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[Notizen zu Radioaktivem Material...]

Started by Textaris(txt*bot), September 12, 2006, 10:10:31 AM

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Textaris(txt*bot)

,,Besondere biologische Heilwirkungen durch Radium-Strahlen. Tausendfach ärztlich verordnet und empfohlen." Auf der Rückseite der Zahnpastatube war folgendes zu lesen: ,,Was leistet Doramad? Durch ihre radioaktive Strahlung steigert sie die Abwehrkräfte von Zahn u. Zahnfleisch. Die Zellen werden mit neuer Lebensenergie geladen, die Bakterien in ihrer zerstörenden Wirksamkeit gehemmt. Daher die vorzügliche Vorbeugungs- und Heilwirkung bei Zahnfleischerkrankungen. Poliert den Schmelz aufs Schonendste weiß und glänzend. Hindert Zahnsteinansatz. Schäumt herrlich, schmeckt neuartig, angenehm, mild u. erfrischend. Ausgiebig im Gebrauch." [...] Erst nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki erkannte man die möglichen Auswirkungen der ionisierenden Strahlung; damit wurde die Zahncreme marktunfähig. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Doramad (05/2017)

Doramad
Radioaktive Zahncreme.
Biologisch wirksam 
Reinigend  ·  Keimtötend  ·  Erfrischend
Auergesellschaft Aktiengesellschaft
Abteilung Chemie · Berlin N 65.
http://www.orau.org/ptp/collection/quackcures/toothpaste.htm

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Quote[...] Ein ungeklärter Alarm im Kraftwerk Krümmel im September 1986. Die Verdichtung der Krankheitsfälle rund vier Jahre später, die genau der Latenzzeit der Leukämie entspreche. Der Nachweis von angereichertem Uran, Plutonium und Americium im Staub einiger Dächer und im Boden.

Mikrokügelchen, die auf kerntechnische Brennstoffversuche verwiesen und von denen eine Forschergruppe namens Arge PhAM (Arbeitsgemeinschaft Physikalische Analytik und Messtechnik) bei Stichproben im Boden und in alten Reetdächern umso mehr gefunden habe, je näher sie einem Punkt in der Nähe des Atomkraftwerks und der Forschungsanlage gekommen sei. Ungefähr dort ein gerodetes, jetzt umzäuntes Grundstück mit Brandspuren. In diesen Krimi passe auch die Tatsache, dass der »wissenschaftliche Vater« des Forschungszentrums GKSS, Erich Bagge, während des Zweiten Weltkriegs am Bau einer Atombombe für Hitler beteiligt gewesen sei und jene Mikrokügelchen »höchstwahrscheinlich aus der auch militärisch nutzbaren Hybridtechnik aus Kernfusion und Kernspaltung« stammten. Ein gegensätzliches Bild zeichnet der Münchner Forscher Heinz-Erich Wichmann. Für ihn mündet die jahrelang ergebnislos gebliebene Forschung heute in der »Zufallshypothese«. Wer angesichts des frustrierenden Zustands, dass man die Leukämiefälle auf keine eindeutige Ursache zurückführen kann, überhaupt eine Erklärung anbiete, »noch dazu eine derart spannende«, der befriedige, so Wichmann, nur die »Sehnsucht der Menschen nach Ursache-Wirkungs-Beziehungen«...


Bruchstück aus: "Die Spaltung" (Von Christiane Grefe, zeit.de; 2004)
Quelle: http://www.zeit.de/2004/49/Geesthacht_49


Quote
[...] Arbeitete man in der GKSS an der Mini-Atombombe? Das ist ein Verdacht, der im übrigen nicht nur von uns geäußert wurde aufgrund dieses ambivalenten Spielmaterials. Es gab zum Beispiel im Bereich des Ministeriums der Staatssicherheit eine Gruppe, die ein Gutachten geschrieben hat, über die Norddeutsche Kernphysik und die Stasi artikuliert ausdrücklich den Verdacht, dass in Norddeutschland möglicherweise an Atomwaffen gespielt wird.

Im Bericht geht es um "Fusion-Fission-Kügelchen", einer "militärisch nutzbaren Hybridtechnik aus Kernfusion und Kernspaltung zum Einsatz in kleinen Atomwaffen". Diese PAC sollen in Krümmel überall im Boden liegen. Allerdings haben sie eine hervorstechende Eigenschaft: Die eine Seite findet sie in jeder Schaufel. Die andere nie. Sebastian Pflugbeil:

Stellen Sie sich vor, Sie haben zwei Kinder und schicken die Kinder in den Wald zum Pilze suchen. Und das Mädel kommt mit einem Korb voller Pilze zurück, und der Junge kommt mit einem leeren Korb zurück. Das Mädchen sagt, der Wald ist voller Pilze und der Junge sagt, im Wald sind keine Pilze. Natürlich ist jeder Mutter klar, dass es in dem Wald Pilze gibt, da gibt es gar keine Debatte. Aber bei den Kügelchen debattiert man jahrelang darüber, ob es jetzt Kügelchen gibt oder nicht.

Die andere Seite hält die PAC für blanken Unsinn. Als der Verdacht erstmals aufgekommen war, hatten die Internationalen Ärzte gegen den Atomkrieg IPPNW Anzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte die Proben der ARGE PhAM. Die Analysen waren - negativ. Fünf Forschungsinstitute fahndeten nach den strahlenden Kügelchen. Nichts. Beziehungsweise - Kügelchen gibt es reichlich, wie in jedem Boden. Aber keine PAC. Und so lautet der Schluss der Strahlenschutzkommission:

Tatsächlich sind im Boden der Umgebung von GKSS und Kernkraftwerk Krümmel in unterschiedlichen Konzentrationen Kügelchen vorhanden, die zum Teil anthropogenen Ursprungs sind, z.B. Flugasche. Die ... Untersuchungen an Partikeln und Kügelchen ... haben keine Hinweise für eine Bestätigung der These, dass es sich um Kernbrennstoffpartikel handelt, erbracht.


Aus: "Die Leukämiekinder von Krümmel - Die vergebliche Suche nach einer Antwort"
von Dagmar Röhrlich (Deutschlandfunk - Wissenschaft im Brennpunkt; 14.08.2005)
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/406152/


Quote
[...] Die neuen Untersuchungsergebnisse sind schockierend, widerlegen sie doch offizielle Untersuchungsergebnisse. Sie belegen nach Aussage der Ärzteorganisation, daß im Umkreis des Kernkraftwerkes Krümmel und des Kernforschungszentrums GKSS in Geesthacht, eines Institutes, das einen atomaren Forschungsreaktor betreibt, der Boden an bestimmten Stellen radioaktiv verseucht ist. Die Region weise eine deutlich erhöhte künstliche Radioaktivität auf, darunter erhebliche Konzentrationen von Plutonium und Thorium.

[...] Dr. Sebastian Pflugbeil, Präsident der "Gesellschaft für Strahlenschutz", verweist auf Augenzeugenberichte vom Herbst 1986, nach denen es auf dem "Hochufer", wo die Kernforschungsanlage GKSS steht, einen großen Brand gegeben hat. Auskünfte zu einem solchen Brand rückt die Feuerwehr in Geesthacht nicht heraus. Alle Einsatzprotokolle von September 1986 seien bei einem Brand ausgerechnet "im Aktenschrank der Feuerwache" vernichtet worden.


Aus: "Boden um Geesthacht hochradioaktiv verseucht" (saar-echo.de; JOACHIM KELLER; 31.03.2006)
Quelle: http://www.saar-echo.de/de/art.php?a=31484



Quote[...] Seit 1990 sind in der Elbmarsch 16 Kinder an Leukämie erkrankt. Vier von ihnen sind an dem Blutkrebs gestorben. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine solche Häufung von Leukämie-Erkrankungen wie hier an der Elbe, in einem nur wenige Quadratkilometer großen Gebiet zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

[....] Tatsächlich gab es einige Jahre vor den ersten Erkrankungen einen Zwischenfall in der Region: Am 12. September 1986 wird im Atomkraftwerk Krümmel plötzlich alarmierend hohe Radioaktivität gemessen. Eine Panne in dem Kraftwerk kann schnell ausgeschlossen werden. Die Ursache für die erhöhten Werte muss außerhalb des Kernkraftwerkes gelegen haben.

Radon, ein natürliches radioaktives Gas, das an diesem Tag in der Nähe des Kernkraftwerks ausgetreten sei, habe den Alarm ausgelöst, so die Erklärung des Kraftwerksbetreibers und der Landesaufsichtsbehörde. Nicht alle Wissenschaftler, die mit der Untersuchung der Leukämie-Erkrankungen beauftragt sind, halten diese Begründung für überzeugend. Bei ihrer Suche nach anderen möglichen Ursachen fühlen sie sich behindert. Sechs der acht von Schleswig- Holstein beauftragten Experten legen deshalb im November 2004 aus Protest ihre Arbeit nieder. Kurze Zeit später schließen Schleswig-Holstein und Niedersachsen die Akte Elbmarsch.

Die "Bürgerinitiative Leukämie", unterstützt von der Vereinigung "Ärzte gegen den Atomkrieg", will sich damit nicht zufrieden geben. Sie lässt im Dezember 2004 von Geologen noch einmal Bodenproben in der Umgebung des Kraftwerks Krümmel und der GKSS Forschungsanlage entnehmen. Die Proben werden von Prof. Vladislav Mironov, einem international anerkannten Experten für Plutonium- Bestimmung an der Sacharow Universität von Minsk analysiert. Sein Ergebnis: "Die Plutonium- und Thoriumwerte, die wir festgestellt haben, sind so deutlich erhöht, dass man sagen kann, diese radioaktiven Stoffe sind künstlich hergestellt und kommen so in der Natur nicht vor."


Aus: "Und keiner weiß warum - Leukämietod in der Elbmarsch" (04/2006)
Quelle: http://www.zdf.de/


Quote

[...] Gueorgui Kastchiev ist eher der zurückhaltende Typ. 17 Jahre hat der Kernphysiker im bulgarischen Atomkraftwerk Kosloduj gearbeitet, später war er für vier Jahre sogar Chef der nationalen Aufsichtsbehörde. Er kennt die sechs Reaktorblöcke gut, die 150 Kilometer nördlich von Sofia an der Donau gelegen rund ein Drittel des bulgarischen Strombedarfs liefern. Doch was am 1. März dieses Jahres dort geschah, das ist auch für den erfahrenen Atomfuchs ,,ein unglaublicher Vorgang".

[...] Es war morgens um zehn nach sechs, als eine der vier Kühlmittelpumpen im Block 5 plötzlich ihren Dienst aufgab. Automatisch setzte das Kontrollsystem neun der 60 Steuerstäbe oberhalb des Druckkessels frei. Nur von der Schwerkraft getrieben sollten sie in den Reaktorkern einfahren und dessen Leistung von 1000 Megawatt um ein Drittel mindern. Doch zur Verblüffung der Reaktormannschaft blieben drei der Stäbe hängen, die Leistung blieb hoch. Daraufhin versuchten die Ingenieure die volle Schnellabschaltung mit Hilfe aller Kontrollstäbe. Aber erneut verharrte ein volles Drittel der Neutronenabsorber in ihrer Aufhängung. Die Spaltung der Uranatome im Neutronenhagel ihres eigenen Zerfalls konnte nicht gestoppt werden. In ihrer Not griffen die Reaktorfahrer zur letzten Bremse: Sie mischten dem Kühlwasser große Mengen Borsäure bei, die fliegende Neutronen einfangen und so die Kettenreaktion stoppen kann, wenn auch nur langsam. Um 12 Uhr 34 schließlich, mehr als sechs Stunden nach Ausfall der Pumpe, kam die Kettenreaktion im Reaktor zum Stillstand – nach Meinung von Ex-Aufseher Kastchiev viel zu spät. ,,Das zentrale Sicherheitssystem hat nicht funktioniert", konstatiert er, das entspreche einer Autofahrt mit Vollgas ohne Bremse. Falle etwa die Wärmeabfuhr durch ein großes Leck im Dampferzeuger aus, blieben aber gerade mal zwei Minuten, bevor der Reaktor außer Kontrolle gerate. Ohne die Schnellabschaltung, so Kastchiev, ,,hätte in diesem Fall niemand die Katastrophe aufhalten können".


Bruchstück aus: "In letzter Minute - Rostlöcher im Druckkessel, Explosionen im Kühlsystem, Versagen der Abschaltvorrichtung – schwere Störfälle in den vergangenen Jahre zeigen: Das Risiko für Reaktorkatastrophen ist weit höher, als die Betreiber behaupten" von Harald Schumann (tagesspiegel.de; 23.04.2006) | http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/23.04.2006/2473588.asp


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Diese Kügelchen. Schwarz-blaue, metallische Kügelchen. Radioaktiv verseucht, voller Uran und Plutonium? Bergen sie das Geheimnis der extrem hohen Leukämie-Rate in der Elbmarsch? Geben sie Aufschluss über einen möglichen Atomunfall vor genau 20 Jahren? Doch in Deutschland scheint sich bislang kaum ein Labor an die mysteriösen Teilchen heranzuwagen.

12. September 1986: Beim Atomkraftwerk Krümmel an der Elbe und beim benachbarten Kernforschungszentrum Geesthacht GKSS tritt eine massiv erhöhte Radioaktivität auf. Der Katastrophenschutz ist im Einsatz; schnell wird klar, dass die Strahlung nicht aus dem AKW stammt. Aber woher dann? Bis heute streiten Experten über die Ursache. Von einer natürlichen Radon-Belastung ist die Rede, von einem Fall-out nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, von einem Brand auf dem Gelände der GKSS, sogar von geheimen Experimenten mit einer Mini-Atombombe.

Fest steht: Vier Jahre nach der Strahlenwolke erkranken in der Samtgemeinde Elbmarsch auf der niedersächsischen Seite mehrere Kinder an Leukämie. Später trifft der Blutkrebs auch Kinder in Geesthacht. Rico (4), Angela (9), Sebastian (11) und Söhnke (21) überleben die tückische Krankheit nicht. 16 Leukämie-Fälle und einen leukämieähnlichen Fall registrieren die Behörden bis heute; erst im Herbst 2005 erkrankt wieder ein Kind.

Die Rate gilt als einmalig auf der ganzen Welt. Von einem gefährlichen Leukämie-Cluster sprechen die Experten. "Allein in der kleinen Gemeinde Tespe haben wir innerhalb von fünf Jahren sechs Blutkrebs-Fälle gehabt", sagt der Leiter des Gesundheitsamtes Lüneburg, Hajo Dieckmann. "Statistisch hätte sich hier aber nur ein einziger Fall in 60 Jahren ergeben dürfen."

[...] Das Forschungszentrum streitet bis heute jeglichen Störfall ab. Mehrere Augenzeugen berichten dagegen von einem Feuer mit merkwürdigen Farben an besagtem Tag. Einsatzprotokolle vom September 1986 existieren aber nicht mehr. Sie werden später, als die ersten Leukämie-Fälle auftauchen, vernichtet - bei einem Brand, ausgerechnet bei der Feuerwehr. Dafür gibt es Satellitenfotos vor und nach dem 12. September. Sie zeigen eine deutliche Veränderung auf dem GKSS-Gelände. Verschwörungstheorien entwickeln sich: Es könnten dort heimlich Mini-Atomwaffen getestet worden sein.

Dazu tragen auch die metallischen Kügelchen bei, die im Umkreis der beiden Atomanlagen gefunden werden. Die Bürgerinitiative lässt sie 2001 an den Universitäten Gießen und Marburg untersuchen; Messungen ergeben radioaktive Stoffe wie Plutonium, Americium und Curium. Die Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg erstattet Strafanzeige gegen Verantwortliche des AKW Krümmel und der GKSS wegen des Verdachts des Freisetzens ionisierender Strahlen; die Staatsanwaltschaft Lübeck stellt das Verfahren wegen mangelnden Tatverdachts bald ein. Vertuschungsvorwürfe nennt Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), die das gleiche Amt zuvor in Niedersachsen bekleidete, "abwegig".

In der Arbeit der beiden Kommissionen werden die Kügelchen nicht berücksichtigt. Einige Wissenschaftler streiten deren Existenz ganz ab, andere halten sie für irrelevant. Ende 2004 nimmt die Bürgerinitiative neue Bodenproben; das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) begleitet die Untersuchung - und stößt auf erhebliche Widerstände. Ein Frankfurter Institut sagt zunächst eine Expertise zu, macht dann aber plötzlich einen Rückzieher und verweist an das Bundeskriminalamt. Als das ZDF im Frühjahr dieses Jahres eine Dokumentation zur Elbmarsch sendet, muss es Filmmaterial mit entsprechenden Laborszenen zu den Kügelchen auf Verlangen des Instituts herausschneiden. Anfragen bei 17 weiteren Instituten im In- und Ausland bleiben ohne Erfolg. "Die Labors sind in der Regel abhängig von der Atomindustrie und fürchten um künftige Aufträge", vermutet Mediziner Hajo Dieckmann.

Erst ein Privatinstitut bei Weinheim und Professor Vladislav Mironov von der Sacharow-Universität in Minsk nehmen sich der Kügelchen an. Ergebnis: Die Teilchen sind künstlich, also nicht natürlichen Ursprungs und radioaktiv verseucht, sie stammen überdies auf keinen Fall aus Tschernobyl.

Den Sozialausschuss des Niedersächsischen Landtags, der sich auf Initiative der Grünen in diesem Sommer erneut mit den Leukämie-Fällen beschäftigt, stimmen diese neuen Erkenntnisse nachdenklich. "Das hat uns alle ins Grübeln gebracht", sagt die Ausschussvorsitzende Gesine Meißner (FDP). "Es sieht so aus, als solle hier etwas vertuscht werden." Man müsse deshalb überlegen, ob man nicht eine neue Untersuchung in Auftrag geben müsse. "Alles ist sehr obskur."

Das sind auch diverse Anrufe, über die die liberale Abgeordnete berichtet. Von Drohungen mag Meißner zwar nicht direkt sprechen. "Aber ich wurde schon eindringlich gefragt, ob wir das wirklich wieder aufrollen wollen."


Aus: "Der Fall AKW Krümmel: Das Rätsel der Elbmarsch" VON PETER MLODOCH (12.09.2006)
Quelle: http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/hintergrund/?sid=9d036beab0128935cc3e9376d5a74910&em_cnt=966734


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Kieler Toxikologe Professor Otmar Wassermann äußerte schon früh den Verdacht, dass die in den Bodenproben enthaltenen Spalt- und Aktivierungsprodukte wie Plutonium und Americium von einem Unfall bei illegalen Versuchen herrühren. Art und Aufbau der entdeckten Kügelchen deuteten darauf hin, dass sie aus einer so genannten Hybridanlage stammen, bei der Kernreaktionen zur Energiefreisetzung genutzt werden. Im Klartext: Bei der GKSS wurde völkerrechtswidrig mit der Herstellung von Mini-Atombomben experimentiert.
Die Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben in den vergangenen Jahren Experten-Kommissionen eingesetzt, um die Ursachen der Leukämiefälle zu untersuchen. Die Wissenschaftler kamen jedoch zu keinem Ergebnis. Sechs Fachleute der schleswig-holsteinischen Kommission, darunter der Vorsitzende Wassermann, legten ihre Ämter im November 2004 unter Protest nieder. Sie warfen der Kieler Landesregierung vor, sie bei ihren Nachforschungen nicht unterstützt zu haben.
Warum sich ein »Kartell des Schweigens« über den Unfall bildete, erklären Umweltschützer mit der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl. Ein halbes Jahr zuvor, am 26. April 1986, war ein Block des ukrainischen Kraftwerks explodiert. Das Eingeständnis eines Unfalls in Krümmel hätte der Atomlobby das Geschäft wohl auf Dauer verdorben.


Aus: "Experimente mit Mini-Atombomben? - Mutmaßlicher Unfall vor 20 Jahren in der Elbmarsch noch immer ungeklärt" Von Reimar Paul (nd;  12.09.06)
Quelle: http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=96900&IDC=3


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Messstation auf dem GKSS-Gelände, die den Zwischenfall am ehesten hätte dokumentieren können, fiel leider aus. Die Umgebungsüberwachung notiert dazu: ,,Station 3/09 38.-49. KW ungeplante Stationsverlegung nach Brand am ursprünglichen Aufstellungsort" Der 12.9. 1986 war der Freitag der 37. KW.

Bei der Frage, in welchen Medien sich auch 10 Jahre danach noch Radioaktivität feststellen ließe, verfielen unsere Experten auf die Messung von Dachstaubproben von älteren Häusern. Dabei stellte sich heraus, dass Americium 241 in Elbmarsch-Proben eine im Durchschnitt 19mal höhere Konzentration aufweist als in den unbelasteten Kontrollregionen. Diese Konzentration ist mit Tschernobyl-Belastung oder Kernwaffen-Fallout nicht zu erklären. Es muss eine dritte Quelle in der Nähe geben.

Der öffentliche Streit um die Bewertung der Ergebnisse rief die Gutachtergruppe ARGE PhAM auf den Plan, die Ende 2000/Anfang 2001 eigene Bodenproben nahm, auswertete und mit dem verblüffenden Ergebnis an die Öffentlichkeit trat, dass im Boden um die Atomanlagen radioaktiv strahlende Teilchen zu finden sind, die auf kerntechnische Versuche hindeuten. Die Konzentration nimmt mit zunehmder Nähe zu den Atomanlagen zu.

Die Reaktoraufsicht Schleswig-Holstein hat während der ganzen Untersuchungsphase jedes einzelne Indiz wegdiskutiert. Erkennbare Beiträge, die Forschungen zu einem positiven Ende zu bringen, hielten sich in engen Grenzen. Zum Schluss wurde der Expertenkommission nicht einmal mehr das Reisegeld gezahlt. Die Hauptexponenten der BI-Seite, Inge Schmitz-Feuerhake und H.W. Gabriel, wurden systematisch als wissenschaftlich nicht ganz ernst zu nehmen diskreditiert. Das Gegenteil ist der Fall. Der Abschlussbericht der niedersächsichen Expertenkommission wurde vorsichtshalber gar nicht mit den Experten diskutiert, sondern von den beiden Sprechern im November 2004 veröffentlicht.

[...] Das war der Sachstand vor dieser Meßreihe. Die vorliegenden Untersuchungen sagen, dass in unserer Region an bestimmten Stellen radioaktive Belastung zu finden und zu messen ist. Wir werden immer fündig direkt neben der Waldschule in Geesthacht – Grünhof. Es gibt bis heute keinen erkennbaren Versuch der schleswig-holsteinischen Behörden, diese Bodenkontamination zu beseitigen und die Kinder zu schützen. Es ist noch viel schlimmer: Es wird nicht einmal zugegeben, dass der Boden kontaminiert ist.

[...] Wir fragen: Wie sind radioaktiven Teilchen im Boden dort hingekommen? Weil eine Verursachung von privater Seite auszuschließen ist, können nur staatliche Stellen Aufklärung darüber bringen, welcher Herkunft die Teilchen sind.

Wir fragen weiter: Welcher Unfall hat sich ereignet, der die Kontamination herbeigeführt hat?

Welche Experimente sind durchgeführt worden, warum wurde die Bevölkerung nicht gewarnt, warum wird die Kontamination nicht beseitigt ?

[...] Wir fordern die Bundesregierung auf, lückenlos und ohne Rücksicht auf eventuelle politische Begleiterscheinungen Auskunft darüber zu geben, womit in Geesthacht in den 80er Jahren, eventuell davor und danach, experimentiert worden ist. Uns interessiert besonders die Forschung auf neue Brennstoffzusammensetzungen für Forschungsreaktoren.

Sollte die Bundesregierung dies verweigern, ist der Deutsche Bundestag gefordert, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einzurichten.


Uwe Harden MdL

Berlin, den 31.03. 2006


Aus: "Ursachenforschung" (31.03. 2006)
Quelle: http://www.bileukaemie.elbmarsch.com/502839979c0b0860d/index.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] ,,Es hat etwas Unheimliches, etwas Bedrohliches." So beschreibt die Ärztin Susanne Greunus aus der niedersächsischen Elbmarschgemeinde Marschacht die vielen Leukämiefälle in ihrer Region. Seit eineinhalb Jahrzehnten sucht man östlich von Hamburg vergeblich nach den Ursachen. Je länger man nach einer Antwort forscht, desto mehr Fragen tauchen auf.

Nein, das könne kein Zufall sein, glaubt Olaf Schulze, SPD-Landtagsabgeordneter aus Geesthacht. In der 29 000-Einwohner-Stadt ist vor wenigen Tagen der 16. regionale Kinderleukämiefall seit 1984 bekannt geworden. Die behandelnden Ärzte müssen die Krankheit bei Kindern melden, folglich verfügt man über ein aussagekräftiges Kataster. Im Bundesschnitt gibt es aber nur vier Erkrankungen je 100 000 Kinder im Jahr. Heruntergerechnet auf den Cluster der Untersuchungsregion dürfe daher eigentlich nur ein Fall in 60 Jahren vorkommen.

[...] Ein böser Verdacht liegt nahe, da sich auf schleswig-holsteinischer Seite der Elbe das Atomkraftwerk Krümmel und die Forschungsanlage der Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt (GKSS) befinden. Es hat seit 1992 umfangreiche Untersuchungen gegeben, doch ein entsprechender Zusammenhang konnte bis heute nicht nachgewiesen werden.

Und nun dieser neue Fall – ein Keulenschlag für die ansässige Bevölkerung. Seit 1994 ist es der achte Fall in Geesthacht, diesmal im Ortsteil Grünhof-Tesperhude, dort, wo sich in unmittelbarer Nähe die GKSS befindet und wo Sozialdemokrat Schulze wohnt. Doch nur ungern redet man darüber. Joachim Masch, Pastor in der Kirchengemeinde, bemüht dafür das Sprichwort ,,Am Fuß des Leuchtturms ist es dunkel." Er kennt das jetzt erkrankte zwölfjährige Mädchen. Die Mutter arbeitet in der St.-Thomas-Gemeinde.

GKSS und Kernkraftwerk gehören zu den größten Arbeitgebern in Geesthacht und damit zu den besten Gewerbesteuerzahlern. Da wertet man den vagen Verdacht gegen die Einrichtungen schnell als Verschwörung. Beide Werke können sich auf das Sozialministerium in Kiel stützen, die zuständige aufsichtführende Reaktorsicherheitsbehörde. Dort bekräftigt man, dass es bis heute keine Anhaltspunkte gibt, dass die Leukämiefälle etwas mit den atomaren Anlagen zu tun haben. Millionen Euro wurden bereits für die Erforschung der Ursachen ausgegeben. Für Uwe Harden, SPD-Abgeordneter in Niedersachsens Landtag, reicht das aber nicht aus. Er, der nur wenige Kilometer von Geesthacht entfernt wohnt, ist zugleich Gründer und Sprecher der Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch. Harden wünscht sich, dass die Kieler Landespolitiker wieder aktiv werden. Eine erste Untersuchungskommission stellte zuletzt 2004 ihre Arbeit ein. Auf Betreiben der Grünen kommt das Thema diese Woche auf die Tagesordnung des Kieler Landtags. Sie fordern ein Kolloquium, an dem sich unabhängige Wissenschaftler, die bisher im Auftrag der Behörden und der Bürgerinitiative gewirkt haben, an einen Tisch setzen.

Unterdessen ist ein weiterer Blutkrebsfall eines 15-jährigen aus Winsen, 14 Kilometer von Geesthacht entfernt gelegen,bekannt geworden. Der Patient hatte als kleiner Junge mit seiner Mutter an der Elbe gespielt und auch im Fluss gebadet. ,,Da schlummert vielleicht noch mehr", ahnt Susanne Greunus, die von auffällig vielen Leukämieerkrankungen und -todesfällen bei Erwachsenen berichtet.


Aus: "Die Elbmarsch, die Leukämie und die Atomkraft - Seit Jahren wird erfolglos nach der Ursache für Blutkrebsfälle bei Kindern gesucht – jetzt sind wieder zwei Jugendliche erkrankt" Von Dieter Hanisch, Geesthacht (10.10.2006)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/10.10.2006/2826375.asp


Textaris(txt*bot)

#5
Quote[...] Seit es die Atombombe gibt, probten die Atommächte beständig in zahlreichen Testexplosionen deren Wirksamkeit. Diese Tests hatten und haben eine Doppelfunktion: Zum einen geht es um die Überprüfung der Zuverlässigkeit der vorhandenen Arsenale sowie um die Entwicklung neuer oder die Verbesserung existierender Atomwaffen - und zum anderen um die Demonstration von Macht und Stärke der Atomwaffenbesitzer.

Die fünf Atommächte USA, die frühere UdSSR, Frankreich, Großbritannien und China haben mehr als 2000 Atomwaffentests in der Atmosphäre, unter Wasser, auf der Erdoberfläche oder im Weltraum durchgeführt. Diese Tests haben zu einer weltweiten Verseuchung der Erde geführt, was die Gesundheit der Menschen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beeinträchtigte und beeinträchtigen wird.

In der Nähe der Testgelände (Wüste von Nevada, Pazifikatolle, Sahara, Kasachstan, usw.) führten die atmosphärischen Tests häufig zu intensivem radioaktiven Niederschlag (Fallout), und zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen der lokalen Bevölkerung und zu Verseuchungen der Umwelt. In einem partiellen Teststoppabkommen wurden daher 1963 solche oberirdische Atomtests verboten.

Allerdings wird durch sogenanntes "Ausventilieren" auch bei unterirdischen Tests Radioaktivität freigesetzt, die die Umwelt schädigt. 1996 wurde nach erneuten unterirdischen Tests durch Frankreich und China ein umfassender Teststoppvertrag vereinbart, der allerdings noch nicht in Kraft getreten ist. Die letzten unterirdischen Tests wurden 1998 von Indien und Pakistan durchgeführt. Zuletzt, am 9.Oktober 2006, zündete Nordkorea eine Atombombe in einem Berg im Nordosten des Landes. (AG.)


Aus: "Atomtests verseuchen seit 1945 die Erde" (diepresse.com; 18.10.2006)
Quelle: http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=a&id=593256

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Quote[...] Die Zahlen der Menschenopfer, die infolge von über 2.100 Atomwaffenversuchen an radioaktiver Verstrahlung starben oder unheilbar erkrankten, sind bestürzend und mahnen die Politiker, das nukleare Testverbot endlich rechtswirksam zu machen. Weniger bekannt sind die verheerenden Folgen sogenannter friedlicher Kernexplosionen, die in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vor allem in den USA und der Sowjetunion im Bergbau, zur Flussumlenkung oder beim Kanalbau ausgelöst wurden.

Die im gesamten Atomzeitalter massivste radioaktive Verseuchung geschah am 6. Juli 1962. Auf dem US-Testgelände Yucca Flat in der Wüste von Nevada wurde "Storax Sedan" gezündet. Die gewaltige Explosion mit einer Sprengkraft von 104 Kilotonnen herkömmlichen Sprengstoffs - das ist fast das Zehnfache der Hiroshima-Bombe - riss einen riesigen Krater von über 100 m Tiefe und einem Durchmesser von 390 m in den Boden. 12 Mio. Tonnen Gestein wurden in die Luft geschleudert und die radioaktive Wolke erreichte eine Höhe von rund 4 km. Sie trieb zunächst nordöstlich und später nach Osten in Richtung Mississippi. Der lebensgefährliche radioaktive Fallout rieselte herab auf rund 13 Mio. Einwohner in den Bundesstaaten Iowa, Nebraska, South Dakota und Illinois bis hin an den Stadtrand von Chicago.

Die verheerenden Folgen derartiger Nuklearexplosionen führten schließlich zur deren Einstellung, aber militärische Testexplosionen folgten noch Jahrzehnte lang, und auch sie forderten zahlreiche Opfer. Für die Bewohner der betroffenen Testgebiete bedeuteten die Atomversuche oftmals den Strahlentod oder bis heute andauernde Schmerzen und Gesundheitsschäden. Viele Menschen erkrankten an Schilddrüsenkrebs und Leukämie. Sie leiden an genetischen Schäden, Erbkrankheiten und Schwächungen der Immunsysteme.

Die Testgebiete sind für Jahrzehnte radioaktiv verseucht. So kann beispielsweise die Pazifikinsel Bikini, Stätte zahlreicher US-amerikanischer Nukleartests, nach wissenschaftlichen Prognosen möglicherweise erst 2040 wieder bewohnt werden. Auch auf anderen Testgebieten kam es zu schrecklichen Langzeitwirkungen. Beispielsweise ist die Krebsrate unter der Bevölkerung im Gebiet um das kasachische Semipalatinsk, dem Hauptversuchsgelände der Sowjetunion, 300 bis 400 Mal größer als anderswo. Von 1949 bis 1989 wurden dort 456 Bombentests durchgeführt, davon 160 oberirdisch. Die Sprengkraft entsprach insgesamt dem 2.500-fachen der Hiroshima-Bombe. Der radioaktive Staub verbreitete sich über ein Gebiet von der Größe Deutschlands, und 1,5 Mio. Menschen wurden durch die Explosionen verstrahlt.

Von den Regierenden wurde das Leid strahlengeschädigter Menschen lange ignoriert. Bis in die Gegenwart kämpfen an Strahlungskrankheiten Leidende um zumindest eine finanzielle Wiedergutmachung. Erst im Jahre 1990 haben die USA als erste Atommacht den "Radiation Exposure Compensation Act" beschlossen. Seither hat Washington rund 1,5 Mrd. Dollar an Strahlenopfer seiner Nukleartests gezahlt. Das ist jedoch weit weniger als beantragt und viele Betroffenen klagen über bürokratische Hürden und Hindernisse. Das französische Parlament verabschiedete sogar erst Ende 2009 ein Gesetz zur Entschädigung der Opfer von über 200 Atomversuchen in den Jahren 1960 bis 1996 in der Sahara und im Südpazifik. Bis zu 150.000 Zivilpersonen und Militärangehörige wären davon betroffen. Kasachstan, dessen Bewohner besonders unter den Langzeitfolgen der Nukleartests leiden, hat vorgeschlagen, einen internationalen Entschädigungsfonds für die Opfer der Atomtests einzurichten. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon soll eine entsprechende UN-Sonderkonferenz einberufen. Bisher allerdings warten die Betroffenen vergebens.

Als besonders gefährlich für Leben und Gesundheit erwiesen sich überirdische Atomwaffenversuche. Meldungen über nukleare Zwischenfälle und die gefährlichen Folgen atmosphärischer Atomwaffenversuche alarmierten nicht nur die Bevölkerung in den betroffenen Ländern. Warnend äußerten Wissenschaftler ihre Besorgnis über die genetischen Langzeitfolgen und klimatischen Auswirkungen erhöhter Radioaktivität. Der weltweiten Anti-Atomwaffenbewegung konnten sich auch die Regierungen nicht auf Dauer entziehen.

Am 5. August 1963 unterzeichneten die Außenminister der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion in Moskau den Teilteststoppvertrag. Er verbietet oberirdische Kernwaffenversuche ebenso wie Nukleartests im Weltraum und unter Wasser. Noch am 10. Oktober desselben Jahres trat er in Kraft. Ein Fortschritt, aber kein Durchbruch. Mehr als drei weitere Jahrzehnte sollte es noch dauern, bis 1996 ein umfassender Teststoppvertrag auf dem Tisch lag. Bis heute haben ihn 183 Staaten unterschrieben, 157 sogar ratifiziert. Dennoch ist das Abkommen bisher nicht rechtswirksam, weil noch acht der 44 Staaten fehlen, die prinzipiell über das technische Know-how zum Atomwaffenbau verfügen und deren Mitgliedschaft Voraussetzung für das Inkrafttreten ist. Zu ihnen gehören außer den Atommächten China, USA, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea auch Ägypten sowie der Iran.

Die technischen Voraussetzungen für ein effektives Funktionieren des Vertrages sind nahezu perfekt. Die zukünftige Kontrollorganisation CTBTO (Comprehensive Test Ban Organization) in Wien arbeitet mit einem Jahresbudget von rund 820 Mio. Euro bereits auf Hochtouren. Sie umfasst die Konferenz aller Vertragsstaaten, den 51-köpfigen Exekutivrat und ein Technisches Sekretariat mit Internationalem Datenzentrum. Nach den USA (22) und Japan (19,7) ist Deutschland mit 8,78 Prozent drittgrößter Beitragszahler zum Haushalt der Organisation.

Unter Leitung von Tibor Tóth aus Ungarn errichten rund 260 Mitarbeiter aus 70 Ländern ein Netzwerk von insgesamt 337 Beobachtungsposten, das den gesamten Erdball lückenlos abdeckt. Im Zentrum steht ein globales System von 170 seismischen Stationen. Es kann eventuelle unterirdische Nuklearexplosionen registrieren und von den jährlich etwa 50.000 natürlichen Erdbeben unterscheiden. 80 Radionuklid-Detektoren und 60 Infraschallgeräte beobachten außerdem die Atmosphäre, während elf hydroakustische Systeme die Weltmeere kontrollieren.

Mehr als 85 Prozent der Beobachtungsstationen arbeiten bereits, demnächst sollen es 90 Prozent sein. Satelliten übermitteln die Informationen zum Internationalen Datenzentrum, wo sie gespeichert, analysiert und an die Vertragsparteien weitergegeben werden. Das Weltraum gestützte Globale Kommunikationssystem ist über den direkten Abrüstungskontrollauftrag hinaus nützlich. Rund eine Million Daten wurden in den vergangenen Jahren an mehr als 400 Nutzer in rund 60 Staaten übermittelt, darunter zu Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Bergwerksunglücken, Flugzeugzusammenstößen sowie über auffällige Umwelt- und Wettererscheinungen.

Die Experten beteiligen sich ebenfalls am Testverfahren für Tsunami-Warnsysteme, unternehmen geophysische Untersuchungen bis hin zur Klimaforschung. Als im vergangenen Jahr in Japan eine Serie von Erdbeben und ein gewaltiger Tsunami das Land erschütterten, hatte das Wiener Monitorsystem sowohl frühzeitige Warnungen für Japan, Hawaii und weite Teile des Pazifik herausgegeben als auch den Weg der ausgetretenen Radioaktivität nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima präzise vorausgesagt. Ebenso wurden die nordkoreanischen Kernwaffenversuche von 2006 und 2009 festgestellt und deren Sprengkraft korrekt mit 0,6 bzw. 20 kT angegeben.

Nach Inkrafttreten des Teststoppvertrages werden zusätzlich vertrauensbildende Transparenzmaßnahmen, Konsultationen und Vor-Ort-Inspektionen zur Klärung von verbleibenden Zweifelsfällen dienen.


Chronik: Unfälle, Pannen und gefährliche Zwischenfälle bei Atomwaffentests
Datum            Vorfall
19. Mai 1953    Die USA testen in der Wüste von Nevada die 32-kt-Bombe "Harry", die wegen des enormen Fallouts, später den Namen "Dirty Harry" ("Schmutziger Harry") bekommt. Winde tragen die radioaktive Wolke 220 km weit bis nach St. George im Bundesstaat Utah.
1. März 1954    Auf dem Bikini-Atoll im Südpazifik unternehmen die USA den Wasserstoffbombentest "Bravo" mit einer Zerstörungskraft von 15 Megatonnen. Der unvorhergesehen nach Südost drehende Wind treibt die radioaktive Wolke direkt über die benachbarten Marshall-Inseln Rongelap, Rongerik und Utirik hinweg und fügte deren Bewohnern schmerzhafte Verbrennungen und Verstrahlungen zu. Auch die 23 ahnungslosen Matrosen, auf dem 150 km entfernten japanischen Fischerboot "Fukurya Maru" - "Glücksdrachen" werden von dem atomaren Ascheregen heimgesucht. Zwölf Beatzungsmitglieder sterben danach an Lebererkrankungen oder Blutstörungen.
7. März 1955    Nach der Explosion der Bombe "Turk" auf dem Testgelände in Nevada ändert sich unerwartet die Windrichtung und trägt den Fallout eines US-Testes nach Las Vegas, wo sie einen sogenannten "hot spot" bildet - eine Fläche, in der sich besonders viel Radioaktivität sammelt.
22. November 1955    Die Sowjetunion testet ihre erste Fusionswaffe. Die 1,6-Megatonnen-Bombe ist die erste Wasserstoffbombe, die von einem Flugzeug abgeworfen wird. Die Druckwelle ist stärker als angenommen, da es zu einer unerwarteten Brechung der Stoßwelle an der Atmosphäre kommt. Drei Menschen sterben.
28. April 1958    Britische Soldaten sitzen an Bord des Kriegsschiffes "Dunera", drei km von den Christmas-Islands entfernt, wo eine Atombombe der Testreihe "Grapple" detonieren soll. Dreimal passiert nach dem Countdown nichts. Als auch beim vierten Mal nichts geschieht, schauen einige Neugierige zur Küste. In diesem Moment erfolgt die Explosion - einige Soldaten erblinden.
26. Juli 1961    Auf der Johnston-Insel im pazifischen Ozean findet der US-Kernwaffentest "Bluegill Prime" statt. Die Trägerrakete erleidet bereits bei der Zündung einen Fehlstart, sodass die Sicherheitseinrichtung die Zerstörung der Rakete auslöst. Die Abschusseinrichtungen werden dadurch schwer beschädigt und mit Plutonium kontaminiert.
13. März 1964    Erhöhter Jod-131-Gehalt tritt in der Milch kalifornischer Kühe auf. Er ist die Folge einer radioaktiven Wolke, die nach dem Test "Pike" über den US-Bundesstaat treibt.
2. Juli 1966    Die Explosion der französischen Bombe "Aldebaran" im Südpazifik ist stärker als erwartet und verseucht die Lagune des Moruroa-Atolls derart, dass kein dort gefangener Fisch mehr gegessen werden darf.
10. September 1966    Der französische Staatspräsident de Gaulle besteht auf einem Nukleartest den er vom Kriegsschiff "De Grasse" aus beobachten will, obwohl der Wind in Richtung der bewohnten Tuamotu- und Fidschi-Inseln weht.
8. Dezember 1968    Auf der "Nevada Test Site explodiert in 300 m Tiefe die Bombe "Banebury" und schleudert eine radioaktive Wolke in drei km Höhe. Zwei Helfer sterben später an Leukämie. Gefährlich hohe Dosen von Jod-131 werden in Nevada und Utah in den Schilddrüsen von Kühen, Schafen und Rehen gefunden.
5. Juni 1975    Eine französische Testexplosion in 623 m Tiefe des Tuamotu-Atolls zerreißt den Betondeckel des Bohrlochs, aus dem Radioaktivität austritt.
25. Juli 1979    Eine französische Bombe, die in 1.000 m Tiefe des Moruroa-Atolls gezündet werden soll, verklemmt sich in 500 m Tiefe. Der Sprengsatz wird dennoch gezündet. Er verursacht eine Flutwelle, die sieben Menschen verletzt, und reißt einen 40 cm breiten und 2 km langen Riss ins Atoll.
Sommer 1981    Chinesischen Expertenberichten zufolge treten in der Umgebung des Testgebiets Lop Nor im Nordwesten Chinas ungewöhnlich viele Fälle von Lungen- und Hautkrebs auf.
14. April 1986    Bei einem horizontal angeordneten Atomwaffenversuch im Tal Rainier Mesa in Nevada schließen eingebaute Drucktüren nicht vorschriftsmäßig. Arbeiter und weite Teile des Tals werden verseucht.
13. August 1987    Laut sowjetischen Angaben ist bei einem Nukleartest Anfang des Monats "eine bedeutende Menge Gas" ausgetreten. Es sei aber keine Radioaktivität entwichen. Norwegische, schwedische und deutsche Strahlenschutzbehörden messen demgegenüber erhöhte radioaktive Werte.
13. August 1987    Durch einen Atomwaffenversuch der USA wird ein Erdbeben der Stärke 5,7 auf der nach oben offenen Richterskala ausgelöst.
27. September 1991    Bei einem Raketentest im Weißen Meer entdeckt die Besatzung eines sowjetischen U-Bootes ein technisches Problem. Als das Boot auftaucht, beginnt die Rakete beim Kontakt mit der Luft zu brennen und verlässt den Startschacht als Feuerball.

Bisherige Kernwaffenversuche
Land    Anzahl    Testgebiete
USA    1 146    New Mexico und Südpazifik, später Wüste von Nevada
UdSSR/Russland    715    Nowaja Semlja, Semipalatinsk
Frankreich    215    Sahara, später Polynesieninseln Moruroa und Fangataufa
China    45    Wüste Lop Nor
Großbritannien    44    Südpazifik, später Wüste von Nevada
Pakistan    6    Chagai-Berge in Baluchistan
Indien    5    Thar-Wüste von Rajasthan
KDVR    2    nahe Kilju in der nordöstlichen Provinz Hamkyong
gesamt    2.178    

Quellen: Arms Control Association,
Bulletin of the Atomic Scientists

Die Europäische Kommission für Strahlenrisiken (ECRR) veröffentlichte in ihrer Studie "The Health Effects of Ionising Radiation Exposure at Low Doses for Radiation Protection Purposes" Zahlen über die Opfer von Kernwaffentests. Danach sind bislang 61,7 Millionen Menschen an Krebs aufgrund radioaktiver Einflüsse gestorben, darunter 1,5 Millionen Kindern. 1,9 Millionen Babys starben bereits im Mutterleib. Die ECRR kommt zu dem Schluss, dass der Anstieg der Krebserkrankungen vor allem eine Folge des radioaktiven Fallouts der atmosphärischen Atombombentests der Jahre 1957 bis 1963 ist, dem Höhepunkt des atomaren Testens. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Abgabe von Radioisotopen in die Umwelt im Rahmen ziviler Atomkraftnutzung in den letzten Jahren bald für einen weiteren Anstieg von Krebs und anderen Krankheiten sorgen wird.

Quelle: IPPNW




Aus: "Tödliche Strahlen: Vor 50 Jahren kam es zur größten atomaren Verseuchung durch eine Nuklearexplosion" (06. Juli 2012)
Quelle: https://www.lebenshaus-alb.de/magazin/007442.html

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#6
Quote[...] Vattenfall-Sprecher Göran Lundgren sagte am Samstag in Stockholm: "Das ist einfach nicht wahr. Es hat niemals eine solche Gefahr bestanden. Ich verstehe nicht, wo solche Behauptungen herkommen."

Lundgren wies damit einen Bericht der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit zurück, den der "Spiegel" veröffentlicht hatte. Demnach war der Reaktor in Forsmark wegen Defekten bei zwei von vier Notstromaggregaten nur noch 18 Minuten von einer Kernschmelze entfernt gewesen. Lundgren sagte dazu: "Auch die Aufsichtsbehörden haben bestätigt, dass es keine Gefahr einer Kernschmelze gegeben hat. Das Kühlwasserniveau lag immer stabil über zwei Meter, und die Stromproduktion ist 22 Minuten nach dem Kurzschluss wieder mit voller Kraft angesprungen."

Bei dem Störfall am 25. Juli waren nach einem Stromdefekt zwei von vier Notstromaggregaten für das Kühlwasser nicht wie vorgesehen automatisch angesprungen. Die staatliche schwedische Atomaufsicht SKI hatte danach sowohl den Reaktor in Forsmark wie drei weitere Reaktoren gleicher Bauart bis zu drei Monaten stilllegen lassen.

[...] Die deutsche Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) beruft sich in ihrem Bericht unter anderem auf Untersuchungen und Analysen von Vattenfall und der schwedischen Atomaufsicht. "Nach circa fünf Stunden wäre das gesamte Kühlmittelinventar verdampft gewesen", heißt es. Obwohl zwei der vier Generatoren wie vorgesehen starteten, sei der Füllstand innerhalb des Reaktordruckbehälters weiter bedrohlich abgesunken.

Dieser stabilisierte sich erst 15 Minuten nach dem Ausfall der ersten Systeme - noch 1,90 Meter oberhalb des radioaktiven Kerns. Da habe die Mannschaft bereits Vorkehrungen getroffen, radioaktiven Dampf in den Sicherheitsbehälter abzulassen. Nur die zwei Diesel- Generatoren retteten, so die Experten, das AKW vor dem GAU.


Aus: "AKW Forsmark: Reaktor kurz vor der Kernschmelze?" (stern.de; 18. November 2006)
Quelle: http://www.stern.de/politik/panorama/:AKW-Forsmark-Reaktor-Kernschmelze/576715.html

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Quote[...]  Bei dem Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark wäre es im Juli beinahe zu einer Katastrophe gekommen. Die Verantwortlichen der Anlage hatten sich bei dem damaligen Regierungschef Göran Persson bereits die Genehmigung eingeholt, das sogenannte "Wallmann-Ventil" zu öffnen. Das erfuhr WELT.de aus deutschen Regierungskreisen. Mit dem Öffnen des Ventils soll im Falle einer Kernschmelze Druck aus dem Atomkraftwerk abgelassen werden, um ein Bersten des Reaktors zu verhindern. Das Anspringen von zwei der vier Diesel-Notstromaggregate verhinderte dann den größten anzunehmenden Unfall (GAU).

Bei dem Störfall am 25. Juli griffen nach einem Stromdefekt die Notfallmaßnahmen nur mangelhaft. Die Kühlflüssigkeit sank bedrohlich ab und stabilisierte sich erst 1,90 Meter oberhalb des radioaktiven Kerns. Laut einem Bericht der deutschen Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) hätte ohne diese Stabilisierung der obere Teil des Kerns 18 Minuten später freigelegen. Die schwedische Atomaufsicht ließ den Reaktor des von Vattenfall betriebenen Kraftwerkes für drei Monate stilllegen.

Sowohl der schwedische Betreiber des Atomkraftwerkes wie auch das deutsche Kernforschungszentrum in Garching haben den Störfall nach Angaben von deutscher Seite mehrfach am Computer simuliert, ohne die Ursache zu finden. Es sei außerdem nicht klar geworden, warum zwei der vier Notstromaggregate plötzlich wieder ansprangen und zwei nicht. Die Unsicherheit sei deshalb besorgniserregend, da in Brunsbüttel an der Elbe ein Atomkraftwerk gleichen Bautyps stehe. Ein ähnlicher Störfall wie der in Schweden sei dort nicht auszuschließen.


Aus: "Störfall Forsmark: Nordeuropa stand vor atomarer Katastrophe" Von Peter Dausend (19.11.2006)
Quelle: http://www.welt.de/data/2006/11/19/1116658.html

-.-

Quote[...] Im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark hat es erneut eine Panne gegeben. Wie ein Nachrichtenagentur meldet, musste der Reaktor Forsmark 1 aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden. Das Problem solle im Laufe des Tages untersucht werden. Der Reaktor war bereits im Juli wegen eines Kurzschlusses vom Netz genommen worden. In den vergangenen Monaten waren bei einer ganzen Reihe von Atomkraftwerken in Schweden Störfälle aufgetreten.

Aus: "Neue Panne in schwedischem Atomreaktor" (zuletzt aktualisiert: 17. Dezember 2006 | 10:36;  MDR INFO)
Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/3898896.html



lemonhorse

Quote[...] Im Großraum Hamburg erkranken immer mehr Kinder an Blutkrebs. Wie die "Hamburger Morgenpost am Sonntag" unter Berufung auf das Kinderkrebszentrum des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) berichtete, verdoppelte sich seit 2004 die Zahl der Behandlungsfälle von akuter lympathischer Leukämie fast. Vor zwei Jahren waren es den Angaben zufolge noch 267 Blutkrebs-Fälle, im Folgejahr stieg die Zahl auf 403. Für 2006 rechnet das renommierte Spezialzentrum der Klinik mit rund 500 Fällen.

Wie NDR 90,3 berichtete, geben diese Daten allerdings lediglich die Anzahl der Behandlungen wieder: Wenn ein Kind also mehrfach medizinisch versorgt wird, tauche dies in der Statistik entsprechend häufig auf.

Dennoch ein erheblicher Anstieg, der Anlass zur Sorge gibt. Für die Häufung haben die Ärzte noch keine Erklärung. "Bei allen Vorkommnissen werden wir hellhörig. Aber erst wenn die Zahlen noch ein weiteres Jahr über dem Schnitt liegen, stellen wir nähere Untersuchungen an", sagte Professor Reinhard Schneppenheim, Direktor des Kinderkrebszentrums am UKE, der Zeitung. Kinder zwischen zwei und fünf Jahren erkrankten besonders häufig an akuter lympathischer Leukämie. Mit Hilfe langfristiger und aufwändiger Behandlungsprogramme bestehen laut Schneppenheim in 80 Prozent der Fälle Heilungschancen.


Aus: "Immer mehr Leukämie-Fälle bei Kindern im Großraum Hamburg" (19.11.2006)
Quelle: http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID3367182,00.html


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#8
Quote[...] Der Begriff Leukämiecluster Elbmarsch bezeichnet eine Häufung (Cluster) von Leukämie-Erkrankungen, die bei Kindern im Gebiet der Samtgemeinde Elbmarsch (Niedersachsen, Landkreis Harburg) und des benachbarten Geesthachts (Herzogtum Lauenburg, Schleswig-Holstein) seit Dezember 1989 auftraten. Es handelt sich hierbei um die weltweit höchste erfasste Leukämierate auf kleinem Raum bei Kindern. Die Ursache des Clusters ist bisher nicht wissenschaftlich stichhaltig nachgewiesen worden...


Aus: "Leukämiecluster Elbmarsch" (Wikipedia 12/2006)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Leuk%C3%A4miecluster_Elbmarsch

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QuoteRisikogebiet Elbmarsch. Seit Ende der 80er Jahre erkranken dort statistisch gesehen mehr Kinder an Leukämie als irgendwo sonst auf der Welt. Von offizieller Seite gibt es dazu keine Erklärung. Am Nordufer der Elbe stehen in Sichtweite das KKW Krümmel und das Kernforschungszentrum GKSS. Die Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch e.V., die Gesellschaft für Strahlenschutz e.V. und die IPPNW haben nun eine Dokumentation veröffentlicht: Eine Kette von Indizien weist auf ein radioaktives Ereignis am 12. September 1986 hin.

An diesem Tag wurde nachweislich eine erhöhte Radioaktivität auf dem Gelände des Kernkraftwerks Krümmel registriert. Die Aufsichtsbehörde behauptete damals, es habe sich dabei um das natürlich vorkommende Edelgas Radon gehandelt, dass sich aufgrund einer besonderen Wetterlage aufgestaut habe. Es sei dann vom Kraftwerk angesogen worden und habe dort die erhöhten Messwerte verursacht. Die Autoren der Dokumentation zeigen, dass das aus physikalischen und meteorologischen Gründen nicht möglich ist und eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit darstellt.

»Das ist kein Streit unter Wissenschaftlern, sondern ein Kriminalfall«, sagte Uwe Harden, Sprecher der Bürgerinitiative auf einer Pressekonferenz, bei der die Dokumentation »Elbmarsch - Stationen einer Aufklärung« präsentiert wurde. »Wir wissen schon sehr viel, aber meist nur aus dritter oder vierter Hand«, so Harden. Die Bürgerinitiative sucht nun Augenzeugen für den möglichen Atomunfall am 12. September 1986. »Wir hoffen auf einen Aufklärungsschub«, sagte Professor Dr. Inge Schmitz-Feuerhake, Mitglied der ehemaligen Leukämiekommission der schleswig-holsteinischen Landesregierung.

2004 trat die Mehrheit der schleswig-holsteinischen Leukämiekommission unter Protest zurück. Auf der Pressekonferenz stellte der damalige Vorsitzende der Kommission Professor Dr. Otmar Wassermann fest: »Es wurde alles getan, um unsere Arbeit zu behindern. Dabei reißt die Serie der Erkrankungen nicht ab.«

In diesem Jahr sind in den Samtgemeinden Bardowick und Scharnebeck, 5-10 km von den Atomanlagen in Gessthacht entfernt, zwei Kinder an Leukämie erkrankt. Auch in der Stadt Winsen erkrankten zwei 15-jährige Kinder an Leukämie. Winsen liegt etwas mehr als 10 km vom Atomkraftwerk Krümmel entfernt. Für viele Menschen in der Region stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß ihre Kinder und Jugendlichen immer noch bedroht sind. »Diese Frage können wir nicht abschließend beantworten. Es bleibt eine Unsicherheit«, sagt Dr. Hayo Dieckmann Leiter des Gesundheitsamts im Landkreis Lüneburg und IPPNW-Mitglied. Man könnte sehr viel besser einschätzen, mit welchen Schäden noch zu rechnen ist und welche Schutzmaßnahmen ergriffen werden müßten, wenn die verantwortlichen Stellen endlich ihr Schweigen brechen und erzählen würden, was im September 1986 wenige Monate nach der Tschernobylkatastrophe passiert ist.

In der vorgestellten Dokumentation wird die Strahlenbelastung der Bevölkerung infolge des Unfalls rekonstruiert. Schon das radioaktive Thorium allein, das in der Elbmarsch mehrfach nachgewiesen wurde, reicht aus, die Leukämieerkrankungen in der Elbmarsch zu erklären. Thorium wurde als Kontrastmittel (Thorotrast) in der Röngendiagnostik lange eingesetzt, bis man auf die Nebenwirkung aufmerksam wurde: Leukämie.
Die Autoren der Dokumentation unterstützen die Landesabgeordneten in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, die sich für eine umfassende und transparente Aufklärung der Leukämiefälle einsetzen.

Aus: "Was geschah am 12.9.1986?" (IPPNW-Presseinformation vom 21. Dezember 2006)
Quelle: http://www.ippnw.de/article/061221_Elbmarschleukaemien.html?swip=59d0c7f6d40ae9efa700ae82bdf66c6b

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Quote[...] In der unmittelbaren Umgebung der kerntechnischen Anlagen bei Geesthacht an der Elbe
(Kernkraftwerk Krümmel und GKSS-Forschungszentrum) trat in den Jahren 1990/91 ein abrupter
Anstieg der Leukämiefälle bei Kindern auf. Bis in die Gegenwart ist das Leukämievorkommen
dort dreifach erhöht geblieben.
Dennoch erklärten die zuständigen Minister der Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen
die Aufklärungsbemühungen und die Tätigkeit der jeweils eingesetzten Leukämiekommissionen
im Jahr 2004 für beendet. Sie behaupteten, dass sich kein Hinweis auf einen
Zusammenhang mit Radioaktivität ergeben habe und sich für das Phänomen derzeit keine
Erklärung finden lasse.
Die Mitglieder der schleswig-hosteinischen Leukämiekommission sahen das mehrheitlich
anders, traten unter Protest aus der Kommission aus und veröffentlichten einen Abschlussbericht,
in dem sie einen kerntechnischen Unfall im Jahre 1986 als Ursache für die
Erkrankungen beschrieben (Wa04). Sie hatten radioaktive Kernbrennstoffe, Spaltprodukte
und andere Folgeprodukte von Kernreaktorprozessen in der Umgebung aufgefunden. Für etwa
12 Stunden musste die Konzentration der radioaktiven Stoffe in der Luft mehr als das 400-
fache der Tschernobylkonzentration in Norddeutschland betragen haben...


Aus: "Die Elbmarschleukämien - Stationen einer Aufklärung (Dokumentation)" - Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch e.V. Gesellschaft für Strahlenschutz e.V. IPPNW – Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (Marschacht im Dezember 2006)
Querlle: http://www.ippnw.de/stepone/data/downloads/7d/00/00/ElbmarschDokumentation2.8MB.pdf


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Quote[...] Im US-Bundesstaat Oklahoma suchen die Behörden fieberhaft nach einem verschwundenen Lkw mit radioaktivem Material. Nach Angaben des Senders CBS war der Lkw am Sonntag auf eisglatter Straße verunglückt und in einen Fluss gefallen. Das Fahrzeug sei von den Wassermassen mitgerissen worden und bislang nicht wiedergefunden worden. Ein Polizist sagte dem Sender, das radioaktive Material bereite den Einsatzkräften Sorge. In der Region toben seit Tagen schwere Schneestürme.



Aus: "Lkw mit radioaktiver Ladung in den USA vermisst" (MDR INFO; 22. Januar 2007)
Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/4037123.html

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Quote[...] Seit 1977 gilt Gorleben als aussichtsreichster Ort für ein Atom-Endlager. Tief unter der Erde soll hier im Salz der gefährlichste Müll des Landes gelagert werden, hochradioaktiv, wärmeentwickelnd. Angefallen in Kernkraftwerken und strahlend für, grob gepeilt, eine Million Jahre.

Die große Koalition will bald entscheiden, wie und wo der deutsche Atommüll enden soll, an diesem Montag will sich erstmals der Koalitionsausschuss ernsthaft damit befassen. Es ist die vielleicht weitreichendste Entscheidung, die diese Regierung zu fällen hat. Das Thema ist heikel.

[...] "Erkundung", das steht im Wörterbuch als Synonym für "Auskundschaftung", "Frage", "Nachforschung". Aber in Gorleben stand es immer für mehr, und genau da beginnt das Problem.

Gorleben sollte das perfekte Endlager werden. Ein Salzstock, durch kein Loch versehrt, jungfräulich. Deswegen bohrten die Ingenieure hier gar nicht erst Probelöcher, sie schufen gleich zwei Schächte. Sie trieben sie nicht nur bis zu jenem Niveau ins Salz, das sie erforschen wollten, sondern gleich noch ein paar Meter tiefer.

Dahin, wo irgendwann der Atommüll lagern soll. Und sie bauten auch die Stollen gleich groß genug, um das ganze Endlager darüber ausheben zu können. Erkundung hieß in Gorleben immer auch Ausbau.

Hinter den Bautrupps standen die Energiekonzerne, die endlich beweisen wollten, dass sie Radioaktivität auch wieder aus der Welt bringen können. Oder zumindest aus deren Sichtweite. Die Menschen in der Umgebung aber erfuhren nur das Nötigste.

[...] Bauern reagieren besonders empfindlich auf das Endlager, auf Radionuklide, die durch das Salz emporsteigen und Äcker und Grundwasser verseuchen könnten - auch wenn das als unwahrscheinlich gilt. Nur diffuse Ängste erklären, dass eine Mittfünfzigerin, die auf Holzregalen Porzellan sammelt, sich aus Protest gegen Castor-Transporte an Gleise kettet. Frau Tietke sagt aber auch: "Am meisten bringt uns auf die Palme, dass jede Regierung das nur wieder aussitzt."

Jetzt, 30 Jahre nach der Festlegung auf Gorleben, werden in Berlin wieder eifrig Papiere verfasst. Die Vergangenheit habe gezeigt, schreibt etwa das Bundesumweltministerium, "dass der Prozess immer wieder ins Stocken geriet, weil es bisher an einem übergreifenden Konsens, auf welche Weise ein Endlagerstandort bestimmt werden soll, gefehlt hat."

Eine letzte große Suche, findet zumindest Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), soll noch einmal klären, ob Gorleben nun der beste Endlager-Ort der Republik ist oder nicht. Für andere, etwa seinen Gegenspieler Michael Glos (CSU) im Wirtschaftsministerium, ist das schon längst klar. Es gebe keine gegen Gorleben sprechenden Gründe, folglich müsse bald weiter "erkundet" werden. "Neue gesetzliche Regelungen oder Gesetzesänderungen sind also nicht erforderlich", schreiben Experten des Ministeriums, im Gegenteil: "Sie tragen die Gefahr der Verschlechterung der Rechtslage in sich."

Wohl wahr. Die Rechtslage in Gorleben ist gut, zumindest aus Sicht seiner Befürworter. Erschlossen nach älterem Bergrecht, kommt der Salzstock derzeit ohne Umweltverträglichkeitsprüfung aus. Die öffentliche Beteiligung an dem Projekt beschränkt sich auf die jährlich wiederkehrende Demonstration, wenn wieder ein Castor-Transport im Zwischenlager Gorleben ankommt, genau gegenüber dem Erkundungsbergwerk.

Tief im Wald, auf dem Weg von Gorleben nach Gedelitz, lagert dort in blechverkleideten Hallen, was von der Wiederaufarbeitung deutscher Brennstäbe übriggeblieben ist. Die nuklearen Reste hätten es nicht mehr weit ins unterirdische Endlager, kürzer als vom Reichstag ins Kanzleramt, einmal über die Straße. Sind die Demonstranten nicht da, wirken die Endlagervorbereitungen unendlich weit weg. Wachleute schauen gelangweilt auf Dutzende Bildschirme, auf denen doch nie etwas passiert. Und wie zur Nachhilfe hängt auf dem Klo eine Deutschland-Karte der Kernkraft, mit allen Reaktoren. Das Dorf Gorleben, 875 Einwohner, ist darauf besonders groß.

[...] Viele Senioren haben ihr Ferienhaus in Gorleben zum Erstwohnsitz gemacht, so schön ist es hier. Und wer das Endlager nicht sehen will, der schaut weg. Es scheint Lichtjahre entfernt.

Aber das ist eben nur ein Teil der Wahrheit über Gorleben. Den anderen hat Asta von Oppen gesammelt, in ihrem Gorleben-Archiv. Ratsunterlagen, Zeitungsausschnitte, Dokumente aus 30 Jahren Widerstand. Sie sagt, ihr Archiv sei auch ein Archiv der Lügen und Bestechlichkeiten, der gekauften Kommunalpolitiker und Wissenschaftler.

Ein eigenes Buch gibt es darüber, das heißt "Es wird wie ein Lügenhaus zusammenbrechen". Einen ganzen Stapel Exemplare fährt Oppen immer in ihrem blauen VW-Bus spazieren, für den Fall, dass sich jemand für die jüngere Geschichte Gorlebens interessiert. "Gorleben ist verbrannte Erde", sagt Oppen, "mit Lügen und Betrügereien von Anfang an." Das Misstrauen klebt am Ort wie ein Schatten.

Die Lage ist ausweglos. Vielleicht gibt es ja solche Zufälle, ist ja das politisch ausgewählte Gorleben auch wissenschaftlich im ganzen Land der beste Ort. Aber wer wird es glauben? Wer wird glauben, dass eine Entscheidung für Gorleben nicht allein dazu dient, die 1,3 Milliarden Euro zu retten, die Energiekonzerne hier investiert haben? Gorleben ja oder nein, das ist längst keine Frage der Wissenschaft mehr. Es ist Glaubensfrage und ewige Zweifelsfrage zur gleichen Zeit. Gewiss ist nur eins: Irgendwohin muss er - der deutsche Müll.


Aus: "Endlager Gorleben: Ein Stollen für die Ewigkeit" Von Michael Bauchmüller (SZ vom 29.1.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,wm4/wissen/artikel/739/99640/


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#11
Quote[...] Moskau - Bisher ist noch nicht bekannt, was genau im Atomkraftwerk Balakowskaja geschehen ist. Der Zivilschutz teilte lediglich mit, dass auf dem Gelände des Reaktors in der Nähe der Stadt Saratow keine erhöhten Strahlenwerte gemessen worden seien, berichtet die Agentur Itar-Tass heute. Nach ersten Erkenntnissen soll ein Fehler im automatischen Reaktorschutzsystem bemerkt worden sein. Der Vorfall werde nun untersucht. Das Atomkraftwerk liegt rund 800 Kilometer südlich von Moskau.


Aus: "RUSSLAND: Störfall im Atomkraftwerk" (30. Januar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,463043,00.html

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Quote[...] Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte Vertreter des Katastrophenschutzministeriums mit den Worten, das Niveau der Radioaktivität sei normal. Der Vorfall werde untersucht. Das Werk liegt in der Gegend um Saratow an der Wolga.

Bereits im November 2004 kam es in Balakowskaja zu einem Störfall. Geschäfte der Stadt rieten damals ihren Mitarbeitern, zu Hause zu bleiben. Die Umweltorganisation in Russland befürchtete ein Leck. Nach Angaben des Betreibers Rosatomenergo hatte es sich nur um eine leichte Störung gehandelt. Es habe keine erhöhte Radioaktivität gegeben, eine Gefährdung sei auszuschließen, teilte die russische Atomagentur mit.

Beim Reaktorunglück von Tschernobyl im April 1986 in der Ukraine wiegelten die Behörden lange Zeit ab und verharmlosten den Gau.


Aus: "Reaktor abgeschaltet: Problem in russischem AKW" (30. Januar 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/759655.html


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Quote[...] Betrunkenes Personal, eine laxe Einstellung zur Sicherheit und unzählige Zwischenfälle mit "potenziell" tödlichen Folgen - solche Vorwürfe hätten die Schweden eher im Zusammenhang mit Atomkraftwerken (AKW) in Russland oder Bulgarien erwartet. Doch die vernichtende Kritik betrifft das schwedische AKW Forsmark - und sie kommt nicht von rabiaten Atomkraftgegnern, sondern von den eigenen Technikern der Anlage in einem internen Rapport.

Die Leitung des Kraftwerks, das zum Vattenfall-Konzern gehört, hielt den Bericht drei Monate lang unter Verschluss, nun wurde er dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender SVT zugespielt. "Wir können nicht ständig Glück haben", warnen die Autoren. "Früher oder später kommt es zu einem ernsthaften Unglück."

Im Juli 2006 hatte ein Kurzschluss bei Wartungsarbeiten im Reaktor 1 von Forsmark den bisher schwersten Unfall in einem schwedischen AKW ausgelöst. Zwei der vier Notstromaggregate sprangen nicht an, die Bildschirme im Kontrollraum fielen aus, 22 Minuten lang war die Lage außer Kontrolle.

Dass der Stromausfall mehrere Sicherheitssysteme gleichzeitig außer Kraft setzte, wurde bei der anschließenden Prüfung als besonders gravierend bezeichnet. Die Kernkraftinspektion SKI hat nun Anzeige gegen die AKW-Leitung erstattet, weil diese den Reaktor nicht sofort stoppte, sondern erst am folgenden Tag herunterfuhr.

Doch der Zwischenfall sei nur der "Höhepunkt des Verfalls der Sicherheitskultur" in Forsmark gewesen, heißt es in dem internen Bericht. Seit längerem werde die Sicherheit zu Gunsten höherer Produktion vernachlässigt. Erst im November hatte SKI moniert, dass die Reaktoren nach ihrem Neustart mit zu hoher Leistung betrieben wurden.

Die Forsmark-Techniker sprechen von "inakzeptablen Qualitätsmängeln" und einer "immer weitläufigeren Deutung" der Sicherheitsregeln. Fehler wie leckende Ventile oder falsch gekoppelte Kabel würden nicht weitergemeldet, und man ziehe nicht die notwendigen Schlüsse. Bei der Renovierung des zweiten Reaktors habe es mehrere Unfälle gegeben, die Todesopfer zur Folge hätten haben können. Bei der Stichprobenkontrolle von 25 Arbeitern seien drei betrunken gewesen.

Insgesamt listet der Rapport 22 Unglücksfälle und 68 mindere Zwischenfälle in der jüngsten Vergangenheit auf. "Viel schlimmer kann es nicht mehr werden", sagt Björn Karlsson, der Vorsitzende des Ausschusses für Reaktorsicherheit.

Forsmarks Aufsichtsratschef Göran Lundgren räumt ein, dass der "Fokus auf die Sicherheit unterhöhlt" worden sei: "Wenn alles jahrelang so gut läuft, ist man nicht mehr so wachsam." Er bestreitet jedoch ernsthafte Probleme. Die Grenze, ab der etwas als Zwischenfall eingestuft werde, sei in Schweden sehr niedrig. Forsmark habe nicht versucht, die Kritik der eigenen Mitarbeiter zu vertuschen.



Aus: "Interner Rapport: Betrunkene Arbeiter und undichte Ventile im AKW Forsmark" VON HANNES GAMILLSCHEG (30.01.2007)
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=5fece5152e602a7b6f1ecce42050d46f&em_cnt=1062631


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Quote[...] Die angesprochene Gummidichtung, erklärte Anders Jörle, Sprecher der Atomaufsicht SKI, sei im Falle eines Störfalles von entscheidender Wichtigkeit. "Wenn das nicht dicht ist funktioniert das Sicherheitssystem des Reaktors nicht richtig. Wenn ein richtiger Störfall auftritt, wird der Fluss von Wasserdampf zum Reaktor unter anderem über diese Dichtung reguliert. Wenn das nicht funktioniert, hat man weniger Eingriffsmöglichkeiten, ein mögliches Desaster zu verhindern."

Jörles Vorgesetzter, SKI-Chef Anders Bredfell, fasste den Vorfall noch knapper zusammen: "Das ist nichts ernstes. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Reaktor abgeschaltet wird." Die beanstandete ist eine von drei Gummidichtungen, die an der Dampfdruck-Regulierung beteiligt sind.

Im Juli vergangenen Jahres hatte es in Forsmark einen schweren Störfall gegeben, als nach einem Elektrizitätsausfall auch die Notstromversorgung nur schleppend angelaufen war. Nach Angaben von Experten wurde eine Katastrophe - ein Schmelzen des Reaktorkerns - nur knapp vermieden.


Aus: "SICHERHEITSPROBLEME: Neuer Zwischenfall in schwedischem Pannen-Reaktor" (pat/AFP/AP; SPON; 03. Februar 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,464127,00.html


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Quote[...] Sogar der Spitze beim schwedischen Vattenfall-Konzern hat die endlose und auch für Fachleute beängstigende Pannenserie im Atomkraftwerk Forsmark die Sprache verschlagen. "Ich hatte so etwas nicht für möglich gehalten. Als mir klar wurde, was da passiert ist, wurde ich erst einmal völlig still", kommentierte Aufsichtsratschef Dag Klackenberg am Wochenende im TV-Sender SVT, was der auch in Deutschland aktive Konzern gerade selbst als neuen Sicherheits-Skandal enthüllt hatte.

[...] Vorausgegangen waren immer neue Skandalmeldungen aus dem 190 Kilometer nördlich von Stockholm gelegenen Kraftwerk mit drei Reaktoren. Josefsson selbst nennt den Störfall vom 25. Juli 2006 "sehr ernst". Nach einem Stromausfall sprangen damals Notaggregate zur Reaktorkühlung nicht an und im Kontrollraum fielen die Überwachungscomputer aus. Zwei der drei Techniker aus dem Kontrollraum berichteten anonym im Fernsehen von "einer ausgesprochen dramatischen Lage" bei dem Störfall.

Was folgte, trug nicht zur Beruhigung bei: Es gab Kritik von Mitarbeitern aus Forsmark an einem "Verfall der Sicherheitskultur" und an "immer höherer Risikobereitschaft" wegen wirtschaftlicher Zwänge, es gab Berichte über alkoholisierte Mitarbeiter und hohe Unfallhäufigkeit, die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen Verzögerung des Reaktorstopps am 25. Juli ein. "Wenn alles funktioniert hätte, hätte ich gewusst, was zu tun war. Aber wir hatten keinen Strom, und die Computer liefen nicht. Es ist ja gut gegangen", berichtete ein Techniker anonym von den kritischen Minuten im Kontrollraum.

"Klar macht mir so etwas auch Angst", sagte Björn Karlsson, Chef des schwedischen Kontrollrates für Reaktorsicherheit. Umweltminister Andreas Carlgren ist grundsätzlicher ins Grübeln gekommen: "Wenn sich die Zustände in Forsmark ständig als schlechter erweisen, als vom Betreiber selbst behauptet, muss man sich fragen, wie es in den anderen Atomkraftwerken aussieht."


Aus: "Forsmark-Skandal: Wenn das Unmögliche passiert" (Sonntag, 11. Februar 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/764943.html


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Quote[...] Der Störfall Ende Juli im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark zieht immer größere Kreise. Nachdem in einem Untersuchungspapier die schlampige Sicherheitskultur bemängelt wurde (das Abendblatt berichtete), gibt es nun weitere Ungereimtheiten über die ausgetretene Radioaktivität. Außerdem rücken der Vattenfall-Konzern als Betreiber und die schwedische Strahlenschutzbehörde SKI in den Blickpunkt. Sie hatten in der vergangenen Woche beim überraschenden Rücktritt des Kraftwerkschefs Lars Fagerberg noch einmal verkündet, der gesamte Vorfall werde von der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO untersucht. Dort ist nach Abendblatt-Recherchen aber noch immer keine Anfrage aufgelaufen.

Das bestätigte IAEO-Sprecherin Danielle Dahlström. Der Direktor der IAEO-Abteilung für Sicherheit in der Nuklearinstallation, Aybars Gürpinar, hatte gegenüber dem Abendblatt versichert, noch immer nichts aus Schweden gehört zu haben. Der Hamburger Vattenfall-Sprecher Ivo Banek sagte: "Nach unseren Erkenntnissen ist die Anfrage bei der IAEO eine Initiative der schwedischen Atomaufsicht SKI." Es gehe auch um die anderen Kraftwerke in Schweden.

Die Stockholmer Zeitschrift "Ny Teknik" berichtete, in Forsmark seien seit 2004 drei- bis viermal höhere Mengen an radioaktiven Substanzen wie Strontium 90 und Cäsium 137 ausgetreten als bisher vom Betreiber angegeben. Kurz nach Bekanntwerden der neuen Sicherheitsmängel untersagte die Atomaufsicht SKI den jetzt geplanten Neustart des Reaktors 2 in Forsmark. Die Behörde begründete ihre Entscheidung mit den Untersuchungsergebnissen eigener Experten. Dabei hätten sich "Mängel bei routinemäßigen vorbeugenden Kontrollen und Tests" gezeigt.

Wie "Ny Teknik" berichtete, seien aufgrund defekter Kontrollinstrumente in der Vergangenheit fehlerhafte, zu geringe radioaktive Werte gemessen worden. Die nun ermittelten Werte hätten sich allerdings noch im erlaubten Bereich bewegt. Ein Sprecher der SKI in Stockholm nannte es im Rundfunk beunruhigend, dass "dies über eine derart lange Zeit passieren konnte".

[...] Der frühere Konstrukteur von Forsmark und jetzige Atomkritiker Lars-Olov Höglund nannte diesen Defekt an der Gummidichtung besorgniserregend. Er kritisierte die Informationspolitik von Betreiber und Strahlenschutzbehörde: "Die sind entweder inkompetent oder haben absichtliche Falschinformationen gegeben, um das zu verharmlosen."
ryb, dpa


Aus: "Schweden-Reaktor Neue Sicherheitsmängel im Kraftwerk Forsmark - Zu viel Radioaktivität ausgetreten" (15. Februar 2007 )
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2007/02/15/688908.html


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Quote[...] Mysteriöser Fund im deutschen Bundesland Niedersachsen: Im einem Garten stellte das niedersächsische Umweltministerium knapp 110 Gramm angereichertes Uran sicher, wie es in Brennstäben deutscher Atomkraftwerke verwendet wird.

(sda/afp) Eine Gesundheitsgefahr sei vom Uran nicht ausgegangen, sagte Umweltminister Hans-Heinrich Sander am Mittwoch in Hannover. Nach Mitteilung der Experten seines Ministeriums sei das Uran «nicht waffenfähig».

Laut Sander löste der Gartenbesitzer die Suchaktion selbst mit einem handschriftlichen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel aus. Das Uran war nach Angaben der Fachleute des Ministeriums «fachmännisch in einem Stahlbehälter verpackt».
Ungeeignet für Bombenbau

Die sichergestellten 14 Pellets zu je 7,8 Gramm hatten einen Anreicherungsgrad von vier Prozent. Dies reicht für Reaktorbrennstoff aus. Für den Bau einer Atombombe ist dagegen eine Anreicherung von über 90 Prozent erforderlich. Kernbrennstoffe unterliegen strengen staatlichen und internationalen Kontrollen.

Die Pellets sollen nun untersucht werden. Sander zeigte sich sicher, dass «die Herkunft zweifelsfrei geklärt werden kann». Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Mysteriös ist der Fall auch deshalb, weil der Gartenbesitzer laut Sander in einem Zeitraum von zehn Jahren immer wieder versucht haben soll, Behörden auf das Uran in seinem Garten aufmerksam zu machen. So soll er sich auch erfolglos an die Polizei gewandt haben.


Aus: "Angereichertes Uran im Garten  eines Privatmannes: Merkwürdiger Fund in Niedersachsen" (28. Februar 2007, 20:49, NZZ Online)
Quelle: http://www.nzz.ch/2007/02/28/vm/newzzEYQ6JLFK-12.html


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Quote[...] Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte dem Blatt die Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen den Reaktorleiter. Dem hätten das Amtsgericht und der Beschuldigte zugestimmt. Der Verteidiger des Ingenieurs sagte der Zeitung, damit sei kein Schuldeingeständnis verbunden.

Der ehemalige Reaktorchef war nach den Pannen als verantwortlicher Leiter des zweiten Reaktorblocks abgelöst worden. So war das Kraftwerk nach einer Revision wieder angefahren worden, obwohl das Notkühlsystem noch nicht vollständig zur Verfügung stand. Außerdem wurde bekannt, dass das Notkühlsystem im Block II fast 17 Jahre lang nicht korrekt befüllt worden war. Der Block II wurde deshalb am 8. Oktober 2001 abgeschaltet.

Die Ermittlungen waren 2001 durch eine Strafanzeige von Umweltschützern ausgelöst worden Der Karlsruher Energiekonzern EnBW als Betreiber von Phillipsburg wollte die Einstellung der Ermittlungen nicht kommentieren.

Im Herbst 2001 waren teilweise erhebliche Sicherheitspannen in Philippsburg, Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) und Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) bekannt geworden. Die EnBW hatte damals eingeräumt, dass Sicherheitsvorschriften mehrfach missachtet wurden.


Aus: "Stuttgart: Ex-AKW-Chef zahlt Geldbuße – Ermittlungen eingestellt" - Sechs Jahre nach einer Serie von Pannen im Kernkraftwerk Philippsburg II zahlt der ehemalige Reaktorleiter laut "Stuttgarter Zeitung" eine Geldbuße in fünfstelliger Höhe. Im Gegenzug habe die Staatsanwaltschaft Stuttgart ihre Ermittlungen eingestellt." (04.04.2007)
Quelle: http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=2075970/iax7g5/


lemonhorse

Quote[...] Das Doku-Drama der BBC zeigt, was am 26. April 1986 in Tschernobyl wirklich passierte. Jahrelang wurden die wahren Ursachen des Reaktorunglücks, das zum Tod Tausender geführt und weite Landstriche verseucht hatte, von den sowjetischen Behörden vertuscht und verschwiegen. Was im Westen kaum bekannt ist: Nur durch den Opfertod Hunderter junger Soldaten konnten die Einsatzkräfte damals eine noch viel größere Katastrophe verhindern.


Inkompetenz der Behörden, Vertuschungsversuche, aber auch Opferbereitschaft sind gleichermaßen ein Kennzeichen der dramatischen Tage Ende April 1986 in Tschernobyl, genau geschildert in den Aufzeichnungen des sowjetischen Atomwissenschafters Valery Legasov.


Aus: "Atom-Katastrophe: Die Wahrheit über Tschernobyl" - Mit einem BBC-Dokudrama über die Atom-Katastrophe von Tschernobyl startet am Donnerstag die ORF-Reihe "Menschen & Mächte" (21.05 ORF 2; Wien, 19. April 2007)
Quelle: http://www.oe24.at/zeitung/wirtschaft/media/article126738.ece

lemonhorse

Quote[...] Der Kernphysiker Professor Vladislav P. Mironov von der renommierten Internationalen Umweltuniversität in Minsk, der im niedersächsischen Landtag die Ergebnisse seiner Untersuchungen der Kügelchen vorstellte: "Ich habe bei der Analyse der Proben aus Deutschland radioaktives Material wie angereichertes Uran, Americium und Plutonium gefunden. Es handelt sich keinesfalls um Auswirkungen der Tschernobyl-Katastrophe, auch nicht um Folgen der überirdischen Atomtests. Es handelt sich hier eindeutig um Kernbrennstoff aus einem Reaktor, um Reaktorplutonium."

Der Vortrag des Wissenschaftlers Professor Mironov beeindruckte. Er habe, so Konrad Nabel, Mitglied des Landtags Schleswig-Holstein, "sehr deutlich gemacht hat, dass seine Daten stimmen, dass sie ordentlich erhoben wurden und dass Analysemethoden verwendet wurden, die auch international Standart sind." Dr. Bernd Grosche vom Bundesamt für Strahlenschutz sagte: "Das hat mich sehr beeindruckt, insbesondere diese ganze Bodenanalytik, dass man die in einem systematischen Weg noch mal durchführt, ich denke, das wäre sinnvoll."


Die Ursachenforschung ist wieder in Gang gesetzt . Neue Hoffnung für die Bürgerinitiative und die betroffenen Eltern, die sich nach der Anhörung trafen. Eine von ihnen ist Christa Rehr: "Ich habe meinem Sohn auf dem Sterbebett versprochen nicht aufzuhören und ich bin froh, dass es jetzt weitergeht".


Aus: "Leukämiefälle auf dem Prüfstand: Ursachenforschung im Landtag Hannover" (ML; 15.04.2007)
Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/18/0,1872,5264018,00.html

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Quote[...] Schon zuvor hatte der Leiter der Reaktoraufsichtsbehörde in Kiel Kontakt mit dem Institutsleiter Brey aufgenommen. Offensichtlich wurde Druck auf das Frankfurter Institut ausgeübt, denn die staatliche Intervention zeigte Wirkung. Der Institutsleiter teilte der ZDF-Redaktion mit, wenn sie an einer Untersuchung dieser Kügelchen interessiert sei, sollte sie sich doch bitte an das BKA beziehungsweise die Polizei wenden. Die Brisanz der Problematik sei einfach zu hoch. Um sicher zu gehen, dass es nichts gibt, was es nicht geben darf, rang Institutsleiter Brey der ZDF-Redaktion eine Erklärung ab, dass die Kügelchen nicht Gegenstand der Sendung sein würden. Doch er begnügte sich nicht mit dieser Zusicherung, sondern sorgte dafür, dass das, was nicht gezeigt werden darf, auch nicht untersucht wurde. Nach dem Gespräch mit dem Ministerium "untersagte" Brey seinem Mitarbeiter, "die Kügelchen explizit zu untersuchen".

Die ZDF-Redakteurinnen wollten sich mit diesem manipulierten Ergebnis nicht abfinden. Sie konnten schließlich die Internationale Sacharov-Umwelt-Universität in Minsk gewinnen, die Bodenproben aus der Elbmarsch zu untersuchen. Das Gutachten präsentierte Professor Vladislav Mironov am 12. April auf einer Anhörung im niedersächsischen Landtag. Zahlreiche Wissenschaftler waren eingeladen, um die Ursachen für die massiven Leukämie-Erkrankungen zu klären. Mironov legte die Untersuchungsmethoden offen, mit denen er hochangereichertes Uran, Plutonium und Thorium nachgewiesen hatte und bestätigte an dieser Stelle, dass diese radioaktive Kontaminierung weder mit dem Fall-Out von Tschernobyl noch mit dem Normalbetrieb eines Atomkraftwerks erklärt werden kann.

Von höchster politischer Brisanz waren seine Ergänzungen, als er von dem Lüneburger Amtsarzt Hajo Dieckmann nach dem Verursacher gefragt wurde: "Ich verstehe Sie richtig, diese Konstellation von Isotopen, die Sie gefunden haben, kann nicht aus einem kommerziellen Reaktor stammen?" Mironov: "Richtig." - "Es kann also nur aus einem Forschungsreaktor stammen?" Woraufhin Mironov antwortete: "Nicht aus einem Leistungsreaktor mit Uran-Kernbrennstoff. Die in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke in Westeuropa setzen Uran-Kernbrennstoff mit der Anreicherung bis vier Prozent ein. Hier haben wir es mit hohen Konzentrationen von Uran 235 zu tun. Das kann nur aus einem Brüter stammen, wo die Produktion dieses Isotops ein Ziel ist."

Keiner der zahlreich anwesenden Wissenschaftler bestritt diese Schlussfolgerung, genauso wenig wie die Feststellung, dass "nur durch einen Störfall mit Freisetzung ... die Präsenz solcher Nuklide in der Natur möglich" ist. Nur eine einzige atomare Anlage in einem Radius von 50 Kilometern um Geesthacht kommt für dieses "Störerprofil" in Frage. Die GKSS.


Aus: "Das Rätsel der Kügelchen" Von Wolf Wetzel (11.05.2007)
VERBOTENE EXPERIMENTE? - *Erneut bestätigt ein renommierter Wissenschaftler den Verdacht, dass ein schwerer Atomunfall in der Elbmarsch seit über 20 Jahren verschwiegen wird
[Das Protokoll der Anhörung ist einsehbar bei der BI gegen Leukämie in der Elbmarsch: www.biglie.de]
Quelle: http://www.freitag.de/2007/19/07190401.php


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Quote[...] San Francisco (dpa) - Radioaktive Strahlung lässt einige Pilze besser wachsen. Wahrscheinlich nehmen sie die Energie der radioaktiven Strahlen auf und nutzen sie für den Stoffwechsel. Das berichten Forscher um Ekaterina Dadachova vom Albert Einstein College in New York im Journal «PLoS One» (online veröffentlicht).

Auf der Basis ihrer Resultate vermuten die Wissenschaftler, dass der in den Pilzen gebildete Farbstoff Melanin die Energie der radioaktiven Strahlung aufnimmt und auf Moleküle übertragen kann, die am Stoffwechsel der Pilze beteiligt sind. «Wir schlagen dies vorsichtig vor» und «dies wirft überraschende Fragen auf» - so lauten einige behutsame Formulierungen der Autoren.

Die Gruppe hatte durch das Melanin dunkel gefärbte Pilze untersucht, die im Inneren der Reaktor-Ruine von Tschernobyl wuchsen. Diese waren von einem Roboter entdeckt wurden, der das lebensgefährliche Areal erkundete. Ähnlich wie Pflanzen verschiedene Farbstoffe nutzen, um die Energie des Sonnenlichtes «einzufangen», könnten die Pilze durch Melanin einen Teil der Energie der radioaktiven Strahlen nutzen, erklärte Dadachova.

In ihren Experimenten setzten die Forscher die Pilze einer Strahlung aus, die 500 Mal höher war als die auf der Erde übliche Hintergrundstrahlung. Pilze, die den Farbstoff enthielten, wuchsen daraufhin besser als zuvor, heißt es in «PLoS One». Sie legten schneller an Gewicht zu und bildeten mehr Zellen.

Weitere Hinweise liefern Untersuchungen an den Melanin-Molekülen selbst: Nach der radioaktiven Bestrahlung konnte der Farbstoff eine Schlüsselverbindung des Stoffwechsels (NADH) vier Mal schneller verändern als nicht bestrahltes Melanin. Etwas ähnliches passiert in der Photosynthese: Eine so genannte Lichtfalle sammelt einen Teil des Lichtes und nutzt diese Energie zum Aufbau von Traubenzucker. Wahrscheinlich habe die Energie der radioaktiven Strahlung einen Einfluss auf die Elektronen im Melanin, heißt es in «PLoS One». Melanin ist auch in Hautzellen des Menschen vorhanden.


Aus: "Radioaktive Strahlung lässt Pilze besser wachsen" (23.05.2007)
Quelle: http://www.abendblatt.de/appl/newsticker2/index.php?channel=wis&module=dpa&id=14668534

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Quote[...] Kiel - Nach dem Brand im Kernkraftwerk Krümmel östlich von Hamburg suchen Experten weiter nach den Ursachen des Zwischenfalls. Mittlerweile steht aber fest: Auch auf den Reaktor selbst hat sich der Brand ausgewirkt. In einer kurzen Mitteilung berichtet das für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerium Schleswig-Holsteins in Kiel von "mehreren bei der Abschaltung des Reaktors aufgetretene Auffälligkeiten".

So haben die Gutachter von Behörden, Betreiber, TÜV Nord und Germanischem Lloyd dem Ministerium berichtet: Eine von mehreren Pumpen, die den Reaktor mit Wasser speisen, sei unplanmäßig ausgefallen. Ebenfalls seien zwei Sicherheits- und Entlastungsventile unplanmäßig geöffnet worden. Der Wasserfüllstand sowie der Druck im Reaktor seien daraufhin schnell abgefallen - konnte aber durch die Zuschaltung eines anderen Systems ausgeglichen werden.

"Trotz dieser Auffälligkeiten war die Sicherheit der Anlage gewährleistet", hieß es aus dem Ministerium. Der Kraftwerks-Betreiber Vattenfall hatte bislang erklärt, dass der Reaktor selbst nicht vom Feuer in Mitleidenschaft gezogen worden sei.

[...] Seit dem vergangenen Sonntag untersuchen Gutachter den Brandort in Krümmel. Erst am Montag konnten sie auch das Innere der Transformatorenhalle in Augenschein nehmen [...].. Die Experten stellten schwere Feuerschäden an dem in Flammen geratenen Transformator fest, sagte Ministeriums-Sprecher Oliver Breuer. "Dem ersten Anschein nach kann der defekte Trafo nicht mehr repariert werden und muss ersetzt werden." Nach seinen Angaben untersuchen Fachleute inzwischen auch einen zweiten - vom Feuer nicht direkt betroffenen - Transformator intensiv: "Es ist noch unklar, ob auch dieser Trafo möglicherweise beschädigt ist."

[...] Nach bisherigen Erkenntnissen hatte sich in einem Transformator des 1983 in Betrieb gegangenen Atomkraftwerks das zur Kühlung genutzte Öl entzündet. Der Reaktor war daraufhin heruntergefahren worden. Die genaue Ursache für diese Panne steht noch nicht fest. Vattenfall hatte einen Kurzschluss als Ursache für den Brand am vergangenen Donnerstag genannt.

[...] Das ebenfalls am Donnerstag vergangener Woche wegen einer Panne abgeschaltete Atomkraftwerk Brunsbüttel an der Unterelbe ist seit Sonntag wieder in Betrieb. Die zeitliche Nähe des Kurzschlusses in Brunsbüttel und des Brandes im rund 100 Kilometer entfernten Meiler Krümmel hatten für Spekulationen gesorgt, dass die Brunsbüttel-Abschaltung der Auslöser für den Krümmel-Brand gewesen sein.




Aus: "KRÜMMEL-BRAND: Trafo-Feuer wirkte sich doch auf Reaktor aus" (stx/amz/AFP/dpa/ddp; 04. Juli 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,492256,00.html


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Quote[...] Rund 24.000 Jahre wird es dauern, bis das 1986 beim Reaktorunglück von Tschernobyl freigesetzte Plutonium die Hälfte seiner Radioaktivität verloren hat. Für die kommenden 100 Jahre wurden jetzt Weichen gestellt, damit keine weiteren radioaktiven Partikel aus den Überresten der geschmolzenen Reaktorkernmasse in die Atmosphäre austreten. Das französische Unternehmen Novarka unterzeichnete am heutigen Montag in Kiew einen Vertrag mit der ukrainischen Regierung über die Errichtung einer neuen Schutzhülle, die über den bisherigen Betonmantel gezogen wird. Die nach der Reaktorexplosion vor 21 Jahren provisorisch aufgebaute alte Schutzhülle ist den Angaben zufolge inzwischen an zahlreichen Stellen porös und droht einzustürzen. Der neue "Sarkophag" soll mehr als 257 Meter lang, 150 Meter breit und über 108 Meter hoch werden.

Das gut eine Milliarde Euro teure Projekt, das über den von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) verwalteten "Chernobyl Shelter Fund" finanziert wird, werde den Reaktor zu einem "ökologisch ungefährlichen" Objekt machen, erklärte der stellvertretende Leiter des Sekretariats des ukrainischen Präsidenten, Alexander Tschaly. Novarka – ein Konsortium unter französischer Leitung, dem die Konzerne VINCI, Bouygues (beide Frankreich), Nukem (Deutschland/Großbritannien), Hochtief (Deutschland) sowie einige ukrainische Firmen angehören – setzte sich im Wettstreit um den Zuschlag für den "Shelter Implementation Plan" gegen den US-amerikanischen Konkurrenten CH2M Hill durch.

Die Bogenkonstruktion für Tschernobyl soll zunächst in sicherem Abstand zu der strahlenden Ruine aufgebaut und dann auf Schienen zum einstigen Block 4 des Kernkraftwerks gerollt werden. Die Fertigstellung ist für Ende 2011 geplant. Darüber hinaus schloss die Ukraine einen Vertrag mit dem US-Konzern Holtec International zur Umlagerung von radioaktivem Abfall aus den anderen drei Tschernobyl-Blöcken, die teilweise noch bis in das Jahr 2000 aktiv waren. Die rund 22.000 bisher in Tiefwasserbecken gelagerten Brennelemente sollen in Containern verkapselt und auf dem Kraftwerksgelände deponiert werden. (pmz/c't)

Quote17. September 2007 18:43
24000 Jahre ist die _Halbwertszeit_ (half-life). Das Zeug ist dann immer noch
Norbert (381 Beiträge seit 22.01.00)


radioaktiv.

Rechenaufgabe:

Wenn eine Schutzhülle 100 Jahre hält und
1 Milliarde kostet, wieviel kostet dann
der Strahlenschutz für die restlichen
100 000 Jahre in denen das Zeug radioaktiv ist ?

[...]



Aus: "Tschernobyl wird neu eingesargt" (17.09.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/96112


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Quote[...] Aufgrund der umfangreichen Medienberichterstattung über den Reaktorbrand in Tschernobyl und der jahrzehntelangen strengen Geheimhaltung des Majak-Unfalls wird die Reaktorkatastrophe von 1986 auch heute noch von vielen als gravierendster Nuklearunfall gesehen. Auch weil die Kontamination sich regional auf den Ural beschränkte und daher keine messbaren Effekte durch radioaktiven Niederschlag in Westeuropa feststellbar waren, war der Unfall in Majak der Weltöffentlichkeit bis vor wenigen Jahren unbekannt. Mehr Informationen wurden erst mit der politischen Öffnung der Sowjetunion in den 80er Jahren durch Gorbatschow verfügbar.


Aus: "Majak" (09/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Majak

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Quote[...]  Eine Studie bestätigte das, was die Anwohner der Unterelbe seit Langem glauben. Mit zunehmender Nähe zu Kernkraftwerken erhöht sich das Krebsrisiko für Kinder. Rund um das KKW Krümmel gibt es eine weltweit einzigartige Häufung von Leukämiefällen bei Kindern
Es ist kein guter Tag für Familie Brosowski. "Rambo hatte Pflanzen, so Gewächse im Bauch, und jetzt ist er tot!", sagt die sechsjährige Johanna. Am Mittag wurde ihr Kater eingeschläfert, weil er mehrere Tumore hatte. Die Brosowskis leben in Marschacht, eine halbe Stunde östlich von Hamburg, direkt an der Elbe. Eigentlich ist das eine herrliche Wohngegend. Wären da nicht das Forschungszentrum Geesthacht, das einen atomaren Forschungsreaktor betreibt, und das Kernkraftwerk Krümmel, die direkt nebeneinander auf der anderen Seite des Flusses liegen.
Der graue Kasten mit dem langen Schlot steht etwa 1500 Meter Luftlinie vom Haus der Brosowskis entfernt. Johanna erzählt, er werde nachts angestrahlt und sehe schön aus, weil sich das Licht im Wasser spiegele. Es gibt nicht viele Bewohner der Gegend, die das Kernkraftwerk mögen. Einige sind weggezogen. Die, die geblieben sind, sind sich einig in ihrer Forderung, das KKW schnellstmöglich abzuschalten. Eine Studie des Deutschen Kinderkrebsregisters Mainz bestätigte nun das, was die Bewohner der Elbmarsch seit Langem glauben. Mit zunehmender Nähe zu Kernkraftwerken erhöht sich das Risiko für Kleinkinder, an Krebs und Leukämie zu erkranken. "Man hofft natürlich immer, dass es bei den eigenen Kindern nicht passiert", sagt Johannas Mutter Sabine Brosowski. "Aber es bleibt ein Unbehagen." Wegzuziehen käme für die Familie trotzdem nicht infrage. "Wir waren zuerst da, fortzulaufen ist nicht unser Ding."
1983 ging das Kernkraftwerk Krümmel ans Netz. Seit 1990 sind in der Elbmarsch 18 Kinder an Leukämie erkrankt, dreimal so viele, wie statistisch zu erwarten gewesen wären. In der Gegend rund um Krümmel gibt es das, was Mediziner ein "Leukämie-Cluster" nennen. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine solche Häufung von Blutkrebserkrankungen wie in der Samtgemeinde im Urstromtal der Elbe, in einem nur wenige Quadratkilometer großen Gebiet zwischen Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Vier der erkrankten Kinder sind mittlerweile gestorben.
Die jüngste Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) rief Erstaunen hervor. Noch vor wenigen Jahren hatte das Amt einen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen von Kindern und der Nähe zu Kernkraftwerken "definitiv ausgeschlossen". Auf Betreiben der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges hatte das BfS im folgenden Jahr erneut eine Studie in Auftrag gegeben. Diesmal wurde eine präzisere Methode zugrunde gelegt. Die neuen Ergebnisse belegen nun die Zusammenhänge. Ursachen zeigen sie aber nicht auf. Was die Erkrankung letztlich auslöst, bleibt offen.
Heftig wird die Studie seitdem unter Politikern diskutiert, und die Debatte über die Stilllegung von Kernkraftwerken ist von Neuem entfacht. Umweltminister Sigmar Gabriel wiegelt ab: "Die Strahlenbelastung der Bevölkerung müsste um mindestens das Tausendfache höher sein, um den beobachteten Anstieg des Krebsrisikos erklären zu können." Und das BfS, im Auftrag des Bundes für die Zulassung der deutschen Kernkraftwerke verantwortlich, stellte klar, dass die Studie keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem Betrieb einer Kernanlage und den erhöhten Leukämiefällen darstellt. "Es gibt Hinweise auf Zusammenhänge, aber keine Beweise", sagt Präsident Wolfram König.
"Lächerlich" nennt Eberhard Forkel das. "Wer will denn den Zusammenhang zwischen den erkrankten Kindern und dem Atomkraftwerk jetzt noch ernsthaft in Zweifel ziehen?" Zehn Jahre lang hatte der Allgemeinmediziner aus der Elbmarsch keinen einzigen Fall von Kinderleukämie in seiner Praxis. 1990 hatte er plötzlich fünf Kinder in Behandlung, die an Blutkrebs erkrankt waren. Die dreijährige Janne hatte stecknadelkopfgroße blaue Flecken auf dem Rücken. Eine Blutuntersuchung brachte dieselbe Diagnose wie bei Jens, 3 Jahre, Monika, 7 Jahre, Nicole, ein Jahr, und Leon, 9 Jahre, der drei Monate später starb: Leukämie.
Forkel meldete die seltsame Häufung der Fälle der Gesundheitsbehörde. "Ich schlug Alarm, aber es passierte nichts", sagt Forkel. Nur zögerlich wurde eine Untersuchungskommission eingerichtet. In den darauffolgenden Jahren stritten sich Mediziner, Wissenschaftler und Politiker um Gutachten und Gegengutachten. Nach vergeblicher Ursachenforschung löste sich 2004 die Leukämie-Kommission auf. Sechs der acht Wissenschaftler legten ihre Ämter unter Protest nieder. "Es wurde alles getan, um unsere Arbeit zu behindern", sagte der Vorsitzende Professor Ottmar Wassermann. Insbesondere bei der Kieler Landesregierung sei die Kommission über Jahre auf eine Mauer des Schweigens und der Ablehnung gestoßen.
Die Bürgerinitiative gegen "Leukämie in der Elbmarsch" engagierte den Experten für Plutonium-Bestimmung Wladislaw Mironow von der Universität Minsk. In den Bodenproben rund um Krümmel fand er winzige Kügelchen, die eine tödliche Wirkung haben können: Sie enthalten Uran aus Wiederaufbereitungsanlagen. Auf die Frage, wie eine solche Verseuchung zustande kommen kann, antwortete Mironow: "Das sollten sie versuchen in Deutschland zu klären."

...


Aus: "Sorge um die Kinder in der Elbmarsch" Von Freia Peters (16. Dezember 2007, 04:00 Uhr)
Quelle: http://www.welt.de/wams_print/article1465932/Sorge_um_die_Kinder_in_der_Elbmarsch.html


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Quote[...] Kiel - Das Kernkraftwerk Brunsbüttel geht frühestens Ende März, der Reaktor Krümmel frühestens Mitte Mai wieder in Betrieb. Das teilte Schleswig-Holsteins Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) gestern in Kiel mit. Sie berief sich dabei auf die jüngste Prognose des Betreibers Vattenfall. Beide Kraftwerke waren im Sommer 2007 nach Störfällen abgeschaltet worden.

Vattenfall wollte die Kraftwerke zunächst im Herbst wieder anfahren, dann Ende Februar. Ob die neuen Termine zu halten sind, ist unklar. Das Sozialministerium, das als Atomaufsicht der Wiederinbetriebnahme der Reaktoren zustimmen muss, wies darauf hin, dass sich die Reparaturarbeiten in den Meilern durchaus verzögern könnten. Ein Grund: Bisher steht noch nicht fest, ob in Brunsbüttel und Krümmel nur fehlerhafte oder auch weitere Dübel ersetzt werden müssen.

Die Hängepartie kommt Vattenfall teuer zu stehen. Allein der Produktionsausfall in beiden Kraftwerken dürfte den Stromkonzern bisher rund 200 Millionen Euro gekostet haben. Einnahmeausfälle gibt es auch in den Kraftwerksstandorten sowie beim Land, weil die Meiler während des Stillstands kein Kühlwasser aus der Elbe benötigen und damit die Oberflächenwasserentnahmeabgabe entfällt. 2007 büßte das Land so 12,7 Millionen Euro ein.

Unterdessen forderte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erneut, das Notstromsystem in Brunsbüttel grundlegend zu modernisieren oder den Reaktor stillzulegen. Trauernicht widersprach. Demnach ist das Notstromsystem in dem alten Kernkraftwerk (1976) nach dem Störfall im schwedischen Meiler Forsmark 2006 so "optimiert" worden, dass der Reaktor die atomrechtlichen Vorgaben weiter erfüllt.


Aus: "Atomreaktoren Hängepartie: Krümmel und Brunsbüttel erst später ans Netz" Von Ulf B. Christen (23. Januar 2008)
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2008/01/23/839855.html

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Quote[...] In dem derzeit stillstehenden Atomkraftwerk Krümmel im schleswig-holsteinischen Geesthacht hat es gebrannt. Im Technikzentrum brach ein Schwelbrand aus, es kam zu einer Rauchentwirklung und Feueralarm. Ein Filter in der Abluftanlage habe den Schwelbrand ausgelöst, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Geesthacht. Er sei darüber von der Betriebsfeuerwehr informiert worden, die den Brand gelöscht habe.
Es habe keine Verletzten gegeben, auch seien keine radioaktiven Stoffe ausgetreten, teilte die Betreibergesellschaft Vattenfall mit. Der Brand war laut Vattenfall im Messraum des Abluftkamins an einer Filtermatte entstanden und kurz nach 8 Uhr bemerkt worden. Die Werksfeuerwehr habe den Brand erstickt und die betroffene Matte entfernt. Das Reaktorgebäude sei vorsorglich geräumt, aber bis zum Vormittag wieder freigegeben worden. Die Brandursache werde weiter untersucht, hieß es. Polizei und Atomaufsicht seien zwar informiert worden, ,,externe Hilfe war aber nicht notwendig und wurde nicht angefordert".
Die Atomaufsicht bestätigte, dass keine Radioaktivität ausgetreten ist. Das schleswig-holsteinische Sozialministerium habe einen Spezialisten nach Krümmel geschickt, um sich ein Bild zu machen, sagte ein Sprecher.

Das Akw Krümmel ist wie auch das Akw im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel seit Monaten abgeschaltet. Am 28. Juni 2007 war zunächst das Atomkraftwerk in Brunsbüttel nach einem Kurzschluss in einer nahegelegenen Schaltanlage automatisch abgeschaltet worden. Kurz darauf war nach einem Trafo-Brand in Krümmel wegen eines Missverständnisses in der Leitwarte auch der dortige Reaktor heruntergefahren worden. Seither wurden in beiden Atomkraftwerken weitere Mängel festgestellt. Die Kieler Atomaufsicht rechnet mit einem Wiederanfahren der Meiler nicht vor Ende März beziehungsweise Mitte Mai.





Aus: "Norddeutschland - Wieder Feuer im Atomkraftwerk Krümmel" (4. Februar 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1629443/Wieder_Feuer_im_Atomkraftwerk_Kruemmel_.html


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Quote[...] [ngo] Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW widerspricht der aktuellen Einschätzung der Bundesregierung zur so genannten KiKK-Studie, nach der die Kinderkrebsrate mit zunehmender Nähe zu Atomkraftwerken steigt. Laut Bundesregierung existiert kein ursächlicher Zusammenhang zwischen einem Anstieg von Krankheiten in der Nähe von Atomkraftwerken und der Strahlenbelastung durch ein Atomkraftwerk. Die Strahlenbelastung der Bevölkerung durch den Betrieb der Kraftwerke müsse um mindestens das 1000-fache höher sein, um den beobachteten Anstieg des Krebsrisikos erklären zu können, so die Bundesregierung. Die IPPNW-Vorsitzende Angelika Claußen kritisiert diese "stereotyp vorgetragene Argumentation" der Bundesregierung als wissenschaftlich nicht haltbar.

Die Strahlenbelastung der Bevölkerung in der Umgebung der Atomkraftwerke werde anhand von Modellrechnungen aus den Emissionsmessungen der Atomkraftwerksbetreiber simuliert, so Claußen. "In die Berechnung fließen unter anderem Annahmen über die Windrichtung genauso mit ein wie Modellvorstellungen zur Verstoffwechselung radioaktiver Partikel im Körper. Die Unsicherheiten der Dosisbestimmung können damit mehrere Zehnerpotenzen betragen."

Jüngste Forschungen deuten zudem daraufhin, dass die Wirkung inkorporierter Radionuklide bei ungeborenen Kindern gegenüber Erwachsenen viel ausgeprägter sei, als bisher angenommen. "In jedem Fall lassen sich Annahmen über die Strahlenempfindlichkeit von Erwachsenen nicht einfach auf Schwangere und Kleinkinder übertragen", so die Ärztin.

Nach Darstellung der IPPNW gibt es darüber hinaus auch keine lückenlose Kontrolle der Betreiberangaben zu den Emissionen der Atomkraftwerke durch die Behörden. Beispielsweise werde in einem von der Landesregierung Schleswig-Holstein in Auftrag gegebenem strahlenbiologischen Gutachten von 2001 festgestellt, dass sich Kontaminationen im Umkreis des Atomkraftwerks Krümmel durch die angegebenen Emissionsmessungen der Betreiber nicht erklären ließen. Auch bei anderen deutschen Atomkraftwerken habe es in früheren Jahren "offensichtlich immer wieder unkontrollierte Freisetzungen gegeben", behauptet die IPPNW. Die bisher praktizierte Mess- und Kontrollpraxis der Betreiber und der Behörden gehört nach Auffassung der Ärzteorganisation "auf den Prüfstand".

"Auch die Selbstverständlichkeit, mit der die Bundesregierung mit Annahmen zum Strahlenrisiko argumentiert, ist unseriös", kritisiert Claußen. Besonders vor dem Hintergrund, dass die Geschichte der Strahlenschutzgrenzwerte eine Geschichte von Nachbesserungen sei. In der Vergangenheit hätten Behörden das tatsächliche Strahlenrisiko immer wieder unterschätzt. Jetzt versuche die Bundesregierung, den inzwischen signifikant nachgewiesenen Zusammenhang von Krebserkrankungsrisiko zur Atomkraftwerks-Nähe he herunter zu spielen und zu verschleiern.

Man müsse auch berücksichtigen, dass die Ergebnisse der neuen deutschen Kinderkrebs/Atomkraftwerks-Studie durch eine amerikanischen Studie gestützt werde. In der ebenfalls 2007 veröffentlichten Baker-Studie werteten amerikanische Biostatistiker in Form einer Meta-Analyse insgesamt 17 internationale Studien zum Thema Krebsrisiko rund um Atomkraftwerke aus. Auch hier wurde laut IPPNW ein Zusammenhang zwischen dem Erkrankungsrisiko und der Nähe zu den Atomanlagen festgestellt.

Die IPPNW fordert deshalb angesichts der zunehmenden Indizien für einen Zusammenhang zwischen Atomkraft, Strahlung und Krebsentstehung "endlich eine ergebnisoffene und öffentliche Fachdiskussion unter Einbeziehung aller vorliegender Befunde und mit Beteiligung auch der kritischen Wissenschaftler".


Aus: "Kinderkrebs um Atomkraftwerke: Ärzte kritisieren Dosisargument der Bundesregierung als nicht haltbar" (11. Februar 2008)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=17275


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Quote[...] [ngo] Die Öffentlichkeit sollte das eigentlich nicht erfahren: Das von Siemens mitentwickelte neue finnische Atomkraftwerk Olkiluoto-3 hält offenbar dem Absturz eines Linienflugzeugs nicht Stand. Mit dem Atomkraftwerk vom Typ "Europäischer Druckwasser-Reaktor (EPR) scheint auch das neue Flaggschiff von Siemens und AREVA, das eigentlich gegen alle Risiken gefeit sein sollte, gefährliche Schwachstellen aufzuweisen. Weil der Sprecher des französischen Antiatom-Netzwerks "Reseau Sortir du Nucleaire", Stephane Lhomme, ein entsprechendes Geheimgutachten zu Flugzeugabstürzen auf Atomkraftwerke veröffentlicht hat, droht ihm nun eine Freiheitsstrafe. Die deutsche Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg reagierte empört. Nach zehn Stunden Ingewahrsamnahme und Verhör durch den Geheimdienst DST sei Lhomme in der vergagenen Woche mit der Androhung von fünf Jahren Gefängnis und Zahlung von 75.000 Euro wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

"Die Affäre um die Geheimhaltung brisanter öffentlicher Sicherheitsbelange zeigt beschämend die Gradwanderung zwischen Atomkraftnutzung und demokratischer Rechte mündiger Bürger", sagte ein Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. "Statt unseren Freund und Mitstreiter Stephane Lhomme zu kriminalisieren, sollte die öffentlich nachvollziehbare kritische Auseinandersetzung mit den riskanten Fakten der Atomenergienutzung betrieben werden." Die deutsche Bürgerinitiative, die Mitglied in dem französischen Antiatom-Netzwerk ist, fordert die französische Regierung auf, Sorge dafür zu tragen, dass die Ermittlungen gegen Lhomme eingestellt werden.

[...]


Aus: "Neues Atomkraftwerk offenbar durch Flugzeugabsturz gefährdet - Französischem Atomkraftgegner droht Haft wegen Öffentlichkeitsarbeit" (31. März 2008)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=17604

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Quote[...] Paris (AFP) — Der französische Geheimdienst DST hat den Sprecher des Anti-Atom-Bündnisses Sortir du nucléaire wieder auf freien Fuß gesetzt. Wie die Atomkraftgegner in Paris mitteilten, wurde Stéphane Lhomme in der Nacht nach zehn Stunden in Polizeigewahrsam wieder freigelassen. Es sei möglich, dass er demnächst wegen Geheimnisverrats vor Gericht gestellt werde. Lhomme war durch die für Spionageabwehr zuständige DST am Dienstag einbestellt worden, weil bei ihm vor einem Jahr ein als "vertrauliche Verteidigungssache" eingestuftes Dokument gefunden worden war.

In dem Papier wird festgestellt, dass auch die neuen französischen EPR-Atomkraftwerke einem Absturz eines Linienflugzeuges nicht standhalten würden.


Aus: "Sprecher von französischem Anti-Atom-Bündnis wieder frei" (27.03.2008)
Quelle: http://afp.google.com/article/ALeqM5gcmXR9QLzE_lB_N6QnA6TuGfHMXg


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Quote[...] Paris - Südfrankreich ist in Sorge. Aus der Anlage Tricastin bei Avignon ist am heutigen Dienstag eine radioaktive uranhaltige Lösung ausgetreten.

30 Kubikmeter der Flüssigkeit seien auf den Boden geflossen, und ein Teil sei in die Kanalisation gelangt, teilte die französische Atomaufsichtsbehörde ASN mit. In einer Anlage zur Behandlung von Uran-Lösungen sei ein Kessel bei der Reinigung übergelaufen. Das Rückhaltebecken sei wegen Arbeiten undicht gewesen.

Die Menge entspricht 30.000 Litern; in jedem Liter befinden sich den Angaben zufolge zwölf Gramm nicht angereichertes, schwach radioaktives Uran - insgesamt also 360 Kilogramm.

Ein Teil sei in die zwei Flüsschen Gaffière und Lauzon gelangt, teilte die Atomaufsichtsbehörde mit. In einem der beiden wurde eine Urankonzentration rund 1000 Mal über dem Normalwert gemessen, sank dann den Angaben zufolge aber schnell wieder ab.


Die Gefahr für die Bevölkerung sei gering, sagte ein Sprecher der Behörde. Als Vorsichtsmaßnahme sei nun allerdings in drei Gemeinden die Wasserentnahme durch Privatleute und Bauern verboten. Auch der Verzehr von Fischen aus umliegenden Flussläufen ist vorerst nicht mehr gestattet. Auch die Bewässerung von Feldern mit dem Wasser ist ebenso untersagt wie Schwimmen und Wassersport.

Die Umweltschutzbewegung "Sortir du Nucléaire" teilte dagegen mit, bei 360 Kilo Uran sei es "unmöglich", dass es keine Gesundheitsgefährdung gebe. Wer verseuchtes Wasser trinke, habe die Partikel im Körper. Auch bei geringer Strahlung entstehe dann erhebliche Krebsgefahr.

[...]


Aus: "ALARM IN UMGEBUNG - Uran-Lösung aus französischer Atomanlage ausgetreten" ( 08.07.2008)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,564704,00.html


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Quote[...] Die Organisation International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW), in Deutschland bekannt als ,,Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung" ist ein internationaler Zusammenschluss von Ärzten, die sich u. a. vor allem für die Abrüstung atomarer Waffen einsetzt. 1985 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis für ihre ,,sachkundige und wichtige Informationsarbeit", die das Bewusstsein über die ,,katastrophalen Folgen eines Nuklearkrieges" in der Bevölkerung erhöhte.

Die deutsche Sektion der IPPNW ist mit ca. 8.000 Mitgliedern die größte berufsbezogene Friedensorganisation in Deutschland, international beträgt die Anzahl der Mitglieder fast 150.000 in über 50 Nationen.


http://de.wikipedia.org/wiki/IPPNW (6. September 2008)

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Quote[...] Die IPPNW hält es für "abwegig, die nachweislich krebsauslösende Wirkung inkorporierter radioaktiver Partikel in Frage zu stellen", wie es der Tenor der SSK-Stellungnahme impliziere. "Wir haben massive Zweifel an der Unabhängigkeit der Strahlenschutzkommission", so Reinhold Thiel von der IPPNW. "Die SSK-Stellungnahme ist nicht seriös."

Nach Auffassung der IPPNW geht es nicht an, dass der Vorsitzende der Strahlenschutzkommission, Professor Dr. Rolf Michel, Journalisten gegenüber behaupte, als Ursache kämen Pestizide in Betracht, obwohl das Mainzer Kinderkrebsregister, das die Kinderkrebsstudie (KiKK-Studie) durchgeführt hat, mit einer zusätzlich durchgeführten Fall-Kontrollstudie Pestizide als Ursache verneint habe. "Herr Michel hat mit seinen Äußerungen gegenüber der Öffentlichkeit eine Grenze überschritten. Mit seriöser Wissenschaft hat das nichts zu tun", so Thiel.

Die IPPNW kann auch das Verhalten des Vorsitzenden der zuständigen SSK-Arbeitsgruppe, dem Strahlenbiologen Professor Dr. Wolfgang-Ulrich Müller von der Universität Essen, nicht nachvollziehen. "Herr Müller kann nicht einerseits in der aktuellen SSK-Stellungnahme die Radioaktivität aus Atomkraftwerken als Ursache für die Krebserkrankungen mit Sicherheit ausschließen, andererseits aber auf dem 13. Deutschen Atomrechtssymposium im Dezember 2007 erklären, dass man das wirkliche Ausmaß des Krebsrisikos im Dosisgrenzwertbereich unseres Strahlenschutzsystems überhaupt nicht kenne", moniert die Ärzteorganisation.

Professor Müller habe zudem auf einem Fachkongress des Bundesumweltministeriums am 19. Juni 2007 in Berlin ausführlich dargelegt, über welche biologische Mechanismen selbst niedrigste Strahlendosen zu Krebs führen können. Es ist nach Auffassung der IPPNW "nicht hinnehmbar, dass Herr Müller in der SSK-Stellungnahme auf diese Forschungsergebnisse mit keinem Wort eingeht".


Aus: "Kinderkrebs um Atomkraftwerke: IPPNW zweifelt an Seriosität der Strahlenschutzkommission" (10. Oktober 2008)
Quelle: http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=18754


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http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Kernwaffentest

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernwaffentests



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Quote[...] Besuch in einem Dorf, 70 Kilometer vom Explosionsort entfernt. In dieser Region sind in den Jahren nach den Atomtests die Krankenziffern gestiegen, vor allem beim Krebs, aber auch bei Augenleiden. Natürlich erinnern sich die Alten an die Bomben. Aber was es mit damit auf sich hatte, das wusste damals kaum einer.

[...] Ba Rabah Serkou, ein alter Mann, erzählt: ,,Als die Bombe explodierte, hat alles gezittert. Sogar die Bäume. Und es war unglaublich hell. Mitten in der Nacht hat die Bombe alle Häuser erleuchtet. Das hat natürlich allen Menschen hier Angst gemacht."

Ein anderer Alter, Ba Saidou:
,,Ja, aber zuerst hatten alle doch nur Angst um ihre Tiere. Einer ging zum Beispiel seinen Esel suchen. Aber später sind dann die Menschen selbst gestorben. Ich selbst habe nur das Augenlicht verloren. Nicht auf einen Schlag, das ging über Jahre. Zuerst lief mir so eine weiße Flüssigkeit aus dem Auge. Dann sah ich immer schlechter, und dann gar nichts mehr."

Abderrahmane sammelt seit Jahren Geschichten von den Menschen, die plötzlich Krankheiten bekamen, die es früher hier kaum oder gar nicht gab.

[...] Menschen wie der alte Ba Rabah mit seiner Geschwulst im Genick haben fast ein halbes Jahrhundert mit den Folgen der Atombombe gelebt. Aber erst vor wenigen Wochen hat Frankreich erstmals eingeräumt: Ja, bei den Atomversuchen wurden Menschen geschädigt.

Abderrahmane Lahbaab: ,,Das wichtigste ist, dass Frankreich anerkennt, dass das diese Tests Verbrechen gegen die Menschlichkeit waren. Und was wir dringend brauchen, sind endlich fundierte Studien, die uns genau alle Gefahren aufzeigen, besonders für die Landwirtschaft. Und drittens müsste hier gründlich nach radioaktivem Müll gesucht werden, und die Landschaft muss davon gesäubert werden." ...


Aus: "Archiv: Algerien - Atomtestopfer in der Wüste" (Sendeanstalt und Sendedatum: BR, Sonntag, 25. Januar 2009)
Quelle: http://www.daserste.de/weltspiegel/beitrag_dyn~uid,t7zcrwi05ohbrmrl~cm.asp


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#33
Quote[...] Am 11. Juni 2008 berichtete die Braunschweiger Zeitung, dass Lauge in der Asse mit Cäsium-137 belastet sei. Politische Brisanz bekam dieser Bericht dadurch, dass das niedersächsische Umweltministerium Rückfragen nicht beantworten konnte, da man von einer solchen Kontamination nichts wusste. Daraufhin baten der Landtag und der Bundesumweltminister den niedersächsischen Umweltminister um einen Statusbericht, der am 2. September 2008 veröffentlicht wurde. [26]

Am 4. Juli 2008 stelle die Landtagsabgeordnete Christel Wegner detaillierte Fragen zur Verbringung von Lauge aus dem Atommüllendlager Asse.[27] Durch diese Anfrage wurde die Tatsache öffentlich, dass jahrelang Lauge aus dem Bergwerk zu stillgelegten Bergwerken der K+S AG verbracht wurde. Dies war so auch nicht dem Bundesumweltminister Sigmar Gabriel bekannt. Daraufhin wurden Rückstellproben ausgewertet, die Namen der betroffenen Bergwerke bekanntgegeben, die jeweiligen Landräte und die Bevölkerung informiert. Am 17. Dezember 2008 wurde die Anfrage mit den Antworten als Landtagsdrucksache veröffentlicht.

Der Statusbericht vom 2. September beantwortet auf über 160 Seiten zuallererst die Frage, wer zu welcher Zeit welche Informationen besessen hat, bevor dann technische und rechtliche Probleme erörtert werden. Diesem Bericht zufolge wurde seit Anfang der 1990er Jahre festgestellt, dass Lauge, die sich in bestimmten Probebohrlöchern am Boden der 750 -Sohle sammelte, eine erhöhte Konzentration des radioaktiven Isotops Cäsium-137 aufwies. Im September 1995 wurde erstmals eine kontaminierte Laugentropfstelle im Firstbereich der 775-Meter-Sohle festgestellt. Nach einer Änderung der Strahlenschutzverordnung, die am 1. August 2001 in Kraft trat, lagen die Cäsium-137-Aktivitäten an einigen Messpunkten über den Freigrenzen. Im Einvernehmen mit der unmittelbaren Aufsichtsbehörde, dem Landesbergamt Clausthal-Zellerfeld, wurde die kontaminierte Lauge ab ungefähr dieser Zeit bis Anfang 2008 auf die nicht mehr als Verkehrsweg offenstehende 900-Meter-Sohle abgeleitet; danach versiegte der Zustrom weitgehend. Im Statusbericht vertritt das niedersächsische Umweltministerium die Auffassung, dass für diese Ableitung eine spezielle atomrechtliche Genehmigung erforderlich gewesen sei; es zitiert jedoch auch die gegenteilige Rechtsauffassung der niedersächsischen Bergbehörden, die ihre langjährige Verwaltungspraxis entschieden verteidigen.

Zur Erstellung des Statusberichts wurden Gutachter herangezogen. Prof. Mengel (TU Clausthal) und Dr. Lennartz (Forschungszentrum Jülich) gaben sich nicht mit der Erklärung des Betreibers zufrieden, die Kontaminationen seien Rückstände des Einlagerungsunfalls von 1973. Innerhalb weniger Tage fanden sie vielmehr deutliche Hinweise, dass die Lauge aus der Einlagerungskammer 12 aussickert. Ursprung der Lauge ist letztlich Altversatz aus einer nur dreißig Meter entfernten Kammer, aus dem in den Jahrzehnten vor der Einlagerung Feuchtigkeit in Kammer 12 migriert ist. Bei der Einlagerung im Jahr 1974 war der Boden der Kammer 12 laugendurchtränkt. Diese Lauge ist in Kontakt mit eingelagerten Stoffen gekommen und diffundiert nun in die Verkehrsflächen in der unmittelbaren Umgebung der Einlagerungskammer.[28]

Die Veröffentlichung des Statusberichts und seine Interpretation insbesondere durch Bundesumweltminister Gabriel machten bundesweit Schlagzeilen. Gabriel richtete schwere Vorwürfe gegen den Betreiber und die bergrechtliche Genehmigungsbehörde. Beide hätten atomrechtliche Maßstäbe vermissen lassen. Die Einlagerung von Kernbrennstoffen widerspreche früheren Aussagen. ,,Unglaublich" sei auch, dass die Undichtigkeit des Bergwerks bereits seit 1967 bekannt sei und nicht erst seit 1988. Da ,,grob fahrlässig" gehandelt worden sei, müsse auch die Frage von Strafanzeigen geprüft werden. Die Einlagerung der Atommüll-Fässer sei damals in feuchten Kammern erfolgt, wie die Befragung von Mitarbeitern ergeben habe. ,,Es gab nie ein sicheres Endlager Asse, sondern es wurden bewusst Informationen zu Laugenzutritten unterdrückt", kritisierte Gabriel.[29] Er sprach von einem ,,psychologischen GAU für die Endlager-Debatte" und einer Belastung für die Suche nach einem geeigneten Standort.[30] Asse II sei ,,die problematischste kerntechnische Anlage, die wir in Europa finden".[Anmerkungen 1] Grünen-Fraktionschefin Renate Künast stellte Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Atomlagers.[31] Die Sanierung wird etwa 2,2 Milliarden Euro kosten.[32]

Am 5. November 2008 beschloss das Bundeskabinett auf Vorschlag von Bundesforschungsministerin Annette Schavan und Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, die Asse ab 1. Januar 2009 dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zu unterstellen.[1]

Mit einem Gesetzbeschluss des Deutschen Bundestages vom 29. Januar 2009 wird festgelegt, dass der Betrieb und die Stilllegung der Schachtanlage Asse II unter den Vorschriften des Atomgesetzes fällt. Das Bundesamt für Strahlenschutz als neuer Betreiber wird die Schließung der Anlage im Rahmen eines atomrechtlichen Planfeststellungsverfahrens vorantreiben und ist für den vorläufigen Weiterbetrieb der Anlage verantwortlich.[33]

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Referenzen:

   1. ↑ a b Kabinett beschließt Betreiberwechsel für Asse – Stilllegung der Asse erfolgt nach Atomrecht. Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit vom 5. November 2008.
   2. ↑ a b Die Braunschweig-Schöninger Eisenbahn – Teil 5, Anschlußbahn Asseschacht.
   3. ↑ 100 Jahre Schachtanlage Asse. Festvortrag des Leiters des Forschungsbergwerkes Asse, Günther Kappei.
   4. ↑ Gebirgsmechanische Zustandsanalyse des Tragsystems der Schachtanlage Asse II – Kurzbericht, Seite 7. Institut für Gebirgsmechanik GmbH, 2007.
   5. ↑ Statusbericht des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz über die Schachtanlage Asse II, Seite 27. Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Hannover, 2008.
   6. ↑ [1] Besichtigung der Schachtanlage Asse der Wintershall AG in Reutlingen. Zeitpunkts. Orts. Teilnehmer, 29. Januar 1964. Remlingen bei Wolfenbüttel.
   7. ↑ Statusbericht des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz über die Schachtanlage Asse II, Seiten 93–128. Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Hannover, 2008.
   8. ↑ a b Schachtanlage Asse – Befragung früherer Mitarbeiter. Helmholtz Zentrum München, 2008.
   9. ↑ Die Asse Chronik – Vom Umgang mit Atommüll in Niedersachsen. Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Niedersächsischen Landtag, 2008.
  10. ↑ a b c 100 Jahre Schachtanlage Asse. Festvortrag des Leiters des Forschungsbergwerkes Asse, Günther Kappei, S. 4.
  11. ↑ Asse – Historie – Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Helmholtz Zentrum München, 2008.
  12. ↑ 100 Jahre Schachtanlage Asse. Festvortrag des Leiters des Forschungsbergwerkes Asse, Günther Kappei, S. 6.
  13. ↑ Langzeit Korrosions- und Auslaugexperimente an zementierten 1:1 Gebinden in der Schachtanlage Asse – Probennahme und Auswertung 2003. Forschungszentrum Karlsruhe, 2004.
  14. ↑ UDO: Untergrundlaboratorium für Dosimetrie und Spektrometrie. Physikalisch-Technische Bundesanstalt, 2006.
  15. ↑ Dreidimensionale gebirgsmechanische Modellrechnungen zur Standsicherheitsanalyse des Bergwerkes Asse. Institut für Gebirgsmechanik GmbH, Leipzig, 2006.
  16. ↑ Gebirgsmechanische Zustandsanalyse des Tragsystems der Schachtanlage Asse II – Kurzbericht. Institut für Gebirgsmechanik GmbH, Leipzig, 2007.
  17. ↑ Hans-Helge Jürgens, Katrin Hille: Atommülldeponie Salzbergwerk Asse II - Gefährdung der Biosphäre durch mangelnde Standsicherheit und das Ersaufen des Grubengebäudes, Braunschweiger Arbeitskreis gegen Atomenergie, 2. Auflage, März 1979
  18. ↑ Statusbericht des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz über die Schachtanlage Asse II, Seite 11. Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Hannover, 2008.
  19. ↑ Statusbericht des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz über die Schachtanlage Asse II, Seite 12. Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Hannover, 2008.
  20. ↑ Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 16. August 2008, S. 17.
  21. ↑ Halbjahresbericht über den Stand der BMBF-Stilllegungsprojekte und der vom BMBF geförderten FuE-Arbeiten zu ,,Stilllegung/Rückbau kerntechnischer Anlagen". Forschungszentrum Karlsruhe, 2007.
  22. ↑ Atommülldeponie Salzbergwerk Asse II: Gefährdung der Biosphäre durch mangelnde Standsicherheit und das Ersaufen des Grubengebäudes. Asse-Gruppe, Hans-Helge Jürgens, Braunschweig, Januar 1979.
  23. ↑ Statusbericht des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz über die Schachtanlage Asse II, /MN 6.4.1-1, Seite 79. Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Hannover, 2008.
  24. ↑ Verbuddelt und Vergessen – Radioaktiver Abfall im Forschungslager Asse II bei Remlingen. In: Braunschweiger Uni-Zeitung, Ausgabe WS0607 – 4.
  25. ↑ Asse – Historie – Verfüllung. Helmholtz Zentrum München, 2008.
  26. ↑ Statusbericht des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz über die Schachtanlage Asse II. Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Hannover, 2008.
  27. ↑ Christel Wegner: Kleine Anfrage von Christel Wegner. In: Landtagsdrucksache. 17. Dezember 2008. Abgerufen am 20. Dezember 2008.
  28. ↑ Statusbericht des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz über die Schachtanlage Asse II, Seite 27. Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Hannover, 2008.
  29. ↑ Gabriel: Asse-Vorfälle sind GAU für Endlagerdebatte. Neue Presse – Online-Auftritt vom 2. September 2008.
  30. ↑ Gabriel: Atommülllager Asse ,,GAU für die Endlager-Debatte". www.heute.de, 2. September 2008.
  31. ↑ Prüfbericht verschärft Endlagerdebatte. Der Spiegel, 2. September 2008 (abgerufen am 2. September 2008).
  32. ↑ Teure Sanierung, Süddeutsche Zeitung, 11./12. Oktober 2008, S. 7
  33. ↑ http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/116/1611609.pdf Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Änderung des Atomgesetzes vom 15. Januar 2009, Seite 9 ff.



Aus: "Schachtanlage Asse" (7. Februar 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Asse_II

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Quote[...] BERLIN. Das marode Atommülllager Asse wird den Steuerzahler viel Geld kosten. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte gestern bei einem Besuch der Schachtanlage, er rechne mit Sanierungskosten von mindestens zwei Milliarden Euro. In dem ehemaligen Salzbergwerk in Niedersachsen sind seit den Sechzigerjahren etwa 126 000 Fässer radioaktive Abfälle eingelagert worden. Seit Jahren fließt in das Bergwerk Salzlauge ein und gefährdet die Stabilität, einige der Abbaukammern sind bereits eingestürzt. Gabriel hatte Asse als eine der schlimmsten Umweltsünden Deutschlands bezeichnet.

Auch gestern kritisierte Gabriel den bisherigen Betreiber. "Hier ist versucht worden, billige Entsorgung zu organisieren, und der Staat hat mitgemacht", kritisierte Gabriel. Die Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum hatten den Salzstock lange im Auftrag des Forschungsministeriums betrieben. Nach diversen Pannen hat das Gabriel unterstellte Bundesamt für Strahlenschutz die Aufsicht übernommen.

Gabriel forderte die Energiekonzerne auf, sich an den Sanierungskosten zu beteiligen. "Bei einer Weigerung, sich an den Milliarden-Beträgen zu beteiligen, muss der Staat über eine Steuer auf Kernbrennstoffe für eine Mitfinanzierung sorgen", sagte der SPD-Politiker im Asse-Infozentrum im Remlingen. Die Koalition hatte allerdings erst vor wenigen Wochen im Rahmen einer Änderung des Atomgesetzes beschlossen, dass allein der Steuerzahler für die Sanierung aufkommen muss.

Eine Entscheidung über die Sanierung soll der Regierung zufolge bis zum Jahresende fallen. Denkbar ist es, dass der Atommüll komplett zurückgeholt werden muss. Dies gilt allerdings als sehr schwierig, da die Fässer zum Teil wahllos in die Schächte gekippt wurden und Flüssigkeit in die Anlage strömt. Alternativ wird erwogen, das Lager nur teilweise zu räumen und den Müll innerhalb des Bergwerkes umzulagern. Denkbar ist auch, den Schacht mit Salzbeton oder Salzlauge zu füllen, um ihn so zu stabilisieren.

Probleme gibt es offenbar auch mit der Gesundheit der Mitarbeiter. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts, dass drei Bergleute durch den Umgang mit radioaktivem Material unter Tage an Leukämie erkrankt sind. Gabriel sagte dazu, man werde alles tun, um dem nachzugehen.



Aus: "Asse-Sanierung kostet zwei Milliarden Euro" Jörg Michel (Archiv » 2009 » 21. Februar » Politik)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0221/politik/0080/index.html


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Quote[...] Wolfenbüttel (ddp). Offenbar sind mehr frühere Mitarbeiter des Atommülllagers Asse an Krebs erkrankt als bislang bekannt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig befragt derzeit drei Betroffene. «Wir hören in der kommenden Woche zwei ehemalige Beschäftigte an, die gesundheitlich betroffen sind», sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Joachim Geyer, am Sonntag. Ein Mann sei bereits am Freitag vernommen worden. Die Befragungen würden im Rahmen eines Vorermittlungsverfahrens gegen den früheren Asse-Betreiber geführt. Der neue Asse-Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), kündigte ein Gesundheitsmonitoring für alle Beschäftigten an.

Ziel sei es, Informationen zu sammeln und auszuwerten, die zur Aufklärung eines möglichen Zusammenhangs zwischen der beruflichen Strahlenbelastung und Erkrankungsfällen dienen können, teilte das BfS mit. Derzeit würden Aufzeichnungen des betrieblichen Arbeits- und Strahlenschutzes der Asse gesichtet. Zudem sollen ehemalige Beschäftigte der Asse befragt werden. Da mögliche Erkrankungen wie Krebs und Leukämie auch erst Jahre später auftreten könnten, müsse das Monitoring langfristig angelegt werden.

Staatsanwalt Geyer sagte, bei dem am Freitag angehörten Betroffenen handele es sich um den 46-jährigen Eckbert Duranowitsch. Dieser hatte bereits im Januar gegenüber der Nachrichtenagentur ddp berichtet, dass er zwischen 1987 und 1990 im Bergwerk Asse als Schlosser Messinstrumente installierte. Dabei sei er auch in und vor den Bereichen mit dem eingelagerten Atommüll beschäftigt gewesen. Duranowitsch erkrankte 1990 an Leukämie, er führt dies auf seine Tätigkeit in der Asse zurück. Der damalige Asse-Betreiber, das Helmholtz Zentrum München, hält das allerdings für ausgeschlossen.

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Aus: "Weitere Asse-Beschäftigte an Krebs erkrankt" (ddp, 15.02.2009)
Quelle: http://www.dernewsticker.de/news.php?id=86329