[...] Buschkowsky sagt, natürlich gebe es unzählige gelungene Integrationsbeispiele, aber um die gehe es in diesem Buch eben nicht. ... Auch Bozkurt ist SPD-Mitglied, er ist Vorsitzender der Berliner Arbeitsgemeinschaft Migration. "Seine Aussagen sind rassistisch", sagt er. "Er definiert eine Gruppe von Menschen als das Nicht-Deutsche, als das Andere, und diffamiert sie dann." Buschkowsky, so empfindet das sein Parteifreund, "bürgert permanent Menschen aus". ...
Aus: "Buschkowsky, ein willkommener Provokateur" Lenz Jacobsen (16.10.2012)
Quelle:
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-10/buschkowsky-neukoelln-spd-.-
[...] Ein Mann sieht schwarz. Heinz Buschkowsky, Bürgermeister von Neukölln und nun auch Verfasser eines 397 Seiten langen Beitrags zur Integrationsdebatte, hat für eine nicht ganz kleine Bevölkerungsgruppe in seinem Neukölln nur noch Pessimismus übrig. Es sind die Armen, die Bildungsfernen, das Prekariat, das in Neukölln zu großen Teilen aus Menschen mit Migrationshintergrund besteht. Es sind die, die in Buschkowskys Worten am „gesellschaftlichen Schnuller“ hängen.
Die Wendung sagt einiges über Buschkowsky, sein Neukölln – und über ein in Deutschland verbreitetes Verständnis von Sozialpolitik. Buschkowsky weiß natürlich und schreibt das auch, dass die Herkunft aus einer Einwandererfamilie niemanden dazu zwingt, ganz unten in der Gesellschaft vor sich hin zu leben – allerdings haben es Einwanderer viel schwerer. Buschkowskys Buch ist voller Beispiele von Aufstiegswillen, Interesse und Freude an Leistung, erbracht von Menschen und unter Umständen, die kein Mittelschichtskind so je erlebt haben dürfte. Buschkowsky mag sein Neukölln, das liest man aus jeder Zeile. Er mag das Gemisch von Leuten, er schwärmt von der Hindu-Community und seiner Lieblingschinesin, deren „Ente kross“ ihn ganz offensichtlich oft und nachhaltig über erlittenen Frust im Dienst hinweggetröstet hat. Was er nicht mag, sind die Leute, die den Schnuller auf Lebenszeit im Mund behalten wollen.
Die gehören zu den lebenden Klischees, zu den Hauptdarstellern des Neuköllner Straßen- und Nachtlebens, zu den Profiteuren der Schattenwirtschaft, sie bewohnen die Parallelgesellschaft, die Buschkowsky für ein Hauptproblem seines Bezirks hält: Menschen mit Migrationshintergrund, die in Berlin, in Deutschland gar nicht ankommen wollen – und ihre Kinder als Garanten staatlicher finanzieller Zuwendungen betrachten. Ihre Vorfahren kamen aus dem Nahen Osten, aus dem Libanon oder aus Palästina oder aus entlegenen Gebieten der Türkei. Sie kamen nicht als „Gastarbeiter“, sondern als Flüchtlinge – was unter anderem bedeutete, dass sie hier nicht arbeiten durften. Sie waren abhängig vom Staat und von Sozialhilfe, sie sind es geblieben mitsamt Kindern und Enkeln.
Buschkowsky fährt alle Klischees auf, die man kennt, um deutlich zu machen, wen er meint: Vor allem die jungen Männer in den schwarzen, tiefergelegten S-Klasse-Mercedessen mit der Vierfach-Auspuffanlage Modell röhrender Hirsch, die für nichts so viel Zeit verwenden wie für die ornamentorientierte, millimetergenaue Rasur ihrer Bärte; die älteren Frauen, verschleiert und bekopftucht, die nur arabisch sprechen und trotzdem bestens informiert sind über das, was ihnen von Amts wegen zusteht. Die Jugendlichen, die auf den Spielplätzen ihre kriminelle Energie ausleben, ein bisschen Kleingeld erpressen. Die Trupps von Männern jeden Alters, die jede Streifenwagenbesatzung in Not bringen, wenn die gegen jemand vorgehen will, der auf der Hermannstraße in der zweiten Reihe parkt, weil er zu faul ist, hundert Meter zu laufen. Was all diese Leute verbindet, ist laut Buschkowsky nicht ihre Herkunft, sondern ihre „Bildungsferne“. Die macht diese Leute zu lebenslangen Schnuller-Süchtigen, sie macht den Bezirk arm und das Bürgeramt gleich neben dem würdigen alten Rathaus zu einem Hort der Tristesse, auf dessen Fluren, wie ein Hinweisschild besagt, der Verzehr alkoholischer Getränke verboten ist.
Neukölln, mattschwarz: So wirkt der Bezirk durch des Bürgermeisters Brille betrachtet. Man findet die Klischees, wenn auch nicht in der Masse, die man erwartet, wenn man nur das Buch gelesen hat. Die Sonnenallee ist mit ihren arabisch beschrifteten Geschäften tatsächlich Schlagader in einem Einwandererkiez, in dem man nicht deutsch sprechen muss, um zurechtzukommen. Sprachlich passen sich längst eher die Deutschen an: „Rechtsanwältin – Avukat“ steht auf dem Türschild einer biodeutschen Juristin. Die Hermannstraße ist, vom Hermannplatz ausgehend, eine Folge von Internetcafés, Telecafés, Spielcasinos – Betrieb schon mittags –, Läden, in denen „weltweiter Geldtransfer in Minuten“ ermöglicht wird. Dann, seltsam fremd, das Geschäft für „orthopädische Schuhtechnik“ und der „Steinmetzmeister“ neben einem der großen schönen alten Friedhöfe mitten im Bezirk.
Orthopädische Schuhe und Grabsteine weisen Kulturpessimisten den Weg, wohin die Reise auf der Hermannstraße geht. Doch schon die Flucht in eine Seitenstraße Richtung Tempelhofer Flugfeld führt in das nett-jung-alternative Neukölln, in dem sich sogar ein Modeladen wie „Rita in Palma“ inszenieren kann und Harley-Freunde ihre bejahrten Kräder beim „Shovel Service“ richten lassen können.
Doch in Anbetracht junger Männer hinter Kinderwagen würde Buschkowsky auf die nächste seiner zahlreichen Erkenntnisse aus einem langen Neuköllner Politikerleben kommen: Neukölln ist nett und spannend und krass und abwechslungsreich, solange man nicht die Zukunftschancen seiner Kinder ruiniert, indem man sie in Neukölln zur Schule schickt. Auch darüber schimpft Buschkowsky seit Jahren, auch das ist, wie die Geschichten von den frustrierten Polizisten, die gegen falsch parkende Fahrer der erwähnten tiefer gelegten Mercedesse gar nicht mehr vorgehen, bezirksbürgermeisterliches Herrschaftswissen, gewonnen in zahllosen Gesprächen und Sitzungen und Diskussionen, die es gebraucht hat, um aus Heinz Buschkowsky den humorigen Alarmisten zu machen, der er ist. So einfach und traurig ist es: „Die Dichte der sozialen Probleme Neukölln-Nord ist etwa doppelt so hoch wie in der gesamten Stadt.“ Jeder zweite Jugendliche unter 18 lebt von Hartz IV.
Als Politiker und Buchautor hat Buschkowsky zwei Motive. Das eine heißt Neukölln, das andere ist Groll auf die Gutmenschen und politisch Korrekten, die jahrzehntelang einen klaren Blick auf die Probleme der Integration verhindert haben. Der Inbegriff der Betreiber dieser „Gaukler-Politik“ ist für ihn der frühere Integrationsbeauftragte Günter Piening. Eine Ausnahme macht Buschkowsky für Thilo Sarrazin. In Sarrazins Wohnzimmer haben die beiden diskutiert, jetzt verbindet sie die These, der Ausgangspunkt aller Probleme und der Ansatz für alle Lösungen sei die „Bildungsferne“ in Unterschichtfamilien.
Sarrazin findet Buschkowskys Buch „authentisch“, der Mann aus Neukölln sei ein „handelnder Lokalpolitiker mit Herzblut“. Anders als andere ist Buschkowsky in Europa herumgereist und hat Ideen gesammelt. Auch die finden sich – und machen mitsamt Buschkowskys Witz und seiner ansatzweise vorhandenen Selbstironie „Neukölln ist überall“ zu einer Provokation aller Betrachter der Verhältnisse, die immer noch meinen, ein bisschen Quartiersmanagement und ausführliches Debattieren über Sprachtests werde schon reichen, um die inzwischen wenigstens erkannten Probleme zu beseitigen. Unfug, sagt Buschkowsky: Die Probleme werden immer größer.
rathauspiefke
22.09.2012 23:23 Uhr
Sensationell
" ... Buch, das sogar die Zustimmung seines SPD-Genossen Thilo Sarrazin findet."
Na was für eine Überraschung! Damit hat nun wirklich niemand gerechnet.
von Brotkrume
23.09.2012 07:09 Uhr
Differenzierung
Ganz offensichtlich gibt es riesige Unterschiede zwischen Buschkowsky und Sarrazin (und übrigens auch zu Helsig) Und man täte sehr gut daran, da sehr deutlich zu differenzieren.
Der erste Unterschied steht schon gleich im ersten Satz: Buschkowsky liebt seinen Bezirk. Das ist eine ganz andere Grundeinstellung als die negativ zerfetzende Sarrazins. Der weit wichtigere Unterschied ist ein anderer, wenngleich er sich aus dem ersten ableitet: Buschkowsky differenziert. Er macht nicht irgendwelche Gene, ganze Bevölkerungsgruppen, ganze Glaubensrichtungen aus, schmäht sie und nagelt sie pauschal als Wurzel allen Übels an die Wand. Bei ihm findet man nicht die Kopftuchmädchen, die Sarrazin pauschal verunglimpft. Buschkowsky hetzt auch nicht gegen den Gemüsehändler.
Jetzt wird wieder das Argument kommen, dass Sarrazin das ja alles nicht so gemeint hat und nur provoziert, damit endlich Mal zur Sprache kommt, was sich sonst keiner traut. FALSCH! Solche Diffamierung ganzer Bevölkerungsgruppen ist nicht nur sachlich falsch, sondern schadet der Gesellschaft - und sie löst das Problem nicht, sondern verschärft es! Man holt diese Menschen, die nur einen Teil dieser Bevölkerungsgruppe ausmachen, nicht dadurch in die Gesellschaft rein, in dem man die ganze Bevölkerungsgruppe schmäht und so nur Hass und Zwietracht säet.
Sarrazin hat erfolgreich geschafft, dass sich weite Teile der Gesellschaft nicht mehr schämen, wenn sie pauschal gegen Türken, Moslems oder HartzIV-Empfänger poltern und in diesem Kontext plötzlich legitim werden soll diesen Gruppen "im Notfall" auch ein paar Rechte zu entziehen. Herauskommen Äußerungen, die Sarrazin im Detail nicht gesagt hat, deren Nährboden er aber ohne Bedenken bereitet.
Sarrazin ist destruktiv, Buschkowsky frustriert, aber konstruktiv. Er will nach oben kommen, ohne dafür auf ganzen Bevölkerungsgruppen rumzutrampeln, die Sarrazin niedertritt oder absaufen lassen will. Zwischen beiden liegen Welten!
von dali
22.09.2012 16:48 Uhr
Armer Buschi
... Das Lob von Sarrazin ist ja fast 'n Todeskuss.
Das hat er nun wirklich nicht verdient...
http://www.tagesspiegel.de/berlin/trotz-kritik-an-ihm-selbst-sarrazin-lobt-buschkowskys-neukoelln-buch/7168312.html
Aus: "Neuköllns Bürgermeister Buschkowsky ist überall" Werner van Bebber (22.09.2012)
Quelle:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/neukoellns-buergermeister-buschkowsky-ist-ueberall/7168764.html-.-
[...] Bisher gibt es bei den Buschkowsky-Kritikern eine wenig beachtete Gemeinsamkeit mit den Gegnern von Sarrazin. Sie verweisen auf rassistische Textstellen und vergessen die soziale Dimension. Wie Sarrazin hat sich auch der Neuköllner Bürgermeister schon öfter über freche Erwerbslose ausgelassen, deren einziges Ziel nicht Arbeit um jeden Preis sei
Wenn er jetzt schreibt, dass Integration eine Bringschuld sei, dass die "einheimische" Bevölkerung ihr Land im Großen und Ganzen eigentlich ganz gut finde und von Zugewanderten, auch denen der 2. und 3. Generation, eine Anpassung an die hiesigen Lebensweisen erwarte, dann grenzt er auch alle die Menschen mit aus, die die Zustände hier überhaupt nicht gut finden. Gerade in Neukölln boomt der Niedriglohnsektor und die Zahl der Hartz IV-Empfänger mit und ohne Lohnarbeit steigt. Davon sind Menschen betroffen, deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind, aber auch alte Neuköllner und zunehmend auch die sogenannten jungen Kreativen, die nach Nordneukölln ziehen.
In diesem Sinne bekommt der Slogan "Neukölln ist überall" eine ganz neue Bedeutung. Es ist ein Labor für schlechte Arbeitsbedingungen, Niedriglohn und Hartz IV. Doch Buschkowsky versteht es genau wie Sarrazin, diese sozialen Zustände mit den sich daraus ergebenden Problemen zu kulturalisieren, indem er den Jugendlichen, deren Vater eingewandert ist, zum Problem erklärt und nicht die sozialen Verhältnisse, die auch die Menschen tangieren, die schon seit Generationen hier leben. Diese Aufteilung wird von dem Großteil der Betroffenen nachvollzogen. Das ist der Grund von Buschkowskys Beliebtheit über Neukölln hinaus. In der Ignorierung dieser sozialen Dimension besteht auch der blinde Fleck vieler Buschkowsky- und Sarrazin-Kritiker.
Aus: ""Heinz Buschkowsky schlägt Alarm"" Peter Nowak (26.09.2012)
Quelle:
http://www.heise.de/tp/blogs/8/152853-.-
[...] Herr Buschkowsky, Ihr Buch „Neukölln ist überall“, das vor drei Wochen erschien, hat zu heftigen Auseinandersetzungen über die Integrationspolitik geführt. Wollten Sie mit dem Buch provozieren?
Heinz Buschkowsky: Das Buch soll durchaus Unruhe auslösen. Mein Ziel ist es, die Diskussion über die Integrationspolitik wieder anzuschieben und Lösungsansätze voranzubringen. Mir ist die rituelle politische Auseinandersetzung über Einwanderung und Integration zu unehrlich und scheinheilig.
Was ist daran unehrlich?
Heinz Buschkowsky: Ich habe in meinem Buch die Wirklichkeit beschrieben, wie sie jeder selbst sehen und erleben kann. Die organisierte Empörung ist wie erwartet sofort über mir zusammengeschlagen - vom Rassismus bis zum Höhepunkt einer Verbindungslinie zum norwegischen Massenmörder Breivik. Es gibt politische Kreise, die mit der Realität nicht umgehen können.
Da schreckt man vor keiner Injurie zurück, um unliebsame Mahner mundtot zu machen. In linken Arbeitskreisen, einschließlich meiner Partei, herrscht Wirklichkeitsverweigerung bis zur Selbstverleugnung. Diese letzten Protagonisten der Multikulti-Romantik sind die eigentlichen Bremser notwendiger Entscheidungen und Veränderungen in der Integrationspolitik. Gipfel und Sonntagsreden anstelle von Handeln, das ist das Problem.
Wie groß ist das Problem?
Heinz Buschkowsky: Wer behauptet, dass Parallelgesellschaften, asymmetrische Entwicklungen, Gewaltbereitschaft, Nicht-Anpassen-Wollen und „das eigene Ding“ machen, Vielehen und eigene Rechtsfindung nur in Neukölln zu finden sind, der verkennt die Realitäten. Die Kehrseite der gelungenen Integrationskarrieren sind die Einwandererschichten, die sich der deutschen Gesellschaft und ihren Regeln entziehen. Sie gibt es von Kiel-Gaarden bis München-Hasenbergl. Wenn wir weiter tatenlos zusehen, werden Stadtviertel wie in London oder am Rande von Paris die Folge sein.
Ihnen ist Rassismus vorgeworfen worden. Trifft Sie das?
Heinz Buschkowsky: Die Wirklichkeit kann nicht rassistisch sein. Nicht jeder, der dieses Wort benutzt, scheint zu wissen, was es wirklich bedeutet. Der gerade erschienene Grundschulvergleich über den Wissenserwerb von Viertklässlern in Deutschland beschäftigt sich an mehreren Stellen mit den sehr schlechten Leistungen türkischstämmiger Kinder und ihrem Familienhintergrund. Sind dieser Bericht und seine Autoren auch rassistisch, weil er sagt, wie die Situation in unseren Schulen ist?
Ich schreibe darüber, wie wir Kinder bildungsferner Einwandererschichten zu mehr Chancengerechtigkeit und einem selbstbestimmten Leben verhelfen, anstatt sie nahtlos von der Schule zum Jobcenter zu begleiten.
Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie die Missstände anprangern, statt Ihrer Verantwortung als Bezirksbürgermeister von Neukölln bei der Abschaffung der Missstände nachzukommen.
Heinz Buschkowsky: Das kann nur jemand sagen, der das politische System in Berlin nicht kennt. Es gibt keinen Bezirk, in dem so viele erfolgreiche Integrationsprojekte entwickelt wurden wie in Neukölln. Deswegen wurden wir auch in den europaweiten Kreis der Intercultural Cities berufen. Das geht von Stadtteilmüttern über Schulstationen und Sprachzentren bis zum Campus Rütli, Berlins erstem Ganztagsgymnasium, den meisten migrantischen Auszubildenden aller Bezirke, ein geschlossenes Integrationskonzept und ein Leitbild.
Da können viele mit der großen Klappe sich etwas abschauen. Ein Bezirksbürgermeister bestimmt noch nicht einmal die Größe von Schulklassen oder Kita-Gruppen, kann keine Lehrer einstellen oder Ganztagsschulen gründen. Wenn ich das alles könnte, würde Neukölln anders aussehen.
...
Welche Forderungen erheben Sie?
Heinz Buschkowsky: Wir sind aus demografischen Gründen auf Einwanderung angewiesen. Aber wir brauchen eine konzeptionelle Einwanderung. Das heißt, wir schauen hin, wer kommt. Sie soll die Gesellschaft stärken und voranbringen und kein Testbetrieb für das Sozialsystem sein. Die Menschen kommen freiwillig zu uns, weil sie ein besseres Leben erwarten als in ihrer Heimat.
Sie müssen die Bereitschaft mitbringen, sich integrieren zu wollen, Teil der deutschen Gesellschaft zu sein und mit uns nach den Lebensregeln zu leben, die für alle gelten. Dafür brauchen sie keine Lederhosen anziehen und auch keine Weißwurst zum Frühstück essen, sondern lediglich die Normen einer pluralistischen demokratischen Gesellschaft auch für sich akzeptieren.
Integration muss man steuern, das ist harte Arbeit. Der Weg zur Chancengerechtigkeit führt über Kita-Pflicht, Ganztagsschulen und Einhalten der Regeln. Im Konfliktfall muss Staat drin sein, wo Staat dransteht.
Die ehemalige Ausländerbeauftragte Berlins, Barbara John, hat Sie für Ihr Buch kritisiert und gemahnt, Sie mögen die Einnahmen daraus für ein Integrationsprojekt in Berlin spenden. Tun Sie das?
Heinz Buschkowsky: Die Gemeinschaft erhält mit fast der Hälfte einen gerechten Anteil. Man nennt das Steuern. Aber ich bin bereit, auf jeden Euro, den Frau John von ihrem privaten Geld in Neukölln spendet, einen weiteren draufzulegen.
Aus: "Buschkowsky: "Ich habe die Wirklichkeit beschrieben"" von Antje Sirleschtov (10/2012)
Quelle:
http://www.tagesspiegel.de/politik/neukoellns-buergermeister-im-gespraech-buschkowsky-ich-habe-die-wirklichkeit-beschrieben/7253190.html