"Weniger Moral, mehr Politik!" Bernd Ulrich (5. September 2018, 17:00 Uhr Editiert am 9. September 2018, 11:49 Uhr DIE ZEIT Nr. 37/2018)
Die einen regen sich über undankbare Flüchtlinge auf, die anderen über SUV-Fahrer. Empörung von allen Seiten. Aber es gibt einen Ausweg aus dieser Übermoral.
Kommentar zu:
https://www.zeit.de/2018/37/moral-hypermoral-ideologiekritik-arnold-gehlenChristian W. #11
Herrje Zeit-Online, kommt mal aus eurer akademischen Filterblase!
Die meisten Menschen da draußen interessiert es einen Scheiß, was sich irgendwelche Dozenten mit zu viel Tagesfreizeit an der Uni ausgedacht haben.
Meine Erfahrung ist, dass es genau andersherum ist, die Menschen werden immer unmoralischer, sie werden immer egoistischer, wollen alles haben, aber das darf nichts kosten, immer rücksichtsloser und der Grundrespekt ist auch weg.
Aber ich hänge ja auch privat nur mit normalen Arbeitern und Angestellten aus der unteren Mittelschicht rum und verkaufe Lebensmittel, vielleicht kommt ich daher auch zu anderen Ergebnissen.
Zivilisationswächter #11.1
Meine Erfahrung ist, dass es genau andersherum ist, die Menschen werden immer unmoralischer, sie werden immer egoistischer, wollen alles haben, aber das darf nichts kosten, immer rücksichtsloser und der Grundrespekt ist auch weg.
Sie meinen also, die grundlegende Arschlochisierung der Gesellschaft ist bereits weit fortgeschritten? Dem würde ich aus meiner Erfahrung heraus zustimmen.
Aber gerade das sollte doch die Notwendigkeit eines moralischen Handelns klar verdeutliochen, oder nicht?
Stehaufmann #11.2
Die Menschen sind nicht mehr "Arschloch", sondern es gibt immer weniger Gemeinsamkeit. Wenn es aber keine allgemeinverbindlichen Regeln mehr gibt, dann steigt die Anzahl der Interaktionen, die als "feindlich" wahrgenommen werden.
Eines der Gründe, warum ich immer wieder und wieder gegen "Neuaushandeln" von Zusammenleben eindringlichst warne ! Das ist nämlich nichts als Code für (heißen oder kalten) Bürgerkrieg .... verstehen die Meisten aber nicht !
Arnd-Matthias Langner #12
Früher war weniger Moral. Nicht in dem Sinne, dass die Menschen zu anderen Zeiten unmoralischer gehandelt hätten, gemeint ist etwas anderes: Der Geltungsbereich des Moralischen, ...scheint sich zuletzt rasant ausgedehnt zu haben."
Richtig. Und "früher" hat man vielleicht auch etwas trennschärfer unterschieden zwischen Moral einerseits und Phärisäertum bzw. Heuchelei andererseits.
Moral ist meine sehr individuelle Konsequenz aus meinen ethischen Prinzipien. Es ist meine genuine Entscheidung und ich(!) trage die kosten und Folgen meiner Überzeugung, statt sie anderen aufzuerlegen.
Heuchelei und an der ist der Zeitgeist überreich, ist das billige(!) Erheben moralischer Ansprüche an Andere. Andere sollen das tun was ich will - und was mir deswegen nicht weh tun würde wenn es gesetzlich geboten würde, und das lassen was mir ohnehin keinen Spaß macht und worauf ich deswegen auch nicht verzichten müsste, wenn ich VERBOT (für alle) schreie.
Ich will meinen Empathiekick und die Rechnung dafür möchte ich eigentlich gern vergesellschaften. Ich möchte in einem hömogenen Bullerbü leben und deswegen sollen gefälligst alle nach meiner Facon selig werden.
Gerade die Christen, die gern mit christlicher Moral argumentieren sind selten in der Rolle des armen Witwe, die ohne viel Aufhebens ihre Scherflein ihrer Überzeugung opfert, sie sind oft genug in der Rolle des Pharisäers mit dem erigierten moralischen Zeigefinger, der auf die Person (und in den Geldbeutel) des Nächsten zielt.
Tordenskjold #21
Ein gut formulierter Artikel, der am Ende aber lediglich nur den Begriff der Moral abwertet.
Quasi die akademische Variante des rechten Lamentos über die "Gutmenschen". Ja, die Moral der bösen "Teddybärschwenker" und "Veggie Day"-Befürworter ist oft widersprüchlich, anstrengend, intolerant.
Aber das Gegenteil ist der komplett moralbefreite völkisch/nationale Rassismus, der seine inhumanen Ansichten inzwischen komplett hemmungslos hinausposaunt.
Aber wo keine Moral mehr ist, da kann man sie natürlich auch nicht kritisieren.