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[Armut, Hunger, ... (Notizen)]

Started by Textaris(txt*bot), August 13, 2006, 10:03:26 PM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] Ein langes Arbeitsleben – und dann arbeitslos. 61 Jahre alt – und nun nicht genug zu essen. Die ARGE verweigert Hartz-IV-Zahlungen. Das Gericht verurteilt sie zu zahlen, denn die Unterstellungen der ARGE waren unhaltbar. Trotzdem wird nicht gezahlt. Man habe ja vier Wochen, um Rechtsmittel einzulegen. Das ist die Situation von Josef S., heute, hier, in Deutschland.

Welche Exzesse die von Party zu Party eilende Politikerkaste mit ihrem Hartz IV provoziert hat, zeigte sich einmal mehr an diesem Fall, der vom Erwerbslosen-Forum Deutschland (Elo-Forum) veröffentlicht wurde.

Nennen wir ihn Josef S.. Ihm wurde von der ARGE Dorsten unterstellt, mit seiner Vermieterin in eheähnlicher Gemeinschaft zu leben. Das war zwar nicht der Fall, aber was kümmert eine deutsche Behörde die Wirklichkeit.

Ausserdem wurde behauptet, der Sohn von Josef S. würde bei ihm leben. Der hat zwar in Wirklichkeit einen anderen Wohnsitz, was leicht nachprüfbar gewesen wäre, aber man muss ja dem Staat Geld sparen, also behauptet man einfach einmal darauf los.

Da Josef S. nun weder Verdienstbescheinigungen seiner Vermieterin beibringen konnte noch die seines Sohnes, zahlte man ihm nichts. Den ,Sozialschmarotzern' werden wir es zeigen, nicht wahr, liebe ARGE Dorsten?

[...] Er hatte nicht mehr genug zu essen. Als er dies dem Sachbearbeiter sagte, erntete er ein Lächeln.

Vor Gericht hielt keine der Behauptungen der ARGE stand. Sie wurde verpflichtet zu zahlen. Trotzdem schickte man Josef S. aber nach Hause. Er werde einen Anruf bekommen. Auf den wartet er heute noch. Nicht genug zu essen. Wirklichkeit, heute, hier, in Deutschland.

Währenddessen hetzen die Politiker, die ihre Schäfchen längst im Trockenen haben, gegen die Arbeitslosen ,,Anspruchsdenken, Sozialschmarotzer!".

Wird einer von ihnen angesprochen auf so einen Fall, so erklärt er, man brauche sich nur zu rasieren und die Haare zu schneiden, dann bekäme jeder Arbeit.

Die ARGE Dorsten gibt unterdessen Josef S., dem der Magen knurrt, täglich unterschiedliche Auskünfte. Einmal ist die zuständige Sachbearbeiterin nicht im Haus, ein anderes Mal heisst es, die zuständige Stelle habe den Gerichtbeschluss noch nicht weitergegeben, dann, man habe ja vier Wochen, um Rechtsmittel einzulegen.

Mertin Behrsing vom Erwerbslosen-Forum sagt: ,,Das ist absolut kein Einzelfall. Es ist menschenverachtend."



Aus: "Nicht genug zu essen: Hartz IV-Realität in Deutschland 2007" Von Karl Weiss (31. März 2007)
Quelle: http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=31032007ArtikelPolitik1

Textaris(txt*bot)

Quote[...] New York (Reuters) - In den USA geraten einem Zeitungsbericht zufolge immer mehr Menschen mit ihren Hypotheken in Zahlungsverzug.

Im Januar hingen 14,3 Prozent der Kunden mit schlechter Bonität mit ihren Zahlungen mindestens 60 Tage im Rückstand, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Zahlen der Marktforschungsfirma First American Loan Performance. Im Dezember lag die Zahl der verspäteten Zahlungen bei verbrieften "Subprime"-Hypotheken lediglich bei 13,4 Prozent, vor einem Jahr sogar nur bei 8,4 Prozent.

Der rasante Anstieg der Zahlungsprobleme hat bereits zum Bankrott viele Hypothekenanbieter geführt - Das prominenteste Opfer war in dieser Woche der größten unabhängige Anbieter für zweitklassige Darlehen, New Century. Auch bei der nächsthöheren Hypotheken-Kategorie "Alt-A" nahmen die Zahlungsverzüge der Zeitung zufolge zu und zwar auf 2,6 Prozent im Januar von 2,3 Prozent im Dezember und 1,3 Prozent vor einem Jahr.

Aus: "Zeitung: Immer mehr Amerikaner können Hypotheken nicht bedienen" (Mi Apr 4, 2007 12:32 MESZ162)
Quelle: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=economicsNews&storyID=2007-04-04T113212Z_01_HUM441495_RTRDEOC_0_USA-HYPOTHEKEN.xml&archived=False


Textaris(txt*bot)

Quote[...] 10. April 2007. Freitagmorgen, kurz vor zehn. Vor einem maroden Flachbau am Stadtrand von Stralsund wartet eine Menschengruppe auf Einlass. Es regnet in Strömen.

Männer, Frauen und Kinder stehen Schlange für eine Tüte Lebensmittel. Seit elf Jahren verteilt die Stralsunder Tafel Obst, Gemüse, Brot und andere Waren, die kurz vor dem Verfallsdatum stehen, an Bedürftige. Wer keine Arbeit hat, darf sich einmal in der Woche anstellen. Früher kamen viele Obdachlose. ,,Heute kann es jeden treffen, vor allem Familien und Alleinerziehende", erzählt Waltraut Marzahn, die Leiterin der Einrichtung des Roten Kreuzes. ,,Bei uns steht die neue Armut täglich vor der Tür."


Elf Millionen Menschen leben in Deutschland am Rande des Existenzminimums. Doch viele schämen sich dafür, dass sie auf Almosen angewiesen sind. Rainer Köhn hat Jahre gebraucht, bevor er zur Tafel ging. ,,Vielleicht bekomme ich ja doch noch einmal eine ABM-Stelle", meint der arbeitslose Stahlbauer und Vater von drei Kindern. Optimistisch klingt er jedoch nicht. Die Hoffnung hat es schwer in Mecklenburg-Vorpommern. In keinem anderen Bundesland gibt es so viele Arbeitslose. Fast jeder fünfte ist hier im Nordosten der Republik ohne Job.


Hauke Wendler hat mit einem Kamerateam des NDR zwei Wochen lang bei der Stralsunder Tafel gedreht. Er begleitete ehrenamtliche Mitarbeiter bei ihrer täglichen Fahrt zu Supermärkten, Gemüsehändlern und Bäckereien und lernte bei der Tafel Menschen kennen, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chancen mehr haben.


Aus: ",,ARD-exclusiv: Schlange stehen für altes Brot"" NDR-Reportage über die Stralsunder Tafel (10.04.2007 Hamburg (pressrelations); Sendetermin: Mittwoch, 23. Mai, 21.45 Uhr, Das Erste)
Quelle: http://www.urlbase.de/include.php?path=content/articles.php&contentid=2410



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Konjunktur springt an. In Berlin betrug das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr 1,9 Prozent. Die Arbeitslosenquote sinkt hier schneller als anderswo in der Republik. Vergangenes Jahr waren es noch 18,5 Prozent, nun sind es 16,3 Prozent. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die von ihrem sozialversicherungspflichtigen Job nicht leben können. Trotz 40-Stunden-Woche verdienen manche Beschäftigte so wenig, dass sie weiter Arbeitslosengeld II (ALG II) beziehen. Politiker nennen sie ,,Aufstocker". Unter den Begriff fallen aber auch Beschäftigte, die Teilzeit arbeiten oder einem Minijob nachgehen. Die Agentur für Arbeit in Berlin hatte im April vergangenen Jahres 12 125 ,,Aufstocker" registriert, deutschlandweit sind es nach Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit eine Million, 300 000 davon arbeiten in Vollzeit.

Diejenigen, die zuvor ALG II empfangen haben, arbeiten jetzt vor allem im Niedriglohnsektor. Wachpersonal, Reinigungskräfte und Zimmermädchen schuften nicht selten für zwei bis drei Euro brutto in der Stunde. Auch Friseure müssen mit kargen Löhnen auskommen. Da bleibt netto oft weniger übrig als mit Hartz IV: Wer ALG II bezieht, bekommt als Single 345 Euro im Monat, zusätzlich bezahlt der Staat Miete und Nebenkosten. Je nach Wohnung kommt ein Alleinstehender also in etwa auf 600 bis 700 Euro Förderung vom Staat.

Wer als Wachmann oder Zimmermädchen wenig verdient, kann weiterhin ALG II beziehen, um die Differenz auszugleichen. De facto existiert der Kombilohn, über den die Parteien noch streiten, schon längst. Die ehemals Arbeitslosen sind in den Arbeitsmarkt integriert und doch weiter hilfsbedürftig.


Aus: "Hartz IV – trotz Vollzeitstelle: Immer mehr Berliner verdienen so wenig, dass sie zusätzliche Hilfe vom Staat brauchen" (11.04.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/11.04.2007/3192806.asp


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz hat vor der Einführung eines Mindestlohns gewarnt. Stattdessen müsse man die unteren Löhne von drei oder vier Euro womöglich "noch einmal senken, damit mehr Stellen entstehen", sagte das Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dem "Tagesspiegel".


Aus: "Wirtschaftsweiser will Niedriglöhne weiter senken - Drei Euro sind noch zuviel" (15.04.2007)
Quelle: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6624798_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html

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Quote[...] Grevesmühlen - Erfolgsbranche Callcenter - mehr als 8000 Beschäftigte sind in etwa 100 Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern angestellt. Die Arbeitsagenturen jubeln angesichts des Wachstums in der Branche, denn die Mitarbeiter waren vornehmlich arbeitslos, bis sie hier einen Job fanden. Ganz billig ist die Sache für den Steuerzahler nicht. Denn wer Langzeitarbeitslose beschäftigt, erhält eine Förderung von der Arbeitsagentur. Was einer der Hauptgründe dafür ist, dass die CallCenter zum überwiegenden Teil in den neuen Bundesländern ihren Sitz haben. Eine ostdeutsche Erfolgsstory? Mitnichten, denn der Traum vom festen Job endet nicht selten in einem Albtraum.

Edith H. (Name von der Redaktion geändert) sitzt in der Küche ihres kleinen Hauses und starrt auf zwei DIN A 4-Blätter, die vor ihr liegen. Es ist ihr Arbeitsvertrag, den sie vor wenigen Wochen unterzeichnet hat. Die 50 Jahre alte Frau aus Nordwestmecklenburg ist Angestellte in einem Callcenter in Schwerin. Doch die Freude über den festen Job hält sich in Grenzen. Denn im zweiten Absatz des Vertrages steht klipp und klar, "dass das Arbeitsverhältnis am 31. Juli endet, ohne dass es einer Kündigung bedarf". Nicht einmal ein halbes Jahr hätte sie dann für das bundesweit agierende Unternehmen geschuftet.

"Wir haben alle solche Verträge", sagt sie. Alle, das sind etwa 80 Mitarbeiter, überwiegend Frauen, die direkt von der Arbeitsagentur zum Callcenter vermittelt wurden und nun Tag für Tag in den kleinen Boxen hocken und Anfragen von T-Online-Kunden bearbeiten. Mindestens acht pro Stunde. "80 Anfragen am Tag muss jeder bearbeiten, sonst gibt es Ärger." Alle paar Wochen müssen die Mitarbeiter zum Feedback-Gespräch bei der Geschäftsleitung antreten. "Da wird den Leuten klar gesagt, dass sie zu langsam sind. Die sind fix und fertig, wenn die da wieder rauskommen", sagt Edith H. Aber was sollen sie machen? "Wir haben alle Angst um unseren Job, deshalb ist das Klima auch so schlecht. Keine traut sich, den Mund aufzumachen."

Die Sorge um den Job treibt alle um. Trotz der miesen Bezahlung. Laut einem Bericht des Schweriner Wirtschaftsministeriums beträgt das Durchschnittsgehalt eines Callcenter-Agenten bei einem Acht-Stunden-Tag 1398 Euro im Monat. Darüber kann Edith H. nicht einmal mehr müde lächeln. 6,76 Euro brutto pro Stunde bekommen sie und ihre Kolleginnen. Das sind in guten Monaten etwas mehr als 900 Euro netto. Doch die guten Monate sind rar.

"Im Moment haben wir so wenig zu tun, dass wir meistens nach zwei bis drei Stunden nach Hause geschickt werden." Bezahlt wird nur die Zeit, in der gearbeitet wird. Das ist zwar illegal. Aber es gibt weder eine Gewerkschaft, die sich um solche Dinge kümmert, geschweige denn einen Betriebsrat. Dafür jede Menge Frust, den jeder mit sich allein herumträgt. "Wir sitzen alle in Kabinen mit grauen Wänden links und rechts, da gibt es keine Möglichkeiten, sich zu unterhalten."

Dass hier irgend jemand länger als sechs Monate arbeitet, daran glaubt Edith H. schon längst nicht mehr. "Wir haben doch schon bei der Einarbeitungszeit gemerkt, wie das hier läuft." Zwei Monate werden die Leute in den regulären Arbeitsablauf eingespannt, bevor es Verträge gibt. Wenn es denn welche gibt.

"Wir waren 15 Leute in der Trainingsmaßnahme, erst kurz vor Schluss haben sie uns gesagt, wer übernommen wird." Neun bekamen einen Vertrag. Die zwei Monate Einarbeitungszeit bezahlt die Arbeitsagentur voll.

Sie ist sauer auf ihren Arbeitgeber - und auf die Politik. "Niemand schert sich darum, was mit uns passiert." Die Erfolgsmeldungen der Arbeitsagentur liest sie schon längst nicht mehr. Sie erträgt es nicht.


Aus: ""Moderner Sklavenhandel" - Agentin eines Callcenters packt aus" Leistungsdruck. Schlechte Bezahlung. Keine Zukunftschancen. Das sind die Bedingungen, über die die Angestellte eines Callcenters berichtet. Von Michael Prochnow, LN (15.04.2007)
Quelle: http://www.ln-online.de/lokales/2119180


Textaris(txt*bot)

#75
Quote[...] Die Zahl der von Sozialleistungen abhängigen Kinder ist nach einem Bericht der "Thüringer Allgemeinen" innerhalb eines Jahres um über zehn Prozent gestiegen. Das Blatt beruft sich auf eine Studie des Bremer Institutes für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ).

Danach lebten 2006 im Jahresdurchschnitt 1,887 Millionen Kinder unter 15 Jahren in Deutschland von Sozialgeld in einer Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft. Das seien über 173.000 mehr als 2005 gewesen. Den vorläufigen Höchststand habe die Zahl der bedürftigen Kinder im Dezember 2006 mit über 1,9 Millionen Betroffenen erreicht.

"Die Zahlen zeigen eindeutig, dass die ärmeren Familien mit Kindern vom wirtschaftlichen Aufschwung faktisch nicht profitieren", kommentierte BIAJ-Forscher Paul Schröder die Untersuchungsergebnisse. Im Westen nahm die Zahl der von Sozialgeld abhängigen Kinder demnach 2006 mit elf Prozent stärker zu, als im Schnitt der neuen Bundesländer (sieben Prozent). Den größten Armutszuwachs habe es in den wirtschaftlich starken Südländern Baden-Württemberg (plus 13 Prozent) und Bayern (plus zwölf Prozent) gegeben.


Aus: "Erschreckende Studie: Immer mehr Kinder arm" (Montag, 23. April 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/793713.html


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Quote[...] Mehr als jedes dritte Kind in Berlin lebt inzwischen von Hartz IV. Nach Angaben der Senatssozialverwaltung erhalten rund 144 000 von etwas mehr als 400 000 Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren Sozialgeld, 10 000 mehr als Ende 2005. Nach einer Studie des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe wachsen 37 Prozent der Kinder in Haushalten auf, die auf Arbeitslosengeld II (ALG II) für die erwerbsfähigen Haushaltsmitglieder und Sozialgeld für die Kinder angewiesen sind. Laut Studie ist in Berlin die Quote mehr als doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Nur in Sachsen-Anhalt und Bremen liegt sie auch über 30 Prozent. Für Institutsgeschäftsführer Paul Schröder zeigen die Zahlen, dass es für Familien mit Kindern schwer ist, aus dem Bezug von ALG II herauszukommen: ,,An diesen Familien geht der Aufschwung vorbei." Langzeitarbeitslose profitierten noch nicht von der Erholung des Arbeitsmarktes.

In Berlin erhalten 325 000 Bedarfsgemeinschaften ALG II, davon sind rund 90 000 Haushalte mit Kindern.

[...] ,,Berlin ist die Hauptstadt der Kinderarmut", sagt Sabine Walther vom Kinderschutzbund. ,,Die Stadt muss aufpassen, dass nicht fast eine halbe Generation aussichtslos erwachsen wird." Für viele arme Familien sei schon das monatliche Kita-Essensgeld in Höhe von 23 Euro zu viel. Sie schickten ihre Kinder nicht dorthin, obwohl diese es besonders nötig hätten. Laut Oswald Menninger vom Paritätischen Wohlfahrtsverband ist für Kinder aus Hartz-IV-Haushalten vor allem eine gute Bildung wichtig, damit sie später unabhängig von sozialen Transferleistungen leben können.

Quote
Heimatverwurzelt

die Berliner warten darauf, dass die Arbeitsplätze zu ihnen kommen, das ist die große Illusion.
Mittlerweile werden in anderen Regionen händeringend Arbeitskräfte gesucht, zur Zeit über eine halbe Million - darunter auch viele gering qualifizierte. Was spricht dagegen, wenn Familien, in denen niemand in Berlin eine Arbeit hat, in eine andere Region umziehen; viele Ossis haben das doch auch müssen. Ich kann das gejammere nicht mehr hören. Man kann nur dann dort leben, wo es einem gefällt, wenn man sich das auch leisten kann.

Holzmichel aus München (25.4.2007 8:47 Uhr)

Quote
Jedes dritte Berliner Kind lebt von Hartz IV

Gleichzeitig zur Berichterstattung über die Kinderarmut in Berlin wird der Nachbau des Berliner Schlosses verkündet- mit Beteiligung Berlins.Ein Privatmann aus Hamburg wünscht sich das Berliner Schloss, mobilisiert dafür Politik und Öffentlichkeit. Keinen Pfennig sollte diese Idee Berlin kosten. Und jetzt? Nichtmal der Förderverein hat die geplante Summe beisammen aber, kaum mahnt Frau Merkel die Bebauung des Schlossplatzes an, werden innerhalb zweier Tage Gelder bewilligt! Und jedes dritte Kind in Berlin lebt von Hartz IV! Kinder sind Zukunft- Themenwoche der ARD! Ist das nicht Verhöhnung der Menschen, die in Armut leben müßen.
Gerrit (24.4.2007 20:20 Uhr)

Quote
Kinderarmut wegen Schloßbau???

@ Gerrit:
Mal angenommen, Berlin würde die 50 Mio anstelle des Schloßbaus in die armen Kinder investieren. Dann wären das 50 Mio / 144 tsd = 347 € pro Kind.
Das ist ungefähr der Gegenwert von 1 Woche Mallorcaurlaub. Die Almosen sind schnell verbraucht; eine investition wie das Stadtschloß hingegen steht hunderte von Jahren!
Durch diese berliner Sehenswürdigkeit, wird der boomende Berlin-Tourismus weiter angekurbelt und zu den 15 Mio Touristen pro Jahr werden jede Menge weitere Besucher hinzukommen, dadurch sich das Schloß über kurz oder lang definitiv refinanzieren. Dies ist der entscheidene Unterschied zwischen Investitionen und Almosen.
Berlinbewunderer (25.4.2007 8:39 Uhr)

Quote
@Berlinbewunderer

Schade, manche Leute begreifen gar nichts, sie plappern nur jeden Unsinn nach.
Gebürtigerberliner (25.4.2007 9:08 Uhr)


Aus: "Jedes dritte Berliner Kind lebt von Hartz IV: Hauptstadt liegt damit bundesweit an der Spitze An armen Familien geht der Aufschwung vorbei" Sigrid Kneist (25.04.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/25.04.2007/3222518.asp


Textaris(txt*bot)

#76
Quote[...] Über die Überflüssigen: Die Überflüssigen setzen sich, wie viele kämpfende AktivistInnen weltweit, weiße Masken auf. Sie greifen die Barbarei des Kapitalismus an, in der Menschen nicht als Menschen, sondern als gesichtsloser auszubeutender Rohstoff vorkommen und ihre Vielfalt für rassistische und sexistische Unterdrückung instrumentalisiert wird. Ihr Respekt und ihre Verbundenheit gelten den Sans Papiers, Piqueteros, streikenden Frauen in Weltmarktfabriken, Landlosen, Prekarisierten, Unsichtbaren.

[...] Die Überflüssigen sind solidarisch mit denen, die dorthin gehen, wohin Not und Hoffnung sie treiben, und die sich immer wieder einen Lebensunterhalt aus dem Nichts erfinden müssen.

Die Überflüssigen sind überall und grenzenlos wie die kapitalistische Ausbeutung selbst.

Die Überflüssigen stehen für den Teil der Menschen auf der Erde, deren Alltag seit jeher aus Erwerbslosigkeit, Armut, Hunger und Krieg besteht.

Die Überflüssigen sind Menschen in den Industriestaaten, die vom gesellschaftlichen Reichtum ausgeschlossen werden. Sie sind das Ziel des Klassenkampfes von oben und der aktuellen Armutskampagne in Deutschland, sie sind Erwerbslose, deren Rechte weiter beschnitten werden, sie sind Flüchtlinge, die ins Asylbewerberleistungsgesetz fallen, sie sind allein erziehende Frauen, die in Niedrigstlohnjobs gedrängt werden, sie sind die Alten, die ihre Winterschuhe beim Sozialamt erbetteln müssen, sie sind die Kranken, denen 10 Euro Praxisgebühr fehlen.

Die Überflüssigen sehen die Ursache ihrer Situation in einem profitfanatischen System, das nicht unangenehme Arbeiten überflüssig macht, sondern Menschen. Sie bieten dem Zwang, sich immer umfassender zurichten zu müssen, um leben zu dürfen, gemeinsam Paroli.

Die Überflüssigen lassen sich nicht länger auf Abfallprodukte des Kapitalismus reduzieren.
Die Überflüssigen haben die Schnauze voll davon, sich immer wieder in Verteilungskämpfen gegenseitig fertig zumachen.
Die Überflüssigen brechen aus der 2-Raum-Couchtisch-Haltung aus und machen selbst Programm.



Aus: "Über die Überflüssigen" (Datum: 2007 (?))
Quelle: http://ueberfluessig.myblog.de/ueberfluessig/about

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Quote[...] das Gesicht der Überflüssigen ist von Land zu Land verschieden. Die Armutsforschung
in den USA nannte sie die "inner city poor", die in Großbritannien die "dangerous classes"
und die Exklusionsforscher in Frankreich fanden schon vor Jahren die Exkludierten, die
Ausgeschlossenen, im "Aus der Vorstädte". In Deutschland ließen sich ähnliche soziale
Problemzusammenballungen bisher nicht ausmachen. In der Tendenz vielleicht hier und da,
doch im Grunde genommen herrscht noch Waffenruhe.

[...] Das Überflüssig-Sein ist über das Land verteilt. Es versteckt sich hinter properen
Aufschwungfassaden, die mit Steuersubventionen aufgehübscht wurden.
Nur gelegentlich stolpert man über industrielle Brachen oder starren
eingeschlagene Fenster abrissbereiter Wohnblocks in die leere Landschaft. Die Folgen
werden wir so oder so alle bezahlen.


Aus: "Wo stehen unsere Banlieues?" Andreas Willisch (Berliner Zeitung; Dienstag, 22. November 2005)
Quelle: http://www.thuenen-institut.de/Publikationen/AW%20Wo%20stehen%20unsere%20Banlieues.pdf

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Quote[...] "Lidl zur Hölle - wir ins Paradies" schallte es ab 12 Uhr aus einem innnovativen Soundsystem am Frankfurter Tor in Berlin Friedrichshain. Im Rahmen der Maisteine-Aktionstage versammelten sich kritische Lidl-KundInnen, prekär Beschäftigte und viele andere, um gegen das Lidl-Ausbeutungsregime anzutreten.
Der Auftaktredner klärte über die widrigen Arbeitsbedingungen bei Lidl auf. Lidl steht stellvertretend für Schlecker, Aldi, Walmart, Opel Bochum und die Kneipe nebenan. Eben für alle, die von den durch Hartz IV ausgeweiteten Zwängen profitieren und immer beschissenere Arbeitsbedingungen zu unverschämt niedrigen Löhnen durchdrücken können.


Aus: "Lidl zur Hölle - Aktionstagsbericht (Berlin)" Von wir.die (Themen: Soziale Kämpfe; Datum: 23.04.2005)
Quelle: http://de.indymedia.org/2005/04/112702.shtml

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Quote[...] In Oldenburg haben Menschen mit roten Kapuzen und weißen Gesichtern am Wochenende auf der Jobmesse demonstriert. Es fand eine "Informationsveranstaltung" statt, die vor allem Jobs von den Arbeitgebern Lidl und der Bundeswehr anpries. Bei den Vorträgen ging es um "Taktiken bei Bewerbungsgesprächen" und weitere Hinweisen, um sich besser auf dem Arbeitsmarkt "anbieten" zu können. Die "Überflüssigen" demonstrierten mit Konfetti in den Räumlichkeiten und entwendeten Kugelschreiber und Bonbons. Bei der Aktion der Überflüssigen kam es zu einem großen Polizeiaufgebot. Während der Aktion wurden Flugblätter der "Überflüssigen" verteilt. Laut einer im Internet kursierenden Meldung, wollten die Protestierer gegen die "Verwertungsmechanismen" und Eingliederungsmaßnahmen von Hartz IV Empfängern demonstrieren. Erst Ende April war es in Köln zu einer Aktion der ,,Überflüssigen" gekommen, als sie einen Hartz IV-Ermittler aufsuchten uns seine fragwürdigen Ermittlungsmethoden öffentlich an den Pranger stellten.

Der Hintergrund dürfte die von Gewerkschaften kritisierten Arbeitsbedingungen bei der Supermarktkette "Lidl" sein, die seit Jahren immer wieder thematisiert werden. Auch die Werbung für Bundeswehrjobs in Arbeitsagenturen stößt vor allem bei Erwerbslosen- Initiativen immer wieder auf Kritik.

Bei der Aktion der Überflüssigen kam es zu einem großen Polizeiaufgebot. Wieviele Demonstranten festgenommen worden sind, steht zur Zeit noch nicht fest.

Als die Überflüssigen" bezeichnen sich Menschen aus verschiedenen Orten, die unter einem gleichen Namen Aktionsformen des sozialen bzw. zivilen Ungehorsams praktizieren. Sie wenden sich nach eigenem Bekunden gegen Kapitalismus, Unterdrückung, Rassismus, Sexismus, Prekarisierung und Ausgrenzung. Der Name wurde als Kampfbegriff gewählt, weil sie sich als Menschen verstehen, die in einem ,,profitfanatischen" System überflüssig gemacht werden.


Aus: ",,Die Überflüssigen" bei Jobmesse im Mercedes Autohaus in Oldenburg" (07.05.2007)
Quelle: http://www.elo-forum.net/hartz-iv/071-07052007-401.html

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Quote[...] Kein Mensch ist gerne überflüssig. Dennoch gibt es viele Menschen, die sich so fühlen. Und noch mehr, die dazu gemacht werden. In der deutschsprachigen Soziologie wird der Begriff seit geraumer Zeit verwendet, um eine wachsende Gruppe der Gesellschaft zu beschreiben: Langzeitarbeitslose, prekär Beschäftigte, Menschen, die keine soziale Anerkennung mehr bekommen.    
         
In einem aktuellen Beitrag für die Zeitschrift "Transit-Europäische Revue" klopft die Soziologin Sabine Hark von der Universität Potsdam den Begriff der "Überflüssigkeit" auf seine Tauglichkeit ab.

[...] In einem ersten Schritt liefert Hark einen Überblick über verschiedene Beschreibungen, die in den vergangenen Jahren die "neuen sozialen Gefährdungen" charakterisierten.

Der Systemtheoretiker Niklas Luhmann etwa sprach in seiner ihm typischen Art von einer "in die Milliarden gehenden Menge", die weltweit unter Bedingungen von Exklusion leben - wobei heute "die Mehrfachabhängigkeit von Funktionssystemen den Exklusionseffekt verstärkt".

Manuell Castells - bekannt geworden durch sein Buch der "Netzwerkgesellschaft" - diagnostizierte, dass wir uns "von einer Situation sozialer Ausbeutung zu einer Situation funktionaler Irrelevanz" bewegen, und wir einen Tag erleben werden, "an dem es ein Privileg sein wird, ausgebeutet zu werden".

Und selbst der liberale Rolf Dahrendorf spricht von einer "beträchtlichen Kategorie nicht nur von Verlierern, sondern von Verlorenen", die "zwar in der Gesellschaft leben, aber nicht mehr dazugehören".

Allen Theoretikern gemeinsam ist der Versuch, die Subjekte der gesellschaftlichen Veränderungen auf den Begriff zu bringen: Ausgeschlossene, funktional Irrelevante, Verlorene - zusammengefasst: Überflüssige - das sind die Armen, die Langzeitarbeitslosen, die Jugendlichen ohne Perspektive, die prekär Beschäftigten, die Migranten, im globalen Maßstab die Landflüchtlinge und Slumbewohner, wie Hark schreibt.

Quote
Sabine Hark: "Sinnbildlich könnte man daher sagen, dass aus Sicht der Gesellschaft diejenigen überflüssig sind, die die Anforderung - aus welchen Gründen auch immer -, nicht bedienen können, sich flüssig zu verhalten, auf jedwede Kontingenz flexibel zu reagieren, ... die nicht beweglich genug sind, um Chancen zu ergreifen, bevor ein anderer es tut."     
->   Neue Selbstständigkeit: "Prekariat" verändert die Welt (29.4.05)

Die Soziologin kritisiert nun den Standpunkt dieser Beschreibungen: Dabei handle es sich "in der Regel um eine Außenperspektive, ... die vom Markt her denkt."

Implizit liege diesen Diagnosen eine "Zwei-Welten-Theorie von Exklusion" zugrunde: auf der einer Seite eine "Welt der Chancen und der Berücksichtigung", auf der anderen Seite "eine Welt des Ausschlusses und der Ignorierung".

Diese starre Trennung hält Hark für ein überholtes Konzept, das sich an historischen Vorbildern aus dem 19. Jahrhundert anlehnt.

Gesellschaftlicher Ausschluss sei heute eher als Verhältnis und nicht als fixer Zustand zu denken - als "Zugleich von Drinnen und Draußen, als Ausschluss nicht aus der Gesellschaft, sondern in der Gesellschaft".

Menschen, so argumentiert Hark weiter, werden nicht plötzlich in ein imaginiertes Draußen befördert, sondern Biografien verlieren ihre Festigkeit - sie werden "sinnbildlich gesprochen flüssiger".

"Die Überflüssigen dokumentieren daher kein präzises Defizit einer Lebenslage, sondern ... soziale Vorgänge des Überflüssig-Machens." Und das ist auch der zentrale Satz von Harks Analyse.

Nicht um eine Phänomenologie der Überflüssigen sollte es der Soziologie gehen - wie etwa in der Beschreibung des berühmt-berüchtigten Nachbars, der den ganzen Tag fern sieht, apathisch in seiner Wohnung hockt und sich von Fast Food ernährt, bis ihm der hohe Blutdruck zu Gesichte steht.

Diese Konzentration auf die Ausgeschlossenen, auf die "Überflüssigen" berge immer die Gefahr, dass man als Wissenschaftler zu dem Vorurteil beiträgt, wonach die Menschen "selbst schuld" seien an ihrem Schicksal.

Besser sei eine soziologische Diagnostik "jener sozialen Vorgänge, durch die Menschen ... überflüssig gemacht werden".

Diese Diagnostik müsste "dynamisch, vieldimensional und episodisch" konzipiert werden und von konkreten Gefahren ausgehen, mit denen sich Individuen auseinandersetzen - und dies reiche von Auseinandersetzungen mit staatlichen Behörden bis zur Mobilisierung von Hilfeleistungen durch Freunde und Verwandte.

Erst dabei, so Hark, könnte die Metapher der Überflüssigen eine Schlüsselrolle einnehmen. Konkrete Umsetzungen dieses Ansatzes hat sie bereits ausgemacht: Allerdings nicht im deutschen Sprachraum, sondern in Frankreich - bei Pierre Bourdieu und seinem 1997 erschienenen Buch "Das Elend der Welt".

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 15.7.05

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     stupdidup | 16.07, 00:38
im endeffekt sind wir sowieso alle überflüssig...
...weil wir in der masse einfach zu dumm sind, die konsequenzen unserer entscheidungen zu sehen

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     konroth | 15.07, 21:35

dieser artikel ist z.b. überfluessig, wie sagt obelix "die sehen den wald vor lauter bäumen nicht mehr" - pseudo-intellektuelle die die welt nur von ihrem schreibtisch aus kennen verzapfen solche überflüssigen studien und werden auch noch dafür bezahlt.

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     isotop | 15.07, 19:27
ich würde zu diesen "Überflüssigen"
auch noch die arbeitende Bevölkerung dazuzählen, die im Job wie jemand Austauschbarer behandelt wird. Dieser Mensch geht nicht in seiner Arbeit auf und fühlt sich genauso ausgeschlossen, weil seine Tätigkeit einfach nicht dem entspricht was er wirklich machen will, sondern das was er tun muss um Geld zu bekommen.

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     veteranofthepsychicwars | 15.07, 18:27

ich finde ja eher manche soziologen überflüssig...

Aus: "'Die Überflüssigen': Überflüssiger Soziologie-Begriff?" (2005 (?))
Quelle: http://science.orf.at/science/news/138068

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Quote[...] Doch fragen wir noch einmal genauer, von welchen gesellschaftlichen Umbrüchen die Überflüssigen künden. Haben sich neue soziale Ungleichheiten herausgebildet, die nicht länger vertikal, sondern entlang einer horizontalen, gleichwohl asymmetrischen Innen/Außen-Spaltung organisiert sind – und für die es folglich neuer soziologischer Beschreibungen bedarf? Produziert der neue Kapitalismus, wie auch immer er in verschiedenen Theorieprogrammen charakterisiert wird, eine wachsende Zahl Überflüssiger, die dauerhaft keinen Platz finden in der Sozialstruktur? Ist eine Population – les Misérables, die Pauper, die Elenden des 19. Jahrhunderts, das Lumpenproletariat, das tote Gewicht der Reservearmee – zurückgekehrt, die einer historisch längst überwunden geglaubten Phase der Entwicklung kapitalistisch organisierter Gesellschaften zugehört? Und künden diese Überflüssigen von der Wiederkehr entsprechender gesellschaftlicher Verhältnisse, wie sie das 19. Jahrhundert kannte: Verhältnisse, die von einer so profunden inneren Spaltung bestimmt waren, dass Beobachter von den »zwei Nationen« (Benjamin Disraeli) innerhalb einer Gesellschaft sprachen, zwischen denen es weder sozialen Umgang noch Mitgefühl gebe?

[...] Statt einer Diagnostik jener sozialen Vorgänge, durch die Menschen, man kann es nicht oft genug betonen, überflüssig gemacht werden, wird eine »Diagnostik der Überflüssigen« (Steinert 2000) erstellt, in der Überflüssigkeit zu einer Art »master status« wird, zum dominierenden Merkmal einer Person. Unweigerlich landet beispielsweise Heinz Bude (1998) so immer wieder in Form einer Quasi-Phänomenologie bei einer Diagnostik, die sich eher von der Semantik des Über/Flüssigen und dem literarischen Vorbild des überflüssigen Menschen, wie er insbesondere die russische Literatur des 19. Jahrhunderts bevölkert, leiten lässt, als sich strikt an der soziologischen Beschreibung und Analyse der Prozesse des Überflüssig-Machens zu orientieren. Zwar hebt Bude das Zusammenspiel des Prekärwerdens von Erwerbsarbeit, der Schwächung sozialer Nahbeziehungen sowie der Erosion sozialer Teilhabe und die entwürdigende Behandlung durch sozialstaatliche Agenturen hervor. In seinem Karriere-Modell des »Überflüssigwerdens« (Bude 1998, S. 374) aber ist das »vielleicht wichtigste Strukturmerkmal von Prozessen sozialer Ausgrenzung (...) der Körper« (ebd., S. 376). »Für die Feststellung von Überflüssigkeit« sei am Ende ein »bestimmter phänomenologischer Befund entscheidend, der etwas mit einem Körperausdruck von Müdigkeit, Abgestumpftheit und Apathie« zu tun habe (ebd., S. 377). [11]

Es soll nicht bestritten werden, dass es Bude sehr wohl darum zu tun ist, eine Begrifflichkeit zu entwickeln, die das gesellschaftlich verursachte Leid derjenigen soziologisch zugänglich macht, die von Exklusion bedroht sind. In seiner Konzeption des Überflüssigen zeigt sich allerdings die Ambivalenz dieses Unterfangens, ist doch Budes menetekelhafte Beschreibung selbst noch imprägniert von dem heiligen Schauder derjenigen, die sich (noch) dazugehörig fühlen: »In Deutschland«, so Bude jüngst, sei »es nicht das öffentliche Ghetto, sondern es sind die privaten vier Wände, wohin sich die Exkludierten zurückziehen. Der Nachbar, der vom vielen Weißbrot, der fettigen Wurst und den gezuckerten Getränken außer Fasson gerät, weil er die meiste Zeit des Tages vor dem Fernsehgerät verbringt, ist die Figur des ›Überflüssigen‹, an welcher der deutschen Gesellschaft das andere ihrer selbst vor Augen tritt« (Bude 2004, S. 15).

Nun kann es nicht darum gehen, soziologisch von diesem Leid zu schweigen. Selbstredend muss Sozialwissenschaft auch und gerade von jenen sprechen, die in extremem Maße von Exklusion bedroht oder betroffen sind. Doch gerade weil dieses Leid meist die Schwelle der öffentlichen Sichtbarkeit oder gar der politischen Artikulation noch nicht überschritten hat, ist es umso dringlicher, dass die soziologischen Rekonstruktionen, die dieses Leid sichtbar machen, selbst beständig und rigoros daraufhin geprüft werden, ob sie an der gesellschaftlich verursachten Entwertung partizipieren oder nicht. Wie dies gelingen kann, nämlich durch konsequente »Objektivierung des Subjekts der Objektivierung« (Bourdieu 2004, S. 172), hat das Team um Pierre Bourdieu in Das Elend der Welt (1997) eindrucksvoll demonstriert.


Aus: "Sabine Hark: Überflüssig. Deutungsbegriff für neue gesellschaftliche Gefährdungen?" (Transit - Europäische Revue, Nr. 29/2005)
[Institute for Human Sciences / Institut für die Wissenschaften vom Menschen]
Quelle: http://www.iwm.at/index.php?option=com_content&task=view&id=276&Itemid=454

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Quote[...] Das Projekt "Die Überflüssigen" entstand 1998 im Hamburger Institut für Sozialforschung aus der Beobachtung heraus, dass wir für die neu entstandenen sozialen Ungleichheiten keinen präzisen Begriff haben. Wir haben den Begriff der Überflüssigen gewählt, weil er alle Schichten erfasst, auch die klassische Mittelschicht. Die gesellschaftlichen Veränderungen hinterlassen in vielen Bereichen Überflüssigkeit. So wie es ganze Quartiere in schrumpfenden Städten gibt, die nicht mehr gebraucht werden, so werden auch Menschen überflüssig, weil ihre Qualifikationen nicht mehr gebraucht werden, oder auch nur, weil sie am falschen Ort wohnen.

Eine "neue Unterschicht" gibt es also nicht?

Man kann sich zwar auf die Schicht konzentrieren, in der sich die Probleme häufen, aber in diesem Fall kommt man mit dem klassischen Begriff der Armut noch immer weit genug. Heute geht es um neue Phänomene der Exklusion, um Formen sozialen Auseinanderbrechens, die mit der klassischen Ausbeutung und Ausgrenzung nicht mehr viel zu tun haben.

Warum muss man ein so gewöhnungsbedürftiges Wort wie "Prekariat" einführen?

Die alte Einteilung der Gesellschaft in oben und unten wird immer mehr überlagert durch eine Teilung in innen und außen. Das wird erfasst durch den Begriff der Prekarität: Die damit benannte Verunsicherung zieht sich durch viele soziale Milieus; sie prägt die Medienbranche, die Wissenschaft, auch weite Teile der Facharbeiterschaft und natürlich Teile der armen Schichten. Diese verfügen allerdings oft über mehr Sicherheit mit knappen Mitteln umzugehen. In den Mittelschichten ist die Verunsicherung viel größer.

Es gibt die Angst, dass der Begriff Unterschicht demütigen könnte. Stellen Sie Menschen nicht erst recht ins Abseits, wenn sie von Überflüssigen sprechen?

Wenn man Probleme erkennen will, muss man sie in ihrer Tragweite genau benennen. Wirklich verletzend wird ein Begriff wie Unterschicht, wenn man ihn mit diffamierenden Beschreibungen versieht: bildungsfaul, träge, kulturlos.

In Definition der neuen Unterschichten geht es häufig nicht um wirtschaftliche, sondern um kulturelle Merkmale: Zur Unterschicht zählt, wer sich gehen lässt, sich schlecht ernährt, viel raucht und trinkt, keine Lust an Politik und Bildung hat, dauernd fern sieht und seine Kindern vernachlässigt. Was ist richtig an der Kulturalisierung des Begriffs Unterschicht?

Die bloße Konstatierung einer Unterschicht wäre banal und an sich nicht aufregend. Erst durch die Kulturalisierung wird der Begriff zum beachteten Skandal. Nach meinen Untersuchungen kann ich sagen: Es stimmt; Viele ernähren sich schlecht. Sie gucken schon nachmittags fern, sie haben keinen Bock auf Bildung. Aber es wäre fatal, dieses Verhalten allein als ein Problem individueller Verantwortung zu debattieren. Es ist unser aller Umgang mit dem Problem sozialer Ungleichheit, der zu der kulturellen Auffälligkeit führt.

Das ist ziemlich abstrakt.

Nehmen wir als Beispiel meine Tätigkeit als Biolandwirt. In Vorpommern gibt es nicht nur 20 Prozent NPD-Wähler, sondern auch die meisten Bio-Betriebe Deutschlands - mit einem Anteil von 20 Prozent ein florierender Wirtschaftszweig. Es ist doch paradox, dass in der Gegend, in der die besten Lebensmittel hergestellt werden, sich die Leute diese nicht leisten können und wohl auch nicht leisten wollen. Auch ich liefere zwei Drittel unseres Bio-Fleisches nach Berlin. Das Drittel, das in Mecklenburg verbleibt, wird vornehmlich vom Mittelstand verzehrt, von Lehrern und Beamten. Ähnlich wie die konventionellen sind mittlerweile auch unsere Öko-Betriebe aus ihrem sozialen Umfeld vollständig entbettet. Es gibt keinen Zusammenhang mehr zwischen ökonomischer und sozialer Entwicklung. Vom Aufstieg der Wirtschaft profitieren die Leute nicht. Sie bekommen keine Jobs, sie sind auch abgeschnitten von der Art und Weise der Herstellung der Lebensmittel.

Als ein Merkmal der neuen Unterschichten wird deren Bildungsferne beklagt. Nimmt die Bildungsunlust wirklich zu?

Ich glaube, dass der Zusammenhang zwischen Erfolg und Leistung nicht mehr so plausibel ist. Ein Beispiel: Zu den Regeln für den Anspruch auf Arbeitslosengeld II in unserem Untersuchungsgebiet in Mecklenburg gehört, dass Jugendliche sich pro Woche bei zehn Betrieben zu bewerben haben, wenn sie ihren Anspruch behalten wollen. Niemand bei der Arbeitsagentur geht davon aus, dass sich bei diesen willkürlich aus dem Internet herausgesuchten Betrieben tatsächlich eine Chance ergeben würde. Die Prozedur ist nur dazu da, die Vorschrift zu erfüllen. Eine qualifizierte Vermittlung wird gar nicht erst angeboten. Stellen Sie sich
einen Jugendlichen vor, der das auch nur ein halbes Jahr lang macht.

Was müsste sich ändern, damit die Überflüssigen wieder in die Gesellschaft integriert werden?

Ein allen Förderungsmaßnahmen gemeinsamer Mangel ist die Bevormundung der Leute. Man muss die zivilgesellschaftlichen Potenziale auch in diesen Bereichen stärken. Die Menschen müssen sich die Projekte aussuchen können, in denen sie gefördert werden, sie müssen selbst Projekte entwickeln. Die Zivilgesellschaft selbst muss einen Bedarf an Arbeit formulieren, der gebraucht wird. Es gibt in Ansätzen solche Maßnahmen wenn auch nur in den starren Formen staatlicher Förderung - Bleiben wir noch einmal bei der Ernährung: Jugendliche schreiben im Rahmen von Ein-Euro-Jobs mit Kindern zusammen Koch-Bücher.

Sie würden also der konservativen Kritik zustimmen, dass die Förderungsmaßnahmen die Menschen entmündigt statt fördert?

An der Kritik ist gar nichts konservativ. Konservativ daran ist die Absicht, die eingesetzten Mittel einfach zu kürzen. Das allerdings wäre der falsche Weg.


Aus: "Die Überflüssigen" - Der Soziologe Andreas Willisch über Unterschichten, Prekariat und das Phänomen der sozialen Entbettung" Das Gespräch führte Harald Jähner (Berliner Zeitung, 21.10.2006)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/spezial/dossiers/armut_in_deutschland/49166/index.php

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Quote[...] Am heutigen Nachmittag tauchte überraschend eine Gruppe von 7 ÜBERFLÜSSIGEN in der ostdeutschen Kleinstadt Aschersleben im "E-Center" in der Geschwister-Scholl-Str. auf. Getreu dem neuen gastronomischen Trend, "All you can eat", folgend, begannen sie in der Lebensmittelabteilung in die Regale zu greifen und stillten ihren Hunger. Auch die neuesten statistischen Taschenspielertricks der staatlichen Agentur für Armutsverwaltung machte sie nicht satt.


Aus: "Die Überflüssigen in Aschersleben" (Michael Maurer; 29.09.2006 00:14)
Quelle: http://de.indymedia.org/2006/09/158063.shtml

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Quote[...]  Diese Woche tauchten sie vor dem Prozess gegen Peter Hartz auf: die Aktivisten, die sich die Bezeichnung "Die Überflüssigen" gegeben haben. Sie protestierten stumm gegen Peter Hartz, weil er ihrer Meinung nach für ein "soziales Entrechtungsprogramm" steht. Was ist das für eine Gruppe, die immer wieder in den Medien auftaucht und auf die auch der Berliner Verfassungsschutz schon ein Auge geworfen hat?
Am Mittwoch stand Peter Hartz vor Gericht. Der ehemalige VW-Personalvorstand und Namensgeber der Arbeitsmarktreformen musste sich wegen der Veruntreuung von 2,6 Millionen Euro und der Bestechung des Betriebsrats rechtfertigen. Begleitet wurde sein Auftritt mit Protest. Eine Gruppe von Demonstranten schaffte es, besonders oft in das Blickfeld der Kameras zu kommen. Etwa acht bis zehn Menschen trugen weiße Masken und rote Kapuzenpullis. Auf ihren Rücken konnte man ,,die Überflüssigen" lesen.




Aus: "Rote Pullis, weiße Masken: Wer sind "die Überflüssigen"?" Text: simon-poelchau (19.01.2007)
Quelle: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/356993

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Die Überflüssigen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_%C3%9Cberfl%C3%BCssigen


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Auszahlung von Hartz-IV-Geldern in Köln steht vor dem Kollaps, und vielen Arge-Mitarbeitern geht es nicht besser: Krankmeldungen häufen sich, sogar der Rettungsdienst musste schon kommen. Vor den Schaltern des Hauptamtes an der Luxemburger Straße stehen seit drei Wochen Sozialhilfeempfänger Schlange, um etwa Mittellosigkeit anzumelden. Die Ursache: Durch ein neues Organisationsmodell stapeln sich die Akten.

Doch den Mittellosen muss sofort mit Bargeld geholfen werden. ,,Das passiert heute zwölfmal am Tag, früher ein- oder zweimal in drei Tagen", sagt die Frau am Schalter. Fatal: Sie ist von der Bearbeitung von Anträgen abgezogen worden, die sich nun auf ihrem Schreibtisch stapeln. Hinzu kommen die Anträge, die Kollegen bearbeiten sollten, die sich aber stressbedingt krankgemeldet haben. Der Personalrat ahnte bis zur ,,Rundschau"-Nachfrage nichts davon.

Der Druck in der Arge ist gewaltig. In dem gemeinsamen Gebilde von Arbeitsagentur und Stadt treiben die Teamleiter ihre Mitarbeiter angeblich bis aufs Äußerste an. ,,Die Dauer des Gangs zur Toilette wird kontrolliert und freiwillige Arbeit auch am Sonntag erzwungen", sagt ein Mitarbeiter. ,,Wenn Sie das nicht schaffen, sehen Sie die Theke von der anderen Seite!", sei ihm offen gedroht worden.

290 der 1178 Arge-Leute haben einen befristeten Vertrag. Er läuft zum Jahresende aus. ,,Die Arge startete vor zwei Jahren mit 864 Leuten. Wir bräuchten aber 1400", sagt der Personalratsvorsitzende Josef Krämer. Seinem Stellvertreter, dem Verdi-Funktionär Gerd Zimmer, ist bekannt, dass die Anzahl der Kollegen steigt, die psychologische Betreuung in Anspruch nehmen. ,,Führungskräfte, vor allem die städtischen, haben ,Coaching beantragt - ein Training, das beim Umgang mit gestressten und belasteten Mitarbeitern hilft. Viele Teilzeitkräfte machen so viele Überstunden, dass sie Vollzeit arbeiten." 169 Stunden im Monat gelten als Festanstellung. ,,Wir könnten alleine dafür 15 Leute einstellen."

Mehr noch als der Druck durch Vorgesetzte treibt Gewissenhaftigkeit die Mitarbeiter in den Kollaps. Was sie nicht schaffen, müssen die Kollegen mitmachen. Und jeder sagt: ,,Die Leute müssen doch ihr Geld bekommen."

,,Ich kann es immer noch nicht glauben", sagt Krämer. ,,Bei der Personalversammlung in den Sartory-Sälen gab es nicht mal ein Raunen, als ich den Arge-Chef Josef Ludwig zum Beispiel nach einem Zeitlimit für die Betreuung gefragt habe. ,,Da wurde ich einfach belogen. Es gebe kein Zeitlimit und werde auch keines geben", so Krämer.

Auf Geheiß von Unternehmensberater Roland Berger, dem Vater der Umstellung, muss aber schon seit drei Wochen ein Kunde nach drei Minuten einen Termin bei einem Sachbearbeiter haben. Dieser darf sich nur noch 15 Minuten mit ihm befassen, statt einer Stunde. ,,In einer Viertelstunde kann man gar nichts beurteilen. Alle haben geschwiegen und mir falsche Zahlen gegeben", gibt sich Krämer geschlagen, nachdem er gerade noch das neue Modell einer Trennung von Arbeitsvermittlung und Leistungsbewilligung vehement verteidigt und Probleme abgestritten hatte. Zimmer erfuhr die Wahrheit im Telefonat mit einem Kollegen vom Schalter.

Der Chef der Arge war gestern nicht ans Telefon zu bekommen. Laut Bandansage war die Telefonzentrale überlastet.


Aus: "Hartz IV: Im Chaos zusammengebrochen" VON MANFRED REINNARTH (08.05.07)
Quelle: http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1176130313438.shtml

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Quote[...] Bochum - In der öffentlichen Diskussion ist oft die Rede von "bildungsfernen Schichten", "geringer Wahlbeteiligung", "Kinderarmut" oder "dicken Kindern".

Für Prof. Dr. Klaus Peter Strohmeier sind all dies verschiedene Facetten desselben Problems: Der Armut in den Städten.

Auf Einladung des Vereins "Pro Ruhrgebiet" sprach der Bochumer Stadtsoziologe am Dienstagabend im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets. Er setzte damit die Vortragsreihe "Ruhrstadt" fort, die sich in ihrer dritten Ausgabe mit "Licht und Schatten der Metropole" beschäftigt und damit wieder auf großes Publikumsinteresse stößt.

Mit vielen empirischen Daten führte Strohmeier überzeugend vor Augen, dass die "Neue Armut", mit der sich das Ruhrgebiet und Städte in ganz Deutschland auseinandersetzen müssen, eigentlich ein altes Problem ist: "Wenn man wissen will, wo die neuen Armen leben, kann man auf Daten der Volkszählung von 1987 zurückgreifen: In Gebieten mit damals hohem Arbeiteranteil findet man heute verarmte Familien, arbeitslose Jugendliche, einen hohen Ausländeranteil, einen schlechten Gesundheitszustand und wenig Vertrauen in die eigene Gestaltungskraft." "Integration ist die umfassende Herausforderung", zog Strohmeier ein Fazit. Es müsse eine Bildungsoffensive stattfinden, informelle Netzwerke und die Solidarität unter den Bewohner von sozial schwachen Stadtteilen gefördert werden.


Aus: "Neue Armut in den Städten ist die alte" Von Max Florian Kühlem (06. Juni 2007)
Quelle: http://www.westline.de/nachrichten/lokal/index_nachricht.php?file_name=630_001_3696745&newsline=lokal&catchline=bo/%25/ln&szm_flag=1

lemonhorse

Quote[...] Ein ehemaliger leitender Bankangestellter in Nordbaden soll einen Millionenbetrag veruntreut haben. Das Besondere daran: Er gab das Geld bedürftigen Kunden, heißt es.

Seit Donnerstag muss sich der 45-Jährige vor dem Landgericht Mosbach verantworten. Laut Anklage hatte er von Januar 2001 an fünf Jahre lang Geld bestimmter Bankkunden auf Konten solcher Kunden verschoben, die seiner Ansicht nach an Geldmangel litten und keine Bankkredite mehr bekommen konnten. Insgesamt soll er 2,1 Millionen Euro unterschlagen haben.

[...] Der 45-Jährige hat gestanden: «Ich hatte Mitleid mit Arbeitslosen und sozial Schwachen und wollte ihnen helfen», sagte der Vater eines 13-jährigen Sohnes. Die Staatsanwaltschaft wies dem Beschuldigten insgesamt 179 Fälle von Untreue zwischen 2001 und 2006 nach.


Aus: "Banker verschob Geld auf Konten Bedürftiger" (NZ; 14. Jun. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/vermischtes/673145.html


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Quote[...] So konnte die wirtschaftliche Elite, die lediglich 0,1 Prozent der Einkommensbezieher ausmacht, ihren Wohlstand um bis zu 600 Prozent steigern. Dagegen ist das Einkommen der ärmsten zehn Prozent der Briten gesunken - von umgerechnet 134 Euro wöchentlich im Jahre 2002 auf 131 Euro im Jahre 2006. Sogar gutgemeinte Mindestlöhne, die in Großbritannien bereits seit 1999 Gesetz sind, konnten die Kluft nicht schließen. Ein Heer arbeitender Arme, für die ein Hartz-IV-Einkommen einschließlich Mietzuschüssen ein Traum wäre, zählt in London, Manchester und Birmingham zur sozialpolitischen Realität.

Dies ist eine Entwicklung, die nicht allein Großbritannien betrifft. Eine wachsende Generation von McJob-Inhabern macht die Hilflosigkeit sozialdemokratischer Politikkonzepte gegenüber der Urgewalt der Globalisierung deutlich. Ebenso wie in Großbritannien geht in Europa der rapide Abbau traditioneller Industriezweige weiter. Der Arbeiter, der sein Leben lang an der Drehbank steht und mit spätestens 65 Jahren eine gesicherte Pension erwarten kann, ist eine aussterbende Spezies.

Die Vision von der Dienstleistungsgesellschaft, die in Großbritannien mit dem Finanzzentrum London zumindest teilweise Realität geworden ist, ist für den industriellen Aderlass kein Ersatz: Erstens lassen sich Arbeitslose aus dem verrotteten Industriegürtel Mittelenglands nicht ohne weiteres zu Web-Designern umschulen.

Zweitens hat die boomende Finanzindustrie Großbritanniens eine spezielle Kaste von Spekulanten und Finanzjongleuren kreiert, die sich nur wenig um den auseinanderdriftenden sozialen Unterbau einer Gesellschaft kümmert. Die Banker und Broker würden ohnehin von heute auf morgen ihre Koffer packen und nach New York oder Schanghai umziehen, wenn sie dort ihre Millionen schneller machen können.

Gewiss hat es der neue Regierungschef Brown im Gegensatz zu seinem Kollegen auf dem europäischen Festland einfacher: Schmerzhafte Reformen des Arbeitsmarktes hat Großbritannien hinter sich. Doch der Labour-Politiker steht nun vor der Herkulesaufgabe, die soziale Desintegration zu stoppen. Großen finanziellen Spielraum hat er nicht. Allein das marode, staatliche Gesundheitssystem NHS kann sich das Land kaum noch leisten. Ansetzen kann Brown aber beim unfairen Steuersystem.

Wenn eine Putzfrau in Großbritannien prozentual einen höheren Steuersatz zahlt als ein Private-Equity-Manager, ist dies durch nichts zu rechtfertigen.


Aus: "Wohlstands-Kluft in Großbritannien: Blairs gescheiterte Mission" Ein Kommentar von Andreas Oldag (25.06.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/wirtschaft/artikel/290/120140/


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Quote[...] Trotz der guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt haben sich in den ersten vier Monaten so viele Verbraucher zahlungsunfähig erklärt wie nie zuvor. Die Zahl der Privatinsolvenzen stieg zum Vorjahr um gut 22 Prozent auf rund 35.000 Fälle, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist der höchste Stand seit Einführung der Verbraucherinsolvenz 1999, mit der sich Privatpersonen innerhalb von sechs Jahren entschulden können.
Hingegen sanken im April dank des kräftigen Aufschwungs die Firmenpleiten. Die Gerichte meldeten mit gut 2.200 Fällen rund 14 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Damit setze sich der seit mehr als zwei Jahren anhaltende Rückgang der Unternehmensinsolvenzen fort, schrieben die Statistiker.

Die Gesamtzahl der Insolvenzen von Januar bis April stieg um mehr als zehn Prozent auf fast 55.000 Fälle. Dazu gehören auch die Pleiten ehemals Selbstständiger, von Gesellschaftern und aus Nachlässen. Die voraussichtlichen offenen Forderungen der Gläubiger bezifferten die Gerichte für April mit 2,3 nach 3,4 Milliarden Euro vor einem Jahr. Davon entfielen knapp 60 Prozent auf Unternehmen.


Aus: "Immer mehr Privatinsolvenzen - Pleitewelle rollt" (Montag, 9. Juli 2007)
Quelle: http://www.n-tv.de/824833.html

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Quote[...] "Haben Sie sich schon mal überlegt, warum McDonald's Gerichte für einen Euro anbietet?", fragt Wolfgang Büscher vom Kinderprojekt "Die Arche" in Berlin. Vom Schulessen würden viele Kinder abgemeldet werden, oft laute die Begründung: Das Schulessen ist zu teuer. Dem Armutsbericht des Berliner Senats zufolge lebt fast jedes vierte Kind in der Hauptstadt in Armut. Vor allem Kinder von Arbeitslosen haben Probleme, das Essen in der Schulkantine zu bezahlen. Für die Mahlzeiten ihrer Kinder können Hartz-IV-Empfänger am Tag zwischen 2,57 und 3,43 Euro ausgeben, so sehen es jedenfalls die Regelsätze vor. Ein warmes Mittagessen in der Schule kostet im Schnitt aber schon zwei Euro fünfzig. Da bleibt für Frühstück und Abendessen nicht mehr viel übrig.

In der "Arche" können Kinder kostenlos zu Mittag essen, 680 Mahlzeiten gibt das Haus in Berlin-Hellersdorf täglich aus. Der Verein hat sich darauf eingestellt, dass von Seiten der Kommune nicht viel Hilfe zu erwarten ist. Vom Bezirk bekommt die Arche 18.000 Euro pro Jahr, allein für Mittagessen verbraucht sie jedoch 250.000 Euro. Ohne Spenden wäre das nicht möglich.

Oft lassen sich Schulen ihre Kantinen von Firmen beliefern. "Wir können dem Anbieter doch nicht die Preise vorschreiben", sagt ein Sprecher des bayerischen Kultusministeriums. Dort weiß man zwar, dass sich manche Kinder das Schulessen nicht leisten können, sieht aber nicht unbedingt die Schulen in der Pflicht, das Problem zu lösen. Stattdessen müssten die Sozialhilfeträger diese "besondere Situation der Sozialhilfeempfänger" berücksichtigen.

Vielerorts kümmern sich Schulen, Elternvereine und Sozialverbände darum, günstige Essen zu organisieren, ob nun die Trierer Nothilfe, der Sozialdienst katholischer Frauen oder die "Arche". Vieles, was Staat und Familien nicht leisten, kann durch gesellschaftliches Engagement aufgefangen werden - aber das Netz hat Löcher. Erstens gibt es nicht überall entsprechende Vereine, und zweitens muss ein Notstand überhaupt erst einmal bekannt werden. Sich Hilfe von außen zu holen, kostet die Schulleiter und die Familien Überwindung.

[...] In einigen Bundesländern gibt es das Modell des Ein-Euro-Essens: Kinder von Hartz-IV-Empfängern oder Asylbewerbern brauchen für ein warmes Mittagessen nur noch einen Anteil von einem Euro zu bezahlen. Vorreiter des Modells ist Rheinland-Pfalz. "Die Schulen haben uns gemeldet, dass Kinder mit finanziellen Begründungen vom Mittagessen abgemeldet wurden", sagt der Sprecher des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums. Vor den Landtagswahlen 2006 hatte die SPD die Schulverpflegung zum Wahlkampfthema gemacht, nach der Wahl richtete sie einen Sozialfonds ein. Von einem Essen, das zwei Euro fünfzig kostet, bezahlen das Land und die Eltern je einen Euro, die Kommunen 50 Cent.

Ein ähnliches Programm soll nach den Sommerferien in Nordrhein-Westfalen anlaufen. Zehn Millionen Euro pro Schuljahr will die Landesregierung dem Fonds "Kein Kind ohne Mahlzeit" zur Verfügung stellen. Auch hier trägt das Land zwei Drittel der Kosten, ein Drittel sollen die Kommunen beisteuern. Der Fonds ist zunächst für eine Dauer von zwei Jahren geplant. Nordrhein-Westfalen will sich außerdem im Bundesrat dafür einsetzen, den Regelsatz für Kinder von Hartz-IV-Empfängern zu erhöhen.

Ob sich die Schulverpflegung über einen höheren Regelsatz besser steuern lässt, ist aber umstritten, weil man sich bei manchen Eltern nicht darauf verlassen kann, dass das Geld tatsächlich den Kindern zugute kommt. Büscher sieht bei seiner Arbeit in der "Arche" oft genug Eltern, die das wenige Geld, das sie haben, lieber für sich ausgeben und sogar die Weihnachtsgeschenke ihrer Kinder "verscherbeln".

Schuldzuweisungen an die Eltern nützen allerdings wenig. "Man muss direkt bei den Kindern ansetzen", meint Büscher, "und nicht den Umweg über die Elternhäuser gehen".


Aus: "Schule: Lernen mit knurrendem Magen - Wenn die Schulkantine unerschwinglich wird: Kinder von Hartz-IV-Empfängern können sich das Essen nicht leisten" Von Anna Mielke  (SZ vom 30.7.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt6m3/jobkarriere/berufstudium/special/571/43528/index.html/jobkarriere/artikel/911/125721/article.html

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Quote[...] Entgegen der insgesamt rückläufigen Arbeitslosenstatistik beklagt der Deutsche Landkreistag (DLT) eine stetig wachsende Zahl von Hartz-IV-Empfängern. "Die Zahl der Menschen, die von Hartz IV-Leistungen abhängig sind, hat einen absoluten Höchststand erreicht", sagte DLT-Präsident Hans Jörg Duppré. Demnach stieg die Zahl der Hilfeempfänger im April dieses Jahres auf rund 7,4 Millionen.

Der Landkreistag kritisierte, dass die Zahl der Hartz-IV-Bezieher bislang auf die Langzeitarbeitslosen verengt werde. Ein-Euro-Jobber mit mehr als 15 Wochenstunden, Kranke oder Ausbildungsplatzsuchende etwa fänden sich dagegen nicht in der Arbeitslosenstatistik wieder, obwohl deren Lage oft nicht besser sei. Gleiches gelte für Erwerbstätige im Niedriglohnbereich, die zusätzlich auf "Hartz IV" angewiesen seien.

"Es wird endlich Zeit, dass wir uns den vielschichtigen Problemen offen stellen und uns eingestehen, dass die Zahl der Personen wächst, die auf staatliche Hilfe angewiesen sind", mahnte Duppré. Die hohe Zahl an Hilfsbedürftigen entwickele sich gegenläufig zur sinkenden Langzeitarbeitslosigkeit und nehme beständig zu. "Das muss nachdenklich machen."

In der aktuellen Arbeitslosenstatistik seien von den 7,4 Millionen "Hartz-IV-Sozialfällen" lediglich rund 2,5 Millionen Menschen erfasst, betonte DLT-Sprecher Markus Mempel. Die von der Politik verkündete "positive, hoffnungsvolle Botschaft" sei ein Trugbild. "Es geht nicht bergauf, ganz im Gegenteil", betonte Mempel. (mit ddp)


Aus: "Arbeitsmarkt: Zahl der "Hartz-IV"-Empfänger erreicht Höchststand" (31.07.2007)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/07/31/2349240.xml

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Arbeitslosengeld (ALG) II reicht nicht aus, um Kinder und Jugendliche ausgewogen zu ernähren. Zu diesem Schluss kommt das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) der Universität Bonn. Demnach veranschlagt der Gesetzgeber für Nahrung und Getränke bei 14- bis 18-Jährigen lediglich 3,42 Euro pro Tag.

Selbst wer nur beim Discounter kauft, muss im Schnitt 4,68 Euro täglich ausgeben, um den Appetit eines Teenagers mit ausgewogener Kost zu stillen, hat das Institut in einer Studie nachgerechnet.


Aus: "ALG II macht Kinder dick" (02. Aug. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/arbeitundberuf/703639.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...]Mainburg/Kelheim. Wenn die Rente nicht für das Existenzminimum reicht, stellt die Grundsicherung den Lebensunterhalt sicher. Die Grundsicherung ist für alle, die entweder 65 Jahre und älter oder dauerhaft voll erwerbsgemindert sind, wie das im Amtsdeutsch heißt.

Aus: "Grundsicherung garantiert Lebensunterhalt" (3. August 2007)
Quelle: http://www.idowa.de/hallertauer-zeitung/nachricht/nachricht/nac/2153309/red/9.html

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Quote[...] Die bedarfsorientierte Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung ist eine eigenständige Sozialleistung. Es gibt sie seit dem 1. Januar 2003. Aktuell beziehen weit über 600.000 Menschen Grundsicherung, um ihr Existenzminimum zu sichern. Die Kosten haben sich seit Einführung im Jahre 2003 mehr als verdoppelt und betragen nunmehr knapp drei Milliarden Euro.

[...] Gründe für die steigende Zahl der Grundsicherungsempfänger sind neben der Alterung der Gesellschaft auch Einschnitte in vorgelagerten Sicherungssystemen. Viele Menschen sind heute nicht mehr in der Lage, ihren Lebensunterhalt über Rentenbezüge zu bestreiten.


Aus: "Bund will Mittel für Grundsicherung senken" (08/2007)
Quelle: http://www.solms-braunfelser.de/ap/apnews.php?code=20070808APD9646

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Als Subprime werden Schuldner mit niedriger Bonität bezeichnet, arme Menschen, die sich den Kredit, den sie aufnehmen, eigentlich nicht leisten können.

Textaris(txt*bot)

#87
Quote[...] Nichts hat die Armut gelindert, weder der Aufschwung noch die sinkenden Arbeitslosenzahlen. Immer mehr Menschen, nun schon 7,4 Millionen, sind von Hartz IV abhängig. Selbst wenn sie einen Job finden, brauchen sie zu oft zusätzlich Sozialhilfe, weil Familien von Dumpinglöhnen nicht leben können. Arbeitgeber missbrauchten das Sozialsystem, klagt der Deutsche Städtetag.

Niedriglöhne haben die Armut verhärtet, auch wenn die CDU das nicht wissen will. Nirgendwo in den westlichen Industrienationen, von den USA abgesehen, leben Kinder länger in Armut als in Deutschland, überall in Europa hat man bessere Rezepte.

Fast zwei Millionen Kinder hängen von der Sozialhilfe ab, in Städten wie Bremerhaven oder Halle fast jedes zweite Kind. Der Staat ignoriert das. Es ist bekannt, dass diese Kinder häufiger krank und in ihrer Entwicklung behindert sind als solche aus besseren Verhältnissen, dass sie in der Schule versagen . Die Sozialhilfe gibt ihnen nicht genug für Bildung, Kleidung und Nahrung.

Kinder können nicht für 2,57 Euro pro Tag ernährt werden. Mittagessen in Schulen sind für arme Kinder zu teuer, manche essen den ganzen Tag nichts. Das Geld reicht nicht für Schulhefte und Stifte. Die Kinder sind benachteiligt und sie werden es ihr Leben lang bleiben.

Eine bundesweite Pauschale hat der Gesetzgeber 2003 als Regelsatz geschaffen, in der guten Absicht, dass nicht das Sozialamt, sondern die Armen selbst sich um ihren Alltag kümmern sollen. Doch die Pauschale passt nicht, allein die Lebenshaltungskosten zwischen München und Kiel sind zu unterschiedlich.

[...] Die Pauschale ist zu niedrig angesetzt, um 20 Prozent, sagen die Wohlfahrtsverbände. Nichts darf passieren, ein kaputter Kühlschrank, steigende Preise für Arzneien, Energie, für den Bus oder das Essen sind eine Katastrophe. Es wird nicht genügen, die Sozialhilfe nachzubessern. Der Regelsatz muss reformiert werden, er sichert das Existenzminimum nicht, er hat große Fehler. Er wird nur alle fünf Jahre geprüft und zusätzlich mit der mageren Rentenanpassung erhöht. Zwei Euro mehr gab es Anfang Juli erstmals seit 2003. Sie decken nicht einmal die Inflationsrate, die auch ein Maßstab sein könnte für bessere und gerechtere Regelsätze.

Die Gerechtigkeit aber bleibt auf der Strecke. Manche Politiker wollen nur den Kindern mehr Geld geben, sie vergessen die Alten. Andere sagen, Eltern würden das Geld für ihre Kinder in Alkohol und Zigaretten umsetzen, sie dürften es nicht bekommen. Solche Mütter und Väter gibt es. Doch was ist mit den schätzungsweise 90 Prozent der Eltern, die ihre Kinder umsorgen? Sollen sie ohne Geld bleiben? Nicht nur der Regelsatz muss reformiert werden, sondern auch mancher Gedanke mancher Politiker.

Das Soziale ist teuer und es wurde viel gespart in den vergangenen kargen Jahren. Dabei ist es geblieben, von der Krisenintervention für gefährdete Kinder abgesehen. Es fehlt die Hilfe für Alte und Kranke, die oft in unerträglichen Verhältnissen vegetieren; für Erwachsene und Kinder, die mit dem Alltag nicht zurechtkommen; für Migranten und immer mehr Obdachlose, weil billige Wohnungen rar werden. Spenden und bürgerliches Engagement können helfen, aber sie können den Staat nicht ersetzen.

Wenn sich Armut weiter ungehindert ausbreitet wie eine Seuche, dann wird es gefährlich. Armut raubt dem Staat die Zukunft. Der bejubelte Aufschwung in Deutschland ist nur ein Teil der Wahrheit: Wer auf die inflationären Zahlen in den Armutsstatistiken schaut, wird nicht mehr von Aufschwung reden.

Quote

12.08.2007 19:08:57

Halimsky: Mehr Überwachungskameras . . .

Von diesen Menschen möchte "der Staat" sich eigentlich trennen, das geht bereits aus vielen philosophischen Ergüssen der neoliberalen Thinktanks Amerika's hervor und schleicht sich wie eine Seuche , die Seuche des neoliberalen Denkens" auch bei uns ein. Survival of the Fittest" heißt das in Amerika.

Wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Autoindustrie nur noch im Bereich der Oberklassewagen Wachstumsraten zu verzeichnen hat, sich alles - die gesamte Dienstleistungsindustrie und Hightech - auf die Höherverdienenden fokussiert, bildet sich langsam so ein "Bodensatz der Versager" dieser "Wohlstandsgesellschaft" heraus, den man am liebsten sich selbst überläßt.

Wer wird denn kontrolliert mit den zunehmend an öffentlichen Plätzen installierten Kameras? Sicher nicht die besser oder gut oder sehr gut Verdienenden, sondern eher die Verlierer dieses Systems. Kann schon sein, dass daraus in Zukunft noch ungemütliches entstehen wird, das an dem Wohlstand der Wenigeren kratzen wird.

Quote12.08.2007 18:38:56
Chris.83: Notwendiger Artikel!

Dieser Artikel war schon lange einmal fällig. Der einfache Bürger merkt schon seit einiger Zeit, dass in diesem Lande etwas schiefläuft. Da können die Politiker noch so viel versuchen, dem Bürger Sand in die Augen zu streuen. Der Bürger bekommt die harte ungeschminkte Realität doch Tag für Tag am eigenen Leibe zu spüren.

Quote12.08.2007 19:20:08
Thomas14: Arbeit lohnt sich nicht

Je mehr Hartz IV erhöht wird, desto weniger Menschen bemühen sich um Arbeit. Das sogenannte "Arbeitslosengeld 2" ist eine Leistung ohne Gegenleistung. Kein Wunder, dass viele Lebenskünstler darauf verzichten, sich von früh bis spät abzurackern. Mit Hartz IV plus ein bisschen Schwarzarbeit kann man viel leichter, lockerer und teilweise auch wohlhabender leben als jemand, der von seinem schlechtbezahlen Job Steuern und Sozialabgaben zahlen muss.

Quote12.08.2007 19:23:50
anderwandlang: Thomas14: Ihre Denke zu Arbeit und Geld ist Klischee, leider.

Sie sind doch sicher zu mehr fähig, einfach sich hinsetzten und still sein und Gedanken kommen und gehen lassen. Fürs erste. Befreien Sie sich davon, vorgekaute Gedanken aufzunehmen. Das sollte helfen. Sie sind es sich doch wert, oder?

Quote12.08.2007 19:03:48
drmartin:

Leider ist dieser Artikel nur allzu wahr. Die Abkoppelung der Funktionselite von der Realität hat deutlich zugenommen, gerade noch die Sozialverbände können auf diese Realität hinweisen. Es ist schlicht wahr: Schon die Kohlära und dann die erheblich kürzere Schröderära konnten nur durch verstärktes Engagement von karitativen Verbänden etwas gemildert werden.
Aber natürlich wird mit diesem Artikel auch das dominierende Betrachtungsmodell angegriffen. Es ist richtig, dass gerade die untere Mittelschicht aggressiv auf Hartz IV- und Sozialhilfeempfänger reagiert, weil ihr Netto so wenig mehr bleibt als man allein durch "Faulenzen" und dem Sein als Couchpotatoe per staatliche Transferleistung bekommt. Das ist ein wichtiges Thema, aber es ist klar, dass es kaum je wieder zu den Vollbeschäftigungszeiten der ersten Hälfte der 1970er Jahre kommt. Und hier ist allmählich eine ehrliche und nicht diskriminierende Debatte nötig, zumal durch die dem Ökosystem zugefügten Schäden weitere Geldleistungen langfristig schon festgelegt sind.

Quote12.08.2007  19:41:01

McKiri: Eine Frage der schönen Darstellung

In unserem Land habe es die Politiker gelernt, dank der Hilfe ihrer Medienberater (auch bezahlt von den Steuerzahlern), jedes Thema positiv darzustellen. Wie in der Werbung werden Worte verwendet, die eine leichte Anmutung haben und somit von der eigentlichen Schwere ablenken. Die texte kommen von Redenschreibern und Werbeagenturen.
In diesem Sinne wird dann gerne in Kauf genommen, daß Hand in Hand mit einem soliden Wachstum der Wirtschaft auch ein Wachstum der Armut einhergeht. Das sind dann die sogenannten Nebenefekte.
Wie immer, wird sich die Politik dieses Problems erst annehmen, wenn es nicht mehr zu übersehen ist und die Schönfärberei nichts mehr hilft. Wenn die Autos brennen, wird die augenblickliche Regierung nur achselzuckend auf die Vorgängerregierungen verweisen.
Die Worte Demokratie und Sozialstaat stehen doch nur noch für Illusionen, die mehr und mehr an Glanz verlieren. Die Demokratie in Deutschland, eine Anhäufung von Fehlentscheidungen. Bei nächsten Wahl werden wieder alle dummdreist fragen, warum die Wahlbeteiligung weiter zurückgegangen ist, aber diese Frage wird dann schon von den Spitzenpolitikern in den Hintergrund gedrängt, die für ihre Partei ein historisches Ergebnis reklamieren und sei es auch nur im Wahlkreis 4711. Es ist alles eine Frage der Perspektive und schönen Darstellung.

Quote12.08.2007 19:45:57
Einzelmeinung:

McKiri: "Wenn die Autos brennen, wird die augenblickliche Regierung nur achselzuckend auf die Vorgängerregierungen verweisen."

Schlimmer. Sie wird die eigenen Bürger zu Terroristen erklären.

Quote12.08.2007 19:52:20
der-idrus: Und weil ich gerade so schön wütend bin !

Wir werden alle gegeneinander ausgespielt und in Schubladen (Lobbys) gesteckt; damit wir denen auf den Leim gehen; denen es NUTZT !

Quote12.08.2007  19:53:23
dasauge: Die Welle wird zurückschwappen

und die Armut Vieler wird zur Existenzbedrohung der Habenden. Alles bekannt, alles in den Geschichtsbüchern zu Hauf dokumentiert. [...]

Quote

12.08.2007 20:10:01

Palamedes: Die Sache ist doch:

Wir müssen etwas tun! WIR!!! Die Bürgerinnen und Bürger. Unser Staat gerät aus den Fugen, langsam aber sicher. Die Unternehmen bereichern sich zunehmend. Rekordgewinne heißt das im Vokabular der Medien. Die Bürger bleiben zunehmend auf der Strecke, ALLE, nur nicht die ganz, ganz oben, die "oberen 10.000". Die Unternehmen werden sich nicht besinnen, solange sie Gewinne machen. Später werden Sie auf die Defizite des Staates bei der Erhaltung der Allmendegüter verweisen (Sicherheit, Stabilität!).

Jetzt sind wir gefragt! Gegenseitigkeitsprinzip. Denen aktiv helfen, die es am nötigsten brauchen. Vereine gründen. Parteien beitreten, Verantwortung selbst übernehmen, da wo der Staat nicht mehr leisten kann oder will. Uns nicht korrumpieren lassen von Macht und Geld, auch wenn das *verdammt* schwer sein wird.

Wenn wir das nicht hinbekommen, dann sieht es nicht rosig aus für unser Land.

Quote12.08.2007  20:44:46

dasauge: der-idrus: Arbeitsplätze - woher?


Wo gibt es Jobs? Wie wäre es, wenn die 1€-Jobber ein normales Gehalt bekommen würden, so, wie wenn sie normale Festangestellte wären? Einen Festvertrag, unbefristet, eben anständig. Man möge in Betracht ziehen, dass einer der größten Beschäftiger der 1€-Jobber der Staat und seine Behörden sind plus die Sozialdienste. Und offenbar gibt es hier Beschäftigungsbedarf. Damit wären schon mal ca. 3,5 Mio. weniger unterwegs.

Weitere chronische Unterbesetzung herrscht im Erziehungswesen, in den Schulen, in den Krankenhäusern. Die Frage ist immer: Wer zahlt bzw. wer würde weniger Gewinne machen, wenn Leute zu einem vernünftigen Gehalt eingestellt werden würden .

Und die Frage, wohin das Geld fließt, beinhaltet gleichermaßen die Antwort darauf, welche Wichtigkeiten hier in der Republik bedient werden. 8 Mrd. sind für einen Börsencrash mal schnell locker zu machen, während die soziale Stabilisierung durch Förderung von z.B. alternativen Energiemodellen und der Aufbau des Erziehungswesens als Nebensache abgetan wird. Nur wundert man sich über die Zunahme von Gewalt an Schulen, die mangelnde Integration von Ausländern etc.

Ich bin überzeugt, dass es genügend hier im Land zu tun ist - nur bedeutet das nicht gleichzeitig, dass die Kapitalinteressen bedient werden, sondern die Interessen der Menschen im Vordergrund stehen müßten. Soweit ist aber dieses Staatswesen noch nicht gediehen, als dass dies der Mittelpunkt des politischen Denkens und Handelns wäre.

Im Moment begnügt man sich damit, die abgehängte Unterschicht als Sozialschmarotzer zu brandmarken, statt es als Aufgabe zu sehen, hier ein Potential zu sehen, dass integriert werden muss, um eine dauerhaft stabile gesellschaftliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Nicht umsonst trifft Herr Sch. Vorkehrungen hinsichtlich der inneren Sicherheit, nachdem inzwischen fast 10% der Bevölkerung (!) täglich ohne Aufgabe ihr Dasein fristen müssen, und diese Bevölkerungsgruppe sicherlich auch als Risikopotential gesehen werden kann.

Quote

12.08.2007 21:01:11

herbertsch: Armutslobby

Armut nimmt in Deutschland VOR ALLEM zu, weil es hier Leute gibt, die sich noch nie angestrengt haben, um dauerhaft in Lohn und Brot zu kommen. "Begleitet" werden sie dabei vom Artikel-Autor und den im Artikel zitierten "Sozial-Ingenieuren", schließlich garantiert das deren Lohn und Brot und das auch für die Zukunft, das zeigen alle Statistiken über Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen ohne Ausbildung.
In einer ähnlichen Situation befanden sich vor einigern Jahren auch die USA, bis Clinton (!) die Bezugsdauer für Sozialhilfe befristet hat und Familien mit Mehr-Generationen-Abhängigkeit von öffentlicher Unterstützung plötzlich für sich selbst sorgen konnten.
Ob es in Deutschland auch noch so weit kommt? Da habe ich meine Zweifel, im Land der Dichter und Denker entdeckt und schließt man sich lieber dem ex-getürmten Demagogen Lafontaine und den ehemaligen Mauerarchitekten an.

Viel Glück auf dem globalisierten deutschen Weg!

Quote12.08.2007  21:12:47

dasauge: Man wird sich noch wundern

wer in die Kategorie Hartz-IV fällt und fallen wird...
auch der gut ausgebildete Ingenieur, nur leider schon über 40 findet sich dort
der ehemals erfolgreiche Abteilungsleiter, nachdem die Firma jetzt einen jüngeren BWLer eingestellt hat
Handwerker, die am Bau leider nur 3€ Stundenlohn bekommen und deshalb unterhalb der Armutsgrenze leben
der kleine Selbständige, dem Auftraggeber weggebrochen sind...etc

die Generationen-Armut ist sicher ein Punkt, nur, würden die alle zusammengenommen werden, kämen wahrscheinlich nicht mehr als 2 Millionen raus

Die Zahlen steigen ja in einem atemberaubenden Tempo, und wer hier von einer sprunghaften Zunahme von Sozialschmarotzern spricht, überliest wohl die täglichen Meldungen, 3000 Leute hier raus, 10000 Stellen dort abgebaut etc. - die fallen zum Großteil ins Sozialnetz, warum wird das landauf landab ignoriert?

Quote

12.08.2007 21:56:17

bundesboy: Werden Arme etwa dringend benötigt?

Offenbar kotzt die Armut langsam niemanden mehr an, weil viele Menschen ja schon Leidensgenossen geworden sind und sich so subjektiv vieles ausgleicht.

Nicht einmal mehr die Lobby der Einzelhändler, die immer noch regelmässig Umsatzrückgänge zu verzeichnen haben, wagt es noch zu fordern, die Rahmenbedingungen für mehr Konsum durch Armutsbekämpfung zu verbessern.

Viele haben zudem Dagobert Duck Devise "Zeit ist Geld" sowieso einfach umgekehrt und fühlen sich reich an Freizeit. Armut auf dem Lande ermöglicht Menschen mehr Naturkonsum. Armut in der Stadt macht wiederum sensibler für Nachbarschaftshilfe.

Wer nicht mehr konsumiert, als nötig, kann sich sogar so vorkommen, als schütze er die Umwelt. Ein Abenteuer ist es heute ausserdem eher, tausende Kilometer auf dem Fahrrad zurückzulegen, als mit der Eisenbahn, denn wer kommt schon auf den Mond oder überhaupt in den Weltraum?

Insofern Not=Armut=erfinderisch macht, wird Armut sogar benötigt.

Allerdings ist dies oft nur das Privileg von Gebildeten. Geistig verkümmerte Menschen werden wohl kaum zu Erfindungen fähig sein.

Wozu werden Arme dann benötigt? Sollen Arme, die als potentielle Revoluzzer eiingestuft werden, für mehr Beschäftigung bei Sicherheitsdiensten sorgen? Werden Arme zu willigereren Organspendern? Denkt die CDU etwa, Armut kostet nichts? Kann man Arme nicht viel besser zu Dummheiten überreden?

Da bereits von Armenwirtschaft geredet, die Sozialarbeitern ein Einkommen sichert, muss natürlich auch von Terrorwirtschaft gesprochen werden, die den Mächtigen ihre Existenz sichert. Arme werden eben wie Kranke dringend benötigt, denn sonst werden wir ja alle ärmer.

Quote

12.08.2007 22:03:04

Elvloots: Immer das gleiche Geheule

In regelmäßigen Abständen werden solche Berichte wie oben veröffentlicht, und dann ist die Heulerei groß! Der Inhalt solcher Berichte ist uns doch schon seit zig ! Jahren bekannt, nur die Zahlen ändern sich nach oben.
Mal Hand aufs Herz, ist es uns nicht eigentlich völlig egal, solange wir nicht selbst betroffen sind? Morgen ist dieser Bericht schon wieder vergessen und begeistert lauschen wir den Ankündigungen unser Politiker von Aufschwung, Wohlstand, vermehrte Steuereinnahmen, ...Bla bla bla.
Und wenn wieder Wahlen sind, dann wissen wir natürlich, wo ein anständiger Wähler sein Kreuzchen zu machen hat, bei den Etablierten Einheitsparteien Deutschlands, da das Wählen anderer Parteien demokratiefeindlich, rechtradikal, populistisch und politisch unkorrekt ist. Und so wiederholt sich das ganze alle vier Jahre und die Zeit geht ins Land und das Land und Volk gleichzeitig den Bach runter! Das das Ganze nicht ewig gut geht, hat unser Herr Schäuble schon lange begriffen und plant deshalb den Einsatz der Bundeswehr im Innern und viele andere schöne Maßnahmen, damit der Büger nicht auf dumme Gedanken kommt. Das empört uns selbstverständlich und Herr Schäuble ist als Feind des Grundgesetzes entlarvt. Aber unsere Politiker wissen, eines Tages sind wieder Wahlen, und der Bürger steht vor dem Wahlzettel und überlegt, CDU/CSU?, oder doch vielleicht die SPD, die Grünen sind ja auch nicht schlecht, und von der FDP könnte man ja auch ein Stück problieren,.....

Und wieder gehen vier Jahre ins Land und nichts ändert sich !!! Ein funktionierendes System (nur für wen?)!

Quote

12.08.2007 22:10:42

RepresentativerDurchschnittsbürger: Armut???

Meine Frau kam 1992 aus Brasilien nach Deutschland. Angefangen hat sie bei Mc Donalds. Seitdem war sie keine Sekunde arbeitslos, hat noch keinen cent irgendwelche Hilfe beansprucht. Hätte sie auch gar nicht angenommen bzw. sich gar nicht getraut zu fordern. Geld von einem Dritten, einem Fremden? Irgendwo hier steht, die Würde des Menschen ist unantastbar. Steht so im GG. Stimmt. Meine Frau sagt dazu: Die Würde des Menschen ist dann verloren, wenn das überleben nicht mehr aus eigener Kraft möglich ist. In Brasilien behält der Tagelöhner seine Würde, der Bettler hat sie verloren. Und der, der hier zum Amt geht um Hilfe zu beantragen ist nun mal ein Bettler. In Deutschland hatte man es die letzten 60 Jahre nicht nötig, alles zu tun, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Gesellschaft hat einen ja aufgefangen. Solange sich ein Hartz IV Empfänger noch jeden Tag Kippen und sein Bier kaufen kann, läuft irgendetwas schief.

Quote

12.08.2007 23:59:13

RepresentativerDurchschnittsbürger: Brasilien

Ich habe meine Frau davor gewarnt, ihren Kommentar hier zu veröffentlichen. Ich persönlich oute mich jetzt hier als (gott sei dank ehemaliger) Mitarbeiter eines Sozialamtes einer deutschen Großstadt. Hätte irgendeiner, der hier seine Kommentare abgibt nur zwei Wochen in einem Sozialamt gearbeitet oder nur 5 Sätze mit den meisten Mitarbeitern in den Sozialämtern gesprochen, würde hier nicht so ein dämliches Gesülze von Leistungsbereitschaft, von wollen und nicht dürfen oder können absondern. Ich war auch voll Idealismus, als ich nach dem Studium beim Amt angefangen habe. Nach einem halben Jahr ist man reif für die Klatsche. Mir ist klar, dass das in diesem Forum zerredet wird. Und es ist mir und all meinen ehemaligen Kollegen auch völlig egal, solange Politiker wenigstens in diesem Fall wissen, was sie tun. Ganz besonders lustig fanden wir es immer, wenn (damals noch) Sozialhilfeempfänger in 3. Generation das 3. Kind bekamen und sich die Gesellschaft dann wunderte, dass immer mehr Kinderarmut in Deutschland entsteht. Nicht darüber zu diskutieren brauchen wir, dass es eine Sauerei ist, jahrelange Beitragszahler nach einem oder einandhalb Jahren in die ALG II zu schicken.

Quote[...]  13.08.2007  01:35:17

beyou: Ganz schnell meine Geschichte

Erstmal zum Artikel: ich halte die derzeitige Situation der Hartz-4-Empfänger für ziemlich grauenhaft. Daß in Deutschland für die Erhöhung der Regelsätze noch gekämpft werden muß und diese nicht an die Inflationsentwicklung gekoppelt sind, ist für mich unhaltbar.

Ich bin selbst Hartz-4-Empfänger - allerdings mehr als unfreiwillig, und vielleicht spiegelt meine Geschichte die Situation hier in Deutschland ganz gut wider.

Ich habe eine Ausbildung als Grafiker und Designer gemacht, dann hier in Deutschland keine Arbeit gefunden und dann fast zwei Jahre in Irland bei Apple gearbeitet. Ich bin also schon jemand, den man als "skilled worker" bezeichnen kann. Auslandserfahrung, nahezu perfektes Englisch, berufliche Qualifikation. Hier in Deutschland habe ich trotzdem keine Arbeit gefunden. Bis Ende letzten Jahres, da habe ich mich bei einer Zeitarbeitsfirma beworben, die mich auch prompt in zwei Beschäftigungsverhältnisse vermittelt hat - und wo ich zum Schluß selber wieder gekündigt habe. Warum?
Weil man mir dort 1000 € netto Lohn versprochen hat, ich aber effektiv nur 600 € pro Monat bekam - und ich dem auch noch hinterherlaufen mußte. Ich hatte zwar einen Vollzeitjob, der mir aber nie als "sicher" versprochen wurde. Ich konnte nicht langfristig planen und hatte neben einer teilweise recht stressigen 40h-Woche noch immer finanzielle Probleme. Das ging teilweise soweit, daß ich mich mit einigen Webprojekten nebenbei meinen Vollzeitjob finanzieren mußte.

Herzlich Willkommen in der Arbeitsrealität Deutschland 2007. Nachdem sich dann einige Streßsymptome bei mir einstellten (Heuschnupfen, Magenverstimmungen), ich einige Tage nicht arbeiten konnte und sich damit meine finanzielle Situation noch verschärfte (denn meine ärtzlichen Atteste wurden sowohl von der Firma als auch der Zeitarbeitsfirma einfach nicht anerkannt, ergo bekam ich auch nichts ausgezahlt), beschloß ich, daß ich finanzielle Probleme auch ohne 40h-Woche haben könnte.[...]

Quote13.08.2007 01:27:50
inorbit2: Clementsche "Parasiten"-Propaganda wirkt

Wenn man hier so querliest, wir eines klar: Es ist den Mächtigen famos gelungen, die Gesellschaft zu spalten...

Quote13.08.2007 08:37:35
critico: @ Flinxx:

Arbeit bekommen sie (wohl) nicht ... aber dafür Kinder!

Ist das verantwortungsbewusst???

Quote

13.08.2007 08:33:48

mina4482: Hartz4 und rauchen

Sobald jemand Hartz4 bekommt, hat er ein absolut einwandfreies Leben zu führen!?

Rauchen dürfen nur die, die es sich auch verdient haben. Ich schlage vor, einen Warnhinweis auf die Zigarettenpackung zu machen, wie etwa:
" Raucher sind gefährdet Hartz4 zu bekommen"?

Damit die Gesellschaft kontrollieren kann, ob die üppige Sozialleistung nicht verraucht wird, schlage ich vor, jeden Hartz4 - Empfänger zu kennzeichnen, etwa einen rot-grünen Stern oder so.

Im Artikel wird vorgeschlagen, die Hartz4 - Höhe zu überprüfen. Was ist so schwer daran, dieses einfach nur zu tun??

Quote13.08.2007 09:10:29

WeitwechausLand: Wenn ich manche Kommentare hier lese ...

könnt ich mich übergeben . vorallem die meiner 3 -4 vorhergehenden Kommentatoren.

Lesen mal diese Zeitung ! ...Siemens Milliardenloch zufällig entdeckt .... Arbeitslosigkeit auf den Computer zu schieben und den Hartz 4 empfängern Kinder und Rauchen zu verneinen ... ich kann viele Mitmenschen leider nicht verstehen.

Quote13.08.2007 08:45:30
critico: @ mina4482

Folgender Hinweis auf den Schachteln wäre wohl ratsamer:

"Rauchen mindert Ihr Hartz IV-Einkommen!"

Quote13.08.2007  09:31:54
RegimeGegner: Alles so gewollt und für richtig befunden!

Langsam werde ich sauer...

Absichtlich werden in Deutschland die Löhne und Gehälter niedrig gehalten und die Armut durch sogenannte "Sozialgesetzte" ausgeweitet und zementiert.

Alles nur, damit es ein paar wenigen immer besser gehen kann.
Im Ausland hat man unser "System" schon lange erkannt.

Der Beweis?
Bitte sehr:

QuoteSerie: Wie viele Deutsche verträgt die Schweiz?
Flucht aus dem Armenhaus
VON WERNER VONTOBEL
http://www.blick.ch/sonntagsblick/wirtschaft/artikel56773

Wer das gelesen hat, wird garantiert nachdenklich...

Aber es wird sich nichts daran ändern, solange die Lobbyisten in den Ministerien ein- und aus gehen.
Und fleißig wird die Propaganda gegen die sogenannten "Sozialschmarotzer" geschürt - hauptsächlich von den wirtschaftsgeführten Privat-Medien. Nur um diejenigen die NOCH Arbeit habe gegen diejenigen aufzuhetzen, die keine mehr bekommen. Das nenne ich ein gelungenes Ablenkungsmanöver ("Achten Sie nicht auf den Mann hinter dem Vorhang"...).
Sicher gibt es schwarze Schafe. Aber im Verhältnis wohl mehr bei den politischen und wirtschaftlichen "Entscheidungsträgern" als bei den ärmsten der Armen. Oder? Ich sage nur VW und Siemens...

Die Hartzies haben halt keine Lobby...

[...]


Quote13.08.2007  09:22:34
Unia_1:

Wo ist denn die Selbstverantwortung geblieben?
Wer Kinder in die Welt setzt sollten auch die Voraussetzungen dafür geschaffen haben.
In der Natur funktioniert das wunderbar, Vögel bauen auch zuerst ein Nest....


Quote13.08.2007 09:59:54
Jens//: so .... kann man doch gar nicht sein

@Unia_1

Mal ganz davon abgesehen, dass Fortpflanzung ein Bestandteil des Lebens ist, sind Kinder eine Bereicherung fuer die gesamte Gesellschaft und kein Luxusgut!
Folgte man Ihrer Aussage, so duerften nur die Kinder bekommen, die es sich finanziell leisten koennen.
Sie sollten sich mal fragen, warum in unserer reichen Gesellschaft immer mehr Menschen nicht die Mittel haben um sich dieses Grundelement des menschlichen Lebens leisten zu koennen.
Was haben Sie nur fuer ein Menschenbild???
Insbesondere angesichts der Probleme des demografischen Wandels, fasse ich mich bei solchen Aussagen nur vor den Kopf!!!

Quote

13.08.2007 09:18:21

Ecke80: irgendwie erscheint hier nie der erste Absatzes meiner Aussage...Schade.....

das nicht überall die Lebenserhaltungskosten gleich hoch sind und jemand diese Erhöhung bezahlen muss z. Bsp.: die arbeitende Bevölkerung/ Wähler!!!!!!
außerdem hat jeder "Hilfeempfänger " knappe aber ausreichende Mittel zur Verfügung:
Grundmiete+Betriebskosten+Heizkosten werden übernommen, nur Warmwasser (dürften so max. 15-20€ im Monat sein) nicht......danach hat ein alleinstehender also min 330€ oder ein Ehepaar rund 600€ zur Verfügung..... nix für Ungut aber das muss einfach reichen.
wir (Pärchen) geben im München 200,-€ im Monat für Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfes aus, Fahrkosten (100€), Telefon und wichtigste Versicherungen (150,-), also hätte ein "Hartz-IV-Pärchen" noch min. 150,-€ zur freien Verfügung, da diese vergünstigte Fahrscheine auch bekommen..........

klar mit Kinder wird es sicher nicht einfacher, aber da hilft die Stadt auch: keine Kita- und ermäßigte Essensgebühren (meist so um die 25-40€ im Monat und dafür bekommt das Kind dann ne warme Mahlzeiten), GEZ-Befreiung


Quote

13.08.2007 09:11:10
Ecke80: mina4482: Hartz4 und rauchen

[...] mein Fazit: Ein Leben mit Hartz-IV ist sicher nicht einfach, aber machbar.....man muss halt lernen mit seinem Geld richtig zu wirtschaften und das haben viele einfach nicht gelernt bzw. Leben nur in den Tag hinein und sowas darf nicht unterstütz werden.... wer sein Leben selbst in die Hand nehmen will, findet genug Unterstützung, für München kann ich das auf jeden Fall sagen

Auch sollte jeder der nach einer Erhöhung schreit bedenken, wann gab es für Verkäuferin/ Friseurin/ Reinigungsmitarbeiter/ Küchenhilfen/ Köche oder andere schlecht bezahlten Gewerbe eine Gehaltserhöhung??? Diesen Familien geht es oft schlechter als den Hartz-IV`lern!!!!!!!


PS: Hab nen guten Job, trotz meiner schlechten Rechtschreibung ;-)

Quote13.08.2007  10:16:29

Jens//:

@critico:
ich findes es schlimm, wie Sie Menschen auseinanderdividieren. Hier die guten steuerzahlenden Beschaeftigten drueben die schmarotzenden Arbeitslosen.
Wenn es ein Uebergangsgeld waere, waere es ja auch in Ordnung. Aber was wenn sie nichts finden???? Und die uebergrosse Mehrheit will arbeiten ( zu menschenwuerdigen Konditionen) !!! nur findet leider nichts. Das Problem sind doch nicht die Arbeitslosen, sondern die Firmen, die ihre Gewinne durch Lohnsenkungen und Entlassungen maximieren und somit der Gesellschaft die soziale Last aufbuerden.
Und eines noch viel schlimmer als das niedrige Niveau des ALG II ist doch das Gefuehl des Nichtgebrauchtwerdens und der Perspektivlosigkeit !

Quote

13.08.2007 10:44:47

froilleinwunder: zahlen

#Nahrung, Getränke, Tabakwaren: 131,10 Euro
# Bekleidung/Schuhe: 34,50
# Strom: 27,60 Euro
# Möbel, Apparate, Haushaltsgeräte: 27,60 Euro
# Gesundheitspflege, Praxisgebühr, Medikamentenzuzahlungen: 13,80 Euro
# Verkehr: 20,70 Euro
# Freizeit, Kultur: 37,95 Euro
# Beherbergungs- und Gaststättenleistungen: 10,35 Euro
# Sonstige Waren und Dienstleistungen: 20,70 Euro
# Telefon, Fax: 20,70 Euro

für ein kind bis 14 jahre pro monat
#Nahrung, Getränke: 78,66 Euro
# Bekleidung/Schuhe: 20,70 Euro
# Strom: 16,56 Euro
# Möbel, Apparate, Haushaltsgeräte: 16,56 Euro
# Gesundheitspflege, Praxisgebühr, Medikamentenzuzahlungen: 8,28 Euro
# Verkehr: 12,42 Euro
# Freizeit, Kultur: 22,77 Euro
# Beherbergungs- und Gaststättenleistungen: 6,21 Euro
# Sonstige Waren und Dienstleistungen: 12,42 Euro
# Telefon, Fax: 12,42 Euro

Quote13.08.2007  10:32:46
froilleinwunder: @ecke80

ich weiß nicht, wie es in münchen ist, aber zumindest in hamburg gibt es keine ermäßigten fahrtarife des öpnv mehr - da zahlt man den vollen preis der monatskarte. aber als arbeitsloser braucht man ja eh nicht busfahren,... gell?

und allen ernstes, wenn für ein kind am tag nicht mal 3 euro für essen vorgesehen sind, wie will man das denn mit dem hier so gepriesenen "guten wirtschaften" hinbekommen?

Quote

13.08.2007 11:01:37

critico: Hatz IV

1.500 € NETTO im Monat zu verdienen, ist gar nicht so einfach.

Die Masse der Menschen in unserem Land verdient soviel (auch die Lokführer).

Wenn man von den 1.500 € nun die Miete, Nebenkosten und Warmwasser abzieht, ist man schnell in der "Gegend", was ein Hartz IV-Empfänger erhält.

Ergo:
Die Zahlungen sind angemessen.

Quote

13.08.2007 10:59:06

Der Cherusker: Arbeit ist und ...

bleibt der wichtigste Produktionsfaktor - ohne Arbeit ist eine Mehrung, (Wertmäßig) der anderen Produktionsfaktoren Boden, Kapital - techn. Fortschritt unmöglich.
Vor gut 30 Jahren macht ein von mir sehr geschätzter Politiker (der Herr sei seiner Seele gnädig) die, meines Erachtens beste Aussage zum Thema:
"Menschliche Arbeit hat nicht nur einen Ertrag, sie hat einen Sinn. Für die Mehrzahl der Bürger ist sie die Gewähr eines gelingenden Lebensprozesses: Sie ermöglicht soziale Identität, Kontakte zu anderen Menschen über den Kreis der Familie hinaus und zwingt zu einem strukturierten Tagesablauf." W.Brandt
Arbeit dient dem Erzielen eines Ertrags - soweit so gut, doch sie hat auch einen Sinn, und zwar die Integration in diese, unsere Gesellschaft!
Mit mehr Geld für Hartz IV und anderen Sozial- Caritativen Einrichtungen, werden wir das Problem nicht lösen - Arbeit braucht Akzeptanz, hab mich früher (1992 Ausbildungsbeginn als Gas-Wasserinstallateur) geschämt im Bus sitzend mit dreckigem Blaumann nach Hause zu fahren. Heute bin ich Stolz, wenn ich mir meine Hände anschaue und daran denke, was ich mit ihnen geleistet habe - hat aber erst mal gedauert.
Arbeit muß geschaffen werden und nicht vernichtet - in einem Deutschland, wo Personaldienstleister und Zeitarbeitsfirmen "Moderne Sklaverei" vermarkten kann mir nur noch schlecht werden - ein Umdenken von allen ist längst überfällig, eines steht fest, zumindestens für mich. Der AG Präsi. Hundt ist nicht in der Lage sein WC zu tauschen und erst, wenn er merkt, dass die kleinste Ameise ihren Beitrag zum bestehen der Gesellschaft erfüllt, steht ihm die Sch... bis zur Halskrause!

Lg aus´em Rheinland

Quote13.08.2007 11:02:39
froilleinwunder: zum nachdenken

wer also jammert, dass sich hartz iv empfängerinnen auch noch fortpflanzen, der sollte vielleicht mal überlegen, für diese frauen die pille zu sponsorn. diese wird nämlich prinzipiell auf privatrezept ausgestellt und schlägt im monat schon mit gut 16 euro zu gute. aber das wird es mit den christdemokraten nie geben, vom staat bezahlte verhütung....

Quote13.08.2007  11:18:39
froilleinwunder: interessantes diskussionsniveau

hier bekommt man negativbewertungen, weil man die basiszahlen auflistet, aus denen sich hartz iv zusammensetzt?

Quote

13.08.2007 12:17:47

drmartin: einzelmeinung, critico

Ich finde, dass es besser ist, nicht an den Paradoxa vorbeizudiskutieren, die in diesen Sachverhalten liegen.
Die Sozialleistungen im Bundeshaushalt sind nicht zuletzt deshalb so angestiegen, weil die deutsche Einheit so verlaufen ist wie sie verlaufen ist - und kein zweites "Wirtschaftswunder" sich ereignet hat, wie 1989 doch einige behauptet haben. Ich war im April auf Rügen und habe mir den Wahlkreis von AM angesehen, ganz hohe Arbeitslosenzahl in der Nicht-Ferien-Saison. Folglich müssen Renten, Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Hartz IV usf. gezahlt werden, außer man kündigt die Solidarität auf. Darin liegt das Paradox, an dem m. E. besser nicht vorbeigeredet werden sollte, ansonsten kommen wir hier nicht weiter als in Schreisendungen wie SabineChristiansen.
Hartz IV soll nur nach offizieller Rhetorik den Druck auf Arbeitslose erhöhen, aber das ist nur insoweit möglich, wie es Arbeitsplätze für sie gibt. Das ist aber in der Regel nicht der Fall - und darin liegt das Paradox. Das dies alles insbesondere den Sozialdemokraten seit gut zwei Jahren schadet, hat noch nicht dazu geführt, dass sie das Paradox zu entschärfen suchen, Münte hat bisher nur den Mindestlohn, aber da AM nicht mitmacht, kann er auch nichts machen. Also versucht er den Hartz IV-Satz um ein paar Euro anzuheben, mit Wohnungsgeld usf. wird das aber dann wieder für die unteren Lohngruppen gefährlich. Also ist doch noch ein wenig Nachdenken gefragt!

Quote

13.08.2007 12:05:37

Einzelmeinung: Spaltung

Was in diesem Artikel und auch im Denkprozess der Arbeitsplatzbesitzer zu kurz kommt, ist der eigentliche Zweck von H4: Druck auf Arbeitnehmer und mittelfristige Senkung des Lohnniveaus.

Gestern sah ich zufällig eine Reportage, in der ein ostdeutscher Teenager bekannte, nach der Schule "auf keinen Fall in H4" landen zu wollen. So weit ist es schon gekommen. Jugendliche haben Angst vor H4. Das führt dazu, dass sie mit kleinsten Einstiegsgehältern (und mutmaßlich auch schlechten Arbeitsbedingungen) zufrieden sind; in der Folge steigt der Druck auf alle Arbeitnehmer, die heute bereits eine ähnliche Tätigkeit ausführen. Die werden nämlich mit den Konditionen der "Neuen Arbeitnehmer", die sich auch aus freigesetzten Altarbeitnehmern rekrutieren, konfrontiert. In überraschender Offenheit (wenngleich auch trickreich umgekehrt) hat dies Klaus Zumwinkel von der Post vor kurzem überdeutlich dargestellt.

Weitere Druckmittel in Form von Zeitarbeit und faktischem Kombilohn (H4 für Arbeitnehmer) sprechen die gleiche Sprache.

Haben sie sich schon gefragt, warum die Wirtschaft permanent Kommentare zu H4 abgibt, obschon sie damit nichts zu tun hat? Wegen der Lohnnebenkosten? Das ist ein ebenso dreistes wie unzulässiges Argument. Die angepeilte Senkung der LNK bringt wesentlich weniger, als nur ein Husten der Börsen oder ein neuerliche Energiepreissteigerung kosten würde. Aber sie legitimiert die Wirtschaft, hier mit- und reinzureden. Die Ergebnisse sind jeden Tag in der Zeitung zu lesen und werden von Politikern eilfertig repetiert.

Quote

13.08.2007 13:09:42

Marcello50: schreiendes Unrecht

Jens//:
sicher ist es nicht einfach die Heimat aufzugeben.
Aber bedenken Sie,
Millionen Arbeitnehmern hat man zugemutet aus den Mittelmeerländern, aus der Türkei us.w. zu uns zu kommen damit sie hier arbeiten.
Man kann es auch dem Deutschen Michel zumuten ,dass er sich um Arbeit bemüht und dabei den eigenen Stall verlässt.
Denn es ist extrem unsozial aufgrund der eigenen Bequemlichkeit die Anderen zahlen zu lassen.
Nach dem Motto: ich verwirkliche mich selbst, Ihr finanziert mich.

Quote

13.08.2007 13:00:13

ilparasita: @einzelmeinung

Danke für den Beitrag! Und dazu noch folgendes:

Die laute Einmischung der Wirtschaft(sverbände und -führer) in sozialpolitische Themen gehört zur Tatsache, dass es der Wirtschaft, ich meine vor allem den großen, finanzstarken Unternehmen, gelungen ist, bereits vor 20 Jahren die absolute Meinungsführerschaft darüber zu erobern, was Arbeit ist, wozu sie dient, welchen Ansprüchen Gesellschaften zu genügen haben, wiie wir leben wollen (sollen).

Und das ist ein zentraler Punkt. Ehemals lebendige und fruchtbare Diskussionen, beispielsweise bei den Grünen, über Eigenarbeit, ein zufriedenstellendes, schöpferisches Leben, über die Grenzen des Wachstums und die Folgerungen daraus, das es begrenzt ist, all das ist vollkommen verstummt oder an den Rand der Gesellschaft gedrängt.

Hartz-IV ist nur eine der Folgen dieser Entwicklung, die aber in ihrer zersetzenden Wirkung sehr viel tiefer reicht. Wenn eine Gruppe in der Gesellschaft derart bestimmend wird, dann wird dies unsere Demokratie und letztlich auch die Gruppe selbst in den Abgrund ziehen.

Das Beispiel Siemens demonstriert dies sehr eindrücklich.

Quote

13.08.2007 13:42:15

weimarhias:

@Marcello

Selbstverwirklichung mit Hartz4? :-))))))))))) grööhhhll

Der war gut!
Noch ein paar auf Lager?

Quote

13.08.2007 13:45:33

critico: @ jens

Leider scheinen Sie den Sinn von Hartz IV nicht verstanden zu haben.

Hartz IV ist KEINE Sozialhilfe.
Hier ist nix mit "anständigem Leben führen", denn das soll auch nicht bezahlt werden (das sage nicht ich, sondern der Gesetzgeber).

Hartz IV ist, so der Gesetzgeber, eine Übergangspauschale für Arbeitsuchende!

Quote

13.08.2007 13:52:27

Jens//:

@critico
"Hartz IV ist, so der Gesetzgeber, eine übergangspauschale für Arbeitsuchende! "

Das ist aber fein, dass der Gesetzgeber das so sagt. Nur hat dies mit der Praxis leider rein gar nichts zu tun!
Wir haben um die 6Mio Arbeitslose denen ca. 1Mio verschiedener Stellen gegenueberstehen.
Dann dann gehen Sie mal ueber! Das Problem ist, und ich wiederhole mich hier, nicht die Hoehe des ALG II sondern die Unfaehigkeit der Politik das Problem der strukturellen Arbeitslosigkeit zu loesen.

Quote

13.08.2007 14:21:29

Jens//: na das ist auch ne Logik

@critico
"Es ist NICHT das Problem der Politiker, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. "...
musste mir erst mal ueberlegen ob ich hierauf ueberhaupt antworte!
Aber nun fuer sie zum mitmeisseln: Da die Arbeitslosigkeit wohl eines der groesten Probleme unseres Staates ist, laege eine Bewaeltigung dieses Problems durch die Politker doch wohl in derem Interesse!

"Der Staat und somit letztlich die Politiker sind für die Arbeitslosen verantwortlich, die aus staatlichen Betrieben entlassen wurden. Und nur für die. "

und der Rest schert sich zum Teufel? oder wie darf ich das verstehen? Aber nur mal so ganz nebenbei.

@derblauebarbar
Sie haben voellig recht. Wirtschaftswachstum kann im Gegenteil sogar ja auch Arbeitsplaetze kosten.
Was wir daher wirklich brauchen, sind voellig neue Denkansaetze ueber die Definition von Arbeit




Aus: "Hartz-IV-Debatte: Armut raubt die Zukunft" Ein Kommentar von Heidrun Graupner (12.08.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/980/127774/

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Mainz - Arme Menschen sterben in Deutschland Studien zufolge früher und gehen seltener zum Arzt. Die Lebenserwartung zwischen dem ärmsten und dem reichsten Viertel der Bevölkerung weiche bei Männern um 14 Jahre voneinander ab.

Bei Frauen handele es sich um 8 Jahre, berichtete der Vorsitzende des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland, Gerhard Trabert, in Mainz von den Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen.

«Eigenleistungen, Zuzahlungen und zusätzliche Hürden im Gesundheitssystem werden wahrscheinlich dazu führen, dass der Abstand noch größer wird», sagte der Obdachlosen-Arzt. Schon heute gingen einer EU-Studie zufolge arme Menschen seit Einführung der Praxisgebühr trotz Beschwerden seltener zum Arzt.


Aus: "Arme Menschen sterben früher - Praxisgebühr schreckt ab" (15. Aug 2007)
Quelle: http://www.monstersandcritics.de/artikel/200733/article_22722.php/Arme-Menschen-sterben-fr%C3%BCher-Praxisgeb%C3%BChr-schreckt-ab

-.-

Quote[...] ,,Bei der deutschen Post ging es unmenschlich zu. Seit ich hier bin, fühle ich mich wohl wie lange nicht", sagt der 27-Jährige. Eine vier Jahre ältere bayerische Kollegin sieht das neue Dasein dagegen mit gemischten Gefühlen: ,,Ich hab´s mir leichter vorgestellt. Aber vielleicht muss ich ja hier wegen der Job-Probleme zu Hause trotzdem auf Dauer bleiben."

Beide kamen Anfang des Jahres und tragen nun in Kopenhagener Außenbezirken Briefe aus – in knallroter dänischer Postler-Uniform. Während ,,Danmarks Post" bei einer Arbeitslosenquote von unter vier Prozent im eigenen Land nicht annähernd genügend Interessenten für den niedrig bezahlten Botendienst findet, will die Post in Deutschland bei mehr als doppelt so hoher Arbeitslosigkeit kräftig Personal abbauen.

,,Das war unmenschlich. Die haben nur noch ausgesiebt und alle regelrecht bedroht", erinnert sich Möller an die letzten seiner zehn Jahre als Postler im schleswig-holsteinischen Bad Segeberg. Deshalb und weil er schon immer von Dänemark als Auswanderungsland geträumt hatte, schlug er zu, als sich die deutsche und die dänische Post auf den ,,Export" von Arbeitskraft einigten.

[...] Mit 18 000 Kronen (2500 Euro) bekommt Alexander Möller nach eigener Aussage brutto in etwa so viel wie als Postbote in Deutschland. Aber bei einer Einkommensteuer von 50 bis 63 Prozent, horrenden Wohnungskosten und anderen Ausgaben bleibt unter dem Strich viel weniger. Für seinen sieben Jahre alten Wagen musste er allein 15 000 Euro Einfuhrsteuer zahlen. Mietwohnungen gibt es kaum, und die Kaufpreise für Wohnungen oder Häuser liegen astronomisch hoch.

Deshalb reicht es vorerst nur zum gemeinsamen Wohnen in einer WG mit drei Kolleginnen. Doch seine gegenwärtige Geldnot schreckt Möller nicht: ,,Es ist klar, dass man als Einwanderer nicht mit den tollen Jobs anfangen kann. Aber mir steht hier alles offen, das sagt jeder." Bald schon wird seine Freundin nachkommen.

Quotebonny3 | 45 Kommentare (14.08.2007 21:54)
Es ist wohl etwas faul im Staate Deutschland......
in einer Fernsehsendung wurde die Zahl 900 000 deutsche Fachkräfte genannt, die in der letzten Zeit ins Ausland zogen, um dort zu arbeiten. Ebenso, daß Lokführer in den Nachbarländer das Doppelte verdienen, Krankenschwestern sogar das 3-fache. Auch sind die Preise nicht so explodiert wie in D! Wir sind jetzt wohl ein Hochpreis- aber ein Billiglohnland. Dank den Heuschrecken aus USA und GB und unsere Politik schläft ( nein nicht ganz - sie wollen eine 9,4% Diätenerhöhung wegen der gestiegenen Preise).




Aus: "Arbeitsmarkt: Deutsche Postboten wandern aus - Stellenkürzungen und Lohndumping machen Briefträgern in Deutschland zu schaffen. Viele entschließen sich deshalb, als Gastarbeiter nach Dänemark auszuwandern." (14.08.07)
Quelle: http://www.focus.de/jobs/branchen/tid-7101/arbeitsmarkt_aid_69724.html

-.-

Quote[...] Der SPD-Politiker Rudolf Dreßler hat seine eigene Partei für die Hartz-IV-Reformen hart kritisiert und angedeutet, dass er in die Linkspartei überwechseln könnte. ,,Die SPD hat mit den Grünen zusammen einen kapitalen Irrtum begangen und ist nicht bereit, diesen Irrtum in der Großen Koalition zu korrigieren", sagte Dreßler im Deutschlandfunk. Auf die Frage des Moderators hin bestätigte er, dass er sich dem Linken-Chef Oskar Lafontaine näher fühle als dem SPD-Vorsitzenden Kurt Beck. Dreßler saß von 1980 bis 2000 für die SPD im Bundestag und war unter Helmut Schmidt Staatssekretär im Arbeitsministerium.

[...]  Dreßler kritisierte, dass zwar die Arbeitslosigkeit seit den Hartz-Reformen gesenkt, aber Armut nicht überwunden worden sei. ,,Da ist Handlungsbedarf für die Politik gegeben, und genau dieser Handlungsbedarf wird von der Großen Koalition nicht wahrgenommen", sagte der Arbeitsmarktexperte. Auch von der Opposition vermisse er Alternativen.
Besonders Kinder seien von Armut bedroht, mahnte Dreßler weiter. Hartz-IV-Familien würden ihre Kinder zunehmend nicht mehr auf Ganztagsschulen schicken, weil sie die Kosten für das Mittagessen nicht mehr aufbringen können, berichtete der Politiker.
Nach einem Bericht des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) hat die Zahl der Kinder, deren Familien mit Arbeitslosengeld II auskommen müssen, einen Höchststand erreicht. Nach Angaben des Instituts leben inzwischen 1,929 Millionen Kinder in Hartz-IV-Familien. Das sind rund 17 Prozent der 11,5 Millionen Kinder in Deutschland. Im vergangenen Jahr hatte die Zahl armer Kinder bei 16 Prozent gelegen.

Experten erklären sich den Anstieg damit, dass Hartz IV ein erhebliches Armutsrisiko darstelle. ,,Kinder sind die Hauptleidtragenden", sagte der Kölner Armutsforscher Christoph Butterwegge der ,,Frankfurter Rundschau". Die konjunkturelle Belebung des Arbeitsmarkts gehe vor allem an alleinerziehenden Müttern vorbei, weil Arbeitgeber an deren flexiblen Einsatz zweifelten.

QuoteNotInParadise meint:
16-08-2007, 11:31 Uhr
Hartz IV hin oder her, scheiß egal ... nur zwei Dinge dürfen nicht egal sein ... Kinder die unter Armut leiden und Hartz IV Empfänger die sich durch "Kinderkriegen" mehr Geld erpoppen wollen !

Quote
Rapunzel meint:
16-08-2007, 11:46 Uhr
Hallo S.Y.S., was redest du da eigentlich? Hast du dich mit dem Wodka zugekippt, den du bei den Hartz4-Beziehern vermutest? Und wie kommst du darauf, dass Hartz4-Bezieher für Ihre Kinder Geld bekommen? Wie meinst du das? Meinst du, sie verkaufen ihre Kinder, oder meinst du damit, dass sie Kindergeld erhalten? Hartz4-Bezieher bekommen kein Kindergeld zusätzlich zum Alg II, denn dass wird sofort als Einkommen angerechnet. Und wieso sind die Hartz4-Eltern unreif? Weil sie Kinder haben? Weil die Kinder von Hartz IV-Beziehern genau so schlau oder dumm sind, wie die von Wohlhabenden? Ich meine, die Hartz4-Bezieher haben Hartz4 nicht erfunden. Es wurde ihnen einfach statt eines Arbeitsplatzes vorgesetzt. Sie müssen Tag ein, Tag aus kämpfen. Mit dem wenigen Geld, mit der Bürokatie, mit sozialen Ängsten, doch am allermeisten müssen sie mit V o r u r t e i l e n kämpfen, die von Dumpfbacken in Nadelstreifen in die Welt gesetzt wurden. "Niemand hat ein Recht auf Faulheit"(Schröder). "Parasiten","Schmarotzer"(Clement) "Asoziales Millieu"(Christa Müller). Hartz4 kann jeden treffen! Dagegen kann niemand vorsorgen! Es reicht bereits, dass dein Chef keine Verwendung mehr für dich hat, und andere Chefs brauchen dich ebenfalls nicht. Da kann man sich dann die Füße rundlaufen, die Finger wundschreiben und das Maul fransig reden; wenn niemand einen einstellen will, hat man keinen Job sondern Hartz4!

Quote
Yep meint:
16-08-2007, 11:46 Uhr
@P.M.:

Wo "hetzt" denn "die Presse"? Sie meinen doch nicht unsere "politisch korrekte" Gutmenschen-Einheitssauce, die ständig moralisierend das Gefasel von der "Armut" anstimmt?

Wenn man mal Fakten auf den Tisch legt, dann ist das eben für sozialgrüne Gutmenschen "politisch unerwünschte Hetze". Ist klar.

Leider ist die Presse regelrecht gleichgeschaltet, im "politisch korrekten" Gutmenschensinne. Was täglich nachzulesen ist (leider auch in den ehemals konservativen Blättern) ist die Predigt von dem Sozialneid, von der Verunglimpfung von Eigenverantwortung und dem Ruf nach "noch mehr Staat" (der alles richten soll). Selbstbedienungsmentalität überall.

Die Parteipolitik der "kostenlosen" Sozialgeschenke mit gleichzeitiger Verdummung, Entmündigung und Gängelung der Bürger hat dafür gesorgt, dass mittlerweile keine einzige gesellschaftliche Gruppe in unserem Land mehr zufrieden ist.

Seit dem Beginn der Politik der Sozialgeschenke (Ende der 60er Jahre) geht es bergab. Da fing die Massenarbeitslosigkeit und die Staatsverschuldung sowie der immer tiefere Griff in die Geldbeutel der Bürger an. Anstatt den Bürgern einen Rahmen zu schaffen, in dem sie eigenverantwortlich für sich selbst sorgen können, wurden immer mehr Bürger zu Bittstellern degradiert. 7,5 Mio Menschen leben mittlerweile von staatlicher Fürsorge. Das kostet 700 Milliarden Euro im Jahr. Tendenz steigend.

Ja klar, wir brauchen "noch mehr Staat". Was denn sonst? Wir brauchen "mehr Klimaschutz", mehr "Öko". Den Bürgern muss noch mehr Geld aus der Tasche gezogen werden (linksgrüne Enteignungspolitik, die leider auch Gang und Gäbe bei der "konservativen" CDU ist).

Warum werden die Bürger nicht gleich alle kollektiv entmündigt und der Staat (der alles besser kann und weiß) lässt sich die wenigen verbleibenden Löhne direkt überweisen, um das Geld dann en bloc "gerecht" zu verteilen?

Quote
Münsteraner meint:
16-08-2007, 11:50 Uhr
@Yep
Sie sind der einzige hier der es begriffen hat. Je mehr Geld man staatlicherseits den arbeitslosen Armen (Hartz IV) zukommen läßt, indem man es den Arbeit habenden Mittelschichtlern nimmt, desto geringer ist der Anreiz, aus Hartz IV herauszukommen bzw. der Schar der arbeitenden Steuerzahler weiterhin anzugehören. So grausam es klingt: Der Staat muss aus systematischen Gründen in Kauf nehmen, dass, wer keine Arbeit hat, ein extrem bescheidenes Leben führt, und er darf auch keine Anreize setzen, durch Kinderkriegen die eigene Hartz IV-Situation abzumildern. Natürlich tun einem die Kinder leid, die in solche Verhältnisse hineingeboren werden. Aber ihr Leiden abzumildern ist Sache der Mitmenschlichkeit (Beispiel Arche in Berlin), nicht des Staates. Mit anderen Worten: Hartz IV muss aus Systemgründen grausam sein, damit die Betroffenen unbedingt aus Hartz IV herauswollen.

QuoteYep  meint:
16-08-2007, 11:57 Uhr
Hallo S.Y.S.,

viele Familien mit Kindern, in denen mindestens ein Elternteil arbeitet, haben weniger Geld als Hartz-IV-Empfänger und leben auch in sozial bescheideneren Gegenden und Verhältnissen. Ein Hartz-Empfänger hat Anspruch auf eine Wohnung in ,,mittlerer Wohnlage". Die schlechten Wohnlagen sind für die Geringverdiener vorgesehen, die so blöd sind und trotz weniger Wohlstand als ein Hartz-Empfänger noch weiter arbeiten gehen.

Die ,,kostenlosen" (d.h. extrem teuren und von allen zu bezahlenden) Sozialgeschenke entsprechen einem Leben auf Kosten Dritter. Vorliegend den nächsten Generationen. Die können dann die Suppe auslöffeln, z.B. durch den Abbau der Billionen an Staatsschulden, einer um 20% verringerten Rente, anhaltender Massenarbeitslosigkeit und einem Millionenheer an enteigneten und entmündigten Staats-Abhängigen, die die linke Sozial-Parteipolitik erschaffen hat. Daher wird es in Zukunft wohl auch ,,sozial verträgliche" Integrationsprogramme für die immense Gruppe der staatlich erschaffenen Aussteiger geben. Natürlich müssen das ,,kostenlose" (also irrsinnig teure) und kontraproduktive Geldverbrennungsmaschinen sein.

Quotehhs  meint:
16-08-2007, 12:05 Uhr
Die Harz 4 Empfänger vermehren sich eben stärker als Berufstätige. Wer Kinder hat, kann nicht in gering bezahlte Jobs gesteckt werden. Da wird eben mal die Pille vergessen. Die Frage ist, wie lange das noch gut geht, wenn Leute dafür bezahlt werden, dass sie nicht arbeiten und haufenweise Kinder in die Welt setzen, deren Zukunft als Hartz 4ler ebenfalls schon vorgezeichnet ist. Irgendwann fährt Deutschland vor die Wand.

Quoteheiko  meint:
16-08-2007, 12:10 Uhr
Wer sind denn heute die kinderreichen Großfamilien??
Meistens eingewanderte Moslems (besonders Türken)!
Deren Kinder haben dann natürlich infolge schlechter Deutschkenntnisse etc. wieder kaum Berufschancen - so ist der Anstieg der "Kinderarmut" doch vorprogrammiert.

Quote
krank meint:
16-08-2007, 12:15 Uhr
1933 wussten Deutsche auch nicht was man Mitbürgern antat - das geschrei hinterher war riesengross, wie immer, Die Moralisten dieser Gesellschaft können es nicht glauben, schuld sind die Armen selber, wir spenden jeden sonntag in der Kirche oder Brot für die welt, was interessiert mich mein Nachbar? Land voller Egoisten, wie können die nur arm sein? Wir haben doch freiheit und ein soziales netz - ich lach mich krank

QuoteYep  meint:
16-08-2007, 12:21 Uhr
Hallo HHs,

im ,,politisch korrekten" und ,,sozialverträglichen" Gutmenschen-Deutschland werden eben primär Minderheiten gefördert. Die Interessen der breiten Masse zu vertreten wäre verpönter ,,Populismus". Während andere Länder nur gut ausgebildete Menschen ins Land lassen, öffnet Gutmenschen-Deutschland primär den ,,politisch verfolgten" Aussteigern die Pforte. Förderung erfährt nicht die breite Masse der Normalverdiener, im Gegenteil, die werden abgezockt bis zum geht nicht mehr, sondern eben wiederum die durch dreiviertel-sozialistische Gutmenschenpolitik erschaffenen Millionen an ,,armen" Menschen. Die Gutmenschliche ,,Sozialpolitik" ist auf ein stetes Wachstum dieser sozial abhängigen Millionen angewiesen, denn schließlich braucht ein ,,Sozialpolitiker" ein entsprechendes Klientel, dessen ,,Interessen" er zu vertreten vorgaukelt.

Die deutsche Sozialpolitik ist eine Politik der antrainierten Hilflosigkeit, der Entmündigung und der Enteignung. An die Stelle von (Eigen-) Verantwortung ist Bittstellertum und Versorgungsmentalität getreten. (A-) Sozialgeschenke dienen dem Aufbau entsprechender Wählergunst zur Ergatterung, Absicherung und zum Ausbau politischer Macht. Es ist die Welt schlecht zu reden und schlecht zu machen, um sich sodann als messianischer ,,Erretter" der herbeigeführten Verhältnisse zu empfehlen. Die Linke ist in Deutschland deshalb so erfolgreich, weil links-,,soziale" Politik nicht nur für eine fatale Mentalität in der Gesellschaft sorgten, sondern eben weil diese verheerende Politik eben auch im Millionenmaßstab das Klientel erschaffen hat, wofür die ,,tollen" (A-) ,,Sozialgeschenke" gedacht sind.

Die deutsche ,,Sozialpolitik" ist asozial im reinen Sinne der Wortbedeutung, da sie immer mehr Menschen zu Abhängigen, Bittstellern und Hilflosen macht. Alle Begriffe rund um ,,Soziales" werden irgendwann in Serie zu den Unwörtern des Jahres erklärt werden, sobald von genügend Menschen erkannt wurde, wie menschenunwürdig, menschenverachtend und menschenentwertend das ,,Sozial"-Gedöns ist.

QuoteWer nicht arbeite soll auch nicht v......  meint:
16-08-2007, 12:27 Uhr
wir brauchen weniger Staat und mehr Eigenverantwortung. Das viele Kinder in Not leben, liegt daran das viele Transfresleistungsempfänger die Kinder als zusätzliche Geldquelle sehen. Bei den Kindern kommt das Geld nicht an. Eine H4 Familei 2 Erw. 2 Kinder kann gut über die Runden kommen. wenn dann die Kinder Notleiden liegt es an den Eltern.
Statt H4 zur erweitern währe ich für Geburtenkontrolle der Unterschichten. Wer nicht arbeitet soll auch [nicht] vö.....

Quote
Kopfschüttler meint:
16-08-2007, 12:31 Uhr
Wenn der Staat als Existenzminimum Hartz IV definiert - wie kann es denn dann sein das in einem reichen Land wie Deutschland Löhne bezahlt werden, die unter dem Existenzminimum liegen? Das ist modernes Slaventum! Nicht Hartz IV gehört reduziert, sondern Mindestlöhne geschaffen die über dem Hartz IV Niveau liegen. Oder der Staat zieht dem arbeitenden Mittelständler, der in diesem Land die Milchkuh höchstpersönlich ist, nicht mehr das Gros seines erwirtschafteten Gehaltes aus der Tasche! Einfacher wäre es, wenn die Konzernbosse statt sich selber horrende Gehälter in die eigene Tasche zu schaufeln, wieder einen Teil des erwirtschafteten Geldes an die Mitarbeiter ausschüttet. Damit sich arbeiten wieder lohnt!

Quote
Jürgen Beck meint:
16-08-2007, 12:41 Uhr
Wie verkommen und asozial muss diese Gesellschaft noch werden? Wie verblödet noch dazu? Merkt den von den "anständigen deutschen", die sich hier als konservativ outen niemand, dass sie sich vor den Stimmungskarren der wenigen spannen lassen, von denen sie ebenfalls ausgebeutet werden. Das Neidgejammer ist ja schlimmer als das alkoholkranke Gelaber abgestürzter Prekarianer. Seit Ihr überhaupt noch Menschen? Kein Mensch kann etwas dafür das er hier geboren wurde. Der Eine kommt damit klar, der andere nicht. Die größte Errungenschaft unserer Demokratie ist der Recht - und Sozialstaat. Auch die Wiedervereinigung gehört zu den größten Leistungen die Deutschland hervorgebracht hat. Ja, das kostet Geld. Aber, wenn einer von Ihnen, die hier lauthals ihre menschenverachtenden Statements nach dem Stammtischgebot hinausposaunt mal selbst in Schieflage gerät, dann werden sie alle dankbar die Leistungen einfordern, denn sie haben ein Recht darauf. Sie können natürlich auch den Rechtstaat aufgeben und wieder als Gesetzloser sich selbst verteidigen. Wetten, sie würden sich schnell den Rechtstaat zurückwünschen, der ihnen auch eine gewisse soziale Sicherheit bietet. Wer einen Job hat und nicht mehr will, soll aufhören. Er wird dann die "Wohltaten" vom Staat empfangen und sehr bald merken, dass er damit nicht leben kann. Weil Deutschland ein hochpreisiges Land ist. Und nochmal. Hartz IV ist eine Wirtschaftsförderung. Jeder Cent der ausgegeben wird sichert Arbeitsplätze! Denn kein Hartz Empfänger legt etwas auf die Seite, oder auf das Sparkonto. Weil er dann kein Hartz mehr bekäme. Das Geld fließt unmittelbar in den Wirtschaftskreislauf zurück. Somit sorgt mittleweile jeder neunte Bundesbürger als Hartz Empfänger dafür, dass die Milliarden nicht verzockt werden können, sondern in Deutschland bis zum letzten Cent wieder auf den Markt fließen. Beschweren sie sich bei jedem Beamten, bei Polizisten, beim öffentlichen Dienst, bei Poltikern, bei Parteien bei Lehrern, bei den Bauern, bei den Rentnern, bei Industrieunternehmen sie alle hängen am Tropf Ihrer Steuern.

Quote
Karin meint:
16-08-2007, 12:57 Uhr
An alle kochfaulen Muttis : dann geht doch mal wniger zu Mc Donalds ! Kocht mal was gescheites das ist billiger ! Mal weniger vor der Glotze hockes kann nicht schaden. Einmal weniger Kaffeeklatsch tut der Geldbörse sicherlich gut !

Quotespectator  meint:
16-08-2007, 13:20 Uhr
Hier Posten meiner Meinung nach immer dieselben Trolle, sie kompensieren ihr jämmerliches Dasein an den Kommentaren der Menschen denen es wahrhaftig schlecht geht, und wo versuchen eine richtig durchdachte Diskussion zu führen.
Wirklich boshafte und hinterfotzige Menschen sind das, aber das wissen sie auch , und sie ahnen auch wie es mit ihnen endet.

Hans Meier nicht aufregen, das ist bewusst alles so primitiv ausgelegt. Ignoranz hassen sie am meisten, unproduktive Trolle haben ein übersteigertes Geltungsbedürfnis.

Quote
Knut meint:
16-08-2007, 13:20 Uhr
@Erna
H4 währe innerhalb von wenigen Wochen ein Thema der Vergangenheit wenn es nur noch Gutscheine für Lebensmittel und Bekleidung geben würde. Un dwenn alle H4 Empfänger sich morgen um 7:00 zum Arbeitseinsatz anfinden müssten.

Quote
Yep meint:
16-08-2007, 13:32 Uhr
Hallo Knut,

Gutscheine für Lebensmittel und Bekleidung reichen nicht, denn wo soll ansonsten der neue PC, der neue (Flach-) Fernseher, die neue Hifi-Anlage, das neue Spaß-Handy mitsamt täglich neuer doller Klingeltöne für die "Ärmsten der Armen" herkommen?

Vergessen Sie ferner nicht, dass auch ausreichend Gutscheine für Zigaretten und Alkoholika ausgegeben werden müssen. Ein Leben in dieser tristen "Armut" kann man doch nur narkotisiert ertragen (zumal das rund um die Uhr konsumierte Fernsehprogramm ja so flach wie der Flachbildschirm ist).

QuoteBern Palsen  meint:
16-08-2007, 13:33 Uhr
@Knut

[...] Schon interessant wie schnell Erungenschaften von 2000 Jahren menschlicher Entwicklung von einigen grossmäuligen Stammtischrednern leichtfüssig und hirnlos vom Tisch gewischt werden.

Was kommt als nächstes Knutchen ? Der Ruf nach einem starken Mann der mal so richtig aufräumt unter diesem arbeitsfaulen Jude... aeh Sozialschmarotzergesindel

Quote
Knut meint:
16-08-2007, 13:38 Uhr
@Bern Palsen
die H4ler würden ja nicht ohne Entgeld arbeiten, haben ja schon Geld vom Staat bekommen. siehe Artikel im spiegel http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,498995,00.html
der ist ja nun wirklich keine Zeitung die auf arme rum hackt.
Also wer Geld bekommt sollte dafür etwas tun - im Rahmen seiner Möglichkeiten, aber nur Handaufhalten ist zuwenig

Quote
Ausgestorben meint:
16-08-2007, 13:44 Uhr
@Matthias

Seid wann seit ihr Deutsche den arbeitsfreudig? Meist stehen hier die besoffenen Deutschen schon Mittags an den Imbissen rum. Wenn wir Ausländer nicht wären, dann wäre der ganze deutsche Staat längst zusammengebrochen.

Quote
Thomas Li meint:
16-08-2007, 14:11 Uhr
Wen wundert´s? Weiß doch inzwischen die ganze Welt, dass Deutschland´s Bürger verarmen und Bildungsungleichheit herrscht. 8 Mio HartzIV-Empfänger und noch immer ist die Regierung nicht bereit, Mindestlöhne einzurichten. Ist ja auch leichter für die Wirtschaft, wenn Arbeitslose von Steuergeldern finanziert werden. Die Konzernwirtschaft kann sich wirklich alles erlauben, wirklich alles. Und wir Kleingewerbetreibende kämpfen jeden Tag ums überleben. Sauerei!

Quote
Eva meint:
16-08-2007, 14:16 Uhr
Die Fastfood.-Muttis können ja mal arbeiten anstadt vor der Glotze zu hocken !
Erziehen können die Ihre Belger schon lange nicht mehr ! wenn man die heutige Jugend sieht sieht man deutlich das Ergebnis POTENZIALER FaULHEIT !!!!!!!!

Quote
Yep meint:
16-08-2007, 14:22 Uhr
Thomas Li, Löhne sollten nicht am grünen Tisch im Politbüro staatlich verordnet werden. Das hatten wir alles schon (vgl. DDR, III. Reich, Sowjetunion usw.) und es hat irgendwie nicht funktioniert. Löhne sollten sich an Angebot und Nachfrage orientieren. Höhere Löhne bedeutet höhere Preise für die Produkte und Dienstleistungen. Äh, oder wollen Sie neue Argumentationshilfen für noch mehr Forderungen nach mehr Geld für die ,,Bedürftigen"? Mindestlöhne erzielen das Gegenteil des Erwünschten: sie sorgen für mehr Arbeitslose und mehr Schwarzarbeit. So ist das mit der linksorientierten Politik: eigentlich ganz gut gedacht und gemeint, jedoch stets das Gegenteil erreicht.
Apropos Schwarzarbeit: das damit erwirtschaftete Volumen wird auf ca. 400 Milliarden Euro geschätzt. Genug, um 1-1,5 Millionen Menschen mit Arbeit zu versorgen. Addiert man die 1 Mio. offenen Stellen, hätten wir eine traumhafte Arbeitslosenquote. Aber das will ja keiner. Besser ist es, auf Mindestlöhne zu setzen, damit die Sozialpolitik in unmittelbarer Zukunft dann ein noch größeres Klientel hat, um sich um deren ,,Interessen" zu kümmern ;-)

Quote
Al-Hakim meint:
16-08-2007, 14:28 Uhr

[...] ich muss ehrlich dazu sagen, dass Familien die nicht rauchen und nicht trinken, völlig ausreichend vom Harz leben können.
Es gibt nichts, was der Harz4 Empfänger nicht haben kann. Sogar Familienreisen alle 2 Jahre sind drin!
aber die Menschen können nicht mit dem Geld umgehen.
Dass es knapp ist, weiß jeder. aber der Staat auch kein Geld zu verschenken.
Mann muss sich eben eine Arbeit suchen oder weiter jammern.
mfg
mohamed.

Quote
Help meint:
16-08-2007, 14:42 Uhr
Hier kann jeder helfen die Zahl der hungernden Kinder in Deutschland nach unten zu bringen.

http://www.kinderprojekt-arche.de/karte.htm

Quote
Yep meint:
16-08-2007, 14:49 Uhr
Hallo Al-Hakim, ich befürchte, dass der Staat in vielen Hartz-Fällen lediglich die Alkohol- und Nikotinsucht finanziert. Bei faktisch jedem Fernsehbeitrag über einen sich empörenden Hartzer sieht man einen gefüllten Aschenbecher auf dem Tisch stehen. Zigaretten und Alkohol gehören aber nicht zum ,,Lebensminimum". Natürlich kann man mit Hartz-Geld keine großen Sprünge machen. Kann man als Azubi, Schüler, Student, Lehrling, Geringverdiener, Rentner mit bescheidener Rente, Familie mit lediglich Normaleinkommen, viele Alleinerziehende usw. aber auch nicht. Dennoch geht es. Die besagten Personengruppen sind zufriedener als Menschen, die ständig nur fordern und keine Gegenleistung erbringen. Es ist kein Wunder, dass sie sich überflüssig und nutzlos fühlen. Aber anstatt ihr Schicksal in die eigene Hand zu legen, suchen sie sich irgendwelche Ersatzpersonen, um ihren Frust abzuladen (notfalls die eigenen Kinder, an denen sich dann abreagiert wird). Hartzler wären selbst beim doppelten Satz nicht glücklicher. Zufriedenheit stellt sich erst ein, wenn man sich ehrlich um eine günstige Lebensgestaltung bemüht, Anerkennung erfährt und Stolz sein kann auf das, was man leistet. Dass selbst Millionenbeträge alleine nicht glücklich machen, sieht man an der überverwöhnten Paris Hilton. Wie viele Jahre wird es noch dauern, bis sie sich das Leben nimmt?

Quote
Hans-Dieter Wege, Oldenburg, Parteilos meint:
16-08-2007, 15:28 Uhr
Al-Hakim meint:
16-08-2007, 15:11 Uhr

[...] Hier geht es aber um das Thema Kinderarmut in Deutschland. Und es sind eben nicht nur die Kinder von angeblichen Arbeitsverweigerern, die übrigens nur einen sehr geringen Anteil ausmachen, betroffen, sondern auch die Kinder von r e c h t s c h a f f e n d e n Bürgern und Arbeitnehmern.
Und es ist eine Tatsache, dass der SGBII-Regelsatz für Kinder nicht ausreichend ist für eine gesunderhaltende besser gesundheitsfördernde Ernährung. Dies wurde auch bereits von der Uni Bonn in einem Gutachten bestätigt. Und es ist eine Schande für eine Regierung, wenn sie die betroffenen
Kinder nicht ausreichend versorgt, aber gleichzeitig verlangt, diese Generation sollte Leistung bringen, für die freiheitlich demokratische Grundordnung eintreten, die deutschen Staatsschulden bezahlen und von den jungen Erwachsenen verlangt, sie sollen für ihre späteren Renten private Vorsorge treffen, ihnen aber niemand sagt, wie sie dieses von ihren spärlichen Einkommen, über das die Meisten verfügen, bezahlen sollen.
Das alles nenne ich asoziale Politik!

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Putzl4ppen meint:
16-08-2007, 15:30 Uhr
Hartz4 hin oder her. Sicher gibt es viele, die zu Recht Unterstützung bekommen. Meines Erachtens nach ist aber der Großteil derer, die sich da so laut beklagen nichts als faules, ungebildetes Pack.
Dass man als Hartz4 Empfänger kein Geld hat, um auch noch 2 Kinder mit durchzufüttern (selbst mit Kindergeld) hätte man sich auch vorher an 5 Fingern ausrechnen können.
Somit stellt sich die Frage: Soll die arbeitende Bevölkerung jetzt auch noch die maßlose Fickerei der Unterschicht mit bezahlen? Ich denke nicht. In welchem Land der Welt kann man sich sonst noch auf Staatskosten sämtliche Grundbedürfnisse und teilweise noch einige Luxusgüter (Fernseher, PC) nur durch Kinderkriegen und Nichtstun finanzieren lassen? Ich glaube, mir fällt kein anderes ein außer Deutschland...

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corvus albus meint:
16-08-2007, 15:33 Uhr
Noch dümmer geht nimmer....
Ich denke nicht, dass HartzIV Bezieher noch Geld besitzen um es für Kosmetik, Rauchen, Alkohol, etc. auszugeben... und wenn doch, dann steigert das ja wieder das Wirtschaftswachstum und bringt dem Staat die besten Steuern. Mit solch platten Vorurteilen gehts wohl nicht in die Richtung einer Lösung.
Von der gesetzlichen Terminologie ist die Höhe der HartzIV-Leistungen sowieso nicht verständlich. Einerseits soll es maximal die erforderliche Grundversorgung darstellen - andererseits sollen davon aber noch Rücklagen gebildet werden für besondere Ausgaben wie Renovierungen oder Anschaffungen von Kleidung. Fakt dürfte wohl sein dass es angesichts steigender Lebensmittelkosten bei den meisten kaum noch zum Essen reichen dürfte. Da die Wirtschaft bei Festeinstellungen höhere Kosten hat als bei Zeitarbeitern, und dieser Markt derzeit geradezu explodiert, geht der Trend in den austauschbaren Dienstleistungen eh in diese falsche Richtung und verhindert rentenpflichtige Festarbeit.
Wer den Kindern aus der Armut helfen will sollte nicht so bigott sein dann an den Mitteln zur Mindestsicherung der Existenz zu sparen. Zudem wird das Kindergeld ja voll auf die HartzIV-Leistung angerechnet und stellt so eine Ungleichbehandlung gegenüber wohlhabenden Familien dar, die dies als reizvolles Zubrot bekommen.
Wer dauerhafte Jobs zerstört wird Armut und soziales Chaos ernten - so einfach ist das !

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Hans-Dieter Wege, Oldenburg, Parteilos meint:
16-08-2007, 15:37 Uhr
Hallo Putzlappen!
Tolles Pseudonym!
Glauben Sie, man wird als Hartz IV-Betroffener geboren?
Schon was von den Entlassungswellen gehört, trotz Milliardengewinnen?
Geben Sie sich doch ein zutreffenderes Pseudonym. Mien Vorschlag für Sie:
"Nennen Sie sich doch besser PUTZLUMPEN!

QuoteGlasklar  meint:
16-08-2007, 15:40 Uhr
@Hans-Dieter Wege, Oldenburg
Gebrauchsanweisung:
Lesen Sie sich Ihre Kommentare zu diesem Thema nochmal durch.
Beherzigen Sie Ihre eigenen Worte.
Wenn sie trotzdem noch etwas zu sagen haben
-Beachten sie das Thema und die Begrenzungen.
-Machen Sie sich zum Thema sach- und fachkundig.
-Lassen Sie die Polemik weg.
-Zeigen Sie nachprüfbare Fakten auf.

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Yep meint:
16-08-2007, 15:42 Uhr
Al-Hakim, der größte Faktor der herrschenden Unzufriedenheit bei Hartzern ist ihr Gefühl, überflüssig und nutzlos zu sein. Leider ändern viel zu wenige an ihrem Los etwas, sind zu passiv und ergehen sich in Selbstmitleid und Frustrationen über die ,,blöde Gesellschaft" etc. Sicher auch ein Ergebnis der Entmündigungspolitik (andere sprechen von ,,Sozialpolitik"). Studenten haben sicher weniger Geld als Hartzer. Ein Student muss mit 525 Euro auskommen. Davon zahlt er erstmal die Miete & Nebenkosten. Rechnen wir 250 Euro für eine WG oder ein Mini-Einzelzimmer (was sich kein Hartzer bieten lassen würde), dann bleiben ihm 275 Euro. Davon gehen 60 Euro für die Krankenversicherung drauf, bleiben 215 Euro. Das sind über 100 Euro weniger als ein Hartzer hat (ein Aufschrei ginge durch die Gesellschaft, würde das der Satz für Hartzer sein). Davon ist sein Lebensunterhalt zu bestreiten (Lebensmittel, Kleider) und auch die Dinge zu kaufen, die er, im Gegensatz zu Hartzern, fürs Studium benötigt (Studiengebühren, Bücher, Schreibwaren, Bus-Ticket. . .) Wenn ein Student sich etwas Sonstiges leisten möchte, dann muss er eben arbeiten. Ganz einfach und schon endet frustriertes Gemecker, obwohl Studenten deutlich weniger zur Verfügung haben, als das ,,Lebensminimum" eines Hartzers. Der Satz für Hartz-IV ist zu hoch bemessen, weil es sich einigermaßen leben lässt, wenn man das Geld sinnvoll verwendet. Hilfe zur Selbsthilfe kann nur darin bestehen, dass die betroffene Person ihr eigenes Schicksal in die Hand nimmt und das Beste daraus macht. Das Abhängertum wird leider vom Staat gefördert. Auch deshalb wird es immer mehr Bedürftige geben: sie werden (mental) dazu gemacht und dann erstarren sie in dieser ungünstigen Lebensweise.

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Putzl4ppen meint:
16-08-2007, 15:44 Uhr
@ Hans Dieter Wege, Oldenburg, grenzdebil: Es ist eine Tatsache, dass der soziale Aufstieg gerade in Deutschland extrem schwer ist, wenn man einmal ganz unten hängt. Wen glauben Sie wohl haben diese Kinder als Vorbilder? Mir fallen da zuerst die Eltern ein. Die Folge sind weitere Sozialleistungsempfänger über Generationen hinweg. Und jetzt kommen Sie mal aus ihrer Teletubbie-Welt heraus und lassen sich bessere Brüller einfallen, als den über mein Pseudonym.

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Freidenker meint:
16-08-2007, 15:57 Uhr
Darum gings, der Stein des Anstoßes:
Mich würde mal interessieren, wieviele davon wirklich Deutsch sind, also keine Passdeutschen, Russen, Eingebürgerten usw usw
Also alle, die eigentlich keine echten Deutschen sind , sondern nur den Pass bekammen um die Kriminalstatistiken und Ausländerzahlen zu fälschen.
Kann mir vorstellen das die Zahlen dann ganz anders aussehen und wir hier grösstenteils über importierte Armut aus dem Ausland reden.
Ganz belustigend ist aber : Das die gleichen antideutschen Verblendeten Besser&Gutmenschen , die vorher eine Masseneinwanderung und den Vielvölkerbrei gepredigt haben, sich jetzt als Moralapostel hinstellen und die Folgen beklagen! Wie erbärmlich.
MfG

Quote
wolf meint:
16-08-2007, 16:27 Uhr
lese den artikel (alles bekannte tatsachen) und komme zu den kommentaren.......und da ist er schon wieder, der alltägliche menschenfeind, in form von ausländerhass. gut,dass wir ihn schon so sehr verinnerlicht haben, er "hilft" uns bei fast jedem thema und steht immer zur verfügung. es klappt auch 2007, wie schon 1933.

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Jochen meint:
16-08-2007, 16:41 Uhr
@Freidenker:
Welchen Unterschied macht es, ob ein deutsches oder Russlanddeutsches Kind in diesem Land unterhalb der Armutsgrenze lebt??? Was können die Kinder dafür, woher ihre Eltern kamen oder was diese Eltern tun oder nicht tun? Das Problem wird nicht mit höheren HartzIV-Beiträgen gelöst, sondern mit Ganztagsschulen, an denen alle Kinder ein kostenloses Mittagsessen bekommen. ALLE Kinder in Deutschland müssen besser gefördert werden. Wir ALLE werden davon im Alter profitieren. DAS ist ein Faktum! Als alternde Gesellschaft können wir uns es nicht leisten, denen, die noch Kinder bekommen, zuzurufen: Selbst schuld! Was glaubst Du denn, wer später Deine Rente bezahlt oder Deinen Hintern abwischt, wenn Du im Seniorenheim liegst? Roboter???

Quote
Hans-Dieter Wege, Oldenburg, Parteilos meint:
16-08-2007, 16:51 Uhr
@Glasklar
Die beste Quelle ist man doch wohl selbst.
Ich bin persönlich, trotz eigenem Einkommen aus Erwerbsarbeit betroffen mit meiner Familie.
Ich saufe nicht, übrigens meine Ehefrau auch nicht und auch meine beiden jüngsten Kinder, die noch bei mir zu Hause leben auch nicht.
Es ist aber nun mal eine Tatsache, dass der Regelsatz nach Hartz IV, gerade für Kinder vollkommen unzureichend ist.
Denn dieser Nettoregelsatz beläuft sich auf 140 Euro im Monat und entspricht somit dem Nettoregelsatz von 1993/1994. Dieses kann man nachprüfen. Sämtliche Preiserhöhungen, die Einführung des Euro usw. ließ man aber vollkommen unberücksichtigt.
Seltsamerweise werden Quellen, die nicht unbedingt dem derzeitigen mainstream entsprechen, immzu in Frage gestellt.
Ich bleibe dabei:
"Diese Regierung handelt asozial, sie beläßt Kinder in einer menschenunwürdigen Armut, obwohl in unserem Staat ausreichend Geld vorhanden ist!"

Quote
Freidenker meint:
16-08-2007, 17:01 Uhr
@Jochen meint:
Welchen Unterschied macht es, ob ein deutsches oder Russlanddeutsches Kind in diesem Land unterhalb der Armutsgrenze lebt???
Freidenker meint:
Einen ganz großen gewaltigen Unterschied.
,Das ist importierte Armut ,die uns ,da wir ja diese bezahlen müssen, arm macht und dehalb für Deutsche Kinder nicht mehr genug übrig bleibt(einfach gesagt und für Sie verständlich)(Meine nicht nur Russen)
Auch für Sie verständlich: Wenn wir Armut importieren,
werden wir selber arm.
P.S:Was intressieren mich Neger,Türken und Inder, ich sorge mich um das wohl Deutscher Kinder!
MfG



Aus: " Fünf Jahre Hartz IV: Kinderarmut in Deutschland auf Höchststand" (16. August 2007)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article1109778/Kinderarmut_in_Deutschland_auf_Hoechststand.html

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Quote[...] Vorbei die Zeiten, die Schlote sind erkaltet und was an niederen Tätigkeiten im Lande verblieben ist, reicht gerade noch aus, um jeden zehnten Unqualifizierten in ein prekäres Beschäftigungsverhältnis zu bringen. Den Rest erledigen preisgünstig die Chinesen. Es bedarf keiner komplizierten volkswirtschaftlichen Berechnungen, um die Folgen dieser Entwicklung zu überblicken: Weniger Arbeitsplätze, weniger Steuereinnahmen, mehr Arbeitslose, höhere Kosten für den Sozialstaat. Da man die heilige Kuh des Profits nur in Maßen zu melken bereit ist, gerät der Staat in die fiskalische Krise und das Geld für die Minderheiten am unteren Ende wird knapp, während ihre Zahl kontinuierlich wächst. Weniger Geld, mehr Anspruchsberechtigte bedeutet geringere Leistungen für den Einzelnen. Auch das leuchtet jedem ein, der die vier Grundrechenarten beherrscht.

Das wär's eigentlich. Aber derart prosaisch geht es nicht zu in unserer Gesellschaft. Um diese einfache Arithmetik rankt sich eine Vielzahl von mehr oder weniger gelehrten Debatten über neue Armut, über Wohlfahrtsmütter, Sozialhilfeschmarotzer und nachlassende Arbeitswilligkeit. Ganz ohne Moral geht es eben doch nicht. Es genügt nicht, den Leuten zu sagen: wir brauchen Euch nicht mehr. Man muss ihnen auch noch klar machen, dass es entweder ihre eigene Schuld ist, oder dass mysteriöse Kräfte wie die Globalisierung am Werke sind, damit sie nicht auf die verwegene Idee kommen, sich über die Verteilung des Reichtums, der ja zweifelsohne weiterhin zugenommen hat, Gedanken zu machen. Also entdeckt der kritische Blick plötzlich, dass die Kinder in der Unterschicht missbraucht werden, zu fett sind, den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen und die Schule schwänzen. Empörung soweit das Ressentiment reicht über die da unten, die sich auf Kosten der hart arbeitenden Leistungsträger einen gemütlichen Lenz machen.

Der argumentative Alleskleber, der diese Rhetorik zusammenhält, bemüht eine Leistungsethik, die im Angesicht der Tatsache, dass weniger als die Hälfte der Einkommen in dieser Gesellschaft aus bezahlter Arbeit stammt, nicht sehr glaubwürdig wirkt. Moralische Mysterienspiele und Vodoo-Ökonomie lösen das Problem nicht. Am einfachsten wäre vermutlich mit klarem Blick ein Rückgriff auf den gesunden Menschenverstand. Wenn der Arbeitsgesellschaft die Lohnarbeit ausgeht, dann braucht sie einen neuen Gesellschaftsvertrag. Dann ist es nicht damit getan, die Abgehängten und Überflüssigen entweder zu beschimpfen oder sie nach dem alten Muster unter die wohlmeinende Kuratel der Sozialarbeit zu stellen. Dann wäre es besser, das Steuer- und Sozialsystem umzubauen, von der Erwerbsarbeit abzukoppeln und dafür zu sorgen, dass ein jeder genügend für ein menschenwürdiges Leben hat. Geld genug wäre ja da, nur noch nicht dort, wo es eigentlich hin gehört.

So aber wird ein Ideal des leistungsbereiten, fortbildungswilligen und flexiblen Arbeitskraftunternehmers gepredigt. Wer dem neuen Regime flexibler Leistungswilligkeit um jeden Preis mangels Qualifikation, Mobilität oder Jugendlichkeit den Tribut verweigert, droht der Ausschluss aus der Gemeinschaft der Vollbürger. Auf jeden Fall disqualifiziert er sich für jede Art von Ansprüchen an öffentliche Leistungen oder Unterstützungen.

Es entwickelt sich eine Art moralische Basarökonomie: Sag mir was Du bringst und ich sage dir, was du kriegst. Was früher als Solidarität erschien, wirkt heute altbacken und gestrig. Es ist einfach nicht mehr chic, sich im Namen allumfassender sozialer Gerechtigkeit um die Armen und Benachteiligten zu sorgen. Wer sich als harter Verfechter einer Auge um Auge, Zahn um Zahn Ideologie gegen sozialstaatliche Leistungen ausspricht, darf sich unter diesen Bedingungen stolz als vorurteilsloser Realist bezeichnen. Und vermutlich ist es nur mehr eine Frage der Zeit bis einer der üblichen Verdächtigen daran erinnert, dass damals das Dreiklassen-Wahlrecht gar nicht so übel war. Die kulturelle Deckungsreserve dafür dürfte hierzulande vorhanden sein.


Aus: "Soziale Absteiger und Menschenrechte" Von Reinhard Kreissl (15.08.2007)
Dr. Reinhard Kreissl, geboren 1952, ist Soziologe und Publizist. Studium in München, Promotion in Frankfurt/Main. Habilitation an der Universität Wuppertal. Kreissl hat unter anderem an den Universitäten San Diego, Berkeley und Melbourne gearbeitet. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Publikationen verfasst und schrieb regelmäßig für das Feuilleton der "Süddeutschen Zeitung". Letzte Buchpublikation: "Die ewige Zweite. Warum die Macht den Frauen immer eine Nasenlänge voraus ist". Kreissl lebt in München und Wien.
Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/658201/

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Quote[...] Altersarmut in der Hansestadt: Die Zahl derjenigen über 65 Jahre, die trotz ihrer Rente noch Sozialleistungen beantragen mussten, ist in diesem Jahr weiter gestiegen. "15 500 Menschen dieser Altersgruppe haben zwischen Januar und Juli Grundsicherung bezogen", sagt Jasmin Eisenhut, Sprecherin der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz (BSG). Das sind 740 Bedürftige mehr als noch im vergangenen Jahr, 1890 mehr als 2005.

Bei rund 326 000 Bürgern in der Hansestadt, die über 65 Jahre alt sind, ist damit jeder 22. von Altersarmut betroffen. Betrachtet man alle Menschen mit Anspruch auf Grundsicherung, ist deren Zahl sogar um 3000 auf 24 000 gestiegen. Nach einer Studie der Hamburger Gesellschaft für Steuerung und soziale Entwicklung "con-sens" steht Hamburg damit bezogen auf die Zahl der Grundleistungsbezieher und im Vergleich der 16 deutschen Großstädte sogar noch recht gut da. Die meisten Empfänger der Grundsicherung gibt es in Frankfurt und Hannover.

Altersarmut ist ein Problem, das nicht nur karitative Einrichtungen wie die Schuldnerberatung der Diakonie immer stärker in Anspruch nimmt, sondern längst im gesellschaftlichen Leben angekommen ist. Ein Beispiel aus Rahlstedt: Drei bis vier Ausflüge unternimmt der Seniorenkreis der Kirchengemeinde Rahlstedt-Oldenfelde jedes Jahr. "Ein Ausflug kostet knapp 29 Euro", sagt Pastor Jakob Delfs. Doch immer öfter würden Senioren absagen. "Wenn wir dann vorsichtig nachfragen, merken wir, dass sich viele diese Fahrten nicht mehr leisten können." Und es würden immer mehr.

[...] Grund für das soziale Phänomen Altersarmut sei die hohe Zahl älterer Langzeitarbeitsloser, die von der aktuellen Arbeitsmarktpolitik nicht aufgefangen werden konnten, sagt Eisenhut. Einmal den Arbeitsplatz verloren, ist es für viele ehemalige Arbeitnehmer unmöglich, weiterhin genug für ihre Rente zurückzulegen. Dazu seien unter den Bedürftigen und Altersarmen auffallend viele Frauen, sagt Peter Drygalla vom Deutschen Roten Kreuz. Frauen, die mit Teilzeitjobs nur zum Gehalt des Ehemanns dazuverdient oder als Hausfrau nie Rentenbeiträge eingezahlt haben. Die Aufwendungen für Altersarme werden weiter steigen: Für die nächsten Jahre rechnet die Stadt mit einer wachsenden Zahl von Frührentnern, die nicht genug in die Rentenkasse eingezahlt haben.


Aus: "Altersarmut - Hamburgs wachsendes Problem" (15. August 2007 )
Quelle: http://www.abendblatt.de/daten/2007/08/15/782672.html

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Quote[...] 16. August 2007 Als am 16. August 2002 der damalige VW-Personalvorstand Peter Hartz seinen Abschlussbericht an Bundeskanzler Gerhard Schröder übergab, konnte er sein Pathos kaum zügeln. Man habe nach dem Krieg Deutschland aufgebaut, die Wiedervereinigung bewältigt - ,,und jetzt das Arbeitslosenproblem". Der damalige Arbeitsminister Walter Riester lobte bei der anschließenden Feierstunde im Französischen Dom am Berliner Gendarmenmarkt die Empfehlungen der Hartz-Kommission gar als Rohdiamanten, der nun geschliffen sei.

Doch es kam alles ganz anders: Vor allem das ,,Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt", das die Zusammenlegung der Arbeitslosen- und Sozialhilfe vorsah, polarisierte in der Folge die Öffentlichkeit. Die Verfechter des traditionellen Sozialstaats entfachten einen öffentlichen Proteststurm, den die Republik in diesem Zusammenhang noch nicht erlebt hatte. ,,Hartz IV" wurde zur Metapher für eine verarmende Gesellschaft stilisiert und brachte die Menschen zu Großdemonstrationen auf die Straße. Und obwohl nach dessen Einführung im Januar 2005 sogar sechs Milliarden Euro mehr als bisher in das System gepumpt wurden, trug das Gesetz maßgeblich zur Abwahl der rot-grünen Koalition bei.

Wie konnte das kommen? Seit langem war die Existenz zweier unterschiedlicher Systeme vielen ein Dorn im Auge: hier die von den Kommunen bezahlte Sozialhilfe, dort die vom Bund finanzierte Arbeitslosenhilfe. Beide setzten Bedürftigkeit voraus. Doch während die Sozialhilfe als ,,Stütze" nur die Existenz sicherte, orientierte sich die Arbeitslosenhilfe ebenso wie das davor bezogene Arbeitslosengeld am Nettolohn - und versprach damit hohe Zahlungen notfalls bis zur Rente.

Das erklärt, weshalb sich viele deutliche Einsparungen versprachen, als die beiden Leistungen zur neuen Grundsicherung zusammengeführt und auf Sozialhilfeniveau gesenkt wurden. Alleinerziehende oder kinderreiche Familien würden von den großzügigen Pauschalierungen und dem Zugang zu den Leistungen der Arbeitsvermittlung profitieren; langzeitarbeitslose Facharbeiter oder Alleinstehende - die klassische Mittelschicht - würden hingegen zu Reformverlierern.

Doch die Sozialarchitekten hatten sich verschätzt. Weil sich der Bund künftig aller Langzeitarbeitslosen annehmen wollte, die theoretisch zu drei Stunden Arbeit am Tag imstande sind, konnten die Kommunen nahezu ihre gesamte Klientel der Arbeitsverwaltung überstellen. Weniger als 5 Prozent blieben als klassische Sozialhilfeempfänger bei den Sozialämtern. Auch senkte die Wortwahl ,,Arbeitslosengeld II" die Schamgrenze; vom Stigma der früheren ,,Stütze" befreit, traten mehr Bedürftige als bisher den Gang zur Arbeitsagentur an.

Zudem hat die rot-grüne Koalition - offenbar aus Angst vor der eigenen Courage - den drastischen Übergang von der Versicherungs- zur Fürsorgeleistung mit einer Vielzahl von Zulagen und befristeten Zuschlägen abgefedert. Und sie hat - willentlich oder unbewusst - falsche Anreize geschaffen. Viele Kinder zogen aus dem elterlichen Haushalt aus, weil ihnen der Staat nunmehr eine eigene Wohnung finanzierte; Lebensgemeinschaften lösten sich pro forma auf, um nicht in die Vermögensanrechnung einbezogen zu werden. All das führte zu einem Anstieg der sogenannten Bedarfsgemeinschaften, den so niemand vorhergesehen hatte.

Aus dem Spargesetz wurde ein Milliardengrab. Was DGB-Chef Michael Sommer als Massenverelendungsprogramm geißelte, war ein Fass ohne Boden. Hatten Bund und Kommunen 2004 nur 38 Milliarden Euro für die Arbeitslosen- und Sozialhilfeempfänger ausgegeben, waren es 2005 - nach der Einführung von Hartz IV - schon mehr als 44 Milliarden.

Seither hat die Koalition versucht, gegenzusteuern: Sie hat die Beweislast für eheähnliche Partnerschaften verschärft, Jugendliche durch Androhung von Leistungskürzungen zurück in die elterliche Wohnung geholt, einen stärkeren Datenabgleich und Außendienst zur Missbrauchsbekämpfung eingeführt und sogar die Rentenbeiträge halbiert - ohne Erfolg. 2005 lagen die tatsächlichen Ausgaben für das Arbeitslosengeld II um 10,5 Milliarden Euro über dem Haushaltsansatz, 2006 waren es immer noch zwei Milliarden mehr, im laufenden Jahr wird mit einer Deckungslücke von mindestens 1,5 Milliarden Euro gerechnet.

Gleichwohl sind weitere Sparmaßnahmen vorerst nicht geplant. Die Arbeitsgemeinschaften sollen in Ruhe ihre Arbeit machen können. Doch vom Aufschwung am Arbeitsmarkt profitieren die Langzeitarbeitslosen kaum. Daher hat die Koalition Abstellgleise eingerichtet, auf die sie Hartz-IV-Empfänger - großzügig mit Erwerbstätigenzuschüssen und Kommunal-Kombilöhnen subventioniert - in gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten abschieben und dort sozialversicherungspflichtig nach Tariflohn beschäftigen kann.

War die rot-grüne Koalition noch so mutig, die bisher verdeckte Arbeitslosigkeit offenzulegen, fängt die schwarz-rote Koalition wieder an, sie in ,,sozialen" Arbeitsmärkten zu verstecken.


QuoteZahlen
Jörg Walter (harrismc)
16.08.2007, 11:05
"Was DGB-Chef Michael Sommer als Massenverelendungsprogramm geißelte, war ein Fass ohne Boden. Hatten Bund und Kommunen 2004 nur 38 Milliarden Euro für die Arbeitslosen- und Sozialhilfeempfänger ausgegeben, waren es 2005 - nach der Einführung von Hartz IV - schon mehr als 44 Milliarden"

Heisst dass es ein "Faß ohne Boden" ist, dass die Betroffenen "ohne Ende" Geld erhalten haben?

von 38 auf 44

macht ca. 15 %

AL-Zahlen 2004 und 2005 : 4,38 und 4,9 Mill. (http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitslosenquote)

das macht ca. 12 %

Inflationsraten 2004 und 2005 : 1,6 % und 1,3 %
(http://wko.at/statistik/eu/europa-inflationsraten.pdf)

Hat der Autor diese Zahlen einmal ins Verhältnis gesetzt?


QuoteAm Hauptproblem vorbei argumentiert...
Sommerfeld Jan (jansommerfeld)
16.08.2007, 09:48
Der Beitrag enthält viele Wahrheiten, wenn man eine Argumentation in die Breite für ausreichend halten möchte. Leider wird nicht in die Tiefe geschaut, mithin grundlegende Probleme des Anstiegs der Ausgaben für ALG II nicht untersucht/angesprochen. Der Verfasser - dies wäre mein Vorschlag - sollte zunächst untersuchen, wie viele der ALG II-Bezieher untätig Leistungen beziehen und welche Anzahl der Leistungsempfänger in regulären Beschäftigungsverhältnissen steht oder freiberuflich tätig ist. Ggf. wäre sodann zu prüfen, in welcher Größenordnung bereits ALG I-Empfänger, ALG II erhalten. Ergäbe die Prüfung, dass der Anstieg der Ausgaben für ALG II auf in Beschäftigungsverhältnissen stehende "Aufstocker" zurückzuführen ist, so ginge der Artikel am Hauptproblem der Zunahme öffentlicher Ausgaben vorbei.


Aus: "Fünf Jahre nach dem Hartz-Bericht: Von der Jahrhundertreform zum Milliardengrab" Von Sven Astheimer und Nico Fickinger (F.A.Z., 16.08.2007, Nr. 189 / Seite 11)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub6B15D93102534C72B5CF6E7956148562/Doc~E79B1E1762EDE4D50AB6984B39D558D78~ATpl~Ecommon~Skomlist.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wie gestern berichtet, leben in Berlin inzwischen 180 000 Kinder in Haushalten, die mit dem Arbeitslosengeld II auskommen müssen. Die Zahl der in Armut aufwachsenden Kinder liegt nach Angaben des Kinderschutzbundes sogar noch höher. Man müsse auch die Familien berücksichtigen, die aufgrund ihres geringen Einkommens einen Kinderzuschlag erhalten, mahnte gestern Katrin Hentze vom Kinderschutzbund. Auch die Asylbewerber kämen noch hinzu. Insgesamt müsse man deshalb von weiteren 20 000 Betroffenen ausgehen.

[...] Da sich die Arbeitslosigkeit in manchen Bezirken besonders ballt, potenzieren sich die Probleme. In Nord-Neukölln etwa leben drei von vier Kindern in sozial schwachen Familien. ,,Dort gibt es ganze Schulklassen, in denen kein Elternteil mehr Arbeit hat", beschreibt Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) den Umfang des Desasters. Nicht umsonst hieß es in dem Rütli-Brandbrief, dass die Schüler mitunter die Einzigen in ihren Familien seien, die morgens aufstünden. Selbst wenn man die besser gestellten Ortsteile Buckow, Britz und Rudow, also Süd-Neukölln, hinzunimmt, lebt in Neukölln fast jeder zweite Schüler in einer Familie, die Transferleistungen bekommt. Ähnlich ist es in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg.

Durch die Ballung der Problemkinder schon in den Kitas würden sie in ihrer Entwicklung zusätzlich zurückgeworfen, mahnen die dortigen Erzieher (siehe nebenstehendes Interview). Manche Kinder könnten keine Berufe aufzählen, weil in ihrer gesamten Umgebung niemand mehr arbeitet. In den entsprechenden Familien kommt zur finanziellen Armut auch noch eine extreme Anregungs- und Bildungsarmut. ,,Die Armut der Eltern schlägt auf die Kinder durch", fasst Georg Kohaupt vom Kinderschutzzentrum die Lage zusammen.

[...] Angesichts der Lage fordert FDP-Jugendpolitikerin Mieke Senftleben ein Bürgergeld, das ,,einfach, gerecht und übersichtlich" sei und einen Kinderzuschlag enthalten müsse. Wenn, wie bisher, in vierzig verschiedenen Ämtern hunderte verschiedener Sozialleistungen beantragt werden könnten, profitierten ,,nicht die Bedürftigen, sondern die Findigen."

Der DGB wies gestern die Forderung von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) zurück, den Kinderzuschlag für Geringverdiener zu erhöhen. Damit lasse sich nur für jedes fünfte Kind eine Brücke aus Hartz IV bauen. Besser sei es, einen Mindestlohn einzuführen.

Quotemop, 23.08.2007:

hallo,

vielleicht kann man die kinder "outsourcen" um kosten zu sparen.

[...]


Aus: "Berlin - Leben von Hartz IV: Schwerer Start"  Von Ralf Schönball und Susanne Vieth-Entus (22.08.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/Hartz-IV-Mindestlohn;art270,2363540


Textaris(txt*bot)

#90
Quote[...] Sie wollten die staatlichen Zuschüsse für die Parteien um 15 Prozent erhöhen, obwohl nur 5,9 Prozent üblich sind. Nun rudern SPD und Union zurück, wohl auch weil sie um ihr Ansehen fürchten.


Aus: "Parteienfinanzierung: SPD und Union plötzlich bescheiden" (20.08.2007)
Quelle: http://www.zeit.de/news/artikel/2007/08/20/2361762.xml

-.-

Quote[...] Auf der Kabinettsklausur in Meseberg wird nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel noch keine Entscheidung über eine Erhöhung der Hartz-IV-Leistungen fallen. Das Thema werde erst Ende des Jahres geklärt, sagte Merkel in einem Interview der Bild am Sonntag.

Quote19.08.2007 14:56:44
Elvloots: Machtwort

Merkel macht was !!! Sie spricht mit Macht daß nichts gemacht wird!
Etwas Neues !

Quote19.08.2007  17:28:19
koaner: Hose wie Jacke

Frau Merkel hat im Korsett des globalen Kapitalismus in Wahrheit nur noch minimale Gestaltungsspielräume. Auch sie erledigt, was ihr von der Wirtschaft aufgetragen wird. Es ist inzwischen völlig egal, ob uns der "Autokanzler" oder "die gnädige Frau" an die Plutokratie verkauft, die da gerade in diesem Lande entsteht und deren "prophylaktische"
Notstandsgesetzgebung aus dem Hause Schäuble schon ihre Schatten voraus wirft. [...]
Kommentare auf "Hartz-IV-Diskussion: Merkel spricht Machtwort - Merkel hat genug von der Diskussion um Arbeitslosengeld II und Mindestlohn. Vor November werde keine Entscheidung getroffen, sagt die Kanzlerin.
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/911/128698/?page=1#readcomment

-.-

Quote[...] Aber anders als bis zur Jahrtausendwende bestreite niemand mehr den stetigen Anstieg der Kinderarmut. Minderjährige sind inzwischen die Bevölkerungsgruppe mit dem größten Risiko, unter die Einkommensgrenze zu rutschen. Das prägt fürs Leben. Mit beunruhigenden Folgen für eine Gesellschaft, die über zu wenig Nachwuchs klagt.

[...] Man darf es sich nicht zu einfach machen. Kinderarmut heißt nicht bloß, dass Kleinkinder auf ihr Lieblingsspielzeug verzichten müssen und Teenager keine Markenklamotten bekommen. ,,Das ist viel zu kurz gefasst", sagt Katrin Hentze vom Kinderschutzbund Berlin, ,,da geht es um eine andere Dimension."

Die Sozialarbeiterin leitet einen Kindergarten im Wedding, den ausschließlich Kinder von Leistungsempfängern besuchen. Sie spricht von der Isolation dieser Familien, in denen kaum jemand den nahe gelegenen Kinderbauernhof kennt, von der schlechten Bildung der Mütter, von Gewalt. In diesen Kreisen wird Armut ,,vererbt", die Resignation ist groß.

In Extremfällen versaufen Väter die Essensration ihrer Zöglinge. Zugleich kommen Eltern aus Zehlendorf und Steglitz in die Beratungsstelle des Kinderschutzbundes, Leute mit anständigen Berufen, die unter der Last der Arbeitslosigkeit einknicken. ,,Wenn man sich als Erwachsener so entwertet fühlt, ist es ganz schwer, die Kinder aufzuwerten und ein Vorbild zu sein", sagt Hentze.

[...] Langzeitstudien haben ergeben, dass es sehr wohl Jungen und Mädchen gibt, die eine Kindheit in Armut unbeschadet überstehen - eben wenn die Eltern geschickt haushalten, Schulnoten und Familienklima wichtiger nehmen als Flachbildschirme und schon vom Kindergarten an die Förderung stimmt.

Nichtsdestotrotz, so Gerda Holz, die diese Untersuchungen am Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik geleitet hat, ist Armut der größte Risikofaktor für die Lebenschancen von Kindern - einflussreicher als etwa der Bildungsgrad der Eltern oder ausländische Herkunft. Dabei gelte grundsätzlich, sagt Holz: ,,Je früher die Armut anfängt und je länger sie dauert, desto größer sind die Folgen."

Arme Kinder gehen später oder seltener in den Kindergarten als Gleichaltrige aus Mittelschichtsfamilien, sie bleiben schon in der Grundschule öfter sitzen und haben als Zehnjährige schlechtere Noten. Das Selbstbewusstsein leidet, die Gesundheit, die soziale Kompetenz.

Für die Kinder selbst ist am schlimmsten, wenn überforderte Eltern keine Geduld und Liebe mehr übrig haben. Und die Einsamkeit. Arme Kinder gehen nicht in die Musikschule oder zum Fußball (weil die Eltern die Beiträge nicht zahlen können). Sie feiern ihren Geburtstag nicht (weil weder ein eigenes Zimmer noch Geld für Apfelschorle und Kuchen da ist).

Wer sich die Klassenfahrt nicht leisten kann, verpasst Schlüsselmomente der Gruppendynamik. Wer nicht mitreden kann über den neuesten Harry Potter, kein Fahrrad besitzt für gemeinsame Unternehmungen am Nachmittag und dann nicht einmal hippe Turnschuhe trägt, gehört eben nicht dazu. Erwachsene nennen das Ausgrenzung.

[...] Vorschläge gibt es viele: Der Politologe Butterwegge kokettiert mit dem Mindestlohn. Nach Meinung der Forscherin Gerda Holz dürften Bildungs- und Freizeitangebote wie Schwimmbäder, Vereine und Kitas für Kinder nichts kosten. Rainer Krebs vom Diakonischen Werk Berlin findet, Alleinerziehende könnten für ihren Dienst an der Gesellschaft ruhig mit einem vernünftigen Einkommen ausgestattet werden.

QuoteKlasse Bericht!
Harry Hirsch (timX)
26.08.2007, 16:41
Gut recherchiert und ohne das übliche populistische und tränenreiche BlaBla. Eigentlich hätte man solchen Bericht von der TAZ, Süddeutsche o. ä. erwartet. So ändern sich die Zeiten. Die Konservativen als System-Kritiker. Man lernt nie aus. Danke FAZ.

QuoteArmut hat auch eine andere Seite
Franz Müller (Franzy)
26.08.2007, 19:14
... nämlich die, dass die Leute wieder lernen, mit dem Geld als etwas Kostbarem umzugehen.

Mein Gott, wenn ich das höre: hat kein Auto, muss wieder zu Fuss gehen ..., als ob das ein Problem wäre! Millionen gehen jeden Tag zu Fuss, und zu Fuss gehen ist gesund und hilft der Figur und dem Kreislauf. Also mal nicht so gemeckert.

Und dass das Essen nicht jeden Tag vom Delikatessenladen stammen kann, ist eine absolute Selbstverständlichkeit in den allermeisten Haushalten Deutschlands und hat mit HarztIV definitiv nichts zu tun.

Armut hindert Kinder nicht, fleißig zu Hause zu lernen, ihre Hausaufgaben zu machen und reich an Bildung zu werden. Wenn ich die binomische Formel lerne, brauche ich dazu keinen Edelbleistift von Faber. Was haben gute Schulergebnisse denn mit Reichtum oder Armut zu tun? Setzt Euch wieder auf Eure Hosenboden und fangt endlich wieder an zu lernen! Und weg mit den Zeit- und Gelddieben Playstation und Handy.

Sapperlot nochmal!


Aus: "Kinderarmut: Der Mangel, die Scham und das Glück" Von Julia Schaaf (26. August 2007 )
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub867BF88948594D80AD8AB4E72C5626ED/Doc~E14413D92474F4814A658CC21C82860B3~ATpl~Ecommon~Scontent.html

-.-

Quote[...] Ursula von der Leyen hat in zwei Jahren Erstaunliches geleistet – das Elterngeld durchgesetzt, den Ausbau der Krippen forciert. Doch bei einem Thema versagt die Familienministerin: bei der Bekämpfung der Kinderarmut. Zwei Millionen Kinder leben in Hartz-IV-Haushalten, und trotz Aufschwung kommen mehr dazu. Offenbar leidet die deutsche Familienpolitik an einer Wahrnehmungsstörung: Jedes sechste deutsche Kind wächst unter problematischen Bedingungen auf, doch niemand kümmert das.

Quote27.08.2007 12:18:11

wq122335: Ein guter Bericht über Kinderarmut

Als Konservativer muß ich zugestehen, dass es der CDU nur um das Bildungsbürgertum
(Kinder besser gestellter Eltern) von Frau Bildungs-Ministerin Schavan geht.
Wenn im Hartz IV Kinder-Regelsatz von 208 € kein Cent für Bildung/Schule enthalten ist, sagt das alles aus. Ein Schulmittagessen ist auch nicht drin.
Wer diese Tatsachen relativiert "alles halb so schlimm, man muß sich nur einen Arbeitsplatz besorgen", der betreibt nur "Kommunikationspolitik" .
Das Ziel in jedem Unternehmen ist Gewinnmaximierung. Was mit den Kindern der entlassenen Arbeitnehmer passiert, ist vollkommen egal.
In der Folge ist es die Aufgabe des Staates , diesen armen Kinder eine menschenwürdige
Perspektive mit einer ordentlichen Ausbildung zu ermöglichen.
Denn die "billigen" armen Kinder von heute sind die teuren Erwachsenen (Hartz IV) von morgen.

Quote27.08.2007  11:27:47
Einzelmeinung: Der Leyen neue Kleider

Ergänzend die nackten Tatsachen:
Erziehungsgeld für das "arbeitsscheue Pack" (bis 2007): max. 24 x 300 Euro
Elterngeld (ab 2007): 12 x 300 Euro

Kürzung: bis zu 50%

Quote27.08.2007  10:45:05
DrMacabre: Es gab einmal eine Zeit in diesem Land

....da konnte ein Familienvater seine Familie problemlos selbst ernähren.
Die ganze Diskussion um berufstätige Mütter und Kindertagesstätten wäre völlig unnöten, würden die Menschen ausreichend verdienen!

Doch dann wird lieber Zurückhaltung bei Lohnverhandlungen gefordert.
Und das immer offensichtlicher zum Wohle eine kleinen Elite, die sich dann auf unsere Kosten ein schönes Leben machen kann.

Quote27.08.2007 10:13:19
gigi10: Kinder führen in die Armut

Wer bekommt heute noch Kinder? Das sind Beamte in sicheren Arbeitsverhältnissen, optimistische junge Leute, die es einfach wagen, weil sie Kinder lieben, Frauen, bei denen die biologische Uhr tickt und jene, die aufgrund mangelnder Ausbildung einfach keine andere Lebensperspekive haben und letztendlich jene, bei denen "es" halt einfach passiert.

Eigentlich haben nur noch Beamte die Möglichkeit, ihre Kinder in gesicherten Verhältnissen großzuziehen. Bei allen anderen ist die Zukunft unsicher...Es fehlt in Deutschland inzwischen an allem: an guten Kinderbetreuungseinrichtungen, an guten und modernen Schulen, am familiengerechtem Steuersystem, an familiengerechten Arbeitsplätzen , an existenzsicherndem Einkommen...

Was ist nur aus diesem reichen Staat geworden? Unfähige und satte Politiker sollte man zum.... jagen!

Quote26.08.2007 23:25:01
u_m: Leistung muss sich wieder lohnen

das waren Wahlkampfparolen für Steuersenkungen. Da muss nicht generell dagegen sein. Das bedeutet aber, wenn sich der Staat zurückzieht, müssen private Organisationen Solidarität mit den armen Schichten der Bevölkerung und der Kindern aufbauen. Dies geschieht offensichtlich nicht. Die Steuern wurden gesenkt, aber welche Leistung wurde für diese Gesellschaft eigentlich erbracht? Vielleicht könnte man doch auf bestimmte Leistungsmenschen eher verzichten und sich auf die konzentrieren, deren Förderung einfach nur menschlich ist.

Quote
26.08.2007 23:20:31
der-idrus: @ Ein Armutszeugnis

"Zwei Millionen Kinder leben in schwierigen Verhältnissen, die Familienministerin sieht tatenlos zu" . Das gehört zum Schlimmsten was ein Volk seinem Volk antun kann ! ! zugunsten von Kapitalistischen Interessen ! ! die Vernachlässigung seiner eigenen Zukunft ! !

Quote26.08.2007 22:53:37
cajkacechovs: Armut kaschieren

Wovon handelt dieser Artikel hier? Hat es sich noch nicht rumgesprochen, dass es zum Leben für die breite Masse, selbst wenn zwei arbeiten gehen allerdings nicht mehr ausreicht? Der Journalist kann sich sicher auch keine... Kinder mehr leisten, deswegen diese Reportage! Das: "Die Familienministerin sieht tatenlos zu" könnte im TV als Daily Soap erscheinen. Würde mich auch nicht wundern. überall nur noch ein struggle for life, vom sicheren Schreibstuhl aus kommen keine besonderen Einfälle.

Quote26.08.2007 22:33:10
gantock:

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Aus: "Ein Armutszeugnis - Zwei Millionen Kinder leben in schwierigen Verhältnissen, die Familienministerin sieht tatenlos zu" Von Felix Berth
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/deutschland/meinung/967/129745/

-.-

Quote[...] Gegen eine Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze wandte sich Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU). "Die aktuellen Preissteigerungen sind auch mit den geltenden Regelsätzen zu verkraften", sagte Kauder dem Magazin "Focus". Es könne nicht bei jeder Preisschwankung eine neue Diskussion über Hartz IV beginnen. Auch FDP-Parteichef Guido Westerwelle wandte sich gegen eine Hartz-IV-Aufstockung. Schon jetzt habe eine vierköpfige Familie mit staatlichen Leistungen zum Teil mehr Geld als dies ein Beschäftigter mit einer einfachen Arbeitsstelle habe, sagte Westerwelle am Sonntag im Deutschlandfunk.

Die hessische SPD-Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im Januar 2008, Andrea Ypsilanti, plädierte für eine rasche Anhebung der Hartz-IV-Sätze. "Wir müssten die Regelsätze in kürzeren Abständen überprüfen, als dies bisher vorgesehen ist", sagte Ypsilanti der "Stuttgarter Zeitung" (Montag). "Wenn wir die Berichte der Sozialverbände über Kinderarmut hören, von den Klagen, dass Kinder mit der Sozialhilfe nach Hartz IV nicht gesund genug ernährt werden können oder sie kein Geld für den Mittagstisch in der Schule haben, dann dürfen wir das nicht einfach ignorieren."

Der Bundesverband der Selbstständigen (BDS) warnte dagegen vor einem "Linksruck" der Politik. Höhere Hartz-IV-Leistungen und ein flächendeckender Mindestlohn wären der falsche Weg, sagte Verbandspräsidentin Dorothea Störr-Ritter in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Freiburg. Die Wahlerfolge der Linken und das Umfragetief der SPD dürften nicht dazu führen, dass sich die großen Parteien umorientierten und "den Rückwärtsgang einlegen". (dpa)


Aus: "Hartz-IV: Entscheidung erst im Herbst" (19.08.07)
Quelle: http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1187508268480.shtml


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Durchschnitt verdienen Bulgaren 150 Euro im Monat - bei Preisen von annähernd westlichem Niveau. Viele Familien können ihre Kinder deshalb nicht mehr ernähren. Oft sind Kinderheime die letzte Zuflucht. Dort stranden Kinder mit vielen Problemen. "Zwei unserer kleinen Jungs haben vorher in einem kleinen Container gelebt, zusammen mit Hunden und Katzen, ohne Essen und mit großen psychischen Problemen. Sie sind jetzt seit drei Jahren hier und entwickeln sich auch physisch sehr stark", sagt Darina Kukewa.

[...] Die Mehrheit der Kinder im Waisenheim Maria Luisa – wie auch in allen anderen bulgarischen Kinderheimen - sind Roma. Sie waren die ersten, die nach der politischen Wende 1989 ihre Arbeit verloren. So wie Anton. Er kümmert sich so gut er kann um seine acht Kinder, auch wenn es ihm sehr schwer fällt. Früher arbeitete er als Werkzeugmacher in einer Fabrik. Als die vor Jahren pleite ging, fand er nie wieder einen Job.



Anton ist nicht nur ein guter Handwerker sondern auch ein begnadeter Sänger. Die Familie verbringt häufig Abende mit gemeinsamem Musizieren. Ein Vergnügen, das nichts kostet und den oft knurrenden Magen vergessen lässt, erzählt der Roma mit einem gequälten Lachen. Anton und seine Familie sind völlig abgemagert. Die Roma kämpfen täglich ums Überleben. Viele andere haben schon aufgegeben. Ihre Kinder landen im Kinderheim.


Aus: ""Wir leben aus Müllcontainern" - Kinderarmut in Bulgarien" (Europa | 24.02.2007)
Quelle: http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2362210,00.html

-.-

Quote[...] Bulgarien (bulg. ???????? [b?lg'arija]) ist eine Republik in Südosteuropa, die an Griechenland, Mazedonien, Rumänien, Serbien sowie an die Türkei grenzt. Der am Schwarzen Meer liegende Staat ist seit 1. Januar 2007 Mitglied der Europäischen Union.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bulgarien (08/2007)


Textaris(txt*bot)

Quote[...]  Für die Erhebung zu den sogenannten ,,Netz-Cafe-Flüchtlingen" hatte das Ministerium rund 2000 Übernachtungsgäste in 87 Internet-Cafes sowie außerhalb solcher Einrichtungen im ganzen Land befragt. Danach schlafen acht Prozent der Befragten in solchen Cafes, weil sie kein eigenes Dach über dem Kopf haben. Basierend darauf schätze das Ministerium, dass landesweit rund 5 400 Menschen Internet-Cafes als Ersatzwohnung benutzen, hieß es. Viele von ihnen sind ,,Freeter", eine Ableitung vom englischen ,,free" und dem deutschen ,,Arbeiter". So werden in der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt junge Leute genannt, die von einer Teilzeit-Arbeit zur nächsten springen.

Inzwischen arbeitet jeder dritte Beschäftigte in Japan mit einem temporären Vertrag. Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Japaner in relativer Armut leben. Mancher leidet unter Depressionen oder an anderen Krankheiten. Wer nicht mehr arbeiten kann, verliert am Ende auch seine Wohnung. Zuflucht suchen viele Freeter dann in Internet- Cafés, die Übernachtungsmöglichkeiten samt Duschen bieten.


Aus: "Gesellschaft: Tausende ,,Internet-Cafe-Flüchtlinge" in Japan" (HANDELSBLATT, Dienstag, 28. August 2007)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/News/Journal/Vermischtes/_pv/_p/204493/_t/ft/_b/1315009/default.aspx/-tausende-internet-cafe-fluechtlinge-in-japan.html

Textaris(txt*bot)

#93
Quote[...] Mit vielem hat sich Matthias Rolle arrangiert in seinem langen Berufsleben: Die quälenden Nachtschichten von abends elf bis morgens um sieben, das stundenlange Stehen mit Wollpullover und Thermoweste in einer fünf Grad kalten Kühlhalle, der ständige Blutgeruch von frischem Fleisch. Auch dass er als Schichtarbeiter während der Woche Frau und Kind kaum sieht, hat er gelernt zu ertragen. "Das Familienleben", sagt er, "findet eben am Wochenende statt."

Mit einem aber mag der Dresdner Fleischer sich nicht abfinden. Er arbeitet nicht selten 40 Stunden die Woche und mehr, aber es kommt immer weniger dabei heraus. Matthias Rolle legt einen dreifach gefalteten DIN-A4-Zettel auf den weißen Campingtisch. Es ist seine Verdienstbescheinigung.

Brutto bekommt er im Monat rund 1600 Euro. Nach allen Abzügen bleiben unter dem Strich gut 1200 Euro übrig. Das ist kaum mehr, als mancher Hartz-IV-Empfänger nach Hause bringt. Sein Gehalt ist schon seit Jahren nicht gestiegen, gleichzeitig werden Strom und Lebensmittel immer teurer. "Wohlstand ist ein Traum", sagt er, "der mit ehrlicher Arbeit nicht mehr zu verwirklichen ist."

Die triste Bilanz des Schichtarbeiters deckt sich mit der Erfahrung von Millionen Menschen im Land. Sie arbeiten hart und kommen doch kaum über die Runden. Was sie verdienen, reicht immer weniger zum Leben. Wie nie zuvor in der Nachkriegsgeschichte haben die Arbeitnehmer in den vergangenen Jahren materielle Einbußen hinnehmen müssen.

Bei den meisten stagniert der Verdienst seit Jahren. Immer mehr müssen wieder 40 Stunden oder mehr die Woche arbeiten, immer weniger haben Anspruch auf betriebliche Sonderleistungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Seit 15 Jahren sind die realen Bruttoverdienste der Arbeitnehmer praktisch nicht mehr gewachsen.

Wie kaum eine andere Bevölkerungsgruppe haben die abhängig Beschäftigten das vergangene Jahrzehnt als Verlustphase erlebt. Einkommen, Jobs, Abgaben: Überall stand ein dickes Minus vor der Bilanz. Das galt besonders für jene Werktätigen, die als Bauhelfer, Bandarbeiter oder Lkw-Fahrer auf den unteren Etagen der Verdienstskala angesiedelt waren.

Sie mussten mit ansehen, dass sie am Monatsende oft kaum mehr im Portemonnaie hatten als mancher Fürsorgebezieher. Sie mussten erleben, wie sich ihre einst mit Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen geregelte Arbeitswelt in eine partiell rechtsfreie Wildwest-Ökonomie verwandelte. Sie mussten hinnehmen, dass sie in vielen Berufen nur noch als Zeitarbeiter, Minijobber oder Scheinselbstständige gefragt waren.

Der Niedriglohnsektor, der lange Zeit als unterentwickelt galt, wächst seit Jahren. Mittlerweile arbeiten nach einer Studie der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit fast vier Millionen Deutsche zu Löhnen, die weniger als zwei Drittel des Durchschnittsverdienstes erreichen. Das ist ein Zuwachs von zehn Prozent innerhalb weniger Jahre.

Bei manchen Armutslöhnern reicht das Gehalt nicht mal mehr aus, wenigstens das Existenzminimum zu decken. Fast eine halbe Million Bundesbürger verdienen mit ihrer Vollzeitstelle so wenig Geld, dass sie zusätzliche finanzielle Unterstützung in Form von Arbeitslosengeld II benötigen.

Nicht nur, dass immer mehr Deutsche in die Zone materieller Bedrängnis abrutschen, sie finden auch immer seltener wieder heraus. Wer einmal in die Verliererregion aus Niedriglohnjobs und Hartz IV eingetaucht ist, bleibt ihr mit einiger Sicherheit dauerhaft erhalten, zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Zwei Drittel aller Armutslöhner sind auch fünf Jahre später noch Armutslöhner, lediglich ein Drittel schafft den Sprung zu einem besser bezahlten Job.

Der Exportweltmeister darf sich damit einer weiteren, eher fragwürdigen internationalen Spitzenstellung rühmen: In keinem anderen Land Europas finden Geringverdiener so schlechte Aufstiegschancen vor wie hierzulande.

Längst hat die Erosion der Arbeitnehmereinkommen das soziale Klima im Land verändert. In der Unterschicht breitet sich das Gefühl aus, dauerhaft von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt zu sein. In der Mittelschicht wiederum fürchten viele, möglicherweise bald selbst in die gesellschaftliche Verliererregion abzusteigen.Von einem "Klima der Verunsicherung" sprechen Soziologen, seit die Entlassungswellen der großen Konzerne auch die Büroflure entvölkern und sich vermehrt Angestellte oder kleine Unternehmer in den Büros der Schuldnerberatungen drängen. 72 Prozent der Deutschen beunruhigt, dass selbst in Firmen, denen es gut geht, die Arbeitsplätze nicht mehr sicher sind.

Es geht um mehr als um ein paar Euro zusätzlich in der Lohntüte. Es geht um das Vertrauen in die ökonomische und gesellschaftliche Grundordnung der Republik. Noch vor wenigen Jahren galt die soziale Marktwirtschaft als Garant für ökonomisches Wachstum und gesellschaftlichen Ausgleich. Heute glauben nach Erkenntnissen der Meinungsforscher nur noch 28 Prozent der Bundesbürger, dass es gerecht zugeht im Land.

Wo die Ursachen für die verbreitete Unzufriedenheit zu suchen sind, verrät die amtliche Lohn- und Verteilungsstatistik. Mitten im stärksten weltwirtschaftlichen Aufschwung seit Jahrzehnten sind Deutschlands Arbeitnehmer einer Zangenbewegung ausgesetzt, die viele als Anschlag auf den eigenen Lebensstandard erleben. Zum einen nimmt der Staat den Arbeitnehmern erhebliche Teile ihres Einkommens in Form von Steuern und Beiträgen ab, um seine Sozialsysteme zu finanzieren. Das mindert den Nettoverdienst.

Zum anderen schwächt der globale Kapitalismus die wirtschaftliche Position der abhängig Beschäftigten. Was Karl Marx bereits vor 150 Jahren als "rasende Jagd der Bourgeoisie über die ganze Erdkugel" beschrieb, hat heute eine neue Etappe erreicht. Die Opfer sind die Arbeitnehmer in den alten Industrieländern, die ohnmächtig mit ansehen müssen, wie sie die neue Weltwirtschaftsordnung einer bislang unbekannten Konkurrenz aussetzt - und ihre Bruttolöhne drückt.

Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas und Indiens sowie der Fall des Eisernen Vorhangs führen dem Weltmarkt ein Millionenreservoir billiger Arbeitskräfte zu. Konkurrenz belebt das Geschäft, aber sie drückt die Preise - auch diejenigen für die Ware Arbeitskraft. Wer bislang als einfacher Arbeiter in der Textil-, Elektronik- oder Gebrauchsgüterindustrie Europas oder Nordamerikas sein Auskommen fand, sieht sich nun oft vor eine höchst unangenehme Alternative gestellt: Entweder er akzeptiert einen niedrigeren Lohn - oder sein Job wandert ins Ausland.

In vielen der alten Industrienationen erwies sich die Globalisierung für die Arbeitnehmer so als "giftiges Gemisch aus Ungleichheit und niedrigen Löhnen", wie der liberale Londoner "Economist" feststellt. Kaum irgendwo aber war der Anpassungsdruck so groß wie in der Bundesrepublik, wo die Arbeitskosten im Gefolge der deutschen Vereinigung auf ein weltweites Spitzenniveau geklettert waren.

Es begann jener Prozess, den Ökonomen auf den verniedlichenden Begriff der "Lohnzurückhaltung" getauft haben. Das klingt nach vornehmer Bescheidenheit und einsichtsvollem Verzicht. Tatsächlich büßten die Arbeitnehmer weit mehr von ihrem Lebensstandard ein, als nötig gewesen wäre.

Denn nach den Faustregeln der Ökonomie hätten die Einkommen im vergangenen Jahrzehnt um 2,5 Prozent pro Jahr steigen dürfen. Um diesen Wert nämlich legte die Wirtschaftsleistung zu, die ein Beschäftigter im Schnitt erzeugte. Tatsächlich aber sanken die realen Nettoverdienste pro Arbeitnehmer im Schnitt um 0,5 Prozent jährlich.

Die Differenz strichen die Unternehmen und der Staat ein. Ihr Gewinn addierte sich, über das gesamte zurückliegende Jahrzehnt gerechnet, auf die ansehnliche Summe von rund 250 Milliarden Euro. Immerhin: Was die Beschäftigten einbüßten, nutzte der Wirtschaft insgesamt. So gering war der Lohnanstieg in den vergangenen Jahren, dass er dauerhaft hinter dem Wachstum der Produktivität zurückblieb; ganz anders als in Ländern wie Frankreich, Italien oder den USA.

Entsprechend wurden die deutschen Unternehmen auf den Weltmärkten immer wettbewerbsfähiger. Maschinenbau, Chemie, Autoindustrie: die Vorzeigebranchen der Republik nutzten die günstige Entwicklung der heimischen Arbeitskosten, um von einem Exportrekord zum nächsten zu eilen.

Erst wuchsen die Umsätze im Auslandsgeschäft, dann legten die Investitionen im Inland zu, und mittlerweile zeigt auch der notorisch erstarrte Arbeitsmarkt ungewohnte Lebenszeichen. Vom Mittelstand bis zur Großindustrie kündigen die Unternehmen mittlerweile an, wieder neues Personal einstellen zu wollen.

Von einem "Lohnkostenwunder" sprechen mittlerweile die Ökonomen und signalisieren damit zweierlei: Erstens, die jüngste wirtschaftliche Erholung kommt kaum weniger überraschend als der mirakulöse Wiederaufstieg Deutschlands nach dem Weltkrieg.

Zweitens, die Belebung ist vor allem jenen zu verdanken, die mit ihrem Konsum- und Wohlstandsopfer die Kostenseite der heimischen Unternehmensbilanzen wieder in Ordnung gebracht haben. Ausgerechnet die deutschen Arbeitnehmer, die jahrelang als zu bequem, zu unflexibel und zu teuer verspottet wurden, gelten plötzlich wieder als Standortvorteil.

Ein Trost ist das nicht - zu ungleich sind die Früchte des Aufschwungs verteilt. Während Aktienkurse, Gewinne und Managergehälter explodieren, haben die Lohnzuwächse in den vergangenen Jahren vielfach nicht einmal die Preissteigerung ausgeglichen. "Wenn wir es klassenkämpferisch ausdrücken, haben wir in den letzten Jahren eine Umverteilung von Arbeit zu Kapital gesehen", sagt der Frankfurter Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen.

[...]


Aus: "SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT: Arm durch Arbeit - die neue Ausbeutung" Von Michael Sauga
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,509965,00.html

-.-

Quote[...] Die Dienstverpflichtung von Menschen – vornehmlich aus "den niederen Klassen" – zu einer Beschäftigung ist eine weit aus der Vergangenheit in die Gegenwart überkommene Konstruktion der jeweils Herrschenden. "Arbeitspflicht" als ihr Instrument ist dabei – bei allen Schwankungen im jeweiligen Gebrauch – historisch nie wirklich überwunden gewesen.

Die Konjunkturphasen und Abschwünge in der Nutzung desselben haben sich vorrangig danach entwickelt, wie sich die politisch-ökonomischen Prozesse formten und welche moralisch-ethischen Werte vorherrschend waren. Stets prägten Entrechten, Strafen, Disziplinieren, Aufbewahren, "Bessern" der Müßiggänger, Querulanten, Simulanten und sonst "Outlaws" die eine Seite des ausführenden Selbstverständnisses. Und stets prägte die Chance, die in diesem Ensemble zwar begrenzten, aber doch gegebenen Arbeitspotenziale zur Reduzierung der Kosten für deren Lebensunterhalt oder gar zur (Mit-)Finanzierung anderer Aufgaben zu nutzen, die andere Seite des verwaltenden Selbstverständnisses.

Dieser Widerspruch hat zuletzt über das Bundessozialhilfegesetz als Prinzip in das Arbeitslosengeld (ALG) II Einzug gehalten. Seine aktuelle Form als "Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung" – im Volksmund auch "Ein-Euro-Job" genannt – war Gegenstand einer empirischen Studie, die unter anderem von der Stiftung W in Auftrag gegeben und von der Diplom-Ingenieurin Irina Vellay mitorganisiert worden ist. 

[...] Welche Schlussfolgerungen lassen sich Ihrer Meinung nach daraus ziehen, dass die vorliegenden Ergebnisse so wenig mit den eigentlich für diese Maßnahmen proklamierten Zielstellungen – "neue Chancen", in Arbeit bringen etc. - in Einklang zu bringen sind?

Irina Vellay: Wie bereits gesagt, es geht den Herrschenden, vertreten durch die bürgerlichen politischen Parteien, um einen anderen als den proklamierten Anwendungsbereich. Insofern sind auch keine der angekündigten Erfolge am 1. Arbeitsmarkt zu erwarten. Hier zeichnen sich Strategien ab, wie man in Zukunft mit den "Überflüssigen" in der Gesellschaft umgehen will.

Wie meinen Sie das?

Irina Vellay: Ein wachsender Teil der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland bleibt auch in Zukunft dauerhaft aus existenzsichernder Erwerbsarbeit ausgegrenzt, weil ihre Arbeitskraft nicht profitträchtig genug verwertet werden kann und weil sie für das geforderte Leistungsniveau zu alt, zu krank oder einfach nicht so wie angefordert ausgebildet sind. Kurz gesagt, sie sind für die Kapitalverwertung "überflüssig" und schmälern durch die anfallenden Unterhaltungskosten auch noch die durchschnittliche Profitrate des Kapitals.

Hier sinnt man auf Abhilfe und ist auf die Idee gekommen, dass die "Restproduktivität" dieser Menschen hinreichen könnte, einen Unterhalt am Existenzminimum annähernd zu gewährleisten. Bislang steht der Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht für Transferleistungsempfänger allerdings noch das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes entgegen. Sobald jedoch der EU-Vertrag in bisher bekannter Form Gültigkeit erlangt, werden diese Regelungen aufgehoben, da dieser Vertrag keine vergleichbaren Regelungen enthält.

Was also tun?

Irina Vellay: Es gibt nach wie vor erheblichen Aufklärungsbedarf, auch wenn jeder und jede zu wissen glaubt, dass es sich hier um Repressionen handelt, die natürlich abzulehnen sind. Die wesentliche Verschiebung ist, dass den Betroffenen die Bürgerrechte abgesprochen werden, weil sie nicht mehr Vertragssubjekt sind. Das bürgerliche Recht, z. B. das BGB, basiert auf der Idee des Vertrages zwischen zumindest formal gleichen Parteien. Ein Vertrag kann danach nur aus freiem Willen geschlossen werden oder er erlangt keine Rechtsgültigkeit.

Im Rahmen der für erwerblose Leistungsempfänger vorgesehenen Eingliederungsvereinbarung soll jedoch die Behörde eine Unterschrift mit der Androhung von Sanktionen bis hin zum vollständigen Leistungsentzug erzwingen können. Damit ist für die erwerbsfähigen Transferleistungsbezieher als nicht gerade kleiner Teil der Gesellschaft die Grundlage der bürgerlichen Gesellschaft aufgekündigt. Das hat weitreichende Konsequenzen. Wie dünn das "Eis" ist, zeigt sich daran, wie schnell menschenverachtende Verhaltensweisen um sich greifen. So wurde uns außerhalb der Studie von einem Fall beim Dortmunder Tiefbauamt berichtet, wo ein schwer Körperbehinderter gezwungen wurde, beim Müllsammeln den Sack mit den Zähnen zu halten, damit er mit dem gesunden Arm den Müll einfüllen konnte.

Quote9. Oktober 2007 1:59
Ideologisch verbrämte Scheiße
Der Paraklet von Kaborka (mehr als 1000 Beiträge seit 08.10.02)

Wenn ich Wörter wie "Obrigkeit" oder "Herrschende" lesen muss, weiß
ich gleich woher der Wind weht. Das Ergebnis dieser
"wissenschaftlichen Studie" war damit von Anfang an klar.

MfG
Kaborka

Quote9. Oktober 2007 9:26
Weil du als Profiteur der Unrechtsverhältnisse...
demon driver (mehr als 1000 Beiträge seit 25.02.00)

... die Wahrheit nicht hören willst?

Um den Ausführungen im Artikel, die zutreffend ein in den letzten
Jahren verschärftes, institutionalisiertes Unrecht beschreiben, etwas
entgegenzusetzen, bedürfte es schon ein wenig mehr als gebräuchliche
"Wörter wie 'Obrigkeit' oder 'Herrschende'" nicht zu mögen.

d. d.


Quote9. Oktober 2007 6:21
Die Lebenserfahrung ist die einer chronischen Vergewaltigung
Ava Odoemena, Ava Odoemena (261 Beiträge seit 03.10.06)

Gerade heute habe ich mich wieder gefragt ob wir ALGII Asylanten und
Zwangsarbeiter nicht doch Opfer einer besonders obskuren, perversen
Machtsexualisierung sind, eine Art Kinderschändung von Erwachsenen,
die irgendwo bei McKinsey und Mohn Beratern ihren Anfang findet und
sich wie mittels Proxys von verdrahteten Fleischpuppen das System
herunter arbeitet bis sie bei den ALGII Asylanten einschlägt.

Die Übertretungen sind sehr vielfältig und teilweise sehr subtil, da
sind Tatsachen dass wir den Ort nicht ohne Erlaubnis verlassen dürfen
eigentlich fast noch nebensächlich, am unerträglichsten ist der
existenzbedrohende Zwang der über allem schwebt und der alles
abtötet. Motivation, Kreativität, Lebenslust, Würde. Die Armut ist
noch nicht einmal das schlimmste, am schlimmsten ist der defacto
Zustand des offenen Strafvollzugs.

Aber all dies wird ja nicht nur uns angetan (und der Bericht über die
Studie von Irina Vellay ist in den Dingen, die uns sehr wohl angetan
werden sehr akkurat), sondern die Erniedrigung und Ausbeutung von
ALGII Asylanten geht noch weiter, denn man instrumentalisiert uns ja
auch noch als Drohkulisse mit der nicht nur die momentan noch
Arbeitenden eingeschüchtert werden, nein, der Michel liebt es, sein
zweifelhaftes Glück als aktiv Teilhabender des Arbeitswahns, auf dem
Buckel unserer Misere in Abgrenzung zu uns zu definieren. Er reiht
sich also ein in die Schlange derer, die uns lustvoll in den Arsch
fickt. Es ist das alte Prinzip von nach oben ackern und nach unten
treten.

Und in dem Rahmen ist auch die gerade aufgequirlte Diskussion um die
Verlängerung von ALG¹ Zahlungen zu sehen: Dekorationen einer Farce
von Menschen, die Menschen wie uns mit dem Hungermord bedrohen und
diese machtsexuelle Dominanzpsychose christliche Arbeitsethik nennen.

Die mittelbare Zukunft dieses Kastensystems des offenen Strafvollzugs
der Unberührbaren ist bereits im Symbol der Arbeitsagentur
versinnbildlicht: Es ist eine nach innen gekehrte Sackgasse. Die
Automatisierung schreitet unerbittlich voran und anstatt dies als
Vorteil für die Gesellschaft zu nutzen, wenn die Maschinen und IT
denn schoneinmal den Hauptteil unserer Produktivität erbringen, wird
anstelle dessen im Rahmen einer  hochgefährlichen
Betriebswirtschaftsreligion und "Umgestaltung des Staates nach
betriebswirtschaftlichen Prinzipien" ein Krieg des Psychoterrors
gegen Millionen Existenzen geführt.

Ist das die Welt, die ihr euch unterwerfen wollt? 


Quote9. Oktober 2007 10:44
Wer nicht arbeiten WILL, soll auch nicht essen. Thess. 3,10
edipo re (3 Beiträge seit 27.09.07)

Hallo TP-Forum,

vielleicht fällt das den wenigsten noch auf, das *berüchtigte* Zitat
aus Thessalonicher 3,10 wird hier in dem Titel des Artikels polemisch
verkürzt und damit falsch zitiert. Das geschieht meiner Meinung nach
auffälig oft, wenn eine bestimmte Tendenz in der 'christlichen'
Sozialpolitik als unmenschlich diskreditiert werden soll.

Die ursprünglich zitierte Stelle drückt eigentlich genau das
Gegenteil aus, der Wille zur Arbeit korrespondiert mit dem Recht zur
Arbeit und damit zur Sicherung des eigenen Lebensunterhaltes. Die
Würde und Wahrheit der eigenen Existens liegt nach Paulus in diesem
Wille zur Arbeit. Was nicht angesprochen wird -vielleicht weil es für
Paulus kein Problem dargestellt hat- ist, was passiert eigentlich mit
dem, der nicht arbeitet, weil er keine Arbeit findet?

MFG

Quote9. Oktober 2007 10:59
Das ist richtig,
WTH (6 Beiträge seit 18.03.07)

nur war die im Artikel verwendete Variante eine kommunistische
Abwandlung des ursprünglichen Bibelzitates, um die sozialistische
Arbeitspflicht im realen Kommunismus zu rechtfertigen. Genau das
also, was die Rotlackierten heute lauthals beklagen. Dabei wandert
hierzulande keiner ins Gefängnis, wenn er die angebotenen Arbeiten
nicht annimmt. Im untergegangenen sozialistischen Schlaraffenland
hingegen schon.

Quote9. Oktober 2007 11:13
Zitat
edipo re (4 Beiträge seit 27.09.07)

WTH schrieb am 9. Oktober 2007 10:59

> nur war die im Artikel verwendete Variante eine kommunistische
> Abwandlung des ursprünglichen Bibelzitates, um die sozialistische
> Arbeitspflicht im realen Kommunismus zu rechtfertigen. Genau das
> also, was die Rotlackierten heute lauthals beklagen. Dabei wandert
> hierzulande keiner ins Gefängnis, wenn er die angebotenen Arbeiten
> nicht annimmt. Im untergegangenen sozialistischen Schlaraffenland
> hingegen schon.

Hallo WTH,

das wusste ich nicht, für mich war das Zitat immer eine verkürzte
Form aus Thess.3, aber vielen Dank für deinen Hinweis.

Das mit der Pflicht zur Arbeit ist ja auch so eine Sache, das mit dem
ursprünglich gemeinten nicht zusammengeht. Der Wille zur Arbeit -um
in Würde seinen Lebensunterhalt zu verdienen- ist etwas völlig
anderes, als was die Sozialpolitik heute mit den 1-Euro Jobs daraus
gemacht hat. Paulus geht es ja um den Erhalt der eigenen Würde und
nicht um Zwangsmassnahmen, die Menschen in schwierigsten Situationen
auch noch das letzte bisschen Würde raubt.

Am schlimmsten empfinde ich den lieblosen und kalten Umgang der
Behörden mit Menschen, die aus was für Gründen auch immer auf Hilfe
angewiesen sind. Das ganze nennt man glaube ich 'professioneller'
Umgang, d.h. ohne jede innere Anteilnahme irgendwelche bürokratische
Massnahmen verhängen, Anteilnahme ist Schmerz und Schmerz versucht
Bürokratie aus dem Weg zu gehen.

MFG

Quote9. Oktober 2007 11:35
Keiner will
WTH (7 Beiträge seit 18.03.07)

in diesem Lande will niemand ernsthaft Bedürftigen ein
menschenwürdiges Leben verwehren. Wer nicht arbeiten kann, um seinen
Lebensunterhalt selber zu verdienen, der braucht natürlich die
Unterstützung der Gesellschaft. Die Frage ist allerdings, wer
wirklich der Hilfe bedarf und wer nicht. Hier scheiden sich die
Geister und so verstehe ich auch das Bibelzitat: Wer nicht arbeiten
will, der wird auch nichts zu essen haben. So steht es im Kontext der
Warnung vor dem Müßiggang. Eine banale Wahrheit, die mancher zu
vergessen scheint und sich in krude Traumwelten flüchtet. Keiner hat
das Recht, sich auf Kosten anderer zu ernähren, sofern er für sich
selber sorgen könnte. Arbeit ist so gesehen, außer im
Schlaraffenland, immer mindestens der Zwang für sich selber und
seinem Lebensunterhalt zu sorgen oder darüber hinaus Verantwortung
für andere Menschen zu übernehmen. Das hat nichts mit Kapitalismus,
Obrigkeit oder Unterschicht zu tun. Nicht einmal mit Ausbeutung. Es
ist das Leben.

Die ganze Kontext des Zitates lautet nämlich:

2. THESSALONICHER 3.10 Denn schon als wir bei euch waren, geboten wir
euch: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen. 3.11 Denn
wir hören, daß einige unter euch unordentlich leben und nichts
arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. 3.12 Solchen aber gebieten
wir und ermahnen sie in dem Herrn Jesus Christus, daß sie still ihrer
Arbeit nachgehen und ihr eigenes Brot essen. 3.13 Ihr aber, liebe
Brüder, laßt's euch nicht verdrießen, Gutes zu tun.

Quote9. Oktober 2007 11:58
Leicht OT
edipo re (6 Beiträge seit 27.09.07)

WTH schrieb am 9. Oktober 2007 11:35

>
> Die ganze Kontext des Zitates lautet nämlich:
>
> 2. THESSALONICHER 3.10 Denn schon als wir bei euch waren, geboten wir
> euch: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen. 3.11 Denn
> wir hören, daß einige unter euch unordentlich leben und nichts
> arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. 3.12 Solchen aber gebieten
> wir und ermahnen sie in dem Herrn Jesus Christus, daß sie still ihrer
> Arbeit nachgehen und ihr eigenes Brot essen. 3.13 Ihr aber, liebe
> Brüder, laßt's euch nicht verdrießen, Gutes zu tun.

Hallo WTH,

obwohl das jetzt schon sehr weit vom Thema des Artikels wegführt, der
Kontext ist natürlich auch die Selbstrechtfertigung von Paulus, der
'kein unordentliches Leben geführt'[hat] und bei niemand das Brot
umsonst gegessen [hat]' und der über sich und seine Begleiter sagt
'Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu
fallen'. Er rechtfertigt sein eigenwilliges Leben in der Mission ja
sehr oft mit der Tatsache, das er sein Lebensunterhalt immer und
überall selbst verdient hat.

> Keiner hat
> das Recht, sich auf Kosten anderer zu ernähren, sofern er für sich
> selber sorgen könnte. Arbeit ist so gesehen, außer im
> Schlaraffenland, immer mindestens der Zwang für sich selber und
> seinem Lebensunterhalt zu sorgen oder darüber hinaus Verantwortung
> für andere Menschen zu übernehmen. Das hat nichts mit Kapitalismus,
> Obrigkeit oder Unterschicht zu tun. Nicht einmal mit Ausbeutung. Es
> ist das Leben.

So würde es Paulus wohl auch sehen und dagegen ist auch nichts
einzuwenden. Das Problem mit unseren modernen Arbeitslosigkeit ist
aber doch etwas anderes. Ich kenne genug Menschen, die mit Freuden
arbeiten würden aber im 'normalen' Arbeitsmarkt keine Chance mehr
haben, ein Ingenieur mit Mitte 50 ist etwa in Deutschland nicht mehr
vermittelbar, völlig unabhängig von seinem eigenen Wollen.

Was spricht dagegen, wenn der 'Pflicht' zur Arbeit ein Recht auf
ehrliche Arbeit entsprechen würde, die den Lebensunterhalt auch in
Würde sichert? Eine Gesellschaft, die einen Arbeitswilligen nicht mit
Arbeit versorgt, verhindert nämlich mit ziemlicher Sicherheit, dass
so etwas wie Selbstverantwortung überhaupt erst einmal entsteht.

MFG


Quote9. Oktober 2007 11:58
Kontext
Gooeyduck (283 Beiträge seit 11.03.03)

WTH schrieb am 9. Oktober 2007 11:35
> Die ganze Kontext des Zitates lautet nämlich:
>
> 2. THESSALONICHER 3.10 Denn schon als wir bei euch waren, geboten wir
> euch: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen. 3.11 Denn
> wir hören, daß einige unter euch unordentlich leben und nichts
> arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. 3.12 Solchen aber gebieten
> wir und ermahnen sie in dem Herrn Jesus Christus, daß sie still ihrer
> Arbeit nachgehen und ihr eigenes Brot essen. 3.13 Ihr aber, liebe
> Brüder, laßt's euch nicht verdrießen, Gutes zu tun.

Zum Kontext gehört aber auch, dass es zu dieser Zeit keinen
Sozialstaat gab. Die, die da angesprochen wurden, müssen also Leute
gewesen sein, die es sich leisten konnten, nicht zu arbeiten und
stattdessen 'unnütze Dinge zu treiben' (ansonsten wären sie wohl
wirklich verhungert).

Im Gegensatz dazu meinen heute diejenigen, die von 'Wer nicht
arbeiten will, soll auch nicht essen" reden, garantiert nicht die,
die es sich leisten können nicht zu arbeitn.




Quote9. Oktober 2007 11:28
Unterstellst Du nun allen ein-Euro-Jobbern, dass sie nicht arbeiten wollen?
Gotan (mehr als 1000 Beiträge seit 31.08.00)

Du verkürzt hier auch fleissig, nämlich unterm Strich auf "die faulen
Schmarotzer haben's eh nicht besser verdient". Es geht aber hier
darum, dass ein grosser (und stetig wachsender) Teil der Bevölkerung
nicht produktiv *genug* sind um in den "1. Arbeitsmarkt"
eingegliedert zu werden und die immer wahnsinnigere Jagd nach der
maximalen Rendite legt die Messlatte immer höher.

Das blöde ist nun, dass man diese Leute nicht einfach vom Planeten
kicken kann oder wenigstens ins Meer treiben weil das halt unpopulär
ist. Aber mit Meinungsmache ("Die liegen uns auf der Tasche") kommt
man wenigstens so weit, dass man diese Leute am Existenzminimum hält.
Damit "die" nicht auf dumme Gedanken kommen müssen sie natürlich
beschäftigt werden und ausserdem können die so noch dem Rest der
Bevölkerung als Warnung und schlechtes Beispiel dienen.

Dabei ist das in einer Gesellschaft die in all ihrer glorifizierten
Produktivität reichlich Überfluss produziert unnötig. Es könnten viel
mehr Leute deutlich besser leben wenn das denn politisch gewollt
wäre. Auch die Produktivität der Gesellschaft als ganzes könnte so
gesteigert werden und zum Gemeinwohl eingesetzt werden. Es gibt
nämlich durchaus Arbeit die getan werden muss, die sich aber Bund,
Länder und Kommunen nicht leisten können. Es muss also ein Weg
gefunden werden diese Arbeit halbwegs anständig zu bezahlen.

Entgegen dem dauernden Geschrei nach weniger Steuern brauchen wir
also *mehr* Steuern (und zwar Mehrwertsteuer), damit die öffentliche
Hand all die notwendigen Aufgaben finanzieren kann bei denen Arbeit
anfällt und für die auch Leute da wären, die aber leider keine 10%
Rendite für Aktionäre abwirft.

Da die "freie Wirtschaft" offenbar nicht mehr gewillt ist in
irgendetwas zu investieren wenn es nicht maximale Rendite abwirft
bleibt wohl nur noch der Staat der diesen Teil übernehmen kann.

Stattdessen wird lustig weiter privatisiert und damit das Problem nur
noch verschärft.

Quote9. Oktober 2007 11:58
grün von mir, allerdings unter vorbehalt
wissen ist ohnmacht (mehr als 1000 Beiträge seit 26.04.07)

im wesentlichen hast du recht, aber dieser absatz ist aus meiner
sicht etwas zu ungenau, wenn nicht sogar falsch:

> Entgegen dem dauernden Geschrei nach weniger Steuern brauchen wir
> also *mehr* Steuern (und zwar Mehrwertsteuer), damit die öffentliche
> Hand all die notwendigen Aufgaben finanzieren kann bei denen Arbeit
> anfällt und für die auch Leute da wären, die aber leider keine 10%
> Rendite für Aktionäre abwirft.

die mehrwertsteuer zu erhöhen, macht nur sinn, wenn parallel andere
steuern gesenkt oder abgeschafft werden: alle steuerzahler arbeiten
heute schon mehr als die hälfte des jahres nur für den fiskus, das
ist fakt.

der öffentlichen hand noch mehr geld zu besorgen, ist meiner meinung
nach auch verkehrt: die öffentliche hand versteht es nämlich
ausgezeichnet, ein paar scheine dezent und geschickt in die eigene
öffentliche hose zu stecken! je mehr geld zur verfügung steht, umso
mehr geld wird dann versickern. die summe meiner erfahrungen lässt
leider keine andere schlussfolgerung zu.
[...]

Quote9. Oktober 2007 12:03
Fakt?
Gooeyduck (284 Beiträge seit 11.03.03)

wissen ist ohnmacht schrieb am 9. Oktober 2007 11:58

> alle steuerzahler arbeiten
> heute schon mehr als die hälfte des jahres nur für den fiskus, das
> ist fakt.

Wie kommst Du darauf?
Meines Wissens liegt die Steuerquote in Deutschland bei rund 21
Prozent.




Quote9. Oktober 2007 10:59
Menschenwürde
2007Twister2007, Bettina Winsemann, twister@twister-schreibt.de (373 Beiträge seit 02.09.07)

klaps schrieb am 9. Oktober 2007 1:19

> > So wurde uns außerhalb der Studie von einem Fall beim Dortmunder
> > Tiefbauamt berichtet, wo ein schwer Körperbehinderter gezwungen
> > wurde, beim Müllsammeln den Sack mit den Zähnen zu halten, damit
> > er mit dem gesunden Arm den Müll einfüllen konnte.
>
> Wenn das *wirklich* der Wahrheit entsprechen sollte wäre das ein
> derartiger Skandal, das da mehrere Köpfe rollen müssten.

Ach, das ist doch nur ein Beispiel. Geh mal in einige "caritative
Einrichtungen" Deiner Wahl, die 1EuroJobber einstellen, danach kennst
Du den Begriff Menschenwürde dann so, wie manche ihn definieren.
Da werden dann die Jobber persönlich beleidigt "Meine Güte, wieso
schicken die denn so einen Fetten zum Kehren?"/ "Na, kannst Dich wohl
nicht genug bücken beim Müllaufsammeln, Fettsack?", da werden
offensichtliche Verletzungen einfach ignoriert und damit gedroht, der
Behörde Meldung zu machen, dass man arbeitsunwillig ist, wenn man
sich krankmelden will --- mit solchen Kapriolen wie "wickel ein Tuch
rum und dann geht´s" bei einer eitrigen Wunde am Bein (derjenige
durfte dann mit dem frischumwickelten Bein in den Müllcontainer
klettern und diesen von innen säubern" usw. usf. --- er weigert sich
übrigens bis heute irgendwie gegen diese Dinge vorzugehen oder nur
ein Interview zu führen etc. pp weil er "wenigstens etwas Geld hat
und nicht plötzlich gar keins mehr bekommen will"

Menschenwürde? Sorry, aber wenn Du auf der Klappe liegst, sagt Dir
das Amt recht deutlich, wie weit Dein Anspruch auf Menschenwürde
geht. Das "na ja, ohne Geld für Lebensmittel auszukommen dürfte ja
für Dich kein Problem sein bei den Reserven" liegt mir noch heute im
Magen, gefolgt von "Datenschutz? Höflichkeit? Wollen Sie was von mir
oder nicht? Na also - dann schlage ich vor, Sie sagen mir jetzt die
Sachen, die ich wissen will."

Quote9. Oktober 2007 11:37
Antwort
edipo re (5 Beiträge seit 27.09.07)

2007Twister2007 schrieb am 9. Oktober 2007 10:59

>
> Ach, das ist doch nur ein Beispiel. Geh mal in einige "caritative
> Einrichtungen" Deiner Wahl, die 1EuroJobber einstellen, danach kennst
> Du den Begriff Menschenwürde dann so, wie manche ihn definieren.
> Da werden dann die Jobber persönlich beleidigt "Meine Güte, wieso
> schicken die denn so einen Fetten zum Kehren?"/ "Na, kannst Dich wohl
> nicht genug bücken beim Müllaufsammeln, Fettsack?", da werden
> offensichtliche Verletzungen einfach ignoriert und damit gedroht, der
> Behörde Meldung zu machen, dass man arbeitsunwillig ist, wenn man
> sich krankmelden will --- mit solchen Kapriolen wie "wickel ein Tuch
> rum und dann geht´s" bei einer eitrigen Wunde am Bein (derjenige
> durfte dann mit dem frischumwickelten Bein in den Müllcontainer
> klettern und diesen von innen säubern" usw. usf. --- er weigert sich
> übrigens bis heute irgendwie gegen diese Dinge vorzugehen oder nur
> ein Interview zu führen etc. pp weil er "wenigstens etwas Geld hat
> und nicht plötzlich gar keins mehr bekommen will"
>

Hallo 2007Twister2007,

deine Beispiel bezweifle ich natürlich nicht, aber das generell bei
'caritativen' Einrichtungen ein solcher Umgangston herrscht, würde
ich in der Verallgemeinerung doch anders sehen.

Die etablierten, großen Sozialkonzerne wie etwa die Caritas sind
bestimmt nicht die Inseln der Glückseligen, aber immer noch um Welten
besser, als die gewinnorientierten Konzerne neuen Zuschnittes, die in
Zukunft etwa die soziale Arbeit in den Gemeinden effizienter und vor
allem kostengünstiger ausführen sollen.

Ich wohne in einer Stadt, in der solche Modelle in der neuen
'selbstverantworteten' Kinderbetreuung als Modellversuch gestartet
worden ist, und das ganze läuft auf Selbstausbeutung für die Eltern
und Arbeitslosigkeit für die bisherigen Erzieherinnen heraus, wobei
einer sehr gut verdient, nämlich der Betreiber für das Haus, der
kassiert von der Stadt ohne irgendwelchen größeren eigenen
Aufwendungen für die nächsten 20 Jahre Miete bei garantierten
Mietsteigerungen...

> Menschenwürde? Sorry, aber wenn Du auf der Klappe liegst, sagt Dir
> das Amt recht deutlich, wie weit Dein Anspruch auf Menschenwürde
> geht. Das "na ja, ohne Geld für Lebensmittel auszukommen dürfte ja
> für Dich kein Problem sein bei den Reserven" liegt mir noch heute im
> Magen, gefolgt von "Datenschutz? Höflichkeit? Wollen Sie was von mir
> oder nicht? Na also - dann schlage ich vor, Sie sagen mir jetzt die
> Sachen, die ich wissen will."

Das ist leider ein generelles Problem, selbst die einfachsten Formen
des sozialen Umganges untereinander sind nicht mehr vom Höflichkeit
oder so etwas wie Anstand geprägt. Das Wort 'Anstand' ist heute doch
bestenfalls noch für einen Lacherfolg gut.

MFG




Aus: ""Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" - Workfare statt Welfare: Irina Vellay zu einer ersten Studie über den "dritten Arbeitsmarkt" der Ein-Euro-Jobs" Von Jens Wernicke (TP, 09.10.2007)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26359/1.html

-.-

"Der 'workfare state' - Hausarbeit im öffentlichen Raum? - Bericht über eine empirische Studie 2005/2006" (Stiftung W.)
http://www.stiftung-w.de/pic_content/Bericht_Vorstudie_workfare_state-Hausarbeit_2007-1%5b1%5d.pdf

-.-
Quote[...]  Arm trotz Arbeit? (SPON Forum)

QuoteMathesar
Erfahrener Benutzer
Registriert seit: 18.04.2005
Beiträge: 3.656

[...] Verstaatlichen, "Gerecht" aufteilen, mit "menschenwürdigen" Arbeitsplätzen...blablabla

Das alltbekannte Anspruchsdenken mit der absoluten Gewissheit im "Recht" zu sein und nur das zu verlangen, was einem "Zusteht"...

Dieses realitätsferne Geseiere kann einem wirklich langsam auf den Senkel gehen. Da wird sich gewundert und in schöner Regelmäßigkeit das Grundgesetz zitiert, da wird gejammert, daß sich die Balken biegen und Ansprüche - ohne eigene Gegenleistung - formuliert, daß es dem, in der Minderheit befindliche und gebeutelte Arbeitnehmer nur so an den Ohren schlackert. Richten sollen es die "Reichen", was natürlich eine Milchmädchenrechnung in Potenz darstellt, aber Fakten haben diese "Zurück in die Zukunft"-Strategen ja eh noch nie gejuckt.

Anstatt darüber zu diskutieren, was wir uns im 21 Jhdt. und im Zuge der sich verschlechternden Demographie noch an Sozialstaat leisten können, immer nur das Geschrei nach mehr Kohle vom Staat, am besten für jeden und in ausreichender Menge für Auto, heim und Urlaub, der für sich beschließt nicht arbeiten zu wollen.

Gott sei dank sind trotz allem Geschrei und empörtem Gehabe die Zeiten endgültig vorbei. Willkommen in der Realität.

QuoteRainer Helmbrecht:

Es ist schon erstaunlich, dass Frau Merkel sich offen gegen einen Mindestlohn stellt, ich habe noch nie von ihr vernommen, das sie etwas gegen ungerechtfertigte Gewinne gesagt hätte. Sie überlässt die Menschen, die von ihrer Arbeit leben wollen und müssen, dem freien Spiel undurchsichtiger Kräfte, für die großen Unternehmen fordert sie Schutz und Augenmaß, zu lasten der Bevölkerung.

Das ist es was unsere Demokratie kaputt machen wird. Ehemalige Minister, die nach ihrer aufopfernden Tätigkeit in der Politik, in der Industrie verschwinden, die sie kontrollieren sollen. Selbst EX-Bundeskanzler scheuen sich nicht, bei diesem Spiel mitzumachen.

Südamerikanische und US Verhältnisse, in denen die Reichen in bewachten Wohnanlagen leben, wird es in Europa nicht geben, weil Europa zu dicht besiedelt ist. Wenn man eine Art Bürgerkrieg erreichen will, ist die zur Zeit betriebene Politik der richtige Weg. Eine SPD die selber nicht mehr weiss wofür sie steht. Eine Volkspartei CDU/CSU die nur noch die Wirtschaft im Auge hat und den Steigbügelhalter für die SED spielt, das ist der Sprengstoff der das kaputt macht, was in Deutschland Vorbild für andere Staaten war.

Auch ich dachte, dass eine Frau an der Spitze eine andere Politik ermöglichen würde, aber es ist die Politik die sich vom Volk entfernt. Entweder der Staat wird rigider und darum bricht er auseinander, oder wir wurschteln noch etwas rum und dann bricht er auseinander. Aber der jetzt beschrittene Weg, ist ein Irrweg.

MfG. Rainer

QuoteRainer Daeschler:

"Arm trotz Arbeit?"

Inzwischen werden ja sogar Unternehmen gegründet, wo die Zuzahlung nach Hartz IV fester Bestandteil der Personalkostenplanung ist. Wenn das so weiter gehen würde, erreicht man irgendwann den Punkt, wo immer mehr "Sozialhilfe" beziehen, aber immer weniger da sind, die dafür aufzukommen in der Lage oder willens sind.

[...]

Quotereinhard_m:

Zum Abzocken gehören immer Zwei. Einer der abzockt und einer der sich ausnehmen läßt. Solange die Arbeitnehmer nicht aufmucken, ja und Amen zu Steuer-, Preis- und Abgabenerhöhungen sowie Lohnkürzungen sagen und immer schön die üblichen Parteien wählen, geht es ihnen offensichtlich immer noch viel gut.
Da ist also Jammern und Mitleid fehl am Platze.

QuoteOscar Madison

Es prügelt sich leicht:
Ich halte die ganze Diskussion für sehr fragwürdig. Zugegeben - der Niedriglohnsektor ist ein Problem, aber nicht das Problem der Mehrzahl der Arbeitgeber. Das ist einfach unwahr und - wäre ins gesellschaftliche Leben übertragen - schlicht rassistisch. Aber die Usrachen sind nicht so monokausal, wie hier zu lesen. In Deutschland wird ein hoher Bildungsabschluss angestrebt. Pisa zum Trotz, wir sind ein Bildungsland. Die Schattenseite davon ist, dass ohne Bildung kaum Karriere zu machen ist. Dies ist bitter, aber bitte schön nicht Standard.

Mir stößt es allerdings bitter auf, wenn permanent nur die Präkariats-Debatten geführt werden. Wir haben eine breite Mitte in unserm Land, die auf den ersten Blick gut verdient und all die Wohltaten finanziert, die ständig von den neuen Linken und co. eingefordert werden. Wenn man plötzlich den Kindergarten für 2 bezahlen muss, was die Mutter ohne genügendes Einkommen in Kiel nicht muss, dann ist man eben mal fast 400 Euro pro Monat los, netto! Das setzt sich in allen Bereichen fort. Wir sollten eine Debatte führen, wie sich Arbeit wieder lohnt - dazu gehört eben auch, Sozialleistungen verantwortlich zu verteilen. Und da finden sich Lücken, Probleme und schwarze Schafe - hüben wie drüben. Und mir soll keiner erzählen, dass die Bereitschaft, sich aus dieser Klemme zu befreien, gewachsen ist.

Am 16. März 2006 haben meine Frau und ich ein Geschäft eröffnet, eigenes Risiko. Wir haben eine Arbeitskraft beim Arbeitsamt gesucht. Die Tätigkeit ist angenehm und kundenorientiert, ein Speziallebensmittelgeschäft mit sehr ruhiger und freundlicher Atmosphäre. 5 ALGII-Empfängern wurde unser Geschäft genannt, damit sie sich bewerben können. Es erschienen: Null. Warum? Weil 168 Euro vom Verdienten übrig bleiben, der Rest wird auf das ALG angerechnet. Und für 168 Euro 23 Stunden die Woche arbeiten?
Ich wiederhole es noch einmal: Null.

Minderheitenprobleme als allgemeingültig zu verkaufen, ist wohlfeil. Eien halbe Million AN bekommen Zuschüsse trotz Arbeit. Nicht gut. Aber wieviele Arbeitnehmer haben wir in Deutschland? Wer ist eigentlich Wortführer in diesen zur Zeit grassierenden sozialkompetent anmutenden Scheindebatten?

Quotenewliberal:

Der übliche Schwachsinn..

Bevor hier wieder alle professionellen Klageweiber (mit mehr als 10.000 Beiträgen), entäuschte Ossis und sonstige Absolventen des wissenschaftlichen Marxismus-Leninismus mit HartzIV Stipendium diese ungerechte Welt und ihr noch ungerechteres Schicksal beklagen, eine Frage: Hat irgend jemand da draussen das Gefühl genug zu verdienen ? Nein
? Wie kommt das nur ?

Dieser Artikel ist eher dümmlich und unterschlägt vor allem einen Faktor: Den technologischen Fortschritt. Wir nutzten hier alle lustig und mit Freuden das Internet, nur das diese Technologie ein zweischneidiges Schwert ist will niemand wissen. Bereits in den 80ern war diese Entwicklung vorherzusehen. Aufgrund von Automatisierung immer weniger Arbeit in der Industrie. Wir hätten diese Situation jetzt auch ohne Inder und Chinesen.

Die umlagefinanzierte Rente ? Seit Mitte der 70er ist bekannt was aufgrund der demographischen Entwicklung auf das System zurollt. Irgendwelche Reaktionen ? Nada ! Stattdessen wird die Globalisierung, der böse Kapitalismus etc.pp verantwortlich gemacht. Ja, ne is klar ! So jetzt können die Gutmenschen wieder ihr Schicksal und das der Welt bejammern..


QuoteAndreas Pokladek:

[...] Es ist wahr, ich kann es elber kaum glauben wsin diesem Land los ist. Ich gehöre wahrlich nicht zu denen die unsere Gesellschaft die ganze Zewit bekritteln und aus dem nörgeln und jammern nicht mehr herauskommen, aber das hier angeschnittene Thema wird meiner meinung nach viel zu wenig beachtet.

Ich finde es ok, dass Leute die viel Verantwortung tragen und teilweise 12 Stunden Tage absolvieren auch viel verdienen, kein Problem...

Aber ein Facharbeiter, der mit 40 Stunden die Woche nicht wenigsten 1600 netto (aso einfach genug um gut leben zu können) für eine Familie verdienen kann...ich kann's nicht glauben...

Jedes Unternehmen, dass an die Börse geht ist nur noch seinen Aktionären verpflichtet...schei....

Was tun um wieder Werte in die Wirtschaft einzuführen ? Den leuten die Politikmüdigkeit zu nehmen ? "Gerechtigkeit" in die Wirtschaft ? Ich weiß nicht waszu tun wäre...

Ich bin ein großer Anhänger der Freiheit und eigentlich auch des freien Marktes..aber hier kann ich fast wieder zum Sozialist werden.

Eigentum verpflichtet. Die Unternehmer die eine Unternehmerische Ethik walten lassen und Hoffung aufkommen lassen, das es auch anders geht kann man wahrlich an einer Hand abzählen...(Miele, Trigema, DM-Drogeriemarkt....wrr noch ?)

Ratlos und oft entzürnt über die kurzsichtige Borniertheit der Verantwortlichen...

Andreas

Quotehapicko:

Natürlich ist die Politik verantwortlich:
QuoteZitat von matthias schwalbe  Beitrag anzeigen
Wenn in China ein Arbeiter 1 Euro verdient,und ein Deutscher
z.B. 10.- Euro dann ist doch die Politik voellig machtlos.

Aber die Politik ist dafür verantwortlich, dass immer mehr Arbeiter für einen Euro schubbern gehen müssen, obwohl die Lebenshaltungskosten in Deutschland wesentlich höher sind als in China. "Entweder Du nimmst den Sklavenjob, oder Du bekommst keine Sozialhilfe mehr" Glos z.B. fordert: "Auch wenn der Job schlecht bezahlt ist und 100km weit entfernt ist muss er genommen werden. Wenn man jetzt von den im Artikel erwähnten 1200 Euro ein ganzes jahr lang auch noch die Fahrtkosten bestreiten muss, für den schlecht bezahlten Job in 100km Entfernung, dann sieht man ganz schön alt aus. Denn, Fahrkostenerstattung gibt es ja nicht sofort.
Solange von der arbeitenden Bevölkerung nicht erkannt wird, das nicht der HartzIV-Empfänger, sondern der Einkommensmillionär, der Steuern hinterzieht, der Unternehmer, der prekären Lohn für gute Arbeit zahlt, der Politiker, der sich schon während seines Mandats in der Wirtschaft einkauft, der Sozialschmarotzer ist, so lange wird ständig auf die falschen eingeprügelt.
Und dafür ist die Politik und die Presse verantwortlich.

Quotemitwisser:

[...] Was aber viele noch nicht auf der Rechnung haben: es gibt immer mehr, die nicht mehr können (burn out) oder wollen (hohe Unzufriedenheit mit den jobs). Die, die nachrücken, sind von Ängsten und Sorgen geplagt.
Die Tatsache, daß wir dieses Tempo und diese Organisation der Arbeitswelt haben, ist zum Teil lediglich eine Notwehr-Reaktion der Arbeitgeber auf die Gier des Staates.
Lange wird das so aber nicht mehr funktionieren.
Die Globalisierung frißt ihre Väter!

Quotebkoenig:

[...] Das gehört zwar nicht direkt zur Diskussion, aber wenn die NPD erstmal erkennt womit sie den Bauern fangen kann (z.B. mit Mindestlöhnen), dann ist das Problem auch nicht mehr so winzig. Die bringt dann letztendlich das Fass zum Überlaufen. Du hast aber Recht, wenn du sagst, dass die NPD nicht die Wurzel des Problems einer Entdemokratisierung ist; sie ist höchstens ein Symptom.

Quotedg-hamburg:

Sinkende Löhne in Deutschland und wachsende Wirtschaft in China ist die Umverteilung von Reich auf Arm. Wo ist das Problem, ist das nicht richtig, abzugeben? Und durch Sozialabgaben zusätzlich belastete Löhne sind die Folge steigender Kosten einer alternden Bevölkerung - auch das ist gewollt, hat unsere Gesellschaft doch kollektiv auf Kinder verzichtet.

QuotePerleberger:

QuoteZitat von Oscar Madison  Beitrag anzeigen
Am 16. März 2006 haben meine Frau und ich ein Geschäft eröffnet, eigenes Risiko. Wir haben eine Arbeitskraft beim Arbeitsamt gesucht. Die Tätigkeit ist angenehm und kundenorientiert, ein Speziallebensmittelgeschäft mit sehr ruhiger und freundlicher Atmosphäre. 5 ALGII-Empfängern wurde unser Geschäft genannt, damit sie sich bewerben können. Es erschienen: Null. Warum? Weil 168 Euro vom Verdienten übrig bleiben, der Rest wird auf das ALG angerechnet. Und für 168 Euro 23 Stunden die Woche arbeiten?
23 Stunden die Woche x 4,3 Wochen im Monat machen 99 Arbeitstunden im Monat.
Bei 160 Euro anrechnungsfreies "übrig bleiben" ist das lediglich als Bezahlung ein 400 - EuroJob.
Meinen Sie, dass für einen Job von fast 100 Stunden im Monat (mehr als Halbtags-Beschäftigung) 400 Euro ( = 4 Euro pro Stunde, der AlO darf davon 1,60 Euro die Stunde "behalten") eine "Bezahlung" für Arbeit ist? Das ist ein privater "Billigst-Job" auf vergleichbarer Basis eines EinEuroJobs (da dürfen die meisten 1,50 Euro/Stunde behalten). Die mit der Arbeit verbundenen Kosten (Fahrtkosten etc) gehen dann noch ab.

QuoteArion's Voice:

Mythos

Vollbeschäftigung ist ein Mythos, sie ist nicht mehr erreichbar, weil immer mehr Arbeit automatisch erledigt werden kann. Die Folge: Es gibt mehr Arbeitssuchende und weniger Arbeitsstellen, was dazu führt, dass Arbeit immer weniger Wert ist (siehe 1-Euro-Jobs). Dummerweise werden nun Menschen ohne Arbeit vom öffentlichen Leben immer mehr ausgeschlossen (sozial, kulturell, finanziell...), da unsere Gesellschaft eine Arbeitsgesellschaft ist, in der sich jeder nur noch über seinen Beruf identifiziert. Der Staat ist auf die Wirtschaft angewiesen, weil er sonst seine Bürger nicht versorgen kann. Die Wirtschaft weiß das und zieht immer mehr Vorteile aus dieser Situation (würden die Arbeitnehmer umgekehrt wohl genauso machen). Das Ungleichgewicht verschiebt sich immer mehr, weil die Politik Angst davor hat, gegen unsoziales Verhalten seitens der Wirtschaft vorzugehen, weil die immer mit Entlassungen, Wachstumsstillstand oder Auswanderung drohen kann. Oder die Politik wird durch Lobbyisten unterwandert; Resultat bleibt das gleiche.
Das System funktioniert so nicht, weil sich eben kein Gleichgewicht einstellt. Der Markt wird es eben nicht von alleine richten.

QuoteOscar Madison:

QuoteZitat von Perleberger:
23 Stunden die Woche x 4,3 Wochen im Monat machen 99 Arbeitstunden im Monat.
Bei 160 Euro anrechnungsfreies "übrig bleiben" ist das lediglich als Bezahlung ein 400 - EuroJob.
Meinen Sie, dass für einen Job von fast 100 Stunden im Monat (mehr als Halbtags-Beschäftigung) 400 Euro ( = 4 Euro pro Stunde, der AlO darf davon 1,60 Euro die Stunde "behalten") eine "Bezahlung" für Arbeit ist? Das ist ein privater "Billigst-Job" auf vergleichbarer Basis eines EinEuroJobs (da dürfen die meisten 1,50 Euro/Stunde behalten). Die mit der Arbeit verbundenen Kosten (Fahrtkosten etc) gehen dann noch ab.

Ich hätte vollstes Verständnis dafür, dass das SO gesehen, inakzeptabel wäre. Ist es aber nicht. Unser Kraft bekommt von uns den üblichen Lohn in unserer Gegend für eine nichtqualifizierte Arbeit, nämlich knapp 9 Euro brutto. Übrig bleiben deswegen 168 Euro, weil erst alle ALGII-Leistungen "aufgebraucht" sein müssen. Dazu gehört neben den 345 Euro auch Miete und KV. Ihre Einstellung ist nicht richtig. Richtig ist, dass ein normaler Lohn gezahlt wird, und Sozialleistungen gezahlt werden (übrigens nur rund 180 Euro), weil die Person keine weitere Beschäftigung hat. Wem wollen Sie in diesem Fall den schwarzen Peter eigentlich zuschieben? Mir? Sehr witzig.

QuoteSusiisttot:

QuoteZitat von NIEWIEDERSPD  Beitrag anzeigen
Wie lange lassen sich die Menschen noch friedlich ausbeuten ?
Wann ist der erste unterbezahlte oder Hartz 4 Empfänger bei mir im Wohnzimmer um aus Verzweifelung meine Computer ,Tv, usw zu stehlen ? Wann wird mein Auto aufgebrochen ? Wann wird in meiner Werksatt eingebrochen ?
Wann wird ihr Auto aufgebrochen ?


Herrlich! Ihnen macht es also Sorge, ihre Wertgegenstände zu verlieren. Machen Sie sich doch mal Gedanken um die, denen das bereits zugestoßen ist, die ihre Sachen ins Pfandhaus bringen mussten um ihre Familie ernähren zu können oder die täglich für ein kostenloses warmes Essen anstehen müssen was Ihnen vermutlich bisher erspart geblieben ist und dann fragen Sie sich doch mal wie sie persönlich einem HartzIV Empfänger helfen können. Damit würden Sie ganz persönlich den sozialen Frieden vielleicht etwas festigen können und die Chancen für ihre Wertgestände stehen dann auch besser.


QuoteRainer Daeschler:

QuoteZitat von Rainer Helmbrecht
Es ist schon erstaunlich, dass Frau Merkel sich offen gegen einen Mindestlohn stellt,...

[...] Hungerlöhne in der Postbranche
Welche Rolle spielt die Presse?

http://www.swr.de/report/-/id=233454/sgpaia/index.html

Friede Springer, bekanntermaßen eine Freundin von Angela Merkel, würde ihr die Freundschaft aufkündigen und damit wäre es mit der Unterstützung der Springer-Presse und ihren zahlreichen Publikationen (vor allem BILD) vorbei. Der Axel Springer-Verlag ist Hauptaktionär bei PIN und wettert deshalb vehement gegen den Mindestlohn.

QuoteSilverhair:

Eigentlich sollte dieser Artikel

Arbeitnehmer - die wahre Unterschicht
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,509990,00.html

die ewigen "Leistung muss sich lohnen" Befürworter sofort aufwecken und ihnen klar machen das sie dort falschen Propheten gefolgt sind.

Und sie müßten auch die ersten sein die jetzt aufstehen und einen Umbau des gesamten Systems fordern müßten.

Und vielleicht merken sie dann auch, das man ihre Neigung auf andere Neidisch zu sein schamlos von der Politik ausgenutzt hat, und reinste Augenwischerei betrieben hat.

Ein Steuersystem mit 20.000 Paragraphen und Abgabenordnungen hat eben genau nicht zur Steuergerechtigkeit geführt, sondern nur dem Vertuschen der laufend steigenden Lasten.

Und vielleicht fällt auch auf das die H4 Regelungen - die jeden Euro an H4'ler auf den Pfennig prüft obwohl schon von vorneherein klar ist das man mit 350 Euro überhaupt nicht über die Runden kommt ihn .. den Leistungsträger eine Neidsteuer von gut 5 Mrd Euro kostet - nämlich den Betrieb der BA selber - sinnlos - überflüssig und nur ein Kostenfaktor.

70 Mrd Euro - das sind die Bürokratiekosten die entstehen durch eine absolut ausufernde Verwaltung, durch Kontrolle und Überwachung aber auch jeden Handschlags - und davon sind gut 30% alleine der Steuer- und Subventionspolitik geschuldet.

Immer wird gross gefragt wie sich den ein "Bürgergeld/Grundeinkommen" finanzieren soll, und man verlangt "Beweise" dafür das es funktioniert, nur die Antwort ist anders - das jetzige System funktioniert schon lange nicht mehr - und das müßte zu einem Aufschrei führen.

Vielleicht denk der "Leistungsträger" dann auch einmal nach, das "Kosmetik" - mal hier ein paar Euro mehr , mal dort weniger nichts am falschen System ändert, sondern letztlich ja nur durch neue Bürokratiekosten die Abgaben weiter in die Höhe treibt.

Eine zentrale Konsumsteuer, vielleicht für sonderfälle wie Immobilien oder Kapitalanlagen separate - aber nicht mehr als 5 Stück - und dafür weg mit allen anderen Steuern /Abgaben und Subventionen - das wäre der richtige Politische Ansatz - selbst wenn man sich an Skandinavische Verhältnisse gewöhnen müßte (Hohe Mwst beispielsweise).

Jemand etwas "schenken" kann weitaus lukrativer sein als wie jeder Pfennigfuchser dem zentel Pfennig hinterherzulaufen - aber das tut man im Moment massiv.

Man hat 2,3 Mio Kinder an der Armutsgrenze, läuft einem Propheten wie Münte nach der davon 500.000 mit 10 Euro "fördern" will - und anderen die eine "Bildungsoffensive" verkünden - und weiß doch letztlich das wenn es so bleibt diese 2,3 Mio mit sicherheit nie einen Arbeitsplatz haben werden , und auch nie etwas für die Sozialen Systeme leisten können - einfach weil man zu Geizig ist heute das auszugeben was morgen als Gewinn reinkommen soll.

Mal in die Geldbörse geschaut, mal überlegt was einem der Neid auf andere kostet - und dann gründlich die Politik und das Wirtschaftsystem umkrempeln.
Bald steht die Einführung der RFID's im Handel an - das wird nach den Hoffnungen der Wirtschaft nochmal 70 % Rationalisierung bedeuten - oder besser - 7 Mio neue Arbeitslose.
Dann sind von 27 Mio Sozialversicherungspflichtigen nur noch 20 Mio übrig - die dann alles tragen müssen.

Also mal etwas Mut zur Revolution im Kopf - das nämlich die Sprüche der Politik längst nicht mehr die Wirklichkeit reflektieren.

SPIEGEL ONLINE Forum > Diskussion  > Wirtschaft :  Arm trotz Arbeit?
Quelle: http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=2359

ETC.

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Eine Krankenversicherung aber hat James Lowe noch immer nicht. So wie 47 Millionen Menschen in den USA keine haben, letztlich aus einem einzigen Grund: Sie können es sich nicht leisten. Es trifft die working poor, so bettelarme Leute wie Lowe, die arbeiten oder gearbeitet haben, aber trotzdem keinen Versicherungsschutz bezahlen können.

Und es trifft immer mehr Menschen der Mittelklasse, die abwägen müssen und sich entscheiden, ob sie eher die Ratenzahlungen fürs eigene Haus oder die Krankenversicherung aufgeben - und dann die Wahl treffen, die wohl jeder treffen würde in der Hoffnung, gesund zu bleiben.

Dazu kommen Millionen Unterversicherter, 20, vielleicht sogar 30 Millionen, die sich auf eine hohe Selbstbeteiligung eingelassen haben und bei einer langen Erkrankung durch exorbitante Arzneimittelpreise und Arztrechnungen schnell in den Ruin getrieben werden können. Zusammengerechnet hat also ein Viertel aller Amerikaner keinen ausreichenden Schutz im Krankheitsfall.

Mit fatalen Folgen. "Allein im vergangenen Jahr", sagt Ross Isaacs, ein Nierenspezialist der Uni-Klinik in Charlottesville in Virginia, "starben in den USA mehr Menschen an vermeidbaren chronischen Erkrankungen als Soldaten in allen unseren Kriegen seit 1775."

[...] In McClure steht an diesem kühlen, sonnigen Herbstmorgen ein weißes Wohnmobil, der St. Mary's Health Wagon, direkt an der Straße auf einer Schotterfläche, sodass Autos anhalten können. Es ist eine mobile Krankenstation, die Teresa Gardner, eine kleine, blasse Krankenschwester fast täglich durch diesen Zipfel Virginias kutschiert. St. Mary's ist von Spenden finanziert, und die medizinische Betreuung ist kostenlos. 14 Jahre macht Teresa Gardner das schon.

Ab und zu sind Ärzte wie Ross Isaacs dabei, je nachdem, ob sie sich von ihren beruflichen Verpflichtungen freimachen können. "Wir sind ein paar Verrückte, die finden, dass etwas in unserem Gesundheitssystem falsch läuft", sagt Isaacs, Facharzt für Nierentransplantationen an der Uniklinik von Charlottesville, über sich und seine Kollegen, die sich freiwillig melden.

"Und solange wir das System nicht von oben korrigieren können, wollen wir es von unten tun - einen Patienten nach dem anderen kostenlos behandeln." Das ist so schön formuliert, das hat Isaacs zweifellos schon öfter gesagt. Sagen müssen.

Es sind Patienten wie Alice Polzin, die er behandelt, eine Frau von 60 Jahren mit etwas üppiger Figur, schriller wasserstoffblonder Frisur und heiserer Stimme. Ohne Hilfe kommt sie die drei Stufen ins Wohnmobil nicht empor. Vorne, hinter Fahrer- und Beifahrersitz, liegt das improvisierte Wartezimmer, dort, wo Camper sonst ihre Essecke haben. In der Mitte, hinter einem Vorhang, registriert Schwester Teresa die Patienten, nimmt Blutproben, gibt Arzneien aus. Hinten ist das Behandlungszimmer des Doktors.

[...] Alice Polzin zittert leicht, und wenn sie aufsteht, hat sie Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten. Einen kleinen Kosmetikkoffer aus billigem, grauem Kunststoff hat sie dabei. Er steckt voller Arzneien. Sie leidet an hohem Blutdruck und zu hohem Cholesterin, sie hat Multiple Sklerose und Diabetes, sie hat Herzattacken und epileptische Anfälle hinter sich. Und sie hat keine Krankenversicherung. Im Monat bräuchte sie Medikamente für 2500 Dollar.

Deshalb ist sie ständig unterwegs - ihr Mann fährt sie - bei staatlichen Stellen, bei Apotheken und Krankenstationen wie dem Health Wagon, erbettelt Arznei. "Das darf doch eigentlich nicht sein", sagt sie, "dass einem das Gefühl vermittelt wird, es wäre eigentlich besser, wenn man gleich stirbt." Das klingt theatralisch, am Morgen. Nach einem Tag im Wartezimmer von Teresa Gardners Wohnmobil denkt man, dass Alice Polzin ziemlich nüchtern ihre Situation widergegeben hat.

Patienten wie sie sind traurige Routine im Health Wagon. Von seinen 30 Patienten an diesem Tag, erzählt Ross Isaacs später, litten mehr als 20 an gleich mehreren chronischen Erkrankungen, oft hoher Blutdruck, Zucker. "Und die meisten kümmern sich nicht darum, bis ihre Beschwerden richtig schlimm werden."

So wie die bleiche 49-Jährige, der oben die Schneidezähne fehlen und die sich ein Gebiss nicht leisten kann. Erst recht nicht, seit sie vor einigen Wochen am Ohr operiert werden musste und nun eine Krankenhausrechnung von 16 000 Dollar abzahlen soll. Sie wird für den Rest ihres Lebens verschuldet sein. Amerikas Kliniken weisen keine Notfallpatienten ab; sie verlangen aber meist, dass Rechnungen abgestottert werden, und wenn es Jahr um Jahr dauert.

Quote

04.11.2007 00:54:47

Uticensis: seriös?

Mir erscheint die Seriösität dieses Artikels mehr als zweifelhaft. Er enthält eigentlich nur Einzelfallbeschreibungen, Anekdoten und "starke", aber inhaltsarme Worte. Keine einzige empirisch belastbare Erkenntnis.

Dies legt den Verdacht nahe, dass lediglich vorhandene Vorurteile verstärkt werden sollen.

Vor nicht allzu langer Zeit gab es demgegenüber einen Bericht über das US-Gesundheitswesen auf empirisch-wissenschaftlicher Grundlage (Quelle: The Lancet Oncology). Demnach ist bei häufigen Krebserkrankungen die überlebensprognose von US-Patienten - im Durchschnitt aller Patienten - signifikant besser als bei deutschen Patienten.

Also doch ein Vorbild.

Quote

04.11.2007 00:54:47

Uticensis: seriös?

Mir erscheint die Seriösität dieses Artikels mehr als zweifelhaft. Er enthält eigentlich nur Einzelfallbeschreibungen, Anekdoten und "starke", aber inhaltsarme Worte. Keine einzige empirisch belastbare Erkenntnis.

Dies legt den Verdacht nahe, dass lediglich vorhandene Vorurteile verstärkt werden sollen.

Vor nicht allzu langer Zeit gab es demgegenüber einen Bericht über das US-Gesundheitswesen auf empirisch-wissenschaftlicher Grundlage (Quelle: The Lancet Oncology). Demnach ist bei häufigen Krebserkrankungen die überlebensprognose von US-Patienten - im Durchschnitt aller Patienten - signifikant besser als bei deutschen Patienten.

Also doch ein Vorbild.

Quote04.11.2007  01:51:34

klaasklever7: Ich habe mit vielen armen US-Amerikanern gesprochen,

auch mit Bettlern, die in Los Angeles und San Francisco auf der Straße leben. Die fanden ihr Land supertoll. Für ihre Armut haben sie nur ihr (angebliches) eigenes Versagen und den Willen Gottes verantwortlich gemacht, niemals aber den Staat oder die Gesellschaft.

Wir sollten die Amis einfach in Ruhe lassen. Wenn sie es gut finden, dass Millionen Bürger keine Gesundheitsfürsorge haben, dass jeder Depp uneingeschränkt Waffen mit sich herumtragen kann, dass in vielen Bundesstaaten die Todesstrafe gilt, dann müssen das die Amis schon unter sich ausmachen. Es wäre arrogant, in ihre internen Angelegenheiten reinreden zu wollen.

Das einzige, was wirklich verhindert werden müsste, dass die Amis ihre Vorstellungen von Freiheit und Demokratie nicht in andere Länder exportieren. Denn das widerspricht nun ganz erheblich der Vorstellung, wie die meisten anderen Völker auf dieser Erde leben wollen: In Sicherheit und Frieden.

Quote04.11.2007 03:04:47
JordiLC: US Gesundheitswesen

Ja, Ja ... die alte Leier: in Europa geht es den Menschen so gut und in USA leben die meisten in Armut. Mich erinnern solche Artikel immer an die DDR Propaganda gegen die BRD und an den "Sozialistischen Schutzwall" vor den boesen Kapitalisten. Warum wollten trotzdem alle Ossis in den Westen? Genau aus dem Grund, weil auch so viele Leute in die USA auswandern wollen.

Quote04.11.2007 11:08:04
alman85: na ja

Habe selber ein paar Jahre da gelebt. War 3 mal beim Arzt jeweils 15 min, ich hatte auch eine Versicherung. Leider musste ich noch 800 Dollar Selbstbeteiligung zahlen, Das System ist zum Reihern da. Die Ausrede, viele entscheiden sich nur aus Gier gegen eine Krankenversicherung, ist die Selbstlüge des oberen Einkommensviertels, Fox News in Reinkultur!

Quote04.11.2007  12:22:45

Laptopper: Selbstbedienungsmentalität und Anspruchsdenken

Ich kann nicht beurteilen, ob jeder, der es will in den USA eine Krankenversicherung abschließen kann oder nicht, weil er sich das Geld dafür "sparen" will. Ich denke aber, die Anzahl derer, die es wirklich NICHT KöNNEN ist ziemlich hoch.
Als selbst im Gesundheitssystem (in Deutschland) Tätiger wundere und ärgere ich mich aber nahezu täglich über das völlig überzogene Anspruchsdenken der versicherten Patienten bei uns. Ich will um Gottes Willen dem amerikanischen System – falls man es überhaupt System nennen kann, denn eigentlich ist es eben keines – das Wort reden. Aber bei uns herrscht im Gesundheitsbereich zunehmend eine ichbezogene Selbstbedienungsmentalität, dass es oft nur schwer zu ertragen ist. Unseren Versicherten ist schlicht und einfach jegliches Bewusstsein abhanden gekommen, was unsere Gesundheit konkret ,,kostet". Das einfachste Mittel um das zumindest ansatzweise zu ändern ohne irgendjemandem weh zu tun wäre meiner Ansicht nach das, was jeder Privatversicherte als Selbstverständlichkeit kennt. Die Patienten erhalten selbst eine Rechnung, auf der sie detailliert sehen können, was die Behandlung wirklich gekostet hat und sie müssen diese zur Kostenerstattung bei ihrer Krankenversicherung einreichen. Ich bin sicher, den meisten werden die Augen aus dem Kopf fallen. Positiver Nebeneffekt: Der Patient kann selbst erkennen, ob die abgerechnete Leistung auch wirklich erbracht wurde. Warum das unseren ,,bequemen" gesetzlich Versicherten nicht zumutbar sein soll, will mir einfach nicht in den Kopf.

Quote04.11.2007  14:51:07
OttoChilli: Na...
alle Marktradikalen hier im Forum müßten jetzt in Jubelstürme ausbrechen, schließlich richtet der Markt bekanntlich alles. In diesem Fall hat er auch gerichtet, im wahrsten Sinne des Wortes.

[...]


Quote04.11.2007 17:42:25
AnneKlein: Hetze
Die Sueddeutsche glänzt leider mehr und mehr durch Kapitalismus- und USA-Hetze. Ich frage mich, wo die Kritik am deutschen System bleibt. Zeigen Sie doch einmal die wesentlich grösseren Schwächen des deutschen Systems auf, dass dem Missbrauch Tür und Tor öffnet.

Erst vor der eigenen Tür kehren und dann mit dem Finger auf andere zeigen.

Quote04.11.2007 19:04:02
dekla:

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Quote

05.11.2007 03:01:39

Expat: Und das sind die Fakten

In den USA bekommt jeder eine Behandlung, wenn er krank ist - auch ohne jeglichen Versicherungsschutz! Dazu muss man sich nur in die Ambulanz eines Krankenhauses begeben, die VERPFLICHTET ist, einen zu behandeln.
Die zahlreichen illegalen Einwanderer wissen das nur zu gut, weshalb in manchen Gemeinden, wo sich viele (keine Steuern zahlende) Illegale angesiedelt haben, die Kosten fuer das Gesundheitswesen inzwischen derart ins Unermessliche gestiegen sind, dass sie von den ansaessigen Buergern durch deren Steueraufkommen schlicht nicht mehr bezahlt werden koennen - was natuerlich auch sehr viel boeses Blut macht.Denn Amerikaner fuehlen sich, genau wie Deutsche, nicht als Sozialstation der Welt.
Natuerlich duerfen auch amerikanische Buerger wie James Lowe dieses Privileg, kostenlos behandelt zu werden, nutzen.
Im Falle des geschilderten James Lowe nehme ich einfach an, dass er nicht "gewieft" und durchsetzungsfaehig genug war, sich des Systems zu bedienen.
Aber Reymer Kluever sollte dies eigentlich wissen, er hat ja lange genug in diesem Land gelebt. Auch das Verschweigen von Tatsachen ist bewusste Irrefuehrung.


Aus: "Das Schicksal des James Lowe aus Virginia: Armut macht stumm" Von Reymer Klüver (SZ, 02.11.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/327/141025/

-.-

Quote[...] Ein Mann verliert bei einem Unfall zwei Finger, im Krankenhaus wird der Wert der beiden Extremitäten beziffert, dann muss der Mann entscheiden, welchen Finger er sich leisten kann. Diesen und ähnliche Fälle präsentiert Moore in seiner üblichen Rolle als Anwalt der kleinen Leute. Dazu bringt er Menschen vor die Kamera, die früher für das System gearbeitet haben und jetzt öffentlich Reue zeigen. Politiker und ihre Verbindungen zur Industrie werden an den Pranger gestellt.

Die eigentliche kritische Spitze gewinnt Moore in "Sicko" jedoch aus dem System-, sprich: Ländervergleich. In den USA gilt jede Form von "sozialisierter" medizinischer Versorgung als Vorstufe zum Kommunismus. In Ländern wie Kanada, England oder Frankreich, in denen das Gesundheitswesen in öffentlicher Hand ist, sind nun aber die Rahmendaten deutlich besser: Die Lebenserwartung ist höher, die Säuglingssterblichkeit ist niedriger, die Wartezeit in Ambulanzen ist kurz.

Vor allem Frankreich wird in "Sicko" zu einem Schlaraffenland des Wohlseins. Ein Höhepunkt des Films ist zweifellos die Szene, in der Michael Moore zu den Klängen von "Je taime" mit verzücktem Blick durch Paris wandert - seine Liebe bezieht sich ganz eindeutig auf das Gesundheitssystem der Grande Nation.

Die windschiefen Vergleiche haben in der Essenz natürlich immer noch Sinn - es gibt gute Gründe für eine weitreichende medizinische Grundversorgung, die nicht von den Kapitalmärkten bestimmt wird. Michael Moore hat allerdings in den Jahren seines kometenhaften Aufstiegs zur großen weißen Hoffnung der globalen Linken das Prinzip der Personalisierung auf beiden Seiten entscheidend vorangebracht: Solange die Schurkenrolle mit George W. Bush noch auf ein weiteres Jahr besetzt ist, muss Moore die persönliche Konfrontation suchen. Es muss, wenn er dem Präsidenten schon nicht direkt die Meinung sagen kann, wenigstens eine gute Provokation her.

"Sicko" wird deswegen im letzten Teil noch richtiggehend aktionistisch: Michael Moore findet in Kuba genau jenes "sozialistische" Gesundheitssystem, vor dem ihn die amerikanischen Politiker immer gewarnt hatten. Er vermag an den kubanischen Röntgenärzten und deren Geräten nichts Verdächtiges erkennen, im Gegenteil hilft auch in Kuba ein Computertomograf bei der Diagnose der Beschwerden eines Mannes, der nach dem 11. September 2001 am Ground Zero gearbeitet und dort giftige Dämpfe eingeatmet hat. 9/11 ist immer noch der Dreh- und Angelpunkt jeder Agitation in den USA, ob nun vom Präsidenten oder seinem prominenten Gegner.

"Sicko" kümmert sich nicht um die Unterschiede zwischen Selbstironie und kalkulierter Naivität, zwischen "dumm sein" und "sich dumm stellen". Das liegt ganz einfach daran, dass der Kalauer das Genre dieses Films ist. Was an Dokumentarischem noch mitgeliefert wird, stellt den USA kein gutes Zeugnis aus, die Polemik drumherum verfestigt aber eher die ideologischen Fronten, auch wenn Michael Moore sicher das Gegenteil im Sinn hatte: eine paradoxe Intervention.



Aus: "Michael Moore-Film: Gesundheitssystem am Pranger" VON BERT REBHANDL (10.10.2007) [Über "Sicko". Regie: Michael Moore, USA 2007, 113 Min.]
Quelle: http://www.taz.de/index.php?id=start&art=5826&id=film-artikel&src=SZ&cHash=b337f80020


Textaris(txt*bot)

#95
Quote[...] Detailliert wie selten zeigt eine neue Studie, wie ungleich Vermögen in Deutschland verteilt ist. Die reichsten zehn Prozent verfügen über zwei Drittel der Rücklagen, die Hälfte der Bürger hat so gut wie gar keine - besonders betroffen: Frauen, Ostdeutsche, Zuwanderer.


Hamburg - 5,4 Billionen Euro - in Ziffern: 5.400.000.000.000 Euro. So viel Vermögen haben die Deutschen laut einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)angehäuft. Am Mittwoch wird die Erhebung offiziell vorgestellt, doch die Ergebnisse liegen der "Süddeutschen Zeitung" schon vor - und demnach belegt die Studie bis ins Detail, wie groß derzeit die sozialen Gegensätze in Deutschland sind.

In den 5,4 Billionen Euro sind dem Bericht zufolge Ersparnisse, Immobilien, Rentenansprüche und Versicherungen erfasst, aber etwa auch Sammlungen von Kunst, Münzen und Briefmarken. Die DIW-Forscher haben die Schulden der Deutschen in dieser Aufstellung schon herausgerechnet. Würde man die Summe gleichmäßig auf alle Deutschen ab 17 verteilen, hätte jeder Einzelne Sach- und Geldkapital in Höhe von etwa 81.000 Euro. Allerdings ist die Summe nicht gleichmäßig verteilt:

* Tatsächlich besitzen die reichsten zehn Prozent der Deutschen fast zwei Drittel des Volksvermögens - während mehr als die Hälfte der Bürger "so gut wie nichts" besitzt, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf die Studie. Das gesamte Einkommen dieser Gruppe diene im Prinzip dem Konsum oder der Tilgung von Schulden.
   
* Die Daten zeigen demnach auch, wie groß die Unterschiede bei den Besitzverhältnissen zwischen West- und Ostdeutschland seien. Das Durchschnittsvermögen eines Westdeutschen sei 2,6 mal höher als das eines Ostdeutschen - vor allem weil Ostdeutsche eher verschuldet seien und seltener Wohneigentum besäßen.
   
* Unterschiede gebe es auch bei der Vermögensverteilung zwischen Männern und Frauen, schreibt die Zeitung: Im Durchschnitt ist das Vermögen einer Frau demnach um 30.000 Euro kleiner als das von Männern.

* Besonders wenig besäßen Zuwanderer. Ihr Vermögen liege unter der Hälfte des Durchschnittvermögens.

Wegen höherer Einkommen der reicheren Deutschen haben die sozialen Gegensätze der Studie zufolge in den vergangenen Jahren zugenommen. Der Lohnanteil am Vermögen habe von 1996 bis 2006 stagniert - der Kapitalanteil sei um vier Prozentpunkte auf 33,8 Prozent gestiegen.

[...] Markus Grabka, Autor der Studie, sagte, die Ergebnisse würden zeigen, "dass viele Menschen in Deutschland quasi von der Hand in den Mund" leben. Gleichzeitig häuften die Wohlhabenden "gewaltige Reichtümer" auf. Die Politik müsse diese Schieflage korrigieren - aber nicht durch eine Vermögenssteuer: Die würde nur dazu führen, dass Reiche ihr Vermögen außer Landes brächten.

kaz


Aus: "REICHTUMS-STUDIE: Jeder zweite Deutsche hat kaum Vermögen" (06. November 2007)
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,515793,00.html

-.-

Quote[...] Seit den frühen neunziger Jahren sind die Einkommen der Spitzenverdiener auf allen Kontinenten erheblich schneller gestiegen als die Gehälter von Geringverdienern. Experten des Internationalen Währungsfonds nennen dafür vor allem zwei Gründe: Den technologischen Fortschritt und die Liberalisierung des Welthandels. Spezialisten haben dadurch die Möglichkeit, ihr Wissen noch produktiver einzusetzen, gleichzeitig gibt es mehr Konkurrenz unter Niedrigqualifizierten.

Quote

06.11.2007 17:08:58

resonic: Neid

Ich bin für eine Leistungsgesellschaft in der auch die Leute ordentlich verdienen, die etwas tun. Wer nur gering qualifiziert ist, weil er seine Sonder-/Hauptschulzeit lieber mit Sex, Rauchen und Saufen verbracht hat, anstatt etwas für die Bildung zu tun, hat meiner Meinung nach kein Recht zu jammern und kein Recht auf Wohlstand auf Kosten der Besserverdiener!
Dass die Managergehälter nur bedingt mit der Leistungs in Einklag stehen stimmt schon, da stimme ich absolut zu, diese aber mit den Leistungsträgern (Ingenieure, Akademiker, usw.) der Gesellschaft in einen Topf werfen ist blanker Hohn.

Ein Akademiker hat schließlich kaum etwas mit dem Geldadel zu tun. Die Menschen mit einem Einkommen von über 65.000 Euro im Jahr (Das sind 10% aller Beschäftigten) erwirtschaften schließlich rund 50% aller Einkommenssteuereinnahmen. Wer da seinen Neid zeigt und meint man müsste den schlechtqualifizierten mehr bezahlen und diejenigen, die ohnehin schon sehr viel von ihrem sauer verdienten Geld abgeben, weiter bestrafen, hat die Sache mit der sozialen Gerechtigkeit nicht verstanden.

Naja, besser Patrizier als Lehnsherr, war schon immer so, wird zum Glück auch immer so bleiben.

Quote

06.11.2007 17:09:47

totwald: An ihren Werken soll ihr sie erkennen!

Die nackten Zahlen entlarven das hohle politische Gewäsch aller Parteien, die in der BRD in der Regierungsverantwortung standen und stehen.

Die Herausforderung, ein sozial gerechtes und ökologisch nachhaltig wirrtschaftendes Gemeinwesen aufzubauen hat keine einzige Partei in diesem Lande wirlich und wahrhaftig aufgenommen, geschweige denn, wurde ihr jemals entsprochen.

Einen besseren Beweis für eine von letztendlich allen politischen Kräften unterstützte Umverteilung von unten nach oben kann es nicht geben.

Hier raffen die Begüterten hemmungslos auf Kosten der Armen und Schwachen, die jetzt lebenden Generationen verschludert das Erbe ihrer Kinder und Kindeskinder und hinterlassen ein bankrottes Staatswesen sowie - man denke nur an den Klimawandel- eine ökologische Wüste.

Hätte es jemals zuvor einen besseren Grund gegeben, diese Bande zum Teufel zu jagen?

Doch die Deutschen vermögen es nicht. Erst werden es uns die Franzosen wieder einmal vorführen müssen, wie man professionell Revolution macht. Dort dauert es nämlich nicht mehr lange.

Der deutsche Michel wird es dagegen vorziehen, weiter zu klagen und zu greinen bzw. sich seinem Weltschmerz und seinen Depressionen hinzugeben, statt endlich einen Generalstreik auszurufen und der ganzen Mesch poke zu zeigen, wo es langgeht.

Quote06.11.2007  17:17:56

heinmück: Das Gefühl speist sich aus Meldungen

So what? Im (soziale) Marktwirtschaft genannten Kapitalismus werden die Reichen immer reicher? Nein, wer hätte das gedacht? Da gab´s zwar so ein `Gefühl´ (wenn man mal wieder jemand mit dunklem Koffer an der Grenze sah?) aber wenn wir nicht diese SZ exklusiven Experten hätten, wären wir doch nie darauf gekommen. Da sträubt sich doch der volksgesunde CDSUSPDFDPGRüNE Menschenverstand: dank Agenda 2010 geht´s uns doch ALLEN Gold. Und jetzt sowas: nach der Sensation, dass ein Gericht nach wochenlanger Beratung feststellt, Lokführer dürfen tatsächlich ein in der Verfassung verbrieftes Recht wahrnehmen (haben doch alle gedacht, dass dies nur versehentlich im GG steht und eigentlich nix bedeutet!) jetzt diese Megaüberraschung: Reiche werden immer reicher!
Ist wahrscheinlich eine Ente!

Quote

06.11.2007 18:00:27

germanbureau: Leistung und Neid

@benutzer1100:

[...] Die Mär, dass jeder selbst alles erreichen kann, kannste im Kindergarten oder bei den Jungen Liberalen erzählen, hat mit der Realität nichts zu tun!

Und natürlich soll und wird es immer Arm und Reich geben, aber warum soll ich mich mit der krassen Schere abfinden? Ich verdiene sehr gut und jammer nicht, aber ich sehe nicht ein, dass eine wachsende Mehrheit bei uns z.B. dem Renditewahn einiger Weniger zum Opfer fällt und sich dann nicht mal mehr gescheites Essen leisten kann! Nur als Beispiel.

Und das hat nichts mit Neid zu tun!

Quote06.11.2007 18:09:58
oelauge:

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Quote06.11.2007 18:12:38
oneworld: Kurt47: Sehr aufschlussreich Ihr Beitrag

Heute sind wir scheinbar im Jahr 1927/1928?

Die Reichen wissen nicht, wo sie ihr Geld denn wirklich investieren sollen - und die Armen unter uns wissen nicht, wo sie ihr nächstes Geld für die Stromrechnung herbekommen.

Auf der Konsumenta war ein Besucherrückgang von 8% - wann drosselt die Industrie die Produktion?

Quote06.11.2007 18:21:33
RobertOstermeier: Braucht man dafür eine Studie? Und diese Entwicklung hat sich unter einer SPD

Regierung sogar verschärft!
Sozial steht zwar überall drauf, ist nur nicht mehr drin!

Quote06.11.2007 18:26:53
oneworld: kurt47

Fusion Karstadt - Kaufhof, ja warum wohl? Alleine schafft es auch von denen keiner mehr.

Die Armut geht im Kreislauf.

über 50% leben von der Hand im Mund - tja, dann kann sich der Unternehmer, egal welcher Branche auch verreiben, dass er was verkauft - Absatzrückgänge, Umsatzeinbrüche, noch mehr Entlassungen, noch weniger breite Kaufkraft, noch mehr Entlassungen, tja, das Spiel gewinnt an Fahrt....

Alles schon lange sichtbar, aber nur für Sehende, und nicht für Blinde, geschweige denn Opportunisten, die immer noch meinen: Mit Fleiß bringt man es zu was. Irrtum.

Nur wenn man Geld hat oder reich heiratet. Ehrlich Arbeiten macht mittelfristig bankrott.

Quote06.11.2007 18:28:59
Kurt47: Bei Lichte betrachtet

Was hat eigentlich Deutschland über die letzten Jahre seit 2000 erreicht, wenn man es einmal kritisch unter den Alt-EU-Ländern vergleichend betrachtet.

Hier sind die Platzziffern in 2000 und 2006 für Deutschland unter den jeweils vom Statistischen Amt der EU registriert Ländern:

Beim Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt vom 9. auf den 11. Platz unter 15 Ländern.

Beim nominalen Pro-Kopf-Arbeitseinkommen pro Arbeitnehmer vom 2. auf den 7. Platz unter 15 Ländern.

Beim Pro-Kopf-Verbrauch privater Haushalte vom 5. auf den 8. Platz unter 14 Ländern.

Beim Anteil der Langzeitarbeitslosen an der aktiven Bevölkerung vom 12. auf den 11. Platz unter 13 Ländern (jeweils 2. Quartal 00 bzw. 07).

Ist das wirklich so prickelnd?

Quote06.11.2007  18:45:20
Hoplit: GÄÄÄÄHN!

Mal wieder eine "NEUE STUDIE" die der SZ "exklusiv" vorliegt. Wow.
Und was besagt diese Studie: dass die Armen arm bleiben, weil sie nix verdienen und noch nie was verdient haben. Und die Reichen reicher werden, weil sie entweder arbeiten und viel verdienen oder Zinsen auf ihr Vermögen kriegen.
Ja Mensch! Dass ist ja mal eine Erkenntnis!
Schön, dass im Gegensatz zu den üblichen Jammerartikeln wenigstens mal die Definition von "arm" aufgeführt ist. Und was zeigt die uns? Dass "Armut" ein relativer Begriff ist und daher zwangsläufig der Prozentsatz an Armen wahrscheinlich immer gleich bleiben wird.

Quote06.11.2007  18:52:20

footek:

Es ist schon interessant, Otto - normal Bürger hat aufgrund von Inflation, Preis - und Steuererhöhungen immer weniger in der Tasche. Das ist Fakt. Die Politiker reden dabei von Aufschwung. Erschließt sich dem normalen Bürger, was damit gemeint ist? Ich glaube nicht. Ich gehöre selbst zur Mittelschicht, brauch mich also nicht beklagen, idell und materiell (obwohl ich Atheist bin, d.h. ich schöpfe meine Einstellung nicht aus irgend einem Glauben ;)), große Sprünge sind trotz Studium und gutem Job trotzdem nicht drin. Gleichzeitig sehe ich, dass Regierung nichts für die Leute fertig bringt, die die Hauptlast für diesen Staat durch Steuern und Abgaben zahlen. Verdienen tuen nur die oberen zehn Prozent, natürlich bedingt auch durch ökonomische Grundsätze wie Zinsen etc., will sagen der Esel scheißt immer auf den selben Haufen. Aber wie will man der Masse diese Politik und Entwicklung noch vermitteln? Staatlich verordnete Dumpinglöhne und Gängelei, bei gleichzeitiger Anhäufung des Vermögens bei immer wenigeren Personen und ausschließlichen Steuergeschenken für die upper class? Keine Ahnung, aber diese Entwicklung lässt immer nur noch mehr Zustimmung für politische Extreme entstehen. PS. ist schon beeindruckend, wie sich die Philosophien von Marx und Engels bestätigen, die bemerkenswerter Weise vor über 150 Jahren aufgestellt worden sind. Na man schlägt mich zwar gleich tot, aber die kommunistische Idee ist noch lange nicht tot nur ruhig gestellt.

Quote06.11.2007  18:54:38

oneworld: Reichtum vererbt sich


Und Armut leider auch.

In meinem Umfeld gibt es beide Sorten von Menschen.
Meine Beobachtung ist die, dass diejenigen, die nach dem Krieg ein Immobilienschnäppchen gemacht haben bzw. die Väter nach dem Krieg eine Firma anfingen zu bauen, diesen Reichtum erhalten und mehren können. Die, die einem reichen Geschlecht entstammen, sind sowieso im Rennen weit voraus.

Diejenigen, die in meiner Generation anfingen, wie wild zu arbeiten und aus nicht begütertem Hause stammen, mögen vielleicht ein besseres Gehalt erwirtschaften, aber von Reichtum kann nicht die Rede sein. Keiner von denen hat es geschafft, sich in diesem Leben alleine einen Reichtum zu erarbeiten. Dazu braucht es mehr als eine Generation. So sehe ich das inzwischen - ernüchtert. Nachdem auch eine gute Ausbildung und fleißig sein nicht ausreicht, sondern einfach die Verbindungen des Papas, die finanzielle Unterstützung und der Lift in die begüterten Kreise eine erheblich gewichtigere Rolle spielen als uns das immer versucht wurde, weiß zu machen. Es stimmt einfach nicht, dass die gute Ausbildung für eine gute Position mit entsprechendem Gehalt reicht.

Quote

06.11.2007 18:54:54

senfi: Naja,...

1. dass die Arbeitseinkommen in einer der reichsten Volkswirtschaften der Erde im Vergleich zu den Kapitaleinkommen abnehmen kann gar nicht anders sein, wollten wir mit armen und arbeitsintensiven Ländern wie China konkurrieren, dann wäre das fatal. Wo liegt also das Problem?

2. heute hat eine viel breitere Masse Kapitaleinkommen als früher, der Anstieg alleine sagt dehalb rein gar nichts aus

3. wenn - wie in einigen Kommentaren - die richtig Armen mit den richtig Reichen verglichen werden, dann muss bei positivem Wachstum per Definition die Schere größer werden. Es geht um die breite Mitte und die kann sich nur helfen, wenn sie produktiver wird, zu ihr hin umverteilen geht nicht, denn dann wandern die ab, von denen man nimmt (wir sollten also versuchen die richtig Reichen nicht weiter in die Schweiz zu treiben)

4. verglichen mit armen Ländern (häufig keine demokratischen Marktwirtschaften) ist die Spreizung in D viel geringer.

5. traurig ist doch, dass es den wirklich Bedürftigen (Kranken, Alleinerziehenden Müttern, etc.) so wenig geholfen wird (die haben nämlich wirklich keine Lobby), aber viele (nicht alle!) von denen, die lamentieren, sehr wohl in der Lage wären mehr zu tun, sich aber lieber auf Kosten anderer auf die faule Haut vor den neuen Flachbildschirm legen und nur rauskommen, um in der Kneipe ihr Bier zu trinken oder am ihr Auto zu waschen

6. haben die Beispiele Nordkorea, DDR, etc. nicht bewiesen, dass diese Systeme keine Alternative sind bzw. waren

7. wenn ich von Stimulierung der Binnennachfrage (Onkel Keynes und die 60er lassen grüßen) und galoppierender Inflation (2,4%!!!!!!!!!) lese, dann wird mir schlecht

8. wenn ich mich hier so umschaue, dann bekomme ich den Eindruck, kaum einer wählt CDU, SPD und Co., aber nach der nächsten Wahl sieht es dann wieder genauso aus, nur will dann wieder keiner für die gestimmt haben

Die Diskussion dreht sich doch wieder nur um die Kritik am bösen Marktsystem. Sozialer muss es werden, dass scheint klar! Nur wie sehr, darauf wird sich dann wieder keiner einigen können, spätestens, wenn es an den Abbau eigener Privilegien geht.

Kritisieren können hier wieder alle, und das ach so schlau, eine funktionsfähige Alternative zum Marktsystem hat bisher noch keiner geboten.

Also, dann streitet Euch weiter um die Verteilung des Kuchens, eine Lösung werdet Ihr auch dann nicht [...finden (?)]


Quote06.11.2007 19:03:07

woksoll: senfi: Naja,...

"2. heute hat eine viel breitere Masse Kapitaleinkommen als früher, der Anstieg alleine sagt dehalb rein gar nichts aus"

In der Überschrift steht: "Jeder zweite Deutsche hat keine Ersparnisse"

Ohne Ersparnisse keine Kapitaleinkommen. Da macht die gegenteilige Behauptung von ihnen keinen Sinn.

Quote6.11.2007 19:07:28
TransrapidNow:

@footek
Natürlich ist die kommunistische Idee noch lange nicht tot - "There's one born every minute" wie man so schön zu sagen pflegt ;-) Ich persönlich sehe im Kommunismus - so wie er jenseits reiner Phantasie funktionieren kann - schlicht eine Perversion des Kapitalismus. Ober- und Unterschicht wie gehabt, keine Mittelschicht, größere Schere - um's mal ganz banal zu konstatieren.

Quote06.11.2007 19:43:56
LvB: Geben ist seliger als nehmen

Von Apostel Paulus (an die Epheser) kennen wir das Jesuswort "Geben ist seliger als nehmen". Darin liegt die Urdefinition von arm und reich. Die in dem SZ-Artikel geschilderten REICHEN gehören im allgemeinen Volksverständnis zu den NEHMERN dieser Gesellschaft. Dies ist vermutlich in den meisten Fällen auch zutreffend.
Ich zähle mich selbst zu den "mittleren" WOHLHABENDEN, der jedoch noch weit weg ist von den Millionären und Milliardären.
Trotzdem fühle ich mich erst als reich, wenn ich helfen kann - möglichst anonym.

Die reinen NEHMER dieser Gesellschaft sind nach dieser Definition nicht wirklich reich, sie bringen jedoch durch ihre Raffgier das soziale Gleichgewicht bis hin zu einer totalitären Entwicklung (nach rechts oder links) immer mehr ins Schwanken.
Dass sie dies nicht erkennen oder bewusst in Kauf nehmen liegt vielfach auch an deren mangelnder Bildung. Viele REICHE, die ich kenne sind "strunzdumm".

Quote

06.11.2007 19:47:25

Jan.de: @oneworld

ich bin doch kein Träumer.

Der Arbeitsmarkt ist auch ein Markt, bei sinkenden (Real)Löhnen steigt die Beschäftigung, weil die Nachfrage steigt. Immer mehr Grenzanbieter von Arbeitskraft können bei Löhnen von 4 oder 5 Euro beschäftigt werden, gleichzeitig steigt damit aber die Nachfragerente am Arbeitsmarkt, also Nachfrager, die höhere Löhne bezahlen könnten, weil der Laden brummt, bekommen erfreulicherweise die Arbeit auch zu niedrigeren Löhnen, damit steigen dann die Gewinne, wie die Bilanzen zeigen.

Diese Senkung der Reallöhne ist politisch induziert, war mal richtig, und es ist jetzt Zeit, diese Entwicklung zu korrigieren. Durch höhere Einkommen wird dann endlich die Konsumgüternachfrage angekurbelt, was ja bekanntlich auch Arbeit schafft, wenn ein größerer Teil der Früchte der Arbeit wieder bei den Arbeitenden bleibt. Diese Kurskorrektur ist meiner Meinung nach überfällig, und ich bin wirklich kein Gewerkschaftsheini.

Quote06.11.2007 19:56:20

Olly77: Man schweigt darüber

Das Problem ist bekannt, wird aber geflissentlich ignoriert. Von Politikern wie von Talkmastern. Dabei müsste es eigentlich Verfassungsrang einnehmen: Das gesamtgesellschaftliche Gleichgewicht ist bedroht!

Quote06.11.2007 19:59:43
jerschabet: @olly

"... Dabei müsste es eigentlich Verfassungsrang einnehmen" schrieben sie.

sie meinen doch nicht etwa das grundgesetz "vermögen verpflichtet", oder !?

Quote06.11.2007 20:09:20
Olly77: @jerschabet: Nein, nein,

ich meinte ein Pendant zur Störung des "gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes". Im übrigen: Letzteres ist durch extreme Umverteilung ebenfalls gestört, worauf viele hier schon hingewiesen haben.
Natürlich kann man sich über dumme, ungebildete und nichtsnutzige Reiche aufregen, aber das ist nicht der Punkt. Es geht vielmehr ums Versagen der Politik, deren Job es wäre, gegenzusteuern. Die Erbschaftssteuerreform ist ein Offenbarungseid an Unfähigkeit!

Da die Politik mithin weniger als die Hälfte der Bevölkerung nur mehr effektiv vertritt, ist auch die Demokratie bereits Makulatur.

Quote06.11.2007 20:19:53
the-eggs:

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Quote

06.11.2007 20:48:33

sanft+sicher:

ehrlich, ich bins langsam leid, dieses ewige aufeinandereindreschen. gibt kaum einen thread hier ohne beschimpfungen, diskriminierungen, anwaltgedrohe, etc. ja sind wir denn hier im kindergarten?

wer einerseits vom "niedergang" oder "niveauverlust" der sz schreibt, sollte doch BITTE konsequenterweise den geist/die bereitschaft besitzen, andere meinungen (so absurd sie auch sein mögen) auch ohne waschweibgeplärr zuzulassen/zu diskutieren. kann man denn nicht gepflegt miteinander umgehen? ist doch nicht zuviel verlangt. oder doch?

kopf hoch.

Quote06.11.2007 20:50:55
NobleHouse: @alle...JETZT arte (TV) sehen...

A Must: arte 20:40 h Rand der Gesellschaft...!

Quote06.11.2007  21:04:54
HoChiMinh: des Pudels Kern

[...] Das reaktionäre Rudel hat aber nicht den geistigen Horizont Ihnen folgen zu können. Die kämpfen noch die alten Links/Rechts-Kämpfe aus den 80ern, sind neoliberal verblendet und sind nicht mehr dazu fähig die Realitäten des Deutschlands im Jahr 2007 wahrnehmen zu können.

Es gibt von denen die nicht betroffen sind nur einen kleinen Anteil von Menschen, die über ihren eigenen Tellerrand schauen können. Der große Rest macht sein persönliches Interesse und seine Wahrnehmung zur Weltanschaung und sich selbst zum gerechten Richter.


Quote06.11.2007 21:06:37
Mythorus:

@Ernstol

Ich habe gearbeitet, viel Zeit und Risiko darauf verwandt erfolgreich zu sein, und siehe da, es hat funktioniert.

Quote06.11.2007  21:07:41
jpod: Kein Wunder

Viele kaufen sich mit Geld, was einem nicht gehört, neue Dinge, die sie nicht brauchen, um Menschen zu beeindrucken, die sie nicht mögen. Wie soll das Volk da noch sparen.

Ansonsten sagt man hier in Hamburg: Geld hat man, aber man redet nicht darüber.


Quote06.11.2007  21:14:03

derblauebarbar: Ja, mythorus: Glückwunsch!

Das ist ernst gemeint. Und jeden Cent sollen Sie in Frieden genießen.

Bitte vergessen Sie dabei aber nicht jene Umstände in Ihr Abendgebet miteinzuschließen, die Sie nicht beeinflußt haben, sondern welche dafür maßgeblich sind, daß sich Ihre Produktivkräfte entfalten konnten.

Zum Thema "Leistung" (aus: zeit.de/2006/52/Starnberg?page=5)

"Er erzählt von einer Studie, die ein befreundeter Soziologe gemacht hat: Das Thema waren zwei deutsche Absolventen einer Elite-Universität, der eine stammte aus wohlhabenden, der andere aus sehr einfachen Verhältnissen. Beide hatten in etwa die gleichen Fähigkeiten. Beide bewarben sich in Firmen um Spitzenjobs, mit radikal unterschiedlichen Ergebnissen: Der aus gutem Hause wurde dem anderen immer vorgezogen, trotz der ähnlichen Qualifikation. Das Fazit des Soziologen: Es hat mit dem gesellschaftlichen Stand zu tun, einem scheinbar unsichtbaren Band. Man sucht seinesgleichen, man erkennt sich, will unter sich bleiben."

Quote

06.11.2007 21:16:49

yankeeforever: @Hoplit: GääääHN Retour!

@Hoplit: GääääHN Retour!
Und worin besteht die "neue" Genialität Ihrer Ganglienverknüpfung(en)? Aus der Tatsache, dass bei uns (noch) niemand verhungern muss?

Abgesehen davon, dass es auf diesem Planeten auch im 21. Jahrhundert "absolute" Armut gibt und Menschen Tag für Tag tatsächlich verhungern, wer bestreitet denn, dass "Armut" in diesem unserem sog. christlichen und sozialen Lande "relativ" ist?

Empirisch schlichtweg falsch ist allerdings Ihre Aussage, dass der "Prozentsatz an Armen wahrscheinlich immer gleich bleiben wird.

Doch darum geht es nicht: Sehr viele der heute in unserer sog. überflussgesellschaft "relativ" Armen haben vermutlich sogar einen (Farb-)Fernseher in ihrer Wohnung stehen, während ein derartiges Gerät sogar für "Normalverdiener" Ende der 60er Jahren unerschwinglich war.

Relative Armut bedeutet nämlich nicht, dass man sich keinen Champagner für 200 Euro, keinen Ferrari als Zweitwagen und keinen mehrwöchigen Luxusurlaub in St. Moritz leisten kann, sondern der Mangel an Freiheit, die Ausgrenzung aus der Gesellschaft und die Umöglichkeit, am stinknormalen Leben teilhaben zu können.

Relative Armut bedeutet, dass man am 25. des Monats kein Geld mehr hat, um die Stromrechnung zahlen zu können. Es bedeutet, dass man ständig das Konto überziehen muss, um die Miete zahlen zu können. Es bedeutet, dass man nicht mit dem 500er Mercedes zu Aldi fährt, um dort auf "Schnäppchenjagd" zu gehen, sondern ständig gezwungen ist, auch bei aldi nur das Billigste vom Billigen zu kaufen. Es bedeutet, dass man seinen Kindern keinen Musikschulunterricht und keine bezahlen kann usw.

DAS IST DIE REAL EXISTIERENDE RELATIVE ARMUT IN DIESEM UNSEREM CHRISTLICHEN UND SOZIALEN LANDE!

Vielleicht sollten sie einmal in einer stillen Stunde über die Begriffe "Arroganz" und/oder "Dummheit" nachdenken.


Quote06.11.2007 21:16:59
Mythorus:

@derblauebarbar

Mein gesellschaftlicher Stand konnte keinen Einfluss haben, denn ich habe keinen Arbeitgeber. Ich war an einer normalen Uni, und hatte kein Stipendium. Also welche Umstände ausser Arbeit bleiben noch übrig?

Quote06.11.2007 21:18:06
Ernstol: "Reaktionäres Rudel"

...lieber HoChiMinh,

Das kostet aber 5 EURO ins Phrasenschwein !

Quote06.11.2007 23:36:54
Mythorus:

Natürlich, wie immer.

Nach einer Erhöhung der Erbschaftssteuer schreien natürlich diejenigen, die eh nie eine zahlen müssen und für den Kuchen nichts getan haben. Wenn meine Frau oder Kinder einst erben werden, dann wurde dieses Kapital bereits mehrfach versteuert. Welches Recht hat denn jemand außer den 3en auf nur einen Cent? Meine Frau und meine Kinder müssen meine geschäftliche Abwesenheit und 60h Woche ertragen. Ach ja, weniger arbeiten ist aber leider nicht möglich, ich habe nämlich eine gesellschaftliche Verantwortung, gegenüber meiner Angestellten, die ebenfalls Familien zu ernähren haben.

Anstatt zu neiden empfehle ich die Energie in Arbeit umzuwandeln, das kann helfen.

Quote

06.11.2007 23:43:02

morgen-morgen:

Es geht nicht um Neid, sondern um eine anständige Bezahlung und um eine funktionierende Volksvertretung, die in der Lage ist, Konzepte zu entwickeln, die nicht diktiert werden durch die Reichen 10% der BRD, sondern die die nationalen und globalen ökologischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen als seriöse Herausforderung annehmen. Die persönliche Orientierung an Luxusgüter kolludiert mit Interessen zur nachhaltigen Förderung des Allgemeinwohls. Es ist im Rahmen unserer Demokratie eine politische Entscheidung welches Maximum und welches Minimum zur Existenzsicherung einer funktionierenden Demokratie einzuhalten ist.

Die 5-Punkte deiner Forderungen, bieten sicher eher eine Möglichkeit zur Ausarbeitung vernünftiger, nachhaltiger Konzepte, als die politische Realität, mit der wir konfrontiert sind.

1. Basisdemokratie
2. Keine Zinswirtschaft mehr
3. Sicherung der Existenzmittel für alle
4. Ökologisch nachhaltige Wirtschaft
5. Subsidiarität und Dezentralität

Quote

06.11.2007 23:53:38

oneworld: morgen-morgen:


Ihre Vorschläge nehmen den Besitzstandswahrern zuviele Erpresshebel auf die Geldbeutel der Bürger weg:

Zinswirtschaft - die Finanzwelt schreit ganz laut auf, nachdem sie ja nichts tut, um Geld zu erwirtschaften (es ist ein Märchen, dass man seine Energie in Arbeit umwandelt, wie Mythorus meint, und schon stimmt der Verdienst.... ), sondern das Geld arbeitet für sie.

Basisdemokratie: gräbt den Lobbyisten ihren Einfluss auf Gesetzgebungen ab

Sicherung der Existenzmittel: Es ist kein Zufall, dass Aldi als Lebens-mittelhändler (=Existenzmittel) reichster Deutscher ist.

Subsidiarität und Dezentralität: siehe momentane Debatte wg. Preisabsprachen der Stromkonzerne - sie haben es in der Hand, ob die Lichter ausgehen, diese Macht werden sie nicht freiwillig nehmen lassen.

Sie haben in all ihren Punkten recht - und genau hier schreien die Pfründesicherer ganz laut auf. Ihre Punkte würde Bürger Chancen eröffnen, die sie faktisch im Moment nicht haben. Abgesehen davon: Wo das Geld konzentriert ist, ist die Macht - möge man noch so eine gute Ausbildung haben, noch so fleißig sein, das nützt alles - nichts.

Quote07.11.2007 00:17:39
oneworld: Wenn das stimmt, dann leben wir auf einem sozialen Pulverfass ersten Ranges !

So ist es. Und deshalb denkt Herr Schäuble ja auch andauernd über Maßnahmen nach, wie er das Volk einfangen und unter Repressalien setzen kann, sollte es tatsächlich langsam jedem dämmern, welches Spiel läuft.

Quote

07.11.2007 03:51:16

Crodino: Neid hilft auch nicht weiter

Das Problem ist nicht, dass manche sehr reich sind.
Sollen sie es sein: ob geerbt, selbst erarbeitet oder im Lotto gewonnen.

Und eine hoehere Erbschaftsteuer ist in diesem Zusammenhang so egal wie irgendetwas. Das ist ein missbrauchtes Politikum, in diesem Fall um Gewerkschaftsmitglieder bei der Stange zu halten und deren Beitraege zu kassieren.

Freigeld wuerde auch nur bedeuten, dass wir "zurueck auf Los gehen" und dann wieder von weiter vorn starten.
Es wird immer Menschen geben die effizienter, zielstrebiger, kreativer und/oder skrupelloser sind und dann die Nase wieder vorn haben.

Und die Zahlen sind in dem Artikel auch absolut unreflektiert und manipulativ gedeutet. Dass Ostdeutsche nach nicht ganz 2 Jahrzehnten und Migranten noch nicht auf dem Stand "Deutscher" sind ist logisch, da zum Zeitpunkt x nicht die gleichen Startvoraussetzungen gegolten haben. Bzgl. der Frauen muesste man sehen, wie Besitztum innerhalb der Familie gewertet worden ist - aber auch hier: Frauen sind in der breiten Masse auch nicht am gleichen Punkt gestartet (Mutter, Kind, Familie)

Und ploetzlich ist die Debatte Integration und Gleichberechtigung.
Und jeder der mehr erreichen will soll sich mal genau ueberlegen was machbar ist.
Qualitaet statt Konsumramsch
Sparen statt Lotto oder/und Rauchen
www.20prozent.org?

Aber das sei jedem selbst ueberlassen ob er seine/ihre Energie jammernd verschwendet oder anderweitig nutzt.


Quote07.11.2007 04:48:21
cheguevara: arme aermer-reiche reicher

das hatten wir doch auch schon mal. vor ca. 150 jahren war der unterschied auch unbeschreiblich gross und das ergebnis war eine umgestaltung der gesellschaftlichen verhaeltnisse. glaubt mir, es dauert heutzutage etwas laenger, aber es kommt!

Quote07.11.2007 05:47:46
DickesMüller:

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Quote07.11.2007  07:52:36

Peter.49: Weises Handeln

Der Mensch an sich ist nicht in der Lage, die Folgen seiner Wünsche kritisch zu überdenken. Der gierige Mensch denkt keine 3 Meter weit. Er denkt nicht nur ans haben wollen und raffen, sondern vor allem auch ans mehr sein, mehr wert sein.

In der innenpolitischen Diskussion wird seit Jahren doch genau das propagiert und angestrebt: Die Vergrößerung der sozialen Unterschiede, das Absenken der Masseneinkommen um mindestens 20% (nach Prof. Sinn), Abschaffung der Vermögensteuer, Erhöhung von Konsumsteuern, Bestrafung der Arbeitsunwilligen durch die Harz-Gesetze, auch wenn keine Arbeit für sie vorhanden ist. Auch die Abschaffung der Erbschaftssteuern war angedacht und im Gespräch, wurde aber nun abgewendet. Die bereits fixierte Absenkung der Eckrenten von 60% auf 40% des letzten Nettogehaltes bedeutet einen Verlust von einem Drittel der Nettorenten. Statt wirklicher Reformen und modifizierter Rentenbeiträge werden die Wehrlosen von einer Bande von Raubrittern beraubt.
Die boomende deutsche Exportwirtschaft sei nicht konkurrenzfähig, die ,,Reformen" müssen weiter gehen. Soll das heißen, das zurückschrauben und Abschaffen aller sozialen Errungenschaften.
Loser haben keine Rechte. Die Macht hat der, der eine Lobby hat und Politiker ,,bei ihrer Arbeit unterstützen" kann.

Zudem das Gedankenkonstrukt: Wenn billige Arbeit ermöglicht wird, schafft diese sich selbst eine Nachfrage, sprich Arbeitsplätze.
Das Ergebnis: Versicherungspflichtige Arbeitsplätze werden massenhaft zu prekären Sklavenlohn-Stellen und Ein-Euro-Jobs. Selbst bayerische Landesbehörden und gut verdienende Firmen ersetzen normale Stellen durch Ein-Euro-Job-Stellen.

Die bereits eingetretenen Folgen: Die sozialen Gegensätze nehmen drastisch zu. Kinderarmut ist, auch bei besser ausgebildeten Eltern, recht häufig und nimmt weiter zu. Die Binnennachfrage geht ständig zurück, wenn auch mit leichten Schwankungen.
Die absehbaren Folgen: Unsere Gesellschaft, unser Land wird instabil. Soziale Spannungen, Aufstände der Elenden sind möglich. (Aber Herr Schäuble hat bis dahin seine Bundeswehr-Einsätze gegen Zivilisten im Grundgesetz.)
Schauen wir mit offenen Augen nach England: In der Londoner City gigantisch verdient, die sozialen Gegensätze sind groß, auf dem Land ersetzen die Rentner kaputte Fensterscheiben durch Pappkarton. [...]

London hat neuerdings die höchste und brutalste Gewaltkriminalität in der Westlichen Welt. Die Täter sind hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Schauen wir nach Berlin mit dramatisch steigender Jugendkriminalität: Gangs der besonders Hoffnungslosen, der Einwanderer-Kinder, stechen erst zu und suchen dann nach Beute.
Schöne neue Welt: Ihr Gierigen werdet euch einmauern müssen, in Reichen-Gettos, wie in Brasilien und anderswo. Das schützt euch - wenn ihr dann den Druck im Kessel nicht weiter erhöht. Ich habe keine Hoffnung, denn Gier und das Bestreben nach Ungleichheit sind nicht belehrbar und nicht lernfähig.


Quote07.11.2007  08:25:14
jpspecial: Das Problem ist nur...

...dass die Habenichtse auch ein Wahlrecht haben - und dieses irgendwann auch nutzen werden. Die Nixhaber-Partei könnte dann schnell mit populären Forderungen wie "Jeder soll reich sein - Umverteilung jetzt" 50% der Bundesbürger als Wähler für sich verbuchen.


Quote

07.11.2007 08:36:11

A.Hauß: Feed back

Offenbar trifft der Artikel und das Thema einen Nerv. Die Zahl der Kommentare zeigt es. Die Umfragen auch. Hier gibt es Leute, die das individuelle Konsumverhalten als Grund für nicht vorhandenes Vermögen denunzieren. Als gebe es keine Werbung, keinen gesamtgesellschaftlichen Druck bis in die Schulen hinein, Markenartikel zu tragen.
Als die Ossis befreit wurden und ihr Land und ihre Fabriken erbeutet waren, wurden sie mit alten Glfs und Alsi-Videorecordern befriedigt - wo es das Tittitainment ("Erdbeere") nicht taten. Da ist nun so langsam alls ausgereizt.

Heißt: das geht nicht mehr lange gut. Die Individualisierung (individuelle Schuldzuweisung, Vermeidung des Schlangestehens am AA usw.) geht nur solange okay, solange sich die Individuen nicht treffen und austauschen.
Dann gibt es Zoff.

Quote

07.11.2007 08:36:39

the-eggs: XFlieger

"Muss es denn unbedingt iPod, Dolby Surround 5.1 Anlage, jede Woche neue Klamotten, usw. sein? Die Münchner Fußgängerzone ist voll mit Leuten die ihr Geld for Konsum ausgeben.
Sparen ist out, verantwortungsloser Umgang mit Geld ist in. Konsumieren bis der Arzt kommt, Statussymbole bis an die Decke. Wer will denn schon auf etwas verzichten?

Ich meine hier nicht die Menschen die wirklich von der Hand in den Mund leben.
Die Statistik scheint mir aber grundsätztlich verfälscht, die Randbedingungen nicht ordentlich berücksichigt."

Die Statistik ist soweit schon richtig, dass Reiche immer reicher werden und der Rest irgendwie stagniert, ist ja bekannt und eigentlich nichts neues.
Das Problem ist die Wahrnehmung, es wird suggeriert, man lebe mittlerweile hart an der Armutsgrenze, wenn man nicht mind. 2000€ Netto in der Tasche hat und alle drei Jahre einen Neuwagen vor der Garage stehen hat. Hinzu kommen Zahlen wie 9 Mio ALG II Empfänger, die 1. übertrieben sind und 2. zum großen Teil dazu beitragen, Menschen finanziell zu unterstützen, die zuwenig verdienen.

Dieses aufgebauschte Szenario reicht aus, um bei manchen Fantastereien auszulösen, anstatt sich dem Thema mal sachlich zu widmen. Anscheinend wollen die nicht erkennen, dass der Konsum draußen nach wie vor in vollem Gange ist, denn ich glaube nicht, dass die Reichen sich die Playstations untereinander aufteilen.

Bestes Beispiel mal wieder war die Sendung über Armut auf Arte gestern, die eine Frau zeigte, die von ALG II lebt, im Wohnzimmer aber stolz der LCD Flatscreen Fernseher steht...

Und jetzt los, immer schön das rote Knöpfchen drücken :-)

Quote07.11.2007  08:42:02

Raffinade: Erstaunlich

Das ist schon erstaunlich.

Also nicht die Ergebnisse der Studie, sondern die Tatsache, dass
sich in der öffentlichen Diskussion trotzdem alles darum dreht, wie
man den ärmsten der Armen noch mehr Feuer unterm Hintern machen kann.

Die Strategie der Union ist seit längerer Zeit darauf ausgerichtet.
Mit Sprüchen wie "Leistung muss sich wieder lohnen" und "Wer arbeitet muss mehr in der Tasche haben blah blah" versucht die Union gezielt von den Tatsachen abzulenken.

Dass Problem ist also nicht etwa die Ungleichverteilung der Einkommen, sonder dass Arbeitslose zuviel Geld bekommen.
Oder der Osten. Oder Rentner. Sucht euch was aus.

Teile und herrsche.

Quote

07.11.2007 09:08:55

DigiFan: Ursachen

Hat sich im Rahmen der Studie schonmal jemand gefragt, woher die Ursachen kommen.

"50% leben von der Hand in den Mund."

Frage: Verdienen die so wenig? Sind sie vielleicht überschuldet? Wer definiert eigentlich, was lebensnotwendig ist. Bin ich arm, nur weil mein Nachbar jedes Jahr einen neuen BMW kauft und ich mir allenfalls aller 5 Jahre einen Japaner?


@jpspecial: "Aber denken wir den Gedanken doch einmal weiter: alles Eigentum wird gerecht aufgeteilt. jeder Bürger bekommt also die statistischen 81.000 Euro und alle Schulden werden getilgt. "

Genau das wollte ich auch mit der Frage nach den Ursachen zum Ausdruck bringen. Komischerweise sind nicht alle, die wenig verdienen, ohne Ersparnisse. Und genauso gibt es Spitzenverdiener, die beim ersten kleinsten Karriereknick insolvent sind - schließlich wollen Wohnung, Auto, Reisen und andere Luxusdinge noch abbezahlt werden.

Quote

07.11.2007 09:38:18

Peter.49: Kreditverkäufer

Es gibt Verführte und Verführer. Es gibt Hoffnungslose, die sich durch Konsum Zufriedenheit oder sogar Glück schaffen, wenn auch nur für kurze Zeit. Kinder und Erwachsene mit Sehnsüchten nach dem besseren Leben, die sich, da nicht erfüllbar, in Konsumwünsche transferieren. Es gibt Kredite für sozial Schwache, bar auf die hand oder als Ratenzahlung getarnt.
"Schuld" sind die Verführten selbst, aber auch die Verführer, die Kreditgeber, die Werbestrategen, Werbung die sich an spezielle Kundenkreise wendet. (Die US-Immobilienkriese ist ein Paradebeispiel der Unterschicht-Verführung.)

Wirkliche Ursache ist die Verarmung und Verelendung von 30 bis 40% der Bevölkerung, welche herbeigeführt und in Kauf genommen wird. Zu bemerken höchstens an Armuts-Statistiken, den vielen Obdachlosen in den Großstädten, der steigenden Jugendkriminalität usw., aber ansonsten eine fast unsichtbare Entwicklung.
Meine Argumentation geht nicht gegen die Mittelschicht. Denn diese wird die Folgen bezahlen müssen. Die Mittelschicht zahlt die Steuern, nicht die Reichen. Der Mittelschicht wird der Schädel für 10 Euro eingeschlagen, nicht den Reichen in Panzerautos und bewachten Reichengettos.
Ich sehe im gegenwärtigen menschenverachtenden politischen Modell der Abschaffung aller sozialen Errungenschaften das Problem. Nach Verschwinden des Kommunismus und der Revolutionsgefahr werden alle sozialstaatlichen Komponenten scheibchenweise beseitigt. Das ist nur vorübergehend, bis zum Verschwinden der radikalen LINKEN, auf Eis gelegt.

Quote07.11.2007 10:38:46
Grillikioski: Nix neues...

...was der Artikel beschreibt, früher galt die 80/20 Regel, jetzt sind es halt schon 90/10...
Ich glaube einer der Vor-Kommentatoren sagte es schon, als DINK (Double Income No Kids) kann man es schaffen was auf die Seite zu legen wenn man nicht meint überluxeriös leben zu müssen, der Rest hats schwer wenn man nicht als Beruf Sohn/Tochter ist...

Quote07.11.2007  12:35:49

yankeeforever: Das Märchen von den reichen Hartz-IV-Empfängern und den armen Reichen.

So sieht nämlich die Realität in diesen unserem christlichen und sozialen Lande aus:

Rund 1,9 Millionen Kinder unter 15 Jahren leben von Hartz IV – überwiegend sind dies Schüler. Da in den Regelsätzen für Arbeitslosengeld II und Sozialgeld kein Geld für Schulmaterialien vorgesehen ist, haben sie lt. einer aktuellen Entscheidung (10/2007) des Landessozialgerichts Berlin-Brandenburg Anspruch auf ein DARLEHEN (!) zur Anschaffung unbedingt notwendiger Schulmaterialien, sofern eine Finanzierung auf andere Weise nicht möglich ist. Allerdings beschränkten die Richter das Darlehen auf 30 (in Worten: dreißig!) Euro pro Kind, da im einstweiligen Rechtsschutzverfahren nur das "unabdingbar Notwendige" gewährt werden könne.

Der Hartz-IV-Leistungssatz beträgt derzeit monatlich 208 Euro (in Worten: zweihundertundacht) für unter 14-Jährige und 278 Euro für ältere Kinder. Darin sind zwar Ausgaben-Positionen für Ernährung, Bekleidung oder Körperpflege enthalten, jedoch kein Geld für Schulmaterialien oder Mittagessen in der Schule. Denn die Position "Bildungswesen" wurde bei der Festlegung der ALG-II-Leistungssätze gestrichen. Lediglich für Schreibwaren im Allgemeinen sind ganze 1,63 Euro pro Monat eingeplant.

Wenn ich Politiker wäre und solche Gesetze beschließen, dann würde ich mich schämen, schämen und nochmals schämen. Aber die meisten Poliker in diesem unserem Lande haben offensichtlich jedes Schamgefühl verloren.

Quote07.11.2007  12:37:57

maxl1111: global

In einer globalen Perspektive gehoerte man 2006 ab 1800 Euro zur reicheren Haelfte der Menschheit, mit 48000 Euro Vermoegensanteilen zu den reichsten 10% und mit
392 000 Euro zu den reichsten 1% der Welt [1]. (Eurokurs 2006)
In Deutschland gehoert man mit 15000 Euro zur reicheren Haelfte der Bevoelkerung [2].

Menschen in Europa, den USA und reichen asiatischen Laendern hatten 2006 90% des Reichtums der Welt. Auf dem Gini-Index, einem Index zur Messung der Ungleichheit, von 0-100 (wobei 100 die groesste Ungleichheit bedeutet), hat die Welt 89 (2006) [1], Deutschland 28.3 (2007) [3].

Ich meine deshalb, es gibt sehr viele Menschen auf der Welt die ein groesseres Recht haetten als wir, sich ueber Ungleichheit und Armut zu beschweren.

Es ist nicht meine Intention, die Ungleichheit des Reichtums in Deutschland zu verniedlichen. Man kann mit der Bekaempfung dessen ruhig in diesem Land beginnen.

Aber vielleicht sollte man, wenn man von ,,die Reichen" spricht, sich das naechste Mal ruhig dazuzaehlen.

[1] http://www.wider.unu.edu/research/2006-2007/2006-2007-1/wider-wdhw-launch-5-12-2006/wider-wdhw-press-release-5-12-2006.pdf
[2] http://www.diw.de/deutsch/pressemitteilungen/74800.html
[3] http://earthtrends.wri.org/text/economics-business/variable-353.html

Quote

07.11.2007 13:09:12

pela1961: @maxl1111

Artmut global betrachten ist ausgesprochen schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Obwohl Sie natürlich recht haben mit Ihrer Aussage, dass es uns im Vergleich zu vielen anderen gut geht, hinkt der Vergleich etwas.
Während ein Leben in vielen Staaten mit einem wirklich erbärmlichen Einkommen noch möglich ist, ist es das hier nicht. Egal, wie arm sie hier sind, sie dürfen einfach keine Papphütten bauen, um ein Dach über dem Kopf zu haben oder aber in Bahnhöfen übernachten, um nicht zu erfrieren. Hört sich zynisch an, aber diese Menschen können mit einem Dollar am Tag besser überleben als manche hier mit mehr. Sehen muss man für einen solchen Vergleich wie oben angeführt die Verhältnisse im direkten Umfeld. Ein Josef Ackermann ist auch ein armer Wicht im Vergleich zu US-amerikanischen Managern. Der reichste Deutsche hat ein Vermögen, dass gerade mal ein Fünftel des Vermögens von Bill Gates ausmacht. Auch der fühlt sich im Vergleich vielleicht arm und unterbezahlt.Alleine schon das Gefälle in Deutschland. Ein Haus in NRW kostet die Hälfte wie das in München. Entscheidend ist nicht nur das Einkommen, sondern auch die Lebenshaltungskosten im Inland.

Quote

07.11.2007 13:11:13

maxl1111: Lebenserhaltungskosten



Geschaetzter Ho Chi Minh,

Sie haben Recht, mit einem Dollar kommt man weiter in Indonesien als in Deutschland, die Lebenserhaltungskosten sind hierzulande hoeher.
Dafuer sind aber die Sozialleistungen hier besser. In Indonesien bekommt man keine Arbeitslosenversicherung, Krankenschutz, Kindergeld und so weiter. Das koennte man ja auch zu Reichtum zaehlen, oder?

Gruesse,

Max

Quote

07.11.2007 13:37:25

wiefelspritz: Gratulation an SZ-online

ihr habt hier zu dem Thema schon weit über 100 Beiträge, die Qualitätszeitung aus Frankfurt dagegen, die auch die Möglichkeit zu Leserkommentaren anbietet , zum gleichen Thema 0 Beiträge, in Worten : null: Keine Wunder ,dass deren Herausgeber Sch. gegen das Internet keift und zetert.

Quote07.11.2007  13:40:35

yankeeforever: the-eggs: @Pela

Das ist einer dieser Vergleiche, die etwas mit Rabulistik, aber wenig mit Logik zu tun haben.

Sie schreiben, dass es in diesem unserm Lande "wirklich jedem ALG II Empfänger besser als in irgendwem in einem Entwickliungsland, der jeden tag schauen muss, ob er überhaupt was zu Essen bekommt."

Wer bestreitet das oder will das bestreiten. Der Vergleich ist als Tatsachenbeschreibung vollkommen zutreffend.

Aber beantworten Sie doch einfach die folgende simplen Fragen (finale Sichtweise):

Hilft Ihr Vergleich dem Hartz-IV-Empfänger und seiner Familie hierzulande, seine beschissene Lage zu verbessern und ggf. wie?
Hilft es dem Hungernden in dem betreffenden Entwicklungsland, dass er nicht mehr jeden Tag schauen muss, dass er nicht verhungert. Von Ihrem Vergleich wird er jedenfalls nicht satt.

[...]




Aus: "Vermögen: Jeder zweite Deutsche hat keine Ersparnisse" - In aller Schärfe zeigt eine neue Studie, wie groß die sozialen Gegensätze in Deutschland sind. Die Erhebung liegt der Süddeutschen Zeitung exklusiv vor.
Von Moritz Koch  (SZ, 06.11.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt7l1/finanzen/artikel/783/141477/

-.-

QuoteDooDoo (7.11.2007, 11:32 Uhr)

Sternschnuppen-Journalismus

Cool, muss schon sagen. Da befeuert man den Neid der Bundesbürger erst permanent durch ständige Managergehälter-Diskussionen, beschwört laufend die berühmte "Schere", die angeblich immer weiter aufgeht, spielt permanent "Die Armen" gegen "Die Reichen" aus. Und setzt im Anschluss das Thema "Neid" auf den Titel. So schaffen Medien heute die Realität selbst, über die sie anschließend berichten. Es wird Zeit über eine Diskussion zum Selbstverständnis von Medien heute. Fragt sich nur, wo sie stattfinden soll.


Aus: "Sternschnuppen-Journalismus" (DooDoo, 7.11.2007, 11:32 Uhr)
Kommentar auf: " stern-Umfrage: Willkommen im Neid-Club" (Von Werner Mathes)
Quelle: http://www.stern.de/politik/panorama/:%0A%09%09stern-Umfrage%0A%09%09%09-Willkommen-Neid-Club/601809.html?id=601809&rendermode=comment


Textaris(txt*bot)

Quote[...] ,,Lassen Sie es, es ist ausweglos" ist ein Satz, den Ingrid Haschert in den letzten Jahren regelmäßig von Anwälten und Richtern zu hören bekam. Sie sitzt in ihrer kleinen Wohnung im Odenwald, rechnet jede Sekunde mit dem Besuch eines Gerichtsvollziehers, der ihre privaten Gegenstände pfänden wird - wegen einer ausstehenden Gebührenrechnung des Hessischen Rundfunks, deren Berechtigung sie nach mehr als zwei Jahren des Rechtsstreits nicht einsieht.

Es begann, vermeintlich harmlos, im Januar 2005. Ingrid Haschert kündigte ihre Fernsehgebühr beim Hessischen Rundfunk. Nach der Umstellung auf das digital übertragene Fernsehen konnte sie kein Programm mehr empfangen. Das erscheint als unbedingt einsichtiger Kündigungsgrund - allerdings nicht für die GEZ. Die Gebühreneinzugszentrale verlangte von Ingrid Haschert, eine DVD-T-Box anzuschaffen, um wieder empfangsbereit zu sein. Die Rentnerin besorgte sich eine Box, doch die Tücke lag nicht nur im Kaufpreis von über hundert Euro, sondern auch im Objekt: Sie sah weiter schwarz, nicht im gebührenrechtlichen, sondern im optischen Sinn.

In Ober-Ramstadt, das in einer der tiefen Mulden des Odenwalds liegt, könne ihr nur eine Satellitenschüssel zum Empfang verhelfen, sagte ihr ein Techniker. Kostenpunkt 450 bis 500 Euro, eindeutig zu viel Geld für die Rentnerin, die nun tatsächlich kein Rundfunkgerät mehr besaß, das ohne ,,größere technischen Aufwand" empfangsbereit zu machen war. Die GEZ aber beharrte auf der Gebührenpflicht, auch noch, als Ingrid Haschert den Fernseher von einem Bekannten aus ihrem Haus schaffen und dies von ihm bezeugen ließ.

Von ihrer Rente von knapp sechshundert Euro gehen Ingrid Haschert monatlich rund vierhundert Euro verloren für die Hypothek, die sie auf ihr kleines Haus abbezahlen muss. Zum Leben bleiben ihr also rund zweihundert Euro. Sie wollte sich auch von der Hörfunkgebühr befreien lassen. Auch das scheiterte am Widerstand der GEZ. Ingrid Haschert legte Widerspruch ein, folgenlos. Die GEZ ließ etwas Zeit verstreichen und beauftragte nach einem Jahr beim Landkreis die Zwangsvollstreckung. Der Landkreis zeigte sich umsichtig, forderte von Ingrid Haschert zunächst den Nachweis ihrer Einkünfte und sah angesichts ihres geringen Einkommens von einer Pfändung ab. Der Hessische Rundfunk, so meinte das Landratsamt, solle sich doch nochmals mit der Rentnerin in Verbindung setzen. Er tat es nicht.

Wieder ein Jahr später, wir schreiben 2007, die GEZ ließ sich Zeit, fand Ingrid Haschert in ihrem Briefkasten eine Mitteilung des Gerichtsvollziehers, der jedoch Kulanz walten ließ. Die Zwangsvollstreckungen im Namen der GEZ, ließ er durchblicken, entsprächen auch nicht seinem Gerechtigkeitssinn. Er werde zunächst nicht einschreiten.

Ingrid Haschert hatte inzwischen versucht, den Gerichtsweg zu beschreiten. Was nicht einfach war. Der erste um juristischen Beistand gebetene Anwalt lehnte ab. Ingrid Haschert hatte ihm offenbart, dass sie auf Prozesskostenhilfe angewiesen sei. Das Interesse des Advokaten sank, auch lege er sich ungern mit der GEZ an. Eine zweite Anwältin begründete ihre Absage mit Zeitnot und riet der abgewiesenen Klientin, Antrag auf private Insolvenz zu stellen. Der Anruf beim dritten Anwalt schien zunächst erfolgversprechend. Man einigte sich auf einen Termin, auch die Prozesskostenhilfe schien kein Hinderungsgrund, bis die Kanzlei den Termin wenige Stunden vor seinem Zustandekommen absagen ließ, mit einer freundlichen Empfehlung: Sie solle sich doch im Justizgebäude Darmstadt für zehn Euro beraten lassen. Das tat Ingrid Haschert. Auch der Zehn-Euro-Anwalt konnte ihr nur bedingt weiterhelfen. Er schickte sie zum Verwaltungsgericht, um vorläufigen Vollstreckungsschutz zu beantragen.

Ingrid Hascherts Weg durch die Instanzen ging weiter, und wie ihr der Anwalt geraten hatte, führte er sie zum Verwaltungsgericht Darmstadt. Schon an der Schwelle des Justizgebäudes stieß sie auf Widerstand. Um was es ihr gehe? Um die GEZ, antwortete sie. Mit der GEZ, hieß es am Empfang, habe man nichts zu tun. Oh doch, insistierte Ingrid Haschert, sie werde das Gebäude nicht verlassen, bevor sie mit einem Richter gesprochen habe. Statt eines Richters kam eine Justizangestellte, der ein kurzer Blick in die Unterlagen genügte, um festzustellen, dass sie der Rentnerin keine Rechtsberatung zukommen lassen könne.

Doch Ingrid Haschert wich nicht. Die Justizangestellte verschwand mit den Unterlagen, kam wieder und fragte, ob sie auch gegen den Gebührenbescheid 2007 Widerspruch eingelegt habe. Ingrid Haschert tat nun auch dies. Den Gerichtsvollzieher bat sie um Aufschub. Er wurde gewährt - vorläufig.

Den Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz beantwortete das Verwaltungsgericht mit der Nachfrage, warum sie sich gegen die Vollstreckungsmaßnahme wehre. Wiederum suchte Ingrid Haschert rechtlichen Beistand, dieses Mal über einen Suchanwalt, also jemanden, der ihr erst einmal den Kontakt zu einem in dieser Frage kundigen Kollegen weisen sollte. Die GEZ, warnte der Kontakt-Anwalt, sei ein äußerst unbequemer Gegner. Trotzdem fand er eine - zunächst - bereitwillige Kollegin. Mit ihrem Beratungsschein machte sich Ingrid Haschert auf den Weg und erlebte die gewohnte Prozedur: Die Anwältin sah sich die Akte kurz an und versprach, sich zu melden. Einen Tag vor dem vereinbarten Fristablauf kam der Anruf: Es habe keinen Sinn, Beschwerde einzulegen. Sie habe andere Urteile verglichen. Widerspruch sei zwecklos.

Mitte Juli dieses Jahres rief dann die Gerichtskasse an. Ingrid Haschert solle einen Antrag auf Prozesskostenhilfe für ihr Verfahren stellen, mit dem sie die Zwangsvollstreckung habe aufschieben wollen. Auch dieser Antrag wurde abgelehnt, die Kosten, rund siebzig Euro, gingen zur Hälfte zu Hascherts Lasten. Abermals legte die Abgewiesene Beschwerde ein, abermals ohne Erfolg. In ihrer Verzweiflung wandte sie sich in einem persönlichen Schreiben an den Intendanten des Hessischen Rundfunks, Helmut Reitze. Auch dieser letzte Versuch endete in den Delegationsketten der GEZ: Die zuständige Fachabteilung des HR machte ihr immerhin den Vorschlag, den ausstehenden Betrag von rund 573 Euro in Raten zurückzuzahlen.

Der Fall hat eine Vorgeschichte und eine Pointe: Mitte der neunziger Jahre hatte Ingrid Haschert einen Antrag auf Befreiung von der Gebührenpflicht gestellt. Die GEZ hatte ihn abgelehnt mit dem Argument, dass man mit so wenig, wie die Rentnerin zu besitzen vorgebe, gar nicht leben könne. Sie sollte, erinnert sich Ingrid Haschert, ihre angeblich unglaubwürdigen Behauptungen zurücknehmen, sonst würde man gerichtlich gegen sie vorgehen. Beim HR liegen zu diesem Vorgang keine Akten mehr vor, wie die Nachfrage in der Pressestelle ergibt.

Die Pointe liegt in der Tatsache, dass Ingrid Haschert seit Ende September dieses Jahres von der Gebührenpflicht befreit ist, obwohl sie im Juni 2006 von ihrem Sohn einen Fernseher inklusive Satellitenschüssel geschenkt bekam. Dies hatte sie in ihren Briefen an das Verwaltungsgericht und Helmut Reitze angegeben, zu spät, wie sie nachher erfuhr. Woher sollte sie auch die rechtlichen Fristen kennen, da sie keinen Anwalt finden konnte, der ihr gegen die GEZ beistehen wollte?

Für die Zeit von Juni 2006 an will Ingrid Haschert Gebühren zahlen, nicht aber für die Zeit zwischen Januar 2005 und Juni 2006, als sie keinen Fernseher hatte und kein Programm empfangen konnte. Der Rundfunkgebührenstaatsvertrag sanktioniert das Verhalten, das die GEZ in diesem Fall an den Tag legt. Mit dem Angebot, in Raten zu zahlen, ist - vorläufig - immerhin ausgeschlossen, dass der Gerichtshvollzieher Ingrid Haschert besucht. Die Forderung der GEZ für das Jahr ohne Empfang aber besteht nach wie vor.

QuoteDie Illusion eines Rechtsstaates
Alvise P. Mesthene (a_mesthene)
13.11.2007, 09:05
Vor mehr als zwanzig Jahren, als ich noch ein optimistischer vertrauensseliger Student war, war ich fest davon überzeugt, daß die Bundesrepublik Deutschland, Neuanfang nach so vielen Fehlern, tatsächlich ein System darstelle, in dem keine formalistische Sturheit herrsche, sondern die Fähigkeit, nach den jeweiligen Gegebenheiten zu handeln, effektiv und auch gerecht.
Ihr Artikel beweist genau das Gegenteil, hoffentlich, jedoch unwahrscheinlich, ist dies eine Ausnahme.

QuoteGEZ - Staat im Staat?
Werner Kuemmerle (wkuemmerle)
13.11.2007, 09:22
Wenn Kafka nicht schon lange tot wäre, könnte man vermuten, er hätte sich bei seinem "Prozess" von der GEZ inspirieren lassen.



Aus: "GEZ: Gebührenzahlen bis zur Existenzgrenze" Von Thomas Thiel
(F.A.Z., 13.11.2007, AP, Nr. 264 / Seite 42)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~E5DF538EC52814061B501A4298385257B~ATpl~Ecommon~Scontent.html


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Quote[...] Paris - Neues Zeltlager für Obdachlose in Paris: Nach den ersten kalten Nächten ist in Paris hat die Hilfsorganisation "Don Quichottes Kinder" erneut Iglu-Zelte aufgebaut. Am Bahnhof Austerlitz stehen seit dem Wochenende etwa 30 temporäre Unterkünfte für Menschen ohne festen Wohnsitz. Die Organisation appellierte an die französische Regierung, die Hilfe für Obdachlose im kommenden Jahr zu erhöhen. In den vergangenen Tagen sind in Frankreich bereits vier Menschen auf der Straße erfroren.

Schon im vergangenen Jahr hatte die Hilfsorganisation mit ihren Aktionen für Obdachlose für Aufsehen gesorgt (mehr...): Rund 300 Zelte hatte sie am Kanal Saint-Martin in Paris aufgestellt, weitere "Solidaritätslager" im ganzen Land folgten. Hier konnten nicht nur Menschen ohne Wohnraum einen Schlafplatz finden, auch Bürger, die sich mit den Obdachlosen solidarisch zeigen wollten, nächtigten in den Zelten.

Der Wohnraummangel wird in Frankreich seit Jahren jeden Winter diskutiert. Im Wahlkampf hatte Präsident Nicolas Sarkozy versprochen, dass in seiner Amtszeit niemand mehr auf der Straße schlafen oder gar erfrieren müsse.


Aus: "WINTEREINBRUCH IN FRANKREICH: Vier Obdachlose erfroren - Protest in Zelten" (20. November 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,518457,00.html


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Quote[...] Die Fälle von Zwangsvollstreckungen und Zahlungsausfällen dürften nochmals deutlich zunehmen, da bei vielen Hypothekenkrediten schon bald automatische Zinserhöhungen anstehen. Allein im nächsten Jahr betreffe dies niedrig besicherte Kredite im Wert von rund 362 Milliarden Dollar, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Daten der Bank of America. Damit wäre für den gesamten Immobilien- und Kreditmarkt eine weitere Runde in der Spirale nach unten eingeläutet. Schätzungen zufolge würden allein in diesem Jahr in den USA 1,35 Millionen Häuser zwangsvollstreckt, weitere 1,44 Millionen 2008 - rund die Hälfte mehr als in den Vorjahren.


Aus: "GLOBALE KREDITKLEMME: Hunderttausenden Familien droht Zwangsversteigerung" (25. November 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,519517,00.html


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Quote[...] Jeder fünfte Berliner Arbeitnehmer muss sich mit dem Mindestlohn von 7,50 Euro brutto zufrieden geben. Das entspricht einem Monatsgehalt von 1250 Euro und damit der Hälfte des Durchschnittsverdienstes der Berliner (2500 Euro). Das geht aus einer Kleinen Anfrage hervor, die Wirtschaftssenator Harald Wolf (Die Linke) der FDP beantwortet hat. Der Berliner Senat hatte in diesem Monat einen Mindestlohn in Höhe von 7,50 Euro für alle Arbeitnehmer, die im Auftrag des Landes tätig sind, vorgeschrieben.

Berlin hat damit im Vergleich zum Bundesdurchschnitt und zu den westeuropäischen Ländern den höchsten Anteil an Niedriglohnempfängern. In Großbritannien beträgt der Mindestlohn umgerechnet 8,20 Euro, aber nur 1,4 Prozent der Arbeitnehmer müssen mit dem Mindestlohn zurechtkommen. Ebenso niedrig ist die Quote in den Niederlanden und Irland. Deutschlandweit beträgt der Anteil 14,2 Prozent. Besonders betroffen von niedrigen Löhnen sind nach Angaben des Wirtschaftssenators die Branchen Friseurhandwerk, Gebäudereinigung, Zeitarbeit, Möbeltransport und der Blumenhandel. Hier erhofft sich der Senat durch die Einrichtung des Mindestlohns eine Verbesserung der bisherigen Einkommen. In Berlin gehen insgesamt 1,5 Millionen Menschen einer Arbeit nach.

[...] Die gegenwärtigen Hartz-IV-Regelungen bieten offenbar keinen Anreiz, das Einkommen mit einem Nebenverdienst aufzubessern. Von den 453.000 Hilfeempfängern in Berlin verfügt nach Angaben der Wirtschaftsverwaltung nur knapp jeder Fünfte (18,3 Prozent) über ein weiteres Einkommen. Alle anderen müssen mit 350 Euro monatlich auskommen.

Für Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus, der am Wochenende auf Einladung der Berliner CDU den Berliner Christdemokraten sein Modell des solidarischen Bürgergeldes vorstellte, ist die fehlende Motivation eine Arbeit anzugehen verständlich. Er nannte das Beispiel einer Friseurin, die mit einem Stundenverdienst von 3,70 Euro über einen Nettoverdienst von 630 Euro verfügt, während ein Hartz-IV-Empfänger inklusive aller Leistungen 850 Euro erhält.
So ist der hohe Anteil an Schwarzarbeit in Berlin nahezu folgerichtig. Nach Angaben des österreichischen Experten für Schattenwirtschaft Friedrich Schneider von der Universität Linz ist die Quote der Schwarzarbeit in Berlin fast doppelt so hoch wie in Großbritannien und den Niederlanden und um ein Drittel höher als im Bundesgebiet.

[...] Der Senat hatte auf Drängen der Linksfraktion einen öffentlichen Beschäftigungssektor für bis zu 10.000 Arbeitslose eingerichtet. Demnach sollen Erwerbslose, die besonders schwer zu vermitteln sind, im Auftrag der öffentlichen Hand eine Arbeit bekommen. Nach einer Probezeit kann die Tätigkeit in eine unbefristete Stelle umgewandelt werden. Die Entlohnung soll sich am Mindestlohn orientieren. In Berlin beträgt die Arbeitslosenquote 20,1 Prozent. Die Jugendarbeitslosenquote liegt bei 17,7 Prozent und damit deutlich höher als in den Niederlanden und Irland, in Frankreich und Belgien ist sie dagegen noch höher.



Quote
vogo_berlin meint:
26-11-2007, 17:20 Uhr
nur so nebenbei, mein alg2 beträgt 560,-€ ,allincl.........
wichtiger ist mir aber der hinweis auf die "welt" und dem postzusteller "pin". beides produkte des "springer-verlages"......
pin bezahlt mit die niedrigsten löhne in berlin, verhindert dank einer guten freundin des hauses ( fr.merkel) den mindestlohn für alle zusteller und bietet menschenunwürdige arbeitsbedingungen. sollte der welt-leser mal drüber nachdenken.

Quote
Jos meint:
26-11-2007, 09:28 Uhr
Ein Hartz4 Empfänger erhält 850 EUR im Monat? Da sollte Ministerpräsident Althaus lieber noch mal jemanden fragen der addieren kann, denn die tatsächlichen Leistungen an einen Hartz4 Empfänger liegen für gewöhnlich einige hundert EUR darunter.
Richtig ist aber das die Motivation arbeiten zu gehen bei vielen Menschen mehr und mehr schwindet. Wozu auch, wenn die Löhne nicht annährend ausreichen um Miete, Strom, Tel., Essen, Heizung, etc. zu bezahlen? Nein, wer in Berlin noch arbeiten geht, der hat entweder einen gutbezahlten Spitzenjob, oder kann nicht rechnen.



Aus: "Armut: Jeder fünfte Berliner bekommt Niedriglohn" Von Jens Anker (25. November 2007)
Quelle: http://www.welt.de/berlin/article1399628/Jeder_fuenfte_Berliner_bekommt_Niedriglohn_.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Neben vielen anderen wie z.B. Arbeitslosen, Kranken, Behinderten oder kritisch Denkenden sind auch MigrantInnen im Kapitalismus überflüssig.

[...] Gerade Flüchtlinge sind in Deutschland ganz besonders harten Bedingungen ausgesetzt: So führt zum Beispiel der Zwang zum Wohnen in Lagern, wenig Kohle (im optimalen Falle 70% der eines Sozialhilfeempfängers) und dann noch die teilweise Auszahlung dieser in sogennanten "Wertgutscheinen" -das alles wohlgemerkt unter der ständigen Angst, abgeschoben zu werden- neben einer beschissenen materiellen Situation auch zu sozialer Ausgrenzung und Stigmatisierung. Deswegen statteten am 17.11 einge Leute einer Combi-, sowie einer Koopmann-Filiale in Oldenburg einen Besuch ab. Hierbei wurden Flyer verteilt, Diskussionen mit den Einkaufenden geführt und versucht, diese zum Umtausch der Wertmarken in Bargeld zu bewegen.
Die Resonanz von Seiten der KundInnen war bis auf wenige Ausnahmen positiv. Lediglich der Filialleiter des Combis schien etwas verärgert und rief schlussendlich die Polizei; als diese eintraf waren die Aktivisten jedoch nicht mehr vor Ort.
Auch einige Überflüssige waren mit von der Partie. Diese wiesen unter Anderem auch auf den Zusammenhang der Kämpfe von MigrantInnen mit denen anderer Marginalisierter und der Notwendigkeit, sich gegen das System zu stellen, in dem das Vorhandensein eben solcher Überflüssiger erst möglich und nötig wird, hin.


Aus: "OL: Antira-Aktion der Überflüssigen" (Überflüssige, 29.11.2007)
Quelle: http://de.indymedia.org/2007/11/200896.shtml


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die ARGE sollte eigentlich Arbeitsuchende dabei unterstützen, wieder eine Arbeit zu finden. Stattdessen fixieren sie sich nur noch auf die reine Verwaltung von Erwerbslosen, der Ausforschung und Prüfung der Persönlichen Verhältnisse der Betroffenen.

Mit ALG - II - Kürzungen, und dubiosen Beschäftigungsmaßnahmen sind an der Tagesordnung. Damit werden Sozialausgaben gespart und die Arbeitslosenstatistik mit aller Gewalt nach unten geschönt. Zur Verwirklichung dieser Ziele haben Die ARGEN in Hamburg vieles an sogenannte Dritte (private Beschäftigungsträger) abgegeben. Unter anderem an den Beschäftigungsträger Hamburger Arbeit (HAB), die bereits seit April 07 in Hamburg zentralistisch der Vermittlung von Erwerbslosen in Ein Euro Jobs nachgeht.

Stellenangebote sind kaum noch von der ARGE zu erwarten. Private Arbeitsvermittlungsfirmen schießen wie Pilze aus dem Boden und sind darauf spezialisiert, Erwerbslose in Beschäftigungsverhältnisse zu zwingen, von dem ein Mensch allein nicht existieren kann. Kooperationspartner dieser Firmen sind zu oft Zeitarbeitsfirmen und Praktikumsgeber. Es sieht düster aus, über die oben beschriebene Erwerbslosenindustrie einen vollwertigen Sozialversicherungspflichtigen Job zu bekommen.

Erfahrungen von Erwerbslosen zeigen deutlich, das diese Wege in Arbeiten zum Dumpinglohn oder im Praktikum zum Nulltarif enden. Durch inhaltlich sinnlose Eingliederungsvereinbarungen wird das profitable Geschäft der Beschäftigungsträger mit den Erwerbslosen gesichert. Gut für die Arbeitslosenstatistik und den kommenden Wahlkampf in Hamburg. Schlecht dagegen für die Erwerbslosen.

Aktive gegen diese Zustände sind dabei unerwünscht und mussten heute überzogene Reaktionen erleben.

Kaum waren die ersten Stellschilder aufgebaut, erschienen zwei Polizisten. Angeblich habe sich die ARGE über das Erscheinen von Aktive gegen Hartz 4 beschwert. Die Aufbauarbeit wurde von der Polizei gleich als unerlaubte Versammlung hingestellt, weil sich daran 5 Aktive beteiligten. Nachdem die Personalien und die Genehmigung des Veranstalter kontrolliert wurde, beschwerte sich ein Mitstreiter über das Vorgehen der Polizei und der Behinderung auf das Recht der freien Meinungsäußerung.

Darauf wurde von der Polizeiwache in unmittelbarer Nähe drei Mann Verstärkung angefordert und nahmen den Mitstreiter kurz darauf mit zur Wache. Dort musste er alles aus seinen Taschen auspacken und wurde für die nächste halbe Stunde in einer Zelle gesperrt. Währenddessen bauten die anderen vier Aktiven vom Sozialforum - Eimsbüttel den Infostand an der Straßenecke des ARGE - Gebäude auf und einige Besucher der ARGE interessierten sich trotz nass-kaltem Wetter, wofür die Aktivisten kämpfen und bei diesen Ereignissen hartnäckig bleiben.

Für diese Aktion sind Repressionen zu erwarten und die nächsten Aktionen, der Hartzboykott am 2. Januar und der Agenturschluss 3 am 3.Januar stehen bevor..

Zieht Euch warm an, es wird kälter als man zunächst denkt.
Sozialforum - Eimsbüttel


Aus: "Polizeieinsatz gegen Hartz 4 GegnerInnen" (Tom, 10.12.2007 17:03)
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
Quelle: http://de.indymedia.org/2007/12/202073.shtml




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Quote[...] Die Nähmaschine surrt, langsam schließt sich die Naht. Die Jeanshose, die Helga Hönke gerade flickt, gehört ihrem Enkel. "Ich höre immer: Oma, kannst du mal ...", erzählt die 64-Jährige. Natürlich kann sie: Mal repariert sie ein Kleidungsstück, mal kocht sie für ihre 21 und 22 Jahre alten Enkelsöhne mit. Die Lebensmittel kommen fast immer von der Tafel. Dort ist die Oberhausenerin Stammgast. "Ich wollte da eigentlich nie hingehen", sagt Hönke. "Ich wollte auch nie zum Sozialamt." Aber ohne staatliche Hilfe - die 64-Jährige bezieht Hartz IV - ginge es gar nicht.

Es regnet. Helga Hönke nimmt den Mantel vom Haken und macht sich auf in Richtung Innenstadt, zur Tafel. Die meisten ihrer Kleidungsstücke haben andere Menschen abgelegt. Eine Nichte bringt regelmäßig Hosen, Röcke, Pullover und Schuhe vorbei. Die Sachen stammen von Haushaltsauflösungen. "Ich gucke dann, was passt und wasche das gründlich, und der Rest geht in die Ukraine", sagt Helga Hönke.

Nicht immer lebte sie von Almosen. Erst 1991, als sich ihr Mann nach 17 Ehejahren scheiden ließ, ging es bergab: Der Familie zuliebe hatte sie immer nur aushilfsweise als Verkäuferin gearbeitet. Dann zahlte der Ex-Mann keinen Unterhalt, also bekam sie Sozialhilfe. Arbeit gab es für die ungelernte Mittfünfzigerin nicht.

Bei der Oberhausener Tafel versorgt sich Helga Hönke mit Lebensmitteln. Längst nicht alles, was ihr die freundlichen Mitarbeiterinnen in die großen Taschen stecken, darf sie essen: Sie ist Diabetikerin. Trotzdem nimmt die die Kekse und Süßigkeiten dankbar an - "für die Enkel". Was die Seniorin hier nicht bekommt, muss sie in einem Discounter kaufen. "Ich kreuze in den Prospekten immer an, was wo am billigsten ist", sagt sie. "Wenn ich alle Abgaben wie Strom und Telefon bezahlt habe, dann bleiben mir keine 100 Euro zum Leben." Dieser Betrag muss aber reichen für Essen, Kleidung und Reparaturen. "Und es gibt doch ohnehin immer weniger fürs Geld."

Ihre Kontoauszüge studiert Hönke regelmäßig. Die "Sozialen Dienstleistungen am Arbeitsmarkt Oberhausen" - überweisen ihr den Hartz-IV-Satz, dazu kommen 220 Euro Wohngeld und 51 Euro extra wegen der Diabetes. Doch allein die Miete kostet 411 Euro. Ihre verhältnismäßig große Wohnung will sie trotzdem nicht aufgeben. "Wir haben hier so viel Arbeit reingesteckt. Und ich kann doch in meinem Alter nicht mehr in eine ganz neue Umgebung ziehen", sagt Helga Hönke. Also spart sie an anderer Stelle, heizt wenig, telefoniert kaum. "Ich besuche meine Tochter im Münsterland nur alle vier Monate. Der Zug kostet ja auch Geld. Das kann ich mir gar nicht erlauben."

Am schlimmsten ist für Helga Hönke immer der Januar: Da kommen die Jahresrechnungen für Versicherungen und die gefürchteten Heizungsnachzahlungen. Auch wenn sie das schon ahnt: Geld dafür zurücklegen kann sie nicht. "Von was soll ich sparen?", fragt sie. "Ich rauche schon nicht, ich trinke kein Bier und keinen Kaffee - und trotzdem bleibt nichts für eine größere Anschaffung." Schon in den vergangenen drei Jahren gab es für die Kinder, die sieben Enkel und die beiden Urenkel keine "richtigen Weihnachtsgeschenke", sondern selbst Gestricktes. Das schmerzt die Seniorin. Im kommenden Jahr erreicht sie offiziell das Rentenalter, doch weil sie nie richtig eingezahlt hat, wird sie sich finanziell wohl nicht verbessern. "Gut, dass mein Sohn die Lebensversicherung zahlt", sagt Helga Hönke resigniert. "Damit kann er mich wenigstens unter die Erde bringen."


Aus "Lebensabend als Überlebenskampf - Alt und arm: Täglicher Überlebenskampf" - Von Christian Herrmanny  (11.12.2007)
Quele: http://www.wdr.de/themen/panorama/gesellschaft/armut/senioren/index.jhtml


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Quote[...] Der Anstieg der Kinderarmut ist nach Ansicht des Wissenschaftlers Christoph Butterwegge eine direkte Folge der Hartz-Reformen und damit von der Politik billigend in Kauf genommen worden. "Kinderschutzbund, Paritätischer Wohlfahrtsverband und Armutsforscher wie ich haben gewarnt, dass diese Arbeitsmarktreform eine Rutsche in die Armut ist und dass Kinder die Hauptleidtragenden sind", sagt der Politologe. Auf das Arbeitslosengeld II angewiesene Familien seien an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden.

Laut Kinderreport 2007 des Deutschen Kinderhilfswerks hat sich seit der Einführung des ALG II am 1. Januar 2005 die Zahl der auf Sozialhilfe oder Sozialgeld angewiesenen Kinder verdoppelt. Schätzungen zufolge leben in Deutschland inzwischen mehr als 2,5 Millionen Kinder auf oder unter dem Sozialhilfeniveau.

Butterwegge kritisiert, man habe dem ALG II den Charakter einer Fürsorgeleistung gegeben, die der bloßen Existenzsicherung diene. "Eine soziale Grundsicherung müsste wirksam vor Armut schützen, damit sie diesen Namen verdient." Das könne man beim ALG II wegen seiner zu geringen Leistungen kaum behaupten. Auch zeitlich befristete Kinderzuschläge hätten nicht verhindern können, dass betroffene Familien "an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden".

Die Kinderarmut steige auch deswegen, weil offenbar die konjunkturelle Belebung auf dem Arbeitsmarkt vor allem an den Alleinerziehenden vorbeigehe, sagte der Armutsforscher. "Weil die Arbeitgeber nicht zuletzt wegen fehlender öffentlicher Ganztags-Kinderbetreuungseinrichtungen an deren flexiblem Einsatz zweifeln, scheinen sie bei der Einstellung neuer Mitarbeiter eher auf andere ALG-II-Bezieher zurückzugreifen."

Auch das 2007 eingeführte Elterngeld nimmt laut Butterwegge zu wenig Rücksicht auf die schwierige soziale Lage vieler Familien. "Zumindest ein Teil der Eltern ist seit Jahresbeginn im Leistungsbezug schlechter gestellt als vorher", erklärte er. Transferleistungsempfänger mit Kindern hätten vom Elterngeld nur Nachteile: Vorher erhielten sie zwei Jahre lang 300 Euro Erziehungsgeld pro Monat, jetzt nur noch für ein Jahr 300 Euro Elterngeld. Beim Elterngeld mache die große Koalition "eine Familienpolitik nach dem Matthäus-Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben. Und wer wenig hat, dem wird noch was genommen".

[...] "Armut wird wesentlich durch das sozial selektive Schulsystem verursacht." Kinderarmut sei "eine Form von struktureller Gewalt und wirkt oft als lebenslange Diskriminierung", betonte der Experte. Eine Gesellschaft, die sich immer stärker in Arm und Reich spalte, müsse mit mehr Drogenmissbrauch, Gewalttätigkeit und Kriminalität rechnen. "Was sie im Sozialen spart, gibt sie am Ende für mehr Polizei, Justiz und Gefängnisse aus."


QuoteAutor: meer / Datum: 23.12.07 14:38
Artikel
Danke all denen, die da ''OBEN'' in ihren Logen sitzen.

Aber der ''Aufschwung'' kommt ja bei ALLEN an!!!


QuoteAutor: jajaja123 / Datum: 23.12.07 15:59
DSL?
Wieso können sich eigentlich so viele Hartz IV Empfänger einen DSl Anschluß leisten um postwendend hier zu schwadronieren und es denen DA OBEN aber mal so richtig zu zeigen...

QuoteAutor: Fairplay1965 / Datum: 23.12.07 16:39
@ jajaja123
Man braucht keinen DSL-Anschluß, um hier schreiben zu können!

Es reicht ein normaler Telefonanschluß, und den muß man als Hartz IV Empfänger haben, um für das zuständige Jobcenter ''verfügbar'' zu sein!

Warum fällt mir bei der Gelegenheit nur wieder Dieter Nuhr ein....? ;-)


QuoteAutor: nielson / Datum: 23.12.07 16:46
@jajaja123
Woher weisst Du, dass es Hartz4 Empfänger sind, die sich hier melden? Ich empfinde das was in diesem Land passiert auch als eine Riesensauerei - und ich bin selbstständig. Der Politologe hat leider mit allem Recht was er sagt. Aber unsere Politbeamten werden sich anläßlich des bevorstehenden Festes wieder frömmelnd hinstellen- darüber schwadronieren, wie toll es doch allen in diesem Land geht. Und Millionen Kinder werden unterm Weihnachstsbaum sitzen - so vorhanden - und von Geschenken träumen, die sich ihre Eltern nie werden leisten können. Aber Hauptsache die Ackermänner und Wiedekings können sich auf ein paar Millionen mehr im eigenen Portemonnaie freuen.


QuoteAutor: Hans-Peter / Datum: 23.12.07 18:04
Schöner Bericht
und sicherlich in weiten Teilen auch realitätsnah. Mir fehlt aber etwas; nämlich die Lösung des aufgezeigten Problems.

Ein Herr Ackermann und ein Herr Wiedeking, @nielson, sind nicht das Problem und lösen es auch nicht. Die können von der Bildfläche verschwinden und das Problem bleibt; oder wird gar noch größer. Das Problem ist doch, das Geld verteilt werden soll, das nicht da ist. Und da hilft auch ein Konto eines Herrn Ackermann oder eines Herrn Wiedeking nichts. Selbst wenn man das ''plündert'', reicht es nur zu einem Prozentpünktchen hinter einem Komma.

Also, was haben wir hier? Wieder mal populistisches Geschrei aber nicht im geringsten einen Lösungsansatz. So weit so gut, das hätte selbst ich noch hinbekommen.

Was wir brauchen ist eine vollständige Sozial- und Steuerreform (sage ich mal, ohne die konkrete Lösung zu wissen). Und komischerweise haben genau die Parteien, die sich als ''Parteien des kleinen Mannes'' gerne huldigen lassen genau das verhindert. Ich sage auch hier wieder als ein Beispiel der ''Professor aus Mannheim''.
Die Ideologien des Herrn Prof. Kirchoff gingen genau in diese Richtung. Aber der eine hat ihn als ''Professort aus Heidelberg'' lächerlich gemacht und die andere hat ihn aus Angst vor Wählerstimmenverlust fallen gelassen. Und grosse Teile der Bevölkerung hat ihn auch belächelt udn abgelehnt. Aber dafür jammern wir doch jetzt lieber, schreiben Studien über Dinge, die längst bekannt sind, und wissen aber keine Lösungen.

Also, bis zur nächsten Studie mal wieder ! So sind wir Deutsche.


QuoteAutor: nielson / Datum: 23.12.07 18:35
Hallo@hans-peter
Du vermisst Lösungsvorschläge in dem Artikel? Nun- der Politologe fordert höhere Hartz4 Sätze, ein anderes Schulsystem, Mindestlöhne. Stimme da zwar nicht in allem zu - aber es ist ein Ansatz. Meine Beispiele mit Wiedeking und Ackermann sind natürlich Populismus pur. Weiß ich auch. Aber gerade vom Porsche Chef bin ich einfach nur enttäuscht. Der Mann machte immer einen äußerst integren und weitsichtigen Eindruck auf mich. Und jetzt stellt sich raus, dass auch er einfach nur geldgierig ist. Schade, schade. Was den ''Prof. aus Heidelberg'' angeht haben wir ja bereits Einigkeit erzielt. Worin ich nicht zustimme ist Deine Aussage, es würde am Geld fehlen. Obwohl ich kein Freund von übermäßigen staatlichen Transfers bin, sollte aber doch einjeder das Recht aufs Existenzminimum haben. Dies wird bei Hartz 4 definitiv nicht erreicht. Warum orientiert man sich nicht beispielsweise an der Düsseldorfer Tabelle, die einen Betrag von rund 1000 Euro als untere Grenze definiert? Warum investiert man lieber 80 Steuermilliarden (zusätzlich zu den Beiträgen) in unsere Rentner statt einen Teil davon in kostenlose KiTas und Ganztagsschulen zu investieren? Wozu 30 Milliarden in eine Bundeswehr, die schon überlastet ist, wenn ein paar hundert Mann im Einsatz sind? Ich könnte da endlos fortfahren. Es macht mich einfach nur wütend, wenn ich sehe, dass es vielen Kindern so schlecht geht.


QuoteAutor: Hans-Peter / Datum: 23.12.07 18:41
@ nielson
Hallo @nielson,

ich möchte Sie mal gerne ''missbrauchen'', um Ihnen mal meine Sichtweise zu schildern. Deshalb nehme ich Sie jetzt mal als den typisch Deutschen. Ich bin mir sicher, dass Sie es mir verzeihen.

Nehmen wir mal an, ich würde eine Sozial- und Steuerreform hinkriegen, die die Lebensgrundlage der sog. HartzIV-Empfänger-Familien verbessert. Um das zu erreichen, hätten Herr Ackermann und Herr Wiedeking jährlich EUR 200.000,00 weniger Im Portemannaie; Sie dagegen nur etwa EUR 200,00.
Wissen wer als erstes Sturm gegen eine solche Reform laufen würde? -> Sie.
Ja, ''die da unten'' sollen mehr bekommen; aber doch bitteschön nicht aus Ihrem Protemonnaie. So ist Ihre (nicht persönlich, sondern nur als Vertreter eines typisch deutsch Denkenden) Denkweise. Gebt den Anderen mehr, aber mir nicht weniger. Gut ne? Ich bin für alles, solange ich nicht betroffen bin. Genau so denkt der typisch Deutsche.

Jetzt aber wieder zurück zu Herrn Ackermann und Herrn Wiedeking. OK; den tun die EUR 200.000,00 weniger natürlich nicht weh. Warum auch? Bei EUR 14.000.000,00 und noch mehr Jahresgehalt geht das unter. Damit könnte meine Reform also aufgehen. Die beiden mucken nicht auf und Sie mucken zwar auf, schreiben fiese Kommentare in Foren aber fügen sich schlußendlich in Ihrem Schicksal.

Ende gut, alles gut. Könnte man meinen. Aber jetzt denken sich die Herren Ackermann udn Wiedeking doch etwas und legen den Firmensitz Ihrer Unternehmen einfach mal ins Ausland. Das ist kein Problem und geht ruck zuck. Damit zahlen diese Herren dann - weniger - Steuern im Ausland. Wir haben von denen also nicht nur je EUR 200.000,00 weiniger im Staatssäckel, sondern rein garnichts mehr.

Und damit noch nicht genug. Der Unternehmensgewinn der Deutschen Bank und Porsche wird ebenfalls im Ausland versteuert und dort zu Gute kommen. Mir fehlen also jetzt etliche Milliarden EUROs in meinem Säckel.

Also nochmal, seien Sie mir nicht böse, ich habe Sie nicht persönlich gemeint, sondern Sie mussten nur mal für mein Beispiel herhalten. Ich möchte zeigen, dass es uns rein garnichts bringt, wenn wir Studien schreiben und Parolen schreien. Wir brauchen Lösungen, die ALLE mittragen. Es nutzt nichts, mit dem Finger auf den ein oder anderen zu zeigen. Die Manager, die derzeit zum Feindbild der Nation herhalten sollen, sind nicht das Problem; auch wenn der ein oder andere zuviel oder ungerechtfertigterweise Abfindung kassiert.
Wir brauchen eine komplett neue Sozial- und Steuerordnung. Aber sie wird von vielen abgelehnt, weil man Angst hat, das man u.U. dann selbst etwas weniger in der Tasche hat. Aber eines ist sicher - auch wenn es nur eine Phrase ist - wenn ich einem etwas gebe, muss ich es einem anderen nehmen. Dazu sagt aber der gute Herr Butterwegge in seiner Studie nichts; wohl wohlwissend, dass damit seine Studie an Popularität verlieren würde.

Trotzdem; nochmal schöne Feiertage

QuoteAutor: Hans-Peter / Datum: 23.12.07 18:47
Au ha, @nielson,
lese gerade Deinen Beitrag von 18:35h.

Also dem mit der Bundeswehr könnte man noch zustimmen, aber wenn ich Deinen Kommentar zu den Rentnern meinem Vater lesen lasse, hast Du einen Freund auf dieser Welt weniger.

:o)

Übrigens, was KiTas, Bildung etc. angeht, da habe ich mich schon zum Thema ''Schrowange'' ausgelassen. Auch das Kindergeld muss ein Thema sein. Aber da sehen auch offensichtlich viele nur, dass man denn EUR 154,00 weniger in der Tasche hat. Dass dafür aber mein Kind u.U. und u.a. eine viel bessere Bildung geniessen kann und man ja für gering verdienende Familien immer noch einen -steuerlichen - Ausgleich schaffen kann, will man nicht hören. Nein, man hört einfach nur, dass man zunächst mal EUR 154 im Monat nicht mehr überwiesen bekommt. Das Geschrei ist groß.

QuoteAutor: Mahmud82 / Datum: 23.12.07 18:51
@nielson
''Aber die Ackermänner und Wiedekings werden sich über ein paar Milliönchen mehr in ihren Geldbörsen freuen können...''

RIchtig so!

Ich selber lebe an der Armutsgrenze! Bin Student und werde jetzt meinen 400 Euro Job bei der Telekom schmeißen, weil ich den Chef nicht abkann. Ist er es dann schuld, dass ich ''nur noch'' mit 570 Euro Waisenrente und Bafög leben muss? Soll ich die Allgemeinheit verdammen, dass ich einen eigentlich sehr lockeren Job aufgebe, weil mir mein Studium irgendwie wichtiger ist?

So ein Blödsinn!

Mein Vater hat damals neben dem normalen Job bei der Post (später Telekom) noch zusätzlich jeden Tag 5 Stunden als Schrankenwärter an der Zufahrt seines Fernmeldeamtes gesessen, um das Haus, in dem jetzt meine Ma lebt, so schnell wie möglich abzahlen zu können.

Mein Opa hat sein Haus, was er sich hart erarbeitet hat, partiell untervermietet, und ist in der Fabrik arbeiten gegangen. Und dem geht es jetzt als Rentner verdammt gut!

Und die Leute, die abends mit mir am Thresen stehen, mir von den wilden Orgien, die in HartzIV Bunkern stattfinden erzählen und sich dabei genüsslich einen Schnaps nach dem anderen in die Kehle kippen. Denen soll ich auch nur einen Cent mehr gönnen?!?

Hackts irgendwo?

Diese Leute sind es doch selber Schuld, wenn die Kinder (viele werden ja nur in die Welt gesetzt, damit man eben ''mehr Leistungen'' vom Staat einstreichen kann) eben nichts zu Weihnachten bekommen oder aus der Kleidertonne leben müssen?

Gehts noch?

Ist doch nicht mein Problem! Sicher ist das schade, dass es Menschen in diesem meinem Land gibt, denen es so schlecht geht. Aber ich sag mal: Eigenes Verschulden. Ich könnte morgen früh zur Post gehen und nach einem Job als Briefträger fragen. Zu Jahresbeginn hätte ich den. So what?

Muss jetzt die Allgemeinheit darunter leiden, dass viele (Ich sage bewusst nicht alle) einfach zu faul sind und lieber jeden Tag 15 Stunden Playstation spielen, als zu arbeiten?

Hier hätte ich auch eine Prima Idee. Und zwar ist mein Vater mit mir kurz vor seinem Ableben durch die Eifel gefahren. DOrt stehen in wunderbarer Landschaft so genannte Lebenssporne.

Ich will diese nicht wieder aufmachen, aber die Idee ist doch nicht schlecht.

So könnte man Leuten, die sonst nichts auf die Reihe bekommen doch anbieten, Kinder zu werfen, diese werden sofort nach der Geburt in staatlich gelenkte Einrichtungen gegeben, von Sozialpädagogen ausgebildet und als Arbeitserklasse (arbeiten will in diesem Land wohl keiner mehr) der Allgemeinheit zugeführt.

Der Mensch als Ware.

Oder @nielson

Haben sie ältere Menschen in der NachbarschafT? Evtl. Rentner? Wenn sie jemanden kennen, der Kohle braucht, dann schicken Sie den doch mal zu denen und er soll fragen, ob er als Gärtner oder als Fahrer oder sonst was arbeiten kann. Die alten Leute zahlen meist seeeeeehr gut. Und man kann das ganze noch als Freundschaftsdienst abtun und muss es noch nicht mal versteuern.

Nicht Hatz IV ist an der Armut der Menschen schuld.

Die 68iger, die gerade wieder aufleben, die sind schuld daran, dass jeder Mensch nur noch in einem klimatisierten Büro sitzen will, möglichst nichts tun möchte, aber sich jeden Monat ein neues Auto leisten knnen möchte und jammert, wenn der Porsche vom Nachbarn schöner aussieht.

Nicht der Staat treibt die Menschen in Armut. Die eigene Faulheit und Dummheit der Menschen treibt sie in einen Kreis, aus dem sie so leicht nicht wieder rauskommen,.

Und wenn es Menschen gibt, die den Kindern keine adäqute Kindheit bieten können, denen sollten die Kinder sprichwörtlich abgekauft werden.

Deutschland hat ein Bevölkerungswachstum von -0,11 % pro Jahr.

Und zu dumm zum Beischlaf werden doch selbst diese Leute nicht sein, oder?

MfG

Mahmud82


QuoteAutor: williwaw / Datum: 23.12.07 19:20
@Mahmud82
Solch ein Schwachsinn, den Sie schreiben, hab ich hier im Forum noch nicht gelesen!



Aus: "Politologe kritisiert Familienpolitik: Experte: Hartz IV ist schuld an Kinderarmut" (23.12.2007)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/deutschland/514484




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Quote[...] Der Vorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, hat eine Ausweitung von Mindestlöhnen auf andere Branchen gefordert. "Wir haben ein Gerechtigkeitsproblem", sagte Huber in einem Interview. Mit der Umsetzung des Mindestlohns bei der Post sei das noch nicht gelöst, "weil es andere Bereiche gibt, die von dieser Problematik mindestens genauso betroffen sind - etwa die Pflege", sagte Huber. Man brauche deshalb Arbeitsplätze, mit denen die Menschen ihr Auskommen haben könnten.

[...] Zuletzt hatte Post-Chef Klaus Zumwinkel für Empörung gesorgt, als er kurz nach der Koalitionsentscheidung für einen Post-Mindestlohn Aktienoptionen im Wert von 4,7 Millionen Euro eingelöst hatte. Auch das Gehalt von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking oder die Abfindung des ehemaligen Siemens-Chefs Klaus Kleinfeld waren auf Kritik gestoßen. Gestern hatten Wirtschaftsvertreter das Ende der "populistischen" Diskussion gefordert.

Bischof Huber hält die Debatte jedoch für wichtig. "Notwendig ist die Erhöhung der Transparenz und die Einsicht, dass man in solchen Fällen rechenschaftspflichtig ist." Eine gesetzliche Begrenzung der Managergehälter wie sie etwa die SPD debattiert, ist für ihn allerdings zweitrangig. "Die Transparenz kann man an der einen oder anderen Stelle gesetzlich fördern. Aber meine Priorität liegt auf der Debatte in der Gesellschaft", erklärte Huber.

[...] Widerstand gegen den Mindestlohn kommt von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU), der vor einer flächendeckenden Einführung warnt: "Die Gefahr eines allgemeinen Mindestlohns liegt in einer völlig undifferenzierten Anwendung", sagte Glos der Wochenzeitung "Die Zeit". Viele Arbeitnehmer würden dadurch in die Illegalität getrieben, weil bei gesetzlich verordneten Löhnen viele Beschäftigungen nicht mehr möglich wären. "Vor allen Dingen würde dies auch die nicht sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze treffen. Es käme zu einem Abwandern von Produktionen und Dienstleistungen."




Aus: "Bischof Huber geißelt ungerechte Lohnverteilung" ( 26.12.2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,525319,00.html