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[Menschen in Schichten und Klassen... ]

Started by Textaris(txt*bot), February 18, 2007, 02:21:01 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Etwa jede sechste Mutter mit niedrigem Einkommen raucht, obwohl sie ein kleines Baby zu Hause hat.

In Stadtteilen wie dem wohlhabenden Berlin-Zehlendorf ist das anders. Von den ökonomisch bessergestellten Müttern rauchen nicht einmal vier Prozent. "Das Risiko für ein Kind, dem Passivrauch ausgesetzt zu werden, ist in benachteiligten Familien viermal so hoch wie in begünstigten", sagt der Epidemiologe Thomas Lampert vom Robert-Koch-Institut.

Wie gesund ein Kind in Deutschland aufwächst, hängt zu einem erheblichen Teil von Wohlstand und Bildung seines Elternhauses ab. Bestürzt stellen Forscher fest, dass mit der Armut auch die Gesundheitsrisiken rapide wachsen. So gilt inzwischen jedes siebte Mädchen aus der Unterschicht als fettleibig; in der deutschen Oberschicht ist es nur jedes 25. Kind. Mehr als jedes dritte Mädchen aus benachteiligten Familien berichtet von Fressattacken mit anschließendem Erbrechen - im wohlhabenden oberen Drittel der Gesellschaft sind davon halb so viele Mädchen betroffen.

Ähnlich ist es bei psychischen Problemen: Jeder sechste Junge aus der Unterschicht gilt laut Robert-Koch-Institut als verhaltensauffällig oder als psychisch auffällig. In der Oberschicht ist es nur jeder zwanzigste. Bei den Mädchen ist der Unterschied noch ausgeprägter.

Egal ob Mediziner und Sozialwissenschaftler beobachten, wie viel Sport Jugendliche betreiben, ob sie rauchen oder gewalttätig werden - immer stellen sie ein soziales Gefälle fest: je wohlhabender und gebildeter die Eltern, desto gesünder die Kinder. Je ärmer die Eltern, desto gefährdeter die Kinder. Was natürlich nicht heißt, dass das Leben aller Jungen und Mädchen im Wedding oder im Münchner Hasenbergl vorherbestimmt wäre - auch dort kann man aufwachsen, ohne an Fettleibigkeit zu erkranken oder gewalttätig zu werden.

Doch die sozialen Unterschiede sind auf mehrfache Weise irritierend. Zum einen: Je größer sie werden, umso weniger glaubt man Politikern wie dem Sozialdemokraten Franz Müntefering, wenn diese beteuern, es gebe "keine Schichten in Deutschland" - denn es gibt sie, und offenbar stimmt das Selbstbild der Bundesrepublik als "nivellierte Mittelstandsgesellschaft" nicht mehr.

... Gesundheitswissenschaftler betonen, dass Risiken der frühen Kindheit noch Jahrzehnte später wirksam sind: "Britische Langzeitstudien zeigen, dass gefährdete Kinder dann im Erwachsenenalter häufiger Herzinfarkte und Schlaganfälle erleiden", sagt Lampert. Letztlich sei ihre Lebenserwartung niedriger: Wer in einer Familie aus dem ärmsten Fünftel aufwächst, lebt im Schnitt sieben bis zehn Jahre kürzer als jemand, dessen Eltern zum reichsten Fünftel gehören.

Mag sein, dass der Tod alle Menschen gleich behandelt - sein Zeitpunkt aber hängt auch vom Wohlstand ab.

Quote26.04.2011 um 08:48 Uhr

rob246 schreibt

Niedriges Einkommen = Krankes Kind?

Wie bitte: Niedriges Einkommen = Krankes Kind? Das passt in den Sprach-duktus unserer Zeit. Nicht die Eltern sind schuld, wenn sie sich einfach gehen lassen und sich nur unzureichend um ihre Kinder kümmern. Nein, es ist das "niedrige Einkommen".

Meine Großeltern waren aus heutiger Sicht wohl auch sehr, sehr arm, und meine Eltern alles andere als "begünstigt", aber sie konnten sich trotzdem um ihre Kinder kümmern, nahmen Rücksicht auf Ihre Kinder und ernährten sich und ihre Familie von dem eigenen Gemüse aus´m Schrebergarten z.B..

Nicht das "niedrige Einkommen" macht kranke Kinder, sondern Eltern die keine Verantwortung übernehmen!


Quote26.04.2011 um 09:07 Uhr

EinfachLeben schreibt

In den meisten Ländern bedeutet Armut auch Hunger. Wir erleben eine "Wohlstandsarmut".

Dumm, dick und von dem normalen sozialen Leben isoliert. Es muss einfach eine Masse dummer Konsumenten bestehen bleiben. Ohne diesen Bodensatz kann keine Marktwirtschaft funktionieren.



Quote26.04.2011 um 09:16 Uhr

benutzer1100 schreibt @EinfachLeben

""Ohne diesen Bodensatz kann keine Marktwirtschaft funktionieren.""


Genau und deshalb gehört er vom Norm-Bürger auch toleriert. Der Unterschicht ist nicht zu helfen, da kann man machen was man will, die bleibt immer unten und das in jedem System.
Traurig aber wahr.


Quote26.04.2011 um 09:40 Uhr

sookrates schreibt

Ich will das Problem nicht verharmlosen, aber ...

... man muss sehr vorsichtig sein mit einschlägigen Daten über die Oberschicht.
Diese Leute haben sehr viel mehr Möglichkeiten, problematische Sachverhalte zu verstecken, als arme Menschen.
Beispielsweise ist es ein nicht auszurottender Mythos, Menschen aus Unter- und Mittelschicht hätten mehr Suchtprobleme als Oberschichtangehörige.
Aber der Arbeiter auf der Baustelle fällt nun mal mit seiner Bierflasche sehr viel mehr auf als der Männätscher mit seinem 11-Sterne-Cognac in seinem Schreibtisch.
Aber selbstverständlich sollten wir alle - in unserem eigenen Interesse - dazu beitragen, dass nicht immer mehr Menschen hinten runterfallen. Denn die Probleme werden bei uns allen ankommen. Leider begreifen das viele reaktionäre Betonköpfe nicht.



Aus: "Kinder in Deutschland - Ärmer, dicker, kränker" Von Felix Berth (26.04.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wissen/kinder-in-deutschland-aermer-dicker-kraenker-1.1088935


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Koch hatte von einer verfehlten Integrationspolitik als einem Grund für Gewalt gesprochen. "Bis vor kurzem wurden in multi-kultureller Verblendung Verhaltensweisen toleriert, die inzwischen zu hochexplosiven Gruppen-Aggressionen führen können." Bestandteil der Integration müsse der Grundsatz "null Toleranz gegen Gewalt" sein.

...


Aus: "Koch und die Ausländer - Wahlkampf mit Gewalt" (28. Dezember 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/politik/Wahlkampf-mit-Gewalt-article284522.html

-.-

Quote[...] Als [...] Torben P. (18), sich der Polizei stellte, begleitete ihn ein Anwalt. Wohl auf dessen Rat legte der Teenager ein umfassendes Geständnis ab. Zu leugnen gab es auch nichts. Es existiert ein Überwachungsvideo aus der Berliner U-Bahn-Station Friedrichstraße, das zeigt, wie Torben B. einen jungen Mann zu Boden schlägt und ihn dann mehrmals gegen den Kopf tritt. Das Opfer, der Installateur Markus P. (29), hat den brutalen Angriff überlebt, er erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma und einen Nasenbeinbruch.

Diesmal ging die Aggression von einem jungen Mann aus, der aus gutem Hause stammt, und der bislang polizeilich unauffällig war. Torben P. lebt mit seinen Eltern in Heiligensee im Nordwesten von Berlin. Sein Vater, so berichtet der "Tagesspiegel", ist Jurist. ...

Nach Auskunft der Zeitung geht Torben P. auf ein Gymnasium in Reinickendorf. Bis vor zwei Jahren sei er ein begeisterter Ruderer gewesen und habe viele Preise gewonnen. Beim Internetdienst Facebook nenne er den Philosophen Immanuel Kant als Person, die ihn inspiriert habe – aber auch den Berliner Rapper "Taktlos".

Torben P. war betrunken, als er sich in der Nacht zum Samstag ein Opfer suchte. Bei der Vernehmungen sagte er, er habe Markus P. aus reiner Streitlust angegriffen.

... Entsetzt haben Markus P. und seine Mutter zur Kenntnis genommen, dass der Täter auf freiem Fuß ist. Die Staatsanwaltschaft begründet dies damit, dass Torben P. geständig sei und keine Fluchtgefahr bestehe.

...


Aus: "Schläger aus gutem Hause" (27. April 2011)
Quelle: http://www.fnp.de/fnp/nachrichten/politik/schlaeger-aus-gutem-hause_rmn01.c.8864957.de.html

-.-

Quote

Quote26.04.2011 um 18:10 Uhr

hobuk schreibt

Würde mich interessieren, was wäre wenn, das Opfer kein Gas-WasserInstallateur sondern ein Polizist oder ein Richter gewesen wäre.



Kommentar zu: "Das Opfer spricht" (26.04.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/u-bahn-attacke-in-berlin-das-opfer-spricht-1.1089303


-.-

QuoteEin Schläger aus gutem Hause

Ein 18-Jähriger prügelte sein 29-jähriges Opfer auf dem U-Bahnhof Friedrichstraße bewusstlos. Eine Putzkraft schaute weg, ein Tourist half – und der Schüler ist wieder frei.

...

Quote* von richterberlin
    * 25.04.2011 18:23 Uhr

Mord vs. Totschlag
Jeder juristische Laie kann im §211 StGB nachlesen, das der Unterschied zwischen Mord und Totschlag u.a. in "niederen Beweggründen" liegt. Warum die Staatsanwalt in diesem Fall keine niederen Beweggründe erkennen kann, ist mir schleierhaft.


Quote* von 2010
    * 25.04.2011 18:16 Uhr

Der nette Junge aus Heiligensee
und sein netter Freund haben ein wenig zu viel getrunken.
Dann sind sie halt ein bißchen ausgerastet und das mußte raus.
Wen bitte interessiert der Täter aus "besserem Haus"?

...


Quote* von sasel
    * 25.04.2011 19:36 Uhr
 
Antwort auf uwemohrmann vom 25.04.2011 19:09 Uhr

aus gutem Hause...

impliziert, dass in der Familie auf alle Fälle GELD vorhanden ist und sich im deren sozialen Umfeld keine H4ler tummeln, oberflächlich auf Benehmen geachtet wird. Herzensgüte, soziale Kompetenz und Menschlichkeit muss nicht, kann aber vorhanden sein


Quote* von uwemohrmann
    * 25.04.2011 19:56 Uhr

Antwort auf sasel vom 25.04.2011 19:36 Uhr

für mich ist das jedenfalls ein total überholter Begriff


Quote* von Lutze
    * 25.04.2011 23:24 Uhr

Antwort auf uwemohrmann vom 25.04.2011 19:56 Uhr

Aus gutem Hause. Vielleicht meint man ja auch, gute Fassade.



Quote# von lizzi
# 25.04.2011 21:20

...was heißt "aus gutem Hause"? Ist etwa ein Täter aus sog. gutem Haus besser als der Täter aus einem Hartz-IV-Haushalt? Wohl kaum, denn besoffen oder unter Drogen reagieren beide gleich, oder irre ich mich?


Quote* von 123Roberto
    * 25.04.2011 18:40 Uhr

Aus gutem Hause

Da schägt einer einen Fremden fast Tod und darf nach hause gehen da es ein gutes zuhause ist ...


Quote* von zacha
    * 25.04.2011 18:51 Uhr

Eigenartig

Eins vorneweg, ich finde, dass bei solch schwerwiegenden Vorwürfen mit derart erdrückenden Beweisen eine sofortige Haft angemessen wäre. Es ist schlicht und einfach falsch, wenn der (höchstwarhscheinliche) Täter auf freiem Fuß ist wärend das Opfer noch im Krankenhaus ist. Auch falls er später eingesperrt werden sollte. Das ist zum einen kein gutes Zeichen für andere, vor allem aber finde ich es unzumutbar für die Opfer, deren Gerechtigkeitssinn wohl mit Füßen getreten wird.

Allerdings, finde ich es sehr merkwürdig, wie einige hier versuchen die Tatsache, dass der Täter noch nicht auffällig wurde und aus der wohl eher gehobenen Mittelschicht stammt, als schuldverschärfend zu verkaufen. Und diese Autoren sind mir in ähnlichen Fälle, in denen es um Täter aus anderen Schichten oder Gruppen kamen, nicht wirklich als "Law&Order"-Fraktion auffielen. Wenn überhaupt, dann eher im Gegenteil.

Was ich wirklich auffällig finde an dem Fall ist, dass es doch auch Fälle zu geben scheint in denen völlig unvorbelastete plötzlich austicken und zu massivster und sinnlosester Gewalt gegenüber zufälligen Opfern greifen. Das ist mir wirklich nicht erklärbar. und wenn sie dann noch so kaltschnäuzig einfach sagen, dass sie halt in einer aggressiven Stimmung waren. Sozusagen als Entschuldigung. Wenn ich, aus mir nciht vorstellbaren aber theoretisch mal angenommenen Gründen, in dieser Situation wäre, jemanden derart zugerichtet zu haben, so würde ich danach doch wenigstens sagen, dass es mir völlig unerklärlich ist, dass es mir einfach nur Leid tut, dass es keine Entschuldigung gibt sondern nur die Hoffnung auf Heilung und Vergebung.


Quote* von minimal
    * 25.04.2011 18:55 Uhr

Mildernde Umstände
kann der Täter jedenfalls schon mal nicht in Anspruch nehmen, wo er doch "aus gutem Haus" kommt.


Quote* von tessin
    * 25.04.2011 19:01 Uhr

Na dann...
Papa Jurist, aus gutem Elternhaus, bei Facebook Immanuel Kant und "Taktlos" nahestehend, erklärt es ja, wieso ein 18-jährigen an Ostern mal so eben mit persönlichen Anwalt bei der Polizei erscheint. Sicherlich eine Art Freundschaftsdienst unter Juristen, da hilft man sich schonmal.

Der Juristenpapa will sich nicht äußern, wollen wir mal hoffen, dass er wenigstens dem Opfer seinen persönlichen Zuspruch und eine vollumfängliche Unterstützung zur Gesundung zugesagt hat. ...



Kommentare zu "Ein Schläger aus gutem Hause" (2011)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/ein-schlaeger-aus-gutem-hause/4096486.html


Textaris(txt*bot)

#212
Quote[...] In 1973, after Francois Truffaut's movie about moviemaking Day for Night opened in Paris, Jean-Luc Godard sent him a letter. Fifteen years earlier, Truffaut and Godard had been friends and comrades, self-educated film nuts and critics who were beginning to make good on their shared dream of becoming filmmakers.

... The two had achieved fame as the twin giants of the French New Wave, but they had gradually drifted apart, both in their aesthetic aims and their personal relationship. In his letter, Godard accused Truffaut of having made a dishonest movie but also brought the happy news that he had a way for Truffaut to repent: he offered to allow Truffaut to use some of his ill-gotten proceeds to fund a movie by Godard that would tell the truth about film sets, with a political-minded focus on the people who do the grunt work. The sensitive, gentle-natured Truffaut freaked out; he sent Godard a lengthy reply in which he discharged years' worth of pent-up resentments and declared that Godard's radicalism, which Godard wore as a badge of honor even as it limited his access to the large audiences that turned out for Truffaut's movies, was actually practiced in bad faith: "Between your interest in the masses and your own narcissism there's no room for anyone or anything else." The two men were never friends again but remained obsessed with each other.

...


From: ""The Auteur Wars": Why Godard and Truffaut Couldn't Live Together Happily Ever After"
By Anonymous (2008)
Source: http://www.nerve.com/archived/blogs/the-auteur-wars-why-godard-and-truffaut-couldnt-live-together-happily-ever-after

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Quote[...] Truffaut erschuf ein Kino, das nahe am Menschen mit dokumentarischer Wucht daher kommt, dabei aber immer das gesellschaftliche Ganze mit verhandelt. Godard nannte es "die Bombe, die im Feindesland hochging". Und der Feind, das war das bürgerliche Establishment, die "Küchen-Kritik", die den Film "nicht als Religion, sondern als Zeitvertreib" verstand.

Kurz darauf schenkte Truffaut Godard dessen ersten Film: die Idee zu Außer Atem. Der Film machte Belmondo zum Superstar und verhalf Godard und der ganzen Nouvelle Vague zum Durchbruch.

Dabei waren sich die beiden so nah wie fremd. Wollte der Rebell Godard die "Mythen der Vergangenheit zerstören", sah der Reformer Truffaut den Sinn der Neuen Welle darin, den Film "ehrlicher" zu machen. Zwei Antipoden also, die die Liebe zum Kino verband, die Auffassung darüber, was dieses Kino sei, schließlich aber entfremdete.

[...] 1981, als sich Godard nach Jahren der Unsichtbarkeit mit seinem Diskurs-Film Rette sich, wer kann (...das Leben) in der Öffentlichkeit zurückmeldete. Merkwürdig vereinsamt, dabei unglaublich cool, sitzt er im Publikum. Der große Sieger jenes Abends hieß aber François Truffaut mit dem - das darf man bei aller Verehrung sagen - Résistance-Rührstück Die letzte Metro. Umgeben von Catherine Deneuve und Gérard Depardieu sitzt er beim Hochadel des französischen Films.

Wer die Bilder sieht, meint leisen Spott im Blick Godards zu erkennen, als Truffaut den Preis als bester Regisseur entgegen nimmt. Ein Blick 23 Jahre nach dem von Léaud am Strand. 23 Jahre nach Sie küssten und sie schlugen ihn. Es ist ein jugendlicher Spott, der gar nicht bitter wirkt.

Dass der rebellische Bürgersohn Godard gemieden, Truffaut, der moderate Junge aus der unteren Mittelschicht, hingegen hofiert wird, sagt nicht nur viel über die Gesellschaft nach 1968 aus, sondern auch über das Kino. Während Godard das Kino bis heute in den Dienst des Politischen stellen will, hielt Truffaut bis zu seinem Tod 1984 an seiner Vorstellung vom Film als autonomes Kunstwerk fest.

...



Aus: "Zwei, die auszogen, das Kino zu revolutionieren" Von Ruben Donsbach (26.4.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/kultur/film/2011-04/film-deux-de-la-vague

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http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Luc_Godard

http://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_Truffaut


Textaris(txt*bot)

#213
Quote[...]  Fast drei Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzkrise ist der Wunsch der Menschen nach einer juristischen Aufarbeitung ungebrochen. Er ist ja auch verständlich: Wenn die Weltwirtschaft fast in den Abgrund gefahren wurde, wenn viele Milliarden Dollar und Euro Steuergeld für die Reparatur der Krisen ausgegeben werden mussten, dann sollte es doch auch möglich sein, Schuldige vor Gericht zu belangen. Doch muten die bisherigen Versuche, die Krise juristisch aufzuarbeiten, eher wie Scharmützel auf Nebenkriegsschauplätzen an. Es gab bisher kein einziges größeres Strafverfahren ...

Die große juristische Generalabrechnung mit Verantwortlichen der Finanzkrise wird es nicht geben.



Aus: "Gerechtigkeit auf Umwegen" Ein Kommentar von Nikolaus Piper (04.05.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/geld/deutsche-bank-gerechtigkeit-auf-umwegen-1.1093205

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Quote[...] Das Nachrichtenmagazin NEWS berichtet in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe, dass sichergestellte Unterlagen im Hypo-Skandal belegen, dass Partizipationskapital der Republik Österreich, das aus Steuergeldern stammt, unter anderem dazu verwendet wurde, Vorzugsaktionäre der zweiten Tranche - wie beispielsweise die Milliardärin Ingrid Flick - auszuzahlen.

Aus sichergestellten Unterlagen geht hervor, dass befürchtet wurde, dass auffliegt, dass zahlreiche Vorzugsaktionäre der zweiten Tranche Nebenabreden zugestanden bekommen haben. Aufgrund dieser Nebenabreden hätten die aus dem Verkauf der Vorzugsaktien eingenommenen Mittel in der Bilanz als Verbindlichkeiten verbucht werden müssen. Allerdings wurden diese Mittel als "Eigenkapital" ausgewiesen, wodurch sich die Bank weiteres Geld am Kapitalmarkt besorgen konnte.

In Emails wurden daher Pläne besprochen, den Vorzugsaktionären die Papiere abzukaufen ("zu callen") "ohne jemanden zu informieren". Der Leiter der Rechtsabteilung schrieb sogar: "Was, wenn wir dabei erwischt werden?"

Aus rekonstruierten Dateien geht hervor, dass klar war, dass rechtswidrig gehandelt wurde. So heißt es in einer Datei: "Festzuhalten ist, dass durch die eingangs dargestellte Vorgangsweise ein Verstoß gegen die sich aus dem BWG ergebenden Sorgfaltspflichten erfolgt ist und unter Umständen der strafrechtlich relevante Vorwurf der Bilanzfälschung erfüllt sein könnte."

Bemerkenswert: Die Vorzugsaktien wurden nicht zum Verkehrswert zurückgekauft (die Hypo Leasing machte 2008 massive Verluste), sondern zum Nominale plus einer Dividende.

...


Aus: "Neue Unterlagen im Hypo-Skandal: Reiche Vorzugsaktionäre mit Steuergeldern bezahlt" (4.5.2011)
Quelle: http://www.news.at/articles/1118/30/295866/neue-unterlagen-hypo-skandal-reiche-vorzugsaktionaere-steuergeldern


Textaris(txt*bot)

Quote[...] ... aufgewachsen als privilegierte Tochter eines Ministerpräsidenten, mit hinreichend professioneller Hilfe für die eigenen sieben Kinder versorgt – und ohne Gespür für Eltern, die schon das pünktliche Aufstehen überfordert. »Die kann nur Mittelschicht«, hieß es.  

... Sie ist nicht neugierig darauf, wie verwahrloste Familien leben. Sie will nicht unbedingt durch eigene Anschauung erfahren, was schiefläuft bei Eltern, die ihre Kinder nicht zur Nachhilfe schicken. Sie setzt sich solchen Begegnungen selten aus, wohl weil sie Kraft kosten, Mut und Schwung nehmen können. Sie glaubt, aus der Ferne mehr zu bewegen.

Quotestreichholz
   08.05.2011 um 20:00 Uhr

Nichts verstanden und trotzdem ok

Frau vdL kann nicht einmal Mittelschicht - sie ist ein Kind des Öffentlichen Dienste mit all seinen Privilegien. Sie kennt nicht einmal die Unterschiede einer Mittelschichtfamilie aus der Industrie gegenüber derjenigen aus dem Öffentlichen Dienst. Das hat sie spätestens geoutet, als sie von der (selbstverständlichen) Möglichkeit sprach, die Kinder doch am Betriebskrippenplatz abgeben zu können, wenn man als Frau Karriere machen möchte. Nicht einmal im Öffentlichen Dienst ist das durchgängig möglich, sondern allenfalls in der Ministerialbürokratie.

...


QuoteEmil Pohl
   08.05.2011 um 21:39 Uhr

Subtil überheblich ist diese Ministerin.

Wer selbst einmal am Rande der Gesellschaft leben musste, kann ihre Art schwer ertragen.
Sie hat keine Vorstellung vom Alltag der Menschen und reagiert auf jede Kritik nach Gutsherrenart.
Zwischen den Konflikten spielt sie die Sanfte, um sich einzuschmeicheln.


QuoteDr. Michael Neunmüller
   08.05.2011 um 20:05 Uhr

Armut "verstehen"?

Das Problem ist ja nicht primär, Armut zu "verstehen", sondern die Außergewöhnlichkeit der eigenen Privilegien - nur dann wird klar, wo man / frau schlicht und einfach aufgrund der eigenen Situation BLIND ist. Das geht jedem so, ist aber bitter und kann zynisch wirken, wenn frau VERANTWORTLICH ist für Menschen, deren Leben sie sich nicht vorstellen kann, weil ihr nicht klar ist, wie privilegiert sie selbst tatsächlich ist.

Übrigens sagt der Artikel wenig aus über die Ministerin und viel über die Perspektive der den Text verfassenden Person: Allein schon die Beispiele, die hier für Armut aufgeführt werden ("verwahrloste Familien"), sind eine Ohrfeige für die vielen Menschen in diesem Lande, die trotz Vollzeittätigkeit nicht einmal das Existenzminimum verdienen.

DIESES Problem hat etwas mit Gesetzen zu tun und nichts mit dem Gefühlsleben einer Ministerin und nichts damit, ob sie "die Armen" "versteht" oder nicht.

Aber offensichtlich gibt es in dieem Lande Medien, denen das Empfindungsvermögen einer Ministerin wichtiger ist als die Demütigung, die eine auf ein Mindesteinkommen verzichtende Politik den "tief unten" Arbeitenden verschafft, ohne die auch diese Medien nicht funktionieren könnten.


Quotecornus
   08.05.2011 um 21:01 Uhr

15. Den Alltag armer Familien

kenne ich, als ehemals allein erziehende, arbeitslose Lehrerin - und aktuell als Lehrerin an einer Hauptschule. Ich finde den Vorwurf der Mittelschichtsorientierung von Frau von der Leyen einfach lächerlich. Fast alle LehrerInnen -auch auf der Hauptschule - orientieren sich an den so genannten bürgerlichen Wertvorstellungen, unser ganzes Bildungssystem baut darauf auf. Was empfehlen denn die Sozialverbände - Bildung auf RTL II-Niveau? Nicht umsonst spricht man eigentlich nicht von armen Familien sondern von 'bildungsfernen Schichten'.
Wenn Herr Schneider so viel Empathie für arme Familien besitzt, soll er doch einfach mithelfen, dass diese Familien Bildungschancen ergreifen - dazu gehört auch oder sogar besonders Musikunterricht. Ein gutes Beispiel für die integrative Kraft von Musik ist da wohl das Projekt von Simon Rattle "Rhythm is it". Auch an unserer Hauptschule haben SchülerInnen begeistert an Trommelprojekten teilgenommen und haben ihre erworbenen Fähigkeiten ihren stolzen! Eltern präsentiert.
Nicht Frau von der Leyen urteilt arrogant über die Bedürfnisse von armen Familien, sondern Herr Schneider. Wenn diese Eltern so nicht in der Lage sind, die Angebote für ihre Kinder wahrzunehmen, müssen eben noch Schwellen abgebaut werden. Eine positive Presse und mehr niedrigschwellige Angebote könnten dazu beitragen. Arm muss nicht bildungsfern heißen aber vielleicht passt einem Armen-Lobbyisten (schöner Begriff :)) dies gut in den Kram.


QuoteAries von der Leyen
   08.05.2011 um 21:05 Uhr

... "Das Bundesarbeitsministerium beschäftigt 37 Mitarbeiter, die sich um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Ursula von der Leyen kümmern. Sie verfassen Reden, Pressemeldungen und sind für die Organisation von Pressemeldungen verantwortlich. Derzeit sucht das Ministerium europaweit drei weitere PR-Agenturen. Der BdSt kritisiert, dass deren Aufgaben mit den Aufgaben der 37 Mitarbeiter identisch sind. "

Es ist eine Schande, dass die Profiteure fragwürdiger Steuerverschwendung einfach ihre Zensurgewalt verwenden, die Wahrheit zu verfälschen!


QuoteAries von der Leyen
   08.05.2011 um 21:28 Uhr

Dumpfe Propaganda.

Im Wettbewerb zweier Schichten setze man sich eine inszenierten Kritik einer Schicht aus, um als Repräsentant der anderen zu gelten - ein paar Wochen später tausche man die Seiten.

Die Wahrheit ist, dass Ursula von der Leyen (CDU) weder Unter- noch Mittelschicht ist. Ursula von der Leyen (CDU) gehört zur Erbelite.
Kein Bürger aus der Mittelschicht könnte es sich leisten ein VWL-Studium abzubrechen und selbst die Facharztausbildung zu schmeißen. Kein Mittelschichtler könnte sich sieben Kinder leisten, selbst das traditionelle Modell von einem arbeitenden Mann ist für die Mittelschicht nicht mehr finanzierbar.

... Wir reden hier über Frauen, die alles haben. Die sind bereits im Oberen/Mittleren Management. Die sind allesamt mit reichen Männern verheiratet. KEINE hat einen Müllmann zum Mann. Wir reden hier über Frauen, die sich soviel Kinderbetreuung leisten können, wie ie wollen.

Wir reden hier über Wohlstandsproblemchen selbstherrlicher, abgehobener Snobs. Nichts anderes...


Quoteannemeier
   08.05.2011 um 21:58 Uhr

Marie Antoinette

Mich erinnert Frau von der Leyen immer irgendwie an Marie Antoinette.

Nur so, ein kleines Beispiel zur Erläuterung: Mutter, alleinerziehend, zwei Kinder. Kind bricht sich Bein. Mutter nimmt Taxi, fährt in Krankenhaus, fährt zurück, später, besucht Kind täglich im Krankenhaus. Fahrtkosten für Bus und Bahn und Taxi sind in H4 nicht vorgesehen. Ergebnis: zwei Wochen nix zu essen, weil das Fahrgeld fehlt. Was macht die Mutter: betteln? Verboten, muss sie ihrem Berate mitteilen, wird abgezogen. Die Oma zahlt: verboten, muss die Mutter dem Berater melden, wird abgezogen. Mutter wird krank, Magenschmerzen, Schwächeanfälle, Nervenkrise, musst zum Arzt. Arzt hat vollen Terminplan. Freier Arzt, anderes Ende der Stadt. Kostet Fahrgeld. Hat Mutter nicht. Endlich, Termin beim Arzt ums Eck, Praxisgebühr: 10 Euro: drei Tage nix zu essen. Diagnose: Chronifiziertes Magengeschwür, Unterernährung. Geld für Medikamente: Hat Mutter nicht. Und das ist nur ein klitzekleines Beispiel. [...]

Gekürzt. Bitte diskutieren Sie sachlich. Danke. Die Redaktion/er


QuoteFriedrich2
   08.05.2011 um 22:22 Uhr

Die Neue Feudalelite

Seit das Stat. Jahrbuch 2008 für das Jahr 2007 feststellte, dass in Deutschland in diesem Jahr weniger als 25% aller deutschen Privathhaushalte über mehr als 85% der verfügbaren deutschen Privatvermögen verfügen, ist von der Sache her jede Debatte über Arme und/oder Reiche obsolet.

Der Untergang der Bundesrepublik Deutschland, die wir als Vorstellung in unseren Köpfen tragen, wurde längst beendet.
Die rechtlichen, wirtschaftlichen und ethischen Grundlagen, dievon Walter Eucken, Alfred Müller-Armack und Ludwig Erhard formuliert wurden, gelten für die Neue Soziale Marktwirtschaft nicht mehr. Die faktische "Deregulierungen" der Erwerbstarbeitsmärkte sind heute längst zu einer praktischen Entrechtung der unteren Bevölkerungshälfte geworden...


QuotePlasmogen 5
   08.05.2011 um 22:47 Uhr

42. Personalisierung der Problemfelder zur Fragmentierten Realität

Von längst überfälliger Notwendigkeit, ist ein anderer sprachlicher Umgang, mit Menschen, welche in den bürokratischen Unmachbarkeiten tag für tag aufgerieben werden, und sich gleichzeitig einer medialen Kollektiv-Schmähung ausgesetzt sehen! Dies hinterlässt Spuren bei den Nutzern, Lesern dieser "Beiträge". Die Arbeitsuche, die Suche nach Unterkunft, vor allem das Einbringen der realen Begabungen und Fähigkeiten, wird durch diese pauschalisierende Verunglimpfung nicht leichter gemacht. Konkret bedeutet dies: Es gibt NICHT "die Armen", auch gibt es nicht diese stark vereinfachende Korrelation von "Arbeitsuchend" gleich "Bildungsfern". Die verdeckte, klein geredete Arbeitslosigkeit ist längst von struktureller Art, und keinesfalls einer unterstellten Verweigerungshaltung geschuldet. ....


Quotelukeisi
   09.05.2011 um 8:18 Uhr

Wie bitte????

Unglaublich, wie viel billiger Sozialneid, Gejammere und Selbstmitleid hier abgeladen wird. Von Personen, die offenbar keiner Objektivität mehr fähig sind.
Meine Kinder spielen Fussball, der Jahresbeitrag für die Familie kostet EUR 30,00, im Verein wird gebrauchtes Material weitergegeben für extrem wenig oder gar kein Geld (auch Schienbeinschoner für ca. EUR 1,00 - 2,00). Weil nicht alle Menschen, auch nicht alle Politiker, per se schlechte Menschen sind, die andere nur ausnutzen und schädigen wollen (diesen Eindruck habe ich hier bei einer Reihe Kommentatoren allerdings schon). Meine Kinder spielen Klavier (danke für die abwertenden Kommentare hierzu), wer möchte, kann zum Üben kostenlos die Klaviere der Musikschule, der Grundschule und des Rathausese benutzen. Noten werden gerne kopiert. Ich habe zwei Kinder und kein Kindermädchen, gönne aber einer anderen Mutter eine gute Kinderbetreuung, ohne sie deshalb hassen zu müssen. Mir kommt das langsam vor wie eine Art Selbsthass: auf andere einschlagen bis zur Besinnungslosigkeit, um sich nicht mit sich selbst, der eigenen Situation und dem eigenen Unvermögen, diese Situation zu ändern, beschäftigen zu müssen.
Den Unterschied zwischen Armut und Vernachlässigung scheinen auch nicht viele Kommentatoren zu kennen: ich bin in Armut aufgewachsen, es gab sehr oft Pellkartoffeln mit Quark und meine Eltern waren froh, wenn wir für den Winter alle Schuhe hatten. Aber wir wurden geliebt, man kümmerte sich um uns, ganz ohne Geld.


QuotePanaschee
   09.05.2011 um 9:27 Uhr

Bildungsferne Schichten

Offenbar ist es Frau von der Leyen, die einer bildungsfernen Schicht angehört.

Sie sollte Gutscheine erhalten, um ein Jahr lang einen 2€-Job in der Küche einer Kindertagesstätte, bei einer Stadtgärtnerei o.ä. absolvieren zu dürfen. Als nächstes empfehle ich ihr die Teilnahme bei der Sendung "Müttertausch", wo sie dann mal mit einer berufstätigen Alleinerziehenden von ("bloß") drei Kindern tauscht. Und zu guter letzt düfte sie spaßeshalber den Formularkrieg einer H4-Familie mit oder ohne Bildungsgutschein alleine bewältigen. Das wäre eine Grundausbildung in den Angelegenheiten der Menschen, über die sie spricht und für die sie sich angeblich einsetzt.


Quotesklavenkoch
   09.05.2011 um 9:45 Uhr

das eingefräste Lächeln

... Wenn ich vdL im Fernsehen beobachte, wie sie stakatoartig ihre angeblich sozialen Thesen runter rattern und nicht zu bremsen zu sein scheint, überkommt mich regelmäßig ein eiskalter Schauer



Aus: "Die Bürgerliche" Von Elisabeth Niejahr (8.5.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/19/Ursula-von-der-Leyen


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Rund ein Viertel der Deutschen hat weniger als 1000 Euro angespart, wie aus einer repräsentativen Umfrage hervorgeht, die die Bank of Scotland am Dienstag in Berlin vorstellte. 29 Prozent verfügen hingegen über eine eiserne Reserve zwischen 1000 und 10 000 Euro. Sonstige Vermögenswerte wie etwa Immobilien oder Lebens- und Rentenversicherungen seien jeweils nicht mit eingerechnet. Weitere 16 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 69 Jahren verfügt den Angaben zufolge über eine Summe zwischen 10 000 und 25 000 Euro, 19 Prozent hätten mehr als 25 000 Euro.

Die Hälfte der Deutschen legt den Zahlen zufolge dabei im Monat zwischen 50 und 200 Euro zurück. Zehn Prozent schafften es nur, weniger als 50 Euro monatlich zu sparen. Große Sparbeträge über 500 Euro monatlich können sich demnach sieben Prozent der Bevölkerung leisten. 17 Prozent der Deutschen sparten gar nicht.

...


Aus: "Jeder Vierte hat nichts auf der hohen Kante" (31.05.2011)
Quelle: http://www.focus.de/finanzen/banken/vermoegen-jeder-vierte-hat-nichts-auf-der-hohen-kante_aid_632807.html

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Quote[...] Das Land mit den meisten Millionären (5,2 Millionen) bleiben mit großem Abstand die USA, gefolgt von Japan, China, Großbritannien und Deutschland, das mit 400.000 Millionären an fünfter Stelle liegt. Das Land mit der größten Millionärsdichte, so die Studie, ist Singapur, wo 15,5 Prozent aller Haushalte über mehr als eine Million Dollar verfügen. An zweiter Stelle folgt die Schweiz mit 9,9 Prozent. Die meisten Superreichen (mehr als 100 Millionen Dollar) leben in den USA - insgesamt 2692 Haushalte. In dieser Kategorie liegt Deutschland mit 839 Haushalten vor Saudi-Arabien und Großbritannien an zweiter Stelle.

... Laut BCG ist das aber nur der Beginn einer Entwicklung. Das gilt zum Beispiel für die Schweiz, dem weltweit wichtigsten Offshore-Zentrum. "Über die Hälfte aller Anlagen in der Schweiz kommen von anderen europäischen Ländern, die ihre Aufsicht über das grenzüberschreitende Bankgeschäft verstärken", heißt es in der Studie. "Als Ergebnis wird die Schweiz einen signifikanten Rückgang der Anlagen westeuropäischer Kunden erleben." Mit einer ähnlichen Entwicklung sei auch in Luxemburg zu rechnen. Neben Deutschland hatten zuletzt auch die Vereinigten Staaten versucht, von der Schweiz Daten ihrer eigenen Steuerbürger zu bekommen. Diese suchen jetzt nach anderen Anlageformen oder -plätzen.


Aus: "Völlig losgelöst" Von Nikolaus Piper (31.05.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/welt-der-millionaere-voellig-losgeloest-1.1103932

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Quote[...] Zudem spricht einiges dafür, dass ein zu großer Finanzsektor den Arbeitsmarkt verzerrt. So konnten Akademiker vor der Krise weit mehr verdienen als in anderen Branchen, und die Gehälter sind überproportional stark gestiegen.
Nur gut die Hälfte der Lohnunterschiede zur restlichen Privatwirtschaft waren durch die höheren Anforderungen an das Personal in der Finanzbranche begründet, zeigt eine Studie der Ökonomen Thomas Philippon (New York University) und Ariell Reshef (University of Virginia) mit dem Titel "Wages and Human Capital in the U.S. Financial Industry: 1909-2006".

Der große Rest war leistungsloses Einkommen - eine ungerechtfertigte "Rente", wie es im Fachjargon heißt. Die lockt viele kluge Köpfe an, die in anderen Tätigkeiten für die Gesellschaft nützlicher gewesen wären.
Auf Dauer dürften solche Gehaltsexzesse die Wirtschaft destabilisieren. Dafür spricht eine erstaunliche historische Parallele, die Philippon und Reshef offenlegen. Ähnlich überzahlt waren Banker in der in der Geschichte nur einmal: vor Ausbruch der Großen Depression.


Aus: "Wenn Banken gefährlich werden" von Olaf Storbeck (30.05.2011)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/wenn-banken-gefaehrlich-werden/4234888.html

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Quote[...] Das deutsche BIP wächst derzeit mit mehr als fünf Prozent, doch – man kann es fast nicht glauben – inflationsbereinigt sinken die deutschen Löhne nach wie vor. Dabei haben gerade die deutschen Arbeitnehmer in den letzten Jahrzehnten eine mörderische Diätkur hinter sich. «Unser Land hatte in den vergangenen 15 Jahren die niedrigste Nettoinvestitionsquote aller OECD-Länder, das zweitniedrigste Wachstum und eine Massenarbeitslosigkeit, die die Regierung Schröders zu schmerzlichen Sozialreformen und die Gewerkschaften zu Lohnzurückhaltung zwang», stellt der konservative Ökonom Hans-Werner Sinn in der «Financial Times Deutschland» fest. Das Resultat dieser Fastenkur ist deutlich: Was das BIP pro Kopf betrifft, ist Deutschland vom dritten (1995) auf den zehnten (2009) Platz aller EU-Länder gerutscht.

Derzeit ist viel von einem Ungleichgewicht in der Weltwirtschaft die Rede. Gemeint ist damit, dass es zwei Lager gibt: Länder, mit einem notorischen Exportüberschuss, (beispielsweise China, Deutschland, Japan und die Schweiz) und Länder, die ebenso notorisch zu viel importieren (wie USA, Grossbritannien und Spanien). Doch es gibt auch ein zweites Ungleichgewicht: Die reichen Unternehmen und die hohen Staatsschulden. Dieses Ungleichgewicht wird genauso zu einer Gefahr für die Weltwirtschaft: Unternehmen horten Cash, die Konsumenten haben kein Geld in der Tasche, und die Staatsfinanzen sind zerrüttet. Unter diesen Voraussetzungen ist eine nachhaltige Entwicklung zum Wohle aller wenig wahrscheinlich.

...

QuoteHerbert Berger
31.05.2011, 13:19 Uhr


Hier hat das System doch perfekt funktioniert: Gewinne privatisieren und Kosten der Allgemeinheit aufhalsen. Und es läuft weiterhin wie geschmiert: Dank europäsischer Stützung (der Steuerzahler) erhalten die Krediggeber (v.a. Banken) noch mehr Schuldzinsen. Die Umverteilungsmaschine Steuerzahler -> Konzerne läuft und läuft und läuft.


Quotebenno Biedermeier
31.05.2011, 14:51 Uhr

Liebe Grossunternehmer und Superreiche
Wenn bald Staaten und Konsumenten wegen eurer schamlosen Bereicherung, eurer Spekulationen und der Geldgier bankrott gehen, dann werdet ihr kurz später folgen. Wir sitzen alle im selben Boot. Vor 2000 Jahren war es nicht anders, als sich im römischen Reich die interessen Gieriger verselbstädigten und dem Grundgedanken der res publica den Todesstoss versetzen!





Aus: "Reiche Konzerne, arme Bürger" Von Philipp Löpfe (31.05.2011)
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Reiche-Konzerne-arme-Buerger/story/16213856


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In deutschen Kernkraftwerken werden in großem Umfang Leiharbeiter eingesetzt, um gefährliche Arbeiten zu erledigen. Dabei sind sie einer deutlich höheren Strahlenbelastung ausgesetzt als Stammbeschäftigte. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

In Deutschland haben mehr als 67.000 Beschäftigte, die beruflich radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind, einen Strahlenpass. Er ist für Personen verpflichtend, die in Strahlenschutzbereichen fremder Anlagen arbeiten. Dies gilt zum Beispiel für Leiharbeiter oder Prüfpersonal während der Revision eines Atomkraftwerks. Nach Angaben der Bundesregierung wurden im Jahr 2009 in den 17 deutschen Leichtwasserreaktoren knapp 6000 Mitarbeiter überwacht, die zum eigenen Personal zählen. Deutlich höher ist die Zahl des überwachten Fremdpersonals, zu denen die Bundesregierung Leih- und Werkarbeiter zählt. Sie sind nicht bei dem Betreiber eines Atomkraftwerks beschäftigt, sondern bei einer Verleihfirma oder einem anderen Arbeitgeber und sind in der Regel schlechter bezahlt. Ihre Zahl liegt bei mehr als 24.000 Personen. Auffällig ist die unterschiedliche Strahlenbelastung beider Gruppen.

Die Jahresdosis für das gesamte Eigenpersonal beziffert die Bundesregierung auf insgesamt 1,7 Sievert, der Maßeinheit für die Strahlenbelastung. Bei den Fremdbeschäftigten sind es, für alle Personen zusammengerechnet, 12,8 Sievert. Fast 90 Prozent der Strahlendosen bekommen damit Leih- und Werkarbeiter ab, die Stammbeschäftigten nur etwas mehr als ein Zehntel. Daraus ergibt sich nach den Berechnungen der Linken, dass die Strahlenbelastung für das Fremdpersonal pro Person "im Durchschnitt fast doppelt so hoch ist wie die für das Eigenpersonal".

Weil der Anteil zu Lasten der Leih- und Werkarbeiter in den vergangenen 30 Jahren deutlich gestiegen ist, vermutet die Linken-Abgeordnete Jutta Krellmann, dass die Fremdbeschäftigten zunehmend "die besonders strahlenexponierten Arbeiten in den AKW übernehmen". Sie spricht vom "Strahlenproletariat in deutschen Atomkraftwerken". Das bedeutet aber nicht, dass diese Arbeiter einer unerlaubt hohen Strahlendosis ausgesetzt wären. Die Durchschnittsbelastung pro Person liegt jedenfalls weit unter dem in Europa maßgeblichen Grenzwert von 20 Millisievert für beruflich strahlenexponierte Menschen.

Dass Energiekonzerne billigere Subunternehmen und Leiharbeiter anheuern, um Geld zu sparen, ist auch in anderen Ländern üblich.

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QuoteCarloCipolla schreibt Nuklearleiharbeiter_Nuklearmomaden_Nuklearsklaven_Nuklearzigeuner_

Französische Atomkraftbetreiber beschäftigen Leiharbeiter. Reportage "ZDF" auf youtube:

http://youtu.be/bWe4dGqIfV8


Japanische Atomkraftbetreiber beschäftigen sogenannte "NuKlearsklaven"

Das furchtbare Geheimnis der Atomkraftwerksbetreiber -

von DAVID JIMÉNEZ, 1. Juni 2011 -

Japanische Unternehmen stellen seit Jahrzehnten Bedürftige ein, um Atomanlagen zu reinigen. Viele sterben an Krebs. Im Jahr 2003 schrieb David Jiménez über diesen unglaublichen Skandal den nachstehenden Artikel für die Zeitschrift Crónica, die Sonntagsbeilage von El Mundo, der zweitgrößten spanischen Tageszeitung. Leider hat er an Aktualität nichts eingebüßt.

weiterlesen:

http://www.hintergrund.de/201106011570/globales/umwelt/japans-nuklearsklaven.html


QuoteBravoHotel schreibt Beruhigt

Kann ich mich ja wieder beruhigt zurücklehnen, wenn so hochqualifizierte Mitarbeiter für die Sicherheit der AKWs sorgen!


QuoteHeuwirt schreibt Gell Herr Grossmann, gell Herr Schröder

Das ist wie in Japan. Die Nuklear-Companies haben sich längst an die ungeheuerlichen Einnahmen gewöhnt.

... Hoch lebe das Nukletariat!




Aus: "Tausende Leiharbeiter in den Meilern" Von Thomas Öchsner (06.06.2011,)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/personal-in-deutschen-atomkraftwerken-tausende-leiharbeiter-in-den-meilern-1.1105425


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Quote[...] Berlin - Gegen den Vorstand der bundeseigenen Entwicklungsorganisation Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sind Vorwürfe wegen Verschwendung von Steuermitteln laut geworden.

In einem Brief an Entwicklungshilfe-Staatssekretär Hans-Jürgen Beerfeltz (FDP) will der SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Binding wissen, ob der GIZ-Vorstand auf Dienstreisen tatsächlich häufig die teure First Class wähle. Auch fragt Binding in dem Schreiben, das der Berliner Zeitung vorliegt, ob die hohen Kosten für einen ,,Fuhrpark an Luxuskarossen mit jeweils eigenem Fahrer" gerechtfertigt seien.

Für erklärungsbedürftig hält er zudem die umfangreichen Baumaßnahmen in den Vorstandsbüros, obwohl das siebenköpfige Gremium in dieser Konstellation nur noch ein Jahr im Amt bleibe. Es handele sich um ,,größtenteils unnötige repräsentative Investitionen", schreibt Binding an Beerfeltz, der auch GIZ-Aufsichtsratschef ist. ...

Das Bundesministerium rechtfertigt die Ausgaben mit den Herausforderungen, die der Vorstand eines Unternehmens mit einem Umsatz von fast zwei Milliarden Euro bewältigen müsse. ,,Dazu bedarf der Vorstand einer adäquaten Arbeitsstruktur", erklärte ein Sprecher. Dienstwagen gehörten zum Entlohnungspaket der Vorstände. Für die Fahrzeug-Oberklasse erhalte die GIZ hohe Rabatte und über den Wiederverkauf meistens mehr als den kompletten Preis zurück.

,,Daher ist es kostenneutral", stellt das Ministerium fest. Bei Flugreisen habe der Vorstand die Möglichkeit, eine höhere Klasse zu wählen, die auch durch Upgrading erreicht werden könne.

Im Falle Pätz handele es sich um einen Mitarbeiter, der ,,über jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit" verfüge. An seiner Eignung gebe es keinen Zweifel.


Aus: "Entwicklungshelfer reisen First Class" von Olivia Schoeller (Berliner Zeitung, 14.06.2011)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/entwicklungshelfer-reisen-first-class/347524.php


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QuoteZEITmagazin: Frau Kullmann, 2002 waren Sie Bestsellerautorin, 2008 Hartz-IV-Empfängerin. Wie verlief der Absturz ins Prekariat?

Katja Kullmann: Das ging langsam. Ich war als junge Journalistin in der New Economy bei einem Wirtschaftsmagazin tätig und habe 2001 gekündigt. Meine erste Amtshandlung als Freie war, ein Buch zu schreiben, mit ganz kleinem Vorschuss. »Generation Ally« wurde ein Bestseller, und ich hatte auf einen Schlag sehr viel Geld. ...  Ich habe in Berlin in einer Charlottenburger Drei-Zimmer-Altbauwohnung mit Fischgrätparkett und Flügeltüren gelebt. Ich stand auf dieses hochgradig bourgeoise Ambiente.

... ZEITmagazin: Haben Sie sich als Hochstaplerin gefühlt?

Kullmann: Nicht, solange es gut lief. Als der freie Journalismus zur mies bezahlten Tagelöhnerei wurde, habe ich versucht, wenigstens die Fassade der glücklichen, kreativen Freelancerin zu wahren. Eine unglaubliche Verdrängungsleistung. ... Es gab dann wirklich den Tag X, an dem zwei Aufträge im Gegenwert von 3.000 Euro Honorar platzten. Die Miete stand an, es kamen die Jahresabrechnungen, alles auf einen Schlag.

... Es blieb mir keine andere Wahl als der Gang zum Arbeitsamt, ich habe das erste Mal vor einer Fremden geheult. Das Schlimme war, sich völlig entblößen zu müssen. Das Hartz-Verfahren ist ziemlich entwürdigend.

ZEITmagazin: Wie kamen Sie über die Runden?

Kullmann: Wenn Sie monatelang 13 Euro am Tag haben, essen Sie unter der Woche ganz, ganz wenig, um am Wochenende dabei sein zu können, um die verfluchten Kontakte zu pflegen, Kollegen zu treffen, Empfänge zu besuchen. Ich hatte mich entschieden, es niemandem zu sagen. Es war ein Kraftakt. Heute weiß ich: Viele machen es genauso. Letztlich hat mich das gerettet. Mein Ruf blieb intakt.

ZEITmagazin: Was war der endgültige Tiefpunkt?

Kullmann: Im Dezember 2008 kam dann der Brief mit dem Umzugsbefehl. Ich hatte vier Wochen Zeit, eine Wohnung, die 345 Euro inklusive Umlagen kostet, zu finden.


...  Zehn Tage vor Weihnachten kam der rettende Anruf aus Hamburg. Eine Stimme fragte, wie im Film: »Wollen Sie in vier Wochen Ressortleiterin bei einem Frauenmagazin werden? Wir suchen eine starke Frau mit Charakter.« Und auf einmal war ich kein Sozialfall mehr, sondern eine sogenannte Leistungsträgerin. Es ist eigentlich ein großer Witz.

ZEITmagazin: Wie ging es weiter?

Kullmann: Anderthalb Jahre habe ich diesen glamourösen Redaktionsjob gemacht. Ich hatte Macht, es stand mir ziemlich gut. Und trotz meiner Erfahrungen habe ich mich getraut, diesen Job aufzugeben. Denn dort sollte jetzt ich die Honorare kürzen und die freien Kollegen dahin bringen, wo ich vorher war. Es war auch eine Gewissensfrage. Die Kündigung ist eines der vernünftigsten Dinge, die ich je getan habe.

...

Quotemacey
    20.06.2011 um 8:05 Uhr

Scheuklappen der Mittelschicht

Aber zu einer Erschütterung, über die Entsolidarisierung in unserer Gesellschaft, über die immer größere Schere zwischen Arm und Reich, sollte man auch schon fähig sein, wenn man nicht selbst betroffen ist, z. B. einfach mal mit den unzähligen Betroffenen reden und sie von ihrem Schicksal erzählen lassen!
Wenn man derart vorbereitet ist, dann kullern auch keine Tränen, wenn man selbst mit den Unverschämtheiten so mancher Angestellten der Jobcenter konfrontiert ist. Dann sieht man, dass die Demütigung eigentlich nicht sie selbst betrifft, sondern eigentlich alle Menschen in Deutschland, die nicht zu den Reichen und Superreichen gehören. Fast jeder kann zu einem Hartz-IV-Fall werden. Aber zu dieser Erkenntnis müssen noch viele Mittelschichtsangehörige wie Kullmann die Scheuklappen von den Augen abreißen. Die Indivualisierung der Probleme verhindert einen Volksaufstand
gegen die Zerschlagung des Sozialstaates (Zerstörung der Arbeitslosenversicherung), die eine Clique von roten und grünen gewissenlosen Politikern, mit Duldung der Opposition, vor sechs Jahren vollbrachte.



Quoterodelaax
    19.06.2011 um 23:28 Uhr

Über diese Dame wurde auch schon im Fernsehen berichtet

Das war der gleiche Inhalt, nur mit Bildern.

Tja, da hat die Dame wohl Glück gehabt oder es war alles gar nicht so schlimm. Millionen Andere bekommen nicht einen rettenden Anruf mit einem super Jobangebot.



QuoteSchwarzerRegen
    19.06.2011 um 20:19 Uhr

Callcenter

Mit 11,80 brutto im Callcenter kam die Journalistin noch gut weg - mir ist bisher kein Callcenter über den Weg gelaufen, das mehr als 8,30 die Stunde geboten hat.



QuoteNeven Due Mong
    19.06.2011 um 21:19 Uhr

Die nuller Jahre - Jahrzehnt der Entsolidarisierung

Die nuller Jahre waren das Jahrzehnt der Entsolidarisierung Deutschlands. Treibende Kraft waren genau jene "gut ausgebildeten Mittelschichtskinder" wie Katja Kullmann, mögen sie sich nach außen hin auch politisch aufgeklärt-alternativ gegeben haben. Sie hingen der Illusion an, ihr Platz auf der Siegerseite sei eine feste Burg. Dies hat sich längst als Irrtum erwiesen, doch erst jetzt beginnt man, auch aus einem Gefühl der Scham heraus, darüber zu reden.


QuotePaschendale
    19.06.2011 um 21:26 Uhr

Und sie lebten glücklich bis ans Ende im Postkaptialismus

wer glaubt diesen Schmarrn ? Die Realität wäre eher, dass sie keinen Anruf erhalten hat und entweder in Hartz IV dauerhaft gelandet wäre oder zurück im Reihenhaus bei Mama. Oder doch in die Prostitution ?


Quoteknasterjockey
    19.06.2011 um 21:45 Uhr

dünkelhaft

"Der Gang zum Arbeitsamt [...] ich habe das erste Mal vor einer Fremden geheult. Das Schlimme war, sich völlig entblößen zu müssen [...] ziemlich entwürdigend."

ach mensch, was erwartet sie denn? daß sie staats-geld kriegt, ohne prüfung, ob es ihr auch zusteht? die paar fragen bringen sie gleich zum heulen? die gute scheint recht nahe am wasser gebaut zu sein.

ich war selber auch länger auf hartz 4 und war sehr froh, daß ich zumindest diesen notgroschen erhalten habe. das ich mich dafür "entblößen" mußte, finde ich selbstverständlich. das ist auch nicht entwürdigend, denn ich mußte diese "entblößung" ja nur vor einem (in meinem fall sehr netten) sachbearbeiter betreiben und nicht in einer talkshow o.ä.

fazit: das gejammere dieser frau ödet mich an. genauso nervig wie das gejammere anderer stütze-empfänger, die schon das ausfüllen von ca. 20 seiten anträgen überfordert und die sich dadurch schikaniert fühlen.

in was für einer welt leben diese leute eigentlich? wo auf der welt und in der geschichte gab oder gibt es denn einen ort, an dem man geld für nichts und ohne nähere begründung hinterher geworfen kriegt? der zustand in deutschland ist doch alles in allem noch ganz komfortabel, mehr ist im kapitalismus nicht drin an gerechtigkeit. ...


QuoteOktagon
    19.06.2011 um 22:36 Uhr

Entsolidarisierung begann Anfang der 80er Jahre

... Die Reaktion von Frau Kullman ist eher zu verstehen, wenn man die Erschütterung versteht, die jemand erlebt, wenn er erkennen muss, dass der soziale Rechtsstaat einem Suppenküchen-, Almosen- und Willkürstaat gewichen ist.

Wir sind also im dritten Jahrzehnt der Entsolidarisierung.


QuoteOktagon
    19.06.2011 um 23:16 Uhr

Freiberufler sind keine politischen Aktivisten!

Die große Zeit der Deutschen Journalisten Union und der IG Druck und Papier sind längst vergangen.

Wer aus einem Mittelschichtselternhaus kommt, lernt als erstes, dass die Gewerkschaften oder ähnliche Berufsverbände etwas Schlimmes sind und dass man alles aus eigener Kraft schaffen muss.

Das gilt umso mehr, für die Menschen, die nach der Schwächung der Gewerkschaften im neuen Deutschland der rabiaten Marktradikalen, Plutokraten und Feudalisten aufwuchs.

In den Medienberufen und der Medienbranche herrscht mittlerweile der Ungeist der rabiaten Marktradikalen. Das bedeutet auch, dass jede Form des Widerstands im Keim erstickt wird. Schließlich leben wir noch immer in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit, des Outsourcings und eines erbarmungslosen Konkurrenzkampfes. Wer nicht gerade Prokurist oder Geschäftsführer ist, hat übrigens gar nichts zu melden. Auch nicht als Ressortleiterin einer Frauenzeitschrift. Das mussten sogar Mitgesellschafter einer Zeitung wie Stefan Aust erfahren.

Wer politisch und gewerkschaftlich organisiert ist, weil er das Glück hat in noch geordneten Verhältnissen zu arbeiten, sollte mal über seinen Tellerrand schauen.



Aus: ""Ich hab wenig gegessen und Kontakte gepflegt"" Von Louis Lewitan (19.6.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/25/Rettung-Katja-Kullmann/


Textaris(txt*bot)

#219
Quote[...] Die Deutschen verfügen über mehr Geld als jemals zuvor. Das Finanzvermögen aller Bundesbürger kletterte bis Ende 2010 um fünf Prozent auf rund fünf Billionen Euro. Das teilte der Bundesverband deutscher Banken (BdB) am Dienstag mit.

...


Aus: "Deutsche haben mehr Geld denn je" (21.06.2011)
Quelle: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/27/0,3672,8246939,00.html

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Quote[...] Verantwortlich für die Lohneinbußen am unteren Rand ist die Zunahme der sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnisse. Da geht es um die Verkäuferin, die nur tageweise arbeitet, weil sie keinen Vollzeitjob findet und deshalb im Monat weniger verdient als früher. Darunter fällt der Zeitarbeiter, der die gleiche Aufgabe verrichtet wie sein fest angestellter Kollege, dafür allerdings weniger Geld erhält.

Mit einiger Berechtigung kann man sagen: Es ist besser für den Einzelnen und für die Volkswirtschaft insgesamt, wenn diese Menschen einer schlecht bezahlten Arbeit nachgehen anstatt in Arbeitslosigkeit zu verharren. Doch das alleine wäre zu kurz gegriffen. Vieles, was im Niedriglohnbereich passiert, ist missbräuchlich. Da werden Vollzeitstellen massenhaft in Teilzeitstellen umgewandelt oder in Minijobs zerhackt. Und die Zeitarbeit dient manchem Unternehmen als günstiger Weg, um das teurere Stammpersonal unter Druck zu setzen oder loszuwerden.

Auch die sogenannten Besserverdienenden sind nicht verschont geblieben von der jahrelangen Lohnzurückhaltung. Sie konnten ihr Einkommen zwar halten, doch viel mehr war nicht drin. Auch sie haben damit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Aufschwung geleistet.

...

QuoteH-D Brückner schreibt, 21.07.2011 um 09:26 Uhr

Die Nebelwerfer

Über die Publizistik zu der von interessierter Seite gepriesenen "Lohnzurückhaltung" deutscher Arbeitnehmer kann unsereiner nur staunen. Das vielfach erwähnte Zurückbleiben der deutschen Reallöhne gegenüber den Reallöhnen in vergleichbaren anderen europäischen Ländern wurde in früheren Zeiten als "Lohndumping" angeprangert und tendiert dazu, die deutschen innereuropäischen Beziehungen empfindlich zu belasten. Davon ist freilich nie die Rede.

...


QuoteinLot schreibt ..., 21.07.2011 um 09:20 Uhr

Der Artikel ist naiv!

Die hinter dieser Entwicklung Verantwortlichen, auch politisch, wussten genau was sie tun und zu was es führen würde. Wer von jenen nun Besserung erwartet muss wahrlich als Kind mit dem Klammerbeutel gepudert worden sein.

...


Quotefrantologie schreibt, 20.07.2011 um 18:49 Uhr

der tolle aufschwung....

ist eben nur der tatsache zu verdanken, daß ausbeutung, struktureller arbeitszwang und prekäre beschäftigungsverhältnisse längst bis in die letzten winkel der gesellschaft salonfähig gemacht wurden. gäbe es in diesem land noch menschenwürdige arbeitsbedingungen, ein gegengewicht zur rationalisierungswut der wirtschaft und zudem ein soziales netz, das diesen namen auch verdient hätte, könnte man zwar keine großen töne vom aufschwung spucken, dafür gäbe es aber auch keine burnout-quoten von bis zu 40% und vielleicht wieder so etwas wie soziale gerechtigkeit. denn dann würde eben die gesamte gesellschaft davon profitieren und nicht nur die davon profitieren, die ohnehin schon mehr haben, als sie jemals reinvestieren oder ausgeben können. die realten lebensbedingungen in diesem reichen land spotten jeder beschreibung angesichts des wohlstandes, der für alle möglich wäre.





Aus: "Arbeitnehmer: Abgehängt vom Aufschwung" Ein Kommentar von Guido Bohsem (20.07.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/karriere/lohnentwicklung-in-deutschland-arbeitnehmer-abgehaengt-vom-aufschwung-1.1122570


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Aufschwung hat den deutschen Top-Managern im vergangenen Jahr Gehaltszuwächse von über 20 Prozent beschert. Das geht aus einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hervor.

... Danach verdienten die Vorstandsmitglieder der DAX-Konzerne 2010 durchschnittlich rund 2,9 Millionen Euro. Das waren fast 22 Prozent mehr als im Jahr 2009. Die Gesamtvergütung der Vorstandsvorsitzenden belief sich sogar im Mittel auf 4,5 Millionen Euro.

Spitzenreiter bei den Dax-Konzernen war VW-Chef Martin Winterkorn mit 9,3 Millionen Euro. Er überholte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann mit gut 8,9 Millionen Euro. Auf Rang drei kam Peter-Löscher von Siemens mit ebenfalls 8,9 Millionen Euro. Diese Summe berücksichtigt die Grundgehälter sowie Bonuszahlungen und aktienbasierte Bestandteile der Vergütung.

Der durchschnittliche Arbeitnehmer kam laut Statistischem Bundesamt dagegen im Jahr 2010 nur auf ein Plus von brutto 2,2 Prozent. Das gleicht kaum die Inflation aus.

...

QuoteOch nö...
Do, 07.07.2011 - 12:22 — Zabriskie

Och nö, tagesschau.de, das dürft ihr doch nicht machen, von so etwas hier wieder zu berichten...! Das zieht doch nur wieder solche hasserfüllten Neiddebatten der Massenmenschen nach sich. Wie ungeschickt von euch aber auch!!


QuoteDas ist dann wohl richtig so
Do, 07.07.2011 - 12:23 — hölderlin

denn der Markt regelt alles! Solche Kapazitäten agieren mit übermenschlichen Fähigkeiten. Da kann ich Dummerle wirklich nichts dagegen sagen, ich darf doch nicht neidisch sein!


QuoteStundenlohn
Do, 07.07.2011 - 13:30 — Jeppak

...Ich habe nur mal kurz überschlagen, was 9.33 Mio pro Jahr für ein Stundenlohn wären, wenn man voraussetzen würde, dass der Betreffende 24 am Tag und 365 Tage im Jahr arbeitet (was offensichtlich Quatsch ist). Kommt aber immer noch mehr als 1000 bei raus. Wofür kann ein Mensch so viel Lohn "verdienen"? ...


QuoteJuergen
Do, 07.07.2011 - 13:30 — Bernd1

... Schlagzeilen:
Vorstandsbezüge 2009 um 20% gesunken!

http://www.business-on.de/stuttgart/vorstandsbezuege-bei-dax-
unternehmen-2008-um-20-prozent-gesunken_id2064.html

oder:

http://www.zeit.de/online/2009/15/dax-gehaelter

DA sind es sogar 24% weniger!


Quote@Bernd1
Do, 07.07.2011 - 13:44 — Lucius Annaeus

OH NEIN! Heisst das etwa die armen unterernährten Manager haben 08 nur gut 4 Millionen bekommen? Wie haben die es da bloss geschafft nicht zu verhungern?

Wenn ich solche Meldungen lese muss ich schon fast für'n Börsenkrach wie 1929 beten, dann wär in den Chefetagen mal wieder Tag des offenen Fensters.




Aus: "Top-Manager erhalten 20 Prozent mehr" (07.07.2011)
Quelle: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/vorstaende100.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Einen "dreißigjährigen Krieg" nennen es die Politologen Jacob Hacker und Paul Pierson in ihrem wuchtigen, mythenzerstörenden Buch "Winner-Take-All Politics". In diesem Krieg geht es um mehr als den Kulturkampf. Es geht um Geld, Einfluss, Macht. Es geht um eine massive Umverteilung von unten nach oben - von der Mittelklasse zu den Superreichen.

Hacker und Pierson sind auf wissenschaftliche Strenge bedacht. Allen möglichen Einwänden versuchen sie den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ihr Buch ist weder agitatorisch noch schrill. Drastisch sind vielmehr die Zahlen und die in nüchternem Stil aufgedeckten politischen Konstellationen, Machtverhältnisse und Geschäftsmethoden.

Zwischen 1979 und 2005 gingen 20 Prozent aller Einkommenszuwächse in den USA an die 0,1 Prozent der Topverdiener, die 300.000 reichsten Amerikaner. Die unteren 60 Prozent, etwa 180 Millionen Menschen, mussten sich mit 13,5 Prozent begnügen (jeweils nach Steuern). Die kleine Spitzengruppe kommt derzeit auf jährliche Einnahmen von einer Billion Dollar, 7,1 Millionen pro Person. 1974 verdienten sie noch eine Million im Schnitt (die Inflation miteingerechnet). Ihr Anteil am Volkseinkommen betrug damals 2,7 Prozent, heute sind es 12,3 Prozent.

Hacker von der Universität Yale und Pierson im kalifornischen Berkeley haben für ihr Zahlenwerk eine Unmenge an Studien und statistischen Erhebungen untersucht. Sie bemühen sich, die Standarderklärungen für die Einkommensunterschiede als Legenden zu entlarven: Die Verweise auf die Globalisierung, die technische Entwicklung oder fehlende Bildungsabschlüsse verlieren unter dem empirischen Brennglas erheblich an Bedeutung für die große Geldverschiebung.

... Hacker und Pierson vergessen nichts, gehen alle Steuerreformen der vergangenen 30 Jahre durch und geraten dabei immer wieder aufs Neue ins Staunen. Die beträchtlichen Begünstigungen sind so präzise bestimmt, dass sie in ihrer kumulativen Wirkung erst sichtbar werden, wenn man die reichsten Einkommensklassen unter das Mikroskop nimmt: "Es ist, als ob die Regierung eine Wirtschafts- und Steuerpolitik entwickelt hätte, die dem Prinzip der smart bombs folgt, nur dass diese Bomben gefüllt sind mit großen Mengen Geld für ausgewählte Empfänger."

... Die Politologen beschreiben, wie Heerscharen von Lobbyisten Gesetzentwürfe abschwächen, blockieren oder gleich ganz zerstören. Es sind Kämpfe, die jenseits der Öffentlichkeit stattfinden. Steuern, Gesundheitsreform, Umweltgesetzgebung - der Teufel steckt in den Details, nur sind es milliardenschwere Details. Im Kampf gegen Gewerkschaften werden noch weitere Methoden sichtbar. So begannen Firmen schon in den siebziger Jahren, Gesetzeslücken zu nutzen, um gewerkschaftliche Zusammenschlüsse zu vermeiden. Die Versuche, Betriebsverfassungsgesetze den veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen anzupassen, wurden seitdem immer wieder blockiert.

Das antiquierte System des Senats - jeder US-Bundesstaat entsendet zwei Mitglieder, ungeachtet der Einwohnerzahl - sorgt dafür, dass schon 17 Prozent der Bevölkerung in der zweiten Kammer des Kongresses die Mehrheit ausmachen können. Noch kleinere Minderheiten sind durch obskure Verfahrensregeln in der Lage, Gesetzentwürfe zu blockieren oder Abstimmungen durch das sogenannte filibuster - endloses Reden - so lange zu verzögern, bis die Lichter ausgehen. Ein Senator las zu diesem Zweck schon einmal aus dem New Yorker Telefonbuch vor.

Hacker und Pierson dokumentieren in unzähligen Varianten das Ende einer Politik des Gemeinwohls, das Unwissen und Desinteresse breiter Wählerschichten, die hemmungslosen Bereicherungstechniken der Lobbyverbände und die Kaltblütigkeit von Politikern. Am Schluss bleibt nicht mehr als die vage Hoffnung, dass die Schieflage schließlich durch politische Entscheidungen herbeigeführt worden sei und deshalb auch wieder verändert werden könne. 

...

Quote11.07.2011 um 11:24 Uhr
rokna schreibt Unschöne Grüße an die INSM

American way of Life... bei uns schon längst Realität.
Unschöne Grüße an die INSM (Initiative Neue [Un]Soziale Marktwirtschaft) ....


Quote11.07.2011 um 11:18 Uhr
(R+Id)ealist schreibt @junior666

"Der einzige Unterschied zwischen USA und BRD ist, dass die Umverteilung von unten nach oben in der BRD 10 Jahre später begonnen hat, aber mindestens genauso massiv war und ist und auch weiterhin bleiben wird!"

Wieso 10 Jahre später? Ronald Reagan war von 1981 bis 1989 Präsident. In der BRD begann derselbe Umverteilungsprozess mit Kohl und Lambsdorff 1982.

So ein Buch wäre auch für Deutschland mal sehr interessant. Das Problem in Deutschland ist nur, dass sich hier keine zwei Universitätsprofessoren aus dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften finden würden, die so ein Buch schreiben. Die deutschen Wirtschaftswissenschaften sind doch ideologisch bestens durchgeformt.

...


Quote11.07.2011 um 10:52 Uhr
thomasca schreibt "Seit Ronald Reagans Amtszeit wird das Vermögen der USA systematisch und massiv von unten nach oben umverteilt"

wieder eine falsche These, richtig wäre 'das Vermögen kommt unten erst gar nicht an und war da auch nie'...
im Gegensatz werden die unteren Einkommen immer mehr gekürzt, das ist aber kein 'Vermögen' sondern Existenzgrundlage...




Aus: "US-Superreiche werden immer reicher - auf Kosten der Mittelklasse" Von Lutz Lichtenberger (11.07.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/das-politische-buch-winner-take-all-politics-us-superreiche-werden-immer-reicher-auf-kosten-der-mittelklasse-1.1118614



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#222
Quote[...] Erst durch rot-grüne Reformen und die flexibleren Tarifverträge konnte die deutsche Wirtschaft gesunden. ... Für die boomende hiesige Wirtschaft sind die Zinsen nun besonders niedrig, und die Exporte sind für den Rest der Welt vergleichsweise billig – stünde doch die Deutsche Mark heute höher im Kurs als der Euro. Deshalb kann es man es vielleicht am besten so sagen: Solange die deutsche Wirtschaft im europäischen Vergleich relativ stark ist und solange der Zinsvorteil gegenüber weniger stabilen Euro-Ländern besonders ausgeprägt ist, profitiert die hiesige Ökonomie von den wirtschaftlichen Vorteilen des Euro besonders stark.

...

QuoteGiuseppe
    21.07.2011 um 7:25 Uhr

Solange der schon genannte Trend zum zunehmenden Reallohnverlust anhält kann nicht davon die Rede sein, dass "Deutschland" profitierte. Erst wenn die Spaltung der Gesellschaft überwunden sein wird und ALLE Marktteilnehmer positive Effekte zu verzeichnen haben ist die Aussage "Deutschland profitiert vom Euro" zutreffend.
Bis dahin ist sie einfach eine schamlose, platte Lüge.



Aus: "Europäische Wahrheiten" Von Uwe Jean Heuser | Mark Schieritz (21.7.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/30/Euro-5-Fragen

-.-

Quote[...] Während Gewinne und Vermögenseinkommen sprudeln, haben die unteren Einkommensschichten immer weniger Geld in der Tasche. ... Gut, dass Bundeskanzlerin nicht schon wieder direkt behauptet hat, dass der Aufschwung bei allen ankommt. Das macht er nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), für die die neuesten Daten des soziooekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet wurden, nicht. Ganz unten nämlich, wie DIW-Verteilungsforscher Markus Grabka der Berliner Zeitung sagte, wird heute weniger verdient, während die Nettoeinkommen der besser Verdienenden leicht um ein Prozent gestiegen sind - und die Gewinne und Vermögenseinkommen deutlich gewachsen sind. Insgesamt sind die realen Nettogehälter zwischen 2000 und 2010 um 2,5 Prozent gesunken. Getroffen hat dies vor allem die drei untersten Einkommensschichten. Hier sind die Nettolöhne preisbereinigt seit 2000 um 16 bis 22 Prozent gesunken: "Bei den meisten Erwerbstätigen ist von dem Wirtschaftswachstum nichts angekommen", erklärt Grabka.

Die Gesellschaft driftet also weiter auseinander, bislang hat Schwarz-Gelb dem Trend nur zugeschaut, möglicherweise hofften manche, gefangen in der liberalen Ideologie, dass die Vermehrung des Reichtums an der Spitze irgendwann zu den einkommensschwachen Schichten gelangen werde. Ein Grund ist die Ausweitung des Niedriglohnsektors und der Leiharbeiter-Beschäftigung, dazu kommt, dass noch immer kein flächendeckender Mindestlohn eingeführt wurde. Die Senkung der Unternehmenssteuern oder des Spitzensteuersatzes spielt bei der seit der rot-grünen Regierung begonnenen Umverteilung von unten nach oben ebenso eine Rolle wie die große Lohnsteuerbelastung und die niedrige Steuerbelastung auf Gewinnen und Vermögen.

Quote19. Juli 2011 16:46
"möglicherweise hofften manche, gefangen in der liberalen Ideologie...
MaraMuse (mehr als 1000 Beiträge seit 25.08.05)

...dass die Vermehrung des Reichtums an der Spitze irgendwann zu den
einkommensschwachen Schichten gelangen werde."

Warum sollten sie das hoffen? Was hätten sie davon, sofern sie nicht
zu diesen "einkommensschwachen Schichten" gehören? Ich denke, das
wird ihnen sogar mit einer gewissen Berechtigung völlig egal sein.
Nicht ihr Problem...





Aus: "Nettolöhne sind in den letzten 10 Jahren gesunken" Florian Rötzer (19.07.2011)
Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/150171

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Quote[...] Medienberichten zufolge kam es am Rande von Protesten in der Nähe eines Aufnahmelagers im süditalienischen Bari zu Gewalt.

Dort hatten den Angaben zufolge mehrere Hundert Asylbewerber gegen die ihrer Ansicht nach zu lange Wartezeit bei der Bearbeitung ihrer Aufnahmeanträge demonstriert. Einige seien mit Steinen und Eisenstangen bewaffnet gewesen.

Die Demonstranten blockierten demnach eine Straße sowie ein Bahngleis, woraufhin der Zugverkehr mehrere Stunden lang zum Erliegen kam. Letztlich ging die Polizei mit Tränengas gegen die Asylbewerber vor. Rund 30 Demonstranten wurden festgenommen.

...

Quote* surfcast
    * 02.08.2011 um 10:16 Uhr

Ihr Hochgeborenen!

Stellt euch vor, die würden immer noch im Kriegsgebiet leben müssen. Dort wär die hygienische und medizinische Versorgung katastrophal, sie müssten womöglich zu hunderten gedrängt zusammen überleben und wären womöglich eingesperrt. ...




Aus: "Gewalt zwischen Polizei und Asylbewerbern in Italien" (2.8.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-08/italien-asylbewerber-polizei


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Quote[...] Es war eine der größten Kundgebungen in der Geschichtes des jüdischen Staates. "Marschiert wie die Ägypter!", stand auf einem Plakat in Anspielung an die erfolgreiche Protestbewegung im Nachbarland.

Die Menschen protestierten gegen die zu hohen Lebenshaltungskosten, Mängel im Bildungs- und Gesundheitssystem, gegen die Wohnungsnot und die großen Lohnunterschiede. "Das Volk will soziale Gerechtigkeit", skandierten die Demonstranten. Während der Kundgebung versuchten immer noch Tausende Menschen, durch verstopfte Seitenstraßen zum zentralen Kundgebungsort zu gelangen.

... "Netanjahu, hör' uns zu. Wir sind das Salz der Erde. Wir wollen Veränderungen. Aber wir brauchen keine Veränderung der gewählten Koalition. Wir, die Jugend, verlangen eine Veränderung des grausamen ökonomischen Systems", appellierte der Vorsitzende der Studentenunion, Itzak Schmueli ...




Aus: "Massendemonstration in Israel "Marschiert wie die Ägypter!"" (07.08.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/massendemonstration-in-israel-marschiert-wie-die-aegypter-1.1128851


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Bundessozialgericht hat entschieden, dass drei Geschwister das Geldgeschenk ihrer Oma behalten dürfen: Nachdem die Kasseler Richter auf zahlreiche formale Mängel bei der Anrechnung des Gelds auf die Hartz-IV-Leistungen hingewiesen hatten, gab das Jobcenter seine Forderung freiwillig auf (Az.: B 14 AS 74/10 R).

Rund um den Jahreswechsel 2006/2007 hatten die Geschwister Lhiemai (damals 15 Jahre alt), Geraldine (damals 13) und Leon (damals 6) insgesamt 570 Euro von ihrer Oma überwiesen bekommen – als Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke. Als das Jobcenter später davon erfuhr, wertete es die Zahlungen als Einkommen und verlangte deshalb einen Teil der bereits ausgezahlten Hartz-IV-Leistungen von der Familie zurück. Nach Ansicht des Bundessozialgerichts machte die Behörde dabei aber so viele Fehler, dass die Rückforderungsbescheide ungültig waren. So habe das Jobcenter unter anderem nicht im Einzelnen ausgerechnet, wer wie viel zurückzahlen sollte, sondern lediglich die Gesamtsumme gefordert.

Grundsätzlich war die Einstufung der Geschenke als Einkommen allerdings wohl statthaft: Die Bagatellgrenze, bis zu der Geldpräsente nicht auf die Sozialleistungen angerechnet werden mussten, lag damals bei nur 50 Euro im Jahr. Mit der jüngsten Hartz-IV-Reform hat sich das geändert: Seit April 2011 gelten Geldgeschenke nicht mehr als Einkommen – vorausgesetzt, sie bewegen sich im Rahmen des Üblichen. Konkrete Zahlen wurden bislang allerdings nur für Gaben anlässlich von Kommunion, Firmung, Konfirmation und Jugendweihe festgelegt: Zu diesen Gelegenheiten dürfen Kinder von Hartz-IV-Empfängern bis zu 3100 Euro geschenkt bekommen.


Aus: "Hartz-IV-Urteil: Kinder dürfen Geldgeschenke der Oma behalten" (23.08.2011)
Quelle: http://www.focus.de/finanzen/recht/hartz-iv-urteil-kinder-duerfen-geldgeschenke-der-oma-behalten_aid_658150.html


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#226
Quote[...] In der Stunde der Not springen Frankreichs Superreiche der bedrängten Währung zur Seite. L'Oreal-Erbin Bettencourt und andere Milliardäre wollen eine freiwillige Sonderabgabe entrichten. Nur der reichste Franzose ziert sich.

Paris - Nach US-Multimilliardär Warren Buffett wollen jetzt auch superreiche Franzosen wie L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt einen Sonderbeitrag in der Schuldenkrise leisten. ,,Wir sind uns bewusst, dass wir vom französischen Modell und vom europäischen Umfeld in vollem Maße profitiert haben. (...) Wir wollen dazu beitragen, es zu erhalten", schrieben 16 Wirtschaftslenker und andere reiche Franzosen in einem am Dienstag vom Nachrichtenmagazin ,,Le Nouvel Observateur" veröffentlichten Beitrag.

Für die vermögendsten Franzosen solle deswegen ein Sonderabgabe mit ,,vernünftigem Ausmaß" eingeführt werden. Sie müsse so kalkuliert werden, dass es nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen wie einer verstärkten Steuer- oder Kapitalflucht komme. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs zählen neben L'Oréal-Erbin Bettencourt der Chef des französischen Öl-Konzerns Total, Christophe de Margerie, Frédéric Oudéa (Société Générale) sowie Philippe Varin (PSA Peugeot-Citroën).

Nicht mit dabei ist allerdings der laut ,,Forbes"-Magazin reichste Franzose Bernard Arnault. Das Vermögen des 62-jährigen LVMH-Chefs wurde zuletzt auf mehr als 28 Milliarden Euro beziffert. Er ist damit noch wesentlich reicher als Liliane Bettencourt, die mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 16 Milliarden Euro als reichste Frau Europas gilt. Der US-Investor Buffett hatte in der vergangenen Woche mit einer ähnlichen Initiative wie die 16 Franzosen Schlagzeilen gemacht und höhere Steuern für reiche und superreiche Amerikaner gefordert.

,,Meine Freunde und ich sind lange genug von einem Milliardär-freundlichen Kongress verhätschelt worden", schrieb der 80-Jährige in einem Kommentar in der ,,New York Times". Während Mittel-Klasse-Amerikaner immer schlechter mit ihrem Geld zurechtkämen, würden sich die Superreichen nach wie vor außerordentlicher Steuererleichterungen erfreuen.


Aus: "Sonderabgabe: Französische Milliardäre wollen Euro retten" (23.08.2011)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/franzoesische-milliardaere-wollen-euro-retten/4532358.html

-.-

Quote[...] Vier deutsche Millionäre haben sich in der Wochenzeitung ,,Die Zeit" für eine höhere Besteuerung von Vermögenden ausgesprochen. ,,Ich hätte kein Problem, wenn der Spitzensteuersatz angehoben würde", sagte der Hamburger Versandhändler Michael Otto. Das bringe viel mehr, als Diskussionen um eine Vermögensteuer wieder aufzuwärmen. Auch Martin Kind, Hörgeräteunternehmer und Präsident des Fußballvereins Hannover 96, würde eine höhere Steuerbelastung akzeptieren - ,,verbunden mit der Verpflichtung des Staates, die Mehreinnahmen ausdrücklich zur Schuldentilgung zu verwenden."

Der ehemalige Hamburger Versicherungsunternehmer Jürgen Hunke hält wiederum eine massive Erhöhung der Erbschaftsteuer für den vernünftigen Weg: ,,Ich rede dabei nicht von dem ersparten Haus, sondern von Menschen mit Hunderten Millionen Euro", sagte Hunke. Sänger Marius Müller-Westernhagen würde ebenfalls mehr Steuern abgeben. ,,Ein paar Prozentpunkte mehr Steuern machen Wohlhabende nicht arm", erklärte er. ,,Es werden sogar alle reicher, wenn die Einnahmen konsequent zur Schuldentilgung genutzt werden und Zukunft statt Zinsen schaffen."

Nach Ansicht von SPD-Chef Sigmar Gabriel zeigt der Appell, dass es mehr sozialen Patriotismus gebe, als die ,,Steuersenkungs-Fanatiker"immer behaupteten. Es sei gut, dass sich ähnlich wie in den Vereinigten Staaten jetzt auch Vermögende in Deutschland zu Wort melden, erklärte er in Berlin. Nach Angaben von SPD-Fraktionsvize Joachim Poss zeigen alle Statistiken, dass die Vermögensbesteuerung in Deutschland zu niedrig ist.

Italiens Regierung hatte am Montag die im Rahmen des Mitte August eilig beschlossenen Sparpakets vorgesehene Steuerbelastung für Reiche gekippt.

Der amerikanische Investor Warren Buffett hatte in der hitzig geführte Diskussion um den Defizitabbau in den Vereinigten Staaten höheren Steuern für Reiche gefordert. In einem Gastbeitrag für die ,,New York Times" schlug Buffett eine Anhebung der Steuern für Amerikaner mit einem Jahreseinkommen von mehr als einer Million Dollar vor. ,,Meine Freunde und ich sind lange genug von einem zu Milliardären freundlichen Kongress verhätschelt worden", schrieb Buffett mit Blick auf sich und andere reiche Amerikaner.


Aus: "Deutsche Millionäre würden mehr zahlen" (31. August 2011)
Quelle: http://www.faz.net/artikel/S31328/reichensteuer-deutsche-millionaere-wuerden-mehr-zahlen-30494756.html


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Quote[...] Rund anderthalb Jahre nachdem durch den Schlecker-Skandal Lohndumping-Methoden in der Leiharbeit bekannt geworden waren, geht die Lohndrückerei im Einzelhandel [ ] weiter – nur mit einem neuen Etikett.
Wie viele Beschäftigte bundesweit von den Dumpingmethoden betroffen sind, lässt sich nicht genau sagen. Werkverträge sind nicht meldepflichtig. Allein im Handel geht die Zahl in die Hunderttausenden, schätzen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter übereinstimmend.

Rossmann ist nicht das einzige Unternehmen, das die Methode Werkvertrag anwendet. Auch die Einzelhandelskonzerne Rewe und Real setzen auf die Niedriglöhner, berichtet der Stern in seiner aktuellen Ausgabe. Recherchen des Westdeutschen Rundfunks belegen, wie das Möbelunternehmen Ikea Lagerarbeiter aus Osteuropa mithilfe von Werkverträgen beschäftigt. Auch in der Industrie schließen Unternehmen in großem Umfang Werkverträge.

... Die Bundesregierung sieht [...] "keinen Handlungsbedarf". Die Gestaltung der Arbeitsbedingungen liege in der Verantwortung des Arbeitgebers, heißt es aus dem Bundesarbeitsministerium. Unternehmen müssen nicht einmal melden, ob und wie sie Beschäftigte von Subunternehmen einsetzen. Das sei auch nicht nötig, erklärte das Arbeitsministerium Ende Juli auf eine Anfrage der Linkspartei, denn: "Hinweise oder Informationen über eine weit verbreitete, systematisierte missbräuchliche Nutzung von Werkverträgen zur Umgehung von tariflichen oder arbeitsrechtlichen Standards liegen nicht vor", heißt es in der Antwort.

Dass das Ministerium von der Praxis der Werkverträge nichts weiß, verwundert, denn bereits im März hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Arbeits- und Sozialpolitiker vor den Dumpingmethoden gewarnt. In den Beratungen zum Arbeitnehmerüberlassungsgesetz kritisierte der DGB, die klassischen Merkmale der Werkvertragsarbeit seien in der Praxis oft nicht erfüllt, die Subunternehmen seien nicht tarifgebunden und zahlten oft Niedriglöhne. Bislang sind Warnungen wie diese von der Bundesregierung ungehört geblieben. Und so räumen weiterhin Zigtausende Menschen in Deutschland Ladenregale zu Dumpinglöhnen ein.

...

Quotekorfstroem, 29.08.2011 um 19:53 Uhr

Auch schon aufgewacht??? - oder 10 Jahre alter Beitrag???

Manchmal übertrifft sich "Die Zeit" selbst.

Was Sie hier als neue Methode verkaufen ist schon lange ein alter Hut. Abgelegt unter den Themen Scheinselbständigkeit und Public Private Partnership. In der Bauwirtschaft werden die Löhne schon seit mehr als 10 Jahren systematisch mit Hilfe von Werkverträgen gedrückt. Die Städte und Gemeinden helfen begeistert mit. Viele Landkreise, Städte und Gemeinden haben Leistungen ausgelagert, die Beschäftigten entlassen und kaufen nun die Leistungen mit Dumping-Methoden von außen zu.

Die Beispiele aus dem Einzelhandel nerven inzwischen. Nicht, weil sie falsch sind. Sondern, weil sie nur einen kleinen Teil der Beschäftigten repräsentieren. Banken haben sich schon vor langer Zeit von sogenannten Serviceabteilungen getrennt und lassen sogar vertraulichste Unterlagen von externen Unternehmen bearbeiten. Fragen Sie doch einmal bei den Behindertenwerkstätten nach.

Dieser Artikel ist wirklich peinlich.



QuoteAquarius2, 29.08.2011 um 19:12 Uhr

"Opposition ist alarmiert"

Opposition - wer ist das ?
SPD und Grüne?
Die sind empört über Lohndrückerei?

Wer hat denn die Lohndrückerei duch Minijobs, Ein-Euro-Jobs, Verkürzung der Anspruchzeit auf Arbeitslosengeld und Hartz IV erfunden und salonfähig gemacht:

Das war die jetzt empörte Opposition!


QuoteEuklid007, 29.08.2011 um 19:20 Uhr

Es wird sich auch solange nichts ändern, solange der Arbeitsamarkt ein Nachfragemarkt ist. Und das wird auch lange noch so bleiben. Das Heer der Billigen und Willigen ist unendlich groß. Und fragt Euch mal, warum?





Aus: "Die neue Leiharbeit" Von Massimo Bognanni  (29.8.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-08/lohndumping-leiharbeit


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Quote[...] Christine Lagarde, gemahnt, die europäischen Banken dringend mit Kapital zu versorgen. Nur so könnten sie den Risiken widerstehen, die angesichts der Schuldenkrise und des schwachen Wirtschaftswachstums drohten.

...

Quoteingocnito, 30.08.2011 um 10:47 Uhr

Banken am Abrund, der Steuerzahler soll's richten

Ich will es kurz machen: der italienische (!) Chef der europäischen
Bankenaufsicht "EBA", Andrea Enria, fordert nun in einem Brand-
brief, angeschlagene Kreditinstitute stärker zu kapitalisieren, also
mit (viel) mehr Geld zu versorgen. Ähnlich hatte sich vor kurzem
bereits IWF Chefin Christine Lagarde geäußert.

Die Kapitalisierung soll, nach Vorstellung beider, direkt aus dem
von Deutschland zu 35% mitfinanzierten Rettungsschirm EFSF
erfolgen, über dessen Aufstockung auf 750 Milliarden €uro der
Bundestag demnächst berät. Während man bisher etwas ver-
logen versuchte, diesen Rettungsschirme als "Staatsrettungs-
schirm" zu verkaufen, rückt das EU Politbüro nun allmählich mit
der Wahrheit 'raus: die eingesammelten Milliarden dienen zu
nichts anderem, als einer erneuten Rettung von Kreditinstituten.

Dem halte ich entgegen: Erstens haben wir in Europa keine
unterkapitalisierten Banken. Der europaweite Stresstest der
Banken hat dies ja gerade erst ergeben. Insofern verstehe ich
auch gar nicht, was Stresstester Andrea Enria eigentlich will.
Möchte er uns jetzt etwa zu verstehen geben, man habe uns
schon wieder belogen und die europäischen Banken stünden
gar nicht so gut da, wie er neulich noch nassforsch behauptete?

Selbst wenn dem so wäre würde ich den Banken ein probates
Mittel zur Gewinnung zusätzlichen Kapitals empfehlen: die
Kapitalerhöhung. Das ist DAS Instrument der freien Marktwirt-
schaft um Kapital am freien Markt einzusammeln.
Und die freie Marktwirtschaft - die war euch Bankern ja schon
immer heilig. Also: Nur zu!



Aus: "EU-Bankenaufsicht schlägt Alarm" (30.08.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/geld/schuldenkrise-eu-bankenaufsicht-schlaegt-alarm-1.1136634


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Stil einer Reportage reiste er quer durch die Republik und traf eine ganze Reihe von Reichen und Superreichen. Er stellt deren Lebenswirklichkeit dar, ihren biografischen Hintergrund und ihre Weltbilder. So gelingt es ihm, anhand konkreter Beispiele ein anschauliches und differenziertes Bild dieser Menschen zu entwerfen. Im Anschluss an die aus der Marktforschung bekannten Sinus-Milieus teilt der Autor die von ihm porträtierten Millionäre in verschiedenen Gruppen ein: u.a. Konservative, Intellektuelle, Bodenständige, aber auch Neureiche finden sich in dem Buch. Einige von ihnen, etwa der Drogeriekettenbesitzer Götz Werner, dürften dem Leser bekannt sein. Allesamt aber haben sie eines gemeinsam: Sie verfügen über ein Vermögen von mehr als einer Million Euro und gehören damit zu dem reichsten Hundertstel unserer Gesellschaft.

Kein einziger von ihnen glaubt, seinen Reichtum nicht verdient zu haben.

...


Christian Rickens: Ganz oben. Wie Deutschlands Millionäre wirklich leben. Köln 2011.


Aus: "Auf Spurensuche im Villenviertel" von Axel Weipert (27.08.2011)
Quelle: http://www.dasdossier.de/magazin/gesellschaft/arbeit/auf-spurensuche-im-villenviertel


Textaris(txt*bot)

#230
QuoteUnser Autor versucht, die düsteren Nachrichten aus der Finanzwelt beim Frühstück zu ignorieren. Aber wenn alles zusammenbricht, wie kommt er dann an seine Cornflakes?

[...] Wann immer jemand versucht, mir auch nur das rudimentärste ökonomische Prinzip zu erklären, spüre ich umgehend, wie mein Verstand in den Standby-Modus herunterfährt und sich vor der Langeweile schützt, indem er sich bewusst in ein künstliches Koma versetzt. ...

... Der komplette Zusammenbruch des Kapitalismus würde zu einer Identitätskrise von gewaltigen Ausmaßen führen. Oder denken Sie, wir haben uns all diese Werbe-Jingles für nichts und wieder nichts angehört? Uns PIN-Codes gemerkt, Marken begehrt und sind auf der Suche nach innerer Bestätigung durch Shopping Malls gestreift. War das alles reine Zeitverschwendung? Ja, wir wussten, dass das alles Schwachsinn ist, aber irgendwie musste es ja weitergehen. Wir hatten doch keine andere Wahl, oder? Schließlich haben alle es gemacht!

...


QuoteRosa Sconto schrieb am 28.09.2011 um 15:12
@ Redaktion

... Bloß nicht über Ursachen nachdenken und sich in empörungs-schwangerer Verbal-Systemkritik selbst gefallen. Besser kann Ignoranz nicht beschrieben werden. Danke für die Aufforderung das Denken abzustellen!



Aus: "Die Kassenfrage"
Finanzwelt | 27.09.2011 16:25 | Charlie Brooker
http://www.freitag.de/alltag/1138-die-kassenfrage

-.-

Quote[...] Am Mittwoch veröffentlichte das Magazin Forbes seine jährliche Auflistung der vierhundert reichsten Amerikaner. Diese verfügen zusammen über ein Vermögen von 1,53 Billionen Dollar; das ist zwölf Prozent mehr als im letzten Jahr. Um überhaupt in dieser Liste aufzutauchen, muss man über ein Vermögen von mindestens 1,5 Milliarden Dollar verfügen, mehr als das zehntausendfache des mittleren Vermögens eines amerikanischen Haushaltes.

... In New York, der Heimat der Wall Street, wo die Lebenshaltungskosten weitaus höher sind als in vielen anderen Teilen des Landes, ist die offizielle Armutsquote im letzten Jahr auf 20,1 Prozent gestiegen. Die Kinderarmutsquote ist in einem Jahr um fast drei Prozent auf 30 Prozent, gestiegen – und das ein Jahr nach dem angeblichen Beginn der wirtschaftlichen ,,Erholung."

... In Detroit, wo sich der Zusammenbruch der produzierenden Industrie so stark zeigt wie nirgendwo sonst in den Vereinigten Staaten, liegt die Armutsquote bei 37,6 Prozent. Mehr als die Hälfte aller Kinder – 53,6 Prozent – leben in Armut. Insgesamt stieg die Armutsquote im Bundesstaat Michigan auf 16,8 Prozent. Das Medianeinkommen ist seit dem Jahr 2000 um 19,3 Prozent, d.h. fast ein Fünftel, gefallen.

In Kalifornien lebten im Jahr 2010 sechs Millionen Menschen unter der offiziellen Armutsgrenze, das sind 16,3 Prozent im Vergleich zu 15,3 Prozent im Vorjahr. Ähnliche Zahlen gibt es für fast jeden Staat.

...


Aus: "Reichtum und Armut in Amerika" Von Joseph Kishore (27. September 2011)
Quelle: http://www.wsws.org/de/2011/sep2011/usa-s27.shtml


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#231
Quote[...] Die französische Bevölkerung ist um etwa ein Drittel kleiner als die deutsche. Die Auflage von Hessels Schrift ist für französische Verhältnisse etwa so hoch wie die Auflage eines anderen Buches, das in den vergangenen Monaten Deutschland aufgewühlt hat. Auch dieses Buch, das bestverkaufte deutsche Sachbuch aller Zeiten, handelt von der Sorge um die Gesellschaft. Auch diesem Buch lag eine Empörung zugrunde. Darin erschöpfen sich dann aber auch die Parallelen zwischen den Werken Thilo Sarrazins und Stéphane Hessels.

Worüber empört sich der Deutsche?

    "Ich möchte nicht, dass das Land meiner Enkel und Urenkel zu großen Teilen muslimisch ist, dass dort über weite Strecken Türkisch und Arabisch gesprochen wird, die Frauen ein Kopftuch tragen und der Tagesrhythmus vom Ruf der Muezzine bestimmt wird. Wenn ich das erleben will, kann ich eine Urlaubsreise ins Morgenland buchen."

Worüber empört sich der Franzose? Über

    "diese Gesellschaft der rechtlosen Ausländer, der Abschiebungen und des Generalverdachts gegenüber den Einwanderern, (...) diese Gesellschaft, in der die Renten unsicher werden, der Sozialstaat abgebaut wird und die Medien in den Händen der Reichen liegen, alles Sachen, die wir niemals akzeptiert hätten, wenn wir die wahren Erben der Résistance wären".

Denn der Franzose Hessel gründet seinen Appell auf die Werte des französischen Widerstands gegen die deutschen Besatzer. Wenn Hessel sich um Frankreichs Zukunft sorgt, geht es um Gerechtigkeit. Sarrazins Sorge um die Zukunft Deutschlands dreht sich um Geld und Gene.


... Die deutschen Zeitungen haben mit einer gewissen Zurückhaltung über Hessels Buch berichtet. Die Ehrfurcht vor einem, der aus dem KZ entkommen ist, dessen Unterschrift sich unter der Charta der Menschenrechte der Vereinten Nationen findet, verbietet Spott und Häme. Aber an ein so ungebrochenes Pathos wie das des alten Mannes ist unsere Öffentlichkeit nicht gewöhnt. Haben wir uns nicht, wenn hierzulande das Thema Ungerechtigkeit aufkommt, an dystopische Visionen à la Sarrazin gewöhnt, an zynische Witze oder an teilnahmsloses Achselzucken?

... In Frankreich wurde ein Buch der Hoffnung zum Bestseller. In Deutschland ein Buch der Niedertracht.


Aus: "Im Land der Niedertracht" Von Jakob Augstein (13.01.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,739073,00.html


-.-

Quote[...] rohe Bürgerlichkeit wird befeuert durch den Klassenkampf von oben. Man muss dazu nur das Beispiel des Philosophen Peter Sloterdijk nehmen, der seinen Kampf gegen den nehmenden Staat und dessen generösen feudalistischen Rückfall inszeniert. In zahlreichen Medien fanden Sloterdijks Thesen unterstützenden Widerhall. Doch selbst wenn solche Positionen nicht direkt umgesetzt werden, hinterlassen sie Verarbeitungsspuren im informierten Publikum.

Von Gruppen, die sich subjektiv in der Bürgerlichkeit verortet sehen, wird dies begierig aufgegriffen. Schließlich sind sie selbst von Abstiegsängsten geplagt, die spätestens seit der Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 existieren und seit September 2008 nach der Finanzkrise noch einmal verstärkt wurden. Der so von oben inszenierte Klassenkampf wird über die rohe Bürgerlichkeit nach unten weitergegeben. Die objektive finanzielle Spaltung zwischen Reich und Arm wird ideologisch durch die Abwertung und Diskriminierung von statusniedrigen Gruppen durch die rohe Bürgerlichkeit getragen.

Dafür gibt es empirische Belege. Sie werden unter anderem von einem auf zehn Jahre angelegten Forschungsprojekt zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit geliefert, für das jährlich 2000 repräsentativ ausgewählte Menschen befragt werden.

Die Ergebnisse sind erstaunlich. Zunächst nehmen ausgerechnet diejenigen, die sich selbst als den oberen Teil der Gesellschaft bezeichnen, die soziale Spaltung in der Gesellschaft signifikant weniger wahr. Dabei lässt sich diese sogar objektiv belegen, etwa über das Netto-Geldvermögen. Gerade die Besserverdienenden beklagen mittlerweile zunehmend, dass sie nicht in einem gerechten Maße vom allgemeinen Wachstum profitieren würden. Sie bekämen also nicht, was ihnen aus ihrer Sicht zustände.

Die geringere Wahrnehmung der sozialen Spaltung durch die oberen Einkommensgruppen hat viele Folgen. Beispielsweise wird die Hilfe für Schwache und die Solidarität mit schwachen Gruppen eher aufgekündigt. Weniger Unterstützung wird vor allem gegenüber Langzeitarbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern gefordert. Im Sinne des Kapitals wie im ökonomistischen Denken werden diese Menschen als nutzlos etikettiert. Sie sollten entgegen dem Grundgedanken einer Solidargemeinschaft endlich Selbstverantwortung übernehmen.

Und so gibt es eindeutige Zusammenhänge zwischen der Forderung an die sozial Schwachen, ihre kritische Lebenssituation selbst zu bewältigen, und der Abwertung von Langzeitarbeitslosen, niedrig qualifizierten Zuwanderern und Behinderten: Die Gruppen mit höheren Einkommen werten immer stärker ab.

Insgesamt ist eine ökonomistische Durchdringung sozialer Verhältnisse empirisch belegbar. Sie geht Hand in Hand mit einem Anstieg von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in höheren Einkommensklassen.

Die rohe Bürgerlichkeit zeichnet sich durch den Rückzug aus der Solidargemeinschaft aus – befeuert durch wirtschaftswissenschaftliche Eliten und die herrschende Politik.

In der rohen Bürgerlichkeit wird deutlich, dass der autoritäre Kapitalismus, dessen Zähmung in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik noch gelungen schien, außer Kontrolle geraten ist. Mit seiner spezifischen Gewalt des Desinteresses an sozialer Integration aus den Sphären von Wirtschaft und Politik ist er tief in die sich aufspaltende Gesellschaft eingedrungen. Die rohe Bürgerlichkeit wird zum Mittel der gesellschaftlichen Spaltung, die initiierenden Eliten bleiben unangreifbar oder anonym.

Die Opfergruppen sind mittlerweile wehrlos und nicht mobilisierungsfähig. Arbeitslosigkeit, insbesondere wenn sie von Dauer ist, wirkt zerstörerisch. Zudem ist es entwürdigend, nicht einmal minimale Anerkennung zu erfahren.

Die geballte Wucht rabiater Eliten und die Transmission sozialer Kälte durch eine rohe Bürgerlichkeit, die sich selbst in der Opferrolle wähnt und deshalb neue Abwertungen gegen schwache Gruppen in Szene setzt, zeigt nur eines: Die gewaltförmige Desintegration ist auch in dieser Gesellschaft nicht unwahrscheinlich.

Quotehirmer
   28.09.2011 um 7:30 Uhr

Es kommt ganz auf den Maßstab an, nimmt man zum Vergleich die Kaiserzeit oder die Weltwirtschaftskrise in den Zwanziger-Jahren, leben unsere Unterschichten wirklich kommod. Man könnte also argumentieren, es war doch eine schöne Zeit, als Kaiser Wilhelm noch lebte und "Ein Herr ein Herr und ein Diener ein Diener war". Letzteres sollte man öfters betonen. Man kann auch noch die wachsende Armut in Deutschland mit dem Schicksal der chinesischen Wanderarbeiter relativieren.

Es war ein bescheidener Versuch - Nicht, daß ich die Meinung des Autors nicht teilte, ich habe mich hiermit nur als advocatus diaboli betätigt, damit die Argumentation nicht zu einseitig wird.

Harald Artur Irmer


QuoteInfoportal.net
   28.09.2011 um 9:00 Uhr

Wer hat die Lösung?

Ohne politisch links, rechts oder in der Mitte verdrahtet sein zu müssen, ist Herrn Heitmeyer nach dem Lesen des Beitrags inhaltlich zuzustimmen.
Wer nicht wirklich völlig blind durch den Tag geht, hat längst begriffen, dass im immer größer werdenden Umfang gesellschaftliche Gruppen, sich dem solidarischem Grundgedanken des Zusammenhalts der Gesellschaft entziehen. Meines Erachtens nach hat das nicht nur unbedingt etwas mit den am Rande lebenden Menschen zu tun. Sie müssen eher als Reflexion politischer Fehlentwicklungen vergangener Jahre (wenn nicht Jahrzehnte!) herhalten. Der Keim der gesellschaftlichen Verrohung ist also längst aufgegangen und befindet sich weiterhin im Wachstum.


Quotewar-hog
   28.09.2011 um 9:23 Uhr

Erstaunlich

Das es die Mittelschicht einfach nicht auf die Reihe bekommt ihre Situation objektiv einzuschätzen.Gibt man sich doch so gerne als aufgeklärten Bildungsbürger.
Warum versteht diese "Klasse",trotz der vielfältigen Möglichkeiten sich differenziert zu informieren nicht,das sie von der Finanzwirtschaft respektive Elite instrumentalisiert wird? ... Es wird Zeit über grundlegende Veränderungen am System nachzudenken.


QuoteLügenpresse
   28.09.2011 um 9:34 Uhr

Die Lügner werden sehr gut bezahlt von den Herren des Kapitals, während die Vertreter der Wahrheit jeden Tag ihren Job und ihre Existenz und die Zukunft ihrer Familie und Freunde riskieren.

...


Quoteirridae
   28.09.2011 um 9:57 Uhr

Rohe Bürgerlichkeit

bringt es gut auf den Punkt!
Der Bürger-Jammerlappen, der nach unten tritt, wird endlich beim Namen genannt.
Das die Demokratie zersetzende Verhalten der Eliten oder derer, die sich dafür halten, wird sich letztlich als Bumerang erweisen.


Quote[...]     H Nichtshaber
   28.09.2011 um 10:00 Uhr

Kein schlechtes Gewissen mehr!

Was hier als Rohheit verstanden wird, dass ist nichts anderes als die Einsicht der Zahler, dass mehr Geld an die Empfänger keine Lösung ist.

... Dass größte Problem sind [ ] in diesem Land die Warner vor der Spaltung. Deren eigentliche Motivation resultiert aus ihrer Feigheit vor Konflikten. Und das liegt wiederrum daran, dass man im Konfliktfall sehen würde das die Überzeugung der Bessermenschen in der Mehrzahl nur hohles Gerede ist.


QuoteNizzre
   28.09.2011 um 10:01 Uhr

... Ja, ich gebe zu, ich nehme auch bei mir eine zunehmende Mitleidlosigkeit gegenüber Hartz IV-Empfängern wahr. Vor allem, weil ich jetzt 4 Jahre lang über die Grundschule meines Sohnes so intensiv mit dem Prekariat konfrontiert war, wie ich es mir nie gewünscht habe.
8 geklaute Farbkästen, 15 Füller, 10 Taschenlampen und andere "Abziehereien" und ungezählte Tretereien und Schlägereien (immer eine ganze Gruppe auf einen) später, bin ich froh, dass es uns gelungen ist, unser Kind jetzt auf ein "Mittelschicht-Gymnasium" zu "retten".

Ich unterstütze soziale Dienste, Bildungsinitiativen und Hilfen für benachteiligte Kinder und Familien. Ich höre damit auch nicht auf, obwohl die Hilfe oft ins Leere geht oder sogar mit Hohn und Spott auf die "Gutmenschen" selbstverständlich und dreist vereinnahmt wird. Weil ich denke, natürlich gibt es auch die "Unschuldigen" und diejenigen, die "arm, fleissig und korrekt" sind.

Trotzdem schlägt einem die Verwahrlosung am unteren Rand der Gesellschaft wie fauliger Atem ins Gesicht.

Und nein, diese Menschen habe ich weder lieb, noch respektiere ich sie. Wenn das Verrohung ist, na dann ist es das eben.


QuoteArmin6830
   28.09.2011 um 10:18 Uhr

.... In den 20er Jahren haben die Industriellen (zumindest die gierigen und weniger gescheiten wie Krupp, Thyssen, etc) die Faschisten finanziert und gefördert. Die Großindustriellen seinerzeits fröhnten bereits auf der Vorstufe zur Globalisierung und erachteten alles Antikapitalistische als Ihren natürlichen Gegner - so auch Gewerkschaften, Sozialdemokraten, USPD, etc. Damals wurde allerdings noch mit anderen Mitteln gerungen, siehe 1920 Rosa Luxemburg u.v.a.

...

[Eine besondere Gruppe von Wirtschaftsführern... ("Bei Kerzenschein und bestem Wein" Von Tobias Bütow (3.10.2011))]
[http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,223.msg6144.html#msg6144]


QuoteKarl63
   28.09.2011 um 10:42 Uhr

Es liest sich wie ein Konkretisierung jender Gesteishaltung, die der Autor des Artikels derart Wortreich kritisiert.
Wer auf dem Niveau argumentiert, der muss sich selbstverständlich nicht damit auseinander setzen, wo ganz reale Probleme liegen. Beispielsweise in unserem Bildungssystem, wo wir von höchster Stelle mehrfach bestätigt bekommen haben: der Bildungserfolg von Kindern hängt vom sozialen Status der Eltern ab. Wenn es darum geht, aus den Kindern von Empfängern Staatlicher Leistungen (ALG2) nicht wieder Empfänger solcher Leistungen zu machen, funktioniert unser Bildungssystem eher suboptimal.
Die von Ihnen erwähnten Hartz - Reformen sind in meiner Wahrnehmung nicht der große Wurf, eher eine Form der Bürokratie, die viele ungelöste grundsätzliche Probleme vor sich her schiebt. Dazu gehört insbesondere, dass gerade jene die die größten Probleme beim Zugang zum Arbeitsmarkt haben, dann von Leuten betreut werden (sollen), denen jedigliche Fachkompetenz in Bezug auf den Arbeitsmarkt fehlt (und denen man bisweilen auch keinerlei persönliche Eignung für diese Aufgabe attestieren muss).
Was der Autor auch noch am Rande anschneidet ist, die Deutsche Wirtschaft hat bislang eher wenig Engagement gezeigt, wenn es darum geht Langzeitarbeitslose ins Erwerbsleben zu reinitegrieren, auch in solchen Berufen wo gerne über "Fachkräftemangel" geklagt wird. Man könnte glatt zum Schluss gelangen, dort muss erst die Tugend der Personalentwicklung (Qualifizierung, Weiterbildung) wieder entdeckt werden.


QuoteSeldon-X
   28.09.2011 um 11:12 Uhr

Geschichtsbewußtsein!

,,Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert."

– CDU: Ahlener Programm 1947

[http://de.wikipedia.org/wiki/Ahlener_Programm]


QuoteH Nichtshaber
   28.09.2011 um 10:04 Uhr

... Ich sehe keinen Grund warum ich mich mit Sozialhilfeempfängern etc. solidarisieren sollte. Meine Solidarität ist erschöpft mit dem Anteil an Sozialabgaben und Steuern die ich jetzt schon habe um diese Bevölkerungsgruppe mit durchzuschleifen.

...

QuoteSJohnson
   28.09.2011 um 12:17 Uhr

Pardon, aber...

"Meine Solidarität ist erschöpft mit dem Anteil an Sozialabgaben und Steuern die ich jetzt schon habe um diese Bevölkerungsgruppe mit durchzuschleifen."

Dazu möchte ich Sie und Gleichgesinnte dann fragen:
Wissen Sie, zu welchem Anteil ihre Steuern und Sozialabgaben für das "Durchschleifen jener Bevölkerungsgruppe" hergenommen werden?
- Und demgegenüber, zu welchem Anteil Sie die Zinseszinszahlung an jene obersten Vermögensgruppen (deren Vermögenssteigerung allein auf leistungsloser Geldvermehrung fußt) schultern müssen?
Darüberhinaus, welchen Anteil Sie für die Rettung selbsverschuldeter "notleidender" Banken (vulgo "Zocker") aufbringen müssen?
Das Verhältnis sollte Ihnen anhand der allgemein bekannten Zahlen bekannt sein.

Ich kann zwar nachvollziehen, dass es natürlich leichter fällt, auf "die da unten" zu schimpfen, sind diese doch greifbarer und angreifbarer als jene anonyme kleine Gruppe "da oben" (zudem teils international), die man fast noch als anstrebenswertes Vorbild nimmt, aber der man als Otto-Normalo nie begegnet.
Gutheißen kann ich das jedoch nie.

Es gab in den letzten Monaten so viele Artikel - selbst vom FAZ-Herausgeber Schirrmacher! -, die das System der stattfindenden extremen Umverteilung von unten/mitte nach oben bestätigen und vor den gravierenden Folgen warnen.
Es sind nicht die Hartz-IV-Empfänger, die den Wohlstand der breiten Bevölkerung hierzulande vernichten - das sollte jedem halbwegs informierten Bürger inzwischen glasklar sein.



Quotemother_upduff
   28.09.2011 um 12:20 Uhr

.... Schade ist nur, dass es heute besonders im Praekariat kein Bewusstsein fuer die eigene Situation mehr zu geben scheint. Unterhaltungselektronik ist das neue Opium des Volkes. Keine Hartz IV Wohnung in der nicht ein Fernseher und eine X-Box etc. stehen. Aber so lange wir noch alle als Superstar/Topmodel Erloesung finden koennen oder die Supernanny und das Hausrenovierteam uns retten kommen, muessen wir ja auch nicht selber taetig werden. Da wird zur Volksbelustigung mit Traeumen von Leuten gespielt.

Aber am Ende wird Kapital von Menschen geschaffen, die anpacken. Ob es nun sozial oder materiell ist. Wenn wir alle mal was fuer andere tun wuerden, anstatt in unserer medieninduzierten Laehmung zu verharren, koennte alles schon viel besser sein. ...


QuoteSeldon-X
   28.09.2011 um 12:32 Uhr

Neulich in der NYT

"There's class warfare, all right," Mr. Buffett said, "but it's my class, the rich class, that's making war, and we're winning."
Everybody's Business - In Class Warfare, Guess Which Class Is Winning
By BEN STEIN, Published: November 26, 2006
http://www.nytimes.com/2006/11/26/business/yourmoney/26every.html?_r=1



Quotemluetkebohle
   28.09.2011 um 21:08 Uhr

Die Krankheit sitzt fest in den Köpfen

Die Krankheit sitzt fest in den Köpfen. Nach 30 Jahren neoliberaler Gehirnwäsche ist eine atomisierte Gesellschafft von Ichlingen herangewachsen, die den Wert von Vertrauen und Solidarität nicht mehr schätzen kann.

Natürlich müssen und dürfen sich unterschiedliche Begabungen, Fleiss und Kreativität in Wohlstandsunterschieden niederschlagen. Niemand würde das ernsthaft in Zweifel ziehen. Mittlerweile stehen allerdings die Einkommensunterschiede in keinem sinnvollen Verhältnis zu den realen Leistungsunterschieden mehr, es sei denn, in den letzten Jahrzehnten ist durch irgendeinen evolutionären Schub eine Klasse von Übermenschen herangewachsen.

In einer Wirtschaftsordnung, die sich auf die Förderung realer unternehmerische Wertschöpfung konzentrierte, ist ein Zuwachs an Wohlstand in den entwickelten Gesellschaften auf breiter Frond erfolgt. Jetzt dominiert ein Finanzzirkus das Geschehen, dessen Ertragsabschöpfung in keinem Verhältnis zu seinem Wertschöpfungsbeitrag steht.

Die dümmlichen Phrasen vom "Über die Verhältnisse gelebt" und die zwanghaft hervorgeholte Neidkeule waren noch nie mehr als Stammtischgeschnatter der Marktreligiösen.

Nach Oben zu buckeln und nach unten zu treten, war allerdings schon immer eine Paradediszplin des deutschen Piefkes aus der Mittelschicht. Bevor er sich mit den Bankern anlegt, drischt er lieber auf H4-Empfänger ein.


QuoteTobiasWerner
   28.09.2011 um 23:24 Uhr

Die "rohe Bürgerlichkeit" wird auch von Teilen der Unterschicht

praktiziert, auch sind nicht alle Teile der mittleren und obereren Bürgerschaft nun m.E. roh.
Das ist es, was Herr Heitmann uns hier alles nicht sagt, was aber eben auch gesagt sein muss!
(Hoffen wir mal, dass er sich hier mal umsieht...).

Wie sagte eine Krebskranke Mutter zu mir, angsprochen auf Ihre junge Problemtochter, die noch nie gearbeitet hatte, dafür schon zwei Kinder von zwei Männern hatte, die nicht zahlten, und mit einem dritten von einem dritten Mann dann auch nun schwanger war, der auch schon wieder abgesprungen war, auf meine Ansprache, ob das nicht bedenklich sei: Nein, wieso, ich bin doch noch da - es sei also kein Problem (und alle zusammen wurden ja komplett vom "Staat" ausgehalten). Und dann sagte sie noch: Der Staat will doch Kinder!
Ja, das sagt diese Staat leider so undifferenziert.
Für mich war diese Herangehensweise allerdings schon eine sehr rohe...!

... Dies[e] dumme undifferenzierende Vermehrungsgroßzügigkeit ist ja eine meiner Hauptkritikpunkte.


QuoteWidderfrau
   28.09.2011 um 23:57 Uhr

Die rohe Bürgerlichkeit kennt kein Pardon

...reichlich befremdend. Sie schreiben:

"...ob man diesen nun wirklich die volle u. weltweit relativ seltene sozialstaatliche Vollkasko-Absicherung (einschließlich sogar des unbegrenzten Kinderzeugtungsrechts mit im Zweifelsfall auch noch garantierter staatlicher Alimente-Übernahme) geben soll."

Soll heißen ?

Ein derartiges Denken gab es während der Nazidiktatur ... Die kath. Kirche verbietet Pille und Abbruch. Was tun, wenn die Eheleute fromm katholisch sind und der Mann aus nicht selbstverschuldeten Gründen arbeitslos oder arbeitsunfähig geworden ist ?

Zwangssterilisation oder was ?

Die Köllner sagen: man muss auch gönnen können.

Wieviel Neid schlummert da in vielen Foristen, sogar auf arme Menschen neidisch sein und denen alles Schlechte wünschen...

Ich bin entsetzt.

Aber der Artikel heißt ja:

"Die rohe Bürgerlichkeit". Sie hat tatsächlich nicht viel zu bieten an Ethik, Wärme, Menschlichkeit. Ein guter Nährboden für alles, nur nicht Gutes.



QuoteTobiasWerner
   29.09.2011 um 0:07 Uhr

Falsch: Wahre Hilfe kommt von innen - und muss freiwillig sein!

Ein wirklich guter Katholik wird sich, davon abgesehen, dann eben auch wie der Papst verhalten, oder wie Jesus, und sich zusammenreißen. Ein Versager und Sünder kann aber eben mit der frewilligen Hilfe (andere Sünder oder wirklicher Gutmenschen), die durchaus auch fest organisiert sein kann, rechnen. Aber eben nicht mit absoluter Sicherheit darauf bauen. So ist das Leben nun mal! (Auch ich würde mich, wenn es mir gut gehen würde, ich diese Leute irgendwie kenne und dafür Verständnis aufbringen könnte, hier nicht prinzipiell der Hilfe enthalten!).
Garantieren sie hier aber die Hilfe, so geben Sie das Signal: Du kannst Tun und lassen was Du willst - Du wirst in jedem Falle von uns unterstützt. So wird die Eigenverantwortung nicht herausgefordert, sondern geschwächt. Sehen bzw. durchdenken Sie sich doch mal das von mir genannte Beispiel. Finden Sie das gut? Ist das für die Kinder oder die Mutter auch wirklich gut?

... Eine Bevölkerungspopulation kann sich nicht unbegrenzt vermehren, wie es jedem danach ist. "Heute" immerhin kann sich ein jeder erstmals sicher folgenlos paaren, wenn ihm danach ist, man muss den Hilfsbedürftigen also nicht den Sex verbieten, wie dies früher so eigentlich versucht worden ist!

Sie versuchen dies nun mit der Nazi-Keule zu diskreditieren! Das ist m.E. unstimmig und wohl vor allem zielgesteuert.

... Wenn Kinder bzw. junge Eltern gefördert werden (müssen), dann sollten die Fortpflanzungsrate der Nicht-Selbstständigen, also der Hilfebedürftigen zuallermindest nicht über der Fortpflanzungsrate der Selbstständigen liegen.

...


Quotesommer
   29.09.2011 um 1:24 Uhr

Und was kann das 3. Kind einer H4 - Empfängerin für die Arbeitslosigkeit der Mutter?
Sie bestrafen doch bei diesem Vorschlag auch und vor allem das Kind, dass für die vorliegenden Umstände nichts kann.
Geben Sie es doch einfach zu; Am liebsten wäre Ihnen dann doch eine Sterilisation... aber das trauen Sie sich eben nicht zu sagen.
Nur zu... Vorschläge wie diese sind doch nichts, was es nicht schon gab.



QuoteGerinox
   29.09.2011 um 3:07 Uhr

Könnte man mehr draus machen - Allein schon wegen der Wortschöpfung ,,gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" hätte Heitmeyer das Bundesverdienstkreuz verdient. ...


Quoteludna
   29.09.2011 um 8:39 Uhr

Unterschicht

heute gehoert man nach 1 Jahr Arbeitslosigkeit zur Unterschicht. Es ist kein selbstgewähltes Schicksal, es kann jeden treffen. ...


QuoteKaisersKleider
   29.09.2011 um 8:48 Uhr

Dieser Artike wäre wieder einmal eine gute Chance gewesen,

über die Rolle der Medien selbstkritisch nachzudenken.
Jahrelang haben praktisch alle etablierten Medien sich in vorderster Linie an der Hetze z.B. über "asoziale Sozialhilfebetrüger" beteiligt, keinesfalls jedoch über asoziale bis kriminelle Praktiken z.B. von Unternehmern.
Monatelang wurden in praktisch allen etablierten Medien "die Griechen" fertiggemacht für deren Faulheit und Betrügereien, bis es nach einem Jahr und länger einigen Journalisten aufging, dass es "die Griechen" gar nicht gibt und dass man die Sachlage ETWAS differenzierter betrachten sollte.
Aber Selbstkritik bei Journalisten?
Ebenso häufig wie bei Politikern!
Nie!


QuoteSiesindunteruns
   29.09.2011 um 9:48 Uhr

Spruch eines Bankangestellten

Ich habe 2005 bei einer Bank als "Empfangssekretärin" gearbeitet (über eine Sicherheitsfirma). Ab und zu kamen die Bankangestellten zu mir, um mit mir zu plaudern. Die Bank bot auch Kredite für Arbeitslose an, die in die Selbständigkeit gehen wollten. Die Angestellten der Bank mussten diese dann beraten. Einmal kam der Bankangestellte XY nach solch einem Beratungsgespräch zu mir, seufzte und sagte, dass mit den Arbeitslosen sei schon schlimm. Dann beugte er sich zu mir runter und fügte mit einem traurigen und besorgten Blick hinzu: "Naja, aber verbrennen kann man sie ja auch nicht alle."


Quotesommer
   29.09.2011 um 10:23 Uhr

172. Wo bleibt der Klassenkampf von unten?

Wenn es schon einen Klassenkampf von oben gibt sollte dem auch etwas von unten entgegengesetzt werden. Nur hält die Mehrheit der Bevölkerung still. Es fehlt sicher an vielem; Kraft, Selbstbewusstsein, Mut, Hoffnung. Aber eines stelle auch ich immer wieder fest: Die Menschen in diesem Land richten sich ein in einer Art "selbstverschudeten Unmündigkeit". "Davon habe ich doch keine Ahnung", "Das müssen andere entscheiden", "Das ist mir viel zu kompliziert". Es ist genau diese Haltung zum Thema Euro- und Finmanzkrise, die die Menschen still halten lässt. Wir treten hier Kollektiv historisch gesehen vor eine Zeit der Aufklärung zurück.
Auch werden die Menschen in keiner großen Tageszeitung adäquate Informationen über diese Themen finden, sondern nur Meinungen, die diesen Zeitungen aus den PR- Abteilungen der Banken und Großanleger geschickt werden.
So ein Artikel wie der hier wird dann mal gedruckt, damit wir glauben "Ach, die sehen uns ja doch noch irgendwie", aber die Presse ist durchgehend gekauft.

Die Interessantesten Artikel in der Zeit stehen immernoch in diesem Kommentarbereich.






Aus: "Rohe Bürgerlichkeit" Von Wilhelm Heitmeyer (28.9.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/39/Verteilungdebatte-Klassenkampf

Textaris(txt*bot)

#232
Quote[...] Im Jahr 2001 erhielt der amerikanische Ökonom Joseph Stiglitz den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Das Thema, um das es damals ging, klang für Laien ziemlich abstrakt - im Prinzip ging es um das Verhältnis von Informationen und Märkten. Zehn Jahre später trat Joseph Stiglitz am Sonntag vor den Protestlern der "Occupy Wall Street"-Bewegung in New York auf - und was er dort sagte, klang keineswegs abstrakt, sondern ziemlich konkret. Von einem Krieg gegen die Mittelklasse des Landes sprach er. Von Banken, die die politischen Prozesse gekapert hätten. Und von dem Druck, den die US-Bürger auf die Abgeordneten ausüben sollten. "Wir müssen unsere Demokratie demokratisieren", sagte der Nobelpreisträger.

Sein Auftritt war für die Protest-Bewegung ein besonderer Moment. Seit gut zwei Wochen demonstriert eine Gruppe von US-Bürgern gegen die Macht der Banken und die Verantwortlichen der Finanzkrise. In einem kleinen Park in Manhattan begannen die Demonstrationen, ein harter Kern der Bewegung campiert dort dauerhaft. Am Samstag fanden sich immerhin 1500 Menschen zu einem Protestzug über die Brooklyn Bridge ein, was für mächtig Aufsehen sorgte, weil die New Yorker Polizei rund 700 von ihnen festnahm.

...


Aus: "Top-Ökonom solidarisiert sich mit US-Demonstranten" (03.10.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/geld/demonstrationen-in-den-usa-top-oekonom-solidarisiert-sich-mit-anti-wall-street-protestlern-1.1154396

-.-

Declaration of the Occupation of New York City (september 29, 2011)
http://nycga.cc/2011/09/30/declaration-of-the-occupation-of-new-york-city/

-.-

Quote[...] Sie haben keine Anführer und keine festgelegten Ziele; nur das Gefühl, in der Mehrheit zu sein. "Wir sind die 99 Prozent", skandieren die jungen Amerikaner, die seit zwei Wochen unter dem Motto "Occupy Wall Street" (zu Deutsch: Besetzt die Wall Street) in New York auf die Straße gehen. Ihr Protest ist chaotisch und viele ihrer Botschaften sind wirr. Dennoch wäre es falsch, die Demonstranten als Spinner abzutun. Sie richten den Blick auf die tiefe Spaltung Amerikas. Allein dafür gebührt ihnen Respekt.

"Wir sind die 99 Prozent": Damit meinen die Wall-Street-Besetzer jene, die ihre Hypotheken nicht bezahlen können. Jene, die um ihren Job fürchten. Und jene, die sich in Schulden stürzen müssen, nur um einen Studienabschluss zu bekommen. Das verbliebene eine Prozent kennt diese Sorgen nicht. 90 Prozent des Volksvermögens entfallen auf die dünne Schicht der Superreichen, die Kluft zum Rest des Landes war seit den Tagen der Eisenbahnbarone nicht mehr so groß.

Mehr und mehr entwickelt sich dieses Ungleichgewicht zu einer schweren Belastung für die amerikanische Demokratie. Die Wall Street ist der Nährboden der Oberschicht. Dort streichen auch mediokre Banker Millionenboni ein, gescheiterte Chefs werden mit goldenen Handschlägen verabschiedet, einzelne Hedgefondsmanager verdienen mehr als mancher Industriekonzern, und wenn die Spekulationsgeschäfte nicht aufgehen, springt der Steuerzahler ein.

Schon vor der Finanzkrise charakterisierten die Citigroup-Analysten Ajay Kapur, Niall Macleod und Narendra Singh die US-Wirtschaft als "Plutonomie". Das ökonomische Wachstum werde von der Oberschicht erwirtschaftet und konsumiert; für den Rest bleibt nicht viel übrig.

Seit der Krise haben sich die Gegensätze noch weiter verschärft. Die Kapitalmärkte haben sich erholt, trotz der jüngsten Turbulenzen; aber die Lage der meisten Amerikaner hat sich verschlechtert. Die Immobilienpreise finden keinen Halt, und die Arbeitslosenquote stagniert auf Rezessionsniveau. Die Mittelschicht rutscht ab, immer schneller, immer tiefer.

Schon in den 80er Jahren hat dieser Erosionsprozess begonnen, als die Fabriken im mittleren Westen ihre Tore zusperrten. Doch noch nie klang das amerikanische Versprechen, aus eigener Kraft den Sprung nach oben schaffen zu können, so hohl wie heute. Aufstiegschancen haben nur noch Absolventen von Eliteuniversitäten, die aber nur Hochtalentierten offen stehen - und den ohnehin bereits Vermögenden. Damit geht der Kitt verloren, der die US-Gesellschaft zusammenhält.

Von alldem profitiert die Wall Street. Denn die wachsende soziale Spaltung steigert die Nachfrage an Krediten. Wie sonst sind das Haus, das Auto und die Ausbildung der Kinder noch zu bezahlen? Tiefes Unbehagen breitet sich aus. Immer mehr Amerikaner beschleicht das Gefühl, ihr Land werde nicht mehr zum Wohle der Mehrheit, sondern im Interesse einer kleinen Elite regiert.

Das schürt den Protest, nicht nur auf der linken Seite des politischen Spektrums. Auch die erzkonservative Tea-Party-Bewegung ist eine Reaktion auf den Verlust der ökonomischen Sicherheit; nur gibt sie die falschen Antworten. Die Tea Party hat sich, ganz im Sinne der Großindustriellen, die den Aktivisten organisatorischen und finanziellen Rückhalt geben, einer Politik der Deregulierung verschrieben. Das ist das Rezept, das den Verfall der Mittelschicht noch beschleunigen würde.Von alldem profitiert die Wall Street. Denn die wachsende soziale Spaltung steigert die Nachfrage an Krediten. Wie sonst sind das Haus, das Auto und die Ausbildung der Kinder noch zu bezahlen? Tiefes Unbehagen breitet sich aus. Immer mehr Amerikaner beschleicht das Gefühl, ihr Land werde nicht mehr zum Wohle der Mehrheit, sondern im Interesse einer kleinen Elite regiert.

Das schürt den Protest, nicht nur auf der linken Seite des politischen Spektrums. Auch die erzkonservative Tea-Party-Bewegung ist eine Reaktion auf den Verlust der ökonomischen Sicherheit; nur gibt sie die falschen Antworten. Die Tea Party hat sich, ganz im Sinne der Großindustriellen, die den Aktivisten organisatorischen und finanziellen Rückhalt geben, einer Politik der Deregulierung verschrieben. Das ist das Rezept, das den Verfall der Mittelschicht noch beschleunigen würde.

Die Wall-Street-Demonstranten stellen sich dem entgegen. Sie ziehen für ein gerechteres Amerika auf die Straße, auch wenn sie nicht genau wissen, wie sie das erreichen wollen. Einige fordern Steuererhöhungen, andere eine Zerschlagung der Finanzkonzerne. Helfen würde beides. Doch was Amerika am dringendsten braucht, sind Bildungsreformen. Wenn schon die Vermögen ungleich verteilt sind, müssen wenigstens die Aufstiegschancen gewahrt bleiben.

Quote04.10.2011 um 08:08 Uhr, koushi schreibt "Doch es wäre falsch, die Protestler in New York als Spinner abzutun"

Zu gütig, lieber Autor!


Quote04.10.2011 um 12:13 Uhr, Sternputz schreibt

A people powered movement for democracy?

In den amerikanischen Medien wird "Occupy Wall Street" mit dem Schimpfwort "liberal" ( siehe http://usaerklaert.wordpress.com/2008/04/18/liberal-in-den-usa/ ) bedacht und als vorübergehend betrachtet. FOX-News berichtet in bekannter propagandistischer Art von den "Spinnern" aus Big Apple und schüren Ängste in Bezug auf die Ausschreitungen in London (Bloomberg and the NYPD is prepared). Die Bankster sind momentan nur genervt und verlassen sich auf die Polizei.
"JPMorgan Chase recently donated an unprecedented $4.6 million to the New York City Police Foundation. The gift was the largest in the history of the foundation and will enable the New York City Police Department to strengthen security in the Big Apple."
(source - http://www.nakedcapitalism.com)
Aber die Protestler sind friedlich und nicht mit den Plünderen von London zu vergleichen. Ebenso lassen sie sich nicht in ein rechts-links Schema einordnen, oder in eine bestimmte Altersstruktur. Das verwirrt und erstaunt die objektiven Beobachter, für mich vergleichbar mit der Fehleinschätzung der Stuttgart 21 Gegner.
Wer mehr über "Occupy Wall Street" wissen will, empfehle ich
http://www.adbusters.org/campaigns/occupywallstreet
http://www.livestream.com/globalrevolution


Quote04.10.2011 um 09:03 Uhr, Herr_Rabe schreibt für Deutschland:

Occupy Frankfurt ...



Aus: "Wie die Gier der Oberschicht den Protest provoziert" (03.10.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/geld/anti-wall-street-demos-in-den-usa-wie-die-gier-der-oberschicht-den-protest-provoziert-1.1154458


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg herrscht unter US-Bankern der Firma Goldman Sachs ein wahrer Kaufrausch in Sachen Feuerwaffen. Die zuständige Behörde, das NYPD, bestätigte zahlreiche Anträge.

Die im Zuge der Wirtschaftskrise angespannte Stimmung gegenüber Bankern lassen inzwischen die Angst vor dem Volk aufkommen. Offensichtlich befürchten die Banker Repressalien durch die Bevölkerung.

Trotz der Inanspruchnahme von Staatshilfen in Milliardenhöhe, plant Goldman Sachs nicht weniger als 20 Milliarden US-Dollar als Boni zum Jahresende auszuzahlen, was die Stimmung zusätzlich anheizt.


Aus: "Wirtschaftskrise: US-Banker bewaffnen sich aus Angst vor der Bevölkerung" (14.12.09)
Quelle: http://www.shortnews.de/id/804506/Wirtschaftskrise-US-Banker-bewaffnen-sich-aus-Angst-vor-der-Bevoelkerung

-.-

Bullets over Broadway: Goldman Sachs-Banker decken sich mit Waffen ein
Ein Teil der Rekordboni der New Yorker Großbank Goldman Sachs fließt in den Kauf von Handfeuerwaffen: Die Mitarbeiter der Skandalbank sorgen sich um ihre persönliche Sicherheit und fürchten den Volkszorn. ...
von Andre Exner, Agenturen | 12.12.2009
http://www.wirtschaftsblatt.at/home/401138/index.do


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Howie Hubler verdiente 25 Millionen Dollar im Jahr dafür, dass er besonders viel Ramsch verkaufte; als er seiner Bank Morgan Stanley den sensationellen Verlust von neun Milliarden gesichert hatte, musste er gehen, mit einer nur einstelligen Millionensumme als Abfindung.

...


Aus: "Es war Dummheit!" Von Claudius Seidl (22.10.2011)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/kapitalismus/legitimationsprobleme-der-banker-es-war-dummheit-11501646.html

The Big Short: Inside the Doomsday Machine is a 2010 non-fiction book by Michael Lewis about the build-up of the housing and credit bubble during the 2000s. It describes several of the key players in the creation of the credit default swap market that sought to bet against the collateralized debt obligation (CDO) bubble and thus ended up profiting from the financial crisis of 2007–2010. The book also highlights the eccentric nature of the type of person who bets against the market or goes against the grain. The work follows people who believed the bubble was going to burst, like Meredith Whitney, who predicted the demise of Citigroup and Bear Stearns; Steve Eisman, an anti-social hedge fund manager; Greg Lippmann, a Deutsche Bank trader, who created the first CDO market by matching buyers and sellers; the founders of Cornwall Capital, who started a hedge fund in their garage with $100,000 and built it into $120 million when the market crashed; and Dr. Michael Burry, an ex-neurologist who created Scion Capital despite suffering from blindness in one eye and Asperger's syndrome. ...
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Big_Short


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Plan, auf dem kommenden CDU-Parteitag über einen allgemeinen Mindestlohn abzustimmen, stößt im Wirtschaftsflügel der Partei auf Widerstand. Die angestrebte Festlegung einer Lohnuntergrenze sei "ordnungspolitisch nicht vertretbar, damit können wir nicht leben", sagte der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der Union, Hans Michelbach (CSU), dem Kölner Stadt-Anzeiger. Ein branchenübergreifender Mindestlohn widerspreche den Prinzipien der Marktwirtschaft.

... Beim CDU-Bundesparteitag im November soll über den Plan abgestimmt werden, eine Lohnuntergrenze für alle Branchen einzuführen, die bislang keine Tarifverträge haben. Bestimmen soll diese Untergrenze jeweils eine Kommission der Tarifpartner. Die Höhe soll sich am Lohnniveau der Zeitarbeit orientieren. Der Mindestlohn dieser Branche liegt bei 6,89 Euro pro Stunde im Osten und bei 7,79 Euro im Westen.

Entwickelt hat den Plan die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA). Ihr Vorsitzender Karl-Josef Laumann äußerte sich optimistisch: "Ich bin sicher, dass wir die Mehrheit der Delegierten dafür gewinnen" sagte er. Ein Ja zum Mindestlohn beschädige die Identität seiner Partei keineswegs: "Es war nie das Allerheiligste der CDU, dass alle für 4,50 Euro arbeiten sollen. Hier findet eine programmatische Erweiterung der CDU statt." Inzwischen habe sich bei vielen in der Union die Erkenntnis durchgesetzt, dass es nicht in Ordnung sei, "wenn Arbeitnehmer acht Stunden am Tag arbeiten und davon nicht leben können".

...

Quote1_2_3
    31.10.2011 um 7:53 Uhr

Marktwirtschaft

"Ein branchenübergreifender Mindestlohn widerspreche den Prinzipien der Marktwirtschaft"

Mir fallen ganz spontan noch weitere Prinzipien der Marktwirtschaft ein, dagegen hat man sich bei der Einführung aber nicht so vehement gewehrt.


QuoteDuckmichnichtweg
    31.10.2011 um 8:10 Uhr

Ein branchenübergreifender Mindestlohn widerspreche den Prinzipien der Marktwirtschaft.

Als ob die Hartz-Gesetz[e], welche aussag[en] das jeder Job angenommen werden muss, den Prinzipien der Marktwirtschaft [] folgen [würden] ...


Quotesunshine_räggee
    31.10.2011 um 9:06 Uhr

[Die] "Lohnuntergrenze sei "ordnungspolitisch nicht vertretbar..." aber arbeiten gehen ohne davon leben zu können und zusätzliche sozialhilfe zu benötigen ist vertretbar?


QuoteSerok
    31.10.2011 um 9:14 Uhr

Ein Witz

"Ein branchenübergreifender Mindestlohn widerspreche den Prinzipien der Marktwirtschaft"

Bankenrettung, Unternehmensrettung, Subventionen, Protektionismus usw sind marktwirtschaftskonform?


QuoteJan-Erik Ella
    31.10.2011 um 9:20 Uhr

Blanker Hohn

Wenn Staatsgelder genutzt werden, um Lohndumping zu ermöglichen (wie im Falle der "Aufstocker", die trotz Arbeit auf finanzielle Hilfe angewiesen sind), dann sind die viel beschworenen Prinzipien der Marktwirtschaft ohnehin schon ausgehebelt - zu Gunsten der "schwarzen Schafe", also den unethischen Profitmaximierern, denen die sozialen Folgen ihres Handelns egal sind, solange der Umsatz und die Vorstandsgehälter stimmen.

Aber ganz ehrlich: gibt es dort draußen tatsächlich noch Leute, die ernsthaft an die "unsichtbare Hand" glauben? "Der Markt regelt sich selbst"? Wenn die letzten zwanzig Jahre etwas offenbart haben, dann doch, dass auch die Utopie-von-rechts (sprich: ein ungezügelter Markt) ebenso wenig funktioniert wie die Utopie-von-Links (Ein-Parteien-Diktaturen mit Planwirtschaft) - dieses Luftschloß braucht lediglich etwas länger, um zu kollabieren, da die Folgen bei den Verantwortlichen (sprich: der monetären Elite) als letztes spürbar werden.



Aus: "CDU-Mittelstand wehrt sich gegen Mindestlohn" (31.10.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-10/mindestlohn-cdu-mittelstand


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Quote[...] Bernard Lawrence ,,Bernie" Madoff [meidɔf] (* 29. April 1938 in Queens, New York City) ist ein US-amerikanischer Milliardenbetrüger und ehemaliger Finanz- und Börsenmakler. Er war Vorsitzender der Technologiebörse NASDAQ.

... Die Eheleute Ruth und Bernard Madoff waren in den Medien als Philanthropen stark präsent. Sie traten als Spender für zahlreiche wohltätige und kulturelle Einrichtungen auf, und beide waren Mitglieder im Vorstand vieler Theater, Stiftungen und Colleges. Aufgrund dieses Erscheinungsbildes entschieden sich mehrere wohltätige Stiftungen, Madoff ihr Geld anzuvertrauen ...

Die am 5. Februar 2009 vorgelegte offizielle Liste der Geschädigten ist 162 Seiten lang.

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Aus: "Bernard L. Madoff" (30. Oktober 2011)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_L._Madoff

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Quote[...] Am Ende steht für die ganze Familie der kalte Entzug vom Geld und die verallgemeinerbare Lehre, dass das Normale das Perverse war.

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Aus: "Madoff-Skandal - Ein sehr gutes Gefühl" Von Nils Minkmar (30.10.2011)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/madoff-skandal-ein-sehr-gutes-gefuehl-11511183.html


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Quote[...] In der Gebäudereiniger-Branche soll es Männer geben, Familienväter, die seit Jahren offiziell einen Vier-Stunden-Vertrag haben, aber sieben arbeiten und dafür auch stillschweigend bezahlt werden. Macht einer von ihnen Probleme, erfüllt der Arbeitgeber nur noch seine vertragliche Pflicht und beschäftigt den Kollegen für vier Stunden. So stellt es die IG Bau dar.

Es geht dabei auch nicht immer nur ums Geld. Die Geschicklichkeit, mit der die großen Firmen durch den arbeitsrechtlichen Graubereich steuern, nagt am Selbstbewusstsein vieler Menschen, die putzen gehen. "Ich kenne einige, die den Druck einfach nicht aushalten."

Unter den Kollegen setzt sich der Eindruck fest, dass "die da oben" es einfach mal probieren und darauf hoffen, dass längst nicht alle sich wehren.

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Aus: "Die Mindestlöhnerin" Von Jochen Brenner (02.11.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,795083,00.html

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Quote[...] Fast täglich sitzt der Mann, der wesentlich älter aussieht als 41, an einer Kreuzung nahe dem Münchner Hauptbahnhof. Auf einer Straßenseite ohne Geschäfte. Man könnte sich günstigere Orte zum Betteln ausmalen, zumal in einer Stadt wie München mit ihrem Innenstadtgedrängel, in dem die Portemonnaies locker sitzen und die Sonnenbrillen im Haar, nur: Sobald Werner H. sich näher an den Hauptbahnhof oder die schicken Ladenzeilen der Landeshauptstadt heran platziert, so erzählt er, vertreibe ihn die Polizei.

50-mal im Monat greifen Polizisten auf diese Weise durch, schätzt das städtische Kreisverwaltungsreferat. Wäre das anders, würden Menschen, die in einem Pappbecher oder einer Mütze Kleingeld sammeln, hier vielleicht zum Stadtbild gehören wie in anderen europäischen Städten auch. München hat 1980 entschieden, das nicht zuzulassen. Die Stadt hat damals die Bettelei zur Belästigung erklärt, Bußgelder ausgeschrieben und Streifen losgeschickt. Das Antlitz der Stadt hat sich damit verändert - und von München ist auch ein Trend ausgegangen, der den Freistaat insgesamt verändert hat.

Seit kurzem, sagt der Marburger Sozialforscher Titus Simon, der die Situation von Obdachlosen bundesweit untersucht hat, finde sich in Bayern kaum mehr eine Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern, die nicht gegen Bettler vorgehe. Die Städte müssen dafür von einer kleinen juristischen List Gebrauch machen. Denn das Bundesverfassungsgericht hat eigentlich vor 40 Jahren klargestellt, dass das stille Handaufhalten, also die bloße Konfrontation mit dem Anblick von Armut, nicht kriminalisiert werden darf. Die Stadt München war 1980 die erste, die darauf eine findige Erwiderung gab: Dann müsse man Bettler eben als Gewerbetreibende betrachten - die allerdings eine Genehmigung benötigten.

Aus der kleinen List ist ein großer Trend erwachsen. Städte wie Regensburg, Nürnberg oder Augsburg folgten dem Beispiel, erklärten in kommunalen Satzungen fast wortgleich das Betteln zur genehmigungspflichtigen "Sondernutzung" ihrer öffentlichen Flächen - und schlossen deren Genehmigung im selben Atemzug aus. Lediglich die Begründungen haben sich mit der Zeit gewandelt. 1980, als der damalige Münchner CSU-Oberbürgermeister Erich Kiesl erstmals seine Bediensteten anwies, Bettler von ihren Sitzplätzen zu vertreiben, begründete er dies mit der Sorge um das Erscheinungsbild der Innenstadt. Auch Prostituierte mussten damals weichen. Später, in den neunziger Jahren, rückten zahlreiche bayerische Städte das "subjektive Sicherheitsgefühl" ihrer Bevölkerung in den Fokus. Die Stadt Nürnberg etwa verdrängte unter den viel publizierten Kampagnen-Schlagwörtern "Sichere Stadt" und "Saubere Stadt" nicht nur Bettler, sondern auch Punks und andere, die auf öffentlichen Plätzen "lagerten".

Zuletzt, so resümiert der Sozialforscher Titus Simon, sind die Debatten um kommunale Bettelverbote von einer neuen Figur angetrieben worden: der "osteuropäischen Bettelbande". Die Grenzen nach Osten sind seit der EU-Osterweiterung durchlässig geworden, unter den verwahrlosten, teils versehrten Bettlern in deutschen Innenstädten finden sich auch Ausländer. Und sie sind es nun, auf welche die Stadtpolitiker zuvorderst verweisen. Der deutsche "Demutsbettler" sei inzwischen ganz die Ausnahme, sagt etwa eine Sprecherin des Münchner Kreisverwaltungsreferats. Wer die Ordnungsämter bayerischer Städte anfragt, hört dieselbe Begründung in leichten Varianten: Bettelverbote seien nicht hartherzig, mit ihnen werde lediglich ausländischen Geschäftemachern das Handwerk gelegt.

"Das ist nichts anderes als Vertreibung", kritisieren zwar weiterhin Aktivisten wie Johannes Denninger von der Münchner Obdachlosenstiftung Biss. Doch unter Verweis auf ausländische Bettelgruppen hat das von Rot-Grün regierte München die einst von der CSU geschaffene Bettelverbots-Zone zuletzt sogar ausgeweitet: In der Fußgängerzone und am Viktualienmarkt ist längst jegliches Betteln verboten, seit 2007 nun erteilt die Polizei auch außerhalb dieser Zone Platzverweise. Dafür genügt der Verdacht, dass ein Bettler einer Gruppe angehöre. In einem Text auf seiner Homepage appellierte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) angesichts des "angereisten Phänomens" an die Bürger: "Bitte seien Sie kaltherzig."

Hier die ethisch korrekten deutschen Demutsbettler, dort die gewerbsmäßig organisierten Gruppen aus dem Ausland - ob diese Unterscheidung in der Praxis trägt, ist unter Experten aber durchaus umstritten. "Da ist die Polizei gut geschult", sagt die Sprecherin des Münchner Kreisverwaltungsreferats: Außer den "Banden" sei niemand von der verschärften Gangart der Stadt betroffen. Bei der Polizei selbst ist die Gewissheit nicht ganz so groß. Gewerbsmäßig oder nicht, "das wird auf den ersten Blick niemand feststellen können", sagt Helmut Bahr, der bayerische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei. Und auch das Polizeipräsidium München kann auf Nachfrage keine Kriterien zur Unterscheidung nennen.

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Aus: ""Bitte seien Sie kaltherzig"" Von Frederik Obermaier und Ronen Steinke (07.11.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/bayern/bettler-in-bayerns-staedten-bitte-seien-sie-kaltherzig-1.1183064


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Quote[...] Warum schrumpfen Reallöhne selbst in Zeiten des Aufschwungs? Eine mögliche Erklärung ist, dass Arbeitgeber zunehmend Niedriglöhne zahlen. Tatsächlich hat der Niedriglohnsektor laut den Autoren bis 2006 an Bedeutung gewonnen, entsprechend entwickelten sich die Löhne von Geringverdienern bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts besonders schlecht.

Doch das kann nicht die ganze Erklärung sein. Denn in den vergangenen Jahren wuchs der Niedriglohnsektor kaum noch. Stattdessen mussten laut der Studie in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts "fast alle Arbeitnehmer real sinkende Monatsverdienste hinnehmen, nur die Höchstverdiener nicht". Die Lohnentwicklung sei für Frauen wie für Männer ungünstig gewesen, bei Vollzeitstellen ebenso wie bei Teilzeitkräften und sowohl bei einfacher Arbeit als auch bei Tätigkeiten, die ein Studium voraussetzen.

Dieser breite Trend lässt sich den Autoren zufolge auch nicht mit einer Veränderung der Beschäftigungsstruktur erklären - im Gegenteil: Ohne die gestiegenen Anforderungen an die Qualifikation von Arbeitnehmern wären die Löhne vermutlich noch schlechter ausgefallen.

Der Hauptgrund für die Entwicklung ist den Forschern zufolge ein anderer: Entscheidend sei gewesen, "dass es flächendeckend zu keinen Lohnanhebungen kam". Anders gesagt: Die Arbeitgeber waren zu knauserig, die Beschäftigten zu bescheiden.

Diese Zurückhaltung bei Löhnen gilt freilich auch als entscheidender Grund dafür, dass Deutschland in den vergangenen Jahren wettbewerbsfähiger wurde und die Krise vergleichsweise gut bewältigte. DIW-Forscher Brenke hält die Konkurrenz aus dem Ausland aber für kein generelles Argument gegen Lohnerhöhungen. "Schließlich stehen nicht alle Branchen im internationalen Wettbewerb."

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Aus: "Fast alle Deutschen haben weniger in der Tasche" Von David Böcking (09.11.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,796625,00.html


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Quote[...] Der neue Air Berlin-Chef Hartmut Mehdorn hat die Freiflüge seiner Airline für Prominente aus Politik, Wirtschaft und Showgeschäft verteidigt: "Das macht jeder Autobauer und Anzughersteller, bezogen auf seine Produkte, nicht anders", sagte Mehdorn im Interview mit der ZEIT. Die Aufregung in der Öffentlichkeit hält der frühere Bahnchef für übertrieben: "Da ist mal wieder etwas künstlich aufgeblasen worden."

Grundsätzlich will Air Berlin an der umstrittenen Praxis festhalten: "Auch wir brauchen Markenbotschafter. Wir können uns die im Moment nur nicht leisten." Air Berlin müsse "schlank und schmal werden". Das bekämen auch die Mitarbeiter zu spüren. "Wir streichen in diesem Jahr die Weihnachtsfeier, die Dienstwagen fallen eine Nummer kleiner aus. Wer kein Geld verdient, muss sparen", so Mehdorn.

Noch im Herbst dieses Jahres hatte Air-Berlin-Sprecher Uwe Berlinghoff einen Medienbericht bestätigt, wonach die Fluggesellschaft ihr Vergünstigungsprogramm für Prominente einstellen wollte. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sollte klären, ob durch das Vergünstigungsprogramm die Fluggesellschaft und ihre Aktionäre geschädigt worden seien.


Aus: "Mehdorn verteidigt kostenlose Promi-Flüge bei Air Berlin" (09.11.2011 )
Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2011-11/mehdorn-air-berlin


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Quote[...] "Wenn das jemals jemand herausfindet, könnte ich gefeuert werden. Ich befinde mich ziemlich weit unten in der Hierarchie und kann es mir momentan nicht leisten, dieses Risiko einzugehen."

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Aus: "Die weibliche Seite" Finanzwelt | 08.11.2011 16:50 | Joris Luyendijk
Quelle: http://www.freitag.de/alltag/1144-die-weibliche-seite


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Quote[...] Plötzlich Schreie: "Ackermann ist einer der skrupellosesten Bankmanager der Welt", skandieren rund 15 Vertreter der bankenkritischen Occupy-Bewegung, die sich in der Zuschauermenge verteilt haben. "Er möchte uns eine Moralpredigt über Verantwortung halten. Das ist zynisch." Dann kommen acht junge Aktivisten auf die Bühne, zwei von ihnen tragen Masken mit dem grinsenden Konterfei des britischen Verschwörers Guy Fawkes, die zu einem Symbol der bankenkritischen Bewegung geworden sind.

Im Saal herrscht helle Aufregung. Nervös rennen Menschen hin und her. So recht weiß keiner, wie man mit den Aktivisten umgehen soll.


... "Wir sind 99 Prozent", lautet einer der zentralen Slogans der weltweiten Occupy-Bewegung - er soll ausdrücken, dass eine kleine Minderheit aus Finanzwirtschaft und Geldadel den großen Rest der Bevölkerung dominiert. Heute Abend sind die Größenverhältnisse etwas anders: Unter einem Pfeifkonzert der rund 400 Zuschauer ziehen die acht Aktivisten wieder von der Bühne ab. "So ein Gesocks", schimpft ein Herr im dunkelblauen Anzug. Eine Frau schüttelt den Kopf: "Oh Gott, oh Gott."

Ackermann fährt scheinbar ungerührt fort mit seiner Rede. Erst als er nochmals unterbrochen wird, verliert er kurz die Beherrschung. "Ihr könnt etwas sagen, wenn ihr dazu aufgerufen seid", blafft er die Protestierenden an. "Wenn es Substanz hat, gehen wir darauf ein, und wenn es Quatsch ist, sagen wir es euch." Das klingt ein bisschen nach der Arroganz, die Bankengegner ihm und seinen Kollegen vorwerfen. Doch schon Sekunden später hat Ackermann sich wieder unter Kontrolle.

Trotzdem strahlt Ackermann am Ende über seine seltsame Begegnung mit dem unbekannten Protestwesen. "In Rhetorikseminaren wird einem immer gesagt, wie man auf solche Situationen reagieren soll", sagt der scheidende Bankchef. "Ich bin jetzt 64 Jahre alt und habe es nie praktisch ausprobieren dürfen. Ich bin froh, dass ich das jetzt üben konnte."

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Aus: "Occupy-Aktion in Hamburg: Herr Ackermann trifft auf den Protest"
Von Stefan Kaiser (22.11.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,799373,00.html


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#243
Quote[...] Tom Schimmeck und Thilo Guschas haben in der Reihe "ARD Radiofeature" eine ernüchternde Momentaufnahme über das Deutsche "Jobwunder" über den von der Politik so hochgelobten "Aufschwung" unseres Wirtschaftswunderlandes zusammengestellt: "Sklavenmarkt Deutschland". Es ist ein Einblick in Abgründe. Ein Bild der Realität, welches die Politiker und Medien vermutlich gar nicht sehen wollen. Ein Bild welches die "Mittelschicht" verdrängt, obgleich sie sich dessen bewusst ist und sich fürchtet. Es ist die verachtenwürdige Realität von Aufstockern, Zeitarbeit, Scheinselbständigkeit und Arbeitsstrich. Vieles davon ist legal, manches illegal. Hilfe gibt es keine. Eine Aussicht auf Besserung? Fehlanzeige, die Politik kümmert sich lieber um die eigene "Schicht". Es sind diese Dinge, die in Zeiten der Weltwirtschafts-, Finanz- und Schuldenkrise enormen Sprengstoff bieten. Es ist diese Realität, die mich für die Zukunft dieses Landes, Europas und der Welt schwarz sehen lassen. Populisten werden dieses Thema irgendwann instrumentalisieren können, da bin ich mir sicher. Was dann droht? Wer weiß das schon...

"Die Welt wird, was sie war: Eine Heimat für Herren und Sklaven."

Sklavenmarkt Deutschland
Von Tom Schimmeck und Thilo Guschas

Lohndumping ist überall. Millionen Geringverdiener arbeiten in prekären Verhältnissen. Nur etwa 60 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland haben noch einen unbefristeten Vollzeitjob. Das Heer der Ein-Euro-Kräfte und Mini-Jobber wächst. Fast eine Million Leiharbeiter bekommen oft deutlich weniger als ihre festangestellten Kollegen. Viele sind "Aufstocker", das heißt, sie brauchen trotz Arbeit Hartz-IV. ,,Die Arbeitswelten driften auseinander", sagen Experten. Die Ausbeutung nimmt zu. Ganz unten: Die Schattenwelt der Saisonarbeiter und Illegalen. Wer verdient alles mit, wenn Menschen billig schuften, ohne Regeln und Mindestlohn?
Produktion: NDR 2011
Redaktion: Ulrike Toma
http://web.ard.de/radio/radiofeature/?page_id=1695



Sklavenmarkt Deutschland
Posted by Torben Reichert on 2011/12/02
http://blog.weezerle.de/2011/12/02/sklavenmarkt-deutschland/


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Quote[...] Weil die meisten ihrer Patienten aus Osteuropa kommen, muss die Obdachlosen-Ambulanz am Bahnhof Zoo künftig ohne Zuschüsse vom Senat auskommen. Die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales bestätigte, dass die bislang gezahlten 100.000 Euro pro Jahr ab 2012 komplett gestrichen werden. "Wir werden diese Menschen trotzdem weiterbehandeln", sagte Thomas Gleißner, Sprecher des Berliner Caritasverbandes, am Dienstag der taz.

Die Charlottenburger Ambulanz ist die älteste ihrer Art in Berlin. Seit 1992 werden Obdachlose kostenlos behandelt. Zwar haben auch Nicht-Krankenversicherte laut Gleißner ein Recht auf reguläre medizinische Behandlung. "Aber die meisten Obdachlosen sind gar nicht wartezimmerfähig." Sie kämen in elendem Zustand, mit Lungenentzündungen oder blutenden Wunden, die zum Teil mit Maden befallen seien.

Rund 3.500 Patienten behandelte die Obdachlosen-Ambulanz im vergangenen Jahr, 15 bis 20 sind es laut Gleißner pro Tag. Während allerdings die Patienten aus Deutschland immer weniger werden, steigt seit der EU-Osterweiterung die Anzahl der behandlungsbedürftigen Obdachlosen aus Polen, Rumänien und Bulgarien. "Inzwischen stammt über die Hälfte aus diesen Ländern", so Gleißner.

Laut Gesetz sei es nicht möglich, die Behandlung in solchen Fällen zu bezuschussen, hieß es aus der Gesundheitsverwaltung. Deshalb sei es keine politische, sondern eine rein rechtliche Entscheidung gewesen, die Mittel zu streichen. Deutsche Obdachlose sollten sich künftig an die Einrichtungen der Mut Gesellschaft für Gesundheit mbH wenden, die am S-Bahnhof Lichtenberg und am Ostbahnhof ärztliche und zahnärztliche Behandlung anbieten. Die Caritas will in ihrer Ambulanz künftig weiter osteuropäische Obdachlose versorgen und wirbt dafür um Spenden.

Eine generelle Lösung zur Behandlung von Osteuropäern ohne Krankenversicherung kann laut Senat nur auf Bundesebene durch Fürsorgeabkommen mit den betreffenden Ländern gefunden werden.

Quoteeva, 06.12.2011 23:15 Uhr
Klar, bei all den neuen StaatssekretärInnen, SenatorInnen und neuen und neu in Rente geschickten VerwaltungsleiterInnen der Berliner Landesregierung - alles Personalien, die wir dringend benötigt haben - kann sich Berlin ja nicht mehr leisten, für seine ärmsten Bewohner auch nur medizinische Versorgung zu finanzieren.
Wo kämen wir denn hin, wenn dafür Wowis Dienstphaeton oder die Ruhestandsgehälter der Ex-Senatsbediensteten dran glauben müßten? Man muss eben Prioritäten setzten ...



Aus: "Senat streicht Geld für Obdachlosen-Ambulanz" von Manuela Heim (06.12.2011)
Quelle: https://www.taz.de/Mittelkuerzung/!83255/