" ... Vor einiger Zeit kam es im Literarischen Colloquium am Berliner Wannsee zu einem semantischen Konflikt. Dort las der Autor Clemens Meyer aus seinem vielgelobten Roman „Als wir träumten“, in dem es um eine Clique gestrauchelter Jugendlicher im Leipzig der Nachwendezeit geht. Der Moderator des Abends nannte diese Jungen beharrlich Angehörige der „Unterschicht“. Dem Autor, dessen ganzer tätowierter Habitus zeigte, daß ihm die von ihm beschriebenen Verhältnisse nicht fremd sind, gefiel das gar nicht. Er verbat sich das Wort mehrfach, was den Literaturredakteur überhaupt nicht davon abhielt, es wieder zu sagen. Man ging verstimmt auseinander. ... " Matthias Heine (2006)
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Wer auf dem Globus zu jener Milliarde Menschen gehört, die akut Hunger leidet, sieht die Weltwirtschafts-"Ordnung" eben mit anderen Augen als der durchschnittliche Europäer. Wer als Geringverdiener für die SPD Plakate klebt, wird die Verhältnisse hierzulande anders beurteilen als jene Genossen der Schröder-Ära, deren Parteikarriere vor allem mit einer privaten Finanz-Lebensplanung verknüpft ist. Ein sozialdemokratischer Gewerkschafter mit hochdotiertem Aufsichtsratsposten hat natürlich einen anderen ökonomischen Standpunkt als ein "Hartz-IV-Empfänger" oder ein prekärer Freiberufler. Auch das gehört zu den Erkenntnisgewinnen der Aufklärung: Es kommt nicht nur auf die funktionierende Gehirnmasse an, sondern ganz entscheidend auch darauf, WER jeweils mit welchen Augen die Weltgeschichte betrachtet.
Aus: "Und die Sozialdemokratie danach?" Peter Bürger (27.06.2012)
Quelle:
http://www.heise.de/tp/blogs/8/152275-
Die Statistik zeigt die Anzahl der reichsten Menschen mit genauso viel Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung in den Jahren von 2009 bis 2018. Laut Oxfam besaßen die 26 reichsten Menschen der Welt im Jahr 2018 genauso viel Vermögen wie die ärmsten 3,8 Milliarden Menschen auf der Welt. [2009 waren es noch 380].
Erhebungszeitraum: 2009 bis 2018 - Hinweise und Anmerkungen: Den Daten liegt eine Analyse der Reichtumsungleichheit zugrunde, die auf Angaben aus dem "Credit Suisse Global Wealth Databook" und der Forbes-Liste der Milliardäre basiert.
Aus: "Reichste Menschen mit so viel Vermögen wie ärmere Hälfte der Weltbevölkerung bis 2018" Veröffentlicht von J. Rudnicka (21.01.2019)
Quelle:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/502649/umfrage/reichste-menschen-mit-genauso-viel-vermoegen-wie-aermere-haelfte-der-weltbevoelkerung/-
[...] „Die Unteren darf man nicht so schröpfen, dass sie nicht mehr konsumieren können. Sie müssen als Kunde überleben.“ (Hans-Martin Buhlmann, Aktionär der Allianz AG gegenüber dem Stern vom 12.Mai 2005)
Aus: "Das wahre Elend? - Zur Rede von der „neuen Unterschicht“" (Erschienen in "Wiedersprüche" Heft 98; 2005)
Quelle:
https://www.uni-due.de/imperia/md/content/biwi/kessl/das_wahre_elend.pdf (http://www.uni-bielefeld.de/paedagogik/agn/ag8/das_wahre_elend.pdf)
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[...] Zur Ideologie der Reichen gehört, dass sie ihren Erfolg sich selbst zu verdanken haben. Bei der Selbstverklärung spielen dann die Eltern, die Umgebung, die Beziehungen und Glück keine Rolle - und auch nicht womöglich, eher wahrscheinlich praktizierte Rücksichtslosigkeit. (Florian Rötzer)
Aus: "Armut ist eine "Geisteshaltung"" (25. Mai 2017)
Quelle:
https://www.heise.de/tp/features/Armut-ist-eine-Geisteshaltung-3725509.html-.-
... In den unteren Segmenten des Arbeitsmarktes ist es die Angst vor Hunger und Obdachlosigkeit, die einen die Arbeitsdespotie vergessen lässt. In den mittleren und höheren Sphären sind es Wohlstandsversprechen, Anerkennungsdrang und Arbeitsethik, die den Weg zur Knechtschaft ebnen. Geeint sind Arme und Selbstverwirklicher in der Einsicht, dass wir nicht nur vom Brot leben, wie Marcel Reich-Ranicki wusste: „Geld allein macht nicht glücklich. Aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“
Aus: "Was vom Tage übrig bleibt" Christian Baron (Ausgabe 30/2019)
Quelle:
https://www.freitag.de/autoren/cbaron/was-vom-tage-uebrig-bleibt-.-
Beim Tritt in die Glasscherben leiden wir alle klassenlos. Nur sollte man sich nicht über das Bestreben der Vermögenden wundern, die Strände jenen vorzubehalten, die nachher alles wieder in den Picnickoffer tun.
- Don Alphonso (Stützen der Gesellschaft), 02. August 2012
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Menschen aus der working class, die nicht dem britischen Kastensystem als Sklaven dienen mochten, wurden als Exzentriker belächelt und ignoriert – eine raffinierte Methode, selbstbewusste Individualisten und Systemkritiker zu verharmlosen. ... Auch in diesem Jahrtausend gibt es noch tiefe Gräben zwischen den Klassen und riesige Einkommensunterschiede. Ich sage nicht, dass alle Menschen gleich viel besitzen müssen. Manchen Leuten steht mehr zu, weil sie mehr arbeiten, damit habe ich kein Problem. Aber diese drastische Armut ist durch nichts zu rechtfertigen, weder in England noch sonst wo auf der Welt. Wer akzeptiert, dass eine breite Bevölkerungsschicht ohne Geld und Bildung aufwächst, darf sich nicht über künftige Turbulenzen einer abgehängten Generation beschweren. (John Lydon, ZEITmagazin 19/2015)
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Aus Sicherheitsgründen werden alle Demonstrationen im Zentrum der spanischen Hauptstadt während der Krönungszeremonie, der anschließenden Militärparade und der Autofahrt des spanischen Königspaares vom Parlament zum Königspalast, sowie während des dort stattfindenden Staatsempfangs verboten. ...
Aus: "Proteste gegen spanische Monarchie verboten" (16. Juni 2014)
Quelle:
http://derstandard.at/2000002070517/Proteste-gegen-spanische-Monarchie-verboten-.-
Schlechter Umgang - Enge Kontakte zwischen einkommensschwachen Eltern schaden ihren Kindern in der Schule, sagt die Soziologieprofessorin Anette Fasang. ...
http://www.zeit.de/2014/11/schule-eltern-netzwerke-anette-fasangkeats, 16.03.2013: ... Schlechter Umgang ist eine unmögliche Überschrift, weil sie pauschalisierend so tut, als sei einkommensschwach = schlecht. Schlechter Umgang sind Leute ohne Charakter und Manieren, fanden meine Eltern. Das findet man bekanntermassen in allen Schichten.
http://www.zeit.de/2014/11/schule-eltern-netzwerke-anette-fasang?commentstart=1#cid-3464413-.-
[...] ElitePartner wirbt damit, "Akademiker und Singles mit Niveau" zu verkuppeln. Das Konzept scheint aufzugehen, im Monat Januar tummelten sich bei ElitePartner 557.000 Besucher, wie die Marktforschungsfirma Nielsen ermittelte. ... Im Foyer der loftähnlichen Büro-Etage hängen Hochzeitsfotos und Geburtsanzeigen, "ElitePartner-Kinder" nennt Schwaner diese Babys. ...
Aus: "Online-Partnerbörsen 7E46487C sucht die Liebe" Von Annette Bruhns (08.05.2012)
Quelle:
http://www.spiegel.de/spiegelwissen/singleboersen-suche-nach-der-grossen-liebe-a-831821.html-.-
[...] In der Debatte um sinkende Geburtenraten schlägt das FDP-Vorstandsmitglied Daniel Bahr ungewöhnlich offen elitäre Töne an: "In Deutschland kriegen die Falschen die Kinder", sagt er und erklärt damit auch schlechte Pisa-Ergebnisse. Mit einem Förderprogramm will der Jungpolitiker den Zeugungseifer von Akademikern anregen.
Aus: "FDP-Vorstand will mehr Akademiker-Babys" (23.01.2005)
Quelle:
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/elite-debatte-fdp-vorstand-will-mehr-akademiker-babys-a-338172.html -.-
[...] Auf Mitgefühl und Solidarität von den bessergestellten Angehörigen der „Generation Golf“ können [ ] Systemverlierer und ihre Kinder nicht unbedingt setzen. Solidarität und Einfühlungsvermögen gehören nicht zu deren Kernkompetenzen. Seit ein paar Jahren realisieren sie: Der lange sicher geglaubte (ererbte) Lebensstandard der westdeutschen Mittelschichten ist bedroht.
Aggressiv grenzt sich dieses Milieu heute nach unten ab. Statt einer solidarischen, gemeinsamen Perspektive beschwört es eine Renaissance konservativ-bürgerlicher und bisweilen auch religiös-fundamentaler Werte. Es achtet auf Distinktion, häufig in Form kulturalistischer Islamdebatten. Es schickt seine Kinder auf (christliche) Privatschulen und strebt nach Homogenität – frei von sozialer und ethnischer Durchmischung. Ein solches Ausmaß an gewollter sozialer Segregation wie heute hat es seit Gründung der Republik noch nicht gegeben.
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Aus: "Im Windschatten der Generation Golf" Kommentar von Eberhard Seidel (03.04.2012)
Quelle:
http://www.taz.de/Debatte-Milieus/!90854/-.-
[...] Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein bevorzugen besonders stark die Kinder der sogenannten "oberen Dienstklasse". Das bedeutet: Kinder aus akademisch gebildetem, reichem Elternhaus bekommen dort, trotz gleicher Leistung, sechsmal so große Chancen aufs Gymnasium wie Arbeiterkinder. ... Das Fazit der Forscher ist ernüchternd: "Die deutschen Schulsysteme bieten Kindern und Jugendlichen sehr unterschiedliche Chancen, ihre Kompetenzen zu entwickeln." ...
Aus: "Deutschland, Land der Schulabsteiger" Von Christian Füller (12.03.2012)
Quelle:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,820475,00.html-.-
[...] Sledgehammer (23. Juni 2019 — 08:05): "Das Untier in uns präferiert von jeher den abwärtsgerichteten sozialen Vergleich zur Selbstwertsteigerung."
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Elmar Benninghaus: " ... Die Frage, woher der Hass kommt,- ist ein bisschen scheinheilig, – oder? Die Frage, woher die Bösartigkeit kommen könnte, fände ich viel ehrlicher. Bau ne Leistungsgesellschaft, am besten noch per Agenda, lass Sprüche wie; „Ende des Schmusekurses“ los, sprich von Winnern and Loosern, erhebe den Egoismus zum ökonomischen Gesetz, fördere dieses „Ich/wir sind besser als der/die da, hetze und hack gewaltig auch noch per Medien auf Arbeitslose ein, beleg sie auch noch mit Sanktionen und verbreite damit Angst und Schrecken bei den Gläubigen dieses Wahnsinns, bring zwischendurch noch ein; „Wir sind Papst“ und überhaupt die King-Käse-Glocken in Europa, – desozialisiere und dehumansisiere alles für den großen Gott; „Markt“, und nenn die Menschen darin auch noch menschliche Ressourcen,- …. ja was glaubt ihr denn, was ihr danach für Barbaren habt? ..."
Quelle:
https://klausbaum.wordpress.com/2019/06/22/woher-der-hass-kommt/-.-
[...] Die Glanzseite der Prostitution fand in den hohen Häusern der Kunst statt. Im Ballett, im Theater, aber vor allem in der Oper, dem Lieblingsort der Pariser Bourgeoisie und den feinen Herrschaften der Aristokratie. Zwischen ihnen tummelten sich die „Ratten“, junge Mädchen aus bescheidenem Hause, von ihren Eltern auf die Ballettschule geschickt, in der Hoffnung auf eine Liebschaft mit einem feinen Herren und dem damit verbundenen sozialen Aufstieg. Diese Opernfeste inspirierten Édouard Manet. Auch der große Pariser Naturalist und Realist Henri Gervex dokumentierte diese Welt ausgiebig in seinem Werk, etwa in „Le Bal de l’Opéra, Paris“ von 1886.
Zu: „Splendeurs et misères – Images de la prostitution 1850 – 1910“ ist im Pariser Musée d'Orsay bis 17.1.2016 zu sehen. Anschließend im Van Gogh Museum Amsterdam.
Aus: "Ausstellung zu Prostitution in Paris: Zur Stunde des Absinth" Fabian Federl (07.11.2015)
Quelle:
https://www.tagesspiegel.de/kultur/ausstellung-zu-prostitution-in-paris-zur-stunde-des-absinth/12554094.html-.-
Philippe Ressing - 17.12.2019, 10:39
Ja der Bourgeois entspricht halt immer noch den Karrikaturen Daumiers. Ach und bevor bei uns ieder über 'diese Franzosen' gelästert wird - mal den Namen Peter Hartz googlen.....
Kommentar zu: "Macrons Rentenarchitekt tritt zurück"
Ein unvermeidlicher Rücktritt Jean-Paul Delevoye muss gehen, weil er Nebeneinkünfte verschwieg. Das ist eine moralische Niederlage.Quelle:
https://taz.de/Macrons-Rentenarchitekt-tritt-zurueck/!5646282/-.-
[...] Peter Hartz (* 9. August 1941 in St. Ingbert) ist ein ehemaliger deutscher Manager. Er war bis Juli 2005 der Personalvorstand und Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG. Nach ihm wurden die als Hartz-Konzept bekannten Arbeitsmarktreformen der frühen 2000er Jahre benannt.
... Zu größerer Bekanntheit kam Hartz Anfang 2002, als er vor dem Hintergrund des Vermittlungsskandals von der Bundesregierung beauftragt wurde, ein Reformkonzept für die arbeitsmarktbezogenen Sozialgesetze und für die damalige Bundesanstalt für Arbeit zu entwickeln. Hartz leitete eine nach ihm benannte Kommission, die das Hartz-Konzept erarbeitete und damit umfangreiche sozialrechtliche Änderungen vorbereitete, die in den Folgejahren wirksam wurden. Hartz distanzierte sich später von Teilen der Reform. Die Gesellschaft für deutsche Sprache wählte den Ausdruck „Hartz IV“ zum Wort des Jahres 2004.
... Die Punkte 21 bis 44 der Anklage betrafen Spesenmissbrauch, Prostituierte und Lustreisen. Hartz gab seinem Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer den Auftrag, Betriebsrat Volkert „großzügig und wertschätzend zu behandeln und dabei nicht kleinlich zu sein.“ „Tatsächlich enthielten die Abrechnungen angeblich dienstlich veranlasster Kosten unter anderem Ausgaben für die Inanspruchnahme von Prostituierten, den Kauf von Maßanzügen und Schmuck, die Anmietung und Renovierung einer lediglich privat genutzten Wohnung in Braunschweig“. Die Ermittler erwähnten nicht, dass auch Hartz selbst sich Prostituierte von VW bezahlen ließ. „Derart peinliche Details wurden im Rahmen eines Deals des grundsätzlich geständigen Hartz mit der Staatsanwaltschaft wegen geringer Schwere eingestellt“.[8]
Am 17. Januar 2007 gestand Hartz in der auf zwei Verhandlungstage angesetzten Gerichtsverhandlung alle 44 Anklagepunkte ein. Der Gesamtschaden dieser Affäre beträgt 2,6 Millionen Euro, wovon Hartz fast zwei Millionen Euro an den damaligen Chef des Betriebsrats Klaus Volkert gezahlt hatte. Das Landgericht Braunschweig folgte den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidiger und verhängte am 25. Januar 2007 wegen Untreue und Begünstigung des VW-Betriebsratsvorsitzenden eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, sowie eine Geldstrafe von 360 Tagessätzen à 1600 € (insgesamt also 576.000 €). Im Rahmen der Strafzumessung wurde das volle Geständnis strafmildernd berücksichtigt. ...
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Hartz (Stand: 10. Dezember 2019)
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[...] Der „Schicht“-Begriff ist, verglichen mit dem „Klassen“- und „Standes“-Begriff, verhältnismäßig neu. Als Begründer der Schichtungssoziologie gilt Theodor Geiger, dieser entwickelte 1932 Ansätze des Schichtenbegriffs für die Sozialstrukturanalyse des Deutschen Reiches als eine Auseinandersetzung mit dem „Klassen“-Begriff.
[...] Laut dem französischen Soziologen Georges Balandier gibt es keine Gesellschaft ohne Macht und keine Macht ohne Hierarchie. Diese Vorstellung existiert nicht nur in der Soziologie, sondern hat sich tief in den sozialen Repräsentationen westlicher Gesellschaften verankert. Die Strukturierung der Gesellschaft in Schichten findet sich bereits in der Veda, der Bibel und dem Koran, auch in vielen Mythen von Naturvölkern; Mythen die die gesellschaftliche Schichtung gleichzeitig erklären als auch legitimieren. Andere religiöse/spirituelle Texte versprechen eine Umkehrung der auf der Erde existierenden Verhältnisse (z.B. Lukas 6, 20, vgl. auch Cargokult).
Max Weber, der Begründer der Religionssoziologie, hat in seiner Analyse feudaler Gesellschaften auf den Zusammenhang zwischen Religion und Klasse hingewiesen. Bei Weber reflektiert die Religion einerseits die existierenden gesellschaftlichen Hierarchien, andererseits drückt das Individuum durch seine religiöse Praxis auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht aus.
[...] Unabhängig davon, ob Hierarchien objektiv existieren oder nicht, haben Individuen immer das Bedürfnis, ihre soziale Umwelt zu ordnen und zu strukturieren (→ Kategorisierung). Ein Teilbereich der soziologischen Forschung befasst sich deswegen mit den sozialen Repräsentationen gesellschaftlicher Schichten. Mythen und religiöse Texte stellen einen Schwerpunkt der Analyse dar. So hat Stanislas Ossowski darauf hingewiesen, dass Mythen in den meisten Fällen eine vereinfachte Darstellung unserer Sicht des sozialen Raumes sind und diese erstaunlich häufig einfache Dichotomien aufweisen.
Auf die Schwierigkeiten, die objektive soziale Schichtung einer Gesellschaft zu untersuchen, hat u.a. der US-amerikanische Soziologe W. Lloyd Warner hingewiesen. Warners Ziel war es, eine Typologie des gesellschaftlichen Raumes in US-amerikanischen Städten zu erstellen. Er legte jedoch stattdessen eine Typologie der subjektiven Vorstellungen der US-Amerikaner über ihren sozialen Raum vor. Warner schloss daraus, das Klasse/Schicht nur dann vorhanden sein kann, wenn sich die Individuen ihr zugehörig fühlen und sich mit anderen Mitgliedern derselben Klasse/Schicht identifizieren. Diese Identifikation beruht auf der Vorstellung, die das Individuum von der bestehenden Sozialstruktur hat. Dort ordnet der Akteur sich und andere ein und weist Positionen zu.
Pierre Bourdieu verband das Konzept objektiver sozialer Klassifizierung mit dem der subjektiven Klassifizierung. Er untersuchte anhand einer umfangreichen empirischen Studie mit neu entwickeltem theoretischem Werkzeug, wie diese Klassifizierung vorzunehmen ist. Er stellte dabei fest, dass die Machtverhältnisse zwischen Individuen und Klassen bzw. Schichten ständigem Wandel unterworfen sind und jeweils neu ajustiert werden müssen. Dieser Vorgang ermöglicht es, dass die "hierarchisierte soziale Ordnung innerhalb einer sozialen Formation eine objektive Existenz" bekommt. Diese wird wiederum von den Individuuen verinnerlicht und die "soziale Ordnung brennt sich mit der Zeit in die Hirne ein. So werden soziale Unterschiede zur Grundlage der sozialen Unterscheidung, die die Wahrnehmung der sozialen Welt organisiert" (Bourdieu, 1979, S. 549).
Aus: "Sozialstruktur" (02/2007)
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialstruktur-.-
[...] Klassismus ist die Bezeichnung für die Diskriminierung von Angehörigen einer als 'niedriger' wahrgenommenen sozialen Klasse durch eine andere. Der Begriff setzt damit die Existenz einer Klassengesellschaft voraus und ist eine aus dem Englischen kommende Parallelbildung zu Racism, also Rassismus.
Der Begriff Klassismus ist negativ besetzt. Gegen Klassismus in der Politik, Gesellschaft und Kultur wendet sich der Antiklassismus.
Aus: "Klassismus" (02/2007)
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Klassismus-.-
[...] Unter einem Milieu versteht man in der Soziologie die Gesamtheit der räumlichen, kulturellen und sozialen Bedingungen, die ein Individuum, bzw. eine spezifische Gruppe von Individuen prägen. Zu den sozialen Bedingungen zählen z.B. Normen, Gesetze sowie wirtschaftliche und politische Bedingungen. Nach Hippolyte Taine zählt auch die innere geistige Umgebung (z.B. Mentalitäten und Gesinnungen) zum sozialen Milieu. Alle diese Bedingungen wirken sich auf die bloße Subsistenz, aber auch auf die Möglichkeiten zur Entwicklung (Sozialisation, d.h. Lern- und Reifungsprozesse) und Entfaltung (d.h. soziales Handeln) aus. Terminologisch bezeichnet man diese Bedingungen als Milieufaktoren.
Emile Durkheim unterscheidet begrifflich zwischen äußerem und innerem sozialen Milieu. Beide sind für ihn gesellschaftliche Subsysteme, wobei das äußere Milieu die sozial festgelegten Verhaltens- und Erlebensweisen, sowie die sozialen Gebilde insgesamt umfasst. Das innere Milieu besteht aus denjenigen Weisen der Festlegung von Verhalten und Erleben, sowie aus den Strukturprinzipen des Aufbaus sozialer Gebilde, die innerhalb einer Gesellschaft wirken. Das innere soziale Milieu definiert sich sequentiell als Verhältnis eines abgrenzbaren sozialen Gefüges zu allen seinen zeitlich vorhergegangenen Gegenständen und Produkten sozialer Aktivitäten. Als wichtigste Faktoren für das innere soziale Milieu begreift er Soziales Volumen (Zahl der sozialen Einheiten aus denen sich ein soziales Gebilde zusammensetzt) und Dichte (Anzahl der Interaktionen oder Kontakte innerhalb eines sozialen Volumens) der miteinander in Beziehung stehenden Individuen oder Gruppen.
[...] Jörg Ueltzhöffer, heute Geschäftsführer des SIGMA Instituts, legte 1980 unter dem Titel „Lebensweltanalyse: Explorationen zum Alltagsbewußtsein und Alltagshandeln“ ein Gutachten vor, das erstmals ein für die Markt- und Sozialforschung völlig neuartiges Zielgruppenmodell vorstellte, das er gemeinsam mit dem Marktpsychologen B. Flaig (heute Geschäftsführer des SINUS-Instituts) entwickelt hatte: das „Modell der Sozialen Milieus“. In den folgenden beiden Jahrzehnten erlebte dieses Modell unter verschiedenen Bezeichnungen (SIGMA Milieus, SINUS Milieus) einen Siegeszug ohnegleichen in der Markt-, Media-, Kommunikations- und Sozialforschung.
* Konservativ gehobenes Milieu
* Kleinbürgerliches Milieu
* Traditionelles Arbeitermilieu
* Traditionsloses Arbeitermilieu
* Aufstiegsorientiertes Milieu
* Technokratisch-liberales Milieu
* Hedonistisches Milieu
* Alternatives Milieu
Die Typologien wurden von den Sozialwissenschaften übernommen und lösten in den 1990er Jahren in der "neuen Sozialstrukturforschung" eine Welle von Lebensstiluntersuchungen aus. Das SIGMA-Institut führt diese ursprüngliche Milieuforschungs-Tradition in Form des SIGMA-Milieumodells bis heute bruchlos fort. Heute unterscheidet SIGMA die folgenden Sozialen Milieus in Deutschland:
* Etabliertes Milieu
* Traditionell Bürgerliches Milieu
* Traditionelles Arbeitermilieu
* Konsummaterialistisches Milieu
* Aufstiegsorientiertes Milieu
* Liberal-Intellektuelles Milieu
* Modernes Bürgerliches Milieu
* Modernes Arbeitnehmer Milieu
* Hedonistisches Milieu
* Postmodernes Milieu
Im Jahr 2001 hat das Sinus-Institut (jetzt: Sinus Sociovision) das Modell der Sinus-Milieus vorgelegt, das sich deutlich vom vorherigen Modell unterscheidet.
Ein weiteres Milieumodell, das in den vergangenen zehn Jahren erhebliche Popularität gewann, ist das Modell von Gerhard Schulze, das er in seinem Buch "Die Erlebnisgesellschaft" vertritt. Bei Gerhard Schulze treten an deren Stelle der o.g. Milieus, vegleichbare Milieus, die aber stärker über Freizeitgestaltung und gewähltem Lebensstil charakterisiert und benannt werden:
* Niveaumilieu
* Harmoniemilieu
* Selbstverwirklichungsemilieu
* Unterhaltungsmilieu
* Integrationsmilieu
Aus: "Soziales Milieu" (02/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Soziales_Milieu
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[...] TNS - Infratest beispielsweise hat für die aufsehenerregende Studie über Deutschland im Reformprozess neun Milieus ausgemacht und mit folgenden Namen ausgestattet:
1. Abgehängtes Prekariat (8 %)
2. Autoritätsorientierte Geringqualifizierte (7 %)
3. Selbstgenügsame Traditionalisten (11 %)
4. Bedrohte Arbeitnehmermitte (16 %)
5. Zufriedene Aufsteiger (13 %)
6. Engagiertes Bürgertum (10 %)
7. Kritische Bildungselite (9 %)
8. Etablierte Leistungsträger (15 %)
9. Leistungsindividualisten (11 %)
Aus: "DEUTSCHE MILIEUS - Das alte und neue Unten" Von Franz Walter (SPON; 17. Februar 2007)
Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,466865,00.html