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[Informationsfreiheit (Notizen)... ]

Started by Textaris(txt*bot), June 08, 2005, 11:01:39 AM

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Textaris(txt*bot)

Quote[...] München (lby). In Bayern bleiben staatliche Akten für die Mehrheit der Bürger unter Verschluss. Die CSU-Mehrheit im Landtag lehnte gestern die von SPD und Grünen geforderte Informationsfreiheit für alle Bürger als überflüssig ab. Demnach hätte jeder Bürger künftig einen Rechtsanspruch gehabt, Akten der staatlichen Verwaltung einzusehen.
Bisher muss ein ,,berechtigtes Interesse" nachgewiesen werden. SPD und Grüne warfen der CSU vor, Herrschaftswissen über Bürgerinteressen zu stellen. Die CSU bescheinigte der Opposition Populismus und erklärte, die Bürger hätten kein Interesse an einer solchen Regelung.

Informationsfreiheitsgesetze gibt es in USA, Kanada, vielen EU-Staaten und mehreren Bundesländern. ,,Die Verwaltung ist zuallererst für die Bürger da und nicht umgekehrt", sagte Christine Stahl, die rechtspolitische Sprecherin der Grünen. Es gebe kein Argument, den Bürgern die Informationen vorzuenthalten. Der SPD-Abgeordnete Florian Ritter sagte: ,,Schlecht informierte Bürger lassen sich besser regieren." Ministerpräsident Edmund Stoiber trage die Idee der Wissensgesellschaft vor sich her wie eine Monstranz. ,,Da darf man Verwaltung und Politik nicht ausklammern", sagte Ritter.
Stahl argumentierte, größere Transparenz sei auch im Kampf gegen die Korruption sinnvoll. ,,Laut Bundeskriminalamt haben sich die Korruptionsfälle 2005 auf 15 000 verdoppelt", sagte sie. ,,In Bayern waschen zu viele Hände einander."

Bayern brauche zudem einen Mentalitätswandel. Die Mitarbeiter der Verwaltung dürften nicht mehr Gefahr laufen, ihren Kopf zu verlieren, wenn sie ihre Meinung frei sagten.
Innenstaatssekretär Georg Schmid (CSU) entgegnete, die Forderung laufe ins Leere, weil Bürger jetzt schon Informationen von den Behörden erhalten könnten. ,,Du hast schon einen Anspruch, wenn du ein berechtigtes Interesse nachweisen kannst." Der CSU-Abgeordnete Alexander König bezeichnete die Forderung der Opposition als ,,puren Populismus". Die Korruptionsvorwürfe gegen die Verwaltung seien böswillige Unterstellungen. ,,Es kommt mir so vor, als wollten Sie etwas Überflüssiges regeln, ohne dass die Bürger das eigentlich wollen."


Aus: "CSU-Mehrheit lehnt Gesetz zur Informationsfreiheit ab: Staatliche Akten bleiben für die Bürger unter Verschluss" (pnp.de; 19.10.2006)
Quelle: http://www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-13825146&Ressort=bay&BNR=0


Textaris(txt*bot)

#36
Quote[...] Die Hauptseite der chinesischen Wikipedia-Version ist nach über einem Jahr wieder zugänglich. Das ist ein Erfolg für die Wikipedia-Gemeinde, die im Gegensatz zu Google & Co jede Selbstzensur verweigert hatte. Mit der Zensur durch die chinesische Regierung ist es allerdings noch nicht vorbei.
Über Zh.wikipedia.org ist die Suche nach allgemeinen Begriffen wieder möglich, nicht aber nach anstößigen politischen Themen wie etwa dem Datum des "4. Juni". Am 4. Juni 1989 hatten chinesische Militärs friedlich demonstrierende Studenten auf dem Tiananmen-Platz mit Panzern blutig niedergewalzt. Die Zensur durch die chinesische Regierung selbst geht also unbeirrt weiter.
Die um Medienfreiheit kämpfenden "Reporters Without Borders" sind dennoch begeistert über die Freigabe von Wikipedia, die seit dem Oktober 2005 völlig blockiert war . Sie lobten die Strategie des Wikipedia-Gründers Jimmy Wales, der jede Selbstzensur der Online-Enzyklopädie auch in China entschieden abgelehnt hatte:

"Die chinesische Regierung ist pragmatisch und möchte im Internet-Sektor nicht ohne ausländische Firmen auskommen. Die US-amerikanischen Firmen haben deshalb offensichtlich Spielraum für Verhandlungen."

Dieser Schuss ging gegen Yahoo, Google und Microsoft, die Freiheit predigen und sich zugleich freiwillig der Zensur beugen.
Jiang Yu vom chinesischen Außenministerium warf wie gewohnt den Gebetsmühlen-Rhetorik-Textgenerator an: "Wir verwalten das Internet entsprechend unseren Gesetzen und Verordnungen. Das ist die übliche Praxis in allen Ländern der Welt."


Aus: "China gibt Wikipedia-Blockade auf" von Bernd Kling (17. November 2006)
Quelle: http://de.theinquirer.net/2006/11/17/china_gibt_wikipediablockade_a.html

-.-

Quote[...] Chinesischen Internetnutzern wird erneut der Zugang zur freien Online-Enzyklopädie Wikipedia verwehrt. In Medienberichten heißt es, eine Woche nachdem die Behörden den Zugang zur chinesischen Version geöffnet hätten und einen Monat nach Öffnung zur englischen Ausgabe, sei der Zugang zu beiden Ausgaben seit Ende voriger Woche – zumindest in einigen Landesteilen – wieder verschlossen. Weiter wird berichtet, es sei noch nicht klar, ob Wikipedia aus technischen Gründen verschlossen bleibe oder ob die Zensur verschärft worden sei.

Die chinesische Wikipedia übertraf kürzlich die Marke von 100.000 Einträgen. Die New York Times berichtete vergangene Woche, nach der Aufhebung der Sperre seien aber weiterhin einige "heikle Einträge" beispielsweise zur Bewegung Falun Gong oder zu den Ereignissen auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Beijing im Juni 1989 gesperrt worden. (anw/c't)


Aus: "Wikipedia wird in China vermutlich wieder blockiert" (20.11.2006)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/81277




Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Bundeskabinett hat am heutigen Mittwoch den Entwurf (PDF-Datei: http://www.bmj.bund.de/files/-/1727/RegE%20Durchsetzungsrichtlinie.pdf) eines Gesetzes zur Umsetzung der heftig umstrittenen EU-Richtlinie zur zivilrechtlichen Durchsetzung geistiger Eigentumsrechte beschlossen. Demnach sollen hierzulande auch indirekt an Rechtsverletzungen beteiligte Dritte verpflichtet werden, die Identität von Verdächtigen preiszugeben. Die Schaffung eines solchen Auskunftsanspruchs etwa gegen Internetprovider gehört seit langem zu einem der stark umkämpften Punkte bei der Anpassung des Urheberrechts an die digitale Gesellschaft. Der Regierungsentwurf will es Konzernen etwa aus der Musik- und Filmindustrie nun einfacher machen, in zivilrechtlichen Verfahren gegen illegales Filesharing vorzugehen und dabei im Vorfeld auffällig gewordene Nutzer zu identifizieren.

Laut der federführend für den Vorschlag verantwortlichen Bundesjustizministerin Brigitte Zypries liegt der Schwerpunkt des geplanten Gesetzes auf der Bekämpfung der Produktpiraterie. Diese richtet gemäß der SPD-Politikerin "beträchtliche wirtschaftliche Schäden an und vernichtet Arbeitsplätze". Der Schutz von kreativem Schaffen sei dagegen gerade für die deutsche Wirtschaft in einem rohstoffarmen Umfeld von herausragender Bedeutung. Der Produktpiraterie müsse zudem "auf vielfältige Weise begegnet werden", da gefälschte Artikel etwa bei Ersatzteilen oder Medikamenten auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen könnten. Ein Mittel im Kampf gegen Raubkopierer und Fälscher sei die nun auf den parlamentarischen Weg gebrachte "Verbesserung des rechtlichen Instrumentariums".

Eine wesentliche Erleichterung bringe das Gesetzesvorhaben für die Verbraucher, erklärte Zypries nach der Verabschiedung des Regierungsentwurfs. "Mit der Begrenzung des Kostenerstattungsanspruchs auf 50 Euro für die erste anwaltliche Abmahnung stellen wir sicher, dass bei der Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen nicht über das Ziel hinausgeschossen wird." Wer keine geschäftlichen Interessen verfolgt, sei künftig vor überzogenen Abmahnkosten bei Urheberrechtsverletzungen besser geschützt. Nicht mehr möglich sei es damit etwa, dass beim Anbieten eines einzelnen Musikstücks zum Download im Rahmen der Forderung nach einer Unterlassungserklärung ein Anwaltshonorar in Höhe von 2500 Euro verlangt werde.

Den umstrittenen Auskunftsanspruch sollen unter anderem Vertreter der Musik- und Filmindustrie bei einem "gewichtigen Eingriff" in Urheberrechte gegenüber einem "in gewerblichem Ausmaß" tätigen Zugangsanbieter geltend machen können. Der Rechtehalter muss dabei im Fall eines Tauschbörsendelikts klar machen, dass seine Rechte "in gewerbsmäßiger Weise unter einer bestimmen IP-Adresse" verletzt worden sind. Rein privates Handeln soll dagegen vom Auskunftsanspruch ausgenommen werden. Zum Leidwesen der Musikindustrie und Teilen der CDU muss ferner zunächst dem Entwurf zufolge eine richterliche Genehmigung eingeholt werden. Die Kosten für eine entsprechende Anordnung soll zunächst der Verletzte tragen, die er später als Schaden gegenüber dem Rechtsverletzer geltend machen kann.

Nach dem Regierungsbeschluss sind die Informationsbefugnisse gegen Dritte "schon im Vorfeld" vorgesehen, wenn eine Rechtsverletzung "offensichtlich ist". Da Klagen gegen unbekannt im Zivilrecht nicht möglich seien, müssten die Rechteinhaber in gewissen Fällen in Erfahrung bringen können, wer hinter einer IP-Adresse stecke, heißt es zur Begründung. Unter engen Voraussetzungen soll daher künftig auch der Zugriff auf die so genannten Verkehrsdaten möglich sein, die Informationen über Umstände der Kommunikation wie etwa die Zuordnung einer Kennung zu einem Anschlussinhaber oder die Zeitdauer einer Verbindung zwischen zwei Anschlüssen liefern. Gemäß dem umstrittenen Referentenentwurf für die Neuregelung der Telekommunikationsüberwachung sollen die Rechtehalter mit ihren zivilrechtlichen Ansprüchen nicht auf die verdachtsunabhängig für sechs Monate auf Vorrat zu speichernden Verkehrsdaten zugreifen dürfen.

Generell sollen mit dem Entwurf, der nun dem Bundesrat und dem Bundestag zur weiteren Debatte zugeleitet wird, zahlreiche Gesetze rund um das geistige Eigentum wie etwa zum Patent-, Urheberrechts-, Gebrauchsmuster-, Marken- oder Halbleiterschutz weitgehend wortgleich geändert werden. Darüber hinaus passt der Entwurf das deutsche Recht an die neue Grenzbeschlagnahme-Verordnung der EU an. Sie sieht ein vereinfachtes Verfahren zur Vernichtung von Piraterieware nach Beschlagnahme durch den Zoll vor. Schadensersatzansprüchen sollen sich künftig grundsätzlich auf die Höhe der mit dem Verkauf von Fälschungen gemachten Einnahmen oder auf den potenziell mit dem Vertrieb von Lizenzen zu erwirtschaftenden Gewinn beziehen. Einem "kompensatorischen Anspruch" wie in den USA, wo Summen deutlich jenseits des wirklichen Schadens verlangt werden können, erteilte Zypries bereits im Vorfeld wiederholt eine Absage. In Einzelfällen könne es aber zur Veranschlagung einer doppelten Lizenzgebühr kommen, wie vom Bundesgerichtshof (BGH) entschieden.

Quote
heretic666 - 24. Januar 2007 16:31
Ob das jetzt gut ist, muß sich erst noch zeigen, aber in jedem Fall...

...ist das besser als das, was ich erwartet habe.

* "Begrenzung des Kostenerstattungsanspruchs auf 50 Euro"

* "Rein privates Handeln soll dagegen vom Auskunftsanspruch
ausgenommen werden."

* "[...] muss ferner zunächst dem Entwurf zufolge eine richterliche
Genehmigung eingeholt werden."

* "[...] sollen die Rechtehalter mit ihren zivilrechtlichen
Ansprüchen nicht auf die verdachtsunabhängig für sechs Monate auf
Vorrat zu speichernden Verkehrsdaten zugreifen dürfen."

* "Einem 'kompensatorischen Anspruch' wie in den USA [...] erteilte
Zypries bereits im Vorfeld wiederholt eine Absage."

Mal sehen, wie sich das entwickelt...



Aus: "Bundesregierung beschließt Auskunftsanspruch gegen Provider" (24.01.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/84214


Textaris(txt*bot)

Quote[...] 30.000 Zensoren durchwühlen in China täglich das Internet. Der Staat rüstet mit Hightech gegen unliebsame Inhalte auf. Immer ausgefeilter filtern repressive Regime das Web - dank westlicher Konzerne, die ihnen Programme und Ausstattung dafür liefern.

[...] Mit einer Mischung aus gigantischem Zensurapparat und westlicher Filtertechnik bekämpft die Regierung das freien Netz. Keine leichte Aufgabe, denn die Internet-Userzahlen schossen alleine im Jahr 2006 um rund 25 Prozent nach oben; inzwischen sind 137 Millionen Chinesen online. Regelmäßig startet die Regierung Kampagnen zur Bereinigung des Internets: Heute hat Staats- und Parteichef Hu Jintao wieder einmal angekündigt, das Internet von "ungesunden" Inhalten zu befreien. Laut der Nachrichtenagenur Reuters heißt es in einer Erklärung des Politbüros, Internet-Inhalte müssten "den Propaganda-Leitlinien folgen".

Das sollen geschätzte 30.000 Zensoren garantieren, die Webseiten, Chatrooms und Internetforen Tag für Tag nach subversivem Material durchkämmen. Sie können dabei auf die neueste Technologie zurückgreifen. Lange blockte die "chinesische Firewall" einfach komplette IP-Adressräume - und damit auch Zehntausende Domains, die auf den entsprechenden Servern lagen.

Doch inzwischen agiert man ausgefeilter: Aktuelle Software kann verbotene Schlüsselwörter aus dem Datenverkehr fischen. Diese Technik würde nicht funktionieren, hätte sich China nicht schon vor langer Zeit daran gemacht, sich aktiv um die Architektur des eigenen Netzsystems zu kümmern.

Antizensur-Organisationen beäugen dabei vor allem das "ChinaNetNext Carrying Network" (CN2) kritisch. Mit der Hilfe von Firmen wie den US-Netzwerkausrüstern Cisco, Juniper Networks oder Ericsson sollte das Internet offiziell für die wachsende Anzahl an chinesischen Nutzern aufgerüstet werden und über 200 Städte mit dem Internet verbunden werden.

Doch für den Internet Spezialisten Julien Pain zeigt das so entstandene Netz vor allem eines: Das chinesische Internet soll nicht organisch wachsen, sondern durch bewusste Planung gesteuert werden. "Neben dem Aspekt Sicherheit und Verlässlichkeit hat dabei sicherlich auch die Zensur Priorität", ist Pain sicher.

In diesem Zusammenhang fällt immer wieder der Name Cisco Systems. Der US-Netzwerkausrüster ist maßgeblich an der Erneuerung des chinesischen Internet-Backbones beteiligt. Die Firma steht bereits länger für seine China-Geschäfte im Kreuzfeuer. Im vergangenen Jahr sagte der Unternehmensberater Ethan Gutman vor einem US-Komitee gegen das Unternehmen aus: Ihm habe ein Cisco-Systemadministrator aus Shanghai erklärt, dass die chinesische Polizei mit Hilfe der Cisco-Ausrüstung bei verdächtigen Bürgern Zugang zu deren Surfdaten der letzten 60 Tage hätte und deren E-Mails lesen könnte.

Die Aussagen beziehen sich auf frühere China-Projekte von Cisco. Ob Ähnliches bei der Einrichtung von CN2 und dessen weiterer Aufrüstung, mit der Cisco 2006 beauftragt wurde, der Fall war, ist bislang schwer nachzuweisen. Cisco besteht darauf, keine Sonder-Zensurhilfen bereitzustellen: "Alle unsere Produkte sind weltweit identisch, unabhängig davon, an welchen Kunden oder in welcher Region sie verkauft werden.", so eine Sprecherin.

Julien Pain hält es jedoch auch für das CN2 "sehr wahrscheinlich, dass Cisco und China gemeinsam daran arbeiten, wie man Kommunikation abfängt". Über die Beteiligung an "ChinaNetNext" möchte Cisco keine Angaben machen - Ende vergangenen Jahres scheiterten auch die Aktionäre mit dem Antrag an die Firmenleitung, einen Bericht über die Firmenaktivitäten in repressiven Ländern zu veröffentlichen.

Die Zentralisierung des chinesischen Netzes hat erhebliche Folgen. Das "Citizen Lab" in Toronto untersucht die Netzarchitektur des Landes und kommt zu dem Schluss, dass chinesische Filter, vermutlich an den Netzwerkknotenpunkten und Grenzservern des Landes installiert, sämtliche eingehende und ausgehende Verbindungen in China überwachen können.

Taucht im Datenstrom ein Schlüsselwort auf, schicken die Filter Resetbefehle an beide Enden der Verbindung. Die Folge: Webseiten erscheinen nicht, Chatbotschaften landen im Nirwana - und das ohne großen personellen Aufwand. "Schlüsselwort-Filter sind schlechte Nachrichten für die Gegner der Internet-Zensur", sagt Julien Pain.

[...] Doch es ist inzwischen nicht mehr nur China, das Gefallen am subtilen Filtern gefunden hat. Die nordamerikanische Anti-Zensur-Organisation "OpenNet Iniative" (ONI) beobachtet die Internet-Zensur in über vierzig Ländern. Ihr Fazit: Noch nie wurde das Internet so subtil und technisch ausgereift überwacht. "Die Länder realisieren die Macht des Internets und setzen es für ihre geopolitischen Interessen ein", sagt Ronald Deibert von ONI. Dabei finden sie in westlichen Unternehmen willige Helfer. "Webfilter-Entwickler wie Fortunet, Websense oder Secure Computing tragen maßgeblich zur Zensur bei", glaubt Deibert.

Die Unternehmen bestreiten die Vorwürfe - die Argumentation kommt bekannt vor: Die angebotenen Webfilter seien weltweit die gleichen; wie sie angewendet werden, liege in der Hand der Nutzer. So setzen die Regierungen in vielen arabischen Staaten die Filter offiziell ein, um Terror-, Porno- und Homosexuellenseiten von den Einwohnern fernzuhalten.

Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass Länder wie Syrien, der Iran oder Jemen massiv Oppositions- und Menschenrechtsseiten blocken. Auch lokale Nachrichtendienste und Blogs werden oft gefiltert - Domains mit der Kennung ".il" (Israel) sind von Syrien, Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten aus überhaupt nicht zugänglich.

Die Flexibilität der Filtersoftware machen sich auch einige Machthaber im Osten zunutze: In Weißrussland und Kirgisien werden oppositionelle Webseiten und kritische Nachrichtenportale gezielt geblockt, falls die Lage unruhig ist oder Wahlen anstehen - oft sind es sogar nur einzelne Nachrichten, die herausgefischt werden.

Die Zensur-Frage ist inzwischen längst ein Struktur-Problem: In vielen Ländern sind die Telekommunikationsunternehmen entweder in Staatshand oder durch strenge Gesetze zur Regierungstreue verpflichtet. So fällt es arabischen Providern leicht, neben Sex- auch Oppositionsseiten zu blockieren. Chinesische Blog-Hosts haben inzwischen Filter eingebaut, die Posts mit bestimmten Schlüsselwörtern überhaupt nicht veröffentlichen.

Auch der Einzelne wird immer wieder für die Kontrolle des Internet in die Verantwortung genommen - mit ganz unterschiedlichen Folgen: Im März erwischte der Besitzer eines Internet-Cafés in Algerien einen Gast beim Surfen auf islamistischen Websites. Daraufhin sperrte er den Mann in sein Café ein und holte die Polizei. Es stellte sich nach Polizeiangaben heraus, dass es sich bei dem Mann um einen Dschihadistenführer handelte - in den folgenden Wochen nahm die Polizei 24 seiner Gefolgsleute fest.

Doch wie nahe Zivilcourage und Denunziation beieinander liegen, zeigen Berichte aus dem vergangenen Jahr. Dort war davon die Rede, dass in China Studenten freiwillig die Foren ihrer Universität nach regimekritischen Äußerungen durchkämmen. Berücksichtigt man die harten Strafen, die in Ländern wie Ägypten und China Cyber-Dissidenten drohen, wird klar, wie stark in diesen Ländern die Zähmung des Internet voranschreitet.

Doch es ist nicht nur die Kontrolle des Internets - was aus der viel gelobten Kommunikationsgesellschaft wird, wenn ihr die Werkzeuge weggenommen werden, zeigte sich jüngst Kambodscha. Vor den Kommunalwahlen schalteten die dortigen Behörden den SMS-Dienst des Landes ab. Die Wahlbeteiligung brach daraufhin um die Hälfte ein - die Opposition, die per SMS ihre Wähler mobilisiert hatte, verlor haushoch und sieht in der Abschaltung den Versuch der Regierung, den Wahlausgang zu beeinflussen.

Bei soviel State-of-the-art-Technik wirken die klassischen Zensur-Versuche anderer Länder beinahe hilflos - auch wenn die Konsequenzen ebenso hart sind: Die iranische Regierung hat Breitbandanschlüsse verbieten lassen, in Kuba darf nur noch in öffentlichen, überwachten Internetcafés gesurft werden. Nordkorea besitzt nur ein Intranet mit ausgewählten Propagandameldungen, noch nicht einmal die Landes-Kennung ".nk" ist in Betrieb. Russland hat jüngst die Schaffung einer Superbehörde verkündet, die für die Kontrolle aller Medien, das Internet eingeschlossen, zuständig ist.

Mit dem Voranschreiten der Filter-Technologie dürfte es für Bürger in zensierenden Ländern immer schwieriger werden, sich zu wehren. Pain zeichnet eine dunkle Vision: "Irgendwann werden diese Länder ihren kompletten Internet-Verkehr scannen können. Wenn sie dann noch Software bekommen, um all diese Daten personenbezogen auszuwerten, könnten sie riesige schwarze Listen anlegen - und die Betroffenen dann überwachen und bedrohen." Die nächste Generation der Filter-Technologie soll nicht nur Schlüsselworte, sondern auch deren Kontext analysieren können - Zensur würde damit noch effizienter.

Ob sich westliche Firmen und Investoren, die meist selbst das Internet gerne und ausgiebig nutzen, von solchen dunklen Aussichten abhalten lassen werden, an dieser Vision mitzuarbeiten? Analysten prognostizieren dem Überwachungsmarkt in China eine goldene Zukunft - die euphorischste Schätzung geht sogar davon aus, dass das Marktvolumen bis 2009 von sieben auf bis zu 33 Milliarden Dollar wachsen wird. Papiere von Firmen wie der "China Security & Surveillance Technology" werden in Aktienforen bereits als Geheimtipp gehandelt.


Aus: "INTERNET-FILTER: Die neue Architektur der Zensur" Von Johannes Kuhn (SPON; 23. April 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,476504,00.html

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Hedge Fonds von der Wall Street investieren offenbar massiv in chinesische Überwachungssysteme, die anhand der Auswertung von Cybercafes die Anfänge von Protesten erkennen sollen [...]


Aus: "Wall Street und die chinesische Überwachung" (Dienstag, 11. September 2007)
Quelle: http://netzpolitik.org/2007/wall-street-und-die-chinesische-ueberwachung/

-.-

Quote[...] SHENZHEN, China, Sept. 7 — Li Runsen, the powerful technology director of China's ministry of public security, is best known for leading Project Golden Shield, China's intensive effort to strengthen police control over the Internet.

But last month Mr. Li took an additional title: director for China Security and Surveillance Technology, a fast-growing company that installs and sometimes operates surveillance systems for Chinese police agencies, jails and banks, among other customers. The company has just been approved for a listing on the New York Stock Exchange.

The company's listing and Mr. Li's membership on its board are just the latest signs of ever-closer ties among Wall Street, surveillance companies and the Chinese government's security apparatus.

Wall Street analysts now follow the growth of companies that install surveillance systems providing Chinese police stations with 24-hour video feeds from nearby Internet cafes. Hedge fund money from the United States has paid for the development of not just better video cameras, but face-recognition software and even newer behavior-recognition software designed to spot the beginnings of a street protest and notify police.

[...] Executives of Chinese surveillance companies say they are helping their government reduce street crime, preserve social stability and prevent terrorism. They note that London has a more sophisticated surveillance system, although the Chinese system will soon be far more extensive.

Wall Street executives also defend the industry as necessary to keep the peace at a time of rapid change in China. They point out that New York has begun experimenting with surveillance cameras in Lower Manhattan and other areas of the city, and that corporations make broad use of surveillance cameras in places like convenience stores and automated teller machines.

"Is New York a police state?" said Peter Siris, the managing director of Guerrilla Capital and Hua-Mei 21st Century, two Manhattan hedge funds that were among the earliest investors in China Security and Surveillance.

Mr. Lantos and human rights advocates contend that surveillance in China poses different issues from surveillance in the West because China is a one-party state where government officials can exercise power with few legal restraints.

Mr. Lantos is part of a Democratic Congressional majority that is increasingly eager to confront China at a time of high Chinese trade surpluses and considerable economic insecurity in the United States. He is also a longtime ally of Nancy Pelosi, the speaker of the House and a fellow Californian, who made her reputation in Congress as a critic of China on human rights issues.

A White House spokesman, Tony Fratto said the White House would not comment on specific companies, adding, "It's not appropriate to interfere in the private decisions of Americans to invest in legally incorporated firms."


From: "An Opportunity for Wall St. in China's Surveillance Boom" (By KEITH BRADSHER; Published: September 11, 2007)
Source: http://www.nytimes.com/2007/09/11/business/worldbusiness/11security.html?ex=1347163200&en=712011a0bd8e7771&ei=5090&partner=rssuserland&emc=rss

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der so genannte Journalisten-Skandal des Bundesnachrichtendienstes basiert auf der im Jahre 2005 in der Bundesrepublik Deutschland publik gewordenen Überwachung verschiedener kritisch über den Geheimdienst berichtenden Journalisten in der Zeit von 1993 bis mindestens 1998.

Die Angelegenheit kam dadurch ans Tageslicht, dass einer der Betroffenen, der Publizist und Leiter des Weilheimer Friedensinstituts Erich Schmidt-Eenboom, der durch eigene Recherchen auf die Überwachung gestoßen war und dem sich einer seiner Bewacher offenbart hatte, sich im Juni 2005 an den Bundesnachrichtendienst wandte, um Aufklärung über seine Bespitzelung zu erhalten. Im Juli 2005 habe er darauf zunächst von einem Beamten des BND offiziell erfahren, dass sein Büro im Jahre 1994 durch eine Videokamera überwacht worden sei. Mittlerweile lägen ihm drei eidesstattliche Versicherungen früherer BND-Leute über den Ablauf vor. Danach wurde das gesamte Weilheimer Friedensinstitut videoüberwacht und alle Besucher identifiziert.

Der BND habe dadurch eigene Leute entdecken wollen, die Informationen aus dem Nachrichtendienst weitergegeben haben sollen. Schmidt-Eenboom hatte 1994 das Buch Der BND (ECON Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-430-18004-X) verfasst, in welchem unter anderem Schwachstellen des BND offenbart worden seien. Doch nicht nur die Besucher von Schmidt-Eenboom seien observiert worden.

Die Überwachung von Journalisten durch den BND wurde offiziell erst am 10. November 2005 durch den damaligen Präsidenten der Behörde, Dr. August Hanning in einer Pressekonferenz bestätigt. Hierbei wurde bekannt, dass der BND im Zeitraum ab 1993 begonnen hatte – offensichtlich mit Wissen und Billigung seines damaligen Präsidenten Konrad Porzner – deutsche Journalisten (unter anderem Erich Schmidt-Eenboom und der Focus-Redakteur Josef Hufelschulte), die zuvor kritisch über den BND berichtet hatten, zu bespitzeln und zu überwachen, um die Quellen der Journalisten zu enttarnen, die man in den eigenen Reihen vermutete. Ob die Nachfolger Porzners über die Aktion, die bis mindestens 1998 angedauert haben soll, informiert waren, ist derzeit noch unklar. Hanning bestreitet dies jedenfalls für seine Person. Auch die Bundesregierung und das zuständige Parlamentarische Kontrollgremium sollen über die Jahre nicht informiert worden sein.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Journalisten-Skandal (11/2007)


-.-

Quote[...] Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt am heutigen Mittwoch die Klage des Berliner Journalisten Andreas Förster gegen den Bundesnachrichtendienst (BND). Die Richter müssen entscheiden, in welchem Umfang der Geheimdienst Einsicht in seine Daten gewähren muss. Der Berliner Journalist will wissen, was über ihn gespeichert wurde. Dies wird ihm bislang verwehrt.

Um Lecks in den eigenen Reihen aufzudecken, hatte der Geheimdienst Journalisten ausspioniert. Ende 2005 wurde die Affäre bekannt. Im Mai 2006 wurde ein Bericht des früheren Bundesrichters Gerhard Schäfer für das Parlamentarische Kontrollgremium (PKG) des Bundestags veröffentlicht. Danach war das Vorgehen rechtswidrig.

Der BND hält die Angaben, die er dazu bislang dem 48 Jahre alten Journalisten gegenüber gemacht hat, für ausreichend. Es gebe keine gesetzliche Grundlage für eine Akteneinsicht. Die Leipziger Richter müssen nun prüfen, wie weit der Auskunftsanspruch tatsächlich geht. Förster verlangt, die Akten zu seinem Fall selbst einsehen zu können. Das Bundesverwaltungsgericht ist in erster und letzter Instanz zuständig. Eine Entscheidung will der zuständige 6. Senat noch heute fällen. (dpa) / (jk/c't)

Quote28. November 2007 10:38
ich hab da so eine vermutung ...
zmug (96 Beiträge seit 15.06.00)

"aeeh ... noe! nationale sicherheit, terrorrrrrr"

Quote28. November 2007 10:40
Und nächsten Monat...
bnr (mehr als 1000 Beiträge seit 24.03.04)

...gestehen Sie uns eine weitere Datenpanne... irgendwie ist wohl bei
einem Backup die Akte verschwunden...


Quote28. November 2007 10:45
Der Prozess
jishi (288 Beiträge seit 21.11.07)

28. November 2007 10:46
Erratum Re: Der Prozess
jishi (289 Beiträge seit 21.11.07)

jishi schrieb am 28. November 2007 10:45

Bei Kafka wird dem Protagonisten der Prozess gemacht, ohne dass er weiß, was der Anklagepunkt ist.

Der BND speichert irgendetwas und der Betroffene darf nicht wissen,
was eigentlich.

In den Geheimgefängnissen weltweit sitzen Leute, die befragt werden,
denen aber niemand sagt, was man ihnen vorwirft.

...

J


Quote28. November 2007 10:52
Hochachtung vor Herrn Förster
troll-proll (mehr als 1000 Beiträge seit 16.12.04)

ich hoffe nur, Deutschland ist noch soviel Rechtsstaat, dass er nicht
plötzlich auf unerklärliche Weise verschwindet ...


Quote28. November 2007 10:55
Optionen:
FrogmasterL (mehr als 1000 Beiträge seit 02.11.05)

-Das Bundesverwaltungsgericht entscheidet gegen den Journalisten

-'Journalist unter Terrorverdacht verhaftet'

-'Journalist spurlos verschwunden(*)'

-Akteneinsicht wird unter Berufung auf 'Sicherheitsbedenken'
verwehrt, das Urteil wird ignoriert.

-Die Akten wurden aus Datenschutzgründen(Muharhar!) vernichtet.

-Die Akten wurden versehentlich vernichtet.

-------------
(*) Diese Option ist erst verfügbar nach einem Upgrade auf
Sicherheitsstaat 2.0

Quote28. November 2007 11:42
Re: Dieter Bohlen doch schwul?
Lena X (218 Beiträge seit 15.08.07)

Seht ihr? Und schon interessiert sich kein Schwein mehr dafür ....


Quote28. November 2007 10:55
Ich sehe es schon vor mir:
ichwersonst (mehr als 1000 Beiträge seit 24.04.02)

"Da der Ausschuss festgestellt hat, daß die Taten illegal waren,
haben wir die daraus resultierenden Informationen und Daten natürlich
umgehend vernichtet, Kopien gibt es leider keine"

Und wie immer wird es Konsequenzenlos bleiben, noch vor 30, 40 Jahren
wären Regierungsmitglieder inklusive Kanzler zurückgetreten für nur
eine Nummer dessen, was bei uns in der Zwischenzeit an
Gesetzesübertretungen durch den Staat schon fast im Wochentackt
stattfindet ... heute scheint selbst diese Scham (die letzendlich
keine ECHTEN Konsequenzen zur Folge hat) vollkommen zu fehlen.

Quote28. November 2007 17:35
Brandheiss: Auskunftsansprüche bestätigt, BND zu Info gerichtlich gezwungen
Kand.in.Sky, K.iS@Lycos.de (mehr als 1000 Beiträge seit 29.05.02)

> http://www.pr-inside.com/de/bundesnachrichtendienst-zur-auskunft-ueber-r322014.htm

.

  #k.



Aus: "Journalist will BND-Daten einsehen" (28.11.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/99659


Textaris(txt*bot)

#41
Quote[...] Förster, Redakteur der «Berliner Zeitung», ist durch einen Journalisten aus Leipzig bespitzelt worden. Der BND hält die Angaben, die er dazu dem 48-Jährigen gegenüber gemacht hat, für ausreichend. Es gebe keine gesetzliche Grundlage für eine Akteneinsicht. «Ich würde die Akten aber gerne selber sehen», sagt Förster. «Ich bin misstrauisch geworden.» Sein Anwalt gibt sich optimistisch, dass die Leipziger Richter zugunsten des Redakteurs entscheiden. Tun sie das nicht, bleibt nur eine Verfassungsbeschwerde. «Es ist keine Frage, dass wir auch bis zum Bundesverfassungsgericht gehen», sagt Medienrechtler Schertz.

[...] BND-Präsident Ernst Uhrlau bemühte sich damals um Schadensbegrenzung und entschuldigte sich zügig. Dabei suchte er auch das persönliche Gespräch. Wenige Wochen nach dem Bekanntwerden der Affäre sei er von Uhrlau empfangen worden, schildert Förster. «Er hat sich persönlich entschuldigt.» Im Gespräch habe er erfahren, was der Leipziger Journalist über ihn gesammelt habe. «Manche Aussagen stimmen. Andere treffen nicht zu», berichtet der Familienvater. Darum sei es ihm wichtig, selbst in die Unterlagen zu schauen.

Kennengelernt hat Förster den Freiberufler eigenen Angaben zufolge in den 1990er Jahren bei Recherchen über die russische Mafia. «Wir hatten einen kollegialen Kontakt», berichtet er. Bis zuletzt sei man aber beim «Sie» geblieben. Private Treffen habe es - trotz Versuchen des Leipzigers - nicht gegeben.

Eine Erklärung, warum er für den BND wichtig gewesen sein könnte, hat Förster nicht. Nur eine Ahnung: Er sieht Verbindungen zu seiner Berichterstattung über den Prozess gegen den Buchautor Norbert Juretzko. Der frühere BND-Mitarbeiter musste sich wegen Geheimnisverrats vor Gericht verantworten. Der Geheimdienst hatte nach Erscheinen seines Buches «Bedingt dienstbereit» Anzeige erstattet, weil er in seiner Abrechnung mit dem BND unter anderem Dienstnamen von Mitarbeitern genannt hatte. Im Sommer vergangenen Jahres wurde Juretzko jedoch freigesprochen. (Marion van der Kraats, dpa)



Aus: "Journalist verklagt BND wegen Pressefreiheit" (NZ, 28. Nov. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/deutschland/825552.html

-.-


Quote[...] Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat Bürger gestärkt, die Auskunft vom Bundesnachrichtendienst (BND) verlangen. Nach einer Entscheidung vom Mittwoch muss der BND dem Journalisten Andreas Förster von der "Berliner Zeitung" Akteneinsicht gewähren. Damit hatte die Klage des Redakteurs Erfolg. Der BND hatte Förster und andere Journalisten bespitzeln lassen, um Lecks in den eigenen Reihen aufzudecken. Die Affäre wurde Ende 2005 bekannt. (Az.: BVerwG 6 A 2.07).

"Ich freue mich sehr und hoffe, dass ich bald vom BND eingeladen werde, um meine Akten einzusehen", sagte Förster der Deutschen Presse-Agentur dpa. Sein Anwalt Christian Schertz zeigte sich hochzufrieden mit dem Grundsatzurteil. "Es zeigt, dass auch ein Nachrichtendienst nicht im rechtsfreien Raum agieren kann", sagte Schertz. Die Entscheidung sei eine eindeutige Vorgabe für den BND, wie er mit Akten umzugehen habe.

Nach dem Urteil des 6. Senats muss der Geheimdienst dem Redakteur der Berliner Zeitung nun Auskunft darüber erteilen, welche Informationen und Daten er über ihn gespeichert hat. Dies gelte sowohl für elektronisch gespeicherte als auch auf Papier festgehaltene Daten. Letzteres hatte der BND verhindern wollen. Er hatte dem 48 Jahre alten Journalisten bislang nur Auskunft über elektronische Daten erteilt. Für weitergehende Informationen fehle die gesetzliche Grundlage, argumentierte der Geheimdienst.

Diese Gesetzesauslegung wollte der BND durch die Leipziger Richter in einem Grundsatzurteil bestätigt bekommen – obwohl auch aus seiner Sicht im konkreten Fall Förster keine Gründe für die Weigerung vorlagen. Das Bundesgericht – in erster und letzter Instanz für die Pullacher Geheimdienstler zuständig – folgte aber der Argumentation aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht.

Der Vorsitzende Richter Franz Bardenhewer verwies dabei auf das Volkszählungsurteil des Bundesverfassungsgerichts von 1983. Vor diesem Hintergrund sei das Bundesverfassungsschutzgesetz 1990 entstanden, in dem die Datenspeicherung und der Datenschutz geregelt würden. "Man gewinnt den Eindruck, dass es dabei um eine Stärkung des Auskunftsanspruchs des Bürgers ging", sagte der Richter mit Blick auf das damalige Gesetzgebungsverfahren. Das nachrichtendienstliche Geheimhaltungsinteresse sahen die Richter trotzdem geschützt. Das Gesetz lege fest, dass eine Auskunft verweigert werden könne, wenn eine Gefährdung für die Aufgabenerfüllung bestehe.

Förster war von 2001 bis 2005 durch einen Journalisten aus Leipzig bespitzelt worden. Ein im Mai 2006 veröffentlichter Bericht des früheren Bundesrichters Gerhard Schäfer für das Parlamentarische Kontrollgremium (PKG) des Bundestags hatte das Vorgehen als rechtswidrig bezeichnet. BND-Präsident Ernst Uhrlau entschuldigte sich für die Aktion, bei Förster auch persönlich. Die von dem Redakteur geforderte Akteneinsicht wurde jedoch abgelehnt. (dpa) / (pmz/c't)

Quote28. November 2007 20:35
Geheimdienste heißen _Geheim_dienste und nicht etwa "Öffentlichkeits"dienste
csrss.exe (mehr als 1000 Beiträge seit 07.09.06)

Was soll also dieses sinnfreie Gerichtsurteil?

Quote28. November 2007 21:17
Sie heissen aber auch nicht "Rechtsfreie"-dienste
loonyxp (52 Beiträge seit 01.02.05)

csrss.exe schrieb am 28. November 2007 20:35

> Was soll also dieses sinnfreie Gerichtsurteil?

Das ist es eben nicht, denn Geheimdienste sollen zwar "im geheimen"
agieren, aber nicht "rechtswidrig". Um das überprüfen zu können bzw.
sicher zu stellen, reicht der Kontrollausschuss scheinbar nicht aus.
Außerdem darf der BND im Inland gar nicht tätig sein. Das ist aber in
diesem Fall geschehen. Es gibt also sehr wohl Klärungsbedarf!


Quote28. November 2007 22:44
Re: Sie heissen aber auch nicht "Rechtsfreie"-dienste
Stargamer (mehr als 1000 Beiträge seit 16.09.05)

Decebal schrieb am 28. November 2007 22:33

> BTW, wieso soll der BND nicht im Inland tätig sein dürfen?

Weil es gesetzlich so vorgeschrieben ist vielleicht?

> Ein Bundesorgan für die Spinageabwehr gibt es meinswissen nicht.

Hm. was machen die dann den ganzen Tag beim Verfassungsschutz bloß...

Quote28. November 2007 23:45
Re: Sie heissen aber auch nicht "Rechtsfreie"-dienste
BlueRiver (410 Beiträge seit 08.06.00)

Stargamer schrieb am 28. November 2007 22:44

> Decebal schrieb am 28. November 2007 22:33
>
> > BTW, wieso soll der BND nicht im Inland tätig sein dürfen?
>
> Weil es gesetzlich so vorgeschrieben ist vielleicht?
>
> > Ein Bundesorgan für die Spinageabwehr gibt es meinswissen nicht.
>
> Hm. was machen die dann den ganzen Tag beim Verfassungsschutz bloß...

Tja, und was macht der MAD eigentlich?

Blueriver



Quote28. November 2007 19:49
Geheimdienste müssen Geheimnisse haben
Lucky MSN Butterfly (mehr als 1000 Beiträge seit 16.07.05)

Sonst kann der BND gleich ein Auskunftsbureau einrichten und seine
Erkenntnisse auf wehende Fahnen schreiben! Besser noch: Es sollte
einen Flugdienst des BND geben, der Kopien aller Akten über allen
Ländern der Erde abwirft. Dann sind bestimmt keine Fragen mehr offen.

MfG
Lothar v. Teufelssee

Quote28. November 2007 20:00
Re: Geheimdienste müssen Geheimnisse haben
PSR (mehr als 1000 Beiträge seit 10.11.04)

Lucky MSN Butterfly schrieb am 28. November 2007 19:49

> Sonst kann der BND gleich ein Auskunftsbureau einrichten und seine
> Erkenntnisse auf wehende Fahnen schreiben! Besser noch: Es sollte
> einen Flugdienst des BND geben, der Kopien aller Akten über allen
> Ländern der Erde abwirft. Dann sind bestimmt keine Fragen mehr offen.

Deswegen heisst ja auch Bundesnachrichtendienst und nicht
Geheimdienst.

Gruß

Quote28. November 2007 23:20
Ein Skandal - und wieder ein Organ geschwächt
model caster (223 Beiträge seit 20.08.02)

Hab noch keinen Eismann bei James Bond nach Akteneinsicht fragen
sehen.
Zumal es ein begründetes Interesse des BND ist, Lücken aufzuspüren.
Als nächstes kommt Einsicht in Strategieunterlagen der Bundeswehr
durch Taliban?


Quote29. November 2007 0:15
Re: Ein Skandal - und wieder ein Organ geschwächt
decon (329 Beiträge seit 31.05.05)

es ging um gesetzeswiedrig erlangte erkenntnisse ohne weiteren bedarf
in sachen staatsschutz.
aus welchem grund hätte man ihm nicht das recht einräumen sollen?

Quote29. November 2007 0:49
Re: Ein Skandal - und wieder ein Organ geschwächt
Utzn baby (947 Beiträge seit 23.01.07)

model caster schrieb am 28. November 2007 23:20

> Hab noch keinen Eismann bei James Bond nach Akteneinsicht fragen
> sehen.
> Zumal es ein begründetes Interesse des BND ist, Lücken aufzuspüren.

Dann möge er in den eigenen Reihen ermitteln. Journalisten sind und
waren bislang tabu - und das ist gut so.

> Als nächstes kommt Einsicht in Strategieunterlagen der Bundeswehr
> durch Taliban?

Wie Du jetzt auf den Trichter kommst, wird wohl auf ewig Dein kleines
dementes Geheimnis bleiben.


Quote28. November 2007 19:58
Bundesnachrichtendienst muss Journalist Einsicht in BND-Akten gewähren*
pounces (81 Beiträge seit 11.05.07)

*Wenn die Akten bis dahin nicht abhanden gekommen sind.
Kennt mann ja von der Bundeswehr. ;)

Quote28. November 2007 20:23
Die Entscheidung sei eine eindeutige Vorgabe für den BND, ...
AntiPythagoras (177 Beiträge seit 21.06.06)

> Die Entscheidung sei eine eindeutige Vorgabe für den BND, wie er mit Akten umzugehen habe.

Öhm, verlieren? Löschen? Wäre ja leider nichts neues.


Quote28. November 2007 20:04
Was schwarzer Tag für den Überwachungsstaat ...
Taleteller (607 Beiträge seit 31.07.07)

Erst muß sich das BKA anhören das Ihre heißgeliebte "militante
gruppe" gar keine Terroristen sind weil sie keinen Terrorisieren.
Obwohl sie sich so viel Mühe gemacht haben sie aus 20 Jahre alten
Stasi-Akten zu konstruieren. Dadurch fehlt dem Zierke doch plötzlich
die Rechtsgrundlage willkürliche 129a Überwachungsverfahren
durchzuführen.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26711/1.html

Und jetzt kommt auch noch das BVG und sagt es könne überwachten
Bürgern keine Akten vorenthalten!

Wo soll das noch hinführen wenn dauernd die Judikative dem
harmonischen Verhältnis zwischen Exekutiver und Legislativer dicke
Steine in den Weg legt. Da ist doch der ganze präventive
Überwachungsstaat gefährdet! Schäuble hilf!






Aus: "Bundesnachrichtendienst muss Journalist Einsicht in BND-Akten gewähren" (28.11.2007)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/99712



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Reporter ohne Grenzen berichten, dass in Tibet ausländische Rundfunksender gestört werden und Internetcafés den Befehl erhalten hätten, ihre Kunden noch stärker zu überwachen um zu verhindern, dass "Staatsgeheimnisse" in Form von Videos und Fotos verschickt werden. Zudem seien die Telefonverbindungen weiter gestört. Nach anderen Berichten wird die Internetsuche nach bestimmten Begriffen weiterhin blockiert, YouTube ist immer noch gesperrt. (fr/Telepolis)

Quote21. März 2008 14:33
Wer nichts zu verbergen hat, muss keine Journalisten ausweisen...
Z (mehr als 1000 Beiträge seit 16.06.00)

Wie unangenehm, wenn man vom Überwacher zum Überwachten wird. Aber so
ist das nun einmal: das Volk hat die Regierung zu überwachen, nicht
umgekehrt.

MFG/Z


Quote21. März 2008 14:25
Wer zensiert, verliert ...
Phobeus (132 Beiträge seit 02.06.03)

So einfach ist es sich heut zu Tage eine Bild zu machen. Im Zeitalter
des Internets ist es möglich ohne Probleme jederzeit alle
Informationen bereit zu stellen. Wenn China also der Meinung ist,
dass es dort keine friedlichen Demonstranten gibt, sondern nur
randalierende Pöbel, dann sorgt dafür, dass das Internet wieder
läuft, damit jeder Weltenbürger sich via Ho Long (oder wie Meyer dort
auch heißen Mag) Webcam selbst ein Bild machen kann. Wer die
Kommunikationsleitung kappt und anschließend nur noch über
Staatsstellen etwas berichtet, verliert per Definition sofort die
gesamte Glaubwürdigkeit.

Das gilt nicht nur für China, sondern auch in der Republik, wenn mal
wieder im Rahmen des Informationsfreiheitsgesetzes irgendwelche
Unterlagen zurückgehalten werden. Verdammt nochmal, wenn schon damit
argumentiert wird, dass "wer nichts zu verstecken hat, etwas
verbergen muss", wieso gilt das nur für normale Bürger und nicht
Regierungsstellen, die eigentlich transparent gegenüber den
eigentlichen Souverän transparent sein sollten? Irgendwie stelle ich
mir unter einer moderen freien Gesellschaft etwas anderes vor als
China, Europa oder USA ...



Aus: "China fahndet im Internet nach Verdächtigen für die Unruhen in Lhasa" (21.03.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/China-fahndet-im-Internet-nach-Verdaechtigen-fuer-die-Unruhen-in-Lhasa--/meldung/105406




Textaris(txt*bot)

Quote[...] Das Golden Shield Project, manchmal auch als die Große Firewall von China in Anlehnung an die chinesische Mauer bezeichnet, ist ein Projekt zur Überwachung und Zensur, betrieben vom Ministerium für Sicherheit der chinesischen Regierung, welches 1998 gestartet und 2003 landesweit in Betrieb genommen wurde. Dem zuständigen Ministerium zufolge stellt das Projekt ein Kommunikations- und Informationsnetzwerk dar, welches das Potential und die Effizienz der Exekutive steigern soll.

[...] 1998 wurde die Demokratische Partei Chinas (CDP) als eine der ersten oppositionellen Parteien gegründet, welche sich unter anderem auf die Möglichkeiten und die Nutzung von technischen Kommunikationsmitteln wie Internet, E-Mail und Pager-Systeme konzentrierte mit welchen große Menschen- und somit Wählermassen erreicht werden können. Die Kommunistische Partei Chinas befürchtete eine digitale Revolution hervorgerufen durch die Demokratische Partei Chinas, durch die Entstehung eines neuen und mächtigen Netzwerkes welches die bestehenden machthabenden Parteien nicht kontrollieren könnten.

Die CDP wurde umgehend verboten, gefolgt von rigorosen Verhaftungen. Im selben Jahr wurde das Golden Shield Project ins Leben gerufen. Die erste Phase des Projektes wurde acht Jahre später, im Jahre 2006 abgeschlossen, gefolgt von Phase 2 welche voraussichtlich 2008 fertiggestellt wird. China Central Television (CCTV) zufolge beliefen sich die Vorlaufkosten des Projektes bis 2002 auf US$ 800.000.000, umgerechnet ca. 505 Millionen EUR.

Am 6. Dezember 2002 begaben sich 300 Mitarbeiter des Projektes aus 31 Provinzen und Städten Chinas auf eine 4-tägige "Einkaufstour", auf der viele "westliche" high-tech Produkte wie bspw. Internet-Sicherheitsprodukte, Videoüberwachungstechnologie und Biometrie gekauft wurden. Es wird geschätzt, dass zu diesem Zeitpunkt rund 30.000 Organe der Exekutive an diesem gigantischen Projekt beschäftigt waren.

Das Projekt befasst sich unter anderem mit dem Sperren von unerwünschten Inhalten und Informationen. Dies wird durch das verhindern des Routings bestimmter IP Adressen erreicht - eine Funktion die durch Standard-Firewalls und Proxy Server zur Verfügung gestellt wird. Weiters wendet das System selektives DNS Poisoning an wenn versucht wird unerwünschte IP Adressen zu erreichen. Die Regierung scheint die im Internet zur Verfügung gestellten Informationen nicht systematisch zu analysieren, da dies aus technischer Sicht nicht zu bewältigen wäre.

[...] Im September 2002 wurde das Projekt von Li Runsen, dem technischen Direktor und Mitglied des Aufsichtsrates, tausenden Mitgliedern der Exekutive bei einer Informationsveranstaltung in Beijing mit dem Namen "Informationstechnologie für Chinas Nationale Sicherheit" vorgestellt.

Im Oktober 2001 veröffentlichte Greg Walton vom Internationalen Zentrum für Menschenrechte und Demokratische Entwicklung folgenden Bericht:

    ,, Die altmodische Zensur wurde durch eine massive, allgegenwärtige Überwachungsmaschinerie ersetzt: den goldenen Schild. Zweifellos ist das Ziel des Projektes, eine gigantische Online-Datenbank aus Daten wie Sprach- und Gesichtserkennung, Videoüberwachung, Smart Cards, Geldtransaktionen und Internet-Überwachungstechnologien zum Zwecke eines allumfassenden Überwachungsnetzwerkes zu erschaffen. "

    – Greg Walton

...




Aus: "Projekt Goldener Schild" (28. April 2008 )
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Golden_Shield_Project

-.-

"Breaking Through the "Golden Shield""
Garden Networks - The Golden Shield and Web Repression (2004)
eumap.org is the website of OSI's EU Monitoring and Advocacy Program (EUMAP) and an online centre for comprehensive resources, news, and analyses on human rights and the rule of law in Europe.
http://www.eumap.org/journal/features/2004/infohr/infohr2/goldenshield

-.-

Quote[...] Angesichts des vielschichtigen Systems aus technischen Filtern, gesetzlichen Verboten und händischer Kontrolle durch ein Heer von Aufsichtsbeamten und auch den verpflichteten Telekommunikations- und Internetprovidern, wird man den "Zuständigen" nicht finden.

Laut US-Medienberichten könnten Änderungen an Chinas "Goldenen Schild", dem weltweit größten Filtersystem, der Grund sein. Dieser erlaubt laut Experten ziemlich alles, was auch anderswo erprobt und angewendet wird, IP-Filtering, Portsperren, DNS-Manipulationen oder falsche Rückantworten auf DNS-Anfragen, das Blocken von URLs oder Teilen der URLs und das Scannen nach problematischen Schlüsselwörtern. In China sorgen viele Mitarbeiter für dynamische Updates, Datenpakete werden nicht nur gestoppt, sondern teilweise auch umgeleitet. Das jeweilige Feintuning der Filter erfolgt nach aktueller Großwetterlage.

...


(anw/c't)


Aus: "Deutsche Unternehmen klagen über Internet-Einschränkungen in China" (28.04.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Deutsche-Unternehmen-klagen-ueber-Internet-Einschraenkungen-in-China--/meldung/107125


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Bürgerrechtler kritisieren einen Vorschlag der EU-Kommission zur Änderung der EG-Verordnung zur Informationsfreiheit, der den Zugang zu Dokumenten der Union weiter einschränken würde.

Wie die EU-kritische britische Bürgerrechtsorganisation Statewatch am Montag mitgeteilt hat, hat die EU-Kommission am 18. April einen Vorschlag zur Änderung der EG-Verordnung 1049/2001 vorgelegt. In dieser Verordnung wird der Zugang von Bürgern, Institutionen und der Öffentlichkeit zu Dokumenten der Kommission, des Rates und des Europäischen Parlaments geregelt.

Die Kommission reagiert damit auf die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs und nimmt Empfehlungen des Parlaments aus dem Jahr 2006 für die Änderung der Verordnung auf, interpretiert diese zum Teil aber recht eigenwillig. So hatte das Parlament verlangt, dass auch alle Dokumente aus der Vorbereitungsphase der EU-Gesetzgebung zugänglich gemacht werden müssten.
Die Kommission reagierte darauf damit, so Statewatch in ihrer Analyse, dass sie dem Vorschlag uneingeschränkt zustimmte, tatsächlich aber gleichzeitig mit subtil gesetzten Formulierungen vorschlägt, den Zugriff auf die Dokumente weiter einzuschränken.

So können sich die EU-Institutionen auch weiterhin auf die üblichen Klauseln berufen, wenn sie ein Dokument nicht herausgeben wollen. Sobald etwa "internationale Beziehungen", die "öffentliche Sicherheit" oder "Fragen der Verteidigung oder des Militärs" betroffen sind, sollen Dokumente unter Verschluss bleiben können.

Außerdem, so Statewatch, könne eine EU-Institution schlicht selbst bestimmen, was sie als "Dokument" betrachte und was nicht. Papiere, die nicht offiziell als Dokumente im Sinne der Verordnung deklariert wurden, können weiterhin unter Verschluss gehalten werden. Auch die Rechte der Mitgliedsstaaten und der Drittstaaten, etwa der USA, gegen die Veröffentlichung von EU-Dokumenten ein Veto einlegen zu dürfen, blieben in dem Kommissionsentwurf erhalten, schreibt Statewatch.

Immerhin gebe es in dem Entwurf der Kommission auch fortschrittliche Elemente. So sei es nun möglich, Dokumente auch dann herauszugeben, wenn Namen, Titel und Aufgaben von Beamten und Funktionären in ihnen vorkommen. Außerdem steht im Entwurf der Kommission, dass nun auch Menschen und Institutionen von außerhalb der Union das Recht auf Zugang zu EU-Dokumenten erhalten sollen.

QuoteRecht der Öffentlichkeit auf Information
kendi, vor 1 Stunde, 49 Minuten
Wir Österreicher baruchen da gar nicht mit dem Zeigefinger nach Brüssel weisen. Oder weiß jemand, wie man in Österreich Zugang zu den Förderlisten diverser Einrichtungen (Staat, Land, Gemeinden und diverse Fördereinrichtungen) kommt? Selbst Gemeinderatssitzungen werden unter Ausschluß der Öffentlichkeit abgehalten, wenn es ums Geld geht!!!
Dabei sollte der Steuerzahler das Recht haben, zu erfahren, wohin seine Gelder rollen.
Korruption fängt im Kleinen an. Und kann nur dann richtig gedeihen, wenn man den Datenschutz davorhängt.


Quotedie eu-faschistenbande...
kyuss1975, vor 2 Stunden, 1 Minute

Quotedu hast doch null ahnung, echt!
hohutte, vor 1 Stunde, 57 Minuten

Quotekyuss1975
basilisk, vor 1 Stunde, 35 Minuten
...und ich dachte es sind lauter Kommunisten

:-)))))))

Quoteflasch gedacht!
acida13, vor 42 Minuten









Aus: "Kommission mogelt bei Informationsfreiheit" (29.04.2008, futurezone)
Quelle: http://futurezone.orf.at/it/stories/274335/


-.-

Quote[...] Das Procere kennt man aus Deutschland, wo das Informationsfreiheitsgesetz mit zahlreiche Ausnahmen relaisiert wurde. So gibt es in dem EU-Vorschlag auch einige Ausnahmen für Dokumente, die "internationale Beziehungen", die "öffentliche Sicherheit" oder "Fragen der Verteidigung oder des Militärs" betreffen.


Aus: "Informationsfreiheit und die EU-Kommission" (von markus um 12:24, Dienstag, 29. April 2008)
Quelle: http://netzpolitik.org/2008/informationsfreiheit-und-die-eu-kommission/

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Secret Europe: Reporting on openness and secrecy in the EU since 1992
http://www.statewatch.org/foi/foi.htm

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Statewatch analysis: The European Commission proposals to amend the Regulation on access to EU documents (1049/2001)
http://www.statewatch.org/news/2008/apr/com-access-1049-statewatch-analysis-April.pdf


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der öffentliche Zugang zu den Daten kommt viel zu spät. So sollen die meisten Agrargeldempfänger erst zum 30. April 2009 veröffentlicht werden. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern ist Deutschland damit das Schlusslicht.

Durch langwierige Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) und dem Umweltinformationsgesetz (UIG) ist es Greenpeace gelungen, schon heute Informationen aus verschiedenen Bundesländern über die Empfänger zu erhalten. Doch auch der Großteil dieser Daten bleibt bis zum 30. April 2009 unter Verschluss.

Mit der späten Veröffentlichung soll eine öffentliche Debatte über den Sinn und Unsinn der Subventionen verhindert werden. Auch die Daten über die besonders schädlich wirkenden Exportsubventionen bleiben nach einem Einspruch des Bundesfinanzministeriums geheim - obwohl Greenpeace die Offenlegung der Zahlungsempfänger beim Verwaltungsgericht in Hamburg erstritten hatte.

Doch schon die Auswertung der von uns erstrittenen Datensätze macht deutlich, dass neben großen Agrarbetrieben und Landadeligen wie Thurn und Taxis viele Nichtlandwirte zu den Empfängern gehören. Darunter finden sich Konzernnamen wie RWE, Bayer, Reemtsma, Südzucker, Rethmann, Unilever.

"Die Grundregel der Transparenz ist ganz einfach", sagt Martin Hofstetter, Landwirtschaftscampaigner bei Greenpeace. "Wer nichts zu verbergen hat, der braucht auch eine vollständige, detaillierte und prompte Veröffentlichung nicht zu fürchten."

Auch die Agrarlobby will eine öffentliche Diskussion derzeit vermeiden. Denn aktuell wird auf EU-Ebene über eine Reform der Agrarpolitik (Health Check) debattiert. Würden die Agrarsubventionen heute offengelegt, würde sich der Reformdruck erheblich erhöhen. Zu viele Beispiele machen deutlich, dass öffentliche Gelder massiv fehlgeleitet werden.

Leider sieht das bundesdeutsche Gesetz vor, nur die Minimalanforderungen der EU-Verordnung umzusetzen. Das heißt, es werden nur Gesamtsummen je Zahlungsempfänger angegeben, so dass nicht transparent wird, für welche Leistungen - ob für Milchprodukte, Fleisch, Exportsubvention/Ausfuhrerstattungen, Zucker etc. - sie die Gelder erhalten.

So kann auch in Zukunft nicht vernünftig darüber diskutiert werden, ob die öffentlichen Mittel für sinnvolle Einzelmaßnahmen ausgegeben wurden oder ob beispielsweise die landwirtschaftlichen Förderprogramme angepasst werden müssen, um Klimaschutz, Tierschutz oder Biodiversität stärker zu berücksichtigen.

"In Zukunft sollten nur noch diejenigen Landwirte Subventionen erhalten", fordert Hofstetter, "die klimafreundlich wirtschaften, also wenig Stickstoffdünger ausbringen und CO2 im Boden binden und rückstandsfreie Lebensmittel produzieren."


Aus: "Agrarsubventionen: Die Transparenz kommt viel zu spät" (24.09.2008,
# Artikel veröffentlicht von: Beate Steffens)
Quelle: http://www.greenpeace.de/themen/landwirtschaft/nachrichten/artikel/agrarsubventionen_die_transparenz_kommt_viel_zu_spaet/

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Quote[...] Hartz-IV-Empfänger müssen auf Verlangen der Arbeitsagenturen ihr Konto offenlegen. Das entschied das Bundessozialgericht in Kassel am Freitag in einem Grundsatzurteil und bestätigte damit die Praxis der meisten Arbeitsbehörden.

Demnach ist es angemessen, wenn vor der Bewilligung des Arbeitslosengeldes II die Kontoauszüge der letzten drei Monate verlangt würden. Das gelte auch bei einer Neubewilligung oder wenn es einen Verdacht auf Missbrauch der staatlichen Leistung gebe. Der Sozialdatenschutz werde dadurch nicht unzulässig eingeschränkt (Az.: B 14 AS 45/07 R).

[...]

Quote19.09.2008
14:39 Uhr
    Phil meint:
    Das ist doch nichts Neues. Von Anfang an musste man beim Beantragen von Hartz 4 das ganze Vermögen preisgeben und Kontoauszüge der letzten drei Monate vorzeigen.


Quote19.09.2008
15:04 Uhr
    Schwarzarbeiter meint:
    Welcher Schwarzarbeiter läßt sich das Geld eigentlich auf sein Konto überweisen ?


Quote19.09.2008
16:00 Uhr
    amutal meint:
    Eigentlich war ich der Meinung, daß die Arbeitsagentur oder andere Sozialbehörden ohne Einwilligung Konten abfragen können ?


Quote19.09.2008
16:01 Uhr
    Papabaer meint:
    Von den ärmsten das Meiste und von den Reichen das wenigste,Deutschland ist doch schon länger keine Demokratie mehr sonder eine ferngesteuert diktatur.

    Der Bürger wird überwacht und bespitzel wie vor 60 Jahren.


Quote19.09.2008
16:53 Uhr
    Uwe Biermann meint:
    @amutual Diese Regelabfrage beetrifft nicht die Kontobewegungen sondern wem welches Konto gehört. Und all denjenigen welche sich hier so arm und ausgebeutet fühlen weil sie ohne einen Finger krumm zu machen "nur" ALG2 beziehen und ferner noch laut zu schreien wagen daß sie gern mehr hätten und wem man was alles wegnehmen müsste sei ein Blick auf den Bundeshaushalt empfohlen. Wie man leicht sieht umfasst der Sozialetat so etwa die Hälfte des Gesamthaushaltes. Dieses Geld wird von u.a. armen Irren wie mir aufgebracht, die bis Mitte Juli jeden Jahres ausschließlich für die Steuer arbeiten. Also Kinder, geht abeiten dann will auch niemand wissen was auf Eurem Konto so abgeht. Oder wenn ihr euch für qualifiziert genug haltet Politiker zu werden dan tut es doch einfach. Ihr könnt Euch doch alle gegenseitig wählen, vielleicht reicht es ja für ein paar Direktmandate. Und nur zur Ergänzung, ich bin weder Unternehmer noch Freiberufler sondern kleiner Angestellter.


Quote19.09.2008
17:09 Uhr
    Zensor meint:
    Helmut Kohl schweigt bis heute über die Spendenaffäre und bezieht eine Pension aus öffenlichen Geldern. Wenn er nicht bereit ist und sich bis heute erfolgreich drückt die Namen auf den Konteneingängen, sollte ihm die Leistung gekürzt werden.

[...]


etc.


Aus: " Bundessozialgericht: Hartz-IV-Empfänger müssen Konto offenlegen" (19. September 2008)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article2467709/Hartz-IV-Empfaenger-muessen-Konto-offenlegen.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Wikileaks ist ein Ende 2006 anonym ins Leben gerufenes Projekt, das nach dem Wiki-Prinzip aufgebaut ist und ,,für die massenweise und nicht auf den Absender zurückzuführende Veröffentlichung von geheimen Informationen und Analysen" dienen soll. Primäre Ziele sind durch Unterdrückung geprägte Regimes in Asien, den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, Schwarzafrika und dem Nahen Osten. Wikileaks will jedoch auch all denen zur Seite stehen, ,,die unethisches Verhalten in ihren eigenen Regierungen und Unternehmen enthüllen wollen."

[...] Gegründet wurde Wikileaks nach eigenen Angaben von chinesischen Dissidenten, Journalisten, Mathematikern und Technikern von Startup-Unternehmen aus den USA, Taiwan, Europa, Australien und Südafrika. Die Gründer sind laut eigenen Angaben auf der Homepage von Wikileaks anonym. Wikileaks bezieht sich in seiner Selbstdarstellung auf Wikipedia,[1] ist im Gegensatz zu dieser aber kein Projekt der Wikimedia Foundation.

Das Projekt verwendet verschiedene Softwarepakete wie MediaWiki, OpenSSL, Freenet, Tor und PGP. Die hierbei angewendeten Verschlüsselungsmechanismen sollen die Anonymität und Unauffindbarkeit der Autoren sichern.[2]

[...] Am 18. Februar 2008 wurde Wikileaks von einem kalifornischen Gericht aufgrund einer Klage der Privatbank Julius Bär aus dem Namensregister im Internet entfernt. Da sich die von Wikileaks verwendeten Server auf mehrere Länder verteilen, war die Homepage unter verschiedenen Domains weiterhin erreichbar.

Hintergrund war die Veröffentlichung das Bankgeheimnis betreffender Daten über angebliche Konten einiger Kunden sowie gegen die Bank gerichtete Anschuldigungen in Bezug auf Beihilfe zu Steuerhinterziehung und Geldwäscherei. Unklar ist, inwiefern diese Dokumente authentisch sind. Laut Medienberichten sollen diese von dem ehemaligen stellvertretenden Leiter der Niederlassung auf den Cayman-Inseln, von dem sich die Bank bereits Ende 2002 getrennt hat, veröffentlicht worden sein. Einem Julius-Bär-Sprecher zufolge richtet sich die Maßnahme nicht gegen Wikileaks als Anbieter, sondern sei ergriffen worden ,,weil die Bank zum Gegenstand verleumderischer Anschuldigungen" geworden sei und die auf der Seite enthaltenen Unterstellungen auf gefälschten und gestohlenen Dokumenten basierten.[3][4][5]

Am 29. Februar 2008 hob der zuständige Richter die einstweilige Verfügung zur Sperrung wieder auf, da aufgrund der vorhandenen Alternativ-Adressen mit der Sperrung nicht die gewünschte Geheimhaltung erzielt werden konnte.[6] Daraufhin zog die Bankengruppe Julius Bär die Klage ohne Angaben von Gründen zurück.[7]

[...] Nach Angaben von Wikileaks werden dort eingestellte Dokumente durch investigative Journalisten forensisch untersucht. Dies beinhalte die Prüfung auf Authentizität, "Mittel, Motiv und Gelegenheit", wie auch das Vermerken etwaiger Verdachtsmomente gegen die Authentizität eines Dokuments. Bis heute sei diesem Prozess kein Fehler nachgewiesen worden. Die weitere Prüfung der Dokumente erfolge in der Regel durch das Aufgreifen und die Analyse der Dokumente durch die etablierte Presse.[8]

Thomas Thiel kritisiert in der FAZ jedoch die Anonymität und die fehlende Kontrolle von Wikileaks. Dort würden auch klar als Fälschung erkennbare Dokumente veröffentlicht.[9]

Die Federation of American Scientists lehnte Wikileaks Einladung, dem Beirat beizutreten, ab und begründete dies wie folgt: ,,Durch das Fehlen verantwortlicher redaktioneller Kontrolle können Veröffentlichungen sehr einfach zu einem Akt der Aggression oder einer Aufwiegelung zur Gewalt führen, nicht zu erwähnen den Eingriff in die Privatsphäre oder den Angriff auf den guten Geschmack." Die Federation of American Scientists gibt zudem zu bedenken, dass es einen Unterschied gibt zwischen der unerlaubten Veröffentlichung von vertraulichen Dokumenten eines autoritären Staates und solchen in einem demokratischen Staat, da die Bürger von demokratischen Staaten über Grundrechte verfügen, mit denen sie ihre Rechte geltend machen können. Ebenfalls wird auf die Gefahr von Missbräuchen hingewiesen, da jedermann anonym irgendwelche ungeprüfte Dokumente veröffentlichen kann.[10][11]

   1. ↑ http://www.wikileaks.org/wiki/Wikileaks:About
   2. ↑ Wikileaks FAQ (Software)
   3. ↑ Kopie der Gerichtsverfügung auf der Homepage von Wikileaks
   4. ↑ Financial Times Deutschland, 21. Februar 2008
   5. ↑ Kopie eines Artikels der Wochenzeitung vom 7. Februar 2008 auf treppresearch.com
   6. ↑ Nachricht bei heise.de, 1. März 2008
   7. ↑ Nachricht bei heise.de, 6. März 2008
   8. ↑ Wikileaks FAQ
   9. ↑ Thomas Thiel: Diese Dokumente bergen Sprengstoff, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. März 2008.
  10. ↑ Federation of American Scientists - Secrecy News, 3. Januar 2007
  11. ↑ federaltimes.com, 04. Januar 2007



Aus: "Wikileaks" (22. Dezember 2008)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikileaks

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Quote[...] Der FR wollte der BND nicht bestätigen, dass sein Präsident Wikileaks juristisch gedroht hat. Auch sonst, sagte der BND-Sprecher, "äußern wir uns zu Wikileaks nicht".


Aus: "Immer Ärger mit Wikileaks - BND-Chef droht einer Internetplattform, die Dokumente veröffentlicht" (24.12.2008)
VON VIKTOR FUNK
Quelle: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1650292_Immer-aerger-mit-Wikileaks.html


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Quote[...] The global whistleblowing website Wikileaks has been threatened with criminal prosecution by the head of Germany's spy agency Ernst Uhrlau, President of the Bundesnachrichtendienst (BND), if they do not remove all "files or reports related to the BND".

According to a Wikileaks press release, "the spy chief claims to have already engaged the BND's legal machinery."

Threats against the journalists were triggered, according to Wikileaks, by the publication of my article, "The End of the Affair? The BND, CIA and Kosovo's Deep State," (Antifascist Calling, December 7, 2008) on their website.

I did not seek to become part of the story; nevertheless Uhrlau's threats cannot go unchallenged. The censorship and prior restraint he demands are toxic to a free society.

...


From: "Wikileaks Threatened with Criminal Prosecution by the BND"
by Tom Burghardt / December 23rd, 2008
Source: http://www.dissidentvoice.org/2008/12/wikileaks-threatened-with-criminal-prosecution-by-the-bnd/


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http://wikileaks.org/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Aufgrund einer Vorgabe der Europäischen Union veröffentlichte Deutschland Daten über die Empfänger von EU-Agrarsubventionen.

Demnach erhielt die Mannheimer Südzucker AG im vergangenen Jahr mehr als 34 Mio. Euro EU-Agrarsubventionen und ist damit vermutlich der größte Zahlungsempfänger in Deutschland. Abschließend ließ sich das zunächst nicht feststellen, weil die Datenbank keine Angaben aus Bayern enthält.


[...] Bayern lehnt die Offenlegung bisher ab, obwohl sich Bund und Länder auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt hatten. Der Freistaat fordert, dass erst der Europäische Gerichtshof darüber entscheidet, ob die Veröffentlichung gegen den Datenschutz verstößt. In der Liste finden sich zwar auch bayerische Empfänger. Sie können aber in einigen Fällen auch von der Bundesanstalt für Landwirtschaft selbst aufgelistet werden.

Im April hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) die Veröffentlichung zunächst gestoppt, obwohl eine Frist der EU abgelaufen war. Zuvor hatten mehrere Gerichte unterschiedlich über die Klagen von Landwirten entschieden.

Die Kommission leitete wegen der Blockade Bayerns ein Vertragsverletzungsverfahren ein, das mit Geldstrafen für Deutschland enden kann. Die Bundesregierung habe zwar Daten ins Internet gestellt, doch Angaben über die ausgezahlten Subventionen in Bayern seien nicht enthalten. Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel bezeichnete dies als außerordentlich enttäuschend.


Aus: "Komplizierte Liste - Deutschland versteckt Agrarsubventionen"
von David Böcking und Monika Dunkel (Berlin)
Quelle: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Komplizierte-Liste-Deutschland-versteckt-Agrarsubventionen/527493.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die neue Blockiersoftware Grüner Damm regiert empfindlich auf große fleischfarbene Flächen. Ein Bild mit viel gelber Farbe wird falsch beurteilt. Auch beim Test mit drei berühmten Katzen scheiterte die Software: Will man auf Hello Kitty (weiss und pink), Doraemon (blau) und Garfield (gelb) zugreifen, so wird der arme Garfield vom ,,Grünen Damm" blockiert.

,,Ich bin total erschreckt, als ich die Nachricht gehört habe", sagt Chen Yun, ein Internet-User in der Provinz Guangdong. Am 9. Juni wurde die Vorschrift veröffentlicht, dass auf jedem Computer, der ab 1. Juli dieses Jahr in China verkauft wird, die Software ,,Grüner Damm" installiert sein muss.

Einer Online-Umfrage von sina.com zufolge wollen 80 Prozent der Befragten die Software nicht installieren, weil sie befürchten, dass mit dieser Software ihre Online-Aktivitäten offen zu Tage träten und damit ihre Privatsphäre verletzt würde.

Es ist bislang ohne Beispiel, dass eine Regierung die Bürger dazu verpflichtet, eine bestimmte Software anzuwenden. Deshalb hat die Nachricht erheblichen Argwohn hinsichtlich der Hintergründe der Vorschrift erregt. Tests haben zudem ergeben, dass die Software noch erhebliche Mängel aufweist.

Zwei bislang unbekannte Firmen stehen nun über Nacht im Mittelpunkt des Interesses: die Zhengzhou Jinhui Computer System Engineering Ltd. und die Beijing Dazheng Hierarchical Network of Concepts Ltd. Sie haben bei der Entwicklung der Software kooperiert. Jinhui ist verantwortlich für die Blockierung von bewegten Bildern und Fotografien, während Beijing Dazheng für das Filtern von Worten zuständig ist.

Am Abend des 9. Juni haben einige Internet-User herausgefunden, dass man auf der Homepage der Firma Jinhui durch einige Klicks pornografische Fotos betrachten konnte. Einen Tag später war auf der Homepage der Firma dieser Zugriff allerdings nicht mehr möglich. Will man derzeit die Homepage besuchen, findet man dort nur einen einzigen Satz vor: ,,Diese Webseite wird zur Zeit aktualisiert." Nach Meinung von Experten sollte mit diesem Fotomaterial wahrscheinlich die Filtersoftware getestet werden. Allerdings hätten sie nur intern zugänglich sein sollen, niemand weiß, warum sie plötzlich auf der Homepage des Unternehmens aufgetaucht sind.

Am 8. April haben das Bildungsministerium, das Finanzministerium, das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie und das Pressebüro des Staatsrats gemeinsam eine Vorschrift veröffentlicht, wonach alle Computer in den Schulen des Landes die  Software ,,Grüner Damm- Jugendbegleitung" installieren müssten. Aus einem von der Schulbehörde in der Provinz Anhui weitergegebenen Dokument ist ersichtlich, dass auf Anordnung der vier Ministerien jede Schule bis Ende Juli die Installierung der Software vollzogen haben muss. Chinas große PC-Hersteller wie Haier und Fouder bestätigten, eine Anweisung der Regierung erhalten zu haben, wonach die Software auf allen Computern zu installieren sei, die im Rahmen der Aktion zur ,,Verbreitung von preiswerten elektrischen Haushaltsgeräten in ländlichen Gebieten" ausgeliefert werden. Dadurch wird der ,,Grüne Damm" sehr rasch die in China am weitesten verbreitete legale Software werden.

Allerdings ist die Arbeitsweise der Software ,,Grüner Damm" ein bisschen zu einfach: zuerst wird ein verdächtiges Foto analysiert, um herauszufinden, ob es Nacktheit abbildet. Dann begutachtet die Software die Gestalt des ,,nackten Gebietes" und soll beurteilen, ob es sich dabei um pornografisches Material handelt. Gesichtsdarstellungen dürfen unzensiert die Sperre passieren.

Fachleute aus der IT-Branche sind skeptisch: ,,Ungeklärt ist die Frage, ob die Software wirklich alle pornographischen Inhalte effektiv erfassen und blockieren kann. Wie sieht es mit pornografischen Darstellungen schwarzer Menschen aus?" Nach dem Test ist klar, dass ,,Grüner Damm" die Fotos farbiger Menschen nicht effektiv unterscheiden kann. Auch Fotos mit großflächigen Gelb- und Rosatönen, wie sie bei Abbildungen von nackten Babys, Schweinchen und der Cartoon-Figur Garfield auftreten, werden vom ,,Grünem Damm" blockiert, obwohl alle drei Zensuropfer nicht das Geringste mit Pornographie zu tun haben!

,,Dieses Produkt kann ungesunde Informationen auf dem Internet blockieren, allerdings kann nicht garantiert werden, dass alle ungesunden Informationen erfasst werden und es sich bei allen blockierten Informationen um ungesunde Informationen handelt", so steht es in den Nutzungsbedingungen, denen die Kunden des ,,Grünen Damms" zustimmen müssen. ,,Dieses Produkt übernimmt keine Haftung für Schäden, die durch seine Anwendung entstehen können."

Wäre diese Software nur eine normale Businesssoftware, würde man wahrscheinlich kein Aufhebens über diese Klausel machen. Allerdings wird der Grüne Damm ab 1. Juli zur vorgeschriebenen Software auf jedem PC in China. Dies wirft unweigerlich die Frage auf, wer für Schäden haftbar zu machen ist, die aus ihrer Anwendung entstehen.

Ein IT-Fachmann erklärt, dass die Software im Hintergrund des Rechners läuft. Wenn der Kunde mit Programmen wie Word ein Dokument eingibt, würde das Programm plötzlich und ohne Warnhinweis abstürzen, wenn die Software einige Wörter des Textes als ,,ungesunde Information" beurteilt. Das gleiche Problem beim Verfassen einer Email: wegen eines inkriminierten Begriffs im Text würde das System abstürzen und die Email nicht gesendet werden. Wenn Dokument und Email im Zusammenhang mit wichtigen Geschäftsvorgängen stehen, wer ist dann für das Versagen haftbar zu machen?

Anfänglich diente die Software ,,Grüner Damm" hauptsächlich dem Schutz der Jugend. Das Risiko wirtschaftlicher Einbußen ist in diesem Bereich eher gering. Jetzt ist sie eine landesweit vorgeschriebene Software geworden und wird auf den Alltag von weltweit Milliarden Kunden Einfluss nehmen.

Derzeit ist der ,,Grüne Damm" nur auf dem ,,Windows"- Betriebssystem anwendbar. Es gibt bisher noch keine Version für andere Betriebssysteme, wie Mac und Linux. Was macht man mit diesen Rechnern ab 1. Juli?

Näheres über die beteiligten Firmen

Zhou Huiqin, Geschäftsführerin der Zhengzhou Jinhui Computer System Engineering Ltd., war früher Vizegeschäftsführerin der Beijing Kehai Gruppe, die zur Akademie der Wissenschaften gehört. Im Jahr 1997 kam Zhou im Rahmen der technischen Armutsbekämpfung nach Zhengzhou und gründete Jinhui. In den letzten Jahren hat Jinhui stets Regierungsaufträge erhalten.

Beijing Dazheng Ltd. ist eine Gemeinschaftsgründung des Bezirks Haidian und dem Akustikinstitut der Akademie für Wissenschaften. Der Homepage der Dazheng GmbH zufolge sind alle Projekte, die von Danzheng betrieben werden, Projekte im Auftrag der Regierung. Die Firma hat auch Geldleistungen aus Fonds verschiedener Staatsprojekte bezogen.




Aus: " Grüner Damm: Filter für den armen Garfield - Wo steckt Fritz the Cat?" von Hu Ben (24-06-2009)
Quelle: http://german.beijingreview.com.cn/focus/txt/2009-06/24/content_203917.htm

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Quote[...] Eigentlich sollte es eine Protestaktion sein, aber nun wurde stattdessen eine Feier daraus. "Das ist doch toll, da haben wir doch zur Abwechslung mal etwas erreicht!", freut sich der Pekinger Maler Liu Yaohua und fährt sich mit der Hand durch seine neue, ungewohnte Frisur. Er hat sich ein "U" ins Haar rasiert.

Die drei Freunde, die mit ihm ins schicke Pekinger Galerienviertel Dashanzi gekommen sind, haben auch jeder einen Buchstaben auf den Kopf geschoren: Einer trägt ein "F", der zweite ein "C" und der dritte ein "K". Mit dem englischen Kraftausdruck wollten sie ihrer Meinung zur Verschärfung der Internetzensur Ausdruck verleihen, die unter dem seltsamen Namen "Grüner Damm Jugendeskorte" daherkam.

Dahinter verbirgt sich ein Filter- und Überwachungsprogramm, das ab dem ersten Juli auf allen in China verkauften Computern vorinstalliert sein sollte. Angeblich sollte es dazu dienen, die Chinesen vor Pornografie zu schützen. Aber es zielt auch auf "schädliche Inhalte" politischer Natur. In chinesischen Netzforen löste der Plan eine Sturm der Empörung aus. Auch die Protestfeier in Dashanzi richtete sich gegen den "Grünen Damm". Aber zur Überraschung der Demonstranten gaben die Behörden in der Nacht zum ersten Juli bekannt, die neue Zensurregel werde bis auf Weiteres verschoben.

Chinas Zensoren erklärten zwar nicht, warum sie ihr Projekt vertagten. Der Hauptgrund für den Aufschub ist aber offenbar, dass der "Grüne Damm" technisch so schwach auf der Brust ist, dass sich der zu erwartende Ärger für die Behörden nicht lohnt - noch nicht. Chinesische Internetnutzer begrüßten die Entscheidung. Der Aufschub sei ein "Sieg der Volksmeinung", sagte der Künstler und Blogger Ai Weiwei der britischen BBC. Aus Protest hatte Ai zum "Internetstreik" aufgerufen.

Die Hauptfunktion des Programms besteht darin, alle Computer, auf denen es installiert ist, mit einer laufend erweiterten, amtlichen Datenbank zu vernetzen, auf der verbotenen Seiten verzeichnet sind und den Zugriff auf sie zu blockieren. Dabei kann der "Grüne Damm" noch mehr, zum Beispiel in E-Mails in Textprogramme wie Word eingreifen und sie zum Absturz bringen, sobald ein unerwünschtes Wort fällt.

Aber das Programm krankt an einer ganze Reihe von Sicherheitslücken, die auch den Zensoren nicht recht sein können. So kann im Prinzip jede Webseite, auf die ein "Grüner Damm"-Computer zugreift, die Kontrolle über diesen Computer übernehmen, ergab ein Test des Programms an der Universität von Michigan. Die Zensurmaßnahme, die angeblich dem Schutz vor Pornografie dienen soll, wäre also eine Einladung für Hacker und Internet-Betrüger. Obendrein blockiert die Regierung mit dem Programm ihre eigene Propaganda. Wer etwa ein amtliches Pamphlet mit einem Namen wie "Der Dalai Lama ist ein Wolf im Schafspelz" lesen möchte, wird von der Filtersoftware ausgebremst.

Das immerhin wäre für die Machthaber vielleicht ein schöner Nebeneffekt. Aber außer technischen Problemen und dem Ärger der heimischen Benutzer handelte sich die Regierung mit dem Programm auch Schwierigkeiten mit ihren Handelspartnern ein. Die sehen in der neuen Software einen Verstoß gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO). Allerdings hat China in der Vergangenheit immer wieder gegen Handelsregulierungen verstoßen und sich durch Proteste nicht ins Bockshorn jagen lassen.

Wenn der "Grüne Damm" technisch besser ausgereift ist, dürfte es also, Blogger und WTO hin oder her, einen neuen Anlauf geben.



Aus: ""Grüner Damm" - Peking übt noch bei Internet-Zensur" VON JUSTUS KRÜGER (01.07.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/1818979_Gruener-Damm-Peking-uebt-noch-bei-Internet-Zensur.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Laut einem offenen Brief, den Wikileaks-Gründer Julian Assange an ABCnews geschickt hat, werden Mitarbeiter der Whistleblower-Plattform Wikileaks von amerikanischen Geheimdienstlern auf Island beschattet. Dort beraten sie momentan die isländische Regierung bei der Arbeit an einem Datenfreiheitsgesetz.

Wikileaks will grundsätzlich denen zur Seite stehen, die unethisches Verhalten in ihren eigenen Regierungen und Unternehmen enthüllen wollen. Dafür wurde ein technisches System geschaffen, das eine nicht zurückverfolgbare Veröffentlichung von Dokumenten erlaubt. Das ist einigen ein Dorn im Auge: So machte sich etwa der US-Militärgeheimdienst ACIC Sorgen über die Whistleblower-Plattform und erörterte mögliche Gegenmaßnahme.

Das alleine scheint den Geheimdiensten aber nicht zu reichen. Auch Assange selbst wurde nach seinem Flug zu einer Journalismus-Konferenz in Norwegen die Passagierliste des Fluges zugespielt, auf der zwei Mitarbeiter des "US State Department" aufgeführt waren.

Zuvor war ein jugendlicher isländischer Wikileaks-Freiwilliger von der örtlichen Polizei verhört worden und musste die Nacht in Untersuchungshaft verbringen, obwohl er von seinem Vater begleitet wurde. Der Jugendliche sollte den ehemaligen Journalisten Assange identifizieren, der beim Verlassen eines Fischrestaurants fotografiert worden war. Assange, ein australischer Staatsbürger, flog anschließend nach Norwegen.

Warum er beschattet wird, darüber kann Assange selbst nur spekulieren. In seinem offenen Brief nennt Assange ein Gutachten des US-Militärgeheimdienstes, das von Wikileaks veröffentlicht wurde. Die Echtheit dieses Gutachtens wurde zwischenzeitlich vom Armeesprecher Gary Tallman gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bestätigt.

Ein weiterer Grund könnte die geplante Veröffentlichung eines Videos durch Wikileaks sein, in dem ein Massaker durch US-Soldaten im Irak dokumentiert sein sollen. Das Video wurde Wikileaks zugespielt und wird derzeit auf seine Echtheit überprüft. Es soll am 5. April veröffentlicht werden, wenn die Aufnahme verifiziert werden kann.

Schließlich könnte ein vertraulicher Bericht des US-Botschafters in Island ein Grund für die Beschattung darstellen. Auch dieser Bericht war von Wikileaks veröffentlicht worden. In ihm geht es um Absprachen zwischen US-amerikanischen, isländischen und britischen Behörden über den öffentlichen Umgang mit Finanzdetails, die zum Zusammenbruch des Bankenssystems auf Island führten.

Ob neben der Beschattung von Mitarbeitern der Wikileaks-Initiative weitere Maßnahmen gegen die Initiative geplant sind, ist unklar. Auf der Webseite des Gerüchteportals Gawker gibt es Meldungen, nach denen US-Behörden den Zugang zu Wikileaks für ihre internen Mitarbeiter gesperrt haben.


(Detlef Borchers) / (jk)

Quotemuffpotter, 26. März 2010 12:30

...

Wikileaks scheint alles richtig zu machen; technisch und
organisatorisch! "The Others" bekommen langsam Angst...

Danke Wikileaks!


Quote26. März 2010 18:15
Ich möchte mal ein Land sehen, daß durch eine Wikileaks-Veröffentlichung...
Heisasa (mehr als 1000 Beiträge seit 22.10.04)

... "gefährdet" worden wäre. Diese ganze Heimlichtuerei ist ein
Schwertstoß in das Herz von Rechtsstaat und Demokratie. Es ist
eigentlich ein Irrsinn, daß jene, die im Sinne der Demokratie handeln
- nämlich das Volk zu informieren - um ihr Leben fürchten müssen.



Aus: "US-Geheimdienstler folgen Wikileaks-Mitarbeitern" (26.03.2010)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/US-Geheimdienstler-folgen-Wikileaks-Mitarbeitern-964681.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] BERLIN apn |  Ab 1. April soll Schluss sein mit der jahrelangen Geheimniskrämerei von Auskunfteien wie Schufa, Creditreform, Infoscore und anderen. Verbraucher haben jetzt das Recht, einmal pro Jahr gratis alle über sich gespeicherten Daten abzurufen - und damit zu erfahren, warum etwa ein Handy-Vertrag aus heiterem Himmel abgelehnt wurde, obwohl man gar keine Schulden hat.

Die Neuregelung des Bundesdatenschutzgesetzes zwingt Unternehmen wie die Schufa, erstmals auch Licht ins Dunkel des streng gehüteten und heftig umstrittenen Scoring-Systems zu bringen. Diese Geheimdaten entscheiden darüber mit, inwieweit Millionen Bürger kreditwürdig sind."Leute, nutzt die neue Auskunftsmöglichkeit und ruft die eigenen Daten präventiv ab", ermuntert Sylvia Beckerle, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, zum Handeln.

[...]  Wer falsche Einträge über sich findet, kann Korrektur verlangen und bestenfalls auch Einfluss auf eine bessere Einstufung nehmen, wie Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) erläutert.

Die bekannteste Auskunftei in Deutschland ist die Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, in Wiesbaden. Allein dieses Unternehmen sammelt und verwaltet Daten über die Zahlungskraft von rund 65 Millionen Bürgern. Kaum jemand, der nicht erfasst ist. Jede Girokonto-Eröffnung wird an die Schufa gemeldet, kein Geld- oder Warenkredit bleibt unbemerkt.

Die Schufa weiß, ob Kunden eine EC- oder Kreditkarte haben, einen Telefonvertrag, Raten- oder Immobilienkredite. Sie weiß, wie hoch die Schulden sind, ob sie ordentlich abbezahlt werden, ob Mahnverfahren laufen, eine Privatinsolvenz oder gar ein Haftbefehl ansteht. Aus den über 370 Millionen Einzeldaten der Bürger werden seit 1996 Punktwerte errechnet, die Scores. Je besser der Wert von 1 bis 1.000, desto kreditwürdiger der Kunde. Sowohl die gesammelten Daten als auch die statistisch berechneten Score-Punkte werden dann weiterverkauft. Abnehmer sind Unternehmen, die die Zahlungskraft ihrer Kundschaft einschätzen wollen und bei Geschäften in Vorleistung gehen. Dazu gehören neben Kreditinstituten Mobilfunkfirmen, Autovermieter, Onlinehändler, Versand- oder Einzelhändler.



Aus: "Schufa muss Geheimdaten rausrücken" (.taz.de, 30.03.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/schwerpunkt-ueberwachung/artikel/1/schufa-muss-geheimdaten-rausruecken/


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Quote[...]  Am Wiener Schwarzenbergplatz fand am Mittwochabend eine Solidaritätskundgebung für die Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks statt. Zur Teilnahme an der von Privatpersonen organisierten Kundgebung hatten auch Reporter ohne Grenzen (ROG) Österreich und Amnesty International (AI) Österreich aufgerufen. Nach Angaben der Polizei hatten sich rund 100 Personen ab 18:00 Uhr zu einer friedlichen "Kundgebung für freie Information und gegen staatliche Zensur" am Hochstrahlbrunnen versammelt, die bis 23:00 anberaumt war. Die Veranstalter sprachen von 300 Teilnehmern.

"Reporter ohne Grenzen tritt für den freien Informationsfluss ein, auch für den Schutz der Quellen, ohne die investigativer Journalismus nicht stattfinden kann", erklärte Rubina Möhring, Präsidentin von ROG Österreich. Seit heute werde deshalb die Website von Wikileaks auf der Website von Reporter ohne Grenzen International gespiegelt. "Die Bedrohungen und die Versuche, Wikileaks politisch und finanziell unter Druck zu setzen, widersprechen dem Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention und dem Recht auf Freiheit der Meinungsäußerung."

"Wir sehen gerade in diesen Tagen in unserem Nachbarland Ungarn ein erschreckendes Beispiel, wie Medienfreiheit per Gesetz abgeschafft wurde", sagte Möhring. "Wir sehen in Weißrussland, wie kritische Stimmen brutal zum Versummen gebracht werden. Wir sehen im Fall von WikiLeaks, wie international ein Leck in das Recht der Gesellschaft auf Information geschlagen werden soll. Wir leben in einem neuen Informationszeitalter - WikiLeaks ist hier nur ein Beispiel. Solange also WikiLeaks keine Grenzen überschreitet, wird sich Reporter ohne Grenzen für WikiLeaks einsetzen . (red/APA)

QuoteAmuse Gueule
22.12.2010 21:45
Es waren mindestens 350 Teilnehmer!

Ich weiss es, denn ich war dort. Tolle Reden, Schweigeminute für Bradley Manning, super Veranstaltung!



Aus: ""Kundgebung für freie Information und gegen staatliche Zensur"" (22. Dezember 2010)
Quelle: http://derstandard.at/1292462497226/Wikileaks-Solidaritaetsdemo-in-Wien-Kundgebung-fuer-freie-Information-und-gegen-staatliche-Zensur


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Bundesgerichtshof (BGH) hat die schriftliche Begründung seines Urteils in Sachen "Heise versus Musikindustrie" nachgereicht. Mit der im Oktober 2010 ergangenen Entscheidung hatte das oberste deutsche Gericht bestätigt, dass heise online im Rahmen der redaktionellen Berichterstattung einen Link zum Hersteller Slysoft setzen darf, der Kopierschutz knackende Software anbietet. Dem BGH-Urteil war ein jahrelanger Rechtsstreit durch mehrere Instanzen gegen die Musikindustrie vorausgegangen (siehe Dokumentation: "Heise versus Musikindustrie": http://www.heise.de/Dokumentation-Heise-versus-Musikindustrie-437717.html).

Dem BGH zufolge sind Links im Rahmen der Online-Berichterstattung auf fremde Inhalte von der Presse- und Meinungsfreiheit umfasst, wenn sie "einzelne Angaben des Beitrags belegen oder diese durch zusätzliche Informationen ergänzen sollen". Der Grundrechtsschutz umfasse die Meinungs- und Pressefreiheit in sämtlichen Aspekten: "Er erstreckt sich nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf die Form der Meinungsäußerung oder Berichterstattung; zum Recht auf freie Presseberichterstattung gehört gleichfalls neben der inhaltlichen die formale Gestaltungsfreiheit", so der 1. Zivilsenat des BGH. (hob)

Quote11. April 2011 15:26
Super Sache! Danke!
talonmies (mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.10)

Nicht nur für den ganzen Rechtsstreit, sondern auch für die
ausführliche Diskussion der ganzen Geschichte!


Quote11. April 2011 15:33
Ein kleiner Privat-Fuzzi mit seinem Forum hätte das nie gepackt...
Harald Friedrich,

Danke heise, für Eure Ausdauer! Und wahrscheinlich für das viele
Geld, das Ihr zumindest vorstrecken musstet. Das zeigt wieder
überdeutlich: Der kleine Privatmann, der vielleicht sein
Mini-Musik-Forum betreibt, hätte sicherlich nie sein Recht bekommen.
Nur weil ihm vorher bereits die Kohle ausgegangen wäre.

Geld regiert die Welt. Von wegen Rechtsstaat. Für den Kleinen steht
sein gesamtes Privatvermögen auf dem Spiel, für die Musikindustrie
ist es nur ein linkes Arschbackenzucken. Danke nochmal für Eure
Geduld und Euren Mut! Das war selbst für heise ein Kampf David gegen
Goliath. Schön, dass es noch Grundrechte zu geben scheint, die das
Recht auf Kommerz übertreffen...

Gruß Harald Friedrich


Quote11. April 2011 18:07
Das man für den gesunden Menschenverstand...
schmeichler (387 Beiträge seit 28.12.04)

...eine höchstrichterliche Begründung braucht, ist einfach nur
traurig.


Quote12. April 2011 11:30
Bundesverdienstkreuz!!! KT
24V (104 Beiträge seit 13.06.06)

kt


Quote12. April 2011 15:18
Ein schwarzer Tag für "Edna Krabappel"
Tomas_HH

hat der Foren-Troll doch nach der BGH-Rechtsprechung keinen
Ansatzpunkt mehr für sein tatsachenverdrehendes Gelaber.

Quote11. April 2011 16:55
wo zum teufel ist edna, (Editiert vom Verfasser am 11.04.11 um 16:59)
.dot (376 Beiträge seit 14.04.09)

ja, ... edna krabappel

urlaub ? kurz ausser haus ? versunken ? erstickt am letzten bissen ?
heulend unter einer bettdecke ?

lg.

PS. Danke Heise.



Quote11. April 2011 21:34
Der Weg ist holperig aber es hat sich gelohnt.
3.14159265 (1000 Beiträge seit 20.01.05)

Danke, Thanks, Merci, grazie!

pi



Aus: "Heise vs. Musikindustrie: Begründung des BGH-Urteils gegen Link-Verbot" (11.04.2011)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Heise-vs-Musikindustrie-Begruendung-des-BGH-Urteils-gegen-Link-Verbot-1225587.html

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http://www.heise.de/Dokumentation-Heise-versus-Musikindustrie-437717.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] In einer Vergleichsstudie von Gesetzen zur Akteneinsicht in 89 Ländern, die am Donnerstag auf der Internationalen Konferenz der Informationsfreiheitsbeauftragten in Ottawa vorgestellt wurde, schneiden Deutschland und Österreich denkbar schlecht ab. Die Bundesrepublik belegt in der Untersuchung mit 54 von 150 Punkten den fünftletzten Platz, Österreich bildet mit 39 Zählern das Schlusslicht. Die ersten drei Plätze belegen Serbien, Slowenien und Indien. Durchgeführt haben die Analyse die beiden Bürgerrechtsorganisationen Access Info Europe aus Spanien und das in Kanada beheimatete Centre for Law and Democracy. Sie schränken ein, dass die Ergebnisse für einzelne Nationen, zu denen Deutschland und Österreich gehören, noch einer zusätzlichen Bewertung durch nationale Experten harrten. Dabei sei aber kaum mehr von großen Verschiebungen auszugehen.

Die Rangliste basiert auf 61 Indikatoren, die zu Kategorien wie der Reichweite des Informationsanspruchs sowie Ausnahmen davon zusammengefasst wurden. Informationsfreiheitsgesetze jüngeren Datums schützen der Studie zufolge das "Recht auf Wissen" stärker als vergleichbare ältere Regelungen. Von den 20 Ländern mit Ergebnissen über 100 Punkten hätten 18 ihre Gesetze nach der Jahrtausendwende erlassen. Hier seien vor allem die Kontroll- und Durchsetzungsrechte gut ausgeprägt. Das Informationsfreiheitsgesetz des Bundes, das Rot-Grün gegen heftige Widerstände aus der Verwaltung 2005 verabschiedet hatte, bildet laut den Experten eine wenig rühmliche Ausnahme.

Von den Top 20 liegen sieben Ländern in Ost- und Mitteleuropa, fünf in Asien und vier auf den beiden amerikanischen Kontinenten. Mit Finnland hat es nur ein westeuropäisches Land gerade noch in die Führungsriege auf Platz 18 geschafft. Die Umsetzung vieler der vergleichsweise jungen Gesetze auf den oberen Rängen in den Behördenalltag müsse aber noch beobachtet werden, meinen die beiden Organisationen. Insgesamt gebe es noch "großen Raum für Verbesserungen", da über zwei Drittel der untersuchten Länder im Mittelfeld rangierten.

Peter Schaar, der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, hat die Veröffentlichung der Studie zum Anlass genommen, der hiesigen Politik ins Gewissen zu reden. Deutschland müsse endlich zu den Staaten aufschließen, "die dem freien Informationszugang hohe Priorität einräumen", betonte Schaar. Das deutsche Informationsfreiheitsgesetz enthalte eine Vielzahl Ausnahmeregelungen, nach denen staatliche Stellen die Herausgabe von Informationen verweigern können. Diese Bestimmungen müssten überprüft und eingeschränkt werden.

Erfreut zeigte sich Schaar, dass die Konferenz in Kanada seinen Vorschlag für eine Entschließung angenommen habe. Darin wird Transparenz als "unverzichtbare Voraussetzung für eine gelebte Demokratie" bezeichnet. Sie stärke das Vertrauen der Bürger in die Arbeit nationaler und internationaler Einrichtungen und leiste einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Korruption. Das Recht auf Information sei in nationalen Gesetzen zu verankern; bereits bestehende Informationszugangsrechte müssten weiter ausgebaut werden. Verwundert reagierte Schaar darauf, dass es die Bundesregierung bisher versäumt habe, der jüngst unter Federführung der USA und Brasiliens gestarteten "Open Government Partnership" beizutreten. (Stefan Krempl) / (vbr)


Aus: "Studie: Deutschland und Österreich weit hinten bei der Informationsfreiheit" (07.10.2011)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Studie-Deutschland-und-Oesterreich-weit-hinten-bei-der-Informationsfreiheit-1357424.html


Textaris(txt*bot)

#54
Quote[...] Die Grünen sind im Bundestag am Freitag mit einer Initiative zur Einführung eines Grundrechts auf Informationszugang an der Mehrheit der Koalitionsparteien gescheitert. Auch ein Antrag zur Weiterentwicklung der Informationsfreiheit fand keine Mehrheit im Bundestag. Der Abgeordnete Patrick Sensburg (CDU) warf den Grünen ,,reine Schaufensterpolitik" vor, Gisela Piltz (FDP) sprach von einer populistischen Initiative.

Für die beiden Anträge warb Konstantin von Notz (Grüne) mit dem Argument, dass die Stärkung von Transparenz im Handeln von Regierung und Verwaltung ein Gebot der Stunde sei. Bislang werde Transparenz überwiegend als Bedrohung wahrgenommen. Aber ,,interessierte kritische Bürger sind keine Last, sie sind ein Glücksfall für die Demokratie", sagte von Notz.


Aus: "Grundrecht auf Informationszugang abgelehnt Initiative der Grünen im deutschen Bundestag gescheitert" (19.04.13)
Quelle: http://futurezone.at/netzpolitik/15354-grundrecht-auf-informationszugang-abgelehnt.php

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Quote[...] Mit den Stimmen von Schwarz-Gelb und der SPD hat der Bundestag am Freitag einen Vorstoß der Grünen abgelehnt, die Informationsfreiheit im Grundgesetz zu verankern. Die Fraktion der Linken enthielt sich. Auch konnten sich die Abgeordneten nicht darauf verständigen, das Informationsfreiheitsgesetzes des Bundes (IFG) weiterzuentwickeln. Die Grünen hatten dazu einen neuen Antrag eingebracht, mit dem Ausnahmen vom Akteneinsichtsrecht eingeschränkt sowie Behörden zur Veröffentlichung ihrer Akten im Internet verpflichtet werden sollten.

"Es bedarf keines Informationszugangsgrundrechts", meint Stephan Mayer von der CDU/CSU-Fraktion. Der vor einem Jahr vorgelegte Evaluierungsbericht zeige, dass die Anfragen "überwiegend" von "Anwälten und Journalisten" kämen und "Partikularinteressen" dienten. Dadurch würden "erhebliche Ressourcen in der Verwaltung gebunden". Als "populistisch" wies auch die Liberale Gisela Piltz die Initiativen zurück. Sie erinnerte daran, dass die Grünen in Baden-Württemberg vor zwei Jahren die "sofortige Schaffung eines Informationsfreiheitsgesetzes" versprochen hätten. Bislang sei dort aber kein Vorstoß dazu erfolgt, Anfragen würden vom Innenministerium abgebügelt.

Die Sozialdemokraten teilen zwar das ein oder andere Anliegen der Grünen, wollen aber einen eigenen Antrag "zu einem neuem Informationsfreiheitsgesetz" vorlegen. "Wir müssen das Informationsfreiheitsrecht weiterentwickeln", meinte die Abgeordnete Kirsten Lühmann. Die verschiedenen Ansprüche seien in einem Gesetz zu vereinheitlichen und die Ausnahmetatbestände zu überarbeiten. Derzeit müssten die Bürger ihre Rechte oft erst gerichtlich erstreiten.

"Der Staat soll über die Bürger möglichst wenig, die Bürger über den Staat möglichst viel wissen", formulierte Petra Pau (Linke) ihr Idealbild von Informationsfreiheit. Die Behörden könnten sich auf zu viele Klauseln berufen, um keine Auskunft erteilen zu müssen, für die Inanspruchnahme der Rechte fielen zudem hohe Gebühren an. Die Linke bezweifelte, ob ein "simpler Verweis im Grundgesetz" daran etwas ändern könne.

Die "Zeit" hat passend zu der Debatte interne Vermerke aus dem Bundesinnenministerium veröffentlicht, die zeigen, dass sich die Verwaltung oft gegen Anträge auf Akteneinsicht sperrt. Demnach sollen etwa auch bei Anfragen von Journalisten auf IFG-Basis "alle einschlägigen Ausnahmegründe" geprüft werden. Dem Bericht zufolge "tun sich Ämter noch immer schwer damit, Informationen und Daten herauszugeben, sie mauern und tricksen". (Stefan Krempl) / (vbr)

Quote19. April 2013 17:51
Freiheit wird eh überbewertet ...
fade0ff (688 Beiträge seit 13.09.03)

Schreiben wir doch lieber die Interessen der großen Konzerne und
Lobbygruppen in die Verfassung, das entspricht dann wenigstens der
Realität...


Quote19. April 2013 17:53
Informationsfreiheit ?
RC (mehr als 1000 Beiträge seit 25.02.00)

Wo kämen wir denn dahin, wenn das auch noch ein Grundrecht würde?
Dass der Vorstoß der Grünen auch nicht ganz echt war, ist für mich
auch durchschaubar. Es war klar, dass die Scheindemokraten der großen
"Koalition" das abschmettern würden. Die grüne Hoffnung war, sich ins
positives Rampenlicht zu stellen. Manche naiven Wähler können das
vielleicht glauben - ich nicht. Reine Taktik.
...

Alex


Aus: "Bundestag will Informationsfreiheit nicht im Grundgesetz verankern" (19.04.2013)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundestag-will-Informationsfreiheit-nicht-im-Grundgesetz-verankern-1846346.html

http://www.heise.de/newsticker/meldung/Gruene-wollen-Informationsfreiheit-im-Grundgesetz-verankern-1583417.html

08.07.2005 11:13
Bundesrat gibt grünes Licht fürs Informationsfreiheitsgesetz
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bundesrat-gibt-gruenes-Licht-fuers-Informationsfreiheitsgesetz-114268.html


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Quote[...] Zum 25. Jahrestag des Massakers auf dem Tiananmen-Platz unterbanden chinesische Behörden wie üblich die Google-Suche und blockierten Schlagwörter auf sozialen Medien noch stärker als sonst. Um die Zensur zu umgehen, erfinden Dissidenten zwar immer neue Codewörter und Bilder. Doch sie haben in dem ständigen Katz-und-Maus-Spiel mit den Behörden, die neue Codes regelmäßig knacken, immer weniger Möglichkeiten, für die breite Masse verständlich zu bleiben, schreibt "Blocked on Weibo"-Autor Jason Ng in einem Beitrag für die August-Ausgabe von Technology Review.

,,Für das Massaker-Datum 4. Juni 1989 stand zunächst etwa 8964. Später wurde es mit römischen Zahlen (VIIV) und auf Französisch (six quatre) verfremdet", führt Ng aus. "Doch selbst das kryptische zwei hoch sechs für 64 würde bereits zensiert." Der chinesische Journalist Yang Xiao fürchtet deshalb, dass Nutzer, denen die Codes das Gefühl geben, Teil des Widerstands zu sein, in Wirklichkeit ins Nichts hineinrufen. Oder im besten Fall einen kleinen Zirkel Eingeweihter erreichen, die ihre Ansichten sowieso teilen. Gestützt wird Xiaos These durch eine aktuelle informelle Befragung von 100 chinesischen College-Studenten, von denen nur 15 das sogenannte Tank Man-Foto erkannten. Auf dem historischen Bild stellt sich ein einzelner Demonstrant auf dem Tiananmen-Platz einer Panzerkolonne entgegen.

Doch Codewörter wie gelbe Ente für dieses Foto nützen nichts, wenn es durch das erzwungene Schweigen von Staatsmedien und Schulen kein gemeinsames Wissen mehr gibt. Wer motiviert genug ist, kann im Internet zwar alle nötigen Werkzeuge zur Umgehung der Großen Firewall finden, schreibt die Pekinger Journalistin Helen Gao in der New York Times. Doch nur wenige suchen nach ihnen. Die meisten ihrer Altersgenossen würden die Zensur fraglos akzeptieren. Diese erzeuge nicht nur Unwissen, sondern auch eine Art Apathie gegenüber allem, was nicht das eigene Fortkommen betrifft. So kennen viele chinesische Uni-Absolventen Dissidenten wie Ai Weiwei und Chen Guangcheng nicht." (vsz)


Aus: "Pekings Online-Zensur immer schwerer zu umgehen" (30.07.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Pekings-Online-Zensur-immer-schwerer-zu-umgehen-2269426.html


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Instagram ist eine schnelle, schöne und spannende Möglichkeit, dein Leben mit Freunden und Familie zu teilen.
Nimm ein Foto oder Video auf, wähle einen Filter, um das Aussehen und die Stimmung zu verändern und poste es auf Instragram - so einfach ist das. Du kannst es auch auf Facebook, Twitter, Tumblr und mehr teilen. Es ist ein neuer Blick auf die Welt. ...

http://instagram.com/

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Quote[...] Der Zugriff auf Instagram ist in der Volksrepublik China seit Sonntag offenbar nicht mehr möglich. Dies zeigen die Seiten greaterfire.org und blockedinchina.net an. Ein Zusammenhang zwischen der Zensur und den Demokratiekundgebungen in Hongkong sowie der dort ausgeübten Polizeigewalt drängt sich auf. Denn auf Instagram wurden einschlägige Bilder mit den Hashtags #OccupyHK und #OccupyCentral veröffentlicht. In Hongkong selbst kann Instagram nach wie vor genutzt werden.

Die Internetzensur der Volksrepublik ist laufender Veränderung unterzogen. Die Maßnahmen reichen von der Unterdrückung bestimmter Begriffe bis zur Blockade gesamter Domains. Was genau unterdrückt wird kann sich stündlich ändern. Verschiedene Nachrichtenseiten sowie Dienste wie Facebook, Twitter, Xing und Google+ sind aber permanent unerreichbar. Flickr kam im Juli dazu, und nun hat es auch die Facebook-Tochter Instagram erwischt.

Linkedin zensiert kritische Postings selbst und kommt so dem staatlichen Zensor zuvor. Myspace ist ebenfalls verfügbar. Die Aktivisten von Greatfire.org kritisieren in dem Kontext auch das Wall Street Journal und Reuters: Auf deren in chinesischer Schrift abgefassten Webseiten wurde lange gar nicht über die Proteste in Hongkong berichtet. Auch Microsoft bekommt sein Fett ab, weil es die in China angezeigten Suchergebnisse nach politischen Kriterien filtert.

Diese Proteste richten sich insbesondere gegen die Rücknahme des Allgemeinen Wahlrechts. 2007 hatte der Chinesische Volkskongress beschlossen, ab 2017 in Hongkong Wahlen mit Allgemeinem Wahlrecht durchzuführen. Auch das Hongkonger Grundgesetz sieht Allgemeine Wahlen vor. Nun aber will die Volksrepublik einen Rückzieher machen: Es sollen sich nur Kandidaten zur Wahl stellen dürfen, die treu zur Zentralregierung in Peking stehen. Um das zu garantieren sollen alle Kandidaten von einem Peking-treuen Komitee ausgesucht werden.

Der Hongkonger Rechtswissenschaftler Benny Tai Yui-ting will sich damit nicht abfinden. Er initiierte die Bürgerbewegung "Occupy Central with Love and Peace" (OCLP). Sie will gewaltfrei mit zivilem Ungehorsam auf die Entwicklung aufmerksam machen und Druck ausüben. Die Polizei reagierte mit Gewalt und Tränengas, soll sich gegenwärtig aber wieder zurückgezogen haben.

Die ehemalige britische Kolonie Hongkong hat einen juristischen Sonderstatus in China. Dies geht auf ein Abkommen zwischen Großbritannien und Hongkong aus dem Jahr 1984 zurück. Großbritannien besaß nur einen kleinen Teil der Kolonie souverän, der überwiegende Teil war gepachtet ("New Territories"). Diese Pacht lief Mitte 1997 aus. In dem Vertrag aus 1984 wurde die Übergabe der gesamten Kolonie an die Volksrepublik zur Jahresmitte 1997 geregelt.

In Artikel 5 des Vertrages heißt es: "Das sozialistische System und seine Politik werden in der Sonderverwaltungszone Hongkong nicht angewandt. Das bisherige kapitalistische System und seine Lebensweise bleiben für weitere 50 Jahre unverändert." Kurz vor der Übergabe an China wurden in Hongkong Reformen für mehr Demokratie und Arbeitnehmerrechte beschlossen. Doch sofort nach der Übergabe machten chinesische Entscheidungsträger diese Reformen rückgängig. Sie schränkten auch das Demonstrationsrecht ein und erließen ein neues Wahlrecht.

...


Aus: "Demokratiedemos in Hongkong: China blockt Instagram" (29.09.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Demokratiedemos-in-Hongkong-China-blockt-Instagram-2404843.html


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#57
Quote[...] Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) betonte: "Dieses Transparenzregister ist ein ganz wichtiger Beitrag zur Legitimation politisch demokratischer Entscheidungen."

... Das Portal sei ein wesentlicher Beitrag zur Überwindung des Misstrauens gegenüber der Verwaltung und der Politik, sagte Initiativensprecherin Helena Peltonen. Hamburg habe die Latte hoch angesetzt. Daran müssten sich die anderen Länder messen lassen. "Man muss gute Antworten haben auf die Frage: "Warum könnt ihr das nicht?", sagte die Leiterin von Transparency International Hamburg/Schleswig-Holstein. Das betreffe auch Gemeinden und den Bund.

...

Quote1. Oktober 2014 17:45
Transparenz in der öffentlichen Verwaltung ist das Beste, was...
spannungsregler

...unserer Demokratie passieren kann. Ein ganz wichtiger Schritt ist
Hamburg damit gelungen. Aus Berlin meine aufrichtigen Glückwünsche
dafür nach Hamburg!

Das Ganze ist nun weiter zu führen, bis tief in die Politik...

...



Aus: "Das Amtsgeheimnis hat ausgedient – Hamburg öffnet die Aktenschränke" (01.10.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Das-Amtsgeheimnis-hat-ausgedient-Hamburg-oeffnet-die-Aktenschraenke-2409880.html

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Quote[...] In China sind seit vergangenen Freitag E-Mail-Adressen von Googles Web-Dienst Gmail nicht mehr erreichbar. Chinesische Aktivisten, die mit GreatFire.org für Meinungsfreiheit im Internet eintreten, gehen von einer Blockade der chinesischen Regierung aus. Ein Mitglied der Gruppe vermutete gegenüber dem britischen Guardian, dass die Regierung versuche, Googles Einfluss in China zu unterminieren. Wenn geschäftliche Kontakte in China via Gmail nicht mehr erreichbar wären, sähen sich deren Partner im Ausland gezwungen, andere Web-Dienste zu nutzen.

Googles Transparenzbericht zeigt für den Gmail-Traffic in China seit Mitte 2010 große Schwankungen. Am 26. Dezember fällt die Kurve plötzlich stark ab. Ein Google-Sprecher in Singapur sah auf Anfrage des Guardian allerdings keine Probleme auf Seiten des Konzerns.

Seit Juni waren etliche Google-Dienste in China immer wieder Störungen ausgesetzt. Gmail ließ sich bisher aber grundsätzlich noch nutzen. Damit ist es jetzt anscheinend erst einmal vorbei. Dem widersprach die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums Hua Chunying. Sie sagte demnach, dass sie nichts von einer Blockade wüsste und dass die chinesische Regierung sich für gute Geschäftsbeziehungen mit ausländischen Investoren einsetze. (akr)




Aus: "Zensur: Gmail in China wohl blockiert" (29.12.2014)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Zensur-Gmail-in-China-wohl-blockiert-2507064.html


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Quote[...] China verschärft die Zensur des Internets. VPN-Tunneldienste, mit denen Nutzer die Blockaden teilweise umgehen können, werden offenbar mit verbesserten technischen Möglichkeiten seit Kurzem massiv gestört. Große Anbieter solcher VPN-Verbindungen wie Astrill und Golden Frog berichteten, ihre Server seien von China aus teilweise nicht mehr erreichbar.

Seine Übertragungsprotokolle bei dem mobilen Apple-Betriebssystem iOS seien "schwer geblockt", berichtete Astrill der Financial Times. Nutzer klagten, dass sie keine Tunnel-Verbindungen mehr mit iPhone oder iPad herstellen könnten, um gesperrte Websites aufzurufen. Der Zugriff sei Anfang des Jahres schwieriger geworden, seit wenigen Tagen seien die Protokolle komplett geblockt. Golden Frog berichtete, viele seiner Server seien von China aus gegenwärtig nicht mehr erreichbar. Auch andere VPN-Dienste seien betroffen.

China blockiert routinemäßig soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und YouTube. Zuletzt hatte Chinas Internetzensur auch den Zugriff auf Googlemail über E-Mail-Apps im Smartphone gesperrt. Google hatte sich 2010 aus China zurückgezogen, um sich nicht weiter selbst zensieren zu müssen. Seither gehen die Behörden gegen Google-Dienste vor.

Auch Websites von Menschenrechtsorganisationen und verschiedene ausländische Zeitungen wie die New York Times oder das Wall Street Journal sind gesperrt. Viele Chinesen und auch ausländische Journalisten nutzen deswegen die kostenpflichtigen Tunneldienste, um die Blockaden zu umgehen.


Quote
    Deutschmeister
    vor 32 Minuten

Details fehlen - Welches Protokoll ist betroffen? PPTP, IPSec(IKEv2), OpenVPN oder SSTP? Diese Details sind wichtig. Über eine Portsperre lassen sich bis auf OpenVPN alle lahmlegen. OpenVPN kann man mit Randomports betreiben.


Quote
    Deutschmeister
    vor 31 Minuten

Verschlüsselung komplett aushebeln

Unser Innenminister will Verschlüsselung komplett aushebeln ...

[ (21.01.2015) http://www.heise.de/newsticker/meldung/Auch-de-Maiziere-wendet-sich-gegen-Verschluesselung-2523297.html ]


Aus: "Internetzensur: China blockiert VPN-Verbindungen" (26. Januar 2015)
Quelle: http://www.zeit.de/digital/internet/2015-01/china-internet-zensur-vpn


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Quote[...] Die Bundesregierung möchte die Nutzung von Behördeninformationen im Sinne von Open Data vereinfachen. Sie hat dazu am Mittwoch einen Entwurf auf den Weg gebracht, mit dem das Informationsweiterverwendungsgesetz (IWG) von 2006 geändert werden soll. Die Bundesregierung will damit Daten öffentlicher Stellen künftig zur Weiterverwendung ohne spezielle Genehmigung freigeben. Der Bundestag muss dem Vorstoß noch zustimmen.

Mit dem im Mai angekündigten Schritt will das Bundeskabinett die 2013 überarbeitete EU-Richtlinie über die Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors umsetzen. Öffentliche Stellen sollen geeignete Daten demnach künftig in "maschinenlesbaren, offenen Formaten" bereitstellen, nicht mehr auf Papier oder in schwer auswertbaren PDFs. Im Einklang mit den Vorgaben aus Brüssel will auch die Bundesregierung den Anwendungsbereich des IWG auf staatliche Bibliotheken, Museen und Archive ausweiten. Ausgenommen bleiben sollen aber etwa Werke, die von Urheberrechten oder gewerblichen Schutzrechten Dritter erfasst werden.

Die Open-Data-Grundsätze der EU besagen nicht, dass Behördeninformationen in jedem Fall kostenlos bereitgestellt werden müssen, auch wenn die EU-Kommission für viele Bereiche einschlägige Empfehlungen herausgegeben hat. Ämter können in der Regel ihre Ausgaben fürs Vervielfältigen, Anbieten oder Verbreiten von Daten in Rechnung stellen. In Ausnahmefällen sollen Bezieher auch für alle entstehenden Unkosten aufkommen müssen. Verwaltungen sind aber verpflichtet, ihre potenziellen Gebührensätze und die Kreise der davon Betroffenen von vornherein transparenter zu machen.

In diesem Sinne will auch das Bundeskabinett die Grundsätze für das Bemessen von Entgelten für Daten "präzisieren". Gebühren sollen Kosten für Reproduktion und Bereitstellung nicht überschreiten. Davon kann unter bestimmten Umständen abgewichen werden, das soll dann aber transparent dargelegt werden. Alle Anwender müssten gleich behandelt werden, heißt es in dem Entwurf.

Mit dem Vorhaben möchte die Bundesregierung auch das Open-Data-Portal GovData ausbauen. Die Plattform soll Nutzern dabei helfen, staatliche Informationen leichter aufzufinden. Soweit öffentliche Stellen über Metadaten für entsprechende Dokumente verfügen, sollen sie diese künftig auch an GovData möglichst in Form "anerkannter, offener Standards" übermitteln. (Stefan Krempl) / (vbr)


Aus: "Open Data: Berlin will Zugang zu Daten der öffentlichen Hand erleichtern" (11.02.2015)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Open-Data-Berlin-will-Zugang-zu-Daten-der-oeffentlichen-Hand-erleichtern-2547869.html


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Quote[...] Schon jetzt ist es für westliche Internetfirmen nicht ganz einfach, auf dem chinesischen Markt aktiv zu sein. Wer Dienste für die dortige Öffentlichkeit anbietet, muss sich dem Zensur- und Sicherheitsregiment unterwerfen, das in dem Land herrscht. ... Die Regeln, die Anfang November beschlossen wurden, geben den chinesischen Zentralbehörden mehr Macht, Datenflüsse und Hardware zu überwachen. So sollen auch ausländische Firmen gegenüber der Regierung offener agieren und kriminaltechnische Untersuchungen direkter unterstützen. Internetunternehmen müssen sich an polizeilichen Ermittlungen beteiligen und vollen Zugriff auf die Daten geben, sollten Beamte Gesetzesübertretungen vermuten. Die neuen Regeln verlangen außerdem, dass Firmen belegen, dass ihre Systeme gegenüber Hackerangriffen sicher sind – wie genau das gehen soll, ist noch offen.

Die verschärfte Politik, die vom ständigen Ausschuss des Nationalen Volkskongresses bereits genehmigt wurden, soll im Juni 2017 in Kraft treten. Die Regierung betont, sie reagiere damit nur auf die gestiegene Hackinggefahr sowie Terrorbedrohungen aus dem Ausland. China behauptet, in den vergangenen Jahren häufig angegriffen worden zu sein – und die Anzahl der Hacks steige weiter. Laut "Reuters" sagte Yang Heqing, Mitglied des ständigen Ausschusses, China sei eines der Länder mit den größten Internetsicherheitsrisiken. "China muss dringend Rechtssysteme für die Netzwerksicherheit einführen und perfektionieren." Große US-Unternehmen sind derzeit zum Teil gar nicht in China aktiv: So hat Google bereits 2010 seine Server aus dem Land zurückgezogen und Facebook wird seit Jahren geblockt. (Jamie Condliffe)

QuoteListigerLurch, 25.11.2016 10:20

Klingt nicht anders als bei uns. Also bis auf die vorherige Sperre der Dienste. Erstaunlich ist die Motivation der Leute, trotz dem sie von sowas wissen, bei diesen Diensten noch mitzumachen. Quasi zur Schlachtbank joggen. Hüben wie drüben.



Aus: "Chinas neue IT-Sicherheitsregeln machen westlichen Firmen Angst" Ben Schwan (25.11.2016)
Quelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Chinas-neue-IT-Sicherheitsregeln-machen-westlichen-Firmen-Angst-3464676.html


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Quote[...] Eine Mauer als Abschottung funktioniert dann am besten, wenn kaum einer versucht, sie zu überwinden. Mit der digitalen Mauer, der sogenannten "Great Firewall", kontrolliert die Kommunistische Partei den Zugriff auf das Internet in China. Dai Wei ist 29 Jahre alt und arbeitet als Friseur in Peking. Er ist jung, er wirkt hipp, aufgeschlossen und neugierig. Aber die digitale Mauer in China stört ihn nicht wirklich.

    "Wir Chinesen vermeiden es eher, darüber zu reden. Die meisten fühlen sich in dieser Internet-Umgebung wohl. Ihnen ist es egal, ob es nun die Great Firewall gibt oder nicht. Normalerweise vermeiden wir auch, VPN-Tunnel zu nutzen. Eigentlich stört das unser Leben nicht besonders." Dai Wei, Friseur in Peking

Die VPN-Tunnel sind kleine Programme, mit denen die Sperren im Internet überwunden werden können. Aber auch sie werden von den Zensoren hart bekämpft, funktionieren schlecht oder gar nicht. China hat das Internet im Griff, sagt Wu'er Kai Xi, ein Dissident, der in Taiwan lebt. Er ist ehemaliges Vorstandsmitglied der Organisation Reporter Ohne Grenzen.

Die chinesische Regierung kontrolliere den Informationsfluss, sagt Wu'er Kai Xi. Sie habe riesige Ressourcen und gebe sehr viel Geld dafür aus: "Und weil sie den Informationsfluss so effektiv kontrolliert, schafft sie ein soziales Umfeld, in dem die Menschen aufhören, kritisch zu denken, Dinge in Frage zu stellen, zu streiten oder nach dem Warum zu fragen."

Eine Studie der Stanford Universität in Kalifornien aus dem vergangenen Jahr bestätigt genau das. Die Forscher Yuyu Chen und David Yang haben rund zwei Jahre lang die Internetgewohnheiten von 1.800 Pekinger Studenten untersucht. Die Teilnehmer bekamen dabei auch die Möglichkeit, gesperrte Internet-Seiten zu lesen, haben das aber häufig gar nicht genutzt. Nicht einmal jeder Vierzigste hatte das Bedürfnis nach Informationen außerhalb des üblichen chinesischen Propaganda-Rasters.

Der 29-jährige Friseur Dai Wei bestätigt diese Haltung, auch für ihn sind ausländische, gesperrte Internetseiten uninteressant.

"Das liegt auch in unserer traditionellen, chinesischen Kultur begründet und ist nicht wie im Ausland. In China wünscht man sich Harmonie und Stabilität, deshalb möchten wir eigentlich die Nachrichten der anderen Art gar nicht lesen. Ich habe das früher getan, jetzt nicht mehr." Dai Wei, Friseur

Das Fazit der Stanford-Autoren: die Zensur in China schaffe einen Zustand, in der die Bürger gar nicht mehr auf die Idee kommen, nach anderen Informationen zu verlangen. Es sei denn, sie werden aktiv darauf hingewiesen, dann steige das Interesse rapide. Darauf setzt auch Wu'er Kai Xi. Als einer der prominentesten Studentenführer von 1989 kommt sein Name im chinesischen Internet nicht vor, er existiert quasi nicht.

Nach Ansicht von Wu'er Kai Xi ist die Kampagne der Regierung, den Zugang zu Informationen zu kontrollieren, zu diesem Zeitpunkt ein Erfolg. Aber: "Wenn da ein Leck sein sollte, dass größer wird, dann kann der Damm ganz schnell brechen. Die derzeit erfolgreiche Internet-Zensur könnte eines Tages dazu führen, dass das Regime herausgefordert wird."

Aber so lange bleibt es dabei: China blockiert die Freiheit im Internet und schafft eine Parallel-Welt. Ob Facebook, Twitter, Youtube oder Google: China hat für alles eigene Anbieter. Die Chinesen sind verrückt nach sozialen Netzwerken. Aber die Zensoren haben die Kontrolle und Zugriff auf jeden Server. Für China bleibt das ein schwieriger Spagat: Kontrolle und Zensur auf der einen Seite und Innovation und Entwicklung auf der anderen Seite. Noch aber erfüllt die digitale Mauer stabil ihren Dienst.


Aus: "Blocken und Löschen: Internet-Freiheit in China" (17.03.2019)
Quelle: https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/blocken-und-loeschen-internet-freiheit-in-china,RKoRU1n

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Quote[...] Es war bei einem Treffen mit zwei Studentinnen in einem Pekinger Café, als mir bewusst wurde, wie die Internetzensur das Denken junger Menschen verändert. Das Gespräch drehte sich um lohnende Reiseziele in China und die Frage, welcher Ort sich eher für einen zweiwöchigen Urlaub im Sommer eigne: die Tropeninsel Hainan mit ihren Sandstränden oder die Westprovinz Xinjiang, wo man lange Wanderungen entlang tiefblauer Bergseen unternehmen kann? Irgendwann warf ich ein, dass in Xinjiang Hunderttausende Uiguren in Umerziehungshaft sitzen, weil sie als Islamisten verdächtigt werden. Ob sie schon einmal davon gehört hätten? Ungläubig fragte eine der beiden zurück: "Woher weißt du solche Dinge, aus dem Außennetz?" Ihre Freundin wies sie zurecht: "Natürlich, das ist ein sensibles Thema. Darum erfahren wir solche Nachrichten nicht."
© Stephan Dybus

Den Begriff "Außennetz" – auf Chinesisch waiwang – hörte ich 2018 zum ersten Mal. Bis vor wenigen Jahren war auch in China das Internet einfach das Internet: Die Great Firewall, die Große Zensurmauer, war durchlässig genug, um nicht zwischen Innen und Außen unterscheiden zu müssen. Seit Xi Jinping die Zensur allerdings Jahr für Jahr verschärft und immer mehr ausländische Websites sperren lässt, gleicht das Internet in China zunehmend einem hermetisch abgeriegelten Intranet. ...

... Die chinesischen Digital Natives wachsen in einer Netzwelt auf, die die chinesische Geschichte ähnlich lückenhaft erzählt wie die Schulbücher, die sie auswendig lernen müssen: In dieser Welt gab es weder die von Mao verursachte Große Hungersnot noch die darauf folgende Kulturrevolution; die Studentenproteste von 1989 haben sich nie ereignet, Taiwan ist offiziell die 33. Provinz der Volksrepublik. Taucht ein Begriff auf, der eine Debatte auslösen könnte, wird er gesperrt: Hashtags wie #MeToo gefährden laut staatlicher Propaganda die soziale Harmonie und verschwinden wieder. Der Abschiedsbrief eines reichen Unternehmers, der sein Vertrauen in das chinesische System verloren hat und nun nach Europa ausgewandert ist – hunderttausendfach geteilt, binnen Stunden gelöscht. Der Wutausbruch einer Mutter über verunreinigte Grippe-Impfstoffe – sucht man danach, erhält man die Fehlermeldung "Inhalt nicht auffindbar".

... Das Erstaunliche: Ich treffe immer wieder Chinesen, die die neuen Zensurgesetze für gerechtfertigt halten. Die staatliche Propaganda beutet geschickt die Debatte im Westen um Fake-News aus: Seht her, was für ein Chaos entsteht, wenn Regierungen die Kontrolle über das Netz entgleitet!

Die Great Firewall zu umgehen wird unterdessen immer schwieriger. Seit Anfang 2017 sind sogenannte VPN-Programme, mit denen man die Zensurmauer untertunneln kann, offiziell verboten: Apple hat an die 700 Anonymisierungsprogramme aus seinem chinesischen App Store entfernt, der Verkauf und Privatgebrauch von VPNs steht nun erstmals unter Strafe. Im Sommer 2018 verurteilte ein Gericht in Shanghai einen Mann zu drei Jahren Haft auf Bewährung, weil er VPNs vertrieben hatte. Ein Nutzer im südchinesischen Guangzhou musste im Januar 2019 eine Geldstrafe zahlen, weil er sich laut Anklage unerlaubt Zugang zum "internationalen Internet" verschafft hatte.

...


Aus: "Zensur in China Winnie Puuh, der gefährliche Bär" Xifan Yang (ZEITmagazin Nr. 11/2019)
Quelle: https://www.zeit.de/zeit-magazin/2019/11/zensur-china-internet-soziale-medien-xi-jinping

QuoteDhoughal #4

Ein solches Szenario wäre meines Erachtens auch in Deutschland gut vorstellbar. Traurige Realität ist, dass eine Menge Leute lediglich das wahrnehmen, was sie innerhalb ihres durch Algorithmen geregelten Facebook-Newsfeeds serviert bekommen. Das kombiniert man mit einem Netzwerkdurchsetzungsgesetz und schon hat man ein System, welches dem chinesischen nicht allzu fern ist. Kann mir nicht vorstellen, dass viele FB-User aufmucken würden.


Quotekanaka #4.2

Wer, der sich kompetent informieren will, nutzt dazu Facebook?


QuoteSimonAT #13

Zensur ist immer totaler Mist und ist nur ein Zeichen von Schwäche und Angst, es könnte jemand draufkommen das der "herrschende" seine Versprechen nicht halten kann und daher um seine Macht fürchtet.
Doch, sieht es in Europa wirklich besser aus? Fragen wir in Europa welche Medien der Konsument zur Informationsgewinning zur Rate zieht? Es werden nur wenige Webseiten sein.
Die Vielfalt der Nullerjahre ist lange vorbei.
Jeder kann einmal sich selbst überprüfen wie viele Seiten man besucht.
Meist wird es so sein:
Nachrichten, abhängig von Prägung, entweter Boulevard oder 3-4Nachrichtenseiten mit Anspruch. Vielleicht noch eine Nationale Seite der man sich verbunden fühlt mit Mediathek.
dann:
Youtube
Facebook
Amazon, Zalando
Pornxxx ;-) Tumblr, Pinterst
Selbst Ebay ist irgendwie eine Nischensache geworden
In meinem recht großen Bekannten und Freundeskreis twittert niemand.
Instagram ist weit verbreitet. Aber ein reines Spaßdingelchen
das restliche Internet wird nur zur Rate gezogen wenn man etwas superspezielles wissen möchte und ist abhängig von persönlichen Interessen.
fertig
ach ja, und Jetzt könnte ich nochein Diskussion zum LEISTUNGSSCHUTZRECHT lostreten, und das die EU TOR verbieten möchte.
Und ja natürlich die Netzneutralität ist auch ein reibpunkt
sicher, aaaalles nicht so pöhse wie in China, aber Salamitaktik ist auch in Europa verbreitet und die Beeinflussing und Steuerung der Massen ....


QuoteDhoughal #13.1

"Die Vielfalt der Nullerjahre ist lange vorbei."

Ich würde eher das Gegenteil behaupten. Die Vielfalt im Internet ist riesig. Nur sind die meisten Leute zu faul, diese Vielfalt in Anspruch zu nehmen. Denn es ist eben aufwändig, sich vielfältig umzutun.


QuoteNayu #13.2

Was Sie sagen, ist völlig richtig. Aber deshalb ist das noch nicht Zensur, sondern eher die Filterblase, die wir uns selber überstülpen. Dagegen ist fast kein Kraut gewachsen. Gegen eine stataatliche Zensur aber schon. Die halte ich für brandgefährlich. Wie alles, was eine offene Gesellschaft erschwert, behindert und verunmöglicht.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Parlamentspräsident Wolfgang Schäuble lächelt sein stets schwer zu enträtselndes Lächeln, als der Bundesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Ulrich Kelber ihm vergangenen Mittwoch seinen neuen Tätigkeitsbericht überreicht. Schäuble, muss man wissen, ist kein Freund der Informationsfreiheit. Denn das Informationsfreiheitsgesetz (IFG), mit dem sich Bürgerinnen und Bürger Zugang zu Behördenakten einschließlich denen der Regierung verschaffen kann, nervt. Niemand lässt sein Tun gerne kontrollieren. Schon gar nicht, wenn er Schäuble heißt.

Trotzdem wird man im Hause Schäuble an jenem Mittwoch gefeiert haben. Denn parallel zur Berichtsübergabe hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine IFG-Klage des Internetportals abgeordnetenwatch.de gegen Schäubles Parlamentsverwaltung abgewiesen (Az.: BVerwG 10 C 16.19). Die Kläger wollten an interne Dokumente über Spenden und die Rechenschaftsberichte der Parteien kommen, deren oberster Hüter Schäuble ist. Ein redlicher Vorstoß: Die Bundestagsverwaltung kontrolliert die Parteifinanzen. Aber wer kontrolliert die Kontrolleure? Wer vollzieht nach, wie Verstöße bewertet werden?

Das Verfahren wäre eigentlich eine klare Sache gewesen. In zwei Instanzen hatten die Kläger gewonnen, ausdrücklich unter Bezug auf die bisherige Rechtsprechung des höchsten Verwaltungsgerichts. Doch dort hat mittlerweile die Zuständigkeit gewechselt. Für Informationsansprüche liegt diese nunmehr beim Zehnten Senat von Gerichtspräsident Klaus Rennert. Der ist, wie Schäuble, bisher nicht als Freund von Verwaltungstransparenz aufgefallen. Auch Kameras im eigenen Gericht findet er unschön. Alte Juristen-Schule: Recht als Kampf ums Wort, nicht um Bilder.

Man wird sich die Entscheidung von Rennert und seinem Senat näher besehen müssen, doch das eher überraschende Ergebnis lässt erahnen, dass IFG-Verfahren in Leipzig künftig an eine schwierige Station geraten. Denn nach Ansicht der Richter soll das Parteiengesetz selbst eine Art IFG sein mit einem ,,geschlossenen Regelungskonzept zur Veröffentlichung von Informationen" . Gut möglich, dass Rennerts Senat in Zukunft häufiger solche oder ähnliche Konzepte entdeckt – mit der Folge, dass sie jedes Mal Transparenzansprüche nach dem IFG aushebeln.

Dem IFG wäre damit sein schärfster Zahn gezogen. Die Leistung dieses Gesetzes besteht bisher darin, die Arbeit in nahezu sämtlichen Verwaltungsbereichen vor die Frage zu stellen, warum sie eigentlich nicht öffentlich einsehbar sein sollte. In Sachen Parteifinanzierung hat sich diese Frage mit dem Urteil erledigt. Öffentlichkeit gibt es nur, soweit das Parteiengesetz sie ausnahmsweise gewährt. Schäuble bleibt der Boss – ohne Kontrolleur. Vielleicht lächelt er deshalb.


Aus: "Ein Wolfgang Schäuble braucht keinen Kontrolleur" Jost Müller-Neuhof (22.06.2020)
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/parteifinanzen-und-transparenz-ein-wolfgang-schaeuble-braucht-keinen-kontrolleur/25930136.html

Quotegesundermenschenverstand 22.06.2020, 17:56 Uhr

"Ein Wolfgang Schäuble braucht keinen Kontrolleur"

Ausgerechnet der sehr vergessliche Schwarzgeldkofferträger.
Ausgesprochen bizarr, wie das Bundesverwaltungsgericht hier befindet.


Quotejan 22.06.2020, 14:24 Uhr

Der Autor schreibt ganz richtig, daß sich Bürgerinnen und Bürger mit dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) Zugang zu Behördenakten einschließlich denen der Regierung verschaffen können.
Nur ist der Bundestag und damit auch dessen Verwaltung aber gar keine Behörde, also Teil der Exekutive, sondern ein eigenständiges Verfassungsorgan: die Legislative.
Das allerdings scheint sich weder bis zu den Klägern noch bis zu Herrn Müller-Neuhof herumgesprochen zu haben.


QuoteHanebutt 22.06.2020, 11:29 Uhr

Ein Nachfahre der alten obrigkeitsgläubigen Justiz trifft auf einen Geldbriefträger. Nun, schlecht für die Aufklärung.


...

Textaris(txt*bot)

Quote[...] Chinas Zensoren wollen wissen, was die Chinesen im Internet tun. Zeitgemäße HTTPS-Verbindungen verhindern das aber. Nun werden sie einfach blockiert.

Chinas "Große Firewall" blockiert nun Verbindungen, die mit dem Verschlüsselungsprotokoll TLS in der aktuellen Version 1.3 geschützt werden. Das haben Forscher ermittelt, die kontinuierlich Chinas Internetzensur analysieren.

Einem Team von der Universität Maryland zufolge wurden die ersten Blockaden am 29. Juli beobachtet und inzwischen sei klarer geworden, wie genau die Zensur im Fall der besonders gut geschützten Verbindungen abläuft. Betroffen ist demnach nur HTTPS-Traffic, der per Encrypted Server Name Indication (ESNI) geschützt wird. Chinas Zensoren können bei diesem nicht mehr erkennen, welche Server kontaktiert werden.

TLS 1.3 ist die aktuelle Version des Verschlüsselungsprotokolls TLS (Transport Layer Security), dem Nachfolger von SSL (Secure Sockets Layer). Entwickelt worden war sie – auch gegen Widerstände – als Konsequenz der Snowden-Enthüllungen mit dem Fokus auf Verschlüsselung so vieler Metadaten der Kommunikation wie möglich. Wenn per ESNI auch der Server-Name verschlüsselt wird, kann durch einen Blick auf den Traffic – etwa durch Chinas Internetzensoren – nicht mehr ermittelt werden, wer überhaupt kontaktiert wird. Bei der Absicherung von HTTPS-Verbindungen gewinnt TLS 1.3 aktuell zunehmend an Verbreitung.

Wie die Analysen der Großen Firewall nun nahelegen, will Chinas Führung diesen blinden Fleck nicht akzeptieren. Bei Verbindungen, bei denen TLS 1.3 und ESNI zum Einsatz kommt, lässt die Firewall Pakete fallen und blockiert so die Verbindungsaufnahme. Das erfolgt demnach in beide Richtungen, sowohl bei Verbindungen aus dem Ausland zu chinesischen Servern als auch aus China zu ausländischen Servern. Ist eine solche Verbindung blockiert, werden alle weiteren Kontaktaufnahmen der Sender-IP zur selben Empfänger-IP und dem Empfänger-Port für zwei oder drei Minuten unterbunden.

Mit Methoden des maschinellen Lernens haben die Forscher nach eigenen Angaben gleich mehrere Möglichkeiten gefunden, die Blockaden mit jeweils 100-prozentiger Erfolgsrate zu umgehen – sowohl server- als auch client-seitig. Wie genau, beschreiben sie in ihrem Artikel. Sie weisen aber auch darauf hin, dass es sich dabei wohl um keine Strategien handelt, denen ein langfristiger Erfolg beschieden sein wird: Das Katz- und Maus-Spiel werde weitergehen.

(mho)


Aus: "Chinas Große Firewall blockiert nun TLS 1.3 mit ESNI" Martin Holland (10.08.2020)
Quelle: https://www.heise.de/news/Chinas-Grosse-Firewall-blockiert-nun-TLS-1-3-mit-ESNI-4866319.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die 40. Konferenz der Informationsfreiheitsbeauftragten in Deutschland (IFK) hat den Gesetzgeber dazu aufgerufen, das Informationsfreiheitsgesetz des Bundes (IFG) in der nächsten Legislaturperiode zu reformieren und zu einem modernen Transparenzgesetz mit einem Transparenzregister weiterzuentwickeln. "Informationen sind die Basis einer Demokratie", begründen sie ihre Initiative. "Ein demokratischer Staat kann nicht ohne freie und möglichst gut informierte öffentliche Meinung bestehen."

In dem überarbeiteten Normenwerk müssten das IFG und das Umweltinformationsgesetz (UIG) zusammengelegt werden, "um die Informationsansprüche übersichtlicher und bürgerfreundlicher zu gestalten", betonen die Beauftragten von Bund und Ländern in einer bei der Tagung am Mittwoch angenommenen Entschließung. Ein einheitliches, übergreifendes Transparenzgesetz würde die Bekanntheit, die Anwenderfreundlichkeit und die Durchsetzungskraft aller Informationszugangsgesetze erhöhen.

"Zu den Informationen, die im Transparenzregister veröffentlicht werden, sollten insbesondere Kabinettbeschlüsse und deren dazugehörige Kabinettvorlagen, Verträge von öffentlichem Interesse, Gutachten, Studien und wesentliche Unternehmensdaten staatlicher Beteiligungen gehören", ist der Resolution zu entnehmen. Die Publikation weiterer Daten sei ausdrücklich zuzulassen. Bisher haben Hamburg und Rheinland-Pfalz ein Transparenzgesetz, das über die reine Akteneinsicht hinausgeht. Das Berliner Abgeordnetenhaus berät einen einschlägigen Entwurf, der laut Kritikern aber nach hinten losgehen könnte https://netzpolitik.org/2021/informationsfreiheit-rot-rot-gruenes-transparenzgesetz-wuerde-die-transparenz-in-berlin-einschraenken/.

In das Gesetz soll dem Beschluss zufolge auch eine Klausel aufgenommen werden, nach der Informationen, die auf individuellen Antrag hin zugänglich gemacht wurden, zugleich im Register veröffentlicht werden können ("Access for one = access for all"). Voraussetzung sei, dass ein öffentliches Interesse an einer solchen Publikation bestehe. Zudem sollte das Prinzip "Informationsfreiheit by Design" eingeführt werden. Anforderungen zur Akteneinsicht müssten so von Anfang an bei der Gestaltung der IT-Systeme und organisatorischen Prozesse berücksichtigt werden. Der Bundesbeauftragte sollte Verstöße gegen das Informationsfreiheitsrecht ferner per Anordnung beseitigen können.

Die breiten Ausnahmen ganzer Verwaltungssektoren und Behörden im IFG gehören laut der Entschließung auf den Prüfstand, "da einige Ausschlussgründe überflüssig sind oder sich überschneiden". Sie sollten reduziert und harmonisiert werden. Eine allgemeine Güterabwägung zwischen Informations- und Geheimhaltungsinteresse sei als zusätzliches Korrektiv nötig.

Die IFK appelliert parallel in einer weiteren Resolution an die Gesetzgeber von Bund und Ländern, die Bereichsausnahmen für den Verfassungsschutz abzuschaffen und die entsprechende Passage auf den Schutz konkreter Sicherheitsbelange im Einzelfall zu beschränken. "Mehr Transparenz stärkt das Vertrauen in die Verfassungsschutzbehörden und erhöht ihre Legitimation", unterstreichen sie. Auch wenn Maßnahmen der Informationsgewinnung meist der Geheimhaltung unterlägen, bedeute das nicht, "dass ihre gesamte Tätigkeit zwangsläufig intransparent sein muss".

Schon jetzt müssten die Inlandsgeheimdienste etwa "Themen und Teilnehmende von Hintergrundgesprächen auch gegen den Willen der Behörden" gegenüber der Presse bekannt geben, erklären die Beauftragten. Bürger hätten darüber hinaus nach den Umweltinformationsgesetzen prinzipiell Auskunftsansprüche. Es erschließe sich daher nicht, "warum sie auf entsprechende allgemeine Fragen nach dem Informationsfreiheitsrecht schweigen dürfen".

In einer dritten Entschließung heißt es, alle öffentlichen Stellen sollten Beauftragte für Informationsfreiheit benennen, "wie es bereits für den Datenschutz verpflichtend ist". In Rheinland-Pfalz und Thüringen sei dies bereits gesetzlich vorgeschrieben. Damit soll das Recht auf Informationszugang gefördert werden. Die Behördenbeauftragten könnten etwa helfen, wenn Fragen zur Auslegung des Informationsfreiheitsgesetzes oder zu proaktiven Veröffentlichungen auftauchen.

Sinnvoll wäre es der IFK zufolge auch, wenn die Experten intern verdeutlichten, dass ein Antrag auf Akteneinsicht nicht lediglich als "einfache Bitte" qualifiziert werden könne, sondern fristgerecht bearbeitet werden müsse. Ferner sei eine Koordination eingehender Auskunftsersuchen zielführend, was letztlich "zu einer Arbeitserleichterung" bei den Behörden beitrage.

(tiw)



Aus: "Informationsfreiheit: Verfassungsschutz soll transparenter werden" Stefan Krempl (06.06.2021)
Quelle: https://www.heise.de/news/Informationsfreiheit-Verfassungsschutz-soll-transparenter-werden-6063105.html

https://www.bfdi.bund.de/SharedDocs/IFG/IFGEntschlie%C3%9Fungssammlung/AGID_IFK/40Konferenz_Transparenz-Verfassungsschutz.html?nn=5571352

https://www.bfdi.bund.de/SharedDocs/IFG/IFGEntschlie%C3%9Fungssammlung/AGID_IFK/40Konferenz_Transparenz-beh%C3%B6rdliche-IF.html?nn=5571352

Textaris(txt*bot)

Quote[...] ,,Jeder Mensch hat das Recht (...) Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten." So steht es im Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Doch weltweit ist dieses Recht für die meisten Menschen pure Theorie.

Zu diesem Schluss kommt der jährliche ,,Freedom on the Net"-Report der US-amerikanischen NGO Freedom House, der die Freiheit des Internets weltweit analysiert. Untersucht wurden dieses Jahr 70 Länder und damit 89 Prozent der Internetnutzer*innen.

Die Au­to­r*in­nen der Untersuchung haben eine Skala entwickelt, auf der ein Land mit absolut freiem Internet 100 Punkte erhalten würde. Abzug gibt es für drei Arten von Freiheitsverletzungen: Zugangshürden, Beschränkung der Inhalte und die Verletzung von Nutzerrechten.

Und global geht es abwärts. Das ist bedenklich, wenn auch nicht überraschend: Seit zwölf Jahren gibt es die Erhebung, bisher wurde jedes Jahr eine Verschlechterung der Situation festgestellt. Nur knapp ein Fünftel der Weltbevölkerung lebt laut dem Bericht in einem Land mit freiem Internet, darunter sind etwa die USA, Argentinien und die meisten europäischen Länder. Angeführt wird die Rangliste von Island, das 95 Punkte erreicht.

Ein Drittel der Nut­ze­r*in­nen weltweit haben Zugang zu einem nur teilweise freien Internet, in Europa etwa Menschen in Ungarn und der Ukraine, aber auch Mexiko oder Singapur. 37 Prozent der Länder verfügen über kein freies Internet. Das Schlusslicht ist seit acht Jahren in Folge China mit 10 von 100 Punkten. Der stärkste Rückgang der Internetfreiheit wurde in Russland festgestellt, das gerade noch 23 Punkte erreicht – sieben weniger als vergangenes Jahr. Deutschland erreicht 77 Punkte und belegt damit den achten Platz. Abzug gab es für blockierte Websites sowie neue Zensur- und Überwachungsgesetze.

Einen Schwerpunkt legt der Bericht auf die zunehmende Fragmentierung des Internets. Die Au­to­r*in­nen schreiben von einer Entwicklung weg von einem globalen Internet hin zu kontrollierbaren Onlineräumen. In mehr als zwei Dritteln der untersuchten Länder hätten die Behörden ihre juristische und gesetzgeberische Macht genutzt, um den Zugang zu ausländischen Informationsquellen zu beschränken.

Bekannte Beispiele sind die große Firewall von China, oder Russland, das nach dem Überfall auf die Ukraine etwa Facebook und Twitter gesperrt hat. Es gibt unzählige weitere. So sind in Indien über einhundert chinesische Plattformen gesperrt.

Doch diese Fragmentierung auf nationaler Ebene ist nur ein Teil eines globalen Kampfes um die Kontrolle des Internets. Angeführt von Moskau und Peking, hätten Diplomaten autoritärer Länder ihr Modell von Cybersouveränität bei multilateralen Institutionen vorangetrieben. Sie fordern das Recht der Länder, ihr ,,nationales Segment des Internets" zu kon­trollieren.

Noch stoßen sie damit bei den Mitgliedern der Internationalen Fernmeldeunion auf Widerstand, doch sie intensivieren ihre Bemühungen. Deshalb sei eine verstärkte Koordination der Demokratien essenziell für die Verteidigung eines freien und offenen Internets. Entsprechend positiv bewerten die Autorinnen des Berichts Initiativen wie den ,,Copenhagen Pledge on Tech and Democracy", die Regierungen, internationale Regulierungsbehörden, die Zivilgesellschaft und die Privaten zusammen bringen, um Menschenrechte im digitalen Zeitalter zu verteidigen.

Auch der Digital Service Act (DSA), ein umfassendes Gesetzesvorhaben der EU, sei eine vielversprechende Alternative zu Regulierungen, die auf Zensur basieren.

Jedoch beinhalte der DSA auch problematische ,,notice and action"-Maßnahmen, um Unternehmen dazu zu zwingen, Meinungsäußerungen, die in der EU oder den Mitgliedstaaten illegal sind, zu entfernen. Diese Instrumente könnten politisch missbraucht werden.

...


Aus: " ,,Freedom on the Net"-Report: Das Internet wird immer unfreier" Clara Vuillemin (18. 10. 2022)
Quelle: https://taz.de/Freedom-on-the-Net-Report/!5885807/

Quoteuvw 19.10.2022, 00:42

"Einen Schwerpunkt legt der Bericht auf die zunehmende Fragmentierung des Internets. Die Au­to­r*in­nen schreiben von einer Entwicklung weg von einem globalen Internet hin zu kontrollierbaren Onlineräumen."

Sie meinen sicher sowas wie Facebook, Google, Apple, Amazon ... und alles, was jeweils dazugehört? Haben Sie schon mal versucht, ein Posting bei Facebook, Instagram o.ä. mit der Suchmaschine ihrer Wahl zu finden? Andersherum: Wieviel Aufwand betreiben Sie, um ihre Inhalte für den Meta-Konzern optimal bereitzustellen?

Das Internet ist zu großen Teilen mittlerweile unter staatlicher und privatwirtschaftlicher Kontrolle ("Plattformen"). In den autoritären Staaten unter staatlicher und in den weniger autoritären marktkonformen Staaten beides. ...


QuoteIngo Bernable, 10:11

@uvw Man sollte aber schon auch berücksichtigen, dass die Dominanz der Konzerne vor Allem einer fatalen Kombination von Bequemlichkeit und Netzwerkeffekten entspringt, während alle Standards auf denen das Netz aufbaut offen sind, so dass es durchaus möglich ist, sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Anwendung, einen großen Bogen um die Big Five zu machen.


QuoteBolzkopf, 22:47

Das Internet wird nicht nur unfreier sondern auch immer kaputter.
Suchen sie mal nach Fantasiebegriffen und wundern sie sich was es da (angeblich) alles gibt ...
Klicken sie sich mal erfolgreich durch alle Cookiebanner ...
Versuchen sie mal nachzuvollziehen welche Webseiten sie mit dem letzten Klick wirklich besucht haben ...
Wundern sie sich über diese treffenden Suchwortergänzungen - und seien sie sich bewusst das jeder Mausschubs und jeder Tastendruck irgendwo registriert wird.
Und glauben sie nicht dass mit diesen Daten eh niemand was anfangen kann. Denn dann würde man ja nicht Abermilliarden für die Datensammelei investieren.
Es mag ja Tools geben, die einen beim Selbstschutz unterstützen, aber wissen sie was diese Tools noch zusätzlich so alles speichern und rumposaunen ?


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