstellte, meist aber die immer gleichen Stereotypen aufrief. Diese koloniale Bilderwelt war weit über das Ende der deutschen Kolonialzeit, ja sogar weit über 1945 hinaus wirksam.

Es erscheint paradox, aber mit großer Wahrscheinlichkeit hat Deutschland die größte Zahl an Kolonialbegeisterten in genau dem Moment besessen, in dem das offizielle Ende der deutschen Herrschaft über ,,seine" Kolonien besiegelt wurde. 1919 war jedenfalls eine große Empörung gegen diejenigen Bestimmungen des Versailler Vertrags zu mobilisieren, welche die vormals von Deutschen beherrschten Regionen in Übersee betrafen.

Dies führte zu einer Art von ,,Phantomschmerz", vorhandene koloniale Fantasien wurden weiter geschürt, der ,,koloniale Gedanke" in der deutschen Bevölkerung wachgehalten. Dazu wurden weiterhin Völkerschauen veranstaltet, Kolonialausstellungen organisiert, zahlreiche Broschüren und Bücher geschrieben, deren bekanntestes der voluminöse Roman ,,Volk ohne Raum" des vormaligen ,,Deutsch-Südwesters" Hans Grimm war. Dessen Titel missbrauchten die Nationalsozialisten dann als Schlachtruf, um kontinentale Expansionsansprüche in Osteuropa zu begründen.

Die Gewinnung von deutschem ,,Lebensraum" im Osten, also in Polen und dem Gebiet der Sowjetunion, war nach 1933 zunächst eine Minderheitenposition. Doch unter dem Einfluss namhafter Nationalsozialisten, nicht zuletzt Adolf Hitler selbst, geriet der koloniale Revisionismus immer stärker in die politische Defensive. Spätestens 1943 wurden alle kolonialen Planungen regierungsseitig untersagt. Der berühmte Afrika-Feldzug des Generals Erwin Rommel hatte nicht der Wiedergewinnung von Kolonien gegolten, sondern der strategischen Schwächung der alliierten Gegner.

Die Ideologie der Ostexpansion war deutlich radikaler und brutaler als die der Kolonialzeit. Sie nahm auf einheimische Bevölkerungen keine Rücksicht, sondern entledigte sich ihrer in einem vorgeblichen Lebenskampf der Rassen. Was den kaiserzeitlichen Imperialismus stets begleitet hatte, nämlich mehr oder weniger subtile Formen von Angeboten an andere Länder und Regionen, sich von deutscher Kultur und deutschem ,,Wesen" positiv beeinflussen zu lassen, spielte hier keine Rolle mehr.

Die deutschen Ziele der Zwischenkriegs- und der Kriegszeit für eine Ausweitung des ,,Lebensraums" schlugen letztlich in ihr Gegenteil um, sodass Deutschland nach 1945 nicht nur auf den kleinsten Raum seiner nationalen Existenz zusammenschrumpfte, sondern zusätzlich noch geteilt und besetzt wurde.

Die ersten zwei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg konnte man in Deutschland so tun, als ginge einen die Kolonialzeit nichts (mehr) an. Fixierungen auf das ,,Andere" waren von den Vorgängen jenseits des Eisernen Vorhangs fast vollständig absorbiert. Die Unterstellung von Imperialismus und Kolonialismus erfolgte durch den jeweiligen Gegner im Kalten Krieg, worin erneut viele Fantasien eingewoben waren. Zudem waren in Deutschland nun bestimmte Redeweisen, mit denen man sich zu anderen Völkern in Bezug setzte, diskreditiert. Offen rassistische oder kolonialistische Forderungen zu stellen, war nicht mehr die Situation der Deutschen. Stärker noch als nach dem Ersten Weltkrieg nährten sie vielmehr die Fantasie, nun selbst Objekt von kolonisatorischen Bemühungen von außen zu sein, also ,,amerikanisiert" oder ,,sowjetisiert" zu werden.

Dabei kam Deutschland der frühe Verlust der Kolonien durchaus zugute, denn es galt inzwischen in vielen derjenigen Länder, die einer Dekolonisation zustrebten, als ,,kolonial unbelastet". Nach dem Muster des eigenen Wiederaufbaus und der ökonomischen Integrationspolitik des Marshallplans konnte die Bundesrepublik im Windschatten der Weltpolitik und ausgestattet mit dem Nimbus eines ,,Wirtschaftswunderlandes" in Ländern der ,,Dritten Welt" daher eine erfolgreiche außenwirtschaftliche Angebotspolitik verfolgen.

Dennoch brachte der Versuch, den Kolonialimperialismus durch eine beherzte Entwicklungspolitik zu ersetzen, das Problem neu entstehender Abhängigkeiten nicht aus der Welt. Zu den nachhaltigen Kolonial-Fantasien gehört es bis heute, die Bevölkerungen des ,,Globalen Südens" als grundlegend defizitär und rückständig zu kennzeichnen.

Die Bundesbürger selbst konnten sich durch das Radio, das Fernsehen, die Illustrierten und die Fernreisen nach 1945 der entferntesten Regionen, Völker und Ereignisse bemächtigen. Ferien im Ausland erlaubten nicht nur eine teilnehmende Beobachtung des Anderen, sondern auch eine Aneignung des Exotischen, seinen individuellen Rückimport nach Deutschland sowie eine umfassende Erweiterung der persönlichen Horizonte. Die Deutschen wurden – auch hierbei extrem – bald zu Reiseweltmeistern. Nicht immer ist dabei die Bereitschaft, sich auf das Fremde einzulassen, besonders ausgeprägt: Wie die Eroberer und Kolonisatoren bringen natürlich auch Urlauber ihre Vorstellungen und Voreinstellungen mit. Bisweilen suchen sie auf Reisen gar nicht das Fremde, sondern einen Platz an der Sonne, der Deutschland dennoch möglichst gleicht.

Der Kolonialismus schlich sich spätestens seit dem 19. Jahrhundert in die Wahrnehmungsmuster von ,,Welt" ein, und er prägt unser Denken in Teilen bis in die Gegenwart. Seit einigen Jahren sind immer mehr (post)koloniale Relikte erforscht und aufgedeckt worden, sodass man sich heute ein weitaus umfassenderes Bild davon machen kann, wie stark und in wie vielen Verästelungen sich koloniale Fantasien über lange Zeiträume hinweg niedergeschlagen haben. Der deutsche Kolonialismus wird seit vielen Jahren zu einem überwiegend selbstkritischen bis negativen Bezugspunkt der deutschen und europäischen Geschichte umcodiert. Dabei ist nicht auszuschließen, dass erneut Fantasien und Projektionen eine Rolle spielen.

Der Autor Dirk van Laak ist Professor für deutsche und europäische Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts an der Universität Leipzig. Sein Artikel beruht auf einem Beitrag zum Sammelband ,,Deutschland Postkolonial? Die Gegenwart der imperialen Vergangenheit" (hrsg. von Marianne Bechhaus-Gerst und Joachim Zeller), der soeben im Berliner Metropol Verlag erschienen ist.


Aus: "Der lange Schatten der Tropensehnsucht" Dirk van Laak (04.01.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/deutscher-kolonialismus-der-lange-schatten-der-tropensehnsucht/23825568.html (https://www.tagesspiegel.de/wissen/deutscher-kolonialismus-der-lange-schatten-der-tropensehnsucht/23825568.html)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on January 12, 2019, 01:43:05 PM
QuoteAm 5. Januar 1919 beginnt in #Berlin der #Spartakusaufstand. Die #SPD verteidigt die Demokratie – auch mit Hilfe des Militärs. #OnThisDay


https://twitter.com/vorwaerts/status/1081168621454458880 (https://twitter.com/vorwaerts/status/1081168621454458880)

Quote[...] Der Mord an Rosa Luxemburg und ­ihrem politischen Weggefährten Karl Liebknecht am 15. Januar 1919 markiert den vorläufigen Höhepunkt des Konflikts zwischen gemäßigter Sozialdemokratie und radikaler Linken, der in den Monaten nach der Novemberrevolution blutig eskaliert. ... Die undurchsichtige Rolle, die Noske bei der Ermordung spielt, sowie die nur halbherzige Verurteilung der Tat durch die SPD-Regierung beschäftigen bis heute die Historiker und sind immer wieder Anlass für kontroverse Diskussionen. Das Blutvergießen ist indes noch längst nicht vorbei: Im März 1919 sterben allein in Berlin mehr als 1.200 Arbeiter bei der gewaltsamen Niederschlagung von Generalstreiks für revolutionäre Ziele.

... Die tiefe Entfremdung, ja mehr noch Feindschaft zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten wird die Geschichte der Weimarer Republik entscheidend prägen und zu ihrem Scheitern beitragen. Mit dem wachsenden Einfluss der sowjetischen Bruderpartei unter Stalin fährt die KPD einen konsequent anti-parlamentarischen Kurs gegen die Weimarer Demokratie. Immer wieder propagiert sie ein Zusammengehen der beiden Arbeiterparteien (,,Volksfront"), in Wahrheit geht es ihr aber nur um taktische Manöver. 1929 schließt sich die KPD der Sozialfaschismusthese an, nach der die SPD auf eine Stufe mit den Faschisten zu stellen und daher als Hauptfeind zu betrachten sei. Ein gemeinsamer Abwehrkampf gegen den heraufziehenden Nationalsozialismus wird dadurch endgültig verhindert.


Aus: "Spartakusaufstand: Der blutige Kampf um die junge Republik" Marcel Böhles (04. Januar 2019)
Quelle: https://www.vorwaerts.de/artikel/spartakusaufstand-blutige-kampf-um-junge-republik (https://www.vorwaerts.de/artikel/spartakusaufstand-blutige-kampf-um-junge-republik)

Quote
Das große Elend der Sozialdemokratie
Hannes Ditholdt hat am 4. Januar 2019 - 20:47 kommentiert

Nach dem zehnten geistigen folgte mit der Zustimmung zu den Kriegskredieten der erste praktische Verrat. Und spätestens seit der Novemberrevolution hat der Sozialdemokratismus seine menschenverachtende Fratze der ganzen Welt offenbart.

Keine Frage, dass die Sozialfaschismus-These ein Fehler war, aber man stelle sich die Emotionen der aufrichtigen Genossen vor, nachdem die SPD lieber mit Protofaschisten auf Arbeiter schießt, als für den Sozialismus zu wirken!

In 20 Jahren in Gewerkschaft hab ich viele Menschen kennengelerrnt, viele gute. Aber die SPler in den Führungspositionen, die die jeden Kampf am liebsten sofort abwürgen wollen, die sind der Feind in den eigenen Reihen.

Quote
"Spartakusaufstand"
Armin Christ hat am 5. Januar 2019 - 8:59 kommentiert

Korrekt muss das Januaraufstand heißen; der intelektuelle Spartakusbund hatte vielleicht 1000 Mitglieder. Die Hundertausenden die da beteiligt waren forderten nichts anderes als die Umsetzungs es Programms der SPD. Vorsitzender des Revolutionsausschuß war Georg Ledebour (Weder Spartakus noch KPD). Für die Massaker am 6. Dezember war Otto Wels (!?!) verantwortlich. Ebert +Co. züchteten in Ihrer Querfront mit monarchistischen Generälen, unbewußt die Vorläufer von SA und SS. Der Luxemburg/Liebknecht Mörder Hauptmann Papst sagt später, daß ohne die Duldung durch Ebert + Co. die Morde nicht möglich gewesen wären. Noskes Schießbefehl - März 1919 ? Und 1 Jahr später der Kapp-Lüttwitz-Putsch. Ebert + Co. flohen nach Stuttgart - loyale Armeeverbände gab es nicht - ein spontaner Generalstreik machte dem Putsch nach 5 Tagen ein Ende. Und kaum wars vorbei mobilisierten Ebert Co. die gleichen Putschistenverbände gegen die "Rote Ruhr Armee". Eine juristische Aufarbeitung des Putsches unterblieb.
Kann man die Verbitterung Vieler gegen die SPD verstehen ? Den Stalinschen Unfug der KPD kann ich allerdings genauso wenig gutheißen wie die Politik Eberts + Co.


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Quote[...] Es ist so einfach, sich lustig zu machen über diese Demonstration. Immer am zweiten Sonntag des Jahres, also nah dran am Jahrestag der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts am 15. Januar 1919, zieht die Luxemburg-Liebknecht-Demonstration zur Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde. Es geht pünktlich los, der Abstand zwischen den einzelnen Blöcken wird penibel eingehalten, politisch völlig irrelevante Splittergruppen haben hier ihren Auftritt des Jahres, ein Mao- oder Stalinbild findet sich auch immer irgendwo. Hipsterberlin ist sehr weit weg.

Es ist einfach, sich über dieses jährliche Spektakel mit sinkender Teilnehmerzahl lustig zu machen. Man kann sich aber auch umhören unter denjenigen, die daran teilnehmen. Vielleicht bei denen, die weiter hinten laufen, nicht in einem der organisierten Blöcke. Bei denen, die selber mit einigen der Parolen, die hier gerufen werden, ihre Probleme haben und den Kopf schütteln angesichts so viel Folk­lore. Und die trotzdem mitgehen an den meist eisigen Sonntagmorgen im Januar, die ehemalige Stalinallee entlang, und am Ende eine Nelke ablegen auf einer der Tafeln in dem Rondell der Gedenkstätte.

Wenn man sich also umhört unter diesen Teilnehmern und fragt, warum sie hier sind, dann antworten viele, dass dieses Gedenken an Luxemburg, Liebknecht und die anderen ermordeten Sozialisten ihnen persönlich viel bedeute. Nicht nur wegen der Dinge, die Liebknecht und Luxemburg getan, geschrieben und gesagt haben.

Sondern auch, weil dieses Gedenken selbst ein politischer Akt ist: Die Ermordung der beiden marxistischen, antimilitaristischen Politiker wurde jahrelang vertuscht. Noch heute gibt es insbesondere zu der Frage, wer für diese die politische Verantwortung trug, höchst unterschiedliche Auffassungen, insbesondere zur historischen Mitschuld der SPD. Erst vor wenigen Tagen wurde das wieder anschaulich, als die Redaktion der SPD-Zeitung auf Facebook und Twitter schrieb, es sei der Spartakusaufstand selbst gewesen, der zum Tod Luxemburg und Liebknechts geführt habe, während die SPD damals ,,mit Hilfe des Militärs" die Demokratie verteidigt habe.

Sich an den Tod Luxemburgs und Liebknechts zu erinnern als das, was er war, nämlich ein heimtückischer Mord rechtsradikaler Militärs mit Billigung der politischen Führung, ist also an sich schon ein politischer Akt, weil diese Lesart bis heute gegen eine Geschichtsschreibung der Herrschenden erkämpft werden muss.

Und es sind nicht nur offensichtliche politische Entgleisungen wie die der Vorwärts-Redaktion, gegen die dieses Gedenken verteidigt werden muss. Es ist auch eine Form des Erinnerns, die man gerade in den Super-Gedenkjahren 2018 und 2019 vielerorts finden kann: Da werden Liebknecht und insbesondere Luxemburg zu Popfiguren, zu Rosa und Karl, die irgendwie toll sind, aber auch für nichts weiter stehen als ein Quäntchen Revolutionsromantik.

Die Ereignisse von 1918/1919 werden personalisiert und damit gleichzeitig entpolitisiert: Durch die Verengung auf Luxemburg und Liebknecht bei deren gleichzeitiger Reduzierung auf unterkomplexe Popstars wird etliches unsichtbar. Etwa die politischen Bedingungen des Januaraufstands 1919, der bei Weitem nicht nur ein Werk der Spartakusgruppe war. Unsichtbar werden auch die vielen anderen Ermordeten des Jahres 1919. Unsichtbar wird die Rolle des Militärs, der Regierung, der Justiz, der Presse.

Verschwinden diese strukturellen Zusammenhänge aus dem Blick, verschwindet auch, was uns die Geschehnisse von damals heute sagen können. Fern und isoliert erscheinen sie dann, aus einer ganz, ganz anderen Zeit.

Doch das ist falsch.

Natürlich, 2019 ist beileibe nicht 1919, um das festzustellen reicht der oberflächlichste Blick. Und plumpe, historisch nicht haltbare Vergleiche zwischen damals und heute helfen niemandem weiter. Und doch kann die Vergegenwärtigung der aktuellen politischen Situation einen Resonanzraum bilden, in dem die Ereignisse von damals anders zum Schwingen kommen, als sie es ohne ihn täten, und umgekehrt.

Auch heute wird insbesondere eine kosmopolitische Linke zum Hassobjekt der völkischen Rechten – ein Bild, das sich dann ergibt, wenn man die Ermordeten des Jahres 1919 in den Blick nimmt, gerade auch über Luxemburg und Liebknecht hinaus. Viele von ihnen sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten: Wolfgang Fernbach, bereits am 11. Januar von Regierungstruppen erschossen. Leo Jogiches, langjähriger Lebensgefährte Luxemburgs, im März 1919 im Gefängnis in Moabit ermordet. Eugen Leviné, im Juni im Münchener Gefängnis getötet. Alle drei stammten aus jüdischen Familien. Konterrevolutionäre Flugblätter der damaligen Zeit strotzen vor Antisemitismus.

Auch heute richten sich reaktionäre Kräfte gegen die progressiven Errungenschaften der letzten Jahre oder Jahrzehnte, indem diese als extern, als nicht zugehörig markiert werden. Damals versuchte die Rechte, die Errungenschaften von 1918 als von außen kommend zu konstruieren, auch das ein Grund für die starke Verbindung von Konterrevolution und Antisemitismus: Mit dem echten deutschen Volk habe das alles nichts zu tun.

Die Verschwörungstheorie vom Juden George Soros, der Massenmigration nach Europa finanziere und auf der ganzen Welt als von außen kommender Störer Gesellschaften durch liberalen Verfall spalten wolle, ist ein aktuelles Beispiel für dieses rechte Denkmuster.

Auch heute gibt es Fälle, in denen die Presse zu großen Teilen ungeprüft übernimmt, was die Sicherheitsbehörden verlautbaren, wie sich erst diese Woche wieder beobachten ließ. Am Tag nach der Ermordung Luxemburgs und Liebknechts verbreitete das Wolffsche Telegrafenbüro eine Meldung, die fast wortgleich war mit der Erklärung der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, die die Morde durchgeführt hatte – und die meisten Zeitungen übernahmen diese Agenturmeldung ungeprüft.

Auch heute gibt es rechten Terror. Auch heute gibt es rechten Terror, der von Sicherheitsbehörden mindestens gedeckt, wenn nicht sogar befördert wird, von staatlichen Stellen vertuscht. Und das gilt nicht nur für den NSU. Die, die davon betroffen sind, wissen das.

Für viele aber, die von diesem rechten Terror und insbesondere den staatlichen Verstrickungen nicht betroffen sind, sind diese Tatsachen auch heute noch eine unbequeme, eine ungemütliche Wahrheit, so wie es auch unbequem und ungemütlich ist, zu fragen, was uns die Ereignisse von damals über heute sagen und umgekehrt. Ungemütlich ist auch die Beschäftigung mit der Ernsthaftigkeit, der Konsequenz der damaligen Revolutionäre – nicht nur derer, die mit flammenden Reden berühmt geworden sind, sondern auch derer, die in jahrelanger Organisationsarbeit in den Fabriken überhaupt erst die Basis für die massenhaften Streiks und Aufstände geschaffen haben. Denn sich diese Ernsthaftigkeit zu vergegenwärtigen, kann einem auch die eigene Inkonsequenz vor Augen führen.

Wie viel bequemer ist es da, sich etwa aus dem Werk Luxemburgs nur dieses eine Zitat herauszunehmen, das davon handelt, dass Freiheit immer die Freiheit der Andersdenkenden sei. Wie viel bequemer, dessen damalige Aussagekraft dann so lange zu verwässern, bis nichts mehr übrig bleibt, als dass man doch irgendwie für alles Toleranz aufbringen müsse, dass das Wichtigste sei, die AfD nur ja nicht von irgendeinem ,,demokratischen Diskurs" auszuschließen. Wie viel bequemer, sich darauf zurückzuziehen, dass nichts, aber auch gar nichts von dem, was damals passiert ist, im Heute wiederzufinden sei, schließlich haben wir doch jetzt das Grundgesetz, und dass etwa die Sicherheitsbehörden lügen oder selbst vor Gericht nicht immer Recht gesprochen wird, das gibt es schlicht nicht mehr.

Sich der enormen Errungenschaften des Heute bewusst zu sein, zu denen selbstverständlich auch das Grundgesetz zählt, und trotzdem nicht in diese Bequemlichkeit zu verfallen, ja sogar aktiv gegen sie anzukämpfen, kann sehr ermüdend sein. So wie es ermüdend sein kann, das Andenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gegen entpolitisierenden Personenkult und Geschichtsverdrehung zu verteidigen.

Aber gleichzeitig kann man aus diesem Gedenken auch Kraft schöpfen für genau diese Kämpfe – und deswegen kann es sich trotz allem auch sehr richtig anfühlen, eine Nelke durch einen kalten Vormittag im Januar zu tragen.


Aus: "100 Jahre Luxemburg und Liebknecht - Ungemütliches Gedenken" Malene Gürgen, Redakteurin taz.berlin (11. 1. 2019)
Quelle: http://www.taz.de/100-Jahre-Luxemburg-und-Liebknecht/!5559801/ (http://www.taz.de/100-Jahre-Luxemburg-und-Liebknecht/!5559801/)

QuoteHaresu

Was doch vor allem auffällt ist wie umkämpft das Thema weiterhin ist. Nach 100 Jahren könnte dies eigentlich überraschen, offensichtlich aber muss sich die bürgerliche Sozialdemokratie immer noch und auch weiterhin an diesem Thema abarbeiten. Dabei schrammt man gerne reichlich knapp an der Rechtfertigung der Morde vorbei, sie gelten im allgemeinen als bedauerliche Begleitumstände einer notwendigen Abwehr eines antiparlamentarischen wenn nicht antidemokratischen Aufstandes. Gerne wird behauptet, man habe damals die Demokratie gerettet, mit Wirkung bis heute hin. Letzteres ist natürlich Unsinn, denn die nie wirklich lebendig gewordene und schwach gebliebene Demokratie von Weimar hat ja ziemlich schnell und wohl auch folgerichtig zu Hitler geführt und von dem mussten wir uns dann erst einmal wieder befreien lassen. Man muss sich jedenfalls fragen, ob der damalige Aufstand nicht vielleicht doch auch eine vergebene Chance darstellt, oder andernfalls, ob er wirklich so gefährlich war und wieso seine Niederschlagung heute immer noch so vehement verteidigt werden muss.


Quotefinches

Sehr gut dokumentiert in "Der Verrat" von Sebastian Haffner. Gemeint ist der Verrat der SPD an der Arbeiterklasse. Haffner war selbst Parteimitglied.

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on January 16, 2019, 10:13:07 PM
"Matrosen - und Arbeiteraufstand, Rätebewegung und die Politik Gustav Noskes"
Klaus Kuhl - 9. November 2018, Seminar IG Metall Küst
http://kurkuhl.de/docs/novemberrev_IGM-folien_181109_v01_gekuerzt.pdf

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"NS-Regime in Wien: Im Haus des Terrors" Niko Wahl (1. Februar 2019)
Im Wiener Landesgericht wurde 1947, zwei Jahre nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur, eine Ausstellung mit dem Titel Tausend Gestapohelfer werden gesucht eröffnet. 1000 Fotoporträts von Verdächtigen waren zu sehen und ein Modell des ehemaligen Luxushotels Metropol, in dem die Nationalsozialisten die Gestapo-Leitstelle Wien untergebracht hatten. Die Fotos und das Modell sollten es Zeugen und Opfern ermöglichen, möglichst genaue Aussagen zu den NS-Tätern zu machen, die für die Nachkriegsjustiz ansonsten nur schwer zu überführen waren.
Während die Ausstellung gezeigt wurde, standen immer noch ruinenhafte Überreste des ehemaligen Hotels, das bei Bombenangriffen im Jänner und März 1945 schwer beschädigt worden war. Der größte Teil der Akten und Karteien war jedoch längst nicht mehr vorhanden – die Gestapo hatte einen großen Teil des belastenden Beweismaterials in den Heizkesseln des Hauses vernichtet. Basierend auf den wenigen überlieferten Beständen und der Forschung der letzten Jahre stellt jetzt ein neues Buch der Historiker Elisabeth Boeckl-Klamper, Thomas Mang und Wolfgang Neugebauer Struktur und Aufgabenbereiche der Wiener Gestapo vor, welche die größte regionale Leitstelle im "Dritten Reich" darstellte. ...
Täglich wurden bis zu 500 Menschen zur Einvernahme in die Gestapo-Zentrale vorgeladen oder nach erfolgter Festnahme eingeliefert. Karl Ebner, der Stellvertretende Gestapo-Leiter, sprach später zynisch von einem "Parteienverkehr" von insgesamt über 50.000 Personen. Aus den Hotelzimmern waren Büros und Verhörräume geworden, im Erdgeschoss und im Keller wurden Häftlingszellen errichtet. Die ehemalige Personaltreppe diente nun als Häftlingsstiegenhaus und war bis zum 5. Stock vergittert, damit die verzweifelten Verfolgten an einem Sprung in die Tiefe gehindert wurden.
Der "Parteienverkehr" betraf ein breites Panorama: politische Gegner der NS-Diktatur, Juden, Widerstandskämpfer, sogenannte Asoziale und "Arbeitsunwillige", Leute, die feindliche Radiosender gehört hatten, Homosexuelle und Personen, die verbotene Beziehungen zu Kriegsgefangenen unterhalten oder sich gegen das Regime ausgesprochen hatten und denunziert worden waren. ...
Die Arbeit der Gestapo radikalisierte sich zusehends. Auf die Massenverhaftungen und Exzesse der Anfangszeit folgten gezielte Verhaftungen und KZ-Deportationen sowie eine zunehmend härtere Gangart in der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung, des kommunistischen Widerstandes und schließlich der zahlreichen vor allem osteuropäischen Zwangsarbeiter in Wien.
Die schärfste Waffe der Gestapo war der Einsatz von V-Leuten und Spitzeln – der Großteil des organisierten Widerstandes war von ihnen unterwandert und wurde mit ihrer Hilfe ausgeforscht und zerschlagen. ...
https://www.zeit.de/2019/06/ns-regime-wien-gestapo-dienststelle-unterdrueckung-widerstand

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Walter Grab (* 17. Februar 1919 in Wien; † 17. Dezember 2000 in Tel Aviv) war ein israelischer Historiker. Walter Grab entstammte einer gutbürgerlichen Familie. Nach dem Abitur 1937 studierte er ein Semester Jura u. a. bei Heinrich Mitteis an der Universität Wien. Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich emigrierte er 1938 nach Palästina. Das Verhältnis zu seiner neuen Heimat Israel blieb ein Leben lang distanziert. Grab gefielen weder die Sprache noch die Kultur noch die israelische Politik. Bis 1962 war er Grossist im Geschäft seiner Eltern. Grab studierte an der Hebräischen Universität Jerusalem und an den Universitäten Tel Aviv und Hamburg Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaft. 1965 promovierte er in Hamburg bei Fritz Fischer über Demokratische Strömungen in Hamburg und Schleswig-Holstein 1792–1799. Von 1965 bis 1970 war er Dozent für Neuere europäische Geschichte an der Universität Tel Aviv. 1970 wurde er dort außerordentlicher und 1972 ordentlicher Professor. 1971 gründete er das Institut für Deutsche Geschichte an der Universität Tel Aviv und war bis zu seiner Emeritierung 1986 dessen Leiter und Herausgeber von dessen Jahrbuch. 1977/1978 und 1984/1985 hatte er Gastprofessuren in Duisburg und Hamburg. Die Universität Duisburg verlieh ihm 1985 den Ehrendoktor-Titel, 1994 erhielt er die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold.
Seine Schwerpunkte waren die Erforschung demokratischer Strömungen in Deutschland von der Französischen Revolution bis zur Revolution von 1848/49, Heinrich Heine sowie Probleme deutsch-jüdischer Emanzipationsgeschichte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Grab

22. Jahrgang | Nummer 3 | 4. Februar 2019
Walter Grab 100 von Mario Keßler, New York
Zu erinnern ist an den israelischen Historiker Walter Grab, der am 17. Februar 1919 in Wien geboren wurde und am 17. Dezember 2000 in Tel Aviv starb. Die Französische Revolution und ihr Widerschein in Deutschland, die demokratischen Bewegungen im Vormärz, das Schicksal der deutschen und österreichischen Juden sowie die Chancen und Perspektiven der Arbeiterbewegung waren die Schwerpunkte seiner Forschung, die in zwanzig Büchern ihren Ausdruck fanden. ...
https://das-blaettchen.de/2019/02/walter-grab-100-47115.html

"Walter Grab" (28. Dezember 2000)
In seinem spannend erzählten Buch Ein Volk muß seine Freiheit selbst erobern zieht er 1984 in einer Reihe von Porträts und Einzelstudien die Summe seiner Arbeit. Es sagt alles über unsere pausbäckige, hohlbirnige "Berliner Republik", dass dieses Werk, das in jeden Bücherschrank gehört, heute nicht mehr lieferbar ist. ...
https://www.zeit.de/2001/01/Walter_Grab


"Rezension: Sachbuch : Und wünschte, kein Bürger zu sein" (01.04.2000)
Die Geschichte des deutschen Judentums ist für das Verständnis der Moderne bedeutsam, weil sich an ihr das Scheitern mancher Utopien studieren lässt. Ein Jude, der 1919 in Wien geboren wurde und 1938 nach Palästina fliehen musste, in den sechziger Jahren bei Fritz Fischer über demokratische Strömungen im Hamburg zur Zeit der Französischen Revolution promovierte und in Tel Aviv zu einem Pionier der deutschen Jakobinerforschung wurde, bietet da reiches Anschauungsmaterial. ...
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezension-sachbuch-und-wuenschte-kein-buerger-zu-sein-11304122.html
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on April 07, 2019, 12:13:04 PM
"US-Flieger: Vergessene Opfer der NS-Lynchjustiz" Karin Krichmayr (15. Juni 2018)
Hunderte alliierte Fliegersoldaten wurden von einer aufgestachelten Menschenmenge gelyncht. Viele andere sind bis heute vermisst ... In der letzten Kriegsphase nutzte die NS-Propaganda die Angst vor den immer intensiveren Fliegerangriffen der Alliierten und rief zu einer kollektiven Rache an den "Terrorfliegern" auf. "Die Piloten wurden als Verbrecher und Ungeheuer dargestellt, die Frauen und Kinder töten und Kulturgüter zerstören", schildert Goll. Im Mai 1944 erklärte die NS-Regierung Lynchjustiz offiziell als legitim. "Es wurde explizit zur Gewalt aufgerufen, ohne Konsequenzen für die Täter", sagt Goll. ...
https://derstandard.at/2000081556412/US-Flieger-Vergessene-Opfer-der-NS-Lynchjustiz

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AcaZ 18. Juni 2018, 12:22:06

mich wundert es nicht dass Piloten so behandelt wurden, schließlich haben die allierten mit dem gezielten bombardieren der Zivilbevölkerung absichlich auch zivilisten (demoralisierung) getötet - Kriegsverbrechen. die damalige Zeit war eben alles andere als "menschlich".


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Artefix

19. Juni 2018, 14:08:34

Ich kann nur die Worte "aufrechnen" und "relativieren" nicht mehr hören. Die Alliierten haben bewusst den Tod von Zivilisten durch Massenbombardierungen herbeigeführt. Auch wenn z.B. ein Familienvater den Mörder seiner Tochter im Gerichtssaal erschießt, ist es zwar verständlich, aber trotzdem Mord.


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König657
17. Juni 2018, 00:37:21

... Ich bin echt bestürzt über die Postings hier und das fehlende Mitgefühl. Die Flieger sind nicht nach Europa gekommen, um Frauen und Kinder zu ermorden, sondern um gegen Nazi-Deutschland zu kämpfen, um uns von den Nazis zu befreien. Wie anders würde Europa heute aussehen, wenn diese Menschen nicht ihr Leben eingesetzt hätten. Und dann gibt es über 70 Jahre später hier Leute, die tatsächlich sagen: naja, die werden den Tod schon verdient haben. Merkt ihr nicht, daß ihr Mord rechtfertigt?


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"Die Motive hinter den NS-Gewaltexzessen" Karin Krichmayr (7. April 2019)
Wie sind Menschen fähig, derart grausame Massaker zu verüben, wie es während des Nationalsozialismus geschah? Historiker untersuchen die Gründe für das Eskalieren von Gewalt ... welche Motive spielten dabei eine Rolle? Fragen wie diese hat Daniel Brewing von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen in einer umfassenden Studie untersucht. Diese rückt ein bisher vernachlässigtes Kapitel der NS-Geschichte in den Mittelpunkt: die Massaker an der nichtjüdischen polnischen Zivilbevölkerung. Bis heute steht diese spezielle Form von Gewalt Brewing zufolge "im Schatten von Auschwitz" – so lautet auch der Titel des Buches, mit dem der Historiker die Randzonen der NS-Gewaltgeschichte ausleuchtet. ...
https://derstandard.at/2000100810383-1317/Die-Motive-hinter-den-NS-Gewaltexzessen

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YesWeScan

das Land der Dichter und Denker wurde zum Land der Richter und Henker.


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takezo 18. Juni 2018, 10:10:12

Ich verstehe zum Teil den Hass der Bevölkerung, aber auch, dass der Pilot einfach nur seinen Befehlen gehorcht hat. Es war eine dunkle Zeit, für beide Seiten. Aufarbeitung ist wichtig, aber Schuldzuweisungen bringen nichts.


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Hammurapi1

Wenn ich mir die Hasskommentare anschaue.. ... die man auf diversen Seiten auf Facebook findet (die Nähe zur FPÖ ist natürlich immer rein zufällig), von ich mir sicher dass man bereits genügend Individuen gefunden hätte, die erstklassige KZ-Aufseher abgeben würden und mit einer Freude den Gashahn aufdrehen würde.
In der Schule habe ich mich immer gefragt wie Menschen so etwas nur machen können. Der Rechtsruck spätestens seit 2015 und der immense Hass, der seither umhergeifert hat es mich verstehen lassen.
Es gibt einfach massenhaft niederträchtige Menschen, die nur darauf warten von lupenreinen Rassisten für ihre Zwecke instrumentalisiert zu werden.


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Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on April 07, 2019, 09:50:34 PM
"Widerstandskämpfer im Ruhestand"
Dokumentation – 70 min., F 1985. Ein Film von Mosco Leví Boucault. Deutsche Synchronisation »Der Film rekonstruiert die Aktivitäten, Organisation und Zerschlagung der jüdischen Abteilung der FTP-MOI (Francs-tireurs et partisans – main d'œuvre immigrée), die vor allem in Paris massiven bewaffneten Widerstand gegen die deutschen Besatzer leistete und deren Mitglieder zunächst nur durch das berühmte Nazi-Propagandaplakat ,,Affiche rouge" Namen und Gesicht bekamen. Als ,,Des ,terroristes' à la retraite" 1985 auf dem französischen Fernsehsender Antenne 2 ausgestrahlt wurde, provozierte er heftige Kontroversen. Dabei ging es in erster Linie nicht um die so lang vernebelte französische Kollaboration (hier hatte ja insbesondere Marcel Ophüls schon 1969 mit seinem Dokumentarfilm ,,Das Haus nebenan" Vorarbeit geleistet), sondern um das Verhältnis der französischen Kommunisten zu ihren, meist zugewanderten, jüdischen Kampfgefährten: Der durch den Film geäußerte Verdacht allerdings, der PCF – die der FTP-MOI übergeordnete Kommunistische Partei Frankreichs – hätte die Gruppe im Verlauf des Jahres 1943 aus nationalistischen Motiven auflaufen lassen und damit ihren Verfolgern ausgeliefert, scheint heute, folgt man beispielsweise den Autoren von ,,L'Affiche Rouge – Immigranten und Juden in der französischen Résistance" (Verlag Schwarze Risse, 1994), weitgehend ausgeräumt. Dem neuesten Forschungsstand Rechnung tragend wurde der Film deshalb nachträglich durch Schnitte in seinen Aussagen etwas entschärft und um einige Minuten gekürzt. Was dann vom Film immerhin noch übrig bleibt, ist schlicht und ergreifend: eine Würdigung des jüdischen Widerstandes, die lange Zeit auf sich warten ließ.«
https://youtu.be/Uqg11c7SUik | http://dokarchiv.blogsport.de/2017/02/10/des-terroristes-a-la-retraite-widerstandskaempfer-im-ruhestand/

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"Gabriel Bach: "Er war so besessen, dass er sich sogar über Hitler hinwegsetzte""
Am 11. April 1961 begann der Prozess gegen Adolf Eichmann, den Organisator der Schoah. Gabriel Bach, stellvertretender Ankläger, kam ihm sehr nah. Und an seine Grenzen.
Interview: Ron Ulrich (11. April 2019)
https://www.zeit.de/kultur/2019-04/gabriel-bach-prozess-adolf-eichmann-kindheit-flucht/komplettansicht


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"Mira Kimmelman, Holocaust survivor, speaker and author, dies at 95" Kristi L Nelson Knoxville News Sentinel (Published 11:23 AM EDT Apr 19, 2019)
What Mira Ryczke Kimmelman survived as a young European Jewish woman during the Holocaust could only be called horrific. For 20 years, she couldn't even speak of it. ... She was 15 years old and living with her parents, Moritz and Eugenia, and younger brother Benno near Danzig, now Gdansk on the Polish coast, at the start of World War II. Already expelled from school because she was Jewish, and threatened by the members of Hitler Youth who blocked the synagogue doors to beat Jews coming for services, she was among those driven from town two days after the war started in 1939. ...
https://eu.knoxnews.com/story/life/2019/04/18/mira-kimmelman-oak-ridge-holocaust-survivor-dies/3507033002/


"Zum Tod von Mira Kimmelman : Das Mädchen und sein Foto" Katja Petrowskaja (01.05.2019)
Danzig, 1930: ein Mädchen auf dem Weg zur Einschulung. Mira Ryczke-Kimmelman wird dieses Foto immer bei sich tragen, im Warschauer Getto, in den Konzentrationslagern Majdanek, Auschwitz, Bergen-Belsen. Jetzt ist sie gestorben, mit 95 Jahren. ...
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/katja-petrowskaja-ueber-die-holocaust-ueberlebende-mira-ryczke-kimmelman-16160573.html



Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on May 12, 2019, 12:20:10 PM
"Erinnerungskultur : "Auf subtile Weise mit dem NS-Regime kooperiert"" Interview: Kilian Trotier (8. Mai 2019)
74 Jahre sind seit dem Zweiten Weltkrieg vergangen. Doch ausgerechnet die Geschichtsvereine haben die Zeit immer noch nicht aufbereitet – dabei kooperierten sie selbst mit dem NS-Regime. Der Historiker Gunnar B. Zimmermann hat erforscht, wie sich der Verein für Hamburgische Geschichte unterm Hakenkreuz verhalten hat. "Bürgerliche Geschichtswelten im Nationalsozialismus" heißt seine über 700 Seiten starke Studie. Hier erzählt er, was er über die Hamburger Historiker und Archivare herausgefunden hat. ...
https://www.zeit.de/hamburg/2019-05/geschichtsverein-hamburg-ns-zeit-gunnar-zimmermann

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They Shall Not Grow Old ist ein dokumentarischer Film von Peter Jackson über den Ersten Weltkrieg, der am 16. Oktober 2018 im Rahmen des London Film Festivals seine Premiere feierte. Jackson verwendete hierfür historisches Filmmaterial, das er kolorierte und dem er Stimmen hinzufügte. Die Fernsehpremiere war am 11. November 2018 auf BBC Two. In den Vereinigten Staaten lief der Film am 17. Dezember 2018 in den Kinos an. Am 27. Juni 2019 folgte der Kinostart in Deutschland.
https://de.wikipedia.org/wiki/They_Shall_Not_Grow_Old

They Shall Not Grow Old – New Trailer – Now Playing In Theaters
https://youtu.be/IrabKK9Bhds

Director Peter Jackson on his new WW1 documentary film (10.10.2018)
https://youtu.be/OXMhv7E0o7c

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Quote[...] Der Reichstagsbrand war der Brand des Reichstagsgebäudes in Berlin in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933. Der Brand beruhte auf Brandstiftung. Am Tatort wurde Marinus van der Lubbe festgenommen. Bis zu seiner Hinrichtung beharrte van der Lubbe darauf, den Reichstag allein in Brand gesetzt zu haben. Seine Alleintäterschaft schien bereits vielen Zeitgenossen unwahrscheinlich und wird weiterhin kontrovers diskutiert. Kritiker der Alleintäterthese vermuten eine unmittelbare Tatbeteiligung der Nationalsozialisten.

Unbestritten sind die politischen Folgen. Bereits am 28. Februar 1933 wurde die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat (Reichstagsbrandverordnung) erlassen. Damit wurden die Grundrechte der Weimarer Verfassung de facto außer Kraft gesetzt und der Weg freigeräumt für die legalisierte Verfolgung der politischen Gegner der NSDAP durch Polizei und SA. Die Reichstagsbrandverordnung war eine entscheidende Etappe in der Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur.  ...

Im Zuge der Forschungen über die Anfänge des LKA in Niedersachsen tauchte im Jahre 2019 im Nachlass von Fritz Tobias die Eidesstattliche Erklärung des SA-Mannes Hans-Martin Lennings aus dem Jahre 1955 auf, in der dieser erklärt, er habe van der Lubbe zum Reichstag gefahren. Zu diesem Zeitpunkt habe es dort bereits nach Brand gerochen und es seien Rauchschwaden zu sehen gewesen. Später hätten er und seine Kameraden gegen die Verhaftung van der Lubbes protestiert, weil er seinen Beobachtungen nach nicht der Brandstifter habe gewesen sein können. Daraufhin seien seine Kameraden und er in Schutzhaft genommen worden ,,und mussten einen Revers unterschreiben mit dem Inhalt, dass wir von nichts etwas wissen".[53][54][55][56] Sven Felix Kellerhoff hält diese Darstellung für unglaubwürdig, da sie den Ermittlungsakten widerspreche. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagsbrand (https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstagsbrand) (27. Juli 2019)

"Neues zum Reichstagsbrand: Die ,,Legende" vom Einzeltäter wackelt erheblich" Conrad von Meding im Gespräch mit Axel Rahmlow (Beitrag vom 26.07.2019)
https://www.deutschlandfunkkultur.de/neues-zum-reichstagsbrand-die-legende-vom-einzeltaeter.1008.de.html?dram:article_id=454909 (https://www.deutschlandfunkkultur.de/neues-zum-reichstagsbrand-die-legende-vom-einzeltaeter.1008.de.html?dram:article_id=454909)

Quote[...] Dem Dokument aus den Archiven des Amtsgerichts Hannover zufolge, aus dem das Redaktionsnetzwerk Deutschland zitiert, sagte der ehemalige SA-Mann, er habe van der Lubbe, der einen benommenen Eindruck machte, mit einem Auto von einem SA-Lazarett zum Reichstag gefahren. Bei der Ankunft dort sei ihm und seinen Kollegen aufgefallen, «dass ein eigenartiger Brandgeruch herrschte und dass auch schwache Rauchschwaden durch die Zimmer hindurchzogen».

Später, so erklärt der SA-Mann in seiner Versicherung, deren beglaubigte Abschrift der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, hätten er und seine Kameraden gegen die Verhaftung van der Lubbes protestiert. «Weil nach unserer Überzeugung van der Lubbe unmöglich der Brandstifter gewesen sein konnte, da ja nach unseren Feststellungen der Reichstag schon in Brand gesetzt sein musste, als wir van der Lubbe dort ablieferten».

Wegen ihres Protestes seien seine Kameraden und er in Schutzhaft genommen worden «und mussten einen Revers unterschreiben mit dem Inhalt, dass wir von nichts etwas wissen». Später seien fast alle erschossen worden, die zum engeren Kreis der am Reichstagsbrand beteiligten Personen gehörten. Er selber, so der SA-Mann in seiner Erklärung, sei gewarnt worden und in die Tschechoslowakei geflüchtet. Die SA war eine paramilitärische Organisation der Nazi-Partei.

Die Nazis nutzten den Brand am 27. Februar 1933, um Notverordnungen gegen den «kommunistischen Aufstand» zu erlassen und die politischen Grundrechte außer Kraft zu setzen. Mit der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes verwandelte sich Deutschland dann vollends in eine Diktatur.

Die eidesstattliche Erklärung stammt von Hans-Martin Lennings (1904-1962), der sie 1955 notariell abfassen ließ für den Fall einer damals diskutierten posthumen Wiederaufnahme des Prozesses gegen van der Lubbe. Das Amtsgericht Hannover bestätigte der dpa am Freitag die Authentizität des Dokuments.

Marinus van der Lubbe, der aussagte, das Feuer im Reichstag mit Kohleanzündern allein gelegt zu haben, wurde im Dezember 1933 vom Leipziger Reichsgericht wegen Hochverrats und Brandstiftung zum Tode verurteilt und später hingerichtet. Das 1934 vollstreckte Todesurteil gegen van der Lubbe hob die Bundesanwaltschaft erst 2007 auf.

Nach dem Krieg blieb bei vielen Deutschen die Überzeugung, die Nazis hätten das Feuer gelegt. Erst Ende der 1950er Jahre gewann die These neue Nahrung, van der Lubbe allein habe den Reichstag angezündet. Der hannoversche Hobbyforscher Fritz Tobias vertrat diese Überzeugung, unterstützt vom Historiker Hans Mommsen. Der «Spiegel» startete eine Serie, in der Tobias seine Theorien über Lubbes Alleintäterschaft darlegte. Für Herausgeber Rudolf Augstein erhielt die «Jahrhundert-Legende» über eine Beteiligung der Nazis am Komplott damit den «Todesstoß».

Ausgerechnet im Nachlass von Hobbyforscher und Ex-Verfassungsschützer Tobias, so berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland, sei nun eine Kopie der eidesstattlichen Erklärung des SA-Mannes entdeckt worden. Dieser hat die Erklärung demnach beiseite geschoben, um seine Alleintäter-These aufrecht zu erhalten.

Damit schützte er, wie das RND schreibt, de facto Männer, die in der NS-Zeit im Staatsdienst waren und in der Nachkriegszeit Karriere machten. Dazu habe der Kriminalbeamte Walter Zirpins gehört, der van der Lubbe verhört und die Ermittlungsprotokolle geschrieben hatte und 1951 Leiter des Landeskriminalpolizeiamts in Niedersachsen wurde, einem Vorgänger des heutigen LKA. Da das LKA derzeit seine Vergangenheit aufarbeitet, stieß es im Nachlass von Tobias auf die Erklärung.


Aus: "Erklärung legt NS-Beteiligung am Reichstagsbrand nahe" (26.07.2019)
Quelle: https://www.welt.de/regionales/berlin/article197502515/Erklaerung-legt-NS-Beteiligung-am-Reichstagsbrand-nahe.html (https://www.welt.de/regionales/berlin/article197502515/Erklaerung-legt-NS-Beteiligung-am-Reichstagsbrand-nahe.html)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on August 07, 2019, 12:48:24 PM
Quote[...] Er brauche kein Schloss, sagte Georg Friedrich Prinz von Preußen im Sommer 2005. Ihm sei wichtig, dass seine Familie als Institution wahrgenommen werde, und das ginge auch, wenn er "mit Laptop im Café" sitze. Von Preußen, sagte er damals Cicero, "bleibt vor allem der kulturelle Nachlass meiner Vorfahren und ich bemühe mich, diesen möglichst komplett zu erhalten. Ich bin nicht der junge Schnösel, der mit dem Lieferwagen vorfährt, um Museen auszuräumen. Ganz im Gegenteil." Das ist 14 Jahre her. Nun aber wurden Informationen aus den Verhandlungen der öffentlichen Hand mit den Hohenzollern publik, die den Verdacht nähren, es ginge dem Herrn Prinz von Preußen in erster Linie um ein Schloss und kräftigen Reibach.

Seit mehreren Jahren laufen Gespräche zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund einerseits und dem Haus Hohenzollern andererseits über das Eigentum an Kunst- und Sammlungsgegenständen, Archivalien, Memorabilien, Immobilien. In einem ersten Schritt wurde geprüft, worüber überhaupt verhandelt werden muss. Das war aufwendig und geschah, so sagen Beteiligte, in konstruktiver Atmosphäre. Dann aber, im Frühjahr dieses Jahres, übermittelte das Haus Hohenzollern, dem Georg Friedrich Prinz von Preußen seit 1994 vorsteht, Maximalforderungen, verlangte eine Entschädigung für enteignete Schlösser wie Schloss Rheinsberg, wünschte dauerhaftes, unentgeltliches Wohnrecht in Schloss Cecilienhof, in der Potsdamer Villa Liegnitz oder in Schloss Lindstedt, erhob Anspruch auf Gemälde, Skulpturen, Münzen, Möbel - etwa die kostbaren aus der Werkstatt David Roentgens, und vieles mehr aus dem Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, der Stiftung preußischer Kulturbesitz und des Deutschen Historischen Museums, insgesamt eine Zahl im vierstelligen Bereich. "Geht's noch?", hätten sich die Vertreter der öffentlichen Hand angesichts dieser Forderungen gefragt, sagt einer von ihnen. Die Familie hoffe offenbar, wenn sie jetzt hohe Forderungen stelle, werde man sich später schon in der Mitte treffen.

Druck übt sie unter anderem durch die zahlreichen Werke aus ihrem Besitz aus, die als Leihgaben in öffentlichen Museen hängen. Die Leihverträge dafür ließ sie 2015 auslaufen. Sie könnte die Werke also jederzeit kurzfristig abziehen. Was die Familie aber offenbar nicht berücksichtigt hat, ist die schon jetzt große öffentliche Empörung, die noch lauter würde, wenn sie die an öffentliche Häuser verliehenen Werke dort tatsächlich von den Wänden nehmen ließe.

Markus Hennig, der die Hohenzollern in der Auseinandersetzung anwaltlich vertritt, sagte der SZ, es handele sich um "ganz normale zivilrechtliche Ansprüche". Auch habe man keineswegs die Absicht, die Museen leer zu räumen und die Objekte privat zu "verwerten".

Nach Prüfung und Beratungen schrieb Günter Winands aus dem Haus der Kulturstaatsministerin im Juni 2019 an den Hohenzollern-Chef, "dass wir - die Vertreter Berlins, Brandenburgs und des Bundes sowie der drei Kultureinrichtungen - übereinstimmend in den von Ihnen übersandten Unterlagen keine hinreichend geeignete Grundlage für erfolgversprechende Verhandlungen sehen". Dennoch wolle man sich am 24. Juli wieder treffen.

Auch wenn die Forderungen der Hohenzollern in den drei Einrichtungen weniger als 0,1 Prozent der Sammlungen betreffen, wären die Verluste doch schmerzhaft. Gestritten wird etwa um eine der großartigen Stadtansichten Eduard Gaertners oder das Porträt Joachims II. von Lucas Cranach dem Jüngeren. Nicht hinzunehmen wäre die verlangte Ausgliederung von Teilen des Königlichen Hausarchivs und der fürstlichen Bibliotheken. Der Historiker Thomas Stamm-Kuhlmann, der eine Biografie Friedrich Wilhelms III., des Königs der Reformzeit, verfasst und die Tagebücher des preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg ediert hat, betont, wie wichtig der freie Zugang zu den Nachlässen im Hausarchiv sei. Das Gesetz von 1926, mit dem der damals sozialdemokratisch regierte Freistaat Preußen und das Haus Hohenzollern die Vermögensfragen regelte, sah eine gemeinsame Verwaltung des Archivs vor. Aber wäre die Familie derzeit in der Lage, die Hälfte der Kosten zu übernehmen, wie es 1926 vereinbart war?

Ein zentraler Streitpunkt ist das Hohenzollernmuseum. Es wurde 1877 im Berliner Schloss Monbijou eröffnet und bot eine das Herrscherhaus verklärende Darstellung des höfischen Lebens. Nach der erzwungenen Abdankung Wilhelms II. blieb es geschlossen, bis man sich darauf einigte, dass die Objekte im Besitz der Hohenzollern verbleiben sollten, der Staat das Museum wieder eröffnen werde und die Sammlungsgegenstände als Leihgaben erhalte. Die DDR ließ das im Krieg schwer beschädigte Schloss abreißen, die Objekte kamen in Museen und zur Schlösserverwaltung. Um das Jahr 2004 gab es Pläne, in Charlottenburg ein neues Hohenzollernmuseum einzurichten, aber daraus wurde nichts. Nun wünschen die Hohenzollern nicht nur die Errichtung eines Hohenzollernmuseums, sondern auch Einfluss auf dieses, also auf die mit Steuergeld zu bezahlende Geschichtsdarstellung. Darauf einzugehen hieße, das kultur- und geschichtspolitische Selbstverständnis der Republik infrage zu stellen. "Ich glaube, noch der Konservativste im Bund sagt dazu: Ihr tickt ja wohl nicht richtig", meint einer der an den Verhandlungen Beteiligten.

Bereits in den Neunzigerjahren versuchte das Haus Hohenzollern Immobilien zurückzuerhalten, die auf Befehl der Sowjetischen Militär-Administration in Deutschland (SMAD) beschlagnahmt und 1948 enteignet wurden. Das Verwaltungsgericht Potsdam wies die Klage damals zurück, die Rechtslage sei "glasklar". Den Bestand dieser Enteignungen hat das Bundesverfassungsgericht 1991 und 1996 bestätigt. Dies betrifft jedoch nicht die Kunst- und Ausstattungsobjekte aus Schlössern und Herrenhäusern. Die öffentliche Hand und das Haus Hohenzollern bewerten die Eigentumsfragen sehr unterschiedlich.

Berlin, Brandenburg und der Bund haben sich auf die Gespräche eingelassen, um lange Prozesse zu vermeiden. Tief im Westen wurde vor wenigen Wochen die Klage der Hohenzollern auf Rückgabe der Burg Rheinfels zurückgewiesen, aber der Rechtsstreit könnte durch mehrere Instanzen gehen. Dass nun auch im Konflikt mit Berlin und Brandenburg so spät noch Maximalforderungen erhoben werden, erklärt der Anwalt Markus Hennig damit, dass erst nach der Vereinigung die Archive ausgewertet werden konnten.

Schon vor Jahren wurde bekannt, dass die Verwaltung des einstigen Herrscherhauses nicht immer genau im Bilde ist. Watteaus Gemälde "Einschiffung nach Kythera" haben die Hohenzollern 1983 für 15 Millionen Mark an die West-Berliner Museen verkauft. Der Kunsthistoriker Guido Hinterkeuser veröffentlichte 2012 Dokumente, die nahelegen, dass die Hohenzollern dieses Bild schon einmal, in den Zwanzigern, an Preußen verkauft haben.

Was wollen die Hohenzollern mit dem Kulturgut unternehmen, das ihnen eventuell zugesprochen wird? Es trotz gegenteiliger Versicherungen verkaufen? Der öffentlichen Hand, die das preußische Kulturerbe besser pflegt und erforscht als es je unter einem Hohenzollernherrscher der Fall war, Geld abpressen? Der Präsident der Preußenstiftung, Hermann Parzinger, sagt, es liege ein mit viel Aufwand erstelltes Kompromissangebot vor. Es habe sich aber gezeigt, dass die Vorstellung des Hauses Hohenzollern weit darüber hinaus gehen. Es gelte, "die Verhandlungen mit Augenmaß und gegenseitigem Respekt weiterzuführen".


Aus: "Hohenzollern-Kulturerbe: Der Prinz macht Ernst" Jens Bisky (16. Juli 2019)
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/hohenzollern-kulturerbe-streit-1.4525411 (https://www.sueddeutsche.de/kultur/hohenzollern-kulturerbe-streit-1.4525411)

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Quote[...]
   * Ausgelöst durch Forderungen aus dem Hause Hohenzollern sind alte Fragen zum Verhältnis von konservativen Eliten und NS-Staat erweckt worden.

    * Eines steht mittlerweile fest: Der adelige Widerstand war wesentlich kleiner als allgemein angenommen.

    * Deutungen, nach denen die Hohenzollern der NS-Bewegung fernstanden, erscheinen nach aktuellem Forschungsstand abenteuerlich.


Wer von Preußentum spricht, soll zunächst an stillen und unpersönlichen Dienst, aber erst zuletzt, am besten gar nicht, an Lohn und Anerkennung denken." Dieser Satz wurde in einer Rede am 17. Juli 1934 gegen die Usurpation preußischer Ideale durch ein Regime der Maßlosigkeit gerichtet - zehn Jahre vor Stauffenbergs Attentat auf Hitler.

Vorgetragen wurde die Rede an der Universität Marburg in Gestalt Franz von Papens durch den wohl wichtigsten Wegbereiter Hitlers, geschrieben und als Beginn eines Staatsstreichs geplant jedoch von einem kleinen Kreis konservativer Frondeure. Der Redenschreiber Edgar Julius Jung gehörte zu einer kleinen Gruppe scharfsinniger Anti-Demokraten, die das NS-Regime zunächst unterstützt, sich jedoch früh von ihm abgewendet hatten. Einige dieser Männer gehörten zu den ersten konservativen Opfern des NS-Regimes. Sie verlieren ihr Leben in den als "Nacht der langen Messer" bekannten Mordaktionen Ende Juni 1934.

Die Marburger Rede lässt sich als einer der seltenen öffentlichen Manifestationen konservativer Opposition gegen das NS-Regime lesen. Als Aufleuchten der Potenziale, die konservative Funktionseliten gegen das Regime hätten einsetzen können. Und nicht einsetzten.

Fünfundachtzig Jahre später und während der vergangenen Wochen entstand bei Beobachtern Zweifel, ob die im Zitat formulierten Leitlinien im ehemaligen preußischen Herrscherhaus noch erinnert werden. Ausgelöst durch Forderungen aus dem Hause Hohenzollern sind alte Fragen zum Verhältnis von konservativen Eliten und NS-Staat erweckt worden - und in diesen Sommer getreten wie ein Gespenst.

Dabei haben sich diese Forderungen und der 75. Jahrestag des Hitler-Attentats zeitlich überlagert. Erstere sind mit der Geschichte des Dritten Reichs deshalb verbunden, weil das maßgebliche Gesetz aus dem Jahre 1994 Entschädigung ausschließt, wenn der Begünstigte dem NS-Regime "erheblichen Vorschub geleistet hat". Lange Zeit vertraulich geführte Verhandlungen werden nun öffentlich debattiert. Dabei bilden zwei Zeitschnitte, Januar 1933 und Juli 1944 - die Machtübergabe an die Nationalsozialisten und der scheiternde Staatsstreich des 20. Juli 1944 - Nadelöhre für die Interpretation deutscher Geschichte. Jeder Versuch, das Verhältnis konservativer Eliten zum NS-Staat zu analysieren, muss sie passieren. Und in starker Vereinfachung sind es zwei Fragen, die der Gesetzgeber 1994 in §1 Absatz 4 des Ausgleichsleistungsgesetzes versteckt hat: Wer hat das Dritte Reich gemacht und betrieben? Wer waren seine Gegner?

Die Machtübergabe des 30. Januar 1933 war bekanntlich ein Arrangement zwischen Konservativen und Nationalsozialisten. Im ersten Kabinett Hitler sitzen nicht mehr als drei Nationalsozialisten, alle anderen Minister sind konservative und parteilose Mitglieder der alten Eliten. Polizei, Gerichte, Universitäten, Ministerien, Auswärtiges Amt und vor allem das Offizierskorps werden zunächst nicht von "Nazis" geführt, sondern von Mitgliedern der Funktionseliten, ohne die weder das Dritte Reich noch später die Wehrmacht weit gekommen wären. Die Zerschlagung des Parlaments, der unabhängigen Presse, der demokratischen Parteien, der mächtigsten Gewerkschaften Europas, die Zerstörung der Demokratie, die im Ermächtigungsgesetz vom März 1933 einen ersten Höhepunkt fand, gehörten ebenso zu dieser gemeinsamen Geschäftsgrundlage wie die antisemitische Weltsicht.

In dieses politische Umfeld wäre auch die Mehrheit der Hohenzollern einzuordnen. Zumindest auf der Ebene der Darstellung ließe sich der unglücklich agierende "Kronprinz" als Symbolfigur für das Elend des deutschen Konservativismus verstehen, als Symbol jener Kollaboration, die Hitler den Zugriff auf den Staatsapparat ermöglichte. Am sogenannten Tag von Potsdam leisten der Kronprinz und seine Familie im März 1933 symbolisch wichtige Beiträge, um den Bund von NS-Bewegung und konservativen Kräften in gewaltigem Spektakel darzustellen.

Gleichzeitig wird nordwestlich von München eine Institution neuen Typs eröffnet, Dachau, das erste systematisch geführte Konzentrationslager. Dem genialen Führer solle man Zeit für seine "Aufräumarbeiten" lassen, schrieb der Kronprinz in antisemitischem Zungenschlag am 11. April 1933 an den amerikanischen Superstar Geraldine Farrar, "Heil Hitler!" zeichnend und mit einer Abschrift an Joseph Goebbels.

Hannah Arendt konstatierte für das Dritte Reich eine "Heldenverehrung der Gangster von Seiten der Elite, die Bewunderung jeglicher Grausamkeit, das Bündnis schließlich aller Deklassierten". Am Kronprinzen lässt sich studieren, wie präzise Arendts Sicht auf den Zusammenbruch einer Zivilisation war. Zwei simple Fragen helfen bei der Orientierung: Wer sitzt Mitte 1933 im Kabinett, wer sitzt im KZ?

Wer über viele Jahre Europas Geschichte unterrichtet, stellt fest: Studenten aller Länder der Welt kennen Stauffenberg, einige haben von den Scholls gehört, niemand von der Berliner Widerstandskämpferin Elise Hampel, obwohl letztere Vorbild für die Heldin in Hans Falladas Roman "Jeder stirbt für sich allein" war. Wenn aber, wie etwa die Verteidiger eines monumentalen Stauffenberg-Bildes fordern, "Gewissen" die Leitkategorie zur Beurteilung von Widerstand sein soll, wäre schwer zu sehen, womit der Oberst der Wehrmacht die 21-jährige Studentin Sophie Scholl überstrahlen sollte. Für Mut, Klarheit und Haltung der jungen Frau lassen sich im Offizierskorps der Wehrmacht nicht viele Pendants finden. Gelöbnisse finden am 20. Juli statt, nicht am 18. Februar, dem Tag, da die Geschwister Scholl nach der Verteilung von Flugblättern in der Universität München verhaftet wurden.

Wie erklärt sich die Kraft des konservativen Narrativs? Heinz Reif, der wohl innovativste und vielfältigste Adelshistoriker Deutschlands, hat in seinen Arbeiten immer wieder auf die eindrucksvollen Darstellungs-Leistungen des Adels hingewiesen. Adel steht stets auch für Sichtbarkeit und Symbolisierung, nicht zuletzt für die Darstellung von Traumwelten für nicht-adlige Beobachter. Daran anschließend ließe sich die große Erzählung vom konservativen Widerstand in Teilen als Legende begreifen, die der Adel nach 1945 für das deutsche Bürgertum erzählt und dargestellt hat. Es war das Narrativ, das die junge Bundesrepublik benötigte, nicht zuletzt gegen die aggressiv vorgetragene Gegen-Deutung der DDR.

Immer wieder haben sich Historiker bemüht, die Monumentalisierung einzelner Widerstand-Biografien zu hinterfragen. Und sich etwa bemüht, das Verhältnis einzelner Verschwörer zum Antisemitismus zu beleuchten. Dazu gehören quellenbasierte Untersuchungen der genauen Aufgaben, mit denen etwa Stauffenberg, Schulenburg und Tresckow zwischen 1939 und 1942 in Polen, Weißrussland, Russland oder bei der Aufstellung der Ostheere auf dem Kaukasus befasst waren. Beim derzeitigen Forschungsstand gibt es hier eher Fragen denn Antworten. Noch wird das Bild konservativer Verschwörer von 1944 her bestimmt, nicht von 1933 oder 1941.

Das Zentrum der Aufmerksamkeit von den frühen und grundsätzlichen Gegnern des Nationalsozialismus auf die im Krieg einsetzende Opposition einer äußerst kleinen Minderheit entschlossener Wehrmachtsoffiziere umgelenkt zu haben, gehört zu den fraglos größten Leistungen der konservativen Legendenproduktionen nach 1945. Was nun Deutungen angeht, nach denen die Hohenzollern der NS-Bewegung fern standen, so haben diese bislang kaum Unterstützung erfahren.

Bereits vor drei Jahren wurden neue Quellenfunde angekündigt, die belegen sollen, dass der Kronprinz am Ende der Weimarer Republik "Hitler verhindern" wollte. Auch der Anwalt der Familie äußerte unlängst in einem Radiointerview, in der Öffentlichkeit sei bislang kaum bekannt, dass die Familie "Kontakte zum Widerstand" hatte und dass der Kronprinz von den Verschwörern "als Staatsoberhaupt auserkoren" war. Und in der Tat - selbst Fachhistorikern auf dem äußerst genau untersuchten Feld des konservativen Widerstands ist dies bislang noch nicht bekannt.

Bislang wurde diese Deutung in der Öffentlichkeit durch kein einziges Dokument erhärtet. Sollten Juristen den Kronprinzen als Widerstandskämpfer identifiziert und damit vierzig Jahre historische Spezialforschung widerlegt haben, wäre es von Gewinn, entsprechende Belege zu sehen. Die in Princeton arbeitende Historikerin Karina Urbach, deren Expertise zum Thema Hochadel und Nationalsozialismus international unübertroffen ist, hat unlängst nicht nur die Verbindung der Hohenzollern zum Nationalsozialismus betont, sondern auch die oftmals selektiven Archivzugänge diskutiert. Wo diese mit Strafanzeigen und Unterlassungsabmahnungen gegen Fachhistoriker und Medien kombiniert sind, könnten sie geeignet sein, zumindest erstere zu verunsichern.

In der Fachdebatte unter Historikern sind zwei Kernargumente abzusehen. Das erste lautet, der Kronprinz habe im Umkreis des Reichswehrgenerals Kurt von Schleicher 1932 versucht, Hitler zu "verhindern". Das zweite fußt darauf, dass er später "Verbindungen zum Widerstand" unterhalten habe. Nun sind diese beiden Erzählfiguren so alt wie die Nürnberger Prozesse und durch Wiederholung nicht glaubwürdiger geworden. Wäre die deutsche Geschichte ein im November 1932 festgefrorenes Polaroid, dann, und nur dann, ließe sich General Schleicher, der umtriebige letzte Kanzler vor Hitler, als Alternative zu Hitler lesen. Da jedoch Schleicher als einer der politisch einflussreichsten Reichswehroffiziere über zehn Jahre an der Zerstörung der Republik arbeitete und dabei eng mit der NS-Bewegung kooperierte, sieht man seiner Neuentdeckung als Schutzmann der Demokratie gespannt entgegen.

Dies gilt auch für die zweite Behauptung: Der Kronprinz habe dem Widerstand des 20. Juli nahegestanden. Zutreffend ist, dass vor allem ältere Verschwörer das Haus Hohenzollern diskutierten, um das erwartete Vakuum nach der geplanten Tötung Hitlers zu füllen. Entscheidend ist allerdings, was das Haus eben gerade nicht getan hat. "Ein Hohenzollernprinz, der den ungeheuren Mut besessen hätte, sich an die Spitze der deutschen Widerstandsbewegung zu stellen", schrieb der konservative Historiker Gerhard Ritter schon 1955, "hätte jedenfalls die historische Lage der Monarchie in Deutschland mit einem Schlage verändert."

Nur, niemand im "Haus" besaß diesen Mut. Aus Kontakten zwischen der Familie zu dem rechten Rand im Spektrum des 20. Juli eine Zugehörigkeit zum Widerstand ableiten zu wollen, erscheint beim Forschungsstand abenteuerlich. Die politische Bedeutung der Hohenzollern nach dem ersten Weltkrieg ist auch in dem zu suchen, was 1933 und 1944 nicht geleistet wurde: die Darstellung einer konservativen Alternative zum Nationalsozialismus.

Edgar Julius Jung, der Verfasser der Marburger Rede, hatte vor seiner Ermordung einem Vertrauten gegenüber geäußert, man trage für die Ermöglichung Hitlers eine partielle Verantwortung und müsse diesen Fehler nun durch eigenes Handeln korrigieren. Auch Schulenburg oder Stauffenberg wäre die mutige Klarheit dieser Position zehn Jahre später zuzutrauen. Und so formulierte der konservative Frontoffizier, Jurist und Rechtsintellektuelle Jung im Sommer 1934 präzise jene zentrale Einsicht, der sich die Verteidiger glatter und monumentaler Geschichtsbilder im Sommer 2019 weiter verschließen möchten. Ein historisches Denken, das Größe und Scheitern konservativer Traditionen ernst nimmt, müsste die Fähigkeit besitzen, Fehlkalkulationen und Bündnisse der Zeit um 1933 kritisch zu reflektieren. Wie immer der von den Hohenzollern geworfene Bumerang nun juristisch fliegen wird, er könnte dazu führen, den Lack von einigen konservativen Legenden beschleunigt abblättern zu lassen.

Der Autor lehrt an der School of History, Classics & Archeology der Universität Edinburgh.


Aus: "Wir Stauffenbergs" Gastbeitrag von Stephan Malinowski (7. August 2019)
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/adel-ns-regime-widerstand-1.4553120 (https://www.sueddeutsche.de/kultur/adel-ns-regime-widerstand-1.4553120)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on August 08, 2019, 04:14:56 PM
Quote[...] Als der Mathematiker Emil Julius Gumbel 1923 am Institut für Sozial- und Staatswissenschaften der Universität Heidelberg habilitiert wurde, war er auch außerhalb seiner Zunft schon ein bekannter Mann. Nachdem er als Freiwilliger zum Kriegsgegner geworden war und 1915 seine Entlassung aus dem Militär erwirkt hatte, war er dem pazifistischen Bund Neues Vaterland beigetreten, dem Albert Einstein, Minna Cauer, Hans Paasche und Clara Zetkin angehörten. 1919 erschien ,,Vier Jahre Lüge", eine Zitatensammlung, mit der Gumbel jene Lügen entlarven wollte, mit denen ,,das kaiserliche Deutschland" Kriegshetze und Durchhaltepropaganda betrieben hatte. Gewidmet war das Werk dem britischen Kriegsdienstverweigerer Bertrand Russell, ein Hinweis auf die transnationale Ausrichtung der pazifistischen Bewegung, die sich für Gumbel später bezahlt machte: Seine Mitgliedschaft in der Deutschen Liga für Menschenrechte sollte ihm 1933 den Weg ins Exil nach Frankreich ebnen – dank der Hilfe ihres französischen Pendants.

1922 publizierte er mit ,,Vier Jahre politischer Mord" eine statistische Erhebung über diese Straftaten und ihre Verfolgung in der Weimarer Republik. Augenfällig machte er die ,,Einäugigkeit" (Christian Jansen) der Weimarer Justiz: Von 354 rechten Morden blieben 326 ungesühnt, das Strafmaß in den Verfahren zu den 22 von linken Gruppierungen verübten Morden war exorbitant höher. Schon 1919 war er den Schergen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, die auch die Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu verantworten hatte, nur knapp entronnen, weil er zum Kongress der Friedensfreunde nach Bern gereist war. Als Hitler im Januar 1933 die Regierungsbildung übertragen wurde, forschte Gumbel in Frankreich, wenig später stand er auf einer der ersten Ausbürgerungslisten des neuen Regimes.

,,Mathematiker – Publizist – Pazifist": Sein Wirken in diesen drei Rollen würdigte jetzt eine Tagung im Universitätsarchiv Heidelberg. Wie dessen Leiter Ingo Runde sagte, kam das Archiv damit einer seiner ureigenen Aufgaben nach: die bedeutendsten Mitglieder der Universität zu würdigen. So hat die Universität Gumbel nicht immer eingeschätzt, erst zum hundertsten Geburtstag 1991 erinnerte man sich öffentlich an ihn. Zuvor hatte der Heidelberger Wunderhorn-Verlag seine Schriften neu aufgelegt.

Im Jahr 2019 begegnet Emil Julius Gumbel den Interessierten multimedial: in einer Wanderausstellung, konzipiert von einer interdisziplinären Forschungsgruppe um Matthias Scherer (TU München) und Annette Vogt (MPI für Wissenschaftsgeschichte Berlin), im Dokumentarfilm ,,Gumbels extreme Werte" von David Ruf oder im didaktischen Motion Comic ,,Eine Kohlrübe als Kriegsdenkmal". Im Herbst wird im Verlag Das kulturelle Gedächtnis Gumbels Buch ,,Verräter verfallen der Feme" (Malik 1929) neu herausgegeben. Die Emil-Julius-Gumbel-Collection ist von der Leo-Baeck-Stiftung digitalisiert worden, auch die Universitätsbibliothek Heidelberg hat eine Materialsammlung zur Verfügung gestellt.

Welchen Angriffen Gumbel sich seitens der national(sozial)istischen Studierenden, aber auch der eigenen Universität in Heidelberg ausgesetzt sah, führten Christian Jansen (Trier) und Klaus-Peter Schroeder (Heidelberg) aus. Er war ins ,,Fadenkreuz" jener Organisationen geraten, die er selbst in seiner Studie ,,Verschwörer – Beiträge zur Geschichte und Soziologie der deutschen Nationalistischen Geheimbünde seit 1918" von 1924 entlarvt hatte. In seinen Lehrveranstaltungen verlor Gumbel zwar kein Wort über Politik, aber er sprach auf pazifistischen Veranstaltungen.

Als er im Juli 1924 anlässlich des Jahrestags des Kriegsbeginns 1914 Schweigeminuten für die Toten forderte, die zwar nicht ,,auf dem Felde der Unehre gefallen sind, aber doch auf grässliche Weise ums Leben kamen", machte die nationalsozialistische Studentengruppe gegen ihn mobil. Bei der Vollversammlung zum Semesterschluss erwirkte sie eine Resolution gegen ihn, die Philosophische Fakultät leitete ein Disziplinarverfahren gegen ihr Mitglied ein. Es war allein dem badischen Kultusminister Willy Hellpach (DDP) zu verdanken, dass Gumbel nicht suspendiert wurde, woraufhin die Fakultät verlautbarte, ,,Persönlichkeit und politische Gesinnung" seien ihr unerfreulich, und so nachhaltigen akademischen Rufmord betrieb. Es war auch dieses Ministerium, das Gumbel in Gestalt des Sozialdemokraten Adam Remmele gegen den erklärten Willen der Fakultät 1930 den Titel eines außerordentlichen Professors verlieh.

Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund organisierte daraufhin eine Diffamierungskampagne noch nie gekannten Ausmaßes: Protestzüge, Unterschriftenkampagnen, Störung der Lehrveranstaltungen, Besetzung der Universität, Bespitzelung der Reden des Wissenschaftlers. Als er bei einer nicht öffentlichen Veranstaltung des Sozialistischen Studentenbundes wie häufig in seinen Reden eingedenk der Hungertoten eine Kohlrübe zum geeigneten Kriegsdenkmal erklärte, sah er sich Morddrohungen ausgesetzt. Gumbel konnte sich in der Öffentlichkeit nur noch mit Personenschutz bewegen. Die Fakultät leitete mit knapper Mehrheit ein Disziplinarverfahren gegen Gumbel ein, im August 1932 wurde ihm die Lehrbefugnis entzogen.

Der Fall Gumbel zeigt, wie in den Jahren der ,,Agonie der Republik" (Eberhard Kolb) die universitären Gremien dabei versagten, die in Artikel 118 der Weimarer Verfassung garantierte Meinungsfreiheit ihrer Mitglieder zu schützen. Arnold Bergstraesser warf Gumbel vor, ,,die Verletzung von heilig zu haltenden Empfindungen" nicht zu vermeiden, das inzwischen vom Zentrum geführte Ministerium stellte ihn als ,,Ruhestörer und Friedensbrecher des akademischen Gemeinschaftslebens" hin. Den Kollegen Anna Siemsen und Albrecht Götze, die ihn öffentlich unterstützten, wurde ebenfalls noch vor 1933 die Lehrberechtigung entzogen.

In den Worten von Annette Vogt (Berlin) führte Gumbel eine Doppelexistenz als Wissenschaftler und pazifistischer Publizist. Bei seinen weitverzweigten pazifistischen Netzwerken gab es immer wieder Überschneidungen in die Wissenschaft, die er in seiner Heidelberger Zeit vor allem im Bereich der Statistik vorantrieb. Hochinteressant war die Medientechnik des Publizisten Gumbel, der umfangreiche Zeitungsausschnittsammlungen anlegte, für die er gleich mehrere Ausschneidedienste nutzte. Nach der Publikation des ,,Weißbuchs der Schwarzen Reichswehr" 1925 scheiterte ein Prozess wegen Landesverrats gegen Gumbel, weil ihm kein Geheimnisverrat nachgewiesen werden konnte – wie auch für ,,Vier Jahre politischer Mord" hatte er all seine Informationen aus Zeitungsartikeln gewonnen. Auch über sich selbst sammelte Gumbel Zeitungsausschnitte, die er selbstironisch in ,,Eitelkeitsbüchern" zusammentrug.

Gumbel sah sich vorrangig als Mathematiker, wie Matthias Scherer (München) betonte, und trieb auf seinem Fachgebiet Angewandte Mathematik vor allem die Extremwerttheorie voran, die er im französischen Exil entwickelte und anhand von Höchstwasserständen der Rhône modellierte. Die nach ihm benannte Gumbel-Verteilung, die er nach seiner Flucht in die Vereinigten Staaten für das National Bureau of Standards für Ingenieure aufbereitete, dient auch heute zur Vorhersage von Hochwasserständen, die Gumbel-Copula findet etwa Anwendung, wenn Wasserstände von Seitenarmen mitberechnet werden. Gumbels Forschungen hatten stets eine sozialpolitische Dimension. Unter dem Rubrum der ,,Moralstatistik" befasste er sich mit ökonomischen Folgen von Krieg und Hunger; seine Beschäftigung mit Scheinkorrelationen diente der Kritik an der ,,Rassenlehre".

Nach Deutschland kam Gumbel nur noch als Wissenschaftler zurück, als Gastprofessor nach Berlin und Hamburg. Für sein politisches Wirken wurde er zu seinem Ungemach nicht gewürdigt. Kurz vor seinem Tod 1966 redigierte er Heinrich und Elisabeth Hannovers Buch ,,Politische Justiz 1918–1933", das sich maßgeblich auf seine Schriften stützt, und drängte die Autoren, in ihrer Darstellung die Reichswehr doch nicht auszulassen.

In der Diskussion wandte sich Vogt mit deutlichen Worten gegen die These, Gumbels Themen seien für die Gesellschaft der fünfziger Jahre nicht mehr interessant gewesen. Sie verwies auf die Ablehnung, die der international renommierte Statistiker in seinem Heimatland auch als Wissenschaftler erfuhr – ein Schicksal, das er mit vielen ins Exil getriebenen Akademikern geteilt habe. Seine von Robert Kempner, dem früheren Ankläger der Nürnberger Prozesse, erstrittene ,,Wiedergutmachung" in Form von Pensionsbezügen eines emeritierten Professors wurde von seiner Heidelberger Fakultät nicht kommentiert. Karl Jaspers hatte das Verfahren allerdings durch ein Gutachten unterstützt.

Den naheliegenden Bezug zur Gegenwart – Aufdeckung rechter Netzwerke, Todeslisten, Waffensammlungen und politische Morde – griff die Tagung nur ganz am Rande auf. Christian Jansen wies auf die Gumbel-Forschungsstelle in Potsdam hin, die sich mit Rechtsextremismus und Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart beschäftigt.

Die Universität Heidelberg wollte Gumbel nach 1945 nicht wieder einstellen – nicht trotz, sondern wegen seines politischen Engagements in der Weimarer Republik. Dass in diesem Zusammenhang auf der Tagung von einem ,,Trauma" der Universität Heidelberg die Rede war, zeigt die Notwendigkeit weiterer Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im und unmittelbar vor dem Nationalsozialismus. An ihr wichtiges Mitglied Emil Julius Gumbel zu erinnern bleibt auch künftig ihre Aufgabe.


Die Ausstellung ,,Emil Julius Gumbel – Statistiker, Pazifist, Publizist" ist bis zum 19. Oktober im Heidelberger Universitätsmuseum zu sehen.


Aus: "Mathematiker Emil J. Gumbel : Mit Statistik gegen rechte Gewalt" Birte Förster (08.08.2019)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/mathematiker-emil-j-gumbel-mit-statistik-gegen-rechte-gewalt-16319833.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0 (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/mathematiker-emil-j-gumbel-mit-statistik-gegen-rechte-gewalt-16319833.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on August 14, 2019, 09:20:16 AM
Anne Applebaum: Roter Hunger. Stalins Krieg gegen die Ukraine; aus dem Amerikanischen von Martin Richter; Siedler Verlag, München 2019; 544 S.,

""Roter Hunger": Wer nicht arbeitet, soll nicht essen" Eine Rezension von Robert Kindler (7. August 2019)
... Holodomor (ukrainisch für "Tötung durch Hunger") bezeichnete Hungersnot 1932/33 zu den vielen ungelösten Konflikten im russisch-ukrainischen Verhältnis. ... Es war nicht allein die Ukraine, die von der Hungersnot der Jahre 1932/33 heimgesucht wurde. In der gesamten Sowjetunion mangelte es in diesen Jahren an Nahrungsmitteln, und in manchen Regionen herrschte ein ebenso verheerender Hunger wie in der Ukraine. Insgesamt starben fünf bis sieben Millionen Menschen am Hunger oder an damit verbundenen Krankheiten. Mit über drei Millionen Toten war die höchste Zahl an Opfern in der Ukraine zu beklagen. Doch relativ zur Gesamtbevölkerung war das zentralasiatische Kasachstan am schlimmsten betroffen. Hier kamen rund 1,5 Millionen Menschen ums Leben, etwa ein Drittel der Kasachen. ... 1933 wurden nicht nur zahlreiche ukrainische Intellektuelle verhaftet, sondern auch innerhalb der ukrainischen Parteiorganisation kam es zu umfangreichen "Säuberungen". Zweifellos nutzten Stalin und seine Gefolgsleute die Krise aus. Doch auch dabei handelte es sich nicht um ein isoliertes Ereignis: Vielmehr kam es auch in anderen Teilen der Sowjetunion zu massiven Repressionen gegen Funktionäre, denen Versagen im Zusammenhang mit der "Versorgungskrise" zur Last gelegt wurde. Überall wurde die Krise dazu genutzt, missliebige Personen aus Institutionen und Apparaten zu entfernen.
https://www.zeit.de/2019/33/roter-hunger-anne-applebaum-hungertod

QuoteDanke für dieses Geräusch #1

Die Beschäftigung mit diesem Thema ist von großer Bedeutung. Es beinhaltet eine historische Lehre: nämlich die Gefahr, die von der Kombination aus ideologischer Überzeugung und Planwirtschaft ausgeht. Man meint, es besser zu wissen als die Millionen Menschen.
Hier war es die ideologische Überzeugung, dass die sogenannten Kulaken, vermeintliche Großbauern, als Unterdrücker wirkten. Und die Begründung dafür war einfach: sie waren erfolgreicher als Andere.
Also nimmt man ihnen die Früchte weg und gibt sie denen, die weniger erfolgreich sind.
Das Schema "Wer erfolgreicher ist, erreicht dies durch Unterdrückung. Ausgleich kann nur durch Umverteilung erfolgen" scheint mir brandaktuell.
Daher danke für den Bericht über diese menschliche Katastrophe.


QuoteSeldon-X #1.1

Tatsache ist, dass im Zarenreich und den Jahren nach der Revolution die landwirtschaftliche Produktivität so niedrig war, dass jede Störung der normalen Ernteabläufe ausreichte, um eine Hungersnot auszulösen. So hatte es 1891/92 eine Hungersnot gegeben, 1918–22 dann eine extrem schwere während des Bürgerkriegs und weitere wiederum in den Jahren 1924/25, 1927 und 1928/29.

Man lese bspw. Mark B. Tauger: Natural Disaster and Human Actions in the Soviet Famine of 1931–1933, in: The Carl Beck Papers (2001), No. 1.506 und ders.: Soviet Peasants and Collectivization 1930–1939. Resistance and Adaption, in: Journal of Peasant Studies 31 (2004), No. 3/4, S. 445
um ein objektives Bild zu bekommen:

Mark B. Tauger hat nicht nur die Version einer beabsichtigten Hungersnot, sondern auch die einer unbeabsichtigten, aber dennoch »menschengemachten« Katastrophe einer umfassenden Kritik unterzogen. Der renommierte Experte der sowjetischen Agrargeschichte verfolgt im Kern zwei Argumentationslinien. Zunächst bietet er eine umfassendere Analyse der Faktoren, die zur Hungersnot geführt haben, als alle anderen Autoren und weist nach, dass die Umweltbedingungen als Ursache der Hungersnot den bei weitem wichtigsten Faktor darstellten. Große Teile der Sowjetunion wurden 1931/32 von einer schweren Dürre heimgesucht, gleichzeitig kam es in einigen Regionen zu schweren Regenfällen und Überflutungen, die große Teile der Ernte vernichteten.


QuoteDanke für dieses Geräusch #1.5

... Die sowjetische Führung hatte "gute Absichten" und durch die Planwirtschaft die Möglichkeit, ihren Plan vollständig in die Tat umzusetzen. Das ist die "unheilige" Kombination. Ideologische Überzeugung und die Möglichkeit, diese ungefiltert durchzusetzen.


Quote
yoritomo #1.7

So nutzt jeder Stalins Despotie zur Verbreitung eigener Thesen, die mit der Sache an sich nichts zu tun haben, Sie wie Frau Applebaum.
Weder ist etwas umverteilt worden, noch hat es besonders die Ukrainer getroffen. Stalin wollte die Kollektivierung der Landwirtschaft. Ob dabei Millionen verhungern, das hat er in Kauf genommen und als Warnung für die Überlebenden gesehen. ... Die Lehre sollte eigentlich sein, dass Leute wie Stalin nicht (mehr) an die Macht kommen dürfen.


QuoteSeldon-X #6

Übrigens: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" [...] "Nur wer arbeitet, soll auch essen." - Franz Müntefering am Dienstag 9. Mai 2006 in der Bundestagsfraktion der SPD zum geplanten ,,SGB II-Optimierungsgesetz"


QuoteGemütsarmer #6.2

Paul von Hindenburg, Chef des Generalstabs des Feldheeres, schrieb am 13. September 1916 an den damaligen Reichskanzler:

Ausdehnung des Kriegsleistungsgesetzes auch auf die abkömmlichen Frauen ist nötig. Es gibt ungezählte Tausende von kinderlosen Kriegerfrauen, die nur den Staat Geld kosten. Ebenso laufen Tausende Frauen und Mädchen herum, die nichts tun oder höchst unnützen Berufen nachgehen. Der Grundsatz ,Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen' ist in unserer jetzigen Lage mehr denn je berechtigt, auch den Frauen gegenüber. ...


QuoteSchneebahner #11

Das die Sowjets Hunger auch als politische Waffe einsetzten, indem sie in Gebieten mit hoher "Oppositionsdichte" lebensmittelverarbeitende Betriebe schließen ließ, dürfte wohl unstrittig sein. Vielleicht habe ich es überlesen aber dies wird im Artikel nicht thematisiert, ebensowenig wie die Tatsache das jede Hilfe aus dem Ausland kategorisch unterbanden. Die Hungersnot war damit nicht nur ein strukturelles Versagen der Planwirtschaft, sondern auch eine politische Maßnahme um die Opposition durch die Hungersnot regelrecht "auszurotten". In meinen Augen ist das ein Völkermord, dann halt nicht nur an den Ukrainern sondern an allen Völkern der damaligen Sowjetunion.


QuoteGemütsarmer #11.1

"Die Liquidierung der Kulaken als Klasse"


Quoteadama #12

Verfassung der UDSSR 1936, Artikel 12. Die Arbeit ist in der UdSSR Pflicht und eine Sache der Ehre eines jeden arbeitsfähigen Bürgers nach dem Grundsatz: ,,Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. In der UdSSR gilt der Grundsatz des Sozialismus: ,,Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung"
Die N-Sozialisten sagten. Jedem das seine und Arbeit macht frei.
Stalin war Georgier, kein Russe. An welchem Völkermord sollte er interessiert gewesen sein? Es waren auch nicht fremde Eroberer, die die große Hungersnot auslösten, es waren überall Kommunisten der selben Nationalität. Allerdings haben die Menschen sich überall gefragt warum die eigenen Leute zu so etwas fähig wären. So wurden in dem Vielvölkerstaat Russland aus den Kommunisten häufig Fremde, Russen, aber noch schneller Juden, die einfach nur feindlich waren. Umgekehrt hatten auch die Kommunisten sehr schnell alle möglichen Vorurteile und Feindbilder aufgebaut, um ihre Brutalität zu rechtfertigen. Lew Kopolew lesen!


...
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on September 20, 2019, 10:07:33 AM
Quote[...] 80 Jahre nach dem ersten großen Seegefecht des Zweiten Weltkriegs ist aufgrund einer gerade erschienenen Biografie (Autor: Hans-Jürgen Kaack) eine Kontroverse um die Bewertung des Kapitäns zur See Hans Langsdorff entbrannt. Im Dezember 1939 verzichtete Langsdorff im Südatlantik auf ein aussichtloses Gefecht mit britischen Schiffen. Er ließ das Panzerschiff ,,Graf Spee" vor der Küste Uruguays versenken und zuvor über 1000 deutsche Seeleute in Buenos Aires an Land gehen.

Die Kontroverse dreht sich darum, dass die einen ihn als Vorbild in der Marine stärker würdigen wollen. Marinevertreter dagegen sehen noch viele Fragen offen, etwa in seiner Haltung zum Nationalsozialismus - und verweisen zudem auf einen aus seinem Verhalten folgenden drastischen Befehl Adolf Hitlers.

Hans Langsdorff nahm sich selbst am 20. Dezember 1939 das Leben. Politiker, aber auch Vertreter der Marine fordern einen würdigeren Umgang mit ihm, der eigenmächtig handelte, und eine Einbettung in die Traditionspflege der Deutschen Marine für sein richtiges Verhalten in einer Grenzsituation.

Mittlerweile ist der Autor der Biografie, Hans-Jürgen Kaack, wegen der Kontroverse persönlichen Angriffen ausgesetzt. So schreibt der Vorsitzende des Kuratoriums des Deutschen Marinemuseums, Michael Epkenhans, dass ,,die Marine seit Jahrzehnten Langsdorff als positives Beispiel im Unterricht behandelt." Kaack konstruiere Fronten, ,,die so gar nicht existieren, handelt intellektuell unredlich, hat eine andere geschichtspolitische Agenda und will offenkundig auch ,,Rechnungen" begleichen, warum auch immer."

Kaack, früher auch bei der Marine tätig, weist das scharf zurück und betont, dass er auf Basis von zahlreichen Quellen und privaten Briefen das Leben von Langsdorff erstmals ausführlich darstelle – keineswegs aber eine eigene Agenda verfolge. Kaack glaubt, Langsdorff war vor allem kein NS-Anhänger. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken-Fraktion, Jan Korte, fordert nun in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung Aufklärung über die Hintergründe für die Bewertung und den Umgang mit der Person Langsdorff. Zudem verlangt er in einem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, eine Positionierung der neuen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU).

Ihre Amtsvorgängerin Ursula von der Leyen habe nach rechtsextremen Vorfällen in der Bundeswehr "einen offenen und umfassenden Überarbeitungsprozess des aus dem Jahre 1982 stammenden Traditionserlasses" angekündigt. Die Reform der Traditionspflege der Bundeswehr und insbesondere der Marine komme "offenbar nur extrem schleppend und offenbar auch meist nur durch Druck von außen voran".

Ihn verwundere es, dass die Marine Langsdorff zum Beispiel nicht richtig als Vorbild würdigen wolle. "Bezeichnend und beschämend ist in meinen Augen, dass Leute wie Langsdorff, die keine Nazis waren und sich schon früh dem Irrsinn des Kämpfens bis zum Untergang verweigerten und durch ihr Handeln viele Menschen retteten, bislang offenbar als rotes Tuch gelten und sein Verhalten allenfalls an der Marineschule Mürwik (MSM) in den dortigen militärhistorischen Unterrichten historisch-kritisch thematisiert wird (Tagesspiegel vom 4.8.2019), während andere, die für die mörderische Tradition der Marine stehen, immer noch geehrt werden," kritisiert Korte in seinem Schreiben.

In diesem Zusammenhang frage er sich, wie es sein kann, dass in der Marineschule nach wie vor mit einer Büste an Admiral Johannesson erinnert werde. ,,Wie kann denn allen Ernstes ein Befürworter der Todesstrafe wie Johannesson, der noch kurz vor Kriegsende am 21. April 1945 als Gerichtsherr der Kriegsmarine fünf Todesurteile gegen mehrere Soldaten, die die Kapitulation Helgolands erwirken wollten, bestätigt hatte, heutzutage eine sinnstiftende Tradition begründen?"

Marine-Historiker warnen vor fragwürdigen Vergleichen. Um die Kontroverse einzuordnen, erläutert der Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann, im Interview mit dem Tagesspiegel, warum es nicht so einfach ist, Langsdorffs Verhalten als traditionswürdig einzuordnen - dabei geht es auch um die Folgen durch sein Tun.

Herr Hillmann, die Debatte hat inzwischen sogar den Bundestag erreicht - warum wird Hans Langsdorff 80 Jahre nach seinem Freitod nicht als Vorbild in der Marine angesehen?

Das Thema Langsdorff war immer ein Thema an der Marineschule Mürwik, der zentralen Ausbildungsstätte für Marineoffiziere. Zum einen die Selbstversenkung der Graf Spee, zum anderen das Verhalten Langsdorffs. Er hat das Schiff nicht in Feindeshand fallen lassen, und hat auf der anderen Seite seine Besatzung dadurch gerettet. Langsdorff befand sich in einer Grenzsituation.
Das wird im Militärgeschichtsunterricht an der Marineschule in Mürwik auch immer so dargestellt. Aber auch die daraus entstandenen negativen Folgen, die natürlich von Langsdorff nicht beabsichtigt oder vorhersehbar waren, nämlich der daraufhin folgende Befehl von Hitler und Großadmiral Raeder, zukünftig bis zur letzten Granate zu kämpfen und das Verbot, die weiße Flagge zu stecken. An der Führungsakademie der Bundeswehr wird das Thema Langsdorff ebenfalls behandelt. Die Historisch-Taktische Tagung der Marine hat sich jüngst mit dem Thema des Handelns in solchen Grenzsituationen auseinandergesetzt.

Aber in der Öffentlichkeit wird kaum an ihn erinnert...

Doch, es wird zum Beispiel im Deutschen Marinemuseum thematisiert. Für die Neukonzeption wird genau dieser Gegensatz - Langsdorff und der Flottenchef Lütjens auf der Bismarck (Anmerkung: der 1941 mit dem Schlachtschiff bis zum Untergang kämpfte) -gegenübergestellt, um den Besucherinnen und Besuchern deutlich zu machen, man konnte es so machen oder so. Beide haben in Grenzsituationen gehandelt. Langsdorff wurde nie ausgeblendet.

Aber wir wissen bisher wenig über sein Leben als solches, so etwa über seine Einstellung zum Nationalsozialismus. Was wir wissen: Er hat sich auf der Flagge des Dritten Reiches erschossen und eben nicht auf der kaiserlichen Flagge, was jahrelang falsch kolportiert wurde. Über seine Einstellungen zum Nationalsozialismus wissen wir insgesamt wenig. Als der Langsdorff-Biograf Hans-Jürgen Kaack mir vor zehn Jahren sagte, er wolle zu Langsdorff arbeiten, war ich darüber außerordentlich erfreut. Ich bin auf das Ergebnis sehr gespannt. Jedes neue Dokument eröffnet die Möglichkeit einer neuen Interpretation.

Eine nationalsozialistische Einstellung und die Einbettung in die Traditionspflege der Marine schließt sich aus – könnte sich die Einstellung zu Langsdorff nun ändern?

Ich hoffe, dass wir jetzt ein klareres Bild kommen, da die Familie Langsdorff Hans-Jürgen Kaack die persönlichen Briefe  Langsdorffs zur Verfügung gestellt hat und die er ausgewertet hat. Ich plädiere dafür, das Erscheinen des Buches abzuwarten, damit wir alle auf dem gleichen Stand sind.

Es wird kritisiert, dass Langsdorff kritisch beäugt wird, weil er nicht nach der vorgegebenen Linie handelte, während von Konteradmiral Rolf Johannesson, der vor Kriegsende fünf Todesurteile unterschrieb, eine Büste in der Marineschule Mürwik steht.

Das sind ganz unterschiedliche Fälle. Der Vergleich ist nicht redlich, weil wir über ganz unterschiedliche Personen sprechen. Johannesson ist Gründervater der Bundesmarine, der sich klar in der Zeit der Bundesmarine gegen Dönitz und Raeder gestellt hat. Er hat als Gerichtsherr ein Todesurteil paraphiert. Johannesson ist ein Beispiel für eine gebrochene Biographie. Johannessons Büste steht ja nicht in der Aula der Marineschule Mürwik aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit. Die Argumente hierzu sind schon hundertmal ausgetauscht worden. Diejenigen, die nunmehr die Deutungshoheit für sich beanspruchen, sind Argumenten bisher nicht sehr zugänglich gewesen.  Damit das Thema Langsdorff jetzt zu verquicken, führt nicht weiter.

Die letzte lebende Tochter von Langsdorff reist zum 80-jährigen Gedenken an das Grab ihres Vaters nach Buenos Aires. Wird dieses Mal auch ein Bundeswehr-Vertreter ihm die Ehre erweisen?

Ja, das bin ich, ich fliege hin. Ich muss zu einem anderen Termin sowieso nach Argentinien und konnte so die Termine verbinden. Ich nehme an den Gedenkfeierlichkeiten teil. Das ist schon Anfang des Jahres so geplant worden und mit der Marineführung sowie der Deutschen Botschaft abgesprochen. Auch in vergangenen Jahren waren Vertreter der Bundeswehr an Feierlichkeiten beteiligt, von daher ist das ,,dieses Mal" in der Frage etwas verwirrend.



Aus: "Kramp-Karrenbauer und der heikle Fall Langsdorff" Georg Ismar (19.09.2019)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/kontroverse-um-helden-der-graf-spee-kramp-karrenbauer-und-der-heikle-fall-langsdorff/25032766.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/kontroverse-um-helden-der-graf-spee-kramp-karrenbauer-und-der-heikle-fall-langsdorff/25032766.html)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on November 11, 2019, 03:18:26 PM
Quote[...] Die Villa ten Hompel ist eine Gedenkstätte für Verbrechen von Polizei und Verwaltung in der Zeit des Nationalsozialismus im westfälischen Münster. Als Geschichtsort erinnert sie an die Aufgabe, Verfolgte des Nationalsozialismus zu entschädigen und arbeitet präventiv gegen Rechtsextremismus und für Demokratie. ... In der Weltwirtschaftskrise und den folgenden schwierigen Zeiten Anfang der 1930er Jahre brach auch ten Hompels Zementimperium zusammen. Im Jahre 1935 wurde der ehemalige Generaldirektor ten Hompel vor dem Landgericht Münster wegen Veruntreuung, Konkursvergehen, Vermögensverschiebungen und Urkundenfälschung angeklagt und zu drei Jahren Gefängnis sowie einer Geldstrafe von 22.000 Reichsmark verurteilt. 1939 ging die Villa schließlich in den Besitz des Reichsfiskus über. Rudolf ten Hompel zog nach München, wo er 1948 starb. ... Ab April 1940 übernahm die Ordnungspolizei die Villa als Hauptquartier für den Wehrkreis VI, der das ganze heutige Nordrhein-Westfalen mitsamt der Region um Osnabrück und Teilen Belgiens umfasste. Während des Krieges wurden aus der Villa ten Hompel über 20 Polizei-Bataillone in das besetzte Europa geschickt, auch wurden Wachmannschaften für Deportationen und Aufsichtspersonal für Arbeitserziehungslager organisiert, außerdem wurden Fremdarbeiter und Kriegsgefangene von dort überwacht.

Von dort hatte der Befehlshaber der Ordnungspolizei (BdO) Befehlsgewalt über fast 200.000 Mann. Im April 1940 wurde Generalmajor der Polizei Heinrich Lankenau zum BdO ernannt. Lankenau wurde im Dezember 1942 von Generalmajor d.P. Otto Schumann abgelöst, auf den im September 1943 Generalmajor d.P. Kurt Göhrum folgte. Im Herbst 1944 folgte diesem schließlich Generalleutnant d.OP. Reiner Liessem, der das Amt bis Kriegsende innehatte. Liessem verlegte Ende 1944 das Hauptquartier des BdO nach Düsseldorf-Kaiserswerth. ...
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_ten_Hompel (https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_ten_Hompel) (6. Mai 2019)

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Quote[...] Die Villa ten Hompel in Münster ist eine ganz gewöhnliche Villa, wie es sie in Westfalen viele gibt, diskret, gediegen und mit reichlich Klinker. 1939 übernahm der Fiskus das 1924 für den reichsten Einwohner der Stadt erbaute Haus und Männer von der Polizei hielten Einzug. An sie erinnert seit dem 13. Dezember 1999 der ,,Geschichtsort Villa ten Hompel".

1992 legte der amerikanische Historiker Christopher Browning sein Buch ,,Ordinary Men" vor, eine Untersuchung zum Hamburger Reserve-Polizeibataillon 101. Mindestens 38.000 Juden verloren durch die 1939 aufgestellte Einheit ihr Leben, die Deportation von mindestens 45.000 weiteren hat sie ermöglicht. Die meisten Bataillonsangehörigen waren im Zivilberuf Polizeibeamte, politisch und auch sonst unauffällig, nur im Einzelfall Mitglieder der NSDAP, ,,ganz gewöhnliche Männer" in der deutschen Übersetzung von 1993. Erstmals wurde die Täterforschung von der Fixierung auf Einzelpersonen gelöst, erstmals die Rolle der Polizeieinheiten der Wehrmacht (,,Ordnungspolizei") als ,,grüne SS" einer größeren Öffentlichkeit bekannt.

In der Villa ten Hompel wurden die Einsätze von Ordnungspolizisten aus ganz Nordwestdeutschland gesteuert. Die daran und an die Opfer erinnernde Dauerausstellung wäre ohne Christopher Browning kaum möglich gewesen. Sein fünfundsiebzigster Geburtstag wurde jetzt in Münster mit einer internationalen Konferenz gefeiert, zu der auch der Jubilar aus North Carolina angereist war. Wie ,,gewöhnliche Männer" zu Massenmördern werden, ist auch eine Frage für gegenwärtige Polizeiarbeit, zumal in den Vereinigten Staaten angesichts der Mordanschläge beispielsweise auf eine Synagoge in Pittsburgh 2018 und die African Methodist Episcopal Church in Charleston 2015. Der Name des gegenwärtigen Präsidenten der Vereinigten Staaten fiel auf dieser Konferenz, auch in der Laudatio von Norbert Frei (Jena), häufiger als derjenige Hitlers.

In seiner Rezension der Hitler-Biographie von Volker Ullrich in der ,,New York Review of Books" hat Browning tatsächlich auf Parallelen zu Trump hingewiesen, nachdrücklich aber auch auf Unterschiede. Wie weit kann man in der Anwendung von Brownings Forschungsergebnissen auf unsere eigene Zeit gehen? Wulf Kansteiner (Aarhus) montierte in didaktischer Überspitzung gleich sein eigenes Porträt in das Bild eines SS-Offiziers aus der amerikanischen Fernsehserie ,,Holocaust", bei deren Ausstrahlung 1978 freilich noch niemand an die Ordnungspolizei dachte. Ein Profi der Tätersuche wie Oberstaatsanwalt Andreas Brendel (Dortmund) sprach angesichts des Vernichtungslagers Belzec wohl eher unbedacht wie selbstverständlich von ,,Nazis" als Tätern, von deren ,,Gewöhnlichkeit" er sich bei seinen Ermittlungen allerdings oft genug überzeugen konnte.

Auf den Punkt brachte es Andrej Angrick (Hamburg): fanatische Psychopathen allein hätten den Holocaust nicht bewerkstelligen können. Die gewöhnlichen Täter befanden sich oft in einem ,,Ostrausch", der durch Alkohol noch verstärkt wurde; Edward B. Westermann (San Antonio) beschrieb den Zusammenhang zwischen Trinkritualen, Männlichkeitsbildern und sexueller Gewalt. Da dieses Verhalten der deutschen Ordnungskräfte sich auf Osteuropa konzentrierte, sehen viele Historiker hier eine Attitüde des Kolonialherren. Das provozierte Widerspruch ausgerechnet von polnischer Seite; Włodzimierz Borodziej (Warschau) illustrierte die formale Gleichberechtigung der Polen im deutschen Kaiserreich mit der kritisch auf die Vereinigten Staaten zielenden rhetorischen Frage: ,,Wie viele Neger haben im preußischen Herrenhaus gesessen?"

In seinem eigenen Referat berichtete Borodziej auch von antisemitischen polnischen Widerstandskämpfern und für die deutschen Besatzer arbeitenden polnischen Kriminalpolizisten. Guus Meershoek (Enschede) verdeutlichte die Rolle der niederländischen Polizei bei der Deportation der einheimischen Juden. Insbesondere aus den Reihen der Kolonialpolizei, nach ihrer Uniformfarbe ,,Schwarze Tulpen" genannt, wurden zuverlässige Ordnungspolizisten rekrutiert. In der luxemburgischen Polizei wollte Stefan Klenk (Dortmund) einen Hort der Resistenz gefunden haben; mit vorsichtigem Widerspruch verwies Browning auf Lügengeschichten, die luxemburgische Polizisten nach 1945 verbreiteten, um Kollaboration zu verschleiern. Vom ,,jüdischen Ordnungsdienst" in den Gettos von Warschau, Litzmannstadt und Wilna war zu diesem Zeitpunkt fast niemand mehr am Leben; das negative Bild dieser auch für die Bewachung der Gettogrenzen zuständigen Einheit wird bis heute durch die Urteile von Hannah Arendt geprägt. Svenja Bethke (Leicester/Jerusalem) betonte dagegen, dass der Ordnungsdienst tatsächlich polizeiliche Aufgaben wahrgenommen habe. Glaubwürdige Quellen zeigten, dass etliche Juden auf den Ordnungsdienst zunächst beglückt reagiert hätten; sie hätten es sich nicht vorstellen können, einmal jüdische Polizisten zu erleben.

Ein zentraler Ansatz bei Browning wie der Villa ten Hompel liegt in einem erzieherischen Impetus: der Handlungsspielraum des Einzelnen soll betont werden. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München, warnte davor, dass die Holocaust-Forschung sich im Zuge fortschreitender Spezialisierung zu einem ,,Eliteprojekt" entwickeln könnte. Sie rief ihre Historikerkollegen auf, die ,,akademische Blase" zu verlassen.

In der Abschlussdiskussion zeigte Dervis Hizarci, der Antidiskriminierungsbeauftragte der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, pointiert die Grenzen eines didkatischen Ansatzes auf: ,,Man braucht nichts von der deutschen Geschichte zu wissen, um zu wissen, dass man keine Asylantenheime anzünden darf." ...


Aus: "Täterforschung : Ganz gewöhnliche Männer einst und jetzt" Martin Otto (11.11.2019)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/taeterforschung-ganz-gewoehnliche-maenner-einst-und-jetzt-16478490.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 (https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/taeterforschung-ganz-gewoehnliche-maenner-einst-und-jetzt-16478490.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on November 17, 2019, 07:31:26 PM
"Kalter Krieg: Das neue Leben der jungen Republikflüchtlinge" (4. Februar 2017)
Die Geschichte der 12. Klasse aus Storkow erzählt viel über die Frühphase der DDR. 1956, drei Jahre nach dem blutig niedergeschlagenen antistalinistischen Aufstand des 17. Juni, wurde das Pass-Gesetz erstmals verschärft. Seit der Gründung 1949 hatten weit mehr als eine Million Menschen das Land in Richtung Westen verlassen. Zwar wurde die sogenannte Republikflucht fortan kriminalisiert, sie war aber weiterhin möglich. Als 1961 die Mauer gebaut wurde, waren etwa drei Millionen Menschen geflohen. ...
https://www.sueddeutsche.de/politik/revolte-vor-60-jahren-ungarn-gegen-den-sowjetkommunismus-ein-kurzer-traum-von-freiheit-1.3212541

"Ungarn-Aufstand 1956: Ungarns kurzer Traum von der Freiheit" Ruth Eisenreich (21. Oktober 2016)
Der Wiener Fotograf Erich Lessing setzte dem Ungarn-Aufstand mit seinen Bildern ein Denkmal. Besuch bei einem 93 Jahre alten Herrn, der damals alle Illusionen verlor. ... Der Wiener Magnum-Fotograf Erich Lessing hat den Ungarnaufstand miterlebt und für die Nachwelt festgehalten. Lessing ist heute 93 Jahre alt, er wohnt am Rande von Wien, da, wo die Stadt schon bald in Wälder und Weinberge ausfranst. Eigentlich gibt Lessing keine Interviews mehr, er hört und geht nicht mehr allzu gut; aber seine Erzählungen vom Herbst 1956 sind so lebendig wie die hellwachen blauen Augen unter den buschigen Brauen in seinem runden Gesicht. "Lauter Amateure" seien damals am Werk gewesen, sagt er - und trotzdem sei der Ungarnaufstand der Anfang vom Ende des Kommunismus gewesen, die erste Bruchstelle sozusagen in der Mauer, die 1989 einstürzen sollte. ...
https://www.sueddeutsche.de/politik/revolte-vor-60-jahren-ungarn-gegen-den-sowjetkommunismus-ein-kurzer-traum-von-freiheit-1.3212541

"Rebellische DDR-Schüler "Wir starrten gebannt auf die große Wanduhr"" Christoph Gunkel (01.03.2018)
Fünf Minuten schwieg 1956 eine DDR-Klasse. Aus Protest, für die Freiheit. Als Stasi und SED sie zu spalten versuchten, hielten die Abiturienten zusammen. Dietrich Garstka erinnert sich an dramatische Momente. ... Fünf Minuten nämlich schwiegen alle 20 Schüler der Klasse 12, als Geschichtslehrer Werner Mogel ihr Wissen abfragen wollte. Was Mogel nicht ahnte: Es waren Schweigeminuten für die Toten des Volksaufstands in Ungarn, der sich gegen die Herrschaft der Kommunisten richtete, aber vom ungarischen Geheimdienst mit Hilfe der Sowjetunion brutal niedergeschlagen wurde. Das alles erinnerte viele Schüler an den gescheiterten Aufstand in der DDR drei Jahre zuvor. Die dramatischen Ereignisse hatten sie über den Sender RIAS verfolgt, den sie nur heimlich hören durften. Besonders beeindruckte sie, wie eine aufgebrachte Menge in Budapest das acht Meter hohe Stalin-Standbild stürzte; nur die Stiefel des Diktators blieben stehen. Bald aber schickt Moskau Panzer. ...
https://www.spiegel.de/geschichte/ddr-das-schweigende-klassenzimmer-wie-abiturienten-1956-aufbegehrten-a-1195587.html

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Quote[...] Doris Schäfer-Noske: Heute vor 60 Jahren ist in Karlsruhe, also am Sitz von Bundesgerichtshof und Bundesverfassungsgerichts, eine Wanderausstellung eröffnet worden, die sich mit Justizverbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt hat. Die Ausstellung ,,Ungesühnte Nazijustiz" zeigte Dokumente zu Strafverfahren und Todesurteilen, aber auch zu Nachkriegskarrieren der beteiligten Richter und Staatsanwälte.

Die Ausstellung wurde bis Februar 1962 in zehn bundesdeutschen Städten und einigen ausländischen Universitätsstädten gezeigt. Veranstalter waren studentische Gruppen, meist Mitglieder des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes SDS. Der Hauptautor war der Westberliner Student Reinhard Strecker. Finanziert wurde die Ausstellung nur aus Privatspenden. Sie war sehr einfach gehalten, oft konnte sie nur in Privaträumen stattfinden.

Und trotzdem hat diese Ausstellung damals eine große öffentliche Wirkung gehabt. In Karlsruhe gibt es heute Abend zum Jahrestag einen Vortrag und eine Podiumsdiskussion. Frage an den Historiker Norbert Frei: Warum hatte denn diese Ausstellung eine solche Wirkung, obwohl sie mit so bescheidenen Mitteln auskommen musste? Hat sie den Nerv der Zeit getroffen?

Norbert Frei: Genau das. Die Ausstellung kam zum richtigen Zeitpunkt in dem Sinne, dass sich in der Gesellschaft doch eine Unzufriedenheit, ein merkwürdiges klammes Gefühl über die Vergangenheitspolitik der 50er-Jahre breit zu machen begann. Und sie kam zu einem Zeitpunkt, wo schon seit einigen Jahren von Seiten der DDR massive Angriffe auf die westdeutschen Eliten und insbesondere auch auf die Justiz gekommen waren. Eine ganze Weile lang konnte man das in Zeiten des Kalten Krieges als kommunistische Propaganda abtun. Aber nun kamen diese jungen Leute mit Dokumentenmaterial daher und haben das aus eigenen Mitteln in relativ einfacher Form präsentiert. Und das verfehlte dann jedenfalls über die nächsten Monate und Jahre hinaus seine Wirkung nicht.

Wichtig war auch, dass an einem bestimmten Punkt der Generalbundesanwalt sich diese Dokumente von Reinhard Strecker und seiner Gruppe zeigen ließ und anerkennen musste: Nein, das ist nicht einfach kommunistische Propaganda, das sind keine ,,Fake Documents", wie man heute sagen würde, sondern das ist tatsächlich reales Material, was zeigt, wie hochgradig die Justiz sich zum Büttel der Nationalsozialisten gemacht hatte. Das war in einem Moment und zu einem Zeitpunkt, wo sich das Nachdenken über die NS-Vergangenheit gerade zu ändern begann.

Schäfer-Noske: Wie ist denn Reinhard Strecker an die Dokumente damals gekommen, die er präsentierte?

Frei: Die Dokumente lagen in Ostberlin. Das war ja auch der Ansatzpunkt für die Apologeten im Westen zu sagen: Das ist alles DDR-Material. Aber in Wirklichkeit war es Material vor allem auch aus dem Reichsjustizministerium, und diese Materialien waren in der Hand der Ostberliner. Reinhard Strecker ist einfach dort hingefahren und hat sich das Material geben lassen. Es ist auch Material aus anderen Ländern noch eingeflossen. Mit anderen Worten: Die jungen Leute der SDS, die haben einfach wirklich nachgefragt und haben sich nicht länger abspeisen lassen mit dieser Vorstellung, das sei alles kommunistische Propaganda.

Schäfer-Noske: War denn die Aussage dieser Ausstellung im Grunde, die Verbrecher der NS-Justiz sind die Richter und Staatsanwälte von heute?

Frei: Ja! Es ist in der Tat auch einer der Punkte gewesen, an dem die DDR am klarsten darauf verweisen konnte, dass während in der DDR ein ziemlich radikaler Bruch, was das Justizsystem anging, gemacht worden war, auf der anderen Seite in der Bundesrepublik die personalpolitische Kontinuität in der Justiz besonders groß gewesen ist. Das ist natürlich von Seiten der DDR mit dem Argument verbunden worden, dass diese ,,Blutrichter", wie es in der Propaganda hieß, ,,in Adenauers Diensten", dass die jetzt auch in der Bundesrepublik NS-Recht sprechen würden. Davon konnte natürlich nicht die Rede sein. Die haben sich angepasst. Die haben versucht, sich wegzuducken und nun Richter in der Demokratie zu sein, so gut sie es konnten und verstanden. Aber das Skandalon, dass es diese Kontinuität gab, dass diese Justizverbrechen nicht bearbeitet und nicht geahndet worden waren, das blieb ja.

Schäfer-Noske: Welche Folgen hatte diese Ausstellung?

Frei: Die Ausstellung gehört zu einer Reihe von Faktoren, die dann dazu führen, dass Anfang der 60er-Jahre doch so etwas einsetzt wie ein kritischeres Nachdenken und die Forderung nach einer kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und was diese Vergangenheit eigentlich auch in der Gegenwart noch bedeutet. Dazu gehört dann 1961 der Eichmann-Prozess in Jerusalem, der natürlich auch die Deutschen aufwühlte. Und es gehört dann aber vor allem der von Fritz Bauer in Gang gesetzte Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963 bis 1965 dazu. Mit anderen Worten: Das alles ist in der Kontinuität dessen, was da Ende der 50er-Jahre aufbricht.

Schäfer-Noske: Im Grunde markiert die Ausstellung auch einen Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in Deutschland.

Frei: Man kann sagen, dass diese Ausstellung Teil eines größeren Wendepunktes ist. In dem Moment, in dem sie begonnen hat, war sie noch nicht so bedeutend. Aber ihre Bedeutsamkeit ist gewissermaßen auch im Nachhinein immer klarer geworden, dass sie etwas markiert an einer Neuorientierung insbesondere in der jungen Generation. ...


Aus: "Aufarbeitung des NationalsozialismusHistoriker Frei: SDS hat sich nicht abspeisen lassen" (27.11.2019)
Mit der Ausstellung ,,Ungesühnte Nazijustiz" begann vor 60 Jahren die Aufarbeitung der NS-Justizverbrechen. Die Veranstalter, Mitglieder des Studentenbundes SDS, hätten zum ersten Mal gezeigt, wie sich ,,die Justiz zum Büttel der Nationalsozialisten gemacht hatte", so der Historiker Norbert Frei im Dlf.
Norbert Frei im Gespräch mit Doris Schäfer-Noske
https://www.deutschlandfunk.de/aufarbeitung-des-nationalsozialismus-historiker-frei-sds.691.de.html?dram:article_id=464454
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on December 16, 2019, 05:10:11 PM
"NS-Vergangenheit ehemaliger LKA-Chefs untersucht" (16.12.2019)
Es seien Hinweise aufgetaucht, dass spätere Behördenleiter in der Zeit vor Mai 1945 in nationalsozialistische Unrechtshandlungen verstrickt gewesen seien, hatte das LKA NRW mitgeteilt.
Daraufhin habe man Historiker beauftragt, die ersten sechs Behördenleiter des LKA zu überprüfen. Das Gutachten werde vom Historiker Martin Hölzl vorgestellt. Das Landeskriminalamt war im Oktober 1946 gegründet worden. ...

https://www.welt.de/regionales/nrw/article204353016/NS-Vergangenheit-ehemaliger-LKA-Chefs-untersucht.html (https://www.welt.de/regionales/nrw/article204353016/NS-Vergangenheit-ehemaliger-LKA-Chefs-untersucht.html)

Quote[...] Düsseldorf (epd). Mindestens vier ehemalige Chefs des Landeskriminalamtes NRW waren einem Gutachten zufolge Täter des NS-Unrechtsregimes. "Das Gutachten zeigt ein sehr bedrückendes Ergebnis", sagte der amtierende LKA-Direktor Frank Hoever am Montag in Düsseldorf. "Das hat mich sehr erschüttert." Das Gutachten setzte sich mit den ersten sechs Behördenleitern nach Ende des Zweiten Weltkriegs auseinander.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) erklärte, die Beteiligung an nationalsozialistischen Unrechtsmaßnahmen von Friedrich Karst, Friederich D'heil, Oskar Wenzky und Günter Grasner sei "geschichtswissenschaftlich evident". Das Ergebnis der Studie sei "umso erschreckender, als die Genannten in ihrem Amt teilweise eine Seilschaft aus der NS-Zeit pflegten". "Aus heutiger Sicht hätten sie niemals mehr als Polizisten arbeiten dürfen", unterstrich Reul.

Im Oktober 2016 hatte das Landeskriminalamt sein 70-jähriges Bestehen gefeiert. Damals kamen Hinweise auf, dass es klüger wäre, den ein oder anderen Behördenchef nicht zu ehren - wegen seiner Aktivitäten in der Nazi-Zeit.

Der Historiker Martin Hölzl, der die wissenschaftliche Untersuchung geführt hatte, betonte, das Ergebnis "sei kein untypischer Befund". Die Behörden hätten nach Kriegsende Spezialisten gesucht. Das man die vier LKA-Chefs trotz ihrer Verstrickungen in NS-Taten eingestellt habe, habe auch deshalb funktioniert, da "die, die davon wussten, selbst beteiligt gewesen waren", sagte Hölzl.

Das Landeskriminalamt war im Oktober 1946 gegründet worden. Die vier LKA-Chefs zwischen 1946 und 1969 hätten zudem "ihre eigenen Legenden gestrickt". So betonten sie stets, als Kriminalpolizei in der NS-Zeit "nur unpolitische Täter" verfolgt zu haben, erklärte Hölzl. Dabei hätte die Kriminalpolizei der Gestapo in nichts nachgestanden. Der Wissenschaftler wies zudem darauf hin, dass in den Jahren nach dem Krieg die in der NS-Zeit Verfolgten, wie etwa Sinti und Roma, Homosexuelle oder Mitglieder der KPD "keine starke Lobby" gehabt hätten.

Einer der vier in NS-Verbrechen verstrickten LKA-Chefs habe sich damals sogar "selbst als Widerständler" eingestuft, hieß es. Ein anderer habe gar einen Entschädigungsantrag gestellt, weil seine berufliche Karriere durch die NS-Zeit geschädigt worden sei.


Aus: "Gutachten bestätigt NS-Vergangenheit von vier LKA-Chefs in NRW" epd (16.12.2019)
Quelle: https://www.evangelisch.de/inhalte/163650/16-12-2019/gutachten-bestaetigt-ns-vergangenheit-von-vier-lka-chefs-nrw (https://www.evangelisch.de/inhalte/163650/16-12-2019/gutachten-bestaetigt-ns-vergangenheit-von-vier-lka-chefs-nrw)

"Historiker: Vier ehemalige LKA-Chefs waren NS-Verbrecher" (16.12.2019)
https://www.welt.de/regionales/nrw/article204362692/Historiker-Vier-ehemalige-LKA-Chefs-waren-NS-Verbrecher.html (https://www.welt.de/regionales/nrw/article204362692/Historiker-Vier-ehemalige-LKA-Chefs-waren-NS-Verbrecher.html)

"GutachtenMindestens vier Ex-Chefs des LKA NRW waren Täter im NS-Regime" (16. Dezember 2019)
https://www.deutschlandfunk.de/gutachten-mindestens-vier-ex-chefs-des-lka-nrw-waren-taeter.1939.de.html?drn:news_id=1081091 (https://www.deutschlandfunk.de/gutachten-mindestens-vier-ex-chefs-des-lka-nrw-waren-taeter.1939.de.html?drn:news_id=1081091)


Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on February 15, 2020, 10:32:14 AM
Unbequeme NS-Opfer: Dagmar Lieske Die Historikerin legt ein Standardwerk über als Berufsverbrecher stigmatisierte NS-Opfer vor
Peter Nowak (28.08.2018)
https://www.freitag.de/autoren/peter-nowak/unbequeme-ns-opfer (https://www.freitag.de/autoren/peter-nowak/unbequeme-ns-opfer)

Quote[...] Frank Nonnenmacher über eine Tradition des Hasses ... Der ,,Asoziale" und der ,,Gewohnheitsverbrecher" bildeten den Gegenpol des von den Nazis gewollten Ideals vom fleißigen, leistungsstarken und an der Fortentwicklung der deutschen ,,Rasse" interessierten Deutschen. Demgegenüber wurden Bettler, Wanderarbeiter, Wohnsitzlose und Fahrende Leute als ressourcenverbrauchende Schädlinge, als ,,nutzlose Esser" bezeichnet. Sie wurden als ,,Ballastexistenzen" erst verbal ausgegrenzt, dann real. Viele kamen in die Konzentrationslager, wo ,,Asoziale" mit schwarzem und ,,Gewohnheitsverbrecher" mit grünem Winkel markiert wurden. Für die SS waren sie dort eine beliebte Zielscheibe für Demütigungen und Qualen bis hin zum Mord. ...

Die Nazis behaupteten, dass der deutsche Staat ,,gesäubert" sei, die Kriminalität so gut wie ausgerottet. Wer dennoch oder wiederholt straffällig geworden ist, der hatte in der Weltsicht der Nationalsozialisten bewiesen, ein kriminelles Gen in sich zu tragen. Und das sei der deutschen ,,Rasse" eigentlich nicht eigen. Deshalb wurden solche Menschen, wie zum Beispiel mein Onkel Ernst, nach dem Verbüßen ihrer Haftstrafe ohne weiteres Verfahren in ein KZ eingeliefert und sollten dort ,,durch Arbeit vernichtet" werden.


Aus: "Forscher über vergessene NS-Opfer: ,,Die Nazi-Narrative wirken fort"" (5.4.2019)
Quelle: https://taz.de/Vergessene-Opfer-der-Nazis/!5491053/ (https://taz.de/Vergessene-Opfer-der-Nazis/!5491053/)

QuoteMonika Frommel, 05.04.2019, 16:43

... das "Gewohnheitverbrechergesetz" 1934 war ein Probelauf für die späteren Vernichtungen von Menschen, die man als "gemeinschaftsfremd" einstufte.


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wenig Worte @wenig_worte
Eben war die Abstimmung im #Bundestag zur "Anerkennung der von den Nationalsozialisten als ,Asoziale' und ,Berufsverbrecher' Verfolgten" als NS-Opfer.
Alle Fraktionen stimmten zu.
Alle, außer der #AfD.
8:41 PM · Feb 13, 2020
https://twitter.com/wenig_worte/status/1228041641031872513 (https://twitter.com/wenig_worte/status/1228041641031872513)

Vermischtes: ,,Euthanasie"-Opfer sollten als Nazi-Verfolgte anerkannt werden (Donnerstag, 7. November 2019)
... Baumann verwies darauf, dass sogenannte ,,Asoziale" und ,,Berufsverbrecher" bis heute in der Gesellschaft nicht als NS-Opfer anerkannt seien und schlichtweg das Wissen über ihr Schicksal fehle. Mitunter herrsche auch die Meinung, dass viele dieser Menschen ,,wohl irgendwie zu recht" im KZ gesessen hätten. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten die sogenannten ,,Asozialen" und ,,Berufsverbrecher" auch von anderen Opfergruppen keine Unterstützung erhalten, als NS-Opfer anerkannt zu werden. ...
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/107227/Euthanasie-Opfer-sollten-als-Nazi-Verfolgte-anerkannt-werden (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/107227/Euthanasie-Opfer-sollten-als-Nazi-Verfolgte-anerkannt-werden)

Quote[...] Im Nationalsozialismus wurden auch sogenannte Asoziale und Berufsverbrecher verfolgt. Der Bundestag hat sich jetzt für ihre Anerkennung ausgesprochen.

Als ,,Asoziale" galten für die Nazis Wohnungslose, Bettler, Wanderarbeiter oder Prostituierte. Oft waren Zufall und Willkür entscheidend, wer dazu gezählt wurde. Unter die Häftlingskategorie ,,Berufsverbrecher" fielen Menschen mit mehreren Vorstrafen, zumeist wegen Eigentumsdelikten wie Diebstahl. Männer, Frauen, Kinder und Alte fielen in diese Kategorie.

Bei Einlieferung ins KZ hatten diese Menschen die Strafen für ihre Taten abgesessen; ein großer Teil von ihnen wurde zur ,,Vernichtung durch Arbeit" bestimmt und kam um.

Schätzungen gehen von rund 70.000 Menschen aus, die mit dem grünen und schwarzen Winkel in Konzentrationslagern inhaftiert waren. Allein im nahe Berlin gelegenen Konzentrationslager Sachsenhausen waren in der Nazi-Zeit rund 9.000 als ,,Berufsverbrecher" und rund 11.000 als ,,Asoziale" geltende Menschen dem Terror im Lager ausgeliefert.

,,Lebenslange Scham und sozialer Ausschluss" bestimmten vermutlich das Dasein der betroffenen Überlebenden nach 1945, sagt Frank Nonnenmacher. Viele nahmen wohl die erfahrenen stigmatisierenden Zuschreibungen in sich auf, schwiegen selbst in ihren Familien über ihre Zeit im KZ. So genau weiß das aber niemand: Sie selber machten nicht auf sich aufmerksam, aber es interessierte sich auch niemand für sie. Selbst Wissenschaftler machten bis vor einigen Jahren einen Bogen um sie.

Längere Zeit hatten sich CDU/CSU der Anerkennung der beiden Opfergruppen widersetzt und einen von den Grünen im April 2018 vorgeschlagenen interfraktionellen Antrag verhindert. CDU-Abgeordnete fürchteten, Schwerverbrecher könnten durch die parlamentarische Anerkennung rehabilitiert werden.

Eine Befürchtung, die Experten bei einer Sitzung des Kulturausschusses später entkräfteten. ,,Nur in Ausnahmefällen" seien Gewalttäter unter den inhaftierten ,,Berufsverbrechern" gewesen, erklärte die Historikerin Julia Hörath. Sogenannte Funktionshäftlinge mit Macht über die Mithäftlinge seien nur wenige gewesen. Die allermeisten der ,,Berufsverbrecher" hätten ,,denselben Lagergesetzen, derselben Preisgabe der Menschenwürde unterlegen, wie alle anderen Häftlinge".

Im Herbst 2019 schwenkten CDU/CSU um und legten gemeinsam mit der SPD einen Antrag vor, der für die Anerkennung von ,,Asozialen" und ,,Berufsverbrechern" als NS-Verfolgte wirbt. Obwohl der Antrag fast gleichlautend der Anträge von Linken, FDP und Grünen ist, verständigte man sich letztlich nicht auf einen gemeinsamen Antrag.

Wie in der Plenardebatte zum Thema am Donnerstagabend zum Ausdruck kam, war die Union ihrem Mantra gefolgt, keine gemeinsame Sache mit den Linken zu machen. Letztlich stimmten alle Fraktionen außer die AfD damit für eine Beschlussempfehlung, die auf den Antrag der Koalitionsparteien zurückgeht. Frank Nonnemacher hatte noch am 6. November in einer Kulturausschuss-Sitzung an die Parteien appelliert, bei diesem Thema eine interfraktionelle Einigung zu finden. 


"Bundestag für Anerkennung weiterer NS-Opfergruppen" Jutta Herms (13.02.2020)
https://www.tagesspiegel.de/politik/asoziale-und-berufsverbrecher-bundestag-fuer-anerkennung-weiterer-ns-opfergruppen/25545360.html

https://www.tagesspiegel.de/politik/asoziale-und-berufsverbrecher-als-ns-opfer-luecke-der-erinnerung/23087018.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/asoziale-und-berufsverbrecher-als-ns-opfer-luecke-der-erinnerung/23087018.html)

https://www.csu-landesgruppe.de/presse/pressemitteilungen/vergessene-opfergruppe-der-nazis-gesellschaftlich-anerkennen (https://www.csu-landesgruppe.de/presse/pressemitteilungen/vergessene-opfergruppe-der-nazis-gesellschaftlich-anerkennen)

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw45-pa-kultur-medien-opfergruppen-664624 (https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw45-pa-kultur-medien-opfergruppen-664624)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on February 19, 2020, 07:20:31 AM
Stephan, Gerd-Rüdiger/Nakath, Detlef (Hrsg.): Ausschluss. Das Politbüro vor dem Parteigericht
3. Dezember 1989: Nacheinander treten das Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und das schier allmächtige Politbüro der Partei zurück. Gleichzeitig werden Erich Honecker und einige seiner engeren Mitstreiter aus der Partei geworfen. Mitte Dezember wird aus der SED die SED-PDS. Ihr neuer Vorsitzender heißt Gregor Gysi. Doch noch immer gehören die verbliebenen 17 ehemaligen Angehörigen des Politbüros dieser Partei an – bis zum 20. Januar 1990. In einer mehr als zwölfstündigen Nachtsitzung der Zentralen Schiedskommission der SED-PDS werden die meisten von ihnen ausgeschlossen.
Die hier vorgelegten Texte geben den dramatischen Verlauf der Sitzung authentisch wieder. Ungekürzt und im vollen Wortlaut dokumentiert werden die Befragungen der einstigen SED-Spitzenpolitiker auf der Basis von Original-Tonbandmitschnitten und ihren schriftlichen Stellungnahmen. Der Band wird ergänzt durch eine Einführung in den zeithistorischen Kontext, kurze biografische Skizzen der Betroffenen, Medienberichte und Dokumente zum Versuch Einzelner zur Rehabilitierung bzw. Wiederaufnahme in die Partei, mit Fotos und einem Anhang.
Die Protokolle geben Zeugnis von der Psychologie der Macht und ihrer individuellen Verarbeitung, sie sind ein Lehrstück für die notwendige Auseinandersetzung mit der Funktionsweise, Eigenlogik und Verselbstständigung von Herrschaft – vor allem in einer Gesellschaft, die für sich beanspruchte, den Weg zu einer emanzipativen Alternative zu gehen.

Die Verfahren 1989/1990 in Protokollen und Dokumenten
Mit einem Geleitwort von Dagmar Enkelmann sowie Beiträgen von Michael Herms, Volkmar Schöneburg und Tom Strohschneider
552 Seiten, geb.
ISBN 978-3-320-02365-2
Karl Dietz Verlag Berlin GmbH 2020
https://dietzberlin.de/Stephan-Nakath-Hrsg-Ausschluss

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"Zwischen Kreuz und Hakenkreuz: NS-Fluchthelfer: Der "braune Bischof" und die Rattenlinie" Klaus Taschwer (22. Februar 2020)
Alois Hudal erlangte als Fluchthelfer für NS-Verbrecher zweifelhafte Berühmtheit. Eine neue Biografie zeichnet ein schonungsloses Bild des "Nazi-Hoftheologen"
Unter den zahlreichen umstrittenen katholischen Würdenträgern Österreichs, die im Laufe des 20. Jahrhunderts wirkten, war er fraglos der umstrittenste: Alois Hudal (1885–1962) hegte wie kaum ein anderer seiner Glaubensbrüder Sympathien für den Nationalsozialismus. Er tat das bereits vor 1938 und auch noch nach 1945. Der Rektor des deutschen Priesterkollegs Santa Maria dell'Anima (kurz: Anima) in Rom wurde vor allem dafür bekannt, nach dem Zweiten Weltkrieg zahllosen hohen NS-Funktionären – darunter auch etlichen Kriegsverbrechern – in Rom Unterschlupf geboten und ihnen bei der Flucht über die "Rattenlinie" nach Südamerika oder in den Nahen Osten geholfen zu haben.
Hat er das nur aus christlicher Nächstenliebe getan? Oder hatte das auch etwas mit seinen ideologischen Überzeugungen zu tun? Zur Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen richtete die Anima mit dem Österreichischen Historischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften dazu 2006 sogar eine eigene Kommission ein. Das damals gefällte Urteil, an dem die beteiligten österreichischen und deutschen Kirchenhistoriker bis heute festhalten, fiel vergleichsweise ambivalent und milde aus: Hudals Haltung zum Nationalsozialismus sei zwiespältig und letztlich vor allem eine Art "tragischer Irrtum" gewesen. Außerdem habe er während des Zweiten Weltkriegs auch Personen geholfen, die vom NS-Regime verfolgt worden waren.
Zu einem etwas anderen Schluss kommt die neue Hudal-Biografie des Historikers Johannes Sachslehner, der in den letzten Jahren nebst anderen Werken auch Bücher über österreichische NS-Verbrecher wie Amon Göth, Odilo Globocnik und Franz Murer vorgelegt hat. Der Autor hat für seine Darstellung gründlich recherchiert, die umfangreiche Sekundärliteratur genau studiert und auch einiges Neues zutage gefördert. Die Aufmachung ist freilich etwas reißerisch geraten, und der Titel "Hitlers Mann im Vatikan" ist gleich doppelt irreführend: Hudal verfügte erstens über keine besonderen Beziehungen zu Hitler, und zweitens war er in Rom und nicht im Vatikan tätig. ...
https://www.derstandard.at/story/2000114377607/ns-fluchthelfer-der-braune-bischof-und-die-rattenlinie
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Post by: Link on March 13, 2020, 04:51:02 PM
"100 Jahre Kapp-Putsch: Die Feinde der Demokratie" Rudolf Walther (13.3.2020)
Militaristen und Nationalisten versuchten im Kapp-Putsch die Weimarer Republik zu zerstören. Immer noch mangelt es an politischer Aufarbeitung.
Am frühen Morgen des 13. März 1920 putschten zwei Freikorps-Brigaden unter Hermann Ehrhardt (1881–1971) und Wilfried von Loewenfeld (1879–1946) gegen die rechtmäßige Berliner Regierung, indem sie das Regierungsviertel im Handstreich besetzten. Die Aktion heißt ,,Kapp-Putsch" gegen die Weimarer Demokratie, weil sie von dem konservativen Lobbyisten der Großgrundbesitzer und Generallandwirtschaftsdirektor Wolfgang Kapp (1858–1922) und von General Walther Freiherr von Lüttwitz (1859–1942) geplant wurde. ...
https://taz.de/100-Jahre-Kapp-Putsch/!5667657/

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Bosnian History is an independent history and travel blog focused on Bosnia and Herzegovina.  Our mission is to generate interest in Bosnia and Herzegovina as a travel destination, as well as to highlight the country's extraordinary historic and cultural wealth.
https://bosnianhistory.com/ | https://twitter.com/bosnianhistory

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Meinungsumfragen zum Nationalsozialismus der frühen Nachkriegszeit - Selektive Erinnerung? (Martin Rothland, Nr. 462 · Mai 2008)
In  einem  Beitrag  berichtet  Klaus  Harp-precht in der ZEITvom 4. Mai 2005 überein Phänomen, das sowohl die 1945 in das Deutsche  Reich  einrückenden  alliierten Streitkräfte in Erstaunen versetzte als auch Kriegsreporter  und  Besucher  Deutschlands in der unmittelbaren Nachkriegszeit wie Clara Menck oder Hannah Arendt unbegreiflich erschien: ,,Die besiegten Deutschen hatten in der Tat vergessen, dass sie Nazis  waren."  Stand  es  tatsächlich  so schlecht um das kollektive Gedächtnis der deutschen Bevölkerung, dass ihr die Erinnerung an den Nationalsozialismus samt den eigenen Verstrickungen in kürzester Zeit abhandengekommen war? ... Die  ersten  acht  Befragungen  der  Opinion Survey Section die zwischen dem 26.Oktober  und  dem  13.  Dezember  1945 durchgeführt  wurden,  bezogen  sich  auf eine Gruppe von 331 bis 466 Personen aus 39 bis 45 Gemeinden ...
https://www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=90277179-8400-9d45-837e-a1b6d6fe9014&groupId=252038

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"Missing Link: Die Tage der Befreiung" Detlef Borchers (10.05.2020)
Vor 75 Jahren kapitulierte die Wehrmacht und der II. Weltkrieg endete. Doch die wenigsten Deutschen feierten ihre Befreiung, sie sprachen von einer Stunde Null. ... Am 7. Mai 1945 unterzeichnete Generaloberst Alfred Jodl die bedingungslose Kapitulation im US-amerikanischen Hauptquartier in Reims. Obwohl die Kapitulationsurkunde ausdrücklich die Rote Armee nannte, musste Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel am 9. Mai im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst noch einmal eine Kapitulation unterschreiben. Später einigte man sich auf den 8. Mai. Ein Tag, an dem nichts dergleichen passierte, wurde so zur mythischen "Stunde Null", die 75 Millionen Menschen in den vier Besatzungszonen erlebten. Erst 1985 wurde diese Stunde mit einer Rede des Bundespräsidenten ersatzlos gestrichen: ""Es gab keine 'Stunde Null', aber wir hatten die Chance zu einem Neubeginn. Wir haben sie genutzt, so gut wir konnten. An die Stelle der Unfreiheit haben wir die demokratische Freiheit gesetzt", erklärte Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag der Kapitulation. ...
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Missing-Link-Die-Tage-der-Befreiung-4717883.html

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Post by: Link on June 02, 2020, 10:55:39 AM
"Kunstmarkt - Hortens Nazi-Makel" Olga Kronsteiner (31. Mai 2020)
Helmut Hortens Imperium entstand auf den Trümmern jüdischer Existenzen. Er war ein Profiteur des NS-Regimes: ein Schatten, der das Mäzenatentum seiner Witwe weiterhin begleiten wird. ... In der historischen Tragweite machte das der Spiegel erstmals 1987 öffentlich, ein Jahr nachdem zahlreiche Firmen in Deutschland unbefangen den 50. Jahrstag ihrer Gründung gefeiert hatten. Zeitgleich war damit auch das zweifelhafte Jubiläum der von den Nazis betriebenen Arisierung jüdischer Unternehmen und die "Entjudung der deutschen Wirtschaft" zelebriert worden. Der damals forcierte Kaufboykott jüdischer Kaufhäuser führte zu Umsatzeinbrüchen, die deren Besitzer zum Verkauf zwangen: so auch im Falle jenes der Gebrüder Alsberg in Duisburg, das Horten 1936 übernommen und dessen sämtliche jüdische Angestellten er postwendend entlassen hat.
"Das ist Horten!", stellte sich der 27-jährige Jungunternehmer mit ganzseitigen Inseraten in der NS-Parteizeitung vor. Den Wechsel in "arischen Besitz" zelebrierte Helmut Horten eigens mit einer Eröffnung. "Jawohl – Sie haben ganz richtig gesehen: das Alsberg-Haus hat seinen Hausherrn gewechselt, ist in arischen Besitz übergangen", informierte er im Mai 1936 mit ganzseitigen Inseraten im "Duisburger General-Anzeiger".
"Jawohl", ließ er verlauten, "das Alsberg-Haus hat seinen Hausherrn gewechselt" und sei "in arischen Besitz übergegangen". In der Festschrift 1986 wurde eine manipulierte Version veröffentlicht: Statt "in arischen" war "in anderen Besitz" zu lesen. Das NS-Gütezeichen "Deutsches Geschäft" aus der Originalvorlage ließen die Horten-Chronisten aus dem Faksimile verschwinden. "So dreist und so plump" fälschten nicht alle ihre Firmengeschichte, betonte der Spiegel.
Der Horten-Konzern entstand auf den Trümmern jüdischer Existenzen, daran ließen die Spiegel-Recherchen keinen Zweifel. In weiterer Folge hatte Horten noch weitere Textilhäuser und jüdische Firmen übernommen. "Bravo Horten" ließ er in Inseraten sein Angebot feiern. Als der Handel mit Textilien eingeschränkt wurde, bekam er den Auftrag, die Kontingente zu organisieren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schickten die Alliierten den "Reichsverteiler für Textilien" in ein Internierungslager. Nach 17 Monaten und einem Hungerstreik kam er frei und startete von vorn, kaufte nun die Unternehmen von Überlebenden, die ins Exil geflüchtet waren.
"Repatriierung deutschen Vermögens" nannte es Horten, der sich fortan als "Kaufhaus-König" und Repräsentant des deutschen Wirtschaftswunders feiern ließ. Der FDP spendete er von Mitte der 1950er- bis in die 1980er-Jahre Millionen, seine Witwe ist dagegen dem konservativen Lager der ÖVP zugetan. 2004 und 2008 vorerst sporadischer Natur mit je 100.000 bzw. 50.000 Euro. Erst mit der Kanzlerschaft von Sebastian Kurz kam auch der Dauerauftrag.
Dieses Hineinwirken eines in der NS-Zeit begründeten Vermögens in die österreichische Politik wollte die Tochter eines damals Betroffenen nicht unkommentiert lassen. Denn "hinter der Hort'schen Spendierfreudigkeit und Kunstsinnigkeit steht ein großes Unrecht, das meinem Vater das Herz gebrochen hat", gab Stephanie Stephan dem Profil (17. 5.) zu Protokoll. Ihr Vater war 1933 in die Niederlande geflüchtet und beriet in der deutschen Treuhandgesellschaft später niederländische Unternehmer im Umgang mit der NS-Besatzungsmacht. ...
https://www.derstandard.at/story/2000117778894/hortens-nazi-makel

Quote
Unterlandler

Ich finde den Artikel schäbig. Die Frau Horten ist ein Kriegskind und soll also für Enteignungen in den 30iger Jahren herhalten. Gibt es eine Erbsünde? oder Sippenhaftung?


Quote
Olga Kronsteiner

Mit Verlaub, was ist an historischen Fakten schäbig?


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Post by: Link on June 10, 2020, 09:36:48 AM
Quote[...] Leopold war Anhänger kolonialistischer Ideen und gründete in Zentralafrika den offiziell eigenständigen Kongo-Freistaat, dessen absoluter Monarch und persönlicher Eigentümer er von 1876/1885 bis 1908 war. Zu dieser Zeit wurde aus dem Kongo vor allem Elfenbein und Kautschuk exportiert.


... Der Bedarf an diesem Rohstoff war seitdem stetig gewachsen. 44 Jahre, nachdem sich Goodyear die Vulkanisierung des Kautschuks hatte patentieren lassen, erfand John Boyd Dunlop den Luftreifen. Er war angesichts der damaligen gepflasterten Straßen und der Schlaglöcher auf den Landstraßen ein Erfolg, der die Nachfrage nach Kautschuk nochmals deutlich steigerte. Die Truppen des Königs überfielen Dörfer, und die Bewohner erhielten den Befehl, eine bestimmte Menge Kautschuk zu sammeln, sonst würde das ganze Dorf niedergebrannt werden. Wer zu fliehen versuchte, wurde erschossen. Um zu kontrollieren, ob die Soldaten nicht nur gejagt hatten, mussten sie für verbrauchte Munition die Hände der erschossenen Menschen vorlegen. Wenn Soldaten doch gejagt hatten, wurden deshalb auch lebenden Menschen die Hände abgehackt. Eine andere Deutung der Praxis, die Hände abzuhacken, ist laut der Fachzeitschrift Message, dass Druck auf die Zulieferer ausgeübt wurde: Wer nicht genug Kautschuk liefert, dem wird eine Hand abgehackt. Zudem bewirkte der Druck auf die Einheimischen, ständig Kautschuk zu sammeln, dass diese immer weniger dazu kamen, ihre Felder zu bestellen. So verhungerten in manchen Gegenden 60–90 % der Bevölkerung oder verließen ihre Dörfer, um sich dem Zugriff des ,,Staates" zu entziehen. Betrug 1890 der Kautschukertrag lediglich 100 Tonnen im Jahr, waren es 1901 bereits 6.000 Tonnen.

Die Methoden, mit denen belgische Handelsgesellschaften und das Militär im Kongo vorgingen, sind unter anderem in Joseph Conrads Buch Herz der Finsternis (veröffentlicht 1899) geschildert. Conrad (1857–1924) hatte 1890 als Kapitän eines Flussschiffes angeheuert. Er wurde jedoch schon bald nach seiner Ankunft krank. Auch was er im Kongo mit ansehen musste, ließ ihn so bald wie möglich nach England zurückkehren. Unter anderem sah er, wie die Soldaten Körbe voller verwesender Hände zum Zählen zu ihren Stützpunkten schafften. Er sah auch, wie an einem Stützpunkt die Köpfe von Hingerichteten auf Pfählen ausgestellt waren.

Zudem begünstigten die Strukturen des ,,Staates" den Missbrauch der Macht. Von einem wirklichen ,,Staat" konnte man nur in der am Atlantik gelegenen westlichsten Provinz Kongo Central sprechen. Der überwiegende Teil des riesigen Landes von der Größe Westeuropas wurde von rund 3.000 Europäern kontrolliert und sollte so billig wie möglich verwaltet werden. Viele belgische Offiziere kamen aus dem Kleinbürgertum und hatten keine Vorstellungen von Afrika und seinen Lebensbedingungen. Auf einen einsamen Posten fernab jeder vertrauten Umgebung versetzt, von Malaria und Luftfeuchtigkeit geplagt, bildeten sich unter den Offizieren oftmals Ängste, Melancholie bis hin zu komplettem Wahnsinn und Allmachtsfantasien, was schließlich in zahlreichen Massakern endete. Auch gab es faktisch keinerlei Rechtswesen. Durch das Fehlen von Gerichten, überhaupt weitgehenden Gesetzen, oder einer Gewaltenteilung war dem Machtmissbrauch der Offiziere, der Beamten und der Angestellten der Gesellschaften Tür und Tor geöffnet. So bildete erst der belgische Staat nach dem Ende des Freistaates eine erste unabhängige Staatsanwaltschaft (procureur général), die gegen korrupte oder gewalttätige Beamte vorgehen konnte. Bis dahin waren weite Gebiete des Kongo auch de jure in einer absoluten Despotie der örtlichen Beamten gefangen, die sowohl politisch als auch juristisch vor Ort die oberste Instanz bildeten und deren Exzesse nur im Umland der Hauptstadt Boma (in der einige europäische Mächte offizielle Gesandtschaften eingerichtet hatten) unterblieben. So ließ Leon Fievez in den ersten vier Dienstmonaten als Distrikt-Kommissar der Provinz Équateur 572 Menschen ermorden. Anschließend unternahm er immer wieder Strafaktionen. Bei einer einzelnen Strafexpedition ließ er 162 Dörfer niederbrennen und 1.346 Menschen hinrichten. In seiner Provinz wurde der höchste Kautschukertrag erzielt.

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Aus: "Leopold II. (Belgien)" (10. Juni 2020)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_II._(Belgien) (https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_II._(Belgien))

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Quote[...] Antwerpen – Als Reaktion auf die Proteste tausender Belgier gegen Rassismus haben die Behörden in Antwerpen eine Statue des früheren Königs Leopold II. entfernt. Die Statue soll künftig im Depot eines örtlichen Museums aufbewahrt werden.

Wegen der brutalen belgischen Kolonialherrschaft im Kongo im 19. und 20. Jahrhundert ist das Andenken an den damaligen Monarchen seit langem umstritten. Wie in zahlreichen anderen Ländern weltweit beteiligten sich nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis auch in Belgien tausende Menschen an Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Seit Beginn der Proteste wurden mehrere Statuen und Büsten von Leopold II. beschmiert.

Die Gruppe "Reparons L'Histoire" (Die Geschichte reparieren), die sich für die Aufarbeitung der belgischen Kolonialverbrechen einsetzt, forderte die Entfernung aller Denkmäler für Leopold II., der Belgien von 1865 bis 1909 regierte. Sie bezeichnete den König, "der für einige ein Held" sei, als "Henker, der zehn Millionen Kongolesen getötet hat".

Im Namen der "Zivilisationsmission" Belgiens im Kongo errichtete Leopold II. Ende des 19. Jahrhunderts ein Kolonialregime, das von Historikern als eines der gewalttätigsten der Geschichte bezeichnet wird. Rohstoffe wie Kautschuk plünderten die belgischen Kolonialherren durch Sklaverei und Gewalt systematisch aus.

Auch in Großbritannien haben Aktivisten im Rahmen der Proteste gegen Rassismus die Entfernung von Denkmälern gefordert, die an Menschenrechtsverbrechen während der Kolonialzeit erinnern. Am Sonntag hatten Demonstranten im englischen Bristol eine mehr als fünf Meter hohe Bronze-Statue des Sklavenhändlers Edward Colston gestürzt und im Hafen versenkt.

Parallel zur Beisetzung George Floyds in Houston kündigten Aktivisten in Oxford an, die Statue für den Bergbaumagnaten Cecil Rhodes in Oxford zu stürzen, der im 19. Jahrhundert für die britische Krone mehrere Kolonialgebiete im Süden Afrikas erwarb. (APA, AFP, 9.6.2020)


Aus: "Antwerpen entfernt Statue König Leopolds II" (9. Juni 2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000117986944/antwerpen-entfernt-statue-koenig-leopolds-ii (https://www.derstandard.at/story/2000117986944/antwerpen-entfernt-statue-koenig-leopolds-ii)

Quote
Christian Kreil

Primitivität, unsere Baustelle

Das gute an der Diskussion: König Leopold und sein monströses Gewaltregime im Kongo werden thematisiert. ... Was wir benötigen, sind keine Denkmäler, sondern Narrative: Das wissen, das "unsere Zivilisation" eben exakt mit jener Bestialität, Wildheit, Primitivität und Rohheit zu agieren vermochte, die die "Neue Rechte" anderen Kulturen anheftet.


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Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on June 18, 2020, 02:40:14 PM
Quote[...] Es hilft, den Satz "Wir sind rassistisch" nicht als Selbstanklage zu verstehen, sondern als nüchterne Feststellung. Wir sind rassistisch geprägt durch unzählige Bilder und Erzählungen, die wir von Kindheit an aufgesogen haben. In Geschichtsstunden, in Filmen, Werbespots, Fernsehnachrichten, Zeitungen. Ich meine damit gar nicht die alten Bücher oder Artikel, in denen Schwarze noch mit dem N-Wort bezeichnet wurden, oder die Wirtschaftswunder-Kinohits wie Toxi über niedliche, aber störende damals sogenannte "Mischlingskinder". Ich rede von unserem Welt- und Selbstbild als aufgeklärte, ihrer Vergangenheit bewusste Europäer.

Rassismus wird man nicht los durch Schweigeminuten für seine Opfer oder umgestürzte Denkmäler – so wichtig oder berechtigt solche Aktionen auch sind. Einer solchen Ideologie tritt man erst dann ernsthaft entgegen, wenn man willens ist, die Dimension ihrer Geschichte zu begreifen. Das haben wir bislang weder in Deutschland noch in Europa ernsthaft versucht.

Seltsam, denn eigentlich gilt historisches Bewusstsein als nationale und europäische Primärtugend. Als Säule eines demokratischen Deutschlands nach der NS-Zeit und der Schoah. Als Fundament der Aussöhnung nach zwei Weltkriegen und damit der Europäischen Union. Allerdings hört diese Tugend an deren Küsten auf. Europas Vergangenheit jenseits des Mittelmeers und des Atlantiks liegt hinter einem Schleier aus Verdrängung und Geschichtsklitterung. Warum? Weil die Geschichte des Rassismus auch die Geschichte des Kolonialismus und damit unseres Wohlstands ist. Über die Wurzeln des Rassismus zu reden, geht also ans Eingemachte. Aber vielleicht wird genau das gerade möglich – angeschoben durch eine ganze Reihe von Entwicklungen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, akut beschleunigt durch unsere Reaktionen auf den Mord an dem Schwarzen George Floyd durch einen Polizisten. Manchen erscheint eine solche Auseinandersetzung über die Entstehung unserer Privilegien als Bedrohung in ohnehin bedrohlichen Zeiten. In Wahrheit ist es eine Chance.

In Europa geht es konkret um die Überwindung zweier kollektiver Lebenslügen. Die erste ist eine spezifisch deutsche: Demnach haben wir mit der "Erinnerungskultur" zu Holocaust und der Nazi-Diktatur genug zur Aufarbeitung vergangener Verbrechen beigetragen – und beim Kolonialismus waren wir gar nicht wirklich dabei. Die Menschen in den ehemaligen deutschen "Schutzgebieten" sehen das anders. In Kamerun, Togo, Tansania und vor allem in Namibia, wo die Völker der Ovaherero und Nama, nach kolonialer Ideologie "minderwertige Rassen", Anfang des 20. Jahrhunderts Opfer des ersten deutschen Genozids wurden.

Diese deutsche Lebenslüge liegt gut eingebettet in einer europäischen. Demnach war der Kolonialismus eine raue Angelegenheit, ist aber schon lange her. Außerdem haben "die da unten" in Afrika, Asien und Lateinamerika Eisenbahn, Schulen und die Anleitung zum Nationalstaat bekommen. Also die Türöffner zur Moderne. Oder um es im Fall Großbritanniens mit Boris Johnson zu formulieren: den "Segen des britischen Imperiums".

Das ist eine beachtliche Verdrängungsleistung, zumal Historikerinnen und Publizisten seit Jahrzehnten das Ausmaß der Gewalt und der Ausbeutung des Kolonialismus freilegen. Die offenen Adern Lateinamerikas, der Klassiker des uruguayischen Journalisten Eduardo Galeano stammt aus dem Jahr 1971, Frantz Fanons Die Verdammten dieser Erde über die Folgen der europäischen Plünderungen in Afrika erschien 1961. Das Menschheitsverbrechen des Sklavenhandels ist ausführlich, wenn auch noch lange nicht erschöpfend dokumentiert, ebenso die Gräueltaten britischer, italienischer, deutscher, belgischer oder niederländischer Kolonialbehörden.

Aber dieses Wissen blieb lange in der Nische der Postcolonial Studies hängen, es wurde durch die ideologischen Kämpfe des Kalten Krieges überschattet und nach dessen Ende durch die Hybris des vermeintlichen Sieges des (weißen) Westens. Erst die noch junge Debatte um Europas Museen – in Deutschland vor allem um das Humboldt-Forum – traf diesseits des Atlantiks zum ersten Mal den historischen Nerv. Die Einsicht, dass unsere Museen voller Raubgüter aus den ehemaligen Kolonien sind, hat lange gebraucht. Jetzt führt sie uns, ob wir es wollen oder nicht, zur Frage, was sich Europa außer Masken, Speeren, Statuen und Menschenschädeln noch aus seinen Kolonien geholt hat. Die Antwort: materiell fast alles, was es für seinen Aufstieg, also für den Anbruch des europäischen, westlichen, weißen Zeitalters brauchte. Kautschuk, Gold, Silber, Kupfer, Elfenbein, Baumwolle, Zucker. Und Millionen Sklaven.

Wie gesagt, das Wissen darum ist seit Langem mit ein paar Mausklicks verfügbar. Aber noch ist es nicht Bestandteil unserer europäischen Erzählung. Die müsste so lauten: Unsere technischen und geistesgeschichtlichen Errungenschaften – ob Industrialisierung oder Aufklärung – wären ohne die Plünderung der Kolonien, ohne Tod und Versklavung von Millionen Menschen nicht möglich gewesen. Rassismus als Ideologie ist keine Spielart von Gruppenhass, den es auf der Welt immer schon gegeben hat. Er wurde passend zum europäischen Raubzug in den Kolonien entwickelt. Ein weißes Eliteprojekt des 18. Jahrhunderts, in dem Biologen, Mediziner, Philosophen und Theologen die Hierarchisierung von Menschen in und "Höher- und Minderwertige" pseudo-wissenschaftlich wie moralisch zu untermauern versuchten. Und damit auch den Aufstieg Europas und des Westens zur "zivilisierenden" Macht. "Das Taufbecken unserer Moderne" – so hat der kamerunische Philosoph Achille Mbembe den Sklavenhandel und die Plantagenwirtschaft einmal beschrieben. Das anzuerkennen, ist der erste Schritt, um dem Rassismus der Gegenwart auf den Grund zu gehen.

Vielleicht setzen wir gerade dazu an. In Deutschland wie in Europa. Das Wort "Rasse" aus dem Grundgesetz zu streichen, ist dabei ebenso überfällig wie in Bronze gegossene Sklavenhändler vom Sockel zu holen oder Straßen und Gebäude umzutaufen, die immer noch nach deutschen "Helden" der afrikanischen Kolonien benannt sind. Paul von Lettow-Vorbeck, Adolph Woermann, Adolf Lüderitz. Nur dürfen sie eben nicht aus unserem kollektiven Gedächtnis verschwinden. Im Gegenteil: Sie sind Teil einer gemeinsamen Geschichte Europas, Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Die verlangt auch einen neuen Blick auf unsere historischen Lichtgestalten. "Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Rasse der Weißen ... die Neger sind weit tiefer." Der Satz stammt von Immanuel Kant, Philosoph der Aufklärung, aber eben auch ein Vertreter der europäischen Ideologie des Rassismus. Das eine schloss das andere nicht aus.

Da kommt also einiges ins Wanken, wenn wir es ernst meinen mit dieser politischen Archäologie. Nicht nur unsere vorbehaltlose Verehrung europäischer Denker, sondern auch unser hartnäckiges, schon zu Kants Zeiten geformtes Narrativ von Afrika als geschichtslosem Kontinent, der wechselweise ohne weiße Hilfe verloren oder ohne Afrikaner besser dran wäre. Mit den Bildern schwarzer Kinder, die von weißen Helfern gefüttert und geknuddelt werden, während erwachsene Schwarze als hilflose Statisten daneben stehen, werden wir bis heute überflutet. Und falls die Frage jetzt tatsächlich auftaucht: Ja, die Infantilisierung ganzer Gesellschaften und die eigene Überhöhung zum weißen Retter, egal wie gut gemeint, ist ein rassistisches Stereotyp. Das Gleiche gilt für das Klischee von Afrika als "unberührter Wildnis" mit möglichst vielen Löwen und möglichst wenig Afrikanerinnen und Afrikanern, bis heute reproduziert in TV-Serien und Naturfilmen. Viele der spektakulären afrikanischen Nationalparks gehen auf die koloniale Praxis (auch der Deutschen) zurück, Landstriche gewaltsam zu entvölkern und zu "Naturschutz- und Jagdgebieten" zu erklären – natürlich nur für die weißen Herren. Zumindest so viel sollte man wissen, bevor man in Post-Corona-Zeiten die nächste Safari bucht.

Eine ehrliche Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Rassismus führt allerdings nicht nur zu einem anderen Fernsehprogramm, sondern unweigerlich zur Frage der Entschädigung und Reparationen.

Die Ovaherero und Nama fordern sie, ebenso die Überlebenden britischer Folterlager im kolonialen Kenia oder die Angehörigen von Opfern niederländischer Massaker in Indonesien. Einigen wurde in den vergangenen Jahren Geld zugesprochen – meist beschämend kleine Summen, die man in europäischen Schadenersatzprozessen für eine gebrochene Nase festlegen würde. Aber die afrikanischen und asiatischen Kläger waren schlicht froh, dass die Verbrechen überhaupt juristisch anerkannt wurden.

Kommt bei der Debatte um koloniale Verbrechen und Ausbeutung materielle "Wiedergutmachung" mit ins Spiel, hört man vonseiten der ehemaligen Kolonialmächte schnell den Einwand: Warum? Wir überweisen "denen im Süden" doch seit Jahrzehnten Entwicklungshilfe. Auch die Bundesregierung hat so immer wieder gegen die Forderungen der Ovaherero und Nama im heutigen Namibia argumentiert. Es ist ein lang erprobter Abwehrreflex, der allerdings immer weniger funktioniert, je stärker sich Vertreter des globalen Südens in die Debatte um die shared history, die gemeinsame Geschichte des Kolonialismus einschalten.

Die Behauptung, vor allem Afrikanerinnen und Afrikaner ritten auf dem Kolonialismus herum, um vom eigenen Versagen nach der Unabhängigkeit abzulenken, ist dabei eine sehr weiße Anmaßung. In so gut wie jedem Land des globalen Südens waren und sind soziale Bewegungen gegen Korruption, Verelendung und Autoritarismus aktiv. Intellektuellen wie Aktivisten – von Textilarbeiter-Gewerkschaften in Bangladesch über Journalistenverbände in Mali bis zu Bauernkooperativen in Bolivien – geht es nicht darum, den reichen Ländern die gigantische und endgültige Rechnung für den Kolonialismus zu präsentieren. Es geht ihnen vor allem um eine neue Aufteilung der Kosten unseres Wohlstands.

Denn alle antikolonialen Befreiungskämpfe, alle Denkmalstürze und Anti-Diskriminierungsgesetze haben an einem nichts geändert: Europa und Nordamerika lagern seit 500 Jahren die Kosten ihres Wohlstands weitgehend aus. Längst haben China und andere asiatische Staaten zu unserem Club aufgeschlossen, was nichts an dem Umstand ändert, dass wir bis heute von diesem kolonialen Erbe profitieren. Die sozialen und ökologischen Kosten für unsere Ernährung (ob mit oder ohne Bio-Stempel), unsere erschwingliche Kleidung, unsere billigen elektronischen Geräte und deren Entsorgung zahlen immer noch "die anderen" – Menschen im globalen Süden. Der Soziologe Stephan Lessenich hat in seinem Buch Neben uns die Sintflut dafür den Begriff der "Externalisierungsgesellschaft" geprägt und bezieht ihn nicht nur auf die brachiale Ausbeutung asiatischer Näherinnen, deren Jeans für 29,90 Euro auf deutschen Grabbeltischen landen. Er meint mit Externalisierung auch unsere kollektive Fähigkeit, diese Zusammenhänge und das damit verbundene Elend zu verdrängen.

Das geht nun nicht mehr so einfach, seit uns mit der Klimakrise die Kosten unserer Lebensweise zum ersten Mal auch vor die eigenen Füße fallen. Wobei diese Krise eben nicht ausgleichend wirkt, sondern das Machtgefälle, das vor ein paar Jahrhunderten entstanden ist, verschärft. Die Weltgegenden, die am meisten für Europas und Amerikas Aufstieg bluten mussten, zahlen jetzt in der Klimakrise wieder doppelt und dreifach extra: mit ungleich schlimmeren Folgen der Erderwärmung infolge eines fossilen Booms, von dem sie am allerwenigsten profitiert haben.

Auch diese Fakten sind mit ein paar Mausklicks abrufbar. Die Frage ist, ob und wie sehr wir uns von ihnen in unserem Selbst- und Weltbild im besten Sinne des Wortes erschüttern lassen. Denn wir haben die Klassifizierung von Menschenleben noch lange nicht aufgegeben. Natürlich sprechen wir nicht mehr von "Rassen", von "Minderwertigen" oder "Höherwertigen". Aber wir denken bewusst oder unbewusst in Kategorien wie "kostbar", "weniger wertvoll" und "entbehrlich". Je dunkler die Hautfarbe, desto tiefer die Einstufung, desto hinnehmbarer die niedrigsten Löhne, die höheren Krankheitsraten, die niedrigere Lebenserwartung, der Verlust von Acker, Land und Wasser. Auch das zählt im Jahr 2020 zum Erbe des kolonialen Rassismus.

Die Debatten und Kämpfe, die jetzt durch die rassistische Polizeigewalt in den USA auch bei uns eine neue, enorme Wucht erfahren haben, sind anstrengend, bitter, verunsichernd, oft auch hässlich. Zumal wir weiße Europäerinnen und Amerikanerinnen Tempo und Richtung nicht mehr vorgeben. Unsere Epoche wird oft als Ende des westlichen Zeitalters beschrieben. In Wahrheit befinden wir uns mitten im "langen Abschied von der weißen Dominanz", wie es die Publizistin Charlotte Wiedemann in ihrem jüngst erschienenen Buch mit ebendiesem Titel beschreibt. Dagegen können wir uns mit Gewalt wehren, was einige jetzt schon tun und in naher Zukunft womöglich noch mehr Menschen tun werden. Aber eines können wir nicht mehr verhindern: dass andere unseren Status und all die Privilegien infrage stellen, die wir bislang für selbstverständlich hielten.

Und was passiert jetzt mit Immanuel Kant? Es gebe seiner drei, schrieb Achille Mbembe vor einigen Jahren in der ZEIT: den Kant, der den Menschen als Wesen mit souveräner Vernunft erkannt habe; den Kant des Ewigen Friedens, "der der Menschheit als Weltgesellschaft einen Horizont eröffnete, auf den wir gemeinsam zugehen müssen". Und den Kant, der in seinen europäischen und deutschen Vorurteilen stecken blieb und den Universalismus verriet. Auf die ersten beiden, sagt Mbembe, könne die Menschheit nicht verzichten. Schon gar nicht in diesen Zeiten.




Aus: "Wir ewigen Rassisten" Aus einem Essay von Andrea Böhm (18. Juni 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-06/rassismus-in-europa-kolonien-geschichte-verdraengung-sklaverei (https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-06/rassismus-in-europa-kolonien-geschichte-verdraengung-sklaverei)

QuoteDrGrundig #39

'Wir sind rassistisch.' hat sich für mich gleich wie eine nüchterne Feststellung angefühlt. Und genau das ist es auch. Ich BIN rassistisch, und die meisten anderen jungen, deutschen Frauen sicher ebenso. Auch wenn es keine von ihnen gern zugeben wird.
Wie ich es merke? Es fühlt sich für mich einfach anders an, wenn ich z.B. in der S-Bahn in einer Gruppe weißer Menschen sitze als in einer Gruppe schwarzer Menschen. Für mich kommt nich Sexismus dazu. Eine Gruppe weißer Frauen fühlt sich anders an als eine Gruppe weißer Männer, Schwarze Frauen anders als schwarze Männer.
Wobei dann noch soziale Kategorien hinzukommen, also 'weniger Bildung/mehr Bildung', 'weniger oder mehr finanzielle Ressourcen' etc.
Also ja: ich bin rassistisch. Ich bin sexistisch.
Jeder und jede, die von sich selbst behauptet, er oder sie mache da keine Unterschiede, sollen noch mal in sich gehen, ob es wirklich so ist.
Finde ich das gut so? Nein, natürlich nicht!
Aber das Bewusstsein darüber ist ein erster Schritt.


QuoteBiatt #7

Danke für dieses Essay! Ein wichtiger Beitrag. Koloniale Geschichte fand beinahe überhaupt nicht in meinem Abitur trotz Geschichte Leistungskurs statt. Ein kritischer Blick wurde kaum gewagt, meist wurde die Erzählung nur von Bismarck und "dem Platz an der Sonne" geprägt.

Ich hätte aber einen kleinen Verbesserungsvorschlag: Das Bild [im Artikel: Ein Kolonialoffizier in Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi, Ruanda und ein Teil Mosambiks) vergnügt sich mit einem gezähmten Zebra, circa 1910] reproduziert genau das, was im Artikel kritisiert wird. Es ist ein klassisches Beispiel für koloniale Propaganda, die bisher das europäische Afrikabild prägt. Ein Weißer Mann bezwingt das Wilde.


Quotenachdenklich30 #11

Danke für diesen Artikel.

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on August 11, 2020, 12:28:50 PM
Quote[...] [ Zu: "Prostitution in der DDR: Eine Untersuchung am Beispiel von Rostock, Berlin und Leipzig, 1968 bis 1989" (Deutsch) Taschenbuch – 9. Juli 2020
von Steffi Brüning (ISBN-13: 978-3954102174)
]


Wer an Sexualität in Deutschland im Jahr 1968 denkt, hat wahrscheinlich Rainer Langhans und die freie Liebe vor Augen. Doch während in der Bundesrepublik die sexuelle Revolution in vollem Gange war, gab es in der DDR mit dem 1968 beschlossenen neuen Strafgesetzbuch ein weiteres Repressionsinstrument, das speziell auf die weibliche Sexualität zielte. Denn dort galten mit Einführung des Paragrafen 249 Prostituierte als Asoziale und konnten mit mehrjährigen Haftstrafen belegt werden. Der Paragraf betraf jedoch nicht nur Frauen, die sich prostituierten: Schon sexuelle Freizügigkeit wurde unter der Prämisse "Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch asoziales Verhalten" unter Strafe gestellt.

Die SED verwendete mit "Asozialität" den gleichen Begriff, der im Nationalsozialismus zur Verfolgung und Ermordung von Menschen diente, die auf verschiedene Art von der Norm abwichen. "Die SED übernahm diesen Begriff und verknüpfte ihn mit dem Fehlen einer legitimen Form von Arbeit, ohne die Kontinuität zum Nationalsozialismus zu thematisieren, obwohl diese Kontinuität nicht zu leugnen ist", sagt Historikerin Steffi Brüning, die mit ihrer neu erschienenen Arbeit "Prostitution in der DDR" die erste Untersuchung der vielfältigen Facetten des Rotlichtgewerbes im Sozialismus veröffentlicht hat.

Brüning hat sich auf die Städte Berlin, Leipzig und Rostock konzentriert. "Finanzstarke Kunden trafen Prostituierte in allen drei Städten, oft in den Bars der Interhotels. Überall sicherten und organisierten Netzwerke mit. Kellner vermittelten beispielsweise Kontakte, Prostituierte sorgten im Gegenzug für guten Umsatz und hohes Trinkgeld. Sexuelle Kontakte verlagerten sich oftmals in den privaten Raum der Frauen, da es keine Bordelle oder andere Arbeitsorte gab", so Brüning.

Brünings Analyse zeigt: Faktisch war Prostitution verboten, doch die Realität war komplizierter. Denn einerseits wurde Prostitution nicht immer geahndet, sondern teilweise sogar unterstützt, wenn sie der SED zuträglich erschien. Gleichzeitig fand der Paragraf 249 auch Anwendung, wenn es darum ging, Frauen zu unterdrücken, die ihre Sexualität allzu aktiv lebten oder deren Leben den Normvorstellungen des SED-Regimes aus anderen Gründen nicht entsprach. So war Prostitution im Sozialismus mit dem Fehlen einer legitimen Arbeit verknüpft, wurde also erst dann strafbar, wenn man sich Frauen der sozialistischen Wirtschaft nicht als Arbeitskraft zur Verfügung stellten. Hier, wie in anderen Bereichen, bekommt das Bild der "emanzipierten Ostfrau" bei näherer Betrachtung Risse.

"Die SED rühmte sich damit, quasi automatisch durch die Einführung des 'Sozialismus' Geschlechtergerechtigkeit hergestellt zu haben. Der Umgang mit Prostituierten zeigt, dass das nicht gelang", sagt Brüning. "Frauen wurden enge Normen gesetzt, aus denen sie nicht ausbrechen sollten. Sexuelle Freizügigkeit, der Kontakt zu verschiedenen Männern, die nicht aus der DDR kamen, mit Sex Geld zu verdienen, sich selbstbestimmt Freiheiten zu nehmen - all das verstieß gegen die konservativen Moralvorstellungen und arbeitspolitischen Interessen der SED. Sobald Frauen sich wie selbstbestimmte Akteurinnen verhielten, konnten sie Probleme bekommen, und das betraf nicht nur Prostituierte", so Brüning.

Ihre Analyse offenbart auch das engstirnige Frauenbild der SED: Die Partei sah sie als sexuell passiv, regimekonforme Sexualwissenschaftler unterstellten ihnen, nur bei Liebe Lust empfinden zu können. Die monogame Beziehung zwischen Mann und Frau galt als Ideal - und "kleinstes Kollektiv in der DDR".

Amtsdeutsch hießen Frauen, die viele Partner hatten, Personen mit "häufig wechselnden Geschlechtspartnern" oder kurz "HWG". War eine Frau einmal als eine solche erfasst, so konnte sie zu regelmäßigen ambulanten Kontrollen auf Geschlechtskrankheiten verpflichtet oder in geschlossene Krankenanstalten wie die venerologische Station in Berlin-Buch zwangseingewiesen werden. Die Station in Buch wurde in der Umgangssprache abwertend als "Tripperburg" bezeichnet. Dabei waren die Mädchen und Frauen, die dort nach Geschlechtskrankheiten untersucht wurden, zu etwa 70 Prozent gesund, sagt Birgit Marzinka, Leiterin des Dokumentationszentrums "Lernort Keibelstraße". Ziel dieser Stationen sei die Disziplinierung der Frauen und Mädchen gewesen sowie ihre Erziehung zu dem, was als sozialistische Persönlichkeit galt.

Prostitution wurde von der SED als kapitalistisches Phänomen dargestellt und damit auch instrumentalisiert, um den Westen abzuwerten. An junge Mädchen wurde die Warnung verschickt, sie würden in westdeutschen Rotlichtvierteln versklavt, sollten sie Republikflucht begehen. Gleichzeitig war den Herrschenden des SED-Regimes jedes Mittel recht, um an Informationen aus dem Westen zu gelangen - auch der Einsatz von Prostituierten.

Als "Honigfallen" wurden Informantinnen auf Diplomaten, Unternehmer und Journalisten überwiegend aus dem nichtsozialistischen Ausland angesetzt. "Dabei waren sexuelle Kontakte immer auch Mittel zum Zweck, aber nie das ausschließliche Ziel der Tätigkeit. Es ging darum, dass Frauen als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) möglichst langfristige vertrauensvolle Beziehungen zu diesen Männern aufbauen und keine schnellen sexuellen Begegnungen stattfinden. Diese Informantinnen waren intelligent, gut ausgebildet, sehr attraktiv und politisch loyal gegenüber der SED. Sie wurden oft nicht als Prostituierte wahrgenommen", sagt Brüning. Zu den Anforderungen für diese Frauen zählte unter anderem eine "vaterländische Gesinnung".

Auf der anderen Seite wurden Prostituierte von der Staatssicherheit unter Druck gesetzt, als Informantinnen mit ihr zusammenzuarbeiten. "Angedroht wurden zum Beispiel Inhaftierungen, die Wegnahme der Kinder, der Verlust von Arbeit. Das führte dazu, dass Prostituierte sich oft sehr schnell auf eine Tätigkeit als IM einließen", so Brüning. Für ihre Untersuchung befragte sie vier Frauen, die in der DDR als Prostituierte gearbeitet hatten. Diese zu finden sei umständlich gewesen, so die Historikerin - doch als sie schließlich erzählen konnten, taten sie dies sehr umfassend. "Die Frauen wählten für sich in der Rückschau sehr verschiedene Beschreibungen. Für eine Frau, die sich aufgrund von Armut und Sucht auf der Straße prostituierte und nur eine geringe Bezahlung erhielt, war diese Zeit mit Scham verbunden. Eine andere Frau, die mit wohlhabenden internationalen Kunden in Kontakt war und Luxus erlebte, schwärmte von ihren Erlebnissen. Beide sehen sich im Nachhinein als Prostituierte, haben sich in der DDR aber selbst nicht so wahrgenommen", so Brüning.

Quelle: ntv.de


Aus: "Zwischen Honigfalle und asozial DDR lehnte Prostituierte ab und benutzte sie" Sarah Borufka (Montag, 10. August 2020)
Quelle: https://www.n-tv.de/leben/DDR-lehnte-Prostituierte-ab-und-benutzte-sie-article21899486.html (https://www.n-tv.de/leben/DDR-lehnte-Prostituierte-ab-und-benutzte-sie-article21899486.html)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on August 17, 2020, 12:12:26 PM
"Missing Link: Vor 75 Jahren ging ein Krieg zu Ende"  Detlef Borchers (16.08.2020)
Im Radio erklang 1945 erstmals die Stimme des japanischen Kaisers: Er befahl seiner Regierung, die Potsdamer Erklärung anzuerkennen. Japan kapitulierte.  Am 15. August 1945 wurde die Radioansprache des japanischen Kaisers Hirohito ausgestrahlt, in der dieser seiner Regierung befahl, die Potsdamer Erklärung anzuerkennen und die bedingungslose Kapitulation zu unterschreiben. Mit dem "Kaiserlichen Erlass zur Beendigung des Großostasiatischen Kriegs" endete der Zweite Weltkrieg. Die Gyokuon-hōsō (Übertragung der kaiserlichen Stimme) oder "Jewel Case Broadcast" genannte Ansprache erfolgte im klassischen Japanisch, das nur wenige Japaner verstehen konnte. Deshalb musste ein Radiosprecher unmittelbar nach der kaiserlichen Rede erläutern, dass Japan kapituliert. Es war das erste Mal, dass Japaner ihren Tennō hören konnten. ...
https://www.heise.de/hintergrund/Missing-Link-Vor-75-Jahren-ging-ein-Krieg-zu-Ende-4871620.html?seite=all (https://www.heise.de/hintergrund/Missing-Link-Vor-75-Jahren-ging-ein-Krieg-zu-Ende-4871620.html?seite=all)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on September 17, 2020, 12:12:54 PM
Quote[...] Der Mann auf Spiegel TV [https://www.youtube.com/watch?v=bCaTX7gd32E (https://www.youtube.com/watch?v=bCaTX7gd32E)] ist sich sicher. ,,Wir wollen unseren Kaiser zurück! Wir wollen zurück auf Ehrlichkeit, auf Menschlichkeit!", sagt er auf einer Coronademo in Baden-Württemberg. In Berlin wird wenig später die Treppe des Parlamentsgebäudes von schwarz-weiß-roten Reichsflaggen geflutet. Während die Reichskriegsflagge – die mit dem Eisernen Kreuz in der Mitte – schon immer ein verkapptes Erkennungszeichen von Neonazis war, scheinen die Reichsflaggenschwenker, vor allem aber ihre Mitläufer, ein diffuseres Bild abzugeben. Ihr gemeinsamer Nenner ist offenbar: Sie fantasieren von einer Einheit zwischen ,,dem Volk" und dem starken Mann an der Spitze, ohne lästige, korrupte Politiker dazwischen, die den ,,Volkswillen" ignorieren. Und der Chef greift, wenn nötig, mal so richtig durch.

Würden sie sich mit dem Kaiserreich ein bisschen näher beschäftigen – die Kette der Enttäuschungen wäre sehr lang. Das fängt mit dem Namensgeber an. Der durfte sich nicht ,,Kaiser von Deutschland" nennen, sondern er hieß, ziemlich profan, ,,Deutscher Kaiser". Ein feiner Unterschied und ein Kompromiss mit den Fürsten der Einzelstaaten, die sich nicht als Untertanen des neuen Kaisers sahen. Der Kaiser hatte Macht, aber sie war nicht absolut. Jede Entscheidung musste er sich vom Reichskanzler absegnen lassen, selbst öffentliche Reden. Zwar konnte der Kaiser den Kanzler jederzeit entlassen, aber ein starker Regierungschef wie Bismarck schaffte es, 19 Jahre lang drei Kaiser zu beeinflussen, gar zu lenken.

Der Reichstag besaß für damalige Verhältnisse ziemlich viele Rechte. Gesetze mussten durch das Parlament gehen. Im Reichstag saßen Fraktionen, die im Laufe der Jahre feste Lager bildeten. Fraktionen, Parteien? Fänden diejenigen, sie sich heute hinter Reichsflaggen versammeln, wohl nicht so gut.

Das Deutsche Reich war kein Führerstaat, sondern ein kompliziertes Geflecht aus Machtzentren, die sich gegenseitig relativierten. Hätten die heutigen Bewunderer des Kaiserreichs damals gelebt, hätten sie wohl, wie heute, von ,,denen da oben" gesprochen. Denn auch das damalige politische Getriebe war auf den ersten Blick nicht leicht zu durchschauen.

Sie wären außerdem entgeistert von den sehr unterschiedlichen politischen und sozialen Verhältnissen. Im Jahr 1892 brach in Hamburg die Cholera mit 8.500 Toten aus, weil der Stadtstaat das Trinkwasser direkt aus der Elbe bezog. Das benachbarte preußische Altona blieb von der Cholera verschont, dort wurde das Trinkwasser besser aufbereitet. Mittelalter und Moderne lagen ziemlich nahe beieinander – Föderalismus in Extremform. Und sehr wahrscheinlich hätten die Reichsfans, hätten sie damals gelebt, zur großen Mehrheit der Besitzlosen gehört. Wenn sie Fabrikarbeiter gewesen wären, hätten sie täglich 10 bis 12 Stunden schuften müssen, als Dienstmädchen in der Regel noch länger. Die Wohnbedingungen gerade in den Großstädten wären für sie elendig gewesen.

Das Deutsche Reich war keine harmonische Volksgemeinschaft, sondern eine harte Klassengesellschaft. Die Regierungspolitik verschärfte die Spaltungen noch. Zwölf Jahre lang war die Sozialdemokratische Partei verboten. Während ihre Funktionäre als ,,Reichsfeinde" verfolgt und ins Gefängnis gesteckt wurden, bildeten die Arbeiter eine Subkultur; sie schotteten sich ab, weil sie vom Staat wenig zu erwarten hatten. Wilhelm-Fans waren sie eher nicht – sie hatten einen eigenen Kaiser: den ,,Arbeiterkaiser" August Bebel, den SPD-Vorsitzenden.

Mit seinem sogenannten Kulturkampf versuchte Bismarck die katholische Kirche aus dem öffentlichen Raum zu drängen und ihren Einfluss zu beschneiden – was schließlich auch die Katholiken in die innere Emigration trieb. Der Kulturkampf hatte aber noch eine zweite Ebene: Er war ein Krieg des preußischen Rationalismus gegen diejenigen, die von einer alternativen, transzendenten Wahrheit überzeugt waren. Der preußische Staat schickte schon mal die Polizei vor, wenn es zu Massenaufläufen wegen angeblicher Ma­rien­erscheinungen kam. Menschen, die nicht der protestantisch-preußischen De-facto-Staatsreligion anhingen, waren marginalisiert. Auch esoterisch Veranlagte und Impfgegner – auch die gab es damals schon – hatten wenig zu lachen. Im Jahr 1874 wurde, von Preußen initiiert, das Reichs­impf­gesetz auf den Weg gebracht, durch das für Kinder die Impfpflicht gegen die Pocken durchgesetzt wurde. Eltern, die dem nicht nachkamen, mussten mit Geld- oder Haftstrafen rechnen.

Das Deutsche Reich war ein innerlich zerrissenes, mehrfach gespaltenes Staatsgebilde, dessen Widersprüche durch äußeren Pomp nur mühsam verdeckt wurden. Auch ohne den Ersten Weltkrieg wäre es sehr wahrscheinlich zusammengebrochen.

Die Reichsfans wird man mit solchen Argumenten nicht erreichen können. Aber das Kaiserreich sollte aus der Tabuzone geholt werden. Gedenkpolitisch ist es eine Leerstelle; der Politik ist es entweder peinlich oder egal. Aber wie es mit Tabus so ist: Wird nicht darüber geredet, steigt bei vielen erst die Faszination dafür. Nicht nur bei den Demonstranten vor dem Reichstag. Auch in gediegenen Milieus kann es passieren, dass, natürlich erst nach dem dritten Whisky, dem Gast plötzlich die Liebe zum Kaiserreich gestanden wird. Geredet werden sollte auch über die verborgenen Erbschaften, die bis heute nachwirken: das Statusdenken breiter Schichten etwa, die sich nach unten abgrenzen; die oft maßlose Angst vor sozialer Deklassierung in der Mittelschicht. Oder die notorische Skepsis süddeutscher Bundesländer gegenüber ,,Berlin". Reden über das Kaiserreich sollte gerade eine Bundesrepublik, die allen Ernstes den Wohnsitz des ehemaligen Kaisers, auch als Berliner Schloss bekannt, wieder aufbauen lässt. Nächstes Jahr gibt es eine prima Gelegenheit für all das: Dann jährt sich die Reichsgründung zum 150. Mal.




Aus: "Coronaleugner mit Reichsflaggen: Tabu Kaiserreich" Kommentar von Gunnar Hinck (17. 9. 2020)
Quelle: https://taz.de/Coronaleugner-mit-Reichsflaggen/!5709925/ (https://taz.de/Coronaleugner-mit-Reichsflaggen/!5709925/)

QuoteSAMS

Der Traum vom gerechten Monarchen, der selbstlos das beste für die Gemeinschaft anordnet, ist wohl so alt wie illusorisch! Aus der Geschichte ist mir jenseits hagiographischer Verklärungen kein Fall bekannt. Macht hat noch jede Moral verdorben und die eigene Sippe ist einem immer näher als die Masse eines Staatsvolks. Das ist biologisch angelegt und stammt aus Zeiten, als der Mensch in Großfamilien durch die Steppe zog!

Dieser Wunsch nach dem starken Führer entspringt natürlich der Suche nach Sicherheit. Man will sich mit den drängenden Fragen der Zeit nicht selbst beschäftigen um seine demokratische Wahlentscheidung zu treffen. Demokratie braucht aber ein gewisses Maß an Mitarbeit und Mitdenken und ihr Ende ist vorprogrammiert, wenn die Mehrheit des Stimmvolks diese Anstrengung nicht mehr aufbringen will oder kann. Einen gewissen Präsidenten als korrupten Idioten zu entlarven, ist ja nun wirklich nicht schwer, aber trotzdem machen im Herbst wohl viele Amis ihr Kreuz für ihn. Einfach weil sie es nicht gewohnt sind, über ihre Entscheidung nachzudenken oder ein Faktencheck seiner Propagandalügen jenseits ihrer Möglichkeiten liegt. Mag es an der medialen Filterblase liegen oder schlicht am Intellekt...


QuoteHaresu

Jawoll. Samstags gab es übrigens auch keine Demo, da wurde gearbeitet. Abends dann mit viel Glück alle hintereinander in die Badewanne, Erbseneintopf, dann ins Bett, weil total erschöpft. Manchem möchte man das glatt mal wünschen.


QuoteRolf B.

Danke, taz. Wie immer klärst Du, liebe taz, rein sachlich auf. Z.B. wenn Du schreibst, dass in Berlin die Treppe zum Reichstag "von schwarz-weiß-roten Reichsflaggen geflutet" wurde. Ich habe da im Fernsehen ein paar Verrückte gesehen, die angetrieben von einer Heilpraktikern aus der Eifel, von 3 Polizisten aufgehalten wurden, die mit ihrem Knüppel drohten. Streng genommen eine Lachnummer.

Und dnke taz, dass Du aufklärst und deutlich klarstellst, dass das Leben unter den deutschen Kaisern von einer regiden Klassengesellschaft geprägt war.

Es hat sich viel getan. Statt Pickelhaube oder Tschako nun Schutzkleidung und schwarze Helme, Vermummung, Kampfgas und Wasserwerfer, die jede Demonstration sprengen können, unterstützt mit neuen Polizeigesetzen.

Was dem einen die Reichsflagge, ist dem anderen sein Berliner Schloss oder die Garnisonskirche in Potsdam.

Und was dem einen die Demokratie ist, ist dem anderen eine Klassengesellschaft.

Die wirren TrägerInnen der Reichsflagge sind doch letztendlich Teil unserer Gesellschaft, genauer Produkt dieser Gesellschaft, die wie schon zu WII Zeiten auch eine Klassengesellschaft ist. Aber selbstverständlich eine moderne. Aber ist sie auch aufgeklärter?


Quotejoaquim

"Diejenigen, die sich heute den Kaiser zurückwünschen, hätten unter ihm nichts zu lachen gehabt." Das kann man über die heutigen Nazis und Hitler wohl genauso sagen.


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Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on October 25, 2020, 03:25:23 PM
Quote[...] Hunderttausende Menschen mussten ab 1933 Deutschland verlassen. An der Ruine des Anhalter Bahnhofs in Berlin soll ein Museum an sie erinnern.

Bis zur Machtübernahme der Nazis war Hertha Nathorff, geborene Einstein, eine erfolgreiche Kinderärztin. 1923 hatte sie die Leitung eines Entbindungs- und Säuglingsheims in Berlin-Charlottenburg übernommen. Wenig später baute sie mit ihrem Mann Erich, ebenfalls ein Arzt, zusätzlich eine private Praxis auf. 1933 wurden beide als Juden aus dem Klinikdienst entlassen.

Fünf Jahre später verloren sie die ärztliche Approbation. Erich Nathorff wurde während der Novemberpogrome schwer misshandelt. Ein Jahr später verließ das Ehepaar Berlin in Richtung New York. Völlig mittellos musste sich Hertha Narthoff als Krankenpflegerin, Barpianistin, Küchenhilfe und Dienstmädchen durchschlagen. Ihr Studienabschluss und der ihres Mannes war in den USA nicht anerkannt worden.

Das ist die Kurzfassung eines Wikipedia-­Eintrags zu Hertha Narthoff, die 1993 in New York gestorben ist. Dass ihr Schicksal der Nachwelt überliefert ist, ist Wolfgang Benz zu verdanken. 1986 veröffentlichte der Historiker ihr Tagebuch. ,,Es hat mich immer gestört, dass vom Exil im Deutschland der Nachkriegszeit nur im Zusammenhang mit Geistesgrößen wie Thomas Mann die Rede war", sagt Benz heute. Das Exil der kleinen Leute habe dagegen niemanden interessiert. ,,Die waren vergessen."

So entstand mit der berührenden Geschichte von Hertha Nathorff auch eine Lebensaufgabe für den inzwischen 79-Jährigen. 1991 veröffentlichte Benz sein Buch ,,Das Exil der kleinen Leute". Mittlerweile ist der emeritierte ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin Berater einer Ini­tiative, die den 500.000 Deutschen und Österreichern, die vor den Nazis ins Ausland fliehen mussten, eine späte Anerkennung zuteil werden lassen will.

In Berlin soll auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs ein Exilmuseum entstehen. Eine Wiedergutmachung wäre ein solches Museum für Wolfgang Benz nicht, denn ein Leben außerhalb des eigenen Landes, der Sprache, der Freunde und Familie sei nicht wiedergutzumachen. ,,Aber es ist vielleicht eine stellvertretende Wiedereinbürgerung im Abstand von vielen Generationen", sagt er.

Seitdem im August der Architekturwettbewerb entschieden wurde, steht das Bild des Exilmuseums mit dem wuchtigen, geschwungenen Baukörper der Kopenhagener Architektin Dorte ­Mandrup hinter der Ruine des Anhalter Bahnhofs da wie ein mahnendes Fragezeichen. Warum erst jetzt? Warum nicht schon früher?

Dass es bislang kein solches Museum gab, lag für Wolfgang Benz daran, dass das Thema Exil in Deutschland lange ,,suspekt" gewesen sei. ,,Diejenigen, die zu Hause geblieben waren, hatten ein Rechtfertigungsbedürfnis. Dazu gehörte auch die Vorstellung, dass die Menschen, die Deutschland auf der Flucht vor Hitler verlassen haben, in Saus und Braus gelebt haben, während man selbst im Bombenkrieg zitterte oder an der Ostfront die Knochen hinhalten musste." Benz nennt das die ,,Lebenslügen und Selbstbeschwichtigungen derjenigen, die Hitler zugejubelt oder ihn stillschweigend unterstützt haben".

Vielleicht bedurfte es erst einer Frau wie Herta Müller, die selbst die Erfahrung des Exils gemacht hatte – die Schriftstellerin musste 1987 ihre Heimat Rumänien verlassen. Vor neun Jahren schrieb die spätere Literaturnobelpreisträgerin an Kanzlerin Angela Merkel und brachte die Idee eines ,,Museums des Exils" ins Spiel. Vier Jahre danach veröffentlichte der Fotograf Stefan Moses den Fotoband ,,Deutschlands Emigranten", zu dem Christoph Stölzl die Texte beisteuerte.

,,Zweitausend dieser Bücher hat dann der Gründer des Auktionshauses Villa Grisebach, Bernd Schultz, als Sonderdruck verschickt und eine riesige Resonanz bekommen", sagt Stölzl, der ehemalige Berliner Kultursenator und Direktor des Deutschen Historischen Museums in Berlin, der nun auch Gründungsdirektor des Exilmuseums ist. Seitdem ging alles ganz schnell.

Schultz versteigerte aus seinem Privatbesitz Grafiken und brachte den Erlös von 6 Millionen Euro in die neue Stiftung Exilmuseum ein. Schirmfrau und Schirmherr des Museums wurden Herta Müller und der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck. Es ist, als hätten Berlin und Deutschland geradezu auf diese Initiative gewartet. Auch die grün dominierte Bezirksregierung von Friedrichshain-Kreuzberg, die die Unterstützung der Bundeswehr bei der Kontaktnachverfolgung der Coronafälle ablehnt, ist voller Enthusiasmus – und will das bezirkliche Grundstück an die Stiftung geben. So viel kulturpolitische Eintracht ist selten.

Was aber soll das Museum erzählen nach so vielen Jahren des schlechten Gewissens?

Christoph Stölzl ist zum Gespräch in die taz-Kantine gekommen. Im Rucksack, den er über seinen Anzug geschwungen hat, hat der 76-Jährige sein MacBook verstaut, nach dem Gespräch muss er noch ein paar Mails schreiben, bevor er wieder in den Zug nach Weimar steigt. Dort ist Stölzl Präsident der Hochschule für Musik Franz Liszt. Das Exilmuseum, das spürt man sofort, ist Stölzl eine Herzenssache, seine Tante floh vor den Nazis nach New York. ,,Sie starb dort an Heimweh."

Wenn Stölzl über das Exilmuseum redet, sprudelt es aus ihm heraus. Er erzählt von dem Architekten Victor Gruen (Victor David Grünbaum), der in den USA die Shopping Mall erfunden hat und darüber so unglücklich war, dass er sich nach seiner Rückkehr nach Wien mit dem ökologischen Stadtumbau beschäftigt habe. Oder von Hedwig Eva Maria Kiesler, die als Hedy Lamarr zur Hollywood-Schönheit wurde und für die US-Navy eine Steuerung für Torpedos entwickelte – eine Voraussetzung für drahtlose Verbindungen wie WLAN oder Bluetooth.

Es sind vor allem die Schicksale der Menschen, die Christoph Stölzl im Exilmuseum erzählen will. Von Menschen wie Hertha Nathorff und den vielen anderen bekannten und unbekannten Exilantinnen und Exilanten, die allerdings vieles gemeinsam haben: den Verlust der Heimat, den Verlust des Passes, den Verlust der Sprache, den Verlust von Gewissheit. All das zusammen, so sieht es das Ausstellungskonzept der Stiftung vor, soll einen ,,Pfad des Exils" ergeben, der in den Ausstellungsräumen nachverfolgt werden kann. ,,Warten" ist eine der Etappen des Pfads, andere sind ,,Verwurzelung", ,,Die Krankheit Exil", ,,Sprachwechsel" und ,,Aufbruch – Rückkehr".

Beginnen wird die Ausstellung mit einem Raum, in dem über das Jahrhundert der Vertreibungen informiert werden soll, das für die Ausstellungsmacher mit den Balkankriegen vor dem Ersten Weltkrieg beginnt. Dem folgt eine Momentaufnahme von 1930, in der davon erzählt wird, was die Menschen, deren Schicksal vorgestellt wird, gemacht haben, bevor sie entwurzelt wurden. ,,Dabei stellt sich heraus, dass es unabhängig von dem Beruf, den sie haben, oft diejenigen sind, die zu einem reformerischen Flügel gehören", sagt Christoph Stölzl.

,,Zu den Reformpädagogen, den Sexualreformern, den modernen Architekten, den Reformern in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien. Es ist also die zukunftsfähige Weimar-Culture. Der weltfähige Teil der deutschen Kultur wurde gezielt vertrieben. In ihren neuen Heimaten haben die Exilanten oft großen Einfluss gewonnen. Das deutsche Exil kann man auch als frühe Etappe der Globalisierung verstehen."

Für Stölzl ist das Museum deshalb auch ,,eine Art Bringschuld. Die Deutschen haben sich in einem suizidalen, brutalen Verstümmelungsakt ihres besseren Teiles entledigt. Vor diesem verneigen wir uns nun."

Eine zweite Momentaufnahme widmet sich nach dem Pfad des Exils dem Nachkriegsjahr 1955. ,,Da geht es darum, was aus den Exilierten geworden ist", sagt Stölzl. ,,Kaum jemand ist zurückgekommen, vor allem bei den jüdischen Vertriebenen." Von den politischen Exilanten, vor allem Angehörige der Linken, ist immerhin ein Drittel zurückgekehrt. ,,Willy Brandt ist da ein Beispiel", erinnert Stölzl. ,,Die Kommunisten kehrten überwiegend in die DDR zurück. Im Westen halfen die Remigranten beim ,,Reeducation"-Programm: dem Aufbau demokratischer Medien und Institutionen."

Willy Brandt ist auch ein Beispiel dafür, welche Stimmung den Exilantinnen und Exilanten nach ihrer Rückkehr entgegenschlägt. Stölzl erinnert sich noch gut an den ersten Wahlkampf mit Brandt als Kanzlerkandidat der SPD 1961. ,,Die Union hat ihn damals als Emigranten verunglimpft. Man appellierte an ein gängiges Vorurteil: Das war ein gängiges Muster: Wo wart ihr denn, als wir den Kopf hingehalten haben?" Damals sagte CSU-Ikone Franz Josef Strauß in Vilshofen: ,,Eines wird man doch aber Herrn Brandt fragen dürfen: Was haben Sie zwölf Jahre lang draußen gemacht? Wir wissen, was wir drinnen gemacht haben."

Insgesamt 40 Millionen Euro wird das Museum kosten, davon entfallen 27 Millionen auf den Bau. Vor seinem Besuch in der taz-Kantine hat Stölzl den Berliner Kultursenator Klaus Lederer besucht. ,,Aber er hat kein Geld", bedauert Stölzl. Aber das bringt ihn nicht aus dem Konzept. Zwar hofft er, dass der Bund und das Land einmal in die Finanzierung der laufenden Kosten einsteigen. Doch das Exilmuseum ist für ihn vor allem eine bürgerschaftliche Initiative. ,,Wenn es staatlich gewesen wäre, hätte es lange gedauert", lächelt er. ,,Wir sind so utopisch, dass wir sagen: Wir wollen 2025 eröffnen."

... Natürlich verweise die Geschichte, sagt auch Schirmherrin Herta Müller, ,,auf die Flüchtlinge, die jetzt zu uns kommen. Umso wichtiger ist es, den Inhalt des Wortes Exil zu begreifen." Für Herta Müller bedeutet er: ,,Das Risiko der Flucht, das verstörte Leben im Exil, Fremdheit, Angst und Heimweh."

... Christoph Stölzls Enthusiasmus hat sie alle angesteckt, wenn er Sätze wie diese sagt: ,,Die Autoren wie Thomas Mann oder Lion Feuchtwanger kennt man, aber schon die Unternehmer oder die Künstler der Unterhaltungskultur sind meistens vergessen. Je mehr man den Deckel lüftet, desto riesiger wird das versunkene Atlantis." Er sagt dann auch: ,,Das Thema Exil ist gut erforscht. Wir haben kein Forschungsproblem, sondern ein Vermittlungsproblem."

Zu diesem Vermittlungsproblem gehört auch die Frage, mit welchen Mitteln die Geschichten derer, die für das Schicksal von einer halben Million Exilantinnen und Exilanten stehen, erzählt werden sollen. Von vielen, wie etwa der Kinderärztin Hertha Nathorff, gibt es nur Tagebücher. Schriftliche Zeugnisse aber sind wenig, wenn man, so wie Stölzl, eine sinnliche Ausstellung entwickeln will – erst recht, wenn es kaum noch Zeitzeugen gibt.

Die Stiftung Exilmuseum hat auf das Problem reagiert und ein Team von Leuten damit beauftragt, eine riesige Datenbank zu füttern. Sie wird gewissermaßen der Maschinenraum des Museums sein, das archivierte Gedächtnis in Wort und Bild und Ton. ,,Wir versuchen zum Beispiel auch Filmausschnitte aus Hollywood zu bekommen", sagt Stölzl.

Und lässt sich, wenn man all die Lebensläufe vor Augen hat, etwas herausdestillieren für den Erfolg und den Misserfolg des Ankommens heute? Ja, sagt Stölzl und spricht lächelnd von einer ,,Grammatik des Ankommens". Der Erwerb der neuen Sprache und echtes Interesse für die Kultur der neuen Heimat gehört für ihn dazu, aber auch die Bereitschaft der Aufnahmegesellschaft, etwa Berufsabschlüsse anzuerkennen. ,,Man muss ein Hybrid sein, der Bürger eines neuen Landes wird und zugleich seine Wurzeln nicht vergisst. Diese Hybridexistenzen positiv zu sehen, von beiden Seiten, das ist entscheidend für den Erfolg des Ankommens."


Aus: "Geplantes Exilmuseum in Berlin:Späte Wiedereinbürgerung" Uwe Rada (25.10.2020)
Quelle: https://taz.de/Geplantes-Exilmuseum-in-Berlin/!5720557/ (https://taz.de/Geplantes-Exilmuseum-in-Berlin/!5720557/)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on October 28, 2020, 07:40:17 PM
Am 11. September 1973 putschte das Militär in Chile. Der drei Jahre zuvor demokratisch gewählte sozialistische Präsident Salvador Allende nahm sich das Leben, nachdem die Luftwaffe begonnen hatte, den Präsidentenpalast La Moneda zu bombardieren, und Putsch-Militär in den Palast eingedrungen war. Eine Junta unter der Führung von Augusto Pinochet regierte Chile daraufhin bis zum 11. März 1990 als Militärdiktatur.
https://de.wikipedia.org/wiki/Putsch_in_Chile_1973 (https://de.wikipedia.org/wiki/Putsch_in_Chile_1973)

Bei der US-Intervention in Chile führte der US-amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA ab 1963 in Chile eine Reihe verdeckter Operationen durch mit dem Ziel, die Wahl des Sozialisten Salvador Allende zum Staatspräsidenten zu verhindern. Nachdem diese Aktionen erfolglos geblieben waren, gingen die USA zu massiven Geheimdienstoperationen über mit dem Ziel, die linke Regierung in Chile zu destabilisieren und die Voraussetzungen für den Militärputsch am 11. September 1973 zu schaffen.
https://de.wikipedia.org/wiki/US-Intervention_in_Chile (https://de.wikipedia.org/wiki/US-Intervention_in_Chile)

",,Mission erfüllt, Präsident tot" Staatsstreich prägt Chile bis heute" (11.09.2013)
Vor 40 Jahren putschte das chilenische Militär gegen Präsident Salvador Allende. Er wollte das Land demokratischer machen. Bis heute ist unklar, welche Rolle die US-Regierung unter Richard Nixon dabei spielte.
https://www.handelsblatt.com/technik/das-technologie-update/themen-und-termine/mission-erfuellt-praesident-tot-staatsstreich-praegt-chile-bis-heute/8767190-all.html (https://www.handelsblatt.com/technik/das-technologie-update/themen-und-termine/mission-erfuellt-praesident-tot-staatsstreich-praegt-chile-bis-heute/8767190-all.html)

"Chile / Großbritannien: Britische Verbindungen zum Militärputsch in Chile 1973"  Malte Seiwerth (01.10.2020)
Entklassifizierte Dokumente belegen: Britische Labour Regierung bereitete Putsch gegen Allende mit vor
https://amerika21.de/2020/10/243856/grossbritannien-putsche-mit-gegen-allende (https://amerika21.de/2020/10/243856/grossbritannien-putsche-mit-gegen-allende)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on November 13, 2020, 10:51:29 AM
"Erinnerungskultur in Berlin: Hertie erinnert sich nicht" (12.11.2020)
Studierende der Hertie School fordern Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit der ehemaligen Kaufhauskette Hermann Tietz. Der Konzern wurde ,,arisiert". 1943 wurde Kurt Seelig mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ein Stolperstein erinnert heute in der Schivelbeiner Straße in Pankow an ihn. Seelig arbeitete für die Warenhauskette Hermann Tietz. Im Zuge der ,,Arisierung" des Unternehmens verlor er seine Arbeit.
Die Warenhauskette Hermann Tietz ist heute kaum bekannt, der Name Hertie hingegen schon. Doch Hertie steht für: Hermann Tietz. 1882 gab der deutsch-jüdische Kaufmann seinem Neffen Oscar das Startkapital für die Gründung eines Textilgeschäfts in Gera. Dieser benannte die expandierende Firma nach seinem Onkel, Hermann Tietz OHG. Seine Nachkommen machten daraus bis 1928 einen der weltweit größten Warenhauskonzerne.
Zu Beginn der 1930er Jahre brachten die Wirtschaftskrise, vor allem aber wachsender Antisemitismus und Repressalien den Konzern in finanzielle Schwierigkeiten. 1933 verweigerte ein Bankenkonsortium auf Druck der Nazis einen bereits zugesagten Kredit. Der Konzern wurde unter Bankenaufsicht gestellt, die jüdischen Besitzer hinausgedrängt. Der nun ,,arisierte" Konzern erhielt einen neuen, nichtjüdischen Namen: Hertie. ...
https://taz.de/Erinnerungskultur-in-Berlin/!5727059/ (https://taz.de/Erinnerungskultur-in-Berlin/!5727059/)

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"Profiteure der NS-Politik? - Hertie-Stiftung stellt sich "Arisierungs"-Geschichte" Christoph David Piorkowski  (30.11.2020)
Studierende der Hertie-School fordern seit Längerem eine Aufarbeitung des NS-Erbes der Hertie-Stiftung. Diese beauftragt nun eine umfassende Studie. ... Die gemeinnützige Hertie-Stiftung hat eine seit Längerem angekündigte wissenschaftliche Untersuchung zur Vorgeschichte ihres Vermögens beauftragt. Das hat der Vorstand der Stiftung nun bekanntgegeben. Die Frankfurter Gesellschaft für Unternehmensgeschichte soll bis 2022 unabhängig untersuchen, wie die ,,Arisierung" des Kaufhausunternehmens Hermann Tietz im Zuge der NS-Herrschaft vonstattenging.
Die in der Nachkriegszeit als Symbol des Wirtschaftswunders geltende Warenhauskette gehörte bis 1933 der jüdischen Unternehmerfamilie Tietz, die mittels antisemitischer Repressionen aus dem Geschäft gedrängt wurde. In den 1970er-Jahren war das Unternehmen vom damaligen Geschäftsführer Georg Karg in die gemeinnützige Hertie-Stiftung überführt worden. ...
https://www.tagesspiegel.de/wissen/profiteure-der-ns-politik-hertie-stiftung-stellt-sich-arisierungs-geschichte/26672906.html (https://www.tagesspiegel.de/wissen/profiteure-der-ns-politik-hertie-stiftung-stellt-sich-arisierungs-geschichte/26672906.html)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on November 13, 2020, 11:15:24 AM
Verrückte Geschichte @drguidoknapp
1937: Michail N. Tuchatschewski, Marschall der Sowjetunion, schreibt einen durch Folter erzwungenen "Geständnisbrief" an den Chef des NKWD. Er sei ein "trotzkistischer Verschwörer". Das Papier ist mit seinen Blutspritzern übersät. Bald darauf wird er erschossen.
https://twitter.com/drguidoknapp/status/1326955077614055426 (https://twitter.com/drguidoknapp/status/1326955077614055426)

Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski (russisch Михаи́л Никола́евич Тухаче́вский, wiss. Transliteration Michail Nikolaevič Tuchačevskij; * 4.jul./ 16. Februar 1893greg. auf Alexandrowskoje (heute Slednewo) bei Safonowo, Gouvernement Smolensk, Russisches Reich; † 12. Juni 1937 in Moskau) war einer der ersten fünf Marschälle der Sowjetunion der Roten Armee in der UdSSR. Tuchatschewski trug den Beinamen ,,Der rote Napoleon". Er fiel als einer der ersten Militärbefehlshaber den Säuberungen unter der Diktatur Stalins zum Opfer. ... In der historischen Forschung war lange Zeit die These verbreitet, Tuchatschewski sei einer deutschen Intrige zum Opfer gefallen: Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (SD) habe Belastungsmaterial gegen ihn gefälscht und auf Veranlassung von Obergruppenführer Reinhard Heydrich über den Doppelagenten Nikolai Skoblin dem ahnungslosen tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Beneš zugespielt, der es an den sowjetischen Botschafter Alexandrowski weitergab. Tuchatschewski wurde in den gefälschten Dokumenten als Agent des SD unter der offiziellen Nummer S-G-UA-6-22 geführt. Dies war die höchste Prioritätsstufe eines Agenten dieses Geheimdienstes.[VA 17][GT 68][RS 28][GT 69][VA 18][17] Neuere Forschungen ergaben, dass hinter diesen gefälschten Beweisen der sowjetische Geheimdienst NKWD steckte, der die Deutschen dazu veranlasste, weiteres Belastungsmaterial gegen Tuchatschewski zu produzieren, um ihn zu Fall bringen zu können. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Michail_Nikolajewitsch_Tuchatschewski (https://de.wikipedia.org/wiki/Michail_Nikolajewitsch_Tuchatschewski) (30. September 2020)

Wassili Konstantinowitsch Blücher (* 19. Novemberjul./ 1. Dezember 1889greg. in Barschtschinka, Rajon Rybinsk, Gouvernement Jaroslawl; † 9. November 1938; russisch Василий Константинович Блюхер, wiss. Transliteration Vasilij Konstantinovič Bljucher; geboren als Wassili Konstantinowitsch Gurow) war General der Roten Armee und Marschall der Sowjetunion.  ... Im Sommer 1938 gelang es Blücher, einen japanischen Angriff auf das Staatsgebiet der Sowjetunion in der Schlacht am Chassansee vom 29. Juli bis zum 11. August 1938 abzuwehren. Dass es den Japanern gelungen war, am 31. Juli auf sowjetisches Territorium vorzudringen, wurde Blücher von Seiten des sowjetischen Volkskommissariats für Verteidigung als schweres Versagen angelastet. Er wurde zurück nach Moskau beordert und von seinem Kommando entbunden. Am 22. Oktober 1938 wurde Blücher verhaftet und zunächst in die Zentrale des NKWD gebracht. Er wurde kurz darauf der Spionage für Japan und des Verrats bezichtigt.[2] Für die Untersuchung seines Falles war der stellvertretende Volkskommissar des NKWD, Beria, zuständig. Blücher wurde mit erzwungenen Geständnissen seines Stellvertreters Iwan Fedko, des Korpskommandeurs Chacharjan sowie seines Bruders Pawel Gurow konfrontiert, weigerte sich aber, die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen zu gestehen.[13]
Am 3. November wurde Blücher auf Anweisung Berias in das Lefortowo-Gefängnis verlegt und dort schwer gefoltert. Laut einem Artikel des Historikers Safonow waren Beria und sein Stellvertreter Iwanow die einzigen Personen, die für die Befragung Blüchers verantwortlich waren. Unter dem Druck ständiger Gewaltanwendung begann Blücher ein Geständnis zu schreiben, das aber unvollendet blieb, da er aufgrund innerer Verletzungen am Abend des 9. November 1938 verstarb. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Wassili_Konstantinowitsch_Bl%C3%BCcher (https://de.wikipedia.org/wiki/Wassili_Konstantinowitsch_Bl%C3%BCcher) (6. Juli 2020)

Kategorie:Opfer des Großen Terrors (Sowjetunion)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Opfer_des_Gro%C3%9Fen_Terrors_(Sowjetunion)

Kategorie:Täter des Großen Terrors (Sowjetunion)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:T%C3%A4ter_des_Gro%C3%9Fen_Terrors_(Sowjetunion) (https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:T%C3%A4ter_des_Gro%C3%9Fen_Terrors_(Sowjetunion))
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Post by: Link on November 24, 2020, 03:33:15 PM
Quote
QuoteBeautiful cover of the forthcoming Oxford Handbook of the Weimar Republic, with contributions by Mary Nolan, @Daniel_Newcast
, @erhochman
, @KerryWallach
and many others. @WeirTodd
and I also have a chapter on confessional politics and religious cultures.

1:50 nachm. · 8. Okt. 2020·Twitter

https://twitter.com/udi_greenberg/status/1314171362014113793 (https://twitter.com/udi_greenberg/status/1314171362014113793)


The Oxford Handbook of the Weimar Republic 
Edited by Nadine Rossol and Benjamin Ziemann
ISBN: 9780198845775
Published online:    Oct 2020
https://www.oxfordhandbooks.com/view/10.1093/oxfordhb/9780198845775.001.0001/oxfordhb-9780198845775 (https://www.oxfordhandbooks.com/view/10.1093/oxfordhb/9780198845775.001.0001/oxfordhb-9780198845775)
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Post by: Link on December 14, 2020, 02:41:08 PM
Die Mosse-Lectures sind eine international und interdisziplinär angelegte Vortragsreihe an der Humboldt-Universität zu Berlin. Veranstalter der Reihe ist seit ihrer Etablierung 1997 das Institut für deutsche Literatur. Im Andenken an den Historiker George L. Mosse widmen sich die Mosse-Lectures seit dessen Tod 1999 ausdrücklich der Wissensvermittlung und der Darstellung historischer Sachverhalte und Konflikte, insbesondere auch der Vergangenheit und Gegenwart jüdischen Lebens, Denkens und Handelns in Deutschland.
... Zu den Referenten der Mosse-Lectures zählen international bedeutende Persönlichkeiten aus dem akademischen Umfeld ebenso wie Politiker, Journalisten, Künstler und Literaten. Die Absicht ist, die Referenten und ihre Arbeitsgebiete einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Die Veranstaltungen stehen seit 2002 semesterweise unter einem leitenden Thema, zu dem in der Regel vier Vorträge bzw. Lesungen gehalten werden. Im Anschluss an den Vortrag der Referenten gibt es in aller Regel eine offene Diskussion. Üblicherweise finden die Veranstaltungen im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin statt und werden meist in deutscher oder englischer Sprache gehalten. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Mosse-Lectures (https://de.wikipedia.org/wiki/Mosse-Lectures)

Die Mosse-Lectures an der Humboldt-Universität zu Berlin
Die Mosse-Lectures sind ein interdisziplinär und international angelegtes Forschungs- und Veranstaltungsprojekt, gegründet 1997 von dem Historiker George L. Mosse und dem Literaturwissenschaftler Klaus R. Scherpe. Mit ihrem Wahlspruch zur »Öffentlichkeit von Kultur und Wissenschaft« erinnern die Mosse-Lectures an die Geschichte und das Erbe der deutsch-jüdischen Familie Mosse, insbesondere an die Tradition des von Rudolf Mosse gegründeten Verlagshauses, das mit seinem Flaggschiff des liberalen »Berliner Tageblatt« großen Einfluss hatte auf die demokratische Öffentlichkeit der Weimarer Republik. Nachkommen der Familie hielten im Exil und bis in die Gegenwart mit ihrem politischen und philanthropischem Engagement an dieser Tradition fest. Dafür steht insbesondere das Werk des 1999 verstorbenen Historikers des Faschismus, George L. Mosse, der mit seinem Vortrag »Das liberale Erbe und die national-sozialistische Öffentlichkeit« am 14. Mai 1997 die Veranstaltungsreihe eröffnete. Mehr als 190 Vorträge wurden seitdem gehalten. ...
https://www.mosse-lectures.de/


Die Mosse-Lectures sind eine interdisziplinär und international angelegte Vortragsreihe an der Humboldt-Universität zu Berlin.
https://www.youtube.com/user/MosseLectures/featured

https://www.youtube.com/user/MosseLectures/videos


Andreas Reckwitz: Die Spätmoderne und ihre Drei-Klassen-Gesellschaft (Mosse Lecture vom 31.10.2020) | https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Reckwitz
In den Gesellschaften des globalen Nordens erlebt die Sozialstruktur in den letzten Jahrzehnten eine tiefgreifende Transformation. Der Vortrag verfolgt die These, dass es sich dabei nicht nur um eine Verstärkung sozioökonomischer Ungleichheiten, sondern auch um eine Divergenz von Mustern der kulturellen Lebensführung handelt, welche die Form eines Paternoster-Effekts annimmt: Aus der nivellierten Mittelstandsgesellschaft der industriellen Moderne steigt in der Spätmoderne eine neue, hochqualifizierte Mittelklasse empor, während eine neue prekäre Klasse absteigt und die traditionelle Mittel-klasse sich in einer Sandwich-Position wiederfindet. Prozesse der Valorisierung (Aufwertung) und Entwertung verlaufen parallel. Der Vortrag fragt nach den Ursachen, den Strukturmerkmalen und den künftigen Folgen dieser Entwicklung.
Andreas Reckwitz ist Professor für Kultursoziologie an der Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, zahlreiche Arbeiten zur Kulturtheorie in den Sozialwissenschaften, zur Soziologie der Subjekt-werdung und zum Strukturwandlung moderner Vergesellschaftung. Publikationen u.a.: ,,Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung", Berlin 2012; ,,Kreativi-tät und soziale Praxis", Bielefeld 2016; ,,Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne", Berlin 2017; ,,Das Ende der Illusionen. Politik, Ökonomie und Kultur in der Spät-moderne", Berlin 2019. In diesem Jahr erhielt er den Leibniz-Preis der DFG.
https://youtu.be/_PSRIXR_Ygs

Quote
Dadec

Furchtbar abgehoben und viel zu abstrakt formuliert, hier spricht ein Soziologe zu Soziologen. Schade für den Rest, denn das Thema ist spannend.


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Johannes F. Lehmann: »Wut als Alarmsystem« (Mosse Lecture vom 12.11.2020)
Zur historischen und politischen Dimension von Konzepten des Zorns«
Einführung und Gespräch: Josef Vogl
Konzepte des Zorns (und verwandter Emotionen wie Wut, Ärger, Empörung, Hass etc.) sind, wie alle Emotionen, historisch variabel. Im Feld des Zorns ereignet sich um 1800 eine grundlegende Verschiebung im Begriff und im Konzept des Zorns. Ergebnis dieses Prozesses ist ein moderner Begriff der Wut, der das Selbstgefühl energetischer Blockaden und nicht länger die Ehransprüche der Mächtigen ins Zentrum stellt. Vor diesem zu entfaltenden Hintergrund entwickelt der Vortrag eine Theorie der Wut als einer genuin politischen Emotion. Sie begreift Wut als eine Art Alarmsystem im Spannungsfeld von Handeln und Zuschauen und fragt nach ihrer Erklärungskraft für politische und populistische Zornphänomene unserer Gegenwart.
Johannes F. Lehmann ist seit 2014 Professor für Neuere deutsche Literatur und Kulturwissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Forschungen zur Gegenwartsliteratur und zur Literatur- und Theatergeschichte seit dem 18. Jahrhundert, aktuelle kulturpolitische Beiträge; Buchveröffentlichungen u.a. »Zur Geschichte des Theaterzuschauers und des Visuellen bei Diderot und Lessing« (2000), »Im Abgrund der Wut. Zur Kultur- und Literaturgeschichte des Zorns« (2012), »›Gegenwart‹ denken. Diskurse, Medien, Praktiken«, hg. mit Kerstin Stüssel (2020), z.Zt. Fellow der DFG- Forschungsgruppe »Imaginarien der Kraft« in Hamburg.
https://youtu.be/UyHQeXTGSp4 (https://youtu.be/UyHQeXTGSp4)

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Post by: Link on December 16, 2020, 04:36:34 PM
Quote[...] Das notorisch klamme Haus Hohenzollern fordert trotz brauner Vergangenheit weiter Geld vom Staat. Jetzt gehen auch die letzten Gutachter von Bord. Mehrfach zitierte der Historiker Christopher Clark zuletzt zustimmend den Historiker Stephan Malinowski. Nichts Ungewöhnliches, möchte man meinen. Historiker zitieren Historiker, so ist das halt. Doch vor Kurzem war Malinowski für Clark noch der ärgste Widersacher.

Malinowski ist der Autor des Buchs ,,Vom König zum Führer". Für das Land Brandenburg war er als Gutachter tätig, als es um Forderungen der heutigen Hohenzollern auf Entschädigung ging. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Hohenzollern in erheblichem Maße zum Fall der Weimarer Republik und Aufstieg der Nazis beitrugen.

Clark, seines Zeichens der berühmte Autor des Werks ,,Die Schlafwandler", schrieb im Auftrag der Hohenzollern ein entgegengesetztes Gutachten. Es entlastete die frühere Kaiserfamilie. Ein Gutachten mit weitreichenden Folgen. Denn die Repräsentanten des heutigen ,,Hauses Hohenzollern" streiten mit Bund und Ländern seit Jahren um Rückgabe und Ausgleichszahlungen für ihre im Osten Deutschlands nach 1945 eingezogenen Vermögen.

1994 war nämlich gesetzlich festgelegt worden, dass, wer dem Faschismus ,,erheblichen Vorschub" geleistet hatte, auch nach der Wiedervereinigung keine Restitutionen zu erwarten habe.

,,Auf dem Spektrum fürstlicher Kollaboration mit dem Dritten Reich kann man den Kronprinzen daher mit guten Gründen als eine der politisch zurückhaltendsten und am wenigsten kompromittierten Personen bezeichnen." So lautet der abschließende Satz von Clarks Gutachten 2011. Heute sagt Clark, er wäre sich der Tragweite der Auseinandersetzung nicht bewusst gewesen.

Lange blieben die Verhandlungen zwischen Staat und Hohenzollern geheim, auch Clarks Gutachten. Erst 2019 wurde es geleakt. Fast alle namhaften Historiker widersprachen in der Folge Clark. Etwa der britische Historiker Richard Evans. Er führte in einem Essay aus, wie die 1918 gestürzte Kaiserfamilie alles daransetzte, um mit der Nazibewegung 1933 zurück auf den Thron zu gelangen.

Als Vorbild diente Italien, wo der Faschist Mussolini in den 1920er Jahren ein Arrangement mit dem König getroffen hatte. Doch Hitler war nicht der Duce. Einmal an der Macht, wollte er sie mit niemandem teilen. Im Bündnis mit den Nazis hatten sich andere einzuordnen, auch die rechtsextremen monarchistischen Kräfte. Und viele taten das auch.

Historiker Clark leugnet in seinem Gutachten von 2011 nicht die rechtsextreme Gesinnung des Kronprinzen Wilhelm von Preußen, dem Sohn des 1918 gestürzten Kaisers Wilhelm II. Der Kronprinz plädierte vor 1933 für den Zusammenschluss der paramilitärischen Verbände von Stahlhelm und SA. Er agitierte 1932 gegen das kurzzeitig erlassene Verbot von SA und SS. Er gehörte selber der SA an. Und während sein Vater, der Ex-Kaiser, verbittert im holländischen Exil in Doorn antisemitischen Verschwörungstheorien nachhing, verstand sich sein Sohn der Kronprinz als ein Mann der Tat.

Seine Familie stiefelte mit Hakenkreuzbinden auf Schloss Cecilienhof in Potsdam herum und posierte für die Kameras. Die taz veröffentlichte Aufnahmen aus der dänischen Illustrierten Berlingske illustreret Tidende von 1934, die dies eindrücklich dokumentieren. Er prahlte damit, Hitler zwei Millionen Stimmen verschafft zu haben. Am berüchtigten Tag von Potsdam im März 1933 zelebrierte er symbolisch wirkmächtig den Schulterschluss mit Adolf Hitler, von ,,alter" und neuer Rechter.

Alles das beschreibt auch der Gutachter Clark 2011. Und kam dennoch zu dem überraschenden Schluss: Die damaligen Vertreter des ,,Hauses Hohenzollern" seien zwar braun eingefärbt, aber historisch zu unbedeutend gewesen, um eine größere Rolle gespielt zu haben. Eine interessante Interpretation für eine der mächtigsten Familien der deutschen Geschichte, die ihr ganzes Gewicht in die Zerstörung der Republik legte. Nur Vertreter des neurechten Historikerspektrums vertreten solch relativierende Thesen. Und Wolfram Pyta, der im Auftrag der Hohenzollern ein weiteres Gutachten schrieb.

Im Frühjahr ruderte Clark im Schriftwechsel mit David Motadel in der New York Review of Books zurück. Historiker Motadel hatte Clark in seinem Beitrag ,,What Do the Hohenzollerns Deserve" scharf kritisiert. Clark liefere den heutigen Hohenzollern nicht nur die Stichworte, um an zusätzliche – ihnen nicht zustehende – staatliche Vermögenswerte zu gelangen.

Er helfe auch ein glorifizierendes Preußenbild zu restaurieren, an das rechts-nationalistische Kräfte seit der Wiedervereinigung verstärkt suchten anzuknüpfen. Für dieses steht stellvertretend die AfD mit Alexander Gauland im Bundestag, der die zwölf Jahre Nazi-Terrorherrschaft als ,,Vogelschiss" bezeichnet und bagatellisiert. Clark erwiderte Motadel, ebenfalls in der New York Review, solch reaktionäre Motive lägen ihm fern. Er fühle sich instrumentalisiert. Er betrachte den Kronprinzen sehr wohl als einen ,,gewalttätigen, ultrarechten Charakter", der mit Hitler sympathisierte und zur ,,finalen Abrechnung mit der deutschen Linken drängte".

Doch hatte er den Kronprinzen schlicht für zu unintelligent und auch isoliert gehalten, als dass dieser eine größere politische Rolle hätte einnehmen können. Inzwischen, so Clark weiter, habe sich jedoch die Quellenlage verändert und er sähe es anders. Die in Princeton forschende Historikerin Karina Urbach hatte bereits letztes Jahr neues Material ausgewertet. Es zeigt, wie systematisch und skrupellos die kaiserliche Familie den Aufstieg der Nazis zum eigenen Nutzen beförderte (,,Nützliche Idioten, Die Hohenzollern und Hitler").

Von Stephan Malinowski erscheint bei Oxford University Press gerade das Buch ,,Nazis and Nobles". Es ist die überarbeitete englische Fassung seines früheren Buchs ,,Vom König zum Führer". Und er forscht weiter. Doch allein was bereits vorliegt, sollte die erhebliche verbrecherische Energie, den notorischen Antisemitismus und die absolute Demokratiefeindlichkeit der Hohenzollern bis 1945 ausreichend belegen. Die Nachfahren der Hohenzollern wären gut beraten, dies zur Kenntnis zu nehmen und mit der historischen Schuld angemessen umzugehen.

Dazu gehörte auch, ihre vielen gegen kritische Journalisten und Historiker wie Malinowski, Urbach oder Winfried Süß gerichteten juristischen Winkelzüge einzustellen. Wie sagt Clark, der ehemalige Kronzeuge der Hohenzollern, jetzt in einem FAZ-Interview deutlich: ,,Stephan Malinowski hat gezeigt, wie energisch der Kronprinz gearbeitet hat, auch nach der Machtergreifung, um die Berührungsängste der Konservativen gegenüber den Nationalsozialisten zu überwinden."

In seinem jetzt erschienenen Essayband ,,Gefangene der Zeit" (DVA) stimmt Clark demonstrativ Malinowski zu. Er zitiert ihn ausführlich, so es um die Braunfärbung von Kaiserfamilie und altem deutschen (Hoch-)Adel geht. Der Kronprinz, so Clark in der FAZ, war ,,kontinuierlich an den Versuchen beteiligt, die Demokratie zugrunde zu richten. Und die Zerstörung der Demokratie ist wiederum eine unverzichtbare Voraussetzung für die Machtergreifung der Nationalsozialisten."

Der Ururenkel von Kaiser Wilhelm II., Georg Friedrich Prinz von Preußen, der als heutiger Wortführer des ,,Hauses Hohenzollern" auftritt, hat sich in die Abgründe der Geschichte gestürzt. Er würde gerne mehr vom Tafelsilber seiner Ahnen abbekommen, ohne auf die fragwürdige Provenienz zu schauen. Sogar den holländischen Staat hat er versucht zu verklagen.

Dies berichtet Klaus Wiegrefe Ende November im Spiegel. Man sähe sich ,,leider gezwungen," so die Anwälte des heutigen Preußen-Wortführers 2014, ,,einen formellen Anspruch auf den Besitz von Haus Doorn, das dazugehörige Inventar und das umliegende Gut sowie zwei dazugehörende Bauernhöfe zu erheben".

Nach Doorn war der 1918 gestürzte Kaiser Wilhelm II. geflüchtet, samt seiner sagenumwobenen 59 Waggons mit Werten aller Art. Vom Exil aus wünschte er ,,Presse, Juden und Mücken" den Tod (,,,das Beste wäre Gas") und forderte seine Angehörigen auf, aktiv am Nationalsozialismus teilzuhaben. Hitler beglückwünschte er 1940 zu seinen Feldzügen. Nach der Befreiung von den Deutschen wurde Haus Doorn vom holländischen Staat konfisziert. Das kleine Schloss dient als Museum.

Nur das Mausoleum des 1941 hier beigesetzten letzten deutschen Kaisers befindet sich im Privatbesitz der Familie. Nichts Ungewöhnliches, möchte man meinen. Die deutsche Politik könnte sich an den Holländern ein Beispiel nehmen.


Aus: "Kampf um das Tafelsilber" Andreas Fanizadeh (12. 12. 2020)
Quelle: https://taz.de/Preussen-Historiker-Clark-rudert-zurueck/!5734272/ (https://taz.de/Preussen-Historiker-Clark-rudert-zurueck/!5734272/)
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Post by: Link on December 21, 2020, 01:41:03 PM
Quote[...] Angeblich treiben Gespenster ihr Unwesen, wo ein Fluch über einem Ort hängt. Geschichten davon berichten dann stets vom Gewesenen, von der Vergangenheit: Vertuschte ungesühnte Taten geben keine Ruhe. Solchen Legenden liegt eine reale seelische Dynamik zugrunde, jene der Wiederkehr des Verdrängten.

Solange dieses nicht ans Licht geschafft und bearbeitet wurde, rüttelt es nicht nur an den Toren der Gegenwart, sondern treibt sich in ihr herum, eben als Gespenst. Zu erkennen, was bestimmte Gespenster repräsentieren, versucht eine Anthologie mit Blick auf das Polen der Gegenwart. Sie beleuchtet, woher dessen aktuelle, so dramatisch antidemokratische Strömungen stammen. ...

Verdrängung ist kein Mittel gegen Gespenster. Das machen sämtliche Aufsätze dieses reichhaltigen, ausgezeichneten Bandes deutlich. Daher ist er keineswegs ein Polen-Buch, sondern spricht akut und intelligent zu einer Gegenwart, die an den Spuren der Totalitarismen arbeiten muss, um sich ihnen nicht auszuliefern.

...


Aus: "Das Erbe des Totalitarismus: Wie Polen von seinen Traumata heimgesucht wird" Caroline Fetscher (21.12.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/das-erbe-des-totalitarismus-wie-polen-von-seinen-traumata-heimgesucht-wird/26735424.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/das-erbe-des-totalitarismus-wie-polen-von-seinen-traumata-heimgesucht-wird/26735424.html)

Wiederkehr des Verdrängten? - Psychoanalyse und das Erbe der Totalitarismen
Kann die »antidemokratische Wende« in Polen und in anderen postkommunistischen Ländern, die auch in Deutschland und Westeuropa spürbar ist, als Erbe der Totalitarismen des vergangenen Jahrhunderts und als Wiederkehr des Verdrängten verstanden werden? Oder ist sie Ausdruck einer neuen Regression zu archaischen Ängsten und Aggressionen angesichts der Herausforderungen durch die Globalisierungsprozesse? Vor diesem Hintergrund stellen die Autor*innen die Frage nach dem kritischen Potenzial der Psychoanalyse. Verfügt sie über das Erkenntnispotenzial, um die beunruhigenden sozialen Phänomene zu erklären?
Mit Beiträgen von Lisa Appignanesi, Jakub Bobrzyński, Bernhard Bolech, Felix Brauner, Paweł Dybel, Lilli Gast, Ewa Głód, Tomas V. Kajokas, Ewa Kobylinska-Dehe, Andrzej Leder, Rosalba Maccarrone Erhardt, Ewa Modzelewska-Kossowska, Małgorzata Ojrzyńska, Katarzyna Prot-Klinger, Annette Simon, Wojciech Sobański, Krzystof Szwajca, Nadine Teuber, Joanna Tokarska-Bakir, Hans-Jürgen Wirth und Anna Zajenkowska
Ewa Kobylinska-Dehe, Pawel Dybel, Ludger M. Hermanns (Hg.)
Wiederkehr des Verdrängten?
Psychoanalyse und das Erbe der Totalitarismen
https://www.psychosozial-verlag.de/2938 (https://www.psychosozial-verlag.de/2938)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on December 29, 2020, 12:07:38 PM
"Sonnenfinsternis und Morgenröte" Peter von Becker (29.12.2020)
Arthur Koestlers "Sonnenfinsternis" ist ein Jahrhundertbuch über den modernen Totalitarismus. Nun ist ein Band über seine Zeit in Israel erschienen. ... Vor 80 Jahren, 1940 in London, ist ein Jahrhundertbuch erschienen: Arthur Koestlers ,,Darkness at Noon", der Schlüsselroman über den modernen Totalitarismus am Beispiel der stalinistischen ,,Säuberungen" und Schauprozesse in den 1930er Jahren. Erst 1946 folgte die französische Übersetzung, die mit Millionen verkauften Exemplaren den Welterfolg einläutete. Noch im selben Jahr kam Koestlers ,,Sonnenfinsternis" dann auch auf Deutsch heraus, noch als Exilausgabe und wieder in einem Londoner Verlag.
Das abenteuerlich Kuriose der 1938 begonnenen Entstehungsgeschichte war, dass Arthur Koestler als Emigrant und zwischenzeitlich in Spanien während des Bürgerkrieg und in Frankreich nach der deutschen Besatzung inhaftierter Autor die ,,Sonnenfinsternis" zunächst auf Deutsch verfasst hatte. Vor und nach der rettenden Flucht nach Großbritannien übersetzte Koestlers damalige englische Geliebte Daphne Hardy den Text portionsweise ins Englische, und bald galt das deutsche Urmanuskript als verschollen.
Die erste deutsche Ausgabe beruhte wiederum aus einer von Assistenzkräften betreuten Rückübersetzung Koestlers, der als Autor mittlerweile ins Englische gewechselt war. Erst 2015 hat dann der Literaturwissenschaftler Matthias Weßel in Zürich ein Typoskript des Romans aus dem Jahr 1940 entdeckt, worauf vor zwei Jahren ,,Sonnenfinsternis" erstmals als gut kommentierte Edition ,,nach dem deutschen Originalmanuskript" publiziert werden konnte (Elsinor Verlag, Coesfeld 2018, 256 Seiten). ...
https://www.tagesspiegel.de/kultur/arthur-koestler-in-israel-sonnenfinsternis-und-morgenroete/26750274.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/arthur-koestler-in-israel-sonnenfinsternis-und-morgenroete/26750274.html)

Arthur Koestler (geboren 5. September 1905 in Budapest, Österreich-Ungarn; gestorben 1. März 1983 in London) war ein österreichisch-ungarisch-britischer Schriftsteller. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Koestler (https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Koestler)

Stalinsche Säuberungen (russisch Чистка Tschistka, Чистки Tschistki (Pl.)) ist die Bezeichnung für eine Periode der sowjetischen Geschichte während der Herrschaft Josef Stalins, die durch massive Verfolgung und Ermordung von aus stalinistischer Sicht politisch ,,unzuverlässigen" und oppositionellen Personen gekennzeichnet war. Die Gesamtzahl der Opfer aus dieser Zeit ist nicht bekannt und schwer zu verifizieren, Schätzungen von Historikern reichen von mindestens etwa 3 Millionen Toten bis hin zu weit über 20 Millionen.
Bereits Mitte der 1920er Jahre begann Stalin, echte oder vermeintliche politische Gegner aus der Kommunistischen Partei (KPdSU) ausschließen zu lassen. Später wurden die Betroffenen häufig mit gefälschten Vorwürfen in Schau- und Geheimprozessen zum Tod oder zu Lagerhaft und Zwangsarbeit im Gulag verurteilt, entsprechende Geständnisse wurden regelmäßig unter Folter erpresst. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Stalinsche_S%C3%A4uberungen (https://de.wikipedia.org/wiki/Stalinsche_S%C3%A4uberungen)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on February 17, 2021, 06:49:31 PM
"Wir halten es für notwendig, auf diese Zuschrift näher einzugehen..." @Tagesspiegel
#OTD 1946 #Tagesspiegel75
https://twitter.com/Erik_Reger/status/1360913798350184450 (https://twitter.com/Erik_Reger/status/1360913798350184450)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on May 28, 2021, 12:52:06 PM
Quote[...] Deutschland stellt sich gerne als ein geschichtsbewusstes Land dar. An einer Stelle tun sich aber gewaltige Wissenslücken auf: wenn es um die deutsche Kolonialgeschichte geht. Das zeigt sich auch an einigen Orten in Berlin-Mitte. Der Verein Berlin Postkolonial klärt darüber in der Tour ,,Decolonize Mitte" auf. ,,Obwohl Berlin nur wenige Jahrzehnte Hauptstadt einer Kolonialmacht war, hat die Stadt über Jahrhunderte hinweg von der Ausbeutung und vom Sklavenhandel in den Kolonien profitiert", sagt der Historiker Christian Kopp, der die Führung gemeinsam mit seinem tansanischen Kollegen Mnyaka Sururu Mboro leitet. Im Stadtbild werde die Geschichte oft falsch oder glorifiziert dargestellt.

Die Tour führt zur ehemaligen Kassenhalle der Deutschen Bank in der Mauerstraße 27. Über dem Eingang ist ein Fries, auf dem Europäer Afrikanern die Eisenbahn als große technische Errungenschaft übergeben wie ein Geschenk. In Wirklichkeit wurde die auch von der Deutschen Bank finanzierte Eisenbahnstrecke auf dem Gebiet der Herero in Westafrika errichtet, erklärt Kopp. Als diese sich gegen die Besatzer wehrten, wurden die Aufstände blutig niedergeschlagen, es folgte der Völkermord an den Herero Anfang des 20 Jahrhunderts. Die Eisenbahnstrecke wurde von den Gefangenen in Zwangsarbeit gebaut.

Das Gebäude in der Mauerstraße wird gerade renoviert und soll vom Bundesgesundheitsministerium genutzt werden. Was dann aus dem Fries wird, weiß Kopp nicht. ,,Eine Tafel mit einer kritischen Erklärung wäre nicht ausreichend", sagt er. Angemessener fände er eine Art bemalte Glasscheibe vor dem Fries, die künstlerisch mit der Botschaft der Darstellung bricht.

Auch das Humboldt Forum, das Raubkunst aus der Kolonialzeit ausstellt und für seine unzureichende Aufklärung und Provenienzforschung kritisiert wird, liegt auf der Route (mehr dazu hier). Weniger bekannt ist der Grabstein von Carl Constantin von Schnitter in der Nikolaikirche. Schnitter ging als Kommandant und Festungsbau-Meister in die deutsche Geschichte ein. Dass er in seine Festung in Westafrika Sklaven sperrte, wissen allerdings die wenigsten.

Der Verein Berlin Postkolonial fordert einen anderen Umgang mit dieser Geschichte. ,,Das ist bisher kein Schulstoff", sagt Kopp. Es gebe online ein Wissensquiz für Schüler:innen, darin wird gefragt was Carl Constantin von Schnitter von Beruf war. Antwortmöglichkeiten: Kommandant, Musikant, Komödiant. Für Kopp ist es ein typisches Beispiel für die weiße Ignoranz gegenüber dem in der Kolonialzeit verursachten Leid und dem Unrecht.

Im Bezirk ist der Umgang mit diesem Erbe umstritten. Das zeigt auch immer wieder die Diskussion um den von vielen als rassistisch empfundenen Namen der Mohrenstraße. Die Umbenennung in Wilhelm-Amo-Straße wurde von der Bezirksverordnetenversammlung im August 2020 beschlossen. Doch bis die neuen Schilder hängen kann es noch dauern.

Im Afrikanischen Viertel in Wedding, wo Straßennamen nach Kolonialverbrechern benannt sind, dauert dieser Vorgang bereits zwei Jahre, weil Anwohner:innen dagegen geklagt hatten.


Aus: "Wo Kolonialgeschichte in Berlin-Mitte sichtbar wird" Julia Weiss (26.05.2021)
Quelle: https://leute.tagesspiegel.de/mitte/intro/2021/05/26/172706/ (https://leute.tagesspiegel.de/mitte/intro/2021/05/26/172706/)

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Quote[...] Mehr als 100 Jahre nach den Verbrechen der deutschen Kolonialmacht im heutigen Namibia erkennt die Bundesregierung die Gräueltaten an den Volksgruppen der Herero und Nama als Völkermord an. Die Nachkommen will Deutschland in den kommenden 30 Jahren mit 1,1 Milliarden Euro unterstützen und offiziell um Vergebung bitten.

Darauf haben sich Regierungsdelegationen aus beiden Ländern nach fast sechs Jahren Verhandlungen verständigt, wie Außenminister Heiko Maas am Freitag bekanntgab. ,,Ich bin froh und dankbar, dass es gelungen ist, mit Namibia eine Einigung über einen gemeinsamen Umgang mit dem dunkelsten Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte zu erzielen", sagte er. Aus deutscher Sicht war es wichtig, jetzt noch vor der Bundestagswahl zu einer Einigung zu kommen. Denn auch die beiden Parlamente sollen noch zustimmen.

Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia und schlug Aufstände brutal nieder. Während des Herero-und-Nama-Kriegs von 1904 bis 1908 im damaligen Deutsch-Südwestafrika begingen die Kolonialherren einen Massenmord, der als erster Genozid des 20. Jahrhunderts gilt. Historikern zufolge wurden etwa 65.000 von 80.000 Herero und mindestens 10.000 von 20.000 Nama getötet.

Bereits seit 2015 verwendet das Auswärtige Amt den Begriff des Völkermords in seinem allgemeinen Sprachgebrauch für den Vernichtungskrieg in Namibia. Jetzt werden die Gräueltaten auch ganz offiziell als Völkermord bezeichnet.

Anfang des 20. Jahrhunderts, zum Zeitpunkt der Gräueltaten gegen die Herero und Nama, gab es diesen juristischen Begriff noch gar nicht. Erst 1948 beschloss die UN-Generalversammlung als Konsequenz aus dem Holocaust die ,,Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes" und machte Völkermord damit zum Straftatbestand. Die Konvention gilt aber nicht rückwirkend, deswegen ergeben sich für Deutschland aus der Anerkennung des Völkermords auch keine rechtlichen Konsequenzen.

Die Bundesregierung hat vor diesem Hintergrund auch immer wieder betont, dass es aus ihrer Sicht keinen Rechtsanspruch auf Entschädigung gibt. Dass sie nun trotzdem eine Summe von 1,1 Milliarden Euro locker macht, sieht sie als politisch-moralische Verpflichtung. Es sei eine ,,Geste der Anerkennung des unermesslichen Leids, das den Opfern zugefügt wurde", sagte Maas. Das Geld soll über einen Zeitraum von 30 Jahren vor allem in Projekte in den Siedlungsgebieten der Herero und Nama gesteckt werden. Dabei soll es um Landreform, Landwirtschaft, ländliche Infrastruktur und Wasserversorgung sowie Berufsbildung gehen.

Auflistung der wichtigsten Territorien deutscher Kolonien:

    * Deutsch-Südwestafrika (1884-1915): Ältestes ,,Schutzgebiet" und einzige Kolonie mit einer nennenswerten Anzahl deutscher Siedler.
    * Deutsch-Ostafrika (1885-1918): Mit fast einer Million Quadratkilometern und 7,75 Millionen Einwohnern größte deutsche Kolonie. Auch hier gab es immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen mit Einheimischen.
    * Kamerun (1884-1916): Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet bedeutendste Kolonie; großflächiger Kakao-Plantagenanbau.
    * Togo (1884-1914): Handelskolonie mit geringer europäischer Bevölkerung (nie mehr als 350 Personen); wurde neben Samoa als einzige Kolonie ohne Reichszuschüsse verwaltet.
    * Deutsch-Neuguinea (1885/1899-1919): Umfasste unter anderem Nauru und die Palau-Inseln sowie Teile von Papua-Neuguinea, Mikronesien und den Salomonen.
    * Deutsche Samoa-Inseln (1900-1914): Deutschlands ,,Perle in der Südsee" blieb ebenso wie Deutsch-Neuguinea wirtschaftlich unbedeutend, kam aber wie Togo ohne Reichszuschüsse aus.
    * Kiautschou (1898-1914): Die Ermordung zweier Steyler Missionare gab den Deutschen den Vorwand, 1897 die Bucht von Kiautschou in Nordchina zu besetzen. Gedacht als Flotten- und Handelsstützpunkt, erfüllten sich die Erwartungen nicht. Stattdessen war die brutale Niederschlagung des Boxeraufstands (1900) ein weiterer Tiefpunkt in der kurzen Geschichte des deutschen Kolonialismus.

Das dritte Kernelement der gemeinsamen politischen Erklärung, die in den nächsten Wochen noch feierlich unterzeichnet werden soll, ist die Bitte um Vergebung. Berichten zufolge soll sie durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem feierlichen Akt im Parlament von Namibia ausgesprochen werden. Offiziell angekündigt wurde das vom Bundespräsidialamt aber noch nicht.

,,Unser Ziel war und ist, einen gemeinsamen Weg zu echter Versöhnung im Angedenken der Opfer zu finden", sagte Maas. Er betonte aber auch, dass die Vereinbarung mit Namibia keinen Schlussstrich unter die Vergangenheit bedeute. ,,Die Anerkennung der Schuld und unsere Bitte um Entschuldigung ist aber ein wichtiger Schritt, um die Verbrechen aufzuarbeiten und gemeinsam die Zukunft zu gestalten", betonte er. Ziel ist es, die Zusammenarbeit beider Länder nun deutlich zu intensivieren.

Die Verhandlungen wurden von Beauftragten der beiden Regierungen geführt, die Herero und Nama waren aber eng eingebunden. Bei einigen Vertretern der Volksgruppen hatten erste Hinweise auf das Abkommen jedoch bereits Kritik ausgelöst. Es sei nichts weiter als ein PR-Coup Deutschlands und ein Akt des Betruges der namibischen Regierung, hatte es in einer Erklärung der Ovaherero Traditional Authority und Nama Traditional Leaders Association geheißen.

Nach Angaben ihrer deutschen Vertreterin haben beide Gruppen zudem eine entsprechende Petition im Bundestag eingebracht. Die Ovaherero Traditional Authority ist nur eine von vielen Herero-Gruppen, von denen acht offiziell von der Regierung anerkannt und in der namibischen Verhandlungsdelegation vertreten sind. Auch die Nama Traditional Leaders Association ist nicht repräsentativ für alle Nama-Gruppen.

Deutschland hatte sich ab 1884 Kolonien in Afrika, Ozeanien und Ostasien angeeignet. Es verfügte damit über das viertgrößte koloniale Gebiet und war Besatzungsmacht nicht nur in Deutsch-Südwestafrika (Namibia), sondern auch in Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika (Tansania), im chinesischen Tsingtao und auf Pazifikinseln. Die gewaltvolle Herrschaft der Deutschen führte zu Aufständen und Kriegen. Mit der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg wurden ihre Kolonien dann unter den Siegermächten aufgeteilt.

Die jetzt abgeschlossenen Verhandlungen hingen lange Zeit an der heiklen Frage einer finanziellen Entschädigung für koloniale Ausbeutung und Unterdrückung fest. Über lange Strecken muteten sie wie ein Geschacher um Bedingungen und Umstände für die längst überfällige Entschuldigungsgeste Deutschlands an. Die Bundesregierung habe einer ,,bedingungslosen Entschuldigung" an die namibische Regierung, ihr Volk und die betroffenen Gemeinden zugestimmt, wolle aber nicht den Begriff ,,Reparationen" benutzen, hatte Namibias Präsident Hage Geingob noch im vergangenen August geklagt. Auch der Begriff ,,Heilung der Wunden" wurde als unzureichend abgelehnt. (dpa)


Aus: "Milliardenzahlungen an Namibia: Deutschland erkennt Völkermord an Herero und Nama an" (28.05.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/milliardenzahlungen-an-namibia-deutschland-erkennt-voelkermord-an-herero-und-nama-an/27235054.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/milliardenzahlungen-an-namibia-deutschland-erkennt-voelkermord-an-herero-und-nama-an/27235054.html)

QuoteBlancoBlack 12:08 Uhr

Hat sich der Hohenzollernsprössling eigentlich zu diesem Thema geäussert? Oder wird hier nach der Devise verfahren, der Steuerzahler 21 Jh. zahlt sowohl für die Verbrechen des Kaiserhauses, als auch die "Wiedergutmachung" desselben?


"Entschädigungsforderungen der Hohenzollern"
Die von Georg Friedrich Prinz von Preußen als Familienoberhaupt mit dem Staat geführten Verhandlungen um die Rückgabe mehrerer tausend Kunstgegenstände und den anfänglich geäußerten Nutzungswunsch von Schloss Cecilienhof in Potsdam wurden im Jahr 2019 bekannt, nachdem der brandenburgische Finanzminister Christian Görke (Die Linke) die darüber seit 2014 im Stillen geführten Verhandlungen abgebrochen hatte, um bis August 2020 eine gerichtliche Entscheidung zu erzwingen. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Entsch%C3%A4digungsforderungen_der_Hohenzollern (https://de.wikipedia.org/wiki/Entsch%C3%A4digungsforderungen_der_Hohenzollern)

"Rechtsstreit: Hohenzollern fordern Entschädigung für Enteignungen – Weiter keine Einigung in Sicht" (24.07.2019)
Die Nachfahren des letzten deutschen Kaisers fordern unter anderem die Rückgabe von Kunstgegenständen, Wohnrecht in mehreren Schlössern und eine Millionensumme vom Land Brandenburg. ...
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/rechtsstreit-hohenzollern-fordern-entschaedigung-fuer-enteignungen-weiter-keine-einigung-in-sicht/24697566.html (https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/rechtsstreit-hohenzollern-fordern-entschaedigung-fuer-enteignungen-weiter-keine-einigung-in-sicht/24697566.html)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on June 17, 2021, 08:33:24 PM
"Global Justice - Poland's Current Memory Politics Are Rewriting History" Mikhal Dekel (June 01, 2021)
Not all research is at stake, however, only work that reveals the role of ethnic Poles in the persecution of Poland's Jews. ... This year, for the first time in history, an individual used Poland's "Holocaust Law" to sue in a civil court. This was also the first time that the law, which forbids blaming the Polish nation for the crimes of the Holocaust, was used against academics—two Polish Holocaust historians, Jan Grabowski and Barbara Engelking. Grabowski and Engelking are co-editors of Dalej jest noc: losy Żydów w wybranych powiatach okupowanej Polski (Night Without End: The Fates of Jews in Selected Counties of Occupied Poland), a 1600-page, two-volume micro-history of wartime Poland that was published in 2018. The book has 3,500 footnotes, one of which is at issue in the case. On February 9, 2021, a District Court in Warsaw convicted Grabowski and Engelking of "violating the honor" of Edward Malinowski, a Polish man who had served as mayor of a village in Poland during WWII. ... Poland is not the only post-communist country where the Holocaust remains a hot and contested topic even seventy-five years after its end. In Hungary the Holocaust museum "House of Fates" is under fire for downplaying the role of Hungarian fascists in the extermination of Jews. In Lithuania a much commemorated "national hero" widely celebrated for fighting communism, Jonas Noreika, has recently been outed by his granddaughter, Silvia Foti, as a former Nazi who facilitated the extermination of thousands of Lithuanian Jews. (Foti is now the target of endless threats.) The Ukraine, Russia, and Romania are part of the same story. In these countries Nazi Germany is portrayed as the sole perpetrator of the Holocaust, the crimes of which are often equated to Communist crimes against the countries' local, non-Jewish populations. Often, "Communists" means "Jews," which implies an equivocation between "Jewish" and "non-Jewish" crimes. Poland, in fact, is probably the best of these countries when it comes to Holocaust research and historical reckoning; it still has independent newspapers, publishing houses, and researchers, such as Grabowski, Engelking, and others. ...
http://bostonreview.net/global-justice/mikhal-dekel-poland-holocaust-law-rewriting-history (http://bostonreview.net/global-justice/mikhal-dekel-poland-holocaust-law-rewriting-history)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on June 26, 2021, 07:40:05 PM
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft - 69. Jg., Heft 6 (2021)
Erscheint am 12. Juni 2021
Die Zeitschrift für Geschichtswissenschaft erscheint monatlich. Sie ist ein Fachorgan für Historiker, Geschichtslehrer, Archivare, Studierende und Interessenten an Geschichte und verwandten Disziplinen wie Völkerkunde, Politische Wissenschaft, Altertumswissenschaften, Kunstgeschichte u. a.
https://metropol-verlag.de/wp-content/uploads/2021/05/inhalt-zfg-6_2021-1.pdf (https://metropol-verlag.de/wp-content/uploads/2021/05/inhalt-zfg-6_2021-1.pdf)

https://metropol-verlag.de/produkt/zeitschrift-fuer-geschichtswissenschaft-69-jg-heft-6-2021/ (https://metropol-verlag.de/produkt/zeitschrift-fuer-geschichtswissenschaft-69-jg-heft-6-2021/)

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Daniel Siemens (* 1975 in Bielefeld) ist ein deutscher Historiker und Professor für Europäische Geschichte an der School of History, Classics and Archaeology der Newcastle University in England.
https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Siemens

Hinter der "Weltbühne": Hermann Budzislawski und das 20. Jahrhundert. Aufbau-Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-351-03812-0.

Do. 07.04.22, 15:00 Uhr
Kaum ein Linksintellektueller überlebte mehr Regimewechsel und war auf so unterschiedliche Weise wirksam wie Hermann Budzislawski: ob in der Nachfolge von Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky als Leiter der "Weltbühne" nach 1933, als Mitarbeiter von Dorothy Thompson in den USA oder als prägende Figur der sozialistischen Journalistik in der DDR. Mit seiner neuen Biographie "Hinter der Weltbühne. Hermann Budzislawski und das 20. Jahrhundert" (Aufbau Verlag) zeichnet der Historiker Daniel Siemens ein komplexes Panorama des 20. ...
https://www.hr2.de/programm/sendezeiten/am-nachmittag,epg-am-nachmittag-1202.html (https://www.hr2.de/programm/sendezeiten/am-nachmittag,epg-am-nachmittag-1202.html)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on July 31, 2021, 08:48:18 PM
Sebastian Haffner - Von Bismarck zu Hitler
https://www.youtube.com/results?search_query=Sebastian+Haffner+-+Von+Bismarck+zu+Hitler (https://www.youtube.com/results?search_query=Sebastian+Haffner+-+Von+Bismarck+zu+Hitler)

7 CDs, 478 Minuten. Gelesen von Sebastian Haffner. Produktion: Rundfunk Berlin-Brandenburg. Haffners letztes großes Buch, 1987 erschienen, behandelt die Geschichte des Deutschen Reichs von der Gründung unter Bismarck bis zu seinem Untergang durch Hitler. In zehn Kapiteln erläutert der große Publizist, wie der erste deutsche Nationalstaat entstehen konnte, wie sein Charakter sich in kurzer Folge immer wieder veränderte und warum sein Scheitern schließlich nicht nur eine Folge des Zweiten Weltkrieges, sondern auch eine logische Konsequenz aus Konstruktionsfehlern war.
https://www.perlentaucher.de/buch/sebastian-haffner/von-bismarck-zu-hitler.html

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"Zeitgeschichte - Mehr Anerkennung für Holocaustforscher Raul Hilberg in Wien" Peter Payer (7. August 2022)
Am 4. August 2007 verstarb der Historiker und "Doyen der Holocaustforschung" Raul Hilberg. Für seine Geburtsstadt Wien wäre es an der Zeit, mit einer Gedenktafel an ihn zu erinnern
https://www.derstandard.at/story/2000138056038/mehr-anerkennung-fuer-holocaustforscher-raul-hilberg-in-wien (https://www.derstandard.at/story/2000138056038/mehr-anerkennung-fuer-holocaustforscher-raul-hilberg-in-wien)


Raul Hilberg (* 2. Juni 1926 in Wien; † 4. August 2007 in Williston, Vermont, USA) war ein amerikanischer Historiker und Holocaustforscher österreichischer Herkunft und jüdischen Glaubens. Mit der mehrfach aktualisierten Fassung seiner Dissertation The Destruction of the European Jews (Die Vernichtung der europäischen Juden) schrieb er das Standardwerk zur Geschichte des Holocausts. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Raul_Hilberg (https://de.wikipedia.org/wiki/Raul_Hilberg)

Das Buch Die Vernichtung der europäischen Juden – im englischen Original The Destruction of the European Jews – ist die 1961 erschienene Dissertation des amerikanischen Historikers Raul Hilberg. Hilberg wertete für das Buch zahlreiche bis dahin kaum verwendete Quellen der deutschen nationalsozialistischen Führung von 1933 bis in die unmittelbare Nachkriegszeit aus. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Vernichtung_der_europ%C3%A4ischen_Juden (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Vernichtung_der_europ%C3%A4ischen_Juden)

Liste der Konzentrationslager des Deutschen Reichs
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Konzentrationslager_des_Deutschen_Reichs (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Konzentrationslager_des_Deutschen_Reichs)

Ethics after the Holocaust (Raul Hilberg)
University of Oregon: An international conference exploring the nature of good & evil; the possibilities of hope & compasssion; and humanity's obligation to fight indifference, hatred, and opression. May 6-8, 1996
https://youtu.be/fg0gLvAfBfU (https://youtu.be/fg0gLvAfBfU)

"Die Zurückdrängung des Gewissens in der NS-Zeit - Vortrag von Raul Hilberg" (17. März 2001)
Prof. Dr. Raul Hilberg (Wien 1929 – Burlington, Vermont/USA 2007) forschte und schrieb mehr als 50 Jahren lang über ein Thema: die Vernichtung der europäischen Juden. Er gilt als Vater der Holocaustforschung.
Auf der Frühjahrstagung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung sprach er am 17. März 2001 in Freiburg über das Gewissen der Täter.
Herstellung der Videodokumentation mit Unterstützung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung, der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg und des Fördervereins Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach e.V.  - Wir danken für die Unterstützung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung und dem Förderverein Ehemaliges Jüdisches Gemeindehaus Breisach e.V. Kamera, Ton und Schnitt: IMAGOFILM Bodo Kaiser, Freiburg i. Br.
https://youtu.be/WqQIVnqHxvQ (https://youtu.be/WqQIVnqHxvQ)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on September 26, 2021, 08:09:52 PM
Kronstädter Matrosenaufstand
Der Kronstädter Matrosenaufstand (russisch Кронштадтское восстание), auch Kommune von Kronstadt genannt, in der Sowjetunion auch häufig als Kronstädter antisowjetische Meuterei (russisch Кронштадтский антисоветский мятеж) bezeichnet, war ein von Ende Februar bis zum 18. März 1921 währender Aufstand von Matrosen der Baltischen Flotte der Sowjetischen Marine, der Kronstädter Festungsgarnison und der Einwohner von Kronstadt gegen die Regierung Sowjetrusslands und die Politik des Roten Terrors und des Kriegskommunismus. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Kronst%C3%A4dter_Matrosenaufstand (https://de.wikipedia.org/wiki/Kronst%C3%A4dter_Matrosenaufstand)

«Aus der Räte-Idee keinen Fetisch machen!» Über Sowjets in der Russischen Revolution und warum das kein Schnee von gestern ist.
Posted byby Paul Kellner 30. März 2018
Unzählige Bücher sind im letzten Jahr zur Russischen Revolution erschienen. Einige davon beschäftigen sich nicht erneut mit den berühmten Figuren und ihren vermeintlich genialen Streichen, sondern wagen etwa eine Geschichte «von unten». Dazu gehört auch Rainer Thomanns und Anita Friedetzkys «Aufstieg und Fall der Arbeitermacht in Russland». Das Buch richtet den Fokus auf die Masse der Arbeiter*innen, Soldaten und Bäuer*innen – also auf die eigentlichen Protagonist*innen der Revolution von 1917 – und beleuchtet eingehend deren genuine Organisationsform: die Räte. Wir haben mit dem Winterthurer Autor gesprochen.
https://www.ajourmag.ch/arbeitermacht-sowjets-russische-revolution-3/

"1921: Schwarze Garde" Ralf Höller (Ausgabe 38/2021)
Zeitgeschichte Der Anarchist Nestor Machno gibt in der Ukraine mit seinen Milizen den Kampf auf und flieht vor der Roten Armee ins Exil. Was folgt, ist eine Odyssee quer durch Europa
... Lange waren die Streiter unter der schwarzen und der roten Fahne Verbündete; vor allem, als es galt, sich gegen einen gemeinsamen Feind zu behaupten. Darüber, was geschehen würde, nachdem dieser besiegt war, hatten die Anarchisten keine Illusionen. Einer von ihnen, Wsewolod Eichenbaum, späterer Mitkämpfer Machnos mit dem Decknamen ,,Volin", hatte 1917 nach einer Begegnung mit Leo Trotzki erklärt, er sei sich völlig sicher, dass dessen Genossen ,,schließlich in Russland die Macht an sich reißen" würden. ,,Und dann: Wehe uns Anarchisten! Sobald eure Herrschaft gefestigt sein wird, werdet ihr uns verfolgen und schließlich wie die Rebhühner abknallen." ...
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/1921-schwarze-garde (https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/1921-schwarze-garde)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on November 17, 2021, 10:21:47 AM
Quote[...] Die Bundesanwaltschaft war bis in die 1970er Jahre hinein personell von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern und Juristen aus dem NS-Justizapparat geprägt. Die formale Belastung sei ,,erdrückend" gewesen, schreiben die Autoren einer großen Aufarbeitungsstudie im Auftrag des Generalbundesanwalts, die am Mittwoch als Sachbuch erschien. Sie seien in den Gründungsjahren der Karlsruher Behörde aber auch auf sehr unterschiedliche Einzelschicksale gestoßen.

Für die Untersuchung, die die Jahre 1950 bis 1974 beleuchtet, hat die Bundesanwaltschaft erstmals Einsicht in teils als vertraulich oder geheim eingestufte Personal-, General- und Verfahrensakten gewährt. Generalbundesanwalt Peter Frank will den Abschlussbericht am Donnerstag gemeinsam mit der geschäftsführenden Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) der Öffentlichkeit präsentieren.

In den vergangenen Jahren hatten auch schon andere Sicherheitsbehörden und Ministerien ihr NS-Erbe in der Nachkriegszeit wissenschaftlich aufarbeiten lassen. Die Bundesanwaltschaft sei eine ,,besondere Herausforderung" gewesen, schreiben die beiden Autoren, der Historiker Friedrich Kießling und der Strafrechtler Christoph Safferling. In der eher kleinen Behörde hätten einzelne Personen einen viel stärkeren Einfluss auf die Institution gehabt.

1951 hatten für den Behördenchef, der bis 1957 Oberbundesanwalt hieß, nur drei Bundesanwälte, vier Oberstaatsanwälte und drei Hilfskräfte gearbeitet. 1974 gab es 51 Juristinnen und Juristen im höheren Dienst. 16 von ihnen waren Bundesanwälte, darunter die erste Frau.

Im höheren Dienst war die NS-Belastung zwischen 1953 und 1959 prozentual am höchsten, als um die 75 Prozent der Mitarbeiter ehemalige NSDAP-Mitglieder waren. Bei den Bundesanwälten waren 1966 zehn von elf früher in der Partei gewesen, 1974 waren es noch 6 von 15. Die Oberstaatsanwälte waren zeitweise - 1952 und 1953 - sogar durchgängig betroffen. Der letzte durch eine NSDAP-Mitgliedschaft belastete Bundesanwalt schied laut Studie 1992 aus dem Dienst aus.

In der SA waren insgesamt 23 Beamte gewesen. Auf ehemalige SS-Angehörige stießen die Autoren nicht, auch nicht auf NSDAP-Mitglieder, die der Partei schon vor 1933 beigetreten waren.

Gleichzeitig hatten sehr viele Beamte im höheren Dienst auch im Nationalsozialismus im Justizdienst gestanden. 1953 lag die Quote bei knapp 83 Prozent. Zehn Jahre später hatten noch 74 Prozent der Bundes- und Oberstaatsanwälte Amtserfahrung aus der Zeit vor 1945. Erst von 1972 an waren frühere NS-Juristen klar in der Minderheit.

Diese Zahlen sagten zwar nichts über das tatsächliche Verhalten einzelner Personen und deren individuelle Schuld aus, schreiben Kießling und Safferling. ,,Die große und lange Amtskontinuität wie die hohe Zahl an formal belasteten Beamten zeigen aber sicher eines: Einen Bruch, gar einen bewussten Bruch mit der NS-Vergangenheit hat es auch im Fall der Bundesanwaltschaft nicht gegeben."

Eine gezielte Suche nach unbelasteten Kandidaten oder gar emigrierten Kollegen habe sich nicht feststellen lassen. Wie bei anderen Bundes- und Sicherheitsbehörden habe bei der Personalauswahl die fachliche Eignung im Zentrum gestanden, Fragen der politischen Haltung seien zweitrangig gewesen. Die Autoren weisen darauf hin, dass insbesondere die Bundesanwaltschaft auf Mitarbeiter mit erheblicher Berufserfahrung angewiesen war. ,,Die Chance, dass hierunter auch belastete Beamte sein würden, war entsprechend hoch."

Dabei seien juristische Vorerfahrungen aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 so normal behandelt worden, als seien sie in der Weimarer Republik oder im Kaiserreich gemacht worden. ,,Die Verflechtung des allgemeinen Justizwesens mit NS-Recht im ,,Dritten Reich" wollten viele vor wie nach 1945 nicht wahrhaben."

Eine Person, der sich die Studie besonders intensiv widmet, ist Wolfgang Fränkel, dessen Amtszeit als Generalbundesanwalt 1962 nach nur wenigen Monaten mit einem ,,der größten NS-Skandale in der alten Bundesrepublik" endete. Aus der DDR gestreute Informationen belegten, dass Fränkel in seinen Jahren als sogenannter Hilfsarbeiter der Reichsanwaltschaft in Leipzig zwischen 1936 und 1943 mit Nichtigkeitsbeschwerden auf Dutzende Todesurteile hingewirkt hatte.

Über das Instrument der Nichtigkeitsbeschwerde konnte der Oberreichsanwalt eigentlich rechtskräftige Strafurteile nachträglich verschärfen lassen. Nach den Recherchen von Kießling und Safferling war Fränkel auf diese Weise für mindestens 30 Todesurteile verantwortlich. Einmal wurde etwa ein Hühnerdieb hingerichtet, den Fränkel, der später ab 1951 für die Bundesanwaltschaft arbeitete, als ,,völlig unwürdiges Glied der Volksgemeinschaft" bezeichnet hatte.

,,Strafrechtliche oder auch nur disziplinarrechtliche Konsequenzen hatte die Sache für ihn nicht", heißt es in dem Abschlussbericht des wissenschaftlichen Aufarbeitungsprojekts. ,,Das galt auch für alle anderen Juristen an der Bundesanwaltschaft, die eine materielle NS-Belastung aufwiesen, sei es, dass sie an Sonder- oder Militärgerichten während der NS-Zeit an Todesurteilen beteiligt gewesen waren oder in anderer Weise am NS-Unrecht mitgewirkt hatten." (dpa)


Aus: "Das Nazi-Erbe der Bundestaatsanwaltschaft" (17.11.2021)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/je-hoeher-im-dienst-desto-staerker-die-ns-verflechtung-das-nazi-erbe-der-bundestaatsanwaltschaft/27806740.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/je-hoeher-im-dienst-desto-staerker-die-ns-verflechtung-das-nazi-erbe-der-bundestaatsanwaltschaft/27806740.html)

QuoteFriedrich Kießling, Christoph Safferling
Staatsschutz im Kalten Krieg
Die Bundesanwaltschaft zwischen NS-Vergangenheit, Spiegel-Affäre und RAF
Staatsdiener der Diktatur, Anwälte der Demokratie

Die Bundesanwaltschaft hat den Auftrag, den Staat zu schützen und zur Rechtseinheit beizutragen. In der frühen Bundesrepublik ging sie mit harter Hand gegen Kommunisten vor, war in die Spiegel-Affäre verwickelt und musste sich Anfang der 1970er-Jahre mit der Bekämpfung der aufkommenden RAF einer bis dahin unbekannten Bedrohung stellen. Zugleich scheute die Bundesanwaltschaft eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ihrer eigenen Mitarbeiter – obwohl viele bereits im »Dritten Reich« wichtige juristische Positionen bekleidet hatten. Erstmals wird in diesem Buch die Geschichte der Bundesanwaltschaft zwischen 1950 und 1974 erforscht. Es wirft ein Schlaglicht auf die heute hochaktuelle Frage, wie eine Demokratie den Staat schützen kann, ohne die eigenen Werte zu verraten.

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 608 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3423282649
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423282642
November 2021


https://www.dtv.de/buch/friedrich-kiessling-christoph-safferling-staatsschutz-im-kalten-krieg-28264/ (https://www.dtv.de/buch/friedrich-kiessling-christoph-safferling-staatsschutz-im-kalten-krieg-28264/)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on November 18, 2021, 12:57:55 PM
Quote[...] Tom Drechsel ist Promovend der Migrations- bzw. Zeitgeschichte an der Universität Jena und arbeitet als freier Historiker

... In den 1950er Jahren herrscht in der Bundesrepublik erheblicher Fachkräftemangel, weshalb die Regierung Adenauer 1955 beschließt, italienische Arbeitskräfte zu holen. Es folgen sieben weitere Verträge zur Anwerbung von Ausländern; einer davon Ende Oktober 1961 mit der Türkei. Wer kommt, wird in die Industriereviere an Rhein und Ruhr geschickt, in die großen Städte Baden-Württembergs, Bayerns und Hessens oder nach Westberlin, wo nach dem Mauerbau die Industrie den Wegfall der Pendler aus Ostberlin ausgleichen muss.

Zeitgleich führt in der Türkei eine zusehends mechanisierte Agrarwirtschaft zu Massenarbeitslosigkeit und Landflucht. An der Peripherie türkischer Städte entstehen mit den ,,Gecekondular" abschreckende Slums, die eine Arbeit in Deutschland attraktiv erscheinen lassen. So wird von der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung Personal für Firmen wie AEG Telefunken, Siemens oder Osram rekrutiert. Dabei empfinden Frauen die strenge, oft deutschen Ärzten überlassene medizinische Inspektion als entwürdigend. Es werden Zeugnisse verlangt, die berufliche Eignung und das Strafregister überprüft. Besteht man alle Tests, geht es in einem überfüllten Zug, in dem es an Verpflegung, fließendem Wasser, Heizung und Schafmöglichkeiten fehlt, von Istanbul nach München und von dort an die Einsatzorte. Männliche Arbeitskräfte werden im Bergbau, dem Baugewerbe oder der Werftindustrie eingesetzt, Frauen arbeiten in der Textil-, Nahrungs- oder Genussmittelindustrie, dazu vielfach als Reinigungskräfte, Kranken- und Altenpflegerinnen.

Es sind Tätigkeiten, die meist in Schicht- und Akkordarbeit verrichtet werden, körperlich anstrengend, dazu monoton sind, und die deutsche Arbeiter nicht mehr übernehmen wollen. Verdient wird wenig. Untergebracht vor allem in firmeneigenen Wohnheimen, leben die ,,Gastarbeiter" isoliert von der restlichen Bevölkerung und müssen es sich vorschreiben lassen, wann sie ausgehen dürfen. Ein Privatleben ist unter diesen Umständen extrem reglementiert. Dass es trotz eines allein der Arbeit untergeordneten Daseins auch Raum für die Lust am Abenteuer gibt, zeigt der Roman Die Brücke vom Goldenen Horn von Emine Sevgi Özdamar, die in den 1960er Jahren als Industriearbeiterin in Westberlin für Telefunken Radiolampen montiert und in einem Kreuzberger ,,Wonaym" unterkommt.

Zunächst planen weder die einreisenden Arbeitskräfte noch der deutsche Staat, dass der Aufenthalt von Dauer sein soll, weshalb in den Regierungsabkommen ein Zeitmaximum von zwei Jahren festgeschrieben wird. Um den temporären Charakter einer Beschäftigung zu unterstreichen, wird der Begriff ,,Gastarbeit" eingeführt. Doch sind es letztlich ökonomische Gründe, die dafür sorgen, dass 1964 die Befristung aufgehoben wird. Die Unternehmen sind es schlicht leid, nach spätestens zwei Jahren immer wieder neue Arbeiterinnen und Arbeiter anzulernen. Als die Aufenthaltsbeschränkung entfällt, beginnen viele Türken, eine Wohnung zu suchen. Bei der Vergabe oft diskriminiert, ziehen viele in abrissreife Altbauten mit Außentoilette und Ofenheizung, an denen sonst kaum jemand Interesse hat. In den 1970er Jahren machten sich türkische Industriearbeiter zudem selbstständig und eröffneten Restaurants, kleine Läden oder Reisebüros. Sanierungsbedürftige Viertel in Großstädten verdanken es migrantischen Infrastrukturen, dass sie wiederbelebt und aufgewertet werden.

Als das Wohnheim verlassen und nach Arbeit auch jenseits staatlicher Vermittlung gesucht werden kann, beginnt ab Mitte der 1960er ein allmählicher Familiennachzug. Mit der Ölkrise 1973 und deren Folgen geht dann aber ein Anwerbestopp für alle Arbeitskräfte einher, die nicht aus EG-Mitgliedsstaaten kommen. Obwohl die Bundesrepublik zu diesem Zeitpunkt de facto ein Einwanderungsland ist, wird dies weiter geleugnet und entsprechend Politik gemacht. Nach dem Anwerbestopp sind ein politisches Asyl, eine Heirat oder Familiennachzug die verbliebenen Optionen für Türken, legal nach Deutschland zu kommen. Die Politik versuchte auch diese Möglichkeiten einzuschränken: Nachgezogene Eheleute dürfen während der ersten vier, ab 1980 drei Jahre nicht arbeiten. Auch wird es schwierig, Kinder nachzuholen, die das 18. Lebensjahr erreicht haben. Da die 1970er Jahre in der Türkei von Instabilität, Gewalt und wirtschaftlichem Niedergang gezeichnet sind, entscheiden sich viele Türken – im Unterschied zu Portugiesen, Spaniern, Griechen oder Italienern –, trotz bürokratischer Hürden in Deutschland zu bleiben und ihre Familien ins Land zu holen. Worauf die Politik mit teils repressiven Maßnahmen antwortet. 1980 wird unter der Regierung von Helmut Schmidt (SPD) eine Visumspflicht eingeführt und ein Jahr später die Ausländerpolitik vom Arbeits- ins Innenministerium verlagert. Das heißt, sie wird zu einem ordnungs- und sicherheitspolitischen Thema erklärt. Die Regierung unter Helmut Kohl (CDU) geht ab 1984 dazu über, ausländischen Arbeitskräften Rückkehrprämien anzubieten, wenn sie Deutschland verlassen, wobei die bereits gezahlten Arbeitgeberanteile zur Rentenversicherung verloren gehen. All dies korrespondiert mit einer Zunahme rassistischen und rechtsgerichteten Denkens in der bundesdeutschen Gesellschaft.

Eine ambivalente Rolle spielen die Gewerkschaften. Sie sind aus Angst vor Lohndumping zunächst mehrheitlich gegen eine Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte. Nach dem von ihnen mit betriebenen Anwerbestopp wird überdies verlangt, die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse zu beschränken. Andererseits zählen Gewerkschaften zu den wenigen Anlaufstellen für migrantische Arbeitskräfte, wenn diese Konflikten im Betrieb ausgesetzt sind oder sich politisch engagieren wollen. Auch setzen sich die Gewerkschaften für eine sozial- und tarifrechtliche Gleichstellung aller in Deutschland tätigen Arbeitnehmer ein. Dies wäre kaum ohne den Druck türkischer Arbeitskräfte möglich gewesen, die sich innerhalb gewerkschaftlicher Strukturen bemerkbar machen.

Nach der Wiedervereinigung 1990 verschlechtert sich vielerorts die Lage für die Türken in Deutschland, da die Einheit auch zum Anstoß für Rassismus und völkischen Nationalismus wird, was sich im gesellschaftlichen Diskurs, in politischer Ausgrenzung und gewalttätigen Übergriffen zeigt. Hinzu kommt, dass türkische Bürger, die in Westdeutschland leben, stark von den einsetzenden ökonomischen Veränderungen betroffen sind. Aus Kostengründen siedeln Unternehmen nach Ostdeutschland über oder stellen billigere Arbeitskräfte ein. Etliche Branchen werden wegen einer beschleunigten Globalisierung und der Radikalität des neoliberalen Kapitalismus umstrukturiert, was auch in den westlichen Bundesländern zu Stellenabbau, stillgelegten Produktionsstätten, einem expandierenden Dienstleistungssektor, mehr Leiharbeit oder Outsourcing ganzer Firmenbereiche führt. Häufig sind migrantische Arbeitskräfte als Erste davon betroffen. Deren Erwerbsquote sinkt auf ein historisches Tief.

Es ist an der Zeit, die türkische Community angemessen in die Geschichtsschreibung aufzunehmen. Nur so lässt sich verstehen, welchen enormen Anteil Arbeitsmigranten an der Wirtschaftskraft dieses Landes haben, wie sie die kulturelle Landschaft geprägt und unter widrigsten Bedingungen zum Teil ganze Viertel wieder aufgebaut haben, die einst von den meisten Deutschen verschmäht wurden und heute zu den begehrten Wohngegenden des Landes gehören – ein eindrückliches Beispiel hierfür ist Berlin-Kreuzberg während der zurückliegenden 60 Jahre. Es ist also nicht primär eine Frage der Solidarität, heute zu fordern, dass migrantische Personen gleichberechtigten Zugang zu politischen und gesellschaftlichen Ressourcen erhalten – es ist eine der historischen Gerechtigkeit.


Aus: "1961: Asyl im ,,Wonaym"" (Tom Drechsel | Ausgabe 45/2021)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/1961-asyl-im-wonaym (https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/1961-asyl-im-wonaym)
Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on December 13, 2021, 02:57:29 PM
Quote[...] Warlam Schalamow, russischer Dichter und Schriftsteller, Überlebender der Zwangsarbeitslager des GULag in der eisigen Kälte der fernöstlichen Kolyma-Region, schrieb diese Sätze aus der Erzählung ,,Der Handschuh" im Frühjahr 1971, zu einer Zeit, als in der Sowjetunion die Re-Stalinisierung vorangetrieben wurde. Schalamow schrieb im quälenden Bewusstsein, dass die von Chruschtschow in der ,,Tauwetter"-Zeit begonnene Aufklärung über den Massenterror unterbunden wurde und die Verbrechen an der eigenen Bevölkerung wieder tabuisiert wurden. Vierzig Jahre später versucht die politische Macht in Russland erneut, das Gedächtnis der russischen Gesellschaft auszulöschen: Am 11. November 2021 beantragte die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation die Auflösung der Internationalen Gesellschaft für historische Aufklärung, Menschenrechte und soziale Fürsorge ,,Memorial". Am 14. Dezember wird die Verhandlung fortgesetzt. ...

,,Memorial" wird vorgeworfen, systematisch Auflagen verletzt zu haben, die mit der vor einigen Jahren erfolgten Einstufung als ,,ausländischer Agent" verbunden sind. Gemeint ist die Verpflichtung, jede Publikation mit der Markierung als ,,ausländischer Agent" zu versehen, ein Vorgehen, das an die stalinistische Brandmarkung als ,,Volksfeind" erinnert.

Die Anwälte von ,,Memorial" stellten bei der ersten Verhandlung klar, dass in den wenigen Fällen, in denen die Markierung vergessen wurde, die administrative Strafe längst entrichtet worden war. Das politische Ziel der beabsichtigten Liquidierung von ,,Memorial" ist offensichtlich. Ein Verbot des internationalen Dachverbands von Memorial in Moskau würde bedeuten, dass auch die lokalen Memorialverbände unter Druck geraten, dass kaum noch, wie auf der Website von ,,Memorial Deutschland" formuliert, ,,über aktuelle und vergangene Menschenrechtsverletzungen geforscht, geschrieben und kritisch gesprochen werden könnte sowie Archivbestände von unschätzbarem historischen Wert für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sein würden."

...


Aus: "Das Gedächtnis der Menschen lässt sich nicht vernichten" Franziska Thun-Hohenstein (12. Dezember 2021)
Quelle: https://geschichtedergegenwart.ch/das-gedaechtnis-der-menschen-laesst-sich-nicht-vernichten/ (https://geschichtedergegenwart.ch/das-gedaechtnis-der-menschen-laesst-sich-nicht-vernichten/)

Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on December 27, 2021, 02:31:24 PM
QuoteJuri Alexejewitsch Dmitrijew (auch Jurij Dmitrijew transkribiert; russisch Юрий Алексеевич Дмитриев; * 28. Januar 1956 in Petrosawodsk) ist ein russischer Menschenrechtler. ...
Am 1. Juli 1997 entdeckte Dmitrijew in Sandarmoch in der Nähe von Powenez ein Massengrab mit 9500 Leichen. Im Sommer 1998 untersuchte er in Krasny Bor (Schöner Hain), einem Waldgebiet 19 km westlich von Petrosawodsk, ein weiteres Massengrab mit 1000 Leichen, das im Jahr zuvor von I.D. und S.I. Tschugunkow entdeckt worden war.[5] Beide Gräber stammen aus der Zeit des Großen Terrors.[6][7] Darüber hinaus untersuchte er die Geschichte des Solowezker Lagers zur besonderen Verwendung (SLON) und des Lagerkomplexes Belbaltlag zum Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals.  ...

Aus: Juri Alexejewitsch Dmitrijew
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Datum des Abrufs: 27. Dezember 2021, 13:29 UTC
https://de.wikipedia.org/wiki/Juri_Alexejewitsch_Dmitrijew (https://de.wikipedia.org/wiki/Juri_Alexejewitsch_Dmitrijew)

Großer Terror (Sowjetunion)
... In der Forschung zum Großen Terror gab es lange Zeit Kontroversen, hauptsächlich über die Zahl seiner Opfer und seine Ursachen. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Terror_(Sowjetunion) (https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Terror_(Sowjetunion))

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Quote[...] Ein Gericht hat die Haftstrafe für den russischen Menschenrechtler und Stalinismus-Forscher Juri Dmitrijew erneut verlängert und zwar von erst 13 auf jetzt 15 Jahre. Dies teilte die Menschenrechtsorganisation Memorial nach dem entsprechenden Urteil mit. Dmitrijew hatte für Memorial gearbeitet; gegen die Organisation geht die russische Justiz derzeit ebenfalls vor.

Der 65-jährige Dmitrijew ist für seine Forschungen zu den Verbrechen während der Stalin-Zeit bekannt und machte sich damit Feinde im russischen Machtapparat. 2020 wurde er wegen sexuellen Missbrauchs seiner Adoptivtochter verurteilt. Der Fall wurde mehrfach vor Gericht neu aufgerollt, in einem früheren Verfahren war Dmitrijew von den Vorwürfen freigesprochen worden. Im Juli 2020 war er dann zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, zwei Monate später wurde die Haftstrafe erstmals hochgestuft, auf zunächst 13 Jahre.

Menschenrechtler kritisieren seine Verurteilung als politisch motiviert. Memorial teilte erneut mit, Dmitrijew sei "völlig unschuldig". Die Verurteilung hatte auch zu Spannungen zwischen Russland und Deutschland sowie Frankreich geführt. Die Regierungen in Berlin und Paris kritisierten damals die Haftstrafe. Ihre Botschafter wurden daraufhin vom russischen Außenministerium einbestellt. Die EU hatte die sofortige Freilassung des Bürgerrechtlers gefordert. 

Dmitrijew leitete den Memorial-Verband in der Region Karelien und hatte mit seiner Forschungsarbeit die Aufmerksamkeit auf eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte des Landes gelenkt. Über Jahre widmete er sich der Aufarbeitung der Repressionen in der Sowjetzeit. Seine Untersuchungen führten auch zur Entdeckung eines Massengrabes mit den Überresten von etwa 9.000 Menschen, die zur Zeit der UdSSR erschossen worden waren.

Memorial ist eine der bekanntesten Menschenrechtsorganisationen in Russland. Diese Woche könnte der Oberste Gerichtshof über die Zukunft von einer zentralen Teilorganisation entscheiden – ihr droht die Auflösung. Die russischen Behörden werfen der Organisation vor, gegen das "Ausländische-Agenten-Gesetz" verstoßen und Terrorismus verherrlicht zu haben.

Eine andere Bürgerrechtsorganisation, die mit Memorial zusammenarbeitet, steht ebenfalls unter Druck: Am Samstag teilte OWD-Info mit, dass ihre Internetseite gesperrt wurde. "Wir betrachten dies als eine Fortsetzung der staatlichen Offensive gegen die Zivilgesellschaft", schrieb der Mitbegründer von OWD-Info, Grigorij Ochotin, im Messengerdienst Telegram.

Nach Darstellung der russischen Medienaufsichtsbehörde wurde die Website gesperrt, weil die Aktivitäten der NGO nach Einschätzung eines Gerichts auf die Förderung von "Terrorismus und Extremismus" in Russland abzielten. OWD-Info war 2011 während der ersten Massenproteste gegen Präsident Wladimir Putin gegründet worden. 


Aus: "Russisches Gericht verlängert Straflagerhaft für Stalinismusforscher" (27. Dezember 2021)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-12/juri-dmitrijew-haftstrafe-russland-justiz-memorial (https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-12/juri-dmitrijew-haftstrafe-russland-justiz-memorial)

QuoteGalgenstein #3

Russland auf dem Weg in die Diktatur. Es ist wieder wie zu Sowjetzeiten. Was wurde damals gelogen um die Gesellschaft auf Kurs zu bringen. Die Wahrheit ist im System Putin entbehrlich. Es herrscht wieder Zensur und wer sich eine Meinung erlaubt, die der offiziellen Geschichtsauffassung zuwiderläuft, wird notfalls halt weggesperrt.
Leider ist die Zahl der Trotteln, die bei uns vollstes Verständnis für die neue Repression in Russland haben, groß. Die schwafeln dann irgendwas von kulturellen Unterschieden, die es zu respektieren gäbe, ganz so als sie die Lüge eine kulturelle, respektable Eigenschaft, nach der sich Menschen sehnten.


QuoteMrMiaggi #1

Es scheint wohl jedes Land seinen persönlichen Assange mundtot machen zu wollen! Wenn nur dieses geheuchelte nicht wäre das sich jeder moralisch überlegen fühlt!


QuoteDropBearHunter #5

Die Ironie einen Stalinismusforscher ins Straflager zu stecken geht vermutlich komplett am Russischen System vorbei.


QuoteJadoo6 #5.1

Nein, es ist Teil der Symbolik sowohl an Anhänger wie an Gegner.


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Title: Zur Geschichte (Bruhstuecke) ...
Post by: Link on January 20, 2022, 11:35:16 AM
Quote[...] Es gäbe gute Gründe, den 20. Januar zum Hauptgedenktag an den Holocaust zu machen. Vor 80 Jahren planten 15 hohe Vertreter der SS und der Ministerien des NS-Staats in einer Villa am Wannsee den Völkermord an den europäischen Juden.

Wer den Schauplatz besucht und die Dokumente der Dauerausstellung liest, den befällt ein Grauen über die Kälte der bürokratisch-abstrakten Sprache, in der die Täter die industrielle Vernichtung von Millionen Menschen einleiteten.
Die Einladung beschwört den von Hannah Arendt geprägten Begriff der ,,Banalität des Bösen" herauf. Bei einer ,,Besprechung mit anschließendem Frühstück" sollten die ,,in Betracht kommenden Zentralinstanzen" über ,,die mit dieser Endlösung zusammenhängenden Arbeiten" beraten.

Das Entsetzen wächst beim Lesen der 15 Biografien. Den Schreibtischtätern fehlte es nicht an Bildung, mehrere hatten promoviert.

https://www.ghwk.de/de/ausstellung/dauerausstellung (https://www.ghwk.de/de/ausstellung/dauerausstellung)

https://www.ghwk.de/de/konferenz/teilnehmer (https://www.ghwk.de/de/konferenz/teilnehmer)

Warum wurde der 27. Januar zum Gedenktag an den Holocaust – in Erinnerung an die Befreiung des KZs und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau 1945? Was dort und in unzähligen anderen Mordfabriken der Nazis geschah, fern der deutschen Grenzen, ist auf die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 in der deutschen Hauptstadt zurückzuführen.

Gewiss, das massenhafte Töten von Juden hatte früher begonnen. Aber sie markiert den Wendepunkt im Denken der Täter von der Entrechtung jüdischer Mitbürger, dem Ausreise- und Umsiedlungsdruck, dem Einsperren in Ghettos und der Deportation in Arbeitslager zum gezielten Genozid, dem alle europäischen Juden zum Opfer fallen sollten.

Die Villa am Wannsee ist ein monströser historischer Ort mitten in Berlin. Hat er den ihm gebührenden Platz im deutschen Gedächtnis? Die Zahl der Besucher – 80.000 im Jahr – liegt weit unter der der KZ-Gedenkstätten. Die wirkmächtigen Bilder im kollektiven Gedächtnis entstammen den Vernichtungslagern: zum Skelett abgemagerte Gestalten in Häftlingskleidung, das schmiedeeiserne Tor ,,Arbeit macht frei", die Rampe, die Baracken, die ,,Duschen", die Zyklon-B-Dosen, die Verbrennungsöfen.

Es geht nicht darum, den 20. gegen den 27. Januar aufzurechnen. Die Planung des industriellen Völkermords und sein Ende im größten Vernichtungslager gehören zusammen.

... Über Jahrzehnte fehlte der politische Wille, den historischen Ort überhaupt als Gedenkstätte zu sichern. Sie wurde erst 1992 eröffnet. Die Nutzung als Schullandheim war wechselnden Landesregierungen wichtiger – ein denkwürdiger Kontrast zu den Entscheidungen, KZs zu Gedenkstätten zu machen, die bereits in den 1950er Jahren fielen. Die Dokumente zur Wannseekonferenz lagen bereits bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen vor.

Ja, die Unterlagen sind trocken. Sie lassen sich nicht in einen leicht konsumierbaren Spielfilm mit den gewohnten Symbolen der NS-Diktatur pressen. Die todbringende Besprechung 1942 spielte sich nicht unter wehenden Hakenkreuzflaggen im XXL-Format ab, es knallten keine Soldatenhacken, es geiferten keine Schäferhunde.

Da ist vor allem Papier mit wenigen SS-Runen und abstrakten Worten, die verschleiern sollen, was gemeint ist. Es bleiben Fassungslosigkeit und Entsetzen. ...

Aus: "Wo der Holocaust geplant wurde" Christoph von Marschall (20.01.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/heute-vor-80-jahren-am-wannsee-wo-der-holocaust-geplant-wurde/27989844.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/heute-vor-80-jahren-am-wannsee-wo-der-holocaust-geplant-wurde/27989844.html)

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"Pionierwerk der Holocaustforschung: Das Unverstehbare rekonstruieren" Jan Gerber (21. 2. 2022)
Léon Poliakovs ,,Vom Hass zum Genozid" gilt als erste systematische Darstellung des Holocaust. Nun ist das Buch auf Deutsch erschienen. [Léon Poliakov: ,,Vom Hass zum Genozid". Aus dem Französischen von Ahlrich Meyer. Edition Tiamat, Berlin 2021, 600 Seiten] ...
https://taz.de/Pionierwerk-der-Holocaustforschung/!5835944/ (https://taz.de/Pionierwerk-der-Holocaustforschung/!5835944/)
Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on April 28, 2022, 11:19:16 AM
Quote[...]  Die Großeltern des Regisseurs Luke Holland starben im KZ. In seinem Dokumentarfilm ,,Final Account" spricht der Brite mit ehemaligen SS-Mitgliedern.

Von der Uniform erzählen sie, die sie einst getragen haben. Dass sie gut aussah und sie stolz auf sie waren. Oft war es am Anfang eine braune, von der Hitler-Jugend. Später kam dann die schwarze der SS. Auf der Mütze prangte ein Totenkopf. Alle Glocken hätten geläutet, als Hitler 1933 an die Macht kam, sagt einer. Und sie erinnern sich noch an Knittelverse, die zum Mord aufriefen: ,,Schärft die langen Messer am Bürgersteig / Damit sie besser gehen in den Judenleib herein."

,,Final Account" von Luke Holland ist ein erstaunlicher, oft erschütternder Dokumentarfilm. Der britische Regisseur hatte ab 2008 mehr als 300 Interviews mit ehemaligen SS-Angehörigen und auch einigen Zivilisten geführt. Man sieht sehr alte Männer, oft sitzen sie in ihren Wohnzimmern und berichten ungeheuerliche Dinge. Laut Holland hatten viele von ihnen nie zuvor über ihre Zeit in der SS Auskunft gegeben, nicht einmal gegenüber Angehörigen. Rund 900 000 Männer hatten zur Elitetruppe gehört, die nach dem Krieg von den Alliierten zu einer verbrecherischen Organisation erklärt wurde.

Wobei die Verbrechen in den Gesprächen vorsichtig umkreist werden, keiner gibt zu, an ihnen beteiligt gewesen zu sein [https://www.tagesspiegel.de/wissen/umgang-mit-ns-taetern-die-holen-wir-mal-raus/23458922.html (https://www.tagesspiegel.de/wissen/umgang-mit-ns-taetern-die-holen-wir-mal-raus/23458922.html)]. Was in der Landes-Heilanstalt in Bernburg an der Saale stattfand, erzählt einer, ,,war geheim, sprach sich aber rum". Mehr als 14 000 Kranke, Behinderte und KZ-Häftlinge wurden dort in einer Gaskammer ermordet. ,,Omnibusse kamen, Rauch stieg auf, es roch süßlich." [https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/doku-ueber-claude-lanzmann-und-shoah-die-qual-der-erinnerung/12881996.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/doku-ueber-claude-lanzmann-und-shoah-die-qual-der-erinnerung/12881996.html)] Ein anderer, der in die SS eingetreten war, weil er so dem Arbeitsdienst entging, will in Dachau bloß gesehen haben, wie Häftlinge an ihren gefesselten Armen aufgehängt wurden. Sie schrien, bis sie ohnmächtig wurden.

Der Mann gehörte zum Totenkopfregiment, das das KZ-Wachpersonal stellte. In Dachau habe er eine SS-Schule besucht, die sich neben dem Lager befand. Dann aber doch das Geständnis, dass er später dort ,,Aufseher" gewesen sei. Und noch ein anderer kommt auf die Reichspogromnacht 1938 zu sprechen: ,,Ich hatte kein Mitleid mit den Juden." Ein Verbrechen? ,,Ich hab das nicht so empfunden."

Luke Holland, 1952 in England geboren, erfuhr erst spät, dass er aus einer jüdischen Familie stammt. Seine Großeltern mütterlicherseits wurden in Konzentrationslagern ermordet. Mit ,,Final Account" unternimmt er den Versuch herauszufinden, wie es zum millionenfachen Mord kommen konnte. Landschaftsaufnahmen und historische Szenen lockern die Interviewpassagen auf. Linden mit Hakenkreuzfahnen, Schilder im Park: ,,Juden sind hier unerwünscht". Holland ist 2020 gestorben, kurz nachdem sein Film fertig geworden war.

Warum ging man zur SS? ,,Ich war für Sport und Härte", lautet eine Antwort. Außerdem habe die SS die besten Waffen und die besten Panzer gehabt. Ein ehemaliger SS-Mann fragte Holland nach dem mehrstündigen Interview, ob er noch Zeit habe, er wolle ihm etwas zeigen. Sie steigen eine Treppe hoch, der Veteran holt eine Schachtel hervor, in der Orden und Auszeichnungen liegen. ,,Ich war dabei", hatte ,,Republikaner"-Chef Franz Schönhuber seine Autobiografie genannt, in der er stolz von seiner Zeit in der SS berichtete [https://www.tagesspiegel.de/politik/republikaner-gruender-franz-schoenhuber-tot/662624.html (https://www.tagesspiegel.de/politik/republikaner-gruender-franz-schoenhuber-tot/662624.html)].

Man muss genau hinhören in diesem Film, auf Zwischentöne achten, Auslassungen hinzu denken. Die Wahrheit zeigt sich indirekt, mehr oder weniger verstellt. Unter den vielen ehemaligen Tätern, die von ihren Taten nichts mehr wissen wollen, gibt es immerhin eine Ausnahme. Hans Werk bereut es, SS-Mann im Konzentrationslager Buchenwald gewesen zu sein. Das wurde für ihn zum Antrieb, Bildungsarbeit zu leisten.

Als er bei einer Diskussion im Haus der Wannseekonferenz von seiner Scham spricht, entgegnet ein junger Mann, dass er sich doch nicht dafür schämen brauche, Deutscher zu sein. Schwer zu sagen, was erschreckender ist: die Nonchalance dieses jungen Deutschen oder die Borniertheit eines Altnazis, der sagt, dass er Hitler noch immer verehre, weil seine Ideen gut gewesen seien.


Aus: "Dokumentarfilm ,,Final Account" über NS-Täter: Niemand will etwas gewusst haben" Christian Schröder (27.04.2022)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/kultur/dokumentarfilm-final-account-ueber-ns-taeter-niemand-will-etwas-gewusst-haben/28283874.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/dokumentarfilm-final-account-ueber-ns-taeter-niemand-will-etwas-gewusst-haben/28283874.html)


"'It became crystal clear they were lying': the man who made Germans admit complicity in the Holocaust" Dorian Lynskey (Thu 2 Dec 2021)
With Final Account, the late director Luke Holland set out to obtain testimonies from those who participated in the Nazi atrocities – before their voices were lost. The result is a powerful mix of shame, denial and ghastly pride ...
https://www.theguardian.com/film/2021/dec/02/it-became-crystal-clear-they-were-lying-the-man-who-made-germans-admit-complicity-in-the-holocaust (https://www.theguardian.com/film/2021/dec/02/it-became-crystal-clear-they-were-lying-the-man-who-made-germans-admit-complicity-in-the-holocaust)

"Luke Holland obituary" Nick Fraser (Sun 5 Jul 2020)
Luke Holland, who has died aged 71, was a remarkable documentary film-maker and photographer. ... Throughout his life he campaigned for communities destroyed by missionaries, greed or market forces, but his work was never gloomy and was filled with characters as interesting as himself. "He believed that the media and campaigning could change the world", said the film-maker Paul Yule.
In 1980 Luke's photographic exhibition, Hunting the Pig People: Indians, Missionaries and the Promised Land, was shown first at the ICA in London, then toured across the US. Working for the NGO Survival International between 1981 and 1991, Luke created media campaigns on behalf of threatened tribal people and thereafter became a documentary film-maker. ...
https://www.theguardian.com/film/2020/jul/05/luke-holland-obituary (https://www.theguardian.com/film/2020/jul/05/luke-holland-obituary)

"Final Account"
2020, 1 Std. 34 Min.
An urgent portrait of the last living generation of Hitler's Third Reich in never-before-seen interviews raising vital questions about authority, conformity, national identity, and their own roles in the greatest human crimes in history.
https://www.imdb.com/title/tt12789212/ (https://www.imdb.com/title/tt12789212/)

...
Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on May 26, 2022, 02:05:50 PM
"NS-Verbrechen: Bitterer Endbericht zu österreichischer Nachkriegsjustiz" Colette M. Schmidt (25. Mai 2022)
Eine Arbeitsgruppe der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz forschte seit 2010 nach NS-Verbrechern. Das nächste Projekt ist eine öffentlich zugängliche Datenbank ... "Ohne das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes gäbe es keine Forschungsstelle zur Nachkriegsjustiz in Österreich", betonte die Leiterin der Arbeitsgruppe, Claudia Kuretsidis-Haider. Man arbeite ehrenamtlich, nur der Forscher Siegfried Sanwald ist geringfügig angestellt. Noch dazu komme man in den letzten Jahren immer schwerer an Akten. Landesarchive und Landesgerichte schicken die Forschenden im Kreis. ...
https://www.derstandard.at/story/2000135817923/ns-verbrechen-bitterer-endbericht-zu-oesterreichischer-nachkriegsjustiz (https://www.derstandard.at/story/2000135817923/ns-verbrechen-bitterer-endbericht-zu-oesterreichischer-nachkriegsjustiz)

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zur Diskussion
LaTuja

Großem Dank gebührt dem DÖW für seine unermüdliche und wichtige Arbeit! Österreich wurde nie entnazifiziert, sogar die Opferrolle hält sich in gew.Kreisen hartnäckig.

Die Auswirkungen sehen wir jetzt in der Verharmlosung des Holocaust durch "Impfgegner", steigendem Antisemitismus und regelmäßigen Aufmarsch der extremen Rechten.
Harmlos ist das alles nicht, eine Demokratie ist verwundbar!


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Alpenglühn

Was wunder, war die Justiz doch selbst völlig Nazi-verseucht. So konnten einschlägige Richter, die im Hitler-Regime Unrecht gesprochen hatten, nach 1945 ihre Karriere nahtlos fortführen bzw. wurden gar befördert.


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twgs
18. Mai 2022, 12:53:25

Die vielen verbliebenen Nazis in der Gesellschaft haben unreflektiert ihre Weltsicht in die neue Zeit übertragen dürfen. Das ist das eigentlich Verwerfliche. Sie wurden Lehrer, Bürgermeister, Unternehmer,...
Und bis in die 80er wurde diese Zeit in den Lehrplänen erfolgreich ausgeblendet (danach weiß ich es nicht).


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Konrad Inzinger
18. Mai 2022, 15:09:19

Fehlt da etwas?
Bei allem Respekt für diesen Artikel und die erwähnte Forschungsarbeit: Neu ist das nicht! Wer es wissen wollte, konnte es auch schon vor 20 Jahren wissen. Aber nach wie vor ungeklärt ist die Frage, wie es mögleich war, dass nahezu alle NS-Blutrichter (und Staatsanwälte) praktisch straflos in die neue österreichische (und westdeutsche) Demokratie übernommen werden konnten und wie es möglich war, dass die Niederschlagung von NS-Straftaten straflos blieb, denn Amtsmißbrauch war immer ein Strafdelikt. Aufzuklären ist daher nicht (wieder) die mißlungene Entnazifizierung, sondern warum der Amtsmißbrauch, der das Unterlaufen der Entnazifizierung ermöglicht hat, nicht verfolgt wurde (und wird).


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Hannes aus dem Burgenland

Man hat ja nur seine Pflicht getan ...


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dernormalewahnsinn
18. Mai 2022, 14:59:39

Die Universität Innsbruck rehabilitiert Christoph Probst, der mit den Geschwistern Scholl hingerichtet wurde, erst 2019!!! ;-)
https://www.uibk.ac.at/public-relations/presse/archiv/2019/1104/

Ihr 350-Jahr-Jubiläum nutzt die Universität Innsbruck nicht zuletzt dazu, sich auch mit den dunklen Seiten ihrer Geschichte kritisch auseinanderzusetzen. Die Involvierung in den Nationalsozialismus wie der ambivalente Umgang damit nach 1945 wird etwa an den nun lokalisierten Fragmenten eines Adolf-Hitler-Mosaiks in der Aula im Hauptgebäude ablesbar. Vor diesem Hintergrund gilt es auch, die problematischen Seiten der universitären Ehrungspraxis zu beleuchten. Und Christoph Probst, Widerstandskämpfer und kurzzeitig Student in Innsbruck, wird im Rahmen einer Gedenkstunde der beiden Innsbrucker Universitäten am 21. Februar rehabilitiert.

Einladung zur Gedenkstunde der Innsbrucker Universitäten:

Zeit: Donnerstag, 21. Februar 2019 um 17 Uhr c.t.

Ort: Aula des Universitätshauptgebäudes, 1. Stock, Christoph-Probst-Platz, Innrain 52




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Christoph Hermann Ananda Probst (* 6. November 1919 in Murnau am Staffelsee; † 22. Februar 1943 in München-Stadelheim)
    ,,Der Volksgerichtshof verurteilte am 22. Februar 1943 im Schwurgerichtssaal des Justizpalastes in München den 24 Jahre alten Hans Scholl, die 21 Jahre alte Sophia Scholl, beide aus München, und den 23 Jahre alten Christoph Probst aus Aldrans bei Innsbruck wegen Vorbereitung zum Hochverrat und wegen Feindbegünstigung zum Tode. Das Urteil wurde am gleichen Tag vollzogen."

– Bericht in der Salzburger Zeitung vom 24. Februar 1943

Am 21. Februar 2019 wurde er im Rahmen einer gemeinsamen Gedenkstunde der Medizinischen Universität Innsbruck und der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck rehabilitiert und seine Exmatrikulation symbolisch rückgängig gemacht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Probst (https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Probst) (21. März 2022)
Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on June 25, 2022, 11:42:26 AM
Quote[...] Anfang 1933 luden die Nationalsozialisten Vertreter der Wirtschaft nach Berlin ein, um sie aufzufordern, für den bevorstehenden Wahlkampf Geld zu spenden. Die Eingeladenen waren erfolgreiche Industrielle und Banker; zu ihnen gehörten Günther Quandt, Friedrich Flick und August von Finck. Nach der Machtübernahme traten sie in die Partei ein und arbeiteten mit dem Regime zusammen. Sie verdienten an der Aufrüstung und bereicherten sich durch Einsatz von Zwangsarbeitern und Raub jüdischer Unternehmen in Deutschland und in den besetzten Gebieten Europas. Warum konnten sie nach dem Krieg nahezu unbehelligt weiterarbeiten? Wie gingen sie mit ihrer Verantwortung für das Unrecht um ...


Aus: "David de Jong: Braunes Erbe" (2022)
Quelle: https://www.perlentaucher.de/buch/david-de-jong/braunes-erbe.html (https://www.perlentaucher.de/buch/david-de-jong/braunes-erbe.html)

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Quote[...] Der Finanzjournalist De Jong erzählt am Beispiel von fünf Unternehmerfamilien – Quandt, Porsche, Flick, von Finck und Oetker –, wie sich deren Chefs Hitler an den Hals geworfen haben. Und er berichtet, wie sich Unternehmenserben bis heute um die Geschichte ihres Erbes herumdrücken, dessen Dividenden sie doch zu gern genießen. Er schildert, wie atemberaubend naiv diese Erben gelegentlich sind, wie zögerlich oder intrigant andere ihre Verantwortung leugnen.

Das hat man alles schon irgendwo ähnlich gelesen, dennoch ist dieses Buch etwas Besonderes: Denn es richtet sich, obwohl es jetzt ins Deutsche übersetzt wurde, gar nicht so sehr ans hiesige Publikum. Es ist geschrieben worden, um Verstrickung, Schuld und Verantwortung der Unternehmer für den Nationalsozialismus auch außerhalb Deutschlands bekannt zu machen.
Wer sich schon in der Vergangenheit mit den Unternehmensgeschichten aus dieser Zeit auseinandergesetzt hat, erfährt nur wenig Neues – die deutsche Übersetzung ist eine Art Einstiegslektüre für Interessierte. Doch hier ist ein Buch, das sehr gut geschrieben (und übersetzt) ist, das an Klatsch und Tratsch aus der Nazi-Zeit nicht spart, und das niemanden überfordert, der vor wissenschaftlichen Büchern mit tausenden von Anmerkungen Respekt hat.

De Jong zieht von den Großvätern, die die barbarischen Möglichkeiten der Nazi-Zeit – Zwangsarbeit, Arisierung, Kriegswirtschaft – nutzten, so etwas wie eine Charakter-Linie zu ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln, die bis heute von diesen Vermögen profitieren. Für die Quandts, die Flicks, die Porsches, die Oetkers und die von Fincks hat De Jong recherchiert, wie sie zu Nationalsozialisten wurden, was sie davon hatten, und wie sie diesen Teil ihrer Biografie nach 1945 abwuschen.
Das taten sie so erfolgreich, dass der Quandt-Enkel Stefan in einem Interview sagen konnte, sein Großvater sei kein überzeugter Nationalsozialist gewesen. Den Erben bescheinigt De Jong eine ähnliche Mentalität: Der Geschichte ihrer Unternehmen stellten sie sich nur, wenn sie von der Öffentlichkeit dazu gezwungen würden.
Nicht alle Unternehmer waren von Anfang an glühende Nationalsozialisten, doch die fünf haben den Aufstieg Hitlers unterstützt und finanziert, und mehr als die meisten anderen haben die fünf Familien bis weit in die Nachkriegszeit davon profitiert.

Die Geschichten De Jongs beginnen nicht im März 1933, und sie enden nicht im Mai 1945. Er erzählt, wie Günther Quandt und Friedrich Flick ihr Vermögen in den chaotischen Inflationszeiten der Weimarer Jahre machen. Er schildert ihre Furcht vor politischen Umstürzen von links.
Er beschreibt, wie der Bankier August von Finck deshalb schon 1931 allzu gerne bereit ist, Hitlers SS mit fünf Millionen Reichsmark unter die Arme zu greifen.
Er rechnet vor, wie Friedrich Flick mal neue Stiefel für einen Aufmarsch der SA bezahlt, mal der nationalsozialistischen Presse finanziell hilft, um dann wieder Geld für den Wahlkampf Hitlers zu geben. Die anderen machen es ähnlich.
De Jongs Fazit: Der Erfolg der NSDAP wäre ohne die Finanzspritzen des alten und neuen Unternehmertums so wohl nicht möglich gewesen.
Die Nazis revanchieren sich großzügig: Die neuen Großindustriellen mehren ihren Reichtum und ihr Geschäft, indem sie das Eigentum jüdischer Geschäftsleute ,,arisieren", das Reich und seine Wehrmacht aufrüsten, Zwangsarbeiter in ihren Dienst zwingen, und sich in die besetzten Gebiete ausdehnen. Sie steigen weiter auf, werden zu den mächtigsten und reichsten Männern Deutschlands.

Es sind dieselben Charaktereigenschaften – Geschäftssinn, Opportunismus, Anpassungsfähigkeit – die ihnen den Neuanfang nach 1945 erleichtern. Die Unternehmer werden kurzzeitig interniert, sie werden entnazifiziert, nur einer von ihnen muss wegen Kriegsverbrechen ins Gefängnis.
Die anderen bekommen ihr Vermögen schnell zurück. Für den Kalten Krieg und das Wirtschaftswunder werden Unternehmer gebraucht, da wollen weder die Westalliierten noch die Politiker der jungen Bundesrepublik genau hinschauen – zumal sich einige der Unternehmensführer auch den neuen Parteien im neuen Land gegenüber wieder ausgesprochen großzügig zeigen.
1970 sind die Herren Flick, von Finck, Quandt und Oetker die reichsten Geschäftsleute Deutschlands. So, als wäre nie etwas gewesen.
De Jong erzählt diese Geschichten akribisch und gleichzeitig spannend. Aus dem verrückten Privatleben der Sippe Quandt-Goebbels wird ausführlich geplaudert, der Reichtum und der legendäre Geiz des Unternehmers von Finck wird farbenfroh illustriert – wie der Mann Hitler in München eine Kunsthalle baut, ohne selbst viel Geld einsetzen zu müssen, ist sogar witzig.
Der Ingenieur Ferdinand Porsche schickt die neuesten Ideen gleich per Depesche an den ,,Führer", und der Chef des Nahrungsmittelherstellers Oetker, Richard Kaselowsky, bietet sich gerne an, die Wehrmacht mit Puddingpulver auszustatten.

David de Jong macht auf Verhaltensmuster aufmerksam, die er bei den Erben wiederfindet. Die wenigsten Unternehmen stellen sich ihrer Geschichte im Nationalsozialismus freiwillig, die allermeisten wurden von der Öffentlichkeit, von Journalisten, von Aktivisten dazu gezwungen – unter anderem auch von De Jong selbst.
Die Ergebnisse dieser Forschung sind in Fachkreisen bekannt, von einer breiten Öffentlichkeit aber werden sie nur selten wahrgenommen. Historikerkommission, Forschungsauftrag, Veröffentlichung, Entschädigung, Stiftung, fertig. Das ist das inzwischen übliche Schema, mit dem Unternehmen Vorwürfen begegnen, sie hätten ihre Nazi-Geschichte immer noch nicht aufgearbeitet. Den wenigsten kann man heute noch vorwerfen, sie kümmerten sich nicht.
De Jong aber liefert keine dröge wissenschaftliche Aufarbeitung, er erzählt Geschichten. Dabei schießt er gelegentlich übers Ziel hinaus. Woher will er wissen, dass Günther Quandt an seine Familiengeschichte denkt, als über dem Potsdamer Sommerhimmel ein Gewitter aufzieht? Was treibt ihn zu vermuten, dass des Unternehmers ,,Gedanken in die Vergangenheit wanderten," als die Reden zu seinem 60. Geburtstag gehalten sind?
Dieses Geraune, vermeintlich Enthüllende stört bei der Lektüre – weil De Jong es gar nicht nötig hätte.

David de Jong - Übersetzt von Jörn Pinnow und Michael Schickenberg
Braunes Erbe. Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen UnternehmerdynastienKiepenheuer & Witsch, 496 Seiten Köln 2022



Aus: "David de Jong: ,,Braunes Erbe": Reich durch Puddingpulver und Zwangsarbeit" Ursula Weidenfeld (21.05.2022)
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/david-de-jong-braunes-erbe-kritik-100.html (https://www.deutschlandfunkkultur.de/david-de-jong-braunes-erbe-kritik-100.html)
Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on July 12, 2022, 12:27:57 PM
"Die Verstrickungen von FPÖ-Politikern in den NS-Juliputsch 1934" Markus Sulzbacher (14. Juli 2022)
An dem Coup der Nazis beteiligte sich auch Robert Haider, der Vater des langjährigen FPÖ-Parteichefs Jörg Haider
https://www.derstandard.at/story/2000137359579/die-verstrickungen-von-fpoe-politikern-in-den-ns-juliputsch-1934 (https://www.derstandard.at/story/2000137359579/die-verstrickungen-von-fpoe-politikern-in-den-ns-juliputsch-1934)

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Quote[...] Sie spielten eine entscheidende Rolle bei der Unterdrückung der Bevölkerung von 1938 bis 1945 und waren wesentlich am Holocaust beteiligt. Österreichische Polizisten schützten die Bevölkerung nicht, sondern halfen dabei, die NS-Diktatur rasch und gnadenlos zu installieren. Doch wie genau vollzog sich die Wandlung der Polizei nach dem sogenannten Anschluss?

Hatten alle Polizisten ihre Hakenkreuz-Armbinden Anfang März 1938 schon im Spind? Was passierte mit jenen, die nicht dem neuen "Führer" dienen wollten? Und wie verfuhr man nach 1945 mit jenen, die als überzeugte Nazis Karriere machten und jahrelang dem Terror dienten? Diesen Fragen will man in Österreich nun auf den Grund gehen.

"Die Polizei in Österreich: Brüche und Kontinuitäten 1938–1945" war der Titel eines Symposiums im Innenministerium Ende Juni, bei dem ein Zwischenstand eines großangelegten Forschungsprojekts präsentiert wurde. Das Innenministerium (BMI) fördert dafür die Untersuchungen international renommierter Wissenschafterinnen und Wissenschafter von Wien bis New York zum Zwecke der Aufarbeitung der düsteren Vergangenheit der Polizei. Angestoßen wurde das schon vom Vorgänger von Innenminister Gerhard Karner, also von Bundeskanzler Karl Nehammer.

Historikerinnen und Historiker der Universität Graz arbeiten hierfür mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK) seit Anfang dieses Jahres eine Geschichte auf, die bisher eigentlich überraschend schlecht beleuchtet war. Dabei kommen auch Namen von Tätern ans Licht, und es werden Akten gesichtet, die seit Ende des Kriegs unangetastet vor sich hin dümpelten. Aber immerhin gibt es sie noch.

"Tausende Akten sind vernichtet worden", erzählte Gerhard Baumgartner vom DÖW beim Symposium entsetzt, "10.000 in den letzten 15 Jahren. Es gilt sicherzustellen, dass damit ein für alle Mal Schluss ist." Auch BIK-Leiterin Barbara Stelzl-Marx betonte, dass es "etwas ganz Besonderes ist, dass das BMI uns jetzt die Möglichkeit gibt, ad fontes zu gehen. Zum Großteil sind das Quellenbestände, die noch nicht im Archiv, noch nicht erschlossen sind." Man gehe zusammen in die Keller von Landespolizeidirektionen, zuletzt in Graz und Innsbruck.

Anhand der Wiener Polizei beschrieb Mark Lewis, Professor an der City University of New York, in seinem Vortrag, wie der Apparat in Österreich ab März 1938 nach reichsdeutschem Vorbild rasend schnell umgebaut wurde. Wie das Wiener Kriminalbeamtenkorps der deutschen Kriminalpolizei einverleibt wurde, illegale Nazis, also Mitglieder der NSDAP in Österreich vor 1938, und ehemalige Putschisten vom Juli 1934 Karriere machten. "Mir fehlt immer der Hinweis, dass die illegale NSDAP eine Terrororganisation mit gleichzeitiger Polizeibeteiligung war", sagte Baumgartner beim Symposium, diese hätte hunderte Anschläge verübt, werde aber von vielen immer noch als "eine Volkstanzgruppe in weißen Sockerl" gesehen.

Otto Steinhäusl, der wegen seiner Beteiligung am Juliputsch im Gefängnis saß, wurde 1938 Polizeipräsident. Die größte Gestapo-Leitstelle des Deutschen Reichs war übrigens in Wien, wie Wolfgang Neugebauer von der Uni Wien erinnerte.

Die "weltanschauliche Schulung" für die Beamten hatte ab '38 ein "beachtliches Themenspektrum", sagte Hans-Christian Harten von der Berliner Humboldt-Uni. An der Polizeischule wurde die NS-Ideologie durch damals moderne Unterrichtsmethoden vermittelt, mit Exkursionen, Schautafeln und Filmbesuchen.

Ein akademischer Kontext sollte die späteren Genozide "legitimieren". Polizisten formten Bataillone gegen Juden und Jüdinnen, Partisaninnen und Partisanen, sie organisierten Deportationen, Umsiedlungen und Massenerschießungen.

Aber es gab auch andere Polizisten in Österreich. "Warte nicht mit dem Abendessen auf mich", sagte Emanuel Stillfried-Rathenitz am 12. März 1938 zu seiner Frau, als die Gestapo ihn in seiner Wiener Wohnung abholte, erzählt Projektleiter Gerald Hesztera aus dem BMI. Stillfried-Rathenitz, ein Polizeibeamter, wurde nach Dachau gebracht.

Schon 30 Jahre lang beschäftigen Hesztera diese und andere Geschichten von denen, die sich keine Hakenkreuzbinde überstreiften. Wie Ludwig Bernegger und Josef Schmierl, die noch am 15. und 14. März 1938 von ehemaligen Kollegen in Linz erschossen wurden. Das Thema sei "sehr emotional" für ihn, sagt Hesztera. Als er als junger Offizier Akten zum Fall Stillfried-Rathenitz fand, habe er sich gefragt: "Wie konnte er solche Illusionen haben, dass er glaubte, er würde die Nazis überleben? Wäre ich auch in meiner Wohnung gesessen und hätte gewartet? Oder wäre ich der Gestapo-Beamte gewesen, der an die Tür klopft?"

1938 verloren immerhin 25 Prozent der mittleren Führungskräfte ihre Posten. Durch Entlassung, frühzeitige Pensionierung – oder sie wurden im KZ umgebracht. Zwölf Prozent waren aber bereits illegale Nazis, 18 Prozent "national eingestellt", 25 Prozent indifferent und rund 45 Prozent Systemanhänger oder eifrige Systemanhänger, recherchierte Hesztera.

Tatsächlich überlebte Stillfried-Rathenitz und wurde nach 1945 der erste Gendarmeriezentralkommandant. Doch Happy End gab es keines. Er wurde aufgrund einer Intrige, der Behauptung, er sei homosexuell, aus dem Amt gedrängt und starb als gebrochener Mann.

"Wir müssen unseren Kollegen beibringen, dass so etwas nicht wieder passieren kann", ist Hesztera überzeugt. Dass künftige Generationen der Polizei die Demokratie schützen und etwa Antisemitismus – wie zuletzt auch auf Querdenker-Demos – erkennen, daran arbeitet Daniel Landau. Der ehemalige Musik- und Mathematiklehrer und begnadete Vernetzer, der zuletzt das Lichtermeer "Yes We Care" initiierte, entwickelte mit dem Antisemitismusexperten Wolfgang Schmutz drei Module für Polizeischülerinnen und Polizeischüler, die nun in die Grundausbildung implementiert werden. Während Corona designten sie auch Online-Formate.

"Eine der wichtigsten Waffen gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, ob Antisemitismus oder muslimischer Rassismus, sind persönliche Begegnungen", weiß Landau, der selbst Sohn eines Holocaust-Überlebenden ist. Deswegen freue es ihn besonders, dass auch die Initiative Likrat der Israelitischen Kultusgemeinde in ein Modul einfließen wird. Im Rahmen von Likrat werden schon seit Jahren junge religiöse Juden und Jüdinnen ausgebildet, um in Schulen zu gehen. Nun gehen sie auch in Polizeischulen. "Die Polizei ist der einzige Berufsstand, der eine so massive Intervention in die Grundausbildung hineinnimmt", lobt Landau.

(Colette M. Schmidt, 10.7.2022)


Aus: "Die Polizei stellt sich ihrer dunklen Geschichte" Colette M. Schmidt (10. Juli 2022)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000137300255/die-polizei-stellt-sich-ihrer-dunklen-geschichte (https://www.derstandard.at/story/2000137300255/die-polizei-stellt-sich-ihrer-dunklen-geschichte)

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M. Bürger
Für viel mehr Demokratie, gegen totalitäre Regime und Faschismus jeglicher Couleur 1

"... dass so etwas nicht wieder passieren kann."

Das ist leider völlig ausgeschlossen. Immer und überall wurden, werden, und werden Unrechtsregime jeglicher Art von der Polizei ebenso unterstützt werden, wie vom Militär, der Justiz, und anderen Menschen in irgendwelchen Machtpositionen. Von ganz oben, bis ganz unten, mit jeweils nur wenigen Ausnahmen, die nicht in der Lage sind, das Unrecht nachhaltig zu verhindern.

Die Hauptursachen sind durchaus nicht in der häufig entschuldigend angeführten Angst um die eigene Sicherheit gelegen, sondern wohl öfter im durchaus typischen Opportunismus. Dieses Übel ist ja auch in unserer heutigen Gesellschaft deutlich zu erkennen. Nur, dass es derzeit meist weniger dramatische Folgen hat. Was sich aber leider wieder ändern kann und wohl auch wird.


Quote
meister0900, Verein faktenbasierte Politik

Die Polizei würde auch heute ein faschistisches Regime stützen: Die Polizei hat uns noch nie vor dem Faschismus beschützt und wird das auch nie machen. Machen wir uns nichts vor.


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Die_Stadtläuferin

Ein Blick auf eine Weltkarte zeigt, dass die Sicherheitskräfte vieler Staaten undemokratische Systeme verschiedenster Arten unterstützen ...


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Avicenna

Wer nicht aus der Geschichte lernt ist dazu verdammt die zu wiederholen
Es ist sehr zu begrüßen, dass die Polizei sich ihrer dunklen Vergangenheit von 1938 bis 1945 stellt und diese durch internationale Spezialisten aufarbeiten lässt. Die Zeit danach ist sicher auch interessant. Gerade in Österreich war es mit der Entnazifizierung ja nicht weit her. Eh. Nazis waren in der Justiz zu finden, als Universitätsprofessoren, als Beamte und als Polizisten. In diesen Ämtern transportierten sie ihre schreckliche Ideologie noch Jahrzehnte weiter.
Ein bisserl früher wäre halt gut gewesen, aber besser jetzt als nie. Hoffentlich werden dann auch Lehren daraus gezogen. Aufgabe der Polizei ist es auch die Demokratie zu schützen und allen autoritären Tendenzen entgegen zu treten. Auch in den eigenen Reihen...


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austromir01

????????

Sich im Jahr 2022 den Taten von 1938 - 1945 zu stellen ist wahrlich kein Ruhmesblatt. Ihr Beitrag wirkt in etwa so wie eine Mutter die ihren 20-jaehrigen Sohn dafür lobt dass er sich zum ersten mal die Schuhe selber angezogen hat.


...
Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on September 14, 2022, 03:05:10 PM
"Wie es sich zu DDR-Zeiten in Prenzlauer Berg und Mitte wirklich wohnte" Susanne Lenz (12.09.2022)
Das Filmfestival Prenzlauerberginale zeigt umwerfende Dokumentaraufnahmen aus den Siebzigern und Achtzigern, die keiner Propaganda dienten.  Der Benzinmangel erweist sich heute, 40, 50 Jahre und einen Systemzusammenbruch später, für Berlin als Glücksfall. Nur 70 Liter im Monat hatten die Filmemacher der SFD monatlich zur Verfügung. Sie drehten also vor allem in der Hauptstadt der DDR. SFD nie gehört? Es ist die Abkürzung für die Staatliche Filmdokumentation der DDR, in deren Auftrag zwischen 1971 und 1986 rund 300 Berichte über den Alltag in diesem Land entstanden. Das Material war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sondern wurde für zukünftige Generationen archiviert, um später einen unverstellten Blick auf eine sozialistische Gesellschaft im Aufbau zu ermöglichen, wie es auf der Webseite der Prenzlauerberginale heißt, die Stephan Müller nun zum sechsten Mal organisiert. Das kleine Filmfestival zeigt am 13. September im Filmtheater Friedrichshain verschiedene Ausschnitte aus SFD-Berichten von 1979 bis 1985 zum Thema Wohnen, die alle in Mitte und Prenzlauer Berg entstanden sind. ...
https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/kino-streaming/dokumentarfilme-zeigen-wie-es-sich-in-der-ddr-im-prenzlauer-berg-und-in-mitte-wirklich-wohnte-li.265534 (https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/kino-streaming/dokumentarfilme-zeigen-wie-es-sich-in-der-ddr-im-prenzlauer-berg-und-in-mitte-wirklich-wohnte-li.265534)


"RBB-Doku "Der heimliche Blick": In den No-Go-Areas der DDR" Von Kurt Sagatz (16.03.2015)
Ein RBB-Film zeigt unveröffentlichte Ausschnitte aus Aufnahmen der Staatlichen Filmdokumentation. Sie zeigen die DDR, wie sie war, nicht wie sie die Staatsführung sehen wollte.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/in-den-no-go-areas-der-ddr-8124658.html (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/in-den-no-go-areas-der-ddr-8124658.html)

Die Staatliche Filmdokumentation (SFD)
https://de.wikipedia.org/wiki/Staatliche_Filmdokumentation (https://de.wikipedia.org/wiki/Staatliche_Filmdokumentation)

Staatliches Filmarchiv der DDR
http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/DR-140-64968/index.htm?kid=815f4cc2-56f9-4cf4-99d3-dd570b8c014c (http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/DR-140-64968/index.htm?kid=815f4cc2-56f9-4cf4-99d3-dd570b8c014c)

Offene Geheimnisse. Die Staatliche Filmdokumentation des DDR-Filmarchivs (1970-1986) [2013]
https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-123784 (https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-123784)

"Die ungeschminkte DDR gefilmt" Heiko Weckbrodt (24. Februar 2015)
https://oiger.de/2015/02/24/die-ungeschminkte-ddr-gefilmt/56584 (https://oiger.de/2015/02/24/die-ungeschminkte-ddr-gefilmt/56584)
Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on October 12, 2022, 08:21:49 AM
Quote[...] Der Bundesnachrichtendienst beschäftigte laut einer Studie nicht nur einzelne NS-Täter. Er warb sie bis in die 1960er-Jahren gezielt an - einige waren zuvor an Mordaktionen beteiligt. Das Kanzleramt ließ den BND gewähren.

10 bis 20 Prozent der Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes hatten Blut an den Händen. Das ist die erschütternde Bilanz der Studie von Gerhard Sälter: "Und das bedeutet nicht, dass diese einfach irgendwo NSDAP-Mitglieder waren, sondern sie haben sich aktiv und zum Teil auch leitend an Mordaktionen beteiligt."

Zehn Jahre forschte der Historiker zum Thema und rekonstruierte akribisch die NS-Biografien von zahlreichen BND-Mitarbeitern. Er sei mit der Frage angetreten: Wie hat das eigentlich passieren können, dass sich in den deutschen Nachrichtendienst einzelne NS-Mörder reinschleichen konnten? Sein Fazit: Da hat sich keiner reingeschlichen, sondern man hatte eine Leitung, die die einfach gewollt hat.

Als Mitarbeiter der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des BND 1945 -1968 durfte Sälter erstmals bisher geheime Akten im BND-Archiv einsehen.

Spätere BND-Mitarbeiter waren demnach an Mordaktionen wie der am 10. Juni 1944 in Oradour-sur-Glane beteiligt: 642 Männer, Frauen und Kinder wurden damals brutal ermordet - eines der größten Kriegsverbrechen im besetzten Frankreich. Mitverantwortlich dafür war Helmut Schreiber,  von 1957 bis 1980 Mitarbeiter des BND.

Er gehörte zum Führungsstab der SS-Division "Das Reich", die 1944 im Süden Frankreichs ihre Blutspur hinterließ. Im Dritten Reich, so Historiker Sälter, galt er als einer jener radikalisierten Weltanschauungskrieger, die für ihre besondere Brutalität bekannt waren. Vor seinem Einsatz in der SS-Division "Das Reich" war Schreiber bei der Totenkopfstandarte 9 im KZ-Buchenwald im Einsatz, nach dem Überfall auf Polen im Getto Lublin, 1941 bei der Einsatzgruppe B in der Sowjetunion. Also bei einer jener Einsatzgruppen, die mordend hinter der Wehrmacht herzogen und Hundertausende von Juden erschossen.

Mehr als 30 spätere BND-Mitarbeiter waren während des Zweiten Weltkrieges bei sogenannten Einsatzgruppen. So wie Gustav Grauer. 1941 war er stellvertretender Kommandeur des Einsatzkommandos 3 der Einsatzgruppe A. Allein diese Gruppe tötete innerhalb weniger Monate mehr als 130.000 Zivilisten im Baltikum, vor allem Juden.

Zu den Opfern gehörten auch die Großeltern von Joram Bejarano: "Ich empfinde da auch Wut, wenn jemand jemanden in eine Position schickt und das weiß, was der eigentlich verbrochen hat, dann macht man sich selbst schon wieder schuldig." Ein Unrechtsbewusstsein aber habe es im bundesdeutschen Nachrichtendienst nicht ansatzweise gegeben, so Historiker Sälter: Da gab es kein Bewusstsein davon, dass es nicht in Ordnung war, Millionen von Juden zu töten oder Massaker in nahezu jedem europäischen Land anzurichten. Das kam einfach gar nicht vor. Und immer, wenn das von außen an sie herangetragen wurde, wurde immer so argumentiert, dass das übertrieben sei, dass das Falschdarstellungen sind.

Reinhard Gehlen, über 20 Jahre Chef der zunächst nach ihm benannten Organisation Gehlen, ab 1956 dann des Bundesnachrichtendienstes, habe nach dem Krieg gezielt ehemalige SS- und Gestapoleute aus dem NS-Terrorapparat angeworben. Gehlen wollte einen Dienst, der "Auslandsgeheimdienst, Inlandsgeheimdienst und politische Polizei mit exekutiven Vollmachten in einer Behörde verschmelzen sollte, die von ihm geleitet wird", sagt Sälter: "Das ist einfach das Reichssicherheitshauptamt." So hieß im Dritten Reich die Terrorzentrale in der Mitte Berlins, die den Holocaust organisierte und für zahlreiche Kriegsverbrechen verantwortlich war.

Ein neues Reichssicherheitshauptamt hätten die Amerikaner, denen der deutsche Auslandsnachrichtendienst am Anfang unterstand, natürlich nie zugelassen. Aber dass nach und nach immer mehr frühere Mitarbeiter aus den NS-Sicherheitsbehörden im Dienst Gehlens eine neue Anstellung fanden, hätten sie nicht verhindert, zum Teil sogar vor dem Hintergrund des aufziehenden Ost-West-Konfliktes billigend in Kauf genommen, meint Historiker Sälter. 

1956 wurde der Nachrichtendienst Bundesbehörde und unterstand fortan dem Bundeskanzleramt. Das hieß, für zahlreiche  BND-Mitarbeiter hätte die Übernahme in den öffentlichen Dienst spätestens dann wegen ihrer NS-Belastung zum Problem werden müssen. Wurde sie aber nicht.

BND-Chef Gehlen habe alle Nachfragen aus dem Kanzleramt stereotyp zurückgewiesen: Es sei nur "ein Prozent, alle entnazifiziert, alle überprüft und alle ok, was vier Lügen sind", berichtet Sälter. Bei fast allen Mitarbeitern sei Gehlen mit diesen Lügen durchgekommen. Das Kanzleramt habe sich damit zufriedengegeben.

Es hätte wegen dieser skandalösen Personalpolitik intervenieren müssen, sagt der Historiker Klaus-Dietmar Henke, Sprecher der Unabhängigen Historikerkommission. Die politische Kontrolle lag beim Chef des Kanzleramtes, Hans Globke. Doch der sei selbst aus dem Exekutivapparat des Dritten Reiches gekommen.

"Er war ein Hauptarchitekt der juristischen Bemäntelung der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden und er war ein Mittäter des Holocaust. Also er war nicht so sehr weit weg von den Leuten, die beim BND beschäftigt waren", so Historiker Henke.

Auch Bundeskanzler Konrad Adenauer griff nicht durch. Weil er den BND für parteipolitische Zwecke benutzt habe und ihn die SPD-Zentrale ausspionieren ließ, so Henke weiter. Diesen Kanal wollte der Kanzler sich nicht verschließen.

Der BND hat als eine der letzten bundesdeutschen Behörden NS-Kontinuitäten in seiner Geschichte aufgearbeitet. Wie die neue Studie jetzt zeigt, waren diese im deutschen Nachrichtendienst größer als in jeder anderen Behörde. Für BND-Präsident Bruno Kahl ist das auch eine ständige Mahnung, dass man da nichts einreißen lassen dürfe.

Der neue Dienst sei jedoch gut gewappnet: "Wir haben ganz hohe Standards bei den Leuten, die wir bei uns einstellen. Die werden sehr genau unter die Lupe genommen. Und dann kann man doch ziemlich viel ausschließen an extremistischen Betätigungen, Bestrebungen oder auch Prägungen."

Historiker Sälter fordert, dass nun auch andere Wissenschaftler mit den Akten forschen können, damit weitere Defizite geheimdienstlicher Tätigkeiten aufgearbeitet werden.


Aus: " Neue Studie: BND rekrutierte gezielt NS-Verbrecher" Christine Rütten, hr (10.10.2022)
Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/bnd-nazi-vergangenheit-101.html (https://www.tagesschau.de/inland/bnd-nazi-vergangenheit-101.html)

Gerhard Sälter (* 1962) ist ein deutscher Historiker, Autor und seit 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Berliner Mauer, der sich mit den Opfern, Tätern, der Rolle des Bundesnachrichtendienstes BND, der Geschichte der Geheimdienste und mit der der DDR-Grenztruppen beschäftigt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_S%C3%A4lter (https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_S%C3%A4lter)
Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on October 19, 2022, 11:10:33 AM
Quote[...] Mit dem Ford Taunus 12 M (G13) präsentierten die Kölner 1952 einen modernen Kompaktwagen, dessen visionäre Ponton-Form bald Nachahmer fand. Aber auch mondänen Glamour bot dieser Taunus: Fords chromglitzernder Weltkugel-Kühler wurde zum Inbegriff des bezahlbaren Luxus.

Sie sind die ewigen Rivalen im Rennen um die Führungsposition bei den Kompaktwagen. Ford und Volkswagen konkurrieren in dieser Disziplin seit Henry Ford II nach dem Zweiten Weltkrieg durch ein klares "No!" das Angebot der alliierten Siegermächte zur Übernahme des kompletten deutschen Fahrzeugbaus ausschlug. Zu altertümlich wirkte auf den US-amerikanischen Konzernlenker bereits damals der Käfer.

Stattdessen wollte Henry Ford II mit in Köln finalisierten Design-Meilensteinen wie dem 1952 eingeführten Taunus 12 M (G13) die deutsche Autolandschaft verjüngen und vorantreiben. Ein Vorhaben, das Ford überraschend erfolgreich gelang, denn die zukunftsweisende selbsttragende Karosserie mit moderner Ponton-Form war ein Paukenschlag.

Zwar gab es bereits einige Ponton-Vorreiter wie Borgward Hansa und Fiat 1400, aber letztlich wurde das Design der Kompaktwagen-Klasse in Deutschland durch die erste Nachkriegsentwicklung vom Niehler Rheinufer geprägt. Dafür nutzten die Kölner internationale Assistenz: Ford-USA gab die Grundform vor, Ford-Frankreich realisierte Prototypen beim Karossier Chausson und Ford-Deutschland übernahm den Feinschliff.

Zu diesen Finessen zählte auch das frische Logo mit den Buchstaben "F-K" für Ford-Köln, das M für "Meisterstück" in der Modellbezeichnung 12 M und eine markante Weltkugel oberhalb des chromglitzernden Grills. Ein Aufwand, der lohnte: Über ein Jahrzehnt blieb der stilprägende Taunus härtester Herausforderer von Opel Olympia/Rekord und VW Käfer. Und er setzte sogar Akzente im Premiumsegment mit Chrom und Cabrio.

Hurra, wir leben wieder: Vor 70 Jahren fanden die Deutschen zurück zu zaghaftem Wohlstand. Das neu eingeführte reguläre TV-Programm gönnten sich 1000 stolze Besitzer eines exorbitant teuren Fernsehgeräts, alle anderen verfolgten die ersten staatstragenden Auftritte der jungen britischen Queen Elizabeth auf den Kinoleinwänden.

Der bundesdeutsche Durchschnittsverdienst lag noch bei bescheidenen 400 Mark im Monat, aber Urlaubsfahrten wurden populär und die Verkehrsdichte nahm rasant zu. München legte 1952 sogar den ersten Zebrastreifen an, schwangen sich doch immer mehr Menschen vom Motorradsattel in Volkswagen Käfer oder Opel Olympia.

Zaghaft aktualisierte Vorkriegskonstruktionen, die plötzlich einen ultramodernen Konkurrenten erhielten: Den Ford Taunus 12 M in glattflächigen Formen, mit großen Fenstern, viel Platz für fünf Passagiere und Gepäck, mit vorderer Einzelradaufhängung und überraschend kleinen Rädern (13 Zoll statt sonst üblicher 15 oder 16 Zoll) zugunsten niedrigen Schwerpunkts und unproblematischer Fahreigenschaften. Auch die vordere Einzelradaufhängung war eine Innovation in der deutschen Mittelklasse. Klar, der 1,2-Liter-Motor war noch ein alter Bekannter aus den 1930ern, aber Ford bereitete bereits ein neues 1,5-Liter-Triebwerk vor, das drei Jahre später unter dem Typencode 15 M reüssierte.

So viel zukunftsweisende Technik aus der Domstadt, die er lange Zeit als Bürgermeister regiert hatte, veranlasste sogar Bundeskanzler Konrad Adenauer zu einem freundlichen Grußwort. Tatsächlich sorgte der Taunus 12 M nicht nur an den Fließbändern für Vollbeschäftigung, er avancierte auch zum globalen Exporterfolg, ganz wie es die Weltkugel am Kühler versprach.

In Ländern wie Schweden setzte er sich gegen parallel verkaufte Ford made in England durch und punktete überdies gegen den Buckel-Volvo im Vorkriegs-Fastbackdesign. Auf rauen Pisten in Afrika und Asien demonstrierte der Taunus Robustheit und in Deutschland gewann er auch Fans im Flottenmanagement von Behörden und Hilfsdiensten. Sogar der ADAC-Pannendienst kaufte den progressiven Taunus als Alternative zum konventionellen Käfer. Im Vergleich zum Volkswagen war der Taunus deutlich kostspieliger, und als auch noch Opel die Preise für den altbackenen Olympia reduzierte, musste Ford einen Joker ziehen: Die mager ausgestattete und günstiger eingepreiste Sparvariante seines "Meisterstücks", den Ford 12.

Letztlich jedoch blieben es die zweitürigen, knapp über vier Meter messenden "M"-Limousinen, mit denen Ford seine Fließbänder auslastete, ergänzt um einen variablen Combi, nutzwertige Kastenwagen, einen Pick-up sowie ein exklusives Cabriolet zu exaltierten Preisen, für die es bei Porsche bereits den legendären Typ 356 gab. Mit diesem breiten Portfolio konterten die Kölner die Produktoffensive der damaligen General-Motors-Tochtermarke Opel, die beim 1953 präsentierten Olympia Rekord plötzlich ebenfalls auf das Pontondesign setzte.

Auch Mercedes ersetzte seine konservativen 170er Typen allmählich durch den neuen 180, natürlich in angesagter Pontonform. Prompt schoben sich die Stuttgarter in der deutschen Zulassungsstatistik vor den "neuen Stern am Autohimmel", wie Werbetexter den Ford 12 M provokativ beschreiben.

Ford Taunus 12 M versus Mercedes 180? Tatsächlich zielten beide Marken mit ihren Basisbaureihen auf dieselbe Klientel, nämlich die gutverdienenden Freiberufler und Gewerbetreibenden. Heute kaum zu glauben, aber 1952 konnten sich nur vier Prozent der Bevölkerung einen Neuwagen leisten, wie Ford in einer Pressekonferenz erklärte. Bei diesen Besserverdienenden war allerdings der Anteil derjenigen, die dann doch gleich einen Ponton-Mercedes (oder auch Opel Kapitän) fürs gesellschaftliche Prestige kauften statt des preiswerteren Ford oder VW, hoch.

Mitte der 1950er Jahre erreichte das durch Steuersenkungen für Industrie, Handel und Landwirtschaft beschleunigte "deutsche Wirtschaftswunder" einen Höhepunkt und modische Möbel im Nierenstil sowie amerikanische Lifestyle-Insignien à la Autos mit Chromglitter und Heckflossen waren gefragter denn je. Ford reagierte auf den Trend mit einem Facelift für den Taunus 12 M, dessen Kühlergrill nun ein "Dollargrinsen" zeigte.

Dagegen sollte der optisch fast baugleiche, aber mit neuem 40 kW/55 PS starkem Vierzylinder vorfahrende 15 M die Wartezeit bis zum Debüt der Mittelklasse 17 M überbrücken und eine Alternative zu 1,5-Liter-Limousinen von Opel, Peugeot oder Borgward bieten.

Innen boten die Taunus-Modelle weiterhin "Wohnkomfort der Weltklasse", wie das Marketing erklärte, außen vermittelten nun neuartige bunte Metallic-Lacke auf Nitro-Zellulose-Basis einen Glanz, wie ihn sonst Straßenkreuzer auf dem Hollywood Boulevard zur Schau stellten.

So viel Vorsprung durch Design ermöglichte dem Ford eine überraschend große Modellkonstanz: Kein neues Kleid im Zwei-Jahres-Turnus wie bei Taunus-Konkurrenten, sondern eine elf Jahre währende Produktionszeit.

Ab 1959 allerdings mit flacherem Dach, größerer Heckscheibe und filigranen C-Säulen und meist mit weißen Seitenstreifen als Premium-Attribut. Nach gut 600.000 Einheiten folgte 1962 der nächste Ford-Schritt: Der 12 M (P4) mit Frontantrieb, aber das ist eine neue Geschichte.

Heute schreibt der Focus die Erfolgsstory der kompakten Ford fort, allerdings nicht mehr lange: Ein vollelektrischer Crossover macht sich bereits startklar, auf Basis der von VW gestellten MEB-Plattform. Ob Henry Ford II dazu "Yes!" gesagt hätte?

Quelle: ntv.de, Wolfram Nickel, sp-x


Aus: "Paukenschlag mit Ponton-Form Ford Taunus 12 M ließ VW und Opel alt aussehen" (19.10.2022)
Quelle: https://www.n-tv.de/auto/Ford-Taunus-12-M-liess-VW-und-Opel-alt-aussehen-article23657627.html (https://www.n-tv.de/auto/Ford-Taunus-12-M-liess-VW-und-Opel-alt-aussehen-article23657627.html)

Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on October 21, 2022, 11:56:21 AM
Stählerne Strassen [DB Industriefilm 1955]
Dieser Film wurde von der Beratungsstelle für Stahlverwendung und von der Deutschen Bundesbahn in Auftrag gegeben und sollte darstellen, für was alles bei der DB Stahlerzeugnisse benötigt werden. Die DB sollte als Stahlgroßverbraucher dargestellt werden, einzelne Stahlhersteller werden dagegen nicht genannt, obwohl hinsichtlich der Drehorte Bochum, Duisburg und die Henrichshütte in Hattingen bekannt sind. Für einen ,,Industriefilm" ist der Streifen bemerkenswert künstlerisch ambitioniert. ...
https://youtu.be/pjmSzpd6k40 (https://youtu.be/pjmSzpd6k40)

Wasser für Lokomotiven [DB-Industriefilm 1957]
Filmbericht aus Norddeutschland über den Rohrleitungsbau zur Dampflokomotiven-Wasserversorgung von Hans Böcker in Zusammenarbeit mit der Tiefbaufirma Friedrich von Hof, Bremen aus dem Jahr 1957 von der Deutsche Bundesbahn. ...
https://youtu.be/DCn55L0N80w (https://youtu.be/DCn55L0N80w)

Die Bahn im Jahre 1958: In großen Zügen - Eine Studie über die arme, reiche Bundesbahn
Eine Dokumentation über die Deutsche Bundesbahn in den 50er Jahren, kurz nachdem der Trans Europ Express auf die Schiene gebracht wurde. Setzt das Staatsunternehmen wirklich alle technischen Möglichkeiten der zeit ein und kann der Spagat zwischen der Verantwortung und den Beschränkungen des Staatsunternehmens und gleichzeitigem wirtschaftlichem Handeln gelingen?
33000 Züge der Bundesbahn verkehren tagtäglich und würde man alle Güterwagons zusammenkoppeln, käme eine Strecke von Hamburg nach Frankfurt zustande. Damit ist die Deutsche Bundesbahn das größte Verkehrsunternehmer der Welt und der Kreislauf der deutschen Wirtschaft. Seit Jahren schreibt dieses Mammutunternehmen rote Zahlen, die einen meinen, es läge an der gemeinwirtschaftlichen Aufgabe, die anderen sehen die Gründe in der behördlichen Struktur des Unternehmens und am zum Teil widersprüchlichen Bundesbahngesetz.
Eine Produktion des Hessischen Rundfunks, 1958
https://youtu.be/kWQH--ubZJU (https://youtu.be/kWQH--ubZJU)

Die aufgehängte Straßenbahn [WDR 1964]
TV-Mitschnitt einer Sendung über die Wuppertaler Schwebebahn in Wuppertal aus dem Jahr 1964: Die wunderbare Schwebebahn in Wuppertal! Der Film von Lutz Dupré von 1964 zeigt ihre Geschichte auf, die Probleme und Widerstände, die überwunden werden mussten. Der größte Erfolg der Schwebebahn ist wohl, dass durch sie Wuppertal weltweit bekannt wurde. Am Ende fragt der Film mit Recht, warum man diese Technologie in anderen Städten nicht übernommen hat beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Denn mindestens bis 1964 schien die Schwebebahn diesbezüglich in eine Sackgasse gefahren zu sein. (Text BR alpha-retro)...
https://youtu.be/Ze0ETTO5v1k (https://youtu.be/Ze0ETTO5v1k)

Ein Tag im Regelzugdienst der Schnellzugdampflok 03 220
Einen Tag lang wird in aller Deutlichkeit, zu Zeiten des Regelzugdienstes, jeder wichtige Vorgang in dieser spannenden Reportage sorgsam dokumentiert: Ausfahrt aus dem Lokschuppen über die Drehscheibe zu den   Lokbehandlungsanlagen,   Bekohlen,   Wasserfassen,   Ölen   der Stangenlager, Sandaufnehmen, Ausschlacken im BwGremberg. Dann verlässt die Lok das Bw Gremberg und fährt zum Lokwechsel-Bahnhof Troisdorf, wo sie den Dm 80 045 über die noch nicht elektrifizierte Siegstrecke zieht. Höhepunkt ist die hautnahe Mitfahrt auf dem Führerstand der 03 220 in voller Aktion.
Diese einmaligen Filmaufnahmen machte ein eisenbahnbegeistertes Fernsehteam im Jahr 1969. ...
https://youtu.be/BIXzyl3S-d8 (https://youtu.be/BIXzyl3S-d8)

Berlin und seine "Elektrische" - Geschichten von der Straßenbahn
Die Straßenbahn war und ist eines der interessantesten und beliebtesten Nahverkehrsmittel in Berlin. Die Geschichten von Straßenbahnern und Fahrgästen über ihre Bahn und ihr Berlin sowie Bilder der Stadt in Schwarz-Weiß und Farbe erzählen davon.
https://youtu.be/G3QBGqkvf6I (https://youtu.be/G3QBGqkvf6I)

West-Berlin - Straßenbahn-Stilllegungen - U-Bahn-Bau - Bus - Auto [ARD-Retro]
Zusammenschnitt TV-Berichte meist aus den 1960'er-Jahren zu Straßenbahn, U-Bahn-Bau, Bus, S-Bahn und sonstiger Verkehr in West-Berlin.
https://youtu.be/mQIhTeCAjfY (https://youtu.be/mQIhTeCAjfY)


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Post by: Link on October 27, 2022, 11:47:26 AM
"Kuba-Krise: Der Tag, an dem ein Mann einen nuklearen Weltkrieg verhinderte" Stephan Kroener (27.10.2022)
Am 27. Oktober 1962 stand die Welt kurz vor einem Atomkrieg. Erst Jahrzehnte später wurde bekannt, dass der sowjetische Offizier Wassili Archipow in letzter Sekunde einen nuklearen Angriff auf die US-Navy abgewendet hatte. ... Das »Gleichgewicht des Schreckens« zwischen den USA und der Sowjetunion sollte die beiden Supermächte davon abhalten, einen atomaren Erstschlag auszuführen. Denn dieser hätte immer auch eine nukleare Vergeltung der Gegenseite nach sich gezogen. Auf menschliche Fehlentscheidungen war dieses Prinzip allerdings nicht ausgelegt. ...
https://www.spektrum.de/news/kuba-krise-der-tag-an-dem-fast-ein-atomkrieg-ausgebrochen-waere/2071227 (https://www.spektrum.de/news/kuba-krise-der-tag-an-dem-fast-ein-atomkrieg-ausgebrochen-waere/2071227)

Die Kubakrise (in der Sowjetunion und im Sprachgebrauch der DDR auch als Karibische Krise, auf Kuba später als Oktoberkrise bezeichnet) im Oktober 1962 war eine Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, die sich aus der Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba im Rahmen des nuklearen Wettrüstens entwickelte.
Die eigentliche Krise dauerte dreizehn Tage. Ihr folgte eine Neuordnung der internationalen Beziehungen. Mit der Kubakrise erreichte der Kalte Krieg eine neue Dimension. Beide Supermächte kamen während dieser Krise einer direkten militärischen Konfrontation und somit einem möglichen Atomkrieg am nächsten. Erstmals wurden daraufhin dessen ungeheure Gefahren einer breiten Öffentlichkeit bewusst. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Kubakrise (https://de.wikipedia.org/wiki/Kubakrise)
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Post by: Link on November 04, 2022, 09:52:26 AM
Quote[...]

Frank Schuhmacher: Benito Mussolini – Konsens durch Mythen

Eine Analyse der faschistischen Rhetorik zwischen 1929 und 1936
Der Diktator Benito Mussolini suchte die Zustimmung und den Beifall der Italienerinnen und Italiener. Seine Rhetorik war aber weniger die eines Manipulators als die eines profunden Kenners der Sehnsüchte und Wünsche seiner Zeit.In der Nachkriegszeit setzte sich das Narrativ durch, dass die italienische Bevölkerung seiner verdeckten Manipulation hilflos erlegen, gleichzeitig aber schon immer gegen den Faschismus und Mussolini gewesen sei. Dass dem nicht so war, Mussolini eine hohe Zustimmung inner- und außerhalb Italiens genoss – auch und gerade weil er in seinen Reden geschickt auf die Meinungen und Wünsche seiner Zeitgenossen einging –, das wird in dieser breit angelegten Propaganda-Analyse detailreich gezeigt. Die Studie geht dezidiert der Frage nach, wie Mussolini Mythen rhetorisch einsetzte, um gesellschaftlichen Konsens zu erlangen und aufrecht zu erhalten.


    Verlag: Brill | Fink
    Genre: keine Angabe / keine Angabe
    Seitenzahl: 416
    Ersterscheinung: 21.10.2022
    ISBN: 9783770567478




Quelle:  https://www.lesejury.de/frank-schuhmacher/buecher/benito-mussolini-konsens-durch-mythen/9783770567478 (https://www.lesejury.de/frank-schuhmacher/buecher/benito-mussolini-konsens-durch-mythen/9783770567478)

"Vor hundert Jahren erfolgte in Italien die Machtergreifung der Faschisten" Rolf Wortmann (28. Oktober 2022)
... Vor hundert Jahren, am 28. Oktober 1922 erfolgte mit dem ,,Marsch auf Rom" die Machtergreifung durch eine neuartige politische Bewegung, die sich ,,fascismo" nannte. Ihr Führer, der ,,duce" Benito Mussolini, wurde zwei Tage später vom italienischen König Vittorio Emanuele III. mit der Regierungsbildung beauftragt. Er herrschte bis zu seinem Sturz am 25. Juli 1943 und überwinterte in einem Restteil des faschistischen Italiens noch bis zum 25. April 1945. Am 28. April wurde er von Partisanen erschossen. Wie der Faschismus ideell auf die Kraft des Mythos baute, so wurde auch die Machtergreifung vor hundert Jahren zum Mythos stilisiert. ...
https://os-rundschau.de/rundschau-magazin/rolf-wortmann/vor-hundert-jahren-erfolgte-in-italien-die-machtergreifung-der-faschisten/ (https://os-rundschau.de/rundschau-magazin/rolf-wortmann/vor-hundert-jahren-erfolgte-in-italien-die-machtergreifung-der-faschisten/)
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Post by: Link on March 15, 2023, 08:19:17 PM
"IG Ausschwitz" (2023)
Ein Vortrag von Dr. Wolfgang Hien über die Rolle der Chemischen Industrie im 3.Reich.
"Chemische Industrie im deutschen Faschismus - ausgewählte Beispiele des Verbrechens"
Eine Veranstaltung des VVN-BdA Bremen am 28.02.2023 im Kokoon Bremen.
https://youtu.be/9S_7G0rulHI (https://youtu.be/9S_7G0rulHI) | http://www.wolfgang-hien.de/ (http://www.wolfgang-hien.de/)

Die I. G. Farbenindustrie AG (I. G. für Interessengemeinschaft), kurz I. G. Farben, heute meist I.G. Farben oder IG Farben geschrieben, entstand Ende 1925 aus dem Zusammenschluss von acht deutschen Unternehmen – Agfa, BASF, Bayer, Cassella, Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Chemische Fabrik vorm. Weiler-ter Meer, Hoechst und Chemische Fabrik Kalle. Die I.G. Farben hatte ihren Sitz in Frankfurt am Main. Sie wuchs in der Zeit des Nationalsozialismus unter anderem durch Enteignungen zum größten europäischen Unternehmen und größten Chemie- und Pharmaunternehmen der Welt.
https://de.wikipedia.org/wiki/I.G._Farben (https://de.wikipedia.org/wiki/I.G._Farben)

Wolfgang Hien (* 1949) im Erstberuf Chemielaborant und langjährig tätig als Industriearbeiter, seit Anfang der 1990er Jahre Arbeits- und Gesundheitswissenschaftler, ist als Forscher, Referent, Berater und vielfacher Buchautor hervorgetreten. Mit seinen sozialhistorisch, medizinsoziologisch sowie biographisch ausgerichteten Arbeiten zu berufsbedingten Belastungen und Krankheiten hat er vor allem in gewerkschaftlichen und betrieblichen Diskussionen Beachtung gefunden.[4] Er lebt und arbeitet in Bremen. Sein bisheriges Hauptwerk Die Arbeit des Körpers. Von der Hochindustrialisierung bis zur neoliberalen Gegenwart erschien 2018 im Wiener Mandelbaum Verlag ist in erweiterter und korrigierter Fassung 2022 neu aufgelegt worden.... Seit 1989 ist Hien in Forschung und Lehre tätig; zwischen 2003 und 2005 war er Referatsleiter für Gesundheitsschutz beim DGB-Bundesvorstand. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Hien (https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Hien)

IG Farben. Von Anilin bis Zwangsarbeit
Zweitauflage des kritischen Handbuches zu dem deutschen Chemie-Konglomerats, dessen skrupelloses Wirken eines der traurigsten Kapitel des II. Weltkrieges darstellt. So machte das Kartell (aus dem in der Nachkriegszeit die Konzerne BASF, Hoechst und Bayer hervorgingen) profitable Geschäfte mit Giftgas und betrieb mit Auschwitz-Monowitz das einzige «werkseigene» Konzentrationslager im nationalsozialistischen Einflußbereich.
https://schmetterling-verlag.de/page-5_isbn-3-89657-461-2.htm (https://schmetterling-verlag.de/page-5_isbn-3-89657-461-2.htm)

Nürnberger Industrieprozesse - IG Farben (15.06.2020)
Während der Nürnberger Industrieprozesse im Rahmen der Nürnberger Nachfolgeprozesse standen 23 leitende Angestellte und Verantwortliche der IG-Farbenindustrie AG vor Gericht. 12 der Angeklagten wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt, während die restlichen 11 aufgrund der Beweislage freigesprochen wurden. Unter anderem wurde den Angeklagten "Versklavung" und "Plünderung" vorgeworfen. ...
https://youtu.be/T647Be3Th0Q (https://youtu.be/T647Be3Th0Q)

"Der Rat der Götter" Regie: Kurt Maetzig, DDR 1950, 111 Minuten
Der Spielfilm orientiert sich am Nürnberger Nachfolgeprozess gegen leitende Angestellte des IG Farben-Konzerns von 1947/48. ...
https://museen.nuernberg.de/memorium-nuernberger-prozesse/kalender-details/rat-der-goetter-1904 (https://museen.nuernberg.de/memorium-nuernberger-prozesse/kalender-details/rat-der-goetter-1904)

Der Rat der Götter ist ein deutsches Filmdrama von Kurt Maetzig nach einem Drehbuch von Friedrich Wolf. Er beleuchtet den Weg des I.G.-Farben-Konzerns von 1930 bis 1948.
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Rat_der_G%C3%B6tter (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Rat_der_G%C3%B6tter)
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Post by: Link on March 29, 2023, 10:06:07 AM
"Kampf um Sichtbarkeit: Fotografie im Holocaust" Michael Bienert (28.03.2023)
Die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem zeigt im Berliner Museum für Fotografie ihre Ausstellung ,,Flashes of Memory. Photography during the Holocaust" erstmals in Deutschland. ... Als das KZ-Außenlager Königs Wusterhausen Ende April 1945 geräumt wurde, begann für den Fotografen Mendel Grossmann ein Marsch ins Ungewisse. Krank und ausgezehrt wurde er knapp vor dem Kriegsende von seinen Bewachern erschossen, mit 32 Jahren. Seine Kamera trug er bis zum letzten Moment bei sich. Ein Foto aus dem Ghetto von Lodz zeigt, wie Grossmann hinter dem Rücken eines Ordners heimlich einen Zug von Menschen fotografierte, die auf ihren Abtransport in ein anderes Lager warteten. In diesem Moment riskierte er sein Leben und das seiner Familie. Der Judenrat von Lodz hatte ihm ausdrücklich verboten, privat Fotos in dem unter deutscher Besatzung eingerichteten Judenghetto aufzunehmen. Dort musste Grossmann mit seiner Familie ab 1940 leben. Der Judenrat ließ aufwändige Mappen mit Statistiken und Fotos erstellen, in der Hoffnung, so die deutschen Besatzer von der Effizienz der Verwaltung und dem wirtschaftlichen Nutzen des Ghettos zu überzeugen. Neben diesen Auftragsarbeiten nahmen Grossmann und sein Kollege Henryk Ross heimlich tausende Fotos auf, die sie vor der Liquidierung des Ghettos im Jahr 1944 vergruben und vor der Vernichtung bewahrten. ...
https://www.tagesspiegel.de/kultur/kampf-um-sichtbarkeit-fotografie-im-holocaust-9554579.html (https://www.tagesspiegel.de/kultur/kampf-um-sichtbarkeit-fotografie-im-holocaust-9554579.html)


Mordka Mendel Grossman was born on 27 June 1913 in Gorzkowice, Piotrków Governorate, Russian Empire (today Poland). He died on 30 April 1945, during the death marches. He was a photographer and worker in the Statistical Department of the Litzmannstadt Ghetto.
https://en.wikipedia.org/wiki/Mendel_Grossman (https://en.wikipedia.org/wiki/Mendel_Grossman)

The Mendel Grossman Gallery - Images from the Lodz Ghetto
http://www.holocaustresearchproject.org/ghettos/grossmangallery/index1.html

Fotografie im Holocaust – Museum für Fotografie Berlin (26. März 2023)
https://www.sister-mag.com/blog/fotografie-im-holocaust-museum-fuer-fotografie-berlin/ (https://www.sister-mag.com/blog/fotografie-im-holocaust-museum-fuer-fotografie-berlin/)

Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on September 12, 2023, 11:56:44 AM
Am 11. September 1973 putschte das Militär in Chile. Der drei Jahre zuvor demokratisch gewählte sozialistische Präsident Salvador Allende nahm sich das Leben, nachdem die Luftwaffe begonnen hatte, den Präsidentenpalast La Moneda zu bombardieren, und Militär in den Palast eingedrungen war. Eine Junta unter der Führung von Augusto Pinochet regierte Chile daraufhin bis zum 11. März 1990 als Militärdiktatur. Er war ein zentrales Ereignis im Kalten Krieg mit ähnlich symbolhafter Bedeutung wie die Revolution in Kuba.
https://de.wikipedia.org/wiki/Putsch_in_Chile_1973 (https://de.wikipedia.org/wiki/Putsch_in_Chile_1973)


"50. Jahrestag: Chile gedenkt der Opfer der Militärherrschaft unter Diktator Pinochet" (12. September 2023)
1973 stürzte General Augusto Pinochet Chiles Regierung mit Unterstützung der CIA. Zum 50. Jahrestag erinnert das Land an Tausende, die ermordet und gefoltert wurden. ... Pinochet hatte Salvador Allende mit Unterstützung des US-Geheimdiensts CIA gestürzt und die Macht in Chile übernommen. Als die Soldaten in den Regierungssitz eindrangen, erschoss sich Präsident Allende mit einer Kalaschnikow.
Mehr als 3.200 Menschen wurden während Pinochets 17-jähriger Herrschaft getötet oder verschleppt und vermutlich auch ermordet. Rund 38.000 weitere Menschen wurden inhaftiert und gefoltert. ... Der Militärputsch spaltet die chilenische Gesellschaft noch immer. Familien der Opfer der Militärdiktatur beklagen, dass viele Verbrechen nie aufgeklärt und die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen wurden.
Pinochet starb 2006 im Alter von 91 Jahren an einem Herzinfarkt, ohne je für die Verbrechen verurteilt worden zu sein. Auch ein halbes Jahrhundert nach dem Putsch ist Chile immer noch gespalten zwischen Befürwortern und Kritikern der Militärherrschaft. ...
https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-09/chile-gedenkt-50-jahrestag-militaerputsch-pinochet (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-09/chile-gedenkt-50-jahrestag-militaerputsch-pinochet)

QuoteArtige Intelligenz

Auch Pinochet hatte Unterstützer oder Gleichgültige aus der Mitte der Gesellschaft auf die er bauen konnte.
Wir haben nichts daraus gelernt.


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"... Man kann die chilenische Geschichte – spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg – nicht verstehen, wenn man nicht die Rolle der USA in ihr betrachtet. Die offizielle und die inoffizielle. Verdeckte Aktionen der CIA gehörten zum Standardrepertoire. Heute ist es Mode, sich lustig zu machen über ,,Verschwörungstheorien".  ..."
Aus: "Putsch in Chile: Die Lektionen des Augusto Pinochet" Arno Widmann (11.09.2023)
https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/putsch-in-chile-die-lektionen-des-augusto-pinochet-92511192.html (https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/putsch-in-chile-die-lektionen-des-augusto-pinochet-92511192.html)

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"BND, Chile-Putsch und viele offene Fragen" Ben Knight hka (05.01.2019)
War Deutschland in den Aufstieg des brutalen Pinochet-Regimes in Chile verwickelt? Das Bundesaußenministerium gibt wenig Auskunft über eine damalige Zusammenarbeit zwischen BND und CIA. ... Details zur Rolle der damaligen deutschen Regierung will das Ministerium [ ] nicht preisgeben. Auch darüber hinaus lehnt die Bundesregierung es ab, zentrale Fragen zur Kooperation zwischen der CIA, die aktiv Pinochets Gruppe unterstützte, und dem BND zu beantworten - "aus Staatswohlgründen", wie es heißt. ... Unter anderem bleiben folgende Fragen unbeantwortet: Wann und in welcher Form war der BND in Chile aktiv? Informierte die CIA den BND über den Putsch, den die USA finanziell und durch ihren Geheimdienst unterstützten? War der BND in irgendeiner Form an CIA-Operationen in Chile beteiligt? Was war der Kern der damaligen deutschen Außenpolitik in Chile, wenn nicht die Menschenrechte?
"Es ist davon auszugehen, dass es dort diese enge Zusammenarbeit (zwischen dem BND und der CIA) gab, und dass diese ideologisch in Westdeutschland durch Antikommunismus legitimiert wurde", sagt Korte. Ob zwischen 1965 und 1995 chilenische Militärangehörige in Westdeutschland ausgebildet wurden, lässt die Bundesregierung ebenfalls offen. ... Die Bundesregierung ist nicht verpflichtet, Geheimdienstdokumente zu veröffentlichen, die jünger als 60 Jahre sind. ... Einen Einblick in die deutschen Beziehungen zu Chile bieten die Antworten des Bundesaußenministeriums auf Kortes Fragen allemal. So zeigen sie, dass der Handel mit Chile im Jahr nach der Machtübernahme Pinochets einen erheblichen Aufschwung erlebte. Die Ausfuhren stiegen 1974 um über 40 Prozent, die Einfuhren um 65 Prozent. ...
https://www.dw.com/de/die-bundesregierung-mauert-zu-bnd-chile-putsch-und-vielen-offenen-fragen/a-46959310 (https://www.dw.com/de/die-bundesregierung-mauert-zu-bnd-chile-putsch-und-vielen-offenen-fragen/a-46959310)

"50 years after Chile's coup, Salvador Allende's grandson speaks about Britain's role in the rise of Pinochet"
In Santiago, Declassified spoke with Pablo Sepúlveda Allende about Margaret Thatcher's friendship with Chile's dictator and how Labour helped him evade justice for crimes against humanity.
JOHN McEVOY and PABLO NAVARRETE (11 September 2023)
https://declassifieduk.org/50-years-after-chiles-coup-salvador-allendes-grandson-speaks-about-britains-role-in-the-rise-of-pinochet/ (https://declassifieduk.org/50-years-after-chiles-coup-salvador-allendes-grandson-speaks-about-britains-role-in-the-rise-of-pinochet/)

"50 Jahre Pinochet-Putsch in Chile: 10 Bücher zum Militärputsch" Sophia Boddenberg (9.9.2023)
Um den Pinochet-Putsch am 11. September 1973 besser zu verstehen, hat die freie Korrespondentin in Chile eine Liste von Buchtipps zusammengestellt.
https://taz.de/50-Jahre-Pinochet-Putsch-in-Chile/!5957725/ (https://taz.de/50-Jahre-Pinochet-Putsch-in-Chile/!5957725/)

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Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on October 16, 2023, 07:46:11 PM
Quote[...] Jeden Tag gibt es durchschnittlich mindestens sieben antisemitische Straftaten in Deutschland. Beim Dachauer Symposium für Zeitgeschichte erforschen Experten heuer den Geschichtsrevisionismus

Mit einem knappen Satz benannte Jens-Christian Wagner in seinem Einführungsreferat beim diesjährigen Dachauer Symposium für Zeitgeschichte eine der Ursachen dafür, dass es in Deutschland einen Rechtsruck gibt: "Das Geschichtsbewusstsein erodiert." Wagner, Stiftungsdirektor der KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und Professor für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, war wissenschaftlicher Leiter der Tagung, die den Titel trug: "Rechter Geschichtsrevisionismus in Deutschland: Formen, Felder, Ideologie". In erster Linie ging es dabei an zwei Tagen um Verfälschungen und Verharmlosungen des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen.

Als "extrem aktuell" angesichts der AfD-Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern hatte zuvor Sybille Steinbacher, Zeitgeschichtsprofessorin an der Goethe-Universität in Frankfurt und Direktorin des Fritz-Bauer-Instituts sowie seit 2012 Projektleiterin der Dachauer Symposien, das Thema der diesjährigen Veranstaltung bezeichnet. Denn von Seiten dieser Partei gebe es immer wieder Forderungen nach Änderungen der Erinnerungskultur, "die Angriffe auf die Demokratie sind", sagte sie gleich zu Beginn bei der Begrüßung der etwa 70 Konferenzteilnehmer.

Wagner schlug in seinem Einführungsvortrag einen Bogen über den Geschichtsrevisionismus von 1945 bis heute. Bereits im Frühjahr 1945 habe die "Schuldumkehr und Schuldabwehr" begonnen. Dabei bezog er sich auf Aussagen über Luftangriffe der Alliierten, die Vertreibung der Deutschen aus Ostgebieten oder die Zwangsbesichtigungen der Konzentrationslager: "Die Volksgemeinschaft war zur Opfergemeinschaft geworden." Wissenschaftliche Erkenntnisse seien immer mehr durch Mythen und Verfälschungen ersetzt worden bis hin zur sogenannten "Auschwitz-Lüge", nach der es eine millionenfache Ermordung von Juden nicht gegeben habe. "Es geht den Rechten darum, den Nationalsozialismus von Schuld reinzuwaschen", so Wagner.

Eine noch neue Form des Geschichtsrevisionismus zeigte Fabian Virchow aus Düsseldorf: Die Verschwörungserzählungen der Corona-Leugner mit ihrer Verharmlosung und Relativierung des NS-Staates, wobei die Bundesrepublik ebenfalls als Diktatur bezeichnet werde, mit Instrumentalisierung der Shoa-Opfer sowie Dämonisierung der politischen Gegner. Hauptsächlich, so Virchow, bestehe die Szene aus Verschwörungsgläubigen, Esoterikern und Rechtsextremisten, die nach Abflauen der Pandemie nahtlos in Putin-Verteidiger übergegangen sei.

Online zugeschaltet aus Frankfurt war Julia Bernstein, Expertin für Antisemitismus. Sie berichtete, wie Traumata von jüdischen Verfolgungsopfern über Generationen weiterleben. "Vertreter der Mehrheitsgesellschaft verstehen oft nicht, warum Juden bei bestimmten Ausdrücken überreagieren." Als Beispiele dafür nannte sie Formulierungen wie "Mischehe", "Sonderbehandlung", "der Zug ist abgefahren" oder "an der Rampe stehen". Es gebe für jüdische Menschen in Deutschland, selbst in dritter oder vierter Generation nach der Shoa eine "Kontinuität der Unsicherheit".

Als gewaltförmigen Geschichtsrevisionismus bezeichnete Imanuel Baumann, der Leiter des Memoriums Nürnberger Prozesse, anhand von Beispielen den Rechtsterrorismus, der jahrzehntelang kaum zur Kenntnis genommen worden sei. Die Anfänge des Rechtsterrorismus hat es bereits zu Beginn der Weimarer Republik gegeben. Schon in der unmittelbaren Nachkriegszeit von 1945 bis 1947 gab es Sprengstoffanschläge auf Entnazifizierungskammern. 1979 versuchte ein Rechtsextremist, die Ausstrahlung einer Holocaust-Fernsehserie zu verhindern, indem er die Sendeanlage Koblenz in die Luft sprengte. Und 1980 wurden in Erlangen der jüdische Verleger Shlomo Lewin und seine Lebensgefährtin von einem Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann aus antisemitischen Motiven erschossen, so Baumann.

Mit einer steilen These stieg der online zugeschaltete Publizist und Fernsehjournalist Arnd Henze in sein Referat ein: "Trump wäre 2016 ohne Bonhoeffer nicht US-Präsident geworden." Denn der Theologe werde von US-evangelikalen Trump-Anhängern als einer der ihren adoptiert und als Widerstandskämpfer gegen das "System" missbraucht, wie das auch die deutschen Corona-Leugner tun. Über die Gefahren, die von rechten Medien ausgehen und die durch das Internet noch weit mehr Verbreitung finden, referierte Justus H. Ulbricht aus Dresden: "Wer über Begriffe herrscht, der herrscht auch über Menschen und Verhältnisse."

In Natascha Strobls Online-Vortrag über die Identitären, zu dem sie aus Wien zugeschaltet war, ging es ausnahmsweise nicht um den NS-Staat, sondern um viel ältere Geschichtsmythen, beispielsweise den Sieg des Franken Karl Martell über die Mauren, die Kreuzzüge oder die Türkenkriege im 16. und 17. Jahrhundert: stets Christentum gegen Islam. Heike Kleffner aus Berlin stellte - ebenfalls am Bildschirm - Statistiken von antisemitischen Straftaten vor. Das Bundeskriminalamt zählte 2022 trotz hoher Dunkelziffer nicht weniger als 2641 Delikte von Körperverletzung bis Volksverhetzung - täglich mindestens sieben. Ihr Fazit: "Offener Antisemitismus ist Bestandteil von Normalität geworden." Maik Tändler vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung zog eine Linie von den 50er Jahren bis heute, indem er den Versuch von Alt- und Neurechten beschrieb, Vergangenheitsbewältigung zu verhindern: Sei es anfangs noch vor allem um die Kriegsschuldfrage gegangen, kam in den 80er Jahren der Holocaust in den Vordergrund, der von Geschichtsrevisionisten angezweifelt wurde.

In der abschließenden, von Sybille Steinbacher moderierten Podiumsdiskussion machte Jens-Christian Wagner klar, dass es für KZ-Gedenkstätten keine Neutralität bei Verstößen gegen die Erinnerungskultur geben dürfe. Er plädierte dafür, nicht zu warten, "dass Besucher in die Gedenkstätten kommen, sondern dass wir rausgehen, auch in den digitalen Raum."


Aus: "Nationalsozialismus:"Das Geschichtsbewusstsein erodiert"" Walter Gierlich, Dachau (15. Oktober 2023)
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/dachauer-symposium-geschichtsrevisionismus-nationalsozialismus-1.6288068 (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/dachauer-symposium-geschichtsrevisionismus-nationalsozialismus-1.6288068)

Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on October 17, 2023, 10:36:39 AM
Quote[...] Der Erste Weltkrieg war gerade elf Jahre lang vorbei, als die Stabilität der ,,Goldenen Zwanziger" ein schnelles Ende nahm. 1929 crashte in New York die Börse und stürzte die Welt in eine Wirtschaftskrise. Schon ein Jahr später waren in der Weimarer Republik mehr als drei Millionen Menschen arbeitslos und ihre Zahl stieg immer weiter.

Die Unzufriedenheit mit der Regierung wuchs, das spiegelte sich in den Wahlergebnissen der Reichstagswahlen wider: 1928 stimmten noch 2,6 Prozent der Wählenden für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), im September 1930 waren es schon 18,3 Prozent. Damit war die NSDAP die zweitstärkste Kraft im Reichstag, weniger als drei Jahre später wurde Hitler Reichskanzler. Die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik war ihren Gegnern nicht mehr lange gewachsen.

Im Oktober 1930 sollte der Schriftsteller Thomas Mann in Berlin eigentlich ein Kapitel seines neuen Romans vortragen, entschied sich aber dagegen. Es waren moralische Gründe, die ihn dazu brachten, stattdessen am 17. Oktober 1930, heute vor 97 Jahren, in der ,,Deutschen Ansprache - Ein Appell an die Vernunft" gegen den aufkommenden politischen Extremismus zu plädieren. Nach einer politischen Analyse fragte er, ob der Fanatismus und damit die ,,Verleugnung der Vernunft" wirklich ,,deutsch" seien und sprach sich für die Sozialdemokratie aus. Seine Worte lösten Tumulte durch anwesende SA-Männer aus. Es war schon die zweite politische Äußerung des Schriftstellers, und es sollte nicht die letzte sein.

Mann verließ seine Heimat 1933, kurz vor Hitlers Machtübernahme. Aus dem Exil in den USA hielt er ab 1940 monatliche Ansprachen im Radiosender der BBC unter dem Titel ,,Deutsche Hörer!": In insgesamt 60 Reden kommentierte er den Kriegsverlauf und die Verbrechen des NS-Regimes, sprach die Deutschen direkt darauf an und fragte: ,,Wisst ihr das? Und wie findet ihr es?" So appellierte er bis 1945 weiter an die Vernunft seiner Hörer:innen.


Aus: "Heute vor 93 Jahren: Ein Plädoyer für die Vernunft" Eine Kolumne von Lili Wolf (17.10.2023)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/heute-vor-93-jahren-ein-pladoyer-fur-die-vernunft-10630666.html (https://www.tagesspiegel.de/wissen/heute-vor-93-jahren-ein-pladoyer-fur-die-vernunft-10630666.html)

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Deutsche Hörer! ist der Titel einer Reihe von 55 Radioansprachen Thomas Manns, die das deutsche Programm der BBC zwischen Oktober 1940 und Mai 1945 meist regelmäßig einmal monatlich ausstrahlte. Hinzu kamen einzelne Sondersendungen sowie eine letzte Ansprache zu Neujahr 1946.
Es handelte sich um fünf- bis achtminütige, pointiert formulierte Reden, in denen der Autor sich mit der politischen Lage Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus befasste, das Kriegsgeschehen kommentierte und mahnende Worte an seine Landsleute richtete. Eine erste Sammlung mit 25 Sendungen wurde 1942 als Buch veröffentlicht, ein zweites Buch umfasste 1955 55 Texte.
Nachdem Thomas Mann in unterschiedlichen Publikationen gegen den Nationalsozialismus warnend Stellung genommen hatte, so in seinem Appell an die Vernunft von 1930, setzte er diese Form von Mahnungen mit den Ansprachen fort.
Seine Reden gehen von der Differenz zwischen den Deutschen (bzw. ihrer Kultur) und dem Nationalsozialismus aus, eine Grundüberzeugung, die sein politisches Denken während des Exils bestimmt hat. Tendenziell zielen sie darauf, den deutschen Hörern diese Differenz bewusst zu machen und sie dadurch zum Widerstand gegen Adolf Hitler zu bewegen. ... Die Fanatisierung vieler Deutscher durch die Propagandareden Joseph Goebbels' und die scheinbare Identifizierung mit dem Nationalsozialismus schienen den Glauben Thomas Manns an die Widerständigkeit der deutschen Kultur bisweilen Lügen zu strafen; in einigen seiner Reden lassen sich mitunter Spuren von Resignation feststellen. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_H%C3%B6rer! (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_H%C3%B6rer!)

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... Eine Naturreligiosität, Elemente des Ausschweifend-Orgiastischen, die romantische Barbarei, wie später in der großen Deutschland-Rede ausgeführt, der Zusammenhang von romantisierender Philosophie und Nationalismus – all diese Motive seien unverkennbar. Und doch frage er sich, ob es wirklich deutsch sei, Politik zum ,,Massenopiat des Dritten Reiches" zu machen, ,,Budengeläut, Halleluja, derwischmäßige(s) Wiederholen monotoner Stichworte." Der Fanatismus und die orgiastische Leugnung der Vernunft seien in der tieferen Wesensschicht des Deutschtums wohl nicht zu Hause.  ... Er habe sie [die Rede] Appell an die Vernunft genannt, als er, seine Natur überwindend, in die politische Arena gestiegen sei, obwohl sie lediglich ein ,,Appell an alles bessere Deutschtum" gewesen sei, wie er im November 1941 in einer der Radioansprachen Deutsche Hörer! betonte. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Ansprache (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Ansprache)

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"Thomas Mann Deutsche Hörer BBC Radioansprachen"
Deutsche Hörer! ist der Titel einer Reihe von 55 Radioansprachen Thomas Manns, die das deutsche Programm der BBC zwischen Oktober 1940 und Mai 1945 meist regelmäßig einmal monatlich ausstrahlte. Hinzu kamen einzelne Sondersendungen sowie eine letzte Ansprache zu Neujahr 1946. ...
https://archive.org/details/Thomas-Mann-Deutsche-Hoerer/Thomas+Mann+-+Deutsche+H%C3%B6rer+3+-+August+1942.mp4
Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on November 01, 2023, 02:04:33 PM
Der Maji-Maji-Aufstand (auch Maji-Maji-Krieg) von 1905 bis 1907 war eine Erhebung der afrikanischen Bevölkerung im Süden Deutsch-Ostafrikas gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Zugleich gilt er als einer der größten Kolonialkriege in der Geschichte des afrikanischen Kontinents.
https://de.wikipedia.org/wiki/Maji-Maji-Aufstand (https://de.wikipedia.org/wiki/Maji-Maji-Aufstand)

Hermann Wilhelm Leopold Ludwig Wissmann, seit 1890 von Wissmann (* 4. September 1853 in Frankfurt (Oder); † 15. Juni 1905 in Weißenbach bei Liezen, Steiermark) war ein deutscher Abenteurer, Afrikaforscher, Offizier und Kolonialbeamter. ... Die aus deutschen Offizieren und afrikanischen Söldnern zusammengestellte ,,Wissmann-Truppe" war die erste deutsche Kolonialtruppe, die einen Landkrieg in Afrika führte. ... Die Art der Kriegsführung wurde von einigen Zeitgenossen – u. a. vom linksliberalen Reichstagsabgeordneten Eugen Richter – als grausam kritisiert. Andere Stimmen in Deutschland feierten Wissmann aufgrund seines militärischen Erfolgs. Das Regiment der nun verstaatlichen Truppe wurde Wissmann nicht übertragen. Er wurde jedoch 1890 zum Major befördert und durch Wilhelm II. in den erblichen Adelsstand erhoben. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Wissmann (https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Wissmann)


Quote[...] In der Region um die Stadt Songea, die Steinmeier besucht, war zwischen 1905 und 1907 ein Aufstand gegen die deutschen Kolonialherren mit brutaler Härte niedergeschlagen worden. Im Verlauf des sogenannten Maji-Maji-Aufstands wurden Schätzungen zufolge bis zu 300.000 Menschen getötet. Der Aufstand gilt als einer der größten Kolonialkriege in der Geschichte des afrikanischen Kontinents.

... Was damals in Tansania geschehen ist, dürfe niemand vergessen, sagte Bundespräsident Steinmeier. Deutschland sei bereit zu einer "gemeinsamen Aufarbeitung der Vergangenheit". In diesem Sinne sagte Steinmeier zu, sterbliche Überreste von Menschen aus der früheren Kolonie nach Tansania zurückzubringen. 

"Was wir wissen, ist, dass damals viele Gebeine aus Ostafrika nach Deutschland gebracht wurden und dort in Museen und anthropologischen Sammlungen lagen – Hunderte, vielleicht Tausende von Schädeln", sagte er. Diese sollen nun zurückgebracht werden. Eine Identifizierung der menschlichen Überreste und ihre Zuordnung sei jedoch schwierig. "Wir werden tun, was in unserer Macht steht", sagte Steinmeier. Man werde sich insbesondere darum bemühen, den Schädel von Chief Songea zu finden.

Bislang hat Deutschland das damalige Vorgehen weder offiziell als Kriegsverbrechen anerkannt, noch sich entschuldigt. Das müsse sich ändern: "Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier muss die 'Ampel' zur politischen wie juristischen Aufarbeitung der deutschen Kolonialverbrechen in Tansania drängen", sagte die Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen (Die Linke). Auf eine parlamentarische Anfrage der Abgeordneten im August schrieb das Auswärtige Amt, der "entsprechende Dialog" mit Tansania sei "noch nicht abgeschlossen".


Aus: "Steinmeier bittet um Verzeihung für deutsche Kolonialverbrechen" (1. November 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-11/frank-walter-steinmeier-tansania-kolonialverbrechen-entschuldigung (https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-11/frank-walter-steinmeier-tansania-kolonialverbrechen-entschuldigung)
Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on January 03, 2024, 01:22:07 AM
Philosoph & Historiker Philipp Blom - Jung & Naiv: Folge 670
... Philipp Blom. Er studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford, wo er 1996 mit einer Dissertation über die Nietzsche-Rezeption und das Rassendenken im Kulturzionismus promoviert wurde. Zuletzt veröffentlichte er das Buch "Die Unterwerfung - Anfang und Ende der menschlichen Herrschaft über die Natur"
Ein Gespräch über Philipps Interesse an der Geschichte und die Zukunft, die aktuelle Krise und die anstehende Klimakatastrophe, unser Unwillen unser Verhalten zu verändern, Vertrauen in Eliten und die Wissenschaft, Wirtschaftswachstum, der Glaube an neue Zaubertechnologien, Kapitalismus, Gier, Überreichtum und der neue Adel, die Krise der Demokratien, die "Rauchende Trümmer"-Theorie, Philipps Kindheit, Zeit in der Waldorfschule, sein Interesse am Judentum, der heutige Krieg in Nahost und der historische Konflikt dahinter, seine Politisierung und der Diskurs mit seiner Frau, Philipps Interesse an der Geschichte der menschlichen Herrschaft über die Natur, der heutige Glaube an den Markt und die unsichtbare Hand, Neoliberalismus, die Geschichte der "Unterwerfung" der Natur, die Aufforderung des Bibelgotts sich die Erde zum Untertanen zu machen ...
https://youtu.be/vqbLpSczJI4 (https://youtu.be/vqbLpSczJI4) (3:35:32)


Philipp Sievert Blom (* 22. Januar 1970 in Hamburg) ist ein deutscher Schriftsteller, Historiker, Journalist und Übersetzer. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Blom (https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Blom)

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Edward Palmer Thompson (* 3. Februar 1924 in Oxford; † 28. August 1993 in Worcester) war ein britischer Historiker und Friedensaktivist. Er gilt als einer der Pioniere einer Geschichte von unten und gehörte mit Christopher Hill und Eric Hobsbawm zu jener Gruppe marxistischer Historiker Großbritanniens, der nach Hans-Ulrich Wehler die englische Geschichtswissenschaft ihren weltweiten Einfluss seit den 1960er Jahren zu verdanken hatte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_P._Thompson (https://de.wikipedia.org/wiki/Edward_P._Thompson)

"Rear Window: A Life of Dissent - The Life and Work of E. P. Thompson"
E. P. Thompson, a British historian, poet, novelist and activist, was a voice of dissent in the dogmatic political environment of 20th century Europe. ...
https://youtu.be/eirT8D28bTk (https://youtu.be/eirT8D28bTk)
Title: [Zur Geschichte (Bruhstuecke) ... ]
Post by: Link on January 21, 2024, 10:57:35 AM
Wladimir Iljitsch Lenin (1870-1924)
https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Iljitsch_Lenin (https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Iljitsch_Lenin)

Salzburger Nachtstudio: Lenin und sein Erbe - 100 Jahre nach Lenins Tod (10. Jänner 2024)
Der Berliner Gewaltforscher und Kommunismusexperte Jörg Baberowski analysiert im Gespräch mit Martin Haidinger das Gespenst Lenin und sein Erbe 100 Jahre nach dessen Tod. ...
https://oe1.orf.at/programm/20240110/746074/Lenin-und-sein-Erbe (https://oe1.orf.at/programm/20240110/746074/Lenin-und-sein-Erbe)

"100. Todestag: Der Mythos vom "guten Revolutionär" Lenin" David Rennert (21. Jänner 2024)
Vor 100 Jahren starb der Gründervater der Sowjetunion Lenin. Von manchen wird er bis heute zur Ikone verklärt, dabei setzte er stets auf Terror und Gewalt. ...  In Lenin – Die Biografie [von den Historikern Verena Moritz und Hannes Leidinger] (Residenz-Verlag) wird der Lenin-Mythos detailreich seziert und akribisch freigelegt, wie diesem Mann das Unwahrscheinliche gelingen konnte: Lenin wurde nur 53, verbrachte Jahre in Haft, Verbannung und Exil – und veränderte gegen Ende seines Lebens die Welt scheinbar plötzlich und für immer. ... Verena Moritz, die für das Buch Originalquellen aus russischen Archiven ausgewertet und sich tief in Lenins eigene Schriften hineingegraben hat, attestiert dem russischen Revolutionär einen ungeheuren Fanatismus. "Lenin war wirklich ein Besessener, der manisch auf diese Revolution hingearbeitet und alles darauf ausgerichtet hat. Dabei hat er Gewalt stets als etwas Gestaltendes gesehen, etwas, womit man Geschichte macht", sagt Moritz. Um seinen Werdegang zu verstehen, dürfe man nicht erst bei der sogenannten Oktoberrevolution 1917 einsteigen, dem gewaltsamen Sturz der russischen Regierung durch die von Lenin angeführten Bolschewiki. ...
https://www.derstandard.at/story/3000000203902/der-mythos-vom-guten-revolutionaer-lenin (https://www.derstandard.at/story/3000000203902/der-mythos-vom-guten-revolutionaer-lenin)

Rezensionsnotiz Die Tageszeitung, 20.01.2024:
Mit allerlei Lenin-Mythologie räumen Verena Moritz und Hannes Leidinger in ihrer Biografie auf, freut sich Rezensent Robert Misik. Das Autorenduo konzentrieren sich entgegen heutiger Gewohnheiten auf den intellektuellen Werdegang Lenins, der immer noch oft als Genie gefeiert oder als Gegenpol zum stalinistischen Terror uminterpretiert wird, so der Rezensent. Entlang des Buchs zeichnet Misik Lenins Lebensweg nach, vom Hass auf das Zarentum über die Hinwendung zum Marxismus und die Zeit im Exil. Lenin entwickelt in seinen Schriften ein entmenschlichendes Vokabular, lernt Misik aus dem Buch, er war jovial, aber auch ein Erbsenzähler, uncharismatisch, und seine herrschaftskritische Staatstheorie lief auf eine Legitimation von Gewaltherrschaft heraus. Die Lenin-Idealisierungen halten einer kritischen Relektüre, wie Moritz und Leidinger sie leisten, nicht stand ...
https://www.perlentaucher.de/buch/hannes-leidinger-verena-moritz/lenin.html (https://www.perlentaucher.de/buch/hannes-leidinger-verena-moritz/lenin.html)

Dokumentation: Lenin, Stalin und der Große Terror - Die Geschichte der Sowjetunion | MDR DOK (05.04.2023)
https://youtu.be/iP2U2sv9tqM (https://youtu.be/iP2U2sv9tqM)