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[Selektive Wahrnehmung, Herrschaft, Indoktrination... ]

Started by Textaris, June 25, 2005, 06:34:46 PM

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Textaris(txt*bot)

QuoteSelektive Wahrnehmung bezeichnet die Fähigkeit Muster zu erkennen, einen grundlegenden Mechanismus des menschlichen Gehirns. Das Gehirn ist ständig auf der Suche nach Mustern, um neue Informationen in bereits vorhandene besser eingliedern zu können. Dabei ist die selektive Wahrnehmung die, meist unbewusste, Suche nach einem bestimmten Muster.

Quelle: http://www.enzyklopaedie.org/Selektive_Wahrnehmung

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QuoteIndoktrination (von lateinisch: doctrina - "Belehrung") bedeutet die gezielte Manipulation von Menschen durch Informationen um ideologische Absichten durchzusetzen oder Kritik auszuschalten.

Dabei geht es insbesondere um Propaganda, aber auch in autoritären Erziehungformen kommt es durchaus zu Indoktrination. Die Form der Informationsdarbietung ist hier einseitig verzerrt, der Ideologie widersprechende Angaben werden nicht gegeben und es wird versucht, Informationen zu zensieren. Dabei sind die Möglichkeiten, ein entsprechendes Informationsmonopol über eine große Menschenmenge zu erreichen, vor allem in Diktaturen gegeben. Aber auch eine unkontrollierte Monopolisierung der Massenmedien befördert Indoktrination.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Indoktrination

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Quote[...] Lisa Wilkinson, die Moderatorin einer täglich ausgestrahlten TV-Show in Australien, beklagte sich vor gut einem Jahr darüber, dass sich die Zuschauer zu oft mit ihrer Kleidung beschäftigten. Ihre Fähigkeiten als Fernsehjournalisten dagegen wurden nicht beachtet. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) in ihrer Online-Ausgabe. Der Ko-Moderator Karl Stefanovic beschloss daraufhin, täglich den gleichen Anzug zu tragen – was offensichtlich keiner der Zuschauer bemerkte. Für ihn steht nun fest: "Frauen werden viel härter danach beurteilt, was sie anziehen", zitiert ihn die FAZ.

... Welche Wahrnehmungsfehler es gibt, hat Dr. Axel Schweickhardt im Personalmagazin aufgezeigt. Dazu zählt die bereits angesprochene selektive Wahrnehmung: Wir nehmen also bestimmte Dinge wahr und andere nicht – abhängig vom persönlichen Erfahrungsschatz. Außerdem entstehen Fehler bei der Projektion: Dabei werden eigene Eigenschaften auf den anderen übertragen. "Ist uns eine Person in einem wichtigen Merkmal ähnlich, übertragen wir gerne auch weitere eigene Eigenschaften auf diese Person", erläutert Schweickhardt.

Auch den Halo-Effekt sollte man bedenken: Dieser macht sich bemerkbar, wenn man eine besondere Eigenschaft des Gegenübers alle weiteren geradezu überstrahlt. Beispielsweise werden attraktive Menschen als intelligenter eingeschätzt. Auch passiert es häufig, dass Wahrnehmungen mit Bewertungen und Eigenschaften verknüpft werden – zum Beispiel ein konservativer Kleidungsstil wird mit Gewissenhaftigkeit verbunden.

...


Aus: "Weil wir nicht sehen, was es zu sehen gibt" (10.12.2014)
Quelle: https://www.haufe.de/personal/hr-management/wahrnehmungsfehler-weil-wir-nicht-sehen-was-es-zu-sehen-gibt_80_285354.html

Textaris(txt*bot)

#1
Quote[...] "Die Frage ist, welche [Gedanken] werden aufgenommen und welche abgedrängt?

[...] Ich bin noch heute den Menschen dankbar, die die französische Revolution und auch die späteren gemacht haben, weil durch sie auch Denkbeschränkungen abgeworfen wurden.

[...] Gestaltung kann Konventionen transportieren. Konventionen im Sinne von "das hat man früher so gemacht, das machen wir jetzt auch so". Nachplappern statt eigener Erkennntis. Besonders nachdenklich machen mich Aussagen wie: "ich bin so erzogen worden..."

Aus einem Vortrag von Erwin Herzberger (2002)
Quelle:  http://www.stuttgart.de/stadtbuecherei/druck/oc/herzberger.htm

QuoteSelektive Wahrnehmung bedeutet, dass die wahrnehmende Person nie die ganze Wirklichkeit, die sie umgibt, aufnimmt, sondern sich Ausschnitte unbewusst daraus auswählt. Die Auswahl wird gesteuert durch Erlebnisse, Erfahrungen, Einstellungen, Interessen, sozialen Status.

Behaviorismus:
Anhänger dieser 1913 in USA gegründeten Schule sind der Auffassung, dass Verhalten und Eigenschaften des Menschen ausschließlich von der Umwelt bedingt und objektiv nur über Methoden der Beobachtung von außen ergründbar sind.


Intrinsisch:
Von innen her, aus eigenem Antrieb durch Interesse an der Sache erfolgend, durch in der Sache liegende Anreize bedingt.

Intuition:
Eingebung; Einfühlungsvermögen, "innere Stimme"; jemand begreift etwas unmittelbar, ohne langen Gedankengang, er hat einen passenden "Gedankenblitz".

Motivation:
Umfasst bewusste und unbewusste Faktoren, auf Grund derer wir handeln. Darunter werden meist psychische Vorgänge wie Antrieb, Streben, Bedürfnisse, Triebe, Wille, Interessen, Werte oder Einstellungen verstanden. Der Begriff ist eine gedankliche Konstruktion (hypothetischer Begriff). Bedingungen, Intensität, Qualität und Richtung des Verhaltens eines Menschen sollen damit erfasst werden. Verschiedene psychologische Theorien beschreiben einzelne Beweggründe, die als Motivationen für Handlungen angesehen werden können, z.B. Leistung, Bedürfnisse, Interesse, Selbstbestimmung. Unterschieden wird meist in primäre (z.B. Hunger) und sekundäre (z.B. Reichtum), in intrinsische und extrinsische Motivation. Dabei liegt das zugrunde liegende Motiv einmal in der Person, das andere Mal außerhalb der Person oder wird durch eine fremde Person bestimmt z.B. durch Belohnung oder Strafe.

Quelle: http://www.commonsense-institut.de/lexikon.html

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QuoteZu Herrschaft und Indoktrination:
    * Nicht nur Entpersönlichungsfunktion, sondern auch Mechanismus zur Reduktion von Komplexität: Organisation engt Verhaltensmöglichkeiten der Individuen ein -> Entlastung von Komplexität und Unsicherheit.

Zur Kommunikation:
    * Selektive Infomationen über spezifische, formalisierte Kommunikationskanäle bewirken Einschränkung der Entscheidungsprämissen.
    * Unsicherheitsabsorption auf allen Ebenen:
    * aus mehrdeutigen Informationen werden eindeutige Schlußfolgerungen gezogen und kommuniziert
    * Vorentscheidungen
    * verleiht erheblichen Einfluß, da Korrektheit der Schlußfolgerung nicht von den Empfängern überprüft werden kann.

[Bruchstück aus: "Kap.5 Die verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie (VET)" aus "Organisation" (?) von Prof. Kieser / Quelle [FundOrt]: http://private.addcom.de/Taste-of-Mystic/data/uni/bwl/organisation/theorien/html/kap5.htm]

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QuoteAn einer Definition des Begriffes Geist haben sich schon viele versucht. Es wurden viele Bücher über den Begriff Geist geschrieben. Ein neueres, dickes Buch stammt von dem Engländer Gilbert Ryle . Der Titel lautet "Der Begriff des Geistes" und es ist als Nr. 8331 in der Reclam Universalbibliothek erschienen. Ich habe es noch nicht vollständig gelesen. Mich stört an diesem Buch allerdings, daß in ihm keine Auseinandersetzung mit dem Begriff Information erfolgt. In dieser Hinsicht sind meines Erachtens die meisten Bücher umzuschreiben, die zum Thema Geist geschrieben wurden.

Wenn man die Definitionen der Informationstheorie als banal oder als rein quantitativ abtun möchte und meint, diese hätten keinen Einfluß auf das, was man bisher als "geistig" eingeordnet hat, so läuft man meines Erachtens Gefahr, wieder einmal von den vermeintlich exakten, weil Zahlen und Formeln gebrauchenden Wissenschaften eines wichtigen Feldes beraubt zu werden.

[...] Geist ist strukturierte Materie oder Energie. Man kann auch sagen: Geist ist geformte, gefaltete oder auch kompliziert angeordnete Materie oder Energie. Außerdem kommt oft noch der Faktor Zeit dazu . Denn die Struktur von Materie und Energie befindet sich ja oft in Bewegung von einer Form in die andere.

Für den Begriff Geist lassen sich darüber hinaus vier Bedeutungsebenen angeben, die teilweise ineinander übergehen :

    * Geist im weitesten Sinne = unbelebter Geist = Information
          o als Struktur der Materie oder der Energie
          o als Gesamtheit der Naturgesetze und Ordnungen, wie sie sich hinter den Abläufen der unbelebten Natur verbergen.
    * Geist im engeren Sinne = belebter Geist
          o als biologische Information, wie sie im Erbgut oder in den Eiweißmolekülen verborgen ist und als die Fähigkeit eines Lebewesens auf niedriger Ebene ohne Nervensystem auf Umweltreize zu reagieren.
    * Geist im menschlich-tierischen Sinne = Geist in Nervensystemen
          o als Gesamtheit aller Informationen und Funktionen unseres Nervensystems, teilweise auch des Hormonsystems.
    * Geist im kulturellen Sinne = Geist aller Menschen
          o als Gesamtheit aller Informationen, die in unseren Köpfen und in all unseren Kulturspeichern existiert ( Bücher etc )

[...] Vielen wird diese Definition zu breit angelegt sein.

Sie werden sagen: Geist ist nur die Information, die in Nervensystemen steckt oder verarbeitet wird.

Auf den Menschen konzentriert heißt es dann bei Vielen noch enger: Geist ist nur die Information, die in einem menschlichen Nervensystem steckt oder verarbeitet wird.

Oder man kann die Grenze noch enger ziehen und sagen : Geist ist nur die Information, die von einem menschlichen Nervensystem bewußt verarbeitet wird.

[...] der allgemeine Sprachgebrauch erkennt durchaus an, daß in einem gesprochenen Satz oder in einem Buch Geist stecken kann. Auch gibt es einen Zeitgeist.

Hier sind also mindestens die Ebenen 3 (= Nervengeist) und die Ebene 4 (= Leistungen und Produkte des menschlichen Geistes) als zutreffend anerkannt.

         Im Gegensatz zur reinen Informationsmenge werden die meisten Menschen unter Geist aber immer nur sinnvolle Information verstehen. Geist hat also immer etwas mit Informationsqualität, mit Sinn und Bedeutung zu tun. Reine Unsinns- oder Zufallsinformation wäre "geistlos".

Bruchstücke aus: "Geist  Definition des Begriffes" von Reiner Hoffmann 
Quelle: http://home.t-online.de/home/0926161717-0001/2geist.htm (Link nicht mehr gültig)

Textaris(txt*bot)

#2
Quote[...]  Auf der Fachtagung begrüßte Amtschef Duppler denn auch den Ex-Generalleutnant Grätz, einst Vize des letzten SED-Verteidigungsministers Horst Keßler, als alten Bekannten und mit warmen Worten. Grätz' Anwesenheit zeige das gewachsene Vertrauen zwischen den Zeitzeugen und dem Bundeswehr-Forschungsinstitut, so Duppler nach der Erinnerung mehrerer Teilnehmer. Das sei ein Beitrag zur viel beschworenen inneren Einheit Deutschlands, auf den man sehr stolz sei.

Vorbei mit der Höflichkeit war es dann allerdings nach dem Referat des Historikers und Publizisten Roman Grafe über die Grenztruppen der DDR. Grafe, der als Journalist jahrelang die Mauerschützenprozesse begleitet hat und Autor eines viel beachteten Buchs über die innerdeutsche Grenze ist, mochte dem Auditorium den Hinweis nicht ersparen, dass der "Kollege" (so ein Moderator) Grätz wegen Beihilfe zum Totschlag an dem Mauerflüchtling Lutz Schmidt rechtskräftig zu 15 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden sei.

"Der Totschläger sitzt in der ersten Reihe", klagte Grafe vom Podium den Schmusekurs des MGFA gegenüber den ehemaligen DDR-Verantwortlichen an. "Es herrschte Totenstille", erinnert sich Peter-Joachim Lapp, ehemaliger Deutschlandfunk-Redakteur und renommierter DDR-Forscher, an die Situation: "Alle waren entsetzt." Erregt sei dann MGFA-Forschungsdirektor Professor Hans-Erich Volkmann aufgesprungen, so übereinstimmend Zeugen: Ausfälle gegenüber Teilnehmern werde er als Veranstalter nicht zulassen; er entschuldige sich ausdrücklich für die Äußerungen Grafes.



Aus: "Geistige Wiedervereinigung der Militärs scheint vollendet" (SPIEGEL ONLINE - 19. April 2003: Hans Michael Kloth, Eklat bei Bundeswehr-Institut. "Der Totschläger sitzt in der ersten Reihe")
Quelle: http://www.havemann-gesellschaft.de/info157.htm



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Quote[...] Roman Grafe (* 1968 im Nordosten der ehemaligen DDR) ist ein deutscher Autor und freier Journalist.

Roman Grafe wurde 1968 in der damaligen DDR geboren. Nach einigen erfolglosen Versuchen gelang es Grafe im Januar 1989 in die Bundesrepublik Deutschland überzusiedeln. Anschließend studierte er Journalistik an der Journalistenschule St. Gallen in der Schweiz. Seit 1993 arbeitet Grafe als Autor und freier Journalist u. a. für die ARD und die Süddeutsche Zeitung. Seine Bücher behandeln vor allem die Geschichte der Innerdeutschen Grenze und die Prozesse gegen die Mauerschützen und ihre Befehlsgeber.

[...] Das Landgericht Berlin untersagte Roman Grafe und dem Siedler-Verlag mit Urteil vom 2. Februar 2006 die weitere Verbreitung des Buches Deutsche Gerechtigkeit. Der ehemalige Politoffizier der DDR-Grenztruppen Sven Hüber, der heute in gehobener Position bei der Bundespolizei tätig ist, hatte gegen das Buch geklagt. Er hatte sich auf den Schutz seiner Anonymität berufen und argumentiert, es gebe kein öffentliches Interesse an der Nennung seines Namens.

Dem Kläger wird in dem Buch indirekt eine moralische Mitschuld am Tod von Chris Gueffroy vorgeworfen. Gueffroy ist das letzte Opfer, das durch Waffeneinsatz an der innerdeutschen Grenze ums Leben kam.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) veröffentlichte im Dezember 2006 einen Aufruf, in dem gegen ein Verbot des Buches protestiert wurde. Zu den 45 Unterzeichnern gehörten etliche Prominente, u. a. Wolfgang Thierse, Wolf Biermann, Erich Loest und Ralph Giordano, aber auch Wissenschaftler, Juristen und Polizeibeamte. Die Verbreitung dieses Protestschreibens wurde der IGFM kurz darauf gerichtlich untersagt; ebenso (am 19. Dezember durch das Landgericht Berlin) der Robert-Havemann-Gesellschaft, die den Aufruf übernommen hatte.[1]

Im März 2007 wurde das Urteil in der Berufung vom Kammergericht Berlin aufgehoben.[2][3] Der Bundesgerichtshof (BGH) lehnte im September 2007 eine Beschwerde Hübers gegen die Nichtzulassung der Revision ab. Hüber hat gegen diese Entscheidung eine Anhörungsrüge erhoben, über die noch nicht entschieden ist. Laut Süddeutscher Zeitung wird er in dem Rechtsstreit von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) finanziell unterstützt.[4]


Aus: "Roman Grafe" (10/2007)
http://de.wikipedia.org/wiki/Roman_Grafe

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Quote[...] Berlin (Deutschland), 20.03.2007 – Das Berliner Kammergericht hat am Montag die namentliche Nennung eines früheren Offiziers der DDR-Grenztruppen für zulässig erklärt und ein anders lautendes Urteil des Berliner Landesgerichts vom 2. Februar 2006 aufgehoben. Hintergrund ist die Klage des Vorsitzenden des Hauptpersonalrats der Bundespolizei, Sven Hüber, gegen den Journalisten Roman Grafe, der 2004 in seinem Buch ,,Deutsche Gerechtigkeit. Prozesse gegen DDR-Grenzschützen und ihre Befehlsgeber" erwähnt hat, dass Hüber 1989 als Politoffizier im Berliner Grenzregiment 33 (Treptow) diente. In dem Abschnitt über Hüber wurde von der Erschießung Chris Gueffroys am 6. Februar 1989 berichtet. Gueffroy war das letzte Opfer, das durch Waffeneinsatz an der innerdeutschen Grenze ums Leben kam.

Grafe gibt Hüber in seinem Buch indirekt eine moralische Mitschuld am Tod des DDR-Flüchtlings. Hüber klagte vor dem Landgericht Berlin gegen die Verbreitung des Buches. Hüber wies eine Mitverantwortung für die Ermordung Gueffroys von sich und berief sich auf den Schutz seiner Anonymität. Es gebe, so Hüber, kein öffentliches Interesse an der Nennung seines Namens. Das Berliner Landgericht folgte der Argumentation Hübers und untersagte mit Urteil vom 2. Februar 2006 dem Siedler-Verlag die weitere Verbreitung der Publikation. Mit der gleichen Begründung wurde der Süddeutschen Zeitung eine Berichterstattung über das Verfahren untersagt. Verlag, Autor und Süddeutsche Zeitung hatten gegen das Urteil Berufung eingelegt und haben jetzt vom Kammergericht Recht bekommen.

Laut einem Bericht der Südthüringer Zeitung ließ Richter Stefan Neuhaus bei dem Verfahren keine Emotionen aufkommen. ,,Wir haben die Sache vorberaten", eröffnete er die Verhandlung. Es bestehe die Tendenz, das Urteil zu ändern und die Klage abzuweisen. Sven Hüber erschien nicht vor Gericht. ,,Der Kläger", teilte Anwalt Johannes Eisenberg mit, ,,befindet sich seit dem 12. März in Übersee." Am Nachmittag erging das Urteil. Eine Revision ist nicht zugelassen.


Aus: "Kammergericht stärkt Pressefreiheit" (Artikelstatus: Fertig 13:34, 20. Mär. 2007 (CET))
Quelle: http://de.wikinews.org/wiki/Kammergericht_st%C3%A4rkt_Pressefreiheit

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Sven Hüber, Funktionär bei der Gewerkschaft der Polizei und ehemaliger Politoffizier der DDR-Grenztruppen, prozessiert wegen der Preisgabe seiner Vergangenheit in verschiedenen Medien. Autor Roman Grafe, dessen Buch im Zusammenhang mit der Causa nicht mehr verbreitet werden konnte, schildert seine Sicht auf den Fall. sueddeutsche.de dokumentiert seine Erinnerungen.

Quote[...] Das Schulfernsehen der ARD widmete Hübers Leben in der DDR 2002 eine ganze Sendung: Sven als Baby, im Kindergarten, bei der Jugendweihe, als Grenzsoldat. Sein "erstes Leben" nennt es der Zeitzeuge Hüber. Schließlich: Hüber in seinem schicken Büro im Innenministerium und beim Biertrinken mit Bundesinnenminister Schily.

Der Beitrag vermittelt den Eindruck, Sven Hübers Laufbahn sei geradezu zwangsläufig gewesen, da er als Heranwachsender einer totalen Indoktrination nicht entkommen konnte und keinerlei Zweifel an dem ihm vermittelten Weltbild hatte: "Die ostdeutschen Kommunisten sind von ihrer Politik überzeugt. (...) Sven Hüber ist überzeugt. (...) Die Partei ist von ihm überzeugt." Dabei wird verdrängt, dass Millionen andere Menschen in der DDR genauso indoktriniert worden waren, ohne eine solche Karriere anzustreben und sich sogar bewusst vom SED-Staat abwendeten.

Der Beitrag unterschlägt die Tätigkeit Sven Hübers als Politoffizier im Grenzregiment 33 und somit seine herausragende Verantwortung beim Durchsetzen des "ideologischen Schießbefehls" (Zitat Landgericht Berlin im Urteil gegen die SED-Führung wegen der Tötung Chris Gueffroys).

Als Jugendinstrukteur des Regiments war Sven Hüber (für ein doppeltes Facharbeitergehalt) mitverantwortlich für die Erziehung "zum tiefen Klassenhass gegen die Feinde des Sozialismus" sowie für "die Ausprägung der Bereitschaft, jeden Befehl widerspruchslos zu erfüllen".

Der Beitrag verschweigt auch die leicht zu recherchierende Tatsache, dass Hüber schon in seiner Diplomarbeit (1987) ein umfangreiches "klassenmäßig geprägtes Feindbild" aufgebaut hatte, zur "politisch-moralischen Vorbereitung der Angehörigen der Grenztruppen der DDR auf den Grenzdienst". Dabei bezeichnete er das mörderische DDR-Grenzregime als legitim. Das Thema der Arbeit war sein späterer Arbeitgeber: "Der Bundesgrenzschutz als Instrument imperialistischer Macht- und Herrschaftssicherung".

Aus der Konfrontationsstrategie der BRD resultiere der "aggressive und reaktionäre Charakter" des Bundesgrenzschutzes. (Er habe die Arbeit "allein zum Zwecke der Erlangung des Diploms gefertigt, ohne davon, was er da geschrieben hat, inhaltlich überzeugt zu sein", sagt Hüber heute über die Hetzschrift. Und dass er "selbstverständlich derartige Auffassungen für falsch hielt".)

[...] Nachdem Sven Hüber seine Kritiker mit Hilfe des Berliner Landgerichts flächendeckend zum Schweigen gebracht hat, wagt das ARD-Magazin "Kontraste" im März 2007 einen Beitrag mit dem Titel: "Kein Name, kein Gesicht - warum die DDR-Geschichtsschreibung nicht von Gerichten zensiert werden darf". Autor Benedict Mülder lässt Hüber mit Gesicht und vollem Namen erscheinen.

Wenige Tage darauf macht das Berliner Kammergericht dem Zensur-Spuk ein Ende: Herr Hüber sei durch die Buch-Veröffentlichung "nicht aus der Anonymität hervorgezogen worden", er sei selber durch Fernsehauftritte und Vorträge ans Licht der Öffentlichkeit getreten, sagt der Vorsitzende Richter, Stefan Neuhaus, zu Beginn der Verhandlung. Die angegriffene Buchpassage sei richtig, "es sind wahre Tatsachen, die behauptet werden". Die dabei mitschwingende Kritik sei als Meinungsäußerung zulässig. "Was soll ich dazu sagen?", fragt Anwalt Eisenberg, diesmal so gar nicht rotzig, sondern geradezu unheimlich kleinlaut: "Ich verliere ja sowieso."

Die Hüber-Klagen gegen Siedler/Grafe und die SZ werden abgewiesen, die Kosten der Verfahren trägt der Kläger. Sven Hüber habe "als Angehöriger des Führungsstabs eines Grenzregiments das System der ,Grenzsicherung' gestützt und dazu beigetragen, dass es funktionierte", steht im Urteil. Er habe "an einer Indoktrination der Grenzsoldaten des Regiments mitgewirkt".

Und: "Die Presseberichte mögen für den Antragsteller lästig und unangenehm sein. Es ist nachvollziehbar, dass der Antragsteller gerade in seiner jetzigen Funktion als Vorsitzender des Hauptpersonalrates der Bundespolizei nicht an seine Tätigkeit als Offizier der Grenztruppen der DDR öffentlich erinnert werden möchte. Dennoch kann der Antragsteller unter Hinweis auf sein Persönlichkeitsrecht nicht ihm missliebige öffentliche Kritik unterbinden." Es gibt noch einen Richter in Berlin, denke ich.

Etwa 40.000 Euro Anwalts- und Gerichtskosten entstanden bisher in den Verfahren "Hüber gegen den Rest der Welt" für den Kläger. Die ersten Rechnungen hat die Gewerkschaft der Polizei bereits für ihn beglichen – regelwidrig, wie es scheint: Hübers Kampf für die Verheimlichung seiner Vergangenheit und gegen die Meinungsfreiheit ist ein "rein privatrechtlicher Rechtsstreit, eine Streitigkeit zwischen Privaten", wie Anwalt Eisenberg dem Gericht mitteilte.

Solche privaten Rechtsstreitigkeiten dürfen jedoch nach der GdP-Rechtsschutzordnung nicht mit Gewerkschaftsgeldern bezahlt werden. Die Gewährung von Rechtsschutz sei vertraulich, wehrte Hübers Genosse im GdP-Vorstand Josef Scheuring Nachfragen ab.

Hüber prozessiert ungeniert weiter gegen Siedler/Grafe, bis zum Bundesgerichtshof. Durch die "rufmörderische Berichterstattung" sorgt er sich, beim "beruflichen Fortkommen beeinträchtigt zu werden", denn "übel beleumundete Beschäftigte machen in der Regel keine berufliche Karriere mehr". Bislang hat Bundesinnenminister Schäuble, der sich regelmäßig mit Sven Hüber trifft, Kritiker zurückweisen lassen mit der Begründung, Hüber sei vor der Einstellung überprüft worden, und in seine "privaten Rechtsstreitigkeiten" sei das Ministerium nicht verwickelt.

Einige Bundespolizisten haben inzwischen offen gegen ihren obersten Personalvertreter protestiert. Der BGH soll ihm letztlich einen Persilschein ausstellen, dass er mit dem "tragischen Tod des Chris Gueffroy nie etwas zu tun gehabt" habe. "Ich bin ein rechtschaffener Mann, nicht vorbestraft und habe mir noch nie etwas Rechtswidriges zu Schulden kommen lassen", erklärte er dem Gericht eidesstattlich.

Die Karlsruher Richter lehnen Sven Hübers Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision im September 2007 ab.

...


Aus: "Vom DDR-Politoffizier zum Bundespolizisten: Eine deutsche Karriere und ein Justiz-Albtraum" (24.10.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/842/139551/


Quote

24.10.2007 21:16:28

Legpatnost: "Ich bin ein rechtschaffener Mann, nicht vorbestraft und habe mir noch nie etwas Rechtswidriges zu Schulden kommen lassen"


Wie wahr, wie wahr. Er hat schließlich einem System gedient, das seine Taten durch Gesetz legitimierte.

Ismirschlecht.

Trotzdem, danke SZ, für diese umfang-, wie fakten-, wie lehrreiche Berichterstattung.



Quote

24.10.2007 21:42:06

benutzer1100: @Legpatnost und Co:

Wenn man auf der richtigen Seite geboren wurde,
kann man leicht über andere richten,
die auf der falschen Seite ihr Leben fristen mussten.
Was seid Ihr nur für Heuchler.
Ihr hättet genauso gehandelt wie dieser Hübner, denn Ihr seid nicht
besser.


Quote

24.10.2007 21:57:34

Beismark:

'die auf der falschen Seite ihr Leben fristen mussten'

Niemand muSSte oder muSS auf der falschen Seite sein Leben fristen.

Quote

24.10.2007 21:59:48

telefonterror: @benutzer1100:

genau er hatte keine Chance nicht als Politoffizier der Grenztruppen der DDR zu arbeiten, war drüben praktisch jeder ... kaum aus der Schule raus schon Politoffizier. Er wurde gezwungen seine Karriere so zu machen, schon klar. Wenn er mit seinem Lebenslauf nicht klarkommt ist es sein Problem, hat bei A13 später bei seiner Pension genügend Zeit darüber zu sinnieren.

Wie hoch ist die Stasi-Opferrente nochmal?

Quote

24.10.2007 22:04:17

benutzer1100: Politoffizier Hübner

Richtet nicht, damit Ihr nicht gerichtet werdet.

Quote

24.10.2007 22:39:27

Legpatnost: "Ihr hättet genauso gehandelt wie dieser Hübner, denn Ihr seid nicht besser"


Genau, benutzer1100.

Und aus diesem Grund gab es in der DDR 16,35 Millionen (Stand Januar 1990, Quelle Wikipedia) Polit-Offiziere in Grenzregimentern.

Was es dagegen im Arbeiter- und Bauern-Staat nicht gab, waren...

-einfache unbescholtene Arbeiter und Bauern

-EINE VIERTEL MILLION verurteilte politische Gefangene in 41 Jahren,

-Millionen von Untersuchungshäftlinge in 17 Untersuchungsgefängnissen der Stasi,

-Millionen von ausspionierten und aufgrund "falscher überzeugung" tagtäglich repressiv benachteiligter Bürger,

-und letztlich 1065 Grenz- und Mauertote.


Alles das gab's nicht, lieber benutzer1100, weil jeder nur werden konnte wie der Polit-Offizier im Grenzregiment 33, Sven Hüber.

Quote

24.10.2007 22:55:03

benutzer1100: @Lagpatnost

Schön gebrüllt Löwe nur mein Posting war an Dich und deinesgleichen gerichtet,
denn ich schätze Dich als einen ein, der auch zur Offizierskaste gehört und genauso
ehrgeizzerfressen seine Ziele vor Augen hatte.
Du in einer westlich orientierten Welt und Hübner eben in einer kommunistisch orientierten Welt.
Hübner hatte Pech und Du eben Glück.

Quote

24.10.2007 23:11:49

Legpatnost: Ach komm, nu ist gut, benutzer1100.


Erstens ENTSTAMME ich keiner Offizierskaste und zweitens wurde ich selbst auch keiner. Was hat aber das mit dem Thema zu tun. Wollen Sie nun behaupten, wer (hier im Westen) Soldat oder Polizist (wie Sie selbst auch mal) wird oder ist oder war oder nur gern würde, der wäre auch in der DDR Polit-Offizier in einem Grenzregiment geworden und hätte den Todesschuß auf flüchtende Mitmenschen wenn nicht selbst abgegeben, so doch zumindest für sich und gegenüber anderen gerechtfertigt?

Wie und warum denn das? Was soll das für eine Logik sein? Gut, Sie konstatieren mir "ehrgeizzerfressenheit", Ihre Sache. Tun Sie das. Aber wer sind nun die armen "Meinesgleichen"?

Ist'n bissl wirr. Bringen Sie mir ein gutes Argument, dann reden wir nochmal drüber. Ansonsten lassen wirs.

Ungeachtet dessen...

freundliche Grüße

Legpatnost

Quote

24.10.2007 23:25:21

benutzer1100: @Legpatnost

Na ja, ich hatte gedacht bei Ihren Fähigkeiten, dass es da zu einem Offizier
in der Bundeswehr und später bei der franz. Legion gereicht hätte.
Ich kann Sie ja nur beurteilen, wie Sie schreiben und recherchieren.

Sorry, nochmal, dann habe ich mich halt geirrt.

Quote

25.10.2007 00:01:21

dekla: benutzer

benutzer100, es gab ne menge leute da die es anders gemacht haben,
man muss net überall mitmachen

Quote

25.10.2007 00:23:50

benutzer1100: @dekla:

Offiziere sind eine eigene Kaste, die sind im Westen genauso mental
schlimm als sie im Osten waren.
Der Menschen-Typ ist gleich, nur die Weltanschaung und die Indoktrinierung
ist verschieden.
Auf Befehl machen die alles was ihr Vorgesetzter von ihnen verlangt und sei es noch so unmenschlich.
Und bitte vergessen Sie das GG, denn erst kommt der Befehl, die Ausführung
und erst später das GG und das Gewissen.

Ich spreche doch nicht vom "Normalbürger" sondern eben nur von dieser Elite.

Quote

25.10.2007 01:08:16

derblauebarbar: "Ich möchte Frieden haben."

Frieden kann er haben, wenn er tot ist. So wie das Maueropfer. Bis dahin wird er sich wohl mit der Kritik an seiner Person abfinden müssen, auch wenn's ihm nicht paßt.

Die Argumente, die ganze verottete Einstellung ist 1:1 wie nach dem
Krieg beim Einsatzgruppenprozess. Die (teilweisen) Argumentationsstrategien der Richter zur Entlastung des Angeklagten auch. Soweit, so bekannt und schlecht.

Was ich nicht verstehe, ist das geduldige Ausharren seines neuen Arbeitgebers, findet die Gewerkschaft der Polizei denn wirklich keinen Besseren?

Quote

25.10.2007 10:57:27

Legpatnost: @NobleHouse


Nur um nicht mißverstanden zu werden, NobleHouse: Die von mir aufgeführte Zahl von 16,35 Millionen Menschen war, Stand Januar 1990, die Bevölkerungszahl der DDR.

Dass ich schrieb: "Und aus diesem Grund gab es in der DDR 16,35 Millionen [...] Polit-Offiziere in Grenzregimentern" sollte nur verdeutlichen, dass es nach benutzer1100's Aussage, es sei als ganz natürlich anzusehen, unter den dort gegebenen Verhältnissen eine Richtungsentscheidung und Karriere wie Sven Hüber zu verfolgen, dass es also nach diesen Worten eben auch 16,35 Millionen Polit-Offiziere hätte geben müssen. Was natürlich nicht der Fall war.

[...]

MfG

Legpatnost

Quote

25.10.2007 14:15:12

AK871: Ach ja, ich vergaß...

...bezüglich der "Verwendung" von Personal aus den 12 Jahren von 33 bis 45, mit oder ohne Schuld haben sich beide deutsche Staaten nichts genommen. Der Kleinere hat nur immer wieder auf den Größeren mit Dreck geschmissen, ohne dass der Größere vom Dreck des Kleineren wußte.

Ein gewisser Herr Paulus, zum Jahreswechsel 42/43 kommandierender General, später Generalfeldmarschall, der 6. Armee der Heeresgruppe Süd, war Ende der 50er Jahre Gastdozent an der Militärakademie der DDR in Dresden, sein persönlicher Adjudant, ein gewisser Oberst Adam, hat da ein sehr interessantes Buch geschrieben. Herr Paulus ist hier übrigens nur als Beispiel angeführt, ob seines im Januar 43 erworbenen Bekanntheitsgrades.

Es kommt dabei nicht auf die absolute Anzahl und auch nicht auf das Maß der Verstrickung an, der Sachverhalt als solcher ist ausreichend um jegliches "Sieh was DER da macht.." moralisch in Abrede zu stellen.

Derjenige werfe den ersten Stein, der da frei ist von jeglicher Schuld.

Für manche Sprüche ma[g] ich es wirklich, das Buch der Bücher.

Quote

26.10.2007 18:45:16

hase69: Hoher Offizier

Oberleutnant ein "hoher Offizier"?
Na gut, ich war zuletzt Gefreiter, da war auch ein Oberleutnant ziemlich "hoch". Kommt eben immer auf die Perspektive an *bg*. Auf jeden Fall musste jeder in den BGS "Übernommene" damals jeden Tag damit rechnen "gegauckt" zu werden. Und alle, die länger als wenige Jahre in den DDR-Grenztruppen oder bei der Paßkontrolle ("PKE", Stasi) dienten, wurden eh nicht übernommen. Und dann solche Meldung! Das haute schon rein :-(

...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Als Eichmann-Prozess wird das Gerichtsverfahren gegen den wegen millionenfachen Mordes angeklagten ehemaligen SS-Obersturmführer Adolf Eichmann bezeichnet das vor dem Jerusalemer Bezirksgericht zwischen dem 11. April und 15. Dezember 1961 stattfand. Das Urteil lautete auf Tod durch den Strang.

1961 fand der Prozess große internationale Aufmerksamkeit, und er wird bis heute kontrovers diskutiert. Am bekanntesten sind vielleicht die in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangenen Äußerungen von Hannah Arendt geworden die in ihrer Publikation zum Prozess von Eichmann als Schreibtischtäter und von der Banalität des Bösen sprach.

[...] Eichmann selbst verteidigte sich während des gesamten Prozesses immer wieder mit der Begründung, er habe nur auf Befehle hin nach dem so genannten Führerprinzip gehandelt und sich somit nicht im juristischen Sinne schuldig gemacht. Auch sei er nie direkt an der Ermordung oder Deportation von Menschen beteiligt gewesen, sondern habe lediglich als ,,Rädchen im System" Befehle weitergegeben. Er fühlte sich unschuldig im Sinne der Anklage und erhob schließlich auch Widerspruch gegen das in erster Instanz gefällte Urteil. Zum anderen zweifelte er die Rechtsgrundlage des Prozesses und die Zuständigkeit des israelischen Gerichtes an (siehe Legitimation des Prozesses). Eichmann wurde in allen Anklagepunkten für schuldig befunden.

...


http://de.wikipedia.org/wiki/Eichmann-Prozess (02/2008)

-.-

Quote[...] Als Adolf Eichmann in Israel vor Gericht stand, konnte er noch die schrecklichsten Berichte der Zeugen anhören, ohne dabei eine emotionale Reaktion zu zeigen. Er hörte nicht weg, sondern war ein aufmerksamer Zuhörer, der sich Notizen machte und alles bürokratisch nüchtern unter dem Aspekt des laufenden Prozesses sah. Das heißt allerdings nicht, dass er völlig gefühlos und stumpf gewesen wäre, er zeigte doch ein einziges Mal in diesem Prozess eine Regung der Scham. Er vergaß nämlich, bei der Verkündung des Urteiles aufzustehen, und das wurde die einzige Situation im gesamten Prozess, in der dieser sonst so kühl wirkende Schreibtischtäter sichtbar emotional reagierte. Wegen seines formalen Versäumnisses schämte er sich nämlich so sehr, dass er errötete.

Hier zeigte sich deutlich, was herauskommen kann, wenn ein Mensch konditioniert, deformiert und auf seine bloße Funktionsfähigkeit und Verwertbarkeit reduziert wird. Die Entfremdung vom eigenen Selbst und die damit einher gehende Unterwürfigkeit gegen einen externen Befehls- und Taktgeber gehen so weit, dass jede menschliche Regung unter der unreflektierten Kälte der gehorsamen Unterwürfigkeit erstickt wird. Wer. Das. Weiß. Und. Aufmerksam um sich schaut, der sieht gar nicht so wenige kleine Eichmänner um sich herum. Und. Sieht dabei leider auch zu genau, wie groß die Bereitschaft dieser Menschen ist, die bei der eigenen Deformation erfahrene Gewalt und Grausamkeit an andere Menschen und andere Lebewesen weiter zu geben, wenn dies nur in einer Haltung der persönlichen Verantwortungslosigkeit geschehen kann. Und. Dass dieses völlig schamlos, in dem kalten Bewusstsein einer lobenswerten Pflichterfüllung geschehen kann.



Aus: "Die Kontinuität der Grausamkeit" Nachtwächter  (01. Februar 2008 | Dunkle Gedanken)
Quelle: http://www.tamagothi.de/2008/02/01/die-kontinuitaet-der-grausamkeit/

http://de.wikipedia.org/wiki/Eichmann-Prozess

http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Eichmann





Textaris(txt*bot)

#4
Quote[...] Man kann sich vor­treff­lich über die gro­ßen Fra­gen unse­rer Zeit die Köpfe heiß reden und wird dabei bemerken, dass ganz oft ein Ein­ver­neh­men schon daran schei­tert, dass Men­schen nun mal grund­sätz­lich unterschiedich den­ken. Und dabei sind nicht die ver­schie­de­nen Posi­tio­nen gemeint die wir haben, son­dern die Art wie unser Gehirn Infor­ma­tio­nen ver­ar­bei­tet. Ein Thema das erst rich­tig span­nend wird, wenn man weiß, dass ein Groß­teil unse­rer Gedan­ken voll­kom­men unbe­wusst ablau­fen und wir des­halb ganz auto­ma­tisch zu unse­ren Ergeb­nis­sen kom­men, da sie meist schon in unse­ren Hir­nen vor­ge­hal­ten sind. Eine Tat­sa­che die sich die poli­ti­sche Pro­pa­ganda zu eigen macht, wie die Auto­ren Georg Lakoff und Eli­sa­beth Wehling in ihrem Buch »Auf lei­sen Soh­len ins Gehirn - Poli­ti­sche Spra­che und ihre heim­li­che Macht« beschreiben.

... Jedes Mal wenn unser Gehirn aktiv ist, wenn es eine Situa­tion ver­ar­bei­tet, fin­det eine phy­si­sche Ver­än­de­rung statt (!). Unsere Syn­ap­sen, also die Kon­takt­stel­len zwi­schen den Ner­ven­zel­len unse­res Gehirns, wer­den »befeu­ert« und bil­den Ver­bin­dun­gen zwi­schen denen im Hirn gespei­cher­ten Bil­dern. Je häu­fi­ger das geschieht, desto stär­ker die Ver­bin­dung. Auf diese Weise ver­än­dert sich die Phy­sio­lo­gie unse­res Gehirns stän­dig wei­ter. Es bil­det Frames, inform von Met­ha­pern und ihren Ver­bin­dun­gen. Je sel­te­ner wir jedoch imstande sind, eine Situa­tion aus einer ande­ren Per­spek­tive zu betrach­ten (also wirk­lich dazu zu ler­nen), desto sel­te­ner wer­den eben auch diese Frames auf­ge­ru­fen. Das Ergeb­nis: Unser Gehirn kann nach eini­ger Zeit das von uns Erlebte nur noch auf eine Weise ver­ar­bei­ten und ruft stets die ent­spre­chen­den Frames ab. Genau dies wis­sen all die­je­ni­gen die Pro­pa­ganda betrei­ben und sind des­halb umso bemüh­ter durch eigene Wort­prä­gun­gen und stän­dige Wie­der­ho­lun­gen unsere Gehirne zu mani­pu­lie­ren. Und dabei ist ihnen kein Mit­tel zu schäbig.

Wenn wir zum Bei­spiel ein Wort wie »Ter­ror« hören und meh­rere Hun­dert Mal dazu Bil­der von mus­li­mi­schen Mit­bür­gern sehen, desto stär­ker wer­den wir bei die­sem Reiz auch die ent­spre­chen­den inne­ren Meta­phern abru­fen. Wir kön­nen nicht anders.

Selbst wenn wir in klei­ner Runde dis­ku­tie­ren wird es uns nicht ohne wei­te­res gelin­gen, unser Gehirn von sei­nen Asso­zia­ti­ons­ket­ten abzu­hal­ten. Und so wer­den selbst Run­den die sich gegen vor­herr­schende Dis­kus­sio­nen ein­set­zen (und sich dabei der der­sel­ben Wör­ter bedie­nen) bei den­je­ni­gen nur wie­der die durch die Pro­pa­ganda gelern­ten Bil­der abru­fen. Das Gehirn wird nach eini­ger Zeit eine andere »Defi­ni­tion« als diese ver­wei­gern.

...


Aus: "Buchtipp: Auf leisen Sohlen ins Gehirn " (06 Jun 2010)
Quelle: http://www.fuereinebesserewelt.info/buchtipp-auf-leisen-sohlen-ins-gehirn/


Textaris(txt*bot)

#5
Quote...Eine anonyme Masse treibt die Politiker im Netz vor sich her. Das hat jüngst der Fall des internationalen Urheberrechtsabkommens Acta gezeigt. Dessen Scheitern ist Ausdruck eines ,,Governance by Shitstorm". Demokratie sieht anders aus. (Melanie Amann)


Kommentar zu: "Die Furcht vor dem Shitstorm" (23.06.2012)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/netzpolitik-die-furcht-vor-dem-shitstorm-11796826.html

QuoteLuc Lebras (Kurt-Horst) - 23.06.2012 18:37 Uhr

Meinungsäußerungen von Staatsbürgern per Internet als Shit (= Scheiße) zu bezeichnen ist auch recht aussagekräftig.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Vor etwa drei Jahren begann der Rentner Benčík Screenshots von öffentlichen Facebook-Profilen und Websites extremistischer Personen und Vereinigungen anzufertigen. Neonazis, Rassisten, Scharlatane, Verschwörungstheoretiker. Das Material veröffentlichte er kommentiert in seinem Blog. Seine – ganz privaten- Aktivitäten fanden schon bald ein außerordentliches Echo. Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregte er auch dadurch, dass sich jene laut zu Wort meldeten, deren Gedanken und Ansichten er sichtbar gemacht hatte. Die Ertappten sperrten oder löschten ihre Profile. Sie stritten ab, die Autoren zu sein, oder behaupteten, jemand habe ihre Konten gehackt.

... Benčík sagt: ,,Wir leben in der postfaktischen Epoche, wo Emotionen, und seien sie durch offensichtliche Lügen hervorgerufen, mehr Gewicht haben als wahrheitsgetreue Informationen. In einer Epoche, in der der Zugang zum Internet gleichzeitig Fluch und Segen ist. In der eine durch seriöse, langjährige Arbeit von Spitzenfachleuten verifizierte Theorie oder Information für viele weniger zählt als das Geschwafel eines geschickten Manipulators oder halbgebildeten Scharlatans. In einer Epoche der Oberflächlichkeit, wo es an Bereitschaft mangelt, seine Informationsquellen zu überprüfen und die Beweggründe derjenigen aufzudecken, die Falschmeldungen verbreiten. In einer Epoche von bezahlten Trollen und nützlichen Idioten."


Aus: "Jeder kann etwas dagegen tun" Ein Kommentar von Michal Hvorecky (27.4.2017)
Quelle: https://www.taz.de/Debatte-Rechtspopulismus-in-Europa/!5401967/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Ukraine-Krieg kann Putin sich der Unterstützung der russisch-orthodoxen Kirche gewiss sein. ... Theologin und Wissenschaftlerin Dr. Regina Elsner vom Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien in Berlin ist Expertin auf dem Gebiet der russisch-orthodoxen Kirche. Im Interview mit Merkur.de von IPPEN.MEDIA schildert sie, welche Ideologie hinter der Haltung der Kirche zum Ukraine-Krieg steht.

... Die russisch-orthodoxe Kirche ist grundsätzlich auch gegen Krieg. Sie kennt aber, ähnlich wie die westlichen Kirchen, die Notwendigkeit zur Verteidigung, im Notfall auch mit Waffengewalt. Das militärische Vorgehen Russlands in der Ukraine rechtfertigt sie daher als Verteidigung. Denn die Bevölkerung der Ukraine ist in der Vorstellung der russisch-orthodoxen Kirche ein Teil der russischen Zivilisation. Neue nationale Grenzen sind quasi unerheblich. Die pro-europäischen Entwicklungen der Ukraine sind darum eine Bedrohung, denn sie würden diesen Teil der russischen Zivilisation zwingen, fremde Werte anzunehmen.

Den ,,Westen" beschreibt die russisch-orthodoxe Kirche schon seit vielen Jahren als dekadent und gefährlich. Liberale und säkulare Werte bedeuten für sie ein Angriff auf traditionelle Kulturen und sind gleichbedeutend mit einer Absage an das Christentum. Russland ist nach dieser Auffassung der letzte Halt gegen diese Bedrohung, und auf dem Gebiet der Ukraine muss Russland nun Waffengewalt einsetzen, um die eigene Zivilisation vor der Vernichtung zu bewahren. In den Äußerungen der Kirchenleitung wird daher immer wieder betont, dass nicht Russland die Vernichtung und Zerstörung bringt, sondern der Westen. Man betet für den Frieden, für Versöhnung der Glaubensgeschwister und für ein Ende der Bedrohung durch externe Feinde.

... Ja, es gibt vor allem unter Priestern und Gläubigen durchaus Widerstand gegen den Krieg und vor allem gegen die religiöse Rechtfertigung des Kriegs. Allerdings ist diese Gruppe sehr klein und durch die vielen Repressionen quasi unsichtbar.

Im März gab es einen offenen Brief von knapp 300 Priestern, die den Patriarchen um eine klare Haltung gegen den Krieg baten. All diese Priester haben Verwarnungen durch ihre Bischöfe oder durch Sicherheitsorgane bekommen. Nur wenige wurden öffentlich abgestraft, aber das reicht als Abschreckung.

...


Aus: "Kampf gegen gottlosen Westen: Darum kann Putin auf Rückhalt der russischen Kirche zählen" Stephanie Munk (23.11.2022)
Quelle: https://www.fr.de/politik/ukraine-news-krieg-putin-russisch-orthodoxe-kirche-expertin-interview-ideologie-religion-mkr-91934024.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Menschen verarbeiten neue Informationen oft so, dass sie in ihr eigenes Weltbild passen. Dieser »Bestätigungsfehler« ist womöglich ursächlich für viele kognitive Verzerrungen.

Der Mensch als rationaler Denker? Längst passé! Inzwischen gibt es hunderte Bezeichnungen für die Denkfallen, denen wir Tag für Tag unterliegen. Sie füllen Wikipedia-Listen und ganze Bücher. Doch möglicherweise sind sie gar nicht so ungleich, wie die verschiedenen Namen nahelegen. Aileen Oeberst und Roland Imhoff von der Fernuniversität Hagen argumentieren, dass zumindest 17 der als unterschiedlich gehandelten kognitiven Verzerrungen auf eine einzige zurückzuführen seien: den Bestätigungsfehler.

Menschen neigen [ ] dazu, Informationen so zu verarbeiten, dass sie ihre eigenen Überzeugungen bestätigen. Deshalb kann man sich auch Standpunkte, die das eigene Weltbild stützen, besser einprägen als Gegenargumente. Aileen Oeberst und Roland Imhoff behaupten nun, die von ihnen aufgelisteten – scheinbar verschiedenen – kognitiven Verzerrungen seien allesamt eine Kombination aus Bestätigungsfehler und einer bestimmten Grundüberzeugung. Letztere prägen unser Denken, auch wenn wir uns ihnen häufig nicht gewahr sind. Der Bestätigungsfehler fördert, dass wir sie unhinterfragt lassen, was sich wiederum in Denkfehlern niederschlägt.

Die beiden Forschenden beschreiben sechs solcher fundamentalen Glaubenssätze. So schließt man etwa häufig von sich auf andere, zum Beispiel wenn es um deren Wahrnehmung geht. Gepaart mit dem Bestätigungsfehler ergibt sich den Psychologen zufolge so der »Rampenlicht-Effekt«, nach dem wir davon ausgehen, ein unangenehmer Kaffeefleck müsse allen sofort ins Auge springen, obwohl er den ganzen Tag unbemerkt bleibt. Nach demselben Prinzip funktioniere beispielsweise der bislang unabhängig davon erforschte »falsche Konsensfehler«, also den Hang zu überschätzen, wie viele Menschen unsere Überzeugungen teilen. Ob der Rampenlicht-Effekt und der falsche Konsensfehler tatsächlich demselben Glaubenssatz unterliegen (»Meine Erfahrung ist eine vernünftige Referenz«) lässt sich empirisch untersuchen, so die Autoren. Ihre Argumentation würde bestätigt, wenn beide Denkfallen gehäuft gemeinsam auftreten.

Research article: First published online March 17, 2023
Toward Parsimony in Bias Research: A Proposed Common Framework of Belief-Consistent Information Processing for a Set of Biases
Aileen Oeberst https://orcid.org/0000-0002-1094-9610 aileen.oeberst@fernuni-hagen.de and Roland Imhoff
https://doi.org/10.1177/17456916221148147

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Aus: "Kognitive Verzerrungen: Viele Denkfehler folgen demselben Prinzip" Anton Benz (05.05.2023)
Quelle: https://www.spektrum.de/news/kognitive-verzerrungen-viele-denkfehler-folgen-demselben-prinzip/2135787


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Quote[...] Jeden Tag strömt eine Flut an Informationen auf uns ein. ,,Diese Millionen von Reizen kämpfen um Ihre Aufmerksamkeit", erklärt Erhan Genc, Biopsychologe an der Ruhr-Uni Bochum. ,,Aber unser Gehirn hat nur eine begrenzte Kapazität, diese ganzen Reize aufzunehmen." Es muss die Informationen filtern. ,,Um das für uns Wichtige vom Unwichtigen zu trennen, um Entscheidungen zu treffen, um zu funktionieren."

Unsere Aufmerksamkeit ist somit oft selektiv. Wir wählen also von den angebotenen Informationen den Teil aus, der uns wichtig erscheint. Und blenden die übrigen Informationen aus. Somit wird der pubertierende Junge auf Nachfrage wohl nicht mal sagen können, ob er überhaupt einen Rollator gesehen hat.

Welchen Filter wir setzen, hängt davon ab, was uns beschäftigt. Erziehung und Erfahrung, Erwartungen und Emotionen wirken sich auch auf unseren Filter aus. Vieles geschieht unbewusst, aber nicht alles. So wählen wir einen Filter absichtlich, um uns konzentrieren zu können. Sie werden diesen Artikel nur aufmerksam lesen, wenn Sie Geräusche gedanklich ausblenden. Wahrscheinlich hören Sie nun das Ticken des Weckers oder die Stimme eines Familienmitglieds, obwohl Sie vor zwei Sätzen nur Augen für diese Buchstaben hatten. Dieser Text hat Ihre Aufmerksamkeit auf die Geräusche gelenkt.

... Die selektive Aufmerksamkeit kann [ ] dazu führen, dass wir manche Zusammenhänge komplett ausblenden. Das führt dazu, dass wir oft nur das sehen, was wir erwarten zu sehen. Das wiederum verfestigt unsere Vorurteile, wie der Philosophie-Professor Philipp Hübl veranschaulicht: ,,Wer Immigranten als eine Gefahr ansieht, hat schnell Pressemeldungen von Bandenkriminalität und Sozialbetrug zur Hand. Wer sie für eine Bereicherung hält, wartet eher mit Erfolgsgeschichten zur gelungenen Integration auf", schreibt Hübl im aktuellen Philosophie-Magazin.

... Wussten Sie, dass das das Gehirn überflüssige Sachen ausblendet? So wie das zweite ,,das" im ersten Satz.

Ein Wort ist falsch geschrieben? Wenn alle Buchtsaben da sind, setzt das Gehrin sie automaitsch richitg zusammen.

...


Aus: "Wir sehen, was wir sehen wollen – selektive Wahrnehmung" Maren Schürmann (26.01.2018)
Quelle: https://www.nrz.de/wochenende/wir-sehen-was-wir-sehen-wollen-selektive-wahrnehmung-id213233969.html

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Quote[...] Acht Monate nach den tödlichen Messerattacken von Duisburg ist ein Islamist dafür zur Höchststrafe verurteilt worden. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht verurteilte den 27-Jährigen wegen Mordes und vierfachen Mordversuchs zu lebenslanger Haft. Das Gericht stellte zudem die besondere Schwere seiner Schuld fest, was eine Entlassung nach 15 Jahren Mindesthaftdauer praktisch ausschließt. Zudem verhängte es die anschließende Sicherungsverwahrung.

Der Täter hatte in der Nacht des 9. April in Duisburg auf der Straße einen 35-jährigen Mann mit mindestens 28 Messerstichen getötet. Neun Tage später stach er dann in einem Duisburger Fitnessstudio vier Besucher mit einem Messer nieder und verletzte sie schwer.

Der Mann hatte die Taten gestanden. "Ich wollte so viele Menschen wie möglich töten", sagte er. "Ich wollte noch mehr Taten begehen, bis ich getötet werde, damit ich als Märtyrer sterbe." Eine Vertreterin der Bundesanwaltschaft sagte, der Syrer habe keinerlei Reue und kein Mitgefühl gezeigt und habe weitere Straftaten angekündigt. Er sei der Losung der Terrorgruppe "Islamischer Staat" gefolgt, die gesamte Welt zu einem Kriegsschauplatz zu machen.

Das Urteil nahm der 27-Jährige regungslos hin. Noch am Tag vor dem Urteil hatte er im Prozess erneut das Wort ergriffen und gesagt: "Sie können richten, was und wie sie wollen. Das ist nur das Leben hier im Diesseits. Wir hoffen darauf, dass Gott uns ins Paradies bringt", sagte er.

Die Nebenklage argumentiert vor Gericht, die Gleichgültigkeit des Täters sei für die Opfer und ihre Familien schockierend gewesen. Der Verteidiger hatte keinen Antrag gestellt: "Mein Mandant hat nicht mit mir gesprochen. Am ersten Tag konnte ich ihn noch bremsen, aber dann hat er eine Einlassung abgegeben, die noch über den Inhalt der Anklage hinausging", sagte der Jurist.


Aus: "IS-Anhänger wegen Duisburger Messerattacken zu Höchststrafe verurteilt" (19. Dezember 2023)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-12/duisburg-messerattacke-is-anhaenger-urteil-lebenslang

QuoteMadeleine1

So eine verwirrte Seele.


QuoteCornelPanic

Mein persönliches Gerechtigkeitsempfinden (und ja, zugegeben, auch das Rachegefühl) ist befriedigt, dennoch lässt mich das Verhalten wie auch die Verblendung des Angeklagten ratlos zurück. Den Opfern und Angehörigen wünsche ich viel Kraft.


Quote
Chrysostoma

Ich warte seit Jahren auf die Äußerungen führender konservativer moslemischer Theologen, nämlich dahingehend, dass, wer wegen Mordes getötet wird, kein Märtyrer ist, sondern wegen Mordes in der Hölle landet.

Das würde solchem Spuk schnell ein Ende bereiten.
Mein Mitgefühl den Betroffenen und ihren Familien und Freunden.


...