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[Das Muster vom Kampf der Kulturen... ]

Started by Textaris(txt*bot), March 25, 2007, 08:19:49 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[....] Eine Stewardess verweigert einer Frau mit Kopftuch im Flugzeug die Dose Cola. Begründung: Sie könnte sie ja als Waffe benutzen.

Ein schwuler Deutscher verkleidet sich als Türkin mit Kopftuch und tritt bei einem Bühnenfest auf. Er erntet Protest.

Eine Rechtsreferendarin darf ihre Ausbildung nicht im Rechtsamt des Bezirks Neukölln fortsetzen, weil sie Kopftuch trägt.

Über kein Kleidungsstück wird so viel gestritten wie über das Kopftuch. Das Kopftuch ist heute eben kein bloßes Kleidungsstück mehr. Es ist ein Symbol. Aber für was? Für die Unterdrückung der Frau, sagen die einen. Für eine Religion, die Männer und Frauen nicht als gleichwertig betrachtet. Es steht für religiöse Freiheit, sagen die anderen. Die Berliner Bloggerin Betül Ulusoy geht noch weiter und nennt das Tragen des Kopftuchs einen Akt der Emanzipation. Sie ist nicht die erste, die es so sieht. Emanzipation wovon? Vom Schönheitsdiktat, so Ulusoy. Vom Zwang, normierten Idealen genügen zu müssen. Von der alltäglichen Fleischbeschau in der Werbung und in unserer ,,unreinen", degenerierten Gesellschaft.

... Sowohl Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) als auch ihr Stellvertreter Falko Liecke (CDU) sind gegen das Kopftuch. ,,Das Kopftuch ist Ausdruck von Unterdrückung und Einschränkungen der Frau, die nicht wegdiskutiert oder schöngeredet werden können", teilte Liecke umgehend mit. Er werde alles dafür tun, Kopftücher im Bezirksamt zu verhindern.

Andere Bezirke sehen das nicht mehr so streng. Andere Länder, etwa Großbritannien oder die USA, verbieten eine derartige Beschränkung. Britische Polizistinnen tragen das Tuch unterm Helm. Auch in Österreich gibt es kein Verbot.

Muslimas, die es freiwillig tragen, wundern sich, warum sich andere für sie den Kopf zerbrechen. ,,Hey, sie kämpfen sicher nur für meine Befreiung", twitterte Ulusoy. Was, wenn eine gar nicht befreit werden will? Oder sich unterm Tuch sogar freier fühlt?

Lydia Nofal vom interkulturellen Verein Inssan sieht ein spezielles Neuköllner Problem: ,,Wir haben noch nie gehört, dass es woanders ein Problem ist, Frauen mit Kopftuch zu beschäftigen", sagt sie. ,,Nur der Bezirk Neukölln ignoriert geltendes Recht, und das seit Jahren." Selbst Schülerinnen würden für ein Praktikum abgelehnt. Man rate abgelehnten Bewerberinnen zur Klage, doch die meisten wollten den Stress nicht: ,,Dabei ist die Rechtslage eindeutig, die Klage wäre ein Selbstgänger."

Betül Ulusoy traue sie zu, dass sie die Sache durchzieht, sagt Nofal. Bei Bundesministerien und Senatsverwaltungen habe Inssan herumgefragt und überall dieselbe Anwort bekommen: Selbstverständlich sei das Kopftuch kein Einstellungshindernis. Liegt es in Neukölln daran, dass der Bezirk jeden Tag Erfahrungen mit radikalisierten Muslimen macht?

Genau das zeigt das Dilemma. In der Ablehnung spielt Diffuses mit, ähnlich wie beim Koffer auf dem Bahnsteig: Es könnte eine Bombe drin sein. Oder wie beim Eingangsbeispiel: Jeder Moslem könnte ein Terrorist sein, so die Sorge.

Ob das Kopftuch im Islam zwingend ist, ist umstritten. Viele Muslimas haben öffentlich begründet, warum sie es nicht tragen. Das Dilemma bleibt. Unsere Verfassung gewährleistet größtmögliche Religionsfreiheit für jedermann – als Privatsache; der Staat aber hat neutral zu sein.

Eine Rechtsanwältin mit Kopftuch ist auch in Berlin kein Problem – darüber waren sich schon vor anderthalb Jahren alle Fraktionen des Abgeordnetenhauses im Rechtsausschuss einig. Anders, wenn jemand als Vertreter des Staates auftritt.

An das Kopftuch knüpfen sich Befürchtungen. Kann jemand, der es trägt, trotzdem die Werte unserer Verfassung vertreten? Diese widersprechen teilweise denen des Islam. Wer garantiert, dass Witze über Mohammed möglich bleiben? Ist einer Frau mit Kopftuch zuzutrauen, dass für den schwulen Comedian eintritt, auch wenn sie seine Witze geschmacklos findet – weil sie die Freiheitsrechte hochhält? Wie wäre es, wenn ein Referendar mit Kippa ins Bezirksamt wollte? Ein Punkt entzieht sich ohnehin jeder Regulierung: Das Kopftuch kann man ablegen, die innere Einstellung nicht.


Aus: "Neue Kopftuchdebatte in Berlin - Neukölln: Kein Job beim Bezirksamt mit Kopftuch" Fatina Keilani (08.06.2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/neue-kopftuchdebatte-in-berlin-neukoelln-kein-job-beim-bezirksamt-mit-kopftuch/11879020.html


Textaris(txt*bot)

#211
Quote[...] Ich bin gebürtige Jüdin, Lehrerin an einer Berliner Sekundarschule, ich lebe von Geburt an in diesem Land. Dies ist ein Frontbericht.

Jahrelang war ich die einzige Jüdin: die einzige Jüdin in meinen Seminaren an der Uni, die einzige Jüdin im Referendariat, die einzige Jüdin im Lehrerkollegium. Meist erfuhren die anderen eher durch Zufall, dass ich Jüdin bin. Ab da an glich ich eigentlich immer einem seltsamen Tier im Zoo, von dem Grauen und Faszination ausging. Von selbst habe ich mein Jüdischsein schon seit dem Gymnasium nicht mehr thematisiert. Zu lehrreich war mir der Geschichtsunterricht bei Herrn S., dessen Teil der Abiturvorbereitung darin bestand, uns einzutrichtern, Israel sei unrechtmäßig errichtet worden. Zu lehrreich auch die Kommentare: ,,Ach, du bist Jüdin? Das sieht man ja gar nicht so" oder, genau entgegengesetzt: ,,Du bist Jüdin? Stimmt, das sieht man aber!"

Nun ist ein Wunder geschehen, und an meiner Schule arbeitet eine andere Jüdin. Zwei Juden! An einer Schule! Beide als Lehrer! Wir können unser Glück immer noch nicht fassen. In der simplen Tatsache, nicht mehr die Einzigen zu sein, erschöpft sich dann aber auch unser Glück.

Für den Hintergrund muss ich kurz meine Schule schildern: extrem hoher Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, hoher Anteil von Schülern aus sehr bildungsfernen Schichten, unter beiden Kategorien ein sehr hoher Anteil an arabischen Kindern.

Meine Kollegin vergaß eines Tages, dass sie noch ihren Davidsstern um den Hals trug. Fataler Fehler. Seither fallen permanent antijüdische und antiisraelische Sprüche im Unterricht. Auf der Straße wird ihr ,,Du Jude, verrecke" hinterhergerufen.

Thema Israel oder Judentum im Ethik- oder Geschichtsunterricht? Besser nicht, da startet gleich eine kleine Intifada im Klassenraum. Da ist einer Christ? ,,Du Hund!" Beliebtestes Schimpfwort auf dem Schulhof und im Unterricht? ,,Du Jude!" Das ist ja inzwischen an vielen anderen Schulen auch so.

Ich frage mich: Hören nur meine Kollegin und ich das? Wo ist das Empfinden der ,,Anständigen" (Zitat Angela Merkel), der anderen Lehrer, die auf die Verfassung der Bundesrepublik geschworen haben, wo das Empfinden der deutschen Schüler? Und was sagte die Schulleitung, der von diesen Vorgängen berichtet wurde? Sie sagte tatsächlich: ,,Nun seien Sie mal nicht so empfindlich!"

Wo soll das Aufbegehren der Bevölkerung gegen Antisemitismus herkommen, wenn nicht einmal Staatsorgane dagegen vorgehen? Wo ist hier die ,,immerwährende Verantwortung" (Zitat Angela Merkel)? Und selbst wenn diese Anfeindungen an höherer Stelle gemeldet würden, selbst wenn ein Antisemitismusbeauftragter vor Ort erschiene, selbst dann frage ich: Was würde schon passieren? Die arabischen Jugendlichen jedenfalls würden sich kringeliglachen.

Den Deutschen, das ist mein Eindruck nach einem 35-jährigen Leben in Deutschland, sind Juden egal. Hauptsache, wir erinnern sie nicht an diese schlimme Sache damals. Hauptsache, wir sind schön unsichtbar. Hassen, nein, hassen tun sie uns nicht. Das übernehmen in diesem Land und in Europa die Araber, oder jedenfalls eine bedrohliche Vielzahl von ihnen. Und das deutsche Volk schaut zu. Jüdische Schüler gibt es an meiner Schule schon lange nicht mehr. Die waren dann offenbar doch zu ,,empfindlich".

In einer Stadt und einem Land, wo ich mich nicht mehr traue, meinen Schülern die israelischen Vornamen meiner Kinder zu verraten, in einem Land und einer EU, wo ich mich nicht mehr trauen kann, meinen Davidsstern sichtbar zu tragen, wo Juden auf offener Straße und vor der eigenen Haustür krankenhausreif geschlagen werden, warte ich eigentlich nur noch auf grölende Horden. Wie damals.

Grundlage dieses Textes – den ich aus nachvollziehbaren Gründen nicht unter meinem echten Namen veröffentliche – ist übrigens ein Brandbrief, den ich im November 2014 an Bundeskanzlerin Angela Merkel, den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, sowie mehrere Zeitungen schickte. Ich habe nie eine Reaktion erhalten.

Aber ach, was rege ich mich auf – ich Jude!

QuoteCesare, 08.06.2015 08:53 Uhr

Ich kenne das auch - In meiner Schulzeit, die noch nicht so lange her ist, wurde ich von einzelnen stark diskriminiert, weil ich homosexuell bin.
Z.T. haben die Lehrer das subtil unterstützt, was mir erst später klar wurde. Z.T. haben sie Diskussionen im Klassenraum zugelassen, warum Homosexualität "krank" wäre und das als Meinungsoption stehen lassen. Da war ich etwa 15.
Ein Vertrauenslehrer meinte nach einem Vorfall zu mir, gar nicht mal böse oder als Spitze, ich müsste halt damit leben, da das wäre für manche Kulturen eben ein großes Problem.
(Nein, ich deute nicht subtil an, das wäre nur von Migranten ausgegangen, es gab genau so deutsche Schüler, die sich daran beteiligten.aber in der speziellen Situation wurde die Kultur der Täter als Rechtfertigung genutzt)
Ich kann mir die Dynamik ganz genau vorstellen. Frechheit, wie sich manche hier dumm stellen, die vermutlich nicht wissen was Diskriminierung ist.


QuoteSouthlander
   07.06.2015 21:17 Uhr

Sprachlos

Eigentlich sollten wir aus der Geschichte gelernt haben.
Aber was passiert wenn man jemanden beisteht der es garnicht möchte?

Nach dem der junge Mann im Januar in der UBahn zusammengeschlagen wurde, relativierte er es, nicht die Muslime, sondern vor den deutschen Nazis habe er Angst.

Bin ich, weil ich Menschen jüdischen Glaubens unterstütze gleich ein Zionist?
Bin ich wenn ich für diese Menschen das Wort ergreife ein Islamphober Rassist?

Nein ich mag nur weder Antisemiten, noch Menschen die andere Bevölkerungsgruppen als Projektionsfläche für ihre eigenen Minderwertigkeitsgefühle benutzt.

Leider nimmt dieses Gefühl hier nicht mit den Generationen ab, sondern eher zu. Dazu gesellt sich ein Fundamentalismus der eigentlich durch höhere Bildung eigentlich überwunden schien.

Da kann man gerne über Integration faseln, aber die scheint immer weniger zu funktionieren. Wenn dann eine Gruppe mehr Rechte für sich einfordert aber keine Pflichten (auch mal gegen den Hass zu stehen), dann hat das nichts mit einem besseren Selbstbewusstsein zu tun. Denn dann würden diese Übergriffe weniger werden.

So bleibe ich einfach nur noch Sprachlos.


QuoteJSommerfeld
   07.06.2015 19:32 Uhr

Wieso ist das Wort Jude ein Schimpfwort?
Wer das Wort Jude als Schimpfwort empfindet, der ist entweder Antisemit oder hat Minderwertigkeitskomplexe. Das Wort Jude kann genauso wenig ein Schipfwort sein wie das Wort "Du Katholik" oder "Du Protestant." Es ist schade, wenn Lehrer überfordert sind und ihren Erziehungsauftrag auf die Bundeskanzlerin übertragen wollen. Auch merkwürdig zu sagen, ich bin gebürtige Jüdin. Gibt es auch gebürtige Katholiken oder gebürtige Protestanten? Klingt ja fast nach Naziideologie. Mir ist auch unklar, weshalb eine Lehrerin hier israelische Politik meint, verteidigen zu müssen. Sie ist dann doch Lehrer. Religiöse Symbole sollte gerade eine Lehrerin nicht in die Schule tragen, es sei denn es steht gerade jüdische Religions oder protestantischer oder katholischer oder muslimischer Religionsunterricht an. Seine Schüler kann man sich leider nicht aussuchen. Dass da auch Dummbrote dabei sind muss mam akzeptieren, statt zu heulen. Ich bestreite, dass regelmäßig Juden in Deutschland Gewalt erfahren. Wenn die Autorin sich beobachtet fühlt, weil sie deutsche Staatsbürgerin ist, die nebenbei einer Religionsrichtung Judentum angehört, so scheint sie das Interesse an Religion der Berliner zu überschätzen. Insgesamt zu viel tränen und zu wenig Selbstbewusstsein für einen deutschen Lehrer.


QuoteSpitzbub
   07.06.2015 17:33 Uhr

Pauschalurteil
"Den Deutschen ... sind die Juden egal", schreibt Frau Kushnir. Ich verstehe, dann man sich nach solchen Erfahrungen leicht zu so einem Pauschalurteil hinreißen lässt.
Nach meiner jahrzehntelangen Erfahrung mit den Menschen in diesem Land sind die Juden den Deutschen nicht egal; mehr noch, es gehört zu unserem Deutschsein dazu, die Juden schützen zu wollen.
Wie man das machen könnte, weiß ich allerdings auch nicht. Die Schule ist jedenfalls nicht der geeignete Ort, um bei diesem Thema positive Erfahrungen zu sammeln.


Quotepele14
   07.06.2015 13:49 Uhr

Das Gift gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Dieses Problem könnte sicher mit Politischer Bildung, Aufklärung und Sensibilisierung bekämpft werden. Im breitesten Sinne Aufklärung zum Thema gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Aber dazu müssten Gelder zur Verfügung gestellt werden und das "kann" dann wieder niemand. Meine ganz persönliche Erfahrung ist, judenfeindliche Klischees sind grundsätzlich und in vielen Kulturen sehr verbreitet. Vielleicht vergleichbar mit den Klischees die Roma und Sinti betreffen. Das fängt bei simplen Xxx-Klischees an, die sich z.B. in populistischen Thesen wie in Sarrazins Büchern wiederfinden, und endet in Anti-xxx. Das tragische ist, wenn sie erstmal in den Köpfen angekommen sind, wird es schwer dies wieder zu korrigieren. Erst vor kurzem musste ich feststellen, dass entfernte kroatische "Bekannte" (Katholiken) Antisemiten der übelsten Sorte sind. Wahrscheinlich das verseuchte Erbe der Ustascha-Generation. Für mich gibt es im Bezug auf jede Art von gruppenbezogenem Hass ganz klare Grenzen. Diese kommuniziere ich unmissverständlich und ziehe ggf. die Konsequenzen. Diese kroatischen "Bekannten" sind jetzt definitiv Ex-Bekannte. Meiner Ansicht nach sollte in Bezug auf gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, jeder eindeutig und konsequent Position beziehen. Denn jede Form von gruppenbezogenem Hass ist Gift für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Ohne Ausnahme!


Quotekraftsportler
   07.06.2015 13:24 Uhr

Etwas dazugelernt!
Als schwuler Mann habe ich keine Kinder, weiß also nicht , was auf Schulhöfen abgeht, bin aber dennoch einigermaßen überrascht!

Von den Kindern meiner Freunde weiß ich nur, dass absoluter Spitzenreiter unter den gebräuchlichen Schimpfwörtern auf dem Schulhof "schwule Sau" (in allen Varianten) ist.

Das empört mich mindestens genauso.
Hm, an WEN soll ICH denn da schreiben, um mich zu beschweren??

Von daher glaube ich: als Lehrerin sollte man:
a) ein dickes Fell haben (ansonsten sollte man sich nach einem anderen Beruf umtun) und
b) Elternsprechtage und Schulkonferenzen nutzen, um dagegen vorzugehen.
c) die Angelegenheit vielleicht nicht bei der Bundeskanzlerin am besten aufgehoben wissen, sondern beim Schulrat, Bezirksamt
e) last but not least: die äußerst einflußreiche GdL einschalten.

Übrigens: ich wohne oberhalb eines jüdischen Cafés in Wilmersdorf.
In all den Jahren, die ich hier lebe, habe ich noch nie etwas von niedergeschlagenen jüdischen Gästen mitbekommen, obwohl gleich nebenan sich von Libanesen und Türken geführte Restaurants befinden.


QuoteA.v.Lepsius
    07.06.2015 09:36 Uhr

Versagen

Auf viele Aspekte wurde bereits in den Kommentaren eingegangen, einer geht mir etwas unter:
Das Versagen der Justiz und der zuständigen Behörden.
Für den Bereich der Schulen hören wir immer wieder, dass Schüler und Lehrer Gewaltvorkommnisse oder Beleidigungen weder melden noch zur Anzeige bringen.
Ein Grund ist der "gute Ruf" der Schule, ein anderer die pure Angst der Lehrer und Schulleiter vor gewalttätigen Übergriffen durch die Schüler selber oder Personen aus Ihrem Umfeld bis hinein in die Familie.
Ermutigend für die Täter ist auch die Sanktionslosigkeit. Wer auch immer antisemitische Äußerungen tätigt, gehört vor ein Gericht. Keine Einstellung gegen Geldauflagen oder Geringfügigkeit. In allen Fällen ist das Jugendamt gefordert, soweit zuständig. Auch der Staatsschutz könnte sich präventiv durch Elternansprache beteiligen.
Denn eines ist auch klar: Wer seine Kinder zu Antisemiten erzieht, ist ein Verfassungsfeind. Egal wann und wo er geboren wurde und/oder aufgewachsen ist.
Würde jeder Übergriff, jede Beleidigung sofort und fühlbar bestraft, hätte das in jungen Jahren einen Effekt. Die Justiz aber wartet, bis junge Menschen den Status eines Intensivtäters haben, um zu sanktionieren. Bis dahin haben sich aber Denk- und Handlungsstrukturen längst verfestigt.

Quotearmin_ulrich
    07.06.2015 10:52 Uhr

Antwort auf A.v.Lepsius vom 07.06.2015 09:36 Uhr
... bei Schulhofbeleidigungen von Kindern sollte die Schule sanktionieren. ...




QuoteA.v.Lepsius
    07.06.2015 14:00 Uhr

Antwort auf armin_ulrich vom 07.06.2015 10:52 Uhr
Ihr Vorschlag in allen Ehren,
aber der wird sich in der heutigen Zeit nicht mehr verwirklichen lassen. Das ist so wie ich als Kind vom Bademeister zum Papiersammeln auf die Wiese geschickt wurde, wenn ich mal von der Seite ins Becken gesprungen bin...

Die Beleidigung von Schülern und Lehrern, der in den Bereich Hass und Intolaranz fällt (Sexualität, Religion, Herkunft etc). MUSS in meinen Augen IMMER von einem Gericht abgehandelt werden.

Für einen 14-16 jährigen eine bestimmt prägende Erfahrung. Für die jüngeren könnte man eine Zentrale Beratungsstelle für ein Gespräch, für eine Konfrontation einrichten.

Wie für Intensivtäter fordere ich schon lange eine eigene Kammer, ein Schnellverfahren. Zeitnahe Strafe. Kriminelles Verhalten muß bei Beginn sanktioniert werden. Nicht erst, wenn sich Verhaltensmuster geprägt haben.

Ansonsten wundern wir uns in 10-20 Jahren über eine Veränderung unserer Gesellschaft. Denn die Straftäter werden später Kinder haben und diese genau in diesem Geiste erziehen.

Und nochmals: JA, es sind STRAFTÄTER ! Das sind keine harmlosen, verwirrten oder unerzogenen Kinder. ... Man kann nicht gnadenloses Vorgehen gegen Rechtsradikale fordern, Antisemitismus, Homophobie und Intoleranz gegenüber Frauen durch Personen mit Migrationshintergrund übersehen und unkommentiert lassen.

Für Ihre Kommentar vielen Dank.

A.v.Lepsius



Quotenanen
    06.06.2015 14:42 Uhr

Beschämende Ignoranz und empörende Tatenlosigkeit!

Erstmal danke für den Bericht.
Es fällt nicht leicht zu akzeptieren, dass ausgerechnet die links oder liberal gesinnte Mittel- und Oberschicht so ignorant sein soll.
Da sind ganz offensichtlich viele unreflektierte Gefühle im Spiel, oder?
Mehr Differenzierungsvermögen, Solidarität und Reflexion sollte man erwarten dürfen, insbesondere von einem Schulleiter und Lehrerkollegium.


Quotegesundermenschenverstand
    06.06.2015 12:28 Uhr

,,Nun seien Sie mal nicht so empfindlich!"
hatten wir in diesem lande alles schon mal.

die menschen, die in amtsausübung solche aussagen machen, gehören ihrer ämter enthoben und strafversetzt!!
es ist einfach unglaublich beschämend, was da einige gestalten von sich geben.
was die jungs arabischer herkunft betrifft, sollte anzunehmen sein, dass sie wissen, was diskriminierung ist.
nachsitzen mit passenden bildungsinhalten könnte mehr bewusstsein schaffen, und ist wohl dringend angesagt.
um welche schule geht es hier eigentlich konkret??
zumindest von hochgradig mangelnder fürsorge der schulleitung für die eigenen mitarbeiter muss hier gesprochen werden. ...


...


Aus: "Antisemitismus in Berlin: ,,Du Jude!"" Hannah Kushnir (08.06.2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/antisemitismus-in-berlin-du-jude/11876102.html




Textaris(txt*bot)

#212
Quote[...] Tunis/Madrid – Es war eine überschaubare, aber ungewöhnliche Kundgebung am Samstagnachmittag auf der Avenue Habib Bourguiba im Stadtzentrum von Tunis. Rund ein Dutzend Frauen fand sich im Minirock ein. "Aus Solidarität mit den algerischen Frauen", erklärten sie den verdutzten Passanten. Zu der Aktion hatten sie unter dem Motto "Alle im Minirock" auf Facebook mobilisiert. Zeitgleich veröffentlichten weitere Frauen unterschiedlichen Alters ihre Fotos im knappen Beinkleid. "Freiheit und Gleichheit für alle", betitelte eine der Frauen ihr Bild.

Der Grund ist im benachbarten Algerien zu suchen. Dort sorgt der Minirock, 50 Jahre nachdem er erstmals auf den Laufstegen der Modemessen zu sehen war, für Aufregung. Vor genau einem Monat wurde einer Studentin der Zutritt zum Examen an der Jurafakultät in Algier verweigert. Sie trug einen Rock, der die Knie nicht bedeckte. Der Wachmann am Eingang hielt das für "anstößig".

Der Rektor verteidigte seinen Angestellten. "Niemand muss in Burka oder verschleiert erscheinen, aber dezent gekleidet schon", erklärte er. Die Universität sei schließlich "ein Ort der Kultur". Mit Diskriminierung habe der Ausschluss nichts zu tun.

Viele Algerierinnen sahen dies anders. Nur wenige Stunden nachdem eine Nachrichten-Webseite vom Vorfall berichtete, erstellte die Filmemacherin Sofia Djama unter dem Titel "Meine Würde hat nichts mit der Länge meines Rocks zu tun" eine Facebook-Gruppe und forderte ihre Geschlechtsgenossinnen auf, Fotos von "wütenden Beinen" zu veröffentlichen.

In wenigen Tagen schlossen sich knapp 16.000 User der Gruppe an und posteten ihre Bilder. "Tausende gläubige und nichtreligiöse Frauen haben mir geschrieben", erklärte Djama in mehreren Interviews. "Es geht nicht nur darum, ob wir Bein zeigen oder nicht. Es geht um mehr", erklärt Djama. "Der Körper der Frau wird zum Schlachtfeld in einer Zeit, in der sich das Land in einem katastrophalen Zustand befindet", schimpft sie. Die verbale Gewalt sei etwas Alltägliches.

Um diese Aussage zu beweisen, veröffentlichten mehrere Webseiten ein Video, in dem eine junge Frau bei einem Experiment zu sehen ist. Einmal spaziert sie verhüllt und einmal in engen Jeans durch die Innenstadt von Algier. Die Reaktion der Männer ist in beiden Fällen identisch: Ihr werden unzüchtige Sprüche nachgerufen.

Die Reaktion auf die Kampagne der selbstbewussten Frauen ließ nicht lange auf sich warten. Djamas Seite wurde gehackt. Seither prangt das Symbol von Anonymous im Profilfoto. Allerdings will keiner so recht glauben, dass die Cyberaktivisten dahinter stecken. Vielmehr dürften die Hacker in konservativ-religiösen Kreisen zu suchen sein. Denn seither werden vor allem Videos von Predigern gepostet.

In den algerischen Moscheen und im Netz formierte sich eine Gegenkampagne. Unter dem Motto "Sei ein Mann" rufen konservative Gläubige und Islamisten die Männer auf, "ihre Frauen" zu verschleiern. Sie dürften nicht "in gewagter Kleidung aus dem Haus gehen".

Einige derer, die Fotos "ihrer" züchtig gekleideten Frauen und Töchter posteten, drohen damit, Fotos von denen zu veröffentlichen, die nicht Manns genug seien, um die Frauen zum Anstand anzuhalten. Es gehe schließlich um die Ehre und den Anstand einer ganzen Gesellschaft. "Die Inquisitoren sind zurück", titelte die wichtigste frankofone Tageszeitung in Algerien, "El Watan", daraufhin empört.

QuoteEUphoriker vor 5 Stunden

Wenn die Uni ein Ort der Kultur ist, werden sich die männlichen Studenten wohl zur genüge unter Kontrolle haben um beim Anblick von etwas weiblicher Haut nicht durchzudrehen. ...


QuoteDr. Sheldon Lee Cooper vor 4 Stunden

Immerhin: In Algerien und Tunesien können solche Dinge öffentlich diskutiert werden - das gibt ein wenig Anlaß zur Hoffnung.


QuoteThomas Fiskus vor 5 Stunden

... die einen regen sich auf, weil sie den Kopf nicht bedecken dürfen, die anderen weil sie ihre Beine entblößen wollen. ...



Aus: "Algier: Rock einer Studentin für Uni zu kurz" Reiner Wandler (9.6.2015)
Quelle: http://derstandard.at/2000017149471/Algerien-Rock-einer-Studentin-zu-kurz-fuer-die-Uni


Textaris(txt*bot)

#213
Quote[...] Eine angehende Juristin muslimischen Glaubens darf in der Berliner Verwaltung trotz Kopftuch einen Teil ihrer Ausbildung absolvieren. Das hat das Bezirksamt des Berliner Stadtteils Neukölln entschieden. Nach dem Neutralitätsgesetz dürfen Berliner Beamte im Dienst keine sichtbaren religiösen Symbole oder Kleidungsstücke tragen. Während der Ausbildung können aber Ausnahmen gemacht werden. Die Rechtsreferendarin darf nun ihr Kopftuch tragen - dabei aber keine "hoheitlichen Aufgaben mit Außenwirkung" übernehmen.

Betül Ulusoy engagiert sich privat gegen antimuslimischen Rassismus. Auf Facebook hat sie die Gruppe "Muslima Pride" gegründet, ein Zusammenschluss von Feministinnen mit Kopftuch, die gegen die Bevormundung durch westliche Freiheitsbegriffe protestieren. Für Ulusoy ist das Kopftuch kein religiöses Symbol. "Es wird zu einem gemacht. Nicht von Musliminnen selbst, sondern von Außenstehenden, die sich das Recht heraus nehmen, sich über die muslimische Frau zu stellen und meinen, die Deutungshoheit über ihre Kleidung zu haben", schreibt sie auf ihrem Blog.

Auch beim Vorstellungsgespräch im Berliner Bezirksamt trug sie ihr Kopftuch - und erntete ungläubige Blicke. Man müsse ihre Bewerbung wegen ihres Kopftuchs besonders prüfen, sagte der Beamte. Die Trennung von Religion und Staat sei gerade in Stadtlagen wie Neukölln ein sehr wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

...

vet/dpa


Aus: "Referendarin darf in Berliner Bezirksamt Kopftuch tragen" (10.06.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/betuel-ulusoy-gericht-erlaubt-kopftuch-in-berliner-bezirksamt-a-1038067.html

betül ulusoy
https://betuelulusoy.wordpress.com/

"Der Rock ist das Kopftuch 2.0" (11.05.2015)
Der Fall der 15-jährigen Schülerin aus Frankreich, die von der Schule verwiesen wurde, weil die Schulleiterin der Meinung war, ihr Rock sei zu schwarz und zu lang und damit religiös, ist an Absurdität kaum mehr zu übertreffen. ...
https://betuelulusoy.wordpress.com/2015/05/11/der-rock-ist-das-kopftuch-2-0-2/

usw.

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Bayerische Rundfunk hat nach Protesten ein Ramadan-Logo aus dem Programm genommen. Im Bayerischen Fernsehen war bei Sendungen zum muslimischen Fastenmonat Ramadan ein Logo mit islamischem Halbmond zu sehen. Kritiker liefen im Internet dagegen Sturm. ,,Das Logo war die ersten Tage drin, um den Themenschwerpunkt Ramadan einzuläuten, aber wir wollten verhindern, dass es Verwirrungen auslöst bei den Zuschauern und dadurch von der Sache ablenkt", sagte eine BR-Sprecherin am Mittwoch.

Der Sender war zuvor auf seiner Facebook-Seite mit einer Welle negativer Kommentare konfrontiert worden: ,,Ihr seid's doch ned ganz sauber", schrieb ein Zuschauer. ,,Wir leben in DEUTSCHLAND oder besser gesagt in BAYERN .... zefix noamoi", kommentierte ein anderer. ,,Wir sind ein christliches Land - und unsere Feiertage wurden noch nie eingeblendet. Was betreibt ihr für eine Volksverblödung???", schrieb eine Userin und bekam dafür bis zum Mittwochnachmittag 209 Likes. 73 Likes gab es für den Kommentar: ,,Unter FJS hätte es das nicht gegeben - da wären jetzt beim BR Köpfe gerollt - und zu recht."

,,Wir haben gemerkt, dass Zuschauer auch beim Zuschauerservice anrufen und sich fragen und sich wundern", sagte die BR-Sprecherin und betonte, programmlich ändere sich nichts. Auch in der CSU-Fraktionssitzung am Mittwoch gab es nach Teilnehmerangaben von manchen Abgeordneten scharfe Kritik, unter anderem wurde die Forderung nach einem Protestbrief an BR-Intendant Ulrich Wilhelm laut.

Seit dem 20. Juni bis zum Ende des Ramadan (Mitte Juli) zeigt das Bayerische Fernsehen regelmäßig Beiträge. ,,Der BR-Themenschwerpunkt Ramadan ist ein Zeichen der Anerkennung gegenüber diesen Mitbürgern und soll zugleich allen Zuschauern breites Wissen über den Ramadan vermitteln. Denn oft beherrschen Vorurteile das Denken über Religion und Kultur", teilte die Sprecherin mit.

Hunderttausende Muslime, die im Freistaat leben und auch ihren Rundfunkbeitrag entrichten, ,,haben wie alle anderen Einwohner Bayerns ebenso einen Anspruch darauf, in den Programmen des Bayerischen Rundfunks präsent zu sein". ...


Aus: "Nach Protesten: Ramadan-Logo im Bayerischen Fernsehen gestrichen" (06/2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/medien/nach-protesten-ramadan-logo-im-bayerischen-fernsehen-gestrichen/11964472.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die meisten Menschen haben den Begriff "Hipster" schon einmal gehört. Er weckt Assoziationen von modebewussten, jungen Erwachsenen der urbanen Mittelschicht mit progressiven Einstellungen. Doch was ist ein "Mipster"? Ein "muslimischer Hipster"? Und sind solche Kategorisierungen überhaupt angemessen? Antworten von Joseph Mayton aus San Francisco

... Auf der Facebook-Gruppe "Mipsterz" wird in einer Art Manifest folgende Definition festgelegt: "Ein Mipster ist sozial eingestellt und sehnt sich nach einer gerechteren und integrativeren Gesellschaftsordnung ohne überkommene Wertvorstellungen. Er weigert sich, blind in einer Welt mitzuschwimmen, die vom Klassendenken dominiert wird und die Folgen dieser Einstellung ignoriert. Der 'Mipster' ist ein mutiger, aber bescheidener Geist, der für unterschiedliche Ansichten offen ist und genug Persönlichkeit besitzt, um zur richtigen Zeit zu handeln, seine Meinung zu sagen oder sich durchzusetzen".

Für die 25-jährige Heba, eine Amerikanerin ägyptischer Herkunft, ist diese Idee nicht notwendigerweise negativ, aber sie hofft, im weiteren Verlauf der Debatte könnten die nichtmuslimischen Amerikaner mehr Verständnis dafür entwickeln, wie Muslime im Land leben und miteinander umgehen.

"Ich habe nichts gegen den 'Mipster'-Begriff, weil er bedeutet, dass wir einen Teil der amerikanischen Identität ausmachen", meint sie. "Ich kann Nicht-Muslime kennenlernen und mich über sie freuen, da wir gemeinsame Interessen haben. Wir mögen die gleichen Bands und gehen zu den gleichen Konzerten. Das macht einfach Sinn."

Sie fährt fort, dass ihr Schleier, der Hidschab, von ihren Freunden als Mode-Accessoire betrachtet wird, und dass die vielen unterschiedlichen Designs, die sie in ihrem Kleiderschrank hat, ausgiebig kommentiert werden. Sie glaubt, durch die Hipster-Kultur werde es für viele Muslimas leichter, sich von althergebrachten Konventionen und Bräuchen zu befreien und mehr Lebenserfahrung zu sammeln, selbst wenn sie einen Schleier tragen.

"Ich glaube, viele von uns jungen muslimischen Frauen wollen immer noch mit der Mode gehen und sich uns von anderen unterscheiden – und an diesem Punkt kommt mein Hidschab ins Spiel, da ich ihn auf viele verschiedene Arten tragen kann. Und die vielen Farben entsprechen dem Wechsel meiner Identität", fährt sie fort. "Seit ich die Dinge praktiziere, die mich wirklich glücklich machen, bin ich ein anderer und viel offenerer Mensch. Und wenn ich deswegen "Hipster" oder "Mipster" genannt werde, bin ich gerne damit einverstanden", fügt sie hinzu.

Die Hipster-Kultur ist zu einem Bestandteil der städtischen Kultur Nordamerikas geworden. Und speziell in San Francisco hat sie ihre eigene ausgefeilte und technikaffine Note entwickelt. Aber dass Muslime an dieser Kultur teilhaben, ist ein relativ neues Phänomen. Die "Mipsterz"-Gruppe auf Facebook hat im letzten Jahr ein Video von verschleierten Frauen veröffentlicht, die Skateboard fahren und Selfies machen. Durch dieses Video gelangte die Mipster-Kultur erstmals ans Licht der Öffentlichkeit und wurde zu einem fest stehenden Begriff.

... Auch in den amerikanisch-muslimischen Gemeinschaften, die die kulturelle Identität des "Mipster"-Konzepts eher imaginär sehen, gewinnt diese Idee an Boden. Aber unsere Muslime hier hoffen, diese Identität könne ihnen ermöglichen, ihren Glauben zu zeigen und trotzdem ihre Individualität auszudrücken.

Heba ist einverstanden und nickt. Mariam, die nicht verschleierte Frau in der Gruppe, springt im letzten Moment ein und sagt, sie hoffe, dass die Menschen nicht nur die Religion und die amerikanischen Muslime wahrnehmen, sondern auch ihre Persönlichkeit und Eigenschaften als Menschen.

"Selbst wenn diese ganze 'Mipster'-Idee nur von vorübergehender Natur ist, hoffe ich, dass die muslimischen Amerikaner in Zukunft einfach stärker als Menschen betrachtet werden. Wir wollen nicht anhand unserer Kopftücher oder Bärte beurteilt werden, sondern daran, wer wir als Menschen, als Amerikaner sind."

...


Aus: "Muslimische Jugendliche in den USA: Das "Mipster"-Phänomen"
Joseph Mayton - Übersetzt aus dem Englischen von Harald Eckhoff (01.07.2015)
Quelle: http://de.qantara.de/inhalt/muslimische-jugendliche-in-den-usa-das-mipster-phaenomen


Textaris(txt*bot)

Die National Geographic Society wurde am 13. Januar 1888 von 33 Männern im Washingtoner Cosmos Club gegründet. Zum ersten Präsidenten der Gesellschaft wurde am 27. Januar 1888 Gardiner Greene Hubbard gewählt. Nach dessen Tod 1897 folgte ihm sein Schwiegersohn Alexander Graham Bell. Zweck der Vereinigung war und ist, geografische Kenntnisse der Allgemeinheit nahezubringen. ... Zu diesem Zweck fördert sie geografische Forschungsprojekte und gibt eine monatlich erscheinende Zeitschrift, das National Geographic Magazine (später National Geographic), heraus, deren erste Ausgabe 9 Monate nach Gründung der Gesellschaft erschien. 1905 begründete der Chefredakteur Gilbert Hovey Grosvenor den eigentlichen Fotojournalismus, für welchen das Magazin mit spektakulären Farbfotografien sowie hervorragenden Landkartenbeilagen und dem charakteristischen gelben Rand (yellow border) als Markenzeichen bekannt ist. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/National_Geographic_Society

Quote[...] Die aktuelle Ausgabe des "National Geographic" darf in Saudi-Arabien nicht erscheinen - "aus kulturellen Gründen". Offenbar sind die Sittenwächter über ein Porträt des reformfreudigen Papst Franziskus erzürnt.

Der Papst in der Sixtinischen Kapelle, dazu die große Schlagzeile: "Die Kirchenreform - so führt Franziskus die stille Revolution an". Mit diesem Cover und der dazugehörigen Titelgeschichte erschien vor einer Woche die arabische Ausgabe des "National Geographic".

Doch nicht überall: Saudi-Arabien hat das Magazin verboten. "Aus kulturellen Gründen", wie Chefredakteur Alsaad Omar al-Menhaly seine Leser über Twitter informierte. Er entschuldigte sich dafür, dass die Abonnenten in dem Königreich vergeblich auf die Ausgabe warteten.

Möglichweise war schon die bloße Abbildung des Papstes für Saudi-Arabiens Sittenwächter eine Provokation, schließlich sind Bibeln und Kruzifixe verboten ... Doch auch das Editorial von Chefredakteur Menhaly dürfte dem fundamentalistischen Establishment in Saudi-Arabien missfallen haben. Darin fordert der Journalist, dass sich auch religiöse Institutionen jenseits der katholischen Kirche in einer sich rapide verändernden Welt wandeln müssten. "Religiöse Grundsätze sind nur Werkzeuge, die etwas bewahren sollen", schreibt Menhaly. "Wenn sie das nicht mehr können, müssen sie verändert werden."

Für die wahhabitischen Religionsgelehrten, die an einer buchstabengetreuen Auslegung des Korans und der Prophetenüberlieferungen festhalten, sind solche Forderungen Gotteslästerung ...



Aus: "Zensur: Saudi-Arabien verbietet "National Geographic" mit Papst-Cover" (09.09.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/saudi-arabien-verbietet-national-geographic-mit-papst-cover-a-1052034.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die eigentliche Zumutung in der öffentlichen Debatte über Immigranten und Flüchtlinge in Deutschland besteht darin, ertragen zu müssen, dass viele Sätze unwidersprochen bleiben. Sätze, die wie Giftpfeile abgeschossen werden und steckenbleiben. Sätze, die unwidersprochen in einer Talkshow übergangen werden. Sätze, die durch ständige Wiederholung eine Tatsächlichkeit vorgeben, die mit der tatsächlichen Lage aber nichts zu tun haben.

Jeder kennt diese Sätze und Formulierungen. Die "Unvereinbarkeit von Demokratie und Islam", ist so eine. Ist die Geschichte der Demokratie nicht der permanente Versuch der Emanzipation von Monarchie und Religion?

Das beste Beispiel für die Verwebung einer Religionsgemeinschaft in ihre staatlichen Organe ist die Bundesrepublik selbst. Sie ist ein Bilderbuchbeispiel für die maximale Vereinbarkeit von Christentum und Demokratie. Bis auf einen beziehen sich sämtliche staatliche Feiertage auf Ereignisse aus der Bibel. Die Kirchen sind im Rundfunkbeirat, in der Ethikkommission und überall dort, wo Staat und Öffentlichkeit gemacht werden. Soll also der Islam ebenfalls mit der Demokratie vereint werden und kann es nicht? Oder sollen die Muslime auf ihre Religion verzichten, damit sie bessere Staatsbürger werden?

Oder die "kolossal gescheiterte Integration, nicht aller, aber einiger weniger Muslime in Deutschland". Wie genau sieht eine gescheiterte und wie eine erfolgreiche Integration aus? Befinden sich Muslime per se außerhalb der Gesellschaft, weshalb sie eine besondere Form der Eingliederungsmaßnahme durchlaufen müssen? Sind mit Muslimen wirklich Muslime gemeint? Ist es soziologisch möglich, dass sich einzelne Gruppen in einer ansonsten vorgeblich intakt funktionierenden Gesellschaft wie Störfaktoren benehmen, weil sie nicht in die Kirche gehen? Ist es theoretisch möglich, dass tatsächliche Diskriminierung als fehlende Integrationsfähigkeit umgedeutet werden kann, so lange, bis alle es glauben?

Der Zuzug von Millionen türkischen Gastarbeitern nach Deutschland ermöglichte diesem Land die Integration zurück in die Weltwirtschaft und half, Handelsbeziehungen in die Märkte der Welt zu knüpfen. Die Arbeitskraft der türkischen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in der Bergbau-, Chemie- Automobilindustrie, im Straßenbau, in der Pharma- und Kosmetikindustrie und allen anderen Bereichen war abhängig von der Intensität ihres Glaubens an die kolossal integrative Kraft des Kapitalismus.

"Die Kapazität bei der Aufnahme der Flüchtlinge ist erreicht. Wir müssen ein zweites Hoyerswerda/Tröglitz/Heidenau verhindern", ist ein solcher Satz. Wenn Immigranten und ihre nachfolgenden Generationen sowie Flüchtlinge daran schuld sind, dass die Bevölkerung angesichts ihrer Anwesenheit rassistisch wird, müsste man in der Logik dieses Argumentes nicht zügig alle Juden vor Antisemiten warnen und nach Israel schicken, um ein "zweites Auschwitz zu verhindern"?

Lust auf noch einen Satz?

"Wir dürfen nicht durch finanzielle Anreize, Stichwort Taschengeld, Flüchtlinge zu uns locken."

Der größte Anreiz eines Vaters oder einer Mutter ihren minderjährigen Sohn in der Nacht zu verabschieden, um ihn auf einem Boot oder zu Fuß über Ozeane und Kontinente wandern zu lassen, ist die Trauer über den Verlust durch Bomben getöteter Kinder. Der größte Anreiz eines Mannes oder einer Frau, einen Säugling in ein Tuch zu schlagen und loszulaufen, ist der Geruch einer Fassbombe in der Nase, das zerstörte Haus, die Schmerzen in einem Foltergefängnis. Der größte Anreiz eines Menschen, sein Haus zu verlassen oder seine Stadt oder sein Dorf, ist die Tatsache, dass er in einer Hölle lebt, die einmal Syrien hieß und ein Land war.

Diese Woche bei der Fernsehsendung von Hart aber Fair in der ARD gab es wieder eine neue Ladung an solchen Sätzen. Debattiert wurde über Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Pardon: kamen. Es ging auch um die Grenzen.

Die Sätze wurden einer nach dem anderen von Markus Söder abgefeuert. Er bekam alle Zeit der Welt, seine Thesen gleichsam wie auf einer Steintafel gemeißelt unwiderlegt und unwidersprochen vom Himmel herunterpoltern zu lassen.

Eine Auswahl:

"Das eigentlich Menschenverachtende ist, das Recht auszuhebeln und die Hoffnung der Menschen zu missbrauchen."

Die Kritik gilt nicht der Bundesregierung und ihrem Entschluss die Grenzen dicht zu machen, sondern den Schleppern und Schleusern. Wären Sie eine alleinstehende Frau, würden Sie wirklich ohne Schleuser und Schlepper und Navigationsgerät loslaufen? Sind Schlepper wirklich menschenverachtend? Menschverachtender als andere Geschäftemacher? Menschenverachtender als unsere deutsche Waffenwirtschaft? Menschenverachtender als die europäischen Staaten, die Flüchtlinge auf Gleisbetten zusammenprügeln und mit Nahrung beschmeißen, als fütterten sie wilde Tiere im Gehege? Menschenverachtender als wohlsituierte Bürger, die Pogrome vor Asylunterkünften veranstalten und anzünden?

"Wir müssen die Sorgen der Bürger ernst nehmen und ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus zeigen."

Gemeint waren nicht die Sorgen der Flüchtlinge und Migranten vor Rechtsextremen, sondern die Sorgen der rechtsextremen Bürger.

"Die Flüchtlinge werden die politische und kulturelle Statik des Landes fundamental verändern."

Ist Politik und Kultur, wenn man von der politischen Kultur der CSU absieht, eine statische Größe?

"Wir müssen die Grenzen schützen. Wegen der Kriminalität."

Gilt dieses Argument erst, seit Flüchtlinge kommen? Ist die Sicherheit im Schengenraum durch Flüchtlinge ernsthaft bedroht? Mehr als durch die Mitglieder des Schengenraums selbst? Zahlen? Belege?

"Und sind wir mal ganz ehrlich. Der Großteil der Menschen kommt aus einer anderen Welt und Wertekreis. Das Verhältnis von Mann und Frau ist anders."

Das stimmt. Und trotzdem darf Bayern zu Deutschland gehören. Markus Söder meinte wohl aber andere Menschen und andere Welten und andere Wertekreise. Menschen von fernen Galaxien, die, wenn es passt, auf die Geschlechtergerechtigkeit und Menschenrechte pfeifen. Gerhard Schröder, Tony Blair, Silvio Berlusconi, François Mitterand und viele andere, die beispielsweise in Gaddafis Zelt saßen und Tee tranken. Ist auch nicht lange her, dass Kanzlerin Merkel mit einer deutschen Wirtschaftsdelegation in Ungarn war. Sie hätte auch Menschenrechtsaktivisten mitnehmen können. Die Frage, was unsere Werte sind, hat sich damit womöglich beantwortet.

"Die Toleranz dieser Menschen gegenüber Religion ist eine andere. Es nützt nichts, dass wir in unsere Kirche gehen und begeistert sind. Wir müssen auch die Akzeptanz finden, dass wir das weiterhin dürfen."

Gibt es einen einzigen dokumentierten Fall in Deutschland, wo ein Flüchtling einem Christen in Deutschland an seinem Kirchgang behindert hat?

Es sind nur Sätze, mag man vielleicht denken. Aber der Weg von den selbsternannten besorgten Bürgern, die sich vor einer Islamisierung – was immer das sein mag – fürchten und diesen Sätzen, die immer und immer wieder gesagt werden, ist kurz. Die Sätze sind wie eine Lawine. Irgendwann liegt man wie ermattet darunter begraben.

Quote
Antiautor
#4  —  vor 23 Minuten 2

Mely Kiyak ist eine kluge Frau die es schafft, den menschlichen Anspruch so zu formulieren, dass die Diskrepanz zur politisch- gesellschaftlichen Gegenwart deutlich wird. Sie polarisiert ohne zu polemisieren und bildet damit den angenehmen Gegenpol zu Jan Fleischhauer. ...


Quotesola bona
#5  —  vor 17 Minuten 6

Ich habe nicht den Eindruck, dass den Flüchtlingen hier generell Hilfe verwehrt werden soll. Doch wer über mangelnde Empathie klagt, Frau Kiyak, kann mit tatkräftiger Hilfe beisteuern, wenn er/sie wirklich will - gerade wo es jetzt auf die kalte Jahreszeit zugeht. Und da meine ich nicht so sehr die Unterstützung mit Teddys, Lollys, Altkleidern und "Welcome Refugees" am Bahnhof.

Kritische Diskussionen darüber, wie es Angesichts der enorm hohen Anzahl der Flüchtlinge weitergehen soll und ob die "General-Einladung" unserer Bundeskanzlerin an die syrischen Flüchtlinge - auch im Hinlick auf die ganze EU - eine richtige Entscheidung war, müssen schon gestattet sein, ohne den Diskutanten indirekt und unterschwellig, Fremdenfindlichkeit oder Mangel an Hilfsbereitschaft zu unterstellen.


QuoteThomas Holm
#6  —  vor 16 Minuten 3

Ist im permanenten Versuch der Emanzipation von Monarchie und Religion nicht ständig mit Sätzen und Formulierungen, wie "Unvereinbarkeit von Demokratie" mit:

Achtung; historische Geschmackswarnung wegen vorpost-moderner Sprache !

"Gottesgnadentum, Obskurantismus, Klerikalismus, Papismus und überhaupt allerlei Pfaffen-Machenschaften, etc." (Bitte Anführungsstriche beachten; danke !)

argumentiert, polemisiert, gestritten worden ?

"Mit Sätzen, die wie Giftpfeile abgeschossen werden und steckenbleiben."

Genau genommen wurde die Emanzipation von Monarchie und Religion sogar nicht ohne einen geradezu überwältigenden Gebrauch von solchen bösen Sätzen erstritten.

Mit Formulierungen, wie "Unvereinbarkeit von": keinesfalls nur Demokratie:

sondern auch: Menschenrechten, Freiheit, Wissenschaft, Fortschritt, Humanismus, Toleranz, Aufklärung etc. mit den oben vorsichtig angedeuteten Phänomenen.

Sogar grobe polemische Übertreibungen (aus heutiger ) fanden Verarbeitung in der lang andauernden Emanzipation von Monarchie und Religion und sind heute noch in regionaler Folklore anzutreffen: (Geschmackswarnung an Süddeutschland !)

"Gottes Freund und aller Welt Feind" So etwas gibt es heute als Festspiel !

https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_St%C3%B6rtebeker

Ob man damals eine Emanzipation von Monarchie und Religion überhaupt geschafft hätte, wenn man seinerzeit heutige Respekt- Rücksicht- und nicht-Aneck-Maßstäbe angelegt hätte ? ...


Quotebotticelli01
#8  —  vor 8 Minuten 1

Sätze wie Giftpfeile ...
"Wir müssen die Sorgen der Bürger ernst nehmen und ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus zeigen."
Also ich kenn hier beim besten Willen kein Giftpfeil erkennen. Wenn die Volksvertreter die Sorgen der Bürger ernst nehmen ist das sogar ihre Pflicht. Manchmal, so scheint mit, ist die "political correctness - Sprachpolizei" etwas übereifrig.


QuoteWeltveränderer
#11  —  vor 15 Minuten 2

"Wir müssen die Sorgen der Bürger ernst nehmen und ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus zeigen." Gemeint waren nicht die Sorgen der Flüchtlinge und Migranten vor Rechtsextremen, sondern die Sorgen der rechtsextremen Bürger."
Diese beiden Sätze für sich sind schon eine Beleidigung wesentlicher Teile der Bevölkerung. Sie unterscheiden nur zwischen Gutmenschen und Rechtsextremen.
Also das übliche Schubladendenken. So Artikel sind überflüssig wie ein Kropf. Das heizt nur die Stimmung noch mehr an. Sorgen und Ängste wesentlicher Teile der Bevölkerung, werden einfach nicht ernst genommen. Sie werden verurteilt und in die rechte Ecke geschoben. Was nur ist aus unserer, insbesondere Der Zeit geworden. Außer Gefälligheitsjounalismus kommt nichts kritisches mehr. Wirklich schade.


QuoteBrillalein
#14  —  vor 11 Minuten

Jaaaaaa, in's Schwarze getroffen! (Oder in's Rote, oder die Mitte XD )
->"Das Verhältnis von Mann und Frau ist anders."
->"Das stimmt. Und trotzdem darf Bayern zu Deutschland gehören."

Schreiben Sie weiter, Frau Kiyak, schreiben Sie gegen das Unwidersprochene an! Wir brauchen es.


Quote
Snorrt
#15  —  vor 5 Minuten

Die Flüchtlingsdiskussion offenbart die Unfähigkeit unserer Politiker, realen Problemen reale Konzepte entgegenzusetzen. Auch wenn das GG klar macht, was unsere Werte angeht, ist dies vielen Menschen in Deutschland a) nicht bewusst und b) reicht es ihnen nicht als grundsätzliche Bewältigung.

Politiker müssen daher a) anmahnen, welche menschlichen Pflichten wir haben (wird selten von Politikern in Talkshows, Interviews und dergleichen klargestellt) und b) gleichzeitig ein sinnvolles Konzept ausarbeiten (ich weiß, da steckt das Wort Arbeit drin, das ist sozusagen die Gegenleistung für Diäten, liebe Politiker), damit unsere Flüchtlingspolitik in klaren (humanen) Richtlinien der Realität gerecht wird.

Wen interessiert es, dass die jammernden Besorgtbürger inzwischen alles in einen Topf werfen und der ausgebombten Familie aus Syrien entgegenschreien "Wir wollen hier keine Armutsflüchtlinge"? Oder dass wir vor den Fluten kapitulieren, die nichtmal 1% der europäischen Bevölkerung ausmachen? Fakten werden bewusst verschleiert. ...


...


Aus: "Kiyaks Deutschstunde / Debatte über Flüchtlinge : Sätze wie Lawinen, Worte wie Giftpfeile"
Eine Kolumne von Mely Kiyak (16. September 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/kultur/2015-09/fluechtlinge-ressentiment-kiyaks-deutschstunde


Textaris(txt*bot)

Quote[....] Die Ethnisierung sozialer Probleme hat einen Kulturrassismus hervorgebracht, der an das alte Übel anknüpft, Menschen aufgrund ihrer Herkunft als höher- oder minderwertig zu klassifizieren. Minderheiten sind damit zugleich als Gefahr für die Mehrheit stigmatisiert. Wagenburgmentalität innerhalb der Mehrheitsgesellschaft und das Verlangen, Intoleranz als Tugend zur Abwehr vermeintlicher Gefahren zu kanonisieren, sind Reaktionen der Unsicherheit. Die Botschaft, die Ideologen verbreiten, findet den Nährboden in existenziellen Ängsten. Die Adressaten sind resistent gegen rationale Argumente, denn Bedrohungsszenarien und Verschwörungsfantasien sind wirkungsvoller als alle Vernunft und jede Logik.

Wutentbrannte Einheimische demonstrieren derzeit gegen Bürgerkriegsflüchtlinge. Der Aufruhr bürgerlicher Bosheit gegen Flüchtlinge ist symptomatisch für den Zustand der Gesellschaft: Im ersten Halbjahr 2015 hat es schon mehr Übergriffe gegen Unterkünfte von Asylbewerbern gegeben als im ganzen Jahr zuvor – und beinahe täglich werden es mehr. Die Saat der Ausländerfeinde ist aufgegangen, die Schläger und Brandstifter der NPD und sonstiger rechtsextremer Observanz führen aus, was räsonierender und pöbelnder Mittelstand vor Wohnheimen und auf Pegida-,,Spaziergängen" intendiert hat.

Der Strom der Flüchtlinge, die in Europa Zuflucht suchen, in deren Heimat Bürgerkrieg herrscht oder auch ,,nur" existenzielle wirtschaftliche Not, hat in Deutschland zwar viel Verständnis und Hilfsbereitschaft ausgelöst, aber auch beschämenden Fremdenhass. Als seien sie persönlich bedrängt, als würden sie individuell zur Kasse gebeten, als gäbe es eine fundamentale Bedrohung der Wohlstandsgesellschaft, randalieren Bürger in Tröglitz, in Freital oder Heidenau nächtelang vor Flüchtlingsunterkünften, grölen ausländerfeindliche Parolen, üben Gewalt. Brandstiftung gegen Wohnheime, als vorbeugende Maßnahme zur Abwehr von Flüchtlingen, artet im Sommer und Frühherbst 2015 zum Volkssport aus. Politik und Medien verurteilen mit kräftigen Worten die Rechtsextremisten für das traurige und beängstigende Geschehen.

Aber der Rechtsextremismus beginnt schon in der Mitte der Gesellschaft, und er ist mehr als eine Randerscheinung, von der man sich leicht distanzieren kann. Demagogen setzen die Zeichen, Rechtsextreme fachen die Wut der Unbedarften an. Die Täter und ihre Sympathisanten gehören aber auch zum Kreis der Wohlsituierten, die keine materiellen Sorgen haben, denen nichts weggenommen wird, die aber von Ressentiments geleitet glauben, etwas verteidigen zu müssen, das sie für bedroht halten.

Die Pegida-Gefolgschaft ist laut seriösen sozialwissenschaftlichen Studien mehrheitlich männlich und mittleren Alters, meist verheiratet, überdurchschnittlich gut gebildet und gut verdienend. Arbeiter und Unterschichten sind wenig bis kaum vertreten, als Beschäftigungsstatus überwiegt das Angestelltenverhältnis. Unter der Oberfläche des Feindbildes ,,Fremde" plagt diese Menschen ein diffuses Gemenge von Unsicherheit und Angst, von Ratlosigkeit und Unverständnis gegenüber rasanten und komplexen Veränderungen: Werden die Sozialsysteme überfordert, sind Zukunft und Alter unsicher, ist die Vision Europa von Politikern zerredet und von Bürokraten in Brüssel so kleingearbeitet worden, dass nur noch nationaler Patriotismus die Rettung bringt? Ein zentrales Motiv, das den Ressentiments zugrunde liegt, ist das Gefühl, nicht genug partizipieren zu dürfen, die Empfindung der Ohnmacht gegenüber Obrigkeiten, gegenüber unkalkulierbaren Entwicklungen.

Pegida ist zwar organisatorisch als Versuch zur Gemeindebildung gescheitert. Aber als Protestbewegung aus der Mitte der Gesellschaft behält Pegida eine Brückenfunktion zum Rechtsradikalismus. Die Abneigung gegen Fremde, gegen die Eliten in Politik, Gesellschaft, Medien, und die Demagogie, mit der Minderheiten stigmatisiert, denunziert und ausgegrenzt werden, sind eine Einladung an Extremismus und zur Gewalt.


Aus: "Fremdenhass: Rechtsextremismus beginnt in der Mitte der Gesellschaft" Wolfgang Benz (17.09.2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wissen/fremdenhass-rechtsextremismus-beginnt-in-der-mitte-der-gesellschaft/12329450.html


Textaris(txt*bot)

Sadik Dschalal al-Asm ist ein syrischer Philosoph, Universitätsprofessor und Menschenrechtsaktivist ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Sadiq_al-Azm

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Quote[...]
QuoteKonsequent kritisch

cmr. Sadik Jalal al-Azm ist so etwas wie der Übervater aller säkularen arabischen Intellektuellen. Der aus einer bekannten syrischen Familie stammende Denker wurde 1934 in Damaskus geboren. Er promovierte in den USA über Kant und lehrte bis 1999 moderne europäische Philosophie an der Universität Damaskus. Zwei Bücher machten ihn schon früh zum Skandalautor: In «Die Selbstkritik nach der Niederlage» von 1968 zog er die arabischen Regime kurz nach dem Sechstagekrieg für ihre rückständige Politik zur Rechenschaft. In der ein Jahr später erschienenen Aufsatzsammlung «Kritik des religiösen Denkens» übte er erneut scharfe Kritik an Politik und Religion; die Folge war eine erhitzte öffentliche Debatte und ein Prozess, der mit einem Freispruch endete. Später war al-Azm einer der ersten arabischen Kritiker Edward Saids und machte sich als scharfzüngiger Kritiker des Islamismus auch im Westen einen Namen. Bis heute plädiert er unbeirrt für Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Demokratie, er setzte sich als einer der Ersten im arabischen Raum vorbehaltlos für Salman Rushdie ein. Sadik al-Azm erhielt zahlreiche Ehrungen. Am 28. August 2015 wurde er in Weimar mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet.


... Machen wir im Westen [ ] einen Fehler, wenn wir die Bedeutung progressiver Denker wie Abu Zaid oder Shahrour überschätzen?

Sadik al-Azm: Keiner von ihnen ist ein Martin Luther des Islams. Aber sie sind der Funken Hoffnung, den wir haben. Möglicherweise sind sie Vorläufer von etwas, das kommen wird, wie die Enzyklopädisten, die der Französischen Revolution den Weg bereiteten.

... Jahrelang predigten Experten den Niedergang des Jihadismus, und nun scheint er stärker denn je. Oder täuscht das?

Sadik al-Azm: Die Schärfe des gegenwärtigen Kampfes liegt daran, dass die Jihadisten das Gefühl haben, sie verteidigten ihre letzte Bastion. Wenn sie nun verlieren, dann ist es das gewesen: Der Islam wird den gleichen Weg nehmen wie das Christentum in Europa. Deshalb kämpfen sie so unerbittlich.

... Ist der Erfolg der Jihadisten, gerade bei so vielen jungen Menschen aus dem Westen, nicht verstörend für jemanden wie Sie, der unverdrossen für eine säkulare Weltsicht wirbt?

Sadik al-Azm: Es gab immer eine Kritik an der europäischen Moderne, die aus dem konservativen, rechten Spektrum kam – Spengler oder Heidegger. Sie alle sagen, dass es etwas Hohles an der europäischen Moderne gebe. Kein Heldentum. Es gibt nur noch Antihelden anstelle von Helden. T. S. Eliot hat die Moderne in seinem berühmten Gedicht ein «wüstes Land» genannt. An einer anderen Stelle nennt er moderne Menschen «the hollow men, the stuffed men». Vielleicht macht dies junge westliche Menschen empfänglich für fundamentalistische Ideologien. Es bedeutet ihnen etwas, es füllt ihr Leben aus. Es gibt sozioökonomische Gründe dafür, dass Menschen in den Jihad ziehen. Aber ich glaube, psychologischen Faktoren wird oftmals nicht genügend Bedeutung beigemessen.

Sadik al-Azm, mehr als vier Millionen Syrer sind mittlerweile vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen. Sie sind seit einiger Zeit offiziell einer von ihnen.

Ja, meine Frau und ich sind seit 2012 offiziell als politische Flüchtlinge in Deutschland anerkannt. Ich habe nie geplant, mein Leben als Intellektueller im Exil zu verbringen. Aber nun ist es so geschehen.

...


Aus: "Der Denker Sadik al-Azm im Gespräch: Kein mittlerer Weg für den Islam" Interview von Christian H. Meier (17.9.2015)
Quelle: http://www.nzz.ch/feuilleton/kein-mittlerer-weg-fuer-den-islam-1.18614223


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Millionenfache Klicks, viele Medienberichte, auch vom britischen ,,Guardian" oder der ,,New York Times": Ein kurzes Mode-Werbevideo sorgt für ungewöhnliche Aufmerksamkeit. Die Models sind untypisch. In dem H&M-Video treten in schnellster Bildfolge etwa ein Transgender auf, eine Seniorin im kurzen Röckchen, eine Sikh-Turban-Truppe, ein Socken-In-Sandalen-Träger, ein Übergewichtiger - und: eine Muslima. Und eben diese junge Schöne mit modischer Sonnenbrille und Minipiercing löst Wirbel aus, denn sie trägt ein Hidschab-Kopftuch.

Die Resonanz ist groß. Auch wenn das in Zeiten, in denen das Kopftuch in Köln, Berlin, London längst zum Straßenbild gehört, manchen unverständlich erscheint. Der Experte für sozialwissenschaftliche Marktforschung, Kai-Uwe Hellmann, sieht einen künstlichen Hype. Der Clip sei ,,ästhetisch glattgebügelt" und beinhalte kein echtes Statement. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Kopftuch, seiner Rolle oder mit dem Islam erwartet er nicht.

Dem Hersteller - einem der weltweit größten Textilhandelsunternehmen mit rund 3500 Geschäften in fast 60 Ländern - gehe es nur um Absatzzuwachs. Die schmale Botschaft laute, in der Mode sei alles erlaubt. ,,Das ist eine Nulldurchsage." Manche denken an die sozialkritischen Werbekampagnen von Benetton - mit Schockbildern in den 90er Jahren oder an die provokativen Plakate mit küssenden Machthabern vor rund zehn Jahren zurück. Daran komme H&M bei weitem nicht heran, sagt Hellmann. Ebenso nicht an die Dove-Werbung gegen den Schlankheitswahn - mit den posierenden kräftig-runden Frauen.

Lamya Kaddor, Gründerin des Liberal-Islamischen Bunds, kann den Wirbel um das Hidschab-Model gut nachvollziehen: ,,Ja, ich verstehe die Aufmerksamkeit. Man schaut deshalb zweimal hin, weil man ein weibliches Muslim-Model nicht vermutet." Damit würden nun gezielt auch fromme Muslime von der Modebranche angesprochen, meint Kaddor, die auch islamische Religion unterrichtet - und fragt: ,,Warum darf man sein Haupthaar nicht bedecken und dabei gut aussehen?" Die Kette H&M wirbt mit dem Slogan ,,Verpasse nicht den Film, der alle Regeln bricht." Auf dpa-Anfrage erklärt eine Sprecherin, es gehe um ,,den Bruch mit vermeintlichen Moderegeln". Der Clip solle die Vielfalt der Kunden widerspiegeln. Ein Model im Hidschab in der Mainstream-Mode sei eine Errungenschaft, meint das Magazin ,,Elle".

In anderen Medien ist von Toleranz die Rede. Das in England lebende Modell erzählt in einem Interview von massenhaften Zuschriften. Viele wollten schlicht wissen, wie sie ihren Hidschab binde. Es gibt auch Kritik - so eine Stimme auf Facebook. Das mit dem Kopftuch-Model sei ja schön, aber: ,,Wenn es darum geht, in H&M zu arbeiten mit einem Kopftuch, kriegt man (...) nur Absagen." . Der Hidschab ist das islamische Kopftuch, das Haare, Hals und Ohren bedeckt, mitunter auch die Schulter. Viele muslimische Frauen tragen es selbstbewusst und aus Modegründen. Andere sehen das Kopftuch als Zeichen der Unterdrückung. Die Kölner Islamexpertin Lale Akgün kritisiert, dass H&M zwar Mode-Normen aufheben und hier Freiheit propagieren will. ,,Aber das islamische Kopftuch ist gerade das Gegenteil davon", sagt die frühere SPD-Bundestagsabgeordnete. ,,Der Hidschab ist in den Augen der orthodoxen Muslime kein Modeaccessoire, sondern eine religiöse Pflicht."

Der Medienethiker Alexander Filipovic hält das Video nicht für einen Tabubruch, höchstens für etwas provokativ. ,,Mode ohne Regeln - das ist an sich nicht originell." Die Kopftuch-Muslima sei damit in der Werbung hierzulande auch nicht neu erfunden worden. ,,Interessant ist dennoch, wie viele junge muslimische Frauen es offenbar bemerkenswert finden, dass sie hier repräsentiert sind. Das weist auf eine Leerstelle in unserer Medienwelt hin." Eine Reflexion über das islamische Kopftuch erwartet auch Filipovic nicht. Er mahnt ganz grundsätzlich: ,,Hier, wie bei jeder anderen Kampagne, gilt: Wir sollten nicht auf die Werbung hereinfallen." (dpa)


Aus: "Werbeclip von H&M: Wirbel um Kopftuch-Model in Werbevideo" (07.10.2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/werbeclip-von-hundm-wirbel-um-kopftuch-model-in-werbevideo/12417342.html

"H&M Close the Loop – Sustainable fashion through recycled clothes" (Veröffentlicht am 02.09.2015)
https://www.youtube.com/watch?t=16&v=s4xnyr2mCuI


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Quote[...] Die Drogeriekette dm hat eine Spendenaktion zugunsten einer kurdischen Gemeinde wegen Gewaltandrohungen abgesagt. Dazu habe das Unternehmen sich entschieden, "um keinen Nährboden für Eskalation zu bieten", erklärte Geschäftsführer Erich Harsch am Dienstag. Damit hoffe dm "einen Beitrag zur Deeskalation zu leisten".

Der Menschenrechtsaktivist Rupert Neudeck wollte am Samstag in einem dm-Drogeriemarkt in Troisdorf bei Bonn kassieren und seine Einnahmen der kurdischen Gemeinde im Ort spenden. Das Geld sei "ausschließlich" für den Deutschunterricht für "integrationswillige Menschen" gedacht, betonte dm.

Wer mit Gewalt drohte, teilte dm-Geschäftsführer Harsch nicht mit. Laut einem Bericht der "Welt" hatten nationalistische Deutsch-Türken zum Boykott von dm aufgerufen.

"Wir haben wenig Verständnis dafür, dass soziale Hilfsaktionen Anlass sein sollen zur politischen Interessenvertretung oder gar zu verbaler oder physischer Gewaltausübung", erklärte Harsch. "Das verurteilen wir grundsätzlich." In den dm-Märkten kauften täglich 1,7 Millionen Menschen aus vielen Ländern, Kulturen und Religionen aller Altersgruppen ein.

Am Sonntag hatte dm die Spendenaktion zunächst noch verteidigt. "Wir nehmen eure Rückmeldungen zur Aktion in Troisdorf auf, möchten aber auch klarstellen, dass uns soziales Engagement sehr wichtig ist", schrieb das Unternehmen auf Facebook. (AFP)


Aus: "Nach Gewaltandrohungen: dm sagt Spendenaktion zugunsten von Kurden ab" (13.10.2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/nach-gewaltandrohungen-dm-sagt-spendenaktion-zugunsten-von-kurden-ab/12446304.html

"Aufruf zum dm-Boykott: ,,Damit schaden sich die Türken nur selbst"" (12.10.2015)
http://dtj-online.de/aufruf-zum-dm-boykott-damit-schaden-sich-die-tuerken-nur-selbst-63497

http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2015/10/519654/appell-an-dm-chef-stoppen-sie-die-unterstuetzung-von-pro-pkk-gemeinschaften/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Draußen hängt der Nebel in der Luft, graue Wolken bedecken den Berliner Himmel. Ein letzter Blick in den Spiegel: sitzt. Der perfekte Tag für Schwarz. Schwarzer Mantel, schwarze Lederboots, schwarzes Kopftuch. Ich fühle mich gut gestylt, um dem kalten Tag zu trotzen. Schwarz ist perfekt für die verschiedensten Anlässe. Beerdigung, Hochzeit, schickes Event oder kühler Herbsttag. Schwarz kann man tragen, um den Blick auf eine besonders hübsche Brosche zu lenken, um ein paar Pfunde zu verstecken oder um zu zeigen, dass man sich nicht viele Gedanken um sein Outfit machen wollte, ganz lässig eben.

Nur, wenn ich Schwarz trage, dann bläst mir der Wind schon seit einiger Zeit auf dem Weg zur Bahn die ersten Zweifel um die kopftuchbedeckten Ohren. Ich steige ein, und dann geschieht es, wie so oft: Ich werde angestarrt, als sei ich der Terrorfürst Al-Baghdadi höchstpersönlich. Direkt aus der IS-Hauptstadt Rakka in die Berliner Ringbahn gestiegen. Dabei habe ich keinen langen Fusselbart und wedle auch nicht mit einer Kalaschnikow herum. Nein, ich trage einfach nur ein schwarzes Stofftuch auf dem Kopf.

Und genau das ist das Problem. Ohne dieses Tuch würde ich vielleicht anerkennende Kommentare für mein gelungenes Outfit ernten, oder gefragt, wo ich denn den schönen Mantel gefunden hätte. So aber streifen mich nur mitleidige Blicke – wenn es gut läuft. ,,Sieh sich doch einer mal die arme, zur Bedeckung gezwungene junge Frau an, wie sie da sitzt und verschüchtert auf ihr Smartphone starrt ..." Im schlimmsten Fall haben die Leute Angst vor mir. Sie wechseln den Sitzplatz, rümpfen abfällig das gehobene Näschen oder knallen mir Kommentare wie ,,Schleiereule" und ,,Burkaträgerin" an den Kopf. Alles schon so in der Öffentlichkeit passiert.

Meine Cousine arbeitet als Krankenschwester auf einer gefäßchirurgischen Station. Sie trägt die blaue Schwesternkleidung, dazu ein schwarzes Kopftuch. Und was passiert? Der Chefarzt mustert sie lange kritisch und brummt schließlich im Vorbeigehen: ,,So vermummt? Nächstes Mal tragen Sie aber kein Schwarz mehr." Ende der Diskussion – und der Emanzipation offensichtlich schon längst. Vorbei die Zeiten, in denen frau sich selbstbestimmt für oder gegen bestimmte Kleidungsstücke entscheiden durfte.

Ich frage in meinem Freundeskreis herum, auch da bestätigt sich: Sobald sich Frauen mit Kopftuch in Schwarz kleiden, werden sie behandelt, als seien sie die Terrorbräute des IS, herausgekrochen aus den Höhlen des Bösen, um hier bei uns ihre menschenverachtende und gottlose Ideologie unter schwarzen Flaggen, äh Stoffen, zu verbreiten. Jedes noch so ausgeklügelte Detail an der schwarzen Bluse, jede wunderschön fallende Falte im Tuch und auch der edelste Lederschuh verschwinden bei vielen Leuten unter einer dunklen Masse aus Angst und Vorurteilen: alles ein einheitlicher Unterdrückungsbrei, importiert direkt aus Nahost in unsere schöne Farbdemokratie hinein!

Ganz im Ernst, IS: Gib mir meinen Style zurück! Ich will endlich wieder Schwarz tragen und mich dabei seriös fühlen, elegant – oder einfach nur in der Montagmorgenmenschenmasse untertauchen, weil mir nicht danach ist, aufzufallen. Warum nötigst du mich immer wieder, meine Kleidung mit einem gemusterten Kopftuch zu ergänzen, einen knallbunten Schal hinzuzufügen oder an diesen Tagen besonders häufig zu lächeln, zu grüßen oder auf Deutsch zu telefonieren? Nur damit alle checken, dass ich nicht zu dir gehöre, noch nie gehört habe und wirklich, wirklich niemals gehören werde?

Ich weiß, die Menschen in Syrien und im Irak haben ganz andere Probleme mit dir. Schlimmere, tödlichere. Eigentlich müsste ich mein Anliegen unter der Kategorie First World Problems abbuchen. Aber hier geht es um mehr als nur um Mode. Es geht um Offenheit und Freiheit und Selbstbestimmtheit. Es geht um die Fähigkeit der Menschen hier, sich unter dem Tuch mehr als Unterdrückung und Fanatismus vorzustellen. Also, IS: Verabschiede dich auf den Scheiterhaufen der Geschichte! Damit ich in einer bunten Welt in Frieden Schwarz tragen kann.

Quotevon Denkt, 25.10.2015 12:32 Uhr

Wie ein Schlag ins Gesicht
Wenn Frau El-Hassan im Berliner Montagmorgengewühl nicht auffallen will, sollte sie nicht nach dem IS rufen, sondern es an kälteren Tagen vielleicht mit einer Jeans oder mit einen Wollkleid versuchen wie die meisten anderen Berlinerinnen.
Bisher haben wir ja noch keine Kontrolleure, die uns auf unkeusche Kleidung ansprechen. Nach dem Lesen dieses Artikels wird mir vor lauter Schreck ein ganzes Stück klarer, wie wertvoll unsere Freiheit ist, das Stückchen Freiheit, von der freuen Rede bis zur freizügigen Bekleidung.
So wenig, wie ich in Saudi-Arabien im Bikini durch die Innenstadt laufen würde, passt eine Burka - oder wie immer auch die Abstufungen genau sein mögen - nach Berlin.
Für den Mut, einen solchen Artikel zu verfassen, bringe ich sogar ein großes Stück Respekt auf. Wir leben in einem Land, in dem man das darf, gut.
Den Inhalt des Artikels kann ich jedoch wirklich nicht teilen, keinen einzelnen Buchstaben. Jede Zeile ist wie ein Schlag ins Gesicht.


Quotevon Sigra, 25.10.2015 11:54 Uhr

Geschmacksache!
Ich finde dieses Outfit einfach nicht schön und viel zu traurig für eine so junge Frau. Aber wenn sie es so völlig freiwillig für sich ausgewählt hat und alle anderen Frauen sich nicht derart entstellen müssen, dann kann ich es akzeptieren. Es gibt auch Mode-Torheiten abendländischen Ursprungs, die potthäßlich sind. Wenn eine junge Frau mit Konfektionsgröße 54 sich in Leggins und Hot Pants zwängt, das Fett sich in mehreren Gummireifen rund um den Körper herumdrapiert hat, das Stretch-Shirt nichts beschönigt, dazu noch eine Halb-Glatze getragen wird, die Rest-Haare grün eingefärbt sind, finde ich das auch abgrundtief unästhetisch. Trotzdem: Die Menschenwürde ist beiden Arten von Frauen nicht abzusprechen. Ich würde beide gleich höflich behandeln. Und das hat mit mir und dem zu tun, was ich mir selbst an Umgang mit anderen Menschen abverlange.


Quotevon hurrfurr, 25.10.2015 11:07 Uhr

Als Ausländer schäme ich mich manchmal
über die Begehrlichkeiten vieler meiner "Mitausländer", die durch die Toleranz der Deutschen überhaupt erst möglich wurden. Nur zur Erinnerung: Wir sind hier sind freiwillig einem anderen Land. Wir haben uns integriert, indem wir deutsch gelernt haben, unsere Sitten und Gebräuche beibehalten und neue angenommen haben. Inzwischen sind wir in mehreren Generationen hier, haben oft die deutsche Staatbürgerschaft und wollen nicht mehr zurück. Das ist der Stand der Dinge. Und für die Zukunft, als Denkanstoß, gebe ich allen Fans von Frau Nemi El-Hassan mit: Love it, change it or leave it (aus dem Changemangement). Es ist nun mal so, dass ich in meinem Haus, die Regeln aufstelle. Wenn es einem Besucher nicht gefällt, zwinge ich ihn nicht zu bleiben. Ganz einfach!
Übrigens: Ich fühle mich in der Nähe "vermummter" Frauen (auch aus religösen Grunden), nicht wohl und empfinde es als eine Zumutung.
Mann kann auch etwas benehmen einforden! Auch als deutscher! ...


Quotevon Boese_Frau
    25.10.2015 13:34 Uhr

Antwort auf don.bolko vom 25.10.2015 12:21 Uhr
Identitäten?
Guten Tag,
das Problem ist nicht das Entfalten verschiedener Identitäten. Das Problem mit dem Stück Stoff ist die Nachricht, die damit vermittelt wird.
Vorausgeschickt, dass mir bewusst ist, dass die Interpretation der islamischen "Gesetze" regional und kulturell unterschiedlich ausfallen, repräsentiert das Stück Stoff auf dem Kopf (und erst recht eine Burka) etwas, was in diesem Land keinen Platz mehr hat.
Die deutschen Frauen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten viele Rechte erkämpft: Sie dürfen arbeiten gehen, ohne, dass der Ehegatte zustimmen muss. Sie dürfen Hosen (oder was immer sie wollen) tragen. Sie dürfen unverheiratet Kinder bekommen, ohne eine Rufschädigung zu erleiden. Usw. usf.
Der Islam repräsentiert das Gegenteilt: Frauen dürfen nicht Auto fahren. Frauen müssen sich verhüllen. Frauen dürfen nicht mit Männern sprechen, sie dürfen ihnen nichteinmal ins Gesicht sehen. Frauen dürfen alleine nicht das Haus verlassen. Frauen haben hinter den Männern herzugehen. Frauen dürfen ihren Ehepartner nicht selbst auswählen.
Unabhängig davon geht es mit Grundrechten weiter: Für Diebstahl wird einem die Hand abgeschlagen. Für Ehebruch wird man gesteinigt. Sofern ein Zeuge benötigt wird, kann dies entweder EIN Mann sein oder an seiner Stelle ZWEI Frauen. Im Islam ist der Wert der Frau als gering einzustufen. Man kann sie sogar gegen Kamele tauschen. Deutschland ist ein Rechtsstaat. Wir haben ein Grundgesetz, welches unser gesellschaftliches Leben organisiert und lenkt.
Der Islam widerspricht wesentlichen Bestandteilen unserer Gesellschaft. Sei es Gleichberechtigung, körperliche Unversehrtheit, das Recht auf freie Wahl (des Arbeitsplatzes, des Partners, der Kleidung, der Lebensführung). Er widerspricht so ziemlich allem, woran uns viel gelegen ist.
Und das ist der Grund, weswegen immer mehr Menschen die Zurschaustellung der Religion (auch durch Tragen entsprechender Kleidung) mit Missfallen bekunden. Das ist keine Frage von Identitäten sondern von Kulturen.


Quotevon KimSchicklang, 25.10.2015 09:06 Uhr

Semotik
Das ist völlig normal. Semiotik, eben. Menschen verknüpfen Zeichen mit bestimmten Bedeutungen. Wenn sich jemand die Haare an der Seite des Kopfs rasiert, den Rest rot färbt und mit Haarspray nach oben stellt, würden viele sagen, dass der Frisurenträger ein Punk ist, selbst wenn dieser Mensch das nicht so sieht. Entweder Mensch steht da dann drüber oder ändert etwas, wenn es ihn stört... eben entweder an seinem eigenen Style oder er sagt denen, die diesen Style zum Markenzeichen gemacht haben, dass sie dann bitte aufhören sollen, das Zeichen weiter zu verwenden. Da letzteres eher illusorisch ist, bleibt eben nur, den eigenen Style zu ändern. Beobachteste Modewellen, dann fällt auf, dass das auch bei anderen Zeichen so ist. Wenn die semiotische Verknüpfung zu nerven beginnt, ändert sich die Mode.


QuoteIldikoS
    24.10.2015 14:35 Uhr

Style
... Denn den IS zu bitten, einer Frau ihren Style zurückzugeben, ist genauso hirnrissig, als wenn ich Theo Waigel bitten würde: Geben Sie mir die D-Mark zurück. Für mich sind die meisten Kommentare ein Streit um Kaisers Bart.


...


Aus: "Kopftuch in Berlin: IS, gib mir meinen Style zurück!" Nemi El-Hassan (20.10.2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/kopftuch-in-berlin-is-gib-mir-meinen-style-zurueck/12461600.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In der Berliner SPD findet zur Zeit eine Mitgliederabstimmung statt. Unter anderem geht es um das Kopftuchverbot für Lehrerinnen und Polizistinnen – im Dienst, versteht sich. Ob ein Mensch in seiner Freizeit religiöse Symbole trägt oder nicht, ist Privatsache. Auch private Arbeitgeber sind ein anderes Thema, in der Regel müssen sie das Kopftuch zulassen.

Soll eine Lehrerin Kopftuch tragen dürfen? Ich habe mal nachgeschaut, wie die Sache mit dem Kopftuch in den islamischen Staaten geregelt ist. Dabei stößt man auf eine Tatsache, die mich nachdenklich macht. In der Türkei war das Kopftuch in Schulen und Universitäten lange verboten.

Gemäß den Ideen des Staatsgründers Atatürk hat sich die Türkei als ein Land verstanden, in dem Staat und Religion getrennt sind. Studentinnen durften kein Kopftuch tragen, auch für Lehrerinnen war es bis vor wenigen Jahren verboten. Das hat sich erst unter dem ultrakonservativen Staatschef Erdogan geändert. Wurden die türkischen Muslime unter Atatürk und seinen Nachfolgern unterdrückt? Nur ein paar Extremisten dürften dieser Ansicht zuneigen.

In Ägypten war es 50 Jahre lang den Fernsehmoderatorinnen verboten, Kopftuch zu tragen. Als dort die Muslimbrüder an die Macht kamen, wurden sie zum Kopftuch verdonnert. Das Kopftuch im öffentlichen Dienst steht also nicht für ,,den" Islam, sondern für einen konservativen Islam. Es steht für die Idee, dass die Macht des Glaubens Vorrang haben darf vor den Ansprüchen des Staates und den Rechten des Individuums.

Sollten wir uns in Deutschland wirklich an den Ideen von Erdogan oder an den Saudis orientieren, und nicht an den moderneren Strömungen im Islam? In der Türkei war es fast 100 Jahre lang möglich, als Lehrerin Muslimin zu sein und mit dem Kopftuchverbot zu leben, aber uns in Deutschland ist diese türkische Tradition zu locker? Was ist das für ein Signal an die Muslime, die sich hier integrieren sollen?

... Die Macht des Glaubens muss begrenzt werden, durch Gesetze und die Gebote der Menschlichkeit. Das ist eine der wichtigsten Ideen der europäischen Aufklärung. ...

2002 brannte in Mekka eine Schule. 15 Schülerinnen versuchten, sich zu retten. Die Religionspolizei prügelte sie in die Schule zurück, weil die Feuerwehrmänner ihre Haare hätten sehen können. Die Mädchen verbrannten. Nach acht Jahren Diskussion erlaubte Saudi-Arabien, dass die Feuerwehr auch unkorrekt gekleidete Frauen retten darf.

Quotevon feihung
    26.10.2015 09:35 Uhr

Jeder,
der halbwegs vernünftig ist, wird Martenstein hier zustimmen. Zumindest so lange, bis garantiert ist, dass Kopftücher tatsächlich nur noch aus freiem Willen getragen werden. Davon sind wir aber noch weit, weit entfernt. Und solange nur eine Frau in der muslimischen Gesellschaft geächtet wird, wenn sie kein Kopftuch trägt, solange muss mindestens im öffentlichen Dienst darauf verzichtet werden.


Quotevon MadMan
    26.10.2015 07:32 Uhr

Wenn Kopftücher
oder Cannabis erlaubt werden wird nichts passieren.
Also wird es keinen Grund für ein neues Verbot geben.
Das fürchten die Martensteins


Quoteantizyklisches_Kaufverhalten
    25.10.2015 21:33 Uhr

Sind wir ein freies Land?
Dann darf jeder nach seiner Fasson glücklich werden. Wie kommt der Staat dazu, Leuten ihre Bekleidung vorschreiben zu wollen?


Quotevon _bla_
    25.10.2015 18:02 Uhr

Die Religionsfreiheit ist ein Recht des Individuums!
Ein wirklich schlechter Kommentar von Martenstein. Er schreibt: "Es steht für die Idee, dass die Macht des Glaubens Vorrang haben darf vor den Ansprüchen des Staates und den Rechten des Individuums."
Die Religionsfreiheit ist genau ein Recht des Individuums. Es geht in Deutschland doch nicht darum, das Lehrerinnen dazu gezwungen werden ein Kopftuch zu tragen, sondern sie wollen es gerne tragen. Diesen Wunsch, so seltsam er mir auch erscheint, darf ein liberaler Staat nur verbieten, wenn er sehr gute Gründe dafür hat. Wenn ein Grundrecht, hier die Religionsfreiheit, eingeschränkt werden soll, dann muss ohne die Einschränkung schon eine große Gefahr für ein Grundrecht drohen.
Und natürlich waren die Beschränkungen in der Türkei eine Verletzung der Religionsfreiheit. In der Türkei, anders als in Deutschland, lässt sich das Verbot aber immerhin damit begründen, dass ohne ein solches Verbot ein solcher Gruppendruck entstehen würde, das sich kaum eine Frau mehr ohne Kopftuch in die Schule oder Universität traut, diese Gefahr geht in Deutschland von ganz wenigen Lehrerinnen mit Kopftuch gerade nicht aus.
Auch der Vergleich mit Ägypten hinkt: Es ist etwas ganz anders, ob Frauen zum Tragen eines Kopftuchs gezwungen werden oder ob sie es tragen dürfen.
Die Religionsfreiheit beschränkt sich auch nicht darauf, irgendeine als akzeptabel angesehene Richtung einer Religion seiner Wahl zu folgen, sondern jeder einzelne Mensch, kann entscheiden, wie er, falls Vorhanden, seine Religion interpretieren möchte. Religionsfreiheit gilt auch für konservative Muslime.
Und anders als manche andere Staaten hat Deutschland ganz bewusst keinen Laizismus gewählt. Lehrer, und damit auch Muslime, dürfen daher durchaus als religiöse Individuen erkennbar sein.


Quotevon Perry25
    26.10.2015 07:39 Uhr

Antwort auf _bla_ vom 25.10.2015 18:02 Uhr
Das Kopftuch ist nur in wenigen moslemischen Ländern
Tradition! In Westafrika - seit dem 8.jH moslemisch! - ist es anders. Überhaupt hat der Islam - was Kleidung angeht und Sitten - eine sehr große Anpassungsfähigkeit bewiesen! Dies war auch Teil seines Erfolges.

Wenn jetzt Teile der Moslems - vorwiegend aus SA und dem Nahen Osten glauben, sie müssen ihre eigenen Vorstellungen andern Kulturen überstülpen, dann gibt es da keine geschichtlichen Vorbilder!

Der Islam hat sich unseren Sitten in Europa anzupassen, wie er dies immer getan hat!


Quotevon 2010ff
    25.10.2015 17:44 Uhr

Gebt das Neutralitätsgebot...
...im öffentlichen Dienst auf. Dann sollen Christen, Hindus, Buddhisten und Anhänger des Islam tragen, was sie wollen. Der Polizist trägt keine Mütze, sondern einen Turban - sein Glaube will es so.
Und die Polizistin eine Burka. Und wenn ein Mann als Polizist dann auch eine Burka tragen will, dann geht das auch in Ordnung.

Selbstverständlich auch in der Schule und in der Armee.

Dann geben wir doch das Neutralitätsgebot auf. Bitte schön. Wohl bekomms.


Quotevon PhilipKaleta
    25.10.2015 17:29 Uhr

Philip Kaleta
Lieber Herr Martenstein,

Sie fordern zwar eine Entmachtung des Glaubens, beziehen dass allerdings nur auf den Islam. Hat der christliche Glaube keine Macht? oder ist er etwa kein wahrer Glaube?
Quatsch. Sie suggerieren mit ihrem Titel, dass der islamische Glaube bereits mächtig sei in Deutschland. Sie suggerieren, dass die türkische und ägyptische Bürokratie laizistischer sei als die Deutsche und somit dringender Handlungsbedarf bestünde.
Ihre Rhetorik ist zwar subversiv, in ihrem Anliegen aber scharf und konservativ.
Der öffentliche Raum in Deutschland ist bereits durch den christlichen Glauben vermachtet: Kirchensteuer, Kreuze in Schulen, Krankenhäuser die von der Kirche betreiben aber vom Staat (üppig) bezahlt werden.

Erkenntnisse und Fortschritte des langjährigen Diskurses, der sich mit der Problematik von religiösen Symbolen im öffentlichen Raum und der Überscheidung von Kirche und Staat auseinandersetzt, ignorieren sie konsequent.

Lieber Herr Martenstein, Sie fordern nicht die Begrenzung der Macht des Glaubens. Sie fordern nicht die konsequente Trennung von Kirche und Staat.
Sie missbrauchen die Ideale der Aufklärung und des Laizismus für ihre konservativ-christliche Rhetorik, um das Narrativ vom fremden, machstrebenden Islam zu stärken.


...


Aus: "Ein Plädoyer für das Kopftuch-Verbot im öffentlichen Dienst" Harald Martenstein (25.10.2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/harald-martenstein-ueber-islam-und-aufklaerung-ein-plaedoyer-fuer-das-kopftuch-verbot-im-oeffentlichen-dienst/12493726.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] "Die Zeiten ändern sich und wir Christen müssen uns auch immer ändern", predigte Papst Franziskus am Freitag in der Frühmesse. Wie sehr sich Gesellschaften verändern, zeigt sich besonders in den Familien. Auch in der katholischen Welt reicht die Vielfalt mittlerweile von der Vielehe in einigen Teilen Afrikas bis zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften im Westen. Die Erfahrungen von Bischöfen und Priestern der Weltkirche sind zu disparat und die Schlussfolgerungen, die sie daraus ziehen, zu unterschiedlich, als dass sie sich noch auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen. Das hat die Bischofssynode gezeigt, die am heutigen Sonntag in Rom zu Ende geht.

Drei Wochen lang haben 270 Bischöfe darüber debattiert und heftig gestritten, wie die katholische Kirche künftig über das Thema Familie, Ehe und Sexualität sprechen will. Denn Franziskus, dem Apostel der Barmherzigkeit, liegen die Familien am Herzen, die glücklichen wie die gescheiterten. Nirgendwo sonst kommen sich Menschen so nahe wie in Familien, nirgendwo sonst verletzen sie sich so nachhaltig. Doch der von Franziskus und den Reformern in seiner Kirche erhoffte gemeinsame Schritt der Bischöfe nach vorne ist ausgeblieben. Die meisten Traditionalisten beharrten auf ihrer Position. Das ist die schlechte Nachricht.

Das Abschlussdokument, über das die Bischöfe am Samstag abstimmten, verzichtet auf eine rigoristische Sprache und lässt vieles offen. Das ist die gute Nachricht. Wie es scheint, hat die katholische Kirche mit dieser Synode aufgehört, den Menschen in jeder Situation vorschreiben zu wollen, was sie zu tun haben. Es ist jetzt an Franziskus, aus dieser Erkenntnis Schlussfolgerungen zu ziehen und Entscheidungen zu treffen.

Das wird er auch selbstbewusst tun. Denn so sehr er sich eine synodale Kirche wünscht, so sehr hat er erst vor wenigen Tagen bekräftigt, dass der Papst das letzte Wort hat.

Wohin es gehen soll, hat er immer wieder deutlich gemacht, auch kürzlich bei seinem Besuch in den USA und auch am Freitag noch einmal: ,,Wir müssen uns ändern, indem wir im Glauben in Jesus Christus festbleiben, fest in der Wahrheit des Evangeliums, doch unsere Haltung muss sich fortbewegen." Franziskus rüttelt nicht an Lehre und Dogmen, er verändert die Haltung, mit der seine Kirche den Menschen begegnet: den Menschen zugewandt, barmherzig, fürsorglich, liebevoll. Und zwar allen, egal ob sie nach dem katholischen Katechismus leben oder nicht.

Normen und Dogmen sind abstrakt. Barmherzigkeit und Fürsorge sind konkret und an den jeweiligen Ort und seine Menschen gebunden. Deshalb will Franziskus den nationalen Bischofskonferenzen mehr Freiraum geben. Sie sollen selbständiger entscheiden können, wozu sie die Barmherzigkeit drängt.

In Deutschland könnten dann zum Beispiel Bischöfe und Pfarrer in Einzelfällen wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zulassen, von denen sie bisher ausgeschlossen sind, – und die konservativen Kollegen in Afrika könnten weiterhin auf die Dogmen pochen und allen, die in ,,irregulären" Situationen leben, die Hostien verweigern.

Doch die Spannung zwischen Moderne und Tradition, zwischen Theorie und Praxis wird bleiben. Die Vielfalt des Lebens und der Wirklichkeit, der Franziskus auf seelsorgerlichem Wege gerecht werden möchte, verträgt sich letztlich nicht mit dem autoritären System der katholischen Kirche. Und auf den guten König kann schnell ein unfreundlicher Autokrat folgen.

Quotevon Oremus, 25.10.2015 15:10 Uhr

Alle Weisheit kommt von Gott . Die Vernunft ist die "Göttin" der Aufklärung .Aber die Vernunft des Menschen ist Torheit vor Gott . Der Weise baut sein Haus auf Stein , der sich vernünftig glaubende auf Sand. Gott, Christus hat nur eine Kirche gestiftet, mit Petrus als Fels.


Quotevon Weissbaer, 25.10.2015 15:53 Uhr

... "Alle Weisheit kommt von Gott".
... Dogmatisch, inhaltslose Sprüche, ob von dem einen oder anderen imaginären Gott angeblich stammend, genügen längst nicht mehr als Antwort. Wär`s immer noch so, dürften wir hier nicht einmal ansatzweise auch nur darüber diskutieren.

... Übrigens "Oremus", Vernunft ist weder Göttin noch Gott. Vernunft ist, wenn weder Göttin noch Gott erfunden oder erdacht [werden].

...


Quotevon leser_49
    25.10.2015 16:19 Uhr

Antwort auf Oremus vom 25.10.2015 15:15 Uhr
nun ja, das mit der "Weisheit" ist so eine Sache. Was dem einen weise erscheinen mag, ist für den anderen die reine Narretei oder "Sünde". Und das kann sich im Laufe der Jahrhunderte durchaus ändern, sogar in der katholischen Kirche. Ganz wie im "richtigen Leben". Und wenn die "Weisheit" nur von Gott kommt, woher kommen dann Dummheit, Irrtümer etc.


Quotevon KPH, 25.10.2015 18:50 Uhr

Antwort auf Oremus vom 25.10.2015 12:10 Uhr
Frei Denken und Handeln - von Religionen verboten! - Ich bin Agnostiker - also glaube ich, aber nicht an diese "Papiergötter", die von Menschen aufgeschrieben sind, um andere Menschen zu richten und hinzurichten!


Quotevon Berlinfrank
    25.10.2015 07:19 Uhr

Katholische Kirche - Es fällt schwer zu glauben wie sich die Gläubigen von einer Handvoll Alten, Kinderlosen und Knöchernen Männern ohne Kinder bevormunden lassen, oder lassen müssen. Homosexuelle werden benachteiligt, dabei sind sicher sehr viele Bischöfe und Kardinäle vom gleichen Stern fühlen und fühlen so.
Das gleiche Personal was versucht hat die vielen unsäglichen Kindesmissbräuche zu vertuschen, redet von Moral und Ethik - eigentlich widerlich dieses Verhalten im Jahr 2015. Geschieden Menschen verurteilen sie, nehmen ihnen Jobs weg und und und - ein Wunder dass sich die Menschen das noch gefallen lassen in der heutigen Zeit und brav ihre Kirchensteuern bezahlen. ... Fanny und Alexander war ein guter Film und ist sicher heute noch genauso aktuel, was das Bodenpersonal Gottes betrifft.


...


Aus: "Der Papst und die Bischofssynode: Die Vielfalt des Lebens verträgt sich nicht mit der autoritären Kirche" Claudia Keller (25.10.2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/der-papst-und-die-bischofssynode-die-vielfalt-des-lebens-vertraegt-sich-nicht-mit-der-autoritaeren-kirche/12493896.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Eine Weltuntergangsvision, die in naher Zukunft spielt. Aber sie entstammt der Vergangenheit, ist vierzig Jahre alt. Die Frontlinie zwischen Arm und Reich, Schwarz und Weiß verläuft exakt an der Côte d'Azur, am Strand des Mittelmeers. Verschwunden sind zwischen Nizza und Saint-Tropez über Nacht ,,die verchromten Yachten, muskelbepackten Wasserskifahrer, sonnengebräunten Mädchen, dicken Mädchen". Auf dem verlassenen Meer liegt stattdessen ,,eine verrostete Flotte vom anderen Ende der Welt, die keine fünfzig Meter vom Ufer entfernt auf Grund gelaufen sind".

Neunundneunzig Schiffe waren in Indien aufgebrochen, beladen mit Elendsgestalten. Die ,,Vorhut einer Gegenwelt", eine ,,Invasion". Die ausgehungerten Inder, als wimmelnde Insekten beschrieben und angeführt von einem ,,Krüppel" namens ,,Kotkäfer", werden den Strand stürmen, dabei einige Mönche tottrampeln, die ihnen zur Hilfe eilen wollten, und Frankreich sowie das gesamte Abendland überlaufen. Die französische Armee gibt kaum einen Schuss ab, Zivilisten hissen weiße Fahnen. ,,Frankreich hat nachgegeben": Feigheit vor dem Feind, eine schändliche Kapitulation. Und in anderen Regionen der Dritten Welt sammeln sich bereits neue ,,Einwandererflotten".

Das xenophobe und rassistische Szenario entstammt dem Roman ,,Das Heerlager der Heiligen" des französischen Schriftstellers Jean Raspail. Der Royalist und traditionelle Katholik, der 1925 geboren wurde und in Neuilly-sur-Seine bei Paris lebt, hatte seine ideologisch überladene Dystopie 1973 veröffentlicht. Zwei Millionen Exemplare wurden verkauft, zuletzt war nur eine englische Übersetzung lieferbar. Jetzt ist die erste vollständige deutsche Ausgabe von ,,Das Heerlager der Heiligen" herausgekommen, im Antaios Verlag, einschlägig bekannt für neorechte Publikationen. Raspails Roman ist dabei, zum Kultbuch der Pegida-Bewegung sowie anderer Rechter und Rechthaber zu werden. Falls Pegida-Demonstranten überhaupt 400-seitige Romane lesen.

Als Science-Fiction-Geschichte oder Thriller funktioniert das Buch nicht, dafür bleibt die Handlung zu oft im dozierenden Redeschwall seiner Figuren stecken. Aber seine markigen Meinungen, die penetrant wiederholten Warnungen vor einem ,,Ansturm auf das Abendland" scheinen auf gespenstische Weise einen Widerhall in den Parolen der Extremisten von Dresden, Nauen, Dortmund, Heidenau oder Meißen zu finden.

Der Verlag Antaios, benannt nach einer von Ernst Jünger herausgegebenen Zeitschrift und auf einem Rittergut in Sachsen-Anhalt beheimatet, ist eng mit dem ,,Institut für Staatspolitik" und der Wochenzeitung ,,Junge Freiheit" verbunden. Antaios sieht sich in der Tradition der Konservativen Revolution zu Zeiten der Weimarer Republik, das Institut gilt als ein wichtiger Thinktank der Neuen Rechten.

Der österreichische ,,Heerlager"-Übersetzer Martin Lichtmesz, hervorgetreten mit seinem Anti-Charlie-Hebdo-Traktat ,,Ich bin nicht Charlie", verweist im Vorwort zu Raspails Buch auf die Aktualität des Stoffes. Anders als im Roman mit seinen Hungergestalten drängten nun allerdings ,,in der Mehrzahl junge, kräftige Männer" nach Europa. Was im Klartext wohl heißen soll, dass der verweichlichte Westen sich ihrer noch weniger erwehren kann. Der Krieg der Kulturen ist unausweichlich.

Die toxischen Ideen des Buches sind bereits dabei, in den Mainstream einzusickern. So beschreibt der ,,Welt"-Reporter Matthias Matussek in einem Porträt, wie er dem Bestseller-Biografen Rüdiger Safranski Raspails Traktat als ,,unglaublichen Roman zum Thema" Asyl empfiehlt. Safranski reagiert neugierig, schimpft über die Asyl-Gesetze und sagt: ,,Die Politik hat die Entscheidung getroffen, Deutschland zu fluten." Matussek veröffentlichte eine große Eloge auf ,,Das Heerlager der Heiligen" in der Züricher ,,Weltwoche", die der rechtspopulistischen und ausländerfeindlichen Schweizerischen Volkspartei des Unternehmers Christoph Blocher nahesteht.

Mehr als 490 Übergriffe auf Flüchtlingsheime hat es in Deutschland in diesem Jahr bereits gegeben, darunter mehrere Dutzend Brandanschläge. Das waren mehr als drei Mal so viele Straftaten wie im letzten Jahr. Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry hatte einen ,,heißen politischen Herbst" angekündigt. Der Herbst ist jetzt schon ziemlich heiß. Erst trugen Pegida-Demonstranten einen Galgen durch Dresden, an dem Mordaufrufe befestigt waren: ,,Reserviert Angela ,Mutti' Merkel" und ,,Reserviert Siegmar (sic!) ,das Pack' Gabriel". Letzte Woche dann bedauerte der Pegida-Redner Akif Pirinçci zum ersten Jahrestag der ,,Bewegung" nicht bloß, dass die KZs ,,derzeit außer Betrieb" seien, ,,leider". Er beschimpfte auch Politiker als ,,Gauleiter gegen das eigene Volk" und bezeichnete die Grünen als ,,Kinderfickerpartei".

Weniger vulgär, doch mit ähnlich militanter Verachtung urteilt auch Jean Raspail im ,,Heerlager der Heiligen" über Politiker. Er nennt sie ,,gebügelte Silberzungen", deren Hirne bei jeder Gelegenheit ,,eine süße Sahne ejakulierten". Sie verraten das Volk, weil sie, genau wie ,,die große Hure der Massenmedien", die Bedrohung durch die Fremden herunterspielen und sich zu arrangieren suchen. Größer ist Raspails Abscheu nur vor mitleidigen Kirchenleuten, den ,,Kondottiere der Heiden", und einem Papst, der in demonstrativer Bescheidenheit auf einem Strohthron Platz nimmt.

Seine Selbstlosigkeit erinnert an die von Papst Franziskus. Aber für christliche Tugenden wie Nächstenliebe und Wohltätigkeit ist in diesem reaktionären Weltbild kein Platz. Rassismus hält Raspail für ein Naturgesetz: ,,Der Mensch hat nie das Menschengeschlecht en bloc geliebt, sondern immer nur diejenigen, die er als seinesgleichen betrachtete." Matussek rühmt den Autor als ,,Stilist von Gnaden". Doch die Lektüre des Romans ist zäh, die Wortwahl oft plump (,,bohrender Kohldampf"), die Dramaturgie überraschungsfrei.

Wenn bei den Pegida-Demonstrationen von Journalisten, auch ,,Presstituierte" genannt, die Rede ist, schreien die Protestler ,,Arbeitslager!". ,,Abschieben!", heißt es über Politiker, und wenn es um die Regierung geht: ,,Widerstand!". Die Kommunikationswissenschaftlerin Anna-Maria Schielicke hat für die ,,Dresdner Neuesten Nachrichten" die Sprache der Pegida-Wutbürger untersucht und den Zusammenhang zwischen den verrohten Begriffen und einer wachsenden Gewaltbereitschaft erläutert.

So hat etwa Tatjana Festerling, die für Pegida bei den Kommunalwahlen kandidierte, einen Aufruf des ehemals extrem linken, jetzt rechtsradikalen Publizisten Jürgen Elsässer aufgegriffen und an Soldaten wie Polizisten appelliert, sich auf ein ,,Recht auf Widerstand" zu berufen und die Arbeit niederzulegen. Das wäre ein kalter Staatsstreich. Kritiker werden von Pegida als ,,Insekten", ,,Viehzeugpack" oder ,,Herrenmenschen" tituliert. Doch Alexander Gauland, stellvertretender Vorsitzender der AfD, die in Wahlumfragen bei 7 Prozent liegt, sagt: ,,Diese Leute können unsere natürlichen Verbündeten sein."

Kürzlich beklagte der Schriftsteller Botho Strauß das allmähliche Verschwinden, genauer gesagt, die Auslöschung der deutschen Kultur. Die ,,Sozial-Deutschen" seien ,,nicht weniger entwurzelt als die Millionen Entwurzelten, die sich nun zu ihnen gesellen". Apokalypse, auch hier. Der Geistesmensch Strauß kommt sich vor wie das Relikt einer aussterbenden Art, seinen ,,Spiegel"-Essay nannte er ,,Der letzte Deutsche".

Aber sein Einsamkeitsgefühl ist kein Alleinstellungsmerkmal. Jean Raspail hat einen Essayband mit dem analogen Titel ,,Der letzte Franzose" veröffentlicht. Anders als bei Strauß beschränkt sich seine Sorge nicht auf eine Nation, sie gilt der ganzen ,,700 Millionen zählenden weißen Rasse". In einem früheren Vorwort zu ,,Das Heerlager der Heiligen" prophezeit Raspail: ,,Diese kommenden Zeiten werden grausam sein." Grausam ist diese obszöne Literatur, die sich in blutigen Endzeitfiktionen suhlt.

Quotevon rino_a_berlino
    27.10.2015 18:11 Uhr

Ich kenne das Buch - Man sollte es einfach lesen und eine eigene Meinung bilden.

Quotevon purist
    27.10.2015 19:18 Uhr

Antwort auf rino_a_berlino vom 27.10.2015 18:11 Uhr
@rino
Ich jedenfalls muss nicht dieses Buch lesen (Rezensionen reichen mir), um mir eine Meinung über Neo-Faschisten zu bilden.


Quotevon kerrin
    27.10.2015 20:24 Uhr

Antwort auf purist vom 27.10.2015 19:18 Uhr
mir
reicht auch schon der Wiki-Artikel dazu... (ausnahmsweise)


Quotevon beccon
    27.10.2015 21:14 Uhr

Antwort auf purist vom 27.10.2015 19:18 Uhr
selber lesen vs. nachplappern
Doch, das sollten Sie. Anders wird es lächerlich.

Es gab mal in den 50ern einen Prozeß gegen Beate Uhse, wo Leute als Zeugen auftraten, die sich durch den Inhalt der Kataloge ihres Unternehmens belästigt gefühlt - die entsprechenden Umschläge aber nachweislich gar nicht geöffnet hatten.


Quotevon DaW
    28.10.2015 07:31 Uhr

Antwort auf rino_a_berlino vom 27.10.2015 18:11 Uhr
... Müssen Sie Abwasser eigentlich probieren, um sich "eine eigene Meinung zu bilden" und zu wissen, dass es ungenießbar ist?



Quotevon sgt.flower
    27.10.2015 17:00 Uhr

"Das Heerlager der Heiligen"
ist meines Erachtens erstmals 1985 in deutscher Sprache erschienen und damals gab es diese Pegida auch noch nicht.

Bei seinem Erscheinen 1973 löste es in Frankreich auch keinen Skandal aus, nicht einmal eine Debatte.


Quotevon Kulen-ist-lecker
    27.10.2015 14:34 Uhr

Lesewarnung? Eher Werbung!
Das nenne ich mal Werbung.
Von Lesewarnung keine Spur.
Die von Christian Schröder benutzten Beleidigungen werden den Verkauf des Buches nur noch ankurbeln.
Ob er das so beabsichtigt hatte? ...


Quotevon yohak
    27.10.2015 14:00 Uhr

Fairness
Es wäre ein Gebot der Fairness (wie auch der Leserfreundlichkeit), daß, wenn man Artikel kritisiert, man dazu auch die Links bereitstellen sollte, damit sich der Leser ein eigenes Bild machen kann, wenn er will. Für die beiden Matussek-Artikel habe ich mal die Links herausgesucht, es sind http://www.welt.de/politik/deutschland/article146941915/Deutschland-fluten-Da-moechte-ich-gefragt-werden.html und http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2015-40/literatur-lust-die-eigene-kultur-auszuloeschen-die-weltwoche-ausgabe-402015.html. ich möchte jedoch den Tagesspiegel herzlich bitten, sich künftig selbst um Mindeststandards einer fairen Auseinandersetzung zu bemühen.


Quotevon halfscot
    27.10.2015 13:52 Uhr

Was will uns der Autor sagen?
Hitlers Lieblingskomponist war Wagner. Darf jetzt Frau Merkel Wagner nicht mehr gut finden?
Es ist doch kein Wunder, dass die Kritiker unserer Asylpolitik diesen Roman empfehlen. Die düstere Dystopia droht doch wahr zu werden. Das hat schon der Grüne Palmer gemerkt. Das Traktat von Herrn Schröder wird daran nichts ändern. Die Ängste vieler Menschen sind alles Andere als diffus, wie uns ständig erklärt wird.
Auch der Roman 'Unterwerfung' drückt das deutlich aus.


Quotevon WLAN
    27.10.2015 10:39 Uhr

Die Wut muss sehr groß sein
Ich habe von dem Buch noch nie gehört - jetzt kenne ich es. Akif Pirinçci kannte ich vorher noch nicht, aber dank der stets belehrenden Journalisten, die uns ja unbedingt zeigen müssen wie böse er ist, kennen ihn nun viele. Dabei wäre jeder Kommentar zu Pirinçci überflüssig gewesen, denn die Worte sprechen für sich. Hinter diesem "Empörungs-Journalismus" steckt eine unermessliche Wut auf Bürger, die anderer Meinung sind als die veröffentliche Meinung der Politiker und Journalisten, die tagtäglich in Tals-Shows oder Nachrichten als "politisch-korrekt" verkauft wird. Man sollte sich fragen, ob brennende Asylbewerberheime unbedingt in einem Zusammenhang mit einem "heißen Herbst" seitens der AfD in Verbindung gebracht werden müssen, denn die AfD hat noch nie vor Asylbewerberheimen demonstriert. Und Herrn Gauland, der etwa vor einem Jahr bei PEGIDA war und das als "Potpourri" bezeichnet hatte, nun in eine Verbindung mit der viel radikaleren PEGIDA in einen Topf zu werfen, disqualifiziert den ganzen Artikel.

Quotevon hammerling
    27.10.2015 11:42 Uhr

Antwort auf WLAN vom 27.10.2015 10:39 Uhr
@WLAN
War es nicht Gauland, der die PEGIDA als "die natürlichen Verbündeten der AfD" bezeichnete? Das hat er anders gemeint, stimmt's?


Quotevon WLAN
    27.10.2015 13:05 Uhr

Antwort auf hammerling vom 27.10.2015 11:42 Uhr
@hammerling - bitte Gauland richtig zitieren
Gauland hat gesagt, dass diese Menschen unsere natürlichen Verbündeten sind. Das bezog sich nicht unbedingt auf die Veranstalter. Frau Petry hatte bei dem einzigen Treffen mit den PEGIDA-Veranstaltern (noch bevor Bachmanns Facebook-Einträge bekannt waren) diesen offen gesagt, dass man weiß, dass bei PEGIDA auch Rechtsradikale mitlaufen.
Aber es ist eine Falschaussage, wenn man alle 20.000 Menschen, die zu PEGIDA gehen, als Rechtsradikale beschimpft. Wer in Dresden mit der Politik der GroKo nicht zufrieden ist, der geht zu PEGIDA - wohin soll er denn sonst gehen ? Daran ändert die Tatsache nichts, dass die Redner bei dieser Demo keine intellektuelle Glanzleistung abliefern. Es reicht schon das Gefühl, dass man mit seiner Denkweise nicht allein ist. Und es gab ja auch Stimmen, die bei Pirinçcis Rede "keine Hetze" gerufen haben.



...


Aus: "Das Kultbuch der Neuen Rechten - eine Lesewarnung" Christian Schröder (27.10.2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/kultur/jean-raspail-das-heerlager-der-heiligen-das-kultbuch-der-neuen-rechten-eine-lesewarnung/12500440.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Regierung in Burma will die Rohingya auslöschen - das belegen Juristen der Yale-Universität in einem aktuellen Untersuchungsbericht. Sie beklagen die systematische Verfolgung der muslimischen Minderheit.

In zehn Tagen wählt Burma bei den ersten freien Wahlen seit Jahrzehnten ein neues Parlament. Die Abstimmung am 8. November gilt als Meilenstein auf dem Weg zur Demokratisierung des Landes.

Doch trotz dieses Fortschritts: Für die muslimische Minderheit der Rohingya ist die Menschenrechtslage unerträglich. Forscher der Yale-Universität werfen der Regierung einen Genozid an den Rohingya vor. Die Wissenschaftler analysierten die Verfolgung der mehr als eine Million Menschen für die Menschenrechtsorganisation Fortify Rights.

"Rohingya sind existenziell bedroht, und ihre Lage wird immer schlimmer", sagte Fortify-Rights-Direktor Matthew Smith. "Es ist an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft etwas tut."

Nach der Analyse der Yale-Experten entspricht die systematische Verfolgung der Rohingya den gängigen Definitionen von Völkermord. Angehörige der Volksgruppe würden ermordet. Die Lebensbedingungen sowie Heiratsverbote und Vorschriften über die Kinderzahl seien darauf angelegt, die Volksgruppe zu zerstören. Behörden und Politiker zeigten mit ihren Aktionen und Äußerungen, dass sie es auf die Ausrottung der Gruppe angelegt haben.

Mehr als 80 Prozent der gut 51 Millionen Einwohner Burmas sind Buddhisten. Die überwältigende Mehrheit unterstützt die Diskriminierung gegen die Rohingya.

Die Muslime leben teils seit vielen Generationen in der Rakhine-Region im Westen des Landes. Burmas Regierung bezeichnet sie als illegale Einwanderer aus dem Nachbarland Bangladesch und verweigert ihnen die Staatsbürgerschaft und grundlegende Rechte.

2012 kam es zu schweren Unruhen, bei denen buddhistische Mobs unter den Augen der tatenlosen Sicherheitskräfte Rohingya ermordeten und Häuser in Brand steckten. Dutzende Menschen wurden getötet. Die Behörden zwangen daraufhin 140.000 in Lager, in denen es weder genügend Nahrung noch Gesundheitsversorgung gibt.

...


Aus: "Drohender Völkermord an Rohingya: Burma verfolgt muslimische Minderheit systematisch" (29.10.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/burma-juristen-beklagen-voelkermord-an-rohingya-a-1060100.html


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Quote[...] "Flüchtlingsdebatte: Männer, Monster und Muslime" Eine Kolumne von Jakob Augstein (02.11.2015)

Der dauergeile Muslim. Das ist der Schrecken des Abendlands. Mit der Zahl der Flüchtlinge wächst der fremdenfeindliche Reflex. Ganz vorne: die Angst vor den jungen, aggressiven Männern mit den dunklen Augen.

Zu Hause unterdrücken sie ihre eigenen Frauen. Jetzt bedrohen sie unsere. Betonung auf "unsere". Da lässt sich von linken Emanzen bis zu rechten Pöblern eine erstaunliche Einigkeit herstellen in Einwanderungs-Deutschland.

Der AfD-Politiker Uwe Wappler aus Niedersachsen hat dem Fernsehmagazin "Panorama" neulich die Geschichte eines zwölfjährigen Mädchens erzählt, das im Bereich Unterweser von einem Flüchtling vergewaltigt worden sein soll: "Wenn so etwas passiert und man greift aus Political Correctness nicht ein und macht die Täter nicht dingfest, dann ist das Anarchie."

Der Reporter fragt nach. Wappler sagt, er habe den Vorfall nicht "exakt präsent". Der Reporter bleibt hartnäckig. Da sagt der AfD-Mann: "Ich gestehe Ihnen zu, dass Sie hier sehr gute journalistische Arbeit machen. Da haben Sie mich auf dem falschen Fuß erwischt."

Offenbar fängt Herr Wappler erst an mit dem Rechtspopulismus. Als Profi hätte er laut "Lügenpresse" gerufen und den Reporter angeschnauzt, was ihm eigentlich einfalle...

Aber das Netz ist voll von solchen Geschichten. Das sexuelle Gerücht über den Ausländer schwappt gerade über. Das Erschreckende: Es wird von allen Seiten genährt.

Die CDU-Politikerin Julia Klöckner spricht von Männern "mit einem mittelalterlichen Frauenbild". Der Historiker Jörg Baberowski sieht überall "junge, ungebildete und aggressive Männer". Alice Schwarzer fordert: "Wir müssen auch von den Macho-Männern Respekt vor Demokratie und Rechtsstaat, vor Frauen und Kindern einfordern." Und in Hessen haben Organisationen, die sich um die Rechte von Frauen kümmern, vor Männern gewarnt, "die Frauen ohnehin eine untergeordnete Rolle zuweisen und allein reisende Frauen als "Freiwild behandeln."

Jung, aggressiv, mittelalterliches Frauenbild, Machos, behandeln Frauen wie Freiwild. Die Flüchtlinge haben noch nicht mal ihre Sachen ausgepackt, aber wir wissen schon alles über sie.

Im Jahr 2014 stammten zwei Drittel der Asylanträge in Deutschland von Männern. Mehr als 70 Prozent waren jünger als 30 Jahre. Das ist auch nicht verwunderlich. Die Flucht nach Norden ist anstrengend und gefährlich. Wer kann, geht allein vor und lässt Frau und Kinder erst einmal zurück. Aber Pegida und "Emma" sind sich einig: diese Flüchtlinge stellen ein Problem dar. Sie sind Männer und Muslime - und sie sind jung. Hier treffen sich Bildungsbürger von der CDU mit Rüpelbürgern von der AfD und auch grüne Willkommensfreunde nicken verständnisvoll.

Kulturchauvinismus und Rassismus überwinden alle Grenzen. Und zusätzlich fürchtet unsere alternde Gesellschaft die Virilität der Kommenden.

Man kann die Mechanismen der Sozialpsychologie derzeit beobachten wie im Lehrbuch. Alte Metaphern kehren zurück. Die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sprach von neuen Sicherungsmaßnahmen, die notwendig geworden seien, weil der "Zustrom" größer als der "Abfluss" sei. Schwemme, Strom, Brandung. Die Flüchtlinge ergießen sich über uns. So haben seinerzeit die Nazis über die Kommunisten geredet, als sie die "rote Flut" beschworen und die "Welle des Bolschewismus".

Der Fremde und seine bedrohliche Sexualität - das ist in Wahrheit das älteste Vorurteil des Rassismus. Schwarze haben den Längsten und Juden können am längsten. Das erzählt der Herr im Flugzeug der interessierten Blondine. Und stellt sich dann als Shlomo Lumumba vor. Als Witz funktioniert die Übertragung sexueller Ängste und Phantasien ganz gut.

In der Wirklichkeit hört der Spaß hier auf.

Gerade der Orient war immer der Ort für eigene sexuelle Projektionen.

Schleier und Tänze, Harem und Badehaus - und natürlich die Vielehe - versprachen eine andere Sexualität, freier, mit weniger Schuld. Der triebhafte Araber, der schamlos-lüsterne Jude, das sind die Erfindungen des Westens. Im Nazi-Film "Jud Süß" vergewaltigt der Jude Oppenheimer die brave Dorothea, die daraufhin ins Wasser geht.

Und wenn man sich lange genug mit gebildeten Zeitgenossen unterhält, stehen die Chancen nicht schlecht, dass irgendwann einer sagt, der Islam sei in seiner ganzen Frauenverachtung doch in Wahrheit eine Religion für Schwule. Eine sonderbare Drehung, weil der Muslim dann gleichzeitig als Frauenfeind gelten kann und dennoch kein "richtiger Mann" ist. Aber das passt dann zu einem Diktum von Adorno: "Totalität und Homosexualität gehören zusammen."

Das sagt alles freilich mehr über den Zivilisationsgrad der Deutschen aus als über den der Flüchtlinge. Und mit Wahrheit hat es nichts zu tun. Nur mit dem Gerücht.

Leider kein Gerücht ist der Tod eines vierjährigen Jungen aus Bosnien. Er wurde Opfer eines Sexualverbrechens, das ein Deutscher an ihm begangen hat.

Quote
8. Gegendarstellung wenn es erlaubt ist
Ottokar heute, 15:15 Uhr
Unter den deutschen Monteuren die im Nahen Osten tätig waren herrschte die Meinung vor das die eingeborenen Männer ihre Frauen nicht auf die Strasse lassen aus Angst das wenn diese mit den Monteuren anbandeln die eingeborenen Männer schlechte Karten zur Fortpflanzung hätten.


Quote
14. Psychologie ...
unbekanntgeblieben heute, 15:24 Uhr
Geäußerte, unbegründete Ängste stellen sich doch hin und wieder als ein auf Mangel an Wissen auf andere projeziertes Selbstbild raus ... Zu deutsch: "Wer am lautesten Betrug unterstellt, fürchtet am meisten das seine Absichten erkannt werden " Den meisten scheint nicht klar zu sein, das die 'Informationen' die sie anderen andichten (Vorurteile), ihrer eigenen Fantasie entspringen. ...



QuoteDanke
sued78 heute, 15:27 Uhr
... Vorurteile sind viele einfacher als rationales denken .


Quote
22. Was soll diese Polemik
harryhorst heute, 15:39 Uhr
vom dauergeilen Muslim? Das kulturelle Problem ist die Einstellung vieler junger männlicher Muslime Frauen gegenüber. Ich habe an einem Charlottenburger Gymnasium immer wieder erlebt, wie junge Muslime aus der Türkei oder Palästinenser eine Zensurenbeurteilung in Klausuren oder auf dem Zeugnis nicht akzeptieren wollten, da ein Mann sich nicht von einer Frau beurteilen lassen kann. Ähnliches gilt für die dargestellte Überheblichkeit gegenüber den unwerten Ungläubigen. Von aggressiver Homophobie wird uns von Schülern immer wieder berichtet, meist hinter vorgehaltener Hand aus Scham. Augstein sollte sich mal im Alltag an der Basis umsehen, statt sich aus seiner schönen Villa heraus ein schönes Bild selber malen.


Quote
25. Bis zum letzten Satz gut
Firewing6 heute, 15:40 Uhr
Ich gebe zu, dass ich auch das Bild des "mittelalterlichen jungen Arabers" im Kopf habe. Der Artikel hat mich nachdenklich gemacht. Ich fand die Ausführungen überzeugend. Dann kommt der letzte Satz und Augstein schafft es wie immer alles zu verzerren. Ohne Moralkreule geht es eben nicht. Jetzt bin empört und (wieder einmal) enttäuscht vom Autor.


Quote
31. Andere Menschen, gleicher Kopf
Semonides heute, 15:46 Uhr
[Zitat von bekkawei] ...Damals war das gesellschaftliche Klima bei weitem nicht so nachgiebig. Ein "Herfallen" über Frauen hätte zu einem Auftsand geführt. ... Die Gastarbeiter damals malochten von morgens bis abends. Die jungen Männer in den Aufnahmelagern jetzt haben Zeit ohne Ende.

Dennoch sagte man damals den jungen Männern nach, sie würden stets jungen deutschen Frauen nachsteigen. Und warnte junge Frauen entsprechend. Vorurteile sind dieselben. Dass es Vorurteile sind merkt man spätestens daran, dass die jungen Männer austauschbar sind: Gastarbeiter, Südeuropäer, Türken, und heute eben Muslime. Gleich bleibt nur eins: der Kopf, in dem die Vorurteile toben.


Quote
32. Danke Herr Augstein
rambazamba1968 heute, 15:47 Uhr
Statt uns zu schämen für Europa, wenn jeden Tag Menschen im Meer ertrinken, über Land fast erfrieren und in Deutschland Flüchtlinge angegriffen werden, Flüchtlingsheime brennen, fällt vielen nichts besseres ein über Zäune zu diskutieren und wie im Artikel beschrieben die Ängste gegen das Fremde zu schüren. Wenn ich in meinem Umfeld mit unpolitischen Menschen diskutiere, würde ich am liebsten dieses Land verlassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nicht nur Integrationskurse für Flüchtlinge anbieten müssen, sondern auch der deutsche Bürger Nachhilfeunterricht benötigt in Themengebieten wie Menschenrechte, Rassismus und Volksverhetzung.


Quote
33. Die islamische Religion ist vielfältig....
ludwig49 heute, 15:47 Uhr
...und bewegt sich zwischen modern und archaisch. In unseren Breiten wird die Religion insgesamt wohl auch deshalb als bedrohlich empfunden, weil die Nachrichten aus islamischen Regionen nicht zum besseren gegenseitigen Verständnis beitragen. Nicht weg diskutieren kann man auch die untergeordnete Rolle der Frau, bzw. die diktatorische Selbstverständlichkeit, was die Frau zu tun und zu lassen hat.


Quote
36. Mit Blindheit geschlagen
jubelyon heute, 15:53 Uhr
Augstein tut, als sei die Unterdrückung der Frau im Islam eine Erfindung von Rassisten. Auf welchem Planeten lebt er denn? Noch nie was von der Menschenrechtlerin Hirsi Ali gehört? Sie steht wegen Bedrohung durch muslimische Männer übrigens unter Polizeischutz.


Quote
37. Ausländerhass putzt sich mit Feminismus
Semonides heute, 15:54 Uhr
Erstaunlich auch, dass sich mit dieser kruden Vorstellung vom notgeilen jungen Muslim die Kritik nun gegen den jungen männlichen Flüchtling richtet - nicht an die Politik, die mit Flüchtlingen nicht umzugehen vermag, nicht an die Herkunftsstaaten, in denen Menschen verfolgt und ermordet werden. Ein prächtiger Kunstgriff: schon kann man munter den jungen muslimischen männlichen Flüchtling ablehnen, mit bestem und reinen Gewissen natürlich: der junge Muslim ist schließlich gefährlich. Verlockend: modernster Feminist und zugleich reaktionärster "Asylgegner" sein zu können, der Ausländerhass wäscht sich mit Feminismus rein. Wie etliche Beiträge auch hier beweisen.


Quote
39. Ganz wichtiger letzter Satz
dachristoph heute, 15:57 Uhr
doch wünsche ich mir auch von Ihnen, Herr Augstein, dass Sie die Sorgen und Ängste ernst nehmen. Einer Polizistin zu sagen, sie hätte keine Ahnung von der "Strasse", ist aus Ihrer Position(schwer reiches Elternhaus) reichlich arrogant. Auf die Frage "Wovor haben unsere Bürger denn bitte Angst?", möchte ich Ihnen antworten: Vor dem Unbekannten. Das gilt für ein vermeindliches Frauenbild dieser Flüchtlinge, wie die fehlende Erfahrung als Europäer in einem reichen Land mit seinen Sitten zu leben. Von Kultur will ich gar nicht sprechen, obwohl gerade Sprache so wichtig ist, für eine gelungene Integration.


Quote
55. falsche Debatte
TomTailor heute, 16:21 Uhr
Warum wird hier Energie und Zeit verschwendet darüber zu fabulieren ob Deutsche oder Ausländer die besseren Menschen sind? Na klar ist die Kriminalitätsrate unter mittellosen, gering-qualififzierten und in die Enge getriebenen Menschen höher. Vorallem wenn es sich mehrheitlich um junge Männer handelt die nichts zu tun haben. Deutsche wären da sicher kaum besser. Nur helfen tut die Erkenntnis einem Raub- oder Vergewaltigungsopfer eben nicht. Wenn in meiner Ortschaft 1.100 Asylbewerber (davon 67% junge Männer) in eine 6.000er Gemeinde ohne dauerhaft besetzte Polizeiwache gesteckt werden, muss ideologiefrei ernst genommen werden. Und da sind Sie - Herr Augstein - Teil des Problems und nicht der Lösung.


Quote
59.
Wofgang heute, 16:23 Uhr
[Zitat von dachristoph]doch wünsche ich mir auch von Ihnen, Herr Augstein, dass Sie die Sorgen und Ängste ernst nehmen. Einer Polizistin zu sagen, sie hätte keine Ahnung von der "Strasse", ist aus Ihrer Position(schwer reiches Elternhaus) reichlich arrogant. Auf die Frage "Wovor haben unsere Bürger denn bitte Angst?", möchte ich Ihnen antworten: Vor dem Unbekannten. Das gilt für ein vermeindliches Frauenbild dieser Flüchtlinge, wie die fehlende Erfahrung als Europäer in einem reichen Land mit seinen Sitten zu leben. Von Kultur will ich gar nicht sprechen, obwohl gerade Sprache so wichtig ist, für eine gelungene Integration.
In Hamburg gibt es ein interessantes Angebot. das Welcome Dinner. Deutsch Familien laden Flüchtlinge dazu ein und lernen sie kennen. Auf viele Wochen ausgebucht. Wollen wir wetten, dass kein Pegida Spaziergänger und kein AfD Scharfmacher daran teil nehmen.


...

http://www.spiegel.de/forum/politik/fluechtlingsdebatte-maenner-monster-und-muslime-thread-375782-1.html


Aus: "Flüchtlingsdebatte: Männer, Monster und Muslime" Eine Kolumne von Jakob Augstein (02.11.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlinge-deutsche-angst-vor-muslimischem-mann-kolumne-a-1060655.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Kleidung habe auch etwas mit Haltung zu tun, sagt Schulleiterin Sandra Vöhringer, und deshalb will die Pädagogin der Glemstalschule im schwäbischen Schwieberdingen zukünftig Jogginghosen verbieten.

Sie kündigte eine Arbeitsgruppe an, in der sich Lehrer, Eltern und Schüler Anfang Dezember Gedanken über eine neue Kleidungsordnung machen wollen.

Eins stehe für sie aber schon jetzt fest: Die Jogginghose passt nicht auf den Schulhof und in die Klassenzimmer. "Es würde ja auch kein Schüler so zum Praktikum gehen", sagte Vöhringer. So eine sackförmige Schlabberhose sei maximal zum Abhängen auf dem Sofa daheim geeignet, nicht aber zum gemeinsamen Lernen in der Schule. "So eine Jogginghose begleitet manche Jungs die ganze Woche."

Vöhringer sagt, sie habe beim Jogginghosen-Aus die Unterstützung von den Eltern und auch den meisten Schülern. "Da haben wir positive Signale." Der Elternbeirat sei dafür. Es gebe auf beiden Seiten einen hohen Anteil derjenigen, die eine Kleiderordnung gut fände. Den Eltern erspare es ja auch die tägliche Diskussion mit ihren Kindern, was diese anziehen sollten.

Die Arbeitsgruppe werde sich jedoch nicht nur mit der Jogginghose befassen, betonte die Rektorin der Schule mit 600 Schülern der Klassenstufen fünf bis zehn. Es gehe allgemein um die Frage, was eine angemessene Kleidung für die Schule sei.

Womit dann auch über Bauchfrei-Shirts und Hotpants diskutiert werde. Einige Jungs hätten schon angemerkt, dass dann auch über die mindestens ebenso peinlichen Leggings der Mädels geredet werden müsse.

lgr/dpa

QuoteErster Schritt
Paul Panda heute, 10:36 Uhr
Gut so. Doch dies wäre erst ein erster Schritt: Das Tragen von Jogginghosen im kompletten öffentlichen Bereich sollte mit Bußgeld belegt werden (außer beim Joggen natürlich). Dasselbe sollte für Kapuzen gelten. Duschzwang und Bedecken von Tattoos vor dem Betreten des öffentlichen Bereiches sollte gesetzlich vorgeschrieben - und Piercing- und Tattoo-Studios gesetzlich verboten werden. Essen und Trinken in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf Gehwegen (speziell von übelriechendem Fastfood und Alkohol) gehört ebenfalls geächtet. Dann käme dem Motto: "Unser Dorf soll schöner werden" endlich eine völlig neue Bedeutung zu.


QuoteKleidung hat etwas mit Haltung zu tun...
gatoalforno heute, 10:18 Uhr
Da hat die Direktorin (Rektoren gibt's in Deutschland an Universitäten) völlig recht. Dann sollte man etwas an der Haltung der Schüler was ändern. Vor allem wie soll das Schlabberhosenverbot denn durchgesetzt werden? Kontrolle am Schultor? Da machen sich die Schüler glatt in die (Jogging-) Hose.


Quoteackergold heute, 10:10 Uhr
Ich finde, man sollte die Kinder das tragen lassen, was sie wollen. Das ist Ausdruck ihrer individuellen Entwicklung und Dresscodes kommen später noch genug auf sie zu. Was soll man übrigens gegen Hotpants haben? Beim Schwimmunterricht tragen auch alle Badehose und Bikini, ohne dass sich jemand drüber aufregt. Es ist nicht Aufgabe der Schule, in die Erziehung der Menschen einzugreifen. Die Schule hat Bildung zu liefern und nicht Kleinderordnungen.


QuoteSchlechter Vorschlag
sample-d heute, 10:19 Uhr
Das Verbot einzelner Kleidungsstücke geht meiner Ansicht nach gar nicht. Wenn man Kleidung als Individualisierungsmerkmal nicht haben möchte, etwa um soziale Unterschiede nicht sichtbar werden zu lassen, sollte man besser generell eine Schuluniform einführen. Gesellschaftlich wesentlich relevanter hielte ich jedoch ein Verbot von Anzügen in der Finanz- und Versicherungswirtschaft. Hier wird durch die Art des Auftretens eine Seriosität vorgespiegelt, der bei vielen Anlegern und Kunden ein nicht gerechtfertigtes Vertrauen in Sicherheit und Kompetenz erzeugt.


QuoteNonsense
enforca heute, 10:11 Uhr
Die Pädagogen sollten sich lieber mal bemühen den Schülern ein politisches Bewusstsein und ethische Werte zu vermitteln, anstatt sie sinnlos in ihrer Freiheit einzuschränken und zur Konformität zu erziehen. Auch wenn es für die Lehrenden sicher am bequemsten ist, wir brauchen keine Scheuklappen tragenden Ja-Sager, sondern individuelle Persönlichkeiten.


QuoteVon wegen...
ultimatekayozz heute, 10:11 Uhr
Ich würde meinen Sohn dann erst recht mit einer Jogginghose zur Schule schicken. Jede Zeit hat ihren Trend und wieso sollte man nicht bequem lernen dürfen?


QuoteVerbote schaden nur
rbwntr heute, 10:13 Uhr
Das führt leicht zu Diskriminierung. Besser wären Plakate mit dem Thema: Jeder blamiert sich so gut er kann.



QuoteEntweder oder
Siúlóir heute, 10:22 Uhr
Entweder eine Schuluniform wird für alle verbindlich vorgeschrieben, oder die Kleiderwahl ist frei. Wie auch immer geartete Vorlieben oder Abneigungen von Schulleitungen sind hier völlig fehl am Platz!


QuoteVorschriften
dachauerthomas heute, 10:29 Uhr
Hauptsache wir können unseren Mitmenschen Vorschriften machen. Lasst uns doch unsere Freiheiten, auch die, sich zu blamieren, nur daraus wird für ein verantwortliches Leben gelernt. Vorschriften erzeugen Untertanen, davon hatten wir wahrlich schon zuviele.


QuoteRobMcKenna heute, 10:34 Uhr
Bezeichnend und entlarvend finde ich diesen Satz aus dem Artikel: "Den Eltern erspare es ja auch die tägliche Diskussion mit ihren Kindern, was diese anziehen sollten." Er bestärkt mich in meinem Eindruck, dass Erziehung von Eltern zunehmend als lästig empfunden und das folglich gar nicht mehr übernommen wird.



QuoteKleiderordnung ?
dasdondel heute, 10:40 Uhr
Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt... woraus folgt : Verbot von Jogginghose ist verfassungswidrig.



Aus: "Dresscode für Schüler: Schule will Jogginghosen verbieten" (11.11.2015)
Quelle: http://www.spiegel.de/schulspiegel/dresscode-fuer-schueler-raus-aus-der-jogginghose-a-1062216.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] ... Wer in der Spitze der Politik mitspielen will, muss sich ein dickes Fell anschaffen und akzeptieren, dass es nicht fair zur Sache geht – und das betrifft, leider, auch das Äußerliche. Es sollte nicht so sein, aber natürlich spielt in einer Mediendemokratie das Aussehen der Politikerinnen und Politiker eine Rolle.

Hat irgendjemand im Willy-Brandt-Haus schon mal hochgerechnet, wie viele Wählerstimmen die Leibesfülle ihres Chefs und möglichen Spitzenkandidaten bei der kommenden Bundestagswahl, Sigmar Gabriel, kosten könnte? Merkel wurde vor ihrer Kanzlerschaft auch deshalb lange nicht für voll genommen, weil ihre Frisur so seltsam war – man erinnere sich etwa an die Sixt-Werbung. Und diese Werbeleute haben da qua Jobbeschreibung eine ziemlich gute Nase.

Und nun also Anton Hofreiter. Seit zehn Jahren sitzt der 45-Jährige für die Grünen schon im Parlament, vor zwei Jahren wurde er zum Fraktionschef gewählt. Seitdem gibt es in der Partei unter der Hand Gegrummel, dass der ,,Toni" zwar ein kluger Mann sei, aber halt nicht so dolle rüberkomme. Auch wegen seines Äußeren, vor allem wegen seiner langen blonden Haare, die vielleicht an Jesus von Nazareth erinnern, wenn der denn Mitteleuropäer gewesen wäre.

Wie auch immer: Hofreiter hat jetzt in der taz angekündigt, als Spitzenkandidat bei den Bundestagswahlen anzutreten – und es ehrt ihn, dass er sein Äußeres offensiv thematisiert: Er glaube, viele Leute hätten die Nase voll von ,,genormten Figuren": ,,Die Leute wollen eher Politiker, die nicht vorgeben, etwas zu sein, was sie nicht sind." Das mag so sein, aber es trifft sicherlich nur auf einen Teil der Wählerschaft zu. Und wie groß ist die?

Es ist ungerecht, aber viele Wählerinnen und Wähler schauen eben doch, ob da jemand nur mit bayerischem Akzent sprechen kann, ob die Frisur vielleicht in den 70ern in Oberbayern cool war und ob da jemand etwas zu viele Kilos auf die Waage bringt oder nicht. Herrschaft, auch die Herrschaft des Volkes, hatte schon immer etwas mit Ästhetik zu tun – und nur in Monarchien oder Diktaturen spielte und spielt das Äußere der Leute an der Spitze des Staates überhaupt keine Rolle, durfte und darf keine Rolle spielen.

Joschka Fischer hat das gespürt: Er joggte sich geradezu brutal die Kilos vom Leib, als Mitte der neunziger Jahre eine rot-grüne Machtperspektive sichtbar wurde – auch seinen Stil änderte er radikal, von der Lederjacke zum schicken Anzug. War er dadurch weniger authentisch? Überhaupt: Dürfen sich nicht auch Politikerinnen und Politiker neu erfinden, und sei es im Äußerlichen?

Trägt man es Jürgen Trittin wirklich nach, dass er irgendwann seinen Schnauzer der Macht oder der Seriosität opferte – und Angela Merkel, dass sie sich im Styling ihrer Garderobe beraten ließ und angeblich sogar den so peinlichen Hauptstadtfigaro Udo Walz beehrte? War nicht ein Faszinosum an Fischer damals, dass er zwar sein Äußeres veränderte, aber immer noch die rhetorisch brillante Schnodderschnauze blieb, in der man den Straßenkämpfer der Putztruppe aus Frankfurt noch erahnte?

Ein aus dem Rahmen fallendes Äußeres kann sich in der Demokratie nur leisten, wer an anderer Stelle, etwa in der Rhetorik, glänzen kann. Dann kann das sperrige Äußere sogar etwas Cooles haben. Für die anderen aber gilt, leider: Die Klage über die Bedeutung des Äußeren in einer TV-Demokratie ist etwa so sinnvoll und weiterführend wie die über trübes Wetter im November.

Wer als Politiker in einer Demokratie sein Äußeres als zweitrangig erklärt, mag dafür Beifall in einem Politologiegrundkurs an der Uni von besonders politisch korrekten Menschen oder lieben Parteifreunden erhalten – es bleibt aber Wunschdenken.

QuoteKrawatte
heute, 00:17

Gessler gehört wohl zu der Generation 'u' (u = unpolitisch). Sonst würde er sich nicht an Äußerlichkeiten aufreiben.


Quotebouleazero
gestern, 20:45

Er sollte mal Glatze und Vollbart mit Holzfällerklamotten ausprobieren. Das könnte ihm gut stehen. Oder in Wandergesellenkluft...


QuoteKhaled Chaabouté
gestern, 12:05

Hofreiter mag eine Frisur haben wie manche Ur-Grünen zu Beginn der 1980er-Jahre, aber seine Positionen liegen doch voll auf der Linie Göring-Eckardt, Harms, Beck & Co., also ein ganz klarer und eindeutiger Vertreter der "Westlichen Wertegemeinschaft". Das bedeutet Abkehr von sozialen und tiefgreifend ökologischen Themen, Abkehr von pazifistischer Grundhaltung und kritischer Trikontpolitik, dafür aber Hinwendung zu neoliberalen Positionen und Kompatibilität zu schwarz-grünen Regierungsbündnissen.

Von mir aus kann Hofreiter auch mit einem grünen Iro herumlaufen und seine im Managementseminar eingeübten Rednerpult-Fingerposen, die Eindringlichkeit symbolisieren und die Zuhörerschaft fesseln sollen, zum besten geben, seine Inhalte sind nach wie vor schal und wirken wie ekstatischen Gesänge der Soul-Diven als REWE-Einkaufsuntermalungsmusik.

QuoteGrisch
gestern, 13:39

@Khaled Chaabouté Wieviel Prozent Stimmenzuwachs sind den pro Zentimeter Haarkürzung zu erwarten?

Da gibst doch sicher von der Wahlforschung gesicherte Zahlen?
Oder ist das doch alles nur wilde Spekulation Herr Gessler?



Quotemowgli
gestern, 11:49

Sollte Philipp Gessler jemals wieder versuchen, Frau Merkel für den Gebrauch des Wortes "alternativlos" zu kritisieren, werde ich ihn an diesen Text erinnern, großes Pionier-Ehrenwort!

Sein "leider" kann er sich bis da hin in die (sicher schick frisierten) Haare schmieren. Krokodilstränen bewegen mich nämlich überhaupt nicht. Sie machen mich höchstens wütend. "Trübes Wetter im November" wird jedenfalls nicht von Menschen gemacht. Schon gar nicht von welchen, die klüger werden können. Es ist nicht einmal ein Naturgesetz. Gerade heute kann ein Blick aus dem Fenster lehren: Es geht durchaus auch anders.

Wo wären wir Menschen denn heute, wenn mir nicht auch "Wunschdenken" könnten? Wir säßen in einer ausgetrockneten afrikanischen Savanne auf abgestorbenen Bäumen und würden uns von Holzwürmern ernähren – wenn wir nicht schon lange ausgestorben wären.

Wer sagt uns, dass "wir" eine "TV-Demokratie" bleiben müssen? Die Menschheit hat schon größere geistige Leistungen vollbracht als zu kapieren, dass es ausgesprochen dämlich ist, Leute wie Herrn Fischer zu wählen. Typen, die sich zwar "brutal die Kilos vom Leib [joggen]" und ihre Lederjacke gegen einen teuren Anzug tauschen, die aber, einmal an die Macht gelangt, mutwillig "Talente zerstör[en]", die wenig später ganz doll fehlen. Wenn es erst mal so weit ist, werden "wir" vermutlich aufhören mit diesem Unsinn. Ganz von allein und ohne dass die taz es uns verbietet.

Was sie allerdings vermutlich sowieso nicht könnte. Schon, weil sie nicht mehr existieren würde, würde sie die (in manchen Punkten doch recht unbefriedigende) Gegenwart weiter als "alternativlos" darstellen. Schön ist das nämlich nicht. Und hat nicht Herrschaft "immer etwas mit Ästhetik zu tun"? Außer natürlich in Diktaturen oder Monarchien? Wo leben wir, dass Politik auch morgen so beschissen aussehen darf wie unter Ludwig XIV – seidene Robe, sauteure Perücke und drunter Wanzen, Grind und Krätze?


Quoteeb
gestern, 09:23

Offensichtlich ist man hier jetzt endgültig im Establishment mit gehobenem Realpragmatismus angekommen. Sinnigerweise kann man den Lüdden die nach Krawatte wählen, auch noch ins Hemd jubeln. Über Sätze wie; "das ist heute nun mal so", - muss man sich da auch nicht mehr sonderlich wundern. Ich erinnere mich da an finstere Zeiten und Gespräche über ähnliches mit meinen Eltern (Gott hab sie selig) und hatte eigentlich gedacht, dass man darüber medial weiter aufklären könnte. Aber gut, seit Schröders "Mediendemokratie" hat sich so einiges wieder rückläufig bewegt. Die muss man übrigens auch nicht bis in alle Ewigkeiten zementieren.


QuoteSommer Gregor
gestern, 03:18

Das Problem von Herrn Hofreiter ist, dass er zwar eine eigenwillige Frisur pflegt, aber leider über kein Charisma verfügt. Er ähnelt damit Claudia Roth, die sicherlich extrovertiert war, aber von niemanden ernst genommen wurde.


QuoteEDL
gestern, 10:18

@Sommer Gregor Schauspieler benötigen Charisma - Politiker sollten inhaltlich überzeugen! ;)


QuoteSommer Gregor
heute, 09:52

@EDL Da haben Sie sicher recht, leider werden Politiker ohne Charisma selten gewählt.


Quotevulkansturm
Montag, 22:51

Zumindest hat der etwas sperrige Herr Hofreiter einen hohen Wiedererkennungswert, während wohl kaum jemand die völlig unauffällige Nachfolgerin von Claudia Roth im Amt der Parteivorsitzenden auch nur mit ihrem Namen kennt.


QuoteMarkus Müller
Montag, 22:14

Fischer hat mit seiner Lederjacke viel mehr abgelegt als nur ein Stilmerkmal.
So wie Fischer sich verändert hat und zum reinen Machtpolitiker wurde und letztlich die Grünen auch verlassen hat oder musste,er passte nicht mehr in diese Partei,hat mich schwer enttäuscht und meiner Meinung nach gezeigt,wie Macht einen Menschen verändert.


QuoteKlausK
Montag, 21:50

Den Hofreiter habe ich mir gerade mit dem angesagten Kim-Jong-Un-Fußballerschnitt vorgestellt.
Scheußlich!
Toni mit Ulrich-Grillo-Gelfrisur?
Noch schlimmer!

Hofreiter hat recht.


QuoteAlbrecht Pohlmann
Montag, 21:38

Wir können nicht wissen, was von einem Grünene-Vorsitzenden - oder gar Minister - Hofreiter zu erwarten ist. Alle Erfahrungen der letzten Jahrzehnte mit Politikern, die als "echte" Reformer angetreten sind, sprechen zwar dafür, daß Politik gegen den kapitalistischen Mainstream kaum, und schon gar nicht auf Dauer, möglich ist. - Aber dies beseite gelassen, bleibt immer noch die andere Erfahrung: Wer sein Äußeres und sein Auftreten dem Mainstream anpaßte, machte bisher erst recht keine alternative Politik. Im Gegenteil - anders, als dem Autor, erschien mir Fischers äußerliche Anpassung immer als wichtiger Schritt zur Anpassung an das schlechte Bestehende. Ein erstes zu-Kreuze-Kriechen. - Wären die Grünen heute noch so, wie Hofreiter im Moment erscheint: ich würde sie wählen. Aber, wie gesagt, Vorsicht: Obama wirkte auch mal "alternativ". Und hat dann - unter Zwang? weil er nicht erschossen werden wollte wie Kennedy oder King? - die mörderische Kriegspolitik des Imperiums fortgesetzt.


QuoteHanne
Montag, 20:30

Na, dann bleibe ich doch lieber "politisch korrekt" als nach dem Äußeren zu wählen.

Wie blöd ist die Menschheit denn eigentlich?!? ... Er hat einen Anzug an, ein Hemd und lange, gewaschene Haare sind nun wirklich nichts "unnormales", oder darf man mit diesen nur auf Demos gehen?


QuoteLaurenz Kambrück
Montag, 20:21

Die Haare müssen weg! Ist doch wahr!


QuoteChutriella
gestern, 07:35

... Und wer macht sich nun Gedanken über Hofreiters Fußnägel?



Aus: "Grüner Spitzenpolitiker Hofreiter: Er hat die Haare schön" Philipp Gessler (9.11.2015)
Quelle: https://www.taz.de/Gruener-Spitzenpolitiker-Hofreiter/!5246399/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Bundespolizei will ihre Zugangsvoraussetzungen lockern. Vor allem Kandidaten mit sichtbaren Tätowierungen sollen künftig nicht mehr ausgeschlossen werden. Das berichtet der Spiegel unter Berufung auf ein internes Papier der Bundespolizeiakademie.

Bislang dürften Polizeianwärter "keine sichtbaren Tätowierungen und Piercings" tragen, heißt es in dem Bericht. Hinsichtlich dieser Vorschrift solle es nun eine "gewisse Aufweichung" geben. Damit will die Bundespolizei für Bewerber attraktiv bleiben.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Bundespolizei von 2016 bis 2018 insgesamt 3.568 neue Stellen erhalten soll. In diesem Zusammenhang ist ein sechstes Ausbildungszentrum geplant, voraussichtlicher Standort soll Bamberg in Bayern sein.

Die Planungen hatten bereits nach den Anschlägen vom Januar in Paris begonnen und wurden im Sommer ausgeweitet. Neben den neuen Stellen sollen 250 Beamte der Bundespolizei, wohl noch dieses Jahr, eine neue, speziell ausgerüstete Anti-Terror-Einheit bilden. Sie soll als Ergänzung zur GSG 9 in der Lage sein, bewaffnete Terroristen aufzuhalten und flüchtende Kämpfer zu verfolgen. Die Spezialeinheit wird laut Bundesinnenministerium mit je 50 Beamten den fünf deutschlandweit stationierten "Beweis- und Festnahmehundertschaften" der Bundespolizei zugeordnet.

QuoteClw1
#1  —  vor 2 Stunden 2

Ja ... so ... also ...

Auf die inneren Werte kommt es an!

QuoteIllairen
#1.1  —  vor 2 Stunden 13
Redaktionsempfehlung

Ist ja auch so. Solange die Arbeit dadurch nicht beeinträchtigt wird, hat sich der Staat doch nicht in das Privatleben seiner Angestellten einzumischen! Ästhetik ist nunmal relativ.
Als nächstes sollte dann bitte der Haar- und Barterlass der Bundeswehr (der ja nur für Männer gilt) fallen.



QuoteVoggl242
#3  —  vor 2 Stunden 13
Redaktionsempfehlung

Generell finde ich schon, dass eine Polizist mit auf dem Hals tätowiertem Spinnennetz und Totenschädel weniger Vertrauen weckt, als einer ohne. ....

QuoteGott23
#3.1  —  vor 46 Minuten 2
Redaktionsempfehlung

Wer sagt denn, dass ein Tattoo in irgendeiner Form Einfluss auf die Geistige Verfassung eines Tätowierten hat?

Selbst wenn sie mit Menschen mit tätowiertem Totenschädel durchweg schlechte Erfahrungen gemacht haben, heißt das noch lange nicht dass dies zum Allgemeingut erklärt werden kann. Vielleicht hatten sie schlicht Pech und sind deshalb negativ vorgeprägt. Umso mehr besteht doch Handlungsbedarf, Polizisten mit entsprechenden Tätowierungen einzustellen, allein um diesem Vorurteil zu begegnen.

Spinner gibt es doch zu genüge, auch in untätowierter Form. Das Limbische System sagt zwar nein, aber der Verstand bejaht es. Leider schreit die Emotionale Stimme in uns meist lauter, als die des Verstandes. Kant schreibt nicht umsonst: ,,Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" weil wir uns allzu häufig von unseren Emotionen leiten lassen.

Menschen mit Spinnennetz und Totenkopftätowierung fänden solche Polizisten sicherlich sympathisch und vertrauenserweckend. Nicht nur weil sie sich unmittelbar verstanden fühlen würden, sondern weil diese Polizisten wirklich genauso geeignet bzw. ungeeignet sind wie nicht tätowierte auch.


QuoteVoggl242
#3.3  —  vor 31 Minuten 2

Natürlich ist es eine emotionale Reaktion, welche das Totenkopftatoo hervorruft. Das ist ja auch Sinn und Zweck der Sache! Genau dieses Kalkül des Gezeichneten ist es ja welches mich stört. Hätte er Blümchen oder Hässchen ausgesucht, würde er etwas anderes signalisieren. ...



Quotehwollert
#4  —  vor 1 Stunde 4

Das wundert mich nicht, denn nachdem es ein Tatoo bis auf den Oberarm unserer Bundespräsidentengattin gebracht hatte ist das Tragen eines solchen mittlerweile gesellschaftsfähig. Allerdings bin ich auf die gerichtlichen Einzelfallbewertungen bzgl. Odalsrune & Triskele gespannt ...


QuoteMinuskel
#6  —  vor 2 Stunden 11

Ich habe generell kein Problem mit Menschen, die Tätowierungen tragen. Im Gegenteil: Gut gemacht gefällt es mir. Dennoch finde ich es nicht gut, wenn staatliche Organe sichtbare Tätowierungen oder Piercings am Körper tragen würden.

Ein Polizeibeamter ist der verlängerte Arm unserer Gesetzgebung. Daher sollten diese Personen (von ihrer Dienstkleidung abgesehen) dem Bürger gegenüber ein neutrales Erscheinungsbild herüberbringen. Haare sollten kurz, Bärte (falls vorhanden) kurz und gepflegt sein. Hier muss sich der Staat optisch klar von privaten Sicherheitsdiensten abgrenzen.


Quoteorm70
#21  —  vor 1 Stunde 2

Jeder kann sich tätowieren lassen wie er will. Bleibt dann nur die Frage, ob diese Person bei sichtbaren Tätowierungen dann noch für den Polizeidienst taugt. Und wenn ja, wo zieht man die Grenze ? Eine Sonne ja, ein Totenschädel nein ? Genau wegen solcher Abgrenzungsschwierigkieten hat man sichtbare Tätowierungen generell und zu recht nicht erlaubt. Das Erscheinungsbild eines Polizeibeamten ist wichtig für seine Akzeptanz in der Bevölkerung. Ohne Not sollte man diese Regel daher nicht dem allgemeinen Zeitgeist opfern. Bei ordentlicher Bezahlung dürfte es auch problemlos möglich sein, eine hinreichende Anzahl nicht tätowierter geeigneter Bewerber für den Polizeidienst zu gewinnen.

Quoteokmijn
#21.1  —  vor 1 Stunde 1

Die gesellschaftlichen Normen sind über die Zeit im Wandel und so sind die Normen der Staatsorgane dem natürlich anzupassen. Ich gehe mal davon aus, dass es jetzt lediglich Raum für individuelle Entscheidungen gibt. Eine 88 auf dem Nacken wird wohl immer noch nicht funktionieren...



Quotevierbaum
#22  —  vor 46 Minuten

Ich glaube, das demjenigen, den ein Bundespolizist in der Notlage hilft, völlig egal ist ob der tätowiert ist oder nicht. Persönlich mag ich so etwas auch nicht, aber wenn diese Personen einen guten Job machen, ist mir das völlig schnuppe. Piercing im Dienst lehne ich allerdings ab. Piercingschmuck kann bei körperlichen Auseinandersetzungen zum
Nachteil gereichen. Wenn der Staat aufrüsten muss, sollten solche Befindlichkeiten (Tätowierungen) keine große Rolle mehr spielen.


Quotehartinger26
#23  —  vor 43 Minuten

"An Ihren Zeichen sollt Ihr sie erkennen"

Bin kein Fan von Tattoos, aber halte das nicht für einen schwerwiegenden Untauglichkeits-Beweis.
In den Siebzigern bezeichnete man Langhaarige auch gerne als Bomben-Leger.
Ich denke es kommt auf das gesamte Erscheinungsbild an.


QuoteDer_Michel
#24  —  vor 12 Minuten

Finde das alles ein wenig fragwürdig.

Wenn jeder in sein Inneres schaut, dann erkennt er auch, das man immer vom ersten Eindruck eines Menschen/ Objektes beeinflusst wird/ ist!
Oftmals ist es dann sehr schwierig, sich von diesem ersten Eindruck und das Bild/ Vorurteil, das man sich geschaffen hat, abzuwenden und den Menschen so zu nehmen, wie er wirklich ist.

Will damit sagen:
Aus meiner Erfahrung, wo mich zB. 2 Polizisten zur Verkehrskontrolle angehalten hatten, die beide Aussahen, als ob Sie privat eher zur ANTIFA gehören, mein Respekt für diese Beiden in den ersten Minuten gleich NULL war.

Genauso sehe ich das bei vielen Tattoos, die entweder auf mich lächerlich oder aggressiv wirken.
Damit kann schon der Respekt verloren gehen, oder die Art wie man allgemein mit einander umgeht.
...
Finde es überhaupt nicht altmodisch, wenn es in einigen Berufen immer noch "Dresscodes" gibt.
Ansonsten warte ich darauf, das mich die erste Dame im Gothik- Outfit bei der Bank bedienen wird ;o)


...


Aus: "Ausbildung: Bundespolizei will tätowierte Bewerber zulassen" ZEIT ONLINE, AFP, heu (19. November 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-11/ausbildung-bundespolizei-bewerber-taetowierung-zulassung


Textaris(txt*bot)

Quote[...]  Jaafar Abdul Karim - 33, ist Moderator und Verantwortlicher Redakteur der arabischsprachigen Jugendsendung ShababTalk der Deutschen Welle. Das Format erreicht mit seinen gesellschaftskritischen Themen ein Millionenpublikum in Nordafrika, Nahost und der Golfregion. Geboren wurde Jaafar Abdul Karim in Liberia, seine Eltern stammen aus dem Libanon. Dort sowie in der Schweiz wuchs er auf, studiert hat er in Dresden, Lyon, London und Berlin, wo er heute lebt. Seine Kolumne auf ZEIT ONLINE heißt Jaafar, shu fi?, arabisch für: ,,Jaafar, was geht?"

Molenbeek, die angebliche Hochburg der Dschihadisten mitten in Europa. Junge Männer, die aus diesem Stadtteil stammen, sollen an den Anschlägen von Paris beteiligt sein.

Ich habe immer davon gehört. Nun war ich zwölf Stunden lang in Molenbeek, um für die Deutsche Welle eine Reportage zu drehen und konnte fragen, fragen und nochmals fragen. Mein erster Eindruck war: Es gibt ganz viele Bürger, die muslimischen Glaubens sind und die sich entschieden haben, friedlich an einem Ort zu leben, an dem sehr viele Gleichgläubige sind. Genauso wie es auch coole Viertel gibt, in denen sehr viele Hipster leben, weil sie sich bewusst für einen Kiez mit vielen Hipstern entschieden haben.

Der Unterschied ist, dass die Muslime hier verängstigt und verunsichert sind. Sie haben das Gefühl, sich immer wieder dafür rechtfertigen zu müssen, Muslim zu sein. Vor allem Frauen mit Kopftuch und Männer mit muslimischen Bärten, also nicht die Hipster-Variante, erzählten mir, dass sie diskriminiert würden.

Ein ganz kleiner Anteil jener, mit denen ich reden konnte, bereitet mir im Nachhinein große Sorgen. Egal, was ich sie gefragt habe, immer antworteten sie mit Versen aus dem Koran und wollten mir gleich eine Vorlesung halten. Ob sie wirklich begriffen, was sie da sagten oder nur auswendig Gelerntes herunterbeteten, war mir nicht klar. Wenn ich nachgehakt habe, wichen sie aus oder flüchteten vor sich hinmurmelnd in irgendwelche theoretischen Erörterungen. Dieser sehr kleine Anteil schien mir in einer parallelen Welt zu leben – körperlich zwar in Molenbeek, aber geistig irgendwo in einem anderen Jahrhundert. Nur eines schien mir für sie wichtig zu sein: der Islam, der ihr Leben komplett bestimmt. Mit Stolz trugen sie ihren Hass auf den Westen vor sich her. Der Westen, der an allem schuld sei, was falsch in der Welt laufe. Sie selbst seien Opfer. Der belgische Staat sei nur ein Peiniger, der sie beobachten, bewachen und einengen würde. Doch andersherum konnten sie keine Erklärung dafür liefern, warum sie hier sind, wenn sie sich nicht wohlfühlen, warum sie sich entschieden haben, hier zu leben.

Wie soll man diese Menschen integrieren? Wenn sie selbst doch gar nicht das Bedürfnis dazu haben. Wenn Integration hier bedeuten würde, Werte anzuerkennen, nach denen man nicht leben will? Worin sollen sie sich denn integrieren, wenn sie rundherum ihre ganz eigene Welt haben, in der sie abgeschottet von neuen, anderen Impulsen leben? Ich habe große Zweifel daran, dass das gelingen kann.

Diese kleine Minderheit ist für mich ein großes Fragezeichen. Sie repräsentieren das, wovor wir Angst haben. Zwar ist es vielleicht nur ein Tropfen in einem Wasserglas. Aber schon ein Tropfen Tinte kann ein ganzes Glas mit Wasser blau färben. Es gibt diese Minderheit sicherlich in jeder Gemeinschaft, man denke nur an die Rechtsextremisten. Aber sie sind immer eine Gefahr. Alles mögliche Menschenrechtskonforme muss getan werden, um das Leben der Mehrheit zu schützen.

Ich war in der Khalil-Moschee, eine der größten in Molenbeek. Hier gibt es auch eine Schule, in der Kinder Arabisch lernen und Religionsunterricht bekommen. Obwohl ich ja selber Araber bin, hat schon der Hausmeister total ablehnend auf uns reagiert. Wie werden wohl die Lehrer ticken, habe ich mich gefragt? Drehen durften wir nicht, sie haben uns sogar verboten, mit den Gläubigen zu reden. Immerhin konnte ich dann mit einer Studentin sprechen. Sie hat mir gesagt, alles sei gut. Trotzdem habe ich mich komisch gefühlt.

Am Ende des Tages gingen Hunderte Bewohner von Molenbeek auf die Straße, um ein anderes Bild dieses Vororts zu zeigen. Dieses Signal ist wichtig und notwendig! Sollten nicht auch die Muslime in ganz Europa an einem Tag alle gemeinsam auf die Straße gehen, um ein Zeichen zu setzen? Nein, ich meine nicht die Verbände, sondern die Mitte der Gesellschaft. Die Sache wird sicherlich nicht leicht zu bewerkstelligen sein, aber sie ist es wert, diskutiert zu werden. Denn als Pegida demonstrierte, sind die Pegida-Gegner schließlich auch auf die Straße gegangen – obwohl sie damit nichts zu tun hatten. Sie setzten damit ein Zeichen, das auch den Migranten in Deutschland geholfen hat. Menschen brauchen Signale! Damit ist das ein für alle Mal gesagt!

Ich bin der Letzte, der Islamophobie verbreiten möchte. Aber die Muslime untereinander müssen ehrlich sein. Vor allem in Europa brauchen sie in ihren eigenen Reihen eine Debatte darüber, wie man mit Extremisten umgehen will, denn sie schädigen den Ruf ihres Glaubens. Dieser Schritt ist notwendig um realitätsnahe Lösungsansätze gemeinsam mit der Politik und der Zivilgesellschaft zu finden. Muslime sollen sich proaktiv beteiligen. Sie müssen auch agieren und nicht nur reagieren. Die Rolle von Religion in der Gesellschaft muss dabei klar sein. Konkret: Werte wie Demokratie, Gleichheit und Freiheit sind nicht verhandelbar.

Quotesabirabi
#23  —  vor 1 Stunde 5

ZON; 24.11.15: "Die Mehrheit der Muslime im Brüsseler Stadtteil Molenbeek sind friedliche Bürger."

ZON; 23.11.15: "Viele Araber bejubeln in den sozialen Medien die Attentate von Paris. "

Grübeln ...

QuoteR.Wackermann
#23.1  —  vor 1 Stunde

Was ist unklar? Die Mehrheit der Muslime in Moelenbeek und die jubelnden Araber in der Welt...



QuoteFlügelschuh
#20  —  vor 1 Stunde 1

Der Vergleich Hipster mit Muslimen hinkt etwas. Ein überwiegend mit Hipstern bevölkerter Kiez generiert im schlimmsten Fall eine lokale Welt moderner deutscher Spießer, die sich aber dennoch der hiesigen über Jahrhunderte gepflegter und gewachsener Kultur verpflichtet fühlen.
Ein größtenteils muslimisches Viertel hingegen kann nur ein Universum eigener Couleur generieren, da die Muslime zu einer Integration in die mitteleuropäischer Kultur aus eigener Kraft gar nicht in der Lage sind.
Beste Voraussetzung also für Spannungen zwischen den Parallelgesellschaften.


QuoteR.Wackermann
#21  —  vor 1 Stunde 1

Im Namen des Islam

Es macht schon einen Unterschied, ob hirnamputierte NSU-ler im Namen irgendeiner durchgeknallten Weltsicht ein paar Versprengter Menschen ermorden oder ob da ebenso hirnamputierte IS-ler im Namen einer weit verbreiteten Weltreligion Menschen ermorden.

Wenn sich NPD Mitglieder nicht von der NSU distanzieren - wen interessiert's, die werden eh nicht für voll genommen und gehören hier nicht dazu.
Wenn sich aber Moslems nicht von den Extremisten distanzieren, so dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie ebenfalls nicht für voll genommen und ebenso ausgegrenzt werden wie all die NPD-ler.


QuoteRunkelstoss
#28  —  vor 25 Minuten

[Egal, was ich sie gefragt habe, immer antworteten sie mit Versen aus dem Koran und wollten mir gleich eine Vorlesung halten.]

Das findet mein leider oft bei religiösen Sektierern, Zeugen Jehovas oder Mormonen, die sind kaum abzuschütteln.


Quotebestrosi1975
#29  —  vor 26 Minuten 1

Sollten Muslime, die meinen, mit Terroristen in einen Topf geworfen zu werden, nicht zuerst Angst vor diesen Terroristen haben?
Ist es Islamophobie, also ein Angst-Gefühl, wenn man den Islam für eine Religion mit Modernisierungsdefizit und ohne Fähigkeit zur Selbstkritik hält?
Ist es nicht widersinnig, dass der IS "nichts mit dem Islam zu tun" haben soll, aber praktisch die gleiche Gesellschaftsauffassung hat wie das Kernland des Islam, Saudi-Arabien?
Sollte es wirklich die hier lebenden Muslime wundern, dass sie nach jedem islamistischen Terroranschlag gefragt werden, was sie davon halten?


QuoteEtheridge
#31  —  vor 19 Minuten

Um mal einen Schritt zurückzutreten und vielleicht bzw. hoffentlich etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen, ein kleiner Lesetip: Ich empfehle die Lektüre eines Buches eines Professors für Soziologie.

Zitat aus dem Klappentext: "Sie sind (...) unheimlich wütend: Auf Frauenemanzipation und Immigranten, auf Farbige und Homosexuelle, auf die Gleichstellung der Geschlechter (...). Sie fühlen sich fremd im eigenen Land, als Männer infrage gestellt, und sie sind zutiefst davon überzeugt, dass sie Anspruch auf etwas haben, das ihnen zusehends verwehrt wird."

Eine klare Gruppenbeschreibung, die fast genauso auf frustrierte muslimische Jugendliche in belgischen Banlieues wie auf bestimmte Dresdner Rentner christlichen Glaubens zutrifft. Allerdings erforscht das Buch den "Angry White Man" in den USA.

Trotzdem machen die Parallelen vielleicht deutlich, daß es keine Rolle spielt, welche Religion jemand hat, sondern daß eben andere Faktoren hin zu Frust, wenn nicht sogar Extremismus führen.


...


Aus: "Jaafar, shu fi? / Integration : Die verlorenen Jugendlichen von Molenbeek" Eine Kolumne von Jaafar Abdul Karim (24. November 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/2015-11/integration-molenbeek-muslime-islam-paris-anschlag-belgien


Textaris(txt*bot)

#232
Quote[...] "Gehorcht der gute Muslim seiner Frau? Natürlich!", ruft der Imam aus, und seine dunklen Augen blitzen wie nach einem gelungenen Schelmenstreich. "Wenn sie überfordert ist im Haushalt, muss er ihr selbstverständlich helfen. Nein, wir sagen nicht, die Muslimin sei ihrem Mann unterworfen. Das passt uns nicht." Der kleine Redeausschnitt findet sich auf der eigenen Homepage von Rachid Abou Houdeyfa. Im Folgenden sagt der 35-jährige Franzose in seinem rhythmischen "Tchatche", dem Jargon der Banlieue-Jugend: "Der Polizeipräfekt von Paris hat erklärt, in seiner Stadt habe es in einem einzigen Jahr 800 sexuelle Übergriffe gegeben, mehr als 8000 (!). Ich sage: Schlagt eure Frauen nicht!" Auf eine Null mehr oder weniger kommt es dem Imam nicht an. Wichtig ist der Effekt: Houdeyfa zeigt dem ganzen Land, dass er nicht der rückständige Gottesprediger ist, als den ihn französische Medien gerne darstellen. Nach den Pariser Anschlägen verurteilte der agile Bretone aus einem Immigrantenviertel von Brest die "Barbaren" und "Terroristen" in aller Deutlichkeit. Es seien schon immer kriminelle Taten im Namen der Religion begangen worden, erklärte er. Heute geschehe das leider im Namen des Islam, weshalb er als Prediger "ohne jede Ambivalenz" klarmachen müsse, dass diese Akte keinesfalls mit dem Islam zu rechtfertigen seien.

Seine Kritiker werfen ihm trotzdem eine ambivalente und letztlich auch gefährliche Haltung vor. Der agile Mann mit langem Kinnbart bedient sich, wie einst die amerikanischen Fernsehprediger, der neuen Medien, um über seine Moschee hinaus bekannt zu werden. Er kommuniziert via Twitter, Youtube und Facebook, wo er bereits über 190.000 Anhänger zählt. Weniger modern ist sein Diskurs. Houdeyfa, der mit bürgerlichem Namen Rachid El Jay heißt, gehört zum quietistischen (gewaltlosen) Flügel der Salafisten und bezieht sich ausdrücklich auf Standpunkte und Quellen, die vor "vierzehn Jahrhunderten" entstanden sind, wie er selber hervorhebt – als wäre das ein unschlagbarer Vorteil. Bekannte Salafisten aus den Pariser Vorstädten – etwa Nader Abou Anas aus Le Bourget oder Mehdi Kabir aus Villetaneuse – predigen mit dem gleichen Argument gegen Feministinnen und Schweinefleisch. Houdeyfa, der früher gerne rappte und von sich sagt, er sei "weder ein Weiser noch ein Mufti", gibt sich aufgeschlossener – und macht sich eloquent über Kritiker lustig, wenn sie seine Rückständigkeit anprangern.

Nicht mehr zu löschen vermag er allerdings ein Youtube-Video, in dem er Zehnjährige um sich geschart hat und ihnen erklärt, Musik sei "haram", also unzulässig, verboten. Wer auf Smartphones oder MP3-Geräten Musikvideos lade und höre, werde in einen Affen oder ein Schwein verwandelt, droht Houdeyfa den Kids. Die staunen zuerst, machen aber bald mit. Auf die Schlussfrage des Predigers, was Musik sei, antworten sie nun wie aus einer Kehle: "Haram!" Dieses Video wurde vor den Pariser Anschlägen aufgenommen. Das Wochenmagazin L'Obs stellt dennoch dem Prediger die Grundsatzfrage: "Wo beginnt der Radikalismus?" Schafft Houdeyfa mit seinen Worten nicht den Nährboden für Terroristen, die bewusst einen Konzertsaal wie das Bataclan oder die Band Eagles of Death Metal, die am 13. November dort auftrat, zur Zielscheibe machten? Das befürchtet auch die Anthropologin Dounia Bouzar, die in der Pariser Umgebung mehrere Projekte zur "Deradikalisierung" entgleister Banlieue-Kids leitet. Sie hat hunderte Lebensläufe von Anhängern der syrisch-irakischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) geprüft und festgestellt: "Wenn man im Cache ihrer Computer nachschaut, stößt man bei den frühesten Einträgen meist auf die Videos dieser Imame."

Starprediger wie Houdeyfa sprechen ganz offensichtlich auch Jugendliche an, die für die als altmodisch und verstaubt geltenden Moschee-Rektoren nur noch Verachtung übrig haben. Bloß verdammen diese Salafisten, selbst wenn sie jeden Terror zurückweisen, generell die westliche Lebensart – und damit auch die Pariser Bistro-Kultur, die Ziel der jüngsten Anschläge war. Darüber aber diskutiert Houdeyfa öffentlich nicht, verweigert er sich doch systematisch den Anfragen französischer Medien. Die französische Polizei scheint sich derzeit ihrerseits die Frage zu stellen, auf welcher Seite Houdeyfa wirklich steht. Im Zuge des nationalen Ausnahmezustandes wurde seine Moschee in Brest am vergangenen Freitag von über hundert Polizisten einer mehrstündigen Hausdurchsuchung unterzogen.

QuoteHookMind

Ein Rapper der Musik verbietet .... :)


QuoteDaedalus61

Wir gehen lausigen Zeiten entgegen. Ich sehe mich schon als 80-jährigen Subversiven, der Slogans zur Legalisierung des Minirocks auf Moscheen sprayt.


Quoteeinszweidreivierfünf...

naja, etwas gegen FeministInnen zu haben, muss ja jetzt per se nichts Schlechtes sein... ("predigt gegen Feministinnen")


QuoteKörperklaus

So ein Topfen Gleichberechtigung für Frauen ist eine zivilisatorische Errungenschaft und ein hohes Gut.
Und im Zweifel sind mir 10 überreifrige Gender-Forscher(I)*_nnen lieber als ein verstockter Salafist.


QuoteFrau Arielle

Kennt sich hier jemand aus? Wie begründen die dieses unsägliche Musikverbot? Woher kommt das? Die arabische Musikkultur ist dermaßen alt und reichhaltig, wie passt das bitte zusammen? Das ist doch verrückt. Wer weiß da Antwort?


QuoteRohling

Wie schlecht ist das Gedächtnis der Welt.... Vor etwas mehr als hundert Jahren zogen Europäer in die ganze Welt, mit Jesus Christus und der abendländischen Kultur im Tascherl und haben wehrlose Völker damit gequält. Wir Europäer haben uns nicht von unseren kolonisierenden Vorfahren losgesagt, die Opfer sind uns heute noch ziemlich gleichgültig.

Heute "fördert" eine zu Geld gekommene Clique mit schlechtem Gewissen die "Ausbreitung des Islam" und will so ja auch nur ein bisschen schneller in den Himmel kommen. Sie sind genauso engstirnig und rücksichtslos.


QuoteStrassenrand

Wieso werden Religiöse Menschen nicht einfach psychisch behandelt? Sie weisen doch alle Merkmale einer Psychose und stecken noch zusätzlich andere damit an. Und damit meine ich auch die Christen.


...


Aus: "Salafistische Imame: Nein zum Terror, nein zur Musik" (Stefan Brändle aus Paris, 1.12.2015)
Quelle: http://derstandard.at/2000026695168/Salafistische-Imame-Nein-zum-Terror-nein-zur-Musik

---

Quote[...] [Leila Ahmed, 1940 in Kairo geboren, ist eine ägyptisch-amerikanische Autorin und Wissenschaftlerin. Sie lehrt als Professorin für Frauenstudien und Religion an der Harvarduniversität und forscht vor allem zum Islam und zu Gender.]

... Die Frage also, was der Islam ist und welche fundamentalen Regeln ihm zugrunde liegen, kann auf sehr unterschiedliche Art und Weise beantwortet werden. Im Sinne des Islams kann es richtig sein, dass Bürger die Freiheit haben, zu wählen und sogar eine Frau zur Staatschefin zu ernennen. Oder es kann die Überzeugung entstehen, dass Gott Frauen nicht am Steuer eines Autos sehen will.

Dass unterschiedliche Interpretationen der heiligen Schriften auf das jeweilige Verständnis einer Religion zurückwirken, zeigt sich freilich in allen Glaubensrichtungen. So gibt es Christen, die es für zulässig halten, dass auch Frauen und Schwule Priester werden können, während andere Gläubige dies ausdrücklich ablehnen.

...


Aus: "Die Rückkehr des Kopftuchs" Leila Ahmed (8. April 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/2016-03/hidschab-kopftuch-islam-geschichte

Textaris(txt*bot)

#233
Quote[...] Die jüdische Gemeinde in Marseille hat nach der Messer-Attacke auf einen jüdischen Lehrer zu einem Kippa-Verzicht in der Öffentlichkeit aufgerufen. Die Juden in der südfranzösischen Hafenstadt sollten die jüdische Kopfbedeckung vorerst nicht mehr tragen, sagte der Vorsitzende des sogenannten israelitischen Konsistoriums in Marseille, Zvi Ammar.

Juden müssten sich derzeit "ein bisschen verstecken". Mit Blick auf den Ernst der Ereignisse müssten außergewöhnliche Entscheidungen getroffen werden. Die Kippa solle bis zu "besseren Zeiten" nicht getragen werden. Dies sei die schwerste Entscheidung seines Lebens, sagte Ammar. Es sei ihm aber lieber, dafür kritisiert zu werden, als sich irgendwann Vorwürfe machen zu müssen, wenn etwas Schreckliches passiert sei.

Frankreichs Oberrabbiner Haïm Korsia sieht darin eine verständliche emotionale Reaktion, widersprach aber gleichzeitig: "Wir dürfen nicht klein beigeben, wir werden auch weiterhin die Kippa tragen."

Auch der Präsident des jüdischen Spitzenverbandes Crif, Roger Cukierman, sagte, die Empfehlung von Marseille sei "sicher keine gute Idee". Damit werde eine Haltung von Aufgabe und Verzicht transportiert.

Die Polizei hatte nach der Attacke einen 15-Jährigen festgenommen, der sich auf Allah und die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) berief. Schon im November war in Marseille ein Lehrer einer jüdischen Schule bei einer ähnlichen Attacke verletzt worden. Die Zahl der Übergriffe gegen Juden oder jüdische Einrichtungen war im vergangenen Jahr in Frankreich drastisch gestiegen.

Quote
Prisen Colinen
#1  —  vor 10 Stunden

Das raten sich die Juden in Berlin Neukölln schon seit Jahren, nachdem es die ersten Attacken auf Kippa-tragende Menschen gegeben hat.


Quote
KlausRetina
#1.2  —  vor 10 Stunden
4

Hier mal ein Video dazu: http://www.vice.com/de/video/ich-bin-mit-einer-kippa-durch-berlin-gelaufen-732
Ich bin mit einer Kippa durch Berlin gelaufen (2015)
Am 15. Februar veröffentlichte das israelische Online-Magazin NRG ein Video, in dem ein Reporter mit einer Kippa auf dem Kopf schweigend durch Paris lief. Auf dem Spaziergang wurde der Reporter mehrere Male beleidigt, bedroht und angespuckt—offenbar nur, weil er als Jude zu erkennen war.


Der Mann lief mit Kippa durch Neukölln und Kreuzberg und wurde eben nicht verprügelt.
Soll natürlich nicht heißen dass es keinen Antisemitismus gebe in einigen Gegenden Deutschlands, aber dennoch ist es nicht unbedingt gleich fair den Teufel an die Wand zu malen.


Quote
kampfdenker
#1.3  —  vor 9 Stunden

In Teilen Sachsens und Nordrhein-Westfalens wird man wegen eines Kapuzenpullovers als "Antifa" oder wegen eines Bartes als"Taliban" gehasst, auch wenn man mit beiden Gruppen nix gemeinsam hat.

Das sollte uns mehr zu denken geben, als die Vorgänge in Marseille!


Quote
KlausRetina
#1.4  —  vor 9 Stunden

Anscheinend haben es auch andere in Sachsen nicht unbedingt leicht:
http://www.mdr.de/sachsen/dresden/angriff-auf-israelische-studenten100.html


Quote
Prisen Colinen
#1.5  —  vor 9 Stunden 11

Das sehen einige unserer Mitbürger aus leidvoller Erfahrung wohl etwas anders:

"Meinung - Nur ohne meine Kippa" Leonard KaminskiLeonard Kaminski (05.03.2015)
Warum ich mich in Neukölln und Wedding nicht als Jude zu erkennen gebe – Zwischenruf eines jungen Berliners
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/21662


Quote
santiago4672
#5  —  vor 10 Stunden
16

in vielen arabischen staaten gehört judenfeindlichkeit fast schon zum guten ton. wenn man mal gesehen hat, wie in der hinsicht schon kinder im tv indokriniert werden, der braucht sich nicht wundern. das unterscheidet sich z.t. nicht großartig von der judenhetze während der nazizeit.


QuoteAldar
#8  —  vor 10 Stunden
11

Auch im hohen Norden ist sowas nicht ungefährlich.
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Beschimpften-und-beraubten-Fluechtlinge-Juden,fluechtlinge5548.html


Quote
Ernuwieder1
#13  —  vor 10 Stunden

Gleich kommen sie wieder, die Kommentare, die reflexartig und relativierend "daran erinnern", daß es neben dem neuen, gewalttätigen muslimischen Antisemitismus, wegen dem die Juden neuerdings wieder an Flucht aus Europa denken, ja nach wie vor immer noch die antisemitischen Wurzeldeutschen gibt.
Ja doch, wissen wir.

Besonders beliebt ist neuerdings die Diagnose eines sogenannten "sekundären Antisemitismus". Wohl deshalb, weil ein knallharter "primärer" Antisemitismus sich in der Mitte der Gesellschaft kaum nachweisen läßt, sondern nur bei sozial randständigen Neonazis, die jüdische Friedhöfe schänden und Schlimmeres. Aber da die Mitte der Gesellschaft ja unbedingt als "latent" antisemitisch und mitschuldig gebrandmarkt werden muß, auf keinen Fall freigesprochen werden darf, ganz still sein, schweigen und sich schämen soll, erfand man den "sekundären Antisemitismus".

Sekundärer Antisemitismus liegt dann vor, wenn ein Deutscher unsicher, unangenehm berührt und verkrampft darauf reagiert, wenn ein Jude den Themenkomplex Holocaust und NS-Regime anschneidet. Oder wenn er es gar wagt, auch noch kontrovers über das Thema zu diskutieren.

Frei von sekundärem Antisemitismus wären die Leute dann, wenn sie das Kunststück vollbringen, die gebotene Betroffenheit an den Tag zu legen, nicht zu widersprechen, dabei aber gleichzeitig locker, unverkrampft, souverän und gesellig zu bleiben. Gelingt ihnen das nicht, sind sie latent antisemitisch.
Oder habe ich das falsch verstanden?

Der ureuropäische Antisemitismus soll damit nicht verharmlost werden. Er gehört genau so bekämpft wie der neue muslimische.

Nur scheint in der öffentlichen Wahrnehmung der muslimische Antisemitismus (im Gegensatz zum "autochthonen") oftmals eine Art Welpenschutz zu genießen.
Man betrachtet muslimisch-antisemitische Täter oft als von bösen Einflüsterern Verführte, die keine "Urverantwortung" für den eigenen Antisemitismus tragen. Das aber würde bedeuten, diesen Tätern die Fähigkeit abzusprechen, selbständig zu denken, und sie quasi zu dressierten Tieren zu degradieren.
Aber ein muslimischer Attentäter ist genau so individuell selbst für seine Taten verantwortlich wie ein deutscher Neonazi oder Altnazi.

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demosheißtvolk
#13.4  —  vor 8 Stunden

A propos "Verführte":
Sie haben den beliebten Hinweis vergessen, dass es sich bei einem muslimisch-antisemitischen Täter garantiert um einen "Verlierer der Gesellschaft" handelt - das relativiert so wunderbar einfach die individuelle Verantwortung für Denken und Handeln.


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demosheißtvolk
#13.5  —  vor 7 Stunden

"Sekundärer Antisemitismus":
Meiner Meinung nach haben Sie da etwas falsch verstanden.
Das wäre jetzt eine komplexe Diskussion, würde zu weit führen.


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Freemason Anti-Kath
#13.6  —  vor 4 Stunden

"erfand man den "sekundären Antisemitismus"."

Eine noch bessere Erfindung ist der "strukturelle Antisemitismus". Den kann man buchstäblich immer anbringen, um das Gegenüber zu diskreditieren, beispielsweise wenn es sich kapitalismuskritisch äußert. "Struktureller Antisemitismus", muss man sich merken. Ganz vorne in den Rabulistik-Charts.



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suchenwi
#13.2  —  vor 9 Stunden

Wie wäre es mit einer Podiumsdiskussion/Talkshow zur besten Sendezeit zum Thema "Religionen und Freiheiten"?
Angefragte Teilnehmer:
- (nach Bevölkerungsanteilen) je ein Katholik, Protestant, Agnostiker/Atheist
- zusätzlich je ein Jude, Moslem, Buddhist, Hinduist u.a.
- Wenn sich ein FSM-Gläubiger als Teilnehmer findet, könnte es noch interessanter werden...


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yutopia
#14  —  vor 10 Stunden

Ohne jetzt gehässig wirken zu wollen: Was würde es jetzt bringen, eine allgemeine (und keine spezifische) Debatte über antisemitische Gewalt in der französischen Gesellschaft zu führen? Ich behaupte jetzt mal, dass ein 15-jähriges Kind seinen Antisemitismus nicht von ungefähr, sondern genau von seinem näheren und nähesten (sprich: familiären) Umfeld erhalten hat; lassen sich Menschen unter solchen Umständen dann noch durch ein Narrativ auf Grundlage historischer Erfahrungen mit Antisemitismus zur Einsicht bewegen? Oder konkret: Welche Bedeutung hat eine Dreyfuß-Affaire für eine eingewanderte, muslimische Familie in Frankreich?

[https://de.wikipedia.org/wiki/Dreyfus-Aff%C3%A4re]

[https://de.wikipedia.org/wiki/Chronologie_der_Dreyfus-Aff%C3%A4re]


QuotePardame
#21  —  vor 9 Stunden

Schon vor 30 Jahren gab es in Marseille Viertel, in denen man weder als Frau noch als Jude unbehelligt durch die Straßen gehen konnte. Das habe ich selbst erlebt.
Das macht es nicht besser, zeigt aber, dass der Hass bestimmter Einwanderungsgruppen ( damals waren es Algerier) nicht erst seit ein paar Monaten existiert.


QuoteFabian52
#24  —  vor 8 Stunden

Ich wohne in Südfrankreich und trage eine Halskette mit Kreuz. Bin deshalb schon von jugendlichen Maghrebinern verbal und mit Gesten (ausspucken) angegriffen worden. Diese Haltung kommt sicher aus dem Elternhaus, den Moscheen und Internet Hetze. Ich werde jeden Kippaträger verteidigen, aber auch jeden Kaftanträger sollte ich Zeuge werden, wenn dieser deswegen angegriffen oder beleidigrt wird. Statt Hass und Hetze, plädire ich eher für einen interreligiösen Dialog, Toleranz und die Erkenntniss, das wir nur gemeinsam unseren Planeten erhalten und friedlich gestalten können.


...


Aus: "Frankreich: Jüdische Gemeinde rät vom Tragen der Kippa ab" (12. Januar 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/2016-01/frankreich-marseille-messer-attacke-kippa-verzicht


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Graue Hose, roter Blazer, schwarze Schuhe: An vielen englischen Schulen ist genau festgelegt, wie Schüler zum Unterricht erscheinen müssen. Für Eltern gelten die strengen Kleidervorschriften allerdings nicht - und das macht sich mancherorts in Gestalt von Schlafanzug und Hausschuhen am Schultor bemerkbar.

Eine Grundschulrektorin aus Darlington hat nun genug vom Gute-Nacht-Look einiger Erziehungsberechtigter. In einem Brief hat Kate Chisholm Eltern eindringlich dazu aufgefordert, sich etwas Ausgehtaugliches anzuziehen, bevor sie die Kinder zur Schule bringen. "Dürfte ich Sie darum bitten, sich die Zeit zu nehmen, sich angemessen zu kleiden?", heißt es in dem Schreiben.

In den letzten Monaten kämen immer mehr Eltern, die im Schlafanzug und oft noch mit Pantoffeln an den Füßen ihre Sprösslinge an der Schule absetzten. Dies dürfte sich auch negativ auf die Kinder auswirken, beklagte Chisholm. Sogar zur Morgenversammlung seien einige schon im Pyjama aufgetaucht. "Wenn wir die Anforderungen im Unterricht anheben wollen, ist es ja wohl nicht zu viel verlangt, die Eltern erst einmal zum Waschen und Anziehen zu bringen", sagte Chisholm.

Die Initiative der Schulleiterin traf bei einigen Eltern auf Unterstützung. Es sei beschämend, dass viele Väter oder Mütter im Schlafanzug zur Schule kämen, sagte Phil Naylor. "Wir sollten unseren Kindern ein Vorbild sein, und zwar nicht mit schlechten Angewohnheiten.

Andere Eltern empfanden die Rüge indes als Bevormundung - und erschienen am nächsten Tag aus Protest im Schlafanzug.

Das Phänomen der Pyjama-Eltern ist nicht nur in der englischen Stadt Darlington bekannt. So berichtet mancher deutsche Austauschschüler nach seinem Aufenthalt in England, Irland oder den USA von Fahrgemeinschaften im Bademantel oder Schulaufführungen im Schlabberlook.

Auch in England hat das Thema schon in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt. 2011 verschickte ein Schulleiter aus Middlesbrough Briefe, in denen er Eltern darum bat, den Schlafanzug gegen angemessene Kleidung zu tauschen. Das Schreiben von Schulleiterin Chisholm hat die Diskussion nun erneut entfacht.

Mittlerweile diskutieren Eltern und Medien unter dem Hashtag Pyjamagate auf Twitter über das Thema. So schreibt ein User: "Schlafanzüge gehören ins Haus. Alles andere ist pure Faulheit." Allzu ernst wird die Debatte allerdings nicht von allen geführt. Twitter-Nutzer David Wriglesworth postete beispielsweise ein Bild der Zeichentrickfiguren "Bananas in Pyjamas" und schrieb dazu: "Ich wette, diese Typen haben ihre Schlafanzüge nicht ausgezogen, um ihre Kinder von der Schule abzuholen."

...


Aus: "Blauer Brief: Britische Schulleiterin mahnt Pyjama-Eltern ab" (27.01.2016)
Quelle: http://www.spiegel.de/schulspiegel/direktorin-appelliert-an-eltern-bringt-eure-kinder-nicht-im-schlafanzug-zur-schule-a-1074167.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Politikwissenschaftlerin Gülistan Gürbey erklärt, wie sich die Flüchtlingskrise auf alteingesessene Einwanderer in Deutschland auswirkt.
Interview von Deniz Aykanat


Der Fall Lisa in Berlin zeigt [http://www.sueddeutsche.de/politik/angebliche-vergewaltigung-die-russlanddeutschen-nehmen-an-einem-breit-gefuehrten-angstdiskurs-teil-1.2836571],  dass ein Migrationshintergrund nicht vor Ressentiments gegenüber Flüchtlingen schützt. Eine Befragung im Auftrag der Welt am Sonntag ergab, dass Zuwanderer im gleichen Maße wie Deutsche Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen haben. Ist das schon ein Zeichen für Integration? Verbessert die Flüchtlingskrise den Ruf der bereits hier lebenden Bevölkerung mit Migrationshintergrund? Gülistan Gürbey ist Privatdozentin an der Freien Universität Berlin und hat sich unter anderem auf die Türkei spezialisiert.

SZ.de: Sind die Türken die neuen Italiener?

Gülistan Gürbey: Vorlieben für bestimmte Migranten hat es immer gegeben, aus vielerlei Gründen. Was sich abzeichnet, ist, dass das überwiegend negative Bild von Migranten aus der Türkei in den Hintergrund rückt. Bislang wurde vor allem diese Gruppe negativ wahrgenommen. Nun scheint es so, dass vor allem "arabische" Flüchtlinge in diese Rolle rücken.

Woran liegt das?

Gülistan Gürbey: Es ist vor allem die große Anzahl der Flüchtlinge und ihr kulturell-religiöser, muslimischer Background, aber auch dass sie in so kurzer Zeit nach Deutschland gekommen sind. Es wirkt auf die Bevölkerung plötzlich, unerwartet und ungeplant. Ereignisse, wie wir sie an Silvester in Köln erlebt haben [https://de.wikipedia.org/wiki/Sexuelle_%C3%9Cbergriffe_in_der_Silvesternacht_2015/16], beschleunigen negative Prozesse in der öffentlichen Wahrnehmung und die Zuordnungen zu bestimmten Gruppen.

Warum stehen alteingesessene Migranten besser da, nur weil Flüchtlinge schlecht dastehen?

Gülistan Gürbey: Angesicht der Flüchtlingskrise treten die Unterschiede deutlicher hervor. Plötzlich fühlt man sich den "Türken" viel näher, die man vor allem aufgrund ihres kulturell-religiösen Backgrounds als fremd und anders wahrgenommen hat. Man fühlt sich näher, weil man sie bereits länger kennt, weil man weiß, dass sie seit Jahren und bereits in mehreren Generationen hier leben und sie sich längst an das Leben in Deutschland gewöhnt beziehungsweise integriert haben. Kurzum, Krisensituationen können vorhandene negative Wahrnehmungsprozesse beeinflussen. Mit anderen Worten: Sie in das Gegenteil umkehren.

Wie sehen sich alteingesessene Migranten denn selbst? Verändert sich ihr Selbstbild durch die Flüchtlinge?

Gülistan Gürbey: Migranten aus der Türkei standen lange Zeit im Mittelpunkt der öffentlichen Diskurse über Integration. Dies scheint sich zu ändern. Diese Gruppe rückt zunehmend in den Hintergrund und das hat einen entscheidenden Effekt. Migranten aus der Türkei merken selbst, dass sie nicht mehr auf der Agenda stehen. Sie nehmen das wohlwollend auf, weil sie nicht mehr als Problem in den öffentlichen Diskursen thematisiert werden.

Dann müssten sich die Türken in Deutschland ja freuen über die Flüchtlinge.

Gülistan Gürbey: Viele Migranten sind in der Flüchtlingsarbeit engagiert. Vielen sind die Tragödien, die zum Beispiel syrische Flüchtlinge erlebt haben, nicht fremd, weil sie möglicherweise selbst wegen Verfolgung oder Folter nach Deutschland flüchteten. Man kommt vielleicht aus ähnlichen Gebieten, hat eine gemeinsame Landesgrenze wie etwa Türken und Syrer. Kulturelle, religiöse oder geografische Nähe erzeugt Empathie. Auf der anderen Seite ist Konkurrenz nicht ausgeschlossen, wenn es um Teilhabe an Beschäftigung, Bildung und Ausbildung geht. Dies betrifft vor allem diejenigen Migranten, die keine Arbeit oder keine Ausbildung haben und möglicherweise mit Flüchtlingen jetzt in einen Wettbewerb eintreten.

Warum gibt es unter Einwanderern überhaupt diese Hackordnung? Warum halten die nicht zusammen?

Gülistan Gürbey: Die echten Möglichkeiten, die sie haben, sich zu integrieren und gesellschaftlich aufzusteigen, sind Bildung, Ausbildung und Beschäftigung. Das erzeugt Konkurrenz unter ihnen. Und Konkurrenz ist etwas, das trennt.

In Deutschland weht seit Beginn der Flüchtlingskrise auch ein ziemlich rechtspopulistischer Wind. Erst kürzlich schockierte die AfD mit der Forderung, Flüchtlinge an der Grenze mit Waffengewalt abzuwehren. Wie muss das auf Migranten wirken?

Gülistan Gürbey: Wenn in Deutschland Flüchtlingsheime brennen, dann löst das auch bei Migranten, die schon lange hier leben, Angst aus. Sie erinnern sich noch an Solingen und Hoyerswerda. Sie wissen, dass es auch sie treffen kann, wenn diese Gewaltakte ansteigen.

Dann müssen Pegida und AfD, aber auch die CSU, die Stimmung gegen Flüchtlinge machen, für die bereits ansässigen Migranten und ihre Integration ja eine Katastrophe sein.

Gülistan Gürbey: Negativ besetzte öffentliche Diskurse verunsichern die Migranten, die längst hier integriert sind. Bewegungen wie Pegida schüren Ängste. ....


Aus: "Flüchtlinge: "Plötzlich fühlt man sich den 'Türken' viel näher"" (3. Februar 2016, 09:19 Uhr)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/fluechtlinge-das-negative-bild-von-migranten-aus-der-tuerkei-rueckt-in-den-hintergrund-1.2845101


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Islamfeindliches Europa - Am 6. Februar kam es weltweit zu einem asylfeindlichen Aktionstag, die meisten, rund 7.000 Demonstranten, kamen in Dresden zusammen. In Prag versammelten sich rund 1.500 Islamgegner mit Spruchbändern wie ,,Nein zur Einwanderung – Stopp der Merkelisierung".
In Warschau trat Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling auf einer Kundgebung polnischer Nationalisten vor einigen Hundert Teilnehmern auf. Sie erinnerte an den Kampf von ,,Polen und Litauern, Sachsen und Österreichern" bei der Verteidigung Wiens gegen die Türken im 17. Jahrhundert. Damals habe das Heer des polnischen Königs das christliche Abendland gerettet.


Margarete Moulin: Frau Roth, in Osteuropa macht die Gesellschaft einen Rechtsruck. Die EU-Oststaaten tun sich mit Kontingenten an Flüchtlingen schwer. Große Teile der Bevölkerung stehen hinter den verbalen Ausfällen ihrer Politiker gegen Muslime. Was ist da los?

Juliana Roth: Ich reise viel durch die postsozialistischen Länder und sehe, wie es den Leuten dort geht. Mit der Wende ist es zu drastischen sozialen Verwerfungen gekommen. Zusammen mit dem Patriotismus, an dem dort gestrickt wird und der fehlenden Erfahrung mit Migranten, ergeben die Forderung der EU Sprengstoff.

Was sind das für Verwerfungen?

Nirgendwo hat der versprochene, wirtschaftliche Aufschwung die breite Bevölkerung wirklich erreicht. Hingegen regiert der Klientelismus. Viele Fachkräfte sind arbeitslos, dafür fährt jetzt ein ungelernter Kleinhändler, der die richtigen Leute kennt, den neuesten Mercedes. Der Beitritt in die EU hat vor allem der alten Nomenklatura genutzt. Einer kleptokratischen Elite gelingt es, sich über Gesetze hinwegzusetzen und EU-Fördergelder in die eigenen Taschen zu stecken. Es gibt immer noch keine richtige Zivilgesellschaft.

Ein Beispiel?

Nehmen wir Bulgarien: Auf Demonstrationen lenken gekaufte Mobs den Verlauf zugunsten der sie bezahlenden Parteien. Betrügereien sind Alltag. Wenn Sie tanken, wissen Sie nie, ob das Benzin nicht gestreckt wurde. An öffentlichen Schulen kommt das ,,Abziehen" oft vor. Wenn z. B. ein Schüler mit neuen Schuhen hingeht, kommt er vielleicht auf Socken nach Hause. Die Eltern schicken ihre Kinder also auf Privatschulen. Dann können sie aber kaum noch die Miete zahlen. Oder: In der Slowakei werden Leute mit bestimmten Autokennzeichen nie geblitzt, auch wenn sie zu schnell fahren. Solche Beispiele finden Sie überall .

Die osteuropäischen Gesellschaften stecken nicht nur in einer wirtschaftlichen, sondern auch in einer moralischen Krise?

Ja, es sind angespannte, misstrauische Gesellschaften. Es gibt in allen osteuropäischen Sprachen ein Wort für ,,die Unsrigen". Die Welt wird eingeteilt in Menschen, denen man vertraut und solche, denen man misstraut, innerhalb der eigenen Gesellschaft und gegenüber anderen Kulturen.

Und zu den ,,Unsrigen" zählen die Flüchtlinge nicht

Nein, sie machen Angst. Umso stärker stützen sich die Menschen auf ein ,,Wir und die Anderen." Diese Kategorie wird auf der ganzen Welt benutzt. Die Frage ist immer, wie sehr sie benötigt wird. Die Leute in Osteuropa sagen: ,,Wir haben Sorgen bis zum Hals. Was interessieren uns da irgendwelche Araber?" Wenn ,,diese Araber" ihnen dann noch von der EU aufgedrückt werden, ist der Widerstand doppelt groß.

Das heißt, Flüchtlinge werden nicht nur prinzipiell abgelehnt, sondern auch, weil sie über die EU zugeteilt werden?

Genau. Die Enttäuschung über die EU ist grenzenlos. Beim Eintritt in die EU dachten viele: Wir kehren heim in den Westen. Stattdessen spüren sie, dass sie nicht als ebenbürtige Europäer gelten wie Franzosen oder Deutsche. Das Label ,,Osten" oder ,,Balkan" bleibt ihnen ewig aufgedrückt. Sie nehmen sich als Verlierer der Modernisierung wahr.

Die Ressentiments gegen Muslime scheinen aber älter zu sein.

Es gibt zwei Hauptgründe. Zum Selbstkonzept vieler Osteuropäer, zum Beispiel der Ungarn gehört es, sich als uraltes Bollwerk zu verstehen gegen alle möglichen Barbaren aus dem Osten. Gegen die Hunnen, Mongolen, später gegen das Osmanische Reich, den Islam. Auch die Serben sprechen von der grünen, also muslimischen Diagonale, die sich von Zagreb bis Istanbul zieht als eine Art Frontlinie zum Orient. Anderes Beispiel: Polnische Truppen haben 1683 für das Habsburger Reich gegen die Türken vor Wien gesiegt. Die Rettung des Abendlandes ist als heroische Tat tief im Bewusstsein der Polen verankert. Zugleich empfinden viele Osteuropäer es als Kränkung, dass sie für dieses Sich-für-den-Westen-Aufopfern nie echten Dank gekriegt haben – so wie sie ihn jetzt nicht kriegen, wenn sie Zäune an der EU-Außengrenze bauen.

Aber die historischen Beispiele sind doch alle lange her!

Für Sie vielleicht! Osteuropäische, vor allem slawische Kulturen sind vergangenheitsorientierte Kulturen. Für sie lebt Geschichte. Anthropologen sprechen auch von ,,frozen past". Vergangenheit wird eingefroren und kann jederzeit aufgetaut werden – mit all ihren Gefühlen. In Südosteuropa gibt es die Vorstellung einer zweigeteilten Geschichte. Erst war man Held, dann Opfer – sei es durch die Unterwerfung durch die Osmanen oder anderer Ungerechtigkeiten der Geschichte. Vergangenheitsorientierung ist erst mal nichts Falsches. Aber sie kann instrumentalisiert werden: In Ungarn verkaufen sich aktuell gut Kühlschrankmagneten mit dem Umriss von Großungarn, also der Grenzverlauf mit den Gebieten, die 1920 durch den Trianon-Vertrag verloren gingen, und denen noch heute hinterhergetrauert wird. Versuchen Sie mal, selbst mit einem jungen Ungarn darüber sachlich zu reden. Sie werden eine ausschließlich emotionale Reaktion bekommen.

Gegen das Gefühl, dass ,,alles zerfällt" reaktiviert man dieses Geschichtskonzept und beschwört nationale Zusammengehörigkeit?

Genau. In Mazedonien beruft man sich auf die Antike. Wenn Sie über die Grenze fahren, kriegen Sie auf Ihr Mobiltelefon die Nachricht ,,Welcome to Macedonia, the cradle of civilization." In Skopje sehen Sie dann, wie dieser bitterarme Staat derzeit Millionen Euro ausgibt und die Hauptstadt mit neuen Denkmälern übersät, mit Figuren, die angeblich besonders mazedonisch waren. Alexander der Große ist zum Gründer des Staates avanciert, der Flughafen und die wichtigste Autobahn tragen seinen Namen, ihm ist eine riesige Statue im Zentrum gewidmet. Zugleich wird an den Schulen nur slawische Geschichte gelehrt, die große albanische Minderheit negiert.

Sie sprachen von einem zweiten Grund für Fremdenangst?

Durch den Eisernen Vorhang war es jahrzehntelang unmöglich, zu reisen und fremde Kulturen und Andersheit zu erleben. Aber das Hauptproblem ist, wie mit Fremdheit im Land umgegangen wurde. Da ist auch die DDR ein plakatives Beispiel. Vertragsarbeiter aus Vietnam, Angola oder Kuba wurden untereinander und von den Ostdeutschen ferngehalten. Sie hatten extra Wohnheime, kein Recht auf Familienzuzug. Kontakte zu Einheimischen waren genehmigungs- und berichtspflichtig. Ausländer, die mit Ostdeutschen eine Liaison eingingen und erwischt wurden, wurden ausgewiesen. Mit Fremdheit umgehen, hieß auf Abstand gehen. Das wirkt heute bei der Einstellung vieler Ostdeutscher gegenüber Fremden nach.

Genau das richtige Feld für die Interkulturelle Kommunikation?

Das sollte man meinen. Aber ich habe für den Bayerischen Volkshochschulverband ein großes Programm für Interkulturelle Kompetenz (IKK) entwickelt, das bundesweit angeboten wird. Es ist zum Beispiel für Sozialarbeiter oder für Lehrer gedacht, die mit Ausländern zu tun haben. Diese Kurse werden in den neuen Bundesländern aber einfach nicht gebucht, die kann man anbieten wie Sauerbier. Es gibt zwar zwei Universitäten, an denen die IKK gelehrt wird, aber in den Institutionen herrscht kein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Interkulturellen Kompetenz.

Wie lehren Sie denn Interkulturelle Kompetenz?

Zuerst lernen alle Studenten, egal ob in München oder in Sofia, dass ihre eigenen Werte, Sicht- und Verhaltensweisen, die sie vielleicht für allgemeingültig gehalten haben, in ihrer Kultur verwurzelt sind. Danach nehmen wir Begegnungen von Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund in den Blick und betrachten, wo es im Zusammentreffen im Ausland oder in Migrationsgesellschaften zu Kollisionen kommen kann. Es gibt praktische Übungen wie ein Kartenspiel, bei dem zwei Gruppen gegeneinander spielen, aber jede nach ihren eigenen Regeln. Die entstehenden Spannungen bewirken einen Aha-Effekt. Die Studierenden sollen lernen, kulturelle Zusammenstöße unaufgeregt zu bearbeiten, Ethnozentrismus und Stereotypen zu reflektieren, und sich im Perspektivenwechsel zu üben.

Sie bauen in Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, der Türkei, auch in Russland an Universitäten Seminare für Interkulturelle Kommunikation auf. Wie begeistern Sie die Studenten dort?

Das läuft meist über die Germanistik. Am Anfang halten die Studenten die Kurse für eine Art ,,Fettnäpfchen-Lehre": Was muss ich in Deutschland tun, um nicht anzuecken? In Wirklichkeit soll das Studium ja zu einer generellen interkulturellen Kompetenz und Öffnung führen. Das Interesse fasst langsam Fuß.

Aber was ist jetzt zu tun? Die Flüchtlinge stehen vor der Tür, und wer zur EU gehören will, muss auch Verpflichtungen erfüllen.

Grob gesagt: Der Osten muss üben, mit Fremdheit zurechtzukommen. Er braucht wirtschaftliche Bedingungen, damit die Menschen eine echte Zukunft sehen und hochqualifizierte Leute nicht in den Westen abwandern. Dann könnten sie wirklich selbstbewusst werden und sich für die gemeinsamen Anliegen Europas engagieren. Aber als Kulturwissenschaftlerin kann ich Ihnen sagen: Menschen verändern ihre Werte und Einstellungen nur langsam.

QuoteJaroslaw Majchrzyk
vor 1 Std, 8 Min

"Nirgendwo hat der versprochene, wirtschaftliche Aufschwung die breite Bevölkerung wirklich erreicht. Hingegen regiert der Klientelismus. Viele Fachkräfte sind arbeitslos, dafür fährt jetzt ein ungelernter Kleinhändler, der die richtigen Leute kennt, den neuesten Mercedes. Der Beitritt in die EU hat vor allem der alten Nomenklatura genutzt. Einer kleptokratischen Elite gelingt es, sich über Gesetze hinwegzusetzen und EU-Fördergelder in die eigenen Taschen zu stecken. Es gibt immer noch keine richtige Zivilgesellschaft."

Ist das jetzt pauschal für alle ehemaligen Ostblockstaaten? Keine Differenzierung, Abstufung etc. Voll daneben.

"Osteuropäische, vor allem slawische Kulturen sind vergangenheitsorientierte Kulturen. Für sie lebt Geschichte."

???

Osteuropa (DDR ist da die Ausnahme, leider schlecht gestaltet) konnte leider keine Erfahrungen mit Zuwanderung machen und ist da erfahrungsmäßig eindeutig im Nachteil dem Westen gg. der die erste Welle der Zuwanderung aus der islamischen Welt in der Zeit erlebte, wo die Zuwanderer dringend als Arbeitskräfte gebraucht wurden. Sie waren willkommen, gebraucht und haben sozusagen das Eis gebrochen. Die Zeit ist in den meisten westlichen Länder (auch in den USA) vorbei. Was bleibt ist eine gewisse Offenheit dem Unbekannten/Fremden gegenüber. Das wird im Osten nicht mehr klappen.


QuoteJim Panse
vor 39 Minuten

@Jaroslaw Majchrzyk Also, ich weiss ja nicht wo du dich so aufhaeltst, Jarus..aber ich, hier in Warschau, kann das alles gut nachvollziehen.


QuoteJaroslaw Majchrzyk
vor 8 Minuten

@Jim Panse "Einer kleptokratischen Elite gelingt es, sich über Gesetze hinwegzusetzen und EU-Fördergelder in die eigenen Taschen zu stecken. Es gibt immer noch keine richtige Zivilgesellschaft."

Ich bin zwar nicht so oft in Polen (Süden und Masuren), aber ich kann die EU-Gelder überall sehen. Die Zivilgesellschaft + Mittelstand auch.

Siehst du in Warschau eine kleptokratische Elite, die die EU-Gelder veruntreut?


Quotetiszato
vor 1 Std, 30 Min

Die Frage ist doch vielmehr, ob Osteuropa die Immigranten zur Zeit gebrauchen kann oder nicht. Und dies ist offensichtlich nicht der Fall, wenn die eigene Jugend ins westliche Ausland arbeiten gehen muss. Wie sinnvoll wäre es denn, wenn man diese Länder dazu zwänge, Immigranten aufzunehmen und sie für einige Jahre im Ausland festzuhalten, wenn diese eh nur im Westen eine Lebensperspektive haben.


...


Aus: "Xenophobie in Osteuropa: ,,Sie sehen sich als Verlierer"" (10.02. 2016)
Quelle: https://www.taz.de/Xenophobie-in-Osteuropa/!5272200/

#2 https://www.taz.de/Pegida-Demonstration-in-Prag/!5275460/


Textaris(txt*bot)

Quote[...]  Auf einer Reise nach Japan kann man beobachten, wie ein ganz normales Tattoo eine ungeahnte Wirkung entfaltet. Während es in der westlichen Welt vor allem als Ausdruck von Individualismus verstanden wird, ist es in Japan genau anders herum. Dort stehen Tätowierungen für die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, und zwar einer ganz bestimmten. Die meisten Japaner assoziieren sie vollkommen unabhängig vom Motiv mit Yakuza, also der heimischen Mafia. Und genau das wird für immer mehr Japan-Besucher zum Problem.

Vor einigen Jahren beschloss die japanische Regierung, mit großer Härte gegen das organisierte Verbrechen vorzugehen. Seitdem ist Tätowierten vielerorts der Besuch von öffentlichen Bädern, Sentōs und Fitnessstudios verboten. Urlauber dürfte aber vor allem interessieren, ob sie Zutritt zu den berühmten heißen Badequellen, den Onsen, bekommen. Die Chancen stehen etwa eins zu eins. Landesweit lässt nämlich gut die Hälfte aller Onsen keine Tätowierten rein. Die Regierungsmaßnahmen sind dazu gedacht, die immer noch einflussreichen Yakuza aus der Öffentlichkeit zu verdrängen – zumindest was die Sichtbarkeit betrifft. Und weil die Japaner Regeln ernst nehmen, gilt das Verbot ausnahmslos, das heißt auch für Ausländer.

... Was aber passiert, wenn sich ein Unwissender mit Tattoos in ein öffentliches Bad in Japan verirrt? Oder das unmissverständliche Verbotsschild einfach ignoriert? Wahrscheinlich wird der Bademeister augenblicklich von seinem Hochsitz klettern und mit gekreuzten Zeigefingern auf ihn zugehen; frei übersetzt bedeutet das: Bitte verlassen sie schnell diesen Ort. Es gibt aber auch Bäder und Onsen, in denen Tätowierte nicht hinauskomplimentiert werden, solange sie ihre Tattoos abkleben oder verhüllen.

...

QuotePresseversprecher
#1  —  vor 12 Stunden 2

Ein Tattoo-Verbot in deutschen Bädern würde ich zustimmen. Zumindest, was das Popo-Geweih betrifft.


QuoteJ-R
#1.1  —  vor 7 Stunden 3

Ich nicht.


QuoteZweit-Nörgler
#5  —  vor 13 Stunden 12
Redaktionsempfehlung

"Während es [ein Tattoo] in der westlichen Welt vor allem als Ausdruck von Individualismus verstanden wird, ..." Unsinn, blanker Unsinn. Ein Tattoo ist doch längst genau das Gegenteil von Individualität, in Tattoos Individualität zu sehen ist doch maximal eine kindisch-naive narzisstische Selbstsicht, ist genauso "Individualität" wie eine Jeans, eine Armbanduhr oder ein Fahrrad. Wer will, mag seine persönliche Jeans (sein Tattoo, sein Fahrrad, Seine Armbanduhr) als großes Unterscheidungsmerkmal zu den Millionen anderen Jeans (Fahrrädern, Armbanduhren, Tattoos) sehen, nur die die Mehrheit der Anderen sieht darin eben nur eine Jeans (unter Millionen), ein Fahrrad von vielen, eine Armbanduhr, ein Tattoo (um es mal neutral zu formulieren). Da ist nichts wirklich Individuelles dran, auch wenn wenn natürlich jede Dummheit eine persönliche, individuelle Dummheit ist. ...


QuoteMal_nachdenken
#8  —  vor 13 Stunden 4

Viel intressanter finde ich, dass einer bestimmter Gruppe in Japan ohne weiteres der Zutritt zu einem wohl öffentlichem Bad verwehrt werden kann. So ganz ohne Diskreminierungsgedöns.

QuoteStephan Doo Doo Dixon
#8.1  —  vor 12 Stunden 7

Ah ja, das finden Sie ,,intressant?" So ganz ohne ,,Diskreminierungsgedöns", hm?
Und wenn es hierzulande nun einige geben würde, die z.B. schlechten Rechtschreibern gern den Zutritt in Foren verwehren würden? Fänden Sie das auch interessant oder dann eher vielleicht diskriminierend? Womöglich mal_nachdenken.



Quotelemmuh
#8.4  —  vor 10 Stunden

In Japan geht sogar noch viel mehr in Sachen Diskriminierung, Sie werden es kaum glauben.


Quotesadinoel
#9  —  vor 12 Stunden 13
Redaktionsempfehlung

Wenn man die anderen Kommentare unter diesem Artikel betrachtet, ist absolut interessant zu sehen, wie sich die Gesellschaft momentan mit Siebenmeilenstiefeln zurück zu entwickeln scheint. Sich über jeden und alles zu echauffieren, der anders aussieht oder eine andere Meinung hat, ist wieder salonfähig. Das kuriose dabei ist, dass es absolut niemanden etwas angeht was man mit seinem eigenen Körper anstellt. Selbst wenn man sich ein blaues Einhorn auf die Stirn tätowieren lässt und sich beide Hände zusammengepierct hat geht das außer einem selber nichts an. Wenn das so weiter geht hat man bald wieder rosa Listen und gelbe Sterne auf Jacken. Ich könnte kotzen über die Selbstgefälligkeit meiner Mitmenschen...


QuoteDer_Bremer
#11  —  vor 4 Stunden

In Japan kann einem der Zutritt zu einer Bar auch versagt werden, weil man kein Japaner ist.


QuoteDr. J
#15  —  vor 1 Stunde 4

Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Leser eines doch eher aufgeklärten Publikationsorgans beim Thema Tätowierungen reagieren. Ich bin 47 Jahre alt und großflächig tätowiert, überwiegend im Stil der Herren auf dem Photo und von einem Tätowierer, der einst dem genannten Horyyoshi III über die Schultern schauen durfte. Ich verfüge auch tatsächlich über einen Doktortitel und übe einen Beruf aus, zu dem die Tätowierungen nach Auffassung einiger Foristen wohl nicht passen würden. Sieht aber auch keiner, weil ich immer einen Anzug trage! Mein Motiv für die Tätowierungen war, dass ich sie einfach gut fand. Dass ich mich habe tätowieren lassen, habe ich noch keine Sekunde bereut. Im Übrigen stört es mich nicht, wenn jemand nicht tätowiert ist.


QuoteGnurg
#16  —  vor 1 Stunde 1
Redaktionsempfehlung

Ich verstehe ehrlich gesagt den Zusammenhang nicht ganz. Es ging doch um Tätowierungen in Japan, nicht in Deutschland. Dort haben Tätowierungen nun mal einen anderen Stellenwert als hier.

In Japan geht es halt darum, den Einfluss des organisierten Verbrechens aus öffentlichen Einrichtungen fernzuhalten. Vor allem in ländlichen Regionen gibt es auch viele Programme gegen mafiöse Strukturen, was auch gut so ist. Sicherlich lassen sich nicht alle Verbrecher an Tätowierungen erkennen, aber einige schon, und die kann man ja dann ausschließen.

Als Ausländer mit einer kleinen Tätowierung hat man in der Regel auch kein Problem und die Japaner sehen das durchaus differenziert. Vielleicht ist das in etwa vergleichbar, wie wenn man in Deutschland in der Badehose in der Sauna sitzen würde. Würde jetzt auch kein Mega-Problem darstellen, aber macht man einfach nicht.

Ich persönlich finde Tätowierungen auch eher affig. Ist natürlich jedem selbst überlassen, aber "schön" finde ich es in den allermeisten Fällen halt nicht und je größer desto schlimmer. Ich muss dann auch immer hinstarren, was manchen Trägern meist auch peinlich zu sein scheint. Aber ich kann nicht anders, vor allem wenn es langsam runzelt.


QuoteIhavenosister
#18  —  vor 19 Minuten

Ich war im Sommer 4 Wochen in Japan mit Freunden unterwegs. Von Tokyo bis Okinawa.
Kein einziges Mal hatte ich in Onsen oder Sentos Probleme und ich bin sichtbar am Arm tätowiert und auch noch ein großes am Bauch.
Insgesamt waren wir bestimmt in 10 verschiedenen Bädern. Ich habe sogar yakuza tattoos in einem Sento gesehen.


...


Aus: "Damit kommst du nicht rein!" (17. Februar 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/entdecken/reisen/2016-02/japan-tattoo-taetowierung-yakuza-urlaub-onsen

Textaris(txt*bot)

Quote[...]  Es steht schlecht um die deutschen Werte. Am schlimmsten ist es in Schleswig-Holstein. Katenschinken, Schwarzsauer und Pinkel, diese Eckpfeiler jahrhundertealter deutscher Tradition sind bedroht. Hat die CDU festgestellt. Die Minderheiten der Vegetarier, Veganer und Muslime könnten das Schweinefleisch von den Tellern der Mehrheit verdrängen, sagte Landwirtschaftspolitiker Heiner Rickers den Lübecker Nachrichten.

Deshalb hat die CDU dieser Achse des Bösen den Kampf angesagt. "Schweinefleisch gehört zu unserem Kulturkreis, es gibt keinen Grund, darauf zu verzichten", sagte der Landtagsabgeordnete Hans-Jörn Arp. Alle öffentlichen Kantinen, vor allem Schulen und Kitas, müssten Schweinefleisch anbieten, beantragt seine Fraktion. 

Saugute Idee! Denn niemand kann sagen, welche Richtung dieses Land einschlägt, wenn der Durchschnittsbürger seine gewohnten 38 Kilogramm Schweinefleisch im Jahr nicht bekommt: Schnitzel, Sonntagsbraten oder Currywurst in der Kantine von VW. Die Initialen stehen für Volkswurst, wissen ja viele gar nicht.

Deutschland ohne Schweine – undenkbar. Verschwinden sie erst von den Tellern, ist es bis zum kulturellen Vergessen, also zum Untergang, nicht mehr weit. Es würden nicht nur saumäßig wichtige Schimpfwörter fehlen, es gäbe auch keine nachvollziehbaren Temperaturangaben mehr. Generationen würden ohne Sparschwein aufwachsen, womöglich verarmen und nicht mal als arme Wurst tituliert werden können.

Wäre eine Welt ohne Schweinegrippe es wirklich wert, auch auf Schweinsteiger, Schweineohren und Schweinereien zu verzichten? Der Alptraum einer kasslerlosen Gesellschaft.

Deshalb ist klar, der Vorschlag der schleswig-holsteinischen CDU-Fraktion war nur der erste Wurf, um dieses Wurst-Case-Szenario zu verhindern. ...

QuoteWolf Polzin #1

"Das Schwein bestimmt das Bewusstsein."
sagte doch schon ein gewisser M.



Quotevaldai #2
Es gibt EINEN einzigen Grund, gegen den Verzehr von Schweinefleisch bei uns in
Deutschland zu sein :
Die Tiere sind hochintelligent, hochsensibel ......
die Haltungs-/Schlachtungsbedingungen sind brutalst und eine ungeheure
Quälerei für diese armen Geschöpfe, mit denen wir im übrigen 98% unseres
Genoms teilen.


Quote
ignorant #2.1

Vielleicht könnten wir die armen Schweine etwas schonen indem wir auf Hundesteaks etc. ausweichen. Die haben in der Regel bessere Haltungsbedingungen.
Pferde werden übrigend in BRD als Eiweißlieferanten sträflich vernachläßigt. Dabei ist es eine Delikatesse ...


Quote
andrerae
#2.2  Sie sind Opfer der Massenindustrie. Pseudomoralische Veganer sind da nur eine Bestätigung des vorgeworfenen "Gutmenschentums". Gesetzliche Regelung für Tierwürdige Haltung. Es wäre so einfach. Aber da werden lobbyistische Schweine...äh...halter genügend rumheulen.


Quote
Knollenfrucht #3

Eben, wer Fleisch konsumiert unterstützt die Tierquälerindustrie.


Quote
life_is_short #6

"Die CDU verteidigt das Schweinefleisch als Teil des deutschen Wertekanons. "

Und was sagen die Schweine dazu?



QuoteSauzahn #9

Die beste Kartoffel ist die, die vorher in der Sau war. Prost.
(Alter Hausmetzgerspruch)


Quote
Guenni_1 #10

Na da haben wir aber noch einmal "Schwein gehabt", dass sich die CDU dieses enorm wichtigen Themas annimmt. Grins



Quote
Leseratte60 #16

Zwar nett geschrieben, aber.....

Muss man wirklich aufs Mettbrötchen, Frankfurter Würstchen, Schnitzel, auf die Boulette verzichten, weil man Rücksicht auf Minderheiten nehmen soll? ...


...


Aus: "Schweinigkeit und Recht und Freiheit" Eine Glosse von Frida Thurm (1. März 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-03/schweinefleisch-verbot-schleswig-holstein-glosse


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wie lässt sich Fremdes, wie lassen sich Widersprüche aushalten? Wie vermeiden wir Überkorrektheit, Belehrungen und Bekehrungen? Wie kann trotz Pegida und AfD ein weltoffenes Deutschland gelingen? Was für eine Gesellschaft werden wir sein, was wollen wir werden? Das taz.lab widmete sich diesen Fragen in 80 Veranstaltungen.

... Angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte warnte Schmidt-Salomon davor, Individuen auf religiöse oder ethnische Gruppenidentitäten zu reduzieren. Stattdessen sollten sich Menschen künftig nicht mehr primär als Juden, Christen, Muslime, Hindus, Buddhisten oder Atheisten wahrnehmen, sondern "als gleichberechtigte Mitglieder einer zur Selbstüberschätzung neigenden affenartigen Spezies." Dafür müssten die Religionen politisch entmachtet und über Konfessionsgrenzen hinweg gearbeitet werden.  In der anschließenden Diskussion fasste Schmidt-Salomon seine Forderung pointiert zusammen: "Humanisten aller Konfessionen, vereinigt euch!" ...


Aus: "taz.lab 2016: "Humanisten aller Konfessionen, vereinigt euch!"" Florian Chefai (8. Apr 2016)
Quelle: http://hpd.de/artikel/humanisten-aller-konfessionen-vereinigt-euch-12953


Textaris(txt*bot)

#240
" ... Als Böhmermann-Erdoğan-Affäre werden Vorgänge bezeichnet, die eine künstlerische Aktion des deutschen Satirikers und Moderators Jan Böhmermann am 31. März 2016 in seiner ZDFneo-Sendung Neo Magazin Royale nach sich zog. Unter dem Titel Schmähkritik hatte Böhmermann ein Spottgedicht auf den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan vorgetragen. Eingeleitet und wiederholt unterbrochen wurde der Vortrag von dem mehrmaligen Hinweis Böhmermanns und seines Sidekicks Ralf Kabelka, man wolle mit der Darbietung des Werkes erklären, wie eine in Deutschland verbotene Schmähkritik aussehe.
Das Gedicht hatte die vorläufige Löschung und spätere Kürzung der Neo-Magazin-Royale-Folge in der ZDFmediathek seitens der Rundfunkanstalt zur Folge, ferner die Aufnahme von Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft Mainz gegen Böhmermann[1] sowie ZDF-Verantwortliche[2], und führte zu diplomatischem Austausch zwischen deutschen und türkischen Diplomaten[1] und den Regierungschefs beider Länder[3] bis hin zur offiziellen Forderung der Türkei, Böhmermann strafrechtlich zu verfolgen.[1] ... Das Satiremagazin Titanic verfasste in einer Solidaritätsbekundung ein Gedicht namens ,,Das Schmährkelgedicht", in dem die Bundeskanzlerin Angela Merkel in ähnlicher Weise beleidigt und diffamiert wird.[21] ..."
Aus: "Böhmermann-Affäre" (Stand: 12.04.2016)
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6hmermann-Aff%C3%A4re

-

" ... die Bundeskanzlerin bestärkt Erdoğan in seiner beleidigten Haltung, die Republik diskutiert die "Grenzen von Satire" und damit der Ausdrucksfreiheit. Offensichtlich sind wir doch nicht alle Charlie. Böhmermanns Plan hat wohl höhere Wellen geschlagen, als von ihm selbst erhofft. Der Präsident hat den Late Night-Satiriker in Deutschland angezeigt. Wieder, ermitteln deutsche Staatsanwälte in politischer Angelegenheit gegen einen Künstler. ..."
https://www.freitag.de/autoren/david-danys/des-sultans-lakaien David Danys (10.04.2016)

-

Quote[...] In der Causa Böhmermann sprach Erdmann einerseits von "kulturellen Unterschieden" und hielt andererseits fest: Er persönlich bedauere es, dass eine solche Sendung ausgestrahlt worden sei. ...

QuoteEl Tuco

Kurtulmuş spricht in Sachen Böhmermann von "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Ich finde das lustig. ...


Quote¡No Pasarán!

Dieser Erdogan ist eigentlich ein größerer Satiriker als Böhermann!


QuoteCorno Primo

Wie groß Erdogans Zurückhaltung in dieser Angelegenheit ist, beweist die Tatsache, dass er noch nicht Blasphemie geltend gemacht hat!


Quotesamron

Mein Dank geht an Jan Böhmermann, der alle handelnden Akteure in der Türkei und auch in Deutschland mit seiner Aktion bloß stellt. Die Türken mit ihrer hysterischen Eskalationsrhetorik und die Deutschen mit ihren peinlichen Versuchen, sich nur ja nicht allzu sehr hinter Böhmermann zu stellen, damit man den Sultan nicht verärgert.



Aus: "Nicht nur Böhmermann: Erdoğan dreht das Beleidigungskarussell" Markus Bernath (11. April 2016)
Quelle: http://derstandard.at/2000034640194/Nicht-nur-Boehmermann-Erdogan-dreht-das-Beleidigungskarussell


Textaris(txt*bot)

Quote[...]  Mit Blick auf die vorhandenen Vorurteile gegen Entwicklungsländern erklärte Lagarde: "Den Mythos, es sei ein kulturelles Problem, akzeptiere ich nicht." In eigenen schwach entwickelten Staaten sei das Problem geringer als in manchen wirtschaftlich starken Ländern.

...


Aus: "IWF-Chefin prangert weltweite Korruption an" (11.05.2016)
Quelle: http://www.dw.com/de/iwf-chefin-prangert-weltweite-korruption-an/a-19250811?maca=de-rss-de-eco-1018-rdf

Textaris(txt*bot)

#242
Quote[...] Die iranische Polizei hat acht Menschen wegen unislamischer Taten verhaftet. Darunter seien auch mehrere Frauen, die im Internet Fotos von sich veröffentlicht haben sollen, auf denen ihre Haare zu sehen seien, berichteten staatliche Medien. Die Festnahmen sind Teil eines größeren Konflikts um die Zukunft der Islamischen Republik. Die Operation Spider II habe sich vor allem gegen Nutzer von Instagram gerichtet, berichtete das Staatsfernsehen. ... Im Mai 2014 hatten iranische Sicherheitskräfte sechs Jugendliche festgenommen, drei Männer und drei Frauen. Sie hatten zu Pharrell Williams Song Happy getanzt, sich gefilmt und das Video auf YouTube hochgeladen. Der Clip wurde mehr als 100.000 Mal aufgerufen. Die sechs Angeklagten wurden zu sechs Monaten Gefängnis und 91 Peitschenhieben auf Bewährung verurteilt. ...

QuoteSchnuffelhase #1

"Ihr und sieben Weiteren werden unislamische Taten vorgeworfen".

Ich wünsche dem Islam mehr Toleranz und Achtung vor dem Individuum.


Quote
Hamburgerin2.0 #8

Die Ayatollahs spinnen und das wird sich früher oder später rächen. Ein Freund von mir (Deutscher ohne Migrationshintergrund) war von einem Kommilitonen in den Ferien in den Iran eingeladen worden. Die beiden Männer waren jeden Tag zu Privatparties eingeladen, bei denen der Alkohol floss und junge Mädchen in westlicher Kleidung und nett zurechtgemacht anwesend waren. Laute Musik kam natürlich nicht in Frage. So sieht eine stillte Opposition und eine Abkehr vom Regime bei der iranischen Jugend aus. Und die wird sich irgendwann auch öffentlich äußern, unter Garantie...


Quote
Nils Hellstrøm #10

Natürlich ist das traurig. Aber ich denke, auf Dauer haben die Mullahs im Iran keine Chance. Die Klerikergreise werden irgendwann auf dem Müllhaufen der Geschichte landen, und dann hat der Iran seine Theokratie hinter sich statt vor sich. ... Auch bei diesem Vorfall sieht man ja - die Leute wollen die Veränderung und provozieren den Staat. Das geht zwar jetzt schon sehr lange so ohne großen Erfolg, bzw keinen, den ich beurteilen kann, aber sie tun was dafür. Und irgendwann wird sich das auszahlen ...


...


Aus: "Instagram: Iran nimmt Models wegen Fotos ohne Kopftuch fest" (16. Mai 2016)
Quelle: http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-05/iran-instagram-models-schleier-strafverfahren-festnahme


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ein veganes Café im Zentrum der georgischen Hauptstadt Tiflis ist von einer Gruppe fanatischer Fleischbefürworter gestürmt worden. Das berichten die Betreiber des Kiwi Cafés auf ihrer Facebook-Seite. ... Während einer Filmvorführung am Sonntagabend sei demnach eine Gruppe von Neonazis ins Café gekommen und hätte zunächst lautstark gestört. Statt wie gebeten leise zu sein, hätte die Gruppe mitgebrachtes Fleisch, Würstchen und Fisch gegessen - und die Besucher damit beworfen. Für die Betreiber des milch-, ei-, und fleischlosen Ladens ein No-Go: "Wir haben sie gebeten, zu gehen, wir wollten nicht, dass sie einen Konflikt provozieren", hieß es in der Erklärung. Die Situation eskalierte, als die Gäste versuchten, die Provokateure vor die Tür zu setzen. ... Der "Guardian" berichtet, die Attacke komme nur drei Tage nach einem Aufmarsch von Ultranationalisten, die am Unabhängigkeitstag Banner mit der Aufschrift "Georgien den Georgiern" hochgehalten hätten. Einige Bewohner hätten nun Angst, dass der Angriff auf das vegane Café der Auftakt für eine militante nationalistische Bewegung sein könnte. Das Café Kiwi will trotz der Attacke weitermachen. Es wolle weiterhin für alle Menschen "unabhängig von ihrer Nationalität, ihrem Aussehen, Alter, Geschlecht und sexuellen oder religiösen Orientierung" offen stehen.  ...


Aus: "Georgien: Fleischfanatiker attackieren veganes Café mit Grillfleisch und Würsten" (31.05.2016)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/georgien-nationalisten-greifen-veganes-cafe-in-tiflis-mit-fleisch-an-a-1095168.html


Textaris(txt*bot)

#244
Quote[...] ... Der Anschlag auf ein Jüdisches Museum in Brüssel galt Juden. Mit der Ermordung von Zeichnern der französischen Satirezeitschrift ,,Charlie Hebdo" sollte die Kunst- und Meinungsfreiheit getroffen werden. In der Silvesternacht in Köln waren Frauen die Opfer. Und nun, in Orlando, zielte der Todesschütze auf Homosexuelle. Die Täter waren jedesmal Muslime. Die meisten von ihnen hatten sich radikalisiert.

Es ist falsch, solche Tatsachen wolkig zu umschreiben oder konjunktivistisch zu vernebeln. Wer allgemein ,,unsere Werte" im Visier der Terroristen wähnt, ,,den Westen" oder ,,die Zivilisation", verkennt die kalten Kalküle, die hinter solchen Verbrechen stehen. Den größten Schrecken verursachen zwar wahllos ausgewählte Opfer, doch ein Höchstmaß an Zustimmung verheißen ideologisch ,,nachvollziehbare" Taten – gegen Amerikaner, Juden, Blasphemisten, Frauen, Schwule.

Der Konjunktiv wiederum wird oft bemüht, um von einem möglichen Motiv der Täter abzulenken. Betrunkene Besucher des Oktoberfestes, heißt es dann, verhalten sich nicht anders gegenüber Frauen, als es die Maghreb-Migranten in Köln taten. Und hätte der Attentäter von Orlando nicht eben so gut ein homophober Evangelikaler sein können?

Nun ist die Angst vor Islamfeindschaft, wie sie von rechtspopulistischen Parteien geschürt wird, ja durchaus begründet. Das belegen Vorurteilsforscher, Anti-Minarettbau-Initiativen, Verschleierungsverbote und Moschee-Schändungen. Das strategische Ziel der Terroristen, im Westen einen Keil zu treiben zwischen muslimische Migranten und der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft, muss ihnen verwehrt werden.

Doch daraus das Gebot abzuleiten, die Dinge nicht beim Namen zu nennen, spielt nur denen in die Hände, die ihre Agenda mit Brachialrhetorik vorantreiben. Donald Trumps Popularität etwa schnellte nach den islamistischen Attentaten von Paris und San Bernardino in die Höhe. Kein Wunder, dass er auch jetzt wieder auf Entgrenzung setzt.

Dabei ist es dringender denn je, die Balance zu wahren. Die Zurückweisung jeglicher Islamfeindschaft und die selbstverständliche Gewährung eines Höchstmaßes an Religionsfreiheit muss sich verbinden mit einem kritischen Dialog über die Zusammenhänge zwischen Islam und Islamismus. Ein solches Gespräch kann nur mit den Muslimen und nicht über ihre Köpfe hinweg geführt werden. Das freilich schreibt sich leichter, als es ist. In Deutschland etwa mag man geübt darin sein, einen ideologisch-historischen Bogen von Martin Luther zu Adolf Hitler zu schlagen, aber den meisten anderen Nationen und Religionsgemeinschaften sind solch mentalitätsgeschichtliche Analogie-Exegesen eher fremd.

In Syrien und dem Irak werden Homosexuelle von Hausdächern gestürzt. In Iran, Jemen, Saudi-Arabien und dem Sudan sind sie ebenfalls vom Tode bedroht. Das Massaker von Orlando wurde wohl bewusst während des Gay-Pride-Monats verübt. Darüber zu sprechen und mögliche Gründe zu analysieren, ist wichtig.

Amerikaner, Juden, Blasphemisten, Frauen und Homosexuelle haben es nicht verdient, von Donald Trump, Marine Le Pen, Geert Wilders oder der AfD vertreten zu werden. In einer offenen Gesellschaft können auch die Feinde der Feinde noch Gegner sein.

Quotevon seisdrum, 13.06.2016 19:22 Uhr

Ja
Über diese Thema muss gesprochen werden. Gut dass der TSP sich dazu stellt. Weder Schönreden noch Panikmachen werden dieser, mittlerweile verminten, Diskussion gerecht. Wir erleben seit Monaten einen Angriff auf unsere indivualisierte Lebensweise. In Orlando war nun die gay community das Ziel.


Quotevon SanneMia
   13.06.2016 19:53 Uhr

Immer die gleiche Leier
Die meisten Opfer des IS sind Muslime, kann das bitte mal zur Kenntnis genommen werden. Dieser vom Autor geforderte "Dialog" wird doch längst geführt, allerdings bringt er rein gar nichts, wenn nicht endlich kapiert wird, das politisches Kalkül und fundamentalistische Strömungen im Ausland hier kein Muslim beeinflussen kann, sie haben selbst Angst vor Terroristen, was soll also dieses "wir Guten" und "ihr Bösen" nun bringen?

Navid Kermani hat in seiner Rede als Friedenspreisträger 2015 den Wunsch geäußert über die Zusammenhänge zwischen Islam und islamistischen Terror zu diskutieren, und zwar innerislamisch, also selbstkritisch intendiert. Ein kleines von ihm erwähntes Detail zum Islam-Verständnis der wahabitischen Saudis, wirft dabei schon ein Licht auf die Schwierigkeit der Angegelegenheit: dort, wo einst das Geburtshaus des Propheten Mohammed stand, wurde ein öffentliches Klo installiert. Soviel zur Propheten-Liebe der Saudis. Warum macht Deutschland mit Unterstützern des IS ertragreiche Geschäfte? Dieser Frage sollte nicht weiter aus dem Wege gegangen werden. Also bitte mal an die eigene Nase fassen.


Quotevon IchGlaubeGarNichtsMehr
14.06.2016 08:37

... Die Religionskriege die wir im Mittelalter hatten, haben nach ein paar hundert Jahren zur Gesellschaft geführt die wir nun haben. Müssen wir der Islamischen Welt diese Zeit gönnen um selber dahinter zu kommen, das es auch anders geht? Wenn ja - muss dies bei uns stattfinden? ...


Quotevon 13ryce, 13.06.2016 17:58 Uhr

Krieg
Wenn für den Anschlag der IS verantwortlich zeichnet, dann sollten wir m.E. über den IS reden und kein religionswissenschaftliches Proseminar daraus machen. ... Wir reden - wie mit einem Sprung in der Schallplatte - über den Islam, Mohammed, den Islam, Mohammed, den Islam...
Mohammed WAR ES NICHT. Wäre es nicht eine gute Idee, einmal über die tatsächlichen Komplizen zu reden. Die mutmaßlichen Komplizen. ...



Aus: "Terroranschlag in Orlando: Die Dinge beim Namen nennen" Malte Lehming (14.06.2016)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/terroranschlag-in-orlando-die-dinge-beim-namen-nennen/13728426.html

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Quote[...] Der Journalist Islam Abdullabeckow und sein Freund Felix Gljukman wollten in der russischen Hauptstadt Blumen vor der US-Botschaft ablegen. Eine Geste der Trauer über den Tod von 49 Menschen, die bei einem Anschlag auf einen Club im US-Bundesstaat Florida ums Leben kamen.

Wie die Zeitung "RBK" berichtete, wollten die beiden Männer ein Schild mit der Aufschrift "Die Liebe siegt" ablegen. Doch daran wurden sie von Ordnungskräften gehindert.

"Die Polizei hat uns sofort festgenommen und wegen sogenannter unerlaubter Handlungen in ihr Fahrzeug gesetzt", sagte Abdullabeckow der Zeitung. "Wir wollten nur unser Beileid für die Morde an diesen Menschen ausdrücken, wir hatten keine politischen Aktionen geplant."

Die beiden Männer veröffentlichten im Online-Netzwerk Facebook Fotos aus dem Inneren des Streifenwagens. "Das ist völlig surreal", schrieb Abdullabeckow dazu.

Nach dem Anschlag auf einen Schwulenclub in Orlando hatten zahlreiche Moskauer vor der US-Botschaft Blumen abgelegt und Kerzen angezündet.

...


Aus: "Homophobie in Russland: Schwules Paar gedenkt der Opfer von Orlando - Festnahme" (14.06.2016)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/homophobie-in-russland-schwules-paar-gedenkt-der-opfer-von-orlando-festnahme-a-1097465.html

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Quote[...] Tariq Rasheed ist frustriert. "Ich versuche hier seit 22 Jahren, friedlich unsere Gemeinde aufzubauen", sagt der 50-Jährige. "Es ist nie irgendwas passiert, hier herrscht komplette Ruhe. Und jetzt gibt es Fragen. Weil irgendein Verrückter meint, im Namen des Islam ein Attentat begehen zu müssen."

Rasheed ist Imam des "Islamischen Zentrums von Orlando". Vor rund zwei Jahrzehnten ist er aus Nordindien in die USA gekommen. Seine Moschee ist groß, sie hat 1200 aktive Gemeindemitglieder. Das Gotteshaus liegt an einer Ausfallstraße von Orlando. Links eine Schule, rechts grüne Wiesen, vorn am Parkplatz ein Schild: "Wir verurteilen den Angriff aufs Schärfste." Das Schild steht da wie eine Mahnung an die ganze Stadt. Wir haben mit dem Massaker nichts zu tun, wir sind so traurig wie ihr, das ist die Botschaft.

"Wir helfen, wo wir können", sagt Rasheed. "Auch für uns ist am Sonntag ein Traum zerplatzt. Der Traum davon, dass einfach alles ruhig ist hier."

So wie Rasheed fühlen viele Muslime in Orlando und im ganzen Land. Nach dem Terroranschlag auf den Nachtklub Pulse fürchten sie, von der Öffentlichkeit wieder mal ein Stück kritischer beäugt zu werden. Es ist kein ganz neues Gefühl, viele Muslime haben seit einigen Jahren den Eindruck, dass sich ihnen gegenüber etwas wandelt. Der elfte September. Das Attentat in Boston. San Bernadino. Mit jedem islamistisch motivierten Terrorangriff wächst in Amerika das Misstrauen, werden die Fragen schärfer, wird weniger genau getrennt, wo Religion aufhört und Fundamentalismus anfängt. Fast 60 Prozent der Amerikaner haben ein negatives Bild vom Islam und von Tragödie zu Tragödie scheint für die US-Muslime der Druck zu wachsen, sich im Land der großen Religionsfreiheit für ihren Glauben rechtfertigen zu müssen.

Mit großer Unruhe verfolgt die islamische Community in den USA den Aufstieg Donald Trumps, der die Religion bereits seit Monaten in den Wahlkampf hineinzuziehen versucht. Nach dem Anschlag in San Bernadino hatte der Republikaner gefordert, Muslimen vorübergehend die Einreise zu verweigern, was gegen die Verfassung verstoßen würde, aber seine Basis beglückte. Am Montag, nur 24 Stunden nach dem Angriff auf den Nachtclub in Orlando, wiederholte Trump diese Forderung, ja weitete sie gar noch aus.

Als Präsident, so kündigte der 69-Jährige an, werde er die Grenzen für all jene dicht machen, die aus Ländern "mit einer erwiesenen Geschichte des Terrorismus gegen die Vereinigten Staaten" kommen wollten. Amerikas Muslime erklärte er indirekt zu Komplizen des Attentäters, denn, so seine These: "Sie wissen, was passiert und liefern ihn trotzdem nicht aus." Der Generalverdacht ist Trumps beliebtestes Mittel. Bislang ist es nur Rhetorik, aber in einer solch aufgeladenen Situation wie der aktuellen, kann aus ihr leicht Politik werden. Das Postfach werde seit Sonntag mit Hassmails geflutet, erzählt Imam Rasheed. Kürzlich hätten Unbekannte die Moschee mit Farbe beworfen.

Vor dem "Islamischen Zentrum" haben sich ein paar Gläubige versammelt. Der Angriff vom Wochenende ist natürlich das große Thema. "Das Schlimme ist: Wir trauen uns ja schon gegenseitig nicht mehr", sagt Ismail, der seit drei Jahren in der Stadt lebt. "Nach solchen Attentaten ertappe ich mich dabei, wie ich andere Muslime beäuge, nach dem Motto: Verspürt der nicht vielleicht doch klammheimlich Sympathie für Gewalt gegen Amerikaner? Es ist furchtbar." Ismail findet, dass man als Muslim in Florida noch vergleichsweise geduldig und verständnisvoll empfangen werde. "Ich frage mich immer: Was würde ich machen, wenn ich in anderen Schuhen stecken würde? Wäre ich auch so geduldig? Vielleicht nicht. Die Reaktionen könnten doch noch viel schlimmer sein.

Ayoub, ein Einwanderer aus Guyana, fällt ihm ins Wort. "Ich bin es einfach leid, dass irgendjemand meine Religion kidnappt. Der Typ ist doch krank! Läuft da einfach mit einem Sturmgewehr rein. Wer macht denn so was?"

Natürlich sind nicht alle muslimischen Gemeinden so friedlich und freundlich wie jene am Stadtrand von Orlando. Dutzende Moscheen im Land stehen im Ruf, den Koran radikalislamisch auszulegen. Die "Islamic Society of Boston" etwa geriet vor einigen Jahren in die Schlagzeilen, weil die beiden Marathon-Attentäter in der Zeit vor ihrem Anschlag das Gotteshaus zum Beten aufgesucht hatten. Auch auf das "Husseini Islamic Center" bei Orlando haben manche ein Auge geworfen. Das Zentrum lud bereits mehrfach einen in Großbritannien geborenen radikalen Prediger ein, der für seine homophoben Ausfälle bekannt ist. Lokale Medien berichten, dass dieser erst im April in der Moschee einen Vortrag gehalten habe. Thema: "Wie mit dem Phänomen der Homosexualität umzugehen ist."

Auch aufgrund solcher Vorfälle ist die Stimmung gegenüber Muslimen in den USA angespannt. Im ganzen Land sind Vertreter muslimischer Organisationen inzwischen unterwegs, um gegen das Misstrauen anzulaufen. Die Chefs der großen Verbände geben Interviews auf CNN oder Fox, in Orlando ist gleich bei der ersten Pressekonferenz ein örtlicher Imam anwesend, um die Öffentlichkeit zu mahnen, keine vorschnellen Urteile zu treffen.

Seither sind an fast allen zentralen Plätzen der Stadt Gläubige zu sehen. Sie kommen zum Blutspenden am Southpointe Center, zum Tatort an der Orange Street, zum Community Center ein paar Blocks weiter. Dort werden die Angehörigen der Opfer betreut, und manche, wie Rasha Mubarak vom Islamrat CAIR, wollen einfach nur da sein, um gar nicht erst falsche Verdächtigungen aufkommen zu lassen in der Gemeinschaft.

"Es fühlt sich alles surreal an." Mubarak schüttelt den Kopf. "Wir sind doch", sagt sie "zuallererst Floridianer und nicht Muslime."


Aus: "Massaker in Orlando: Amerikas Muslime fürchten die Rache" Aus Orlando berichtet Veit Medick (14.06.2016)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/orlando-amerikas-muslime-fuerchten-die-aechtung-a-1097460.html