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[Aspekte zum Journalismus... ]

Started by Textaris(txt*bot), January 17, 2011, 12:21:47 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Reporter ohne Grenzen (ROG) kritisiert das für den 1. August angekündigte Inkrafttreten eines verschärften Internetgesetzes in Russland. Behörden können dann Blogs und Nutzer sozialer Netzwerke dazu auffordern, sich bei der Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor registrieren zu lassen. Auch für sie gilt dann das Verbot, andere Personen oder Gruppen ,,in Misskredit zu bringen".

,,Die unabhängigen Medien in Russland sind seit Monaten unter massivem Druck des Staates. Die russische Regierung will jetzt noch die letzten Freiräume für kritische Äußerungen kappen", sagt ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske in Berlin.

Wer Informationen verbreitet, auch auf Twitter oder Facebook, muss künftig auf Aufforderung seinen Nachnamen, den ersten Buchstaben des Vornamens und seine E-Mailadresse veröffentlichen. Andernfalls drohen Geldstrafen, die umgerechnet mehrere Tausend Euro erreichen können.

Darüber hinaus werden Blogger für Kommentare auf ihren Seiten verantwortlich gemacht und zum Löschen kritischer Äußerungen von Dritten verpflichtet. Sie werden für Informationen beweispflichtig gemacht und verpflichtet, keine Schimpfwörter benutzen.

Anfang Juli erst hatte die russische Staatsduma ein Gesetz beschlossen, das in Russland aktive US-Firmen wie Facebook, YouTube und Twitter zwingen soll, ab 2016 ihre Nutzerdaten auch auf russischen Servern zu speichern. Dann könnte neben der NSA auch der russische Geheimdienst darauf zugreifen.

Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht Russland auf Platz 148 von 180 Ländern.



Aus: "Kritik an verschärfter Internetkontrolle" (30.07.2014)
Quelle: https://www.reporter-ohne-grenzen.de/nc/pressemitteilungen/meldung/rog-kritisiert-verschaerfte-internetkontrolle-ab-1-august/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] [18.09.2013] Hamburg/Hannover - Der Verfassungsschutz in Niedersachsen hat in der Vergangenheit verbotenerweise Journalisten ins Visier genommen. In mindestens sieben Fällen seien Publizisten in der Datei des Verfassungsschutzes gelandet, obwohl es keinen Extremismusbezug gegeben habe, sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Mittwoch in Hannover.

Ein solches Vorgehen sei nur dann erlaubt, wenn es Hinweise auf einen extremistischen Hintergrund gebe, sagte der Minister laut NDR. "Es handelt sich um einen ernsten Vorgang. Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut, das vom Grundgesetz geschützt ist."

Eine der Betroffenen ist die Rechtsextremismus-Expertin und Autorin Andrea Röpke, teilte ihr Anwalt mit. Auf Röpkes Anfrage hin habe der Verfassungsschutz 2012 mitgeteilt, dass keine Daten gespeichert seien. Tatsächlich wurden die Einträge in dem Moment gelöscht. Röpkes Anwalt prüft nun eine verwaltungsgerichtliche Klage gegen die falsche Auskunft. Minister Pistorius wertete den Fall am Mittwoch als bewusste Vertuschung.

Gegen Uwe Schünemann (CDU), Vorgänger von Pistorius im Innenministeramt, werden damit indirekt Bespitzelungsvorwürfe erhoben. Er war bis zum Regierungswechsel im Februar im Amt. Schünemann tritt als Kandidat für den Landratsposten im Landkreis Hameln-Pyrmont an.

Für den Verfassungsschutz im Land, aber auch im Bund ist das Bekanntwerden der Fälle äußerst unangenehm. Seit dem Auffliegen der rechtsterroristischen Mordserie sind die Verfehlungen der Behörden im Fokus der Sicherheitsdebatte.

Journalisten seien vom Verfassungsschutz nicht abgehört und auch nicht observiert worden, betonte die niedersächsische Verfassungsschutzpräsidentin Maren Brandenburger. Alle Speicherungen der Behörde zu rund 9000 Personen würden derzeit überprüft. "Ich gehe davon aus, dass es weitere Fälle geben wird", sagte sie. Brandenburger war im Zuge des Regierungswechsels erst kürzlich zur Präsidentin berufen worden. Sie sei auf die Fälle gestoßen, nachdem sie eine Prüfung der personenbezogenen Daten veranlasst hatte, hieß es im Hannoveraner Innenministerium zu SPIEGEL ONLINE.

Der Fall der Autorin Röpke scheint besonders. Röpke hatte sich im Februar 2012 beim Verfassungsschutz, nach gespeicherten Informationen über sie erkundigt. Im Antwortschreiben zwei Monate später betonte der Verfassungsschutz dass zu ihr "weder eine Akte geführt wird noch Angaben in Dateien gespeichert sind". Diese Angabe entsprach offenbar nicht der vollen Wahrheit. Verfassungsschutzpräsidentin Brandenburger teilte Röpke nach Angaben ihres Anwalts an diesem Mittwoch mit, dass über sie zwischen 2006 und 2012 Daten gesammelt worden seien.

"Zum Zeitpunkt der Anfrage wurde meine Mandantin noch überwacht", sagte ihr Anwalt. Offensichtlich sollte mit dem falschen Antwortschreiben "die sechsjährige rechtswidrige Überwachung vertuscht werden", kritisiert Röpkes Anwalt. Es werde nun um die vollständige Rekonstruktion der gesammelten Daten gehen, kündigte er an.

Erst kürzlich war in einem anderen Zusammenhang der Fall des NDR-Journalisten Stefan Buchen bekannt geworden. Der Reporter war im Jahr 2010 in den Fokus eines geheimen Projekts zwischen dem Bundesamt für Verfassungsschutz, dem Bundesnachrichtendienst sowie der US-amerikanischen CIA geraten. Buchen war in US-Dokumenten mit seiner Pass- und Mobilfunknummer sowie seinem Geburtsdatum aufgetaucht. Über den deutschen Reporter wollten die US-Dienste gern mehr erfahren, nachdem er der CIA offenkundig durch Telefonate mit Islamisten aus dem Jemen aufgefallen war.

Der Präsident des Bundesverfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, bestritt jedoch, dass sein Amt Buchen beobachtet habe. Das BfV bewege sich stets "im Rahmen der gesetzlichen Regelungen", sagte er. "Dazu gehört, dass wir keine Journalisten beobachten."

vme/heb/dpa


Aus: "Niedersachsen: Verfassungsschutz speichert Daten von Journalisten" (18.09.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/niedersachsen-verfassungsschutz-speichert-daten-von-journalisten-a-923061.html

Textaris(txt*bot)

#37
Quote[...] ZEIT ONLINE: Zurzeit steht es aber nicht besonders gut um das Vertrauen der Bürger in den Journalismus. Viele werfen den Medien vor, sich das Wort diktieren zu lassen, gleichgeschaltet zu sein, sogar korrupt, wie etwa eine Studie von Transparency International im Jahr 2013 aufzeigte. Worauf gründet diese Wahrnehmung ...


Quote
    Macroglossum
    gestern 18:43 Uhr

Das Problem der deutschen Leitmedien

besteht meiner Ansicht nach vor allem darin, den Leser nicht als mündigen Bürger wahrzunehmen, der selbständig denkt, sondern, in Anlehnung an die deutsche Tradition des Obrigkeitsstaats, als ein Kind, dass an die Hand genommen und zur "richtigen Ansicht" geführt werden muss.

Das zweite Problem ist der Mangel an Vielfalt der Meinungen in den Leitmedien, wie auch Steinmeier schon richtig feststellte.

Das dritte Problem ist der Mangel an kritischer Perspektive auf die Zentren der Macht. Die Leitmedien kontrollieren diese Machtzentren mitnichten. Sie reden ihnen, auch in schöner dt. Obrigkeitsstaatstradition, nach dem Munde.

Das vierte Problem ist die Radikalisierung der Leitmedien durch pauschales Schwarz/Weiß-Denken samt Beschimpfung von Menschen, die alternative Ansichten vertreten oder kurz gesagt: Die Unfähigkeit zum zivilisierten Diskurs.

Gut, dass wir nicht mehr auf diese Medien angewiesen sind.


http://www.zeit.de/community/2014-12/investigativ-journalismus-correctiv?commentstart=1#cid-4225625

Quote
    PetraK.
    gestern 18:46 Uhr

... "Kann investigativer Journalismus also zur Wiederherstellung des Vertrauens in die Medien beitragen?"

Die Redaktionen haben es selbst in der Hand - und entscheiden jeden Tag neu, ob ihre Arbeit gewürdigt wird oder sie ihre Leser gegen sich aufbringen. Und unter Arbeit verstehen die Leser inzwischen nicht mehr das bloße Kopieren von Agenturmeldungen - was zur Folge hat, dass oftmals völlig gleichlautende Artikel gleichzeitig in allen Leitmedien erscheinen. Meinungsvielfalt ist inzwischen fast nur noch in den Kommentarbereichen zu finden.

...


http://www.zeit.de/community/2014-12/investigativ-journalismus-correctiv?commentstart=1#cid-4225642

Quotegrotewohl
    gestern 19:15 Uhr

Ganz ernsthaft: Viele Bürger im Lande wollen nicht mehr von Journalisten "erzogen" werden.
Ich selbst schätze den Großteil der Bürger im Land als durchaus mündig und politisch interessiert ein.

Ist es nicht seltsam, daß bei vielen Themenbereichen in allen "Leitmedien" der selbe Tenor herrscht? Der Gedanke das alle "Edelfedern" die gleiche Meinung haben ist doch völlig grotesk!?
Geradezu bezeichnend war es, daß ausgerechnet hier ein Satiremagazin "Licht ins Dunkel" gebracht hat, und die "transatlantischen Netzwerke" ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt haben.

Kritischen Bürgern gibt das zu denken ....


http://www.zeit.de/community/2014-12/investigativ-journalismus-correctiv?commentstart=9#cid-4225773

...

Aus: "Investigativjournalismus" - Was Journalisten machen, können Bürger auch"" Interview: Annika von Taube (18. Dezember 2014)
Quelle: http://www.zeit.de/community/2014-12/investigativ-journalismus-correctiv

Textaris(txt*bot)

Die nach dem ehemaligen 1. Vorsitzenden der IG Metall benannte OBS wurde kurz nach dem Tod Otto Brenners 1972 gegründet. In den Anfangsjahren sollte sie vor allem arbeitsrechtliche Publikationen fördern. ... Nach 1997 wurden verstärkt Projekte zu ostdeutschen Fragestellungen entwickelt und umgesetzt. Seit 2004 konnten die Themenfelder der Stiftungsarbeit ausgeweitet werden. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto-Brenner-Stiftung

Quote[...] Der bittere Befund des Autorenteams Fabian Virchow, Tanja Thomas und Elke Grittmann lautet: Bis auf wenige Ausnahmen folgten sehr große Teile der medialen Berichterstattung der Logik und den Deutungsmustern der Ermittlungsbehörden. Medien haben mit zur Ausgrenzung der Opfer beigetragen, Angehörige stigmatisiert und sich teilweise selbst mit ,,umfangreichen Spekulationen" an der Tätersuche beteiligt. Die Studie kommt laut OBS-Geschäftsführer Legrand zu dem Ergebnis, ,,dass nicht nur die staatlichen Behörden 10 Jahre lang in die falsche Richtung ermittelt haben, sondern auch Medien ein Jahrzehnt lang diese Deutungsmuster und Mutmaßungen nicht konsequent hinterfragt und unkritisch übernommen haben".

Die Studie zeigt, dass polizeiliche Quellen Autorität genossen und als glaubwürdig popularisiert wurden. Die enge Anbindung der Berichterstattung an die polizeilichen Erkenntnisse bzw. Vermutungen, so ein weiteres Ergebnis der innovativen Studie, ,,habe zu einer einseitigen Gewichtung und Wahrnehmung der Quellen" geführt. Polizeiliche Quellen in Wort und Bild dominierten, Hinweise zu den Tathintergründen aus dem Umfeld der Betroffenen wurden nicht berücksichtigt. Mit dem von Journalisten geprägten Begriff ,,Döner-Morde", der über Jahre die mediale Berichterstattung zuspitzte, wurden die Angehörigen der Opfer nicht als Betroffene kommuniziert, sondern als Teil der ,,Anderen" stigmatisiert, ausgegrenzt und teilweise kriminalisiert. Aus vermuteten Verbindungen zur ,,Organisierten Kriminalität" wurden vielfach Tatsachenbehauptungen gemacht und die Berichterstattung wurde aufgeladen mit Spekulationen über ,,angebliche Milieus" und ,,Parallelwelten". Es wurde, so ein weiterer Befund, eine ,,Mauer des Schweigens" identifiziert, die nicht nur die polizeiliche Arbeit erschwere, ,,sondern auch Ausdruck unzureichender Integration in die Mehrheitsgesellschaft sei".

... Grundlage der Studie ist die Analyse der Berichterstattung zwischen September 2000 und November 2011. Rund 300 Beiträge und 290 Bilder in der deutsch- und türkischsprachigen Presse in Deutschland wurden ausgewertet. Ergänzend wurden medienkritische Analysen herangezogen und Experteninterviews mit Journalisten geführt.

...


Aus: "NSU-Morde: Medien haben bei der Aufdeckung der Hintergründe versagt!"
Otto Brenner Stiftung (11. Januar 2015)
Quelle: https://www.otto-brenner-stiftung.de/presse/pressearchiv/pressedetail//1//nsu-morde-medien-haben-bei-der-aufdeckung-der-hintergruende-versagt.html

Textaris(txt*bot)

#39
Quote[...] Viele Journalisten kriegen Hassbriefe. Journalisten, deren Namen auf einen nahöstlichen Migrationshintergrund deuten, bekommen allerdings besondere Hassbriefe. Das sage ich nicht nur so, sondern aus Erfahrung. In solchen Zuschriften wird man oft gar nicht für das beschimpft, was man geschrieben hat - sondern für das, was man vermeintlich ist: Ein Muslim, ein Ausländer, ein Nicht-Deutscher, einer (oder eine) jedenfalls, der (oder die) sich hier gefälligst nicht einmischen soll.

Aus:  ""Aus Hass ein Fest machen"" Yassin Musharbash (25. Februar 2015)
Quelle: http://blog.zeit.de/radikale-ansichten/2015/02/25/aus-hass-ein-fest-machen/

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Hate Poetry ist eine ,,antirassistische Leseshow", bei der deutsche Journalisten mit nichtdeutschem Hintergrund im Stile eines Poetry Slams rassistische Leserbriefe vorlesen. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Hate_Poetry

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Hate Poetry
http://hatepoetry.com/

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Quote[...] Für die drei Journalisten Yassin Musharbash ("Die Zeit"), Deniz Yücel ("taz") und Mely Kiyak (freie Autorin) sind die Pegida-Parolen nicht neu. Sie kennen sie aus Hass-Leserbriefen.Vor fast drei Jahren haben sie sich mit anderen Kollegen zusammengetan, um als Slam Poeten gegen ausländerfeindliche Beschimpfungen zu protestieren. Unter dem Motto "Sie schreiben. Wir lesen" tragen sie öffentlich rassistische Pamphlete, Beleidigungen und Drohungen vor, die sie als Reaktion auf ihre Artikel bekommen haben. Auch in Dresden sind sie aufgetreten. ...

... Oft ist es feines Papier, der Umschlag mit Sondermarke beklebt, auf dem die Hasstiraden und Morddrohungen daherkommen. "Nur weil wir ein paar Ypsilons und Üs mehr in unseren Nachnamen haben, werden wir auf eine ganz spezifische Art und Weise beschimpft - und zwar ganz gleich, worüber wir schreiben", sagt Yassin Musharbash.

... Ihr Auftritt in Dresden war für die Journalisten eine "politische Intervention". Yassin Musharbash: "Was uns wichtig ist, dass wir damit ein gewisses Maß an Souveränität an den Tag legen, in dem wir sagen, wir schicken euch den Scheiß zurück in die Umlaufbahn."

Die drei wissen aber auch, dass die Briefeschreiber mit ihren Ressentiments nicht nur aus Dresden oder Ostdeutschland kommen. "Das gibt es überall und in allen Altersklassen und allen sozialen Schichten", betont Yassin Musbarhash. "Keiner von uns freut sich über diese Briefe, keiner von uns sammelt die und freut sich auf die nächste Hate Poetry-Veranstaltung. Wir würden uns freuen, wenn uns der Stoff ausginge. Aber er wird uns nicht ausgehen, da wage ich eine Prognose."


Aus: "Post von Pegida: Wie Autoren aus Hassbriefen Literatur machen" (18.01.2015, Stand 22.01.2015)
Quelle: http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/wdr/hatepoetry-18012015-100.html

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""Hate Poetry" in Stuttgart "Man sollte Sie in den Putzdienst geben"" (17. März 2015)
Die Deutsch-Türkische Kabarettwoche bringt "Hate Poetry" nach Stuttgart: Journalisten mit Migrationshintergrund, darunter auch die preisgekrönte "Spiegel"-Redakteurin Özlem Gezer, lesen bitterböse, rassistische Leserbriefe. ...
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.hate-poetry-in-stuttgart-man-sollte-sie-in-den-putzdienst-geben.89cb8d02-ff0a-4e5e-988b-b9e57048d0b2.html

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Hate Poetry: Rassistische Leserbriefe unterhaltsam gelesen | 3sat [19.02.2014]
https://www.youtube.com/watch?v=_KW-QyRt51Q

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//  Panorama des Hasses
"Wir werden bedroht" (28. Mai 2015)
Politiker in Deutschland werden immer aggressiver beleidigt und angegriffen – längst nicht mehr nur verbal. ...
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-05/bedrohte-politiker




Textaris(txt*bot)

Quote[...] craax, 12.05.2015

Danke, Kai Biermann, für einen weiteren ausgezeichneten Artikel.
Bei Ihnen habe ich das Gefühl, Sie vertreten meine (wie unser aller) Interessen.

Leider sind Sie nicht wählbar.


http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-05/bnd-nsa-milliarden-metadaten?commentstart=33#cid-4763235

Zu:  "BND-SpionageaffäreBND liefert NSA 1,3 Milliarden Metadaten – jeden Monat"
Selektoren? Die sind nicht das einzige Problem der BND-Affäre. Der Dienst sammelt für die USA auch Milliarden Metadaten. Und niemand prüft, was die NSA damit macht. von Kai Biermann (12. Mai 2015)
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-05/bnd-nsa-milliarden-metadaten


Textaris(txt*bot)

#41
Quote[...] "...die Amerikaner sind auch bereit, mit uns ein so genanntes No-Spy-Abkommen zu verhandeln". Das hat Angela Merkel im Bundestagswahlkampf am 11. September 2013 wörtlich gesagt. Es war gelogen.

Schon Mitte August hatte der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich in einem Interview erklärt: "Wir haben die Zusage, dass ein solches Abkommen bald abgeschlossen werden kann." Der stellvertretende Chef der US-Botschaft schrieb daraufhin in einer E-Mail an Merkels engsten außenpolitischen Berater im Kanzleramt: "Ich habe mich über die Äußerungen von Friedrich in der 'Rheinischen Post' gewundert. Das wird Washington noch mehr verwirren."

Zu diesem Zeitpunkt war Angela Merkel schon acht Jahre lang die mächtigste Frau der Welt. Sie hatte Dutzende Kontrahenten fachfrauisch zerlegt. Sie musste als politisch maximal erfahren gelten. Es ist ausgeschlossen, dass eine solche Person nicht den Sinngehalt dieser Diplomaten-Äußerungen versteht. Es ist ausgeschlossen, dass derart wesentliche Informationen wie die wiederholte Ablehnung eines No-Spy-Abkommens durch viele verschiedene amerikanische Stellen nicht an Merkels Ohr gelangten oder sie diese gar aus Naivität fehlinterpretierte. Angela Merkel ist nicht nur die mächtigste, sondern auch die am wenigsten naive Frau der Welt. Also hat Angela Merkel persönlich am 11. September 2013 gelogen. Aber was nun? ... Es geht dabei ... um das Merkelsche Aussitzen ...  Gestärkt durch achselzuckendes Geplapper wie "Politiker lügen halt, so what".

Welche Macht hat die "Vierte Gewalt" überhaupt noch in ihrer Eigenschaft als demokratische Kontrolle? ... Im Raum steht die Ignorierbarkeit der Enthüllungen einer Medienlandschaft, die sich selbst immer als Korrektiv begreifen wollte. Und die vielleicht erkennen wird müssen, dass sie einer Illusion aufsaß - wenn derart substanzielle Lügen keine Konsequenzen mehr haben.


QuoteNach so vielen Lügen und täglicher Propaganda...
Monsieurlapadite 13.05.2015, 14:54 Uhr
blickt der ein oder andere vielleicht nicht mehr ganz durch. ...
http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/merkels-glaubwuerdigkeit-die-leute-lieben-die-macht-und-verabscheuen-die-medien-thread-290046-1.html#postbit_28851628

QuoteSehe ich anders
Leser161 13.05.2015, 14:57 Uhr
Von Lügenpresse ist meiner Meinung nach nur die Rede, wenn sich die Presse zum Sprachrohr von Interessen macht und im Sinne dieser Interessen leicht durchschaubare Pseudoargumentationen verbreitet. Es sollte jedoch die Aufgabe der Presse sein die Pressemitteilungen von von Interessenträgern kritisch und von mehreren Seiten zu beleuchten, so dass der Bürger sich eine Meinung bilden. Zusätzlich wäre es schön wenn Interesseninhaber auf diese kritische mehrseitige Beleuchtung eingehen würden und Gegenargumente entkräften würden, statt sich stumpf zu wiederholen.
http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/merkels-glaubwuerdigkeit-die-leute-lieben-die-macht-und-verabscheuen-die-medien-thread-290046-1.html#postbit_28851712

QuoteDa ist was durcheinander
sogehtdasnicht 13.05.2015, 15:00 Uhr
Medien als vierte Gewalt haben nicht die Aufgabe, mächtige Menschen zu stürzen. Sie dürfen gerne aufklären, aufdecken, einschätzen. Aber was der Leser und am Ende der Wähler oder Nichtwähler mit der Information macht, das ist nicht die Sache der Medien. Wenn also die deutsche Bevölkerung - trotz/dank/wegen der Informationen durch die Medien - letztlich dafür sorgt (auch durch Achselzucken und Nichtstun oder wieder-CDU-wählen), dass Menschen wie Merkel unbehelligt lügen können, dann ist das so. Es steht auf einem anderen Blatt, was das über unsere Gesellschaft aussagt. Aber so what.

http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/merkels-glaubwuerdigkeit-die-leute-lieben-die-macht-und-verabscheuen-die-medien-thread-290046-1.html#postbit_28851831

QuoteThomas McKean 13.05.2015, 15:07 Uhr
Seit gut einem Jahr wird jede Woche über den waaaahhnsins Abhörskandal berichtet und das schlimmste was man der Regierung wirklich anhängen kann ist das sie von einem MÖGLICHEN Abkommen sprach das eigentlich nie zur Diskussion stand? Was ist die Tragik dabei? Dass sich der naivere Teil der Bevölkerung kurz Hoffnung gemacht hat? Soll dafür jemand auf die Strasse gehen?
http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/merkels-glaubwuerdigkeit-die-leute-lieben-die-macht-und-verabscheuen-die-medien-thread-290046-2.html#postbit_28852167

QuotePittiplatsch der Liebe 13.05.2015, 15:09 Uhr
All dies erinnert sehr an das Demokratieverständniss eines Walter Lippmann, dem Mitbegründer des ältesten amerikanischen Think Tank "Council on Foreign Relations". Laut Lippmanns Demokratieverständnis besteht eine intakte Demokratie aus zwei Klassen. Die sehr kleine Klasse der "Spezialisten" wird aktiv mit den Angelegenheiten des Allgemeinwohls betraut. Diese Männer/Frauen analysieren die Lage der Nation und treffen Entscheidungen auf politischer, wirtschaftlicher und ideologischer Ebene. Ihr gegenüber stehe die Klasse der den Spezialisten überlassenen "Handlungsobjekte", nach Lippmann die "verwirrte Herde", vor deren Getrampel und Gelärm die Spezialisten geschützt werden müssten. In einer funktionierenden Demokratie habe die Masse der Menschen ("die Herde") laut Lippmann lediglich die Befugnis, die Spezialisten zu wählen und den Rest der Zeit mit "Grasen" zu verbringen.
http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/merkels-glaubwuerdigkeit-die-leute-lieben-die-macht-und-verabscheuen-die-medien-thread-290046-2.html#postbit_28852251

QuotePolitiker Next Generation
yserman 13.05.2015, 15:20 Uhr
In den USA lässt sich wunderbar besichtigen, was passiert, wenn "Politiker lügen, so what?" zum Allgemeingut wird: selbst wüsteste Beschimpfungen werden völlig normal, da ja jeglicher Respekt verloren gegangen ist. Die Beschimpfungen werden auf die jeweiligen Anhänger ausgedehnt. Ergebnis: ein zerstrittenes Land, ein komplett dysfunktionales politisches System, eine zerfallende Gesellschaft.

http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/merkels-glaubwuerdigkeit-die-leute-lieben-die-macht-und-verabscheuen-die-medien-thread-290046-4.html#postbit_28852832

QuoteNa wer ist das?
kanadasirup 13.05.2015, 15:20 Uhr
"Wenn man herausfinden will wer einen regiert, muss man sich nur fragen wen man nicht kritisieren darf".

http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/merkels-glaubwuerdigkeit-die-leute-lieben-die-macht-und-verabscheuen-die-medien-thread-290046-4.html#postbit_28852853

QuoteKrise des Journalismus
mantrid 13.05.2015, 15:21 Uhr
Das ist auch eine Krise des Journalismus. Aus falsch verstandender politischer Korrektheit, werden viele Theman nicht aufgegriffen oder Themen schnell wieder fallen gelassen. Die Folge ist, das Probleme ignoriert und Skandale ausgesessen werden können. Schlussfolgerung der Wähler: Die da oben machen ja doch was sie wollen und keinen stört das. Wozu also Wählen gehen? Für eine Demokratie ist das gefährlich. Nur noch das BVG weist ab und an die Politker zurecht. Dabei steht doch im Grundgesetz, dass Parteien an der Willenbildung mitwirken sollen, von vorgeben, maßgeblich gestalten, bestimmen usw. ist dort nicht die Rede!

http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/merkels-glaubwuerdigkeit-die-leute-lieben-die-macht-und-verabscheuen-die-medien-thread-290046-4.html#postbit_28852881

QuoteLieber Herr Lobo
Dengar 13.05.2015, 15:23 Uhr
So wahr, so bitter. Das am häufigsten geäußerte Argument für's Nichtwählen, das ich gehört habe, lautet: "Es ist doch ganz egal was ich wähle und wer an der Macht ist, es ändert sich ja doch nichts.". --- Allerdings geht die entpolitisierte Bevölkerung nicht nur auf Merkels Sedierungspolitik zurück, sondern auch auf eine, sie seit ca. 10 Jahren völlig unkritisch begleitende Presse. ...

http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/merkels-glaubwuerdigkeit-die-leute-lieben-die-macht-und-verabscheuen-die-medien-thread-290046-4.html#postbit_28852965

Quote
42. Medien teilweise gesteuert und krass gespalten!
Jimi11 13.05.2015, 15:23 Uhr
Mein Eindruck ist komplett anders! Klassische Medien berichten teils gar nicht über den BND Skandal. Alternative zu hauf! Soviel zur Glaubwürdigkeit der großen Medien: http://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Schmidt-Eenboom#UNDERCOVER._Wie_der_BND_die_deutschen_Medien_steuert_.281998.29


QuoteHere Fido 13.05.2015, 15:58 Uhr
[Zitat von wicked1]Bei der ganzen "Affäre" soll mir mal jemand erklären welchen Bürger sie betrifft. Dass irgendwo jemand in einer staatlichen Stelle sitzt und meine Email liest ist doch egal. Kann mir jemand nachweisen, dass das die Stelle überhaupt interessiert?? Übrigens von wegen Franzosen und BND: anders als bei uns ist dem Geheimdienst in Frankreich die Wirtschaftsspionage ausdrücklich übertragen. BKA und Merkel machens schon richtig. Die Presse ist doch nur sauer, weil sie mal nicht alles herausfinden können und dürfen.

Das tut richtig weh. Wissen Sie überhaupt um was es geht? Dass der eigene Geheimdienst eigene Wirtschaftsunternehmen und Repräsentanten im Auftrag eine anderen Nation und für diese ausspioniert ist für Sie in Ordnung? Und das darüber die Öffentlichkeit belogen wird auch? Geht's noch?

http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/merkels-glaubwuerdigkeit-die-leute-lieben-die-macht-und-verabscheuen-die-medien-thread-290046-11.html#postbit_28854547

QuotePegida
Björn Borg 13.05.2015, 16:06 Uhr
Die 50 Prozent der Nichtwähler wird man auch mit so einem Kommentar nicht erreichen. Das schaffen aber Pegida und Co. - Was bleibt, ist Zynismus!


...

Aus: "Merkels Glaubwürdigkeit: Die Leute lieben die Macht und verabscheuen die Medien" Sascha Lobo (13.05.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/angela-merkel-luegt-dem-volk-ist-es-egal-lobo-kolumne-a-1033577.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] "Vor Gericht gestellt zu werden, ist zur Natur des Berufs geworden." Der Satz des türkischen Journalisten Can Dündar hat sich für ihn selbst wieder bewahrheitet. Gegen Dündar wird unter anderem wegen Terrorpropaganda und Spionage ermittelt. Es geht um die Veröffentlichung von Foto- und Videomaterial einer angeblichen Waffenlieferung an Extremisten in Syrien.

Die Verbreitung der Bilder wurde inzwischen verboten. Die Telekommunikationsbehörde forderte Dündars Zeitung "Cumhuriyet" dazu auf, sie von der Website zu löschen. Andernfalls werde man den Zugang blockieren - seit der Verschärfung des Internetgesetzes im Frühjahr ist das ohne vorherigen Gerichtsbeschluss möglich.

Der Fall zeigt, wie es kurz vor den Parlamentswahlen um die Medien in der Türkei bestellt ist. Immer wieder werden Inhalte zensiert oder Journalisten angeklagt. Gleichzeitig sind Politiker der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP und Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan überpräsent auf den Bildschirmen.

Das Fernsehen spielt im türkischen Wahlkampf eine wichtige Rolle. Mitglieder der Rundfunkbehörde RTÜK kritisierten kürzlich in einer Mitteilung, dass einige Fernsehkanäle ausschließlich Reden von Erdogan und Ministerpräsident Ahmet Davutoglu übertragen.

Ali Öztunc ist einer der vier Unterzeichner der Erklärung und sein Urteil fällt deutlich aus: "In der Türkei sind die Medien in keiner Weise frei", sagt er. Journalisten stünden unter politischem Druck. Öztunc war früher selbst Journalist unter anderem beim Sender NTV. Er sitzt für die Oppositionspartei CHP in der Rundfunkbehörde. Vier Ratsmitglieder werden von der Opposition gestellt, fünf von der AKP. Ihre Aufgabe ist es, den Rundfunk zu koordinieren und zu kontrollieren. Etwa könnte die Behörde Fernsehsender rügen, wenn sie einer Partei mehr Sendezeit einräumen.

Öztunc kritisiert, RTÜK sei nur formal unabhängig. Rügen würden durch die AKP-Mitglieder blockiert. Auf der anderen Seite werde kritische Berichterstattung mit hohen Geldstrafen geahndet, die "nicht gerechtfertigt" seien. So geschehen etwa bei den regierungskritischen Gezi-Protesten im Sommer 2013.

Nach Meinung von Öztunc geht es bei all dem um den Machterhalt der AKP: "RTÜK schwebt wie das Damokles-Schwert über den Herausgebern. Die Absicht dahinter ist, das politische System und die politische Führung zu schützen und aufrecht zu erhalten", sagt er. Der Journalist und Buchautor Mustafa Hos sieht das ähnlich: "Die AKP kann so erfolgreich sein, weil sie die Medien unter Kontrolle hat."

Die Struktur der türkischen Medien macht diese zusätzlich anfällig für staatlichen Einfluss. Die Zeitungen und Fernsehkanäle gehören nur wenigen großen Konzernen. Die sind noch in anderen Branchen wie der Industrie und dem Energiemarkt aktiv und oft abhängig von staatlichen Aufträgen. Viele Konzerne stehen der AKP nahe, wie die Calik Holding, die durch die Turkuvaz Media Gruppe im Besitz der Zeitung "Sabah" und des Senders ATV ist. Erdogans Schwiegersohn Berat Albayrak saß lange im Vorstand der Calik Holding.

Der Konzern Dogan besitzt ebenfalls viele wichtige Publikationen, wie die Zeitung "Hürriyet" und den Sender CNN Türk. Die Medien sind regierungskritisch, doch auch sie sind anfällig für staatlichen Einfluss. Dem Dogan Konzern wurden zudem immer wieder hohe Steuerstrafen auferlegt. Kritiker werten diese als politisch motiviert. Erdogan selbst greift Dogan in seinen Reden immer wieder scharf an.

Die türkische Führung ist trotz aller Kritik der Meinung, dass die Pressefreiheit in der Türkei gewährleistet sei. Der Europaminister Volkan Bozkir sagte vergangene Woche auf einer Pressekonferenz in Istanbul, Journalisten hätten "alle Freiheit, alles zu schreiben".

Journalist Hos ist ehemaliger Programmverantwortlicher des Senders Kanal 24 und arbeitete später bei NTV. Die direkte Einflussnahme habe er selbst miterlebt. "Bei jeder Zeitung, in jedem Sender gibt es Leute, deren einzige Aufgabe es ist, uns zu überwachen. Das ist schlimmer als in Russland", sagt er. Passe die Nachricht der Regierung nicht oder würden Reden von Erdogan oder Davutoglu nicht sofort übertragen, sei ein Anruf aus Regierungskreisen sicher.

Aus Angst ihre Arbeit zu verlieren, beugten sich die Chefs dem Druck. Alles drehe sich im täglichen Geschäft um die Frage, welchen politischen Einfluss die Nachricht habe. Die Folge sei Selbstzensur, die Hos als "Verbrechen" bezeichnet.

Hos selbst zog radikale Konsequenzen. Zurzeit arbeitet er nicht, weil er unter den Bedingungen seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, wie er sagt. "Ich bin seit mehr als 20 Jahren Journalist, aber so schlimm wie heute war es noch nie." Der Druck habe in der letzten Regierungszeit der AKP noch zugenommen. Journalisten dürften keine Fragen mehr stellen. Das mediale Bild bestimme Erdogan. Regierungskritische Berichterstattung werde blockiert. (Mirjam Schmitt, dpa) / (jedi)

Quote_LC_, 01.06.2015 12:34

Wer im Glashaus sitzt ...

Stört ihr euch nicht auch über die tägliche Nachrichtenflut über den Krieg, den die Saudis im Jemen führen (um einen Diktator wieder zu installieren)?
Nein? Wird nicht gezeigt? Na sowas aber auch!
Aber "Fassbomben" vom bösen syrischen Diktator; ruckelfrei in Full-HD ...

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.06.2015 12:38).



Aus: "Die "Blockade" der türkischen Medien" (01.06.2015)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Die-Blockade-der-tuerkischen-Medien-2671888.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Marcus Klöckner: Warum schließen Medien aus? Warum lassen sie bestimmte Perspektiven nicht zu?

Wolfgang Storz: ... Die Ursachen sind vermutlich vielfältig. Mit am aussagekräftigsten scheinen mir die Analysen zu sein, die auf die Herkunft der leitenden und wichtigen Journalisten verweisen. Siegfried Weischenberg, der große renommierte Medienwissenschaftler, hat in entsprechenden Untersuchungen vor vielen Jahren bereits darauf hingewiesen, dass zumindest leitende Journalisten aus Arbeiterfamilien sehr rar gesät sind. ... Thomas Meyer macht dieses Moment in seinem jüngsten Buch stark: Journalisten kommen aus den oberen Mittel- und Oberschichten. Und damit bewegen sie sich auch in diesen Milieus und wählen in ihrer Arbeit Themen und Perspektiven entsprechend nach den Interessen, Bewertungen, Mentalitäten und Gewohnheiten aus, die in diesen Kreisen vorherrschen: Wer sich dort bewegt, auch gesellschaftlich, will sich dort ja wohlfühlen und sich mit seiner Arbeit nicht ausgrenzen.

...


Aus: ""Der Journalismus produziert seine Kritiker und Gegner selbst"  Marcus Klöckner (25.08.2015)
-- // "Journalisten kommen aus den oberen Mittelschichten und Oberschichten"
Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/45/45798/1.html // http://www.heise.de/tp/artikel/45/45798/3.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Tagesspiegel-Journalist Helmut Schümann ist nach Veröffentlichung einer kritischen Kolumne auf der Straße niedergeschlagen worden. Er sei am Freitag im Berliner Stadtteil Charlottenburg von hinten attackiert worden, schreibt Schümann auf seiner Facebook-Seite. Die Angreifer hätten gerufen: "Du bist doch der Schümann vom Tagesspiegel, du linke Drecksau."

Er schrieb den Angriff Rechtsradikalen zu und wertete ihn als Reaktion auf seinen Text Ist das noch unser Land? [http://www.tagesspiegel.de/meinung/emigration-ist-das-noch-unser-land/12518980.html], den er am Tag zuvor im Tagesspiegel veröffentlicht hatte. Darin verurteilte der Redakteur unter anderem Hetze gegen Flüchtlinge. Pegida und die Alternative für Deutschland (AfD) versuchten, Demokratie und Humanität auszuhebeln, kritisierte Schümann.

In seinem Text rät Schümann: "Anschreien dagegen, nicht müde werden anzuschreien, sich nicht entmutigen lassen von den Mutlosen, denen machbare Hilfeleistung zu unbequem ist." In diesem Ton wird der Autor weitermachen. "Ich werde meine Kolumne weiter betreiben, mich weiterhin positionieren und mich nicht einschüchtern lassen", sagte Schümann nach dem Angriff.

Die Chefredaktion des Tagesspiegels zeigte sich entsetzt von dem Vorfall. Es sei ein Angriff auf den Kollegen "und zugleich einer auf die Presse- und Meinungsfreiheit", erklärte sie.

Schümann hat nach eigenen Angaben Anzeige bei der Polizei erstattet. Im Tagesspiegel will er nicht über den Vorfall schreiben.


Aus: ""Tagesspiegel"-Journalist in Berlin attackiert" (2. November 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-11/helmut-schuemann-tagesspiegel-journalist-attacke


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#45
Quote[...] Nirgends auf der Welt sei "die Presse freier als in der Türkei" sagte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vor rund einem Jahr bei einer Rede in Ankara. Er sei sich da sehr sicher. Sogar Beleidigungen und Hetze gebe es in der türkischen Presse, auch gegen ihn selbst. Und wenn Erdogan etwas als Beleidigung auffasst - das ist die Realität in der Türkei -, dann schickt er seine Anwälte los, in letzter Zeit fast täglich. Journalisten und Redakteure werden reihenweise angeklagt, verhaftet, gefeuert.

Wer etwas schreibt, das dem Staatschef nicht genehm ist, wird als Terrorist bezeichnet und von der AKP-treuen Presse zum Abschuss freigegeben.  ...

Transparency International, Reporter ohne Grenzen und andere Organisationen zeigen sich zutiefst besorgt über den Zustand der Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei. Gerade in der jetzigen Situation, in der Erdogan ein Referendum über eine Verfassungsänderung hin zum Präsidialsystem vorbereitet, wäre lautstarke Kritik aus der EU so wichtig wie nie. Doch stattdessen lassen sich Angela Merkel und die anderen Staatschefs von Erdogan an die Zügel nehmen, weil sie sich von ihm Unterstützung beim Thema Flüchtlinge erhoffen. Ein fatales Signal.  ...


Aus: "Erdogan: "Die freieste Presse der Welt"" Gerrit Wustmann (01.12.2015)
Quelle: http://www.heise.de/tp/artikel/46/46705/1.html

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Quote[...] Kurz vor dem EU-Sondergipfel mit der Türkei zur Flüchtlingskrise muss der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet ins Gefängnis. Gegen Can Dündar und den Hauptstadtkorrespondenten der Zeitung, Erdem Gül, sei am Donnerstag Haftbefehl erlassen worden, berichtete die Nachrichtenagentur DHA. Ihnen werde Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Spionage vorgeworfen. Hintergrund ist ein von Dündar und Gül verfasster Bericht über angebliche Waffenlieferungen von der Türkei an Extremisten in Syrien. ...


Aus: "Türkische Journalisten wegen Bericht über Waffenlieferungen in Haft" (27.11.2015)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Tuerkische-Journalisten-wegen-Bericht-ueber-Waffenlieferungen-in-Haft-3025015.html


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Quote[...] Wiederkehrend trifft sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ausgewählten Journalisten zu Hintergrundgesprächen. Nach dem Willen der Beteiligten sollen die Inhalte nicht an die Öffentlichkeit gelangen, sie bleiben also geheim. Das Verwaltungsgericht Berlin hat das Kanzleramt nach einer Klage des Tagesspiegel-Redakteurs Jost Müller-Neuhof jetzt zu einer teilweisen Transparenz in dieser Praxis verpflichtet (AZ: VG 27 L 369.16). Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. Hier legt Müller-Neuhof die Hintergründe dar.

Es gilt strenge Vertraulichkeit, weshalb sich Beteiligte daran halten. ,,Unter drei" heißt das im Journalistenjargon. Eingeladen wird telefonisch. Berichten darf niemand, nur Wissen sammeln. Trotzdem versuchen Journalisten, manche Aussage oder Information für eine Darstellung ,,unter zwei" zu gewinnen, sie also zur öffentlichen Verwendung bei Nennung des Quellen-Umfelds freigegeben zu bekommen. Das sind oft ,,Regierungskreise" oder ,,die Parteispitze". Nur ,,unter eins" darf die Information der genauen Quelle zugeschrieben werden (,,Merkel sagte, dass...). Zugleich nutzt die Regierung die Termine für ein Stimmungsbild. Merkel war früher selbst Pressesprecherin und weiß, wie man die richtigen Fragen stellt.

In der Anfrage vom Mai vergangenen Jahres an das Kanzleramt ging es um alle Treffen im Jahr 2016. Sowohl die, welche vom Kanzleramt organisiert wurden, als auch jene, in denen die Kanzlerin der Einladung von Journalisten gefolgt ist. Gennannt werden sollten Ort, Zeit, Themen sowie Medien und Teilnehmer; insbesondere bei Treffen, bei denen es um den Brexit, den Umgang mit der AfD sowie die Bewältigung der Flüchtlingskrise ging. Das Kanzleramt sollte auch erklären, welche Informationen Merkel dabei den Anwesenden konkret mitgeteilt hat. Außerdem wurde eine Übersicht erbeten, welche Medienvertreter außerhalb der Hintergrundgespräche einen persönlichen Termin bei Merkel hatten.

Das Presse- und Informationsamt verwies als Antwort auf ein Hintergrundgespräch Ende April, bei dem der neue Präsident des Bundesnachrichtendiensts (BND), Bruno Kahl, den Journalisten vorgestellt wurde. Die Kanzlerin habe daran ebenso wenig teilgenommen wie an Hintergrundgesprächen auf Einladung von Journalisten. Auf weiteres Drängen hieß es, dass eine Zusammenstellung der Termine nicht vorliege und sich nicht mit vertretbarem Aufwand erstellen lasse. Nach der Bitte darum, diejenigen Informationen mitzuteilen, die sich mit vertretbarem Aufwand erstellen ließen, erklärte das Bundespresseamt, es handele sich um ,,vertrauliche Runden", bei denen die behandelten Themen ,,vielfältig" seien. Zu Details gebe es keine Auskunft.

Das Zusammenspiel von Medien und Regierung ist vielfach in die Kritik geraten, dabei geht es um die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung, sichtbar jetzt auch an den Konflikten in den USA. Dem Kanzleramt wurde frühzeitig erklärt, dass die Informationen zu einer Recherche über Verbindungen von Presse und Politik benötigt würden und die Ansichten der Kanzlerin zu den genannten Themen zudem von großem öffentlichen Interesse seien. Staatliche Stellen seien bei der Auskunftserteilung strikt zur Gleichbehandlung verpflichtet. Dem widerspreche es, bestimmte Informationen nur einem exklusiven Kreis von Medien zukommen zu lassen. Der Aufforderung, seine Ablehnung näher zu begründen, kam das Kanzleramt nicht nach. Hilfsweise wurde angeboten, die erbetenen Auskünfte zu den Treffen zunächst nur vertraulich zu verwenden und beim Berliner Verwaltungsgericht der Erlass einer einstweiligen Anordnung beantragt.

Vor Gericht wies das Kanzleramt auf die Interessen der Journalisten hin, die Gespräche zählten zum ,,Kernbestand des politischen Journalismus". In die ,,grundrechtlich geschützte Vertrauenssphäre von Medien und Informanten" dürfe nicht auf diese Weise eingegriffen werden, der Informationsfluss würde versiegen. Außerdem müsse es Wege geben, auf denen das Kanzleramt seine Ansichten mitteilt, damit die Dinge in den richtigen Kontext gesetzt werden könnten.

Das Kanzleramt muss Termine, Themen, Teilnehmer und Orte der Treffen offenlegen, ebenso Merkels geplante Treffen mit einzelnen Journalisten darüber hinaus. Inhalte müssen jedoch nicht mitgeteilt werden, auch nicht nur zur vertraulichen Verwendung.

Vertreter der Presse haben einen Auskunftsanspruch gegen Behörden. Das Bundesverwaltungsgericht leitet diesen aus Artikel 5 des Grundgesetzes ab, der die Pressefreiheit enthält. Grundsätzlich gilt damit: Journalisten dürfen im Rahmen ihrer ,,öffentlichen Aufgabe" alles wissen, was eine Behörde weiß. Auskunftsersuchen dürfen nur abgelehnt werden, wenn es ,,berechtigte schutzwürdige Interessen gibt", die ein Verschweigen rechtfertigen. Oft kann das eine Frage der Abwägung sein. Nach Ansicht der Richter war es das im vorliegenden Fall nicht. Um grundrechtlichen ,,Quellenschutz" gehe es hier nicht, da staatliche Stellen an Grundrechte gebunden seien, sie aber nicht für sich in Anspruch nehmen könnten. Vorschriften wie die zur Vertraulichkeit aus der Satzung der Bundespressekonferenz (BPK) oder dem Pressekodex könnten keine rechtliche Wirkung entfalten. Sie seien nur ,,berufsethische Regelwerke", deren Verletzung lediglich Sanktionen im Rahmen der freiwilligen Selbstkontrolle nach sich zieht.

...

Quote2010ff 19.02.2017, 18:38 Uhr
Was mich sehr interessiert:

    Interessierte Bürger könnten daraus ablesen, welche Medien bevorzugt informiert werden. Umgekehrt könnten sie auch sehen, welche Medien die Regierung für ihre Zusammenarbeit mit Journalisten besonders bevorzugt.

Außerdem könnte der Verdacht widerlegt werden, dass nach bestimmten Treffen im Kanzleramt ausgewählte Medien Berichterstattung im Sinn und für die Interessen des Kanzleramtes praktizieren.

Man kann sich als Zuschauer ein eigenes Bild über die tatsächliche Unabhängigkeit der jeweiligen Medien von der Regierungspolitik - umgekehrt genauso - machen.


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Aus: "Politik und Presse: "Unter drei" - die Sache mit den Hintergrundgesprächen" (19.02.2017)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/politik-und-presse-unter-drei-die-sache-mit-den-hintergrundgespraechen/19413420.html

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Quote[...] Die maltesische Bloggerin Daphne Caruana Galizia ist durch eine Autobombe getötet worden. Sie hatte der Regierung Korruption vorgeworfen und Geldwäsche sowie Steuerhinterziehung aufgedeckt.

EU-Politiker haben mit Entsetzen auf den Anschlag auf eine maltesische Journalistin reagiert. "Brutaler Mord an Daphne Caruana Galizia: tragisches Beispiel einer Journalistin, die ihr Leben geopfert hat, um die Wahrheit ans Licht zu bringen", twitterte EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani. Die 53-jährige Bloggerin war am Montag ums Leben gekommen, als ihr Auto in dem Ort Bidnija in der Nähe ihres Hauses explodierte.

Die Hintergründe sind bislang unklar. Maltas Regierungschef Joseph Muscat sprach von einer "tückischen Attacke auf einen Bürger und auf die Meinungsfreiheit" und versprach, nicht nachzugeben, bis der Tod der Journalistin aufgeklärt sei. Dem staatlichen TV-Sender TVM zufolge hatte sich Caruana Galizia vor zwei Wochen an die Polizei gewandt, weil sie Morddrohungen erhalten habe.

Über die Grenzen Maltas hinaus hatte Caruana Galizia mit Berichten für Aufsehen gesorgt, dass eine in den sogenannten "Panama Papers" erwähnte Firma der Frau von Regierungschef Muscat gehöre. Muscat hatte diese Darstellung als Lüge bezeichnet.

"Ich bin tief schockiert über den Tod von Daphne Caruana Galizia", teilte Sven Giegold, Abgeordneter der Grünen/EFA-Fraktion im EU-Parlament, mit. Caruana Galizia war Zeugin des Untersuchungsausschusses zu Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Sie habe "eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung schwerwiegender Vorwürfe zu Geldwäsche und Korruption in Malta, einschließlich Anschuldigungen gegen hochrangige Mitglieder der maltesischen Regierung" gespielt, schrieb Giegold und fügte hinzu: "Solche Vorfälle erinnern an Putins Russland, nicht an die Europäische Union." (dpa)


Aus: "Mord an maltesischer Journalistin schockt die EU" (17.10.2017)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/malta-mord-an-maltesischer-journalistin-schockt-die-eu/20463854.html

"Panama-Papers-Journalistin auf Malta getötet" (16. Oktober 2017)
Man könne sich Galizia vorstellen wie eine Art WikiLeaks, geführt von einer einzigen Frau: Sie sei gegen Korruption und Intransparenz in Malta vorgegangen. Für beides sei der Inselstaat berühmt. ...
http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-10/daphne-caruana-galizia-malta-panama-papers


Daphne Anne Caruana Galizia geborene Vella (* 26. August 1964 in Sliema; † 16. Oktober 2017 in Bidnija)
https://de.wikipedia.org/wiki/Daphne_Caruana_Galizia


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Quote[...] BERLIN taz | Das Urteil ist hart: Für sechs Jahre muss der aserbaidschanische Journalist Afgan Muchtarli ins Gefängnis. Das entschied ein Bezirksgericht in der Hauptstadt Baku am vergangenen Wochenende. Er war wegen Schmuggels, illegalen Grenzübertritts sowie Widerstands gegen die Polizei angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte acht Jahre Haft gefordert. Gegenüber der US-Nichtregierungsorganisation Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) sagte Muchtarlis Ehefrau Leyla Mustafajeva, ihr Mann werde Berufung einlegen.

2015 waren die beiden mit der damals dreijährigen Tochter nach Georgien geflohen, da sie sich in Aserbaidschan nicht mehr sicher fühlten. Grund dafür waren Muchtarlis Recherchen und Berichte über Korruption im Klan von Staatspräsident Ilham Alijew. Der Autokrat ist seit 2003 in der Südkaukasusrepublik an der Macht. Derartige Veröffentlichungen hatten in der Vergangenheit auch schon für andere aserbaidschanische Journalisten im Gefängnis geendet.

Am 29. Mai 2017 wurde Muchtarli am hellichten Tag im Zentrum der georgischen Hauptstadt Tiflis entführt und nach Aserbaidschan gebracht. Bis heute ist nicht geklärt, ob auch der georgische Geheimdienst an der Aktion beteiligt war.

Vor Gericht hatten Muchtarlis Anwälte gefordert, alle Anschuldigungen fallen zu lassen, da der Fall politisch motiviert sei. Auch Muchtarli selbst wies alle Vorwürfe zurück. ,,Ihr könnt uns festnehmen oder töten, aber es werden andere kommen und den Kampf fortsetzen. Unser Hauptziel ist nicht Ilham Alijew zu stürzen. Unser höchstes Ziel ist, den Menschen Hoffnung zu geben", sagte er in seinem Abschlussplädoyer.

Der aserbaidschanische Politikwissenschaftler Chikmet Gadschisade wertet den Fall Muchtarlis als Versuch der Staatsmacht, verstärkt auch auf Regimegegner Druck auszuüben, die Aserbaidschan verlassen hätten und vom Ausland aus weiter gegen ihre Heimat politisch aktiv seien. Das alles diene der Abschreckung, zitiert das Onlineportal Echo Kawkaza den Wissenschaftler. Nach Angaben von CPJ sitzen in Aserbaidschan derzeit zehn Journalisten im Gefängnis. Im Sommer 2017 wurde der Chefredakteur der Internetseite Turan, der einzigen noch unabhängigen Nachrichtenagentur Aserbaidschans, Mehman Alijew, festgenommen. Der Vorwurf lautet auf Steuerhinterziehung.


Aus: "Sechs Jahre Haft für Recherche" Barbara Oertel, Ressortleiterin Ausland (16. 1. 2018)
Quelle: https://www.taz.de/Aserbaidschanischer-Journalist-verurteilt/!5474554/

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Quote[...] Der slowakische Journalist Ján Kuciak hat vor seiner Ermordung über die italienische Mafia recherchiert. Er wollte ein Netzwerk von Verbindungen der kalabrischen 'Ndrangheta bis in höchste slowakische Regierungsstellen offenlegen. Mehrere slowakische Medien veröffentlichten nun den unvollständig gebliebenen Text in Zusammenarbeit mit dem Internetportal Aktuality.sk, für das Kuciak gearbeitet hatte.

Die 'Ndrangheta soll sich im Osten der Slowakei den Recherchen zufolge auf Steuerbetrug mit gefälschten Rechnungen spezialisiert haben. Auch EU-Förderungen seien Ziel des Betrugs gewesen.

Nach Kuciaks Recherchen ist es der Mafia gelungen, Verbindungsleute in das Büro des sozialdemokratischen Regierungschefs Robert Fico einzuschleusen. Sollten die Recherchen stimmen, hätte die Mafia so Zugang zu geheimen Staatsinformationen bekommen können und wären über geplante Sicherheitsmaßnahmen informiert gewesen.

Wie die Tageszeitung Sme berichtet, wird auch die Hauptberaterin von Fico, Mária Trošková, verdächtigt. Sie hatte vorher für italienische Unternehmer gearbeitet, die von der Justiz in Italien verdächtigt werden, Verbindungen zur Mafia zu haben.

Ministerpräsident Fico verteidigte Trošková. Unschuldige Menschen würden mit einem Doppelmord in Verbindung gebracht werden, zitiert Sme den Ministerpräsidenten.

Der britische Journalist Tom Nicholson sagte, Kuciak habe betrügerische Zahlungen von EU-Geldern an in der Slowakei wohnhafte Italiener mit Verbindungen zur kalabrischen Mafia untersucht. "Ján und ich arbeiteten mit Geheimdienstdokumenten", schrieb Nicholson bei Politico. Der slowakische Geheimdienst kenne bereits "die Namen der Gangster".

Der 27-jährige Journalist Kuciak und seine Verlobte Martina Kusnirova waren am Sonntag in ihrem Haus in der Nähe von Bratislava erschossen worden. Berichten zufolge waren neben den Leichen scharfe Schusspatronen zurückgelassen worden. Dies wird als Warnsignal an mögliche weitere Opfer gedeutet. Die slowakische Polizei hatte angekündigt, eng mit den italienischen Behörden zusammenarbeiten zu wollen.

Kuciak hatte immer wieder über Fälle von mutmaßlichem Steuerbetrug berichtet. Dabei schrieb er vor allem über prominente Unternehmer, die laut seinen Recherchen Geschäftsverbindungen zur organisierten Kriminalität sowie zu den regierenden Sozialdemokraten haben. Der Unternehmer Marián Kočner hatte Kuciak öffentlich wegen dessen Artikeln gedroht.


Aus: "Ermordeter Journalist recherchierte über Mafia" (28. Februar 2018)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-02/slowakei-jan-kuciak-mord-italienische-mafia-regierung

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Quote[...] Der russische Journalist Maxim Borodin ist am Sonntagmorgen gestorben. Der 32-Jährige war drei Tage zuvor aus noch ungeklärten Gründen vom Balkon seiner Wohnung aus dem fünften Stock in einem Mehrfamilienhaus im russischen Jekaterinburg gestürzt. Nachbarn hatten den Reporter gefunden und Rettungskräfte verständigt.

Nach Angaben der Ermittler handelt es sich um einen "unglücklichen Vorfall". Sie sehen kein Anzeichen für ein Verbrechen und unterstellen dem Journalisten Suizid.

Anlass für eine "ernsthafte Besorgnis" sieht dagegen Harlem Désir, Beauftragter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) für die Freiheit der Medien. In einem Tweet forderte er eine "rasche und gründliche Untersuchung". Auch Organisationen wie Reporter ohne Grenzen machen sich für eine "sorgfältige und unvoreingenommene Aufklärung" stark. Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten wurden seit 1992 in Russland 58 Reporter getötet.

Borodin hatte für den Pressedienst Nowi Den (Neuer Tag) gearbeitet und teils gefährliche Recherchen durchgeführt. ...

QuoteDogwalker #13

>>Die Ermittler gingen "von einem unglücklichen Vorfall" aus ...<<
Seltsam nur, dass diese "unglücklichen Vorfälle" immer regierungskritische Journalisten treffen...


...


Aus: "OSZE will Aufklärung über Tod eines russischen Reporters" (16. April 2018)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-04/maxim-borodin-investigativer-journalismus-todesfall-russland-pressefreiheit

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach einer legendären ZDF-Anstalts-Sendung im Januar 2015 , in deren Verlauf die Herren Uthoff und von Wagner mit ein paar Strichen die moralische Verkommenheit vieler eingebetteten Alpha-Autoren und stets bestens informierten Hauptstadtjournalisten an die Wand warfen und vor allem deren Nato-und CIA-PR herausstellten, begannen in Deutschland endlich ein paar Kollegen aus ihrem Tiefschlaf zu erwachen und gegen den Strich zu recherchieren.

Bald stießen sie im Internet auf ganz offen abgedruckte vertragliche "Spielregeln", die zunächst mal für festen Mitarbeiter des Springer-Verlags gelten. Seither wird da munter herumgefummelt und kalibriert von Seiten der Chefetagen und man möchte damit den Bürgern sagen, dass das doch alles nur vage Betriebsanleitungen seien, Orientierungshilfen für junge Mitarbeiter und eben nette Hinweise, Petitessen eigentlich, keiner Erwähnung wert.

... Es gehört zum Komplettversagen der Linken, dass sie sich die Sache mit der Lügenpresse von den Dumpfbacken der Pegida aus der Hand nehmen ließ und seither jede substanzielle Medienkritik mit einer umständlichen und würdelosen Distanzierung von der AfD einleiten muss. Da man diesen Kampf sang- und klanglos vergeigte, verliert sich das aktuelle Rückzugsgebiet des wahrhaftigen Journalismus im parzellierten Weltreich der Off-Medien und den Social-Media Magazinen, Blogs und Foren.

... Anstatt im Dienst und Geist der Dialektik zu streiten - es muss ja nicht gleich mit Hegel, Bloch und Adorno zu tun haben - und sich die Leviten zu lesen, versanden die Debatten im verzagt altklugen Sing-sang sermonaler Konsensmessen. In einer Endlosschleife spulen die Couchbesetzer ihre Sprachregelungen, Tabusetzungen und neofeudalen Moralcodes ab. Mit zelotischer Verbissenheit machen sich diese immer gleichen Infotainer jedes Thema zu eigen: Mietpreisbremse, nervöse Märkte, Soziales, Nullzinsrisiko, Fassbomben, hellenisches Klienteldrama und, logisch, ja, Bildung, Bürokratieabbau, Maidan, Maut, Entlastung der mittleren Einkommen, NSU, NSA, Flüchtlinge, Videobeweis, Biodiesel, Cum-Ex, Hitlers Sackratten und abgehängte Schlecker-Frauen.

In diesen Schlaflabors ("Da bin ich ganz bei Ihnen") hätte kein Scholl-Latour mehr Platz, kein Frank Schirrmacher, Jean Améry, kein Balzac, Grass oder Goethe. Hier sitzen die Duz-Freunde des Guten, Hayali und Seppelt und Theveßen und Kleber und Mascolo. Die so redlichen wie unsichtbaren echten Kollegen werden in Abwesenheit diffamiert als Verschwörungstheoretiker, Putin-Trolle, Europagegner und Rechts- oder Links-Populisten.

Zu Füßen der Raute zeigenden Freiheitsstatue in Apricot schwadroniert die Echokammerelite von der westlichen Wertegemeinschaft, der offenen Gesellschaft, des liberalen Pluralismus, der Entfaltung des Gender-Individuums, den freie Märkten und der Verteidigung irgendwelcher transatlantischer Ideale. Man kann es nicht mehr hören und nicht mehr sehen und nur hoffen, dass der Russe und sein Hacker endlich den Strom abstellen.

Auch kann man die staatliche Sprachverwahrlosung nicht mehr ertragen. Ich mag nur ein Beispiel anführen, nämlich die inflationäre wie beiläufige Erwähnung von den "Menschen, die sich abgehängt fühlen". Das bezieht sich offenbar auf die kleinen Trottel von der Straße, die da draußen hinter der Mattscheibe im Land herumstreunen und deren Einzelschicksale zwischen Jobcenter, Krankschreibung, Eckkneipe, Pflegeloch, Discounthallen und Teilzeitirrsinn verziffert werden.

Naht irgendeine Wahl überbieten sich die urplötzlich so volksnahen Empört-und-betroffen-zugleich-Groko-Charmeure darin, jetzt endlich diese verlorenen Seelen "abzuholen" und "einzufangen" und sie "zurück ins Boot" zu holen. Es ist auch die besorgte Rede von der "Augenhöhe" und davon, dass man die Mühseligen und Beladenen "wieder ernst nehmen" wird - also diese RTL-II-Gimpel, halb White Trash, halb dunkeldeutsches Pack.

Der Zynismus der christlich-liberalen Biomoralisten besteht darin, Millionen von Mitbürgern bis tief in den Mittelstand hinein das Recht abzusprechen, abgehängt zu SEIN. Mit perfider Arroganz werden die Abgehängten auf sich selbst zurückgeworfen. Anschluss verpasst? Euer Problem.

Mehr leisten, mehr Ego-Shooting, mehr Anpassung an unsere schöne neue Wertewelt, einfach mal ein bisschen durch die Institutionen marschieren wie Joschka auf seinem langen Weg in den Schoß seiner Ziehmutter Madeleine Albright, die 1996 meinte: "Ja, ich glaube, die halbe Million Kinder, die wegen der US-Irak-Sanktionen starben, waren den Preis wert." Ihr rundlicher Ziehsohn, einst Vietnamkriegsgegner, dann balkanischer Kriegstreiber und heute ein stirnrunzelnd halluzinierendes Nato-Strichmännchen residiert in einer abgedunkelten Villa im Berliner Nobelviertel Dahlem und bezieht Entgelte von bis zu 30.000 Euro für trostloses Geschwätz.

Fischer wie Schröder oder das Elend namens Scharping sind gloriale Beispiele dafür, wie sich die parlamentarische Betriebsamkeit in eine jämmerliche Simulation von Demokratie verwandelt hat. Gerade die rotgrünen Anteile unseres Wahrheitsregimes tun sich hervor dabei, inzwischen jedes freie frische Denken zu konfiszieren und real-bestehende Interessengegensätze und Widersprüche zu kaschieren.

... Ach ja, der Journalismus: Diese hypnotisierten Top-Schreiber bei Zeit, FAZ, Welt, Spiegel, SZ und wer sich im Wendekreis des Talentschuppens des moralisch verwahrlosten Irrsinns sonst noch nährt, hätten es zu Willy Brandts Zeiten mit einiger Mühe gerade noch in die Rubrik "Vermischtes" geschafft.

...


Aus: "Two Riders were approaching: Der Anfang vom Ende der deutschen Medien" Wolf Reiser (11. September 2018)
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Two-Riders-were-approaching-Der-Anfang-vom-Ende-der-deutschen-Medien-4158735.html?seite=all

QuoteNullNullNull, 11.09.2018 00:56

Erfrischend

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im zu Ende gehenden Jahr sind weltweit mindestens 80 Journalisten, Bürgerjournalisten und andere Medienmitarbeiter in direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden, 15 mehr als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte von ihnen kam in nur fünf Ländern ums Leben: in Afghanistan, Syrien, Mexiko, Jemen und Indien. Ähnlich sieht es bei den 348 weltweit inhaftierten Medienschaffenden aus. Mehr als die Hälfte von ihnen sitzt in nur fünf Ländern im Gefängnis: in China, Ägypten, der Türkei, Iran und Saudi-Arabien. Das geht aus der Jahresbilanz der Pressefreiheit 2018 hervor, die Reporter ohne Grenzen (ROG) am Dienstag veröffentlicht hat.

... 44 Medienschaffende starben in Gebieten mit bewaffneten Konflikten, 36 außerhalb solcher Gebiete. Wie schon im Vorjahr, so die Bilanz weiter, war Mexiko das Land ohne bewaffneten Konflikt, in dem die meisten Journalisten ermordet wurden. Über Korruption und Drogenkriminalität zu berichten, sei dort weiterhin lebensgefährlich. Der Schutz, der bedrohten Journalisten gewährt wird, ist oft unzureichend und inneffektiv.

... 49 der getöteten 80 Medienschaffenden seien wegen ihrer journalistischen Tätigkeit gezielt ermordet wurden. Die übrigen 31 kamen im Einsatz ums Leben. Unter den Getöteten waren 63 professionelle Journalisten, 13 Bürgerjournalisten sowie vier Tontechniker und Fahrer. Drei der Getöteten waren Frauen. In den vergangenen zehn Jahren wurden weltweit 702 professionelle Journalisten getötet.

Die Zahl getöteter Bürgerjournalisten hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt, von sieben auf 13. Bürgerjournalisten spielen gerade in Ländern mit autoritären Regimen und Kriegsländern eine immer wichtigere Rolle in der Berichterstattung, denn dort sind viele Regionen für professionelle Journalisten kaum zugänglich. Diese Regionen sind zugleich diejenigen, in denen unabhängige Berichterstatter besonders gefährdet sind.

Auch die Zahl der inhaftierten Bürgerjournalisten stieg 2018 sprunghaft an, so die Jahresbilanz von Reporter ohne Grenzen weiter im Wortlaut: um 40 Prozent von 107 auf 150. Nachdem sie bereits gegen traditionelle Medien hart durchgegriffen haben, würden Länder wie China, Ägypten, Iran und Saudi-Arabien jetzt ihre Unterdrückungsstrategien überarbeiten. Neue Internetgesetze etwa erleichtern es ihnen, gegen Online-Journalisten und Nutzer von sozialen Netzwerken vorzugehen.

Insgesamt saßen am 1. Dezember 2018 weltweit 348 Medienschaffende wegen ihrer Arbeit in Haft – mehr als die Hälfte von ihnen in nur fünf Ländern: in China (60), Ägypten (38), der Türkei (33), Iran (28) und Saudi-Arabien (28). In China sind unter den Inhaftierten 46 Bürgerjournalisten, die versuchen, der zunehmend scharfen Kontrolle der Kommunistischen Partei über traditionelle Medien zu entgehen.

Die Türkei bleibt laut ROG-Bilanz auch in diesem Jahr das Land, in dem weltweit die meisten professionellen Journalisten wegen ihrer Arbeit im Gefängnis sitzen. Dass es im Vergleich zu 2017 weniger sind, bedeute nicht, dass sich die Situation verbessert hat. "Viele der Freigelassenen sind nur unter Auflagen freigekommen und warten noch auf ihr Urteil in erster oder höherer Instanz."

Saudi-Arabien zog in diesem Jahr die internationale Aufmerksamkeit auf sich, als am 2. Oktober der regimekritische Journalist Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet wurde. Mindestens 28 weitere Medienschaffende sind zurzeit in Saudi-Arabien wegen ihrer Arbeit inhaftiert. 

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Aus: "Weltweit 80 Journalisten getötet" Markus Ehrenberg (18.12.2018)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/medien/reporter-ohne-grenzen-weltweit-80-journalisten-getoetet/23770956.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Spiegel hatte am Mittwoch bekannt gegeben, dass Claas Relotius, der 33-jährige preisgekrönte Redakteur, Reportagen und Interviews ganz oder teilweise systematisch gefälscht hatte. Er habe dabei Charaktere, Zitate und Begebenheiten erfunden oder die Biografien von realen Protagonisten verfälscht. Relotius schrieb für das Nachrichtenmagazin seit 2011 knapp 60 Texte, seinen eigenen Angaben zufolge sind 14 betroffen. Der Spiegel kündigte eine umfassende Aufarbeitung an. Das Ausmaß der Fälschungen sei bisher noch unklar.

Relotius war bekannt für sehr aufwendige Reportagen über besondere Menschen, die zugleich politische und gesellschaftliche Probleme beleuchten. Von den Fälschungen betroffen sind laut Spiegel auch mehrere seiner preisgekrönten Erzählungen, darunter die Reportage Löwenjungen über zwei angeblich von der Dschihadistenmiliz IS entführte irakische Kinder und der Text Nummer 440 über einen vermeintlich im US-Straflager Guantánamo inhaftierten Islamisten. Nach Spiegel-Angaben hat Relotius seinen Vertrag bereits am Montag gekündigt.

Das Nachrichtenmagazin bezeichnete die Vorgänge als Tiefpunkt in seiner 70-jährigen Geschichte.

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Aus: "US-Botschafter sieht die USA als Opfer der gefälschten Berichte" (21. Dezember 2018)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2018-12/betrugsfall-beim-spiegel-us-botschaft-richard-grenell-kritik

Quote
MeisterGeist #3

Es sei zu befürchten, "dass die Leitung des Spiegel diese Art der Berichterstattung forciert und dass die Reporter offenkundig das liefern, was die Unternehmensleitung verlangt"

Zeitgeist eben


QuoteFreimuth #3.9

,,Ich weiß, SPON ist vielen Konservativen bis ganz nach weit rechtsdraußen, ein Dorn im Auge weil er nicht stramm konservativ das berichtet was man hören will."
Nein, der Spiegel kann berichten was er will, schließlich sind wir hier in einem Liberalen Land. Nur sollte die Berichterstattung der Wahrheit entsprechen.


QuoteVerbaler Spaltpilz #3.12

Natürlich sollte die Berichterstattung der Wahrheit entsprechen. Ich finde es aber interessant dass gerade jetzt Leute aus der Versenkung kommen die bei den offensichtlichen Lügen von RT, PI-News oder Facebook-Wahrheitspopheten sonst anscheinend keine Probleme haben. ...


Quote
Josef Bologna #3.13

Meine Güte, lesen Sie mal den BILD Blog. Die BILD lügt täglich mehrfach. Der Spiegel hatte einen Autor der gelogen hat. ...


QuoteFreimuth #3.17

Tut mir leid, ich lese keine BILD. Ich habe nunmal von dem Spiegel mehr erwartet - mein Fehler.


Quotebavarius #3.22

"Es ist gewagt, die Bild pauschal als Lügenblatt zu betiteln."

Das ist überhaupt nicht gewagt, das ist nun einmal eine Tatsache. Ich würde sogar weiter gehen und BILD auch noch als ein Hetzblatt bezeichnen.


QuoteTGfkaTRichter #6.5

Witzigerweise wird eben diesem Spiegel aber garantiert beim nächsten Artikel über die Ukraine oder Assad vorgeworfen werden, Teil der Atlantikbrücke zu sein.


Quotefragfix #6.9

"Die USA führt Kriege aufgrund von Lügen."

Ein Grund, diese Lügen aufzudecken. Kein Grund, selber zu lügen.


QuoteMährobotor #6.10

Also aus meiner Sicht, sind sie beim Spiegel ganz sicher Teil der Atlantic-Brücke.


QuoteMährobotor #6.11

Sie kämpfen für IHRE Wahrheit.


QuoteBavaria One #7

Das ist im Grund zu lustig, dass sich ein von Trump eingesetzter Botschafter über Fake News beschwert. ...


QuotePeter alt #11

Wenn ich mir die Artikel des ,,Spiegel" über Trump anschaue (+ Titelbilder) kann ich verstehen, dass der Botschafter nicht ,,amused" ist. Eine so einseitige, undifferenzierte und denunzierende Berichterstattung hätte ich vom Spiegel niemals erwartet. Antiamerikanismus trifft es eigentlich schon.


Quote
Sorgenkind #8

Cool, wusste gar nicht, dass der Spiegel so maßgeblichen Einfluß auf die US-Politik hat.


Quote
Western gold rush #10

Ich finde den Kunstfälscher Beltracchi beeindruckender...


Quotepetruz #21

Mh, meiner Meinung nach kommt der Präsidentendarsteller Trump noch zu gut weg bei unseren "linksliberalen" Medien. Schaut oder lest mal einen Tag eher linksliberale Medien wie CNN oder New York Times...


Quote
Zeitleserwissenmehr #24

Ich erinnere mich noch an die Schweden-tweets von Donald Trump dienin Schweden für Kopfschütteln und Gelächter sorgten... Und an eine CNN-Europakarte in der auf Tschechien "Switzerland" gedruckt war. Shit happens. ...


QuoteUnterlinner #31

Der Unterschied zwischen dem Spiegel und der Administration, die Herrn Grennel ins Amt gehievt hat, ist, für den Spiegel ist es ein Problem, dass ein Mitarbeiter nicht die Wahrheit gesagt hat. ...


QuoteStefan14 #67

Wirklich interessant zu sehen wie hier der Spiegel verteidigt wird. Allerdings das Blatt hat 'Fake News' verbreitet, voellig egal ob es nun nur ein oder mehrere Autoren waren. Der Schaden ist da, und wer kann es Grenell verdenken dass er sich jetzt ein bischen freut und das ausnutzt. Auf Trumps fake news zu verweisen macht hier ueberhaupt keinen Sinn. ...


...

Textaris(txt*bot)

#54
Quote[...] Was sich die Abgeordneten des EU-Parlaments wünschen, um des leidigen Themas der Desinformation Herr zu werden, haben sie schon im Spätsommer in einer Resolution kundgetan: Wer politische Kampagnen im Netz fährt, soll sie offenlegen, auch wer dafür bezahlt hat und wer dahintersteckt. Noch stark unter dem Eindruck des Skandals um Facebook und Cambridge Analytica setzte sich der zuständige Ausschuss mehrheitlich für eine weitgehende Transparenz ein.

Weil Transparenz im Zweifel aber nur reicht, um im Nachhinein festzustellen, wer hinter einer Desinformationskampagne steht, soll es zusätzlich aktive Maßnahmen geben. Der im Dezember dazu erschienene Aktionsplan der EU-Kommission fordert die Mitgliedsländer vor dem Hintergrund von über fünfzig bis 2020 in Europa anstehenden Wahlen zum aktiven Handeln und Eingreifen auf.

Dazu gehört nach derzeitigem Stand der Dinge auch noch Großbritannien. Dort schwelt allerdings ein hausgemachter Desinformationsskandal, der sich genau um dieses ,,aktive Handeln" dreht, das die EU-Kommission einfordert. Unter dem Deckmantel des propagandistischen Abwehrkampfes gegen Russland hat eine von der Regierung finanzierte Social-Media-Einheit eine Kampagne betrieben – auch gegen die Labour-Opposition im britischen Parlament. Es geht also nicht um Russen oder Chinesen, sondern um die eigenen Leute, die hintenrum inländische politische Gegner diskreditierten.

Ganz offiziell war die Aufgabe der bezahlten Social-Media-Klicker, an britische Bürger Nachrichten mit Bezug zu Russland weiterzuleiten. Diesen Auftrag interpretierten sie offenbar auch dahingehend, dass sie versuchten, den Oppositionsführer der Labour Party, Jereym Corbyn, in ein schlechtes Licht zu rücken. Er wurde online als Marionette von Wladimir Putin hingestellt.

Die durchführende schottische Organisation ist als gemeinnützig registriert, gegründet und geleitet von ehemaligen Militärs und Geheimdienstlern. Sie hat sich einen akademisch klingenden Namen gegeben: ,,The Institute for Statecraft". Nachdem das Vorgehen aufgeflogen ist, prüft nun die zuständige Behörde in Schottland, ob deren Aktivitäten wirklich dem Gemeinwohl dienen.

Der verantwortliche Minister Alan Duncan musste sich im britischen Parlament einem Verhör stellen, in dem vor allem oppositionelle Abgeordnete ordentlich Dampf abließen. Welche Argumente gegen russische Desinformationskampagnen man eigentlich noch hätte, wenn man es selbst nicht besser mache, wurde er gefragt, und wenn man nicht einmal offenlegen würde, mit welchen Mitteln die eigene Regierung die öffentliche Meinung zu manipulieren versucht.

Duncan erklärte, man habe nicht etwa Oppositionsführer Corbyn diskreditieren wollen, sondern einfach nur Nachrichten mit Russland-Bezug weitergeleitet. Das sei vollkommen unparteiisch gemeint gewesen. Zur Frage, warum nicht nur sein Ministerium, sondern auch die Nato und das Außenministerium der Vereinigten Staaten zu den Geldgebern der professionellen Meinungsmanipulierer gehörten, blieb Duncan allerdings wortkarg.

Der Skandal um das Institute for Statecraft zeigt, auf welch dünnem Eis die Versuche stehen, den ausländischen Desinformationskampagnen mit gleicher Waffe zu begegnen. In vielen westlichen Staaten wurden in den letzten Jahren Entitäten gebildet, die mit Gegenpropaganda den Einfluss von russischen Medienunternehmen wie RT, Sputnik oder RedFish Media auf die öffentliche Meinung eindämmen und kontern sollen. Je nach örtlichen Gegebenheiten sind das staatsfinanzierte Medien, nichtstaatliche Organisationen mit Regierungsfinanzierung oder auch direkt Geheimdienstabteilungen und Militäreinheiten.

Die Idee, den Methoden der Zersetzung des öffentlichen Diskurses und der Abschaffung einer gemeinsamen Wahrheit durch ,,mehr davon, nur mit anderen Vorzeichen" zu begegnen, ist jedoch grundlegend falsch – egal ob aus Naivität oder Vorsatz. Natürlich können offene Gesellschaften nicht tatenlos zusehen, wie ihre Meinungs-, Presse- und Informationsfreiheit dazu genutzt wird, sie in immer kleinere Fragmente zu spalten. Die Antworten können jedoch nicht darin bestehen, einfach den jeweiligen politischen Gegner mit den gleichen Mitteln aus dem Arsenal der Desinformationsoperationen anzugreifen.

Denn bei der versprochenen Gegenpropaganda hören die Aktivitäten nicht auf. Der britische Skandal weitet sich bereits auf Spanien auf, wo die von britischen Staatsgeldern reichlich finanzierte Klitsche ebenfalls eine Social-Media-Kampagne vom Zaun brach. Diesmal ging es um einen Mann, den der neue spanische Regierungschef zum nationalen Geheimdienstaufseher benennen wollte. Dokumente, die aus dem Institute for Statecraft nach außen gedrungen sind, erwähnen ein ganzes Netzwerk spanischer Journalisten – für die Kampagne von den Briten gesteuert.

Diese Weiterungen sind angesichts der langen Geschichte der Versuche von Meinungsmanipulation durch Regierungen zwar nicht verwunderlich. Wenn die Mittel einmal vorhanden sind, werden sie auch eingesetzt – für die Ziele, die gerade opportun erscheinen. Ohne den Zwang, diese Einflussoperationen, ihre Akteure und ihre Finanzierung offenzulegen, sind sie aber nicht in demokratisch angemessener Weise kontrollierbar. Genau das hat das EU-Parlament nach dem Cambridge-Analytica-Skandal gefordert – und zwar nicht nur bei Propaganda gegen die Russen, sondern für jede Manipulationsoperation. Und da fangen vielleicht erfahrene Geheimdienstler an zu schwitzen.

Wer denn eigentlich die Brexit-Propagandakampagnen bezahlt hat, wie genau die schattigen Allianzen zwischen nationalistischen Europa-Feinden und russischen Destabilisierungsinteressen aussehen und welche Rolle dabei bestimmte Verlagsgruppen mit ihren Boulevardmedien und Social-Media-Operationen spielen, das sind die wirklich interessanten Fragen. So zu tun, als wären die Zerrüttung des öffentlichen Diskurses und die zunehmende Spaltung der Gesellschaft eine Art Naturgewalt und als ginge es nur um Social-Media-Bots oder Fake News und nicht um Machtinteressen, geht am Kern des Problems vorbei.


Aus: "Der hausgemachte Desinformationsskandal" Constanze Kurz (25.12.2018)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/aus-dem-maschinenraum/debatte-um-gezielte-desinformation-der-britischen-regierung-15957088.html

Textaris(txt*bot)

#55
Quote[...] Am 2. Januar legte Patrick Bahners in der FAZ nach. Er hatte mit Hans-Joachim Lang gesprochen, ein Experte für die Geschichte der NS-Medizinverbrechen. Laut Lang hatte Menasse auf einem Vortrag in Tübingen im Dezember 2017 erwähnt, dass Hallstein seine Antrittsrede als EWG-Chef in Auschwitz hielt. Lang ließ sich den Band ,,Europäische Reden" Hallsteins aus der Universitätsbibliothek kommen. Dort war sie nicht verzeichnet. Es gibt sie wohl nicht – und sie wäre auch ungewöhnlich gewesen: Hätte der oberste Beamte der EWG seine Antrittsrede ausgerechnet in der Volksrepublik Polen gehalten? Auschwitz als Gründungsmythos der EU passt perfekt in die Argumentation Menasses eines postnationalen Europa, das die Grenzen überwinden muss, um Frieden und Menschenrechte zu sichern.

Am 18. Januar wollte Malu Dreyer (SPD) Menasse in Mainz die Carl-Zuckmayer-Medaille verleihen. Menasse trete ,,für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie" ein, äußerte die rheinland-pfälzische Landeschefin, als sie die Preisverleihung im August bekanntgab. Der Preisträger erhält neben der Medaille auch ein 30-Liter-Fass Nackenheimer Wein, der Lieblingswein Zuckmayers. Die Staatskanzlei will jetzt die Verleihung der Medaille prüfen und das Gespräch mit Menasse suchen. ...


Aus: "Wie der Fall Menasse ins Rollen kam" Martin Reeh (3.1 .2019)
Quelle: https://www.taz.de/Schriftsteller-erfand-Politiker-Zitate/!5560166/

-

Quote[...] Nun also Robert Menasse. Nur wenige Wochen nach Claas Relotius haben liberale Linke und Medien ihren nächsten Fälschungsfall. Der österreichische Schriftsteller hat über Jahre hinweg Zitate des ersten EWG-Kommissionschefs gefälscht, die Menasses Vision der Vereinigten Staaten von Europa besser legtimierten. Sogar eine Antrittsrede von Hallstein in Auschwitz hat Menasse erfunden.

In beiden Fällen haben die Sicherungsmechanismen versagt. Im Fall Relotius musste sein Kollege Juan Moreno auf eigene Faust recherchieren, weil seine Chefs zunächst Relotius und nicht ihm glaubten. Bei Menasse ist das Versagen noch eklatanter: Der Historiker Heinrich August Winkler begründete schon im Oktober 2017 in einem Spiegel-Essay, warum er die Hallstein-Zitate für falsch hielt. Niemand reagierte. Weder Menasse noch seine zeitweilige Co-Autorin Ulrike Guérot, weder der ,,Spiegel" selbst noch andere Medien oder andere Institutionen im Kulturbetrieb.

Menasse hielt weiter Lesungen, schrieb Essays, nahm Ehrungen entgegen, ohne dass er auf die falschen Zitate angesprochen wurde. Weite Teile des linksliberalen Betriebs fühlen sich derzeit im Kulturkampf gegen Rechts – seine Antennen sind darauf gerichtet, rassistische Äußerungen von Provinzverwaltungen aufzuspüren. Fälschungen im eigenen Lager erkennen sie nicht.

Ebenso wie Relotius' hat auch Menasse das Schwarz-Weiß-Denken des Kulturkampfs bedient. Bei Menasse ist es die Position, dass die Nationalstaaten obsolet seien und die Vereinigten Staaten von Europa kommen müssten. Erst das hat den Österreicher in Deutschland richtig bekannt gemacht.

Dabei hat gerade diese sich selbst als pro-europäisch verstehende Position etwas sehr Deutsches: Es ist die Sehnsucht nach absoluten Lösungen statt mühsam Kompromisse auszuhandeln oder sich durchzumogeln. Und es ist zugleich eine Bewältigung der deutschen und österreichischen Geschichte: Weil Deutschland (und Österreich) mit Auschwitz ein einmaliges Verbrechen in der europäischen Geschichte begangen haben, sollen auch alle anderen ihre Nationalstaatlichkeit aufgeben. In Deutschland hat man nur wenig Verständnis dafür, dass Länder, die einmal Opfer der deutschen Geschichte wurden, schon wieder anders denken als man selbst.

Kann man etwas aus dem Fall Menasse lernen? Zumindest soviel: Es tut der liberalen Linken nicht gut, in Schwarz-Weiß-Mustern zu denken. Die fehlende Lust an differenziertem Denken führt auch zum Verlust, offenkundige Fälschungen zu erkennen oder wahrzunehmen. Menasse selbst fühlte sich berufen, Auschwitz für seine politischen Vorstellungen zu instrumentalisieren und Zitate zu erfinden – und dies auch noch als legitimes Mittel zu rechtfertigen. Dabei gewinnt man politisch so nichts: Der FPÖ wird es von jetzt an eine Freude sein, Menasse als Fälscher vorzuführen.


Aus: "Kommentar Journalismus und Fakezitate - Fälschen für Europa" Kommentar von Martin Reeh (3.1.2019)
Quelle: https://www.taz.de/Kommentar-Journalismus-und-Fakezitate/!5562629/

Quotenutzer, 12:04

"In Deutschland hat man nur wenig Verständnis dafür, dass Länder, die einmal Opfer der deutschen Geschichte wurden, schon wieder anders denken als man selbst."

schließlich machen wir es nun ja alles richtig....

Ein sehr guter Satz, der den selbstgerechten Blick in Deutschland auf sich selbst auf den Punkt bringt.


Quoteecox lucius, 12:03

"Es tut der liberalen Linken nicht gut, in Schwarz-Weiß-Mustern zu denken. "

Es tut niemandem gut in Schwarz-Weiß-Mustern zu denken.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] »In finanzieller Hinsicht«, so hat die Schriftstellerin Eva Demski mal festgestellt, »ist das Schreiben ein so unbeschreiblich demütigender Beruf, dass die meisten Kollegen um ihr Einkommen ein großes Theater machen müssen. Es ist ein so verlogenes Thema, es wird Ihnen keiner die Wahrheit sagen.« Das ist genau die Erfahrung, die ich gemacht habe. Nicht von ungefähr existiert in Autorenkreisen ein regelrechter Hass auf unbedarfte Partygäste, Schülerzeitungsjournalisten oder Schwiegereltern, wenn sie irgendwann mit der Standardfrage rausrücken. »Kann man davon leben?« Die Abneigung ist natürlich nur deshalb so groß, weil diese Frage verdammt noch mal berechtigt ist.

Ich nenne mal Zahlen. 2014 (da gab es die letzte Erhebung meines Wissens) hat der Deutsche Journalistenverband (DJV) 1.350 Freischreiber nach ihren Einkünften befragt. Die freien Zeitungs- und Magazinjournalisten verdienten am wenigsten (von Onlinejournalisten wurde gleich ganz abgesehen, das waren Hobbyautoren für den DJV). Ihr Einkommen lag bei durchschnittlich 1.395 Euro monatlich. Brutto! Als ich einem befreundeten Kollegen die Zahl nannte, zog er die Augenbrauen hoch: »So viel?« Wie gesagt, das sind Durchschnittswerte! Nur mal zum Vergleich: Ein Facharzt verdient mindestens das fünffache, ein Metzger fast das Doppelte, der Lagerist zieht gleich.

Es gibt ein paar Strategien, um das Elend zu minimieren. Mein Rezept, ich will keinesfalls von Erfolgsrezept sprechen, heißt Diversifikation. Ich schreibe für sehr unterschiedliche Zeitungen und Zeitschriften: regelmäßig etwa für NZZ, Rolling Stone, Taz, Zeit online, junge Welt, unregelmäßig für noch ein paar andere. Ich sage das nicht nur, um anzugeben, das auch, vor allem aber, um zu zeigen, dass man sich breit aufstellen muss, und zwar sowohl inhaltlich-thematisch als auch formal. Das heißt, ich produziere nicht nur Kritiken, Interviews, Reportagen zum Thema Musik, sondern beackere das Thema Popkultur insgesamt, schreibe auch und vor allem über Literatur, über den Kulturbetrieb, gelegentlich sogar über Fußball (als Teil der populären Kultur). Nicht zu vergessen literarische Texte, also Satiren, Feuilletons, Glossen, aber eben auch Kurzgeschichten und alle zehn Jahre mal einen Roman.

Auch innerhalb des engeren Bereichs Musikjournalismus sollte man sich um eine gewisse Vielseitigkeit bemühen, so meine Erfahrung. Es ist zwar wichtig, ein gewisses Profil zu haben, damit die Redakteure wissen, was man kann. Aber letztlich muss man Allrounder sein. So kümmere ich mich zwar vornehmlich um härtere Gitarrenmusik, Heavy Metal vor allem. Aber wenn ein neues Album von Neil Young, Springsteen, U2 oder auch Funny van Dannen abgefrühstückt werden muss und die Redakteure das nicht so gern selbst machen wollen, wird man auch mal dafür gebucht. Tatsächlich treten Redakteure gelegentlich mit Artikelangeboten an mich heran. Ich habe zudem ein paar feste Verabredungen, etwa Kolumnen hier und dort, da braucht es dann keine weiteren Absprachen mehr. Man liefert pünktlich, und das war's. Die meisten Aufträge generiere ich aber dadurch, dass ich selbst Akquise betreibe, mit anderen Worten: hausieren gehe. Ein Thema erscheint relevant, bestenfalls interessiert es einen sogar, also bietet man seinen assoziierten Publikationen einen entsprechenden Artikel an. Irgendein Redakteur findet dann schon Gefallen daran, bisweilen mehrere, dann schreibt man gleich zwei oder drei Artikel.

Bei der eigentlichen Produktion ist vor allem eine Qualität gefragt, und die ist durchaus wichtiger als solche Sekundärtugenden wie stilistische Brillanz, wie ich leider zugeben muss: nämlich Sorgfalt und Präzision. Wenn als Abgabetermin Mittwoch vormittag verabredet wurde, liefert man nicht erst um 13 Uhr. Und wenn 4.500 Zeichen Länge verlangt sind, haut man keine 5.000 raus. Der beste Freischreiber ist einer, der keine Mühe macht. Das heißt natürlich auch, dass gewisse Qualitätsstandards eingehalten werden müssen. Wenn der Redakteur den Text noch aufwendig korrigieren oder gar umschreiben muss, fliegt man bald raus aus seinem Pool.

Zweite Strategie, um monetär nicht völlig auf den Hund zu kommen: Man darf sich nicht zu schade sein für Mehrfachverwertungen. Dabei denke ich nicht in erster Linie an Dubletten, also die etwas halbseidene Methode, wortgleiche Texte verschiedenen Publikationen unterzujubeln (wird online sowieso immer schwieriger und gibt dann auch meistens Ärger, weil Magazine und Zeitungen einen Text natürlich exklusiv für sich beanspruchen). Ich meine vielmehr die Verwendung der eigenen Produktion in unterschiedlichen Medien. Mit anderen Worten, man schreibt ein paar Artikel zu einem Thema, und die bilden dann später die Grundlage für ein Buch. Oder andersherum versucht man, ein paar Kapitel eines Buches vorab auszukoppeln. Wenn das Buch dann erscheint, geht die Verwertungskette weiter. Man wird zu Lesungen, Vorträgen oder Podiumsdiskussionen eingeladen. Gilt dann vielleicht als Spezialist für ein bestimmtes Fachgebiet und bekommt somit weitere Aufträge von der Journaille. Und wenn es läuft, wie es soll, hat man am Ende des Monats 1.395 Euro verdient. Brutto! Fragen Sie also nie einen freien Kulturjournalisten, ob er davon leben kann!


Aus: "1.395 brutto – wenn's gut läuft" Frank Schäfer (05.01.2019)
Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/346604.journalismus-1-395-brutto-wenn-s-gut-l%C3%A4uft.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Kurz bevor Jagendra Singh starb, ließ er ein Video von sich aufnehmen. Seine Augen konnte er kaum noch öffnen, sein Körper war zu 50 Prozent verbrannt. "Die Arschlöcher haben Benzin über mich gegossen", sagte er. Sein Gesicht verzog er vor Schmerz. Die Angreifer seien über eine Mauer geklettert und in sein Haus eingedrungen. Unter ihnen seien auch Polizisten gewesen. "Sie hätten mich verhaften können", ächzte Singh, "warum mussten sie mich umbringen?"

Am 8. Juni 2015 starb Jagendra Singh im Krankenhaus von Shahjahanpur, einer Stadt im Norden von Indien. Er wurde 46 Jahre alt. Das Video war sein letzter Schlag gegen Korruption und Umweltzerstörung. Singh war Journalist und recherchierte zu Umweltthemen, vor allem zum illegalen Abbau von Sand in den Flüssen des Bundesstaats Uttar Pradesh. Genau wie Sandeep Kothari, erwürgt und verbrannt am 19. Juni 2015, wie Karun Misra, erschossen am 13. Februar 2016, und wie Sandeep Sharma, mutmaßlich absichtlich überfahren von einem Lastwagen am 26. März 2018. Der illegale Abbau von Sand ist ein lukratives Geschäft in Indien, einem wachsenden Land, das als größte Demokratie der Welt gilt, und in dem doch regelmäßig Journalisten verschwinden, angegriffen werden oder getötet. ...


Aus: "Indien: Tödlicher Sand" Holger Stark und Fritz Zimmermann (20. Juni 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-06/indien-sandminen-journalisten-green-blood-project/komplettansicht

QuoteLavendelzweig #2

Das Geld, das liebe Geld.
Der Umgang damit zerstört uns alle.


Quoteinuendo #2.23

Das Geld ist es nicht, es ist die Gier nach Geld. Unsere Aktienbesitzer sollten auch mal hinterfragen, in welche schmutzigen Geschäfte sie investieren! ...


QuoteArthur Philipp Dent #5

Mafiöse Strukturen zerstören genauso wie in Italien die Wirtschaft und die Umwelt. Leider gestützt aus verschiedenen Ländern, die die Rohstoffe ohne große Fragen gerne annehmen.


Quotesurinam #8

Ungefähr 1,5 Milliarden Menschen bereichern sich in ihrer schamlosen Gier nach immerwährendem Wachstum an den restlichen 6 Milliarden inzwischen schon an Sand und auch Trinkwasser. Da brauchen wir uns nicht um Co2 kümmern. Und die Krokodilstränen, die hier vergossen werden sowie die Vorwürfe an die Inder, lenken m.E. nur von unserem Überbordenden Lebensstadard ab.


Quotemuller36 #9

Reporter werden permanent bedroht und viel zu häufig auch ermordet. Und das alles auch mit Duldung der westlichen Regierungen, die tolle Geschäfte mit diesen Verbrechern macht.
Auch wundere ich mich z.B. im Fall Assange wo der Aufschrei bleibt - wenn öffentlich sehr wichtige Informationen über Verbrechen zur Geheimsache erklärt werden, bei deren Offenlegung dann sogar die Todesstrafe droht, dann ist die Pressefreiheit abgeschafft worden. Auch hier hat die Regierung eine Lügenkampagne sondergleichen gestartet und lässt weltweit Menschen einsperren - auch mit Druck auf Regierungen oder mit netten Finanzspritzen. ...


QuoteAxcoatl #12

Danke für das Engagement, es ist wichtig und gut, dass die Arbeit der Ermordeten fortgeführt wird. Mein ausdrückliches Beileid an die Hinterbliebenen, und meine Hochachtung vor den Journalisten, die bereit sind für die Wahrheitsfindung ihr Leben zu riskieren. ...


...

Textaris(txt*bot)

#58
Quote[...] US-Regierungen – sowohl die aktuelle als auch die beiden vorherigen – haben die Öffentlichkeit über den Krieg in Afghanistan  systematisch getäuscht. Dies geht aus mehr als 400 internen Interviews mit US-Militärs hervor, die die Washington Post erhalten und ausgewertet hat.

Wie die Zeitung unter Berufung auf die sogenannten Afghanistan Papers berichtet, wurden in den vergangenen 18 Jahren Erfolge vermeldet, die es gar nicht gegeben hat. Die Regierungen hätten sich hinter "rosigen Ankündigungen" versteckt und negative Informationen gezielt geheim gehalten. Alle Daten seien so verändert worden, um das bestmögliche Bild zu präsentieren, wird etwa Oberst Bob Crowley zitiert, der US-Kommandeuren in den Jahren 2013 und 2014 als Berater diente.

Douglas Lute, ein mit drei Sternen dekorierter Armeegeneral, der während der Regierungen unter George W. Bush und Barack Obama für den Afghanistan-Krieg verantwortlich war, zeigte sich in einem weiteren Interview mit internen Gutachtern ebenfalls selbstkritisch. "Uns fehlte es an einem fundamentalen Verständnis von Afghanistan – wir wussten nicht, was wir tun", räumte er dem Bericht zufolge im Jahr 2015 ein.

Der Bericht zitiert auch einen früheren US-Botschafter in Kabul, Ryan Crocker, mit der Aussage, dass es den USA vor allem gelungen sei, "massive Korruption" in Afghanistan zu entwickeln, wenn auch unabsichtlich. "Wenn es einmal ein solches Niveau erreicht, wie das, was ich gesehen habe, als ich dort war, dann ist das irgendwo zwischen unglaublich schwierig und völlig unmöglich, es noch zu richten", wurde Crocker zitiert.

Die Interviews wurden im Rahmen des Projekts "Gelernte Lektionen" vom Sondergeneralinspektor für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar) geführt. Diese Institution wurde 2008 vom US-Kongress ins Leben gerufen, um den seit 2001 andauernden Krieg und seine Folgen zu evaluieren. Die erhobenen Daten waren jedoch zunächst nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Die Zeitung hatte die Herausgabe der Dokumente mit den Aussagen der rund 400 ranghohen Beamten, Botschaftern und Militärangehörigen vor Gericht erstritten. In einer Reaktion auf die Enthüllung teilte das Pentagon mit, es gebe "keine Absicht", den Kongress oder die Öffentlichkeit zu täuschen.

Für Kritikerinnen und Kritiker des US-Einsatzes in Afghanistan sind die nun veröffentlichten Sigar-Interviews wenig überraschend. Die offizielle Linie der Regierungen seit 2001 sei ein Mantra "zunehmender Fortschritte", schreibt die Washington Post. Diese werde nun infrage gestellt. "Ganz egal, wie sich der Krieg entwickelte – und vor allem, wenn es schlechter lief – betonten sie, dass Fortschritte gemacht werden", so die Zeitung.


Aus: "US-Regierungen beschönigten Berichte über Lage in Afghanistan" (10. Dezember 2019)
Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-12/afghanistan-krieg-us-regierung-taeuschung

Quotedeep_franz #1

Eine Bekanntschaft beim Hundegassi hat einen recht dicken kleinen Hund.
Jedes mal, wenn wir uns begegnen, also ca. 1 mal die Woche, erzählt sie mir, daß der Hund ganz schön abgenommen hat.
Der Hund nimmt nun schon seit 5 Jahren ab.
Jeder kann und konnte sehen, daß der genauso fett wie vorher ist.
Keiner sagt was, aus Höflichkeit.
Welche Ausrede hat die Presse?


QuoteMonacco #1.4

Die Presse hat ihnen diese Erkenntnis überhaupt erst ermöglicht. Aber Hauptsache irgendwas polemisches rausgehauen.


QuoteBurattino #1.5

Nur die USA sprachen von Fortschritten?

Das Ergebnis einer kurzen, oberflächlichen Google Recherche:

Regierung lobt Fortschritte in Afghanistan
Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung/Antwort - 14.03.2019
https://www.bundestag.de/presse/hib/628780-628780

Kramp-Karrenbauer will Afghanistan-Einsatz verlängern (2019)
https://www.landeszeitung.de/blog/nachrichten/politik/2657222-kramp-karrenbauer-will-afghanistan-einsatz-verlaengern

Afghanistan: Chancen für Frieden nutzen (2019)
Beim Besuch seines afghanischen Amtskollegen sagt Außenminister Maas Unterstützung beim innerafghanischen Dialog zu, Errungenschaften wie Frauen- und Minderheitenrechten müssten dabei bewahrt bleiben.
https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/afghanistan-node/maas-afghanistan/2230338

Berichte über einen möglichen Teilabzug der US-Truppen aus Afghanistan sorgen in Deutschland und bei anderen Verbündeten für Irritationen. Trotzdem hat der Bundestag das Mandat für den Einsatz deutscher Soldaten im Rahmen der "Resolute Support" Mission vergangene Woche um ein weiteres Jahr verlängert. ...
https://www.das-parlament.de/2019/13_14/europa_und_die_welt/631192-631192

....

Insbesondere die Regierungsparteien sehen für gewöhnlich dann "Fortschritte", wenn es um die Verlängerung des Bundeswehreinsatzes geht.
Kritik oder wenigstens kritische Nachfragen in der deutschen Standard-Medienlandschaft - Fehlanzeige.


QuoteHarmlos01 #1.6

Es ist nicht die Frage, welche Ausrede die Presse hat. Welche Ausrede haben wir Bürger, dass wir geschönte Berichte glauben? ...


Quotedeep_franz #1.9

Wir sind dort schon fast 19 Jahre im krieg, ich habe die kompletten 19 Jahre auch als erwachsener Mensch erlebt und auch vor 30 Jahren schon Zeitung gelesen.
Es ist leider nicht so, daß der Journalismus in Deutschland frei von Propaganda wäre. Er ist nicht glücklicherweise nicht vollständig geprägt von Propaganda, wie man das anderswo erleben darf.
Wenn man 18 Jahre braucht um festzustellen, was im Grunde jeder weiß, nämlich daß dieser Einsatz gescheitert ist, dann glaube ich nicht, daß dies aus Absichtslosigkeit geschehen ist.
Die "Interventionsfreudigkeit", die man nach dem Kosovokrieg an den Tag legte, wurde und wird von großen Teilen der Presse sogar sehr stark gefordert. Sie brauchen nur Artikel von Herrn Joffe und Herrn Kohler (beide auch Herausgeber) oder auch einfach mal Presseclub von vor 19 Jahren anzuschauen. Man hatte nicht den Eindruck, daß es auch nur einen Journalisten gab, der dezidiert gegen die Einsätze ist.
Real gabs und gibts die natürlich, ich kenne sogar welche. Um sowas zu veröffentlichen muss man fast eine eigene Zeitung/Blog/Podcast etc. eröffnen, bei ZEIT/FAZ/Spiegel etc. oder gar im ÖR kommt man da nicht unter. ... [ Die Marginalisierung der Friedensbewegung, vornehmlich durch den Wegfall der Grünen als unterstützende Partei, war ein schwerer Schlag.
Damit einher ging die Tatsache, daß sich dezidiert gegen die "out-of-area"-Einsätze nur Parteien vom ganz linken und ganz rechten Rand positionieren.
Der Krieg wurde leider zum Bestandteil der Mitte erklärt. ]


QuoteTikal69 #1.23

Da haben sie völlig recht. Allein auf ZON gabe es unzählige Artikel, wo Journalisten mehr Verantwortung der Deutschen in der Welt forderten und jeden diffamierten, der ein Ende des Afghanistan Einsatzes auch nur verwähnte. Stattdessen immer wieder Artikel für das 2% Ziel und für die Nato und unsere Freundschaft mit den USA und gegen Russland.


QuoteRitzer der Kukusnuß #1.31

,, Welche Ausrede hat die Presse?"

Die ,,Presse" klärt Sie gerade darüber auf, Sie Held.

Ist ja auch eine unheimliche Heldentat, wenn es schon die Spatzen von den Dächern pfeifen.


Quoteskipporiginal #4

Überrascht das wirklich irgendwen?


QuoteR.Eress #4.1

Das ist ein Deja vu. Ich kann mich noch an die Berichte über Vietnam erinnern. Da würde auch alles besser, bis zum bitteren Ende.


Quoted.radler #10

Aus Vietnam nichts gelernt.


Quotedeep_franz #10.1

Doch, ausgesuchte Journalisten auf Panzern mitfahren lassen und alle anderen fernhalten.


QuoteHarzzach #11

Letztlich eine ausführliche Doku über den Vietnamkrieg gesehen (The Vietnam War von Ken Burns).

Schon damals wurden die Beweggründe des Vietcong, die Geschichte des Landes und die Mentalität der Menschen massiv miss- oder gar nicht verstanden. Man stützte korrupte Generäle und diktatorische Präsidenten. Die unkontrollierten Hilfszahlungen und die Masse an geliefertem Material an Südvietnam schufen ein vorher nicht gekanntes Ausmaß an Korruption und Schwarzen Marktes.

Die US-Army berichtete auf Drängen des damaligen Verteidigungsministers McNamara einen Headcount an getöteten Vietcong, weil das die einzige Messgröße war, die man erfassen konnte und somit waren die Anstrengungen der US-Army im Kampf gegen den Vietcong umso erfolgreich, je mehr tote Gegner nach Washington gemeldet wurden. Also wurden Schätzungen über gegnerische Verlustzahlen drastisch nach oben geschraubt. Und in Washington ging man jahrelang davon aus, dass der Krieg gewonnen wird, obwohl gleichzeitig die Armeeführung immer mehr Soldaten, immer mehr Ressourcen anforderte. Natürlich um NOCH MEHR Gegner zu töten, um NOCH MEHR zu gewinnen.

Bis dann so deutlich wurde, dass man sich selbst belogen hatte, weil der Vietcong weiterhin nicht besiegt war, Nordvietnam weiterhin nicht besiegt war und der zunehmende Bedarf an Soldaten die USA dazu bewog wieder die Wehrpflicht einzuführen. Obwohl man doch seit Jahren am Gewinnen war.

Die Parallelen zu Heute sind so offensichtlich ...



Quoterumbati #12

Die systematische Täuschung über die Lage am Hindukusch wurde von den Bundesregierungen nicht minder betrieben. Mit den Brunnenbohrern und "wir verteidigen unsere Freiheit am Hindukusch" gings los.


QuoteDieter Lasser #14

"beschönigen" und "täuschen". Warum benennt man es nicht, was es ist: Die Verantwortlichen haben die Bevölkerung wieder einmal angelogen. Um Krieg zu führen. Wem es nutzt, ist klar. Nur das dadurch etliche Menschen umgekommen sind: Seit 2001 waren mehr als 775.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert, viele mehrmals. Davon starben dort 2.300 und 20.589 wurden im Einsatz verwundet.

Mit anderen Worten, und so müsste es auch im Artikel stehen:

Dafür, dass Krieg ($) geführt wird, Afghanistan 80% des weltweiten Opiums auf dem Schwarzmarkt verantwortlich ist und erst seit dem Einmarsch der US Truppen in der Lage ist, Heroin herzustellen, mussten 2.300 US Amerikaner ihr Leben lassen und wurden mehr als 20.000 verwundet.

"...es gebe "keine Absicht", den Kongress oder die Öffentlichkeit zu täuschen."

Wichser.


QuoteBrody Marcus #23

Auch zur bundesdeutschen Tätigkeit gibt es interessante Zahlen:

In der Tat spitzt sich die Lage dort beinahe 18 Jahre nach dem Beginn des Bundeswehreinsatzes immer weiter zu. Die Zahl ziviler Opfer bei Kampfhandlungen hat nach Angaben der UNO im dritten Quartal 2019 den höchsten Stand seit Beginn der UN-Aufzeichnungen im Jahr 2009 erreicht. Die Zahl der Ziviltoten bei Luftangriffen, die zu drei Vierteln auf Bombardements internationaler Truppen - der Sache nach US-Kampfjets - zurückgeht, ist mit 579 von Januar bis September 2019 ebenfalls auf den höchsten Stand seit 2009 gestiegen. Nur gut die Hälfte des Landes wird von der Regierung kontrolliert. Die soziale Lage ist desolat; zwei Millionen Kinder unter fünf Jahren sind akut unterernährt.
Deutschlands Interventionsbilanz (III) - Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr: mehr zivile Opfer denn je (06 Dez 2019)
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/8128/


QuoteDrkdD #23.1

Das sind schlimme Zahlen und sicherlich nicht zu verarmlosen. Ich frage mich nur, ob Sie diese Zahlen auch bei ihren täglichen Pro-Russland-Kommentaren über Syrien und Ost-Ukraine schreiben würden. Oder ist das ein guter und wichtiger Krieg, weil Herrchen Putin diesen führt?


QuoteRitzer der Kukusnuß #24

US-Regierungen beschönigten Berichte über Lage in Afghanistan///

Hört jetzt auf mit der antiamerikanischen Propaganda.
Amerikaner lügen nicht, das machen nur die Russen.


QuoteЗакон Шмальгаузена #25.2

Das ist kein Krieg, in dem nebenbei Milliarden verballert werden, sondern: um Milliarden von der öffentlichen Hand auf Privatkonten zu schaufeln, wird der Krieg geführt.


Quotehe44 #37

Das hätte ich jetzt nicht gedacht! - Die US-Regierungen haben doch nie etwas beschönigt, außer vielleicht in Vietnam, oder beim Drogenkrieg, oder in Nicaragua, oder Kuba, oder Irak oder, oder...
Aber Afghanistan, das überrascht mich jetzt doch ...


Quotederenor #36

Und jetzt alle: Nein!Doch!Ooohh!

Es wird tatsächlich Propaganda gegen das eigene Volk gerichtet?

Verrückt!


QuoteBärenfellbewohner #45

Mir heftet noch ein Artikel des FOCUS von Ende 2015 im Gehirn, da ich den so unglaublich schäbig fand. Kabul war nach harten Gefechten zurück an die Taliban gefallen. Da schrieb der FOCUS:
"55 deutsche Soldaten dürfen nicht umsonst gefallen sein" 2015 waren es 55 getötete Soldaten aus Deutschland. Kriegsbefürworter anfangs besonders Schröder (SPD), Fischer (GRÜNE), Verteidigungsminister Struck (SPD). Seit 14 Jahren im Kanzleramt Angela Merkel (CDU), nach Struck nur noch "christliche" Verteidigungsminister und keiner stellte diesen Krieg in Frage. Auch AKK sieht nach ihrem Besuch in Afghanistan "gute Fortschritte, die nach vorne verteidigt werden müssen"...


QuoteTroll-Jäger #57

Dieser Bericht gehört Merkel und ihrer Kriegsministerin AKK um die Ohren gehauen und all denen die ständig davor schwärmen mehr "Verantwortung" weltweit zu übernehmen. ...


QuoteBluebeardy #59

... Tja, diese westlichen Werte...


QuoteBobby Tables #60

Nur in den USA? - Ein befreundeter Journalist war im vergangenen Jahrzehnt mehrmals in Afghanistan. Hat dort auch schon mit Leute wie Karzai und auf Ministerebene gesprochen. Er sagt, was dort passiert interessiert niemanden und es hat nur wenig mit dem zu tun, was hier berichtet wird. Seine Artikel bekommt er heute nicht mehr verkauft. Drei Fotos an den STERN war die gesamte Ausbeute seiner letzen Reise ... die dank einer Autobombe fast seine letzte war.


QuoteKunigunde53 #61

Die SPD hat auch immer getönt, dass "unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt" werde. Wenn man außenpolitisch so dumme Entscheidungen trifft und innenpolitisch auch alle sozialdemokratischen Tugenden ablegt, sollte man sich nicht wundern, wenn man zu einer Kleinstpartei verkommt.
Derzeit sind mehr Auslandseinsätze und Aufrüstungsphantasien wieder besonders im Kommen - man kann nur den Kopf schütteln über den Verlust an Vernunft seit den Tagen von Willy Brandt.
Wirklich ekelhaft aber wird es, wenn gebührenfinanzierte Sender ins Kriegshorn blasen. Dass das nicht in unserem Interesse sein kann, ist selbst den RTL-Sozialisierten latent klar.  ...


Quotebarzussek #71

Was gab es für ein Gedöns als Frau Kässmann gesagt hat "nichts ist gut in Afghanistan " hier hätte man hellhörig werden müssen ...


QuoteBruder Tomas #74

"Pentagon bestreitet Täuschungsabsicht" Aber das macht doch nur der Russe!

Wer sich auf die "Wertemedien" verläßt,ist verlassen. ... Aber es wird genauso weitergehen wie bisher, die Bothas und Joffes oder Backhaus werden schon für die"richtige Stimmung" sorgen.


...


Textaris(txt*bot)

#59
"OPCW-Dokument ordnete die Löschung eines Berichts zum Vorfall in Duma an"  Florian Rötzer (27. Dezember 2019)
WikiLeaks hat weitere Dokumente veröffentlicht, die die OPCW, die Organisation für das Verbot chemischer Waffen, weiter unter den verstärkten Verdacht bringen, den Abschlussbericht über den angeblichen Giftgasangriff in Douma (Duma) am 7. 4. 2018 aus politischen Interessen manipuliert zu haben, um Syrien und Russland zu beschuldigen und vielleicht die Bombardierung der Amerikaner, Briten und Franzosen auf angebliche syrische Orte des Chemiewaffenprogramms zu legitimieren. ...
https://www.heise.de/tp/features/OPCW-Dokument-ordnete-die-Loeschung-eines-Berichts-zum-Vorfall-in-Duma-an-4624063.html

Quoteharimau, 28.12.2019 15:26

Re: Und der Gack hatte doch recht!

kid1212 schrieb am 28.12.2019 11:01:

    Damals wurde eine verbale Hetzjagd auf Gack und übrigens auch andere Jornalisten ausgeübt, die vor Ort waren, die ganz schnell von dem fingierten Angriff überzeugt waren und versuchten die Öffentlichkeit darüber zu informieren.

Solche Leute kriegen beim ÖR im Anschluss die Kündigung. Selbstverständlich aus rein "betriebsbedingten" Gründen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.12.2019 15:26).


https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/OPCW-Dokument-ordnete-die-Loeschung-eines-Berichts-zum-Vorfall-in-Duma-an/Re-Und-der-Gack-hatte-doch-recht/posting-35837097/show/

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Quote[...]     FOCUS-Online-Redakteurin Anja Willner

Dienstag, 24.04.2018, 18:57

Die Untersuchung des mutmaßlichen Giftgasangriffs auf die syrische Stadt Duma dauert weiter an. Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Armee des syrischen Machthabers Baschar al-Assad hinter dem Angriff steckt.

Der Leiter des ZDF-Studios in Kairo, Hans-Ulrich Gack, hat am Freitagabend in der ZDF-Nachrichtensendung ,,heute" eine andere Version verbreitet. Gack berichtete, in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Duma hätten ihm mehrere Menschen erzählt, der Angriff sei eigentlich eine ,,Provokation" der islamistischen Terrormiliz ,,Islamischer Staat" (IS). In dem Lager seien auch viele Menschen, die aus Duma geflüchtet seien.

Sie hätten erzählt, die Islamisten hätten Tanks mit Chlorgas in Duma platziert – in der Hoffnung, dass die Behälter bei Bombardements getroffen würden. So sei es auch geschehen. Gack ordnete in der Live-Sendung diese Aussagen nicht weiter ein. Er sagte lediglich, er wolle ,,nicht für jeden Satz" die Hand ins Feuer legen. ,,Aber irgendwie scheint da schon was dran zu sein."

Gacks Auftritt lässt jedoch einige Fragen offen:
1. Wie kommt Gack auf den IS?

Der IS ist gar nicht in dem Gebiet aktiv, in dem Duma liegt. Die Gegend in der Nähe von Damaskus wird mittlerweile von Assads Truppen kontrolliert. Dort sind einige islamistische Milizen aktiv, in Duma zuletzt vor allem Dschaisch al-Islam. Anfang April stimmte die Miliz Medienberichten zufolge zu, Kämpfer und ihre Familie aus Duma evakuieren zu lassen und die Stadt den Assad-Truppen zu übergeben.
2. Wie glaubwürdig sind die Aussagen der Gesprächspartner?

Abgesehen von den Schilderungen seiner Gesprächspartner nennt Gack keine weiteren Belege für seine These, der Giftgasangriff könne eine ,,Provokation" des IS gewesen sein. Umso zentraler ist die Frage, wie glaubwürdig die Aussagen seiner Gesprächspartner sind.

Das Flüchtlingslager, in dem Gack war, befindet sich mittlerweile auf einem Gebiet, das von der Armee Assads kontrolliert wird. Der ZDF-Korrespondent erwähnt nicht, wie die Auswahl der Gesprächspartner ablief – insbesondere, ob Gesprächspartner von einer staatlichen Stelle ausgewählt wurden.

Aus dem Beitrag wird außerdem nicht klar, woher Gacks Gesprächspartner ihre Informationen haben. Waren sie Augenzeugen, wie islamistische Kämpfer angeblich Chlorgas-Behälter platziert haben? Oder basieren ihre Aussagen auf Hörensagen? Warum kennen sie die Strategie islamistischer Milizen – wissen aber nicht, dass der IS in ihrer eigenen Stadt gar nicht aktiv ist?

3. Warum nennt Gack nur eine Theorie?

Der ZDF-Korrespondent stellt in der kurzen Live-Schalte nur die Theorie vor, der IS könne einen Giftgasangriff inszeniert haben. Zwar macht er deutlich, dass ihm dies seine Gesprächspartner in den Flüchtlingscamps erzählt haben - seine persönliche Einschätzung mag anders aussehen. Die unter Experten verbreitete Auffassung, dass die Assad-Regierung hinter dem Angriff steckt, erwähnt Gack jedoch gar nicht. Er erwähnt auch nicht, welche Fakten die von ihm vorgestellte Theorie erschüttern könnten, sondern lässt sie unbegründet stehen.
Russische Staatsmedien griffen Beitrag dankbar auf

Für staatliche russische Auslandsmedien wie ,,Sputnik" und den deutschen Ableger von ,,RT" war der Beitrag ein gefundenes Fressen. ,,ZDF-Reporter widerspricht westlichem Narrativ", titelte ,,RT Deutsch" und machte aus den Gesprächspartnern Gacks ,,Augenzeugen", obwohl der Korrespondent selbst nie behauptet hatte, er habe mit Augenzeugen gesprochen.
So reagiert das ZDF

Auf Nachfrage von FOCUS Online teilte ein ZDF-Sprecher mit, dass die Liveschalte ,,auch in unserem Haus selbstkritisch diskutiert" worden sei. Der Korrespondent habe bislang keinen Zugang in die Stadt Duma bekommen und ,,kann deshalb die ihm vermittelten Informationen nicht durch eigenen Augenschein überprüfen". Gack habe auch wiederholt die ,,widersprüchlichen Informationen und die Propaganda aller Seiten" thematisiert, die die Arbeit von Journalisten in Syrien besonders schwierig machen.

Der Sprecher wies auch darauf hin, dass Live-Schaltungen aus einem Krisengebiet mit ,,besonders viel Druck" für die Korrespondenten verbunden seien. Dennoch kommt der Sender zu dem Ergebnis: ,,Unter diesen Bedingungen ging die Wertung des Korrespondenten in dieser Sendung zu weit." Gack habe seine Einschätzung in allen nachfolgenden Sendungen korrigiert.
In späteren Beiträgen stellt der Korrespondent die Lage differenzierter dar

Tatsächlich äußert sich der Korrespondent zum Beispiel in einem längeren Beitrag, der am Sonntagabend im ,,heute journal" ausgestrahlt wurde, deutlich differenzierter. Darin stellt Gack Mitarbeiter eines Krankenhauses in Duma vor, die behaupten, es habe dort gar keinen Giftgasangriff gegeben. Die Patienten, die sie gesehen hätten, hätten die typischen Symptome nicht aufgewiesen – das Ganze sei inszeniert gewesen.

Der Korrespondent merkt aber gleichzeitig an, dass die Mitarbeiter vermutlich Ärger mit dem Assad-Regime bekämen, wenn sie sich anders äußerten. Er legt auch offen, dass das Regime die Klinikmitarbeiter geschickt habe, um mit ihm zu sprechen. Gack betont, dass diese ,,Zeugenaussagen" kein Beweis dafür seien, dass der Giftgasangriff inszeniert gewesen sein könnte.



Aus: ",,Wertung des Korrespondenten ging zu weit"ZDF-Mann verbreitete Verschwörungstheorie zu Syrien – jetzt reagiert der Sender" (Dienstag, 24.04.2018, 18:57)
Quelle: https://www.focus.de/politik/ausland/wertung-des-korrespondenten-ging-zu-weit-zdf-mann-verbreitete-verschwoerungstheorie-zu-syrien-jetzt-reagiert-der-sender_id_8821943.html

Quote01.05.18, 12:15 | Karl Bachmeier

Was nicht in das eigene Propagandakonzept passt

wird wird u.a. als Verschwörungstheorie abgetan oder gebrandmarkt.Ob Giftgasaffären in GB oder Angriffe in Syrien, die meisten Medien hier übernehmen kritiklos die Angaben der Anti-Assad Koalition.


Quote28.04.18, 10:53 | Martin Mainka

Herr Gack

hat das getan, was eigentlich lle seine Kollegen hätten tun sollen. Er war vor Ort, und hat mit Beteiligten und Augenzeugen gesprochen. Er hat deren Aussagen zusammengefasst, und damit ein Bild aus der Sicht der Befragten präsentiert. Er hat darüber hinaus auch noch darauf hingewiesen, dass die Quellen unsichere Quellen sind. Im Gegenzug Präsentiert seine Kollegia unkommentiert Berichte der Weißhelme, die sehr fragwürdig sind.


...

Quote[...] Die neueste Veröffentlichung ist die vierte Serie von durchgesickerten Dokumenten, die WikiLeaks von der OPCW veröffentlicht hat. Sie zeigt, dass Beweise für die Unschuld des syrischen Präsidenten Assad auf Anweisung vernichtet werden sollten.

In einem der durchgesickerten E-Mail-Austausche vom 27. bis 28. Februar zwischen Mitgliedern der bei Duma stationierten Erkundungsmission (FFM) und hohen Beamten der OPCW ordnete der korrupte Chef der OPCW, Sebastien Braha, die Beseitigung «aller Spuren» eines Berichts von Ian Henderson an. «Bitte holen Sie dieses Dokument aus dem DRA (Dokumentenregister-Archiv). Und bitte entfernen Sie alle Spuren, falls es irgendwelche gibt, von seiner Lieferung/Lagerung/was auch immer im DRA», heisst es in der E-Mail.

Henderson hatte die Standorte in Duma und zwei Zylinder, die am Ort des angeblichen Angriffs gefunden wurden, inspiziert. In seinem Bericht war er zu dem Schluss gekommen, dass die Zylinder eher dort platziert – und nicht fallen gelassen wurden. Seine Ergebnisse deuteten stark darauf hin, dass der «Angriff» inszeniert war. Mainstreammedien und Politiker behaupteten damals weiterhin, dass die Zylinder von der syrischen Regierung aus der Luft abgeworfen wurden und dabei Zivilisten getötet hätten.

Da die Zylinder anscheinend von Hand platziert wurden und das Gebiet unter der Kontrolle regierungsfeindlicher Kräfte stand, geben Hendersons Ergebnisse den Theorien Glauben, dass der Angriff inszeniert wurde, um den syrischen Präsidenten Bashar al Assad zu dämonisieren und die Vereinigten Staaten zum Angriff zu bewegen.

Der angebliche chemische Angriff vom 7. April 2018, der weithin von den westlichen Ländern und den Fake-News auf Assads Streitkräfte zurückgeführt wurde, führte zu massiven amerikanischen Vergeltungsschlägen, die sich hauptsächlich auf verdächtige chemische Produktionsanlagen in Damaskus konzentrierten.

Westliche Politiker wussten schon sehr früh, wer angeblich der Schuldige sein sollte. So zweifelte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zu keiner Sekunde am Chemiewaffeneinsatz in Duma und nannte die Lage «Sehr klar, sehr deutlich» und gab der syrischen Regierung die Schuld. Solche Dinge passieren Merkel übrigens ständig, wie auch im Fall eines angeblichen Nervengift-Angriffs auf die Skripals im englischen Salisbury, der der russischen Regierung in die Schuhe geschoben wurde.

Die falschen Beschuldigungen Assads sind in den Mainstream-Fake-News gang und gäbe die nicht einmal davor zurückschrecken Kleinkinder für ihre vorsätzlich falschen Nachrichten zu missbrauchen, wie dieser Fall zeigt.


Aus: "OPCW-Chef erteilte Anweisung für Beweisvernichtung" Schweizer Morgenpost (30 Dez 2019)
Quelle: https://smopo.ch/opcw-chef-erteilte-anweisung-fuer-beweisvernichtung/

""Medien haben mein Kind missbraucht" - Schweizer Morgenpost" (09. Juni 2017)
Der Vater des in die Schlagzeilen geratenen Buben aus dem syrischen Aleppo, erhebt schwere Vorwürfe gegen westliche Medien, die Rebellen und die ,,Weissen Helme". ...
https://smopo.ch/medien-haben-mein-kind-missbraucht/

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"Giftgas in Syrien: BBC gesteht Fake News ein"  Harald Neuber (08. September 2021)
https://www.heise.de/tp/features/Giftgas-in-Syrien-BBC-gesteht-Fake-News-ein-6185652.html?seite=all


"Experten fordern Konsequenzen nach Fake News der BBC über Giftgas in Syrien" Harald Neuber (10. September 2021)
Ehemaliger deutscher UN-Diplomat erwartet weitere Korrekturen von Medienberichten. Berliner Expertengruppe fordert von OPCW Aufklärung
https://www.heise.de/tp/features/Experten-fordern-Konsequenzen-nach-Fake-News-der-BBC-ueber-Giftgas-in-Syrien-6189290.html

https://www.bbc.co.uk/contact/ecu/mayday-the-canister-on-the-bed-radio-4-20-november-2020

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der amerikanische Journalist und Buchautor Glenn Greenwald ist wegen Internetkriminalität in Brasilien angeklagt worden. Greenwald wird vorgeworfen, sich mithilfe von Hackern illegalen Zugang zu den Mobiltelefonen von Staatsanwälten und anderen Beamten verschafft zu haben. Das berichtet die New York Times.

In der Strafanzeige heißt es demnach, Greenwald sei Teil einer "kriminellen Vereinigung", die 2019 Hacks durchgeführt habe. Greenwald sei für eine Stellungnahme der New York Times nicht erreichbar gewesen.

Greenwald wurde weltweit bekannt, nachdem er dem Whistleblower Edward Snowden 2013 geholfen hatte, Dokumente des US-Nachrichtendienstes NSA zu leaken.

Dem Bericht nach hat die Bundesstaatsanwaltschaft nun eine 95-seitige Strafanzeige gegen Greenwald erarbeitet. Darin würden auch Zitate aus Gesprächen zwischen Greenwald und Hackern vorkommen. Greenwald habe somit eine "klare Rolle bei der Begehung eines Verbrechens gespielt", zitiert die New York Times die brasilianische Bundesstaatsanwaltschaft. Greenwald habe etwa in direktem Kontakt mit Hackern gestanden, als diese private Chats auf Telegram ausspionierten.

In einem Video auf Twitter wendet sich Greenwald, der seit vielen Jahren in Brasilien lebt, an die Öffentlichkeit. Die Vorwürfe gegen ihn beschreibt er als Angriff auf die Pressefreiheit und die brasilianische Demokratie. "Der Missbrauch des Staatsapparats oder der Regierung Bolsonaro lässt uns nicht einschüchtern", schreibt er.

Zuvor hatte sich auch der Whistleblower Snowden auf Twitter zu dem Fall geäußert. Einen "absolut roten Alarm" nennt er die Anklage gegen Greenwald. Es sei "eine Vergeltungsaktion für die Aufdeckung extremer Korruption auf höchster Ebene der Regierung von Bolsonaro und eine existenzielle Bedrohung für den investigativen Journalismus in Brasilien", schreibt Snowden.


Aus: "Glenn Greenwald wegen Internetkriminalität angeklagt" (21. Januar 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-01/glenn-greenwald-brasilien-internetkriminalitaet-snowden

https://theintercept.com/2019/06/09/brazil-archive-operation-car-wash/

Quotesandor123 #2

Der wahre Grund für Greenwalds Verfolgung dürfte sein, dass er die schmutzigen Machenschaften von Bolsonaros Justizminister Moro publik gemacht hat, mit denen dieser zuvor als Unterschungsrichter den Prozess gegen Lula gesteuert hat.


QuoteThink Tank #2.1

Das und seine Rolle in der NSA-Affäre.
Das Imperium schlägt zurück.


QuoteLahmarr #7

Kritiker mundtod machen, Journalisten die die Verbrechen der Mächtigen öffentlich machen, verschwinden lassen. Wie bei Assange auch hier, faschistoid Herrscher sind ebensowenig wie das Imperium geneigt, ihre Verbrechen ungestraft in den Medien zu sehen. ... Und diese beiden sind nur die Spitze des Eisberges. (Und wetten, daß die deutsche Politik kein Wort darüber verliert, sondern lieber irgendwas in Rußland oder China sucht um darauf zu zeigen?)


...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Hassmails, Beschimpfungen, Drohungen – das, was derzeit Politiker, Journalistinnen und viele andere in der Öffentlichkeit stehende Menschen in Deutschland erleben, kennt der Journalist und Autor mehrerer Bücher, Hasnain Kazim, schon lange. Er ist bekannt für seine harten, inhaltlichen Auseinandersetzungen mit seinen Kritikern auf Twitter und Facebook. E-Mails, und seien sie noch so beleidigend, beantwortet er mit bewundernswerter Konsequenz. Nun aber bekam er Morddrohungen in einem Ausmaß, das auch für ihn neu und schockierend war. Hier beschreibt Hasnain Kazim, wie schwierig es ist, einen Weg zu finden, damit umzugehen.

Natürlich, ich hätte wissen können, was mir blüht, wenn ich die AfD und ihre Wählerinnen und Wähler kritisiere.

Bei der Landtagswahl in Thüringen am 27. Oktober 2019 hatte diese Partei 23,4 Prozent geholt und war damit, hinter den Linken, zweitstärkste Kraft geworden. Und das trotz der vielen rechtsextremen Entgleisungen. Oder wahrscheinlich gerade deswegen. Auf Twitter schrieb mir ein Nutzer ein paar Tage nach der Wahl, es nütze ja nichts, auf die Wählerinnen und Wähler zu schimpfen. Vielmehr müsse man diese Leute "erreichen".

Ich bin entschieden anderer Meinung. Nicht jeder, der diese Partei wählt, ist ein Nazi. Aber jeder, der sie wählt, ebnet wissend Nazis den Weg an die Macht. Er teilt ihre menschenverachtende Haltung, heißt sie gut oder toleriert sie zumindest. Ich antwortete also, es gehe nicht darum, diese Menschen zu "erreichen", sondern "sie auszugrenzen, zu ächten, sie kleinzuhalten, ihnen das Leben schwer zu machen, sie dafür, dass sie Neonazis und Rassisten den Weg zur Macht ebnen wollen, zur Verantwortung zu ziehen".

Das ist hart formuliert, und sicher muss man mit allen Menschen reden, "den Dialog suchen", wie so oft gefordert wird. Aber wenn am Ende eines solchen Dialogs der Gesprächspartner immer noch glaubt, eine Aussage wie die, dass Deutschland "unter einem Befall von Schmarotzern und Parasiten" leide, die dem deutschen Volk "das Fleisch von den Knochen fressen", sei eine sagbare, akzeptable Meinungsäußerung, der muss die Folgen seiner Worte ertragen.

AfD-Chef Jörg Meuthen empörte sich daraufhin am 4. November 2019 über mich in den sozialen Medien. Auf Facebook schrieb er: "Ein solches Ausmaß an Hass und Hetze ist selbst für die Verhältnisse in unserem unter Merkel leider verrückt gewordenen Land außergewöhnlich - und zugleich vollkommen unerträglich." Und auf allen Kanälen verbreitete er ein Bild von sich, daneben der Text: "SPIEGEL-Journalist Hasnain Kazim fordert: AfD-Wähler 'ausgrenzen und ächten!'"

Lutz Bachmann, Gründer und Chef von "Pegida", erklärte ebenfalls am 4. November in Dresden auf offener Bühne, er stelle "öffentliche Strafanzeige" gegen mich, den "sogenannten Journalisten", und zwar wegen "Verdachts auf Volksverhetzung". Seine Pegida-Zuhörer jubeln. Ein Video seiner Rede kursiert auf Youtube.

Jetzt könnte ich diese beiden Typen ignorieren und mir sagen: Was interessiert mich deren Geschwätz? Aber mit dem Ignorieren wird es schwierig, wenn deren Anhänger die Äußerungen als Aufforderung sehen, mich zu beschimpfen und zu bedrohen.

Seit dem 4. November habe ich täglich Hunderte, manchmal mehr als tausend Zuschriften erhalten. Darunter täglich ein Dutzend Morddrohungen, fast 400 insgesamt. So viele wie noch nie. "Verabschiede dich! Das Jahresende wirst du nicht mehr erleben!" Oder: "Stück Scheiße, das nicht ins Klo, sondern in die Welt geschissen wurde! Ich werde dafür sorgen, dass du artgerecht entsorgt wirst!" Oder: "Du bist eine hässliche Missgeburt, aber kein Deutscher!!!!!!!!! Man sollte dich nachträglich abtreiben!!!!!!!!!!!!!!!!" Oder: "Wir wissen wo du dich verkriechst du vaterlandsloser Geselle! Wir verfolgen dich, wir beobachten dich. Und morgen bist du tot!"

Viele Jahre habe ich gedacht: Irgendwie kann man sich vielleicht an solche Drohungen gewöhnen. Ich bekomme sie seit Anfang der Neunzigerjahre, seitdem ich es mit meinem unverschämt fremden Namen wage, Artikel in deutschen Publikationen zu veröffentlichen. Es ist also kein neues Phänomen. Früher habe ich solche Zuschriften verdrängt, sie weggeklickt, versucht, sie nicht ernst zu nehmen. Ich habe auch einige Male Anzeige erstattet. Jedes Mal wurde das Verfahren eingestellt. Entweder, hieß es, konnte der Verfasser nicht ermittelt werden – oder er habe einfach behauptet, er sei es nicht gewesen, denn zu seinem Computer hätten mehrere Leute Zugang.

Die Masse der Drohungen der vergangenen Monate hat mich aber umgehauen. Sicherheitskräfte haben mich außerdem darüber informiert, dass ich auf mehreren "Todeslisten" oder "Feindeslisten" stehe – allerdings nicht von sich aus, sondern nur, weil ich Kontakte habe, die ich fragen konnte. Juristen sagen mir, solange da nur öffentlich zugängliche Informationen wie Name, E-Mail-Adresse und Artikel oder Zitate von mir stünden, könne man dagegen rechtlich nichts machen.

Ich höre Sprüche wie: "Jetzt nimm dir diese E-Mails doch nicht so zu Herzen!" Oder: "Sie meinen es doch nicht so!" Als wäre all das eine unschöne, aber hinzunehmende Begleiterscheinung davon, dass man als Autor in der Öffentlichkeit steht. Außerdem habe mir doch bislang niemand wirklich physische Gewalt angetan. In nahezu allen Redaktionen herrscht Ratlosigkeit. "Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid", höre ich gelegentlich. Es gibt keine Arbeitsgruppen, keine Task Force, keinen Plan. Manche sagen: Wenn Extremisten sich über einen aufregen, sei das doch eine Auszeichnung. "Sei doch froh darüber, das ist wie ein Orden!"

Eine ernsthafte, umfassende Debatte darüber, was wir Hass und Hetze entgegensetzen, wie wir die Menschenverachtung eindämmen können, was wir also gesamtgesellschaftlich tun können und müssen, um eine weitere Radikalisierung zu verhindern, findet kaum statt. Nicht im Journalismus, nicht in der Politik, nirgendwo. Ich nehme eine Gleichgültigkeit der Massen wahr. Wir sind immun geworden gegen den Hass. Und das macht mir Angst.

Stattdessen muss man sich selbst wehren. Ich lese auf Twitter und Facebook Sprüche von Betroffenen wie "Morddrohungen sind für mich ein Ansporn, weiterzumachen!", "Jetzt erst recht!" oder "Ich bleibe stark!" Das ist gut, aber es ändert nichts an dem strukturellen Problem, nämlich dass wir eine Menge Leute in unserer Gesellschaft haben, die Morddrohungen für eine legitime Meinungsäußerung halten.

Ein Bekannter versuchte mich zu beruhigen: "Hunde, die bellen, beißen nicht." Tatsächlich? Der CDU-Politiker Walter Lübcke stand auch auf mehreren Listen. Soweit man weiß, hat ihm sein Mörder vorher nicht öffentlich gedroht. Er hat die Liste einfach als Aufforderung zum Handeln gesehen.

Inzwischen berichten sehr viele Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, über Morddrohungen. Kommunalpolitikerinnen und -politiker treten zurück, weil sie die Einschüchterungen nicht mehr aushalten. Es wurde sogar auf das Büro eines schwarzen Bundestagsabgeordneten geschossen. Es ist erschreckend normal geworden, dass Menschen solche Erfahrungen machen. Seit wann ist es hinnehmbar geworden, dass man einem Menschen den Tod wünscht? Dass man jemandem in einer E-Mail schreibt: "Elendig sollst du krepieren!"? Kritik an meiner Arbeit ist selbstverständlich erlaubt, auch die harte Auseinandersetzung. Aber "Verrecke, du Drecksau!"? Oder: "Ein Baum, ein Strick, ein Pressegenick!"?

Meine Familie weiß von den Drohungen, aber im Detail mag ich mit ihr nicht darüber sprechen, um sie nicht unnötig zu beunruhigen. Ich denke über Sicherheitsmaßnahmen nach. Manche raten mir, mich zu bewaffnen. Das lehne ich strikt ab. Aber vielleicht wenigsten Pfefferspray? Eine Kamera an der Haustür? Und welche Fluchtwege gibt es aus der Wohnung? Brauche ich Personenschutz, zum Beispiel bei Lesungen? Was ist mit Taschenkontrollen? "Vielleicht solltest du nicht mehr öffentlich auftreten", riet mir kürzlich ein Freund. Das klingt vernünftig – aber es wäre genau das, was diese Leute wollen: mich zum Schweigen zu bringen. Und das kommt überhaupt nicht infrage!

Manchmal erkennen mich Leute auf der Straße. "Sind Sie nicht...?" Oder: "Ich kenne Sie doch!" Ich freue mich darüber, es ist ja eine Form der Anerkennung. Aber in letzter Zeit hat sich ein Unbehagen eingeschlichen. Ich weiche unweigerlich zurück, wenn fremde Leute auf mich zukommen. Was, wenn sie mir etwas antun wollen? Dann wieder ärgere ich mich darüber, dass ich so misstrauisch geworden bin. Es zeigt, dass die Drohungen mich verändern.

Seit Jahren versuche ich, den wütenden Mails mit Humor zu begegnen. Aber in letzter Zeit kommt mir das vor wie eine Flucht vor dieser sprachlichen Gewalt. Und ernsthaft: Humor bei Ankündigungen, mich umbringen zu wollen? Aber man will kein Opfer sein, nicht larmoyant wirken.

Die Unbeschwertheit ist dahin, die Leichtigkeit, die Freude an der Debatte, an der Auseinandersetzung. Immerhin ein Lichtblick: Morddrohungen erhalte ich seit diesem Jahr glücklicherweise kaum noch. Ich arbeite seit dem 1. Januar als freier Autor und habe keine öffentliche E-Mail-Adresse mehr.


Aus: "Hass gegen Journalisten: "Und morgen bist du tot!"" Hasnain Kazim (24. Januar 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-01/hass-journalisten-morddrohung-meinungsaeusserung-neonazis-rassismus-afd/komplettansicht

QuoteRobert Merk #10

Es macht mich fast sprachlos, dass Menschen, die ihre Meinung äußern in einer solchen Weise eingeschüchtert werden. Und zwar gerade von Menschen, die ja immer gerne behaupten, man dürfe seine Meinung nicht sagen, gell Herr Meuthen und Herr Bachmann! ...


Quotezambaqia #20

Sehr geehrter Herr Kazim, es ist unglaublich, dass sich in diesem Land Bedrohte selbst gegen den Hass wehren müssen und keine Hilfe des Staates und der Strafverfolgungsbehörden bekommen. Das ist die Negativseite der ungebremsten neoliberalen Individualisierung, in der jeder für sein Glück selbst verantwortlich sei - und daher auch für sein Unglück. Denn offensichtlich wird damit übersehen, dass es strukturelle Gründe hat, dass Journalisten, Politiker und fürs Allgemeinwohl Engagierte den Drohungen ausgesetzt sind. Diesen strukturellen Gründen will sich keiner mehr stellen - das schreiben Sie ja selbst - es gibt keine Strategie. Dabei haben wir einen Innenminister, der sich sonst nie scheut, hart aufzutreten. Was wir brauchen sind Anlaufstellen für Bedrohte, gut ausgebildete und demokratische Mitarbeiter in den Behörden, harte Gesetze und unnachgiebige Verfolgung. ...


QuoteComCum #39

"Anzeigen bleiben folgenlos"

Verstehe ich nicht und ist für mich auch nicht nachvollziehbar!


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Rolle der Medien ist im Umbruch, wie die Anklage gegen Julian Assange zeigt, der nicht nur in London oder Washington als Staatsfeind gilt. Kaum eine Regierung hat gegen seine Inhaftierung protestiert oder ihn gar unterstützt. Auch große Teile der Presse äußern sich distanziert. Die durch WikiLeaks geschaffene Transparenz missfällt vielen.

Dass Assange Journalismus betreibt, wird zugleich von vielen bestritten, zuallererst vom US-Justizministerium, das im Mai 2019 klarstellte: ,,Assange ist kein Journalist". Diese Beurteilung ist aus Sicht der Regierung zwingend, da man schlecht die eigene Pressefreiheit feiern und zugleich die Inhaftierung eines Reporters gutheißen kann.

Der Einschätzung haben sich inzwischen aber auch viele Medienschaffende angeschlossen. Ein prominentes Beispiel ist das angesehene ,,Committee to Protect Journalists" (CPJ), eine Organisation, die sich seit vielen Jahrzehnten für Pressefreiheit und inhaftierte Journalisten einsetzt. Im Dezember 2019 veröffentlichte sie einen ausführlichen Report, der 250 Journalisten namentlich aufführt, die überall auf der Welt aus politischen Gründen inhaftiert werden. Assanges Name fehlt.

Robert Mahoney, ein erfahrener amerikanischer Reporter und CPJ-Vizechef, hatte sich zwar in einem Kommentar für Assanges Freiheit eingesetzt, erklärte aber zugleich:

    ,,Nach umfassenden Recherchen und Überlegungen hat sich das CPJ entschlossen, Assange nicht als Journalisten einzuordnen, zum Teil, da seine Rolle oft die einer Quelle war, und weil WikiLeaks allgemein nicht wie ein Nachrichtenportal mit einem redaktionellen Ablauf arbeitet."


CPJ-Chef Joel Simon äußerte sich ähnlich. Es gebe eine ,,legitime Debatte, ob Assange als Journalist bezeichnet werden kann". Niemand aber bezweifle, dass er ,,eine Quelle" sei und daher zu schützen. Diese Behauptung erscheint unsinnig. Assange ist kein Whistleblower, niemand, der wie Edward Snowden persönlich in einer Firma oder einer Behörde geheimes Wissen über Missstände erlangt hat und dieses öffentlich machen will. Assange ist selbst keine Quelle, sondern, wie ein Journalist, jemand, der Informationen von Whistleblowern veröffentlicht.

Ähnlich fragwürdig ist das Argument, WikiLeaks betreibe keinen Journalismus, da die Organisation keinen ,,redaktionellen Ablauf" (,,editorial process") habe, und ,,nicht wie ein Nachrichtenportal" arbeite. Das Wesen von Nachrichtenportalen besteht offenkundig nicht in bestimmten redaktionellen Gepflogenheiten sondern in der Veröffentlichung relevanter Neuigkeiten – was niemand WikiLeaks absprechen kann.

Die Einteilung in Journalisten auf der einen und Assange auf der anderen Seite wirkt wie ein rhetorischer Kniff, der es ermöglicht, sich von WikiLeaks zu distanzieren und zugleich als Verteidiger der Pressefreiheit aufzutreten – eine Position, die vielen Journalisten offenbar zweckmäßig erscheint. In ihrer Logik ist Assange ,,keiner von uns", wird zwar zu Unrecht verfolgt, aber eben nur insoweit, wie auch Snowden, Manning und andere Whistleblower verfolgt werden. Diese Perspektive verträgt sich eher mit der Sichtweise von Regierungen, als der weitaus härtere und konfliktträchtigere Vorwurf, mit Assange werde ein unbequemer Vertreter der Presse vor Gericht gestellt.

Das CPJ ist Teil des Medienmainstreams und unterhält enge Verbindungen zu den großen Medienhäusern, die die Organisation auch finanziell unterstützen. Schon als die CPJ-Führung 2010 in einem Brief an Präsident Obama die Regierung vor einer Anklage des WikiLeaks-Chefs warnte, distanzierte man sich im selben Atemzug von der Person Assange, dessen ,,Motive und Ziele" man sich ,,nicht zu eigen" mache.

Doch ob man Assange nun mag oder nicht – seine komplizierte und widersprüchliche Persönlichkeit bietet durchaus Anlass zu letzterem –, er ist es, der stellvertretend für eine kritische Presse angegriffen wird. Man kann ihn für einen guten oder schlechten Journalisten halten, man kann seine politischen Vorstellungen teilen oder bekämpfen – aber er bleibt in dem, was er und WikiLeaks tun, ein Teil der Presse.

Ähnlichen Sinnes betont auch der Reporter Glenn Greenwald, dass die Einteilung in Journalisten und Nicht-Journalisten der Regierung und deren Angriff auf die Verfassung in die Hände spiele:

    ,,Die Pressefreiheit betrifft alle, nicht bloß eine ausgewählte, privilegierte Gruppe von Bürgern, die ,Journalisten' genannt werden. Wenn Ankläger selbst entscheiden können, wer unter den Schutz der Presse fällt und wer nicht, dann schrumpft die Pressefreiheit zur Freiheit einer kleinen, abgeschlossenen Priesterklasse privilegierter Bürger, die von der Regierung zu Journalisten ernannt werden."

Greenwald erinnert an eine höchstrichterliche Einschätzung zum Ersten Verfassungszusatz, der in den USA die Pressefreiheit festschreibt. So hatte 1978 der damalige Oberste Richter der USA, Warren Burger, in einem Essay betont:

    ,,Kurz gesagt, der Erste Verfassungszusatz ,gehört' zu keiner definierbaren Kategorie von Personen oder Einrichtungen: Er betrifft alle, die seine Freiheiten nutzen."

Historisch gesehen steht das Wort ,,Pressefreiheit" dafür, dass Regierungen nicht die Verbreitung von Informationen behindern dürfen, egal ob die Nachrichten mittels einer Druckerpresse oder über das Internet publiziert werden. Es geht dabei nicht um eine Personengruppe (,,die Presse"), sondern um die Möglichkeit der unbeschränkten Verbreitung von Informationen. Wenn erst eine staatliche Autorität entscheiden darf, wer durch die Pressefreiheit geschützt ist, dann ist keine unabhängige Kontrolle der Regierung möglich, und damit auch keine funktionierende Demokratie.

Dennoch verspüren viele Beobachter, die diese Gefahr durchaus sehen, zugleich großes Unbehagen in Zusammenhang mit WikiLeaks. Hat Assange mit der Veröffentlichung der E-Mails von Hillary Clintons Stab im Wahlkampf 2016 nicht eindeutig Partei für Donald Trump ergriffen und damit deutlich gemacht, selbst eine dubiose politische Agenda zu verfolgen? Sind seine Enthüllungen über Clinton nicht bloß ein persönlicher Rachefeldzug gegen die Obama-Regierung gewesen, nachdem diese seine juristische Verfolgung gestartet hatte?

Diese Einwände mögen auf den ersten Blick einleuchten, werfen aber tiefergehende Fragen auf. Denn hätte Assange die Informationen über Clintons offenkundig korruptes Politnetzwerk nicht veröffentlicht (unter anderem zeigen die Leaks, wie unter Obama Ministerposten nach Wünschen von Wall-Street-Bankern verteilt wurden), dann hätte er damit natürlich ebenfalls die Wahl beeinflusst, nur eben in anderer Richtung, zugunsten Clintons.

Nach welchem moralischem Standard aber soll es richtig sein, Korruption und unmoralisches Verhalten einzelner Politiker zu decken? Relevant für eine Veröffentlichung sind aus journalistischer Sicht allein die Wahrheit und die öffentliche Bedeutung des Berichteten. Die von WikiLeaks enthüllten E-Mails waren zweifellos bedeutsam und offenkundig auch authentisch. Mit welchem Recht – und welchem Ziel – sollte dieses Wissen den Wählern vorenthalten werden? Welches Bild von Demokratie und der Möglichkeit einer fairen Meinungsbildung drückt sich in einem solchen Wunsch aus?

Der Guardian schrieb 2016, dass die E-Mails ,,ein Fenster in die Seele" der Demokratischen Partei Clintons seien, ,,in die Träume und Gedanken derjenigen Klasse, der die Partei sich verpflichtet hat" – und das sei gerade nicht die abgehängte und wütende Unter- oder Mittelschicht, sondern eine ganz andere Gruppe:

    ,,Für diese Klasse sind die Optionen immer recht angenehm. Sie sind die komfortable und gebildete Hauptstütze unserer modernen Demokratischen Partei. Sie sind auch die Fürsten unserer Medien, die Architekten unserer Software, die Planer unserer Straßen, die hohen Beamten unseres Banksystems, die Autoren von so ziemlich jedem Plan zur Reform der Rentenversicherung oder zur Feinsteuerung des Nahen Ostens mit Präzisionsdrohnen. Sie sind, so glauben sie, gar keine Klasse, sondern die Erleuchteten, diejenigen, auf die man zu hören hat, die sich aber nie selbst zu rechtfertigen brauchen."

Wie diese abgehobene Klasse das politische Geschehen lenkt, vor allem das haben die Leaks schwarz auf weiß der Öffentlichkeit gezeigt.

Assange hat, bei all seinen Fehlern und Alleingängen, etwas geschaffen, das es so in der Geschichte noch nie gab: WikiLeaks ist eine globale Sammelstelle für Informationen, die mächtige Interessengruppen, Regierungen oder Konzerne gern geheim halten möchten – zum Schaden der Öffentlichkeit. Bevor es diese Instanz gab, mussten Whistleblower einen vertrauenswürdigen Journalisten finden und darauf hoffen, dass es diesem nicht nur gelingt, die brisanten Informationen schnell bekannt zu machen, sondern auch, die Identität des Whistleblowers dauerhaft zu schützen.

Die etablierten Medien scheitern immer wieder an diesen beiden Aufgaben. Whistleblower werden enttarnt oder, wie Bradley Manning Anfang 2010, von den großen Redaktionen erst gar nicht ernst genommen und abgewiesen. Daher ist die Weitergabe von politisch brisanten Geheimnissen an diese Medien stets mit einem erheblichen persönlichen Risiko verbunden.

WikiLeaks hat dieses Risiko verringert. Das 2006 gestartete Internetportal funktioniert als Mittler und Anonymisierungsdienst zwischen Hinweisgebern und Öffentlichkeit. Dieses Verfahren hat mehrere große Vorteile für die Allgemeinheit. Durch das verringerte Risiko für den Whistleblower wird die Wahrscheinlichkeit der Veröffentlichung von Misständen, illegalem oder unmoralischem Verhalten erhöht. Auch können Medien nach der Veröffentlichung nicht zur Preisgabe der Quelle erpresst werden, da sie diese selbst nicht kennen. Weiterhin finden brisante Informationen von vornherein ein größeres, internationales Publikum – und können außerdem nicht durch etwaige Kontakte der Chefredaktion zur Regierung in letzter Sekunde doch noch unter den Teppich gekehrt werden.

So gelang es etwa der US-Regierung 2004, durch vertrauliche Verhandlungen mit der New York Times die Enthüllung der NSA-Überwachung amerikanischer Bürger über viele Monate, bis nach der Präsidentschaftswahl, hinauszuzögern. Der Reporter James Risen konnte sich gegenüber seinen Vorgesetzten nicht damit durchsetzen, den Bericht vor der Wahl zu veröffentlichen. Der damalige NSA-Chef Michael Hayden lobte später ausdrücklich den vertrauensvollen Austausch mit Philip Taubman, dem Washingtoner Büroleiter der New York Times, der ,,die Ernsthaftigkeit der Frage verstanden" hätte. Solche Mauscheleien der Medien durchkreuzt WikiLeaks.

Der direkte und anonyme Weg an die Öffentlichkeit ist wesentlich, um Korruption und Unmoral in Staaten und Konzernen zu begrenzen. Das durch WikiLeaks verkörperte Organisationsprinzip ist damit ein logischer Schritt in der Entwicklung von Gesellschaften, in denen Entscheidungsträger der Öffentlichkeit rechenschaftspflichtig sein sollen – also in der Entwicklung hin zu Demokratien. Wer das WikiLeaks-Prinzip bekämpft oder sich weigert, seine Unterstützer zu verteidigen, der hat offenkundig kein Interesse an einer solchen Entwicklung. Das ist die eigentliche Botschaft der politischen und juristischen Verfolgung von Julian Assange, die im April 2019 in seiner Inhaftierung in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis mündete.

Die Anklage der US-Regierung beruft sich auf das Spionagegesetz, das den Verrat militärischer Geheimnisse unter Strafe stellt. Dieses Gesetz wurde 1917, kurz nach dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg, beschlossen. Es richtete sich ursprünglich gegen deutsche Saboteure in Amerika und Bürger, die, so der damalige Präsident Woodrow Wilson, ,,das Gift der Untreue" verbreiteten und ,,die Autorität und das Ansehen der Regierung in Verruf" brächten.

Die Regierung wandte es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts häufig gegen Sozialisten, Kriegsgegner und politische Dissidenten an. In jüngerer Zeit, unter den Präsidenten Obama und Trump, zielten die Ermittlungen meist auf Whistleblower, die illegale Aktivitäten der Regierung aufgedeckt hatten. Zur aktuellen Anklage erläutert das US-Justizministerium: ,,Assanges Handlungen riskierten ernsthaften Schaden für die nationale Sicherheit der USA, zum Nutzen unserer Gegner".

Dabei ist Assange australischer Staatsbürger und außerhalb der USA selbstverständlich nicht an amerikanische Gesetze gebunden. Die gesamte Anklage beruht daher auf der stillschweigenden, juristisch absurden Annahme, amerikanisches Recht gelte auch außerhalb der USA. Mit der gleichen Logik könnten amerikanische Staatsanwälte einen chinesischen Journalisten anklagen, der in einer Pekinger Zeitung amerikanische Staatsgeheimnisse aufgedeckt hat und dessen Auslieferung nach Washington verlangen. Eine seltsame Vorstellung, die selbst in den USA niemand in die Realität umsetzen würde.

Das Beispiel zeigt daher gut die eigentliche Logik hinter der Strafverfolgung Assanges: Die USA beanspruchen einen informellen Rechtsrahmen, der die Landesgrenzen überschreitet und praktisch den Geltungsbereich des amerikanischen Imperiums umfasst. Anders gesagt: Australier, Europäer und überhaupt Bürger von Staaten, die den USA tributpflichtig oder anderweitig von ihnen abhängig sind, sollen sich politisch an Amerikas roten Linien ausrichten, oder laufen Gefahr, bestraft zu werden. Das ist die Logik des Imperiums, der sich viele bereitwillig unterwerfen.

So hatte die damalige australische Premierministerin Julia Gillard 2010, auf dem Höhepunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit für WikiLeaks, erklärt, Assange handele ,,illegal", eine Behauptung, die sie zurückziehen musste, nachdem man ihr erklärt hatte, dass Assange mit seinen Enthüllungen kein australisches Gesetz gebrochen hatte. Doch Gillard, selbst Anwältin, hatte mit ihrer Formulierung bloß intuitiv erfasst, dass Australien als informeller Teil des amerikanischen Imperiums genau das als illegal zu begreifen hat, was Washington so benennt.

Ein weiteres Beispiel für diese Logik sind die von den USA im Dezember 2019 verhängten Sanktionen gegen Firmen, die am Bau der deutsch-russischen Gaspipeline ,,Nord Stream 2" beteiligt sind. Rechtlich geht es die USA nichts an, wenn zwei Länder beschließen, eine Pipeline zu bauen. Da das Projekt aber Deutschland betrifft und damit im informellen Geltungsbereich des amerikanischen Imperiums liegt, verstehen sich die USA als ermächtigt zu Strafmaßnahmen.

Der Fall Assange liegt grundsätzlich ähnlich. Neu ist, dass der Angriff des Imperiums sich nicht mehr nur gegen ungehorsame Untertanen, missliebige Regierungen oder Firmen richtet, sondern ganz offen gegen die internationale Presse. Selbst Barack Obama, der als US-Präsident mehrere Whistleblower, die Regierungsunrecht aufgedeckt hatten, mit Hilfe des Spionagegesetzes anklagen ließ, hatte davor zurückgescheut, die Medien dafür anzugreifen, dass sie unbequeme Geheimnisse veröffentlichten. Dieses Tabu ist nun gefallen. Kritische Journalisten, die staatliches Unrecht aufdecken, können ab jetzt zu Staatsfeinden erklärt und so behandelt werden, wie feindliche Spione im Krieg.

Proteste gegen diesen Angriff auf die Pressefreiheit sind kaum zu vernehmen. Unmittelbar nach der Festnahme von Assange in der equadorianischen Botschaft im April 2019 erklärte die deutsche Bundesregierung auf Nachfrage, nicht zuständig zu sein (,,das betrifft nicht deutsches Regierungshandeln"). Die britische Justiz würde ,,selbstverständlich rechtsstaatlich entscheiden".

Verhaltene Kritik kam von der russischen Regierung. Man ,,hoffe", so ein Kreml-Sprecher nach der Festnahme, dass Assanges Rechte ,,respektiert werden". Auf die Frage, ob Russland dem WikiLeaks-Chef Asyl gewähren würde, ging er nicht ein, ergänzte lediglich: ,,Aus unserer Sicht entspricht dies in keiner Weise den Idealen der Freiheit und Unverletzlichkeit der Medien."

Die Medien in Deutschland reagieren zurückhaltend. Solidaritätsbekundungen bleiben selten und werden meist durch Distanzierungen eingeschränkt. Tenor: Assange sei zu weit gegangen. Dem ehemaligen SPIEGEL-Auslandschefs und heutigen PR-Berater Gerhard Spörl zufolge ist der inhaftierte WikiLeaks-Gründer ein verantwortungsloser Egomane, der leichtfertig alles veröffentlichte, was ihm in die Hände fiel und daher ,,Ansehen verspielt" habe. Ähnlich staatstragend gibt sich die ZEIT, die bemängelt, dass Assange ,,Grenzen überschritten" habe und bloß ein Journalist ,,sein will". Den britischen und amerikanischen Gerichten hingegen solle man keine politische Agenda unterstellen, denn dies sei ,,Misstrauen in die Funktionsfähigkeit der Justiz, das keinem Journalisten gut steht".

So ähnlich sehen es viele in der Presse. In einer funktionierenden Gesellschaft müsste ein Portal wie WikiLeaks eigentlich von allen Medien gemeinsam betrieben oder zumindest geschützt werden. Doch derzeit passiert eher das Gegenteil: Medien ducken sich weg oder greifen Assange sogar an. Vor allem aber schweigen sie.

Im Oktober hatte der UN-Sonderbeauftragte für Folter, Nils Melzer, von seinem Besuch bei Assange im Londoner Gefängnis berichtet, wo er im Beisein von Ärzten Symptome psychologischer Folter dokumentiert hatte. Dies wurde auch mehrfach in der Bundespressekonferenz thematisiert, allerdings ausschließlich von Florian Warweg, einem Journalisten des deutschen Ablegers des staatlichen russischen Senders RT. Dieser fragte über Wochen hinweg immer wieder nach, wie die Bundesregierung zu den Erkenntnissen des UN-Experten stehe und was sie zu unternehmen gedenke.

Die Regierungssprecher versuchten das Thema so gut wie möglich zu umschiffen. Am 16.10. hieß es in einer Antwort, man habe dazu ,,keine eigenen Erkenntnisse", am 21.10., man werde sich das ,,anschauen", am 15.11., man ,,kenne den Bericht leider nicht", am 25.11. man habe ,,vollstes Vertrauen in die britische Justiz", am 2.12. schließlich, es gebe gar keinen Bericht, sondern bloß Pressemitteilungen des UN-Beauftragten, am 23.12. wiederum, man habe sich zum Fall bereits ,,ausführlich geäußert".

Bei keiner dieser Gelegenheiten gab es laut der Protokolle der Bundespressekonferenz irgendeine Nachfrage von Vertretern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks oder anderer Journalisten der Leitmedien. Sie waren zwar anwesend, aber niemand meldete sich, um die Phrasen der Regierung, abwechselnd vorgetragen von deren Sprechern Steffen Seibert, Maria Adebahr, Christofer Burger und Rainer Breul, kritisch zu hinterfragen. Die zuhörenden Journalisten blieben passiv – und gingen geräuschlos zur Tagesordnung über.

Ich wandte mich an mehrere Reporter von den Hauptstadtstudios der ARD und des ZDF, die an einigen der Pressekonferenzen teilgenommen hatten, und fragte, wie sie die Inhaftierung von Julian Assange mit Blick auf die Pressefreiheit bewerten würden. Die Korrespondenten der ARD reagierten mit Schweigen. Nick Leifert vom ZDF antwortete, zwar am 15. November dabei gewesen zu sein, als die UN-Foltervorwürfe im Fall Assange angesprochen worden waren, dazu aber keine Nachfragen gehabt zu haben. Das Thema wäre zu diesem Zeitpunkt auch schon vier Wochen alt gewesen.

Zur Frage, wie er die Inhaftierung von Assange insgesamt bewerte, meinte Leifert, er kenne sich mit dem Fall nicht aus, der gehöre auch nicht in sein Ressort. In gewisser Weise spiegelte der ZDF-Hauptstadtkorrespondent damit die Reaktion der Bundesregierung: Wir sind nicht zuständig. Leifert, selbst viele Jahre im Vorstand der Bundespressekonferenz tätig, betonte, man solle den realen Medienalltag nicht unterschätzen:

    ,,Wenn die anwesenden Redakteure mit Kenntnis ihrer Redaktionssitzungen wissen, dass das an dem Tag kein Thema in ihren jeweiligen Sendungen/Printmedien sein wird, dann haben sie auch keinen zwingenden Grund, dazu Fragen zu stellen."

Das trifft wohl zu. Allerdings verschiebt diese Beobachtung das Problem nur auf die nächsthöhere Ebene: Warum machen denn die Redaktionen und ihre Leitungen Assange nicht zum Thema?

In der Bundespressekonferenz ist man nicht immer so zurückhaltend. Kritisches Nachhaken gehört dort durchaus zum Alltag. Allerdings verfügen die Kollegen allem Anschein nach über ein feines Sensorium für rote Linien, Opportunität und Pragmatismus. Anders gesagt: Sie wissen, was sich nicht lohnt. Befragt, wann eine Wortmeldung eines Journalisten dumm sei, hatte Maria Adebahr, Sprecherin des Auswärtigen Amtes, es einmal so formuliert:

    ,,Es gibt Fragen, von denen Sie, glaube ich, wissen, wie die Antwort ausfallen wird. Das sind Fragen, bei denen man sich natürlich fragen kann und sollte: Lohnt es sich, diese Frage hier in diesem Moment zu stellen?"

Die Sprecherin machte damit klar, dass die Pressekonferenzen eigentlich Inszenierungen sind. Jeder, ob nun oben auf dem Podium oder unten im Publikum, hat seine Rolle zu spielen und weiß das auch. Wer negativ auffällt, läuft Gefahr, ersetzt zu werden. Einzelne ,,Paradiesvögel" wie Tilo Jung toleriert man, doch im Grunde wissen alle Teilnehmer ,,was sich gehört" und was nicht. Ein Journalist der staatlich finanzierten Deutschen Welle, und regelmäßiger Gast der Bundespressekonferenz, sagte einmal, man müsse die Regierung doch ,,nicht unbedingt vorführen".

Kritik an der Regierung ist dennoch möglich und wird auch praktiziert, allerdings meist dann, wenn dies den Interessen einer höherstehenden Macht – etwa den USA – dient. So wurde zum Beispiel in der Bundespressekonferenz vom 25. November 2019 energisch nachgehakt, warum die Bundesregierung sich nicht stärker für die Einhaltung der Menschenrechte in China einsetzen würde. Mehr als zehn Minuten wurde das Thema diskutiert, verschiedenste Journalisten kooperierten, stellten nacheinander kritische Fragen und brachten die Regierungssprecher damit in die Defensive. Kritischer Journalismus live. Aber alle Beteiligten wissen eben auch: Kritik an China ist Mainstream, dafür bekommt niemand Ärger oder läuft Gefahr, isoliert zu werden.

Als eine halbe Stunde später in derselben Pressekonferenz nach der Haltung zu Assange und dessen Folterung gefragt wurde, blieben die gleichen Kollegen stumm – und zwar alle. Niemand sprang dem Reporter von RT Deutsch zur Seite, als die Sprecherin des Auswärtigen Amtes ihm gelangweilt antwortete, man habe ,,vollstes Vertrauen in die britische Justiz, dass sie diesen Fall unabhängig und rechtsstaatlich mit allen Facetten, die sich dort ergeben, bearbeitet".

Am folgenden Tag wurde der UN-Sonderbeaufragte Nils Melzer im Auswärtigen Amt empfangen. Man teilte ihm dort umstandslos mit, seine beunruhigenden Berichte zu Assange und dessen Foltersymptomen erst gar nicht gelesen zu haben. Bei einer öffentlichen Anhörung im Bundestag am 27. November schilderte Melzer dies und stellte klar, worum es seiner Ansicht nach bei diesem Fall geht:

    ,,Es geht um den Rechtsstaat, es geht um die Demokratie, es geht darum, dass wir es uns nicht leisten können, dass Staatsmacht unüberwacht bleibt. Deshalb haben wir Gewaltenteilung. Wenn die Gewaltenteilung nicht mehr funktioniert, dann brauchen wir die Presse, und wenn die Presse nicht mehr funktioniert, dann kommt eben WikiLeaks mit diesen Enthüllungen. Es geht um staatspolitische Grundelemente – und die müssen geschützt werden."

Allerdings ist weit und breit kaum jemand zu sehen, der die Absicht hat, diese Grundelemente zu schützen. Sie werden vor aller Augen zerlegt, und Journalisten mutieren dabei entweder zu geräuschlosen Mitläufern – oder zu Staatsfeinden. Die Gruppe dazwischen, für die einmal der Begriff ,,vierte Gewalt" stand, radikale und eigenständige Kritiker, die von der Gesellschaft geschätzt und unterstützt, zumindest aber akzeptiert werden – jedenfalls nicht pauschal diffamiert oder ausgegrenzt –, diese Gruppe ist in Auflösung begriffen. Scharfe und grundsätzliche Kritik wird von den Etablierten nicht länger als lebensnotwendig angesehen, sondern als lebensgefährlich. Eine Gesellschaft aber, die sich in dieser Weise verschließt und nicht mehr zu reflektieren vermag, verliert ihre Entwicklungsfähigkeit. Sie verfällt.


Aus: "Der Journalist als Staatsfeind" PAUL SCHREYER (22. Januar 2020)
Quelle: https://multipolar-magazin.de/artikel/der-journalist-als-staatsfeind

QuoteFELIX, 22. Januar 2020, 22:20 UHR

Eine hervorragende Zusammenfassung der aktuellen Ereignisse um Julian Assange! Das Ansehen der beschriebenen Bundespressekonferenzen bewirkt ein tief beschämtes, ungläubiges und zugleich wütendes Gefühl. ...



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Gut ein Jahr nach Bekanntwerden des Fälschungsskandals beim Spiegel hat das Nachrichtenmagazin neue redaktionelle Standards vorgestellt. Das mehr als 70 Seiten umfassende Werk, das auf der Website veröffentlicht wurde, sei "eine zeitgemäße Rückbesinnung auf die Grundsätze, nach denen die Spiegel-Redaktion arbeitet", heißt es in der Einleitung. In den Standards geht es unter anderem um den Umgang mit Quellen, die Fehlerkultur und die Sprache. Die Standards seien für alle Mitarbeiter der Redaktion und Dokumentation verbindlich.

... Bezüglich der Überprüfung von Fakten in Texten durch die Dokumentationsabteilung des Spiegels schreiben die Standards vor, dass nach Abgabe des Manuskripts der Redakteur der Dokumentation eine annotierte Fassung des Textes liefert, also ein Manuskript mit Verweisen auf die verwendeten Quellen, inklusive der Nennung von Gesprächspartnern. "Das beschleunigt die Verifikation und verschafft den Dokumentaren und Dokumentarinnen, aber auch Ressortleitung und Rechtsabteilung Zeit für die Prüfung schwieriger Passagen und eine gründlichere Beurteilung der verwendeten Quellen." An anderer Stelle des Leitfadens ist vermerkt, dass zur Qualitätssicherung bestimmte Beiträge nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und von der Dokumentation vertieft geprüft werden können.


Aus: "Relotius-Affäre: "Spiegel" gibt sich neue redaktionelle Standards" (3. Februar 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-02/relotius-affaere-spiegel-redaktion-standards

QuoteMarius76 #5

Kaum vorstellbar, dass heutzutage ein Spiegel- Chefredakteur wegen eines "Abgrunds an Landesverrat", sprich ordentlicher Recherche, Probleme mit der Staatsgewalt bekommen würde...


QuoteMinilieb #6

Naja... Die bunten Relotius-Geschichten waren ja nur ein Symptom. Die politische Ausrichtung des Spiegels wurde in der Zeit schon vor Blome so auf rechts gedreht, dass man den Unterschied zum Focus nur schwer ausmachen kann.

War mal gutes Blatt. Leider ist die Zeit 25 Jahre vorbei... Da nützt es auch nichts, wenn man die Webseite wieder an das alte Design der 80er anlehnt...


QuotePrianowski #6.1

Politische Ausrichtung des Spiegels rechts.
Schenkelklopfer des Tages! ...


Quotepepi06 #6.2

Natürlich ist der Spiegel neoliberal ausgerichtet und somit eher rechts zu verordnen, wie inzwischen fast alle "Qualitätsmedien" in Deutschland. Alles im Sinne einer marktkonformen Demokratie.


Quotedambachmar #6.3

neoliberal und vor allem transatlantisch.


QuoteRuestigSigmund #28

Handlungsbedarf sehe ich nicht nur beim SPIEGEL, sondern auch bei der ZEIT und vielen anderen:
Wer hat sich noch nicht verwundert die Augen gerieben, wenn er in unterschiedlichen Massenmedien ähnliche bis gleich-lautende Berichte über aktuelle politische, durchaus kontroverse Themen gelesen hatte. Auch dass die Medien mehrheitlich links zu verorten sind, wie es Alexander Dobrindt anlässlich seiner Ausrufung einer konservativen Revolution behauptet hatte, konnte ich nicht mit meinem Erfahrungshorizont in Einklang bringen. Ich wollte diesen „Gefühlen“ auf den Grund gehen und habe daher in den letzten 5 Jahren vor den letzten Bundestagswahlen die Berichterstattung vorwiegend in rd. 50 Online-Tages- und Wochenzeitungen zu zwei ausgewählten komplexen Themen - NSA/BND-Skandal und Bundestagswahl 2017 - intensiv im Sinne einer Felduntersuchung verfolgt. Die Ergebnisse meiner Analysen haben mich überrascht und meine schlimmsten Befürchtungen weit übertroffen. Sie geben Anlass zu großer Besorgnis in Bezug auf das Gebaren unserer - eigentlich freien - Presse.
In dem Bestreben, meine Erkenntnisse einem größeren Kreis von Interessenten zugänglich zu machen, habe ich die Ergebnisse zu dem zweiten Thema - Berichterstattung zur Bundestagswahl 2017 - in einen als Erfahrungsbericht ausgelegten Artikel verpackt. Ziel war, auf spannende Art die Geschichte des Bundestagswahlkampfes aus der Sicht unserer Medien zu erzählen, und dabei zu entlarven, wie es um unsere Medienlandschaft tatsächlich bestellt ist.
Massenmedien in Deutschland auf Abwegen?
- von der Vielfalt zur Einfalt
- von politischen Kontrolleuren zu politischen Akteuren
- Aufstieg und Fall von Martin Schulz
https://www.freitag.de/autoren/sigismundruestig/massenmedien-in-deutschland-2


...


Textaris(txt*bot)

#64
Die Berichterstattung westlicher Medien zum Fall Assange kann man bestenfalls als Desinformation bezeichnen. Jeder halbwegs kritische Zeitgenosse hatte wenig Zweifel, dass die Vorwürfe allesamt getürkt und auf Druck der USA erhoben waren. Willfährige Instrumente in den Händen der Täter zu sein sollte nicht zu den Hauptaufgaben investigativer Journalisten gehören. Dass es hier einen Kollegen traf, macht die Sache noch unerfreulicher.

...

Quote[...] Das Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh, im Südosten Londons gelegen, wurde einst für Terroristen und andere Schwerverbrecher gebaut, ehemalige Kämpfer der nordirischen IRA sitzen hier ein und berüchtigte Islamisten. Wegen der harten Haftbedingungen wird das Gefängnis auch die "britische Version von Guantánamo Bay" genannt.

Der derzeit prominenteste Insasse des Knastes ist allerdings weder Terrorist noch Schwerverbrecher, wenngleich er wie ein solcher behandelt wird: Julian Assange, der enigmatische Australier und Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks. Er wartet in Belmarsh auf den nächsten Akt in einem Drama, in dem es um Spionage, Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit geht – und nicht zuletzt wohl auch um Rache.

Assange sitzt vor allem deshalb in Belmarsh ein, weil die US-amerikanische Justiz es verlangt; die zuständige Staatsanwältin möchte ihm vor einem Geschworenengericht in Virginia den Prozess machen und fordert seine Auslieferung in die USA. Am 24. Februar beginnen dazu die Anhörungen, für Mai ist eine zweite Runde vorgesehen, ehe eine britische Richterin entscheidet, ob der WikiLeaks-Chef überstellt wird. Es ist, das darf man ohne Übertreibung sagen, eine Verhandlung, deren Bedeutung weit über die Person Assange hinausreicht.

In den USA ist Assange nach einem höchst selten angewandten Gesetz angeklagt, dem Espionage Act, der 1917 während des Ersten Weltkrieges verabschiedet wurde, um Geheimagenten einer feindlichen Macht mit erbarmungsloser Härte verfolgen zu können. Geht es nach dem Willen der US-Justiz, würde Assange wohl in einem Gefängnis sterben: Nach dem Espionage Act drohen ihm 175 Jahre Haft.

Die Staatsanwältin Tracy Doherty-McCormick, die die Ermittlungen leitet, wirft Assange unter anderem Verschwörung zur Erlangung vertraulicher Dokumente vor. Er habe geheime Informationen publiziert, "deren unautorisierte Veröffentlichung die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährden könnte", so heißt es in der 18 Delikte umfassenden Anklageschrift. Assange habe zudem andere Personen dazu angestiftet und dabei geholfen, diese Informationen zu stehlen.

Im Kern geht es um mehrere Enthüllungen, mit denen WikiLeaks weltberühmt wurde: Im April 2010 veröffentlichte die Plattform ein Video, aufgenommen aus dem Cockpit eines amerikanischen Apache-Kampfhubschraubers, das dokumentiert, wie die US-Piloten in Bagdad Journalisten von Reuters sowie einen Minibus angreifen, zehn Menschen starben dabei. Die US-Soldaten hatten die Opfer als feindliche Kämpfer bezeichnet und das Feuer eröffnet – das Video offenbarte, dass die getöteten Journalisten und Passanten unbewaffnet waren.

In den Monaten danach publizierte WikiLeaks zusammen mit dem Guardian, der New York Times und dem Spiegel geheime Kriegsberichte der US-Armee aus Afghanistan, aus dem Irak sowie, im November 2010, Auszüge aus rund 250.000 Depeschen des US-Außenministeriums. Die Berichte legten Fehlverhalten der US-Soldaten offen, dokumentierten, wie hoch die Zahl der Kriegsopfer im Irak tatsächlich war, und enthüllten ein zuweilen zynisches Machtkalkül der Regierung in Washington. Das Weiße Haus war international bloßgestellt. Monatelang versuchten sich das Pentagon und das State Department in Schadensbegrenzung.

Noch während die Welt aufgrund der Enthüllungen vibrierte, holte Assange ein Zwischenfall in Schweden ein, wo ihn zwei Frauen im Herbst 2010 des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigten. Die schwedische Staatsanwaltschaft ermittelte, der Australier, der zu der Zeit in London lebte, musste sich regelmäßig bei der britischen Polizei melden, monatelang stapfte er mit einer Fußfessel durchs Land. Als die Situation sich zuzuspitzen drohte, floh er 2012 in die ecuadorianische Botschaft. Dort hauste er auf engem Raum, überwacht von Kameras und Mikrofonen. Im April 2019 ließ ihn der neue konservative ecuadorianische Präsident Lenín Moreno der britischen Polizei übergeben, einige Monate später stellte die schwedische Justiz ihre Ermittlungen ein. Seitdem also: Belmarsh.

Assange zeige dort "alle Symptome, die typisch sind für fortgesetzte psychologische Folter", konstatierte der UN-Sonderberichterstatter zum Thema Folter, Nils Melzer, der den WikiLeaks-Chef im Gefängnis untersuchen durfte, in einem Bericht. Assanges Vater John Shipton klagte nach einem Besuch im Knast, sein Sohn habe viel an Gewicht verloren, sei desorientiert und leide unter Angstzuständen. Und Assanges Anwältin Gareth Peirce durfte anfangs nicht einmal Papier und Laptop mit in das Gefängnis nehmen.

Nun appellieren mehr als 130 deutsche Schriftsteller und Politiker an die Briten, Assange "umgehend aus der Haft zu entlassen". Seine Behandlung verstoße "gegen menschenrechtliche und rechtsstaatliche Grundprinzipien" und mache "ein faires Verfahren" unmöglich. Zu den Unterzeichnern zählen Autoren wie Navid Kermani, Daniel Kehlmann und Eva Menasse, dazu Politiker wie Wolfgang Kubicki, Daniel Cohn-Bendit, Hertha Däubler-Gmelin und Sigmar Gabriel; initiiert hat den Appell Günter Wallraff.

Was Assanges Haftbedingungen angeht, berufen sich die Unterzeichner auf den UN-Sonderberichterstatter, wenngleich sich seitdem einiges getan hat. Nach den beharrlichen Protesten seiner Anwälte hat sich seine Lage leicht gebessert, er steht mittlerweile in Kontakt mit anderen Häftlingen und wird nicht mehr 23 Stunden am Tag isoliert. Aber das ändert nichts an der prinzipiellen absurden Situation.

Assanges deutsche Unterstützer formulieren vorsichtig, sie maßen sich kein Urteil über die Vorwürfe aus den USA an, was nur klug ist. Denn auch wenn die Anklageschrift in ihrer Essenz eine Verfolgung klassischer publizistischer Tätigkeiten bedeutet, geht sie an zwei Punkten darüber hinaus: Zum einen wird Assange vorgeworfen, im September 2011 die rund 250.000 größtenteils vertraulichen Depeschen des US-Außenministeriums komplett und redaktionell unbearbeitet veröffentlicht und damit Menschenleben gefährdet zu haben (während die Veröffentlichungen mit dem Spiegel und anderen Medien ein knappes Jahr zuvor noch mit redaktionellen Schwärzungen versehen waren).

Zum anderen soll er die ehemalige Soldatin Chelsea Manning, die WikiLeaks 2010 die inkriminierten Dokumente zugesandt hatte, dazu angestiftet haben, weitere Dateien aufzustöbern. Zu diesem Ermittlungskomplex zählt auch der Vorwurf, dass Assange bei dem Versuch mitgeholfen habe, den Passwortschutz des US-Regierungsnetzwerkes zu überlisten, um Mannings Spuren zu verschleiern. In der Anklageschrift zitieren die US-Ermittler einen Chat vom 8. März 2010 zwischen Manning und – mutmaßlich – Assange, bei dem Manning nach einer Übermittlung vertraulicher Dokumente eingesteht: "Jetzt habe ich wirklich nichts mehr übrig." Worauf Assange erwidert habe: "Curious eyes never run dry in my experience", was man frei übersetzen könnte mit: Wer prinzipiell neugierig ist, wird schon auf etwas Interessantes stoßen. Und so kam es: Ein paar Wochen später soll Manning tatsächlich die 250.000 diplomatischen Depeschen gefunden und an WikiLeaks weitergereicht haben.

Ist das noch Journalismus oder schon Anstiftung zum Datendiebstahl? Und lässt sich die unbearbeitete Veröffentlichung von 250.000 vertraulichen Regierungsdokumenten inklusive der Klarnamen geheimer Informanten mit journalistischen Standards vereinbaren?

Die US-Staatsanwälte scheren sich um derart filigrane Fragen wenig, sie unterscheiden nicht inhaltlich, sondern organisatorisch, indem sie wohlweislich keine Anklage gegen den Guardian oder den Spiegel erheben und auch nicht gegen die New York Times: Die Freiheit der Presse genießt in den USA Verfassungsrang. Aus diesem Grund hatte die Obama-Administration stets darauf verzichtet, Assange anzuklagen: Wo sollte die Grenze zwischen dem WikiLeaks-Chef und anderen Publizisten verlaufen? Doch die Trump-Administration, deren Außenminister Mike Pompeo WikiLeaks mit dem IS und der Hamas verglichen hat, kennt weniger Skrupel. Ihr geht es offenkundig um ein Exempel.

Für Assanges Anwälte besteht die Herausforderung nun darin, dass das britische Auslieferungsrecht keine klassische Beweisaufnahme kennt; es wird bei den Anhörungen also weniger darum gehen, ob die Vorwürfe zutreffen, sondern hauptsächlich um die Frage, ob das amerikanische Auslieferungsersuchen dazu geeignet ist, das britische Gericht "gezielt in die Irre zu führen". Gelingt es den Anwälten, nachzuweisen, dass die US-Ermittler von politischen Motiven getrieben werden, wachsen die Chancen, dass die britische Richterin Assanges Auslieferung ablehnt. So oder so wird das Verfahren wohl in die nächste Instanz gehen, womöglich bis zum Verfassungsgericht.

Der UN-Sonderberichterstatter Nils Melzer, ein Rechtswissenschaftler aus der Schweiz, ist jedenfalls fest von einer politischen Dimension überzeugt: "Meiner Ansicht nach ging es in diesem Fall nie um die Schuld oder Unschuld von Herrn Assange, sondern darum, ihn den Preis dafür zahlen zu lassen, dass er schwere Regierungsvergehen aufgedeckt hat, einschließlich mutmaßlicher Kriegsverbrechen und Korruption."


Aus: "Julian Assange: 175 Jahre Knast" Holger Stark, Kai Biermann (5. Februar 2020)
Quelle: https://www.zeit.de/2020/07/wikileaks-gruender-julian-assange-haftbedingungen-gesundheit-lebensgefahr/komplettansicht

Quote1xFliegenistwie1JahrSUVFahren #1

,, Im Kern geht es um mehrere Enthüllungen, mit denen WikiLeaks weltberühmt wurde: Im April 2010 veröffentlichte die Plattform ein Video, aufgenommen aus dem Cockpit eines amerikanischen Apache-Kampfhubschraubers, das dokumentiert, wie die US-Piloten in Bagdad Journalisten von Reuters sowie einen Minibus angreifen, zehn Menschen starben dabei. Die US-Soldaten hatten die Opfer als feindliche Kämpfer bezeichnet und das Feuer eröffnet – das Video offenbarte, dass die getöteten Journalisten und Passanten unbewaffnet waren."

Welche Strafe haben die US Soldaten eigentlich dafür erhalten?


QuoteTim Mey #6.3

Ich fühle mich von ZON auch ein bisschen verarscht.

- Das Interview mit dem UN-Beauftragten ist jetzt bald eine Woche her (und was die Glaubwürdigkeit angeht gibt es wohl kaum eine höhere Stufe) [https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange]
- Auch der Europarat fordert "sofort freilassen" (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Europarat-Julian-Assange-sofort-freilassen-4648886.html)

Trotzdem kommt hier wieder mal einer der üblichen oberflächlichen Artikel mit sanfter Kritik aber dem Grundtenor "joa, kann man so sehen oder so, legt euch aber lieber nicht mit den USA an".  ...


QuoteMegusta #6

Liebe Zeit, dieses Thema verlangt mehr Berichte und Recherchen, vor allem über den skandalösen Verlauf der Ermittlungen wegen vergewaltigung über die letzten 10 Jahre. Das sind Sie sich aelbst als Journalisten und uns als Lesern schuldig. Allen Interessierten empfehle ich das Interview mit Uno sonderbeauftragtem für Folter Melzer bei der Schweizer Zeitung ,,Republik". ...


QuoteKunigunde53 #6.2

Die Berichterstattung westlicher Medien zum Fall Assange kann man bestenfalls als Desinformation bezeichnen. Jeder halbwegs kritische Zeitgenosse hatte wenig Zweifel, dass die Vorwürfe allesamt getürkt und auf Druck der USA erhoben waren. Willfährige Instrumente in den Händen der Täter zu sein sollte nicht zu den Hauptaufgaben investigativer Journalisten gehören. Dass es hier einen Kollegen traf, macht die Sache noch unerfreulicher.


Quotearea #7

An die Autoren: Sie wissen genau, warum WikiLeaks die Depeschen "ungeschwärzt" veröffentlicht hat: weil David Leigh (Guardian) das Passwort als Kapiteltitel in seinem Buch veröffentlicht hat und weil der Freitag einen Artikel darüber geschrieben hat, so dass schließlich jeder die Datei finden konnte.

[ ... Gegen die These, dass Assange Menschenleben gefährdet hat, spricht auch der Briefwechsel mit den US-Behörden, in denen die bevorstehenden Veröffentlichungen angekündigt werden. Das kann man hier nachlesen https://www.nytimes.com/interactive/projects/documents/letters-between-wikileaks-and-gov ...]


Quotetxt. #8

Assange zeigt auf wo der 'Wertewesten mit seiner Begleitpresse wirklich steht. Folter mitten in Europa seit vielen Jahren.
Den letzten Vogel schoss die schwedische Justiz ab mit der Aufhebung der Anklage nach Festnahme Assanges durch die Briten.
Dieses Unterwandern des europäischen Gebäudes durch nichtdemokratisch legitimierte Strömungen sollte eine Weckruf an all jene sein welche sich der Realität durch Schönmalen verweigern.


QuoteKunigunde53 #8.1

Wenn die Medien sich weiterhin als willfährige Botschafter der Reichen und Mächtigen gerieren, verlieren sie nicht nur den letzten Rest des Vertrauen in ihre (lückenhafte) Berichterstattung, sondern schaden denen nachhaltig, die die Demokratie noch immer für eine halbwegs vernünftige Staatsform halten. Wenn private Unternehmen wie die Zeit das betreiben, ist das eine Sache - unanständig wird es, wenn die Öffentlich-Rechtlichen uns das mit unseren Gebühren bezahlen lassen.


Quotefoxforce1 #9

Es wird vergessen ( und der Artikel weist meines Erachtens nicht deutlich genug darauf hin) dass Julian Ansage in erster Linie Journalist ist, und somit integraler Bestandteil einer funktionierenden Demokratie. Wenn wir zulassen dass dieses Kontrollorgan einer willkürlichen Justiz preisgegeben wird, hat das in Folge eine viel weitreichendere Konsequenz. Denn wir lassen es zu, dass Kontrolle über Verbrechen einer Regierung nicht mehr möglich ist. Man sieht Anhand des 3. Reiches wohin das führt. Dieses ,,wir" sind auch Journalisten die nicht entschieden genug gegen dieses Verbrechen anschreiben. Hier steht weitaus mehr auf dem Spiel als nur das Schicksal eines einzelnen.


QuoteDesaguliers #10

,,Noch während die Welt aufgrund der Enthüllungen vibrierte, holte Assange ein Zwischenfall in Schweden ein, wo ihn zwei Frauen im Herbst 2010 des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigten"

ZON, Sie sollten es besser wissen. Die Frauen haben nie Asange beschuldigt. Die schwedische Polizei hat deren Aussagen gefälscht und es so hingestellt. Die Geschichte ist unglaublich, aber die Recherchen des UN-Sonderbeauftragten zeigen, dass hinter der angeblichen Vergewaltigungungsgeschichte eine Verschwörung steht.

,,Ich spreche fliessend Schwedisch und konnte deshalb alle Original­dokumente lesen. Ich traute meinen Augen nicht: Nach Aussagen der betroffenen Frau selber hat es nie eine Vergewaltigung gegeben. Und nicht nur das: Die Aussage dieser Frau wurde im Nachhinein ohne ihre Mitwirkung von der Stockholmer Polizei umgeschrieben, um irgendwie einen Vergewaltigungsverdacht herbeibiegen zu können." (https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange)

Der Artikel ist im Lead überschrieben mit: ,,Eine konstruierte Vergewaltigung und manipulierte Beweise in Schweden, Druck von Grossbritannien, das Verfahren nicht einzustellen, befangene Richter, Inhaftierung, psychologische Folter – und bald die Auslieferung an die USA mit Aussicht auf 175 Jahre Haft, weil er Kriegsverbrechen aufdeckte: Erstmals spricht der Uno-Sonderberichterstatter für Folter, Nils Melzer (...)"


QuoteWolfgang_K. #12

Dürftige Berichterstattung. Was der Sonderberichterstatter an Informationen gesammelt hat, ist unfassbar - berichtet mal darüber!


QuoteNoch_Ein_Michel #12.3

Na wenn man die Wahrheit nur im Forum findet, passt es eben genau nicht. Das zieht sich bei diesem Thema wie ein roter Faden durch die letzten Jahre und ist schon beschämend und der Zeit unwürdig.


QuoteBurkert #16

Und noch immer verweigert die ZEIT die Klarstellung, warum Assange unschuldig im Gefängnis sitzt. Der Vorwurf der Verwaltigung oder wie es die ZEIT seltsam umschreibt des "sexuellen Fehlverhaltens" bleibt bestehen. Dieser Vorwurf aber ist konstruiert. Siehe dazu das Interview mit dem UN-Sonderbeauftragten. https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange


QuoteJameed #20

In den USA ist Assange nach einem höchst selten angewandten Gesetz angeklagt, dem Espionage Act, der 1917 während des Ersten Weltkrieges verabschiedet wurde, um Geheimagenten einer feindlichen Macht mit erbarmungsloser Härte verfolgen zu können.

Dieses ominöse Gesetz sollte erklärt werden, denn wenn es ist fraglich ob es auf Assange überhaupt angewendet werden kann. Ee ist ja schließlich keine "feindliche Macht", sondern ein ganz normaler investigativer Journalist.


QuoteTim Mey #20.1

Aus dem Interview (das ZON komischerweise nicht verlinkt hat...):

"Was erwartet Assange, wenn er ausgeliefert wird? - Er wird kein rechtsstaatliches Verfahren bekommen. Auch deswegen darf er nicht ausgeliefert werden. Assange wird vor ein Geschworenen­gericht in Alexandria, Virginia, kommen. Vor den berüchtigten «Espionage Court», wo die USA alle National-Security-Fälle führt. Der Ort ist kein Zufall, denn die Geschworenen müssen jeweils proportional zur lokalen Bevölkerung ausgewählt werden, und in Alexandria arbeiten 85 Prozent der Einwohner bei der National-Security-Community, also bei der CIA, der NSA, dem Verteidigungs­departement und dem Aussen­ministerium. Wenn Sie vor so einer Jury wegen Verletzung der nationalen Sicherheit angeklagt werden, dann ist das Urteil schon von Anfang an klar. Das Verfahren wird immer von derselben Einzel­richterin geführt, hinter geschlossenen Türen und aufgrund geheimer Beweis­mittel. Niemand wurde dort in einem solchen Fall jemals freigesprochen. ..." https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange


Quotewhatever-you-say #24

Freiheit und Demokratie... aber nur solange es denen da "oben" so passt.
Erbärmliche Welt in der wir leben.


Quotealice_42 #27

>> Jetzt kritisieren Schriftsteller und Politiker seine Haftbedingungen als Verstoß gegen die Menschenrechte. <<

Schriftsteller und Politiker. Schön. Und wo zur Hölle bleibt der Aufschrei der Journalisten?


QuoteFahrinurlaub #32

Was sagt uns das alles. Bringe die Wahrheit ans Licht und zeige der Welt das Länder die sich als "Demokratisch und Frei" selbst deklarieren undemokratisch und verbrecherisch handeln, wird es schnell eng für den Überbringer der Botschaft. Dann werden alle Hebel in Bewegung gesetzt um ihn Mundtot zu machen. Wenn man das alles verfolgt und sich anschaut, dabei wird selbst die Presse missbraucht um Lügen in die Welt zu setzen um für die Zukunft klar zumachen: "Bringst du Wahrheiten an die Öffentlichkeit die wir nicht lesen wollen, weil es das ganze System bedroht, bist du dran"


QuotevonDü #34

"Der UN-Sonderberichterstatter Nils Melzer, ein Rechtswissenschaftler aus der Schweiz, ist jedenfalls fest von einer politischen Dimension überzeugt: "Meiner Ansicht nach ging es in diesem Fall nie um die Schuld oder Unschuld von Herrn Assange, sondern darum, ihn den Preis dafür zahlen zu lassen, dass er schwere Regierungsvergehen aufgedeckt hat, einschließlich mutmaßlicher Kriegsverbrechen und Korruption."

Warum traut man sich nicht die ganze Wahrheit zu sagen?

Melzer spricht offen von einer konstruierten Vergewaltigung, manipulierten Beweisen, einem Angriff auf die Pressefreiheit und bezweifelt die Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens. Ausführlich äußert er sich hier dazu: https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange


Quotebildschirmleser #35

Hier soll also ein Exempel statuiert werden, alle sollen lernen:

1. Veröffentliche nichts, was WIR nicht freigegeben haben.

2. Errichte keine Art von Gegenöffentlichkeit.

3. Wer sich nicht daran hält, wird seines Lebens nicht mehr froh.

Die schillernde und zweideutige Figur Assange eignet sich hervorragend für solch ein Verfahren, weil er eher unsympatisch ist. Aber darum sollte es hier nicht gehen, sondern um die Warnung "Als sie Assange holten, habe ich nichts gesagt, denn der war mir eher unsympatisch." ...


QuoteLetichou #36

... Da sieht man was man hat wenn man die mächtigen "Demokraten" und Menschenfreunde die Wahrheit ins Gesicht schleudert.


QuoteKunigunde53 #37

Die Medien haben in der causa Assange versagt. Während jeder halbwegs kritische Zeitgenosse den offensichtlichen getürkten Einlassungen den Regierungen Schwedens, der USA und des UK misstraute, wurde in den Redaktionen so getan, als gäbe es keinen Anlass für ansatzweise investigative Recherche, obwohl ja sogar ein Journalistenkollege Opfer war. Ein Sündenfall dieses Ausmaßes lässt selbst das Getürke des geschassten Spiegelautors harmlos erscheinen.
Der fahrlässige Umgang auch bei uns mit der Wahrheit, wenn es herrschenden Interessen in den Kram passt, ist sicher einer der Gründe dafür, dass sich die Unterschiede zwischen BILD und dem Rest der Branche in den Augen der Betrachter zusehends verwischen.


QuoteChristel Mett #38

An der Causa Assange ist exemplarisch festzustellen welch eine wichtige Stellung "alternative" Medien inzwischen haben. Herr Melzer ist nicht etwa von SPON, ZON, SZ oder gar FAZ interviewed worden, sondern von republik.ch. Kritisches zu dem Fall, das weitaus treffender war als alles was in den o.g. Quali-Medien erschien, war schon vor Monaten auf heise.de zu lesen.
Erst Tage nachdem die Sache erschienen ist und sogar schon von "heute" thematisiert wurde raffen sich unsere Qualitätsmedien dazu auf auch mal was dazu zu schreiben. (Dann noch in Teilen mit den bereits widerlegten Beschuldigungen) Für mich ist das eine bedeutsame Lehre.


QuoteFriedlicher Kampfradler #39

Nochmal zur Erinnerung: Assange wird u.A. vorgeworfen, eine Killcam eines Apache Kampfhubschraubers veröffentlicht zu haben, bei der die Besatzung aus Spaß mit der Bordkanone auf Zivilisten geschossen hat und johlend gelacht hat wie es die Kinder zerfetzt hat.

Die Besatzung wurde hierfür nie verfolgt.


Quotemaik russel #40

Zitat: "Noch während die Welt aufgrund der Enthüllungen vibrierte, holte Assange ein Zwischenfall in Schweden ein, wo ihn zwei Frauen im Herbst 2010 des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigten. Die schwedische Staatsanwaltschaft ermittelte, der Australier, der zu der Zeit in London lebte, musste sich regelmäßig bei der britischen Polizei melden, monatelang stapfte er mit einer Fußfessel durchs Land. Als die Situation sich zuzuspitzen drohte, floh er 2012 in die ecuadorianische Botschaft."

@ Biermann und Kollegen

Sowas hier zu schreiben, nachdem nun wirklich bekannt ist wie die Sache gelaufen ist in Schweden und UK, ist mMn schlicht eine Beleidigung für mich als Leser. Ich bin gerade von Ihnen Herr Biermann, maßlos enttäuscht ...


Quotemaik russel #42

"Held in Zeiten der Feigheit"

Das wäre eine passende Überschrift gewesen....


QuoteKai Ne-Ahnung #43

Endlich kommt mal Bewegung in diese ungeheurerliche und menschenfeindliche "Verschwörungstheorie", wie man sich ja immer vorhalten lassen muss wenn man dieses Thema anspricht. Nur das "Verschwörungstheorien" mittlerweile schneller bittere Realität werden als uns allen lieb sein dürfte.

Endlich, nachdem ihn ja die Presse praktisch hat links liegen lassen, sich aus irgendwelchen Gründe ziemlich auffällig nicht für diesen Fall interessiert hat.. Und schlimmer noch, an der Verschwörungstheorie (diesmal bewusst nicht in Gänsefüßchen), dass Assange ja ein ganz schlimmer Spion und ein Vergwaltiger wäre, tatkräftig mitgewirkt hat.

Die Weltpresse, mit wenigen Ausnahmen, hat in diesem Komplott zur Diffarmierung und Zerstörung Assanges ein gewichtige Rolle gespielt. In diesem ekelhaften "Kill The Messenger"-Spiel zu Gunsten der üblichen Verdächtigen.


QuoteBuergerfreund #44

Wir nehmen alle Wohlwollend die Informationen dieser mutigen Menschen auf, aber was tun wir für Sie ? NIX , das ist der eigentliche Skandal.


QuoteArkham #46

Wenn man die Brutalität und Grausamkeit betrachtet mit der der Mann behandelt wird, könnte man (wenn man nicht wüsste, was er tatsächlich getan hat), glatt meinen, dass er wer weiß was für eine infernalische Tat begangen hat (Kinder lebendig zerstückeln oder dergleichen)...tatsächlich hat er aber nix weiter getan als Unterlagen zu veröffentlichen, die die Mächtigen inkriminieren und blamieren, da sie Korruption, Verlogenheit und Verbrechen, die diese auf dem Kerbholz haben enthüllen -> und das ist aus der Warte der Leute, die am Drücker sitzen, eben das schlimmste aller "Verbrechen", wofür der Mann jetzt gnadenlos vernichtet wird. Schon um ein abschreckendes Exempel zu statuieren, das andere die Zugang zu sensiblen Dokumenten haben, aus denen Missetaten von Regierungen und mächtigen Politikern hervorgehen, einschüchtern soll, ja nicht so zu handeln wie Assange und die Öffentlichkeit zu informieren...

Verlogen ist schon die Begründung, die seine Ankläger für ihre Forderung ihn zu inhaftieren, vorbringen: "Verrat" kann Assange per definitonem als Australier an Ameriak gar nicht begangen haben -> da werden also Rechtsbestimmungen umgedeutet, wie es gerade passt. Zudem hat er nicht, wie behauptet wird, als Hacker o.ä. sensible Unterlagen entwendet (was strafbar wäre), sondern diese nur, nachdem sie ihm zugespielt wurden, publiziert, was legal ist (so hat sich die Washington Post auch nicht strafbar gemacht, als sie die pentagon Papers veröffentlichte).


QuoteFriesling #52

Wenn man durch das Aufdecken von Verbrechen zum Verbrecher wird, werden wir von Verbrechern regiert...

Edward Snowden


QuoteDie Alternative zur Alternative #54

Journalismus wird kurzerhand als Spionage abgetan und die deutsche Presse hat dabei, bis auf wenige Ausnahmen, keine gute Figur gemacht, um ihr ureigenstes Metier zu schützen. Was soll man dazu noch sagen?


...

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Quote[...] Manipulierte Beweise, konstruierte Vorwürfe gegen Julian Assange: Der UN-Experte Melzer gibt neue Einblicke in den Fall – und belastet Schweden. ... Melzer spricht in dem Interview von konstruierten Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden, manipulierten Beweisen und befangenen Richtern. In der Causa Assange sei ein "mörderisches System" am Werk, um mit einem Schauprozess an dem Wikileaks-Gründer ein Exempel zu statuieren und andere Journalisten einzuschüchtern.
Was sich in Schweden im Rahmen einer strafrechtlichen Voruntersuchung binnen weniger Wochen an Rechtsbrüchen akkumuliert habe, sei "absolut grotesk", sagte Melzer dem Schweizer Magazin. Die Briten, namentlich der Crown Prosecution Service, hätte Schweden zugleich "unbedingt davon abhalten" wollen, das Verfahren einzustellen.
Er habe noch nie einen vergleichbaren Fall gesehen, sagte Melzer. Jeder könne gegen jeden eine Voruntersuchung auslösen, indem er zur Polizei gehe und jemanden beschuldige: "Die schwedischen Behörden wiederum waren an der Aussage von Assange nie interessiert. Sie ließen ihn gezielt ständig in der Schwebe. Stelle Sie sich vor, Sie werden neuneinhalb Jahre lang von einem ganzen Staatsapparat und von den Medien mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert, können sich aber nicht verteidigen, weil es gar nie zur Anklage kommt."
Zu den Vorwürfen aus Schweden, Assange sei vor der Justiz geflüchtet, sagt Melzer: "Das Gegenteil ist der Fall. Assange hat sich mehrfach bei den schwedischen Behörden gemeldet, weil er zu den Vorwürfen Stellung nehmen wollte. Die Behörden wiegelten ab."
Da er fließend Schwedisch spreche, habe er alle Originaldokumente lesen können: Melzer sagt: "Ich traute meinen Augen nicht: Nach Aussagen der betroffenen Frau selber hat es nie eine Vergewaltigung gegeben." Doch die Faktenlage sei noch schlimmer, so der UN-Experte weiter. "Die Aussage dieser Frau wurde im Nachhinein ohne ihre Mitwirkung von der Stockholmer Polizei umgeschrieben, um irgendwie einen Vergewaltigungsverdacht herbeibiegen zu können. Mir liegen die Dokumente alle vor, die Mails, die SMS."
In dem Interview mit dem Magazin beschreibt Melzer ausführlich, was es auch mit den angeblichen Vergewaltigungs- und Belästigungsvorwürfen einer zweiten Frau gegen Assange auf sich habe. Die Aussage sei von der schwedischen Polizei ohne Mitwirkung der Frau redigiert worden und sei auch von ihr nicht unterschrieben. "Es ist ein manipuliertes Beweismittel, aus dem die schwedischen Behörden dann eine Vergewaltigung konstruiert haben."
Zu den Motiven Schwedens sagt der UN-Sonderberichterstatter, man müsse sich den Zeitpunkt anschauen. Ende Juli 2010 habe Wikileaks in Zusammenarbeit mit der "New York Times", dem "Guardian" und dem "Spiegel" das sogenannte "Afghan War Diary" veröffentlicht. "Es ist eines der größten Leaks in der Geschichte des US-Militärs. Die USA fordern ihre Alliierten umgehend dazu auf, Assange mit Strafverfahren zu überziehen (...)."
Weiter sagt Melzer in dem Interview: "Ständig passieren in diesem Fall Dinge, die eigentlich gar nicht möglich sind, außer man ändert den Betrachtungswinkel." Stein des Anstoßes sei gewesen, dass Wikileaks "die politischen Eliten in den USA, England, Frankreich und Russland gleichermaßen" bedroht habe. Über die Plattform seien permanent geheime staatliche Informationen geleakt worden, und das in einer Welt, in der auch in sogenannten "reifen Demokratien die Geheimhaltung überhandgenommen hat" und dieser Schritt "als fundamentale Bedrohung wahrgenommen" werde.

Weiter sagte Melzer: "Assange hat deutlich gemacht, dass es den Staaten heute nicht mehr um legitime Vertraulichkeit geht, sondern um die Unterdrückung wichtiger Informationen zu Korruption und Verbrechen." Dazu führt Melzer auch den Leak des Videos "Collateral Murder" von Manning an – ein Video des US-Militärs, das zeigt, wie amerikanische Soldaten in Bagdad mehrere Menschen töten. "Es handelt sich dabei zweifellos um ein Kriegsverbrechen", sagt Melzer dazu.

... Die Bundesregierung hat keine Bedenken wegen der Haftbedingungen von Assange in Großbritannien. "Aus Sicht der Bundesregierung besteht kein Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit der britischen Justiz", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Mittwoch in Berlin. Man sei überzeugt, dass sich im britischen Rechtsstaat grundsätzlich jeder zur Wehr setzen könne, der seine Rechte durch staatliches Handeln verletzt sehe.

...


Aus: "Wie ein UN-Experte den Wikileaks-Gründer entlastet" Sven Lemkemeyer (06.02.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/julian-assange-wie-ein-un-experte-den-wikileaks-gruender-entlastet/25517070.html

Quotetizian2011 13:16 Uhr

... Die Stellungnahme des Sprechers der Bundesregierung ist angesichts dieser Tatsachen reiner Hohn.


Quotepaulino 12:26 Uhr

    UN-Experte Melzer gibt neue Einblicke in den Fall Assange

Nein, das sind keine neuen Einblicke, vieles konnte man schon vor 9 Jahren wissen, denn kleinere kritische Medien hatten damals schon über die konstruierte Vergewaltigungsgeschichte berichtet. Die großen Medien waren aber in erster Line nicht daran interessiert. Berichtet wurde vor allem ungeprüft zu Lasten Assange, den Behörden wurde wieder einmal einfach unkritisch geglaubt. Dabei gab es längst die entlastenden Zeugenaussagen der Frauen, die SMS, das zunächst eingestellte Verfahren, usw.

Alles was Melzer zu den Vergewaltigungsvorwürfen berichtet, war schon vor vielen Jahren bekannt! Jetzt wollen die gleichen großen Medien die Assange mit Mist beworfen haben und Zweifler in die Ecke der Verschwörungstheoretiker stellten das plötzlich als Neuigkeit darstellen. Ach man hätte ja nichts gewusst... Peinlich und armselig.


Quotegarno 14:39 Uhr
Antwort auf den Beitrag von paulino 12:26 Uhr

So ist es leider, die Massenmedien lassen es erheblich an kritischer Distanz zu dem Mächtigen fehlen. ...


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ob Terrorberichterstattung, Herkunftsnennung von potenziellen Straftätern oder Schleichwerbung: Wer Kritik an der Medienberichterstattung hat, kann sich beim Deutschen Presserat offiziell beschweren. 2019 nahmen mehr Leser diese Möglichkeit wahr. 2175 Leserinnen und Leser wandten sich 2019 an die freiwillige Selbstkontrolle der Presse, 137 mehr als im Vorjahr. Das teilte der Deutsche Presserat am Montag mit.

Häufiger nutzte der Presserat auch seine schärfste Sanktion: 34 Rügen erteilten die Beschwerdeausschüsse, 2018 waren es nur 28 gewesen.

Schwerpunkt bei den Rügen war das Thema Schleichwerbung: Allein 14 Rügen wurden wegen mangelnder Trennung von redaktionellen und werblichen Inhalten nach Ziffer 7 des Pressekodex ausgesprochen. "Unter wirtschaftlichem Druck verwischen einige Redaktionen systematisch die Grenze zwischen Journalismus und Werbung. Aber Transparenz und Ehrlichkeit gegenüber den Leserinnen und Lesern sind keine Frage der Geschäftszahlen, sondern presseethische Grundpfeiler", so der designierte Sprecher des Deutschen Presserats Johannes Endres.

Etliche Beschwerden richteten sich 2019 gegen die Berichterstattung über die rechtsradikalen Attentate im neuseeländischen Christchurch, in Halle und in Hanau.

Leserinnen und Leser kritisierten unter anderem die Verwendung von Video-Ausschnitten, die die Täter selbst gefilmt und im Internet gestreamt hatten. "Medien müssen sorgfältig prüfen, ob und inwieweit sie Bildmaterial übernehmen, das von Tätern stammt. Sie dürfen sich nicht zu deren Werkzeug machen", so der Geschäftsführer des Presserats Roman Portack.

Beschwerden über die Herkunftsnennung von Straftätern nach Richtlinie 12.1 des Pressekodex gehen dagegen weiter zurück. 2019 wandten sich deswegen 24 Leserinnen und Leser an den Presserat, sechs weniger als im Vorjahr.

Johannes Endres wurde vom Deutschen Journalistenverband (DJV) in den Presserat entsandt und löst turnusgemäß den bisherigen Sprecher Volker Stennei vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ab. Seine designierte Stellvertreterin ist Kirsten von Hutten, die vom Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in den Presserat entsandt wurde.


Aus: "Presserat: Beschwerdezahlen gehen weiter nach oben" Markus Ehrenberg (23.03.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/ruegen-wegen-berichterstattung-presserat-beschwerdezahlen-gehen-weiter-nach-oben/25672132.html

Textaris(txt*bot)

#66
"Die Zerstörung der Presse"  Rezo (May 31, 2020)
https://youtu.be/hkncijUZGKA

Quellen: https://docs.google.com/document/d/1pL6ZTA-hwK-zp8ETFZaEi_FygaPXplb3M7gLn6Ir4ZU/edit

QuoteFuratto Bureddo

Wenn keine Echsenmenschen gibt, wozu gibt es dann Anti-Schuppen-Shampoo zu kaufen?
Ich stell nur fragen.


QuotePizza Boi

Meine Lieblingstheorie kommt von den Space Frogs:
"Geschlechter sind eine Erfindung der Toilettenindustrie um uns mehr Toiletten zu verkaufen!"
- Rick Garrido, 2019


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",,Ekelhaft und menschenfeindlich" Rezo legt sich mit dem Axel-Springer-Verlag an" Paul Gäbler (01.06.2020)
Youtuber ,,Rezo" erregte mit dem Video ,,Die Zerstörung der CDU" 2019 viel Aufsehen. Im neuen Video richtet er sich an die Presse. Der ,,Bild"-Chef hat reagiert.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/ekelhaft-und-menschenfeindlich-rezo-legt-sich-mit-dem-axel-springer-verlag-an/25876686.html

Quoteonyxbln 02.06.2020, 09:18 Uhr

REZO zeigt souverän und mit der ihm eigenen Leichtigkeit auf eine für unser Zusammenleben gefährliche Veränderung der Vertrauenswürdigkeit in die Medien. Informationen als Grundlage der Meinungsbildung müssen wahr und der Realität entsprechend sein. Medien, die diese journalistischen Grundsätze wissentlich und mit eigennütziger  Absicht  missachten, können individuell und in der Gesellschaft großen  Schaden anrichten. REZO´s Aussagen sind da glasklar, da gut recherchiert und faktisch belegt.- Redakteure sollten sich ab und zu mal die Frage stellen, wie wichtig ihre Position in einer freien Gesellschaft ist. Eine Gesellschaft, die auf deren journalistische Professionalität baut, und den Medien Pressefreiheit, den Kommentatoren Meinungsfreiheit und den Bürgern Redefreiheit zusichert. Das Gebaren einiger weniger Personen in den Redaktionen der besonders negativ bewerteten Blätter BILD-FAZ und WELT ist unanständig, und ein Spiegel der zunehmenden Rücksichtslosigkeit, die sich schon lange in der Wirtschaft (VW, Deutsche Bank etc.)  und neuerdings in der Gesellschaft ausbreitet.   Wir alle sollten uns Gedanken machen, ob wir den Weg der Rücksichtslosigkeit mitgehen, oder versuchen dem Einhalt zu gebieten.


QuoteBangJI 02.06.2020, 14:07 Uhr

Man kann einen Betrüger nur mit seinen eigenen Mitteln und Methoden erfolgreich bekämpfen.
Man kann einen Lügner und Agitator nur mit dem Kehrwert seiner Lügen und Propaganda entlarven.
So gesehen macht der Junge alles ganz richtig. ...


Quote2010ff 01.06.2020, 20:14 Uhr

Rezo macht nichts anderes als etwas Bildungsfernsehen. Er beschreibt und erläutert seiner Zielgruppe - die YouTuber - die Medien in ihrer Vielfalt. Er beschreibt die Standards und Erkennungsmerkmale für sauberen Journalismus. Recherche, Quellenangaben, Opferschutz in der Berichterstattung. Das ist alles inhaltlich nicht einmal besonders originell. Jedoch informativ für junge Menschen, die im Mediendschungel vielleicht manchmal etwas überfordert werden.

Rezo benennt Roß und Reiter. Und da kommen dann die FAZ und BILD ins Spiel - als unseriös handelnde Medien. Mir gefällt an diesem Video, dass Rezo immer wieder für Qualitätsjournalismus plädiert, seine Zuschauer immer wieder ermahnt, genau hinzuschauen und kritisch zu prüfen, was sie sehen und hören.

Und Rezo macht deutlich, dass es nicht nur die Sputniks wie Attila sind, die zum Teil abstruse Behauptungen in die Welt setzen. Es sind gerade auch die sogenannten seriösen Medien, die mit einer zum Teil abenteuerlichen Berichterstattung aufwarten. Kein Grund für etwa die FAZ, selbstgefällig auf "Verschwörungstheoretiker" zu weisen. Auch in den sogenannten seriösen Medien wird jede Menge Unsinn verzapft.

Und dennoch wird Rezo nicht müde, seriös arbeitende Journalisten und Medien zu loben.

Eigentlich dürfte es niemanden geben, der ihm da widersprechen könnte. Jedenfalls dann, wenn man auch selbst für seriöse Berichterstattung eintritt.


QuoteSamuelRees 01.06.2020, 18:22 Uhr

Ein Linksliberaler kritisiert Springer. Wie originell. Was kommt als Nächstes? Ein Grüner, der gegen Atomkraft kämpft?


QuoteKamera.Hranenija 01.06.2020, 16:50 Uhr
Der Social Plebejer hat wieder einmal gesprochen und alle: Hurra!


Quotecervo 01.06.2020, 16:14 Uhr
Der Volksverpetzer-blog, der ja in Rezos Video als Positiv-Beispiel erwähnt wird, schreibt zum Thema treffend:

,,Rezo rechnet gnadenlos mit Hetzer*innen, Verschwörungsideolog*innen und den schlechtesten Seiten der deutschen Presse ab, die das in unterschiedlichen Graden verdient haben. Er appelliert an einen höheren Anspruch an die Presse an sich selbst und dass derartige Praktiken ein
Grundmisstrauen erhöhen, dass "die meisten von euch nicht verdient haben". Unterhaltsam, differenziert und informativ dürfte "Die Zerstörung der Presse" wohl auch in den nächsten Tagen wieder für Gesprächsstoff sorgen."

https://www.volksverpetzer.de/video/die-zerstoerung-der-presse/


...

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""Die Zerstörung der Presse" Was Rezo sagt" Arno Frank (03.06.2020)
In einem neuen Video erklärt YouTuber Rezo, was falsch läuft bei den Medien. Was er sagt, stimmt alles, seine Recherchen sind tadellos. Und doch ist dieser audiovisuelle Essay keine Zerstörung, sondern eine Liebeserklärung. ... Rezo repräsentiert weniger eine diffuse "Generation YouTube" als vielmehr eine konkrete Kohorte, die sich mit diesen strukturellen Fehlern nicht mehr abfinden muss. Weil es, ein wenig guten Willen vorausgesetzt, technische Mittel und Wege gibt, den Fehlern mühelos auf die Schliche zu kommen. Weshalb dieses Video keine Zerstörung ist, sondern eine Liebeserklärung.
Wenn die Branche wirklich von Krähen bevölkert ist, die einander kein Auge aushacken möchten - was ist dann Rezo? Vielleicht ist er der freundliche Paradiesvogel vom benachbarten Baum. Dort hockt er, aus Sicht des Schwarms aufreizend unabgefuckt, und singt besser als einige der Krähen.
https://www.spiegel.de/kultur/kommentar-zu-rezos-die-zerstoerung-der-presse-was-rezo-sagt-a-7410b9bf-9b35-4e8b-963b-38552530e2bb

QuoteBernd

Kompliment. Eine frische, unorthodoxe Art und Weise, den Kern von Missständen und Problemen zu treffen, sowohl was die CDU als auch manche nur scheinbar seriöse Medien und erst recht das dumme Zeug der Verschwörungsmythiker angeht.


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"Aus den Feuilletons: Blick auf die Missstände im Journalismus" Gregor Sander (02.06.2020)
Der YouTuber Rezo hat mit seinem neuen Video wieder ein Millionenpublikum erreicht. Dabei wolle er die Presse nicht zerstören, sondern Missstände des Journalismus aufdecken, berichtet die ,,SZ". Seine Analyse habe Hand und Fuß, lobt die ,,TAZ". ... Die WELT hat Rezo sogar den Feuilletonaufmacher gewidmet. ,,Natürlich passieren in den ,seriösen Medien' Fehler, natürlich geschieht im hergebrachten Journalismus Ärgerliches", gibt Hannah Lühmann zu, um dann listig festzustellen:
,,Die klassische Zeitung, gegen die Rezo zu Felde zieht, hat immer noch den Vorteil, dass sich dort die zweifellos überall vorkommende Dummheit auf mehrere Köpfe verteilt, die sich gegenseitig korrigieren. Wer korrigiert Rezo?" ...
https://www.deutschlandfunkkultur.de/aus-den-feuilletons-blick-auf-die-missstaende-im.1059.de.html?dram:article_id=477871

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"Rezo übt Medienkritik: Bevormundung der Zielgruppe" Kolumne von Steffen Grimberg (3.6.2020)
Youtuber Rezo zerstört mal wieder. Diesmal ist die Presse dran. Viele, wenn auch nicht alle der angesprochenen Probleme sind klug beobachtet. ...
https://taz.de/Rezo-uebt-Medienkritik/!5690240/


QuoteRicky-13

Wie Rezo in seinem YouTube Video den Innenpolitik-Chef der FAZ 'Jasper von Altenbockum' vorführt, ist besonders sehenswert.

Der SPIEGEL schreibt sehr treffend: *Der audiovisuelle Essay mit dem Titel "Die Zerstörung der Presse" ist in Vehemenz, Präzision und Aufmachung angelehnt an "Die Zerstörung der CDU", mit dem Rezo vor Jahresfrist die großen Volksparteien ins Schwimmen gebracht hat. Gleiches gelingt ihm hier mit den etablierten Medien, wenn man die empfindlichen Reaktionen von Julian Reichelt ("Bild") und Jasper von Altenbockum ("FAZ") auf Twitter richtig interpretiert.*

Vielleicht sollten Julian Reichelt ("Bild") und Jasper von Altenbockum ("FAZ") bei dem studierten Informatiker und YouTuber mal ein paar Stunden in Journalismus und Quellenangaben belegen, anstatt wieder nur wütende Kommentare gegen Rezo zu schreiben.


Quotequintusmorus

Rezos Kritik lässt sich auf den Kinderspruch verkürzen: ,,Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht und wenn er ganz die Wahrheit spricht". Wenn man das ernst nimmt spielt es eben sehr wohl eine Rolle, ob an den Geschichten der Frisörzeitschriften etwas dran ist. Wo Journalisten kein klares Verhältnis zur Wahrheit haben schaden sie dem Vertrauen, dass der Vierten Gewalt insgesamt entgegengebracht wird.


...


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Talkshows von ARD und ZDF bilden nach einer Studie mit ihrer Gästebesetzung die Realität des politischen Systems nur unzureichend ab. Das ergab eine Studie des Think-Tanks ,,Das Progressive Zentrum", die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Insbesondere die Wertschätzung der kommunalen und europäischen Ebene könne darunter leiten. Auffallend niedrig sei die Präsenz von Organisationen, die besonders hohes Vertrauen in der Gesellschaft genössen, beispielsweise Verbraucherschützern, Nichtregierungsorganisationen oder Gewerkschaften.

Die Studie mit dem Titel ,,Die Talkshow-Gesellschaft" untersuchte die Gästelisten und Themen von 1.208 Sendungen über einen Zeitraum von drei Jahren (März 2017 - März 2020), plus der Sendungen aus der Hochphase der Corona-Pandemie (04. März - 24. April 2020). Der Schwerpunkt der Analyse lag auf den ARD-Sendungen ,,Anne Will", ,,Hart aber fair" und ,,Maischberger" sowie der ZDF-Talkshow ,,Maybrit Illner", für punktuelle Vergleiche wurden außerdem ,,Markus Lanz" (ZDF) und die ,,Phoenix Runde" ausgewertet.

Zwei Drittel aller Gäste kamen der Untersuchung zufolge aus Politik und Medien, 8,8 Prozent aus der Wissenschaft, 6,4 Prozent aus der Wirtschaft und 2,7 Prozent aus der organisierten Zivilgesellschaft. Politikerinnen und Politiker wurden vor allem auf Bundesebene eingeladen (70 Prozent), während der Anteil der europäischen und der kommunalen Ebene erheblich geringer ausfiel (7,3 und 2,4 Prozent). Insgesamt hatten 84,8 Prozent aller Politikerinnen und Politiker eine westdeutsche politische Biografie, 15,2 Prozent eine ostdeutsche.

Acht von zehn Gästen aus der Wirtschaft repräsentierten laut Studie die Unternehmerseite, Gewerkschaften und Verbraucherschutz waren selten präsent. Zwei Drittel der Gäste aus der organisierten Zivilgesellschaft waren Aktivistinnen und Aktivisten, Nichtregierungsorganisationen kamen kaum zu Wort. In der Corona-Zeit stieg der Anteil der Gäste aus der Wissenschaft auf 26,5 Prozent, aus dem Sozialbereich und der Bildung kamen zu Beginn der Krise nur jeweils 0,7 Prozent der Gäste.

Die Studien-Autoren Paulina Fröhlich und Johannes Hillje plädieren angesichts dieser Ergebnisse dafür, Vertrauen zu stärken, lösungsorientierter zu debattieren und den politischen Blickwinkel zu weiten. Die zuletzt bei den Corona-Demos spürbare Entfremdung mancher Menschen von Medien und Politik sei auch als ,,Krise der Repräsentation" zu verstehen.

,,Das Progressive Zentrum" ist nach eigener Darstellung ein unabhängiger und gemeinnütziger Think-Tank mit dem Ziel, neue Netzwerke progressiver Akteurinnen und Akteure unterschiedlicher Herkunft zu stiften und eine tatkräftige Politik für den ökonomischen und gesellschaftlichen Fortschritt mehrheitsfähig zu machen. Die Organisation hat ihren Sitz in Berlin. epd


Aus: "Gästebesetzung von TV-Talkshows verzerrt Realität" (08.09.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/studie-zu-talkshows-gaestebesetzung-von-tv-talkshows-verzerrt-realitaet/26168388.html

Quotechelovek17 08.09.2020, 19:26 Uhr

Politische 'Talk-Shows' ... Nunja.

Letztlich geht es offenbar um Reichweite, hergestellt durch emotionalisierende Themen und mittels den Zuschauern bekannter PR-Profis. Statt um Lösungen.
Eine Art wöchentliches Gladiatorenschauspiel. Das sich dann mit den Federn der politischen Bildung schmückt.


QuoteKDN 08.09.2020, 16:21 Uhr

Es sind nicht nur immer die gleichen Gäste, es sind auch immer die gleichen Fragen, die gleichen Hintergründe, die gleichen Abläufe, die gleichen Übereinkünfte der Plaudernden. ...


Quotegesundermenschenverstand 08.09.2020, 16:15 Uhr

In der Regel transatlantisch neoliberal besetzt.
Also nicht "nur" unzureichend, sondern hochgradig einseitig rechtslastig.
Auch über die Talk- Shows hinaus.


QuoteHenrik1970 08.09.2020, 18:21 Uhr

Antwort auf den Beitrag von gesundermenschenverstand 08.09.2020, 16:15 Uhr
Ihre subjektive  Wahrnehmung finde ich interessant, da ich eher das Gegenteil gedacht habe. Selten sind Vertreter der AfD in den Talk-Shows, aber oft Linke, Grüne oder SPD-Mitglieder des linken Flügels (z.B. K. Kühnert).


Quotevielleser 08.09.2020, 15:19 Uhr

Talkshows

Guten Tag,
Nina Hagen hatte einen guten Auftritt, Nikel Pallat auch, aber das waren die wilden 70iger. ...


Quotejonnyrotten 08.09.2020, 17:08 Uhr

    Antwort auf den Beitrag von vielleser 08.09.2020, 15:19 Uhr
    Kinski haben Sie vergessen!!!
    "Ich versteh`die Frage nicht"........


...

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Quote[...]  Zeitgeschichte Der Irak-Krieg revolutioniert die Fernsehwelt. Reporter müssen ins Embedded-Korps der US-Armee, der Kanal CNN bietet die Schlacht in Echtzeit und Endlosschleife

Lutz Herden | Ausgabe 06/2021

Wird in den USA die Geschichte des Indochina-krieges (1965 – 1975) resümiert, kann eine Dolchstoßlegende anklingen. Dies geschieht häufig dann, wenn die Frage lautet, wer hat die unverdiente Niederlage einer auf den Schlachtfeldern Südvietnams und Kambodschas unbesiegten US-Armee zu verantworten? Und die Antwort zu hören ist, die Schuld am erzwungenen Abzug von zuletzt über 550.000 US-Soldaten in den Jahren 1972/73 sei vorrangig zwei Akteuren anzulasten. Ganz besonders der Antikriegsbewegung im eigenen Land. Sie habe durch Defätismus und unpatriotisches Verhalten den politischen Rückhalt für die kämpfende Truppe ebenso ruiniert wie sich am moralischen Kredit für die Streitkräfte vergangen. Wie verwerflich, wenn verkrüppelte Vietnam-Veteranen in ihren Rollstühlen nach Washington zum Kapitol fuhren und ihre Tapferkeitsmedaillen über die Absperrgitter warfen.

Dem Kriegsgeschick Amerikas gleichsam Schaden zugefügt hätten US-Medien wie die Networks ABC, NBC und andere mit ihren Live-Sendungen von Kriegsschauplätzen im Regenwald oder Mekongdelta. Tatsächlich blieben seinerzeit furchterregende Szenen nicht ausgespart. Millionen Amerikaner konnten miterleben, wie nach Napalmangriffen ein gleißend leuchtender Flammentornado Landschaften einäscherte. Hinter Live-Reportern sah man Sanitätshelikopter landen, um schwer verwundete Soldaten ins Lazarett zu fliegen. Üblich war der langsame Schwenk über von großen Reißverschlüssen zusammengehaltene Body Bags. Die Leichensäcke bargen Ranger oder Luftkavalleristen, die es nicht geschafft hatten und es nie wieder schaffen würden. Leere Gesichter rauchender GIs gerieten in den Blick, wenn im Zentralen Hochland oder im Umland der US-Base Nha Trang Gefechtspausen eintraten, die eine Gnadenfrist zu sein schienen. Der Bilderbogen hinterließ Wirkung. Weder überzeugte er vom strategischen Talent des US-Oberkommandos noch war das unverkennbare Grauen geeignet, einer kränkelnden Siegeszuversicht daheim auf die Sprünge zu helfen. Für hohe Militärs wie General William Westmoreland, bis 1968 Oberbefehlshaber in Südvietnam, ging der Indochinakrieg nicht an der Front, sondern an den Bildschirmen verloren.

Es wurde als Lektion begriffen und verinnerlicht, nie wieder zu erlauben, dass derart tief in den Kriegsmorast hinabgestiegen und der Army ein Spiegel vorgehalten wurde. Stattdessen sollten Korrespondenten künftig und immer unter Aufsicht stehen, um beeinflussen zu können, was den Nachrichtenkonsumenten erreicht und ihm besser vorenthalten bleibt. Im Krieg sei die Wahrheit so kostbar, dass sie stets auf eine Leibwache der Lügen vertrauen müsse, hatte Winston Churchill angemerkt, als er Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg dirigierte.

Um für Kriegsberichterstatter ein Exempel zu statuieren und zugleich ein Muster zu schaffen, bietet vor drei Jahrzehnten der Krieg am Golf den idealen Anlass. Eine internationale Militärkoalition, die 965.000 Soldaten aus 23 Ländern rekrutiert, greift am 16. Januar 1991 unter dem Kommando der USA den Irak an, um die Armee Saddam Husseins aus dem im August 1990 besetzten Kuwait zu vertreiben. Nebenher, aber keineswegs beiläufig wird durchgespielt, wie im postpolaren Zeitalter Interventionen wie diese möglich sind, wenn der überstandene Ost-West- oder Systemkonflikt von einstigen Rücksichten befreit. Auch solchen, die dem Verhältnis von Krieg und Wahrheit gelten.

Wer über die ,,Operation Wüstensturm" vor Ort berichten will, muss sich bei den US-Streitkräften akkreditieren und deren Pressekorps als ,,eingebetteter Journalist" (,,Embedded System") zuordnen lassen. Nachrichten und Texte werden zensiert, Aufnahmen von Luft- oder Bodenoperationen dürfen erst dann die Monitore passieren, wenn sie von US-Presseoffizieren freigegeben sind. Dagegen zu verstoßen, kann mit Rauswurf aus dem Embedded-Tross geahndet werden. Was über den Krieg am Golf zu erfahren ist, soll die Kriegsführung so wenig stören wie die Siegesgewissheit untergraben. Doch ist es nicht allein diese Praxis, die Anfang 1991 Agenturen und Fernsehanstalten zusetzt.

Ein ambitionierter Konkurrent sorgt für Furore. Der US-Kanal Cable News Network (CNN) sendet ohne Unterlass aus dem brennenden, berstenden Bagdad und setzt auf Infotainment mit Unterhaltungswert, ermöglicht durch einen nur selten unterbrochenen Videostream fesselnder Szenen. Nicht mehr verteilt auf Nachrichten- und Sondersendungen, sondern präsentiert in Permanenz und moderiert vom CNN-Vorposten im Auge des Taifuns, von Peter Arnett, der wie ein Conférencier durchs Geschehen führt. Mit dem ausdrücklichen Plazet der irakischen Regierung steht er auf dem Dach des Hotels Raschid und gibt den Ereignislotsen, verweist auf das Geschehen ganz rechts, wo gerade Bomben einschlagen, dreht sich ein oder weg, um auf Fontänen aus Feuer zu zeigen, die im Viertel Sadr City in den Himmel schießen.

,,Haben Sie die Explosion gesehen?" – ,,Dieser Angriff galt einer Militärschule." – ,,Die Silhouette der Stadt verändert sich, seit die Bomben fallen." Ein Luftkrieg als Rausch der Bilder, mehr Authentizität geht nicht, obwohl kein US-Soldat zu sehen und Vietnam lange her ist. Nur einer hat seinen täglichen Auftritt, freilich nie an der Front. General Norman Schwarzkopf, Oberbefehlshaber der ,,Operation Wüstensturm", bittet das Embedded-Korps ins Hauptquartier auf einer US-Air-Base in Saudi-Arabien zum Briefing. Verabreicht werden Infrarotaufnahmen mit Fadenkreuz, Flugobjekt und Detonationswolke, die Suggestion absoluter Präzision bei Anflug und Einschlag, als würde Bagdad da und dort nicht viel mehr als ein chirurgisch veranlagter Einstich verpasst, der nur kurz wehtut. Outgesourct bei Schwarzkopfs Joystick-Ausflügen ins Surreale ist die Realität des Krieges, das Verrecken von Soldaten in der Wüste, von Bürgern in den Städten. Was passiert in den von Marschflugkörpern eingeebneten Gebäuden? Wer liegt verschüttet unter Trümmern, verglüht im Feuerball, wird von Bomben pulverisiert, ist nicht mehr auffindbar? Briefings und Bulletins schweigen sich aus.

CNN erschüttert mit seinem Kriegspanorama in Echtzeit und Endlosschleife die Nachrichtenwelt, das Mantra vom Ereignisfernsehen kursiert. Der Kölner Privatsender RTL plus macht als erster mobil und kopiert mit seinem Morgenprogramm Hallo Europa – Guten Morgen Deutschland das Exempel vom totalen Fernsehen, setzt auf die Kanonade der Trefferbilder und das Fadenkreuz-Target-Format aus dem ,,Hauptquartier". Es sind kantige Moderationen im Studio mit dem kalten Metallic Design und auf Tempo bedachte Nachrichtenclips, die dem Zuschauer im aufgeräumten Sound von Werbespots bedeuten, er möge so auf Touren kommen, wie der Krieg schon auf Touren ist. Das Frühstücksfernsehen von ARD und ZDF, eigentlich noch in der Pilotphase, muss mithalten, zwischen sechs und neun ebenfalls den medialen Frontkämpfer in der Etappe rauslassen. Dazu am eigenen Stil feilen, wenn das retardierende Moment, die dunstige Idylle, der Morgenzauber am Rhein, zur Geltung kommt, untermalt von Flötenbarock, der mehr nach Friedrich II. als Bach klingt.

Den Tiger Krieg reiten, aber nicht aus dem inneren Gleichgewicht kommen oder gar die seelische Balance verlieren. Als die Kampfhandlungen Anfang März 1991 mit einem Waffenstillstand enden, nachdem der Irak die Annexion Kuwaits aufgeben musste, haben Fernsehstationen in den USA wie in Westeuropa Wochen im Ausnahmezustand hinter sich. Der moderne Krieg des Hightech-Overkills hat ,,seinen Journalismus" erzeugt und ihm zugleich ein Geschirr angelegt. Es lässt ihn betriebssicher durch die Arena traben. Die nächsten Gelegenheiten können kommen, und sie werden kommen – im Jahr 1999 mit den NATO-Luftschlägen gegen Serbien und 2003, wenn der Irak erneut gestürmt wird.


Aus: "1991: Rausch der Bilder" Lutz Herden (15.02.2021)
Quelle: https://www.freitag.de/autoren/lutz-herden/1991-rausch-der-bilder

Textaris(txt*bot)

QuoteChristian Fuchs @ChristianFuchs_
26. Feb. 2021 - Wieso verlassen vorallem Journalist:innen von BILD, Welt und FAZ ihre Zeitungen und werden PR-Arbeiter:innen?
(Quelle: @ukrueg @ifkmw @UniLeipzig, Erhebungszeitraum 2006 - 2016)
FTD, Capital und Handelsblatt sind sicher besonders zu erklären, weil den Journalist:innen von Wirtschaftsmedien in der Industrie Kompetenz in PR/Lobbyismus zugeschrieben wird (und zusätzlich nach der Einstellung der FTD auch viele Kolleg:innen dort parallel auf Jobsuche waren).
https://pbs.twimg.com/media/EvIxO90XAAAJtbu?format=jpg
https://twitter.com/ChristianFuchs_/status/1365209861080965123

Marvin Oppong betrachtet im OBS-Arbeitspapier 21 eine strukturelle Entwicklung genauer, die bisher von Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft relativ unbeachtet blieb. Der Autor beschreibt die zunehmenden Kooperationen von Zeitungsverlagen mit Lobbyorganisationen und analysiert sie unter den wichtigen Fragestellungen der Unabhängigkeit und Objektivität der Redaktionen und ihrer Berichterstattung. Dabei warnt er vor erheblichen negativen Konsequenzen, wenn diese Entwicklungen in ihrer jetzigen Form weitergehen.
https://www.otto-brenner-stiftung.de/wissenschaftsportal/publikationen/titel/ausverkauf-des-journalismus/aktion/show/

Ausverkauf des Journalismus? – Medienverlage und Lobbyorganisationen als Kooperationspartner, Arbeitspapier 21 der Otto Brenner Stiftung, 10. März 2016
https://www.otto-brenner-stiftung.de/fileadmin/user_data/stiftung/02_Wissenschaftsportal/03_Publikationen/AP21_Journalismus_Oppong_2016_03_14.pdf