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[Notizen zu Radioaktivem Material...]

Started by Textaris(txt*bot), September 12, 2006, 10:10:31 AM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] 19. August 2008: Verseuchter Container im Hamburger Hafen
Zollbeamte finden im Hamburger Hafen einen Container mit Stahlstangen, der stark strahlt. "An der Containeraußenseite" messen sie 71 Mikrosievert pro Stunde aufgrund von Kobalt 60. Wer sich 24 Stunden direkt an dem Container aufhält, bekommt die Strahlendosis von 1 Millisievert ab, die laut Strahlenschutzverordnung ein Bürger im gesamten Jahr nicht überschreiten sollte. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA empfiehlt einen niedrigeren Wert, maximal 10 bis 30 Mikrosievert im Jahr - dieser Wert wäre direkt am Container spätestens nach einer halben Stunde überschritten. Der Container stammt aus Indien und ist für Russland bestimmt. Er wurde an den Hersteller der Stangen in Indien zurückgeschickt.


21. August 2008: LKW an polnisch-russischer Grenze
Ein Lastwagen aus Brandenburg löst bei der automatischen Strahlenkontrolle Alarm aus. An acht Edelstahlseilrollen messen die Grenzwächter bis zu 44 Mikrosievert pro Stunde. Ursache ist wieder Kobalt 60. Die Stahlseile wurden in China eingekauft und über Hamburg nach Brandenburg zu einem Spezialausrüster für Boote gebracht. Sie waren als Teil einer Regattestrecke vorgesehen. Nach dem Strahlenfund werden die Seile zuerst nach Brandenburg zurückgebracht, dann im Oktober nach China zurückgeschickt.


21.Oktober 2008: Strahlende Aufzugsknöpfe in Berlin
Nachdem in Frankreich strahlende Aufzugknöpfe aufgefunden war, stellt eine Berliner Firma fest, dass sie 500 bis 600 Knöpfe von dem betroffenen Hersteller geliefert bekommen hat. Sie weisen eine Strahlungsaktivität von 270 Becquerel pro Gramm auf. Ab 10 Becquerel gilt Material offiziell als radioaktiv kontaminiert und muss eingezogen werden. Nur unter einem Wert von 0,6 Becquerel pro Gramm dürfte belastetes Material wieder in Umlauf gebracht werden. Laut Vermerk wurden die Knöpfe ausgetauscht.

26. November 2008: Transport an litauisch-russischer Grenze
Erneut fällt ein Lastwagen mit Bootsausrüstung aus Brandenburg bei der automatischen Strahlungskontrolle auf. Zwei Taschen mit kobaltbelastetem Edelstahl werden nach Brandenburg zurückgeschickt, seither lagern sie laut Vermerk auf dem Gelände der betroffenen Firma.

12. November 2008: Strahlenschrott in Trier
Bei einem Schrotthändler in Trier schlägt die Strahlenmessanlage Alarm. Viele Schrotthändler und auch Stahlwerke haben solche Messgeräte schon länger installiert, um sich gegen strahlenden Schrott aus osteuropäischen Kernkraftwerken zu schützen. Baden-württembergische Strahlenschützer verfolgen die radioaktiven Edelstahlspäne über eine Firma in Bad Kreuznach zu Firmen auch in Rheinland-Pfalz. Nordrhein-Westfalen und Bayern zurück. 55 Tonnen Späne, die unter der Freigabegrenze von 10 Becquerel pro Gramm liegen, lagern in Nordrhein-Westfalen. Fünf Tonnen strahlen mit bis zu 33 Becquerel pro Gramm, so dass sie der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) übergeben werden, die auf Atomentsorgung spezialisiert ist. Als Absender des Materials wird das indische Stahlwerk Vipras Casting Ltd. ausfindig gemacht.


29. Dezember 2008: Tonnenweise Stahlteile in Augsburg
Sechs bis sieben Tonnen kontaminierte Stahlteile werden in einem Container in Augsburg gefunden. Strahlenaktivität bei wenigen Teilen bis zu 19 Mikrosievert pro Stunde, sonst niedriger. Absender ist erneut die Firma Vipras.


6. Januar 2009: Alarm in Rheinland-Pfalz
Nach einer Warnung durch Zollbehörden in Rotterdam werden bei einem Spezialhersteller für Ventile in Rheinland-Pfalz insgesamt 50 Tonnen kobaltbelastete Ventilgehäuse gefunden. Strahlenaktivität 8 Becquerel pro Gramm, Dosisleistung an Versandkisten bis 3 Mikrosievert pro Stunde.


13. Januar 2009: Gießerei in Schleswig-Holstein
Bei einem metallverarbeitenden Betrieb werden schwach strahlende Gussstücke gefunden, die von der Gießerei Anugraha Valve Casting im indischen Coimbatore stammen. In Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde entscheidet sich die Firma dafür, die Ware zurückzuschicken.


20. Januar 2009: Kontaminiertes Material in Hessen
Eine Überprüfung der Kundenliste von Anugraha Valve Castings führt zu mehreren Tonnen strahlenden Spänen und Armaturen in Hessen. Bereits am 14. Januar hatte die Portalmessanlage eines hessischen Recyclingbetriebs angeschlagen.


16. und 19. Januar 2009: Schrottfirma in Mecklenburg-Vorpommern
Bei einer Schrottfirma tauchen schwach strahlende Edelstahlspäne auf. Lieferant ist die indische SKM Steels Ltd.. Bei einer Metallbaufirma in Neubrandenburg werden stark strahlende Maschinenteile gefunden: bis zu 600 Becquerel pro Gramm, das Sechzigfache der Freigabegrenze. "Es wurden keine Maschinen ausgeliefert, die kontaminierte Teile enthielten. Alle kontaminierten Teile, die bereits in Maschinen eingebaut waren, wurden inzwischen ausgewechselt", heißt es in dem Vermerk.


23. Januar 2009: Kobalt-Warnung in Hamburg
Kobaltbelastete Edelstahlspäne wird nach einer Messung an Metallschrott in Hamburg entdeckt.


2. Februar 2009: Funde in Rheinland-Pfalz, Saarland, Niedersachsen
Schwach strahlende Ventile werden in Rheinland-Pfalz gefunden. gefunden. Edelstahlspäne fallen im Saarland in einem Eingangsmonitor auf und werden zum Lieferanten zurücktransportiert. Stangenmaterial mit 6 Becquerel pro Gramm Kobalt 60 werden in Niedersachsen entdeckt, zugleich werden in Niedersachsen kontaminierte Gussteile gefunden.


QuoteAm Sonntag bekräftigte das Bundesumweltministerium nach einem Bericht im aktuellen SPIEGEL die Ungefährlichkeit der Vorgänge. Eine Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung oder die betroffenen Firmenmitarbeiter bestehe nach Angaben der zuständigen Landesbehörden, die das Material untersucht hätten, nicht. Es handle sich nicht um eine "dramatische Lage". Allerdings sei die Metallindustrie beunruhigt, weil in den betroffenen Bereichen ohne eine zügige Lösung des Problems wirtschaftliche Nachteile drohen könnten.

Das Bundesumweltministerium habe "internationale Initiativen ergriffen, um zukünftig kontaminierte Lieferungen aus Indien oder aus anderen Ländern zu verhindern und eine schleichende Erhöhung von Radioaktivität in Gebrauchsgütern zu vermeiden".

Die Einschätzung Gabriels, es bestehe keine Gesundheitsgefahr, bewerten Strahlenschutzfachleute unterschiedlich. Fachleute vom Forschungszentrum Karlsruhe unterstützen die Bewertung. Entscheidend sei, wie lange und in welcher Form jemand realistisch mit einem Metallstück umgehe, sagen Experten vom dortigen Institut für Strahlenforschung.

Dagegen sagt Mathias Steinhoff, Strahlenschutzfachmann am Öko-Institut in Darmstadt im aktuellen SPIEGEL: "Es handelt sich durchaus um relevante Strahlenwerte, bei denen ein längerer Aufenthalt in der Nähe ein Risiko darstellen kann."




Aus: "GIFTMÜLL IN DEUTSCHLAND: DER WEG DES STRAHLENSCHROTTS" (17.02.2009)
Strahlenschrott wurde über ganz Deutschland verteilt
Von Christian Schwägerl
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,607937,00.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Auf einem Gelände im US-Bundesstaat Washington ist die zweitälteste Probe künstlich hergestellten Plutoniums aufgetaucht.

[...] Auf den ersten Blick hätte es auch eine Milchflasche sein können: ein Glaskrug von einer Gallone Inhalt, in dem eine weißliche Flüssigkeit schwappte. Doch die Arbeiter dachten sofort an eine gefährlichere Flüssigkeit. Schließlich hatten sie die Flasche in einem verrosteten Panzerschrank mit einer Innenverkleidung aus Beton gefunden, vergraben am "schmutzigsten Ort der Welt".

Diesen Namen trägt ein Gelände in Hanford im US-Bundesstaat Washington, wo die Amerikaner seit dem Zweiten Weltkrieg Atomwaffen produziert und die entstehenden Rückstände achtlos verscharrt hatten. Bei der Sanierung des Geländes hatten die Arbeiter außer verstrahlen Gabelstaplern auch den Safe gefunden.

Auf der Flasche lasen sie "Walt's Group" und "Wastes for recovery" (Abfall zur Rückgewinnung), wie eine Lokalzeitung berichtet. Sie reichten die Flasche an Jon Schwantes vom Pacific Northwest National Laboratory weiter. Sein Büro ist ohnehin nur wenige hundert Meter vom Fundort entfernt.

Er fand ein halbes Gramm Plutonium in der Flasche - und ist nun ziemlich sicher, die zweitälteste Probe des künstlich hergestellten, radioaktiven Schwermetalls zu besitzen (Analytical Chemistry, Bd.81, S.1297, 2009). Er spricht von "nuklearer Archäologie", denn sein Team hat das Rätsel der Probe durch Analysen an den besten Geräten seiner Zunft und durch das Wühlen in alten Archiven gelöst.

[...] Tatsächlich passt der nukleare Fingerabdruck des Plutoniums in der Flasche zur Anlage in Oak Ridge, wie Computersimulationen bestätigen. Das Plutonium kann daher nur am 9. Dezember 1944 isoliert worden sein. Da lief die T-Fabrik in Hanford zum ersten Mal. Später wurde sie stets aus lokalen Reaktoren gefüttert.

Dass das halbe Gramm Plutonium nicht für eine Bombe verwendet wurde, ist offenbar Zufall. Der Panzerschrank mit der Glasflasche war irgendwann radioaktiv verseucht worden. Historische Dokumente zeigten, dass 1951 ein solcher Safe einfach verbuddelt wurde. Zuvor hatte er einem Wissenschaftler namens Watt (nicht Walt) gehört, der die T-Fabrik in Hanford optimieren sollte.

"Diese Arbeit zeigt sehr gut, wie Analysen in der nuklearen Forensik ablaufen und wie kompliziert sie sind", sagt Maria Wallenius vom Institut für Transurane, das die EU-Kommission in Karlsruhe betreibt. Normalerweise könnten die Forscher aus Sicherheitsgründen nicht darüber sprechen, wie sie strahlendes Material aus unbekannter Quelle untersuchen. Die Analyse des Plutoniums aus Hanford habe der Öffentlichkeit "einen seltenen Blick" hinter die Kulissen seiner Zunft eröffnet, sagt Schwantes.




Aus: "Nukleare Archäologie: Historisches Plutonium auf der Müllkippe" Von C. Schrader (03.03.2009)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wissen/725/460359/text/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das einsturzgefährdete Atommülllager Asse II hat der Energiewirtschaft offenbar bis in die 1980er Jahre hinein als Entsorgungsnachweis für radioaktiven Müll gedient. Das ergebe sich aus atomrechtlichen Genehmigungen, die das Bundesumweltministerium jetzt auf Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl vorlegte, berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Außerdem galt das Bergwerk im niedersächsischen Remlingen demnach intern als "Versuchsanlage für Gorleben".

Offiziell wurde die Asse früher stets als reine Forschungsanlage deklariert. In den 1970er Jahren habe es es in den Genehmigungsunterlagen für das AKW Krümmel bei Hamburg jedoch geheißen, die Kapazitäten des Bergwerks als Endlager reiche bis weit über das Jahr 2000, so der "Spiegel". In Dokumenten zu den Atommeilern in Biblis werde darauf hingewiesen, dass in der Asse auch "hochaktive Materialien für Jahrhunderte gelagert werden" könnten.

Nach Ansicht von Kotting-Uhl war Asse II "von Anfang an ein deklariertes Endlager". Zudem seien die Behauptungen von CDU und SPD widerlegt, es gebe keine Verbindung der Asse zum Salzstock Gorleben.

Laut einem Bericht der Zeitung "Weser Kurier" sickert nicht nur in Asse sondern auch in Gorleben Lauge in den Salzstock. Der Umweltausschuss des niedersächsischen Landtags fordert nun genaue Informationen über die mögliche Gefährlichkeit der Zuflüsse in Gorleben.


Aus: "Bericht über Atommülllager Asse II - "Von Anfang an ein deklariertes Endlager"" (07.03.2009)
Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/asse174.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] [ngo] Nach Auffassung des atomkritischen "Forum Gemeinsam gegen das Zwischenlager" hat es die "manipulative PR-Arbeit der RWE AG" geschafft, dass der schwere Unfall, der vor 30 Jahren den Betrieb von Deutschlands erstem Großkernkraftwerk beendet habe, "nicht im öffentlichen Bewusstsein unseres Landes verankert" ist. Es geht um einen Unfall im Atomkraftwerksblock Gundremmingen A am 13. Januar 1977. Dort kam es nach Angaben der Bürgerinitiative um 18:44 Uhr in der nach Meitingen führenden 220-Kilovolt-Leitung durch Raureifbildung und kältebedingten Isolatorenbruch zum Kurzschluss. Um 21.17 Uhr sei es dann auch noch in der zweiten Stromtrasse aus den gleichen Gründen zum Kurzschluss gekommen. Damit habe keine Stromleitung mehr zum Abtransport des mit 237 Megawatt elektrischer Nettoleistung im Gundremminger Block A erzeugten Stroms zur Verfügung gestanden. In der weiteren Folge sei es zum "Totalschaden" und später zur endgültigen Stilllegung des von RWE betriebenen Atomkraftwerks gekommen.

Nach den Kurzschlüssen in den Stromtrassen hätten die Turbinen des Atomkraftwerks und die Dampferzeugung im Reaktor so weit automatisch gedrosselt werden müssen, dass nur noch elektrischer Strom für den Eigenverbrauch des Atomkraftwerks selbst - etwa 15 Megawatt - produziert worden wären. "Aber die Regelung funktionierte fehlerhaft", so Raimund Kamm von der Bürgerinitiative. "Ein Relais hing, so dass ein Absperrschieber vor der Turbine erst nicht öffnete. Der Reaktor musste schnell abgeschaltet werden, was - Gott sei Dank - auch in Sekunden gelang."

Nachdem ein zweiter, redundanter Schieber aufging, öffnete doch noch der erste Schieber. Dadurch fiel ungeplant und schnell der Druck im Hauptkreislauf. Die Automatik interpretierte dies als höchst gefährlichen Aufriss der Hauptleitung und setzte die Noteinspeisung in Gang. Vorgewärmtes Notkühlwasser wurde eingepresst." Das war offenbar zu viel, der Druck stieg den Angaben zufolge zu stark und Überdruckklappen beziehungsweise Berstscheiben entlasteten den Reaktor.

Rund 400 Kubikmeter 280 Grad heißes radioaktives Wasser sollen sich in das Reaktorgebäude ergossen haben. "Zusätzlich begann die Reaktorsprühanlage, wie bei solcher Hitze vorgesehen, zu arbeiten. Im Reaktor stieg das heiße radioaktive Wasser auf drei bis vier Meter an."

Die Kraftwerksleitung ließ nach dem Unfall verlautbaren, dass die technischen Prozeduren "einwandfrei funktioniert" hätten. Der damalige Leiter des Atomkraftwerks habe geäußert, "die notwendige, doch unproblematische Wäsche" würde einige Wochen dauern. "Das Bayerische Umweltministerium schrieb, was sie in solchen Fällen immer schreiben, eine Gefährdung der Bevölkerung habe zu keiner Zeit bestanden", so Kamm. Wenige Wochen später habe dann der Haupteigentümer RWE verkündet, das Kernkraftwerk sei entseucht und solche Pannen würden zukünftig ausgeschlossen. Bald könne das Kraftwerk wieder ans Netz gehen. "Die Bundesregierung bezahlte sogar außerplanmäßig 40,7 Millionen Mark zur Abdeckung des unerwarteten Gundremminger Betriebsverlustes", so Kamm.

Das radioaktive Wasser sei später ebenso wie radioaktive Gase "unter behördlicher Kontrolle" nach außen geleitet worden. "Es sollen eigene Grenzwerte hierfür fest gelegt worden sein", so Kamm. "Faktenberichte über die frei gesetzte Radioaktivität sind uns nicht überliefert. Allerdings wies im Mai und im September 1985 der Astrophysiker Peter Kafka vom Max-Planck-Institut in Garching darauf hin, dass in einem Gebiet östlich des Kernkraftwerks Gundremmingen in der Zeit von 1968 bis 1978 die Missbildungen bei Kindern nahezu doppelt so hoch gewesen seien wie im Landesdurchschnitt."

Im Jahr 1977 habe man bei näherer Untersuchung des still liegenden Atomreaktors viele Rohranrisse entdeckt. Das bayerische Umweltministerium habe den Austausch der entdeckten schadhaften Rohre verlangt und außerdem auch Nachrüstungen, um ähnliche Unfälle zukünftig auszuschließen. Dazu ist es dann offenbar nicht mehr gekommen. "Ganz beiläufig teilte Jahre später die RWE mit, dass sich die Reparatur nicht mehr lohne", so Kamm. "Das hierfür übliche Wort Totalschaden vermied man."

Insgesamt habe Deutschlands erstes Großkernkraftwerk, das am 1. Dezember 1966 ans Netz gegangen war, rund 15 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. "Vom im Atomkraftwerk erzeugten hochradioaktiven Brennelementmüll ist noch kein Kilogramm entsorgt", behauptet Kamm. Das Atomkraftwerk mache über seinen derzeitigen Verbleib keine Angaben. Seit Anfang der 1980er Jahre werde am Abbruch des Atomkraftwerksblocks gebaut. "Dafür werden sogar EU-Gelder gezahlt."

"Wenn man heute in unserem Land fragt, was war das erste deutsche Großkernkraftwerk und was ist aus ihm geworden, wissen nur wenige die Antwort" ...


Aus: ""Manipulative PR-Arbeit" - Atomkraftgegner erinnern an Atomunfall in Deutschland mit "Totalschaden"" (12. Januar 2007)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=15093

-.-

Quote[...] [ngo/ddp] Die bayerische Landtagsabgeordnete Christine Kamm (Grüne) vermutet einen Zusammenhang zwischen einem Störfall im Atomkraftwerk Gundremmingen im Jahr 1977 und einer niedrigeren Lebenserwartung im Landkreis Dillingen. Grundlage der Vermutung ist der kürzlich veröffentlichte zweite bayerische Sozialbericht. "Dieser weist eine vergleichsweise niedrige Lebenserwartung für die Menschen im Landkreis Dillingen aus: Um zwei bis 2,5 Jahre geringer als in anderen ländlich geprägten schwäbischen Landkreisen ist die Lebenserwartung der Dillinger", so Kamm. Möglicherweise bestehe ein Zusammenhang dem Störfall im Atomkraftwerk Gundremmingen vor 32 Jahren. Bei diesem seien radioaktive Emissionen abgegeben worden, die um ein Vielfaches die jährlich zulässigen Emissionen überschritten hätten.

Kamm hat zur Aufklärung eine Anfrage an die bayerische Staatsregierung eingereicht, wie sie am Donnerstag (5. März) in Augsburg mitteilte.

"Normale Erklärungsmuster für eine niedrigere Lebenserwartung wie Arbeitslosigkeit oder Umweltverschmutzung greifen in Dillingen nicht", so Kamm. Sie erwartet daher von der bayerischen Staatsregierung "konkrete Erklärungsansätze für die geringere Lebenserwartung der Dillinger". Außerdem solle die Öffentlichkeit endlich erfahren, was damals in Gundremmingen passiert sei.

Es geht um einen Unfall im Atomkraftwerksblock Gundremmingen A am 13. Januar 1977. Dort kam es um 18:44 Uhr in der nach Meitingen führenden 220-Kilovolt-Leitung durch Raureifbildung und kältebedingten Isolatorenbruch zum Kurzschluss. Um 21.17 Uhr ist es dann auch noch in der zweiten Stromtrasse aus den gleichen Gründen zum Kurzschluss gekommen. Damit hat keine Stromleitung mehr zum Abtransport des mit 237 Megawatt elektrischer Nettoleistung im Gundremminger Block A erzeugten Stroms zur Verfügung gestanden. In der weiteren Folge ist es zum "Totalschaden" und später zur endgültigen Stilllegung des von RWE betriebenen Atomkraftwerks gekommen.


Aus: "Kamm vermutet Zusammenhang zwischen AKW-Störfall und niedriger Lebenserwartung" (06. März 2009)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=19421


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nach fast 50 Jahren übernimmt der französische Staat erstmals die Verantwortung für Opfer seiner Atomwaffentests. Zehn Millionen Euro werde die Regierung zunächst für die Entschädigung von Militär- und Zivilpersonal bereitstellen, kündigte Verteidigungsminister Herve Morin in einem Interview mit der Zeitung "Le Figaro" (Dienstag-Ausgabe) an. "Es ist Zeit, dass Frankreich mit sich selbst ins Reine kommt", so der Minister. Zur maximalen Höhe der Zahlungen äußerte er sich nicht. Ausgeschlossen von Entschädigungen bleiben außerdem Einheimische, die in den Testgebieten lebten. [!?!]

Frankreich hatte die erste Atombombe 1960 unter freiem Himmel in der algerischen Sahara gezündet. Nachdem Algerien die Unabhängigkeit erlangt hatte, wurden die Tests in die pazifische Inselregion Polynesien verlegt. Zwischen 1960 und 1996 führte die Atomstreitmacht insgesamt 210 Kernwaffentests durch. 1998 ratifizierte das Parlament in Paris das internationale Teststopp-Abkommen (Comprehensive Test-Ban Treaty/CTBT).

Bei den ersten französischen Atomtests waren zahlreiche Mitarbeiter der Streitkräfte oder der beteiligten Firmen nicht hinreichend gegen die radioaktive Strahlung geschützt. Bisher hatte sich der Staat stets geweigert, auf deren Klagen über Leukämie und andere Krebserkrankungen einzugehen. Noch 2001 wurde bestritten, dass es überhaupt Opfer der Waffentests gibt.

"Theoretisch sind 150.000 zivile Mitarbeiter und Militärangehörige betroffen", erklärte Morin nun. Entschädigungen würden von Fall zu Fall gewährt; als Grundlage diene eine UNO-Liste über Krankheiten, die auf die Verstrahlung zurückgeführt werden könnten. Ein Gesetzesentwurf der Regierung sieht vor, dass Strahlenopfer den ursächlichen Zusammenhang zwischen Atomversuch und Krankheit künftig nicht mehr nachweisen müssen; die Beweislast liegt in dem Entwurf beim Staat.



(APA)

Quote
Von Gast: bfbw am 24.03.2009 um 12:13
Frechheit
Sind die Einheimischen in diesen Regionen denn keine Menschen? Warum sind Entschädigungen an diese Leute ausgeschlossen? ...



Aus: "Frankreich: Entschädigung für Opfer von Atomwaffentests" DiePresse.com (24.03.2009)
Quelle: http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/463913/index.do?_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Um 7.24 Uhr löst Schichtleiter Zewe die höchste Alarmstufe aus. Der Gouverneur von Pennsylvania, Richard Lewis Thornburgh, erfährt von dem Störfall. Eine halbe Stunde später informiert die zuständige US-Atombehörde den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Jimmy Carter.

Die Öffentlichkeit tappt da noch vollkommen im Dunkeln. Ein Sprecher der Betreiberfirma Metropolitan Edison behauptet um 9.30 Uhr, es sei keine Radioaktivität freigesetzt worden und dies sei auch nicht zu erwarten. Er lügt - es ist hochradioaktives Gas in die Atmosphäre entwichen und verseuchtes Wasser in den Fluss Susquehanna geflossen. Die Techniker versuchen unterdessen alles, um die Lage zu stabilisieren. Doch als sie am folgenden Tag das hochexplosive Gasgemisch aus dem Reaktorkern in einen Tank ableiten wollen, entweicht nochmals Radioaktivität: Weil das Explosionsrisiko einfach zu groß ist, müssen sie das hochgiftige Gas am Freitagmorgen um 7 Uhr in die Atmosphäre strömen lassen - eine radioaktive Wolke schwebt über der amerikanischen Stadt Harrisburg.

[...] Wie viel radioaktiver Strahlung die Menschen in Harrisburg und Umgebung tatsächlich ausgesetzt wurden, ist bis heute nicht bekannt. Ungesichert ist auch das Ausmaß der gesundheitlichen Folgeschäden. Die Zahl der Blutkrebspatienten im Umkreis von Three Mile Island ist aber nach einer Studie der Columbia Universität von 1991 deutlich erhöht. Forscher der Universität Iowa fanden 2005 heraus, dass die Gebiete um den Unfallreaktor die höchste Konzentration des radioaktiven Elements Radon in den gesamten Vereinigten Staaten aufweisen.


[...] Viele Befürworter des Atomstroms argumentieren, dass ein solcher GAU wie in Tschernobyl niemals in einem westlichen Atomkraftwerk hätte passieren können. diese seien ungleich sicherer als die sowjetische Technik. Möglicherweise war aber Harrisburg nur knapp davon entfernt, das Tschernobyl vor Tschernobyl zu werden: Laut eidesstattlichen Aussagen wurden aus dem offiziellen Abschlussbericht der US-Regierung die alarmierendsten Passagen gestrichen, "weil der Unfall auf Three Mile Island unendlich viel gefährlicher war, als jemals öffentlich zugegeben wurde".

...


Aus: "Das amerikanische Tschernobyl (1979)" Redaktion einestages (25.3.2009 )
Quelle: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/3849/das_amerikanische_tschernobyl.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Greenpeace lieferte immer wieder Beweise fuer heimliche Absprachen zwischen Atomkonzernen, Aufsichtsbehoerden und der Politik - auf Kosten der Bevoelkerung und der Umwelt. Aus Unterlagen geht hervor, wie dringend die AKW-Betreiber ein Endlager fuer ihren atomaren Muell brauchten, das ihrem "...Wunsch nach kostenminimalen und oekonomischen Loesungen..." entsprach. Dafuer wurde die Sicherheit der Menschen aufs Spiel gesetzt. Erst gestern hatte Greenpeace veroeffentlicht, dass die Gesellschaft fuer Strahlenforschung (GSF, heute Helmholtz Zentrum) als damalige Betreiberin kontaminierte Laugen in der Asse schon 1967/68 festgestellt und dokumentiert hatte.

Von den Energiekonzerne fordert Greenpeace, sich an den horrenden Sanierungskosten der Asse zu beteiligen. "Die Atomindustrie hat massiv am billigen Endlager Asse verdient", so Tobias Muenchmeyer.

...


Aus: "Greenpeace: Atomkonzerne nutzten Endlager Asse II wie [eine] wilde Muellkippe" (08.06.2009)
Quelle: http://www.dailynet.de/EnergieUmwelt/44110.php


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Anlässlich des 50. Jahrestags des Deutschen Atomforums, dem Lobbyverband der Energiewirtschaft, weist Greenpeace auf die Pannenbilanz deutscher Atomanlagen hin. Von 1965 bis September 2008 gab es rund 5700 "meldepflichtige Ereignisse", wie Unregelmäßigkeiten in Atomkraftwerken genannt werden.


Aus: "Schadensbilanz aus 50 Jahren Atomkraft: 5700 Pannen in Atomanlagen" (Greenpeace, 01.07.2009.)
Quelle: http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/005820.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In das niedersächsische Atommülllager Asse bei Remlingen ist an mehreren Stellen erneut radioaktiv belastete Lauge eingesickert. Wie das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mitteilte, sind die Lösungen in 950 und in 925 Meter Tiefe bei einem Kontrollgang festgestellt worden.

Die Laugen wiesen Belastungen mit radioaktivem Cäsium von 121 Bequerel und mit Tritium von 27.000 Bequerel pro Liter auf. Die Werte lägen aber unterhalb der Freigrenzen der Strahlenschutzverordnung, erklärte das Bundesamt. Eine Gefährdung des Betriebspersonals und der Umgebung des Bergwerks sei ausgeschlossen.

Die Behörde habe Strahlenschutzmaßnahmen veranlasst, sagte ein Sprecher. Durch die Vorkehrungen solle eine Verschleppung der Radionuklide in andere Grubenbereiche verhindert werden.

Die Laugen stammten dem Bericht zufolge wahrscheinlich aus Grubenteilen, die als Tiefenaufschluss bezeichnet werden. Dorthin hatte der frühere Asse-Betreiber, das Helmholtz Zentrum München, zwischen 2005 und 2008 kontaminierte Lauge geleitet. Da das Gebirge, in dem sich die Asse befindet, instabil ist, wurden offenbar Hohlräume im Tiefenaufschluss zusammengedrückt. Dadurch seien die Laugen ausgepresst worden.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) griff den früheren Betreiber des Atommülllager Asse scharf an. Er bezeichnete die Asse als "eines der schlimmsten Beispiele für verantwortungslosen Umgang mit dem Thema Atommüllendlagerung". Mit dem Betreiberwechsel, mit dem die Verantwortung über das ehemalige Bergwerk an das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) übertragen wurde, sei die Asse endlich dort, wo sie hingehöre und werde nach Atomrecht saniert.

BfS-Präsident Wolfram König bezeichnete den Zustand im Atommülllager Asse als unzumutbar. Täglich dringe Grundwasser in das Lager ein, sagte König im Deutschlandfunk. Vor diesem Hintergrund sei nicht klar, wie lange die Standsicherheit des Bergwerks noch gewährleistet sei. Ziel müsse nun eine geordnete Schließung des Lagers sein, hob König hervor.

Seit Beginn dieses Jahres ist das BfS Betreiber. Im Bergwerk Asse lagern rund 126.000 Fässer mit schwach und mittelradioaktivem Atommüll. Bereits im vergangenen Jahr hatten Funde von radioaktiv kontaminierter Lauge für Unruhe gesorgt.


Aus: "Marodes Atommülllager - Die Asse leckt weiter" (15.07.2009)
Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/asse198.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Den Verdacht gibt es seit Jahren: Wohnen in der Nähe eines Atomkraftwerks kann besonders für Kinder gesundheitsschädlich sein. Ihr erhöhtes Risiko, an Leukämie zu erkranken, bestätigt jetzt eine von den Grünen in Auftrag gegebene Studie des Arztes und Epidemiologen Eberhard Greiser. Der Forscher will einen direkten Zusammenhang belegen können. Bislang scheiterten derlei Untersuchungen stets an der Vorgehensweise der Studienleiter.

Greiser hatte Leukämie-Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in der Umgebung von 80 Kernkraftwerken in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und den USA untersucht. Laut der Ärzteorganisation IPPNW ist das am Freitag vorgestellte Gutachten damit das bisher umfassendste seiner Art.
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Die Gefahr betrifft demnach nicht nur Säuglinge und Kleinkinder, sondern auch Jugendliche vor allem bis 14 Jahre. Bei 3742 Kindern unter 15 Jahren stellte Greiser im Untersuchungsgebiet Leukämie fest. Allein 2096 waren im Kleinkindalter bis vier Jahre.

Im Umkreis von 20 bis 50 Kilometern um Atommeiler ist das Risiko bei Kindern unter fünf Jahren um 19 Prozent erhöht und unter 15 Jahren um 13 Prozent, schilderte Greiser.

Die Aussagen sind bei den bis zu 14-Jährigen laut Greiser am sichersten, weil für diese Altersgruppe die Zahl der einbezogenen Atommeiler der fünf Länder am größten ist.

Bündnis 90/Die Grünen und atomkritische Ärzte forderten, endlich den Strahlenschutz für Bürger zu verbessern. Der Staat hatte dies bisher immer abgelehnt, obwohl schon Ende 2007 eine Aufsehen erregende Studie des Kinderkrebsregisters in Mainz für Kinder unter fünf Jahren veröffentlicht worden war.

Allerdings erntete die Untersuchung harsche Kritik. Nicht weil sie statistisch falsch war, sondern weil sie unzulässige Schlussfolgerungen heraufbeschwor. Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Risiko, an Blutkrebs zu erkranken, und der Nähe zu einem Kernkraftwerk konnte sie nicht beweisen.

Für Greisers Studie mag Ähnliches gelten. Dennoch sagte auch ein Sprecher des Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) damals: "Die Studie stellt den entscheidenden Fortschritt bei der Beantwortung der seit etwa 30 Jahren diskutierten Frage nach gesundheitlichen Effekten in der Umgebung von Reaktoren dar ..."

Selbst die Deutsche Strahlenschutzkommission habe die Ansicht vertreten, dass radioaktive Emissionen aus Atomanlagen als Ursache für eine Zunahme von Leukämieerkrankungen grundsätzlich auszuschließen seien, erinnerten die Grünen.

Die aktuelle Studie wird vermutlich wieder einen Streit der Fachleute vom Zaun brechen. Sie müssen entscheiden, wie valide die Aussagen Greisers letztlich sind.


Aus: "Studie - Kernkraft soll Risiko von Leukämie erhöhen" (09/2009)
Quelle: http://www.zeit.de/wissen/2009-09/leukaemie-kernraftwerk-studie


Textaris(txt*bot)

Quote[...] München - Die Bundesregierung unter Helmut Kohl hat nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" 1983 massiv Einfluss auf die Wissenschaftler ausgeübt, die eine Eignung des Standorts Gorleben für ein atomares Endlager prüfen sollten. Demnach drängten die Ministerien für Forschung und für Inneres unter Heinz Riesenhuber (CDU) und Friedrich Zimmermann (CSU) die zuständige Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), ein maßgebliches Gutachten in wichtigen Passagen umzuschreiben.

Die Zeitung beruft sich auf ein ihr vorliegendes Schreiben, das das Forschungsministerium am 13. Mai 1983 an die Fachbehörde gesandt habe. Damals sei ein wegweisender Bericht in der Schlussphase gewesen, der die bisherigen Ergebnisse zu Gorleben zusammentragen und letztlich klären sollte, ob der Salzstock auch unter Tage erkundet werden soll. Die PTB, Vorläuferin des Bundesamtes für Strahlenschutz, habe für den Bericht verantwortlich gezeichnet.

Die beiden Ministerien hätten über die Zukunft Gorlebens offenbar schon entschieden gehabt, schreibt die Zeitung. Als Beispiel führt sie unter anderem an, dass das Forschungsministerium in Abstimmung mit dem Innenministerium empfohlen habe, der Bericht solle mit einem Kapitel "wesentliche Ergebnisse der Standorterkundung" beginnen. Dieser Abschnitt solle sinngemäß mit der Feststellung schließen, dass die Eignung des Salzstocks Gorleben für die Errichtung eines Endlagers substanziell untermauert werde.

Weiter schreibt die Zeitung, für den letzten, zusammenfassenden Teil habe es den Vorschlag gegeben, dass "berechtigte Hoffnung besteht, dass im Salzstock Gorleben ein Endlager für alle Arten von radioaktiven Abfällen" eingerichtet werden könne. Zudem bitte das Ministerium, den "vermutlich hypothetischen Störfall des Wasser- und Laugenzutritts", der an mehreren Stellen die am 11. Mai 1983 diskutierte Zusammenfassung und Bewertung bestimme, etwas weiter vom Zentrum der Betrachtung wegzurücken. Entsprechend habe die Gefahr, dass radioaktive Substanzen ins Grundwasser gelangen könnten, in dem Bericht keine besondere Rolle mehr gespielt.

Damit gebe es erstmals einen Beleg für die Einflussnahme der damaligen schwarz-gelben Bundesregierung auf die Vorbereitungen zu Gorleben. Erst vor kurzem waren zwei Fassungen des Berichts aufgetaucht. Die frühere der beiden geht dabei deutlich kritischer mit Gorleben um als die spätere. Helmut Röthemeyer, damals Abteilungsleiter in der PTB, hatte schon im Frühjahr in einem Zeitungsinterview geklagt, die Behörde habe seinerzeit unter massivem Druck der Politik gestanden.

Nach einem Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung" wollte nicht nur das Land Niedersachsen, sondern auch der Bund in den achtziger Jahren die Asse als Atommülldeponie reaktivieren. Der Zeitung zufolge verwies die sozial-liberale Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt (SPD) im Dezember 1981 auf "Bemühungen des Bundes um die Nutzung des ehemaligen Salzbergwerks Asse II als Endlager für schwachradioaktive Abfälle".

Zur Begründung hieß es, die zu erwartenden Mengen an atomarem Müll könnten nicht allein in dem vorgesehenen Endlager Gorleben beseitigt werden. Es sei daher "dringend erforderlich, für schwachradioaktive Abfälle möglichst noch in den achtziger Jahren wenigstens eines der geplanten Endlager Konrad oder Asse in Betrieb zu nehmen". Das inzwischen marode Bergwerk bei Wolfenbüttel war von 1967 bis 1978 als Versuchslager für schwach- und mittelradioaktiven Müll sowie als Forschungsstätte genutzt worden. Wegen auslaufender Genehmigung hatte man die Einlagerung 1978 gestoppt.

ore/dpa/AP


Aus: "Atommülllager - Kohl-Regierung soll Gorleben-Risiken vertuscht haben" (09.09.2009)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,647801,00.html

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Quote[...]  Damit gebe es erstmals einen Beleg für die Einflussnahme der damaligen schwarz-gelben Bundesregierung auf die Vorbereitungen zu Gorleben, berichtet das Münchner Blatt. Erst vor kurzem waren zwei Fassungen des Berichts aufgetaucht. Die frühere der beiden geht dabei deutlich kritischer mit Gorleben um als die spätere. Helmut Röthemeyer, damals Abteilungsleiter in der PTB, hatte schon im Frühjahr in der taz geklagt, die Behörde habe seinerzeit unter massivem Druck der Politik gestanden.

So seien zu einem Expertentreffen in der Schlußphase des Gutachtens plötzlich Vertreter von Kanzleramt und Forschungsministerium erschienen. "Ich habe ansonsten nie wieder ein solches Gespräch geführt in meinem ganzen Leben", erinnerte sich Helmut Röthemeyer im Frühjahr gegenüber der tageszeitung.

...


Aus: "Schön gefärbte Endlagerung - Regierung Kohl schönte Gorlebenstudie" (09.09.2009)
Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/regierung-kohl-schoente-gorleben-studie/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Man sollte annehmen, über die Schachtanlage Asse II sei alles bekannt. Wie es dazu kam, dass sie zu einem Endlager für radioaktiven Müll wurde. Welche Stoffe in ihr lagern und in welchen Mengen. Welche Gefahren von dem alten Salzbergwerk ausgehen können. Wie einsturzgefährdet das Atommüllager ist.

Alles scheint akribisch festgehalten. Beim langjährigen Betreiber der Asse, dem Münchner Helmholtz-Zentrum, lagern 226 Aktenbände. Beim heute zuständigen Bundesamt für Strahlenschutz, Sitz in Salzgitter, weitere 190 Bände. Und im Bundesumweltministerium noch einmal 270.


Doch es scheint, dass sich mit der Fülle der Akten nicht das Wissen vermehrte, sondern die Verwirrung, die Verschleierung, die Desinformation. Erst der Wahlkampf dieses Sommers hat die komplizierte Gemengelage publik werden lassen, in kurzen, irritierenden Nachrichtensätzen mit den Versatzstücken »Plutonium«, »Wassereinbruch« und »Schließungskonzept« ist die Asse nach Jahrzehnten wieder ein öffentliches Thema geworden – dieses vermeintlich kleine Lager im niedersächsischen Niemandsland, in dem sich seit 1967 mit 126.000 Atommüllfässern ein gewaltiges Problem aufgetürmt hat. Schicht für Schicht wird die Wahrheit ans Licht befördert.

»Es gibt keine lückenlose Dokumentation«, klagt Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Der Zustand der Akten »ist, sagen wir mal so: für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich«. Es würde ihn nicht wundern, »wenn man in der Asse das Bernsteinzimmer fände«. Es ist die Geschichte einer Lüge, die mit immer neuen Lügen umstellt wurde. Die Geschichte einer unheilvollen Verquickung von Politik, Atomwirtschaft und dienstbaren Wissenschaftlern, die aus der Asse quasi ein Endlager gemacht haben. Ein Gutachten des Leipziger Instituts für Gebirgsmechanik garantiert dem alten Salzstock Standsicherheit nur noch bis zum Jahr 2014.

Fast idyllisch steht das alte Bergwerk an einem Waldrand, 25 Kilometer südlich von Braunschweig, ein backsteinrotes Grubengebäude mit »Glück auf«-Inschrift, ein Förderturm mit vier Seilscheiben. Unter Tage verbergen sich Schächte und Stollen mit einem Volumen von 3,35 Millionen Kubikmetern – zehnmal mehr als im berüchtigten Salzstock von Gorleben. Halbe Kathedralen haben die Bergleute hier einst ins Salz gesprengt, 60 Meter lang, 40 Meter breit und 20 Meter hoch, in bis zu 800 Meter Tiefe. 13 dieser Kammern wurden später mit Atommüll gefüllt, der strahlende Abfall hat ein Volumen von 47.000 Kubikmetern – das entspricht 60 Einfamilienhäusern. Sollte die Asse einstürzen, würde die radioaktive Gefahr zerquetscht und vermutlich in alle Richtungen gedrückt. Ins Salz. In die Hohlräume der Gesteinsschichten. Ins Grundwasser.

Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtages in Hannover müht sich seit Juli, aufzuklären, wie es so weit kommen konnte. Immer donnerstags finden sich die Ausschussmitglieder zusammen, um mal drei, mal fünf Zeugen in meist vorgerücktem Alter zu hören, die im Laufe der Zeit mit der Asse zu tun hatten. Schon der Titel des Ausschusses drückt Verzweiflung aus – oder Überforderung: Untersuchungsausschuss zur Klärung der komplexen Vorgänge in der Schachtanlage Asse II. Gleich die erste öffentliche Sitzung bringt eine Sensation: Ein pensionierter Abteilungsleiter des Oberbergamts Clausthal-Zellerfeld sagt aus, in der Asse lagerten nicht rund neun Kilogramm hochradioaktives Plutonium, wie seit Jahrzehnten in den Akten steht, sondern dreimal so viel.

Danach geschieht erst einmal – nichts. Einige Wochen später räumt das einst zuständige Helmholtz-Zentrum kleinlaut ein: Ja, es stimme, die in den Inventarlisten aufgeführte Menge von neun Kilogramm sei aufgrund eines »Übertragungsfehlers« tatsächlich falsch; in der Asse lagerten in Wirklichkeit 28 Kilogramm Plutonium. Ob wenigstens diese Zahl stimmt, lässt sich jedoch ebenso wenig nachprüfen. Die Atommüllfässer wurden mittlerweile zugeschüttet und lagern unzugänglich in der Tiefe. Nachprüfen vor Ort wäre ohnehin schwierig – denn wer von dieser gefährlichen Substanz auch nur ein millionstel Gramm einatmet, ein kaum staubkorngroßes Teilchen, kann an tödlichem Lungenkrebs erkranken.


[...] Als 1967 mit der Einlagerung des Mülls in dem Salzstock begonnen wurde, sei den beteiligten staatlichen Institutionen bereits bewusst gewesen, dass »kein Raum der Grube trocken bleiben wird«, schreibt Möller. Offiziell wurde beschwichtigt, dem Bergwerk drohten weder Wassereinbrüche noch Einsturzgefahr. Interne Mahner wie der zuständige Unterabteilungsleiter aus dem Forschungsministerium wurden entmachtet.

Es war die Zeit atomarer Aufbruchstimmung. 1955, gleich nachdem die Genfer Konferenz der Bundesrepublik die zivile Nutzung der Kernenergie erlaubt hatte, wurde ein Bundesministerium für Atomfragen geschaffen (1962 umbenannt in Ministerium für wissenschaftliche Forschung). 1961 nahm das erste deutsche Atomkraftwerk in Kahl in Unterfranken seinen Betrieb auf, es folgten Gundremmingen und Obrigheim. Zwar gab es vereinzelt kritische Stimmen, doch die wurden als »Atompsychose« ewig Gestriger abgetan, die sich dem technischen Fortschritt in den Weg stellten.

Atomstrom stehe, so wurde propagiert, im Unterschied zu Strom aus Öl oder Kohle unbegrenzt zur Verfügung, und er sei konkurrenzlos billig. Ein Leben ohne Stromzähler war die Vision, doch die Wissenschaftler wussten noch sehr wenig über die Langzeitfolgen der neuen Technologie. 1969 etwa gab sich der Physiker Carl-Friedrich von Weizsäcker optimistisch, dass der gesamte Atommüll der Bundesrepublik im Jahr 2000 »in einen Kubus von 20 Meter Seitenlänge« hineinpassen würde. »Wenn man das gut versiegelt und verschließt und in ein Bergwerk steckt, dann wird man hoffen können, dass man damit dieses Problem gelöst hat.«

[...] Schon in den dreißiger Jahren, das weiß man inzwischen, war erstmals Wasser in den Schacht Asse II eingedrungen. Die beiden Nachbarschächte, Asse I und Asse III, waren bereits wenige Jahre nach ihrer Inbetriebnahme Anfang des vorigen Jahrhunderts voll Wasser gelaufen und mussten aufgegeben werden. Trotzdem behauptete der Staatssekretär im Bundeswissenschaftsministerium, Klaus von Dohnanyi (SPD), noch 1972 über Asse II: »Das Eindringen von Wasser kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.«

Salz gilt der Atomindustrie als ideales »Wirtsgestein« für radioaktiven Müll. Es sei extrem stabil und leite die Hitze ab, die vor allem hochradioaktiver Müll erzeuge. Die ältesten deutschen Salzformationen sind 240 Millionen Jahre alt. Doch es gibt zwei Faktoren, die diese Stabilität einschränken: Legt der Mensch im Salz Bergwerke an, entstehen Hohlräume und das Salz gerät in Bewegung; kommt das Salz in Berührung mit Wasser, wird es instabil – auf die Asse trifft beides zu. Als der Mensch sich näherte und Wege und Kammern heraussprengte, bekam das Gestein Risse.

Nach außen deklarierte die Politik den Schacht als Forschungsbergwerk; die Abfälle stammten aus Kernforschungszentren und nicht aus der Industrie. Von einem »Versuchsendlager« war die Rede. Das sollte der Bevölkerung suggerieren: Wenn die Forschung ergibt, dass der Schacht doch ungeeignet ist, wird der Atommüll eben wieder herausgeholt. Aber daran dachte niemand ernsthaft, was schon an der Art der Einlagerung zu erkennen ist. Hat man die Fässer anfangs noch sorgsam gestapelt, mal liegend, mal stehend, wurden sie später einfach mit einem Radlader einen Abhang im Berg hinuntergekippt und mit Salz überdeckt – im Jargon hieß die Methode »Einpökeln«. Dass dabei Fässer beschädigt wurden, kümmerte niemanden.

Von 1967 bis 1978 wurden 124.494 Fässer mit schwachradioaktiven Abfällen und 1293 Fässer mit mittelradioaktivem Müll in der Asse eingelagert. Wobei die exakten Zahlen eine Gründlichkeit suggerieren, die – siehe Plutonium – trügerisch ist. Allein in den letzten Wochen und Tagen des Jahres 1978, bevor die Genehmigung zur Einlagerung auslief, wurden schnell noch über 30.000 Fässer unter Tage geschafft, sogar zwischen den Feiertagen. Wer will beschwören, dass in der Hektik jener Tage akribisch Buch geführt wurde über jedes einzelne Atommüllfass?

Die angelieferten Abfälle kamen überwiegend vom Kernforschungszentrum Karlsruhe und wurden als Forschungsabfall deklariert. Es stellte sich jedoch heraus, dass der größte Teil davon aus der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe stammte, die auf demselben Gelände betrieben wurde. Sämtliche Atomkraftwerke in Deutschland lieferten damals ihren Müll dorthin, sodass laut Umweltministerium in Wahrheit etwa drei Viertel aller Radioaktivität in der Asse aus der Energiewirtschaft stammten.

[...] Es war eine billige Entsorgung. Die Kosten der Wiederaufarbeitung trug das Forschungsministerium komplett. Und für die Einlagerung in der Asse zahlte die Atomindustrie eher symbolische Beiträge. Bis 1975 kostete es gar nichts, der Staat übernahm alles. Danach mussten, je nach Gewicht und Strahlung, zwischen 150 und 3700 Mark pro Fass entrichtet werden – insgesamt zahlte die Atomwirtschaft laut Umweltministerium 16,5 Millionen Mark für die Endlagerung in der Asse.

Eine Sanierung des Schachts würde ein Vielfaches kosten, zwischen zwei und vier Milliarden Euro, schätzt Umweltminister Gabriel. Daran möchte er die Atomwirtschaft beteiligen. Zwingen kann er sie nicht, es gibt keine Handhabe. Die Atomlobby ist sich dessen bewusst und hat Gabriel bereits die kalte Schulter gezeigt. Sie macht den Staat für die dilettantische Entsorgung verantwortlich. Der Präsident des Deutschen Atomforums, Wolfgang Hohlefelder, sagte in einem Fernsehinterview: »Wissen Sie, das ist so, als hätte Ihre Oma vor 20 Jahren Müll abgeliefert und dafür brav ihre Gebühren bezahlt. Und nun stellt sich raus, dass die Müllabfuhr diesen Müll nicht richtig entsorgt hat, und kommt und sagt: Ich hätte gern für die nachträgliche Entsorgung Geld.«

Es war der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU), der dem Treiben in der Asse ein Ende setzte. Bei so großen Mengen Atommüll wie in der Asse könne wohl kaum von wissenschaftlichen Untersuchungen die Rede sein, meinte er. Praktisch handele es sich um Endlagerung. Für Endlager aber schrieb das Atomgesetz seit seiner Novellierung von 1976 vor, dass Einlagerungen nur noch nach einem Planfeststellungsverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit erteilt werden durften. Vergeblich versuchte die Bundesregierung, die niedersächsische Regierung unter Druck zu setzen. Werde die Asse geschlossen, argumentierten Beamte von Forschungs-, Wirtschafts- und Innenministerium bei einem Treffen 1979, drohe angesichts überquellender Zwischenlager »der Erstickungstod für die Kernenergie«.

Seither, seit mehr als 30 Jahren, wurde kein Atommüll mehr in die Asse gebracht. Die Forscher der damaligen Betreiberin, der staatlichen Gesellschaft für Strahlenforschung, konzentrierten sich fortan tatsächlich auf Tests für ein künftiges Endlager – in Gorleben. Seit Ende der siebziger Jahre wurde der Salzstock im Kreis Lüchow-Dannenberg auf seine Eignung als Endlager vor allem für hochradioaktiven Müll untersucht. Inzwischen ruht die Erkundung von Gorleben. Die rot-grüne Bundesregierung setzte sie im Jahr 2000 aus. Umweltminister Gabriel will sie nur wieder aufnehmen, wenn zugleich nach alternativen Standorten gesucht wird.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Gorleben Endlager für hochradioaktiven Müll wird, ist zuletzt immer kleiner geworden. Kürzlich wurden Akten publik, die nahelegen, dass auf Druck des Kanzleramts im Jahr 1983, kurz nach der Amtsübernahme Helmut Kohls, einige kritische Passagen aus dem ursprünglichen Gutachten über die Sicherheit von Gorleben entfernt wurden. Passagen, in denen stand, dass zentrale Gesteinsschichten über dem Salzstock nicht ausreichen würden, um »Kontaminationen auf Dauer von der Biosphäre zurückzuhalten«.

In Gorleben wurde bis heute noch kein Müll eingelagert; er steht in Castorbehältern neben dem Salzstock in einem Zwischenlager aus Stahlbeton. Die Asse hingegen steckt voller strahlender Abfälle, die für Mensch und Umwelt durch das eindringende Wasser und die Einsturzgefahr des Schachts immer bedrohlicher werden.

[...] die 553-Meter-Sohle. Hier lassen sich die ungeheuren Kräfte des Deckgebirges studieren. Schwere Stahlträger sind verbogen, als wären sie aus Gummi. Der Salzbergbau ließ nur ein Gerippe aus dünnen Decken und schmalen Seitenwänden zurück, es wurde so viel Salz abgebaut wie möglich. Dem Druck des darüberliegenden Gesteins kann das Gerippe nicht mehr lange standhalten – wenn nichts geschieht, ungefähr fünf Jahre. Um mehr Stabilität zu erzielen, wurden die Kammern in den letzten Jahren mit Salz verfüllt. Doch das Salz sackte zusammen, sodass unter den Decken ein Hohlraum klafft. Der eigentliche Zweck, die Decken vom Gebirgsdruck zu entlasten, wurde somit nicht erreicht. Nun sollen diese Hohlräume mit Beton gefüllt werden, was die Standsicherheit bis 2020 verlängern würde. Das Bundesamt für Strahlenschutz will so Zeit gewinnen, um ein Konzept zur Schließung des Schachts zu entwickeln.

Zweite Station, die 658-Meter-Sohle. Hier wird das einsickernde Wasser aufgefangen, Tag für Tag 12.000 Liter. Irgendwo zwischen 500 und 600 Meter Tiefe, so wird angenommen, läuft es in den Schacht, es rinnt die Wände entlang und wird in Tanks gesammelt. Alle zwei bis drei Tage wird das Wasser nach oben gepumpt und in einem stillgelegten Bergwerk entsorgt. Das Helmholtz-Zentrum hielt es lange nicht für nötig, die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Das zuständige Bergamt habe es ja gewusst, rechtfertigt der langjährige Pressesprecher des Zentrums, Heinz-Jörg Haury, das damalige Verhalten.

Dritte, letzte Station, die 750-Meter-Sohle. Ein Absperrband hält Besucher zurück, gelbe Schilder warnen: »Vorsicht, Kontamination«. Hier ist es passiert: Wasser ist mit radioaktiven Abfällen aus einer Kammer in Berührung gekommen; es hat sich ein mit Cäsium 137 verseuchter Sumpf gebildet. Außerdem schlug an dieser Stelle 1973 ein Fass beim Transport leck, Reste des Bodens sind bis heute verstrahlt. Das Helmholtz-Zentrum hat die radioaktive Lauge damals kurzerhand in Behälter gepumpt und sie 25 Meter weiter nach unten geschafft. Dafür gab es keine Genehmigung, und die Öffentlichkeit erfuhr von diesen Unfällen ebenfalls nichts.

[...] Womöglich wurde sogar, genehmigungswidrig, auch hochradioaktiver Abfall in die Asse gebracht. Der Verdacht erhielt vor wenigen Wochen neue Nahrung, als das Fernsehmagazin Monitor einen Briefwechsel des Forschungsministeriums mit der Siemens AG aus dem Jahr 1966 veröffentlichte. Das Ministerium hatte dem Konzern zugesichert, »einen Teil« von »ca. 25 Fässern mit hochradioaktivem Abfall (Kernbrennstoff)« in der Asse einlagern zu dürfen. »Wir danken Ihnen für diese Möglichkeit zur Entlastung unserer Lagerkapazität«, antwortete Siemens, »und erwarten bei gelegentlichen Anfragen einen Ihnen günstigen Termin für die Anlieferung in Asse II.« Ob der strahlende Abfall tatsächlich angeliefert wurde, so behauptet Siemens, wisse man nicht mehr – die Akten seien nicht mehr vorhanden, da die vorgeschriebene Aufbewahrungszeit von 30 Jahren abgelaufen sei. Das Bundesamt für Strahlenschutz will den Hinweisen nachgehen. Und der parlamentarische Untersuchungssausschuss hat Siemens-Chef Peter Löscher vorgeladen.

Auch über den Zustand der Atommüllfässer ist wenig bekannt, seit sie allesamt mit Salz zugeschüttet wurden. Der Hannoveraner Gutachter Wolfgang Neumann nimmt an, dass all jene Fässer, die achtlos abgekippt wurden, schon bei der Einlagerung beschädigt wurden. Sollten sie mit Wasser in Berührung kommen, würden schnell radioaktive Stoffe freigesetzt. Außerdem »dürfte es an den Fässern inzwischen Schäden durch Korrosion geben«, glaubt Neumann. Dadurch würden ebenfalls radioaktive Stoffe freigesetzt.

Die von diesen Stoffen ausgehende ionisierende Strahlung kann Krebs auslösen. Eckbert Duranowitsch hat sich darüber nie Gedanken gemacht, auch nicht, als er vor zehn Jahren an Leukämie erkrankte. Von 1987 bis 1990 arbeitete er als Maschinenschlosser in der Asse. Im ganzen Schacht sei er rumgekommen, auch an der verseuchten Lauge ganz unten auf der 750-Meter-Sohle habe er gearbeitet. Im Schlauchboot, sagt der heute 47-Jährige, habe er die Brühe überquert, um zu Messpunkten zu gelangen. Strahlung sei nie ein Thema gewesen, ein Dosimeter habe er nicht tragen müssen. Eine Wanderung auf dem Brocken, habe man ihm gesagt, sei gefährlicher, als da unten zu arbeiten.

Als sich im Sommer 2008 die Berichte von einem »Laugensumpf« häuften, als immer öfter von Unregelmäßigkeiten und Gefahren in der Asse die Rede war, da fing Eckbert Duranowitsch an nachzuforschen. Er sitzt vor seinem Haus am Rand von Wolfenbüttel, vor sich ausgebreitet hat er einen Berg von Akten. Denen hat er entnommen, dass die Lauge mit bis zu drei Millionen Bequerel Tritium verstrahlt war – das Zwanzigfache der damaligen Freigrenze. »Ich erinnere mich, dass ich die Lauge eimerweise tragen musste«, sagt er.

Inzwischen weiß Duranowitsch, dass Tritium besonders gefährlich ist, weil es eingeatmet oder durch die Haut aufgenommen werden kann – und dass es Leukämie auslöst. Er ist fest davon überzeugt, dass seine Leukämie durch die Arbeit in der Asse verursacht wurde. Deshalb hat er im Juni dieses Jahres bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig Anzeige gegen mehrere Verantwortliche des Helmholtz-Zentrums erstattet, wegen schwerer Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat schon lange den Verdacht, dass wesentlich mehr Tritium in der Asse lagert als offiziell angegeben. Das ergebe sich aus den Quellen des Betreibers selbst. Die vom Helmholtz-Zentrum jährlich genannten Tritiumwerte in der Abluft seien viel höher, als sie laut Inventarlisten sein dürften. Dies lasse den Schluss zu, dass in der Asse mehr Tritium lagert als bisher zugegeben – etwa das Viereinhalbfache, schätzt Greenpeace. Das wirft die Frage auf, was die Inventarangaben für andere radioaktive Stoffe noch wert sein mögen. Für Plutonium weiß man es inzwischen: Nichts sind sie wert.

Es sei sein Glück gewesen, sagt Eckbert Duranowitsch, dass er an Professor Arnold Ganser von der Medizinischen Hochschule Hannover geriet. Seit 30 Jahren befasst sich der Krebsarzt mit ionisierender Strahlung. Die sogenannte akute myeloische Leukämie, wie Duranowitsch sie bekam, sagt Ganser, sei genau jene, die durch radioaktive Strahlung ausgelöst werde. »Das weiß man seit Hiroshima und Nagasaki.« Auch die Latenzzeit von zehn Jahren, wie bei Duranowitsch, sei typisch dafür. Beweisen freilich könne man nicht, dass der Arbeiter Strahlung abbekommen habe.

Eckbert Duranowitsch überlebte die Krankheit dank einer Knochenmarkspende seines älteren Bruders. Doch ist er seither erwerbsunfähig. Und er kämpft jetzt darum, dass seine Krankheit als Berufskrankheit anerkannt wird. Das lehnt die Berufsgenossenschaft ab. Duranowitsch sei nie einer Strahlung ausgesetzt gewesen, behauptet die Behörde und stützt sich auf eine Liste mit Messergebnissen, angeblich Duranowitschs Dosimeterwerte für die Zeit seiner Beschäftigung auf der Asse. Alle Werte, Monat für Monat, lauten: 0,0. »Ich habe nie ein Dosimeter getragen!??, sagt er empört.

Als im Untersuchungsausschuss des Landtages der Asse-Strahlenschutzbeauftragte der Jahre 1985 bis 1995 befragt wird, einer von denen, die er angezeigt hat, sitzt Duranowitsch in der ersten Stuhlreihe und hört gespannt zu. Alle Mitarbeiter hätten ein Dosimeter gehabt, sagt der ehemalige Strahlenschutzbeauftragte aus, aber es habe jedem freigestanden, es zu tragen – oder nicht. »Ich habe den Mitarbeitern gesagt: Macht's, wie ihr wollt.« Er habe allerdings auch nicht getragene Dosimeter an die amtliche Auswertungsstelle geschickt: »Die hat dann immer die Dosis ›null‹ mitgeteilt.«


[...] Wieder anders das Bergwerk Hercynia, 20 Kilometer südlich der Asse. Es begann wie in Asse II mit einem täglich zulaufenden Rinnsal, das zu einer Flut von 100000 Litern anschwoll. Die Arbeiter bauten ungerührt weiter Salz ab, bis die Frühschicht eines Tages »donnerartiges Getöse« hörte. Eine Lawine aus Wasser und Schlamm stürzte auf sie zu, Geröll und Holzverschalungen mit sich reißend. Mit Not konnten sie sich aus der Grube retten.

Mit Asse II wird es wieder ganz anders kommen. Während bei Hercynia mit dem Einsturz des Schachts die Katastrophe vorbei war, würde sie beim Schacht Asse II erst beginnen. Seine riesigen Hohlräume fördern die Bildung von Rissen, Spalten und Fugen. Hätten sich die 126.000 Fässer erst einmal aufgelöst, würden sich die verseuchten Lösungen in alle Richtungen ausbreiten. Die Grundwässer bei der Asse gehören zum Einzugsbereich der Weser, Hydrologen vermuten auch Verbindungen zur Elbe. Das Ende der Asse würde weit über die Region hinaus strahlen.




Aus: "Atommülllager - Das Lügengrab" Von Roland Kirbach (DIE ZEIT, 10.09.2009 Nr. 38)
Quelle: http://www.zeit.de/2009/38/DOS-Asse


http://de.wikipedia.org/wiki/Schachtanlage_Asse


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Quote[...] Ich habe die Züge ankommen sehen. Und diese giftige Fracht später auf den Feldern wieder gefunden. Seit Jahren empfängt die russische Bevölkerung den strahlenden Abfall aus Deutschland. Von der Urananreicherungsanlage in Gronau werden 500 Meter lange Züge mit dem giftigen Abfallstoff Uranhexaflurorid zu uns transportiert. Das russische Umweltgesetz verbietet aber illegale Müllentsorgung. Deswegen wird er als Wertstoff umdeklariert.

...


Aus: "Umweltaktivist Slivyak im Interview - "Euer Atommüll verrottet bei uns"" (14.10.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=2014471


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Quote[...] Athen/Rom - Die griechische Atombehörde hat Italien zur gemeinsamen Suche nach Gift- und Atommüll-Wracks im Mittelmeer aufgefordert. "Es besteht die Notwendigkeit einer gemeinsamen Suche nach radioaktivem Material", sagte der Chef der griechischen Behörde für Atomenergie, Christos Chousiadis.

Im September haben italienische Ermittler ein mit Atom- und Giftmüll beladenes versenktes Schiffs-Wrack vor der kalabrischen Küste entdeckt.

Der ermittelnde Staatsanwalt von Paola, Bruno Giordano, warnte schon vor Jahren vor weit mehr als 30 solcher Giftwracks im Mittelmeer. Ein geständigs Mitglied der kalabrischen Mafia "'N'drangheta" hat die Ermittler nun auf die Spur des gefährlichen Schiffes gebracht. Der Mafioso berichtete vom Frachter "Cunsky", der mit 120 Fässern Atommüll beladen gewesen und 1993 mit seiner Hilfe versenkt worden sei.

Die "Cunsky" soll mit anderen drei Frachtern in den Jahren 1988 und 1989 von der italienischen Regierung eingesetzt worden sein, um radioaktiven Müll aus dem Libanon zu entsorgen. Offiziell war sie im Jänner 1992 verschrottet worden. Laut dem Mafia-Mitglied wurde in griechischen Gewässern auf ähnliche Weise Giftmüll vor allem der Pharma-Industrie versenkt. Die Firmen sollen der Mafia zwischen 1,5 und 15 Millionen Euro pro versenktes Schiff gezahlt haben.

"Griechenland muss über alle möglichen Fundstellen von Giftwracks informiert werden", forderte Chousiadis. Die italienische Umweltorganisation Legambiente hatte von sieben Giftschiffen in unmittelbarer Nähe der griechischen Inseln Paxos, Kefalonia und Zakynthos an der Westküste Griechenlands gesprochen. Italien leitete inzwischen weitere Ermittlungen ein, um zunächst die bisher nicht einwandfrei geklärte Identität des Schiffes festzustellen. (APA)

QuoteSternchen100   
12.10.2009 16:18   

Wohlsituierte Herren
Ich weiß nicht, was grauenhafter ist und wer die größeren Kriminellen sind: die Pharma-, Chemie- und Atomindustrie, die absichtlich Mafia-Müll-Formen beauftragt, die Mafia oder der Staat, dem alles egal ist (weil vermutlich geschmiert). Vermutlich kommen alle ohne Folgen aber mit viel Gewinn davon und werden noch dazu von aller Welt wegen Geld und Macht bewundert.

...





Aus: "Atom-Müll im Mittelmeer - Griechenland ruft Italien zu Hilfe" (12. Oktober 2009)
Quelle: http://derstandard.at/fs/1254311196816/Atom-Muell-im-Mittelmeer-Griechenland-ruft-Italien-zu-Hilfe


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Quote[...] Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) empfiehlt nach Angaben des "Kölner Stadt-Anzeigers", den gesamten Atommüll aus der einsturzgefährdeten Schachtanlage herauszuholen. Anschließend sollen demnach die rund 126.000 Fässer mit leicht- und mittelradioaktivem Atommüll im Schacht Konrad, einem stillgelegten Eisenerz-Bergwerk in Salzgitter, endgelagert werden. Das gehe aus dem Gutachten des BfS hervor, das am Freitag bekanntgegeben werden soll und der Zeitung vorliege.

Die Rückholung des Atommülls stelle "die einzige sicher umsetzbare" Alternative dar, heißt es laut dem Bericht in der 225-seitigen Expertise. Die Behörde rate der Politik zu größter Eile, angesichts des "prekären Zustands der Grube" Asse. Mit den Arbeiten solle "schnellstmöglich" begonnen werden. Die Behörde rechnet mit einem Zeitaufwand von etwa zehn Jahren.

...


Aus: "Röttgen will Atommüll aus Asse zurückholen" (15.01.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,672051,00.html


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Quote[...] Berlin: (hib/AS/CHE) Über die jährlichen Zuwendungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) an den ehemaligen Betreiber des Atommülllagers Asse II in den Jahren 1967 bis 1992 kann die Bundesregierung im Moment noch keine konkreten Angaben machen. "Die Finanzdaten, die das Asse-Projekt vor 1993 betreffen, sind nicht elektronisch erfasst", schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (17/399) auf eine Kleine Anfrage (17/342) der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Die entsprechenden Akten aus dem Bundesarchiv seien bereits angefordert, heißt es darin weiter. Die Frage, wie viel Zeit die Auswertung der Akten in Anspruch nehmen werde, hänge jedoch vom Umfang des Materials ab. In einer Vorbemerkung erklärt die Bundesregierung, dass sie den in der Kleinen Anfrage formulierten "Zusammenhang zwischen Lücken und Fehlern in der Dokumentation des radioaktiven und chemotoxischen Asse Inventars und der Dokumentation der Mittelverwendung des ehemaligen Asse-Betreibers" nicht erkennen könne.


Aus: "Zuwendungen an den Asse Betreiber von 1967 bis 1992 noch nicht bezifferbar"
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz (Umwelt/Antwort - 19.01.2010)
Quelle: http://www.bundestag.de/presse/hib/2010_01/2010_011/02.html


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Quote[...] Die Regierungsparteien, deren Umwelt- und Wirtschaftspolitiker sich im letzten Jahr oft heftig widersprochen hatten, präsentieren sich einig wie nie. Peter Altmaier, der parlamentarische Geschäftsführer der Union, der am Vortag im taz-Interview noch von schwarz-grünen Koalitionen geträumt hatte, wirft den Grünen nun "Klamauk" und "Obstruktion" vor. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU), der die Laufzeiten eigentlich viel weniger verlängern wollte als die im Schnitt mindestens zwölf Jahre, die nun beschlossen werden, will seine Niederlage offenbar durch möglichst heftige Angriffe gegen die Opposition vergessen machen: "Verantwortungsverweigerer" und "energiepolitische Blindgänger" nennt er seine Amtsvorgänger Sigmar Gabriel (SPD) und Jürgen Trittin (Grüne). Während Schwarz-Gelb ein "revolutionäres Konzept" ausgearbeitet habe, würden seine Kritiker nur "argumentationsloses Kampfgeschrei" verbreiten und "Ängste schüren". Sein Konzept geht auf: Neben wütenden Zwischenrufen aus der Opposition erntet Röttgen ungewohnt langen Beifall aus den eigenen Reihen.

Trittin und Gabriel fahren ihrerseits schwere Attacken gegen den Umweltminister. Indem er behaupte, die Sicherheitsanforderungen zu verschärfen, sage "Märchenonkel Röttgen" der Öffentlichkeit "dreist die Unwahrheit", kritisiert Gabriel. Und Trittin wirft Röttgen eine "unerträgliche Lobby- und Klientelpolitik" vor. Um den Energiekonzernen Milliardengewinne zu ermöglichen, habe die Regierung durch das verkürzte Verfahren parlamentarische Regeln gebrochen. Zudem sei die geplante Umgehung des Bundesrats verfassungswidrig. "Was Sie machen, ist keine Revolution, sondern ein Putsch", sagt Trittin.

SPD, Grüne und Linke sind sich einig in der Kritik, dass die Regierung einen mühsam erzielten gesellschaftlichen Konsens aufkündige. "Sie stellen absichtsvoll Unfrieden her", sagt Linken-Fraktionschef Gregor Gysi.

Einen ersten Eindruck davon vermitteln Atomkraftgegner zur gleichen Zeit in Berlin: Während der Bundestagssitzung bilden knapp 2.000 Menschen vor dem Reichstagsgebäude eine Menschenkette. Mit Trillerpfeifen und Kochtöpfen schlagen sie "Atomalarm", um die Abgeordneten zur Ablehnung der Laufzeitverlängerung aufzufordern. "Eine breite Mehrheit ist gegen Atomkraft", sagt Uwe Hiksch vom Vorstand der Naturfreunde Deutschland.

Anschließend verfolgt ein Teil der Demonstranten die Bundestagsdebatte vor dem Brandenburger Tor auf einer Leinwand; andere üben dort eine Sitzblockade für den Castor-Transport, der am nächsten Wochenende nach Gorleben rollt. Aktivisten von Greenpeace entrollen unterdessen vom Dach der CDU-Parteizentrale ein riesiges Transparent, auf dem sie der Partei "Politik für Atomkonzerne" vorwerfen.

Erfolg hat der Protest vor der Tür ebenso wenig wie der Versuch der Grünen im Bundestag, die Abstimmung durch eine Vielzahl von Änderungsanträgen, über die namentlich abgestimmt wurde, aufzuhalten: Mit mehreren Stunden Verspätung stimmt Schwarz-Gelb am Nachmittag mit knapper Mehrheit für die umstrittenen Atomgesetze.

Quote28.10.2010 21:03 Uhr:
von Müller:

Alles koruppte und hörige Politkasper, für die die Sessel, bei denen wo sie sich prostituiert haben, schon bereit stehen. Jeder Drogendealer ist mir sypatischer ...


Quote28.10.2010 17:46 Uhr:
von m.m.:

Wie hoch mögen die Spenden von Vattenfall, RWE, Eon und EnBW an CDU/CSU und FDP wohl gewesen sein?
... Keine Regierung vorher hat es gewagt, so offen Politik für ihre Klientel zu betreiben. Nicht einmal Kohl.



Aus: "Bundestag beschließt längere Laufzeiten: Atomausstieg unter Protest gekippt" (28.10.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/atomausstieg-unter-protest-gekippt/


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Quote[...] Auf rund 250.000 Tonnen wird die Menge des global bisher entstandenen hochradioaktiven Abfalls geschätzt, und in jedem der weltweit 441 Reaktoren entstehen inzwischen jedes Jahr 20 bis 30 weitere Tonnen.

Doch einen Ort, um diesen Müll dauerhaft sicher zu lagern, gibt es bislang nirgends auf der Welt. Als die kommerzielle Nutzung der Atomkraft in den 1960er Jahren begann, wurde Endlagerung noch nicht als Problem gesehen. Die Abfälle aus den Reaktoren würden "schon bald in einer europäischen Zentrale zur Frischhaltung von Lebensmitteln Verwendung finden", behaupteten Experten laut "Amtsblatt für den Stadtkreis Karlsruhe" vom September 1955, als in der Stadt die Ansiedlung eines AKWs debattiert wurde.

Inzwischen ist klar, dass der Atommüll für eine Million Jahre sicher eingeschlossen werden muss. Denn die radioaktiven Isotope, die bei der Atomspaltung entstehen, strahlen über viele hunderttausend Jahre. Beim Element Plutonium - das nicht zufällig nach dem römischen Gott der Unterwelt benannt wurde - etwa hat das in Brennelementen verwendete Isotop (239)Pl eine Halbwertszeit von 24.000 Jahren: Nach diesem Zeitraum ist das Material erst zur Hälfte zerfallen, nach 240.000 Jahren immer noch 0,1 Prozent vorhanden. Wegen der starken Strahlung gilt (239)Pl schon im Milliardstel-Gramm-Bereich als sicher krebserregend.

Für die vielen tausend Tonnen von heißem, hochgiftigem, stark strahlendem Müll, die bereits existieren und weiter produziert werden, wird darum weltweit nach unterirdischen Lagerstätten gesucht, die für eine Million Jahre sicher gegen die Atmosphäre abgeschirmt sind. Granit, Ton, Lehm, Salz - fast jede Gesteinsform wird irgendwo untersucht. Doch ob durch wissenschaftliche Zweifel, technische Probleme oder politische Widerstände - auch nach 40 Jahren kommerzieller Atomkraft-Nutzung gibt es kein einziges Ergebnis, weder in atomfreundlichen Demokratien wie Frankreich noch in autoritären Atommächten wie China oder Russland.

Auch in Deutschland sind die bisherigen Endlager-Versuche spektakulär gescheitert: Im Westen wurde Atommüll im "Versuchsendlager" Asse bei Wolfenbüttel eingelagert, im Osten im Kalibergwerk Morsleben. Beide sind heute einsturzgefährdet und müssen aufwendig saniert werden. Unterdessen wächst der deutsche Atommüllberg täglich weiter: 921 heiße Metallcontainer vom Typ Castor horten die AKW-Betreiber bereits in oberirdischen Hallen. 200 weitere wären auch unter dem rot-grünen Atomausstieg noch dazugekommen; wenn die von Schwarz-Gelb beschlossene Laufzeitverlängerung umgesetzt wird, steigt diese Zahl auf 500.

Die meisten dieser Behälter werden ohne spektakuläre Transporte in Hallen direkt auf dem AKW-Gelände gelagert. Transportiert wird vor allem jener Atommüll, der einst zur Wiederaufbereitung nach Frankreich und England geschickt wurde. Im Zwischenlager Gorleben, einer oberirdischen Lagerhalle, befinden sich derzeit 93 Castor-Behälter. Ob sie jemals im dortigen Salzstock eingelagert werden, ist nach neuen Erkenntnissen über seine unwissenschaftliche Auswahl und neuen Zweifeln an seiner Eignung heute ungewisser als je zuvor.


Aus: "Wohin nur mit dem Zeug?" VON MALTE KREUTZFELDT (04.11.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/zukunft/schwerpunkt-anti-akw/artikel/1/wohin-nur-mit-dem-zeug/


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#53
Quote[...] Sie haben die Polizei an ihre Grenzen gebracht. Eigentlich sollte hier längst der Castor fahren, doch seit Sonntagmittag saßen Tausende Menschen auf den Gleisen bei Harlingen, knapp 15 Kilometer vom Verladebahnhof Dannenberg entfernt. Die Polizei konnte sie nicht daran hindern, Tausende Beamte waren bereits andernorts im Einsatz. Mit Traktorblockaden verhinderten die Bauern der Umgebung, dass weitere Beamte herangezogen wurden.
Anzeige

Erst zum frühen Morgen gelang es der Polizei, erste Atomkraftgegner von den Gleisen zu tragen. "Manche gehen freiwillig, andere lassen sich auch wegtragen", sagte ein Polizeisprecher. Eine Demonstrantin, die Widerstand geleistet habe, sei verletzt. Bis Tagesanbruch brauchten die Beamten, die Strecke freizuräumen.

Aus der Polizeigewerkschaft hieß es, die Kollegen seien am Ende ihrer Kräfte. Am Sonntagnachmittag musste der Einsatzleiter Pferde- und Hundestaffel wegen überschrittener Dienstzeit abziehen. Zwei angedrohte Räumungen um 14 und 17 Uhr blieben aus, nur eine schwarz gekleidete Sondereinheit der Polizei nahm gezielt einige Aktivisten in Gewahrsam.

Nach Einbruch der Dunkelheit bot sich am Bahngleis Richtung Dannenberg ein gespenstisches Bild: Der Gleisabschnitt ist links und rechts von steilen Hängen gesäumt, die der Regen in den letzten Tage aufgeweicht hat. Oben warten Polizisten, doch an einen Einsatz aus der Höhe ist nicht zu denken. Für Wasserwerfer ist der Hang zu steil und eng.

Unten im Tal ist es feucht und kalt, am Abend kommt Frost. Auf 300 Metern Gleislänge sitzen und liegen die Menschen dicht an dicht, Isomatten und Rettungsdecken schützen vor der Kälte. Beißender Rauch von Feuern hängt in der Luft. ...

   * Feenfinder
   * 08.11.2010 um 9:31 Uhr

Gorleben - ein Produkt des Kalten Krieges

... es gibt sehr viele Dinge in Deutschland, die im Argen liegen und gegen die sich das Demonstrieren lohnt. Aber der Konflikt um Gorleben war bereits befriedet - bis ihn die aktuelle schwarz-gel(d)-be Bundesregierung den Atomkonsens aufkündigte. Gorleben als Endlager wurde in den 70er Jahren ausgewählt, weil der Standort in unmittelbarer Nachbarschaft zur Grenze zum Klassenfeind lag - und nicht weil der Standort als besonders geeignet erschien. Die DDR hatte ihr Endlager Morsleben auch unmittelbar an der damaligen deutsch-deutsche Grenze errichtet. Auf beiden Seiten hoffte man, würde irgendwelche radioaktive Lauge irgendwann einmal auslaufen, würde einzig und allein der Klassenfeind geschädigt.

Heute gibt es die DDR und die deutsch-deutsche Grenze nicht mehr. Mit dem Endlager Morsleben hat der Bund ein riesiges Problem geerbt und es gibt gravierende Zweifel, ob Gorleben nicht doch aus Gründen der Bergsicherheit überhaupt geeignet ist.


Quote* illitsch
   * 08.11.2010 um 8:51 Uhr

Demokratie

Honecker Mielke und Co. konnten noch durch Abstimmen mit den Füßen entsorgt werden. Merkel Westerwelle und Co. sind da resistenter. Man schickt halt noch 1000 Polizisten mehr.





Aus: "Castor-Protest Übermüdete Polizisten, euphorische Blockierer" Von Carsten Lißmann (8.11.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-11/castor-blockade

-.-

Quote[...] Die Protestinitiative "Widersetzen" kritisierte das Vorgehen der Beamten am Gleis. Die Polizei halte sich nicht an die getroffene Absprache, dass die Protestteilnehmer "ordnungsgemäß weggetragen" werden müssten, sagte ein Sprecher. "Stattdessen werden sie heruntergezerrt." Der Polizeisprecher sagte dagegen, die Räumung verlaufe friedlich. "Die Demonstranten stehen in der Regel auf, wenn sie dazu aufgefordert werden."

Am Sonntag hatte es heftige Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten gegeben. Dabei setzten die Einsatzkräfte Wasserwerfer, Schlagstöcke und Reizgas gegen Aktivisten ein, die bei Dannenberg eine Bahnstrecke unterhöhlten.

...


Aus: "Atommüll-Transport Der Castor rollt wieder" dpa, Reuters, AFP (8.11.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-11/castor-blockade-geraeumt


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Quote[...] Neue Zahlen nähren den Verdacht, dass die Bevölkerung im Umfeld von Atomanlagen einem erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt ist: Rund um das marode Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel häufen sich die Fälle von Blut- und Schilddrüsenkrebs. Wie aus dem aktuellen Krebsregister von Niedersachsen hervorgeht, sind zwischen 2002 und 2009 18 Fälle von Leukämie festgestellt worden. Das sind doppelt so viele wie gemäß dem Landestrend zu erwarten gewesen wäre. Außerdem wurde bei Frauen eine Verdreifachung der Fälle von Schilddrüsenkrebs registriert.

In dem alten Salzbergwerk Asse wurden zwischen 1967 und 1978 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll eingelagert. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das das Atomlager betreibt, sieht allerdings bisher keinen Zusammenhang zwischen den Krebserkrankungen und dem Atommülllager. Die Überwachungsmessungen hätten ergeben, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Gefahr für Beschäftigte und Bevölkerung bestehe, teilte die Behörde mit.

Das Gesundheitsministerium in Hannover hat dennoch zusammen mit dem Landkreis, dem Landesgesundheitsamt und dem Bundesamt für Strahlenschutz eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe eingesetzt, um die Fälle zu untersuchen. Nun gehe es darum, möglichst detaillierte Angaben zu den Krebsfällen zu bekommen, erklärte das Ministerium, da die Angaben im Krebsregister anonymisiert seien. "Wir müssen davon ausgehen, dass es mehrere Monate dauern wird, bis wir nähere Erkenntnisse zu den Menschen haben", sagte die zuständige Mitarbeiterin, Elke Bruns-Philipps. Der Wolfenbütteler Landrat Jörg Röhmann (SPD) warnte allerdings vor voreiligen Schlussfolgerungen. "Ein Zusammenhang zwischen den gehäuften Krebserkrankungen und der Asse-Thematik kann derzeit nicht hergeleitet werden", sagte er.

Die neuen Zahlen aus Niedersachsen sind nicht die ersten ihrer Art. 2007 zum Beispiel ergab eine vom BfS in Auftrag gegebene Studie, dass Kleinkinder im Umkreis von Atomkraftwerken ein höheres Krebs- und Leukämierisiko haben. Die Ursache dafür ist aber umstritten: "Nach derzeitigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand" sei auszuschließen, dass Atomkraftwerke im Normalbetrieb eine krankmachende Menge Strahlung freisetzten, erklärte das BfS seinerzeit.

Das Atommülllager Asse ist vor allem bekannt geworden für einen schlampigen Umgang mit Atommüll. Inzwischen ist bekannt, dass mehrfach Wasser in den angeblich sicheren Salzstock eingedrungen ist. Das BfS plant daher, den Atommüll wieder herauszuholen.

Autor: Dirk Eckert (afp, dapd, dpa)
Redaktion: Martin Schrader


Aus: "Atomkraft: Mehr Krebs-Fälle rund um Asse" (26.11.2010)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,,6271289,00.html


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Quote[...] Kürzlich hatten Forscher in der Region eine Häufung von Krebserkrankungen festgestellt. Die Zahl der an Leukämie erkrankten Männer im Umfeld der Asse ist demnach doppelt so hoch und die Zahl der Schilddrüsenkrebserkrankungen bei Frauen sogar dreimal so hoch ist wie im Landesdurchschnitt. Bislang ist aber unklar, ob ein Zusammenhang mit dem Atommülllager besteht. Das Bundesumweltministerium sieht keinen Zusammenhang der Krebshäufung mit dem Atommülllager Asse.

Im September war bekannt geworden, dass der Atommüll in der Asse deutlich stärker strahlt. Nach dem neu erstellten Inventarbericht wurde nämlich zehnmal mehr mittelradioaktiver Müll in das marode Lager gebracht als jahrelang angenommen.

hda/dapd


Aus: "Doppelt so viel radioaktive Flüssigkeit in der Asse wie bislang bekannt" (14.12.2010)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,734675,00.html



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#56
Nuklearunfälle von Fukushima-Daiichi
=> http://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearunf%C3%A4lle_von_Fukushima-Daiichi

=> http://cryptome.org/eyeball/daiichi-npp/daiichi-photos.htm

Quote[...] Tokio (dpa) - Trotz aller Dauereinsätze im Kampf gegen die Kernschmelze hat sich die Lage am Atom-Wrack in Fukushima zugespitzt. «Die Regierung tut das Äußerste, um die Situation unter Kontrolle zu bringen», sagte Japans Ministerpräsident Naoto Kan bei einer Pressekonferenz.

«Die Regierung arbeitet rund um die Uhr.» Zuvor gab es neue Alarmmeldungen über extrem strahlendes Wasser im AKW Fukushima Eins. Dort sind jetzt zwei Blöcke ohne jede Kühlung.

... Kan räumte in seiner Ansprache ein, die Lage in Fukushima sei noch immer «sehr ernst». «Wir sind noch nicht in einer Position, in der wir optimistisch sein können.» Zwei Wochen nach dem Mega-Erdbeben dankte er ausdrücklich den Einsatzkräften am Krisen-AKW: Sie riskierten ihr Leben. Die Verstrahlten hätten sein Mitgefühl.

Besonders dramatisch ist die Situation an den Meilern 1, 2 und 3. Bereits am Donnerstag sorgte stark strahlendes Wasser an Block 3 für Rückschläge. Am Freitag dann stoppte ebenfalls radioaktiv belastetes Wasser die Einsätze an den Reaktoren 1 und 2, wie die Nachrichtenagenturen Kyodo und Jiji Press berichteten. Es wurde im Untergeschoss der Turbinenräume entdeckt - genau wie bei Block 3. Als hohe Radioaktivität festgestellt wurde, mussten sich die Techniker zurückziehen.

Am Donnerstag waren zwei Arbeiter in einem Keller neben Reaktor 3 verletzt worden, als ihnen verstrahltes Wasser in die Schuhe lief. Nach Angaben der Betreiberfirma Tepco hatte das Wasser eine Radioaktivität von 3,9 Millionen Becquerel pro Kubikzentimeter - 10 000 Mal so viel wie üblich. Laut Angaben der Atomsicherheitsbehörde NISA vom Donnerstag sollen die Arbeiter einer Dosis von rund 170 oder 180 Millisievert ausgesetzt gewesen sein. Die Maßeinheit Sievert zeigt an, wie groß die Wirkung der radioaktiven Strahlung auf Menschen ist. Ein Wert in Becquerel sagt dagegen noch nicht direkt etwas über die Gesundheitsgefahr aus.

Die 10 000-fach erhöhte Strahlung des Wassers war dennoch ein Alarmzeichen: Vermutlich seien an Block 3 der Reaktorbehälter oder das Abklingbecken für abgebrannte Kernbrennstäbe beschädigt, berichtete der Betreiber Tepco. Die Atomaufsichtsbehörde NISA fügte an, das Wasser in dieser Anlage komme vermutlich vom Kern des Reaktors. Diese Berichte schürten neue Angst vor einer Kernschmelze.

Die NISA forderte den AKW-Betreiber Tepco zu einem wirksameren Schutz vor Radioaktivität auf. «Wir haben Probleme mit dem Strahlenschutz», stellte Sprecher Hidehiko Nishiyama fest.

An Reaktor 5 ist nach Angaben von Tepco das reguläre Kühlsystem inzwischen wieder repariert. Die defekte Pumpe sei ausgetauscht worden, die Kühlung laufe wieder. Das Unglücks-AKW hat sechs Meiler und zahlreiche Abklingbecken.

Japans Regierungschef sieht weiter keine Notwendigkeit, die 20-Kilometer-Evakuierungszone um das AKW auszuweiten. Regierungssprecher Yukio Edano empfahl aber den Menschen im 30-Kilometer-Radius, sich freiwillig in weiter entfernte Regionen zu begeben.

Als Reaktion auf die Fukushima-Katastrophe erwägt Japan zudem neue Sicherheitsstandards für Atomkraftwerke. Das erklärte Wirtschaftsminister Banri Kaieda. Dei Regierung kündigte an, die Radioaktivitäts-Messungen bei Lebensmitteln ausweiten zu wollen.

... Erstmals wurde in der Luft in Deutschland radioaktives Jod aus Japan gemessen. Die Dosis sei absolut unbedenklich, teilte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums am Freitag in Berlin mit.


Aus: "Lage in Fukushima verschärft sich" (sueddeutsche.de, 25.03.2011 )
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1131731



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#57
Quote[...] Hamburg - Im Atomforschungszentrum Jülich bei Aachen hat es Pannen bei der Lagerung radioaktiver Materialien gegeben. Dadurch sind der nordrhein-westfälische Landesregierung nach SPIEGEL-Informationen 2285 Brennelementkugeln abhanden gekommen. Das geht aus den Antworten auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor.

Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) geht davon aus, dass Brennelementkugeln "allem Anschein nach" im niedersächsischen Forschungsbergwerk Asse gelandet seien. Genau lasse sich das heute nicht mehr herausfinden, weil die in der Asse "eingelagerten Mengen nicht bekannt sind". Besonders brisant dabei: In dem Salzbergwerk durften nur schwach und mittelradioaktive Abfälle der Republik gelagert werden - keine Brennelemente.

"Ein erschreckendes Beispiel, wie lax mit radioaktiven Stoffen hier umgegangen wurde", sagte Hans Christian Markert, Atom-Experte der Grünen. Er hat ausgerechnet, dass in den verschwundenen Kugeln etwa 2,2 Kilogramm Uran 235 und 23 Kilogramm Thorium 232 stecken. Allein das wäre Stoff genug für mehrere schmutzige Bomben. Doch das Risiko ist möglicherweise noch größer. Falls die Brennelemente benutzt worden sind, käme noch hochgefährliches Plutonium dazu.

jok

Quote


Quote
02.04.2011, WolArn

Das kann doch nicht sein,
...daß die nicht mehr wissen, was und wieviel da gelagert wird!?


Quote
02.04.2011, greentiger

Irgendwie ticken die nicht richtig
Ich lese es, allein mir fehlt der Glaube.

Seit Jahren wird potentieller Terrorismus als grösste Gefahr für Deutschland dargestellt. ...

Quote

03.04.2011, MaxMatthias

Vielen Dank, liebe Red.,
damit werde ich auch heute mit einem lautem Lachen wach.Die Realität ist immer weitaus härter als das, wovor wir Atomgegner seit Jahrzehnten warnen.


...


http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=32774


Aus: "NRW vermisst 2285 Brennelementkugeln" (02.04.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,754719,00.html

-.-

Quote[...] Einem Zeitungsbericht zufolge ist jetzt offenbar ihr Verbleib geklärt. Die Brennelementekugeln wurden aus dem Forschungszentrum Jülich in das Forschungsbergwerk Asse gebracht. Dies gehe aus Unterlagen der Gesellschaft für Strahlenschutz und Umweltforschung hervor, berichtet die Rheinische Post.

Danach seien am 23. November 1976 und am 15. Dezember 1976 insgesamt drei Behälter mit Brennelementekugeln per Bahn von Jülich nach Asse gebracht worden. Das radioaktive Material sei in Blechdosen und Fässern transportiert worden.

Ein von rp-online veröffentlichtes Transport-Dokument trägt die Bezeichnung "Begleitliste zur Versuchseinlagerung mittelradioaktiver Abfälle im Salzbergwerk Asse". Als Art der radioaktiven Abfälle sind "BE-Kugeln in Blechdose" vermerkt.

Das Bundesumweltministerium kritisierte wegen des verschwundenen Atommülls die Atomaufsicht in Nordrhein-Westfalen. "Das BMU ist einigermaßen irritiert über die Wahrnehmung der Aufsichtspflicht durch Nordrhein-Westfalen", sagte die Ministeriumssprecherin Christiane Schwarte. Das Ministerium werde Vertreter der Landesbehörde nun zu einem Gespräch nach Berlin einladen.

Mit dem ungeklärten Verbleib der Brennelementkugeln soll sich am Mittwoch der Düsseldorfer Landtag befassen. Die FDP hat dringliche Anfragen für die Sitzungen des Wirtschafts- und des Umweltausschusses angekündigt. "Wir nehmen es nicht unwidersprochen hin, dass die Landesregierung gemeinsam mit den Grünen durch nicht fundierte Aussagen die Ängste der Bevölkerung schürt", sagte der umweltpolitische Sprecher der Liberalen, Kai Abruszat.

Am Wochenende war durch eine Antwort von Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) auf eine kleine Anfrage der Grünen bekanntgeworden, dass die Landesregierung keine genaue Kenntnis hat, wo rund 2300 Brennelemente aus dem 1988 stillgelegten Forschungsreaktor geblieben sind. "Allem Anschein nach" seien Brennelementkugeln aus Jülich im Forschungsbergwerk Asse eingelagert worden, antwortete Schulze.

In der Asse durften aber keine Brennelemente deponiert werden. Das Forschungszentrum versicherte auch, bei den fraglichen Brennelementen handele es sich um zerbrochene Kugeln, die einbetoniert in einem Zwischenlager in Jülich aufbewahrt werden.

Noch am Montag will sich der Vorstandsvorsitzenden des Forschungszentrums, Prof. Achim Bachem, in Berlin zusammen mit dem Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Thomas Rachel, äußern. Auch Schulze hat eine Erklärung angekündigt.

Im maroden Atommülllager Asse lagern nach Angaben des Bundesumweltministeriums knapp 14.800 Abfallbehälter mit mittelaktiv strahlendem Material.

Das ehemalige Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel wurde seit 1965 zwar offiziell als Forschungseinrichtung des Bundes betrieben. In dem Schacht wurden aber über Jahrzehnte auch radioaktive Abfälle der Industrie in großen Mengen abgelegt, da ein Endlager nicht zur Verfügung stand.


Aus: "In Blechdosen nach Asse" (04.04.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/atommuell-vermisste-brennelemente-kugeln-sind-in-asse-1.1081030


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Quote[...]  Tokyo, Japan, 28 April 2011 – The Japanese Government has refused to grant Greenpeace permission to carry out independent radiation monitoring within the country's 12 mile territorial waters, approving only a much more limited programme further out to sea.

The organisation's flagship, the Rainbow Warrior, arrived outside Tokyo today, enroute to site of the stricken Fukushima nuclear complex. Greenpeace submitted a comprehensive research plan to the Japanese Ministry of Food and Agriculture including testing beyond that being carried out by the government (1). While permission has been granted to test seawater, sediment and sea life, the most important research within the 12 mile limit is being blocked (2).

The Rainbow Warrior needs to have its gyro compass repaired, so as such intends to dock briefly in Tokyo after which it will proceed to the Fukushima coast.

"It is critical that Greenpeace is allowed to test marine life, and to conduct monitoring in the coastal areas most at risk from sea water contamination from the Fukushima plant" said Junichi Sato, Greenpeace Japan Executive Director. "This is about providing independent and transparent information that will help people to protect both their health and livelihoods".

So far Greenpeace has carried out independent land based monitoring and published all of the results (3), which have been greeted with considerable appreciation by local officials and members of the public. In order to get a more complete picture marine based monitoring is vital.

"We need to extend our research (4) into the marine environment Japan relies upon so heavily to feed itself", said Ike Teuling, Greenpeace radiation expert aboard the Rainbow Warrior. "It has been almost two months since this crisis began and there is still not enough information in the public domain, or enough safety measures in place to protect the health of the population."

"We have been working closely with the authorities, and while we welcome this recognition of our research activities, like much of the government's response to this nuclear crisis, it simply does not go far enough", added Sato. "The government must urgently revise its decision and approve testing closer to shore, so we can begin this critically important independent research."

ENDS

CONTACTS:

Greg McNevin, Greenpeace International Communications, in Tokyo, +81 80 3930 3341
Greenpeace International Press Desk Hotline, Amsterdam +31 20 7182470

Photography and video of the radiation monitoring are available:
Greenpeace International Picture Desk, jnovis@greenpeace.org, +31629001152
Greenpeace International Video Desk, lucy.campbell.jackson@greenpeace.org, +31646162015

For more on Greenpeace's work in Fukushima, visit:
http://t.co/csFsCvF
Receive Greenpeace International press releases via Twitter: http://www.twitter.com/greenpeacepress

NOTES

(1) The Greenpeace research plan:
http://www.greenpeace.org/japan/Global/japan/pdf/20110428_Research_plan.pdf

2) MOFA approval of the research application, which was presented through diplomatic channels by the Dutch authorities:
http://www.greenpeace.org//japan/Global/japan/pdf/MOFA_response.pdf

3)  Results from Greenpeace's land-based radiation monitoring:
http://www.greenpeace.org/fukushima-data

4) Three Greenpeace teams have carried out radiation monitoring outside the 30km mandatory evacuation zone around the Fukushima nuclear plant. Two teams focused on mapping surface contamination and the third on food and milk testing. During March 27 and 28, radiation monitoring was conducted in Iitate village and Namie region. Between April 4 and 8 the teams conducted detailed measurements as well as food and soil analysis in Fukushima City, Koriyama City, Minamisoma, Namie, Iitate, and many places in between.

A detailed and annotated Google map of locations and radiation readings compiled by the Greenpeace team can be found here http://bit.ly/gaMGnf



From: "Greenpeace marine radiation monitoring blocked by Japanese government"
Press release - April 28, 2011
Source: http://www.greenpeace.org/international/en/press/releases/Greenpeace-marine-radiation-monitoring-blocked-by-Japanese-government/


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Quote[...] Katastrophe ist womöglich ein zu schwaches Wort für das, was im AKW Fukushima derzeit geschieht. Der Betreiber Tepco berichtet von Strahlenwerten, die in wenigen Sekunden tödliche Schäden bei Menschen verursachen können. Die genaue Höhe der Radioaktivität ist jedoch unbekannt. Die Skalen auf den Messgeräten reichen nicht aus.

An dem japanischen Katastrophen-Reaktor Fukushima sind an einer weiteren Stelle tödliche Strahlenwerte entdeckt worden. Der AKW-Betreiber Tokyo Electric Power (Tepco) teilte mit, auch in einem Lüftungsschacht seien mehr als zehn Sievert gemessen worden. Bereits am Vortag waren am Boden des Schachts ähnlich hohe Werte festgestellt worden. Ab einer Strahlung von zehn Sievert pro Stunde erleiden Menschen in der Regel nach wenigen Sekunden schwere gesundheitliche Schäden, die zum Tod führen können. Die tatsächlichen Werte könnten sogar noch deutlich höher liegen, weil die von Tepco eingesetzten Messgeräte nur eine Strahlung von bis zu zehn Sievert darstellen können.

Die Strahlenwerte machen das große Gesundheitsrisiko deutlich, dem die Tepco-Angestellten bei den Aufräumarbeiten an dem havarierten Atomkraftwerk ausgesetzt sind. Ungeachtet der Gefahr bekräftigte Tepco aber sein Ziel, die Reaktoren bis Januar zu stabilisieren. Die hohen Strahlenwerte würden die Arbeiten nicht behindern. Dagegen warnten Wissenschaftler den Konzern, er dürfe das Einhalten der Frist nicht über den Schutz seiner Einsatzkräfte stellen.

Seit der Atomkatastrophe im März geht auch in der japanischen Bevölkerung die Angst vor radioaktiv verseuchten Lebensmitteln um. Bei verschiedenen Produkten wurde bereits überhöhte Strahlung festgestellt. In mindestens 14 Präfekturen im Nordosten soll nun noch vor der Ernte untersucht werden, ob im dort angebauten Reis die Menge an radioaktivem Cäsium die Grenzwerte überschreitet.

Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin forderte Japan zum Handeln auf. "Die japanische Regierung muss jetzt alles tun, um noch schlimmere Auswirkungen der Katastrophe zu verhindern. Sie muss für maximale Transparenz sorgen und internationale Unterstützung heranziehen", sagte Trittin. Auch fünf Monate nach Beginn der Kernschmelze habe der Betreiber Tepco die Lage nicht unter Kontrolle.

...


Aus: "Todesfalle Fukushima: Strahlung sprengt Mess-Skala" (02. August 2011)
Quelle: http://www.n-tv.de/panorama/Strahlung-sprengt-Mess-Skala-article3958461.html


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#60
Quote[...] zwischendurch wieder ein thema, welches in diesen tagen nur allzu leicht untergeht, aber nichtsdestotrotz zu den großen globalen, kapitalistischen und letztlich "zivilisatorischen" verbrechen gezählt werden muss. ich hatte mich vor ein paar jahren mit der zusammenarbeit von italienischem staat und der kalabrischen mafia 'Ndrangheta bei der versenkung von schiffen mit gift- und atommüll an diversen stellen im mittelmeer beschäftigt ( http://autismuskritik.twoday.net/stories/notiz-die-mafia-der-giftmuell-und-die-kapitalistischen-demokratien/ ); und in dem rahmen auch auf ähnliche giftmüllverklappungen vor der küste von somalia hingewiesen (Sie erinnern sich - die ehemaligen fischer, die jetzt als piraten ein schreckgespenst des "ungehinderten globalen warenflusses" geworden sind...).

nun hat das ard-magazin report mainz in der letzten sendung auf eine vermutlich nicht nur mir bisher unbekannt gewesene atomare zeitbombe an diversen stellen im atlantischen ozean aufmerksam gemacht:

"Endlager Meeresboden - Bis 1982 versenkten neun Staaten schwach- und mittelradioaktive Abfälle im Nordostatlantik, darunter auch Deutschland. Insgesamt wurden offiziellen Statistiken zufolge an 15 Stellen 114.726 Tonnen Atommüll in 222.732 Fässern verklappt und zwar Alpha-, Beta- und Gammastrahler. Die verantwortlichen Regierungen gingen davon aus, dass der radioaktive Abfall in 4.700 Metern Tiefe "beseitigt" sei. Man nahm an, dass eventuell ausdringende radioaktive Stoffe im Ozean "verdünnt" würden. Heute ist die "Verdünnung" von radioaktiven Abfällen verboten, weil die Radioaktivität dabei nicht verringert sondern unkontrolliert verteilt wird." (...)

...


Aus: "aufgewärmt: gift- und atommüll in den meeren" Von monoma (04.11.2011)
Quelle: http://autismuskritik.twoday.net/stories/aufgewaermt-gift-und-atommuell-in-den-meeren/

-.-

Quote[...] Endlager Meeresboden - Bis 1982 versenkten neun Staaten schwach- und mittelradioaktive Abfälle im Nordostatlantik, darunter auch Deutschland. Insgesamt wurden offiziellen Statistiken zufolge an 15 Stellen 114.726 Tonnen Atommüll in 222.732 Fässern verklappt und zwar Alpha-, Beta- und Gammastrahler. Die verantwortlichen Regierungen gingen davon aus, dass der radioaktive Abfall in 4.700 Metern Tiefe "beseitigt" sei. Man nahm an, dass eventuell ausdringende radioaktive Stoffe im Ozean "verdünnt" würden.

... Wenige Jahre nach den letzten Versenkungen haben Meeresbiologen herausgefunden, dass freigesetzte Isotope über die Nahrungskette auch aus einer Tiefe von mehr als 5.000 Metern hinauf in Fischfangzonen gelangen können. Seit 1995 ist das Versenken von Atommüll weltweit verboten. Inzwischen wurde in den Versenkungsgebieten u.a. Plutonium 238 in Wasserproben, im Sediment und in Fischen nachgewiesen. Die Halbwertzeit von Plutonium 238 liegt bei 87,7 Jahren. Wenige Millionstel Gramm Plutonium im Körper sind für den Menschen tödlich.

...

QuoteKommentar zu diesem Artikel:
Strahlende Altlasten

(Schempp Erich) 02.11.2011 , 13:03

Sehr geehrte Damen und Herren, mit größtem Interesse habe ich Ihren Bericht über die Verklappung von Plutoniumabfällen verfolgt. Mit größtem Interesse deshalb, weil in meinem Körper Plutonium nachgewiesen wurde und ich seit mehr als drei Jahren mehrfach an Krebs erkrankt bin. Allerdings stammt dieses Plutonium nicht aus dem Meer, sondern von Tests der Bundeswehr für Panzermunition, im Jahr 1983, an denen ich als Wehrpflichtiger teilgenommen. Dies ist als sicher anzunehmen, da ausreichend Beweise vorliegen. Es wurden Munitionshülsen und das darin enthaltene Restmaterial , die nachweislich von diesen Tests stammen von mehreren Labors untersucht. Die Munition stammt aus deutscher Produktion, beteiligt waren die Firmen Rheinmetall, Dynamit Nobel und Diehl AG. Woher das radioaktive Ausgangsmaterial stammt, ist allerdings noch unklar. Vermutlich ist es Abfall aus einer Wiederaufbereitungsanlage. Die Bundeswehr bestreitet jemals mit Uranmunition geschossen zu haben. Verweigert jedoch eine Einsicht in die Akten mit der Begründung diese seien streng geheim. Mehrere Klagen und Strafanzeigen wurden zurückgewiesen. Allen ist gemeinsam, dass weder Zeugen vernommen, noch Gutachter gehört, oder deren Gutachten zur Kenntnis genommen wurden. Im Gegenteil, ganz im Sinne eines Volker Kauder, CDU, der der Ansicht ist das Verräter hart bestraft werden müssen, wurden Strafverfahren gegen mich geführt. Der Grund für diese Tests ist sicherlich einmal die Möglichkeit radioaktive Abfälle billigst zu entsorgen. Zudem ist diese Uranmunition deutlich effektiver als Wolframmunition. Der Warschauer Pakt besaß zum damaligen Zeitpunkt bereits Uranmunition.

Mit freundlichen Grüßen Erich Schempp



Aus: "Deutscher Atommüll auf dem Meeresboden wird zur tickenden Zeitbombe - Strahlende Altlast" (2011)
Quelle: http://www.swr.de/report/strahlende-altlast/-/id=233454/mpdid=8815982/nid=233454/did=8815982/379um2/index.html


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Als Nuklearkatastrophe von Fukushima werden eine Reihe katastrophaler Unfälle und schwerer Störfälle im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I) und deren Auswirkungen bezeichnet.
Die Unfallserie begann am 11. März 2011 um 14:47 Uhr (Ortszeit)  ...
wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima

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Quote[...] Der Betreiber des Atomkraftwerks Fukushima hat die Gefahr durch Tsunamis bewusst verharmlost - um eine Schließung des AKW zu vermeiden. Das geht aus einem Dokument hervor, das der Konzern Tepco jetzt veröffentlicht hat.

... Der Konzern Tepco hat bewusst die Gefahr durch Tsunamis verharmlost - um eine Schließung des AKW zu vermeiden. Ein Dokument, das Tepco jetzt veröffentlicht hat, listet haarsträubende Missstände auf, die schließlich zur Katastrophe führten.

Lange hatte Tepco versucht, das wahre Ausmaß des Unfalls und seine Ursachen zu vertuschen. Vor diesem Hintergrund wirkt das Dokument, das die Betreiberfirma des AKW jetzt veröffentlicht hat, geradezu schonungslos ehrlich. In einer langen Liste werden die Versäumnisse aufgezählt, die es ermöglicht haben, dass ein Kernkraftwerk in einer Region, die für schwere Erdbeben und Tsunamis bekannt ist, von genau solchen Naturgewalten zerstört werden konnte.

In dem Papier findet sich unter anderem das Eingeständnis, dass Tepco die Gefahren durch einen Tsunami kannte - und bewusst verheimlicht hat: "Es wurde befürchtet, dass das Kraftwerk sofort abgeschaltet worden wäre, falls Tsunami-Risikostudien enthüllt worden wären."

Damit nicht genug: Tepco räumt in dem Report auch ein, gewusst zu haben, dass Maßnahmen gegen schwere Unfälle notwendig gewesen wären. Dies zuzugeben, hätte aber "gesetzgeberische Risiken" bedeutet. Nicht nur deshalb unterblieben neue Sicherungsmechanismen. Es habe außerdem die "latente Befürchtung" bestanden, dass man das AKW Fukushima-Daiichi dann vorübergehend hätte schließen müssen.

Den Tepco-Managern war es offenbar wichtiger, in der Öffentlichkeit keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen, als das Kernkraftwerk ausreichend abzusichern. "Es bestand die Sorge, dass die Implementierung von Unfall-Schutzmaßnahmen Ängste in der Öffentlichkeit geschürt und die Anti-Atomkraftbewegung gestärkt hätte", heißt es in dem Report.

Der Bericht ("Grundlegende Richtlinien für die Reform der Tepco-Atomstrom-Organisation") listet noch eine Reihe weiterer Versäumnisse auf, die in ihrer Summe den Unfall vom März 2011 wohl erst möglich gemacht haben:

    Eine "mehrdeutige Befehlskette und die unzureichende Vorab-Koordinierung mit der Aufsichtsbehörde und dem Büro des Premierministers" hätten den Kampf gegen die Havarie der Reaktoren erschwert.

    Die Befehle aus dem Tepco-Hauptquartier und aus dem Büro des Premierministers hätten außerdem für Durcheinander gesorgt.

    Man habe keine Informationen über den Status von wichtiger Ausrüstung austauschen und deshalb nicht schnell und angemessen reagieren können, zahlreiche unwichtige Informationen hätten die Entscheidungen zusätzlich verzögert.

    Es habe ein Mangel an Ingenieuren geherrscht, die Experten für den Aufbau der Systeme und deren Betrieb waren.

    Man sei nicht in der Lage gewesen, Notstrom-Batterien und Kompressoren schnell und problemlos miteinander zu verbinden.

    Wichtiges Material sei gar nicht vorhanden oder nicht schnell genug nachgeliefert worden.

    Es habe keine Richtlinien des Managements für den Fall gegeben, dass Notfälle an mehreren Reaktoren zugleich auftreten.

Völlig überraschend kommen die Eingeständnisse in dem Report freilich nicht. Im Juli war ein Untersuchungsausschuss bereits zu ähnlichen Schlüssen gekommen: Tepco habe die Gefahren durch Tsunamis bereits vor dem Unglück verschleiert, während des Unfalls ein schlechtes Krisenmanagement gezeigt und anschließend versucht, das wahre Ausmaß der Verfehlungen zu vertuschen.

Dass der Konzern all dies nun selbst zugibt, ist jedoch bemerkenswert: Zuvor hatte Tepco den beinahe 15 Meter hohen Tsunami, der nach einem Erdbeben der Stärke 9 über das Kraftwerk hereinbrach, wiederholt als "unvorhersehbar" bezeichnet.

Dabei stehen im Norden Japans seit langem vielerorts Steine, die vor Tsunamis warnen. Es sind Jahrhunderte alte Gravuren der Vorfahren, die offenbar ähnliche Katastrophen erlebt hatten.


Aus: "Fukushima-Konzern gibt gezielte Lüge zu" Von Markus Becker (12.10.2012)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/fukushima-tepco-hat-tsunami-gefahr-bewusst-verharmlost-a-860986.html


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Quote[...] Arbeiter, die das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima zurückbauen, haben ihre Strahlenmessgeräte mit Blei isoliert. So konnten sie länger in der Anlage sein.

... Begründet wurde die Manipulation gegenüber den Angestellten damit, dass sie sonst zu schnell den zulässigen Grenzwert von 50 Millisievert pro Jahr erreichen und so ihren Job verlieren würden – und jegliche Chance auf eine Anstellung in einem anderen Atomkraftwerk. Der Zeitung liegt nach eigenen Angaben eine Tonbandaufzeichnung des Gesprächs vor. ... Das japanische Gesundheitsministerium will den Vorwürfen nachgehen, war jedoch zu einer Stellungnahme zunächst nicht bereit.

...

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   bernjul
   21.07.2012 um 16:06 Uhr

Manipulative Berichterstattung

Mich packt gerade die nackte Wut angesichts dieser Übertschrift:
"ARBEiTER haben Strahlenmessgeräte manipuliert"
Nein, die Arbeiter haben das wohl kaum freiwillig getan. Das MANAGEMENT und die REGIERUNG haben die Arbeiter gezwungen die Geräte manipuliert, um ihre kriminellen und mafiösen Machenschaften zu verschleiern.

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   M. Wellington
   21.07.2012 um 16:38 Uhr

nicht manipulativ

Nein, die Arbeiter haben es tatsächlich freiwillig getan - oder eben gekündigt.
Der Grund steht auch im Artikel: wenn sie die Strahlenhöchstdosis erreicht haben, dürfen sie nicht mehr arbeiten und verlieren ihre Jobs - sie dürfen nicht mal mehr bei der Konkurrenz darin arbeiten.
Als Familienvater, der seine Kinder ernähren muss, würde auch ich freiwillig mein Messgerät abdecken. Lieber sterbe ich selbst früher als dass meine Familie in die Armut abrutscht.
Der zynische Punkt an dieser Problematik ist doch der, dass dieser Unfall nicht passieren hätte dürfen, aber halt trotzdem passiert ist. Nun müssen eben Menschen aufräumen, es geht nicht mehr anders.
Die Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht, der jetzigen Bauleitung ist bzgl. dieses Verhaltens meiner Meinung nach kein Vorwurf zu machen. Sie sind einfach nur ehrlich zu ihren Angestellten.
Und wie im Artikel beschrieben hatten etliche gekündigt und andere eben nicht. Mehr Freiwilligkeit von Seiten der Firma geht nicht. Der Zwang, die Abdeckung zu benutzen, stammt nicht von der Firma sondern von den privaten Zwängen, in denen sich die Arbeiter befinden.


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   wawerka
   21.07.2012 um 16:52 Uhr

Tja....

"Als Familienvater, der seine Kinder ernähren muss, würde auch ich freiwillig mein Messgerät abdecken. Lieber sterbe ich selbst früher als dass meine Familie in die Armut abrutscht."

Solange Ihre Denkweise gesellschaftlich weitgehend akzepetiert bleibt, wird es immer Leute wie die Betreiber von Tepco geben, die kaltlächelnd tausende Opfer in Kauf nehmen um für sich selbst Milliardengewinne einzustreichen.

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   JonVanValkenberg
   21.07.2012 um 17:06 Uhr

Man hats nicht leicht  als Kapitalistenknecht. Aber dass man das auch noch richtig so findet – da bleibt mir doch die Spucke weg...


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   kannnichtsein
   21.07.2012 um 18:12 Uhr

freiwillig

sie haben ein seltsames verständniss von freiwilligkeit, großkapitalisten freuen sich freilich über solch eine arbeitsmoral in denen dem arbeiter das geld wichtiger ist als seine gesundheit. denn die märtyrerrolle zugunsten ihrer familie ist lächerlich, was sollen ihre kinder mit geld und ohne vater?

und meinen sie tatsächlich eine bedrohung hinter einer tat wäre ungültig, die tat immer noch freiwillig? eine geisel die den fluchwagen fährt sollte bestraft werden?


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   xpeten
   21.07.2012 um 16:44 Uhr

"Die Arbeiter haben das wohl kaum freiwillig getan"
In einem Land, wo den Menschen Ungefährlichkeit und Alternativlosigkeit der Atomstromenergie wie eine Religion verordnet wird, an die man als anständiger Mensch gefälligst zu glauben hat, ist selbst dies denkbar. Was ist schon der Verlust von Gesundheit und Leben, wenn es dem geliebten Vaterland dient.





Aus: "Arbeiter haben Strahlenmessgeräte manipuliert" (21.07.2012)
Quelle: http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2012-07/fukushima-manipulation-strahlung


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Quote[...] Auf dem Betriebsgelände der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield lagern 112 Tonnen reines Plutonium , es ist das größte zivile Plutoniumlager der Welt. Ursprünglich glaubte man, mit dem aufgearbeiteten Atommüll günstig Strom erzeugen zu können, im eigens dafür konzipierten Schnellen Brüter. Doch der Traum vom Reaktor, der seinen eigenen Abfall verzehrt, droht zum Albtraum zu werden. Und während Länder wie Großbritannien, Deutschland und die USA verzweifelt nach Wegen suchen, den Stoff loszuwerden, findet die gefährliche Utopie des Plutoniumkreislaufs in China, Russland und Indien neue Anhänger – allen Gefahren zum Trotz.

Immer wenn ein Atomkraftwerk Strom aus der Kernspaltung von Uran erzeugt, entsteht dabei Plutonium. Es ist radioaktiv und hochgiftig. Schon wenige Mikrogramm können Krebs auslösen. Kein anderer Stoff, der in so kleinen Dosen tödlich wirkt, wurde je in so großen Mengen produziert.

... Das Gelände der Nuklearanlage Sellafield beginnt gleich hinter dem Bahnhof. Wer sich zu nah an den Zaun heranwagt, wird sofort von Sicherheitskräften umringt, die Maschinengewehre vor der Brust tragen: »Could we have a look at your documents, please?« Hinter dem Zaun Gestalten mit Schutzhelmen, die Hürden überspringen, robben, schießen: Sicherheitskräfte beim Einsatztraining. »Irgendwann ist ein Lageplan von Sellafield im Internet aufgetaucht«, sagt der Atomkraftgegner Martin Forwood. »Seitdem finden hier regelmäßig Übungen zur Verhütung von Terroranschlägen statt.«

Sellafield betreibt eine von zwei Plutoniumfabriken in Europa, die andere ist die Wiederaufbereitungsanlage in La Hague. In Sellafield stehen Gewerbehallen, Schornsteine, Bürokomplexe, Kühltürme und Reaktorkuppeln inmitten von grünen Hügeln. Da gibt es die beiden alten Plutoniumreaktoren, die früher Munition für das britische Atombombenprogramm produzierten. Sie stammen aus den fünfziger Jahren, als Sellafield noch Windscale hieß. Ein Brand im Jahr 1957 löste dort eine der ersten schweren Katastrophen des Nuklearzeitalters aus.

Hier steht auch die Wiederaufbereitungsanlage Thorp, wo abgebrannter Kernbrennstoff aus Atomkraftwerken in Salpetersäure aufgelöst wird, um daraus Plutonium und Uran wiederzugewinnen. In den Jahren 2004 und 2005 liefen durch ein Leck im Rohrsystem unbemerkt 83.000 Liter radioaktive Flüssigkeit mit 160 Kilogramm Plutonium in ein Becken. Die Brühe wurde abgepumpt, der Betreiber musste 500.000 Pfund Strafe zahlen.

Und schließlich gibt es die Fertigungsanlage für Mischoxid-Brennstoff, kurz: Mox, in der Plutonium und Uran zu neuen Brennelementen verarbeitet werden. Wegen technischer Schwierigkeiten produzierte die Anlage bislang nur einen Bruchteil der angekündigten 120 Tonnen Mox pro Jahr.

Ursprünglich war der Mox-Brennstoff für den Betrieb der Schnellen Brüter gedacht. Weil diese jedoch nie gebaut wurden oder vor Inbetriebnahme als Ruinen endeten, war bald eine andere Lösung im Gespräch: das Verbrennen in Leichtwasser-Reaktoren. Allerdings können die britischen Atomkraftwerke den Mox-Brennstoff nicht selbst verbrauchen, weil sie mit Gas gekühlt werden. Die AKWs, die man mit Mox-Brennstoff betreiben kann, stehen in Frankreich – und in Deutschland.

Tatsächlich stammen bis zu sieben Tonnen des Sellafield-Plutoniums aus dem Recycling deutscher Brennelemente. Die deutschen AKW-Betreiber waren ursprünglich vertraglich verpflichtet, Sellafield die entsprechende Menge an Mox-Brennstäben abzunehmen. Im September und November wurden 16 davon ins AKW Grohnde geliefert, begleitet von Protesten. Mox-Brennelemente seien unter anderem wegen der aufwendigen Handhabung etwa 30 Prozent teurer als Brennelemente aus reinem Uran, teilt Grohnde-Betreiber E.on mit. Trotzdem muss Deutschland Dutzende Mox-Brennelemente abnehmen. Wie konnte es nur so weit kommen?

Der Schnelle Brüter in Kalkar, die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf und die Mox-Kernbrennstoff-Fabrik in Hanau kosteten Milliarden, ohne jemals in Betrieb zu gehen. Doch seit Mitte der siebziger Jahre war die Wiederaufbereitung vorgeschrieben. Sie lieferte den AKW-Betreibern den Nachweis der »schadlosen Verwertung« – und entschärfte so den Konflikt um das Endlager Gorleben. Deshalb schickten die deutschen Betreiber weiter ihren abgebrannten Kernbrennstoff zur Wiederaufbereitung nach Frankreich und Großbritannien, obwohl in Deutschland niemand mehr an ein Atommüll-Recycling im Schnellen Brüter glaubte.

Erst 2005 gab die Bundesregierung den offiziellen Ausstieg aus der Wiederaufbereitung bekannt. Das Plutonium aus den Altverträgen muss Deutschland dennoch zurücknehmen. In Frankreich, Großbritannien und Belgien laufen noch Aufträge über 244 Mox-Brennelemente. Sie alle müssen irgendwie angeliefert und verbraucht werden, bevor der letzte deutsche Meiler heruntergefahren wird.

Die Kleinstadt Harwell, 25 Kilometer südlich von Oxford und damit weit entfernt von Sellafield, ist Sitz der Nuclear Decommissioning Authority (NDA), der für nukleare Entsorgungsfragen zuständigen Behörde. Adrian Simper ist hier als strategischer Leiter verantwortlich für Sellafield. Dass die britische Strategie der Wiederaufbereitung in der Sackgasse steckt, ist spätestens seit dem Atomunglück von Fukushima offensichtlich, wo es zur Kernschmelze von Mox-Elementen kam. Im August 2011 gab Großbritannien die Schließung der Sellafield-Mox-Fabrik bekannt, weil die Anlage von technischen Dauerproblemen geplagt war und mit Japan obendrein ihren letzten großen Auslandskunden verloren hatte.

»Ja, wir sitzen auf riesigen Plutoniumbeständen und haben jetzt keine Kernbrennstoff-Fabrik mehr«, gibt Simper zu. »Es ist Zeit, zu überlegen, was wir mit unserem Plutonium anfangen. Zunächst einmal müssen wir dafür sorgen, dass es für viele Jahrzehnte sicher gelagert wird.« Doch wie schützt man 112 Tonnen Plutonium vor Flugzeugabstürzen, Erdbeben, Überschwemmungen, Stromausfällen, Terroranschlägen? Simper schüttelt lächelnd den Kopf: Die Informationen über die technischen Sicherheitsstandards der Lagerstätte sind geheim.

Würde man das Plutonium als Müll deklarieren, erklärt Simper, müsste man eine schlüssige Entsorgungsstrategie vorweisen. »Unsere Regierung hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, Forschung und Entwicklung weiterzuführen, um den Energiegehalt des Plutoniums zu nutzen. Voraussichtlich wird das Plutonium in Leichtwasser-Reaktoren eingesetzt werden, deren Bau Großbritannien in den kommenden Jahren plant.« Dafür wäre dann aber auch der Bau einer neuen Mox-Anlage nötig.

Für einen Teil des Plutoniums aus deutschen Beständen gibt es eine neue Regelung: Vier der sieben Tonnen hat jetzt die NDA in ihren Besitz genommen. Und die vereinbarte Produktion weiterer Mox-Kernbrennstäbe soll künftig der französische Nuklearkonzern Areva übernehmen. »So vermeiden wir teure Atomtransporte, und Großbritannien bekommt die Kosten für das Management des Plutoniums erstattet«, sagt Simper. »Aus Sicht der britischen Steuerzahler ist es also ein guter Deal und auch für unsere deutschen Kunden von Vorteil.«

Die Wiederaufbereitung, die Großbritannien einst mit Blick auf den Schnellen Brüter im großen Stil begann, hat dem Land ein gewaltiges Sicherheitsproblem beschert. Reines Plutonium, das nach der Wiederaufbereitung nicht mehr von dem stark strahlenden Mantel aus Atommüll umgeben ist, ist ein Waffenstoff. Obwohl es extrem gefährlich ist, kann man seine radioaktive Strahlung leicht abschirmen; es ist ein sogenannter Alphastrahler. Sollten sich je Handlanger von Terroristen oder Diktatoren Zugang zu einer Lagerstätte verschaffen, könnten sie es ziemlich einfach heraustragen.

Für die Endlagerung ist reines Plutonium daher nicht geeignet. Die paradoxe Lösung dieses Problems: Bevor man das mühsam separierte Plutonium in einer Matrix aus Glas oder Keramik endlagerfähig macht, müsste man es wieder mit anderem Atommüll vermischen, der Gammastrahlung abgibt. Das würde den Diebstahl erheblich erschweren. Doch solange ein Fünkchen Hoffnung auf ein Plutoniumrecycling besteht, lässt sich die Suche nach einem Endlager in die ferne Zukunft verschieben, und das Plutonium bleibt in Sellafield zwischengelagert.

... 26 neue Atomreaktoren will Russland in den kommenden Jahren bauen. Ein Teil davon sollen Schnelle-Neutronen-Reaktoren sein, die Mox-Kernbrennstoff mit einer hohen Beimischung von Plutonium nutzen. Davon profitiert auch das Institut für Atomenergie in Obninsk. Es ist Russlands renommierteste Kerntechnik-Kaderschmiede, hier büffeln über 4000 Studenten Atomphysik, Reaktortechnik und Radiologie. Danil Popowitsch etwa will sich auf die Forschung und Entwicklung der neuen Schnellen Brüter spezialisieren. Die Sicherheitsbedenken, die Störfälle der Vergangenheit und die Befürchtungen, dass dieser Reaktortyp Diktatoren und Terroristen Bombenmaterial in die Hände spielen könnte: Das alles quittiert der Student mit einem Schulterzucken. »Angst behindert nur die Arbeit. Es gibt keine Gefahr, es gibt nur Bereiche, die eine höhere Verantwortung verlangen«, sagt der angehende Nuklearingenieur. »Neue Technologien muss man souverän angehen. Dann wird alles gut.«



Aus: "Das Weltgifterbe" Andrea Rehmsmeier (28.01.2013)
Quelle: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/01/Plutoniumluege


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#64
Der Handlungsort wechselt in die Vereinigten Staaten zur Hanford Site im Bundesstaat Washington. Dort wurde im Rahmen des Manhattan-Projekts ab 1942 die erste Nuklearanlage der Welt betrieben. Der Columbia River wurde hierbei mit radioaktivem Material kontaminiert, ohne jedoch die Bevölkerung über dessen Gefahren aufzuklären. Es wird altes Filmmaterial gezeigt, welches viele Familien beim Baden im verseuchten Fluss zeigt. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Albtraum_Atomm%C3%BCll#Hanford_Site.2C_USA

-.-

Quote[...] In der ehemaligen Plutoniumfabrik Hanford im US-Staat Washington tritt nuklearer Abfall aus Lecks in sechs unterirdischen Tanks aus. Die Atommüllanlage auf einem Gelände doppelt so groß wie Hamburg gehört zu den ältesten der USA. Schon öfter hatte es Berichte über undichte Tanks gegeben.



Aus: "Marode Anlage im US-Nordwesten - Sechs Atommülltanks in Hanford sind undicht"
Von Tina Hassel, ARD Washington (23.02.2013)
http://www.tagesschau.de/ausland/hanford100.html


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Quote[...] Sitzblockaden, Wasserwerfer, ,,Schottern" am Gleisbett, Schlagstockeinsätze – die herbstlichen Castor-Schlachten sind legendär. Schon 13 Mal hatte die deutsche Polizei die undankbare Aufgabe, Atomtransporte gegen heftigen Bürgerprotest quer durch die Republik bis ins Wendland nach Gorleben zu eskortieren. Eine Neuauflage dieser Spektakel würde so gar nicht zum Neustart der Atomendlager-Suche passen, die der Bund demnächst per Gesetz beschließen will.

Es geht um Symbolik. Niedersachsen will nicht, dass Gorleben durch weitere Castor-Einlagerungen als Endlagerstandort zementiert wird. Obwohl er ja laut der Verabredung mit dem Bund vorerst im Spiel bleiben soll. Aber es geht auch um ein bisschen Gerechtigkeit. Denn bisher trägt das Land im Norden der Republik den Großteil der Last mit dem Atommüll – Stichworte Gorleben, Asse, Schacht Konrad.

Die künftigen Atomfuhren anderswo unterzubringen, ist also überfällig. Es spricht für die beiden Länder, die nun in den Fokus kommen, dass sie das Ansinnen nicht aus Angst vor Protesten gleich abgebügelt haben. Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein werden sich Gesprächen über die Castoren wohl nicht verweigern. Wäre es anders, bräuchte man mit der neuen Endlagersuche erst gar nicht zu beginnen. Denn die wird noch ganz andere Debatten unter den eigenen Bürgern auslösen.


Aus: "Ein bisschen Gerechtigkeit für Gorleben" Joachim Wille (27. März 2013)
Quelle: http://www.fr-online.de/meinung/kommentar-atommuell-ein-bisschen-gerechtigkeit-fuer-gorleben,1472602,22229944.html

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Quote[...] Besonders auf Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein wächst der Druck, künftig Castor-Behälter mit Atommüll aus den Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und Großbritannien in Zwischenlagern aufzunehmen, um den bisher dafür genutzten Standort im niedersächsischen Gorleben zu entlasten. Beide Länder, grün-rot beziehungsweise rot-grün regiert, prüfen derzeit die Rechtslage bezüglich einer Lagerung an den eigenen AKW-Standorten.

Der Kieler Energiewende-Minister Robert Habeck (Grüne) sagte der Berliner Zeitung: ,,Wir werden uns Gesprächen zur Zwischenlagerung der Behälter mit Atommüll aus der Wiederaufarbeitung an anderen Standorten als Gorleben nicht verschließen." Eine politische Akzeptanz werde es aber nur geben können, ,,wenn es dabei zu einer gerechten Lastenverteilung unter den Ländern kommt". Es müsse zudem ausgeschlossen werden, dass Zwischenlager schleichend zu Endlagern werden. Im Umweltministerium in Stuttgart hieß es, man erhoffe genaue Informationen zu den Castor-Plänen bei einem Bund-Länder-Treffen am 7. April.

Über Alternativen zum Zwischenlager in Gorleben wird seit Sonntag diskutiert.

Die rot-grüne niedersächsische Landesregierung und Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hatten sich in ihrem Kompromiss zur neuen Atomendlager-Suche auch darauf geeinigt, zumindest vorerst keine weiteren Castor-Transporte ins Wendland zu schicken.

Die beiden Bundesländer sind am Mittwoch verstärkt ins Spiel gekommen. Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, hatte empfohlen, die Castoren in grenznahen oder gut zu erreichenden Standorten unterzubringen. Es gehe auch darum, unnötige Transportstrecken zu vermeiden, sagte König.

Deutschland muss in den nächsten Jahren noch 26 Castor-Behälter mit stark strahlenden Reststoffen aus der Wiederaufarbeitung zurücknehmen – fünf aus der Anlage im französischen La Hague und 21 aus dem britischen Sellafield. Der kürzeste Weg führt im Fall La Hague per Bahn über die Grenze bei Straßburg nach Baden-Württemberg, wo es Zwischenlager an den AKW Philippsburg und Neckarwestheim gibt. Castoren aus Sellafield könnten per Schiff über die Elbe in die schleswig-holsteinischen AKW Brokdorf oder Brunsbüttel gebracht werden. In den dortigen Zwischenlagern wäre noch ausreichend Platz. Allerdings müssten neue Genehmigungen für die Lager beantragt und erteilt werden, was aber zeitlich durchaus möglich wäre.

Theoretisch könnten die Castoren auch in den zentralen Zwischenlagern in Ahaus (NRW) und Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) untergebracht werden. Auch hier müssten neue Genehmigungen erfolgen. Allerdings wären die Transportwege deutlich länger.


Aus: "Zwischenlager dringend gesucht" Joachim Wille (28. März 2013)
Quelle: http://www.fr-online.de/energie/atommuell--zwischenlager-dringend-gesucht,1473634,22230164.html


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Quote[...] Im Nordostatlantik entweicht seit Jahren Radioaktivität aus versenkten Atommüllfässern. Das hat gestern das ARD-Politikmagazin ,,Report Mainz" in seiner Sendung berichtet. Das Magazin beruft sich dabei auf die Kommission zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks (OSPAR), der 15 Regierungen - darunter auch Deutschland - und die EU angehören.

Die OSPAR stellte laut ,,Report Mainz,, bereits im April 2010 fest: ,,Die Analyse ergab erhöhte Konzentrationen von Plutonium 238 in Wasserproben aus den Versenkungsgebieten. Das deutet auf das Auslaufen der Fässer hin. An einigen Stellen waren auch die Konzentrationen von Plutonium 293, Plutonium 240, Americium 241 und Kohlenstoff 14 im Wasser erhöht." Das stehe wörtlich im ,,OSPAR-Positionspapier zu den Auswirkungen der Tiefseeversenkungen von radioaktivem Abfall", das ,,Report Mainz" exklusiv vorliegt.

Für Menschen ist die Strahlung von einigen Millionstel Gramm Plutonium im Körper tödlich. Die Halbwertzeit von Plutonium 238 beträgt 87,7 Jahre. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA - International Atomic Energy Agency) wurde schon 1992 Plutonium in Fischen aus den Versenkungsgebieten nachgewiesen.

Verzeichnissen der Nuclear Energy Agency (NEA) und der IAEA zufolge versenkten neun Staaten an 15 Stellen im Nordostatlantik bis 1982 114.726 Tonnen Atommüll in 222.732 Fässern. Auch Deutschland beteiligte sich laut dem Politikmagazin an der Ablagerung von radioaktiven Abfällen. Das Referat III B4 im Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung initiierte sogar die erste internationale Versenkungsaktion. Das geht aus einem amtlichen Vermerk hervor, der ,,Report Mainz" vorliegt.

Dabei ,,entsorgten" Deutschland, England, Frankreich, Belgien und die Niederlande 1967 insgesamt 10.895 Tonnen schwach- und mittelradioaktiven Abfall 400 Kilometer vor der portugiesischen Küste. Der deutsche Atommüll stammte von der Gesellschaft für Kernforschung mbH in Karlsruhe.

,,Report Mainz" zeigte in seiner gestrigen Sendung Unterwasseraufnahmen von aufgeplatzten und löchrigen Atommüllfässern, die Greenpeace im Jahr 2000 in einer Tiefe von etwa 100 Metern im Ärmelkanal gefunden hatte. Im selben Jahr untersuchte die Bundesforschungsanstalt für Fischerei das deutsche Versenkungsgebiet im iberischen Atlantikbecken und stellte in ihrem Abschlussbericht fest, ,,dass aus den Abfallbehältern frei gesetzte Radioaktivität in der Biosphäre angekommen ist".

Die letzten Untersuchungen in den Versenkungsgebieten wurden nach Angaben der Bundesregierung im Jahr 2005 durchgeführt. Allerdings waren die Messergebnisse aufgrund technischer Probleme unbrauchbar. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) arbeitet derzeit an einem aktualisierten Bericht über das gesamte radioaktive Material, das versenkt wurde, so ,,Report Mainz". Dabei handelt es sich um Alpha-, Beta- und Gammastrahler. Zum Teil wurde auch das radioaktive Gas Tritium in beschwerten Fässern versenkt. Insgesamt enthalten die Fässer rund zehnmal mehr Radioaktivität als alle Abfälle, die in den Schacht Asse eingebracht wurden.

Matthias Keller, der Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Fischindustrie, erklärte in ,,Report Mainz": ,,Wir erwarten jetzt von der Bundesregierung, dass sie alle notwendigen Maßnahmen, im Rahmen der Risikomanagementpläne veranlasst, um sicherzustellen, dass von diesen Fässern keine Gefahr für die Umwelt ausgeht."

Tobias Riedl von Greenpeace hält den versenkten Atommüll für ,,eine tickende Zeitbombe". Im Interview mit ,,Report Mainz" forderte er von der Bundesregierung ein Monitoringsystem in den Versenkungsgebieten: ,,Hier müssen Messungen vor Ort kontinuierlich vorgenommen werden."

Das Bundesumweltministerium betonte auf Anfrage von ,,Report Mainz", man sehe ,,keinen Anlass zu regelmäßigen Überwachungen des Versenkungsgebietes. Die in Fischen gemessenen Radioaktivitätskonzentrationen würden bei einem Verzehr zu Dosen im Nanosievert-Bereich führen."

Matthias Miersch, der Umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, erklärte dagegen: ,,Ich erwarte von der Bundesregierung, sich ohne ,Wenn und Aber' für die Sicherung dieser ökologisch katastrophalen, radioaktiven Abfälle unter Wasser einzusetzen und ein umfangreiches Monitoring der Fässer auf europäischer Ebene sicherzustellen." Eine unnatürliche Anreicherung von radioaktiven Stoffen in Nahrungsmitteln und Umwelt sei - unabhängig von der Konzentration - inakzeptabel.

Auch wenn früher Atommüll nicht mit der gebotenen Vorsicht und Voraussicht gelagert wurde, sei dies keine Entschuldigung dafür, die Zustände einfach so hinzunehmen. ,,In Deutschland zeigt uns die Asse, was die Folgen unkontrollierter Verklappung sind. Verrottende Fässer mit atomarem Abfall im Meer machen umso deutlicher, warum in Deutschland endlich eine transparente und ergebnisoffene Endlagersuche beginnen muss."

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte die Bundesregierung auf, die Rückholung der Atommüllfässer zu prüfen. Rüdiger Rosenthal, BUND-Sprecher: ,,Mit diesem Desaster im Nordostatlantik und dem Übertreten radioaktiver Nuklide in Fischen und damit in die menschliche Nahrungskette war leider zu rechnen. Die Altlasten der Atomindustrie werden Umwelt und Menschen noch über Generationen schädigen und exorbitante Kosten verursachen. Umso wichtiger ist der sofortige Atomausstieg in Deutschland und eine deutliche Beschleunigung des weltweiten Ausstiegs aus dieser Risikotechnologie."

Bundesumweltminister Norbert Röttgen müsse außerdem ein Konzept vorlegen, wie mit den Risiken des am Meeresboden auslaufenden Strahlenmaterials umgegangen werden solle. Dabei sei auch die Option einer Bergung der Atommüllfässer zu prüfen. ,,Die Kosten für eine eventuelle Rückholung müssen jene neun Staaten tragen, die die mehr als 220.000 Fässer ins Meer versenkt haben", so Rosenthal.

(Report Mainz, 02.11.2011 - DLO)



Aus: "Atommüllfässer im Atlantik laufen aus - Report Mainz: Plutonium in Fischen aus der Umgebung nachgewiesen" (02.11.2011)
Quelle: http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-14059-2011-11-02.html

http://www.tagesschau.de/ausland/atommuell-aermelkanal100.html


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Quote[...] Tokio - Die Pannenserie an der japanischen Atomruine Fukushima hält an: An dem havarierten Kraftwerk ist ein weiterer Tank mit radioaktivem Wasser übergelaufen. Verseuchtes Wasser sei in den Pazifik gelangt, teilte die Betreiberfirma Tepco mit.

Ein Arbeiter der Atomanlage soll das Fassungsvermögen des Tanks falsch eingeschätzt haben. Über einen Zeitraum von etwa zwölf Stunden traten demnach mindestens 430 Liter Wasser aus. Der Behälter verfügte über keine Anzeige, die vor einem Überlaufen hätte warnen können.

Laut Tepco soll das Wasser über eine Betonsperre gelaufen und durch einen Graben ins Meer geflossen sein. Der Tank ist einer von etwa tausend, die auf dem Gelände aufgestellt wurden. Laut einem Tepco-Sprecher stand er auf abschüssigem Untergrund und war in Richtung Meer geneigt.

Ein Regierungssprecher sagte, der erneute Zwischenfall zeige, dass Tepcos Bemühungen zur Bewältigung der Krise unzureichend seien. Die Regierung werde sich um das kontaminierte Wasser kümmern, fügte er hinzu, ohne Einzelheiten zu nennen. Er gehe davon aus, dass die Lage wieder unter Kontrolle sei.

Es ist bereits das zweite Mal binnen weniger als zwei Monaten, dass kontaminiertes Wasser aus den Reaktoren ins Meer floss. Im August waren rund 300 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser aus der Atomruine ausgetreten. Zuvor hatte Tepco zugegeben müssen, dass rund 300 Tonnen verseuchtes Grundwasser pro Tag ins Meer sickern. Mitte September trat zudem Dampf aus der Anlage aus.

Tepco steht wegen seines Krisenmanagements heftig in der Kritik. Der Firma wird vorgeworfen, das Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen und die Öffentlichkeit nur häppchenweise zu informieren. So wurde bekannt, dass Verbindungsschläuche zwischen den Tanks direkt auf dem Rasen der Anlage ausgelegt worden waren; zudem war bis vor kurzen ein Arbeiter für die Überwachung von 500 Tanks zuständig.

Das Wasser wird zur Kühlung der geschmolzenen Brennstäbe verwendet und dann in den Tanks aufgefangen. In dem Atomkraftwerk 200 Kilometer nördlich von Tokio kam es im Frühjahr 2011 nach einem Erdbeben und einem Tsunami zur Atomkatastrophe.

ulz/Reuters/AP


Aus: "Neues Leck in Fukushima: Radioaktiv verseuchtes Wasser läuft in den Pazifik" (03.10.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/akw-fukushima-radioaktiv-verseuchtes-wasser-laeuft-in-den-pazifik-a-925935.html


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Quote[...] Wir fahren mit Musa durch die Straßen von Niamey, der quirligen Hauptstadt des Niger. Der westafrikanische Staat ist hierzulande vor allem bekannt, weil er auf der Liste der ärmsten Länder der Welt einen unrühmlichen zweiten Platz belegt. Dabei sitzt das Land auf riesigen Vorkommen eines heiß begehrten Bodenschatzes: Uran - Nigers mit Abstand wichtigstes Handelsgut. 2010 machte es über 60 Prozent der Gesamtexporte aus. Doch während Europa in den Genuss allzeit verfügbarer, vermeintlich "sauberer" Kernenergie kommt, gehen im Niger immer wieder die Lichter aus. Niger profitiert nicht nur kaum - oder gar nicht - von seinem Rohstoffreichtum. Es bleibt auch noch auf den Altlasten des Uranabbaus sitzen.

... Seit mehr als 40 Jahren betreibt der Großkonzern Areva nun schon Uranabbau im kargen Norden des Landes. Der französische Staat, vertreten durch die das "Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives" (CEA), ist Hauptaktionär. Denn der Hunger von insgesamt 58 Atomkraftwerken in der "Grande Nation" will gestillt werden. Kein anderes Land der Welt setzt so sehr auf Atomstrom wie Frankreich. Seinen großen Bedarf an radioaktivem Ausgangsmaterial deckt das Land zu einem Viertel aus nigrischem Uran.

... Mit einer Jahresproduktion von etwa 5000 Tonnen liegt Areva auf Platz zwei der uranfördernden Unternehmen weltweit und zählt damit schon heute zu den wichtigsten Lieferanten der europäischen Atomindustrie. Zwei Minen ringen dem nigrischen Boden das kostbare Gut ab; eine dritte ist bereits im Bau. Nach ihrer voraussichtlichen Inbetriebnahme im Jahr 2015 soll dort die gewaltige Menge von 5000 Tonnen Uran im Jahr abgebaut werden. Areva würde damit das kasachische Unternehmen KazAtomProm - den derzeitigen Spitzenreiter im profitablen Uran-Geschäft - endgültig vom Thron stoßen.

Die Folgen radioaktiver Belastung sind in Nigers Hauptabbaugebiet Arlit bereits spürbar. ... Nachdem Anwohner und Beschäftigte über Jahrzehnte immer eindringlicher ihre Bedenken geäußert hatten, untersuchte im Jahr 2003 die französische "Kommission für unabhängige Forschung und Information über Radioaktivität" (CRIIRAD) die Lage vor Ort. Auch Greenpeace widmete sich 2009 der Angelegenheit. Beide Organisationen kommen zu einem verheerenden Ergebnis: Die Strahlung ist fast allgegenwärtig. Sie verbirgt sich in der Erde, in der Luft und im Wasser, in den Hauswänden, ja sogar im Kochgeschirr.

So lag laut Greenpeace-Bericht der Strahlenwert bei vier von fünf getesteten Wasserproben über der von der Weltgesundheitsbehörde WHO empfohlenen Höchstdosis für Trinkwasser. Denn Areva deckt den gewaltigen Wasserbedarf für den Uranabbau aus dem Grundwasser und leitet die kontaminierten Abwässer anschließend einfach in nahegelegene Seen und Flüsse ab.

Als CRIIRAD auf die Verseuchung von Trink- und Brauchwasser hinwies, reagierte Areva zwar und versiegelte hastig einige nachweislich verseuchte Brunnen - ein Schuldeingeständnis blieb jedoch aus. Niemand wollte so recht zugeben, dass die Kontamination dem Uranabbau geschuldet war. Auch die Untersuchung von Bodenproben im Umfeld der Minen lieferte bedenkliche Ergebnisse. Hier war die Konzentration von Uran und anderen radioaktiven Substanzen etwa hundertmal höher als der Normalwert und überstieg damit deutlich internationale Grenzwerte.

... Es ist nicht sehr schwer, die Ursache für die starken Belastungen zu finden. Bei der Produktion von nur einem Kilogramm Uran fallen etwa 335 Kilogramm Abraum an, der immerhin noch 85 Prozent der Radioaktivität des reinen Erzes enthält. Während dieser Abraum beim Abbau unter Tage in nicht mehr benutzte Stollen verfüllt wird, lädt Areva im Tagebau das verseuchte Schutt-Geröll-Gemisch einfach unter freiem Himmel ab. Über einen Zeitraum von über 40 Jahren hat sich so ein gigantischer Berg aus über 35 Millionen Tonnen radioaktivem Schutt und Chemikalien angesammelt.

Mindestens genauso erschreckend ist: Niemand klärt die Bevölkerung wirklich über die Gefährlichkeit kontaminierter Materialien auf. Und so verwenden viele Anwohner radioaktiven Abraum für den Bau von Straßen und Häusern. Auch für die Abbautätigkeiten nicht mehr benötigte Werkzeuge werden weiterverarbeitet. Kontaminierte Metalle finden so über die lokalen Märkte Verbreitung und werden von der ansässigen Bevölkerung zu Gebrauchsgegenständen umfunktioniert. Selbst ein Kochtopf kann zum strahlenden Risikofaktor werden.

... Der Konzern rühmt sich zwar der Bereitstellung kostenloser ärztlicher Versorgung und Nachsorge, doch die Ärzte im Dienste Arevas wollen keinen einzigen Fall von arbeitsbedingter Krebserkrankung festgestellt haben. Und das, obwohl erst ab Mitte der achtziger Jahre - immerhin 15 Jahre nach Beginn des Abbaus - überhaupt Schutzkleidung, wie beispielsweise ein Mundschutz, an Minenarbeiter verteilt wurde. Tatsächlich aber ist etwa die Rate der durch Erkrankung der Atemwege verursachten Todesfälle in der Region Arlit fast doppelt so hoch wie im Rest des Landes. Greenpeace will mit Patienten gesprochen haben, bei denen statt Krebserkrankungen sogar vorsätzlich andere Krankheiten wie AIDS als Ursache der Beschwerden diagnostiziert wurden.

... Warum versetzen die immensen Uranreserven, die immerhin acht Prozent des weltweiten Vorkommens ausmachen, das bitterarme Land nicht in eine komfortable Machtposition? Warum lassen sie den Niger nicht so florieren, wie es beispielsweise die Ölvorkommen in den arabischen Ländern vermögen?

Vor allem die geografische Abgeschiedenheit und der Platz des Niger fernab der Weltbühne spielen Areva in die Hände. Dank alter kolonialer Seilschaften trifft der Konzern auf praktisch keine bürokratischen Hürden und "Störenfriede", die in Gesundheits- und Umweltfragen den Finger in die Wunde legen. Denn auch in medialer Hinsicht ist das Land relativ abgeschieden: Der Niger gerät - wie die meisten Sahel-Staaten - nur dann in die Schlagzeilen, wenn dort mal wieder eine Hungersnot herrscht oder europäische Staatsbürger entführt werden.

... Und Areva? Der Großkonzern überschüttet sich in Unternehmenskommuniqués mit Eigenlob. Die dort gemachten Aussagen stehen der Darstellung der Konzerngegner diametral entgegen. Areva streitet die Vorwürfe rundweg ab und sieht sich vielmehr als wichtigen Förderer der nigrischen Wirtschaft, preist die gezielte Unternehmensstrategie in den Bereichen Risikoprävention und Umweltschutz und rühmt sich nicht zuletzt, dass Dialog und Transparenz wichtige Schlüsselelemente von Arevas industriellen Aktivitäten seien. Gerade diese Behauptung muss den Bergbaugegnern sauer aufstoßen. In einer Erklärung der lokalen Organisation "Aghirinman" heißt es: "Es scheint, als seien Kameras im Rahmen der von Areva inszenierten Medienoffensive willkommen - nicht aber Messgeräte, die radioaktive Strahlung nachweisen könnten."



Aus: " Uranabbau im Niger: Der Fluch des strahlenden Reichtums" Marvin Kumetat (28.12.2013)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/niger-areva-baut-im-grossen-stil-uran-ab-und-schadet-der-umwelt-a-934979.html


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Quote[...] Kiel - Im stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel an der Elbe-Mündung sind weitere angerostete Atommüllfässer gefunden worden. Dies sei bei einer im Januar begonnenen Kamera-Inspektion des ersten von sechs unterirdischen Lagerräumen entdeckt worden.

Das teilte das für die Atomaufsicht zuständige schleswig-holsteinische Umweltministerium mit. «Die Kameraaufnahmen lassen erkennen, dass es in der Kaverne - wie von der Atomaufsicht erwartet - weitere Fässer mit Korrosionserscheinungen gibt», sagte eine Ministeriumssprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Zuvor hatte der NDR darüber berichtet.

Insgesamt lagern 631 Stahlfässer mit radioaktiven Abfällen in sechs Kellerräumen des Kraftwerkes, den sogenannten Kavernen. Das erste durchgerostete Atommüll-Fass war bereits vor knapp zwei Jahren entdeckt worden. Der Betreiber Vattenfall sprach laut NDR davon, dass von den bereits überprüften siebzig Fässern «einige wenige» Auffälligkeiten im Sinne von Korrosion zeigten. dpa


Aus: "Weitere rostige Atommüllfässer in Brunsbüttel gefunden" Wolf Gerhmann (11.02.2014)
Quelle: http://www.braunschweiger-zeitung.de/nachrichten/Deutschland/weitere-rostige-atommuellfaesser-in-brunsbuettel-gefunden-id1334691.html

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Quote[...] In einem Betonkeller des stillgelegten Atomkraftwerks Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sind 18 der 70 Fässer mit radioaktivem Abfall von Rost befallen. Das hat Umweltminister Robert Habeck nach Abschluss von Kamera-Inspektionen in einer der sechs Kavernen bekannt gegeben. Die Korrosionserscheinungen seien teils so stark, dass die Fasswand durchdrungen sei.

Trotz teils sehr hoher Strahlung direkt an den Rostfässern bestehe für Mitarbeiter des AKW und die Bevölkerung keine Gefahr, sagte Habeck: "Die Kavernen sind sicher." Nach draußen dringt Experten des Ministeriums zufolge nur marginal Strahlung.

In Brunsbüttel lagern in sechs unterirdischen, wegen der Enge nicht begehbaren Betondepots insgesamt 631 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen – Filterharze, Verdampferkonzentrate und Mischabfälle aus dem Reaktorbetrieb; davon 70 in der nun untersuchten Kammer.

"Wir rechnen damit, dass es auch beim Öffnen der anderen Kavernen zu Problemen kommen kann", sagte Habeck. An einzelnen Fässern in der Kaverne sei eine Strahlung bis zu 600 Millisievert pro Stunde gemessen worden. Zum Vergleich: Ein Arbeiter im AKW darf bis zu 20 Millisievert im Jahr ausgesetzt sein.

Experten des Ministeriums sagten, bereits ein, zwei Meter oberhalb der geöffneten Kaverne sei nur noch eine Strahlung von ein bis zwei Mikrosievert festgestellt worden – ein Mikrosievert ist ein tausendstel Millisievert. Die Kavernen seien mit 110 Zentimeter dicken Betondeckeln geschützt.

Bis Oktober 2014 sollen voraussichtlich drei weitere Kavernen mit der Kamera inspiziert werden. Die Bergung der Fässer aus diesen vier Depots soll 2015 beginnen. Vorgesehen ist ein Umfüllen in gusseiserne Container mit 16 Zentimeter dicken Stahlwänden. Mit einer neu entwickelten Bergungseinrichtung will der Betreiber Vattenfall die Fässer anheben, mit einem Übersack sichern und in ein Überfass stellen oder in einer Umsauganlage entleeren lassen.

Mit besonderen Problemen rechnen die Experten der Atomaufsicht für die zwei dann noch zu leerenden Kavernen. Die Fässer dort seien mit teils stärker radioaktivem Material befüllt. Es sei bei der Öffnung und Inspektion mit "erheblicher Strahlenexposition für das beteiligte Personal" zu rechnen.

Die jetzt rostenden Müllfässer sollten nur für wenige Jahre in Brunsbüttel lagern, liegen aber jetzt bereits mehr als 30 Jahre dort. "Die Fässer sollten ursprünglich bereits Mitte der 90er Jahre in das bundesweite Endlager für schwach- und mittelaktive Abfälle Schacht Konrad gebracht werden", sagte ein Vattenfall-Sprecher. Mit einer Inbetriebnahme von Schacht Konrad sei aber erst zwischen 2021 bis 2025 zu rechnen.

Die in Gusseisen-Container umgefüllten Atomfässer sollen deshalb zunächst auf dem AKW-Gelände in Brunsbüttel lagern – in zwei bestehenden sogenannten Transport-Bereitstellungshallen. Es ist aber der Bau einer neuen großen Halle geplant, in der sämtliche Container sowie später Material vom AKW-Rückbau Platz finden sollen. Zusätzlich verfügt Brunsbüttel über ein Standort-Zwischenlager für Castoren mit hochradioaktivem Atommüll.

Bundesweit lagerten nach einer Statistik der Universität Hannover von 2005/2006 zufolge rund 20.000 Fässer mit schwach- und radioaktivem Atommüll in deutschen Atomkraftwerken, teilten Experten des Kieler Ministeriums mit. Wie viele davon Rostschäden haben, sei nicht bekannt.


Aus: "Jedes vierte Atommüllfass in Brunsbüttel rostig" (19. Februar 2014)
Quelle: http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-02/atommuell-brunsbuettel-inspektion-atomkraftwerk