[...] Der egomanische Multimillionär konnte weit in die einstmaligen Stammwählerschichten der Demokraten einbrechen, da er die Deindustrialisierung der USA, die zunehmende Verarmung und Prekarisierung der Arbeiterschaft und die rasche Erosion der Mittelschicht zumindest thematisierte.
Die tiefe systemische Krise, die Trump ins Weiße Haus spülte, wurde von seinen liberalen Gegenspielern im politischen Establishment Washingtons hingegen schlicht ignoriert. ...
"Donald Trump und die Zeit des Borderliners" Tomasz Konicz (10. November 2016)
Quelle:
https://www.heise.de/tp/features/Donald-Trump-und-die-Zeit-des-Borderliners-3462308.html---
[...] Donald Trump hat mit Rassismus und Sexismus triumphiert. Das ist verheerend für die US-Gesellschaft. Spott über kulturell abgehängte Hillbillys hilft aber nicht weiter ... In den nächsten Tagen – das ist keine besonders gewagte Prognose – werden viele Texte über ältere, weiße und meist eher wenig gebildete Männer erscheinen. Wie sie die Wahl gekapert haben, wie sie für Obamas zwei Siege Rache genommen haben, wie ihre Wut die bisher gültige Arithmetik von US-Wahlkämpfen grundlegend verändert hat. Und sicher, die Mischung aus wutschnaubenden Talk-Radios, Hass-Netzwerken auf Twitter und einer Globalisierungskritik, die in reine Fremdenfeindlichkeit umgelenkt wird, hat das Spiel gesprengt, von dem Hillary Clinton dachte, dass sie es von Grund auf erlernt habe. ...
Sikkimoto 09.11.2016 | 14:53
Wenn alle Frauen, Schwarze, Hispanics etc Clinton gewählt hätten wäre Trump chancelos gewesen. Denken sie mal über den Umkehrschluss nach. ...
Hans Springstein 09.11.2016 | 15:57
Der Zeit der vereinfachenden Beschreibungen vor der Wahl erfolgt die Zeit der vereinfachenden Erklärungen nach der Wahl. Das muss wohl eine Folge des "Schocks" sein.
...
Aus: "Kein Platz für Schadenfreude" Jan Pfaff (09.11.2016)
Quelle:
https://www.freitag.de/autoren/jan-pfaff/kein-platz-fuer-schadenfreude---
[...] Die Publizistin Bettina Gaus ... [und] Michel Moore ... haben mit Menschen gesprochen, die weniger die korrekte Bezeichnung oder die Frage, welche Toilette Transpersonen aufsuchen sollen, umtreibt, sondern vielmehr die Frage, wo sie das Geld am Monatsende für das Essen herbekommen, oder ob sie die Kredite weiter abbezahlen können. Sie haben sich umgehört unter dem wachsenden Heer von Menschen, die trotz Lohnarbeit arm sind. Wir können, wenn wir wollen, diese USA durchaus kennenlernen.
... Wo es nicht den Ansatz einer emanzipatorischen Überwindung der eigenen Marginalität gibt, wo jeder des Nächsten Feind zu sein scheint, wird der Erfolgreiche, der sich durchsetzt, rückhaltlos bewundert. Das erklärte auch den langen Wahlerfolg von Berlusconi in Italien. Gewählt wurde er nämlich auch von den Marginalisierten, von denen, die eigentlich keinen Grund hatten, einen Großkapitalisten zu unterstützen. Doch sie bewunderten ihn dafür, weil er so skrupellos im Großen agierte wie sie im Kleinen.
... das Fehlen von Emanzipation und Solidarität zeigt sich [ ] in vielen europäischen Ländern immer häufiger. Für viele der Marginalisierten sind linke Alternativen nicht einmal mehr reale Handlungsoptionen. Sie verwerfen sie nicht, weil sie darin keinen Erfolg sehen. Sie existieren für sie schlicht nicht.
... Hier wird aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft deutlich gemacht, dass die Zeiten der Schönwetterdemokratie auch in Europa vorbei sein könnten. Die Gefahr kommt genau wie in den USA nicht von den Rändern. Trump war nie Minderheit, sondern ein im Mainstream anerkannter Milliardär. So war auch Berlusconi schon lange gesellschaftlich in Italien verankert, bevor er in die Politik ging.
...
Kalle Paschulke, 09.11.2016 18:47
Nowak, ... würden Sie mal ausgehen und den Leuten zuhören, die sie uns hier erklären wollten, würden Sie feststellen, daß zu aller erst Wut auf die verbildeten, hochmütigen überheblichen Besserwisser, die um ihren Status zu rechtfertigen, gezwungen sind, die sie Versorgenden mit Verachtung zu strafen, Grund für den wachsenden Populismus ist. ...
aquadraht, 09.11.2016 18:57
Herr Nowak ist der typische kleinbürgerliche Linke .., der die Arbeiterklasse nur aus Büchern und heute aus solchen Filmen kennt. ... Armut war noch nie "ein grosser Glanz von innen" und die working poor waren niemals edle Wilde, aus denen die emanzipatorischen Strömungen naturwüchsig hervorkamen. ...
TheFlatline, 10.11.2016 08:57
Trump ist ein klassischer Volkstribun. Da die Demokratie von den Aristrokraten/Oligarchen gekapert wurde und die linke Opposition unter Clinton erfolgreich kontrolliert wird, kommt die Stunde eines Selbstverliebten Volkstribun, der zwar selbst dem Geldadel entstammt und den entsprechenden Einfluss hat, aber nicht wirklich zum Establishment gehoert, aus Gruenden die wohl primaer in seiner Persoenlichkeitsstruktur liegen.
Aus narzistischer Kraenkung herraus nutzt er jetzt seinen Einfluss um den eigen Leuten (dem Geldadel) mal so richtig an den Karren zu pissen. Die einfachen Leute, durch die Politik der letzten 30 Jahre frustriert, erfreuen sich an dem Spektakel. Trump ist die Rache des kleinen Mannes am Establishment.
Das Problem ist, dass die Motive sowohl bei Trump selbst als auch bei seinen Waehlern nur negative sind. Es gibt keine wirklich positive Motivation, man will es nur dem Establishment mal so richtig zeigen.
Jetzt bleibt zu hoffen, dass Trump nicht zuviel Schaden anrichtet und das Establischment seine Lektion gelernt hat und echte Reformen wie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ermoeglicht werden. Passiert dies nicht, dann geht die Sache sehr unschoen aus. ...
Pragmatiker, 09.11.2016 20:08
Es handelt sich hier schlicht und ergreifend um eine reaktionäre Gegenbewegung
Der sog. "Populismus" ist doch aber kein reines US-Phänomen, und somit halte ich es für äußerst fragwürdig, Trumps Sieg als Ergebnis von US-spezifischen gesellschaftlichen Entwicklungen deuten zu wollen. So langsam aber sicher sollte man sich doch mal fragen, warum in einem westlichen Staat nach dem anderen Personen und Parteien an die Macht kommen, die vom politischen Establishment als "populistisch" verunglimpft werden.
Meiner Ansicht nach handelt es sich hier schlicht und ergreifend um eine reaktionäre Gegenbewegung zu den Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte. Und dabei geht es keineswegs allein um die wirtschaftlichen Folgen der Globalisierung, sondern vor allem auch um die politischen und gesellschatlichen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnten. Man hat den Menschen einfach zu viele Veränderungen in zu kurzer Zeit zugemutet.
Anders als die sich selbst für progressiv haltenden Kräfte lange Zeit glaubten, finden es nun einmal längst nicht alle westlichen Bürger toll, dass immer mehr Entscheidungen auf supranationaler Ebene getroffen werden. Wenn sich die gewählten Repräsentaten zuerst mit den Repräsentanten anderer Staaten abstimmen, bevor sie mit ihrer eigenen Bevölkerung in Dialog treten, dann fühlen sich viele Bürger einfach nur verraten und verkauft. ...
Gleichermaßen finden es auch längst nicht alle westlichen Bürger toll, wenn die sich selbst für progressiv haltenden Kräfte unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung und des Minderheitenschutzes in bester Orwellscher Manier immer neue sprachliche Tabus zu etablieren versuchen. Wenn Gesetzestexte und Verordnungen, die ohnehin nie Musterbeispiele für leicht verständliche Texte waren, durch gendergerechte und politisch korrekte Umformulierungen selbst für Akademiker mit Hochschulbildung kaum noch zu verstehen sind, dann ist das für viele Bürger einfach nur ein Beleg, dass etwas gravierend schiefläuft. Und wenn Minderheitenschutz plötzlich so allumfassend ausgelegt wird, dass die Interessen der Bevölkerungsmehrheit nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen scheinen, dann ist es aus Sicht vieler Bürger Zeit für eine Kurskorrektur.
Nein, man sollte nicht den Fehler begehen, die aktuellen Entwicklungen allein auf sozioökonomische Fehlentwicklungen zu reduzieren. Diesen Bürgern geht es nicht allein darum, dass ihre Arbeitsplätze gefährdet sind. Die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte spielen für sie eine mindestens ebenso große Rolle. Eine wachsende Zahl von Bürger fühlt sich schon seit geraumer Zeit zunehmend überfordert von immer mehr Veränderungen in immer kürzerer Zeit, und diese Bürger haben mittlerweile eine Zahl erreicht, die ausreicht, um das Pendel in die Gegenbewegung ausschlagen zu lassen. ...
Pragmatiker, 09.11.2016 22:19
Re: Es handelt sich hier schlicht und ergreifend um eine reaktionäre Gegenbewegu
DerExperte schrieb am 09.11.2016 21:28:
Aber die Sache mit dem Thema "political correctness" und Genderwahn kommt dem Punkt möglicherweise näher.
Hr. Trump ist ein Rüpel, und genau das erscheint wohlmöglich vielen als Identifikationsfigur.. :)
Franz Josef Strauß war ebenfalls rüpelhaft. Herbert Wehner auch. ...
Storchbraterei Ploing, 09.11.2016 20:36
Die "westlichen Werte" und das Prekariat.....
Dazu fällt mir ein, was Brecht Mutter Courage sagen ließ:
Und da konnt' er auch verlangen, dass man seinen Nächsten liebt, denn man war satt. Heutzutage ist das anders.
Die so hochgeschätzten "Werte" interessieren jene, die von ihrer Hände Arbeit nicht mehr leben können oder die schon wegrationalisiert wurden einen feuchten Dreck.
Werte sind ideologischer Überbau für Leute, die sie sich noch leisten können.
Das können die Opfer des Neoliberalismus zunehmend nicht mehr, weshalb diese "Werte" nichts anderes mehr als Heuchelei oder Ignoranz sind.
Das sollten sich die noch satten Anhänger der "Refugees welcome" Fraktion der Linken auch mal zu Herzen nehmen.
Trump ist ein Heuchler, aber er hat eine schlafende Nation aufgeweckt und das ist gut.
Vielleicht wachen nun endlich auch die linken Träumer auf und stellen sich den Realitäten: Leute lest mal wieder Brecht.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.11.2016 20:38).
...
Aus: "Das ungleiche Bündnis: Die kleinen Leute und der Erfolgreiche" Peter Nowak (09. November 2016)
Quelle:
https://www.heise.de/tp/features/Das-ungleiche-Buendnis-Die-kleinen-Leute-und-der-Erfolgreiche-3462227.html---
SPIEGEL ONLINE: Herr Snower, Sie sind Amerikaner. Hätten Sie gestern Abend damit gerechnet, heute mit einem Präsidenten Donald Trump aufzuwachen?
Snower [Dennis J. Snower ist Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel und einer der renommiertesten Ökonomen in Deutschland. Der 66-Jährige ist amerikanischer Staatsbürger und hat in den Siebzigerjahren an der US-Eliteuniversität Princeton promoviert.]: Ich bin erschüttert. Ich war mir sicher, dass Trump keine Chance hat. Und ich glaube, das ging nicht nur mir so. Das zeigt: Die Gruppen, die Trump gewählt haben, sind ganz abgekapselt von denen, die Clinton gewählt haben. Die amerikanische Gesellschaft ist so zerrissen, dass beide Teil nichts mehr voneinander wissen. Auch die Umfragen lagen alle daneben. ... Die Meinungsforscher gehören wie die Journalisten zu den Gebildeten, die fast keinen Zugang zu den Trump-Wählern haben. Aber die amerikanischen Medien haben auch viel dazu beigetragen, dass es so weit kommen konnte. Es gibt dort eine Sucht nach Konflikt, nach immer neuen Skandalen. Das hat dazu geführt, dass Trump sehr viel Aufmerksamkeit bekommen hat und dass es überhaupt nicht um die politischen Inhalte ging.
... SPIEGEL ONLINE: Die amerikanische Gesellschaft ist auch ökonomisch stärker gespalten als noch vor einigen Jahren. Die Ungleichheit ist gestiegen. Hat das Trumps Sieg begünstigt?
Snower: Es sind ja nicht unbedingt die Ärmeren, die Trump gewählt haben, sondern vor allem jene, die fürchten, dass ihre Kinder einen niedrigeren Lebensstandard haben werden als sie selbst. Man hat sich vorher nicht vorstellen können, dass weiße, verärgerte, arbeitende Männer Trump ins Weiße Haus bringen könnten. Es haben sich aber doch offenbar viel mehr Leute um diese Gruppe herum gesammelt, weil sich viel mehr Menschen verwundet fühlen.
SPIEGEL ONLINE: Gibt es denn einen wirklichen Grund für diese Leute, besorgt zu sein? Oder ist das reine Panikmache von Trump?
Snower: Trump hat die Sorgen der Menschen ausgenutzt. Diese mögen teilweise berechtigt sein. Wir leben in Zeiten großer Veränderungen. Die Welt digitalisiert sich. Maschinen konkurrieren zunehmend mit Menschen um Arbeitsplätze. Die Globalisierung schreitet voran. Das bedeutet, dass diejenigen, die sich an diese Veränderungen nicht anpassen können, in einer schwachen Lage sind.
SPIEGEL ONLINE: Es ist also erklärbar, wenn sie Trump wählen?
Snower: Sie suchen nach einem Sündenbock. Trump hat ihnen diesen Sündenbock geliefert: Es sind die Migranten, die Muslime, die Lateinamerikaner, die euch eure Jobs wegnehmen - so hat Trump das den Leuten erzählt. Irgendjemand muss Schuld haben. Das ist auch eine Konsequenz aus dem amerikanischen Traum.
SPIEGEL ONLINE: Inwiefern?
Snower: Wenn man den amerikanischen Traum träumt, ist das Versagen nur dem Individuum zuzuschreiben. Viele Amerikaner arbeiten so hart, wie sie können, und es reicht trotzdem nicht. Nach amerikanischer Lesart ist das ihre eigene Schuld. Aber das wollen sie nicht wahrhaben. Deshalb ist es für sie so wichtig, einen Sündenbock zu finden, den sie verantwortlich machen können.
SPIEGEL ONLINE: Trump hat diesen Leuten versprochen, Amerika wieder groß zu machen, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Er will die Wirtschaft stärker abschotten, die Auslagerung von Jobs in Schwellenländer stoppen und hohe Strafzölle auf Waren aus China oder Lateinamerika einführen. Entstehen dadurch wirklich mehr Jobs für Amerikaner?
Snower: Natürlich nicht. Man kann sich in der heutigen Welt nicht abschotten. Die meisten Güter und Dienstleistungen werden durch Mitwirkung anderer Länder produziert. Wenn Amerika sich abschottet, schadet es sich selbst, weil viele Waren dann einfach teurer werden. Darunter leiden werden vor allem die ärmeren Menschen und die besorgte Mittelschicht, die Trump gewählt hat.
SPIEGEL ONLINE: Wenn es so kommt, dann müsste Trump in der Gunst der Wähler ja schnell wieder sinken.
Snower: Ich fürchte, viele werden den Zusammenhang nicht sehen. ...
kritischer-spiegelleser 09.11.2016, 11:56
Und die regieren jetzt?
Abstiegsängste? Von der Globalisierung abgehängte? Begriffe, die man auch in Deutschland oft zu hören bekommt. Zumeist disqualifizierend gemeint. Und diese Gruppierungen regieren jetzt in Amerika?
_alexander_ 09.11.2016, 13:06
Jetzt kommen die ganzen "Experten" aus ihren Löchern gekrochen, um uns zu erklären, warum Trump die ganze liberale Weltordnung in Frage stellt. Diese Typen sind sich wirklich für nichts mehr zu schade. Leider.
hypnoforce 09.11.2016, 13:10
... Solche Wahlergebnisse sind Ausdruck der Unzufriedenheit über die derzeitige politische Kaste und ihrer Machenschaften.
Ährengast 09.11.2016, 13:52
... Es ist keine speziell amerikanische Lesart, dass man selber schuld ist, wenn es trotz harter Arbeit gerade eben so zum Leben reicht. Das ist vielmehr ganz allgemein eine der Grundthesen des Neoliberalismus, vielleicht sogar deren wichtigste. Jeder mag sich selbst denken wie Herrn Snowers Fazit "Trumps Sieg ist eine Konsequenz des amerikanischen Traums" mithin zu modifizieren wäre. ...
Willi Wacker 09.11.2016, 14:03
... Ich kritisiere die Arroganz derer, die den realen Abstieg immer noch als dumpfe "Angst" diffamieren.
O ihr kleinen Dummchen, ihr braucht doch keine Angst zu haben, wenn ihr eure Jobs verloren habt, keine Krankenversicherung mehr bezahlen könnt und eure Stadt eine Geisterstadt geworden ist.
Übertrag: ihr kleinen Dummerchen, die ihr euch von Praktikum zu Praktikum hangelt, die immer steigenden Mieten nicht leisten könnt und von einer auskömmlichen Rente träumt. Werft eure dumpfe Angst ab, sie ist ja nicht real.
...
Aus: "US-Ökonom Snower zur US-Wahl: "Trumps Sieg ist eine Konsequenz des amerikanischen Traums""
Ein Interview von Stefan Kaiser (09.11.2016)
Quelle:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/donald-trump-dennis-snower-sieht-die-liberale-weltordnung-infrage-gestellt-a-1120453.html---
[...] In ersten Kommentaren versucht die internationale Presse, den Wahlsieg von Donald Trump in den USA zu analysieren. Einig ist sie sich, dass sich die Welt ändern wird.
... Der konservative französische Le Figaro kommentierte: "In diesem Wahlkampf hat sich ein anderes Amerika gezeigt. Vor allem die demokratischen Eliten Europas sind ernüchtert. Sie haben sich zuerst über das vermeintlich Undenkbare lustig gemacht, nun sind sie entsetzt." Der Brexit und der Aufstieg systemfeindlicher Parteien in Europa seien bereits Vorzeichen gewesen. "Die neue Realität wird sich aber nicht wie Pulverdampf nach einer Schlacht auflösen. Weder auf der einen Seite des Atlantiks noch auf der anderen."
... in Wien analysiert die Zeitung Die Presse: "Ein Schlüssel zu seinem Erfolg lag in seiner einfachen und oft auch ordinären Sprache, die einige zutiefst anwiderte, aber offenbar mindestens ebenso viele anzog, vor allem die ältere weiße Mittel- und Unterschicht. Trump verwendete keine typischen Politiker-Floskeln, sondern bediente enthemmt Ressentiments."
... in der Schweiz kommentiert die Neuen Zürcher Zeitung: "Und wieder einmal lagen die Umfragen falsch" Die Zeitung nannte den Wahlsieg eine Art Wiederholung des Brexit-Referendums. "Den Durchbruch schaffte Trump aber genau mit jener Wählerschaft, die er mit seinen provokativen, oft beleidigenden Aussagen direkt angesprochen hatte: die früher gewerkschaftlich linke, weiße Unter- und Mittelschicht, die sich von den Eliten in Washington, von Wall Street und von der Demokratischen Partei verraten und verkauft fühlte und in Trump jene Figur sah, die ihrem Schmerz und ihrer Perspektivlosigkeit ein trotziges 'Nein, wir verschwinden nicht einfach!' entgegenschleuderte." ...
godsawayonbusiness #2
Die salonnlinke Bohème hat mit ihrer Verachtung und ihrem Zynismus gegenüber der Unterschicht den Erfolg des Rattenfängers erst ermöglicht. Jetzt ergeht sie sich in Katzenjammer und Selbstgerechtigkeit.
...
Aus: "Presseschau zur US-Wahl: "Schock. Donnerschlag. Schwindelgefühl."" (9. November 2016)
Quelle:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-11/presseschau-us-wahl-donald-trump-praesident/komplettansicht---
[...] Trump hat mit Hasssprüchen gegen das sogenannte politische Establishment in Washington gegen die Medien gepunktet. Er hat die durch die Globalisierung verunsicherte weiße Mittel- und Arbeiterschicht auf seine Seite gelockt. "I alone can fix it" - nur ich kann die Probleme lösen, lautete sein Wahlmotto. Das ist ein anmaßender Spruch, ein hohles Versprechen. Sicher ist: Auch Trump wird die Probleme Amerikas und einer hochkomplexen Welt natürlich nicht im Alleingang lösen. Wer das trotzdem glaubt, ist selbst schuld. ...
Aus: "Donald Trump triumphiert: Sieg des Zerstörers " Ein Kommentar von Roland Nelles, New York (09.11.2016)
Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-sieg-des-zerstoerers-kommentar-a-1120418.html---
Marine Le Pen, Chefin des rechten Front National (FN) in Frankreich, übermittelte dem "neuen Präsidenten der USA und dem amerikanischen Volk" auf Twitter ihre "Glückwünsche". FN-Vizepräsident Louis Aliot erklärte, die US-Wähler hätten "einer arroganten Elite den Stinkefinger gezeigt". Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders twitterte: "Die Amerikaner holen sich ihr Land zurück."
"Es sieht so aus, als würde 2016 das Jahr von zwei großen politischen Revolutionen", schrieb der frühere Chef der europafeindlichen Partei Ukip, Nigel Farage, mit Blick auf das Brexit-Votum der Briten und Trumps Wahlsieg. ...
Aus: "Internationale Reaktionen auf US-Wahl: "Die Amerikaner holen sich ihr Land zurück"" (09.11.2016)
Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/us-wahl-geert-wilders-begruesst-wahl-von-donald-trump-a-1120430.html---
[...] Wir, die publizistisch und aktivistisch gegen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus gekämpft haben, hier in Europa. Wir müssen unsere Fehler in den kommenden Wochen, Monaten, Jahren analysieren und daraus Konsequenzen ziehen. Wo haben wir gehofft, statt zu erkennen? Wo haben wir ignoriert, statt hinzusehen? Wo haben wir geschwiegen und geduldet, statt zu sprechen und zu handeln? Wo lagen wir schlicht und ergreifend falsch? ...
amater 09.11.2016, 12:09
Ihr lieben Amerikaner!
Ihr habt es geschafft! Ich bin stolz auf Euch! Das war ein entscheidender Schlag gegen die homogenen und voreingenommenen Medien, die von intelektuellen Illusionisten geprägt werden ...
feistus_raclettus 09.11.2016, 12:34
zu kompliziert...
Gestern bei Marcus Lanz wollte Sandra Navidi die wahren Zusammehänge für den Niedergang Ohio's darlegen.
Sebastian Pufpaff brachte es auf den Punkt: Das ist zu komplziert, damit erreichen sie die Leute nicht.
Traurig aber wahr - in einer immer komplizierteren Welt wollen die Menschen trotzdem einfache Lösungen.
Eduschu 09.11.2016, 12:50
Was Sie falsch gemacht haben?
Ich kann es Ihnen sagen. Sie (steht stellvertretend für die linksliberalen Medien) haben sich nicht einmal bemüht, die Beweggründe zu verstehen, warum bereits in den Meinungsumfragen viele Wähler für Trump stimmen wollten. Für Sie war es ausgemachte Sache, dass "so einer" nicht gewählt werden wird. Aber die Wähler Trumps sind nicht so wie vorher allerorten suggeriert wurde. Es sind nicht nur Männer, vorzugsweise ungebildete Rednecks, sondern etwa die Hälfte seiner Wähler waren Frauen. Ihr Fehler ist verzeihlich, denn wie wir eindrucksvoll bestätigt bekommen haben, nützen konzertierte Aktionen der traditionellen Medien gar nichts. Ich glaube sogar, dass gerade die durch die Bank verächtlichmachenden Berichte über Trump und seine Wähler einen Jetzt-erst-recht-Effekt ausgelöst haben. Nicht nur Politiker können sich kein neues Volk suchen, wenn ihnen das alte nicht gefällt. Selbiges gilt auch für die Medien. Deshalb müssen Sie lernen, damit umzugehen, dass es nicht nur liberale Strömungen in der Gesellschaft gibt, sondern auch rechtskonservative.
chiefseattle 09.11.2016, 12:50
Es ist an der Zeit Rainer Calmund als Bundespräsidenten vorzuschlagen! Mal sehen, ob das RTL2 Niveau in Deutschland schon mehrheitsfähig ist.
gg0815 09.11.2016, 12:51
Progressiv ?
Zitat: "Wir, die tendenziell Progressiven"
diese "Gewissheit" sollte das elitäre Establishment als erstes ablegen.
spon-facebook-10000228292 09.11.2016, 13:06
"Es ist ein Abschied von den Rationalmedien und ein Übergang zu den Gefühlsmedien. Wir haben noch nicht herausgefunden, wie dieser Übergang politisch zu gestalten ist - die Rechtsextremen dagegen schon."
So ein Gejammer, alle die gegen die neoliberale Politik sind, sind rechte Populisten. Jeder, der gegen CETA und für einen Dialog mit Russland ist, ist ein neurechter Querfrontler. Es passt Euch einfach nicht, dass Leser/Innen nun in den sozialen Medien genau den Gegenpol finden, den Ihr "Rationalmedienvertreter" (merkt ihr eigentlich wie arrogant dieser Begriff alleine schon ist, ihr seid rational, die sozialen Medien nicht?) nicht mehr bietet. Wundert Euch nicht, über sinkende Verkaufszahlen, sondern fragt Euch, ob die Menschen es nicht einfach leid sind, immer denselben ungefilterten, ungeprüften Mist zu lesen und keine Gegenargumente. Artikel verkommen zu Kommentaren, Objektivität wird durch Subjektivität, und Journalismus durch Abschreiben ersetzt.
diekhus 09.11.2016, 13:14
Intensiv Verachtet.
"Dass das politische, mediale, gesellschaftliche Establishment derart intensiv verachtet werden kann, ..."
Da ist dann wohl Ihr Wahrnehmungsvermögen über diese Hintergründe etwas schwach ausgebildet, wenn sie das bisher nicht erkannt haben. Also weniger lügen, den Versuch unternehmen neutral zu berichten und aufhören per Nannyjournalismus die Bürger auf die falsche Fährte zu locken. ...
eldoloroso 09.11.2016, 13:47
Naja
Tach,
Was Sascha Lobo nicht explizit sagen mag: Die Political Correctness ist auf dem absteigenden Ast. Tatsächlich prallte sie an Trump ab wie Wasser an Teflon. Hingegen hat Hillarys ganzes Gender- und Rassismusgedöns niemanden hinterm Ofen hervorgelockt. Und diese Entwicklung, zusammen mit dem Deutungshoheitsverlsut der ehemaligen Nachrichtenmagazine, führt zur diskutierten Situation.
Sequester 09.11.2016, 13:59
Öffentliche vs. veröffentlichte Meinung
" Die Welt wendet sich von der bürgerlichen Medienwelt des 20. Jahrhunderts und ihrem journalistischen Prinzip der Mäßigung ab. Dem Prinzip, Nachrichten als Berichterstattung zu betrachten, objektiv und ausgewogen. "
Diese Aussage aus dem Artikel ist schon grenzwertig. Wenn auf Dauer in den Medien bestimmte Meinungen völlig ausgeblendet werden und sich die "Meinungsmacher" in ihrer Blase selbst feiern, dann muss man sich nicht wundern, wenn es zu derartigen Betriebsunfällen kommt.
Ich bleibe dabei: es gibt einfach einen Unterschied zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung.. Vielleicht haben erstere wegen ihrer Jobs und Sozialisierung einfach weniger Zeit und Lust sich ständig zu artikulieren. Herr Lobo sollte klug genug sein dies zu erkennen.
rgsf 09.11.2016, 14:23
Exzellente Analyse
Sehr gute Fragen. Bei uns, der "erleuchteten Elite" anfangen. Mein Vater, der noch den Nationalsozialismus bekämpft hat, sagte immer man müsse auch den Schwachen eine Stimme geben und darauf achten dass sie sich nicht ausgeschlossen fühlen. Jetzt verstehe ich was er meinte.
...
Aus: "Medien und die US-Wahl: Das Ende unserer Gewissheiten" Eine Kolumne von Sascha Lobo (09.11.2016)
Quelle:
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/wahl-in-amerika-das-ende-unserer-gewissheiten-kolumne-a-1120465.html